SCHRIFTEN VON

‘ S R e m b r a n d t em ins haftl i c h o n g au e r, D u r e r , (g e c ich m t ’ i Gro te l 1 Berl n sche Verlagsbuchhand ung 88 . , , 5 O i d e u t s c h e n F r u h r e n D e r r n am e n t s t c h d e r a i s s a n c e . ’ li W i l h l 1 Ber n e dmann sche Ver agsbuch and ung 88 . , , 7 Z u r O r ga n i s at i o n d e r Ku n s t h al l e d i e K u n s t i n d e r O M S . i c h u l e Hamburg tto e ssner 1 8 8 . , , 7 i i e A R D e n n r e u s s t at tu n g d e s Ham b u r g e r a th au s e s .

O M i 1 1 8 . Hamburg, tto e ssner, 9

K a u f f m a n ri i i ir H e r m an n u n d d e K u n s t n H amb u r g . Mu nche ,

- F . A . 2 V erlagsanstalt Bruckmann G . 1 8 . , 9 ' m n t M a k a r t b o u u e t u n d B l u e s r a u s s . Mu n chen Verla sanstal q , g t

— A . . 1 8 . F . Bruckmann G 4 , 9 W Z i i i n e g e u n d e l e d e s D l e t t a n t s m u s . Mu chen Verlags ,

A . 1 8 . anstalt F . Bruckmann G 4 , 9 i A m a t e u r h o t o r a hi l al D e B e d e u t u n g d e r e . Ha le a/Sa e p g p ,

W . 1 8 . Knapp , 94 B l u m n l t u e k u s W i l d e B l u m e n . Gerhard K uht ,

1 8 . mann, 97 i t f l V o m A r b e s e d e d e s D i l e t t an t i s m u s . Dresden Gerhard , h K u tmann 1 8 . , 9 7 i i w M i D e W e d e r e r e c k u n g d e r e d a l l e . Dresden , Gerhard

Kühtmann 1 8 . , 97 i en K ö n i s s t a d t e S tad t es tu d . D e u t s c h e g ( ) Dresden , Gerhard 8 K ühtman n 1 8 . , 9 i a t tu di n N S t d es e . Ham b u r g e d e r s ac h s e n ( ) Dresden , Gerhard

Kühtm ann 1 8 . , 97 V e r z e i c hn i s d e r n e u e r e n M e i s t e r d e r K u n s t h a l l e

G e s c h i c h t e u n d O r g an i s a t i o n d e s I n s t i t u t s . Hamburg ,

'

Lütck e W u lfl 1 8 . , 9 7

6 A n . D i e S a m m l u n g v o n B i l d e r n a u s H amb u r g . 5 bbildu gen

1 Hamburg Lütcke Wulff 8 . , , 9 7 6 Ab . 0 H amb u r g i s c h e K ü n s t l e r d e s 1 9 . J a h rh u n d e r ts

il n Lüt cke W ff 1 8 in i . b du gen . Hamburg ul Vorbere tung) , , 9 7 ( Mit Ü b u n g e n i n d e r B e t ra c h t u n g v o n K u n s t w e r k e n . v o n L v i i z u r Pfl 1 6 T afeln . Herausgegeben der ehrer ere n gung ege

i i A f . 2 . der künstler schen B ldung . u lage Dresden , Gerhard

Kühtman n 1 8 8 . , 9

Als Manuskript gedruckt

fur die K reise d er K unsthalle

’ R P f z i . i Li P h . O . u n g e s l an e n s t u d e n Hamburg sche ebhaber

bibliothek 1 895 .

1 8 . V e rm i s c h t e A u f s a t z e . Hamburg 95

1 8 . i 1 8 6 . 2 . S t u d e n . 1 . Band Hamburg Band Hamburg 97 Ham , 9 ,

b u rgis che Li ebhab erbibli o thek . B r i e f e a n d i e K o m m i s s i o n f u r d i e Ve r w al t u n g d e r ' — 1 Band 1 8 1 1 8 2 . 2 . 1 8 . . K u n s t h a l l e . . 9 9 Band 93 3 Band 1 894— 1 895 ALFRE D L IC HTWARK

DEUT SCHE KÖNIGSSTADT

BE RLIN - POTS DAM

DRESDEN MÜNCHEN STUTTGART

D RE S D E N

V E R LA G V O N GE R H AR D K U H T MAN N Druck 11 Fischer Wittig . GEORG FRE I HERRN VO N O MPTEDA

IN FREUNDSCHAFT

GEWIDMET

IN HALT SVE R ZE I C HNI S

Vorwort (1 896) D ecentralisation d er Stadtverwaltung D enkmäler ( 1 8 9 7)

D as D enkmal d es Gro ssen K urfursten

D er O pernplatz Pots dam (1 8 97) Dresd en ( 1 896)

' Di e E lbb rii cke

L okalisierun d er L andschaftsmalerei g . Munchen Stuttgart ( 1 896)

V O RW O RT

Gleich den ubrigen in Einzelausgaben erschei n enden Essays des Verfassers sind die Städtestudien Thäti k it aus seiner praktischen g e hervorgegangen . Sie bieten eine kurze Inhaltsangabe der Vorträge

über Reisevorbereitung und Reiseziele , die er an der Kunsthalle , in Hamburgischen Vereinen und

Gesellschaften gehalten hat . Zuerst erschienen sie “ in der Zeitschrift "Pan . Nur der Abschnitt über

Stuttgart stammt aus einer anderen "uelle , den für die Kreise der Kunsthalle als Manuskript gedruckten Briefen an den Vorsitzenden der Kommission für

der l die Verwaltung Kunstha le , Herrn Senator o M ring (Bd . III, Bei jeder Stadt ist für die Betrachtung ein an derer Standpunkt gewählt .

Da%der behandelte Stoff sich, systematisch ge zu gliedert, einem Handbuch hätte zusammenfassen lassen , versteht sich von selbst . Doch erschien dies dem Verfasser der weniger anregende Weg der Mitteilung . Den reichen Stoff nach irgend einer Richtung

rschö f m b n o n1 zu e p e lag e e s we g m der Absicht . Die

Essays sind für den Gebildeten bestimmt , der an seiner künstlen schen Erziehung im weitesten

Sinne des Wortes arbeitet .

Stadtestudien Während der erste Teil der , die “ K o ni sstädte g , den Organismus des eigenartigen Typus der deutschen Fürstenstadt und die Kultur

r an d er " kräfte behandelt , die da in Arbeit waren

: und sind , versucht der zweite Teil Hamburg

“ Niedersachsen einen Typus der re 1nen Bürgerstadt zu schildern . BE RLIN

W as wir a t St d nennen, ist die sichtbare Hulle eines im letzten Grunde unsichtbaren Lebewesens,

r der Stadtgemeinde . Die Struktur d e Stadt ist über

emodelt wi e diesen Körper g , die des Schnecken

“ hauses über den seiner Bewohnerin . Aber da die

' Stadtgemeinde , ein langlebiges Wesen , im Laufe ihres nach Jahrhunderten oder wohl gar nach Jahr tausendenzahlenden Daseins unter Umständen mehr e fache und tiefgr ifende Wandlungen durchmacht, die jedesmal eine Veränderung der Kruste nach sich ziehen , so bieten nur wenige bedeutende Städte das Bild eines reinen T ypus . Aus einer Bürgerstadt mit ihrem Rathaus als Sitz der Stadthäupter und dem Rathausmarkt als Versammlungsort der stimmfähigen Bürger kann

Fürstenstadt eine werden , deren neuen Mittelpunkt

Palast und Garten des Herrschers ausmachen . Wo

u der F rst die Stadt begründet hat, etwa der Bischof,

Dom das dessen Palast und erste Centrum bildete, da pflegt dasim Schutz d es Herrschers erstarkte Bürger tum ein . Neb enc entrum mit Rathaus und Bürger i k rche _ zu schaffen, und es hängt von der ferneren

ä b ehau Entwickelung der Kr fte ab , ob Beide sich p I ' oh d er c wi ten , Bis hof der Stärkere bleibt , e in b Würz urg , ob die Bürgerschaft alle Macht an sich

i e O re sst und b ehauptet, wie in Lüb ck, der ob , wie

(

in Hildesheim , im Wechsel der Zeiten bald der

Bischof, bald der Burger die Vorherrschaft gewinnt .

Was immer geschehen mag , drückt sich im Stadt

bilde aus .

vielerorten Wenn sich , wie in unseren Tagen, der straffe Organismus der alten Stadtgemeinde "in

' eine amorphe Masse lose verbundener Zellen auf

" a löst , dann verliert auch das ussere der Stadt n

Geschlossenheit . Charakter haben die grösseren

e Städte meist nur im Centrum, und wenn ihr Nam genannt wird , so tritt das Bild dieses alten Stadt kernes vor die Seele . Die weitläufigen Vorstädte sind wie ein loses Gewand um diese lebendigen

Glieder gelegt . Auch Berlin hat die typischen Wandlungen von der Bürgerstadt zur Fürstenstadt durchgemacht . Was

am es ist , lässt sich Besten durch einen Blick auf das Wesen der gewaltigen Stadt erkennen, als deren

Rivalin auf dem Kontinent es dasteht .

" K ultur eb arerin Berlin und Paris, die alte g , zu dessen gewaltigsten Bauwerken heute n och di e

Reste eines römischen Kaiserpalastes gehören , das seit dem Aufblühen des gotischen Stils in Archi

Littet atur und tektur, Malerei , Skulptur, Wissenschaft

e1nz1 e Europa mit neuen Ideen gespeist hat , die g

es moderne Stadt , die im Sinne der antiken An schauun g ist , alle Lebenskraft des ganzen Landes 1 5 an u ausstromend u sich sa gend und nd Berlin,

“ die junge , schnell aufgeschossene Riesin , bis in " unser Jahrhundert ohne ?vdrkendes Leb ensprincip ° e dem es sic auss r Fürsten , der h zur Residenz ge ff scha en , eine Baumschule der Kultur , die an die

Fürsorge der Hohenzollern gebunden war, und seit wenigen Jahrzehnten nunmehr das gewaltigste in dustrielle Centrum Mitteleuropas aber trotz allen m Reichtu s aller Macht, aller Intelligenz, in seiner

Kultur, von der Wissenschaft abgesehen, immer noch mehr empfangend als spendend . r t Obgleich Pa is eine natürliche , gewachsene S adt und Berlin bis in dieses Jahrhundert hinein eher eine künstliche, gegründete war, sind doch die wesent lichen Züge , die die Gestaltung des Stadtbildes bedingt haben, bei beiden identisch . Beide waren im Laufe ihrer Entwickelung abwechselnd Bürger

Fürstenstädte städte und , und beide verdanken die charakteristischen Züge in ihrem Antlitz den furst

” lichen Bauherren .

" i ? é Was st Paris Nicht die Cit , die alte Burger stadt " die von den Fremden als ein kurioser Rest der Vergangenheit mit einem flüchtigen Besuche ab ethan g wird, sondern der Trakt vom Louvre durch

n u ‚ de T ileriengarten über die Place de la Concorde und die Avenue des Champs Elysees bis zum Arc 1’ E i de to le hinauf. Mag das Leben auch n oeh uber

r fluten r die Bouleva ds ; Paris liegt hie . n Dieses Ce trum von Paris, weiträumig und gross t angelegt, wie es keine andere Stadt der Wel besitzt, wurde nicht zur Zeit des altenBürgertums oder

r . der modernen Bourgeoisie erdacht und ausgefüh t . Beide kennen das Bedürfnis nach Weiträumigkeit und Grösse uud Monumentalität der Stadtanlage

aus und nicht von Hause , beide sind zu ängstliche zu kurzsichtige Rechner . Eine Anlage wie dieser Kern von Paris würde heute selbst b ei gutem Willen und ernstem Wunsch allein in Rücksicht auf die

un u h r Mittel a sfu rb a sein .

Es bedurfte der Episode fürstlicher Kultur , um so Grosses zu planen und auszuführen .

Paris ist heute gebaut , als läge der Park von

r Wilhelmshöhe mitten in einer G ossstadt. Denn dieses Centrum von Paris ist der alte Sommersitz der Könige mit seinen typischen Bestandteilen .

Der Ursprung der Anlage liegt im Louvre, einem

- das Zwing Paris , wie Stadtschloss an der Spree ein

- Zwing Berlin war . Louvre und Stadtschloss liegen an der Stelle, die für die Anlage der Stadtburgen überall im

‘ Norden aufgesucht wird : an der Mauer oder im

Zug der Mauer, damit der Furst einen Fuss in der

. Stadt, einen ‚ im freien Lande habe Die Tuilerien waren das in massiger Ent

‘ fernung und gleichsam noch im Schutz des Louvre c angelegte Sommers hloss . b edeutenden Bauwerke in neue Perspektiven - z u

k S aus d en rüc en, tammen der Vertrautheit mit Kunst

n das m gesetzen her, ach denen Centru angelegt ist .

e n Wo in der Anlage einer mod r en Bürg"erstadt

' e e ein Zu ein gross r Zug waltet, da pfl gt günstiger ‚ r fall mitgewirkt zu haben . Typisch ist die Ve wertung der niedergelegten Wälle zu grossartigen

e das Promenaden, wenn auch hi r kleinliche , pfennig

d es fuchsende Wesen Bürgertums manches Grosse,

hat . b das in der Möglichkeit lag, verpfuscht Sel st im modernen Paris bedurfte es noch einmal e1nes

Fürsten wie Napoleon III . , um einen grossen Zug in die notwendigen Durchbrüche zu bringen und der nachfolgenden Republik das Vorbild für die

Stadtre ulierun z g g hin ustellen .

Innerhalb der durch die grundverschiedenen Bedingungen gegebenen Grenzen ging die Entwicke lung ganz ähnliche Wege . Den Mittelpunkt der heutigen Reichshauptstadt

1 bildet das Königsschloss . Auch dieses war in se ner

es ältesten Gestalt eine Zwingburg, und wurde später

Als zum weiträumigen Fürstensitz ausgebaut . der

im war r Fürst unbestrittener Herr Lande , erweite te

z u es sich dem gewaltigsten Monument des Staates , welches das Winterschloss des Louvre und das

Sommerhaus der Tuilerien zugleich in sich fasste . Nach Norden wurde der Lustgarten angelegt,

n f ic der, obwohl schon längst ei öf entl her Schmuck platz geworden und völlig umgestaltet , den alten

‘ c Namen no h behalten hat . Eigentlich hatte nun in der Achse von Schinkels Museum der Wildpark liegen und die Perspektive einer Riesenallee über i a m die Spree h n usgeführt werden üssen . Doch er

" d es hielt, den Bedingungen Ortes entsprechend, die

n i . d e Anlage einen K ick Die Perspektive, Strasse k Unter den Linden , geht im Win el vom Schloss ab in den Tiergarten und durchschneidet als Char lottenburger Chaussee den mächtigen Park in seiner ganzen Länge . Bei günstigerem Terrain hätte das Schloss zu Charlottenburg den weithin sichtbaren

Abschluss bilden miissen .

Schloss Lustgarten , Linden , Tiergarten , das ist heute Berlin genau wie in Paris Louvre - T uile

Tuiler1en arten E e rien , g , Champs lys es , Avenue de l ’ I’ Arc Etoile K oni sschloss . de , g und Königsgarten

‘ als Hätte sich Berlin Bürgerstadt aufgebaut , diese breite Ba'5 1s der räumlichen Entwickelung wäre ihm versagt geblieben .

Und unser Jahrhundert hat nicht einmal gewagt, die historisch gegebenen Grundlagen folgerichtig

Noch immer tritt man von der Monumental

2 * anlage des Pariser Platzes durch das Brandenburger Thor unmittelbar in die freie Wildnis des Tier gartens .

Die Scheu, ein Stuck freier Natur und ein Stuck

O zur des Baumbestandes zu pfern , führte Anlage des Königsplatzes ausserhalb des grossen Linien zuges . Zum zweitenmal wurde der monumentale

Zug des Grundplans von Berlin abgebr o chen .

als i Es war ein gesundes Gefühl, dass mehr e ne der Konkurrenzen um das Denkmal Kaiser Wilhelms ein Wilhelmsforum in der Achse der Charlotten burger Chaussee vorschlug . Dass der Königsplatz aus dem Zusammenhange

' entzieht ihm der grossen Perspektive gerissen ist , n dauernd den Pulsschlag des hauptstädtischen Lebe s .

Wallot hat recht, wenn er ihn als einen geschlossenen, stillen Park auf das Reichstagsgeb äud€b ezieh en will . Das würde eine behagliche Zufluchtsstätte für Ruhe suchende ergeben , einen Gartensaal grossen Stils . Vielleicht dass eine Spatere Generation die Idee eines Forums im Tiergarten wieder aufnimmt und

r zu Ausführung bringt .

So nahe verwandt in seinen Grundzugen d as E ntwickelungsschema der beiden Hauptstädte d es

n v Festla des sich aufbaut, so grund erschieden ist das

sie . Leben, dessen Hülle sind Berlin war im Gegensatz zu Par1s lange eine

ü k nstliche Stadt . ‚ Der kräftige Bildungstrieb des / mittelalterlichen Bürgertums, an das die gotischen Kirchen des heutigen Centrums noch heute ge h i mahnen , wurde von den Fürsten ge emmt . S e kamen aus der Fremde und brachten eine b ohere

Kultur mit . Die Ansätze heimischer Bildung hielten dieser nicht stand , und die Fürsten , die bis zur französischen Revolution die Kunst als Ausdrucks

h n mittel ihrer Mac t nötig hatte waren gezwungen, Samen und Pflänzlinge aus fernen Kulturregionen zu beziehen .

r l n Dies "geschah seit dem Grossen Kurfü sten steigendem Maasse . Ganz Europa wurde in Kon

ri uti n t b o gesetzt. Unter dem Grossen Kurfürsten

w1e herrschte der holländische Einfluss vor , dies der politischen und kulturellen Vormachtstellung der w Seestaaten , so ie den politischen und verwandt schaftlichen Beziehungen der Hohenzollern entsprach .

Der erste König war Eklektiker . Zu Holland traten

’ d e H andelsem orien s Italien , i p der Ost ee , die süd c deutschen Kulturstädte und Frankreich . Sein Na h

ewöhn folger wandte sich, soweit er seinen nicht g lichen l i unstsinn zu bethatigen gut fand , w1eder

der holländischem Wesen zu , während Friedrich Grosse in seinen Palästen und Innendekorationen vorwiegend französische Gedanken nach Berlin ver

flanzte e p , wie dies nicht nur sein n persönlichen n Neigungen, sondern auch der Weltstellu g der fran zö sischen Kultur entsprach . Von ihm ab ist Berlin ohne Potsdam nicht mehr

d er verständlich , denn in Pots am zogen und seine o Nachf lger die fremden Ideen in Reinkultur . Hier

als drang, England am Ende des vergange nen Jahr hunderts zu die Kultur Europas beherrschen begann, der englische Einfluss s1egreich vor mit der Ruinen

. se1n em romantik der Pfaueninsel In Babelsberg, mit englischen Park und dem Landschloss in englischer

Gotik , fand diese Phase ihren Abschluss . Zur selben Zeit hatte die romantische Stimmung ver stehen gelernt , was j emals m der Welt an Kunst

war . h geschaffen , und Friedrich Wilhelm IV mac te aus Berlin und Potsdam einen steinernen Atlas der

Kunstgeschichte . Moscheen und frühchristliche

Kirchen spiegeln sich in den märkischen Seen, italianisieren de d Palastfassa en krönen die Berge, pompejanische Häuschen erheben sich im Schatten

s cilianische des märkischen Waldes , i Gärten um fangen unvermutet den Wanderer mitten in nordischer

Landschaft, und russische Kapellen grüssen von den

Waldhügeln . Kaiser Wilhelm I . hatte in Babels ü berg seinem innigen Naturgef hl Ausdruck gegeben,

n seinem Nachfolger war es nicht vergön t , sich in das Kulturgeschichtsb uch von Potsdam einzutragen .

Matrosenstatmn Kaiser Wilhelm II . baute die im

"

Stile der norwegischen Holzarchitektur um.

auslandis he Dieser Zug , ausländische Kräfte , ö

zu ist Ideen heranzuziehen und dienstbar machen , allen ausseritalienischen Fürsten von Spanien b is

Selb st die z Russland gemeinsam . fran ösischen Könige machen keine Ausnahme . Die Monumentalität der A nlage von Paris stammt nicht aus der bürgerlichen , sie ist Kultur Frankreichs, ein italienischer Sämling, von einer Königin aus dem Hause der Medici in

' den Boden gesenkt und auf neuem Boden zu mäch i tiger Entwickelung gekommen . Vom sechzehnten b s

z um a ist chtzehnten Jahrhundert die Zahl der Italiener,

Niederländer und Deutschen , die in Kunst und Industrie der Pariser Entwickelung neue Impulse

‘ gegeben , Legion , während in unserem bürgerlichen

r n Jahrhunde t die Ausländer , die in Pa s arbeiten,

h erh fan ende nic t bringende und zeugende, sondern p g

und ausführende Kräfte gewesen sind .

ist m wo f So Potsda , die Hohenzollern scha fen

n b e ko nten , ohne durch eine aufstrebende Stadt

r zu hinde t sein , em noch klareres Spiegelbild der Kultur und der Neigungen j edes einzelnen Herr l schers a s . geworden, Berlin Aber auch hier trägt selbst die moderne Burger stadt um den Kern des Fürstensitzes herum den

f rü k hab en . sl e au ed c t . Stempel, den ihr g Die Fried

- richs und Dorotheenstadt sind künstliche Gebilde,

das lehrt ein Blick auf die regelmässige "Strassen das anlage, war vor zwei Jahrzehnten noch überall

d n alt n aus an e e Fassaden zu erkennen , die , den

Mitteln der königlichen Schatulle bezahlt , wie Theaterdekorationen die Kahlheit und Armseligkeit “ des "Hinter den Kulissen verbargen . Und wie in Paris erst die Bevölkerung unseres

Genusssuchend e Jahrhunderts , vermehrt durch der ganzen Welt, den ungeheuren Rahmen wirklich aus

mit d em füllt , der König das Leben se1nes Hofes

t e umschlossen hat e , so hat erst unser Zeit die gross artig angelegte leere Kleinstadt , die Berlin noch unter Friedrich Wilhelm III . war, mit dem wogenden

L des ü das eben Bürgertums erf llt , die fürstlichen

nicht h ab en Erbauer der Stadt ahnen konnen .

d as Ein Element hat Berlin von j e gefehlt , in

n ur z Paris , London , Wien und dem als Sit des Kaisertums verständlichen Prag eine gewaltige Rolle spielte und in grossart1gen Palastanlagen seinen

: Ausdruck fand ein reicher Hochadel . e Was wäre Berlin, wenn es sich seit Jahrhundert n als deutsche Reichshauptstadt entwickelt hätte , wenn die Fürsten des Reichs in der Hauptstadt um das Schloss des Kaisers ihre Paläste errichtet hätten "

Wenige Palastanlagen in der Wilhelmstrasse, j etzt

o v on w hl sämtlich den , Familien ihrer Erbauer aufgegeben , vertreten den Typus , der Wien , Rom und London noch heute den grossen Zug aristo kratischen Lebens verleiht .

Er Der Furst stand in Berlin ganz allein . war

Jahrhunderte hindurch eins und alles . Der wenig

des begüterte, wenn nicht arme Adel Landes wurde in se1ner Hand als Offizier und Beamter zum Diener d es Staates .

' Solange das Burgertt1m sich nicht in den . Besitz eigener und tiefer Kultur und künstlerischer

es es t Bildung setzt , Wird das Erbe d Fürs entums

d es 1 nur in dem Bruchstück Materiellen nne haben .

Denn zum Regieren gehört die Fähigkeit, "uali

zu wi ) taten erkennen . Herrscher e Friedrich und Napoleon sind nicht nur gross durch ihre eigenen

Leistungen , sondern durch die Gabe , alles Grosse k u h in freudige Dienstbar eit z zwingen. Nic t durch kritische Erkenntnis und Betonung der Fehler und Mängel haben sie sich die Hingebung Tausender

w das s erz ungen, sondern durch die Gabe, Leistung vermögen werdender Kräfte zu erkennen und ihm entsprechende Aufgaben zuzuerteilen . Wenn das Bürgertum sich als Fo rderer der

was Kultur entwickeln will , bei der Stellung , die

“ es einnimmt, seine historische Pflicht und Schuldig

so es Re ententu end keit ist, muss diese hohe g g er

es wie werben . Sonst wird auch ferner , bisher, eine Hemmung und ein Hindernis fur die Ent wickelung eigenartiger Talente und des Genies bilden DECENTRALISATIO N DER STADT V ERWALTUNG

Es ware für we1tere K re1se in Berlin sehr lehr reich, wenn wir einmal eine eingehende Studie über das Gemeindeleben der e1nzelnen Arrondissements von Paris erhielten vorausgesetzt, dass ein solche

Arbeit nicht schon existiert . Dem Fremden in Paris fallen bei seinen Wande rungen die oft hochst reizvollen Mairien der ein zelnen kleinen Stadtgemeinden auf. Jedes dieser Bauwerke macht d en lebendigen Eindruck des Rat hauses einer kleinen Stadt . Hochzeitsgesellschaften

f strö fahren vor, geschä tige Menschen aller Klassen

aus men ein und , oft sieht man abends die Fenster

1 re hen festlich von Licht strahlen . Auf den Ausstellungen erscheinen Skulpturen und Wandgemälde mit dem Vermerk : für die und die

'

. n wer Mairie bestimmt U d. die Stadt kennt, findet unschwer heraus, dass diese Gemälde zum Geschäfts oder zum Erwerbsle ben der Bewohner der Mairie

Beziehung haben . ob eschlos Unwillkürlich fragt man sich , em g senes Gemeindeleben diesem schonen Schein ent

. " c spricht usserlich spri ht der Eindruck dafür, dass i m Gegensatz zur straffen Centralisation des ganzen Landes die Stadtverwaltung von Paris weit i stärker als in Berlin dec entralis ert se1. Dass dies ein für die formlose Masse der Grossstadt uber aus an wünschenswerter Zust d ware , liegt auf der

üb r i ht Hand . Wer e s c die Interessen von ganz ? ? Berlin Wer fühlt den Drang , dafür einzutreten

Doch kann man sich sehr wohl vorstellen, dass es einen nicht kühl lassen würde , an der Verwaltung

man und Ausgestaltung des Viertels, in dem wohnt, selbst unter Opfern mitzuarbeiten . DENKMALER

Bis zum Ende d es vergangenen Jahrhunderts gab es v on Heiligenbildern und Brunnen ab

in gesehen , den Städten Europas nur sehr wenige l Denkmä er auf Strassen und Plätzen, eigentlich gar

keine anderen als die Reiterstandbilder von Fürsten, und auch diese waren selten und stammten meist

aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert . Das ist ein tiefer Gegensatz zu den Städten des

Altertums und unserer Epoche . Allein an dem

erzen en steinernen und Volk , das unsere Strassen

A n bewohnt , liesse sich erweisen , dass mit dem fang unseres Jahrhunderts eine neue Ordnung der

Dinge eingetreten ist . In dem langen Zeitraum zwischen dem Unter gange Roms und der französischen Revolution hatte

die Sitte , Denkmäler zu errichten , freilich nicht

sie aufgehört , aber man muss nicht unter freiem d Himmel, son ern im Innenraum, höchstens auf dem

Das Friedhof suchen . Denkmal war Grabmal oder

‘ ’ n h K e otap ium geworden . Von Rom bis Upsala K reuz an e sind alle Kirchen, g g , Rathauser voll da von . Die meisten sind als Wand oder Pfeiler dekorationen behandelt . Nur für die höchsten geist lichen und weltlichen Fürsten wurde das freistehende

mit Baldachinaufb au Grabmal reichem angewandt . Unser Jahrhundert hat diese Formen so gut w1e gänzlich aufgegeben . Fast nur die Fürsten haben an dem Grabmal in ihren Familiengrüften festgehalten

ist Es jammerschade , dass das Denkmal den

wo Innenraum verlassen hat , es sich einem ge

eb enen es g Ganzen einzuordnen hatte , wo auf eine gleichmässige Beleuchtung und auf einen mensch

es lichen Standpunkt berechnet werden musste, wo

ins U n emessen e auch nicht g wachsen konnte , weil der Raum ihm bestimmte Grenzen setzte , und wo der Beschauer schliesslich Ruhe und Sammlung vor fand und nicht erst mühselig in sich zu erzeugen brauchte . Man denke sich die Denkmäler der Kirchen Lub ecks oder Venedigs über die Strassen und

Aufent Plätze verteilt, es müsste den Bewohnern . den

d d as Reiterdenk halt verleiden . Venedig ver ankt

d s olleoni h mal e C einem Zufall , und man hat sic

h . ge ütet , es auf den Markusplatz zu stellen Aber

v er gerade derartige Aufstellungen , die man früher

unmonumentalen mieden hat , sind typisch für den

Sinn unseres Jahrhunderts . Wir pflegen die Städte,

nur f die wenige ö fentliche Denkmäler haben , zu

s1e. b emitleiden . Beneiden sollten Wir Camillo Sitte hat uns in seinem kostlichen

Buch an die Gesetze erinnert , nach denen die wenigen o ffentlich en D enkinäler alterer Zeit aufge

' stellt waren . Bisher hab en seine Ermahnungen

. es noch nicht viel genützt Ist zu stark aufgetragen,

man wenn behauptet , dass fünfundsiebzig Prozent aller unserer Denkmäler , von ihrer durchgehenden

auf inneren Belanglosigkeit abgesehen , schlecht gestellt oder für ihren Platz zu gross sind ? Das U nverstandlichste dürfte die Aufstellung des für

Bismarckdenkmals Berlin geplanten sein, das allen Ernstes für die Mittelpartie der grossen Freitreppe des Reichstags bestimmt scheint .

D ie wie wir Denkmaler Art , unsere im Freien aufstellen, hat unsere Plastik aus den Fugen gebracht .

war Zunächst man gar nicht gewahr geworden,

man z dass in den neuen Stadtanlagen über Plät e, wo moriument al n Denkmäler wirken konnten , icht verfügte . Dann wurde es unvermeidlich, dass man die Massstäbe fast allgemein zu gross wählte . Und da es in jeder Stadt eine grössere Anzahl

n von grossen Denkmälern zu gebe pflegte , die a r Priv tpersonen oder Bü gern , von Bürgern errichtet

ürstendenkmal waren , so musste das F , um sich zu behaupten und hervorzuheben , ins Kolossale wachsen . Das siebzehnte u nd achtzehnte Jahrhundert hatte sich für das Fürstendenkmal in der Regel mit einem Reiterstandbild auf niedrigem Sockel

be nu t . u IV " . g g Selbst , das Denkmal L dwigs würde heute für einen mächtigen König nicht ausreichend befunden werden . Da dem Massstab der Reiter

sl e s statue , wenn nicht alles erdrücken oll , Grenzen c gesetzt sind, wurde der So kel erhöht und nicht

aus . ohne Einfluss der Ideen , denen das Historien

s mit ü bild erwach en ist reich Figuren geschm ckt, nicht selten noch wieder mit Reiterstandbildern . Und um der Fürstengestalt e1ne dominierende f Wirkung zu sichern , wurde schlankweg ein di fe r nzii e erter Massstab eingeführt . Bei dem Denkmal der Maria Theresia in Wien erscheinen die Reiter statuen am Sockel gegen die in ungeheurer Grösse thronende Kaiserin wie Kinderspielzeug .

t e Monumen aler Sinn, der dageg n reagiert hatte , h A war nicht vorhanden , denn auc die rchitektur

An l hatte den Massstab verloren . derse ben Fassade erschienen K olossalgestalten und Nippfiguren dicht ' c nebeneinander, und in demselben Stockwerk we h selten K aryatid en mit Säulen von derselben Höhe als Träger ab . Wir sind an dergleichen Erscheinungen so sehr

sie uns f . gewöhnt , dass gar nicht mehr au fallen Und unsere Kün stler verteidigen die Berechtigung der verschiedenen Massstäbe nebeneinand er in

. vollstem Ernst , Bildhauer sowohl wie Architekten Ihre Gründe gehören soweit i ch mich habe lossalfigur m der Mitte und den kleinen und ganz kleinen V ollfiguren am Sockel oder in der De koration der Umgebung Typen das Denkmal

des das d er a Friedrichs Grossen in Berlin , M ria

Theresia in Wien , das neue Kaiserdenkmal in Berlin wird von Künstlern als Erklärung ge n geben, man müsse sich dieses Massstabes bediene " weil man nur dadurch die Hauptfigur nach ihrer n Bedeutu g hervorheben könnte .

’ das Bedeuten de Dieses Princip , kolossal und das Untergeordnete daneb en in kleinem Massstäbe zu i st . bilden , nicht neu Wir kennen es aus dem Mittelalter und bis in die deutsche Renaissance hinein . So wurde die Madonna als Zuflucht der

' sie Riesen rö sse Menschheit gemalt , wie in g mitten unter der hilfeflchen d auf den Knieen liegenden Schar winzig kleiner Menschlein steht und ihren

3 16 breiten Mantel schützend über ausbreitet , und allbekannt sind die Bildnisdarstellungen mit dem grossen Bilde des Gekreuzigten in der Mitte und den in pupp enhaften Verhältnissen links und rechts aufgereihten Bildnisfigürchen d es Vaters mit den

Söhnen und d er Mutter mit den Töchtern .

Das l Riesenwerk von Reinho d Begas, das in so

unwahrscheinlich kurzer Zeit fertig gestellt wurde , geht nach seinem Inhalt nicht auf das Denkmal 3 5

i h des das Fr edric s Grossen zurück, em Kompendium der Zeitgeschichte darstellt Es führt vielmehr die

Reihe der älIegon sch - dekorativen Sockelbildungen der Denkmäler des Grossen Kurfürsten und der

Könige Friedrich Wilhelm III . und Friedrich Wil

Maf n . se helm IV weiter , alle drei in und Massen

' gigantisch überbietend . Dass es im Princip nicht als Geschichtsbild aufgefasst wurde , scheint ziemlich allgemein Zu

z is stimmung u finden . Es t m der That kaum

e wie auszudenk n , dieser Sockel und diese Säulen halle mit der starren , wägbaren Historie statt mit

all efü en der flüssigen , g g Allegorie hätte dekoriert werden sollen . Niemand wird ernstlich wünschen,

Viktorien an Stelle der , Löwen und Genien die Baladine des Helden und die grossen Männer der

das Kunst und Wissenschaft , durch deren Dasein Wi Zeitalter Wilhelms I . e ein Hochgebirge am

als Horizont unserer Geschichte aufragen wird , dekorativen Schmuck des Sockels und der Halle zu erblicken .

b hat d es Soweit mir ekannt , die Wahl Platzes

h r nur ausna msweise einmal Zustimmung erfah en . Die Riesenfiguren des Denkmals drücken auf die

M r onumentalität des S chlosses . De Hintergrund des sogenannten Roten Schlosses mit den unver schämten Reklameschriften und - bildern Spottet gegen j edes Gefühl von Anstand : ein Wink für die Sicherung eines unantastbaren Hintergrundes l n künftigen Fallen . Denn kein Platz ist für die 3 % 36

' schamlose Spektakelreklame geeigneter als der

Hintergrund eines nationalen Denkmals . Aufdiesem Platz konnte das Kaiserdenkmal für keinen Stand

r punkt berechnet werden . E b ietet sich kaum eine

u nn d Möglichkeit, einen Gesamteindr ck zu erhalten, R der Ort , an dem der Beschauer sich mit uhe

a d as W e ist und S mmlung in erk vertief n sollte ,

eine stark b efahrene Strasse .

In Bezug auf die Verhältnisse der Figuren zur Architektur und zu einander weicht das Kaiser

denkmal nicht von dem Herkommen ab . Die Inkongruenz der Massstäbe beginnt m1t

dem Verhältnis der Figuren zu der Architektur .

Wenn man sich die Halle allein denkt, ist sie

ein stattliches Bauwerk . von der Art und den

nv rhältnissen irh Grö sse e der Arkaden , die ver gangen en Jahrhundert die Zugänge zu den Ber

liner Brücken dekorierten . Als Abschluss der Perspektive eines mä35 1g grossen architektonischeri

sie in Gartens würde sehr gut wirken , wenn sich ihrer Mitte an der Stelle des kolossalen Postaments

ein Brunnenbecken befände . Dies müsste sich j edoch in se1n em Schmuckformen sehr nahe an die

Erde halten . Als Hintergrund für das riesige Postament mit der kolossalen R eitergestalf des Kaisers würde die d es P Vorhalle antheon nicht zu gross sein . Beim _

d edo ch die Kaiserdenkmal wir j ‚ niedliche Architektur durch die grossen Menschengestalten vollständig Di . e Ü unterdrückt bermenschen , die am Sockel

lagern , erscheinen grösser als die Säulen , und so mit wirkt die Halle für einen Hintergrund ganz h winzig , denn eine Saule muss doc wohl grösser

sem als die menschliche Gestalt, die an demselben

architektonischen Ensemble vorkommt . Für ein

Gitter ist die Säulenhalle dann wieder zu hoch . Ebenso widersprechend sind die Verhältnisse

der Figuren untereinander .

3 6 Kommt man aus der Ferne , stehen neben einander die ungeheure Gestalt des Kaisers und

ie d in Wirklichkeit kolossalen , aber neben der Hauptfigur gesehen ganz kleinen V iktorien auf dem i S egeswagen , und ihre Rosse wirken zwergenhaft

neben dem Reitpferd des Kaisers . Der Figurenschmuck am Sockel weist viererlei

erheblich verschiedene Massstäbe auf, fünferlei so

Mittelfi ur gar , wenn man die g des Reliefs mit

rechnet , die an der einen Seite sehr stark mit

spricht : Wieder andere Massstäbe treten an den unter sich sehr verschiedenen dekorativen Gestalten an

der Säulenhalle auf. Wollte man aus diesem Denkmal ein Gesetz fur die Maasse des Figurenschmucks in einem archi

' h so tektonisc en Gesamtwerk ableiten , würde es heissen : wie es für Bilde j ede einzelne Figur so gross,

l a ihren Platz passt . Auf d s Verhältnis zum Ganzen, auf die Verhältnisse der gleichzeitig sichtbaren Fi guren zu einander, auf das Verhältnis von Mensch und Säule braucht keine Rücksicht genommen zu “ werden .

Es thoricht fur ware , wollte man diesen Cha rakter des Denkmals den Urheber verantwortlich machen . Er hat sich der Freiheiten bedient , die die Architektur unserer Zeit dem Künstler gestattet, und die von Architekten und Bildhauern als theo r tisch e und praktisch zulässig verteidigt werden . Und sobald dieser Platz und diese Grundgestalt des

Denkmals feststanden , über deren V erfehltheit die e Meinungen wohl kaum auseinand r gehen , konnte

er kaum anders verfahren .

Es ist eine andere Frage , ob die kommende

Generation die heute gültige Auffassung , von der sich Begas nicht entfernt hat , teilen wird . Und dies scheint mir weniger gewiss . Vielleicht wird aber gerade das Werk von Reinhold Begas als Kulminationspunkt einer Ent wickelungsreihe den Rückschlag herbeiführen helfen

t K aiserdenkmäler und den S ädten , die ihre noch i : zu errichten haben, nahe legen, n cht im Aufwand äusserer Mittel mit dem Nationaldenkmal vor dem n Stadtschloss in Berlin zu wetteifer , sondern scheidenére und von grossen Künstlern als selb ständige Kunstwerke höchster Gattung ausgebildete Reiterstatuen auf niedrige schlichte Sockel an sorg t fältig ausgewählte Plä ze zu stellen . DAS DENKMAL DES GRO SSEN KURFÜRSTEN

Nach Beendigung des U mb aues der Langen Brucke ist das grosse Werk Schlüters wieder ent

hüllt . Wer es früher nicht gekannt hat , vermag sich keine Vorstellung davon zu machen , wie sehr

es verloren hat . Der Wirkung in der Ferne zu b liebe wurde der Sockel stark erho t . Die vier

Gefangenen, die früher sehr niedrig sassen, so niedrig, dass hier und da unter einem Fuss oder einem Ge

Steinfussb oden war wandstück der ausgehöhlt , be

so kamen einen erhöhten Sitz , dass nicht alle mit den Fussen den Boden berühren . Bei der starken h Bewegung der Glieder ist dadurch etwas Unru iges, fast Zappeliges in sie hineingekommen , was sie früher nicht hatten . Nach der alten Anordnung

sie w blickte der Beschauer auf sie hinab , anden sich am Boden ; j etzt schweben sie in Augenhöhe vor ihm .

Nötig war es nicht, die alte Intimität zu zerstören, denn die Sklaven sind bekanntlich nicht Von Schlüter . D as Reiterstandbild ist dem Auge durch die Über

DER O PERNPLATZ

Bei der Aufstellung des Kaiserin Augusta - Denk mals ist leider eins der architektonischen Kleinode

o . Berlins, der Opernplatz, sehr zu Schaden gek mmen

Die schöne Bibliothek Friedrichs des Grossen, den Verhältnissen nach noch immer eins der herrlich sten Bauwerke Berlins, die Seitenfassade des Opern

’ c H edwi skirch e hauses s hliessen die Langseiten ; die g , die der Südostecke vorgelegt ist, giebt der strengen

ma i k i R egel ss g e t des Platzes eine graziöse Bewegung . Wundervoll ist das Raumbild von der Hedwigs kirche und von der Ecke der Behrenstrasse aus. Dann schliessen sich Opernplatz und Vorhof der

Universität zu einem grossartigen Platz zusammen . Die frühere Anlage des Opernplatzes war freilich n an ethan icht danach g , die Schönheit augenfällig

Fuss än erverkehr zu machen , denn der g g wurde in ? Diagonalen hinüb ergeleitet wozu Der freie Platz

es sollte , wo irgend angeht , eine Rast abgeben,

umb rand en . eine Insel, die der Verkehr mag Der

Fussgänger muss j eden Häuserblock umgehen . Es

1 ist ke ne Zumutung , dass er seine Ungeduld be r zahmen soll, um das Kunstwerk eine monumentalen

’ Platzanlage zu ermöglichen: Auch die Sit lätze waren im Rondel , das den Kreuzungspunkt der n Diagonalen umgab , ganz verkehrt a gebracht, denn

man i schl cht st n von der Mitte aus hat immer d e . e e e

war Raumbilder , und damit der für den Genuss wichtigste Punkt des Platzes , die Rückseite g egen

Behrenstrasse . die , aufgegeben Auch die Bepflanzung nahm keine Rücksicht auf die Wirkung der Archi tektur . Die Büsche waren rücksichtslos verteilt und schon viel zu hoch gewachsen .

Als nun verlautete, dass das Denkmal der Kaiserin

da Augusta diesen Platz zieren sollte , träumte mancher, der die architektonische Schönheit Berlins liebt, dass nun die Zeit gekommen wäre, hier im Herzen der Stadt eine wunderschöne Anlage zu schaffen .

Das Motiv schien von selbst gegeben . Dem Ge woge des Verkehrs entrückt, an der Rückseite des Platzes als Abschluss eines geraden Weges das

Marmorbild vor einer grünen Laubwand , niedrige Pflanzungen in der Art der Beete auf dem P arisr—ir t m Pla z , da it die Architektur nicht gestört werde ,

Springbrunnen dazwischen, reicher Blumenschmuck , vor dem Marmorbild e ein freier Platz mit geschütz

Bankanla en So ten g an den Seiten , dass man von

" d eri günstigsten Punkten aus in Ruhe all die Schön heiten geniessen könnte . Eine Aufgabe für ein

Künstlerherz .

Es ist j edoch ganz anders gekommen . Das erste

‘ d es aus Drittel Platzes , von der Seite der Linden , ist h b der zu einem kleinen Hugel er o t, das Denk mal trägt . Hohe immergrüne Büsche umgeben es und verdecken die Fassade der Bibliothek und

H wi skirch ed g e. Der Platz ist zerrissen . Von der

hr Be enstrasse her sieht er trist aus. Ob dies ? endgültige Gestaltung ist Hoffentlich nicht . Man

Gensdarmenmarkt erinnere sich, wie der durch die

h a Umgestaltung gewonnen t . P OTSDAM

Die Deutschen sind heute nach und nach neben den Engländern das reisende Volk geworden . Ein

Deutscher , Karl Baedeker, dem in jedem Centrum des Reiseverkehrs ein Denkmal gebührte, hat den

Mechanismus des Reisens entwickelt . Seine Reise handbücher bilden ein kostbares nationales Gut dessen zugleich die Gebildeten der ganzen Welt teilhaftig sind , und seine Sterne weisen Hundert tausenden den Weg durch das Wirrsal der Er sch einun n ge .

so efu t Aber fest g g dieser Mechanismus dasteht, eine Methodik d es Reisens haben wir noch nicht

nd e ausgebildet , u dies gehört zu den M rkmalen unserer unausgeglichenen Bildung .

Den grossen Opfern an Zeit und Anstrengung, die uns das Reisen ohne Methode kostet, entspricht sein Bildungswert immer von Fachreisen ab n gesehen nur selte . Wir gehen zu einseitig aufkünstlerische und landschaftliche Massen ein drücke aus . Wer sich zu Hause das ganze Jahr um Kunst

r Reisewo chen nicht kümme t , wird für die wenigen ein leidenschaftlicher Kunstfreund, der sich keinen

Stern im Baedeker schenkt, wer sich unterwegs einen Monat lang an den anerkannten Naturscho nheiten ’

ä den nicht satt schw rmen kann, wandelt erh eblichen B Rest des Jahres in seiner Heimat wie em linder,

Stossseufzer man und oft genug wird der laut, dass

l man die Vaterstadt erst kennen ernt, wenn Fremde

. m zu führen hat Was man von der Reise itbringt, pflegt ein wirres Konglomerat von allerlei Bruch

S zu tücken sein, kein klares Gesamtbild, dem sich die Einzelheiten einordnen . Sollen die Reisen aus einem Nudelprozess eine

so Gymnastik werden , muss die Fähigkeit , sich

zu vorzub ereiten , ‚ zu sehen , zu unterscheiden , er kennen und die mannigfaltigen Eindrücke zu . einem ganzen, vereinfachten Bilde zusammenzufassen , be sonders geübt werden . Wo in den Städten reichere Bildungsmittel vor

Anleitnu zu handen sind, gehört die g zum Reisen den Bedürfnissen, die nur deshalb nicht als drückend

empfunden werden, weil sie bisher noch nicht oder nur ausnahmsweise befriedigt werden konnten . Es braucht j edoch nicht so zu bleiben . In den Schu len ist die Heimatkunde ein fester Lehrstoff.

wo ein Aber leider nur für die Unterklassen , nur kleiner Teil der Materie bewältigt werden kann . Würde sie in die Oberklassen v erlegt und mit der

so ' Sl Ch Geschichte der Heimat verbunden , liesse an der Untersuchung der Vaterstadt die Stad t als v h Organismus erstehen lehren, und die Einfü rung in das künstlerische Wesen der Heimat würde die F beste Vorbereitung sein , die Eigenart der remde

wo giebt kaum einen Ort in Deutschland , man

durch unmittelbare Ans chauung so viel lernt Wi e in

Potsdam . Zwei und ein halbes Jahrhundert hat dort d as leitende Fürstengeschlecht Europas sich selbst und seine Zeit in grossen Palast Garten und Stadt

anlagen zum Ausdruck g ebracht . Vom Grossen

ab der dremm ähri en Kurfürsten , bald nach dem gj g h ‘ Kriege den Bau des Stadtsc losses begann , lässt sich in Potsdam das Wesen jedes Hohenzollern

wie fürsten, es in seiner Natur und in den Ten

denzen seiner Epoche begründet lag , unmittelbar

durch die Anschauung erfassen . Diese Thatsache verleiht dem O rte ein histo t isches und menschliches um nicht auch zu sagen anthr0p010gisches Interesse höchsten

Ranges . Auch Berlin tragt in den Grundzügen seiner Anlage und seiner Mo numente das Gepräge der

ist Hohenzollern , ab er Potsdam die Hohenzollern

s stadt an sich , Potsdam ist nach dem Bilde j ede

emodelt einzelnen und aller Hohenzollern g , denn hier hatten sie , durch kein aufstrebendes Burger tum behindert, freien Spielraum .

Es wäre nicht zu verwundern , wenn sich ein Hohenzoller mehr in Potsdam als in Berlin be t heimatet fühlte . Hier verleben die meisten un er

ihnen die schon sten Zeiten ihrer Jugendjahre . 5 1

allen Wurzeln seiner Seele am Landsitz der Familie

h die - ö d es i haftet, dürften auc S hne Ka sers, die in

ihrer ersten Jugend vom Frühling bis zum Weih e nachtsfest im Neuen Palais wohnen, sich im Grunde e ihres H rzens als Potsdamer betrachten .

Die Fabel von der reizlosen Umgebung Berlins hat ihre Zeit gehabt . Potsdam wurde stets als Aus nahme hervorgehoben , selbst von der Romantik, denn seine w aldigen Höhenrücken werden von weiten und mannigfaltig wechselnden Wasserbecken zurückgeworfen, und eine Kuppel , die der Nikolai kirche , beherrscht das mit Türmen und hellen in

r G ün gebetteten Fassaden üb ersäte Landschaftsbild . ö m Wie sch n Potsda ist, hat uns die Kunst bis

“ von her noch nicht gesagt , wenn wir Menzels c Illustrationen absehen . Do h ist dies nicht zu ver

' wundern" Giebt es in D eutschland eine akademische ? Kunst , die ihre Wurzeln im lokalen Boden hätte Auch Berlin ist ja eigentlich noch nicht gemalt “ rüh worden, nicht einmal von den Neuen , trotz menswerter Versuche , die freilich noch meist auf

Pariser Inspirationen zurückgehen .

Wer ein paar Tage in Potsdam zubringt, kann

überraschende Entdeckungen machen , namentlich im Herbst und im ersten Frühling . Doch gehören

Sonnenschein und helle klare Luft dazu , um alle n Farbe charakteristisch herauszubri gen , denn trotz der weiten Seeflächen hat Potsdam wie Berlin die

W r trockene klare Luft der Mark . e vom Seestrand t i komm , w rd es an den zarten Abendhimmeln merken .

ist i Der Boden mager , die einheim sche Flora

weder artenreich noch üppig . Sie ist heute ärmer

Grö ssen als vor zweihundert Jahren, denn vom Kur fürsten b is zum Grossen Konig sind in weitem Um

die Bau kreise Eichenwälder zerstört worden , um

z holz u gewinnen . Wie sehr sich dadurch der

” s Charakter der Landschaft geändert hat , lä st sich heute nicht leicht ermessen .

n o ffentlicheh Für die Parks , die grosse Platze und die Gartenanlagen sind seit Friedrich dem Grossen Bäume und Sträucher aller Art in Massen

eingeführt worden, und die Anlage und Pflege der

’ königlichen Gärten hat aus Potsdam ein Cent rum und eine Hochschule der nordischen Gartenkunst

gemacht . Friedrich der Grosse fand in seinem

Reiche noch keinen Gartenbau grossen Stils vor . Er musste sich auf Hamburg und darüber hinaus “ auf Holland stützen . Für die "Plantage in Pots d am bezog er auf einmal aus Holland über Sieb en hundert Linden . Als er Treibhäuser in grösserem

s Mass täbe anlegen wollte , mussten, weil in Preussen alle Erfahrungen fehlten , zuerst Versuche mit Pro

un ermüd visorien gemacht werden . Aber er war lich , und die Anforderungen , die er stellte und deren Erfüllung er trotz aller Schwierigkeiten durch setzte , machen ihn zum Begründer des künstlerischen

Gartenbaues grossen Stils im ganzen Norden .

. nd Friedrich Wilhelm IV u Kaiser Wilhelm I . haben sein Werk fo rtgeführt und aus der H avellandschaft um Potsdam herum den schönsten und kultiviertesten h f Fleck ihrer Länder gesc af en .

Furstenkunst Alle Kunst in Potsdam ist , ge wollte mithin , oder wenn man will künstliche

Kunst . Nichts ist von selber gewachsen und ent wickelt , alles musste akklimatisiert werden . Pots dam offenbart das Wesen der Fürstenkunst in

Reinkultur . Hier lasst sich am klarsten in Deutschland er

was . kennen, sie besitzt und was ihr mangelt

wie Sie drückt ein hohes Selbstbewusstsein aus, es im Bürgerstand e nie sich entwickeln kann .

ins Im osarite Daher der Zug Grosse , Mächtige , p ,

u Fürst nkunst der der Bürgerk nst abgeht . e soll die

Bedeutung des. Herrschers sinnfällig ausdrücken und sein irdisches Dasein mit Pracht und Pomp

o v umgeben , daher ihr wesentlich dek rati er Cha rakter h zu und die Vorherrschaft der Arc itektur , der ja auch die Kunst des Gartenbaues gehort .

was Denn der Furst braucht , gewährt ihm die

v r n Architektur o alle anderen Künsten , und ihr müssen sich alle anderen unterordnen . In der Bürgerkunst pflegt dagegen die Malerei Herrscherin h und Fü rerin zu sein . Zu d en "ualitäten der Furstenkunst bilden ihre

Mangel einen notwendigen Gegensatz . Es fehlt

ei ent ihr vor allem das emotionelle Element, die g liche Domän e der Bürger und Priesterkunst Unter dem Fürsten hat der Künstler dekorative

was d auszu Leistungen auszuführen , und er amit

‘ ist drücken hat, Freude, Heiterkeit, Anmut, Macht, aber niemals Ergriffenheit , Erschütterung, Herzens

qual, Versenkung, Andacht, tiefste Sympathie . Die ganze blühende Bürgerkunst Hollands reichte

H u s nicht aus , um das schlichte y tem Bosch zu

r Fürstenkunst deko ieren , und alle der Welt hat keinen Künstler zur Entwickelung bringen können, dessen Wesen die Innerlichkeit ist . Unter dem

d es Fürsten ist die Kunst eine Dienerin, inmitten

Bürgertums eine freie Herrin . Die höchste Form der Kunst muss ungehindert u w a f achsen , sie kann nicht gehorchen oder einem

uf Si a edrun en en . g g Ziele zustreben e hat " ihre

wo Heimat nicht am Fürstenhof, sie sich der Eti kette einordnen muss, sondern in den bescheideneren

S dtere ubliken ä p Italiens, Süddeutschlands und Hol lands . Weder Schongauer, Dürer noch Rembrandt sind als H ö flinge denkbar . Fehlt der Fürstenkunst die hohe seelische Kraft und hat sie " Freiheit, so dagegen eine andere uali tät , die der emotionellen Kunst nicht unmittelbar

sie eigen ist , gehört zu den wichtigsten Faktoren 55

der Volkswirtschaft . Aus ihrer Hand gehen die

d s Güter hervor, die dem Schmuck und Behagen e täglichen Lebens dienen . Nirgends in Deutschland lasst sich diese oko n omische Bedeutung der Kunst im Hofdienst so i D klar erkennen w e in Potsdam . enn die Hohen e zollern , seine Erbau r , haben auch bei der Be friedigung ihres persö nh chen Luxusbedürfnisses das wirtschaftliche Interesse ihres Landes nie aus den

Augen verloren .

Der Plan von Potsdam enthüllt auf den ersten

Blick , dass es sich um eine künstlich entwickelte

: Stadt handelt viele gerade Linien, Plätze in regel

Parallelstrassen mässigem Rechteck , zahlreiche auf dem schon im vergangenen Jahrhundert bebauten h t Grunde . Den Charakter d es Gewordenen a nur die Partie zwischen dem Stadtschloss und der

- H avelufer der Heiligengeist Kirche am , Freund schaftsins l de e gegenüber . Dieser Teil r Stadt ist T äl in der hat alt und war früh befestigt . Die teste Burg lag schon an der Stelle des Stadt schlosses , und , wie die Stadtburgen in der Regel, am äussersten Rande, mit einem Fuss in der Stadt, mit d em anderen draussen . Diese Potsdamer Burg

eho rte g , wie das Schloss in Berlin und Dresden, i n die Kategorie der festen Schlosser an der Brücke . Diesen Charakter tragt das Stadtschloss

r heute noch . . S Potsdam war eine unbedeutende kleine tadt, als am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts Joachim I . sich dort ansiedelte . Seine Nachfolger scheinen zeitweise schon mit Vorlie b e in Potsdam residiert zu haben es wird von Gartenanlagen unter Joachim Friedrich und von der Unterbringung der Leibgarde Georg Wilhelms gesprochen aber der eigentliche Gründer des modernen Potsdam ist

dreissi ähri en der Grosse Kurfürst , der den im gj g Kriege verpfändeten Besitz einlö sste und von 1 6 6 0

n ab das Stadtschloss zu erbau en anfi g. In seinen verwüsteten Ländern fand er kunst l erische Kräfte nicht vor , die seinem Bedürfnis dienen konnten . Die Niederlande und Italien waren die herrschenden Kulturländer Europas, Nieder f länder und Italiener wurden beru en , Schloss und

Gärten zu bauen .

H olländ er Memmhard Von den Gärten, die der nach der Weise seiner Heimat mit runden Teichen “ n und Lusthäusern angelegt hat , sind keine Spure

Piemon mehr vorhanden . Aber der Schlossbau des tesen de Chieze steht noch aufrecht , wenn auch im "usseren von Friedrich dem Grossen neu de k koriert und im Inneren bis auf einige schwere Stuc

decken völlig umgestaltet . Es ist ein massiger Komplex mit kurzem Mittelbau und sehr langen

Seitenflügeln . Als der Grosse Kurfürst d as schon unter seinen

W u . lebt , fehlen einige esentliche Z ge Man pflegt

den zu in ihm ersten preussischen Offizier sehen, der aus seiner Lieblingsresidenz Potsdam die grosse

rw Garnisonstadt gemacht hat, den tüchtigen Ve alter

. als a und scharfen Rechner Aber er war mehr d s . Seine künstlerischen Interessen und seine Leistungen als u Dilettant sind nach, A sweis seiner Bilder im

Stadtschloss keineswegs gering anzuschlagen . Mit Ausnahme eines Lusthauses "nach hollan “ discher Art hat er für sich in Potsdam nicht ge

. vo baut Das Schloss , wie es sein Vater llendet

nur Prunkmöb el hatte , genügte ihm , dass er die und Kunstwerke entfernte und die von ihm be m wohnten Räu e aufs einfachste ausstatten liess . Aus dem holländischen Garten aber machte er den

nur a Exerzierplatz, wie wir ihn heute sehen, d ss er wohl aus Sparsamkeit die Teiche unaus

d er gefüllt liess , die erst Friedrich Grosse be i i se t gte. Dieser Parade und Exerzierplatz als integrieren der Teil der grossen Schlossanlage ist eine preu

h Soldatenko ni ssisc e Idee . Hätte der g das Schloss zu bauen gehabt, er würde ihn in den Organismus von Schloss und Garten einverleibt haben . . Diese ausgesprochene Vorliebe aus Italien Stadtschloss in Berlin aus Frankreich Zeughaus aus Holl and und Deutschland Schlüter die künstlerischen Ideen und Kräfte bezog , wandte sich

llän Friedrich Wilhelm I . fast ausschliesslich der ho dischen Kultur zu . Nur seine ganz riesenhaften

Aufträge für Silberne Geräte gi ngen nach Augsburg . N ach holländischer Art wurde eine Gracht durch die Stadt gelegt , die Ufer bekamen holländische : Namen Bodens Graft, Schumachers Graft , das heute wieder ausgefüllte holländische Bassin e r hielt nach holländischer Art eine Insel mit einem c holländis hen Pavillon , dem sogenannten Tabaks kollegium . Ganze Strassen wurden mit Häusern in holländischem Stil bebaut . Wenn heute noch Pots

an n dam lebhaft den Haag eri nert , so rührt dies

Bauthäti k i ol nk ni von der g e t des S date o gs her . Er hat grosse Summen auf die Erbauung von

Potsdam verwandt . Aber ihn interessierten nur die

. e Strassen, Plätze und Fassaden Wer bauen wollt , erhielt die Materialien umsonst . Der König hielt d leichmasm er arauf, dass möglichst lange Reihen g g

Häuser errichtet wurden . Alle mussten Giebel haben und in derselben Farbe angestrichen sein .

aus Es machte ihm nichts , wenn eine lange Haus fassade nur eine einzige Reihe schmaler Zimmer “ verkleidete : die "Patronentasche nannte schon zu seiner Zeit der Volkswitz ein Haus dieser Art .

l us erodet G anze Wälder sol en a g sein , um das

Bai1holz für d ie Fachwerkbauten zu gewinnen . Nach dem unter Friedrich dem Grossen dasselbe System

Waldvermchtun der g fortgesetzt worden war, klagte man schon gegen Ende des Jahrhunderts über

n das Ma gel an Bauholz , heisst wohl Eichenholz . Wie kräftig die Eiche einstmals in der Gegend l gediehen sein muss, bewei sen vereinzelte herr iche h uralte Eic en , die wohl hier und da noch in die vorchristliche Zeit des Landes zurückreichen mogen .

Was Soldatenko ni ethan der g für Potsdam g , wurde von den Bauten Friedrichs des Grossen ver dunkelt . Er gab dem Stadtschloss seine jetzige

und Gestalt, baute Sanssouci das Neue Palais und hat erst , nachdem seine Schlosser fertig waren , in grösserem Massstäb e auch Strassenhäuser errichtet oder mit neuen Fassaden versehen lassen Zu Anfang seiner Regierung schien es zweifel haft, ob er als seine Residenz Potsdam oder Rheins

s berg ausbauen würde . Er scheint ich aber bald für Potsdam entschieden zu haben . Im Laufe seiner ö Regierung hat er für seine Schl sser , Gärten , die öffentlichen Gebäude und Anlagen und für Bürgerhäuser ungefähr sechzig Millionen Mark in

Potsdam angelegt . Im allgemeinen pflegt man unter dem Eindk im zu stehen, dass Friedrich Gegensatz zu seinem ä Vater, der der holl ndischen Kultur näher gestanden, fast auschliesslich franzo sische Gedanken importiert habe . In Wirklichkeit ist dies j edoch nur mit sehr erheblichen Einschrankungen zu verstehen Die Bauten des achtzehnten Jahrhunderts in Munchen und Stuttgart sind weit französischer als die l von Potsdam . Unter den wirk ich ausschlaggebenden

Architekten, die Friedrichs Gedanken und Wünsche üh F ausf rten , ist kein ranzose , unter den Kunst handwerkern und D ekorationsmalern bilden Fran zosen die seltenste Ausnahme . Friedrich war in seinem Geschmack durchaus a nicht einseitig . Von seinem V ter hat er den H ol oumann al länder B s Architekten übernommen . Hol län dische Ideen drängten sich zeitweise sehr stark

d 1 hervor, namentlich . nach em er 7 54 incognito in l Hol and gewesen war, beim Bau des Neuen Palais . Aus Publikationen kannte er die Bauten Italiens und liess ganze Fassaden von Bürgerhäusern in kleinerem Massstäbe nach Stichen aufführen . Er

es v v n hätte ielleicht ermieden, wenn er die Wirku g der Vorbilder an Ort und Stelle hätte studieren können .

was o Nur in allem, Innendekoration und M biliar anbelangte , schloss er sich dem aus Frankreich e importierten, aber eigenartig entwickelt n Rokoko h franzö si an, und in der ho en Kunst standen die schen Meister seinem Herzen am nächsten . In seinen Wohn und Festi äumen hängen an der Wand

c Gemälde von Watteau, Lan ret und Pater, sein Hof ‘ maler war Pe sne und die schonsten Märmorwerke seiner Gartenanlagen stammten von Adam und

Pigalle . Sein bedeutendster Baumeister aber war ‘ Knob els dorff der die Architektur als Liebhaher erlernt

und . hatte , ein seltener eigenartiger Künstler

Alles, was in Potsdam gebaut wurde , ging jedoch i n vom Kön ge aus . Zu d en meisten Baute gab er

die Grundideen an , alle üb erwachte er bis in die

was Details , er vorschrieb , musste unbedingt aus geführt werden , auch wenn er selber eingesehen

es hatte , dass technisch oder künstlerisch verfehlt

auf war . Mit eiserner Konsequenz drang er dabei die Berücksichtigung der inneren Bequemlichkeit .

So verbot er auf das strengste , Säulenordnungen vor bewohnte Flügel zu stellen . Die Zimmer sollten hell bleiben und er wollte sich darin nicht in einem f Ge angnisse fühlen , wie er sich ausdrückte . Am

' Stadtschloss liess er freistehende Säulen nur an den

Seitenflü el Fassaden der g zu, hinter denen auf der

das auf einen Seite Theater, der anderen die fran

zö sische . Kirche lag, also unbewohnter Raum Als er b eim Neuen Palais die Anordnung freistehender Säulen im Plan übersehen hatte und sie nachher bei der Besichtigung der Grundmauern entdeckte, wurde er sehr aufgebracht und b efahl die Anderung s o der ihm verha sten Anlage , obw hl er von der

f t ‘ n krä tigeren dekora iven Wirku g an der ‚ Fassade

überzeugt sein musste . In der ersten Bauperiode führte er die “ drei grossen Schlossbauten mit allen verfügbaren Mitteln

h . r durc Als diese Bedü fnisse befriedigt waren, wandte er sich in steigendem Masse der Ver schö n erun g der Stadt zu . Im Jahre 1 7 4 8 gab er für

H äuserb auten in Potsdam noch nicht 1 2 0 0 0 Thaler her , während der Zuschuss für die Errichtung von 1 1 I Bürgerhäusern im Jahre 7 7 4 rund / 2 Millionen h Thaler betrug . Er at im ganzen gegen 1 2 0 0 Häuser bauen lassen . Mit dem Umbau des Stadtschlosses begann er N ’ bald nach seinem Regierungsantritt . Die eu dekoration und Neuausstattung waren eine Not

d er d as wendigkeit, nachdem Soldatenkönig Schloss ausgeleert hatte . Friedrich fand nichts als kahle

IVän d e von ,

Knobelsdorff leitete die Arbeiten am Mittelbau

Risaliten und an den nach dem Stadtmarkt , Bou mann führte die Seitenflügel um ein Stockwerk i h n b ensachl c r. . e e höher Sein Anteil ist ‚ Die Ein

so richtung entwarf Knobelsdorff , dass dieser dem ab n ' Werk seinen Charakter g . Auch die Kolon aden an der Brücke und nach dem Marstall sind von

das N e tunsb ecken d er ihm, ebenso grosse p an Stelle, wo Schmuckhafen früher ein gelegen hatte, und die

Gartenanlagen . Sanssouci ist die erste ganz selbständige Schö pfung Friedrichs des Grossen . Die Anlage steht im Norden ganz einzig da , das Schloss als Be krönung eines Terrassenbaus . Das ist weder hol

c ländisch noch französisch . Aber es hat au h keine ‘ italienische Bauanlage dem K onige als Vorbild gedient .

" Man sollte das Schloss unten in der E bene erwarten mit einer Kaskade als Abschluss der P er s ektive h r p , wo die Treppen der sec s Te rassen an

‘ i m steigen . Die "hnlichkeit mit der Anlage des Verhältnis weit niedriger gelegenen Schlosses von

Versailles ist nur ganz oberflächlich und zufällig . Denn Sanssouci ist nicht ursprünglich als Schloss h und Garten angelegt, sondern stand wenn auc nur kurze Zeit als Orangerie und Weinberg da. h Friedrich der Grosse , eine se r fein organisierte

Natur, hatte eine Leidenschaft für edles Tafelobst .

Fährlichk eiten Um den der Witterung zu begegnen, liess er in den ersten Jahren seiner Regierung die

Mitteltré e als sechs Terrassen mit der stattlichen pp .

einen Weinberg unter Glas anlegen . Die hohen

aus artneri Terrassenmauern, bautechnischen und g

' Rücksichter1 schen parabolisch eingezogen, dienten

Pfirsich flanzun der Wein und p g als Rückwand, und

den Gipfel bekrönte eine stattliche Orangerie . Diese

z erstort als musste wieder werden , der Schlossbau

ann .

n De Plan des Schlosses entwarf Friedrich selber . t Die Ausführung lei ete Knobelsdorff , aber seine

' Absichten wichen so stark von denen des Königs ab dass ihre Freundschaft dem Widerstr’ eit nicht

Standhielt . Knobelsdorff wollte den Schlossbau aus Rücksicht auf die Gesundheit * unterkellern und n ihn soweit erhöhen , dass er von unten gesehe

" Sanssouci ist dem Individuum Friedrich von

d en m auf Preussen, auch die Königsmacht sch ückt,

a N den Leib geschnitten . D s eue Palais versmn

b ildlicht den König des neuen Preussen in abstracto ,

wie das Berliner Stadtschloss den des alten . Es ist auch in Lage u nd Grundriss ein Gegen

zu satz Sanssouci .

ehort In der Ebene gelegen, g es einem anderen

Schlosst us yp an , doch ist es in seiner kompakten Massigkeit und der bedeutenden H öhenentwickelung l a s . mehr ein Stadtschloss , ein Landschloss Viel leicht geht diese Gestaltung gleich der malerischen Verbindung von Backsteinwänden mit Sandstein

pilastern und - gesimsen auf dieselbe holländische

n Anregu g zurück . Man denkt bei dem mächtigen Würfel ohne Portale an das Stadthaus in Amster i dam . Aber der Charakter st doch wieder durch

u a s preussisch . Wo man an der Rückseite die breite Terrasse und den Blick auf die Perspektive des Kanals mit dem D ekoratiorisb au des Wasser

fin d€t sich schlosses als Abschluss erwarten sollte , der Exerzier oder Paradeplatz in den Organismus

ein w e der Schlossanlage einbezogen , eites F ld, durch die grossartige Dekoration der Communs

T m lfront n . e e e abgeschlossen Die p , Säulenhallen ,

Freitre T e ppen, Pavillons, Kuppeln, hore und Ob lisken, aus denen sich dieser an kühner Phantasie nur dem a Zwinger vergleichbare Bau zus mmenfügt, gemahnen an die Formenspiele architektonischer Gestaltungs

O erndekoration kraft der p , die in j ener Epoche das baufreudige Publikum des Fürsten und seines

n Hofes ergötzten . Zu de strengeren Formen des Schlossb aues bilden die Communs einen heiteren “ n Kontrast . Sie stamme auch nicht aus derselben N h ' "uelle . ac dem K nob elsdorff schon beim Bau r von Sanssouci zurückgetreten wa , hatte Buring unter Friedrichs Inspiration den Schlossbau auszu

n führen, während die Commu s ihre heutige Gestalt Gontard einem Deutschen trotz s einesNamens verdanken . Das Innere birgt in Wandbekleidungen und Mobiliar eine Anzahl der hervorragendsten Erzeng nisse der unter Friedrichs Leitung emporgeblühten dekorativen ' Künste des Orts Was von Friedrich dem Grossen in Potsdam

aus gebaut und eingerichtet wurde, muss der Eigen F f e art des Menschen riedrich begri f n werden , der mit einem erstaunlich vielseitigen kräftigen und

inn nl n hochkultivierten S e eb e begabt war . Sein Künstlerauge verlangte im Grössten wie im Kleinsten

des sein Recht, auf die Bedürfnisse Musikers gehen c “ Innendekorationen und kostbare Möbel zurü k, und der Feinschmecker ist der Urheber gre sser und origineller Gartenbauten wie der unsagbar schonen

Terrassen von Sanssouci . das Friedrich Wilhelm II . hat Marmorpalais am

See Heiligen nicht als König , sondern als Privat

h i Wi e es mann gebaut, klein, behaglic , üpp g, seinem H ang zur Bequemlichkeit entsprach , im ganzen

das mehr bürgerlich als fürstlich , wie der Zeit m stimmung entsprach , aber noch i mer sehr kulti

. Gontard viert entwarf die Pläne, weniger phantasie h voll , als man erwarten sollte , eine Vereinfac ung

d es auf und Reduktion Neuen Palais , das auch die malerische Wirkung des Kontrastes zwischen den H austeingliederungen und den roten Zi egelwänden deutet .

Der nicht mehr architektonische , sondern land schaftliche Garten und die innere Ausstattung die schweren Chippendalestühle weisen ai1f das

Hereinbrechen englischen Einflusses . Ganz neu für ein Fürstenschloss ist schon die . Lage am

das Wasser , die neue , das architektonische Her kommen durchbrechende Naturgefühl verrät . Man will vom Fenster aus nicht den Anblick von Te' r

Laubwänden r e rassen, Kanälen und , sonde n die weit , unberührte und unberührbare Natur geniessen . Auch

n eu die Proportionen sind , ein kleines Haus in einem ungeheuren Garten . Einen noch unmittelbareren Ausdruck fand das neue sentimentale Naturgefühl in Verbindung mit der aufdämmernden Romantik auf der Pfaueninsel .

wo Hier , die Erinnerung an den Goldmacher

d . Kunkel Spukte , liess Frie rich Wilhelm II ein Wohnhaus in Gestalt eines ( verfallenen Ritter schlosses errichten mit einer eisernen Laufbrücke zwischen den Türmen , ein langweiliges Stück im ch potenter Romantik , ni t zu vergleichen mit der ungefähr gleichzeitigen und derselben Stimmung entsprungenen Löwenburg im Park zu Wilhelms höhe.

Friedrich Wilhelm III . und die Konigin Luise r haben wenig Spuren in Potsdam hinte lassen . Be haglich fühlten Sie sich vor allem auf der Pfauen i insel . Doch dürfen im Stadtschloss d e Zimmer der Konigin nicht übersehen werden mit ihrer ein fachen, aber hier und da ungemein g eschmackvollen

Ausstattung in Mahagoni . Hier ist der letzte Rest von fürstlicher Repräsentation abgestreift . Aber

Kultur ist immer noch da . Das Auge hatte noch das Bedürfnis nach dem Anblick guter Verhält nisse und Scheu vor falschem Putz und Prunk . Was das moderne Berlin jetzt aus England und Amerika geholt hat, den schlichten, sachlichen Stil der Aus stattun das g, hätte es hier näher und wenn auch ebenfalls auf englischer Grundlage preussischer haben konnen .

Unter Friedrich Wilhelm IV . brach eine neue

Glanzzeit für Potsdam herein . Schon unter der

Regierung seines Vaters hatte er als Kronprinz, i etwas früher als se n Bruder , der spätere Kaiser ih m , . Wilhel Potsdam zu ‚ bauen begonnen Char lottenhof 1 8 2 6 d nKron rinzen i , von Schinkel für e p i k n Friedrich W lhelm errichtet, ist ein niedliches lei es S l pie zeug , kaum ernsthaft bewohnbar , eine roman

- klassicisti ch tisch s e Puppenstube . Zehn Jahre später begann Prinz Wilhelm mit dem Bau von Babels

berg , ebenfalls nach Schinkels Plänen , doch in

n " e glischer Gotik, wenn man will, im Geiste Walter

s Scott , aber kein Spielzeug, sondern ein Wohnhaus und samt seinem Park auf Erweiterung und Aus

dehnung angelegt .

Als König trug sich Friedrich Wilhelm IV . mit

Bau il ttant den grossartigsten Plänen . Auch er war d e

grossen Stils , und auch er hat , Wie Friedrich der

Grosse , seine Zeit und sein eigenes Wesen in Pots

dam zum Ausdruck gebracht . Das Kö nigstum war bis in das Mark umge

das . wandelt , nicht allein , weil sich neben ihm

zu Bürgertum als neue Macht regen anfing, sondern weil seine Trager als Menschen für ihr Privatleben sich als Burger zu fühlen begonnen hatten und sich in Bildung und Bedürfnissen im Grunde über das

Bürgertum nicht mehr erhoben . Wer sich einen

Thatsache Begriff von dieser machen will, der muss

in das . Sanssouci , von Friedrich Wilhelm IV und

seiner Gemahlin lange Jahre bewohnt wurde , auf m rk am e s die Einrichtungsgegenstände betrachten,

die aus dieser Zeit stammen .

Es zu fällt schwer glauben , dass die fabrik

aus massig Holz verfertigten, braun gebeizten Photo ra hierahmen K artenschaleh g p , die aus Porzellan auf dünnen Bronzedrahten und dergleichen Nippes von Bewohnern königlichen Ranges wenige Jahr zehnte nach dem Tode des Grossen Königs in diese

' i n Räume e ngeführt worde sind . Ein schwindelnder

K ultursturz so , um weniger zu fassen , als König

an und Konigin der höchsten Bildung teilhatten, die Deutschland gewähren konnte .

war ü Wie dem Bürger , auch dem F rsten die

Kunst kei n intimes Bedürfnis mehr . Die Phantasie

das Spielte mit grossen, märchenhaften Ideen, aber Auge brauchte keine Kunst mehr in den Dingen der täglichen Umgebung .

An des die Stelle rein künstlerischen, das heisst smnlichen Interesses an der Kunst war die kritische und historische Fo rschung getreten . Die Kunst selber war, statt naiv und sinnlich , vorwiegend h historisch und litterarisc geworden . Dem Ge schlecht lag die Arbeit ob , alle Kunst , die es je

- zu gegeben hatte , historisch ergründen und nach zuempfinden .

das K o ni stum Es kam hinzu , dass g sich auch

verbür erlicht in seinen Gewohnheiten g hatte, gerade Wie das bürgerliche Leben des achtzehnten Jahr hunderts nach V erfürstlichung gestrebt hatte . Schon

ie Bur erm Marie Antoinette hatte die Hausfrau , d g i e gesp elt , und den Königen des neunz hnten Jahr hunderts war der Glanz der Repräsentation eine

äussere Last geworden , die sie von sich warfen , wo es anging . Das Königtum hatte kein Bedürfnis " . ür mehr , sich auszudrücken F die Repräsentation

' genügte der aus der Zeit d es Absolutismus vot handene aussere Apparat . Ein König des neunzehnten Jahrhunderts konnte nicht mehr von einem zwingenden Bedürfnis aus wi bauen e Friedrich der Grosse . k So er lärt sich , dass Friedrich Wilhelm IV . kein einzelnes einheitliches Werk in Potsdam ge

schaffen hat . Seine Bauten entsprechen keinem thatsachlichen

sie Thaten Bedürfnis, sind die eines dekorierenden, historisch interessierten Romantikers , der Sich an

allen Stilen der Welt begeistert hatte , Hadrians

frühch werke . Die Friedenskirche erbaut er im rist lichen Stil und schmückt ihre Apsis mit einem

echten frühchristlichen Mosaik . Die Orangerie ist

i Was rwerke d e . se italienische Renaissance , werden

als Moschee verkleidet . Die neuen Gärten viel leicht sein schönstes Werk sind Nachahmungen

r italienische Anlagen . Denselben eklektischen Zug

Pfin stb er tragen das B elvedere auf dem g g , die

gotischen Bauten . Das Ganze hat doch wieder einen eigenen

Charakter , und es ist in höherem Grade deutsch

was als alles , vorher und nachher in Potsdam ge

baut wurde , denn es verkörpert ein Stück wesent

lieh deutscher Bildung dieses Jahrhunderts . Im Gegensatz zu den Bauten Friedrich Wil

helms IV . , die im Grunde nichts anderes als eine

einzige grosse Gartenanlage, einen grossen dekorativ d enskirche ist ein D enkmal der K unstpflege seiner hohen Gemahlin .

Unter Kaiser Wilhelm II . wurde das Neue Palais restauriert und den modernen Bedürfnissen ents r ch ri p e e d bewohnbar g emacht . An seine Vor lieb e für den Norden und die See gemahnt die

r n i Anlage der Mat ose stat on im norwegischen Stil . Wi e der erste Deutsche Kaiser als Prinz Wil helm, hatte sich unter der Regierung Friedrich

z Wilhelms III. auch Prin Karl einen Sommersitz

ls gebaut . A Grundlage diente ihm das einst gross artige Sommerschloss des Grossen Kurfürsten in

Glienicke , das nach mehrfachem Besitzwechsel schliesslich wieder in die Hände der Hohenzollern E gekommen war . s ist von den Potsdamer Schlössern d as wenigst bekannte und am schwierigsten zu

än liche g g , aber es zeichnet sich durch mancherlei historisch wertvolle Kuriosa aus . So haben die Hohenzollern in Potsdam seit nahezu zwei und einem halben Jahrhundert die

als Kunst ein Ausdrucksmittel ihrer Persönlichkeit, ihrer Auffassung d es H errsch erb erufs und mehr oder weniger unbewusst der Stimmung ihrer.

ab s Zeit gepflegt . G e innerhalb der deutschen

so Kultur die Mittel nicht , deren Sie bedurften ,

Si e haben Sie von der Stelle importiert, wo gerade

Kultur von europäischer Haltung geschaffen wurde .

was sie so Fanden sie daheim , brauchten , gaben si e stets den nationalen Kräften den Vorzug .

Am längsten, wenn auch mit Unterbrechungen, d er n hat hollä dische Einfluss sich behauptet , er erstreckt sich von der Zeit des grossen Sbhloss baues von 1 6 6 0 über ein ganzes Jahrhundert b is zuf Errichtun g des Neuen Palais , und Baumeister holländischer Herkunft waren fast die ganze Zeit h i t ät . hindurch g Potsdam macht _ äusserlich noch heute einen stark holländischen Eindruck .

Weniger unmittelbar herrschen französische Ideen, aber in allem , was die Innendekoration anlangt,

r um so ausgesmochene . Wie Friedrich der Grosse ei n hervorragender französischer Schriftsteller war, so gehört die innere Ausstattung der Potsdamer Schlösser der Weiterentwickelung des französischen

Rokokos an . Etwa in ähnlichem Sinne wie die Ent A wickelung der Gotik auf deutschem Boden . ber französische Baumeister und Kunsthandwerker spielten in Potsdam keine Rolle . Wie im Mittelalter die

war Gotik, die französische Kunst des Rokoko , die

des letzte Weiterentwickelung der Gotik, Eigentum deutschen Volkes geworden . Italienische Baumeister und Kunsthandwerker u treten auffallend z rück . Man weiss eigentlich nur

i n il hau rn kkat r n von einigen D ekorat o sb d e und Stu o e . Auch beim Aufbau der Schlösser herrschen keiner lei italienische Gedanken vor . Dagegen dienten die Publikationen italienischer Paläste als bequeme Vorlagen für den Bau der aus königlichen Mitteln bestrittenen Fassaden der Bürgerhäuser . Der englische Einfluss tritt zuerst gegen Ende des achtz ehnten Jahrhunderts bei der Ausstattung des des Marmorpalais , der Anlage Neuen Gartens

' und d em Ausbau von Schloss und Park Babels - i

‘ berg auf.

“ D as Chinesische in der Dekoration unter Fri—ed rich dem Grossen, ägyptische Spielereien im Garten des Marmorpalais , das Russische in der Kolonie

Alexan drowska das und der Nikolauskirche , Nor we ische Matrosenstation g in der Sind belanglose , aber im Z usammenhang immerhin interessante

Einzelfälle , die im Zeitgeschmack , in Familien beziehungen und in persönlichen Liebhabereien ihre Erklärung finden . Deutsch ist im letzten Grunde trotz der fremden Ausdrucksmittel alles was Friedrich der Grosse b und seine deutschen Baumeister Kno elsdorff, Büring und Gontard in Schlössern und Gärten ge

Bauthäti keit baut haben . Deutsch ist die g Schinkels und seiner Schule unter Friedrich Wilhelm IV . und unter Kaiser Wilhelm als Prinzen von Preussen .

Die ho chste Leistung ist die Friedrichs des

n e Grossen, denn er hat mit einer erstau lichen Tief des Blickes an dem Bau und der Ausstattung Seiner

Schlösser die Produktion seines Volkes e rzogen . Bei seinem To de nahm die preussische Kunst d in ustrie in der Porzellanmanufaktur, in der Möbel tischlerei , in der Seidenweberei, in der Bronzearbeit 77

einen der ersten Platze in Europa ein . Das Porzellan service für das Neue Palais dürfte an Originalität der an marchenhafler dekorativen Ideen, Schönheit

, der Form und Farbe überhaupt die höchste Lei stung der europäischen Behandlung des Porzellans bilden .

Diese Dinge sind dem Fachmann in Deutsch land wohl bekannt, aber dem gebildeten Publikum nicht eigentlich vertraut , und die Reisehandbücher können ihm wenig davon vermitteln . Die Literatur

über Potsdam ist reich und bedeutend , aber wir brauchen in der nächsten Zeit sehr notwendig eine knappe , alle wesentlichen Punkte hervorhebende

Arbeit, die in lebendiger Form dem Besucher der H oh enzollernstadt Auskunft giebt über die Männer und die Ideen , ein Stück Psychologie der Rasse i . S e und der Epochen, die Potsdam erbaut haben o musste nicht von den Dingen ausgehen , s ndern

Aus von den Menschen . dem Wesen des Soldaten königs , Friedrichs des Grossen und seines Knobels dorff, Friedrich Wilhelms IV. , Kaiser Wilhelms und

Schinkels müssten die Bauten begriffen werden . Ist

h b etrüb eri d es nic t eigentlich , dass wir noch keine abschliessenden Studien über Friedrich den Grossen ? und Knobelsdorff als Künstler besitzen Ja, wenn es Italiener wären " Auch eine Parallele mit Versailles gehört in das

f kl in erwünschte e e Buch . Aber wir sollten uns hüten , Potsdam fernerhin das deutsche Versailles zu nennen . Das Schlagwort setzt Potsdam herab .

Hohenzollernstadt r das Die ist meh als Versailles , doch wesentlich das ' Monument eines Mannes und einer Zeit bildet trotz der Dedikation a toutes les gloires de la France . o An P tsdam hat ein grosses Geschlecht gebaut, das in drei Schicksalsepoch en alle Lebenskraft

Deutschlands um sich gesammelt hat , und es ist n l icht , Wie Versail es , die tote Hülle einer aus gestorbenen Daseinsform , sondern von wirkendem

Leben erfüllt , eines der dünn über die Welt ge säten Beispiele historischer Monumentalität , die nicht bloss als Museum dient . DRESDEN

wurde vielen verschiedenen Schultern aufgeladen d emStaat, seinen Anstalten und seinen Beamten;

den Kunstvereinen, den Sammlern, der Presse , sogar

dem Kunsthandel . _ Langsam haben sich diese neuen Machte ent

wickelt . Die meisten sind auch heute noch nicht

so sie h weit, dass sic nach der "ualität ihrer Lei stungen ebenbürtig neben den Fürsten und seinen

r . z . d r Hof stellen dü ften So hat B . e moderne A Staat mit seinen Bauten, Monumenten und nlagen

n e n och bei weit m icht soviel Glück gehabt, Wie der h Fürst der absolutistischen Epoche , und die Ursac e

: ist ist nicht weit zu suchen er noch kein Bauherr,

r was d e seine Sache versteht . Denn für eine unter geordnete Gattung Mensch ist heute der Durch schnittsb eamte K om , der in unverantwortlichen missionen über künstlerische Angelegenh eiten end

zu gültig entscheiden hat, verglichen mit dem hoch ? kultivierten Fürsten der Zeit des Absolutismus

Wie sich die künstlerischen Dinge seit den

w l ist . Befreiungskriegen in Dresden ent icke t haben ,

1 8 8 0 in den äusseren Umrissen bekannt genug . Um war h 1 b die Epoc e, in der Dresden e ne estimmende Macht d es künstlerischen Lebens in Deutschland

n . bedeutete , im grossen und ganze vorüber Die ‚ Si e auf Führer waren gestorben oder waren , bis einige wenige , mit ihrer Kraft und ihrem Leben am Ende .

d es e das Die ersten , Boten neuen Leb ns , unter d es in anderen deutschen Kunststädten erwacht war t pochten um diese Zei an Dresdens Thore . Dass die n Vertreter der Dresdener Ku st, ihre Schüler und die in ihren Traditionen erwachsene Dresdener G esellschaft sie nicht mit Jubel empfangen konnten , liegt auf der Hand . Auch in Dresden w iederholte

das sich dann Missverständnis, dass nun mit einem

b is d ab ethan Male alles , was ahin gegolten hatte, g ,

als dass nun nichts mehr gerade das Neueste ‚ zu

da Gemüt gehen sollte , und der Kampf war , wie

überall .

verflossen In der kurzen Zeit , die seither , hat sich die Situation gewaltig verschoben . Grollende

Alte sind ausser einzelnen, die mit Wohlwollen der Entwickelung folgen immer. noch da , aber neben ihnen ist ein j unges Geschlecht heran

fur gewachsen , das seine neuen Ideale wirkt und wirbt .

zu e Hatte , wie einst , der Fürst entscheiden g h abt, so ware die Entwickelung entweder rasch vor wärts gegangen oder überhaupt verhindert worden .

wir Kampf der Massen , wie ihn erlebt , hätte es nicht gegeben . F n e Von den aktore , unt r die heute das Erbe

e n z des Fürst ntums geteilt ist , setzte in Dresde ü erst die Presse ein . Etwa um 1 8 8 3 begann im “ Dresdner Anzeiger P a u l S c h u m a n n die Bürger

“ Bö cklin schaft mit den Namen , Liebermann und der grossen Sachsen Klinger und Uhde zu er schrecken . Die fernere Entwickelung der Zustande hat Schumann mit sympathischem Interesse und in E gewissenhaftem Studium verfolgt . s war ein grosser

so t Gewinn für Dresden , dass ein erns er Mann in der Presse die Sache der Kunst vertrat . Man wusste z von ihm , dass er mehr als einmal seine Existen Ü aufs Spiel gesetzt hatte , um seiner berzeugung 8 8 n zu folgen . Seit 1 7 wirkt nebe ihm F e r d i n a n d A v e n ar i u $ in seinem verdienstvollen "Kunstwart

wohlthäti en der in Dresden schon g Einfluss übte , als das moderne Berlin sich noch ohne eine Kunst zeitschrift behalf. Unterdes war ein Vorstoss für die freie Ent wickelung aus ganz unwahrscheinlicher Richtung gekommen : die staatlichen Beamten der K unstver Waltung traten mit Wort und That für die lebende

Kunst ein . E s waren natürlich nicht mehr die in der alten

Schule erwachsenen . Diese hatten , alt und müde , in rascher Folge vom Anfang der achtziger Jahre an den Schauplatz verlassen . G Wer heute die ruppe der Manner überblickt,

r die das Ministerium an ihre Stelle ief, erhält den

' m festen Plane Eindruck, dass nach eine grossen und verfahren wurde , denn trotz aller individueller Ver

“ schiedenheit ist der Typl;s d er neuen Dresdener

d . Kunstbeamten bei allen erselbe Es sind Männer, die ihren Namen in der Behandlung alter Kunst

errungen haben, die aber j eder gesunden modernen

K ünstlerindividualität , jeder frischen Bewegung zu

’ ethan g sind und sich nicht scheuen, für ihre Über

zeugung öffentlich einzutreten . Das ist der neue

Kunstfor h r Typus der deutschen sc e . Als ich

studierte , hiess es noch bei den meisten Jungen

: und Alten Moderne Kunst giebt es nicht .

Diesen Männern, deren Namen weit über Dresden

hinaus in aller Munde sind, verdankt die Stadt nicht nur die in rascher Folge bewerkstelligte Reorgani

altb erühmten sation der Sammlungen, sondern auch

deren energischen Anschluss an die lebende Kunst .

W o e r m an n u K a rl , der z erst Berufene , hat die Neuordnung der gesamten alten und modernen

Galerie bewerkstelligt . Zum erstenmal kamen jetzt die bisher in Deutschland nicht genügend gewerteten M eister des achtzehnten Jahrhunderts , eine gerade

in Dresden sehr stattliche Galerie, durch eine neue,

zu geschlossene Aufstellung ihrem Recht , und der _

Bö cklin modernen Galerie ist durch , Uhde, Klinger,

Haug u . a . m . ein umfassenderes. Gepräge verliehen . Als Schriftsteller hat Wo ermann in den schwebenden Fragen ein für weite Kreise entscheidendes Wort durch seine Schrift Was uns die Kunstgeschichte “ lehrt gesprochen . Im Kupferstichkab in et hatte M ax L e h r s die "

. U d G Reorganisation durchzuführen n der elehrte , dessen ne ue ForSchungsmethode das Gebiet der

n altdeutschen Ku st erhellt hatte, war bald als einer der ersten in Deutschland an der Arbeit , die

und modernen Meister zur Geltung zu bringen , führte dadurch der Dresdener Künstlerschaft und den Dresdener Kunstfreunden ein unendlich an

zu regendes neues Material . Nirgend in Deutsch land ist das K Upferstichkabin et populärer als i n

V iertel ahrsa sstellun en Dresden, und seine j u g öffnen dem heimischen ' Künstler und Kunstfreunde immer neue Horizonte . eA Auch G e o r g T r e u , der die schwierig ufgabe der Einrichtung des neuen Gipsmuseums und die noch schwierigere der Aufstellung des Antiken kab in ets b vorbildlich gelöst hat , indem er eim letzteren zum erstenmal systematisch mit den alten Restaurationen aufräumte und für die Ergä nzung der fehlenden Glieder die Ergebnisse der jüngsten vergleichenden Forschungen zu Grunde legte , auch m Treu , der Erforscher Oly pias , ist nicht ein dem modernen Leben abgewandter Gelehrter . Er hat eih e Abteilung für mo derne Plastik gegründet und rüstig vermehrt und hat sich schon vor mehr als

einem Jahrzehnt bemüht , für die Wiederaufnahme

Die : e der farbigen Skulptur zu wirken. Frage Soll n ? wir unsere Statuen bemalen die er I SS4 in der

hat b ekannten Broschüre aufwarf, seitdem, wie be k u ie an t, eine unverhoffte Bejahung durch d That K e ' Max lingers erfahren , dess n Salome und Kassandra aus dem Leipziger Museum einen Wall

fah sort rt machen .

In * ähnlich em Sinne Wird selbst an denjenigen

Sammlungen in Dresden gearbeitet , die mit der modernen Produktion keine unmittelbare Berührung

haben , dem Grünen Gewölbe , der historischen

Sammlung , der Porzellansammlung .

des r Der Direktor Dresdene Gewerbemuseums,

Th e o d o r G r a ff, hat seit Jahren für die Auffassung

n gewirkt , dass die dekorative Ku st nur im An schluss an die lebende hohe Kunst und an das n heutige Leben gedeihen ka n .

G u rl i t t Am Polytechnikum lehrt C o rn e l i u s ,

einer von den wenigen , die für den Durchbruch moderner Ideen in der Baukunst kämpfen und noch für andere moderne Ideen in der Kunst nebenbei, und der die Erforschung der sächsischen

zu Kunst seiner Lebensaufgabe gemacht hat . Von ähnlichen Gedanken ist auch der Architekt R e t t i ch

' ausgegangen, der schon zu Ende der achtziger Jahre gegen die Alleinherrschaft der deutschen Renais d sance zu Felde zog und für Dresden verlangte, ass der Privatbau sich nicht nach Berliner Mustern auf der Basis der Nürnberger Architektur entwickeln

solle , sondern im Anschluss an die grossartigen und einfachen Formen der einheimischen Privatarchitektur

d es war achtzehnten Jahrhunderts . Sein Gedanke

ebenso selbstverständlich und gesund , wie seine

Propaganda erfolglos bleiben musste , solange die

m un Bé gesmn g noch den romantischen Charakter trägt . Schon hat sich unter der Führung dieser dem Leben zugewandten Männer in Dresden eine neue

die Generation j unger Historiker herangebildet, , von

z die E r denselben Tenden en beseelt , für rfo schung der alten heimischen Kunst und für eine lebendige Kunst lokalen Charakters eintritt und bereits an

h gesehene Namen und Thatc aufzuweisen hat .

Den unmittelbaren Uber- gang zur Kün stlerschaft

D ec ern ent er bildet der für Kunstangelegenheiten, d

Rossmanns W o l d e m ar . Nachfolger , v o n S e i d l i t z

Auch er kommt vom Studium der alten Kunst her . Seine historischen Studien über Schongauer und Rembrandt bewegen sich auf dem Boden u nseres

wo Volkstums, noch so viel unerledigte Arbeit des

Forschers und Darstellers harrt . Ab er in der Förderung der leb endigen Kräfte sieht er keine

geringere Aufgabe , als in der Sorge für das Erbe e e der Vergangenheit . Dass ein Mann an seiner St ll

Gesmnun diese g hegt, giebt allein schon Spielraum

für die Entwickelung vieler Kräfte , die sonst ge

bunden wären . Dies gilt für die Ausbildung der Museen im modernen Sinne wie fur die der Aka ü ihn demie und der K nstlerschaft , denn um ist

alles gruppiert . Man braucht nur einmal einen n n alten , von den Idealen einer verga gene Epoche erfüllten Gelehrten als Dec ernenten ind ie Rech

l u ar b . e vero den . g , dass Dresden zu b egann Die i wenigen unabhängigen Kräfte waren drauf und dran ‘ d auszuwandern , und überall wur en in Deutschland e die jung n Talente gewarnt, nach Dresden zu gehen

' Wie für die segensreiche Wirkung der neuen Grund

" Sätze , so bietet Dresden auch ein klassisches Bei

drako sch n Spiel für die Verödung, die eine mit m e Mitteln aufrecht erhaltene einseitige Tradition an

richtet .

H ahnels In den Nachfolgern und Grosses , dem Bildhauer R o b e r t D i e z und dem Historienmaler ‘

ie n H e r m a n n P r e l l , d beide ju g sind , findet die

neue Generation , die nach der Beherrschung der

künstleri schen Darstellungsmittel ringt, keine Wider sacher mehr sondern einsichtige Förderer aller

ernsten Bestrebungen .

Wie überall, blieb der Kampf auch in Dresden nicht auf die Kreise der Künstler und Kunst forscher beschränkt . Die neuen Ankäufe der Galerie ,

Pietä Klingers , Uhdes Heilige Nacht, die Ausstellung

e der Werke Klingers entfesselten eine heftige Fehd ,

in der die Vertreter des Alten ‚ und die Verfechter d es und Neuen mit Zeitungsartikeln , Broschüren

Parlamentsdebatten gegeneinander zu Felde zogen . Und wie überall zog dieser Kampf auf einem

Seiten ebiet g die Aufmerksamkeit weiter Kreise , die ' vom eigentlich kunstlerischéri Schaffen nicht so bald

t au die berühr worden waren, f brennenden Fragen

so i R und spielte e ne segensreiche olle . Aber Wi e überall werden die eigentlichen Siege

wo e da erfochten , , die igentlichen Niederlagen er

. litten werden , auf dem Gebiete der Produktion . Nur die k ünstlerische That vermag jeden Einwurf endgültig zu w iderlegen . Der erste Anprall und seine nä chsten Folgen sind nun auch für Dresden vorüber: Und wie in Paris und München der belebende Einfluss der

Thatsache Secession durch die , dass die Vertreter des Alten sich in ihr en Ausstellungen zu denselben

n Si e Principien bekenne , die vor der Spaltung auf

n u nd e Lebe Tod b kämpft haben , j etzt öffentlich

n ist anerka nt wird , so nunmehr in Dresden der

nicht f ern Zeitpunkt , wo auch die ursprünglichen Gegner für die Anerkennung der freien Entwickelung gewonnen sein werden .

Der Einfluss der Museen begann sehr bald auf

n Ku ferstichkab inet den Kunsthandel zu wirke . Im p Wurde mit den jungen Kunsthistorikern auch der

Sohn des Besitzers der Arnolds-chen H ofkunsthan d

Aufent lung in das Fach eingeführt . Ein längerer

i n A halt London , . wo ihn die nleitung des fein smn1 en o e g Ott Gut kunst forderte , führte ihn in die ‘ Gepflogenheiten des grossen englischen u nd fran zosisch n in e Kunsthandels e .

In im . A nschlu s London und Paris, und s daran bis zu ein em gewissen Grade auch schon in "Berlin d und München , hatte sich der Kunsthan el eine

das Aus ganz neue Technik geschaffen, indem er stellun swesen ist g in neue Bahnen lenkte . Dort eine grosse Kunsthandlung ohne Ausstellungsräume s nicht mehr denkbar , und die Gesell chaft besucht die nach den mannigfachsten Gesichtspunkten ver anstalteten Schaustellungen geringeren Umfanges bei den Kunsthändlern weit lieber und“ mit weit grösserem Gewinn als die uferlosen offi ciellen Jahresausstel

lungen .

Der Kunsthändler hat die Ellbogen frei , er braucht niemand zu konsultieren als seinen Ge schmack und seine Witterung : bald stellt ‘ er das

’ Lebenswerk eines Verstorbenen zusammen , eines

Ringenden und Verkannten oder eines Jubilierenden,

ist es und es ihm gleich, ob sich um einen Maler, Bildhauer oder Radierer handelt ; bald zieht er einen Meister der verflossenen Epoche aus dem

Dunkel , feiert Jahrestage , führt eine Zusammen stellung von einer begrenzten Zahl hundert

Meisterwerken aller Epochen vor , um den Beweis

das zu erbringen, dass sich Beste aller Zeiten mit

d em Besten der lebenden Kunst verträgt . Es lässt

sich nicht ermessen, wieviel die künstlerische Bil

e V eranstal dung z . B . der Pariser Samml r diesen r tungen des Kunsthandels ve dankt , die auch auf ’ die Ausbildung des MuSealwésens erheblich en Ein fluss gewonnen haben und hoffentlich in steigendem

Masse gewinnen werden . Das letzte Glied in der Entwickelung dieser Unternehmungen des Kunst handels bildet heute das kühne Vorgehen Bings in

’ ‘ Paris, l art nouveau .

e Gutbier fu rte Der jung h y von seiner Studien e reise zurückg kehrt, die neuen Principien des Kunst

handels in Dresden ein . Seither haben die Sonder

' ausstellungen der Arnoldschen Kunsthandlung über Dresd en hinaus Aufsehen gemacht und in der Dresdener Gesellschaft ein Entgegenkommen ge

das funden, ähnliche Veranstaltungen in Berlin, wie

es . scheint , nicht erringen konnten Bei Arnold lernten die Dresdener an 11mfassendem Material die

o d W m ernen englischen Radierer kennen , histler,

und d e H erkomer Legros die Schule, i sie und ge

d ie h bildet haben , englisc e Buchausstattung , den japanischen Holzschnitt und andere aktuell in A teressante Erscheinungen . uch hier muss betont d werden, ass die Dresdener Presse mit hervorragendem Verständnis und ernsthaftem Studium der neuen Erscheinung gegenüb ertrat So hat der Kunsthandel in Dresden jetzt einen

Teil der Funktionen übernommen, die vor einem Jahr

hundert die Agenten des Hofes in Paris ausübten . Ni(:ht so freundliches Entgegenkommen scheint

M o r av e gefunden zu haben , der mit grossen O pfern den Salon Lichtenberg“ in modernem

S inne zu entwickeln versuchte . Ihm dankt Dresden die erste Bekanntschaft mit Klinger als Maler und mit Bildhauer , L . von Hofmann und den Skandi

’ o r naven ; er wagte es , die Dresdener Secessi n vo

. die zuführen Aber es scheint , als ob für frucht bringende Entwickelung eines solchen Unternehmens n i in Dresde die Zeit noch nicht gekommen se . Als Ganzes bietet das Dresdener Kunstleben heute das Schauspiel seltener Einmütigkeit der

aus wirkenden Kräfte , und der Erfolg ist nicht

z geblieben , trotzdem erst eine kur e Spanne Zeit

. w s nach neuen Zielen gestrebt wird Und alles , a

ist geschehen , geht von Vertretern oder Anhängern

i nsmm n der jungen Kunst aus . Die e ge ge Verneiner und soweit si e können Vernichter d es neuen Lebens haben dagegen keinerlei positiv' e Leistung in die Wage zu werfen . Diese Neub elebung der heimischen Produktion ist gerade j etzt von höchster ökonomischer Bedeu tung für Dresden . In der vergangenen Epoche war t es eine relativ wenig b emittelte Residenzstad . Seit einigen Jahrzehnten haben sich die wirtschaft

u lichen Verhältnisse von Grund a s umgestaltet . Dresden ist heute eine reiche Stadt mit aufstrebender

Tendenz . Wenn die Gesellschaft die günstigen

zu B edingungen , eine tiefe künstlerische Bildung

w für eine er erben, ausnutzt" so ist der Boden sehr .

L okalkunst lebensfähige vorhanden, die von Dresden allein getragen werden kann und den Export nicht

l s a . br ucht Was bisher geschehen, b eibt als Ganze für viele andere deutsche Städte ganz einfach vorbildlich . DIE ELBBRÜ CKE

e Dresden st ht , wie es scheint , vor einem un ersetzlichen Verlust : die alte Elbbrücke muss den

rt s ie Bedürfnissen der Schiffah weichen , kann sich mit den Dampfern nicht vertragen . Die nächste

Generation , vielleicht diese noch , wird eine I ngenieurb rucke auf zwei Pfeilern über den Fluss

wo setzen sehen, seit dem zwölften Jahrhundert die alte Brücke mit so viel Füssen wie ein Sc010pend er sich an die Sohle des Flusses klammert . Schon hat sie an Wirkung eingebüsst, seit neben ihr noch dr ei neue Brücken über den Strom führen . Es wä r als ein anderes Bild , Sich ihre gigantischen

Bögen einsam von Ufer zu Ufer spannten . Damals sprang das Wesen Dresdens als Stadt an der einzigen Brucke weit und breit unmittelbar ins Auge , und nachdrücklich wies die Lage des Schlosses auf di e strategische und kommerzielle Bedeutung des Punktes him Es bildete nicht nur die Befestigung des Brückenkopfes ; die Haupt strasse, die von der Brücke in und durch die Stadt

— führte, ging und geht heute noch mitten durchs ' n sehr charakteristische Schloss, ei e seltene und An

d en d es als " lage , die Herrn Schlosses Herrn der

Brücke und der Stadt hinstellte . Vor der neuen Brücke wird nun das Schloss nicht mehr so be d uturi voll e gs liegen .

di so Es kommt hinzu , dass e Elbbrücke , fast

als das alt wie Dresden eigentliche Stadt , älteste

ist noch erhaltene Baudenkmal Dresdens , der einzige

Zeuge der mittelalterlichen Entwickelung , aus der weder Kirche , Kloster, Palast noch Rathaus übrig

ist d s geblieben ist . Dresden die Stadt e Barock

und Rokoko , selbst auf die . Spätgotik und die Renaissance weisen nur einzelne Privatbauten und

as d Schloss . In der Silhouette der Stadt erinnert nur der wundervolle Schlossturm an die Spät

renaissance .

Dresdenern Mit den , die ihr bedeutendes histo risches Monument und eins ihrer grössten malerischen

Kleinode aufgeb en müssen, wird jeder trauern, der das Bild der alten Elbbrücke in sich auf

genommen hat .

Schonsten r ist “ B ucken der Welt , wenn nicht die

n a h schö ste, k um ein Spur im Sc affen der Dresdener Di Künstler . e Note Dresden und Sachsen fehlte

so ‚ m n gut wie ganz . Und wenn a kopfschüttelnd

so die Ausstellung verlassen hatte , ging einem der

T a an Eindruck den ganzen g nach . M fühlte etwas wie eine Leere , ein Unbehagen, als ob man hungrig gewesen und von einem Mahle ungesättigt auf gestanden sei Unwillkürlich pflegt e man die Mo

sie r tive nachzuprüfen , ob man nicht übe schätzt hätte , und fand sich Abend für Abend auf dem

Belvedere oder auf dem "uai darunter ein, um den Anblick der wunderbaren alten Brücke in der

. Abenddämmerung zu geniessen Wo hatten . die Akademiker ihre Augen ?

Seit einigen Jahren ist es anders geworden . Das junge Geschlecht hat sich auch in Dresden aufs neue der Stadt und ihrer Umgebung zu

des das gewandt. Im Sinne modernen Gefühls , das es Einfache , Bescheidene liebt , hat freilich

Thäler zunachst die stillen aufgesucht, wo es etwas wie überall aussieht , aber das sächsische Land ist

da es doch wieder , und wird nun nicht lange dauern, so wird das fur das Grosse a uch wieder _ Gefühl das das das Elbthal erwachen, Grosse und Eigene , hat und das bisher nur als Unterlage für Veduten gedient hat .

Au Dann kam Gotthardt Kuehl . s der Schilde

u des r ng seiner Vaterstadt Lübeck, verwandten alten

Lüneburg, der malerischen alten Strassen und Innen u ra me Hamburgs , seiner holländischen Studien zu

w das gesch eigen, brachte er Gefühl für die Eigen

n un art der Stadt Dresden mit . Und setzte er das

1 8 0 aus Werk fort , das um 5 mit seinen Studien m dem Zwinger Menzel einsa begonnen hatte, ohne in dem seitdem verflossenen halben Jahrhundert einen Nachfolger zu finden . Auf den Ausstellungen erschienen von Kuehl und seinen Schülern und Nachfolgern die ersten mit modernem Gefühl dem unerschö pflichen Schatz der architektonischen Schön

z heit Dresdens entrissenen Motive , und in let ter Stunde scheint in ihm auch für die Elbbrücke der

Künstler aufzutreten , der der Nachwelt eine Vor stellung "von der malerischen Schönheit des alten

Wunderbaues erhalten wird . Auf der Jubiläums ausstellung des kommenden Jahres dürfte die Note

Sachsen und Dresden mit starkem Klang ertönen .

E s wird wohl namentlich in Norddeutsch land von keiner Stadt im Reich mit solchem

Enthusiasmus gesprochen, wie von Munchen . Wir ö schwärmen für Nürnberg, wer Empfindung für Gr sse und Charakter hat , hebt die Hände auf , wenn

das Augsburg genannt wird, Wort Berlin wirkt auf

wie T rom etenstoss die Nerven ein p , Dresden er

Märchentraume weckt , aber wenn der Name der bayerischen Hauptstadt genannt wird, leuchten die

Augen auf, und lieb e Erinnerungen erheben sich aus den dunkeln Tiefen der Seele und treten leuchtend über die Schwelle des Bewusstseins .

Wir können an München nicht denken , ohne

‘ in Es dass über unsern Mund e Lächeln fliegt .

E in Grossstadt. ist die heiterste deutsche Franzose, mit dem ich über die ernsten norddeutschen Städte nach München gekommen war , sagte am Abend

des : . ersten Tages Sonderbar, hier lacht alles

das Den Norddeutschen , der intensive Volks b le en Münchens zuerst auf sich wirken lässt, pflegt in e fast wehmütiges Gefühl zu beschleichen . Er

u das fühlt sich nter Menschen , die Leben anders m La auffassen und ge essen, als seine ndsleute . Wenn er die alten Kirchen besucht oder an der Marien säule vorübergeht , offenbart sich ihm eine Kraft des religiösen Lebens und eine naive U nb eküm merth eit des Ausdrucks religiöser Stimmungen, die

so r wie i d e ihn mächtig e greift, wenn er, das K nd r

Ebene , zum erstenmal lebendiges Gestein zu Tage

. s d en treten sieht Auf Stras en und Plätzen , in Schankstuben und auf den Kellern hat er das Volk als eine noch homogene Masse vor sich . Die oberen Klassen scheinen ohne Hochmut , die niederen ohne Demut oder Trotz , und alles mischt sich ohne Zwang . Die einfachen Genüsse , die zu

r Münchens Eigena t gehören , sind allen Ständen

und gleichmässig zugänglich, nirgend gähnt der tiefe

w und i wir Abgrund z ischen Hoch N edrig , an den t im Norden gewöhnt sind . München ist rotz aller

S ecialitätenbühn en é p und Wiener Caf s, die ihm in den letzten Jahren so unorgamsch aufgehängt wor d en n sind , die im besten Si ne b ‚äurische Haupt

und so stadt eines Bauernstaates geblieben , ‚ ver standen ist das öffentliche Leben in München unter

allen unseren Grossstädten am meisten deutsch . Wenn ich einem Engländer Oder Franzosen dieEigenart des ursprünglich deutschen Wesens fühlbar machen

Mü nchen . n wollte , habe ich ihn nach geführt Währe d P sich der ariser in Berlin, erstaunt üb er das gross

n städtische Treiben , das alle seine Erwartu gen

' e von P aris übertrifft, in ein m unbekannten Stadtteil

wähnt , in München hat er unmittelbar die Em

Fursten Den . unseres Jahrhunderts dankt

e c d es Munch n au h die bei en Elemente , die wohl habend gemacht und ihm auf einem der wich tigsten Gebiete der nationalen Produktion seit drei Generationen die Führung gegeben haben : das Bier und die Kunst . Wer das Bier lediglich vom engsten Stand h l punkte des Volkswirtsc aft ers beurteilen wollte , der würde die eine Hälfte seiner Funktionen über

a ll rkr f i sehen . D s Bier hat sich vom a e ä t gsten

i l n so c a e Einfluss erwiesen . Seine Billigkeit sichert ihm denselben Einfluss auf Arm und Reich . Die Art d es Konsums in Gesellschaft ausser dem Hause

' ‘ bestimmt das öffentliche Leben Münchens . Und mit dem Bier hat sich diese Münchener Lebens

' ver flanzt form selbst dahin p , wo ursprünglich andere

Einrichtungen zu Hause waren . In Norddeutsch land hält sich nur noch in den Hansestädten die in den wohlhabenden Schichten ursprünglich auf das Haus gestellte Form der Geselligkeit gegen den Verkehr im Bierpalast . Und als Element so cialen das n Ausgleichs wirkt Bier selbst in Berli ,

i wenn auch nicht mit . derselben Macht w e in

München . Freilich darf bei dieser Feststellung nicht

was übersehen werden , dass , im Norden vielfach auf r des n eine Verkümme ung Lebe s hinausläuft, im

Süden durchaus natürlich und notwendig erscheint . " Privatlieb Die Pflege der Kunst , nicht als

1 als o ffentliche habere , sondern eine Angelegenheit, hat kein anderes europäisches Herrscherhaus in unserem Jahrhundert in so ununterbrochener Tradi tion, mit so kluger und energischer Hand und mit solchem Erfolge geübt, wie das der Wittelsbacher . Unter ungünst igen Bedingungen haben sie das edle

Reis gepflanzt und gepflegt , bis es Wurzel ge schlagen hat . Zwar der ursprüngliche Trieb der

Monumentalkunst ist grossen verdorrt , aber die Wurzel hat nach allen Richtungen Wildlinge aus gesandt, die heute zu einem üppigen Hain ver

: das wachsen sind die Landschaft, Genre , eine ganz eigenartige Architektur und die moderne Karikatur grossen Stils, die in keiner anderen deutschen Stadt ha d w aus t ge eihen ollen , und die unmittelbar der

K artonzeichnun in wie . g erwachsen ist, München in

London, wo die Vollbilder des Punch heute noch “ "Cartons heissen und damit auf ihren fernen Zu sammenhang mit der Schule der deutschen Nazarener hinweisen . ü ' Auch der M nchner Kunsthandel , der einen

des e grossen Teil europäischen Marktes b herrscht, geht auf Massregeln der Könige zurück . Schon 1 8 4 5 besass München das umfangreiche Kunst

‘ am ‘ s 1 8 ausstellungsgebäude Königsplatz, und chon 54

i Als erh elt es den Glaspalast . init der ersten Welt ausstellung von 1 8 5 1 die "ra des modernen Aus stellun swesens g eröffnet war , befand sich mithin München vor allen deutschen Grossstädten in der glücklichen Lage , über einen ständigen Ausstellungs

zu palast verfügen . Überall si nd in dem seither verflossen en halben Jahrhundert Millionen für moriu4 m i entale Bretterbuden vergeudet worden . Berl n erhielt den Landesausstellungspalast am Lehrter Bahnhof erst im Jahre 1 8 8 6 nach der furchtbaren

Katastrophe , die in einer Viertelstunde die Hygiene ausstellung mit ihrem gesamten Inhalt eben vor der Eröffnung verschlungen hatte . Dresden hat em ständiges Ausstellungsgebäude erst seit diesem Jahre t . das n zur Verfügung Hamburg , eine Glaspalas nötiger braucht als alle anderen Städte ausser

o c so München und Berlin, ist heute n ch ni ht weit wie München vor fünfzig Jahren . Ohne den Glaspalast aber hatte sich nicht

das nur Ausstellungswesen nicht entfalten konnen, dem München seine beherrschende Stellung auf dem Kunstmärkte verdankt , auch die Kunst hätte ungünstigere Bedingungen gefunden . Denn zur Zeit der Eröffnung des Glaspalastes war die Epoche der Monumentalmalerei abgelaufen . Nicht mehr

- boten die grossen Aufträge der - K o nige den zahl reichen Meistern und ihren Gehilfen die Mittel i il Staffele b d . zur Existenz . An ihre Stelle trat das Wie hätte sich die Pilotyschule entwickeln können ohne den Ausstellungsraum des Glaspalastes ?

w1e i an en Und die Monumentalmalere , die d Aufträgen der bayerischen Könige gross geworden war , durch Cornelius und Kaulbach nach Berlin v r flanzt s e p wurde, so beherrschte die im Glaspala t gunstig gelegene V erk ehrsstadte wi e Frankfurt nu

durchfliesst u d S * gehemmt ; Fürst, Stadt n taat sorgen

d ie einmütig für materiellen Grundlagen der Kunst . Mit wie vielen günstigen Faktoren in München ge

das rechnet werden darf, beweist unter energischer und sachverständiger Leitung so überaus glücklich verlaufene Experiment der Secession . Wo wä re ein solcher Erfolg in Deutschland ausserhalb — Mün chens möglich gewesen ?

Auch in Munchen aber hat der Stadtplan die

eingreifende Hand d es Fürsten erst spät erfahren . Was die Hohenzollern als absolute Herrscher im vergangenen Jahrhundert bewerkstelligten, die An

r das lage grossräumiger neuer Stadtvie tel , haben die Wittelsbacher in unserem Jahrhundert unter nommen . Seit Ludwig I . ist es eine Tradition der bayerischen Regenten geworden , in die Stadt

erweiterung mitbestimmend einzugreifen . Dies konnte ein nicht mehr absoluter Fürst nur unter grossen persönlichen Opfern ausführen . Bis zum Anfang unseres Jahrhunderts war

Munchen die enggedrangte Festungsstadt gewesen . Wie überall hatte das feste S chloss des Fürste n “ der noch erhaltene Alte H of als Zwing burg ursprünglich am Rande der Stadt in der Be

n festigung gelegen . Erst im sechzehnte Jahrhundert u e e w rde die j tzige Resid nz breit und bequem, den

neuen Lebensbedürfnissen entsprechend , aber da b ei wohlb efestigt Wiederum am Rande des er weiterten Weichbildes angelegt : der Fürst musste sich auch im sechzehnten Jahrhundert die Freiheit

‘ des Verkehrs unter allen Umständen sichern . Das Schloss in der Stadt hätte ihn vom Wohlwollen

h abhan 1 der Bürgersc aft g g gemacht . Eine herr

l H of arten i liche Gartenan age , der heutige g (dem

e s Zwinger in Dr sden, dem Lu tgarten in Berlin, dem Königsplatz in Stuttgart gleichzusetzen) zeugte vom gesteigerten Lebens und Luxusbedürfnis ” des Fürsten n der Re aissance . Es war für die Entwickelung der Stadt ein be

n stimme des Ereignis , dass das absolute Fürsten

s tum des iebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts , als es sich im Gefühl völliger Sicherheit seine

Sommersü ze weitläufigen unbefestigten anlegte , diese nicht mit dem Winterschloss der Residenz in or

amschen Z g usammenhang brachte, wie das in Paris mit den Tuiler1en bereits im sechzehnten Jahr

war. e hundert geschehen Gleich Versaill s , liegen n Schleissheim und Nymphe burg weit draussen, nur nach Nymphenburg ist München fast schon hinaus k gewachsen . Aber der dire te Zusammenhang mit

a f dem Centrum fehlt . Man muss sich u dem Stadt

' d Brienn erstrasse plan erst klar machen , ass die ,

e des K arolinen latz es die ‚ durch das Rond l p unter b ro chen und noch einmal durch die Propyläen des

e Königsplatzes abgesperrt wird, igentlich die grosse 1 1 2

V efl

. s N fn henbur er an ihre Fort etzung , die y p g Strasse,

Winterschloss m vom nach dem Som erschloss führt . Durch die Art d erAnlage und Bebauung ist sie eine dem Strom des Verkehrs entrückte Garten strasse geworden . Aber wenn auch die grossen Gartenanlagen eines fürstlichen Sommersitzes kein Bestandteil

in " der neuen Stadt geworden sind , e quivalent für den Tiergarten Berlins hat Munchen durch die Fürsorge seiner Fürsten dennoch erhalten : den Englischen Garten hinter der Residenz und später

uf aximili l a dem rechten Isarufer die M ansan agen . Der Englische "Garten liegt ganz ausserh alb der

Strassenzü e. grossen g Keine Allee führt hindurch , wi e durch den Berliner Tiergarten die Charlotten burger Chaussee , er bildet eine Enklave mit ziem e lich schwierig m und verstecktem Zugang, und die schönen Wege und Fahrstrassen führen auf kein grosses Ziel . Diese Abgeschlossenheit und Ein

u samk eit machen seinen Charakter a s. Er ist ein

Stück einsamer Natur mitten in der grossen Stadt .

: Neumünchen Ludwig I , der Begründer von , führte die nach ihm benannte Hauptstrasse am

i 1 Park entlang und errichtete die Palastreihe . w e

eine hegende Mauer davor . Das grossartige Strassen

an netz, das er gelegt und mit öffentlichen Plätzen t und Monumentalbauten ausgestat et hat , wie man durch Schrittsteine d en Weg über eine Furt mar

kiert s b . es ist , ist heute fa t ganz be aut Aber nur

unter namhafter Beihilfe aus seiner Privatschatulle hat der Magistrat die Strassenregulierung über nommen Der Prinzregent bestritt die Kosten der Brücke ü b erdie Isar und der mächtigen Terrassen

nseiti en die und Treppenanlage "am w g Ufer von beiden Seiten durch die Schleife der Auffahrt ein

geschlossen wird . Noch fehlt das b ekro nende Monu

" mental ébäude b g oberhal der Terrasse , ab er sonst

sind alle Anlagen fertig , auch das Blumenparterre , das zu beiden Seiten der grauen T errassenmauer

r1n sich erstreckt . Ein Sp gb runnen bezeichnet den

Mittelpunkt davor , die Brücke ist reich mit Bild hau rarb eit e ausgestattet . Von der Bogenhauser Terrasse geniesst man eine grossartige Aussicht über das b reithingelagerté

München . Wenn erst die würdige Verbindung der

Ludwi strasse er ist Prinzregenten mit der g h gestellt , wenn monumentale Bauten die Strasse einfassen das Nationalmuseum erhebt sich bereits an der

Nordseite dann wird dieser neue Stadtteil , die

Prinzre entenstadt des g , den vornehmsten Trakt j mo

d ern en Münchens bilden . In den letzten Jahren hat der Prinzregent auch

dem Hofgarten besondere Pflege angedeihen lassen .

1 h Die Anlagen, d e zuletzt nur noc aus einem Kies grund mit Baumen und einigen verstopften Spring brunnen bestanden , smd mit regelmässigen Rasen

flächen versehen , die Brunnen plätschern wieder mi t starkem Strahl , und der entzückende Pavillon i in der Mitte , eines der liebenswürd gsten Kunstwerke 1 1 5

Munchens und vor wenigen Jahren ganz verfallen, i t s wieder in alter Schönheit hergestellt . Auch die . verwitterten Arkaden mit ihren Fresken werden restauriert . Als ich zuerst wieder durch diesen

wohlumhe ten schönen g Lustgarten wanderte , kam

s mir der Wun ch, er mochte nach alter Weise wie

als as der Blumengarten angelegt werden . D gäbe ein wahres Kleinod mitten in der Grossstadt und wäre nirgend in Deutschland wiederzufinden . Die alten Pläne, die zu Grunde gelegt werden könnten, existieren Ja noch . Was hätte die Münchener Jugend da zu malen "

Wenn sich heute die Münchener Stadtverwaltung zu den künstlerischen Principien bekennt , die die K o nige Bayerns in unserem Jahrhundert b ethatigt haben , so rührt dies zweifellos von der Einwirkung i dieses Vorbildes her . Nirgend hat s ch so klar wie f was in München of enbart , durch bewusste

’ K unstpflege sich erreichen lasst . h w Was Munc en als Stadtgemeinde plant , ird uns hoffentlich recht bald einmal von be

u . r fener Seite dargelegt werden Es ist bekannt, dass bei der Gestaltung des Stadterweiterungsplanes künstlerische Rücksichten sehr stark mitgewirkt “ hö nheitskommission . . . Sc haben Eine , der u a

'

Prof. Thiersch angehört, berät den Magistrat . Schon 1 1 6

jetzt hat der Magistrat anzuregen beschlossen , dass an den Fassaden der öffentlichen wie der Privat t gebäude Hausnamen , Porträtmedaillons der S ifter, Gedenktafeln und sonstiger zu Belebung des histo rischen Sinnes dienender künstlerischer Schmuck t u i angebracht werden sollen . Das S adtba amt st be

' d und das auftragt , ieser Anregung nachzukommen , Stadtarchiv soll ein Verzeichnis der noch bestehen

den älteren Gebäude Münchens aufstellen , die be sondere Namen hatten oder besonderen Schmuck

. Er trugen , und soll mit den Besitzern über die v neuerung verhandeln . Auch ist das Stadtarchi als

Auskunftsstelle bezeichnet für alle Bürger, die ihrem Neubau einen geeigneten künstlerischen Schmuck zu geben wünschen . e t Di se Anknüpfung an die eigene Vergangenhei , die aus so vielen grossartigen alten Bauwerken

' spricht , wird dazu beitragen , München vor dem

Einflusse nivellierenden zu bewahren, der, von Berlin s ausgehend, in den norddeutschen Städten chon so verheerend zu wirken beginnt .

Übrigens hat ja eigentlich Munchen im Verein . mit anderen süddeutschen Städten den architekto nischen Charakter des Berliner Strassenb ildes be stimmt . Denn die deutsche Renaissance , die mit ihren Giebeln und Erkern das Stadtbild Berlins

beherrscht , ist nicht eine Weiterentwickelung von

Schinkelschule Pflänzlin Ideen der , sondern ein g

d er in aus Süddeutschland, sich dem neuen Boden

üppiger entfaltet hat als in München selber . Hier fremde sich um die Bürgerstadt lange nicht genug bekümmert.

h die K on1 sstadt Daneben fu rt g , um die Ludwig

r strasse gelage t , ein Leben ganz für sich . Hier sind die Läden sehr dünn gesät * und meist auf das

Bedurfnis n des Reisenden zugeschnitten , der A denken oder Luxusartikel sucht . Wenig Verkehr, die

e R s breiten geraden Strass n gehören dem ei enden, dem Studenten und dem Beamten . In vornehmer Einsamkeit liegen die Glyptothek und die b eiden

Pinakotheken 1m Bewusstsem darin , deren Schätze

aller Gebildeten Europas leben . Hätte München dieselbe Entwickelung wie Berlin

so Ludwi strasse oder Paris erfahren , müsste die g die Funktion der Friedrichsstrasse oder der Avenue

d es Champs Elysees ausüben . Etwas mehr ist durch seine Lage das obere Stück der Maximilianstrasse

b egünstigt . Dieses Doppelleben Münchens man ware ver “ zu sucht, an das "doppelte Bewusstsein denken

macht seinen eigenartigen Charakter aus. Für den

fremden Besucher liegt ein feiner Genuss darin,

diese zwei Stadtseelen auf sich wirken zu lassen .

von Wer München recht geniessen Will , der gehe

der Bürgerstadt aus . 1 1 9

Wie wird die Entwickelung sich in Zukunft abspielen ? ” Mit dem Fürsten als Forderer aller Kultur darf n ach den grossen Traditionen des Hauses Wittels

bach sicher gerechnet werden . Die Stadtgemeinde wird den einmal beschrittenen Weg nicht mehr ver lassen

das Nun gilt es , in dem wohlhabenden Burger

Bewusstsein zu erwecken , dass es seine Pflicht und

h k 1 Sc uldig eit ‚ ist , nach Massgabe se ner Fähigkeiten und seiner Mittel für die heimische Kunst ein

zutreten . Dieses Element fehlte bisher in Munchen fast in demselben Grade wie in den anderen deutschen

Grossstädten . An der enormen Summe , die der n Münche er Kunstmarkt alljährlich umsetzt , ist der Münchener selbst nur mit einem geringen Bruchteil

beteiligt . Und doch wären heute in dem reichen

Bürgertum Münchens die Mittel vorhanden , eine

Lok lkun t Der grosse a s zu tragen . Boden des Volks tums ist überaus günstig : hat nicht die Münchener Kunst bereits heute eine grössere Fülle wirklich

lokaler Züge als die jeder anderen deutschen Stadt, Berlin nicht ausgenommen ? Die deutsche Karikatur n ' z . B . , die ihren Sitz in München hat, hä gt zweifel los mit dem schalkhaften Humor des b ajuvarischen | wi mit Stammes zusammen , e er sich elementarer

Kraft im Schnadahüpfl Luft macht. In der nächsten Generation dürfte sich auch in der Bevölkerung ein Umschwung vollziehen von 1 2 0

i der modernen Bourgeoisie, e nem kunst und kultur E r feindlichen lement, in dem die mate iellen Instinkte

rw das vo iegen , zum Bürgertum , edle Bedürfnisse hegt und seine Mittel grossen Kulturaufgaben wid i . w e met Schon wachst in München , überall, eine

die 1 n Jugend heran, e ne neue , künstlerische Bildu g

u unbew sst einsaugt, und die nach Kunst und Kultur

Hunger fühlt w1e nach leiblicher Nahrung . Dieses Geschlecht wird für Haus und Heimat die grossen Traditionen seines Fürstenhauses freudigen Herzens

aufnehmen .

Fur eine halbe Stunde hat Stuttgart an jedem

Sommertag ein wirkliches Forum . Mittags bei der Militärmusik trifft auf dem Königsplatz die ganze

Gesellschaft zusammen .

Es blühen gerade die mächtigen Kastanien, die ihn einschliessen . Sie tragen so viele weisse Blumen wie Blätter , und die herrlichen Blumenrabatten stehen in vollem Flor . In der weichen Frühlingsluft fühlt man sich hier vor jedem rauhen Winde ge schützt, denn prachtvolle Monumentalbauten hegen den Platz an allen Seiten ein . Über ihren Dächern sieht man H äusermassen sich auf die Berglehnen

z drängen , ein elne Villen wagen sich hoher hinauf, und von oben lugen die roten Häupter der Hügel

ko tli h r s c e . herab . Ein Fleck Erde Wie ich mit Freund Lehrs behaglich im Strom der plaudernden oder lauschenden Gesellschaft

das n Scenen e schlenderte, A ge von der Schönheit der

‘ dem 0hr u ie erfüllt, mit halb unbew sst d anregenden t Rhythmen eines Musiks ückes_ aufnehmend , schoss mir plötzlich die Umgebung des Platzes zu einem überwältigenden Bild der modernen Kulturgeschichte zusammen . Der K o nigsplatz in Stuttgart durfte an Ge schlossenheit des historischen Ensemble und an typischer Deutlichkeit seiner Teile in der That kaum

seinesgleichen finden .

Jede Seite stellt eine andere Phase der Entwicke

vom lung dar, Kampf des mittelalterlichen Fürsten i bis auf die breite Sicherhe t der modernen Bourgeoisie .

Der K o nigsplatz gehort in die Kategorie der

' r zweiten fürstlichen Stadtc ent en . Das bürger liche erste mit Markt und Rathaus liegt weiter unten

in der älteren Stadt .

Er ist wie der Zwinger in Dresden , der Hof garten in München und der Lustgarten in Berlin ursprünglich ein fürstlicher Garten der Spätrenais

ein sance . Aber sein Schicksal ist ganz anderes . Während der Zwinger ein einsames Stück eingehegten a G rtens bildet , fast ausschliesslich von staunenden

Fremden besucht , der Lustgarten in Berlin von hastigen Passanten zur Abkürzung des Weges durch

als eilt wird, und der Münchener Hofgarten lauschiges

Arkad encafés Plätzchen einen Annex der bildet, auf dem sich die Münchener Gesellschaft an Kaffee

” tischeri ist d er sonnt , der Königsplatz Mittelpunkt

das des städtischen Lebens geworden , Forum , auf d em sich alle ergehen und begegnen . nachste Umgebung der Burg auf der Stadtseite b etwas wunder ar Altertümliches , Geschlossenes,

r Stimmungsvolles . Es ist eine Insel, vom modernen o Leben umw gt und unberührt , in seiner Existenz

von auch heute noch der Burg geschützt .

r Das ist die Stadtseite . Die Bu g ist ein langst

r u übe wundener Standpunkt, und der Lustgarten w rde als das Königsplatz auf ihren Nachfolger, Residenz schloss , orientiert . Als im vergangenen Jahrhundert die Fursten keine festen Burgen , in denen sie eine kleine

Belagerung behaglich aushalten konnten, mehr nötig

hatten, gaben sie dem Gefühl ihrer Sicherheit und dem Bewusstsein ihrer Selbstherrlichkeit durch den

Bau der Residenz Ausdruck . Wie ihre Politik und

aus Lebenshaltung , nahmen sie auch ihren Baustil

Frankreich .

Kein Wall, kein Graben, nicht einmal ein Gitter umhegt den mächtig gelagerten Bau mit dem statt lichen corps de logis und den breiten vorsprin

H of . genden Flügeln , die den o ff e n e n einhegen Wo in den dicken Elefantenmauern der Burg und in ihren trotzigen Tü rmen weit hinauf ursprüng

Lü lö cher lich nur g sassen , hat die Residenz schon

Enfiladen im Erdgeschoss ihre grosser , bis zum

reichender Fen5ter die d bei R n Boden , we er evolte 1 2 7 noch bei den geringsten Putschen irgend eine Ver t i i un e d g g denkbar machen . Dergleichen Möglich “ keiten haben freilich anf Horizont der Absoluten um 1 7 5 0 nicht gedämmert . Wer nichts als die streng geschlossene Burg mit ihrer inwendigen Fassade und die Residenz mit ihrem breit geoffneten Hof als die Wohnsitze der Fürsten um 1 6 0 0 und um 1 7 5 0 zum Ausgangspunkt nähme, könnte sich aus ihren Daten die ganz ent gegengesetzten Lebensformen der Fürsten dieser

Zeitalter aufbauen . Kampf ist die Signatur des

der einen , Behagen und Genuss der Macht die anderen .

Es ei scheint fast unverständlich, dass n Herzog

das im kleinen Württemberg ein Palais nötig hatte,

e selbst in Paris grosse Figur machen wurd . Der Fürst hatte damals eben alle Kräfte des Landes um

r sich zusammengezogen . E lebte für das ganze t Land , und alles leb e durch ihn und um ihn herum .

Das ha t sich heute geändert . Der gegenwärtige Konig ist in dem bescheidenen Hause wohnen ge blieben " das er als Kronprmz 1nne gehabt hat . Er füllt mit dem Train seines täglicheri Lebens die Residenz seiner absoluten Vo rfahren nicht mehr

R ras ntations zwecken aus . Sie dient ihm zu ep e s

Somit ist auch sie nun historisiert , die leere Hulle einer ausgestorbenen Daseinsform : des ab

lu n i e so te . Fürsten Der Park , der zur Res denz g

ist Fahrstrasse hörte , längst durch eine abgetrennt 4

n ub erlassen r und dem euen Faktor , de heute ge meinsam mit dem Fürsten die Gewalt in den

Händen hat, dem Burger .

Und auch diese neue Macht hat am Konigs platz der Residenz gegenüber ihren monumentalen

Ausdruck gesucht . Es ist die übermächtige Saulenhalle des Konigs

Bür erb au baus , der eigentlich g heissen sollte und seinen Namen einer hö flichen Huldigung der neuen

Macht an die zurücktretende alte verdankt . Von weitem sieht die mächtige Kolonnade

aus als sie , gehörte der grossen Diana der Epheser .

so Kommt man näher , entdeckt man hinter den Riesensäulen kleine Butiken von Barbieren und k Tab a shändlern . Aber einem Gott ist der Bau ob erhalb dieser

einzr en kleinen Buden doch geweiht, dem g , dessen Macht der Mensch der bürgerlichen Kulturepoche

im tiefsten Herzen fühlte , Apollo , dem Schützer

Butiken der Musik . Uber den liegen grosse Fest

säle , die namentlich für die Musikfeste disponiert

sind . Sehr merkwürdig ist der kunstlerische Gehalt

d s r e Gebäudes , der auf den e sten Blick den Ur sprung in einer schlecht equilibri erteh Zeit ent

hüllt, in seiner Masslosigkeit und Kleinlichkeit ein

H auser die einer Seitenlinie des K o nigshauses ge

1 i . 5 e hören Jetzt sind niederger ssen , und an ihrer

S e r telle erh bt sich ein g osses Zinshaus, unten mit

' Prachtsälen a é Banki r e seta en . für ein C f , oben mit g D as Ganze mit Kuppeln und Mansarden eine I mitation fürstliche r Schlösser des vergangenen n h Jahrhunderts , aber diesen Vorbildern ac der Seite der Verhältnisse und der Formen nicht wesent lich näher als der Königsbau seinen antiken V oi ü m bildern . Das B rgertu schmückt sich mit den Fetzen

f . ürstlicher Pracht . Alles ist Symbol

So ist der steinerne Ring der Geschichte , der mh u e t . den Platz g , geschlossen Eine neue Evolution

der Dinge , die einmal kommen wird , kann hier

nichts mehr hinzufügen . DIE SO LI TUDE

Letzten Sonntag machten wir einen AusflUg nach der Solitude , dem im tiefen Walde gelegenen

Lustschloss der alten Herzöge .

Es war ein schöner heisser Tag . Meilenweit ging es langsam durch geschlossene Waldbestände hinan , bis wir vor dem Schloss ans Licht kamen und vor dem weiten Blick über Berg und Thal aufatmeten .

'

Das Schloss , nicht sehr gross , liegt auf einem

rotten arti en riesigen Unterbau mit tiefen g g Hallen, die bei der Sonnenhitze einen labenden Unterschlupf gewähren . O ben in den Salen und Zimmern ist die Rokoko dekoration noch erhalten . Man wird an die Pa villons im Park von Nymphenburg erinnert .

Im Halbkreis ziehen sich hinten um - den Schloss hof die niedrigen alten Kavalier ii nd Diener wohnungen . Der Fürst wohnte in ihrer Mitte, auf dem kolossalen Unterbau wie auf einem Throne lebend . druckt die tiefste LSehnsucht des von der Re

räsenteftion n p erdrückte absoluten Fürsten aus . Wiederum dieleere Hülle einer untergegangenen

Lebensform . Und das liegt kein Jahrhundert hinter uns und ist ohne Bruch von uns getrennt . Es leb en noch

'

es zu e . Menschen, in deren Kindheit R cht bestand

Wenn das Gemüt und die Ideen gewandelt sind, andern sich die Zustände von selbst . Will erst die Zustande ändern , so vor han n n de e Tendenzen .