Versorgung Im Nördlichen Rheinland-Pfalz STUDIE ZUR EINZELHANDELSNAHVERSORGUNG VORWORT

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Versorgung Im Nördlichen Rheinland-Pfalz STUDIE ZUR EINZELHANDELSNAHVERSORGUNG VORWORT Versorgung im nördlichen Rheinland-Pfalz STUDIE ZUR EINZELHANDELSNAHVERSORGUNG VORWORT Eine starke Wirtschaft, verwurzelte Traditionen, aktive Gemeinschaften, ein reges Vereinsleben in unseren zahlreichen Ortschaften und eine unver- wechselbare Landschaft: Das und noch vieles mehr zeichnet unsere Region aus. Um den Bewohnern und Gästen unserer Region eine hohe Lebensqua- lität bieten zu können, ist ein Faktor dabei besonders wichtig: eine intakte Infrastruktur – und dazu gehört auch eine gute Nahversorgung. Allerdings ist die Nahversorgung – insbesondere im ländlichen Raum – vielerorts ein Sorgenkind. Für zahlreiche Dörfer ist es bereits Realität: Dinge des alltäglichen Bedarfs, wie beispielsweise Lebensmittel, können vor Ort nicht mehr gekauft werden. Das verringert nicht nur die Lebensqualität beträchtlich, sondern führt auch zu einer deutlichen Minderung der Stand- ortattraktivität, welche maßgeblich auch an der Erreichbarkeit von Versor- gungseinrichtungen gemessen wird. Vielerorts führt dies zur Landflucht: Ein Bevölkerungsrückgang aus den ländlich geprägten Regionen hinein in die Ballungszentren. Die daraus resultierende Ausdünnung der Ortsgemein- den wirkt sich auch massiv auf deren wirtschaftlichen Perspektiven aus – es entsteht über alle Branchen hinweg eine erhebliche Fachkräftelücke, zudem nimmt die lokale Kaufkraft stetig ab. Die vorliegende Studie zur Einzelhandelsnahversorgung im ländlichen Raum basiert auf einer Befragung der Ortsbürgermeister unseres Kam- merbezirks. Sie wirft ein Schlaglicht auf die derzeitige und zu erwartende Nahversorgungsstruktur in unserer Region und soll als Ausgangspunkt für eine Diskussion um die Sicherung der Nahversorgung dienen. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre! Arne Rössel Alexander Baden Hauptgeschäftsführer IHK Koblenz Hauptgeschäftsführer HwK Koblenz Koblenz, im Dezember 2017 -2- INHALT 1 | Einleitung 2 | Das Wichtigste in Kürze 3 | Kreisebene 3.1 | Landkreis Ahrweiler 3.2 | Landkreis Altenkirchen 3.3 | Landkreis Bad Kreuznach 3.4 | Landkreis Birkenfeld 3.5 | Landkreis Cochem-Zell 3.6 | Landkreis Mayen-Koblenz 3.7 | Landkreis Neuwied 3.8 | Landkreis Rhein-Lahn 3.9 | Landkreis Rhein-Hunsrück 3.10 | Landkreis Westerwaldkreis 4 | Mobile Versorgung 5 | Methodische Vorgehensweise 6 | Quellen und Anmerkungen Anhang Impressum Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. -3- -4- 1 | EINLEITUNG Die vorliegende Untersuchung zur Ein- über einen mobilen Verkaufswagen achten. Zudem nimmt der Wettbewerbs- zelhandelsnahversorgung im ländlichen abgefragt. Da diese nicht zu klassischen druck auf Grund der expansiven Strategie Raum verfolgt das Ziel, einen systema- stationären Einzelhandelsnahversorgung der größeren Anbieter weiter zu. Mit tischen Überblick der Nahversorgung zählen, wird diese Versorgungsvariante der Flächenausweitung verbunden sind in ländlichen Räumen zu gewinnen, die unter dem Gliederungspunkt 4 separat größere Einzugsgebiete und geringere grundsätzliche Nahversorgungsstruktur erläutert. Flächenerträge sowie eine Konzentration aufzudecken und damit mögliche Ansatz- Insbesondere in den kleineren Orten mehrerer Anbieter und Formate in den punkte zur Sicherung der Nahversorgung ohne zentralörtliche Funktion, aber auch Zentren ländlicher Räume. In kleineren aufzuzeigen. in einigen Orten mit grundzentraler Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern Unter dem Begriff Nahversorgung wird Funktion, ist eine Grundversorgung im verbleiben oft nur Discounter und kleine eine orts- und zeitnahe Versorgung mit Einzelhandel bereits heute nicht mehr Supermärkte; letztere sind dabei oft mit Gütern und Dienstleistungen des täg- gewährleistet. Die zunehmende räumliche Problemen der wirtschaftlichen Tragfä- lichen Bedarfs verstanden. Was zum Konzentration im Bereich der Versor- higkeit konfrontiert.2 täglichen Bedarf gehört, darüber gibt gung mit Gütern und Dienstleistungen Generell lässt sich sagen, dass kleinere es allerdings keinen vereinheitlichten des täglichen Bedarfs, wie z. B. Lebens- Dörfer stärker in ihrer Zukunftsfähigkeit Konsens. Eine Übereinkunft scheint auch mitteleinzelhandel, führt vielfach zu gefährdet sind als größere Orte, Mit- kaum möglich, da jeder Verbraucher einem Rückzug aus der Fläche, von der tel- oder gar Oberzentren. Ein wichtiger individuell interpretiert, was für ihn da- insbesondere dünn besiedelte Regionen Faktor, der in diese Prognose miteinspielt, zugehört. Teilweise wird hierbei nochmals und spezifische Bevölkerungsgruppen, ist der Bevölkerungsrückgang – gerade nach einer Nahversorgung im engeren vor allem weniger mobile Personen wie auch von jungen Menschen - in ländli- Sinne, die nur Güter des täglichen Bedarfs ältere Menschen, Kinder und Jugendliche, chen Regionen. Je größer die Entfernung wie Lebensmittel, Getränke, Genusswaren betroffen sind. Die Ursache dafür besteht zu größeren Städten mit Schulen, Kran- und Drogerieartikel umfasst, sowie der vor allem darin, dass auf der Nachfra- kenhäusern oder einer nennenswerten im weiteren Sinne unterschieden, wobei geseite die Bindung der lokalen Kaufkraft Bandbreite an Einkaufsmöglichkeiten noch private und öffentliche Dienstleis- tendenziell eher abgenommen hat, da die ist, umso stärker fällt tendenziell der tungen wie Post, Bank, Café, Gaststätte, Mobilität gestiegen ist und die Ansprüche Bevölkerungsrückgang aus kleineren Arzt, Apotheke oder Verwaltungsstelle der Konsumenten bezüglich des Preises, Ortsgemeinden aus, die sich demografisch hinzugezählt werden.1 Für die vorliegende der Auswahl- und Kopplungsmöglichkei- nicht stabilisieren können. Zwar schafft Ausarbeitung wird die Begrifflichkeit der ten zugenommen haben. Außerdem ist wirtschaftlicher Strukturwandel auch Nahversorgung im engeren Sinne ver- zu berücksichtigen, dass vor allem der neue Arbeitsplätze, diese entstehen aber standen. Der vorliegende Bericht berück- Lebensmitteleinzelhandel in einem stag- vor allem in Verdichtungsräumen. In den sichtigt die grundlegenden Versorgungs- nierenden und stark umkämpften Markt ländlich-peripheren Gebieten geht Be- einrichtungen Bäcker, Metzger, kleiner agiert. Vor diesem Hintergrund erscheinen schäftigung verloren. Neben den bereits Supermarkt und großer Supermarkt, Dis- gerade der Markteintritt und die Etablie- genannten Faktoren zieht die Standortat- counter, Drogeriemarkt, Tankstellenshop rung kleiner Läden schwierig. Auf Seiten traktivität der größeren Städte zusätzlich und Sonstiges (wie beispielsweise einem der Anbieter lässt sich entsprechend der Menschen aus dem ländlichen Raum, der Dorf-/Hofladen) als Bewertungsmaßstab. gewandelten Nachfrage eine Entwicklung in Teilen auch von Leerstand und sinken- Darüber hinaus wurde die Versorgung hin zu größeren Verkaufsstellen beob- der Attraktivität geprägt wird.3 1 Nahversorgung in ländlichen Räumen (2013), S. 3f. 2 Strukturprobleme im ländlichen Raum (2014), S. 3. 3 Die Zukunft der Dörfer (2011), S. 6f. -5- 2 | DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Befragung von 1.042 Orts- bürgermeistern Befragung von 1.042 Ortsbürgermeistern mittels Fragebogen nach der aktuellen Versorgungslage. Davon Rückmeldung aus 927 Ortsgemeinden und Ergänzung durch Mitgliedsdaten von IHK und HwK bei 28 Orten. Insgesamt gehen 955 Ortsgemeinden in die Untersuchung mit ein. Da im Untersuchungsbereich in den Städten und Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern von einer angemessenen Ver- sorgungsstruktur ausgegangen werden kann, wurden diese von der Erhebung ausgenommen. 35 % der befragten Ortsbür- germeister konnten seit dem (starke) (starke) Verschlechterung 9 Verbesserung Jahr 2000 keine Veränderung 37 feststellen, 19 % gaben an, dass bereits damals keine Nahversor- SEIT gung vorhanden war, 37 % der 2000 Ortsbürgermeister beobachten 35 eine (starke) Verschlechterung damals bereits keine und nur neun Prozent stellen keine NV 19 Veränderung eine (starke) Verbesserung fest. In 394 der 955 untersuchten Ortsgemeinden existieren gegenwärtig Nahversorgungseinrichtun- gen (41,3 %). Von den 554 Ortsgemeinden, die keine Einzelhandelsnahversorgung aufweisen, werden 153 (27,6 %) durch mobile Verkaufswagen versorgt. 30,5 % der Ortsbürgermeister 63 % befürchten eine (starke) Ver- schlechterung in den nächsten erwarten keine zehn Jahren und nur 6,5 % Veränderung in erwarten eine (starke) Verbes- serung. Der größte Teil (63 %) der örtlichen erwartet keine Veränderung in Nahversorgung der örtlichen Nahversorgung. Die bestehenden Verkaufsstellen mit klassischer Nahversorgungsfunk- tion werden überwiegend durch Bäcker und Metzger besetzt, gefolgt von kleinen Supermärkten, großen Supermärkten & Discountern, Tankstellenshops und Verkaufsstellen mit Drogeriewaren. Die komplette Bandbreite der abgefragten Einzelhandelsgeschäfte (Bäcker, Metzger, kleiner Supermarkt und großer Supermarkt, Discounter, Drogeriemarkt, Tankstellenshop, Sonstiges) ist nur noch in einer Ortsgemeinde der untersuchten Region vorzufinden. 3 | KREISEBENE Betrachtet man die Situation auf Kreisebene, so lässt sich nach. Hier hat jeweils rund die Hälfte der Ortsbürgermeister feststellen, dass überwiegend das Lebensmittelhandwerk die angegeben, dass die Situation sich verschlechtert bis stark ver- Menschen vor Ort mit bestimmten Waren des täglichen Bedarfs schlechtert hat. Etwas weniger kritisch fielen die Antworten aus versorgt. Ausgenommen mobiler Verkaufswagen, überwiegt in dem Landkreis Rhein-Hunsrück aus. Hier hat nur ein Viertel der allen Landkreisen die Existenz von Bäckereien und Metzgereien,
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