416_90_94_Löbbert 25.06.2004 12:53 Uhr Seite 90

Ein Nachruf Emil unterm Hakenkreuz auf Erich Kästner Raoul Löbbert

„Die Einbahnstraße als Sackgasse“ – kurz die Sackgasse als Augenzeuge beiwohnen vor seinem Tod am 29. Juli 1974 schrieb wollte. Undenkbar war es für ihn, seiner Erich Kästner, vom Speiseröhrenkrebs be- Heimat den Rücken zu kehren, fühlte er reits gezeichnet, diese Worte flüchtig auf sich doch der deutschen Sprache und Kul- ein Stück Papier. Als seine Lebensgefähr- tur zu sehr verbunden: tin die Nachricht fand und ihn auf den Sinn der rätselhaften Worte ansprach, beteu- Ich bin eine Deutscher aus Dresden erte er, dass dies die von den Deutschen in in Sachsen. kritischen Zeiten bevorzugte Marschroute Mich läßt die Heimat nicht fort. sei. Wenige Wochen später starb der Au- Ich bin wie ein Baum, der, in Deutschland tor von Emil und die Detektive (1929). Jene gewachsen, fast beiläufig geschriebene Notiz war das wenn’s sein muß, in Deutschland verdorrt. letzte Zuwortmelden des großen Satiri- kers und Moralisten. Sind es Worte der Re- Wie so viele damals, glaubte auch Käst- signation, gar der bitteren Einsicht eines ner, dass der braune Spuk bald vorüber- Berufspessimisten, dass der „ange- ginge. Persönlich bedroht fühlte er sich stammte Platz“ des Satirikers der „verlo- nicht, obgleich er wusste, dass er den rene Posten“ ist, wie Kästner einmal neuen Machthabern wegen des Berlinro- schrieb? Wohl kaum! – Vielmehr ist es die mans Fabian (1931) und satirischer Ge- Pflicht des Satirikers, den verlorenen Pos- dichtbände wie Herz auf Taille (1928) und ten so gut als möglich auszufüllen. „Sein Gesang zwischen den Stühlen(1932) verhasst Wahlspruch heißt immer und heißt auch war. Satiriker legen als kritische Denker jetzt: Dennoch!“ Seine Waffen sind die Ka- den Finger in die Wunde und fühlen sich rikatur und die Parodie. Doch werden in besonderem Maße der Humanität ver- diese Waffen stumpf, wenn sich die Wirk- pflichtet; eine Mischung, die in einem to- lichkeit der Satire entzieht. Kästner talitären Regime lebensgefährlich ist. Der wusste, dass die nationalsozialistische beißende Spott, den Kästner zu Zeiten der Barbarei mithilfe der Satire nicht be- Weimarer Republik über die braunen schreibbar ist. Die Gaskammern von Treb- Kneipenschläger ausgegossen hatte, er- linka und Auschwitz, die tausendfachen wies sich nun als Damoklesschwert. Lange Gräuel des Krieges, lassen sich mittels Ka- vor der Machtergreifung erkannte er be- rikatur und Parodie nicht darstellen. Das reits die Unmenschlichkeit des National- ist der Grund, warum Kästner als in sozialismus und unterschätzte zugleich Deutschland Gebliebener den großen Ro- dessen Breitenwirkung: man über das Dritte Reich, den die Öf- Ihr liebt den Haß und wollt die Welt dran fentlichkeit nach 1945 von ihm erwartete, messen. nie schrieb. Dabei ging er 1933 gerade nicht Ihr werft dem Tier im Menschen Futter hin, ins Exil, weil er dem Weg Deutschlands in damit es wächst, das Tier tief in euch drin!

Seite 90 Nr. 416 · Juli 2004 416_90_94_Löbbert 25.06.2004 12:53 Uhr Seite 91

Emil unterm Hakenkreuz

Das Tier im Menschen soll den Menschen fressen. Der Schriftsteller Erich Kästner, aufgenommen 1955 in München. Ihr wollt die Uhrenzeiger rückwärts drehen © dpa und glaubt, das ändere der Zeiten Lauf. Dreht an der Uhr! Die Zeit hält niemand auf! Nur eure Uhr wird nicht mehr richtig gehen.

Diktaturen haben ein langes Gedächt- nis: Am 10. Mai 1933 wurden auf dem Ber- liner Opernplatz mit den Werken Thomas und Heinrich Manns, Arthur Schnitzlers, Sigmund Freuds, Kurt Tucholskys und Erich Maria Remarques auch Erich Käst- ners Bücher verbrannt. Kästner wohnte diesem „Geiselmord an der Literatur“ als einziger Dichter persönlich bei. Hilflos musste er zusehen, wie eine Schar aufge- stachelter Studenten die kulturelle Iden- tität des humanistischen Deutschland dem Feuer preisgab. Im Schein der lo- dernden Flammen erwies sich Propagan- daminister Goebbels mit seinen Hasstira- den als geistiger Brandstifter. Insgeheim mag Kästner an Heinrich Heine gedacht haben, der im Almansor schrieb, dass dort, wo man Bücher verbrennt, am Ende auch Menschen verbrannt würden. Nach dem Krieg schilderte Kästner jene gespensti- sche Szenerie, die sich ihm damals auf dem Opernplatz darbot, wie folgt: „Die Bücher nur seine schriftstellerische Reputation flogen weiter ins Feuer. Die Tiraden des auf dem Spiel stand. Der Unterhaltungs- kleinen abgefeimten Lügners ertönten roman bot ein finanziell lohnendes und weiterhin. Und die Gesichter der braunen risikofreies Betätigungsfeld. So erschien Studentengarde blickten, den Sturmrie- 1934 in Zürich Drei Männer im Schnee. In men unterm Kinn, unverändert gerade- Emigrantenkreisen betrachtete man die aus, hinüber zu dem Flammenstoß und zu unpolitische Produktion Kästners mit dem psalmodierenden, gestikulierenden Skepsis. Einige Intellektuelle behaupteten Teufelchen.“ in ihren sicheren Zufluchten, dass Kästner Der „literarischen Feuerbestattung“ – sich gleichgeschaltet habe und die Hand so Kästner in der Rede zur Verleihung des zum deutschen Gruß erhebe. Büchnerpreises 1957– folgte bald darauf ein Im September 1934 wurde Kästner nationales Publikationsverbot. Zumin- erstmals von der verhaftet. Man dest blieb ihm noch die Möglichkeit, wenn warf ihm vor, in einem seiner Gedichte, schon nicht in Deutschland, dann doch im das in einer Prager Emigrantenzeitschrift Ausland zu veröffentlichen. Doch Vor- erschienen war, offen gegen das NS-Re- sicht war geboten. Es galt, nichts politisch gime zu agitieren. Die beanstandete Pas- Verfängliches zu schreiben, da mehr als sage des Gedichtes erwies sich als Fäl-

Nr. 416 · Juli 2004 Seite 91 416_90_94_Löbbert 25.06.2004 12:53 Uhr Seite 92

Raoul Löbbert

schung, der Vorwurf war unhaltbar und kann, wenn die Realität selbst zur Satire Kästner fürs Erste gerettet. Als die Beam- wird. ten ihn gehen ließen, versäumten sie es nicht, ihm mit gestrecktem Arm ein za- Fortschreitende Verfinsterung ckiges „Heil Hitler!“ hinterherzurufen. Er 1937 wurde Kästner erneut von der Ge- erwiderte den Gruß mit einem freund- stapo verhaftet. Das Wiedersehen war je- lichen „Auf Wiedersehen!“. Nein, Käst- doch nur von kurzer Dauer. Wiederum ner war kein Held des Widerstandes, ob- stellten sich die Anschuldigungen als un- gleich es ihm nicht immer gelang, seine begründet heraus. Kurz darauf beschloss innere Opposition hinter einer Maske Kästner mit seinem früheren Illustrator vornehmer Zurückhaltung zu verste- Walter Trier, der mittlerweile emigriert cken. Die Zeit für unbesonnenes Helden- war, ein Buch herauszugeben. Das ge- tum glaubte er lange vorbei. „Der Held meinsame Werk sollte anlässlich der Salz- ohne Mikrophone und ohne Zeitungs- burger Festspiele 1938 in Österreich er- echo wird zum tragischen Hanswurst. scheinen. Tag für Tag pendelte Kästner Seine menschliche Größe, so unbezwei- zwischen dem deutschen Reichenhall und felbar sie sein mag, hat keine politischen Salzburg hin und her, da er es vermeiden Folgen. Er wird zum Märtyrer. Er stirbt wollte, eine amtliche Aufenthaltserlaub- offiziell an Lungenentzündung. Er wird nis zu beantragen. Am 12. März 1938 mar- zur namenlosen Todesanzeige.“ schierte die deutsche Wehrmacht in die Alpenrepublik ein, und Hitler verkündete Realität wird zur Satire kurz darauf die Rückkehr seiner Heimat Bei den noch in Deutschland verblie- in das Deutsche Reich. An eine Publika- benen Intellektuellen ging derweil die tion des Buches, das später den Titel Der nackte Angst um. Keiner wollte ins Vi- kleine Grenzverkehrtragen sollte, war in Ös- sier der Gestapo gelangen und Arbeits- terreich nicht mehr zu denken. Trotz aller verbot oder Schlimmeres riskieren. Wen Widrigkeiten erschien es noch im selben das allmächtige Propagandaministerium Jahr im Schweizer Atrium Verlag. mit dem Stigma der „zersetzenden Lite- Wenige Tage vor Beginn des Ersten ratur“ belegte, den mieden auch die ei- Weltkrieges prophezeite der damalige bri- genen Leidensgenossen. Kästner war tische Außenminister Grey im Hinblick nun eine persona non grata bei Freund auf die deutschen Kriegsvorbereitungen, wie Feind. dass in ganz Europa die Lichter ausgehen Zugegeben, der lange Arm des „gesti- würden. Genau 25 Jahre später war in Eu- kulierenden Teufelchens“ reichte weit, je- ropa mit dem deutschen Überfall auf Po- doch nicht bis ins eigene Propagandaor- len erneut eine mehrjährige Dunkelheit gan. Im Dezember 1936 verkündete der angebrochen. Dabei war es nur etwa zwei Völkische Beobachter, dass die Verfilmung Dekaden her, dass eine ganze Generation von Emil und die Detektive „zum Haupt- junger Männer die furchtbaren Gräuel des spaß für die Kinder“ in vielen deutschen Grabenkrieges erleiden musste. Millionen Kinos zur Aufführung komme. Als offi- bezahlten den deutschen Weg in die Sack- ziellen Premierentag bestimmten die Ver- gasse damals mit dem Tod oder mit Ver- antwortlichen ausgerechnet den Tag der stümmelungen an Leib und Seele. Obwohl deutschen Polizei. Der geistige Vater Kästner das Massensterben während der des Emil mag der Vorankündigung des Materialschlachten aufgrund eines Herz- Völkischen Beobachters ein zynisches Lä- leidens nicht aus eigener Erfahrung cheln und die Erkenntnis abgerungen ha- kannte, sprach seine Lyrik den Kriegsmü- ben, dass der Satiriker getrost schweigen den aus der Seele; einer Generation, die –

Seite 92 Nr. 416 · Juli 2004 416_90_94_Löbbert 25.06.2004 12:53 Uhr Seite 93

Emil unterm Hakenkreuz

wie Remarque in der Widmung zu Im haltungsgenre auskannten. Der Reichs- Westen nichts Neues (1929) schrieb – „vom filmintendant Fritz Hippler erteilte Käst- Krieg zerstört wurde – auch wenn sie sei- ner 1942 eine Sondergenehmigung, die es nen Granaten entkam“. Mit Beginn des ihm erlaubte, zum fünfundzwanzigjähri- Zweiten Weltkrieges erwies sich die nach- gen Bestehen der Ufa das Drehbuch für haltige Gültigkeit der Gedichte Kästners. den Jubiläumsfilm mit Hans Albers in der Das Sterben an den Fronten Europas ent- Hauptrolle zu schreiben. Auf Anregung puppte sich für den einfachen Soldaten Kästners hin trug der Film den Titel nicht als heroischer Tod fürs Vaterland, Münchhausen. Obwohl eine Auftragspro- sondern als namenloses, sinnloses Verre- duktion, gelang es Kästner, versteckte An- cken; gleichgültig, ob das Schlachtfeld spielungen auf die Allmacht des Unter- Verdun oder Stalingrad hieß. drückungsapparates unterzubringen, die der Aufmerksamkeit der Zensoren ent- Da liegen wir, den toten Mund voll Dreck. gingen. So warnt Casanova (gespielt von Und es kam anders, als wir sterbend dachten. Gustav Waldau) Prinzessin Isabella (Ilse Wir starben. Doch wir starben ohne Zweck. Werner): „Die Staatsinquisition hat zehn- Ihr laßt euch morgen, wie wir gestern, tausend Augen und Arme. Und sie hat die schlachten. Macht, recht und unrecht zu tun!“ Münchhausen feierte 1943 im Ufa-Pa- Nach 1939 häuften sich die Repressa- last am Berliner Zoo Premiere. Den Na- lien gegen Intellektuelle und vermeint- men „Kästner“ sucht der aufmerksame liche Regimegegner. Am 28. März 1944 Zuschauer im Vorspann allerdings verge- verhaftete die Gestapo Erich Ohser und bens. Der Grund: In einer Privatvorfüh- Erich Knauf. Ohser hatte bereits seit Mitte rung hatte Hitler bereits vorab einige Sze- der zwanziger Jahre für Kästner Gedichte nen des Films gesehen. Als er hörte, wer illustriert, bevor es ihm 1934 trotz Ar- das Drehbuch verfasst hatte, bekam er ei- beitsverbot gelang, unter dem Pseudo- nen seiner berüchtigten Tobsuchtsanfälle. nym „e. o. “ die im Folgenden sehr Welch’ Blöße für den Diktator, wenn ein erfolgreiche Comicserie Vater und Sohn in Satiriker und bekennender Moralist, des- der Berliner Illustriertenzu veröffentlichen. sen Werke als entartet geächtet sind, bei Knauf war der ehemalige Redakteur Käst- einem der prestigeträchtigsten Projekte ners bei der Plauener Volkszeitung. Wäh- der NS-Kulturpolitik die Feder führt! Um rend Erich Knauf vom Volksgerichtshof den unliebsamen Literaten endgültig unter dem Vorsitz von mundtot zu machen, erließ Hitler zudem zum Tode verurteilt und am 3. Mai hin- ein vollständiges Arbeits- und Publika- gerichtet wurde, beging Ohser kurz zuvor tionsverbot für den Autor des Emil. Käst- in seiner Zelle Selbstmord. ner, der von 1928 bis 1933 in einem wah- Und Kästner? Überraschenderweise ren Produktionsrausch zwei Drittel sei- blieb er vor weiteren Verhaftungen durch nes Lebenswerkes zu Papier gebracht die Gestapo verschont. Das Propaganda- hatte, war nun zum literarischen Still- ministerium hatte erkannt, dass der Autor schweigen verdammt. von Drei Männer im Schneevon Nutzen sein kann. Um die Bevölkerung an der Hei- Am Ende der Sackgasse matfront bei Laune zu halten, produzier- Spätestens seit Mitte 1944 zeichnete sich ten die Ufa-Filmstudios in Babelsberg am für den Wagnerianer Hitler die militäri- Fließband seichte Komödien und Revue- sche Götterdämmerung immer deutlicher filme. Zu diesem Zweck waren Dreh- ab. Die Wehrmacht zog sich an sämtlichen buchautoren gefragt, die sich im Unter- Fronten zurück. Amerikanische und eng-

Nr. 416 · Juli 2004 Seite 93 416_90_94_Löbbert 25.06.2004 12:53 Uhr Seite 94

Raoul Löbbert

lische Bomber legten die deutschen Groß- nem Land, in dem die Freiheit nie heran- städte in Schutt und Asche. Und Hitler, der reifte, in dem sie „grün blieb“, wie Käst- Gefreite des Ersten Weltkrieges, erteilte ner einmal formulierte, freiheitliches als „größter Schlachtenlenker aller Zei- Denken und demokratische Werte? Es ten“ – so Propagandaminister Goebbels – galt, ein neues, unabhängiges Staats- und sinnlose Durchhaltebefehle in Serie. Am Kultursystem zu errichten. Begriffe wie 13. Februar 1945 zerstörten alliierte Bom- Presse- und Meinungsfreiheit sollten ber Kästners Heimatstadt Dresden. Zehn- künftig mehr als leere Phrasen sein. An tausende Menschen starben binnen Stun- diesem System wollte Kästner mitwirken; den. Mit dem historischen Stadtkern ging weniger als Schriftsteller denn als Redak- auch die Frauenkirche, die Kästner wenige teur der Neuen Zeitung und Mitbegründer Monate zuvor noch gezeichnet hatte, in des Kabaretts Die kleine Freiheit. Der an- Flammen auf. Die Eltern überlebten den fängliche Enthusiasmus wich jedoch bald Angriff, das Elbflorenz, das Kästner von der Ernüchterung. Mit der Restauration Jugend an liebte, war jedoch unwieder- der alten, kleinbürgerlich-spießigen Ord- bringlich verloren. „Wie von einem Zy- nung und der Debatte über die deutsche klon an Land geschleuderte Wracks rie- Wiederbewaffnung in den fünfziger Jah- senhafter Dampfer liegen zerborstene Kir- ren meldete sich auch der Satiriker Käst- chen umher. […] Der goldene Herkules ner erneut zu Wort. Frisch war die Erin- über dem dürren Stahlgerippe des Rat- nerung an die größte Sackgasse der deut- haushelms erinnert an eine Galionsfigur, schen Geschichte und stark das Verlan- die, seltsamerweise und reif zur Legende, gen, den Einbahnstraßen in den Köpfen den feurigen Taifun, dem Himmel am mit Hohn und Spott zu begegnen. Käst- nächsten, überstand.“ ner, das kritische Gewissen der ersten De- Die letzten Tage des Dritten Reiches er- mokratie auf deutschem Boden, war in lebte oder besser überlebte Kästner weit den Jahren der jungen Bundesrepublik zu weg vom Kampfgetümmel in der trügeri- einer Institution geworden, der man Auf- schen Sicherheit des Zillertales. Derweil merksamkeit schenkte. Ist der verlorene zog sich die Front mitten durch das völlig Posten des Satirikers also wirklich ganz zerstörte . Das Großdeutsche Reich und gar verloren? Kästners Versuch einer bestand nur noch aus wenigen Straßen- Antwort: „Satiriker sind Idealisten. Im zügen, und im Bunker unter der Reichs- verstecktesten Winkel ihres Herzens kanzlei desertierte der „Schlachtenlen- blüht schüchtern und trotz allem Unfug ker“ von Goebbels Gnaden mit einer Pis- der Welt die törichte, unsinnige Hoff- tolenkugel vor der eigenen Verantwor- nung, dass die Menschen vielleicht doch tung. Am 8. Mai 1945 schwiegen endlich ein wenig, ein ganz klein wenig besser die Waffen. werden könnten, wenn man sie oft genug Häuser und Infrastruktur lassen sich beschimpft, bittet, beleidigt und aus- erneuern, doch wie etabliert man in ei- lacht.“

Zwei Feuer „Gerade wir müssten heute wie nie vorher und wie kein anderes Volk die Wahrheit und die Lüge, den Wert und den Unfug unterscheiden können. Die zwei Feuer der Schuld und des Leids sollten alles, was unwesentlich in uns ist, zu Asche verbrannt haben. Dann wäre, was geschah, nicht ohne Sinn gewesen.“ Erich Kästner in Und dann fuhr ich nach Dresden, November 1946, Neue Zeitung.

Seite 94 Nr. 416 · Juli 2004