Anhang 1.1 Chronologie Des Osmanischen Reiches
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Anhang 1.1 Chronologie des Osmanischen Reiches Ab dem 7. Jahrhundert nach Christus wurde Ostrom mit seiner Hauptstadt Konstan tinopel (Byzanz) von der aufstrebenden Welt des Islam bedrängt, stellte aber noch über Jahrhunderte eine bedeutende Regionalmacht dar. Ab dem 11. Jahrhundert wanderten turksprachige Muslime nach Kleinasien ein. 1453 wurde das auf einen Stadtstaat geschrumpfte Konstantinopel, das allerdings Hauptstadt der christlichen Orthodoxie war, vom türkischen Sultan des Herrscherhauses Osman erobert. Es wurde zum glanzvollen Zentrum eines neuen Imperiums. Istanbul wurde der spätere Name der Stadt. Einige historische Daten des Osmanenstaates werden hier knapp wiedergegeben. 1. In Kleinasien und Südosteuropa entsteht eine neue Großmacht Islamisierung und Einwanderung nach Kleinasien 950-1050 Die türkmenischen Oghusen im Sold des persischen Buchara; um 970 nimmt der Oghuse Selcuk (Seldschuk) den Islam an. 1037-1072 Die Seldschuken Tognl Beg Mehmet und Alp Arslan Kriegsherren im Iran und in Bagdad. 1071 schlägt Alp Arslan Byzantiner bei Malazglrt. 1072-1107 Türkmenen wandern in Anatolien ein. Süleyman macht Konya (Ikoni um) zur Hauptstadt des seldschukischen Teilreichs Rum ("römisches Gebiet"). 1096-1204 Kreuzzüge der Lateiner. 1176 unterliegen die Byzantiner den Rumse1- dschuken bei Denizli (Myriokephalon). 1204 plündern die Kreuzritter Konstantinopel. 1206-1277 1206-27: Cengiz (Dschingis Kltan) Groß-Chan der Mongolen, welche die Seldschuken unterwerfen (1243: Schlacht am Kösedag) und zweite türkmenische Westwanderung auslösen. In Konya gründet Mevlana CelaJeddin Rumi (1207-73) mystischen Derwischorden. Ab 1277: Karaman-i Mehmet Beg türkmenischer Emir in Konya: Türkisch statt persisch Amtssprache in Anatolien. Aufstieg der Osmanen in Anatolien und Rumelien 1281-1326 Gazi Osman 1., Namensgeber der Osmanen, erkämpft mit seinem türk• menischen Hirtenstamm bei Bursa ein Kleinemirat von 18.000 qkm. 1326-1360 Osmans Sohn Orhan dehnt Emirat auf 75.000 qkm aus. Es entstehen Grundzüge einer staatlichen Ordnung: Eroberte Distrikte (Sancak) wer den von Offizieren (Sancakbeg) verwaltet, ein Staatsrat (Divan) und ein Beratender 187 Minister (Vezir) eingeführt. Orhan heiratet eine Tochter des oströmischen Kaisers, dem er militärischen Beistand leistet; als selbsternannter Sultan kündigt er mongo lischen lI-Chanen den Tribut auf. 1360-1389 Murad 1. dehnt Reich auf 260.000 qkm aus und verlegt Sultanssitz von Bursa nach Edirne in Rumelien (der "Rom zugewandte", europäische Teil des Staates); erobert Plovdiv, Nisch, Saloniki und Sofia; unterwirft mehrere anatolische Kleinfürstentümer. Er festigt das Timar-System, das Kriegern ein nicht erbliches Anrecht auf ländliche Pfründen gibt und fUhrt stehende Truppe der Ye rufen (Janitscharen) ein. 1389 stirbt er auf dem Amselfeld (Kosovo) nach siegrei cher Entscheidungsschlacht gegen die Serben. 1402 Timur Lenk, Eroberer Mittelasiens, schlägt die auch unter Bayezit (1389-1402) expansiven Osmanen bei Ankara, deren Staat zeitweilig zerfällt. Weitere Ausdehnung und Ausbau der staatlichen Organisation 1421-1451 Murad 11. besiegt Gegensultane, bringt Reich auf gut 500.000 qkm, macht Byzanz und Karaman (Konya) tributpflichtig, erzwingt gegen Venedig Zugang zur Adria, gliedert Teile Serbiens ein, schlägt Ungarn. 1451-1481 Mehmet 11. Fatih (der Eroberer) vergrößert Reich auf 850.000 qkm: Stärkt Zentralmacht und Armee; Bodenreform. Beginnt mit Ernennung von Wesiren aus der Dev~irme (Knabenlese), die in der Palastschule ausgebildet werden. 1453: Eroberung Konstantinopels, das Hauptstadt wird. 1459-66: Serbien, Morea (Peloponnes), Bosnien, Trabzon (Trapezunt) erobert und eingegliedert, ebenso Karaman (Konya). (Ak Koyunlu (Weißer Hammel), Türkmenen mit Zen trum DiyarbakJr, unter Uzun Hasan siegreich im Irak und Iran.) 1473: Mehmet 11. schlägt Hasan, dessen Reich nach seinem Tod 1478 zerfällt. 1478: Chanat auf der Krim wird osmanischer Vasall. 1463-79: Krieg mit Venedig um Moreas Häfen er gebnislos: Erst 1499 fällt Festungshafen Lepanto im Golfvon Korinth nach Versen kung der venezianischen Flotte. 1501-1524 Ismail 1., Schah von Persien, aus dem türkmenischen Haus der Safawiden, begründet schiitische Gegenkraft zu den Osmanen. Die ro ten Kopftücher seiner Krieger liefern die Bezeichnung K1z1lb~ (Rotkopf) für ana tolische Rebellen und später für die Alewiten im Osmanischen Reich. 1512-1520 Selim 1. Yavuz (der Gestrenge): Verfolgt safawidische Kisilbasch; schlägt Schah Ismail 1514 beim Van-See. 1514-16: Syrien und Teile Kurdistans den Mamluken entrissen: Sieg bei Mardsch Dabik (Nordsyrien). 1517: Sieg über die Mamluken bei Rajdanija (Vorort Kairos): Ägypten wird eingeglie dert; Mamluken bleiben aber Oberschicht Ägyptens. Gemäß späterer Auslegung im 18. Jhdt. geht das Kalifat von Kairo an Selim I. nach Istanbul über. 1519-20: Erster Celali-Aufstand des heterodoxen Anatoliens unter Schah eelal von Tokat. 188 2. "Türkenkriege" als Ausdruck europäischer Dynamik Die Osmanen auf dem Höhepunkt der Macht 1520-1566 Süleyman 1. Kanuni (der Gesetzgeber), wegen seiner bewußt pracht- vollen Hofhaltung im Abendland Soliman der Prächtige genannt, ist mächtigster Herrscher zwischen Westchina und Spanien. Unter den christlichen und muslimischen Nachbarn ist ihm keiner ebenbürtig. Er und seine Nachfolger werden Mitspieler im europäischen Staatensystem. 1521-1529 Rhodos den Johannitern entrissen; Ostanatolien (Van, Erzurum, Sivas und Mara§) eingegliedert. Ostungarn tributpflichtig. 1529 erfolglose Belagerung Wiens. 1536 Kapitülasyon (Handels- und Konsularvertrag) auf Wunsch des Königs von Frankreich: Erstmals Vertrag mit abendländischem Christenfürsten, der seinerseits "unkatholisches" Bündnis gegen Habsburg eingeht. 1534-1566 Ausdehnung am Schwarzen, am Roten und am Mittelmeer. 1534-46: Admiral Hayreddin Barbarossa erweitert osmanischen Mittelmeerein fluß gegen Madrider Habsburger und Venedig. Rotes Meer wird osmanisch: Jemen, Somalia und Eritrea erobert. Moldaufürst wird Vasall. 1541-47 u. 1551-53: Krieg mit Wiener Habsburgern: Ofen (Buda) osmanisch. Ab 1555: Libyen und Küstenorte des arabischen Maghreb osmanisch. 1548-1555 Zwei Kriege mit Safawiden ergeben ungeachtet späterer Kriege die dau erhafte Grenze mit dem Iran; 1555: Frieden von Amasya: Irak osma nisch, Aserbaidschan iranisch. Kurdistan und Armenien werden geteilt. 1566 Tod Süleymans markiert Wendepunkt: Einerseits perfekt ausgebildeter Staatsapparat mit Divan-i HÜll1ayun (Großherrlicher Rat) als Regie rungszentrale. Vollendete Bauten des Hofarchitekten Sinan. Andererseits deuten Bereicherung seitens der Wesire, verkleinerte Landpfründen für Krieger und Infla tion auf FeWentwicklungen hin. 1566-1603 Sultansdekadenz: 1566-74 Selim 11., ein Trunkenbold; 1574-96 Murad III., ein Schürzenjäger; 1596-1603 Mehmet III., ein Muttersohn. Starke Wesire wie Sokollu Mehmet Pll$a (1565-1579) regieren. 1569 I. Feldzug gegen die Russen; 1571: Krimtataren brennen Moskau nieder. 1570-1573 Zypern osmanisch. 1571: Koalition von Spanien und Venedig versenkt osmanische Flotte bei Inebahti (Lepanto). 1573: Separatfrieden mit Ve nedig sichert gemeinsame Kontrolle über den Ostmittelmeerhandel. 1577-1590 Georgien osman. Vasall; 1578-90: III. Krieg gegen safawid. Iran endet mit Eingliederung Aserbaidschans (fällt um 1605 an den Iran zurück). 1593-1606 Krieg mit Donaufürsten und Habsburg um Siebenbürgen, Moldau, Wa lachei führt 1606 zum Ausgleichsfrieden von Zsitvatorok: Donaubecken osmanisch; aber die Habsburger dem Sultan gleichgestellt. 189 Expansionskraft des Staates und innere Stabilität nehmen ab Um 1600 werden äußere Erfolge - Schwarzes Meer wird staatlich zwn Binnenmeer - seltener und Spannungen im Inneren - Janitscharenrevolte und Celali-Aufstände - häufiger. Die Disziplin der Janitscharentruppe in der Hauptstadt und die Kampf kraft des Bereitschaftsheers der SIpabi in den Provinzen nehmen ab. Mit der Infla tion steigt die Steuerlast. Steuerquellen werden an Meistbietende verpachtet (Ilti zam). Ämterkaufund Bestechung werden System. Palastintrigen im Istanbuler Machtzentrum, dem TOpkaPl SaraYI: Einfluß von Mili tärsklaven (Janitscharen) und Harem (Sultansmutter, Konkubinen, Eunuchen) wachsen; Linearitätsprinzip in der Thronfolge (mit Brudermord) weicht dem Älte stenrecht. In der zweiten Hälfte des 17. Jarhunderts Teilsiege starker Großwesire über Ruß• land und Österreich. Niederlage vor Wien leitet Gebietsverluste auf dem Balkan ein. 1603-1617 Ahmet I. 1617-1618 Mustafa I. 1618-1622 Osman 11. 1622-1623 erneut Mustafa I. 1623-1640 Murad IV. 1640-1648 Ibrahim 1648-1687 Mehmet IV. 1687-1691 Süleyman 11. 1691-1695 Ahmet 11. 1603-1639 Verlust Aserbaidschans und "Große Landflucht" (1603-10) in Anato- lien: Feldzüge gegen Celali-Rebellen und safawidischen Iran verwüsten Anatolien. 1623: Abfall Bagdads u. Mosuls; Rückeroberung im V. safawidischen Krieg: 1639: Frieden von Kasr-i Schirin (bei Kermandschah) beendet 90 Jahre Krieg mit den Safawiden zu Bedingungen von Amasya (1555). 1656-1683 Starke Großwesire KÖPTÜlü Mehmet P8§a, KÖPTÜlü Fazil Ahmet P8§a und Kara Mustafa P8§a. 1669: Venedig im Kampfum Kreta besiegt, das Rolle im Ostmittelmeer verliert. 1672: Polnische Westukraine erobert. 1678-81: Krieg gegen Moskau. 1683: Belagerung von Wien endet mit schwerer Niederlage von Kara Mustafa P~a und dessen Hinrichtung auf Weisung des Sultans. 1691-1700 1691 fallt Großwesir KÖPTÜlü Fazil Mustafa gegen habsburgischen Feldherm Ludwig von Baden ("Türkenlouis"). 1697 schlägt Prinz Eugen von Savoyen, neuer habsburgischer Feldherr, Osmanen bei Zenta nördlich von Bel grad.