NICOLA BENEDETTI Mittwoch, 25.01.2017 · 19.00 Uhr
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»JUNGE WILDE« – NICOLA BENEDETTI Mittwoch, 25.01.2017 · 19.00 Uhr KONZERTHAUS DORTMUND NICOLA BENEDETTI VIOLINE LEONARD ELSCHENBROICH VIOLONCELLO ALEXEI GRYNYUK KLAVIER Abo: »Junge Wilde« In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E 4I5 MAURICE RAVEL (1875 – 1937) Klaviertrio a-moll (1914) Modéré Pantoum. Assez vif JOHANNES BRAHMS (1833 – 1897) Passacaille. Très large Klaviertrio Nr. 1 H-Dur op. 8 (1854/1889) Final. Animé Allegro con brio Scherzo. Allegro molto MARK-ANTHONY TURNAGE (GEB. 1960) Adagio »Duetti d’amore« für Violine und Violoncello (2015) Finale. Allegro – Pause ca. 19.50 Uhr – – Ende ca. 21.10 Uhr – ARLENE SIERRA (GEB. 1970) Einführung mit Ulrich Schardt um 18.15 Uhr im Komponistenfoyer »Butterflies remember a mountain« (2013) Nach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich Butterflies Remember A Mountain 6I7 PROGRAMM 8I9 RAFFINEMENT UND EXOTIK sches Idiom findet sie breiten Anklang bei einem neugierigen, oft jungen Publikum. Zugleich ist MAURICE RAVEL KLAVIERTRIO A-MOLL seine Klangsprache zum Ausdruck großer Zärtlichkeit und Trauer fähig. »Seit vorgestern diese Sturmglocke, diese weinenden Frauen und vor allem der grauenhafte Turnage, Jahrgang 1960, studiert bei Oliver Knussen und John Lambert, später bei Gunther Enthusiasmus der jungen Leute... Sie glauben, ich arbeite nicht mehr? Ich habe nie so viel mit Schuller. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören die Opern »Greek«, »The Silver Tassie« einer verrückteren und heroischeren Wut gearbeitet.« Dies sind Maurice Ravels Gedanken zum und »Anna Nicole«. Weitere weltweit gespielte Werke seines großen Schaffens sind »Three Beginn des ersten Weltkriegs und seinen Kompositionen aus dieser Zeit. Musikalisch finden sie Screaming Popes«, »Kai«, »Momentum« sowie »Drowned Out«, »Blood on the Floor«, »Bass im Klaviertrio a-moll allerdings keinen Widerhall. Träumerisch und einschmeichelnd melodiös Inventions«, »Frieze«, »Passchendaele«, »Speranza«, »Scorched«, »From All Sides« und »Chi- umfängt uns das Thema des ersten Satzes. Tastend, vorsichtig nähert sich Ravel der Gattung, cago Remains.« Er komponiert in Residenzen für das City of Birmingahm Symphony Orchestra, die nach immerhin 16-jährigem Schweigen mit diesem Werk aus dem Jahre 1914 wieder Ein- die Berliner Philharmoniker, das Chicago Symphony Orchestra und das London Philharmonic zug in die französische Kammermusik hält. Orchestra. Ravel bricht mit dem Klaviertrio eine unproduktive Periode in seinem Komponistenleben Das Werk des heutigen Abends »Duetti d’amore« wurde am 17. September 2015 von den auf. Nach den »Valses nobles et sentimentales« (1911) und den »Trois poèmes de Mallarmé« Widmungsträgern Nicola Benedetti und Leonard Elschenbroich im australischen Perth uraufge- (1913) sucht er nach dem weiteren Weg. Wo soll die Harmonik hinführen? Welche Formsprache führt und ist so bei diesen Künstlern in den besten Händen. Feurig und voller Passion, zart und ist zeitgemäß? lyrisch – dies sind die Attribute, mit denen Turnage dieses Werk charakterisiert. Im zweiten Satz ›Pantoum‹ wählt Ravel den Ausweg in den Exotismus und integriert das besondere Metrum einer malayischen Poesieform in seine aufwühlende und jederzeit steige- SCHILLERNDE FLÜGELSCHLÄGE rungsfähige Kompositionssprache; dies ist die Welt von »Daphnis et Chloé« – nicht die schlech- ARLENE SIERRA »BUTTERFLIES REMEMBER A MOUNTAIN« teste. Der dritte Satz überrascht als strenge Passacaglia: Ravel ist mit den altüberlieferten Formen noch nicht fertig. Er weiß sie modern zu bespielen, jederzeit mit Clarté und inwendiger Arlene Sierra stammt aus Miami und lebt in London. Ihre Musik ist, wie die der meisten ameri- Feinheit der Sprache ausgestattet. kanischen Komponisten (oder gar Komponistinnen!), bei uns wenig bekannt. Sie hat schon für das New York Philharmonic und das BBC Symphony Orchestra geschrieben. Ihr komposito- Der letzte Satz wird von zwei Themen dominiert, die vom Klavier angeführt werden. Raffine- rischer Stil schließt, wie sie sagt, sogar Evolutions- und Spieltheorien mit ein. Ihre für verschie- ment bestimmt auch das Metrum, einen 5/4-Takt, der in der Durchführung zum 7/4-Takt erweitert denste Ensembles und Besetzungen bestimmten Werke tragen bisweilen originelle Titel wie wird, bevor das Werk im höchst dramatischen Schlussspurt wieder zum 5/4-Takt zurückkehrt. »Birds and Insects«, »Alleluya (Bitter-Sweet)» oder »Tiffany Windows». Auf ein Stück aus ihrer Die Musik gipfelt in einem dramatischen Finale – für Wirkung hat Ravel ein Händchen. Feder darf man also gespannt sein. Sierra lässt die Schmetterlinge im ersten Satz flirren und flittern und findet dazu die pas- LIEBESGESCHICHTEN FÜR ZWEI STREICHER senden Töne im Klavierdiskant und in den hohen Lagen der beiden Streicher. Es sind Mikromo- MARK-ANTHONY TURNAGE »DUETTI D’AMORE« FÜR VIOLINE UND VIOLONCELLO mente von Musik; der Flügelschlag, der nur Sekundenbruchteile währt, verbindet sich klanglich mit dem weiten und freien Flug. Gedankenverloren erscheint das musikalische Geschehen im Als Komponist von internationalem Rang gehört Mark-Anthony Turnage zu den bedeutendsten zweiten Satz. Im dritten Satz dominiert erneut der nervöse Flügelschlag. Sierra verbindet die Schaffenspersönlichkeiten, die die britische Musik der vergangenen drei Jahrzehnte hervorge- hohe Kunst, die Streichinstrumente zum Klingen zu bringen, mit eruptiver Klangexpression. Den bracht hat. Seine Orchester- und Opernmusik, die von scharfen Kontrasten geprägt ist, hält den Satz bestimmen ein groß angelegtes Crescendo und das anschließende Verlöschen. Das Werk Wirklichkeiten des modernen Lebens einen Spiegel vor. Mit ihrer Energie und ihren plastischen ist von der Philharmonischen Gesellschaft Bremen in Auftrag gegeben und den drei Künstlern Titeln, vor allem aber mit der Amalgamierung von Jazz-Elementen in ein zeitgenössisch-klassi- des heutigen Abends gewidmet. 10 I 11 WERKE SPÄTE NEUFASSUNG FRÜHER ROMANTISCHER GEDANKEN geschrieben und kann es op. 108 statt op. 8 nennen. So wüst wird es nicht mehr sein wie frü- JOHANNES BRAHMS KLAVIERTRIO NR. 1 H-DUR OP. 8 her – ob aber besser?« Ein schwärmerischer Hymnus bestimmt das Allegro con brio. Dieser Ge- sang wird zunächst vom Klavier zart angestimmt. Das Violoncello schleicht sich ein und spinnt Das H-Dur-Klaviertrio ist das erste Kammermusikwerk, das Brahms zum Druck freigibt, nach- die unendliche Melodie weiter. Die Geige mischt sich ebenso vorsichtig ins musikalische Ge- dem er etliche ältere Werke, vor allem Streichquartette, vernichtet hat. Der Verleger Breitkopf & schehen. Schnell beginnt ein kammersinfonisches Gespräch auf hoher Spannungsebene. Und Härtel übernimmt das Werk auf Empfehlung von Clara Schumann und veröffentlicht es im dann setzt Brahms auf die das H-Dur-Klaviertrio beherrschenden Oktav-Parallelen von Violine November 1854. 34 Jahre später kauft der Verleger Simrock die Rechte an allen bei Breitkopf und Violoncello, die ein sinfonisches Pendant zu dem vollgriffig-virtuosen Klaviersatz bilden. erschienenen Werken. Brahms stellt ihm frei, die Restbestände zu verkaufen oder zu vernichten. Vor allem aber beginnt er mit der Umarbeitung des Klaviertrios op. 8. Diese Arbeit zielt auf Ver- Wie Beethoven vor ihm, so arbeitet auch Brahms an der Idee der satzübergeifenden the- knappung und Verschmelzung von Formteilen des Trios. Brahms dreht jeden kompositorischen matischen Klammer. Aus einer motivischen Keimzelle ein komplettes Werk zu erschaffen ist Stein um. Lediglich das Scherzo weist noch eine hohe Ähnlichkeit zur Frühfassung auf, alle das kompositorische Ziel. So erscheint das Thema des ersten Satzes auch im zweiten Satz anderen Sätze sind »noch einmal geschrieben«, wie der Komponist selber sagt. Zur Qualität gleichsam als Schattenriss. Im Scherzo arbeitet Brahms mit scharfen Akzenten. Ein über- seiner Neufassung schreibt Brahms im September 1889 an Clara Schumann: »Mit welcher Kin- schwänglicher Hymnus wird im Mittelteil zu ganz großem Gesang erweckt, bevor die wilden derei ich schöne Sommertage verbrachte, rätst du nicht. Ich habe mein H-Dur-Trio noch einmal Geister des A-Teils sich lautstark und in höchsten Höhen (Violine) zu Wort melden. Überra- schend ist der zart-verhuschte Ausklang des Satzes, als ob sich der Walpurgisnacht-Spuk verzogen hätte. Geradezu statisch erklingt der dritte Satz (Adagio) in seiner Eröffnung. Klavierakkorde setzen Nur wenige Schritte Landmarken, Violine und Violoncello suchen ihren formalen und melodischen Platz. Unmerklich schafft Brahms Strukturen und Räume zur Klang- und Motiventfaltung. Vorherrschend ist aber der vorsichtig tastende Akkordweg des Klaviers, den Geige und Cello lediglich begleitend kom- zu Ihrem Klavier. mentieren dürfen. Unsere Filiale im Foyer des Konzerthauses lädt Sie ein zu einem Probespiel! Kaufen, mieten, leihen, Johannes Brahms sucht im letzten Satz die Synthese zwischen der kammermusikalischen Service, Werterhalt und Wertanlagen. Intimität – zart und somnambul – und der Klangeruption von sinfonischem Gestus und roman- Wir beraten Sie gerne umfassend. tischer Virtuosität. Ein Sieg des Klangs über die Kammer darf wohl konstatiert werden. Die Form ist eigenwillig gewählt: Einem in engen Intervallen kreisenden Thema folgt ein zweites in D-Dur, das weiträumig und auf Dreiklangselementen basierend einen starken Kontrast bildet. Umso wilder ist der Verlauf des Trialogs, der nur schwer transparent