Jahresbericht Des Westfälischen Provinzial-Vereins Für Wissenschaft
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Die Grosssclmelterlinge MUm mit besonderer Berücksichtigung fler Gegenden Yon Wariburg, Rietberg und Hagen. Zusammengestellt von Karl Uffeln. Beiheft zum Jahresbericht der Zoologischen Sektion des Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst. Münster i. W. 1908. Kegensbergsclie Buchdruckerei. Vorwort. Im Jahre 1896 wandte ich mich als Mitglied der Zoologischen Sektion des Westfälischen Provinzial-Vereins für Wissenschaft und Kunst an den da- maligen Sekretär der Sektion, den leider so früh und unter so traurigen Um- ständen aus dem Leben geschiedenen Privatdozenten Dr. Fr. Westhoff zu Münster, mit der Anfrage, ob etwa seitens der genannten Gesellschaft eine bislang nicht vorhandene, aber sehr wünschenswerte besondere Bearbeitung der Schmetterlingsfauna Westfalens geplant oder betrieben werde, wobei ich für den Bejahungsfall gleichzeitig meine Mitwirkung an dem Werke durch demnächstige Angabe meiner eigenen Beobachtungen über die Falter meiner westfälischen Heimat anbot. Als Dr. Westhoff meine Frage verneinte, mir aber die selbständige Behandlung des genannten Themas warm empfahl, bin ich seiner Anregung folgend an diese Arbeit mit Freuden herangetreten, trotzdem ich mir der grossen Schwierigkeiten bewusst war, denen ich, weil nicht Zoologe von Be- ruf, bei Erledigung der gestellten Aufgabe notwendigerweise begegnen musste. Ich glaubte aber meine Betrachtungen und Erfahrungen als Sammler und Züchter von Schmetterlingen nicht nur für mich behalten, sondern weiteren Kreisen zugänglich machen zu sollen, zumal im Laufe der Zeit das mir zu Gebote stehende Material ein ziemlich umfangreiches geworden war und sich immer mehr vergrösserte. Ich habe seit meiner Schulzeit — bis jetzt wohl sicher schon dreissig Jahre — andauernd und mehr oder weniger eifrig den Faltern der Heimat mein besonderes Interesse zugewendet, habe viele Tausende derselben gefangen und gezüchtet, alle bekannten Sammelmethoden praktisch ausgeübt und über die Ergebnisse dieser ganzen Tätigkeit fortlaufend schriftliche Notizen ge- macht, für deren Zuverlässigkeit ich jede Garantie übernehme. Die nachstehende Arbeit ist in erster Linie der Niederschlag aus einem Heere von Einzelnotizen und aus jahrzehntelanger praktischer Erfahrung; was aber aus anderen Quellen geflossen ist, das gründet sich auf Mitteilungen zuverlässiger Gewährsmänner, die, wie mir bekannt, mit der Liebe zur Natur eine sichere Beobachtungsgabe und gute Kenntnisse in der entomologischen Wissenschaft verbinden. Allen diesen Herren, insbesondere Herrn Senatspräsidenten Dr. Urs eil zu Naumburg a. d. Saale, früher Landrichter zu Hagen, Herrn Oberlandes- gerichtssekretär Schmidt zu Hamm, Herrn Organisten A. Seiler und Herrn Kaufmann Wilhelm Pollack zu Münster, von denen beiden der erstere mir zahlreiche Notizen, der letztere mir neben seiner reichen Erfahrung die mit peinlicher Sorgfalt geführten Aufzeichnungen eines verstorbenen Sammlers, 1* 4 des ßechnungsrats Hütte zu Münster, aus den Jahren 1846 bis 1881 zur Verfügung stellte, ferner Herrn Vikar Kentrup zu Gescher, der früher bei Riesenbeck in der Gegend von Rheine eifrig sammelte, endlich und vornehm- lich aber Herrn Professor Fr. Humper t zu Bochum, der mir in jahrelangem lieben Verkehr so manche Kenntnis und Anregung vermittelte, sage ich für ihre gütige Beihilfe auch an dieser Stelle meinen aufrichtigen herzlichen Dank. Mit dieser Unterstützung glaube ich nunmehr im stände zu sein, ein getreues und annähernd vollständiges Bild der westfälischen Lepidopteren- fauna — zunächst der Grossschmetterlinge, während ich die Behandlung der Mikrolepidopteren auf eine fernere Zeit verschiebe — geben zu können. Dabei verhehle ich mir nicht, dass bei eifrigem Sammeln und auf- merksamer Beobachtung durch zahlreiche Schmetterlingsfreunde, zumal an von mir hier nicht näher berührten Örtlichkeiten und unter Anwendung der jedem Entomologen bekannten Fangmethoden mittels Köders und Lichts, die ich nur dringend empfehlen kann, noch manche bisher nicht ermittelte Falter- art, insbesondere aus der Zahl der Nachtschmetterlinge, sich als in Westfalen vorkommend feststellen lassen, dass auch die Zahl der Fundorte seltener Arten eine wesentliche Bereicherung erfahren wird. — Um aber eine vollständige Übersicht über das bisher von den west- fälischen Schmetterlingen bekannte Vorkommen zu geben, habe ich in der vorliegenden Arbeit auch alles in früheren Zeiten bereits veröffentlichte ; Material mitverwertet und erwähnt, in der Erwägung, dass gerade durch ! eine Zusammenstellung aller auf eine Reihe von Jahrzehnten sich verteilenden Sammelergebnisse das Bild der Falterfauna nur gewinnen muss und wissen- schaftliche Schlüsse allgemeiner Art um so sicherer aus ihr gezogen werden I können, als ihr eine Fülle von Einzelbeobachtungen aus älterer und neuerer Zeit zur Grundlage dient. Dieses bisher schon bekannt gewesene Material ist jedoch sehr wenig umfangreich und besteht lediglich aus ganz kurzen Notizen über einige west- fälische Fundorte bei Speyer (Dr. Adolf Speyer und August Speyer: „Die geographische Verbreitung der Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz") und Jordan (Dr. Karl Jordan: „Die Schmetterlingsfauna Nord- westdeutschlands"), die zudem noch offensichtlich aus denselben Quellen ihre meisten Ortsangaben geschöpft haben; dazu kommen dann noch die Be- merkungen von Henze in seiner Arbeit „Die Schmetterlingssammlung des Gymnasiums" zu Arnsberg (Jahresberichte der Anstalt 1883 bis 1885), die jedoch auf Vollständigkeit und unbedingte Zuverlässigkeit bei im übrigen zweifellos grösster Gewissenhaftigkeit um deswillen keinen Anspruch machen können, weil der Herr Verfasser sich im wesentlichen auf die Aufzählung der in der Sammlung des Gymnasiums enthaltenen Arten und deren Fund- ortetiketten beschränkt, ohne jedoch damit eine Garantie für die absolute Richtigkeit der letzteren auf Grund eigener Erfahrung und Beobachtung übernehmen zu wollen, eine Garantie, die nach Lage der Sache dem Herrn Verfasser jener Abhandlung auch füglich gar nicht zugemutet werden könnte. — Die vorliegende Arbeit soll sich nun aber auch nicht einfach auf eine Aufzählung der in Westfalen bisher gefundenen Schmetterlingsarten be- schränken, vielmehr alles dasjenige nicht schon sonst Gemeingut entomo- logischer Wissenschaft gewordene Material zusammentragen, welches über die Lebensweise, die Erscheinungszeit, die Flugplätze und Eigentümlichkeiten der Falter, sowie die Beschaffenheit und Fundorte ihrer früheren Stände von mir selbst oder den oben genannten Bekannten gesammelt wurde. Viel Bekanntes musste, wenn auch bei Zucht und Fang des öfteren wiederholt bestätigt, naturgemäss weggelassen werden; dafür ist aber alles dasjenige mitgeteilt worden, was bei noch bestehenden wissenschaftlichen Zweifelsfragen zur Klarstellung irgendwie von Erheblichkeit sein konnte. Bei dieser Umschreibung des zu behandelnden Stoffes kann es kein Wunder nehmen, dass diese Arbeit keineswegs den Anspruch auf absolute Vollständigkeit und erschöpfende Behandlung jeder einzelnen Art erheben will und kann; ich bitte deshalb um freundliche Nachsicht in der Beurteilung des Gebotenen. Der Zukunft und einer späteren Feder muss es vorbehalten bleiben, die jetzt noch vorhandenen, sicher zahlreichen Lücken in einer allumfassenden Kenntnis unserer westfälischen Falter auszufüllen. Zweck der nachstehenden Arbeit soll es dagegen nicht sein, die west- fälische Schmetterlingsfauna mit denen benachbarter Gebiete in Vergleich zu setzen und an der Hand einer solchen Vergleichung eingehende Betrachtungen anzustellen über die Verbreitung der Schmetterlinge sowie deren Gründe und Grenzen überhaupt. Eine derartige Ausdehnung auf diese hochinteressanten Gebiete er- übrigt sich meines Erachtens, nachdem Speyer und Jordan in ihren oben bereits genannten bedeutsamen Werken in dieser Hinsicht mustergültige und im wesentlichen erschöpfende Darstellungen gegeben haben, denen viel Neues kaum hinzugesetzt werden könnte. Dieser Arbeit ist also der Charakter einer grösseren Lokalfauna, mag sie auch nicht geringe Teile ganz Nordwest-Deutschlands betreffen, nach Möglichkeit gewahrt worden. Ich gebe mich der bescheidenen Hoffnung hin, dass trotz dieser Be- schränkung das nachfolgend Mitgeteilte für die entomologische Wissenschaft nicht ohne einigen Nutzen sein, eifrigen Sammlern hier und da erwünschte praktische Winke, Anfängern aber lebhaftere Anregung zum Studium der Falter und ihrer früheren Stände sowie Lust und Liebe zur zoologischen Wissenschaft überhaupt bieten werde. Diesen letztgenannten Zwecken glaubte ich noch besonders Eechnung tragen zu sollen, und es sind deshalb, wo es anging, nicht nur interessante Fragen angeregt worden, sondern auch bei den einzelnen Arten das leichteste und beste Verfahren, um in den Besitz derselben durch Sammeltätigkeit in freier Natur zu gelangen, kurz bezeichnet worden. Ich ging dabei von dem Gedanken aus, dass gerade solche Angaben nicht nur die Darstellung des vorliegenden Stoffes etwas lebendiger gestalten, sondern auch geeignet sein würden, das Interesse von Naturfreunden, wie sie i 6 namentlich unter der Jugend der höheren Lehranstalten Grott Dank noch sehr zahlreich sind, zu wecken und der betrübenden, aber nur zu oft beobachteten Erscheinung entgegenzuwirken, dass die jungen Leute nach kurzem Anlaufe zum Sammeln und zum Studium der Schmetterlinge, dieser Auge und Herz gleich lebhaft erfreuenden „Kinder der Luft", ihre Bestrebungen in dieser Eichtung aufgeben und das Interesse verlieren. Meiner Ansicht nach ist dieses Verhalten zum guten Teile auf die zu allgemein gehaltenen Beschreibungen in