Russische Klavier- Quintette
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RUSSISCHE KLAVIER- QUINTETTE 11. APRIL 2017 LAEISZHALLE KLEINER SAAL Dienstag, 11. April 2017 | 20 Uhr | Laeiszhalle Kleiner Saal 19 Uhr | Einführung mit Lars Entrich im Studio E DIRIGENT.DER NEUE BMW 7er MIT GESTIKSTEUERUNG. BAIBA SKRIDE VIOLINE DER ANSPRUCH VON MORGEN. GERGANA GERGOVA VIOLINE LISE BERTHAUD VIOLA HARRIET KRIJGH VIOLONCELLO LAUMA SKRIDE KLAVIER Mikhail Gnesin (1883–1957) Requiem op. 11 (1912) ca. 15 Min. Anton Arensky (1861–1906) Klavierquintett D-Dur op. 51 (1900) Allegro moderato Variationen: Andante Scherzo: Allegro vivace – Meno mosso Finale (in modo antico): Allegro moderato ca. 25 Min. Pause Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) Klavierquintett g-Moll op. 57 (1940) Prelude: Lento Fugue: Adagio Scherzo: Allegretto Intermezzo: Lento Finale: Allegretto ca. 35 Min. Principal Sponsor der Elbphilharmonie BMW BMW Hamburg Niederlassung www.bmw-hamburg.de Hamburg www.bmw- hamburg.de Freude am Fahren Abbildung zeigt Sonderausstattungen. 5978 BMW 7er Kultur Engagements DIRIGENT 2016 148x210 NL Hamburg Abendprogramm 20160812.indd 1 01.08.16 16:20 WILLKOMMEN Wir gratulieren der Die Schwestern Baiba und Lauma Skride aus Riga sind als Solistinnen seit Jahren feste Größen Stadt Hamburg, der internationalen Klassikszene. Umso schö- ihren Bürgern und ner, dass sie nicht nur Zeit finden, einzeln oder allen Beteiligten im Familienduo aufzutreten, sondern sich mit weiteren musikalischen Freundinnen zu treffen, die ebenfalls auf prall gefüllte Konzertkalender zur gelungenen großartigen Komposition der blicken. Zu fünft nimmt man sich nun der wunder- baren Gattung des Klavierquintetts an – und zwar nicht der üblichen »Verdächtigen« Schumann und Elbphilharmonie, Brahms, sondern der teils nur selten zu hören- dem Konzerthaus von den Komponisten Mikhail Gnesin, Anton Arensky weltweiter Bedeutung. und Dmitri Schostakowitsch, die ihrerseits eine Art Familienstammbaum der russischen Musik bilden. Alles, was zählt. Auch in der Elbphilharmonie. Unser Beitrag zur Energieeinsparung - über 10 Millionen Messgeräte in der Betreuung. Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH & Co. KG | 70771 L.-Echterdingen | minol.de Niederlassung Hamburg | Spaldingstraße 64 | 20097 Hamburg | Tel.: +49 40 25 40 33-0 | [email protected] Anzeigen_ElbPhilharmonie_2.2.indd 1 15.11.2016 21:05:10 DIE MUSIK Beschreibung steht eine spannende Entwicklung, die etwa 100 Jahre zuvor im musikbegeisterten London ihren Anfang nahm. Dort hatte sich 1753 der aus Neapel stammende Komponist Tommaso Giordani niedergelassen. Bis zu seinem Tod 1806 schuf er mehr als 20 Opern für das Royal Opera House und das EINE FAMILIENGESCHICHTE King’s Theatre am Haymarket, stapelweise Sonaten, Trios und Quartette – und 1771 die ersten Quintette für Streichquartett und Klavierquintette von Mikhail Gnesin und Anton Arensky Klavier. Damals galten sie als absolut kuriose Ausnahme, zumal es sich nicht etwa um Klavierkonzerte en miniature handelte, Der heutige Abend öffnet nicht nur die Ohren für die besondere Gattung des sondern um Kammermusik im echten Sinne: Giordani gab allen Klavierquintetts, er bringt auch verschiedene Strömungen einer durch und Stimmen gleichwertige Aufgaben mit solistischen Stellen, keine durch russischen Komponistentradition zum Klingen. Sie gleicht einer Familien- musste sich mit reinen Begleitfiguren begnügen. geschichte, und wie in fast jeder Familie (außer vielleicht der Familie Skride) ist sie nicht ganz frei von Spannungen. Die Forelle und der Kontrabass Tommaso Giordani schrieb die Die Linie beginnt bei Nikolai Rimski-Korsakow (1844–1908) und Peter Tschai- ersten Klavierquintette. kowsky (1840–1893), die wie wenige sonst die russische Musik ab der Mitte des Erst rund 25 Jahre später knüpfte Luigi Boccherini mit zwei 19. Jahrhunderts prägten. Nicht nur ihre eigenen Kompositionen, sondern auch Zyklen zu je sechs Klavierquintetten an Giordani an. Und nach die ihrer zahlreichen Schüler haben Klang und Stil der spätromantischen Zeit einer weiteren langen Pause war es 1819 kein Geringerer als in Russland geformt. So brachte Rimski-Korsakows Komponistenklasse am Franz Schubert, der mit vier Streichern und Klavier experimen- Sankt Petersburger Konservatorium gleich mehrere Generationen bedeutender tierte. Sein bis heute beliebtes Forellenquintett verwendet zwar russischer Komponisten hervor. Auch Mikhail Gnesin und Anton Arensky haben nur eine Geige und nimmt stattdessen einen Kontrabass hinzu. ihre Wurzeln bei ihm, und Dmitri Schostakowitsch ist ein Enkelschüler seiner Doch setzte es Maßstäbe: Der Klavierpart und die Streicherstim- einflussreichen Dynastie. men stehen im beständigen Wechselspiel miteinander. Dieses Inhaltlich vertraten Rimski-Korsakow und Tschaikowsky allerdings ganz hohe Niveau war der Ausgangspunkt für Robert Schumann und unterschiedliche Standpunkte. Ersterem lag ein genuin russischer, an authenti- Johannes Brahms, die in eigenen Klavierquintetten (1842 bezie- scher Volksmusik orientierter Stil am Herzen; Letzterer richtete sich eher nach hungsweise 1865) die Kombinationsmöglichkeiten erweiterten, dem Geschmack des westeuropäischen Publikums. Als Arensky also nach seinen um die Instrumente auf möglichst vielfältige Weise miteinander Lehrjahren bei Rimski-Korsakow 1882 nach Moskau zog, um dort Tschaikowksy zu verweben oder zu gruppieren. kennenzulernen, reagierte sein ehemaliger Lehrer extrem eingeschnappt. Noch Obwohl in dieser Gattung also verhältnismäßig wenig kompo- über 20 Jahre später, als Arensky im Alter von nur 45 Jahren verstarb, kommen- niert worden war, lag der Standard und die Messlatte für künf- tierte Rimski-Korsakow bissig: »Arensky wird bald vergessen sein.« Er sollte tige ernstzunehmende Klavierquintette im späten 19. Jahrhun- leider recht behalten. Nur sehr selten steht Arenskys Musik auf den Konzert- dert ziemlich hoch. So war der Stand der Dinge, als Gnesin und programmen, ebenso wie die seines Kollegen Gnesin. Umso schöner, dass der Arensky an die Arbeit gingen. Sie waren zwar in einer anderen Franz Schuberts Forellenquintett heutige Abend ihnen Gerechtigkeit widerfahren lässt. Musikkultur aufgewachsen, kannten sich im Repertoire, das in ist, obwohl mit Kontrabass besetzt, Wien, London, Berlin oder Paris etabliert war, aber sehr gut das wohl berühmteste Klavierquin- tett aus. Eine entscheidende Rolle spielte dabei ihr Studienort Sankt Erste Spuren in London Petersburg. Die Stadt war eine bedeutende Metropole. Dort tra- Das Klavierquintett ist Ende des 19. Jahrhunderts – also zur Schaffenszeit von fen westeuropäisch geprägte Künste auf ein Klima, das offen für Gnesin und Arensky – schon ein fester Gattungsbegriff für eine Komposition, die Diskussion war und gleichwohl selbstbewusst den eigenen die ein Streichquartett mit einem Klavier kombiniert. Hinter dieser sachlichen Nationalstil pflegte. DIE MUSIK haben einen großen Beitrag zur jüdischen Musik des 20. Jahr- hunderts geleistet. Ein Requiem hingegen ist zutiefst mit dem katholischen Glauben verbunden, es ist die Messe für die Ver- storbenen. Ihre Liturgie hat Komponisten vieler Epochen zur Komposition eines Requiems inspiriert, meist jedoch für Chor und Orchester. Rein instrumentale Requien wie das von Gnesin sind sehr selten. Immerhin: Die melancholische Melodie, die das gesamte Stück durchzieht, erinnert an den gregorianischen Gesang »Requiem aeternam dona eis« (Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr). »Arensky hat nichts wahrhaft Großes geschaffen, aber viel Schönes und Liebreizendes, das bei ihm wirkliche Anmut aus- strahlt und diese nicht bloß vortäuscht.« Das schrieb Gnesin anlässlich des zehnten Todestages seines Komponistenkollegen, der 1906 im Alter von knapp 45 Jahren an Tuberkulose gestor- ben war. Viele Äußerungen von Zeitgenossen tragen mehr oder weniger versteckt diese Kritik in sich: Arensky sei außerordent- lich begabt gewesen, neigte jedoch zum Kopieren anderer Stile und sei daher ein Epigone geblieben. Doch sein Einfallsreichtum und sein großes handwerkliches Können, Einfälle zu verarbeiten, prägen das Klavierquintett, das im Jahr 1900 entstand. Und es ist hörbar, was seinen Lehrer Rimski-Korsakow so verärgerte: Ein westeuropäischer Einfluss durchzieht die Sätze; Anklänge an Brahms (im ersten) und Men- Mikhail Gnesin delssohns Elfen-Scherzi (im dritten Satz) – nicht wörtlich zitiert, sondern in einer diskreten Färbung. Der zweite Satz variiert auf fantasievolle Weise das französi- sche Hochzeitslied Sur les ponts d’Avignon j’ai ouï chanter la belle Schöpferische Bekenntnisse (nicht zu verwechseln mit Sur le pont d’Avignon, on y danse), des- Wie haben sich Gnesin und Arensky nun mit der Gattung Klavierquintett ausein- sen harmonischen Wendungen aber auch aus einem russischen andergesetzt? So verschieden wie die beiden sind, so unterschiedlich sind auch Volkslied stammen könnten. Besonders typisch für Arensky ist ihre Lösungen. Der mehr als 20 Jahre jüngere Gnesin komponierte sein Klavier- wohl der Walzer. quintett 1912 als einsätziges Werk, in dem er konsequent die Möglichkeiten eines Das Finale trägt den Zusatz »in modo antico« und spielt einzigen Themas auslotet. Eine melancholische Melodie durchzieht den gesam- damit offenkundig auf Johann Sebastian Bachs Fugenkunst an. Anton Arensky ten Satz. Kunstvoll verwebt Gnesin die Melodieteile miteinander, indem er sie auf Arensky selbst unterrichtete Kontrapunkt und Harmonielehre die verschiedenen Instrumente verteilt; er kombiniert hohe und tiefe Streicher am Konservatorium; zu seinen Studenten gehörte auch der und lässt sie die Melodie im Abstand einer Oktave spielen, was eine choralhafte junge Sergej Rachmaninow. Mit einigen