Nr. 27 • 16. Februar 2018 Bis 25. Mai 2018
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Nr. 27 • 16. Februar 2018 bis 25. Mai 2018 Leicht und ernsthaft Nackheit in der Kunst Gerhard-Marcks-Haus zeigt „Volker März – Horizontalist“ (der Affe fällt nicht weit vom Stamm) Die Nackheit spielt nicht nur im realen Leben, sondern auch in der Kunst eine große Rolle: In vie- len Facetten findet sie sich in den unterschiedlichsten Expona- ten wieder, zumal in den unter- schiedlichsten Lesarten. Auch in den bremischen Museen fin- den sich viele Varianten von Nack- heit. Einigen davon stellen wir Ih- nen auf den Panorama-Seiten vor. Seiten 6 + 7 Zwischen den Zeiten Der Maler und Zeichner Josef Scharl zählt zur „verlorenen Generation“ und hatte nicht den Erfolg, den er verdient gehabt hätte. Die Museen Böttcherstra- ße widmen ihm jetzt eine große Schau. Volker März, Horizontalist, 2017, gebrannter Ton und diverse Materialien © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Museen Böttcherstraße Seite 4 r ging mit einer Kafka-Puppe nach Haus zeigt ab dem 18. März eine umfassen- sualisierung einer Idee oder einer (oftmals Israel, zeigte Hannah Arendt nackt de Schau mit Werken des provokanten In- politischen) Botschaft. Arie Hartog, der Di- Haus Riensberg öffnet wieder und sei „überhaupt immer auf der stallations- und Performance-Künstlers. Ti- rektor des Gerhard-Marcks-Hauses, hat in Nach einer längeren Umbauphase Suche danach, wie man Löcher in tel der Ausstellung, die bis zum 10. Juni zu Neu-Ulm vor einigen Jahren Werke von Vol- wird das Haus Riensberg des Focke- Tabus bohren“ könne: der in Mann- sehen ist: „Volker März – Horizontalist“ (der ker März gesehen und war „baff“: „Ich wollte Museums wiedereröffnet – ästhetisch Eheim geborene und in Berlin lebende Affe fällt nicht weit vom Stamm) ihn unbedingt einmal nach Bremen holen. neu durchdacht, mit einem Tag der of- Künstler Volker März. Das Gerhard-Marcks- März geht es dabei zumeist um die Vi- Er schafft es, leicht und ernsthaft zu sein.“ fenen Tür am 25. März. weiter auf Seite 2 Focke-Museum Seite 5 Schönes und Kurioses In der Bremer Kunsthalle wird am 7. Eine Welt aus Glas März die Ausstellung „Kühles Licht und weite See“ eröffnet. Gezeigt werden res- Die Ausstellung über die Faszination von transparentem Design ist noch bis zum 22. April zu sehen taurierte niederländische Meisterzeich- nungen aus dem 16.-18. Jahrhundert. Kunsthalle Seite 8 Trend und Tradition Die Ausstellung „Cool Japan“ im Bre- mer Überseemuseum zeigt auch die Bedutung der großen Feste – wie etwa dem bald anstehenden Kirschblüten- fest. Sie läuft noch bis zum 1. Mai. Überseemuseum Seite 9 Proof of Life Direktor Peter Friese zum Besonderen der Ausstellung „Prof of Life“, die auf- grund des großen Zuschauerinteres- ses verlängert wurde. Weserburg Seite 10 Damensandale, Beverly Feldman, 1990er Jahre © Beverly Feldman Designs; Foto: Jens Weyers, Bremen aul Auster beschrieb die „Stadt über den, der im Glashaus sitzt bis hin Transparentes Design“, in der das viel- aus Glas“, Werner Herzog dreh- zum gläsernen Menschen. „Transparenz schichtig-durchsichtige Sujet in den ver- te das „Schloss aus Glas“ und gehört zu den Schlüsselbegriffen unse- schiedensten Lesarten beleuchtet wird. Eine Sonderveröffentlichung des ein „Herz aus Glas“ wurde eben- rer Gegenwart. Was wir mit dem Begriff Die Ausstellung, die im November ver- falls schon besungen. Assozia- verbinden, sagt viel über unsere Gesell- gangenen Jahres eröffnet wurde, ist noch Ptionen und Motive zum Thema Glas gibt schaft aus“, heißt es folgerichtig in der bis zum 22. April im Wilhelm Wagenfeld- es unendlich viele; vom Glasperlenspiel Broschüre zur Ausstellung „Welt aus Glas. Haus zu sehen. weiter auf Seite 3 2 Gerhard-Marcks-Haus Stetes Anregen zum Nachdenken Volker März zeigt mit den „Horizontalisten“ Menschen, die nichts mehr wollen r sei beeindruckt, mit welcher naturgemäß nicht immer: So wurde März ken und Andersdenken, so Hartog weiter Leichtigkeit Volker März seine gro- an der israelischen Grenze von Soldaten – und schaffte eine einzigartige Bildwelt, ßen Themen angehe, sagt Arie Har- aufgehalten, als er mit seiner Kafka-Pup- in der menschliche Eigenschaften, Verhal- tog weiter – zumal dieser seine Bot- pe einreisen wollte – die Einreise klappte ten und Vorurteile distanziert und gleich- schaften ohne erhobenen Zeige- letztlich aber doch, und der Künstler dreh- zeitig sehr präzise verhandelt werden. Efinger transportiere und „am Ende zumeist te einige bissige Videoclips mit Pop-Musik “März macht in seiner Kunst deutlich, wie auch sehr empathisch“ sei. Auf Gegenlie- in Tel-Aviv. wir permanent verstrickt sind. Dass es uns be stößt diese Art von Kunstverständnis Auch sonst polarisiert März, wo immer so gut geht, hat damit zu tun, dass es an- er auch agiert – ob in Zürich, Seoul oder deren schlecht geht“, so Hartog, der anfügt: Istanbul, ob in Museen, auf Rolltrep- „Zugleich ist seine Kunst aber auch sehr zu- pen oder öffentlichen Plätzen; März gänglich – und damit entspricht er dem ist immer in Bewegung, immer ak- wichtigsten kuratorischen Prinzip.“ Aber tiv, stets bereit, den Finger in die auch dem Profil des Hauses, in dem Hartog Wunde zu legen. Schwierigen jetzt seit 1996 arbeitet und seit 2009 als Di- Situationen wie jener an der rektor tätig ist: „Wir sind in einer Nische und israelischen Grenze begeg- versuchen, so gut es geht zu sein – mit dem net er dabei meist mit Hu- Anspruch, die bestmögliche Kunst einem mor, was sich durchaus möglichst breiten Publikum zu vermitteln.“ auch in seiner Kunst wi- In der Bremer Ausstellung werden – wie derspiegelt. Charakte- es der Titel schon besagt – zahlreiche „Ho- ristisch ebenfalls, dass rizontalisten“ zu sehen sein; Figuren, die er sich in seiner Arbeit dafür stehen, weder kreativ, noch progres- verschiedenster Me- siv, noch gutwillig zu sein. „Der Horizon- dien bedient und sich talist, das ist der Mensch, der nichts mehr zwischen allen Formen will“, sagt Hartog. Zugleich gibt die Bre- bewegt – zwischen Ma- mer Schau aber auch einen Einblick in die lerei, Bildhauerei, Dich- gesamte Schaffenswelt des Künstlers, der tung, Film, Installation, über das Erstellen seiner Tonfiguren einmal Performance und Musik. gesagt hat: „Ich mach keine Skulpturen, ich „Es ist faszinierend, wie bin kein Bildhauer – letztendlich ist es für er Texte und Bilder, über- mich einfach wie eine Art Voodoo.“ haupt die verschiedensten (Frank Schümann) Formen miteinander ver- Volker März – Horizontalist bindet“, so Hartog. (der Affe fällt nicht weit vom Stamm) Volker März, Scheinesserkiste, 2018, gebrannter Ton, bemalt, vergoldet und diverse Damit provoziere er zum 18. März bis 10. Juni 2018 Materialien © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Nachdenken, zum Umden- Wege aus dem Bauhaus Daniel Wrede Gerhard Marcks und seine Freunde Terms and Conditions TERMINE Mittwoch 28. Februar, 18 Uhr Musik der Klassischen Moderne aus der Zeit der Bauhaus-Epoche von Gerhard Marcks Ilgin Ülkü, Violine, Masterabsolventin der HfK Bremen, Marcin Sieniawski, Violoncello, Gründer Daniel Wrede, Besonderes Handtuch, des Szymanowski-Quartetts, Musik von Maurice Blick in die Ausstellung, Raum: das klassische Bauhaus. © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Sandra Beckefeldt 2017, Videoband, Papier © Im Besitz des Künstlers Ravel und Erwin Schulhoff Der Bildhauer Gerhard Marcks gehörte zu den ersten Lehrern am Bauhaus. Die Aus- Der Künstler erinnert in seiner Ausstel- Donnerstag, 1. März, 18.30 Uhr stellung „Wege aus dem Bauhaus“ zeigt anhand von 190 Exponaten und 21 Künstlern, wie lung „Terms and Conditions“ an die frühe- Lesung Marcks und seine Kollegen und Schüler an der berühmten Kunstschule in Weimar und in re Funktion des klassizistischen Gebäudes, Briefe, Gedanken, Eindrücke, Erinnerungen von Gerhard Marcks über das Bauhaus der Zeit danach arbeiteten. Der Namensgeber des Gerhard-Marcks-Hauses stand wie kaum das ursprünglich als öffentliche Toiletten- mit Peter Lüchinger, bremer shakespeare ein zweiter Künstler für die ursprüngliche Idee einer gemeinschaftlichen Erneuerung aller anlage diente. Zu sehen bis zum 4. März im company Künste durch das Handwerk. Die Ausstellung ist noch bis zum 4. März 2018 zu sehen. Pavillon. Wilhelm Wagenfeld Haus 3 Vom Durchschauen und Enthüllen Julia Bulk, Leiterin des Wilhelm Wagenfeld Hauses, über die Faszination von transparenten Materialien u sehen gibt es wahrlich viel in den Ausstellungsräumen der Wil- helm Wagenfeld-Stiftung – auf zwei Etagen in sieben Räumen, klug strukturiert. Der erste Raum Zhat indes noch wenig mit Design zu tun, sondern beschäftigt sich mit dem „Durch- dringen“ und dem wissenschaftlichen Blick. Nicht von ungefähr sind es die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckten Röntgenstrahlen, die dem Besucher ein erstes Highlight in der Ausstellung bieten – ein Film über die Nahrungsaufnahme. „Das gehört von nun an zu unserer Welt- sicht“, erklärt Julia Bulk, die Leiterin des Wilhelm Wagenfeld Hauses Bremen, den wissenschaftlichen Raum: „Erst das, was wir durch ein Mikroskop oder mit Hilfe der Röntgnstraheln sehen, existiert für uns.“ Die folgenden Räume tragen unter an- derem die Titel „Durchschauen“, „Verste- hen“, „Auflösen“ und „Enthüllen“ und zei- gen das Prinzip der gläsernen Küche, durchsichtige Geräte, duchsichtige Sitz- möbel oder auch modische Accessoires. Sieben Monate Vorlauf brauchten Julia Bulk und ihr Team, ehe die Ausstellung im November eröffnet werden konnte – mit großem Erfolg übrigens. Die Enstehungs- geschichte der Ausstellung bezeichnet sie selbst als außergewöhnlich: „Oft ent- stehen Ausstellungen über ein konkretes Carl Strüwe, Bau runder Kieselalgen (Diatomeen), Mikrofotografie, 1928, Carl-Strüwe-Ar- Projekt oder auch politische