2000, 2003, 2005, 2008, 2014 und 2019 – der 1. FC Köln hat den sechsten -Aufstieg seiner Klub-Geschichte perfekt gemacht. Wir werfen den Blick zurück. Mai 2000

9. Mai 2000: So titelte der Kölner Stadt-Anzeiger

FC-Fans belagern das Geißbockheim

Am Tag nach dem 5:3-Sieg in Hannover, mit dem der 1. FC Köln die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga perfekt machte, herrschte Ausnahmezustand am Geiß- bockheim. Mehr als 1000 Fans empfingen die Mannschaft und Trainer , der von den Anhängern eine Torte über- reicht bekam. Die Profis mussten ihren glücklichen Fans Hunderte von Autogram- men geben. Unser Bild zeigt Kapitän (3. v. l.) und Markus Kurth (Mitte), zwei Torschützen, die zum Sieg in Hanno- ver beitrugen. (Foto: Smidt)

2 Mai 2000

Nach dem Aufstieg kommt die Steilwand von Frank Nägele

rgendwann inmitten der Torflut hat Nico sein FC- Hemd ausgezogen. Jetzt steht er da mit nacktem IOberkörper, ein lebendes Kunstwerk. Tätowierun- gen zieren Brust und Schultern. Über den Hosenbund ergießt sich eine stattliche Wampe, die der Fan be- ständig mit obergärigem Bier füllt. Nico ist ein Freund des Traditionellen. Er hält offenbar wenig von den und Fritten-gewohnten Kicker auf eine strenge Diät derzeit angesagten polynesischen Tattoo-Mustern, die von Mineralwasser und Trennkost umgestellt hat. sich wie Stacheldrahtkränze um die Extremitäten der Gestern war es auf den Tag genau zwei Jahre her, dass Big-Brother-Generation winden. Nicos linken Oberarm der 1. FC Köln, Gründungsmitglied und erster Meister ziert detailgetreu das klassische Motiv der nackten der Bundesliga, im schwarzen Loch der Zweitklassigkeit Schönheit, den rechten das schlichte Wappen des 1. versank. Wer dabei war, wird diesen schwülen Nach- FC Köln. mittag am 9. Mai 1998 in Müngersdorf nie vergessen. Der Reporter vom Fernsehen hat sich instinktsicher 43 000 verfolgten gegen Leverkusen (!) betroffen den neben dem prallen FC-Model aufgestellt. Das Zeichen letzten Akt des Untergangs. Die Härtesten der Fans kommt, die Kamera läuft. Die Rückkehr des hervorra- beschworen mit trotzigen Plakaten den so genannten genden Vereins in die Erste Bundesliga ist seit einer „sofortigen Wiederaufstieg“. Kurz vor Schluss erzielte Viertelstunde besiegelt, im Geißbockheim feiern 150 ein gewisser Dirk Lottner, der jetzt FC-Kapitän ist, für Fans, die den Weg nach Hannover aus irgendwelchen Bayer 04 mit einem Freistoß das 2:2. Mitkonkurrent Gründen gescheut haben, die Party ihres Lebens. Schon Mönchengladbach gewann. Der FC war abgestiegen. hat Nico ein Mikrofon vor der Nase und soll über sei- Und , einst FC-Trainer und Bayer-Has- ne Gefühle berichten. „Ich habe Tränen in den Augen“, ser, inzwischen längst Bayer-Trainer und FC-Kritiker, schluchzt er, „endlich dürfen wir wieder zu den Bayern setzte an zu einer bitteren Abrechnung mit der Legion fahren, nach Hamburg und Bremen und müssen nicht der Eitlen und Unfähigen, die es zuließ, dass der zweit- mehr nach Oberhausen.“ Er selbst hat alles dafür ge- beste Klub der 80er Jahre vor die Hunde ging. Das war tan, dass die Sache nicht mehr schief gehen konnte. beklemmend, krass, gespenstisch. „Das ist nämlich so“, erklärt Niko stolz, „immer, wenn Aber noch gar nichts gegen das folgende Jahr, an das ich aufs Klo gehe, schießt der 1. FC Köln ein Tor. Und der FC-Anhänger nur noch bruchstückhafte Erinne- das hat auch heute wunderbar geklappt.“ rungen hat. Und doch liegt gerade in dieser Saison, Ach so. Und da haben alle geglaubt, der sportliche Auf- im Totalversagen des Vereines unter der sportlichen schwung des 1. FC sei eine Folge der asketischen Lehre Leitung des einst großen Spielers , dem des Fußball-Trainers Ewald Lienen, der seine Kölsch- zum Trainerberuf die Möglichkeit der Kommunikation

3 Mai 2000

mit anderen Menschen fehlt, das Geheimnis der Ge- Als dann doch die Verpflichtung von Spielern namens sundung. Alles, was kaputtgehen konnte, ist kaputtge- Scherz, Timm, Kurth, Ojigwe und Sichone vermeldet gangen damals. Das alte Klischee vom Nobelklub mit wurde, waren sich Fachwelt und Anhänger bald einig: Ansprüchen auf alles Mögliche bis hin zu ewiger inter- Das kann ja ein langer Weg zurück werden. nationaler Beachtung als Erstes. Dazu die alten Macht- Die Branche heißt Fußball, da ist grundlegender Irrtum strukturen, weil keiner von den alten Strippenziehern eine normale Sache. Zehn Monate dauerte die Wie- nun noch etwas mit dem auf Provinzmaß geschrumpf- dergeburt des Geißbocks, und irgendwann werden ten Klub zu tun haben mochte. Über allem thronte sie alle vergessen haben, dass der 1. FC Köln je in der hilflos Präsident Albert Caspers, dem das Schlimmste Strafkolonie der Profi-Klubs gelitten hat. Die kölsche widerfuhr, was einem ehemals mächtigen Mann wi- Gemeinde tut das, was sie am besten kann: feiern. derfahren kann: Er wurde bemitleidet. Und das soll sie auch. Anstatt sich in der Eifel um die Ehefrau zu kümmern Natürlich will in der Stunde des Erfolges niemand an und den stolzen Wagenpark, dessen Prunkstück die Probleme von morgen denken. Aber das Gemei- ein dunkelgrüner Jaguar ist, erlebte der ehemalige ne an den zwei Jahren im Unterhaus ist die Tatsache, Ford-Vorstandsvorsitzende das klägliche Scheitern dass die Welt da oben weiter ging. Keiner hat dem FC des Versuchs, Denkmodelle aus der Wirtschaft auf das gemütliche Plätzchen von einst frei gehalten. Da ein solch irrationales Unternehmen wie einen rhei- kämpfen konzernunterstützte Erfolgsorganisationen nischen Fußball-Klub anzuwenden. Bald bezeichnete wie Bayer Leverkusen und Volkswagen Wolfsburg mit er sein Engagement öffentlich als Fehler und kündig- Geldmaschinen wie dem FC Bayern München und te den Rückzug nach dem Ende der Amtsperiode für Borussia Dortmund um Marktanteile, Champions-Le- den Herbst des Jahres 2001 an. Der 1. FC Köln befand ague-Zulassungen und „Spieler-Material“. Wer zu ih- sich im Zustand des Schocks - herausgerissen aus al- nen in Konkurrenz tritt, muss sich seine Position hart len Träumen, mit kleinem Geld im Portemonnaie und erarbeiten. ohne Chance zum Selbstbetrug, dem eigentlichen Ver- Wer ihnen gefährlich werden will, braucht eine Iden- ursacher der FC-Krankheit. In diesem günstigen Klima tität, eine Strategie und Geduld. Solche Eigenschaften betraten die Herren Ewald Lienen und Hannes Linßen und Qualitäten sind beim FC erst in Ansätzen zu erken- die Bühne, der ehemals ziegenbärtige Spieler-Rebell nen. In aller Stille hat der Verein den Manager Claus der 70er-Jahre und der brave Ex-Trainer der Fortuna. Horstmann vom Urlaubs-Konzern Center-Parks abge- Linßen, seit November 1998 im Amt und am Ende der worben, zur Beschaffung von Sponsoren, Werbepart- Ära Schuster schuldlos, hatte den schwereren Job. Er nern und Geld. Von der Phantasie solcher Leute wird musste das Geißbockheim vom Ungeziefer Neid und es abhängen, wie der Verein das in der heimischen Missgunst säubern. Region schlummernde Potenzial für sich nutzen kann. „Das fing schon bei der untersten Jugendmannschaft Hans Schäfer, der Kölner Weltmeister von 1954, saß an“, erinnert sich der Sport-Manager, „da hat keiner in der Stunde des Vollzugs zu Hause in Lindenthal vor dem anderen etwas gegönnt.“ Wie ein Kammerjäger dem Fernseher und war glücklich. „So etwas schafft nahm er sich Winkel für Winkel vor, besetzte alle Trai- nur der FC“, sagte er zu seiner Frau Isis, „da können ner-Stellen im Amateur- und Nachwuchsbereich neu andere zehn Mal Deutscher Meister werden und die und überzeugte sowohl den Fußball-Lehrer Lienen als Stimmung ist nicht so gut wie in Köln.“ Da hat er Recht. auch den Verein davon, dass eine Zusammenarbeit für Aber wenn sie sich alle schön zu Ende gefreut haben, beide Seiten fruchtbar sei. Gemeinsam durchforstete werden sie hart arbeiten müssen. das fleißige Tandem den Spielermarkt nach Profis, die Man kann sich schließlich nicht immer darauf verlas- billig, tauglich und willens waren, zu diesem Verein zu sen, dass der tätowierte Nico bei jedem Spiel fünf Mal kommen. Auf den ersten Blick eine unlösbare Aufgabe. aufs Klo muss.

4 Mai 2000

„Nie mehr Zweite Liga“ von Stephan Kahl

Nachdem Mitarbeiter der Ab- fallwirtschaftsbetriebe die völlig verschmutzte Fahrbahn gereinigt hatten, konnte die Po- lizei um 3 Uhr am Dienstagmor- gen den Ring zwischen Friesen- platz und Rudolfplatz für den Verkehr wieder freigeben. Fast fünf Stunden lang war er fest in der Hand der feiernden FC-Fans gewesen. Laut Polizei verlief die Feier ohne nennenswerte Zwi- schenfälle. „Am liebsten wäre ich ja mit nach Hannover gefahren“, ge- stand FC-Fan Norbert Hemmer. „Doch die Freundin, die hätte das gar nicht toll gefunden.“ Also verfolgte der junge Mann aus Lindenthal das „phänomen- ale Spiel der Kölner“ am Fernseher, zusammen mit Be- Farbe Rot dominierte an jeder Ecke. Überall Fahnen, kannten. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff hielt ihn Trikots und Schals des 1. FC Köln. Unzählige Liter Bier allerdings nichts mehr daheim, per Bahn ging es in und Wein spritzten durch die Luft. Manche Fans zogen die Innenstadt. Eine Idee, die Tausende andere Fuß- ihre Shirts aus, durchnässt waren ohnehin die meisten. ball-Fans auch hatten. Innerhalb weniger Minuten ver- Für die Büdchen-Besitzer in den Seitenstraßen der Rin- wandelten sich am Montagabend die Kölner Ringe in ge gab es viel zu tun. Mit kaltem Kölsch konnten die den Austragungsort einer riesigen Open-air-Party. Die meisten schon nach wenigen Minuten nicht mehr die- Polizei reagierte blitzschnell und sperrte die Verkehr- nen. „Ein wahnsinniger Andrang heute Nacht“, sagte sader zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz. So konn- Verkäuferin Seliha Koc. „Wir kommen gar nicht nach, ten die FC-Fans bis in die Morgenstunden den Aufstieg neues Bier aus dem Lager zu holen.“ Trotz der verpatz- ihrer Mannschaft in die erste Liga feiern. ten ersten Halbzeit in Hannover waren die FC-Fans auf Immer wieder gingen La ola-Wellen durch die Men- den Ringen voll des Lobes für ihre Mannschaft. schenmassen. Sprüche wie „Nie mehr Zweite Liga“ „Wenn es ein Team schafft, in einer solchen Situation schallten über die Ringe. In ihrer Freude kletterten ei- den Spieß noch mal umzudrehen, dann sind es die Köl- nige Fans auf Werbetafeln und Lichtmasten. Eilig ver- ner“, meinte Martin Bücker aus Lindenthal. Ähnlich po- suchten Wirte, ihre Tische und Stühle in Sicherheit zu sitiv äußerte sich Sven Rücken aus Nippes: „Das nenne bringen. Was nicht festgebunden war, wurde von Fuß- ich Fußball vom Allerfeinsten.“ ballbegeisterten verschleppt, um darauf zu tanzen. Die

5 April 2003

29. April 2003: So titelte der Kölner Stadt-Anzeiger

1. FC wieder erste Klasse Freudentaumel im Stadion: Dirk Lottner, Florian Kringe und Sebastian Helbig (v. r.) lagen sich in den Armen und feierten den Wiederaufstieg in die Erste Liga vier Spiel- tage vor Saisonende, derweil sich Matthi- as Scherz nach dem 2:1-Sieg über St. Pauli ein Riesenbier über den Kopf schüttete. Auch auf den Ringen in der Kölner Innen- stadt ließen die Fans des 1. FC Köln ihrer Freude freien Lauf und sangen und tanz- ten bis in die Nacht hinein.

6 April 2003

Der Geißbock sorgt für Gänsehaut von Karlheinz Wagner

Es ist natürlich ein Irrglaube anzunehmen, dass wun- derbare Momente die Momente von Schmach und Pein auszulöschen in der Lage sind. Es ist nur so, dass wunderbare Momente den Eindruck erwecken, als sei es es nie anders gewesen, ja: als könne es gar nicht anders sein als so: wunderschön. Und wenn 30 000 Menschen in einem Fußballstadion einen solche Mo- ment erleben und zelebrieren, dann wird es laut und pathetisch und feierlich, und wer nicht ganz kühl ist, bekommt dabei eine gewaltige Gänsehaut. Laut und pathetisch und feierlich war es im Kölner Stadion spä- testens ab 20.42 Uhr - da hatte Francis Kioyo den 1. FC Köln gegen den FC St. Pauli mit 2:0 in Führung geschos- sen und die größten Feierlichkeiten eröffnet, die diese Stadt seit dem Rosenmontag erlebt hat. Am Ende wur- de es ein 2:1 - eine tolle Halbzeit, eine schwache und dann doch: der Aufstieg, da die Platz-drei-Kandidaten bissenen Zähnen auch irgendwie durchgehalten hatte. Frankfurt und Mainz sich in der nächsten Woche ge- Einen derartigen Tort mochte das Team seinen zu jeder genseitig die Punkte wegnehmen werden und den 1. Jubel-Schandtat bereiten Freunden aber wohl auch FC nicht mehr einholen können. diesmal nicht ganz ersparen. Auch nicht an diesem Es war aber auch alles bereitet gewesen. Trainer Fried- Abend. Und so kam es nach einer alles in allem hübsch helm Funkel hatte eindeutig wie noch selten zuvor in beschaulichen Eingewöhnungs-Viertelstunde zunächst dieser Saison einen Sieg gegen den akut abstiegsge- zu stark fußballähnlichen Szenen auf dem Rasen. Und fährdeten, niedlichen Klub aus Hamburg angekündigt, als Dirk Lottner nach 18 Minuten einen Freistoß in den die Cheerleader ließen vielleicht 1000 Gasballons in Strafraum schlug, und sich niemand für Carsten Cull- den immer noch sonnengeschwängerten Abendhim- mann interessierte, da köpfte der den Ball zur allge- mel steigen, und selbst die Baukräne in de Nordkurve meinen Freude einfach zum 1:0 ins Tor hinein. Dass da- reckten wie zum Salut ihre Kran-Arme steil nach oben. bei der gegnerische Torwart verletzt wurde, war nicht Was hätte noch schief gehen können? Das Publikum, Cullmanns Schuld. traditionell dem FC St. Pauli gegenüber eher freundlich Der Jubel schien grenzenlos zu sein: Die FC-Spieler lie- gestimmt, feierte von Beginn an, wie es das so oft in fen geschlossen zur FC-Bank, um alle Ersatzkräfte und dieser Saison getan und - oft genug - mit zusammenge- Betreuer und Trainer gleichermaßen solidarisch und

7 April 2003

lieb zu herzen; und auf den Rängen verwandelte das einfach dazu. Und ein Moment ehrfürchtigen Schwei- Publikum dieses Stadion in den vielleicht lautesten Ort gens: „Wir haben in dieser Saison nur eine Niederlage der Erde. Dass diese Einschätzung falsch war, erwies kassiert“, sagte ein glücklicher Dirk Lottner. Ja, tatsäch- sich aber nur sechs Minuten später, als Francis Kioyo lich. Und so steigt man auf. zum 2:0 traf nach Dirk Lottners 19. Torvorlage - einer Ecke. 1. FC Köln: Bade; Cullmann, Sichone (76. Happe); Ci- Alles, was danach passierte, war weitestgehend egal: chon; Kringe, Lottner, Helbig (62. Schröder), Voigt; Lange und ununterbrochene Ballstaffetten des FC gab Scherz, Kioyo (72. Kurth), es zu bestaunen, hier ein Freistoß, dort eine Ecke und Springer. - FC St. Pauli: nach 52 Minuten gar ein Gegentor von Gerber zum Müller (21. Bulat); Grusz- 2:1 - es war alles nur, als versuche jemand künstlich, ka, Gibbs, Inceman, Blank; den bereits feststehenden Höhepunkt hinauszuzö- Gerber, Rasiejewski, Fröh- gern. Aber selbst in solch einem Spiel und in solchen lich (67. Patschinski), Chris; Momenten kann ein Schiedsrichter ja nicht nach 22 N‘Diaye, Held (46. Adamu). oder 45 Minuten abpfeifen. Und so hatten die Fans in - Schiedsrichter : Lutz Wag- der zweiten Hälfte noch einmal Gelegenheit, in eini- ner (Hofheim). - Zuschauer : ger Ausführlichkeit zu bestaunen, wie der vermutliche 30 500 (ausverkauft). - Tore : Zweitliga-Absteiger St. Pauli den künftigen Gegner von 1:0 Cullmann (18.), 2:0 Kioyo Dortmund und Bayern München phasenweise vor- (24.), 2:1 Gerber (52.). führte. Aufstiegsfeier in Köln - da gehören Pfiffe wohl

dass diesem neuerlichen Gratulation Erfolg zweiter Klasse so gar von Karlheinz Wagner kein Glamour anhaftet; dass die Rück- Ein bisschen bayernmünchenhaft war‘s dann am Ende kehr in die Welt der Großen, schon: So wie der Rekordmeister den Titel, so sichert Schönen und Guten betrie- sich der 1. FC Köln bereits fünf Spieltage vor Schluss ben hat wie gelangweilte die Zutrittsberechtigung zur ersten und eigentlich ein- Angestellte das Absitzen ei- zig richtigen Fußball-Bundesliga. Und dazu darf und nes Arbeitstages betreiben: muss und sollte man gratulieren. Über all die „Abers“ Spaß macht es nicht, aber es kann man später reden. muss ja sein. Das ist sehr viel Zum Beispiel jetzt, denn es gibt vielleicht auch positi- näher an der künftigen Re- ve Einwände. Jetzt, da der Wiederaufstieg bereits zum alität, als es ein Sturm- und zweiten Mal zu erledigen gewesen ist, dürfte sich ein Drangaufstieg mit seinen Empfinden für die realen Verhältnisse in der schönen, vermessenen Erwartungen weiten Fußball-Welt da draußen sehr viel weiter im und erhofften Sturmläufen allgemeinen Kölner Fußball-Verständnis verankert ha- hätte sein können. ben als noch beim ersten Mal. Damals war der Aufstieg Der 1. FC Köln ist zurück in empfunden worden als eine Art naturgegebene Wie- der Bundesliga. Spaß ge- dergutmachung. Das war falsch. macht hat es nicht gerade. Vielleicht ist es vor diesem Hintergrund sogar richtig, Aber es musste sein.

8 April 2003

„Endlich wieder Bayern ärgern“ von Matthias Pesch

Tränen, Küsse, Kreischen, Singen, Umarmungen - die FC-Fans schöpften gestern das gesamte Repertoire ih- rer Gefühlsregungen aus. Und das nicht zu knapp. Der FC ist wieder erstklassig und seine Anhänger feierten ohne Ende. „Das ist der Hammer“, schreit Mario aus Bergheim. „Ein absolutes Gänsehaut-Feeling.“ Der 19-Jährige, das steht fest, wird in der nächsten Saison Dauerkarten-Besitzer. „Endlich wieder Bayern ärgern.“ „Unser Traditionsverein ist wieder in der Bundesliga“, freut sich Ingo (23) aus Oberlahr im Westerwald. Für Christian und Steffi, eigens aus Dortmund angereist, hat der FC den Aufstieg absolut verdient. Ihr Sai- son-Fazit: „Nicht schön gespielt, aber effektiv.“ Dass die Kiez-Kicker für die Geißböcke kein ernsthaftes Hin- dernis auf dem Weg nach oben darstellen würden, war den Fans auf der Südtribüne von der ersten Minute an klar: „Nie mehr Zweite Liga“ skandierten sie mit einer Sieges-Gewissheit, die gar keinen anderen Spielaus- gang zuließ. Schon Mitte der ersten Hälfte schaffte es die Welle gleich mehrfach durchs ganze Stadion - ein Kunststück, wo doch die Nordtribüne fehlt. Draußen, in den Kneipen, herrscht Partystimmung. „Ich hab‘ 2:0 getippt. Das war ja nach 26 Minuten schon er- ledigt“, brüllt Günter Stock, ordert im „Stüsser“ an der Neusser Straße ein frisches Kölsch. Selbst nach dem Anschlusstor bleibt er cool: „Da brennt nichts mehr an.“ Im Rombecks an der Venloer Straße, wo sie vor Jahres- Stimmung auf den Ringen. Gegen 23 Uhr kommt der frist noch dem rheinischen Rivalen aus Leverkusen im Verkehr endgültig zum Erliegen. „Das wird eine lange Halbfinale der Champions League vor dem Fernseher Nacht“, jubelt Marc (23). Und am Dienstag? „Ich habe mit „Bayer, Bayer“-Rufen die Daumen gedrückt haben, mir extra frei genommen.“ sind die Verhältnisse wieder zurecht gerückt. Doch bei Nur einer scheint ein wenig traurig über den Sieg ge- allem Jubel ist nach zwei Abstiegen in den letzten Jah- gen St. Pauli. „Schade um die Kiez-Kicker“, sagt Christi- ren in erster Linie Realismus angesagt: „Hauptsache, an Keul, Wirt der „Kaschämm“ auf der Niehler Straße. wir bleiben drin“, sagt Christian Riddermann. „Die hätten die Punkte dringend gebraucht. Und wir Doch dann ist erstmal Feiern angesagt. Mit jedem hätten auch nächste Woche noch aufsteigen können.“ KVB-Sonderzug, der die FC-Fans nach ihrer Rückkehr So ist das im Erfolg - da kann man durchaus mal groß- aus dem Stadion am Rudolfplatz ausspuckt, steigt die zügig sein.

9 April 2003

Das andere Wir-Duo von Christian Löer

Für eine Minute bloß hatte er sich verloren, sich treiben lassen im Tosen des Triumphes. Dann hat- te Andreas Rettig den Rückzug angetreten und den am Montagabend um 22.15 Uhr einsamsten Platz im rasenden RheinEnergie-Stadion aufgesucht: die Ersatzbank. Dort hatte es mit dem Schlusspfiff nie- manden mehr gehalten, nicht die Spieler, nicht die Betreuer; auch nicht Friedhelm Funkel, den Trainer. Am Dienstag war Andreas Rettig saß jetzt dort, durch die Scheibe aus Andreas Rettig wieder auf der Autobahn, milchigem Plexiglas geschützt vor den Blicken der unterwegs nach Bremen, um sich das Spiel der Kölner Masse in seinem Rücken, lehnte sich zurück und starr- Nachwuchs-Mannschaft anzusehen. 660 Kilometer te ins Leere. Auch er war soeben aufgestiegen, aufge- für 90 Minuten Amateurfußball am Morgen nach der stiegen als Manager jenes 1. FC Köln, der bei seinem Jubelnacht. „Ich empfinde das nicht als Arbeit“, sagt Amtsantritt vor einem Jahr sportlich gedemütigt und Rettig. finanziell angeschlagen in einem Akt beispiellosen Ver- Vor einem Jahr erreichte den 40-Jährigen ein Hilferuf sagens in die Zweite Bundesliga gerauscht war. Rettigs vom Kölner Klub mit dem Geißbock im Wappen. Er sol- Frau verstand das Verhalten ihres Mannes nicht. „Was le zu einem designierten Absteiger wechseln, einem sitzt du denn da und träumst rum?“ fragte sie ihn am Klub im Chaos. Viel hatte man nicht zu bieten. Andreas nächsten Morgen. „Das ist eine Sache, die kommt aus Rettig war das egal. „Geld imponiert mir nicht“, erklärt dem Unterbewusstsein. Ich weiß auch nicht, was ich er, und: „Ich mag Baustellen.“ Was Köln neben einer da gewollt habe“, erzählte Rettig gestern. „Vielleicht ordentlichen Baustelle zu bieten hatte, waren Kom- war es einfach schön, anzusehen, wie alle von der Lei- petenzen. Mehr wollte Rettig nicht. Vor Saisonbeginn ne gelassen werden.“ tauschte er das komplette Funktionsteam aus. Alle Die afrikanischen Profis Moses Sichone und Andrew mussten gehen, vom Masseur bis zum Zeugwart. Zu- Sinkala hatten ihn später per Bierdusche zurück in die dem reduzierte er den Spielerkreis auf den kleinsten tobende Realität geholt. Zuvor hatte man dem Ma- Profikader im deutschen Berufsfußball - ein Kunststück nager ein rotes T-Shirt übergezogen. „Gut gemacht, angesichts der aufziehenden Finanzkrise der Liga. Jungs“, war darauf zu lesen. Besudelt, in seltsamer Dass der Verein, zumindest sportlich gesehen, heute Garderobe und irgendwie emotional entrückt, -wur nicht viel weiter ist als nach dem ersten Aufstieg im de Rettig anschließend befragt. Ob er einen weiteren Jahr 2000, lässt jedoch die Frage offen, warum die Spieler kaufen werde. Wie die Ziele für die neue Saison nächste Katastrophe, der nächste Abstieg ausbleiben lauten. Wie es weitergeht. sollte.

10 April 2003

Andreas Rettig ist in der misslichen Lage, Bescheiden- Während Hannes Linßen einst eine berufsfremde, heit predigen und Erfolg haben zu müssen. Ab dem weil seltsam verschlossene Arbeitsauffassung vertrat, nächsten Winter spielt der 1. FC Köln in einem neuen ist Rettig unterwegs. Immer. Kaum jemand glaub- Stadion mit 52 000 Plätzen. Muss ein Manager da nicht te zunächst, der 1. FC Köln habe Chancen im Buhlen den Erfolg fordern, von hohen Zielen reden und anste- um den Nationalspieler Mustafa Dogan. Schließlich hende Großtaten versprechen? „Wenn alle nach oben wollten Klubs wie der mehrfache Italienische Meister wollen, ist für die meisten das Scheitern programmiert. Lazio Rom oder der deutsche Großverein Schalke 04 Da muss ich kein Mathematik-Professor sein: Von 18 den Deutschtürken unter Vertrag nehmen. Doch Köln Vereinen kann nicht jeder Erfolg haben, darum gibt es machte das Rennen. Weil Andreas Rettig nach Istanbul auch kein Rezept. Wir wollen unseren Weg der kleinen flog und Überzeugungsarbeit leistete, statt ein Fax zu Schritte weitergehen, glaubwürdig bleiben. Das müs- schicken. „Da war gerade der Irak-Krieg ausgebrochen. sen wir transportieren: Glaubwürdigkeit.“ Wir sind trotzdem hin und haben gesagt: „Hier sind Vor ein paar Jahren verfuhr man anders. Unter der wir““. Führung von Manager Hannes Linßen und Trainer Wir, das sind Andreas Rettig und Trainer Friedhelm Ewald Lienen wurde das Wort „Verbesserung“ erst zur Funkel, der Fußball-Lehrer, der die Kölner Seele nicht Dauer-Vokabel, dann zum Unwort. Ergebnisse zählten bedient, der nicht geliebt werden will. Der aber, das nicht, nach jeder Niederlage glaubte man, sich in ir- ist ein Unterschied zu seinem Vorgänger Lienen, eines gendeinem Mannschafts^ teil verbessert zu haben. Bis verinnerlicht hat: Der Trainer leuchtet exakt für die es zu spät war. Zeitspanne, in der er den Klub leuchten lässt. Daher Noch immer ist die Ansicht verbreitet, Ewald Lienen lässt er keinen Personenkult zu; es gibt keine Allianz hätte früher entlassen werden müssen. Die damaligen mit den Fans, keine blauen Hemden, keine Predigten. Führungsstrukturen machten das allerdings unmög- Allerdings wieder ein enges Verhältnis zwischen Trai- lich. Manager Linßen hatte früh erklärt, er würde nie- ner und Manager. Bloß hat dieses eine andere Quali- mals zur Entlassung des Trainers raten, passiere was tät. Eine „gewachsene Beziehung“ nennt Rettig, was wolle. Dabei war genau das Linßens Aufgabe: Im rech- ihn und Funkel verbindet. Begriffe wie Freundschaft ten Moment zu erkennen, dass es keinen Sinn mehr lässt er aus. Er weiß, dass es schnell vorbei sein kann hat. mit dem Erfolg - und dass er eines Tages in die Situ- Auch heute ist der Klub dominiert von wenigen Ent- ation geraten könnte, in der es nicht scheidungsträgern, obwohl die Lizenzspieler-Abteilung mehr weitergeht mit ei- in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt und aus dem nem Trainer Funkel. „Der Gesamtverein ausgegliedert wurde und es mittlerwei- Mensch Friedhelm Fun- le mehrere Kontroll-Gremien gibt. Doch Rettig scheint kel ist für mich unan- ungefährdet, sich Entscheidungen aus dem falschen, tastbar“, sagt er, ohne allzu persönlichen Blickwinkel zu nähern. „Ich bin sehr vom Trainer Funkel zu emotional im Hinblick darauf, mich für meinen Beruf sprechen. Denn in der begeistern zu können. Aber wenn es um Entscheidun- Branche „interessieren gen geht, sind Emotionen ein schlechter Ratgeber“, Personen nicht. Es geht sagt er. um Fußball. Thomas Cichon, der trutzige Verteidiger, erlebt in die- Aber viel- sen Tagen seinen zweiten Aufstieg mit dem 1. FC Köln. leicht bin ich Zweimal abgestiegen ist er schon. „Niemand kann dir da auch Tradi- versprechen, dass es nicht wieder passiert“, sagt er. tionalist.“ „Aber ich habe das Gefühl, dass mittlerweile andere Voraussetzungen herrschen. Hier treffen Leute Ent- scheidungen, denen ich bestimmte Fehler nicht zu- traue.“

11 Mai 2005

3. Mai 2005: So titelte der Kölner Stadt-Anzeiger

Bundesliga-Rückkehr vollzogen

Der 1. FC Köln ist wieder ein Bundesligist. Die Elf von Trainer gewann gestern Abend mit 2:1 in Aue und steht damit als Aufsteiger fest. Stevens be- kommt von Alexander Voigt den Lohn für die Mühen des Aufstiegsjahres über den Kopf gegossen.

12 Mai 2005

In der Bundesliga angekommen von Frank Nägele

Um 21.39 Uhr war der 1. FC Köln in der Fußball-Bundesliga. Gerade war der Treffer zum 2:1 (1:1) gelungen und die FC-Fans im ausverkauften Stadion in Aue reagierten mit dem Klassiker „Nie mehr Zweite Liga“. Ihr Optimismus trog nicht. Die Elf von Trainer Huub Stevens wahrte den knappen Vorsprung bis zum Schluss und dann begann die Aufstiegs- party. Die Reise ins Erzgebirge zeigte dem gro- ßen FC noch einmal den Reiz der Liga, die er auf ewig verlassen will. Ein malerisches 15 000-Mann-Stadion am Hang gebaut, lila gekleidete Einheimische in Feierstim- me, die das Spiel mit ihrer ganz speziellen Hymne be- Mann aus Bayern blieb stur bei seiner falschen Ansicht, ginnen: „Zwei gekreuzte Hämmer und ein großes W, und das Vorhaben, den Aufstieg zu besiegeln, war erst das ist Wismut Aue, unsere BSG.“ Sogar der Vereinsna- einmal ein gutes Stück in die Ferne gerückt. me wie zu guten alten Zeiten, als der Verein dreimal Die Kölner zeigten Wirkung, und das hatte nicht alleine Meister der DDR wurde. Und genau so ging“s auch los. mit dem fehlen der maßgeblichen Offensivkräfte (Po- Bereits der erste Angriff landete im FCStrafraum, wo dolski, Scherz, Rahn, Tsiartas) zu tun. Alleine die Fehler sich Juskowiak davon geschlichen hatte und einen He- des Brasilianers Fabio Bilica, der die Menge mit seinen ber versuchte, der an den Pfosten klatschte, von dort Fehlpässen, Luftlöchern und Stellungskatastrophen aus auf die Torlinie, Bilica drosch ihn weg. Daraus ent- ganz alleine unterhielt. 20 Minuten dauerte es, bis sich wickelte sich ein Tumult mit bösem Ende für den FC. der FC von der Fehlentscheidung und dem Druck eige- Schiedsrichter befragte seinen Assis- ner Patzer befreite. Immerhin gelang es der arg durch- tenten Friedrich Bielmeier, und entschied auf dessen einander gewürfelten Mannschaft, sich fortgesetzt in Rat hin: Tor. der Nähe des gegnerischen Tores zu zeigen. In der 17. Sekunden später flimmerte die Szene von der Video- Minute wagte Feulner, der zum ersten Mal seit Novem- leinwand, quasi als Beweis für einen kolossalen Irrtum. ber 2004 wieder spielte, den ersten Schuss aufs Tor der FC-Trainer Huub Stevens lief auf Stark zu, gestikulier- Erzgebirgler. Zu hoch. Zehn Minuten später herrschte te wild, er möge seinen Fauxpas einsehen, doch der wieder ein Höllenlärm im zweitkleinsten Stadion des

13 Mai 2005

deutsehen Profifußballs. Heidrich hatte den springen- Geißbock, der als Hennes VII durchgehen sollte, wun- den Guie-Mien im Strafraum offensichtlich ein wenig derte sich über das Treiben. Alles, was so aussah, als geschubst, der Kölner blieb leidend am Boden liegen, könnte es Fußball werden, wurde von bedingungsloser seine Kollegen forderten nicht grundlos Elfmeter. Wut auf den Gegner, den Schiedsrichter, das Spiel als Dennoch schien den Kölner Profis einzufallen, dass sie solches erstickt. Nach einer Stunde wechselte Tramer an diesem Abend nichts zu verlieren hatten, nur alles Stevens Christian Lell für den enttäuschenden Feulner zu gewinnen, und sie drückten das Lila-Team immer ein und erzielte eine unglaubliche Wirkung. Bei seiner weiter in Richtung Strafraum. Als der Countdown zur ersten ernsthaften Aktion leitete Lell einen Konter auf Pause bereits in der Endphase war, kam die Beloh- Ebbers weiter, der am herausstürzenden Torhüter Bo- nung. startete eines seiner bekannten Soli bel vorbei einschob. Um 21.39 Uhr war der 1. FC Köln aus dem Mittelfeld, umkurvte zwei, drei, vier Gegner, in der Fußball-Bundesliga angekommen. schlug den Ball auf Ebbers, der am Fünfmeterraum wartete und per Kopf auf Springer weiterleitete. Der Aue: Bobel; Kos, Emmerich, Trehkopf; Kurth, Heidrich, 33-Jährige drückte den Ball im Fallen über die Linie. Al- Tschipew, Rehm (77. Günther); Curri, Juskowiak (77. les Rote jubelte. Der Schaden aus der ersten Minute Demir), Helbig. - 1. FC Köln: Bade; Sinkala, Sinkiewicz, war zumindest repariert. Bilica, Voigt; Schindzielorz, Feulner (60. Lell); Streit, Die zweite Halbzeit unterschied sich von der ersten Guie-Mien (80. Bröker), Springer; Ebbers. - Schieds- insofern, dass der FC die erste Minute unbeschadet richter: Wolfgang Stark (Ergolding). - Zuschauer: 15 überstand. Die FC-Fans hatten sangen halb nackt Lie- 000 (ausverkauft). -Tore: 1:0 Juskowiak (1.), 1:1 Sprin- der von der ersten Liga und ein falscher, sächsischer ger (44.), 1:2 Ebbers (66.).

Bild: Dahmen

14 Mai 2005

„Nie mehr Zweite Liga“ von Peter Berger

Kurz nach 21 Uhr brandet Jubel auf und die Stimmung steigt. Der Aus- gleich in Aue, der FC auf dem Weg in die Bundesliga. „Endlich, jetzt packen wir es“, brüllt Markus (24), die ers- ten FC-Fans sind voller Optimismus schon mit T-Shirts und der Aufschrift „Aufstieg 2005“ in den „Zwölften Mann“ gepilgert. „Nie mehr Zweite Liga.“ Die Fußball-Kneipe in der Nord- tribüne des Rhein-Energie-Stadions ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch im Geißbockheim haben sich die ersten FC-Fans die besten Plätze schon eine Stunde vor dem Anpfiff gesichert. Auch wenn die meisten von ihnen in Sachen Aufstieg schon Routine haben, schließlich ist das der dritte Sprung in die Bundesliga binnen fünf Jahren, kennt der Jubel wenige Minuten nach 22 Uhr keine Grenzen mehr. „Endlich keine Montagsspiele mehr“, freut sich Bianca (22). Und auch die Trauer von Michael (47), der den Auf- stieg lieber am Freitag im Heimspiel gegen Eintracht Trier gefeiert hätte, hält sich in Grenzen. „Wir haben es geschafft. Jetzt müssen wir nur drin bleiben.“ Selbst ski hat die Partie auch auswärts verfolgt - in Bergheim, der wenig beliebte Trainer Stevens wird gefeiert, doch auf dem elterlichen Sofa. OB Fritz Schramma schickte der Blick in die sportliche Zukunft fällt von Aufstieg zu Glückwünsche: „Ich freue mich riesig und gratuliere Aufstieg vorsichtiger aus. „Was soll es?“, meint Carlo der Mannschaft, dass sie nach vielen Tops und Flops (27). „Wenn wir es wieder nicht packen, steigen wir dieser Saison den Aufstieg schon vor den letzten Spie- halt nochmal auf.“ Die schönsten Spiele seiner Fan-Kar- len klar gemacht hat. Jetzt ist der FC da, wo er hinge- riere haben eh immer im Frühling stattgefunden. Im hört - in der Ersten Liga.“ Der Aufstieg zahlt sich auch Mai 2000 beim 5:3 in Hannover, der ersten Rückkehr in für die Stadt aus. Denn in der kommenden Saison wird die Eliteklasse. Und dann im April 2003 beim 2:1 gegen der Club die volle Stadionpacht zahlen - drei Millionen den FC St. Pauli. Der verletzte FC-Jungstar Lukas Podol- Euro mehr als bisher.

15 Mai 2005

Gelebter Wahnsinn in Rot-Weiß von Frank Nägele

Zugereiste oder ferne Betrachter ver- setzt die Eigenart der Kölner, sich aus geringsten Anlässen furchtlos in emoti- onale Höhen zu begeben, regelmäßig in neidisches Erstaunen. Welch glücklicher Menschenschlag, dem so wenig für so viel genügt. Einem Bayern wird es auf ewig unverständlich bleiben, wie der Zustand von Seligkeit durch Bier-Ratio- nen von 0,2 Liter erreichbar sein kann. Ein Hamburger mag kopfschüttelnd die eher willkürliche Bausubstanz der kleinsten deutschen Millionenstadt be- trachten und sich fragen, wie es sich da nur wohnen Als die Mannschaft vom Provinzflughafen Altenburg/ lässt. Der kulinarisch verwöhnte Badener wird in Er- Nobitz in einer Propellermaschine nach Hause flog, staunen darüber verfallen, dass bei den im Rheinland tat sie das in der heiteren Stimmung eines Bezirksli- üblichen Speisen das Essen überhaupt noch Mode ist. ga-Teams, das zum Aufstieg vom Präsidenten eine Und diese Fröhlichkeit. Wo kommt sie nur her? Busfahrt nach Lloret de Mar spendiert bekommen hat. Eine Annäherung an dieses Phänomen kann der Fuß- Um halb zwei erhob sich in 5000 Meter Höhe Alexan- ball bieten, in Form des 1. FC Köln. Was dieser Verein der Voigt mit dem vorgedruckten Aufstiegs-T-Shirt aus bewegt, zeigte sich auf noch nie da gewesene Art in seinem Sitz, nahm einen tiefen Schluck aus der Bier- der Nacht zum Dienstag: Menschen. Dieser Klub be- flasche und schrie in die Runde: „Von mir aus können wegt Menschen. In großer Zahl, über riesige Distanzen, wir jetzt abstürzen! Das wär mir scheißegal! Wir sind zu jeder Zeit. Der dritte Aufstieg in die Bundesliga, vor aufgestiegen, da stürz ich auch gerne ab!“ Und die Kol- 1000 mitgereisten Anhängern durch einen 2:1-Sieg in legen sangen in Anlehnung an das aktuellen Lieblings- Aue erkämpft, war erneut nur der Anlass. Weder be- lied der Fans: „Wir steigen auf. Und stürzen ab. Und deutete die Rückkehr zur Erstklassigkeit eine Sensati- steigen auf. Und stürzen ab!“ on, noch war sie Folge einer Monate währenden fuß- So gegen zwei Uhr war das ausgelassene, aber immer ballerischen Glanzleistung. Aber ein Ereignis, dessen noch ahnungslose Häuflein zu Hause gelandet. Ein Bus Folgen alle verblüffte, die am Rande des deutschen brachte alle in die Ankunftshalle. Eine geschlossene Fußball-Universums, im malerischen Erzgebirge, taten, automatische Doppeltür trennte Spieler, Trainer,- Be was doch nur ihre Pflicht war. treuer und Funktionäre von dem, was da draußen auf

16 Mai 2005

sie wartete. Nur ein Grollen, unter dem der Terminal 2 des Kölner Flughafens erzitterte, kündete dumpf von der Dimension des Empfangs. Aber die Ankommen- den verstanden das nicht richtig. In den Gesichtern der Profis stand die Sorge vor einem Naturereignis wie Erdbeben oder Blitzschlag. Ein Polizeibeamter befahl, das Portal zu öffnen. Und alles versank in einem Schrei aus Rot und Weiß. Tausend, vielleicht tausende, wer wollte sie schon zählen um diese Zeit, standen in voller Fan-Montur da draußen und brüllten ihren Helden pu- res Glück entgegen. Das Repertoire der Songs umfasste die gängigen Schla- ger wie: „Nie mehr Zweite Liga“, „Wenn et Trömmel- chen jeht“ und „Wir sind stolz auf unser Team“. Die Spieler ließen den Rest ihrer Fassung fahren, sprangen hinaus, fotografierten sich und die Menge mit ihren Handys, Trainer Huub Stevens schwenkte wie besessen ball zu tun hat. Der Aufstieg alleine ist es nicht, denn eine überdimensionale Vereinsfahne. Und mittendrin dies ist schon der dritte nach 2000 und 2003. Die zwin- im Wahnsinn bewegte sich, mit Tränen in den Augen, gende Aussicht auf goldene Zeiten auch nicht, denn der Ehrenfelder Alex Voigt, in dem sich dank all seiner diese Rückkehr unterscheidet sich sportlich kaum von fußballerisch immer etwas defizitären Leidenschaft der letzten, die im sofortigen Rücksturz in die Zweit- die Kölner Fans so wunderbar wiederfinden. Und der klassigkeit endete. Die Hoffnung verbindet sich vor den Verein jetzt verlassen muss, weil die sportlichen allem mit zwei Namen: und Wolfgang Notwendigkeiten doch zu groß geworden sind. Aber Overath. Aber der Nationalspieler braucht geeignete das zählte nicht in dieser Sekunde, in der er seinen An- Kollegen plus einen fähigen Trainer. Und der Präsident hängern entgegenrief: „Ihr seid Wahnsinn, absoluter muss sie verpflichten. Die Sehnsucht nach Christoph Wahnsinn.“ Daum ist vorerst finanziell schlicht unerfüllbar. Dieses Danach bewegte sich die Prozession zum Allerhei- Problem scheint so banal, dass es der Anhang derzeit ligsten, dem Geißbockheim. Dort warteten noch viel einfach ignoriert und den Mann, mit dessen Namen mehr Menschen. Unter normalen Umständen hätten sich die letzte glorreiche Ära des Vereines verbindet, alle von einem Chaos aus Alkohol, zerbrochenen Bier- weiterhin in seinen Gesängen preist. flaschen und hemmungsloser Drängelei gesprochen. Das mag so absonderlich erscheinen wie die Tatsache, Aber so hieß es pure Euphorie. Inzwischen war Lukas dass die Hälfte der Heldenmannschaft vom Diens- Podolski eingetroffen, der das Team mit seinen Toren tag in der kommenden Saison gar nicht mehr in Köln und Taten so lange fast alleine an der Spitze hielt und spielt. Außer Alexander Voigt werden Profis wie Mat- den letzten Schritt in Aue wegen einer Verletzung nicht thias Scherz und Christian Springer gehen müssen, die mittun konnte. Bald war auch er mit Bier übergossen. maßgeblich für drei Aufstiege, aber eben auch für zwei Und Huub Stevens, der spröde Trainer aus den Nieder- Abstiege des 1. FC Köln verantwortlich waren. Doch landen, sagte mit einer Riesenzigarre im Mund: „Was die Erfahrungen des letzten Jahrzehnts haben allen ge- Köln hier beim Aufstieg zeigt, das habe ich zuletzt in zeigt, dass aus der Fan-Kultur dieser Stadt so schnell Schalke beim Gewinn der Uefa-Pokals erlebt.“ wie möglich eine Fußball-Kultur werden muss. Denn Es würde noch viele Seiten dauern, die Geschichte die- auf Dauer kann kein Verein von der Hingabe und Ver- ser Nacht zu Ende zu erzählen. Aber selbst das könnte rücktheit seiner Fans alleine leben. nicht erklären, was dieser kollektive Ausbruch mit Fuß- Nicht einmal der 1. FC Köln.

17 Mai 2008

13. Mai 2008: So titelte der Kölner Stadt-Anzeiger

Wieder dabei Der 1. FC Köln ist zum vierten Mal in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen. Dazu reichte der Mannschaft von Trainer Chris- toph Daum ein 2:0-Sieg gegen Mainz.

Offen ist bis auf weiteres die Zukunft von Trainer Daum. Präsident Wolfgang Over- ath will diese Personalie allerdings „mög- lichst zeitnah“ vom Tisch haben.

Die Fans jubelten der Mannschaft nach dem Schlusspfiff vom Rasen aus zu. In der Stadt feierten Zehntausende die Rückkehr in die Erste Bundesliga.

18 Mai 2008

Die Spuren der Hoffnung von Karlheinz Wagner

Hennes VII. musste früh raus am Tag danach. Ziemlich genau zehn Jahre ist das her, da hatte der Geißbock morgens früh um sieben einen Fototermin am Mün- gersdorfer Stadion. Das war ja auch ein Anlass: der 1. FC Köln war tags zuvor erstmals aus der Bundesli- ga abgestiegen, und auch nach überstandener Nacht noch legte das Stadion Zeugnis ab von Entsetzen und Enttäuschung, die von damals 35 000 Kölner Fans nach dem 2:2 gegen Leverkusen in das Gemäuer hineingelit- ten worden waren. Die schlechte morgendliche Laune von Hennes VII. hatte gleich- wohl nichts zu bedeuten. „Der Bock“, sagte Besitzer und Hüter Willi Schäfer, „der kritt nix met, dat es dem ejal.“ Bei diesem Mix aus Begriffsstutzigkeit und offenbarem Mangel an Einstellung wäre es auch so kein Wunder, gestiegen, was aber vor allem darin begründet liegt, dass Hennes VII. fast auf den Tag zehn Jahre später mor- dass er seit dem 9. Mai 1998 noch drei weitere Mal gens um sieben erst gar nicht aufzutauchen braucht. abgestiegen ist. Der Anlass wäre da: Am Tag zuvor ist der 1. FC Köln Ein gewisser Segen könnte darin liegen, wenn Willi wieder aufgestiegen in die Bundesliga, aber der Bock Schäfer Recht hatte und dem Bock alles egal ist - denn laboriert an einer Hufverletzung. Gute Besserung. dann hätte er sich mit keinem der Trainer seit dem ers- Zehn Jahre sind nicht viel, aber seltsamerweise ist ten Abstieg unter Lorenz-Günter Köstner so recht an- Hennes VII. eine der ganz wenigen Konstanten beim 1. gefreundet. Und wenn doch, so wäre ihm in der Folge FC Köln, denn er ist noch im Amt. Sozusagen. Ansons- gleich zehnmal vor Enttäuschung das Herz herausge- ten ist sein Zuständigkeitsbereich in jeder Hinsicht vom rissen worden. Denn so viele Versuche hat der 1. FC Fuß auf den Kopf gestellt worden, und das gleich mehr- Köln gebraucht, um zumindest auf dem Trainerposten fach. Sein Betreuer Willi Schäfer ist gestorben, das alte dorthin zu gelangen, wo er schon einmal gewesen war: Stadion mit seinem modrig-maroden 70er-Jahre-Flair bei Christoph Daum, aber 1986 bis 1990 war der mo- ist abgerissen und bei laufendem Spielbetrieb durch mentane Hennes noch nicht im Amt. das moderne Prachtstück an gleicher Stelle ersetzt Morgens um sieben sah das alte Müngersdorfer Sta- worden. Der Klub, dem Glück zu bringen Hennes per dion in seiner schroffen Majestätik selbst bei strahlen- Aberglauben verpflichtet ist, ist in der Zwischenzeit - dem Sonnenschein aus, als sei darin soeben abgestie- den Sonntag mitgerechnet - schon viermal wiederauf- gen, zumindest aber heftig verloren worden. Alles grau,

19 Mai 2008

und die paar Blumen im Innenraum standen noch in bleib als Bundestrainer. Ein paar Tage später wusste Betonkübeln herum. Der neue Kölner Fußball-Tempel man ja auch, wieso - Klinsmann hörte auf. hingegen in seiner funktionell-schönen Schlichtheit Klub-Präsident Wolfgang Overath hatte bei seiner mit abends selbstbewusst-schick leuchtenden Säulen Amtsübernahme dem erwartungsfrohen Fan-Volk sieht nach Erfolg, nach aus. Es ist eine der vie- einen Vier-Jahres-Plan vorgestellt, nach dem der 1. len Fragen, warum dennoch in regelmäßigen Abstän- FC Köln spätestens 2008 - also jetzt - um die Cham- den Zweitliga-Teams aus Städten wie Paderborn, Aue pions-League-Regionen spielen sollte. Spät erst war oder Jena hier vorbeikommen und Punkte mitnehmen die Einsicht gereift, dass eine Planung nicht das Glei- konnten. Am Tag vorher war aber alles gut gegangen, che wie ein Wunschzettel ist; dies eine Erfahrung, die und die Erleichterung ist dem Stadion und der Umge- Overath in die Fortführung seiner Arbeit einbringen bung vielleicht nicht anzusehen, aber nachzuweisen. sollte und muss. Es stehen für den Klub - ob mit oder Auf der Wiese vor dem ehemaligen Marathon-Tor liegt ohne Daum - grundlegende Entscheidungen an, die eine weggeworfene Zeitungsseite, zu lesen ist noch zum Ziel haben werden, das große dritte Viertel zu - wohl eine Reminiszenz an schlechte Erfahrungen -: verlassen, in dem der 1. FC Köln gemeinsam mit zehn, „Bitte, bitte, heute Aufstieg!“ Dass der Wunsch, mal zwölf anderen Klubs seit zehn Jahren festhängt: zu gut wieder, in Er- füllung gegangen ist, ist aus dem Auf- für die Zweite Liga, zu schwach für die Erste. Oder ein- kommen von Biergläsern und sonstigen Gefäßen abzu- facher: Fahrstuhl. lesen. Anders als vor zehn Jahren ist allerdings die Zeit Krähen sind pünktliche Tiere. Punkt 7.30 Uhr ist ein des Wildfeierns und -genießens offenbar weitgehend ganzer Schwarm auf den Wiesen vor dem Stadion vorbei: Die Biere stammen alle vom gleichen Brauer, gelandet und macht sich, in direkter Konkurrenz zu dem Sponsor des Klubs; die weggeworfenen Essensres- den ersten menschlichen Putztrupps und Räumkom- te stammen alle vom gleichen Versorger, dem Sponsor mandos des Tages, auf die Suche nach Verwertbarem, des Klubs, und die „spontane“ Massenversorgung mit was immer das in Krähenkreisen auch sein mag. Bei- Aufstiegs-Klamotten - T-Shirts, Käppis und Krawatten de, Putztrupps und Krähen, werden reichlich fündig. - entstammt dem Fundus des Klubs selbst. Oder wie Hunderte von weißen Rosenblüten zieren den Weg es auf einem der Bons heißt, die in unüberschaubaren hin zur Aachener Straße, vielleicht wollte ein glückli- Mengen herumliegen: „Offizielles Produkt des 1. FC cher FC-Fan seinen Heimweg angemessen geschmückt Köln“. So ein Aufstieg ist eine lukrative Sache, in jeder sehen. Die zahllosen Flyer, die Werbung machen für Hinsicht. Zumindest für den Klub. das Fan-/Manager-Projekt von Fortuna Köln, bleiben Selbst das, was früher Gesichtanmalen hieß, ist inzwi- vorerst verstreut liegen. Obwohl sehr zeitbezogen und schen Klub-Sache, wie ein paar der Drucksachen be- modern - online!, community!, management! -, ist die zeugen: „FC. Colour your face“. Ja, gut. Auf diese Weise Belebungsaktion des kleineren Kölner Klubs letztlich belegt selbst der Müll der Aufstiegsfeiern, dass der 1. Mahnmal dafür, was passiert, wenn im Fußball die Zei- FC Köln in der Moder- ne angekommen ist, zumindest chen der Zeit nicht erkannt werden. in wirtschaftlicher Hinsicht. Im sportlichen Bereich ste- Ach was, dieses Mahnmal ist der 1. FC Köln ja schon hen den Verantwortlichen heiße Tage bevor: Auch im selbst, und das seit mehr als zehn Jahren. Am 9. Mai größten Trubel war Trainer Christoph Daum nur zur 1998 ist das permanente Zusammentreffen von fal- Freude bereit, nicht zu einem Bekenntnis zum Klub - er schen Entscheidungen und mangelnder Demut erst- wirkte dabei wie Jürgen Klinsmann am Ende der WM mals mit großer Wucht bestraft worden. Der Aufstieg 2006, als er im Jubel-Orkan der Berliner Fan-Meile vie- am 11. Mai 2008 birgt die Chance, es diesmal - endlich le nette Sachen sagte, aber kein Wort über seinen Ver- - besser zu machen. Nein: gut zu machen.

20 Mai 2008

lachen. Das volle Glas Kölsch, das Daum in der Hand hält, entreißt ihm dann noch sein Spieler Maynor Sua- zo, der ihm dafür sein leeres gibt. Bald darauf verlassen Der große Tag die Spieler ihren Ausguck wieder, es geht zurück in die Kabine, in der vor dem Ausflug ins Stadion auch schon von Stephan Klemm Präsident Wolfgang Overath zum Aufstieg gratuliert hat. Er erreicht um 16:01 Uhr den Ein- gang in den Spielertrakt. Er war- Der Rasen ist längst nicht mehr zu tet noch ein bisschen, dann ruft sehen. Er wird verdeckt von aber- er: „So jetzt!“ Das ist ein Befehl, tausenden Menschen, die vorher er gilt seinen Vorstandskollegen noch die Tribünen besetzt haben. Friedrich Neukirch und Jürgen Das hat es hier noch nie gegeben. Glowacz, die nun, auf sein Zeichen Das Rhein-Energie-Stadion ist hin, mit ihm zusammen zur Mann- jetzt, 20 Minuten nach dem Abp- schaft gehen. fiff, eine Feierburg, und die Masse Nach der Rückkehr der Spieler ruft: „Wir wollen die Mannschaft von der Empore ist nun das Ermü- sehen.“ Gemeint ist die Mann- dungsbecken das Zentrum der Fei- schaft des 1. FC Köln. Sie gehorcht, erlichkeiten. Irgendwann baden verlässt geschlossen die Kabine auch Manager Michael Meier und und betritt fünf Minuten später Trainer Christoph Daum im Was- eine Empore der Westtribüne, ser, Meier hat noch einen Anzug vor der sich die jubelnde Menge an, Daum auch, er ist gerade von versammelt hat. Es ist nun 16:10 der Pressekonferenz gekommen. Uhr, und alle feiern den vierten Um 18 Uhr ist der Rasen nicht Bundesliga-Aufstieg des Klubs, der mehr wiederzuerkennen. Der vor- nach einem 2:0-Erfolg über Mainz hin noch grüne Teppich hat viele 05 feststeht. Das große Ziel ist Löcher, die inzwischen abwesen- erreicht, das gerade beendete Spiel aber interessiert den Fans haben ganze Arbeit geleistet. Das verbliebe- niemanden mehr. Jetzt geht es nur noch um kreatives ne Gras wird trotzdem noch mal gewässert. Aus dem Feiern. Kabinentrakt torkelt nun Suazo die Seitenlinie entlang, Trainer, Spieler und Betreuer erreichen die Empore alleine kann er nicht mehr gehen. Aber mit Torwart- joggend. Es wird ein Triumphmarsch. und trainer Gehrke findet er eine ziemlich große Stütze. Die sein libanesischer Team-Kollege Youssef Mohamad beiden gehen ins Stadionrestaurant, wo die spontane finden noch ein paar Meter tiefer Halt, von dort aus Aufstiegsfeier zunächst stattfindet. Der Rest des Teams jubeln sie mit den Fans. Alle singen gemeinsam „Viva wartet schon auf ihn. Bis auf Mittelfeldspieler Thomas Colonia“, dann schwenkt das Team über zu: „Oh, wie Broich. Der sitzt mit nacktem Oberkörper und einem ist das schön.“ Schlapphut auf dem Kopf in der Abendsonne und Die meisten Spieler haben sich gezeigt, da will die spielt - zur Freude von einigen um ihn herumsitzenden Menge noch einen Kopf sehen, den von Trainer Chris- Frauen - auf seiner Gitarre. toph Daum. Als er kommt, ruft er das in ein Mikrofon, Nach dem Essen trennt sich die Mannschaft, man ver- was alle hören wollen: „Der 1. FC Köln ist da, wo er abredet sich für das „Diamonds“, eine Discothek am hingehört. In der Bundesliga.“ Lange kommt er ohne Hohenzollernring. Dort taucht dann allerdings nur die Bierdusche davon, dann trifft ihn eine Ladung, darüber Hälfte des Spielerkaders auf. Die Aufstiegs-Party- er scheint er sich sogar zu freuen, er muss jedenfalls laut reicht ihren Höhepunkt.

21 Mai 2008

Der Ausweg als Ziel von Karlheinz Wagner

Auch wenn die tollen Bilder von den Jubel-Szenen in Christoph Daum hat offen-gelassen, Rot und Weiß einen anderen Eindruck erzeugen: dies ob und unter welchen Umständen ist nicht der erste Aufstieg für den 1. FC Köln. Sondern er in Köln bleiben will. Diesen Unsi- der vierte und das innerhalb einer Dekade. Dieser cherheits-Faktor kennt der Klub seit Überschwang der Gefühle, diese rührende Mischung Vertragsabschluss, es wird also Vor- aus Stolz, Dankbarkeit und großer Erwartung nach sorge getroffen worden sein. Und dem Aufstieg darf, wie Trainer Christoph Daum gesagt es gibt noch wichtigere Weichen - hat, von Spielern, Führungsetage und Helfern im Klub wer sucht künftig die Spieler aus? erst einmal genossen werden. Wer berät den Trainer bei der Suche Und dann muss die Analyse folgen: was muss passie- nach Verstärkungen? Wer setzt sich ren nach diesen zehn Jahren - davon sechs Jahre in der durch bei der Abwägung zwischen Zweiten Liga, und nur vier in der Bundesliga - damit wirtschaftlicher Verantwortung der fatale Kreislauf aus Auf- und Ab- und Auf-und Ab- und dem Ausmaß der Risikobereit- stieg gestoppt wird? schaft? Die tollen Bilder - sie trügen ja auch. Kaum jemand im ausverkauften Kölner Stadion will sich eingeste- Überhitztes Gebilde hen, dass das Ausmaß an Leidenschaft, Unterstützung Und ein letztes Mal täuschen die und Hingabe für den Klub keineswegs einzigartig ist. Bilder - der Aufstieg 2007/ 08 war Sondern in den Stadien der großen Vereine beinahe erst ganz am Ende ein überzeugen- die Regel. Den gern gehörten Satz, dass Köln „einfach der Qualitäts-Nachweis eines in in die Bundesliga gehört“, akzeptiert in den toben- jeder Hinsicht fast überhitzten Ge- den Arenen von Frankfurt, Mainz und Gladbach kein bildes. Souveränität stellte sich erst Mensch. ein, als „kaum mehr etwas zu ver- Niemand „gehört“ in die Bundesliga. Die Zugehörigkeit lieren, sondern nur noch etwas zu dort will erkämpft, erspielt und finanziert werden. An- gewinnen“ war - diese Analyse von ders als in der Zweiten Liga gehört der FC dort nicht Daum ist richtig. zu finanzstarken Klubs. Wo aber Geld fehlt, sind Ide- Der Aufstieg, dies zum Schluss, ist en, Konzepte und am Ende auch Chuzpe gefragt, um verdient: wer die Mitkonkurrenten der übergroßen Gravitationskraft zum freien Rückfall im Endspurt besiegt, steigt zu Recht zu widerstehen und wenigstens erst einmal eine gesi- auf und ist keine weitere Rechen- cherte Umlaufbahn zu erreichen. Und da, zur Erinne- schaft schuldig. rung, krebsen zurzeit Klubs wie Hertha BSC Berlin und In diesem Sinne: Gratulation zum Borussia Dortmund. Aufstieg.

22 Mai 2008

Bedingungen zu haben, vor al- lem hinsichtlich der Ausstattung Saisonziel erreicht, der Profimannschaft für die kom- mende Saison. Zwar ist in Daums Zukunft ungewiss Vertrag klar geregelt, wie viel in die Mannschaft investiert - wer von Christian Löer den soll. Allerdings war zuletzt zu hören, dass von Vereinsseite nach Daums Ansicht bisher nicht Sollte Christoph auf den richtigen Mo- alle Abmachungen erfüllt sind - ment gewartet haben, dann ist dieser und dass sich das zur neuen Sai- exakt jetzt gekommen. 50 000 haben den son nicht ändern wird. In diesen Trainer des 1. FC Köln gerade noch im Innenraum des Zusammenhang passte am Sonntag recht gut, dass Stadions hochleben lassen, anschließend hat er sich Daum im Gegensatz zu FC-Präsident Wolfgang Overath wieder eine Krawatte umgebunden und ein wenig da- nicht sofort mit Gesprächen zur Vertragsverlängerung rüber geplaudert, wie dankbar er den Fans sei für die beginnen, sondern zunächst das Ende der ersten Auf- Unterstützung in dieser Saison, die nun mit dem Errei- stiegseuphorie abwarten will. „Ich habe kein Datum, chen des einzig denkbaren Ziels bereits vor dem letz- an dem wir uns zusammensetzen. Ob diese Woche ten Saisonspiel ein Ende gefunden hat. oder nächste, das weiß ich nicht.“ Denn: „Im Erfolg Dann wird Daum nach seiner persönlichen Zukunft ge- werden einem die tollsten Sachen versprochen.“ fragt. Doch Daum verweigert eine klare Antwort auf die Sein Assistenztrainer Roland Koch formulierte an- Trainerfrage. „Der 1. FC Köln ist immer reizvoll“, sagt schließend in kleiner Runde ausführlich, was sich das der Coach. Doch allein der Reiz des Vereins habe ihn ja Kölner Trainerteam gemeinsam mit dem 1. FC Köln schon damals vor knapp zwei Jahren nicht ein zweites vorstellen könne. „Unsere Devise für die neue Saison Mal zum FC geführt. Es war mehr als purer Reiz: „Der kann nur „Angriff“ lauten. Unser Anspruch kann nicht 1. FC Köln war eine Herzensangelegenheit für mich. sein, gegen den Abstieg zu spielen. Der 1. FC Köln muss Meine Mission war, den Klub wieder in die Erste Liga in den internationalen Fußball.“ Die Ziele des Trainer- zu bringen. Dieses Versprechen habe ich heute ein- teams sind damit klar formuliert. Ob sie diese Ziele mit gelöst.“ Das ist sehr viel Vergangenheitsform, und das dem 1. FC Köln unter den aktuellen Bedingungen auch klingt sogar für einen Tag, an dem sämtliche Ziele des als erreichbar ansehen, davon wird wohl abhängen, ob Jahres erreicht sind, ein wenig zu bilanzierend, um der Daum bleibt oder nicht. Aufbruch in eine gemeinsame Zukunft zu sein. Michael Meier plant ein erstes Gespräch „in der kom- Die Trainer-Situation ist eindeutig, und Daum kontrol- menden Woche“. Der Manager hält nichts für aus- liert sie. Daum kann bis zum 31. Mai entscheiden, ob geschlossen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir er sein Arbeitsverhältnis beim 1. FC Köln fortsetzt - ein ausgiebig verhandeln müssen.“ Wie sich Daum jedoch wahrscheinlich einmaliger Trainer-Kontrakt, aber das entscheidet, vermag Meier nicht zu prognostizieren. ist nicht Daums Problem, sondern das einer FC-Füh- „Als ich ihn damals verpflichten wollte, hat er mir auch rungsmannschaft, die im November 2006 bereit war, aus rationalen Gründen zunächst eine Absage erteilt, alles zu tun für die Verpflichtung des Trainers Chris- ist dann aber emotional umgekippt und hat doch noch toph Daum. zugesagt. Diese Entscheidung wird er hinterher oft ge- Am Sonntagnachmittag, im Moment des großen Tri- nug verflucht haben, da bin ich mir sicher“, sagt Meier umphes, gefiel sich Daum allerdings auch als Mahner. und glaubt: „Vielleicht wird Christoph Daum nun ein „Die Realität wird einige hier schnell wieder einholen. Déj -vu erleben. Aber er muss auch für sich persönlich Sowohl Spieler als auch den Verein.“ Dabei schimmert überlegen, ob er nicht vielleicht auch eine Pause ma- immer wieder durch, dass Daum sich durchaus vorstel- chen will. Seine letzte Pause hatte er, als er in den USA len könnte, beim FC zu bleiben. Aber er scheint klare war. Und damals war er auf der Flucht.“

23 Mai 2008

grund - und auch am Montag hat sich nicht viel getan, auch weil das für mich ein freier Tag war.

„Wir arbeiten ab sofort Es gab in der Saison, nachdem Trainer Christoph Daum den kanadischen Abwehrspieler Kevin McKenna in den an der Zukunft“ Sturm beordert hatte, heftige Kritik an dieser Maßnah- me seitens des Vorstandes in Person Ihres Vizes Jürgen von Stephan Klemm Glowacz . . . OVERATH: Da muss man genau unterscheiden. Der Vorstand an sich hat sich da nicht geäußert, sondern ein Mitglied des Vorstandes. Aber nicht: der Vorstand. KÖLNER STADT-ANZEIGER: Herr Overath, der Aufstieg ist geschafft, womit Sie als Präsident des 1. FC Köln Ihr Es war Jürgen Glowacz. War das ein Zeichen dafür, Saisonziel erreicht haben. Was fällt Ihnen dazu ein? dass sich die Klubführung von Daum entfernt hat? WOLFGANG OVERATH: Zunächst einmal haben wir et- OVERATH: Das kann der Jürgen Glowacz doch machen. was erreicht, das uns nicht jeder zugetraut hat. Und es Er ist ein freier Mensch, er darf sagen, was er denkt. sah ja auch vor vier Wochen nicht unbedingt danach Und wenn er so über die Taktik denkt, warum sollte er aus. Jetzt haben wir den Aufstieg doch geschafft - nach das nicht sagen? Im Nachhinein betrachtet, steht aber einer überragenden Woche mit drei Siegen, das fühlt nun fest: Trainer und Mannschaft haben den Aufstieg sich schon richtig gut an. Ich bin auf jeden Fall hochzu- geschafft. frieden. Mit welchem Trainer gehen Sie in die Erste Liga? Die Mannschaft hat in den letzten Saisonspielen zu ei- OVERATH: Ich weiß schon eine ganze Menge, aber das ner Form gefunden, die letztlich den Aufstieg brachte. werde ich jetzt nicht erzählen. Christoph Daum, das Wie hat sie es Ihrer Meinung nach geschafft, plötzlich muss ich einfach mal festhalten, ist einer der besten konzentriert und erfolgreich zu spielen? Trainer in Deutschland. Was er aber in der nächsten OVERATH: Die Mannschaft hat in den letzten vier, fünf Saison macht? Wir werden jetzt die Entscheidung dar- Spielen sehr kompakt und hinten kompromisslos ge- über vorziehen, was Christoph Daum in der kommen- standen, sie hat sich gut bewegt. Sie hat gezeigt, was den Saison macht. Das wird zeitnah geschehen. Eigent- sie kann, zu was sie imstande ist. Sie besitzt durchaus lich wollten wir das nach der Saison entscheiden und Qualität. Wenn man sich, wie wir, entschließt, sehr bekanntgeben. Jetzt aber ist der Aufstieg perfekt, und kampfstark zu spielen und vorne aber mit Patrick Hel- wir werden uns zusammensetzen. mes und Milivoje Novakovic zwei brandgefährliche Stürmer hat, dann hat man es gut - und das merkt man Für Sie ist auch klar, dass der Fahrstuhlkurs Ihres Klubs dann auch an den Ergebnissen. ein Ende haben muss: Auf einen Auf- darf für Sie nicht gleich wieder ein Abstieg folgen. Wie soll das diesmal Und trotzdem ist der Aufstieg nun schon wieder Ver- klappen? gangenheit. Ab sofort geht es um die Zukunft des OVERATH: Wir werden das in Ruhe angehen, und zwar Klubs. Haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie sie mit dem Team hinter dem Team, das auch in dieser personell aussehen könnte? Saison dabei war. Wir sind natürlich auch schon in OVERATH: Es ist schwierig, sich gleich nach dem Auf- Gesprächen mit Spielern, das muss man ja auch. Wir stieg damit zu beschäftigen. Das ist erst einmal ein sind jetzt in der Bundesliga, und damit ist eine gewisse Ereignis der Freude, Mannschaft, Trainer und Betreu- Verantwortung verbunden. Ich hoffe, dass wir es dort er dürfen sich zurecht feiern lassen. Und wir haben in Zukunft besser machen als zuletzt. Wir wollen un- ja auch etwas Tolles erreicht. Aber dass wir natürlich bedingt die Klasse halten. Und klar ist: Für uns kann ab sofort an der Zukunft arbeiten müssen, das ist klar. es nur darum gehen. Daran werden wir ab sofort zu Jetzt steht erst einmal noch der Aufstieg im Vorder- arbeiten haben.

24 Mai 2008

Die Stadt der Glückseligen von Thorsten Moeck

Mit zwei energischen Pfiffen leitet Schiedsrichter Mi- chael Kempter am Sonntag den folkloristischen Teil des Pfingstfestes ein. Als der Aufstieg des 1. FC Köln in die Fußball-Bundesliga amtlich ist, packt die Regie im Rhein-Energie-Stadion Kölner Brauchtum aus und spielt das FC-Lied der Bläck Fööss. Und wie es an die- sem kirchlichen Feiertag schon mal vorkommen kann, liegen sich plötzlich fremde Menschen unterschied- lichster Herkunft in den Armen und singen die gleiche Sprache: Kölsch. An diesem Tag ist es der Dialekt der Sieger. Ganz oben unter dem Stadiondach, wo sich fast senk- recht hinunter auf das Spielfeld schauen lässt, über- kommt Alex (38) aus Berlin die Emotionalität des Au- genblicks. Um die Hüfte hat er sich eine Köln-Fahne gebunden, um seinen Hals einen FC-Schal, in seinen Augen stauen sich einige Tränen. „Der FC ist alles für mich“, sagt er und summt die Melodie mit. Für das Auf- was ungewöhnliche Aufstiegsparty. Er klettert auf die stiegs-Endspiel gegen Mainz ist der gebürtige Kölner Dächer mehrerer Autos, springt rhythmisch auf und ab aus Berlin angereist. Jetzt fährt er mit der Gewissheit und fabriziert hässliche Beulen in der Karosserie. Die zurück, den FC in der kommenden Saison auch in der Polizei beendet die Privatparty über den Autodächern Hauptstadt sehen zu können. von Köln und nimmt den Mann in Gewahrsam. Auf dem Rasen hat der Ordnungsdienst derweil ge- Insgesamt wirkt die Aufstiegsfeier der Fans einigerma- ordnet den Rückzug angetreten und den Fans das ßen routiniert - immerhin ist es der vierte Aufstieg des Feld überlassen. „Wer nicht hüpft, der ist kein Kölner“ 1. FC Köln innerhalb von acht Jahren. Die Polizei hat grölen sie. Und Köln hüpft. Das Stadion entwickelt sich ebenfalls Routine im Umgang mit Ausnahmesituatio- nach Spielende zum Epizentrum der Kölner Glückselig- nen wie dieser entwickelt und lenkt den Wahnsinn in keit. Die Freudenausbrüche erreichen jedoch schnell geregelte Bahnen. Zwischen Rudolfplatz und Friesen- die Innenstadt. Nach dem Schlusspfiff drängen die platz wird eine Partymeile eingerichtet, auch die Zülpi- Fans aus den Kneipen hinaus auf die Straßen, schwen- cher Straße wird vorübergehend für den Autoverkehr ken Fahnen und malträtieren die Hupen ihrer Autos. gesperrt. Vom Spiel haben viele FC-Fans nicht viel ge- Am Rudolfplatz feiert ein freudetrunkener Fan eine et- sehen. In einigen Kneipen war es voller als an Karne-

25 Mai 2008

val. Vor einer Großbildleinwand am Aachener Weiher venirshop - Selbstbedienung inklusive. Einige Schlach- hatten sich mehr als 2000 Menschen versammelt. Vie- tenbummler zerschneiden die rot-weißen Tornetze, an- le von ihnen können allenfalls den Ton des Kommen- dere verwandeln den Rasen in handliche Mitbringsel. tators hören. Aber sie alle sind dabei, beim Aufstieg Jannick (12) aus Erftstadt hat ein prächtiges Exemplar 2008. im Strafraum ausgebuddelt und trägt das Stück Wie- Auf den Ringen skandieren Tausende Fans „Nie mehr se aus dem Stadion. „Das kommt jetzt in den Garten“, Zweite Liga“. Um den Überblick zu behalten, klettern sagt er und stapft hinter seinen Eltern her zum Auto. einige Feierwillige auf Ampelmasten. „Die Stadt hat Das meistgetragene Kleidungsstück in Köln ist am das gebraucht, denn die Leute in Köln sind ohnehin Pfingstsonntag ein FC-Trikot. Einige Fans tragen Exem- erstklassig“, sagt Michael (24) aus Porz. Dann ver- plare aus den 80er Jahren, auf denen noch der Schrift- schwindet er mit erhobenen Armen in der Menge der zug „Doppeldusch“ zu lesen ist. Hauptsache rot-weiß Feiernden. Je später der Abend, desto euphorischer und ein Geißbock auf der Brust. „Ich bin heilfroh, dass die Fan-Gesänge. Als schon reichlich Kölsch geflossen der Aufstieg geklappt hat. Aber mit dem ersten Spiel ist, singen die Menschen „Deutscher Meister FC“. in der Bundesliga geht der Kampf gegen den Abstieg Während in den Kneipen der Innenstadt die übliche wieder los“, fürchtet Cornelia Eilert aus Stommeln. Melange aus FC, Kölsch und Karneval ins Rollen gerät, Deshalb will sie den Moment genießen. Das Hier und verwandeln die Fans das Stadion in einen riesigen Sou- Jetzt. Den Aufstieg.

Bild: Grönert

26 April 2014

22. April 2014: So titelte der Kölner Stadt-Anzeiger

1. FC Köln macht den Aufstieg perfekt

Mit einem 3:1-Sieg gegen denVfL Bochum gelingt den Geißböcken der Sprung in die erste Liga

27 FORMEL 1 April 2014 Hamilton in Schanghai vorn Der Brite Lewis Hamilton hat den Großen Preis vonChina gewonnen und damit den vierten Mercedes-Sieg im vierten Saisonrennen perfekt gemacht –Sein deutscher 17 Silberpfeil-Kollege Nico Rosbergwurde Zweiter,Sebastian Vettel belegte Rang fünf Seite 21 DIENSTAG, 22. APRIL 2014

HANDBALL verlor der VfL Gummersbach sein Auswärtsspiel bei den Füchsen Berlin und zählt Sport 22:27 damit in der Bundesliga weiterhin zu den abstiegsgefährdeten Teams Seite 20

KOMMENTAR

EINZELKRITIK ••••••••• ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• •• Zum Aufstieg 3 Zurück in der Erstklassigkeit des 1. FC Köln Machtlos beim 0:1, ansonsten si- Zurück in der cher,aber wenig geprüft. 1. FC KÖLN Das3:1 über Bochum beschert dem Team vonTrainer Stöger den vorzeitigen Aufstieg Glückwunsch Miso Brecko 4 VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN

Starke Vorarbeit zu Helmes´ Groß- für den Zwerg

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chance in der ersten Halbzeit, hin- Köln. Sehr pünktlich hat Schieds- ••

••••••••• ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• [email protected] •• ten wackelig und einmal sogar vom richter Guido Winkmann am Mon- sehr kleinen Tasaka übersprungen. tag im Rhein-Energie-Stadion ab- spasst ins Gesamtbild der gepfiffen, man konnte es mehr se- letzten Monate, dass es dem Erstklassigkeit Dominic Maroh 3 hen als hören bei all dem Lärmund E1. FC Köln gelungen ist, in Erst von Sukuta-Pasu übertölpelt, Jubel auf den Rängen. Aber plötz- dem Moment für den die Feier ge- dann Retter in höchster Not. In der lich hüpften zunächst die Männer plant war, auch den Anlass zu un- zweiten Halbzeit kaum noch gefor- vonder Bank des 1. FC Köln auf terlegen. Der Siegüber Bochum von Christian Oeynhausen dert. dem Rasen herum. Co-Trainer ist der vorläufige Höhepunkt eines Manfred Schmid trug Chefcoach kraftvollen Zwischenspurts, der Kevin Wimmer 3 Peter Stöger auf den Schultern, Er- diesen Aufstiegindie Kategorie Sauber im Zuspiel und zweikampf- satzkeeper Thomas Kessler ver- souverän einordnet. Der Fußball stark, wenn er mal gefragt war. passte dem 48 Jahre alten Österrei- der Stöger-Elf cher die erste vonvielen Bierdu- warzwarselten 3,5 schen des Abends. Aus und Ende berauschend, Verlor vor dem 0:1 das Kopfball-Du- also, mit einem 3:1-Siegüber den aber zermür- ell. Dass seine Seite offensiv zu- VfL Bochum hat der Klub die bend und voral- nächst die schwächere war,lag Rückkehr in die erste Bundesliga lem defensivzu eher an Vordermann Peszko. Ge- perfekt gemacht. gut für die meis- meinsam bereiteten die beiden das „Es ist eine große Geschichte für ten Teams der VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN 1:1 vor. mich“ sagte Stöger gerührt, „es ist Liga.Als der FC schwer,das in Wortezufassen“. beim Trainings- Adam Matuschyk 4 Viel mehr sagen konnte er nicht. auftakt im Juni 2013 noch ohne Nach vorn gelang ihm wenig, ver- Seine Spieler stürmten singend Trainer und Mannschaft und mit legte sich auf Quergeschiebe und und tanzend die Pressekonferenz. leeren Konten dastand,hatte es tauchte ab. Zur Pause ausge- Draußen auf dem Rasen warlängt nach einem solchen Aufstiegnicht tauscht. jenes Chaos ausgebrochen, das ausgesehen. Und nach den ersten der FC hatte vermeiden wollen. drei Spielen auch nicht. Aber am Marcel Risse 2 Kurz nach dem Abpfiffhatten erst Ende wareseine Punktlandung. Sehr pünktlich hat Schiedsrichter Guido WinkmannKam für Matuschyk und sollte für im Norden, dann im Süden und Der FC hat also 2013/14 sehr viel mehr Tempo und Druck sorgen. Be- schließen überall Fans die Zäune Mission erfüllt: Die FC-Spieler feiern die Rückkehr in die Bundesliga. BILDER: REUTERS, DPA richtig gemacht. Hätten nicht eini- dankte sich nach fünf Minuten mit ge Fans für Ärger gesorgt –eswäre dem Jokertor zum Ausgleich. Fürdie ganze Stadt ein Jahr ohne Missklang gewesen. am Montag im Rhein-Energie-Stadion abgepfiffen, istmit dem Aufstieg Und wenn der Klub sich nicht das ein Traum in Erfüllung Aufstiegsmotto „Do, wo mer hin- gegangen. jehüre“ gewählt hätte, könnte man man konnte es mehr sehen als hören bei all dem Lärm sogarsagen, er sei komplett geläu- FC-Torwart Timo Horn tert.Aber ganz ohne Hybris geht es offenbar nicht. und Jubel auf den Rängen. Aber plötzlich hüpften zu- überklettertund den Platz geflutet. Der FC kommt vondort, wo er hin- Polizei zogauf, doch die Leute fei- gehörte: Aus der fünften Zweitli- erten entspannt. Die Spieler,die ei- ga-Phase in 16 Jahren. Und ob er nächst die Männer von der Bank des 1. FC Köln auf ne Ehrenrunde geplant hatten, dort, wo er nun hinzugehören Das Stadion warvorbereitet: duschten vordem Spielertunnel al- meint, auch bleiben darf, darüber Choreo vor dem Spiel. BILD: DAHMEN les und jeden mit Bier und präsen- lässt sich im April 2014 nichts sa- dem Rasen herum. Co-Trainer Manfred Schmid trug tierten sich dann auf der Tribüne gen. Wahrscheinlich ist, dass der Matthias Lehmann 2,5 dem Volk. „Für die ganze Stadt ist verschuldete FC in den nächsten Ordnete das Mittelfeld sehr routi- ein Traum in Erfüllung gegangen“, Jahren in der Ersten Ligabesten- niert und sauber,stark im Kleinen rief TorwartTimo Hornder Menge falls ein Zwergsein wird,der Chefcoach Peter Stöger auf den Schultern, wie Ersatzim Großen, dem-50-Meter- zu. „Ihr gehörtindie erste Liga– Mainz und Augsburgfürchten Quarterback-Pass auf Halfar in der so wie wir“, sagteAbwehrchef Do- muss. Gerade hat Geschäftsführer ersten Hälfte. minic Maroh. JörgSchmadtkeTabellenstand und keeper Thomas Kessler verpasste dem 48 Jahre alten 49100 Menschen waren gekom- den Etat vonEintracht Braun- Kazuki Nagasawa 2,5 men, die große Mehrheit davon schweig als Beispiel genannt: Drei Raffiniert in seinen Ideen und Lauf- warauf Jubel gebucht hatten und Angemessen ergriffen: FC-Präsident Spinner (l.), Spieler Nagasawaund Trainer Stöger. Spiele vorSchluss noch nicht hoff- Österreicher die erste von vielen Bierduschenwegen, im Zweikampfdes und Ab- hätte außer Hymne, Höhner,Hen- nungslos abgeschlagen –Respekt. schluss noch nicht abgezockt ge- nes und Helmes eigentlich nichts griffauf das Spiel. Nach Vorarbeit Luthes Parade saß der Nachschuss 2. BUNDESLIGA Der Erfinder des Aufstiegsmottos nug. mehr gebraucht hätten zu einem vonPeszkozog der Ex-Leverkuse- des Kölner Stars. •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• warSchmadtkedamit also gewiss Abends. Aus und Ende also, mit einem 3:1-Sieg über schönen FC-Fest. Jedenfalls nichts ner aus 18 Meternab, TorwartLu- Der Widerstand des VfL warda- Energie Cottbus –FCSt. Pauli 1:1 nicht. Aber es kann dem FC nur Daniel Halfar 3,5 Unkalkulierbares wie einen Geg- the kam nicht mehr heran –1:1 mit gebrochen, die Kölner spielten SV Sandhausen –Fort. Düsseldorf 0:3 guttun, solchen Realismus im Laufstark, aber mit einigen Abspiel- ner,der alles versauen konnte. (50.), der Ausgleich. die Schlussphase als Countdown Aue –Dyn. Dresden 2:0 Klub zu haben. Das wäre neben 1860 München –A.Bielefeld 2:1 den VfL Bochum hat der Klub die Rückkehr in diefehlern. ersteDie guten Ideen kamen von Und der VfL Bochum entpuppte Das Stadion tobte, und die Köl- zur großen Feier hinunter.Antho- Karlsruher SC –Union Berlin 3:2 dem Aufstieganund für sich die Helmes, Nagasawa und Lehmann. sich lange Zeit als Partybremse. ner schnürten die Gäste nun ein. ny Ujah, eine Viertelstunde vor Kaiserslautern –FSV Frankfurt 3:2 andere Sache, zu der man gratulie- Im zweiten Durchgang viel besser. FC-Trainer Peter Stöger hatte Risse scheiterte knapp an Luthe Schluss für Helmes eingewechselt, VfR Aalen –FCIngolstadt 0:0 ren kann. Bundesliga perfekt gemacht. zuvor die bestmögliche Elf auf den (56.) und nach 63 Minuten hatte beseitigte die letzten Zweifel (81.) SC Paderborn –Greuther Fürth 2:2 1. FC Köln –VfL Bochum 3:1 Slawomir Peskzo 3 aus Sicherheitsgründen einge- Stögers Team die Wende geschafft. –der fünfte Aufstiegder Vereins- Ganz schwache, fahrige erste Hälf- zäunten Platz geschickt. Aber un- Halfar und Peszkospielten Hel- geschichte warperfekt. 1. 1. FC Köln 31 18 10 348:17 64 2. Greuther Fürth 31 15 97 55 :36 54 Statistik „Es ist eine große Geschichte für mich“ sagtete desStögerPolen, der viele Bälle verstol- ter den Augen vonLukas Podolski mes frei, der umständlich genug Drei Spiele Kür muss der FC 3. SC Paderborn 31 15 88 57 :47 53 spielte der FC eine mäßige erste ausholte, umAcquistapace die Ge- noch bestreiten: Als Zweitliga- perte. Die Vorlage zum 1:1 wirkte 4. Kaiserslautern 31 14 89 48 :34 50 Köln: Horn -Brecko, Maroh, Wim- 5. Karlsruher SC 31 12 12 743:29 48 wie ein Neustart-Knopf. Hälfte, an deren Ende er sogarin legenheit zu geben, ihn wegzuche- Meister nun auch die meisten mer,Hector -Lehmann, Matuschyk Rückstand lag. ImAnschluss an ei- cken. Elfmeter und Rote Karte – Punkte eines Zweitliga-FC sam- 6. FC St. Pauli 31 13 81042:40 47 gerührt, „es ist schwer, das in Worte zu fassen“. Viel 7. SV Sandhausen 31 12 81129:29 44 (46. Risse) -Nagasawa (82. Ger- 2,5 nen Eckball köpfte DannyLatza Bochums Coach meln, lautet das Ziele. Die Marke 8. Fort. Düsseldorf 31 11 10 10 35 :40 43 hardt), D. Halfar,Peszko -Helmes Der Druck durch die Kulisse beein- den Ball ins Kölner Tor(43.) –die beschwerte sich hinterher bitter steht bei 67 Zählern, gehalten von 9. Union Berlin 31 11 91146:42 42 (76. Ujah). mehr sagen konnte er nicht. Seine Spieler stürmtendruckten ihn erwartungsgemäß schwächste Offensive der Liga darüber.Helmes persönlich führte der Huub-Stevens-Elf 2005. „Am 10. 1860 München 31 11 81233:39 41 Bochum: Luthe -Freier (66. But- überhaupt nicht. Gute erste Hälfte hatte für die Führung gesorgt. aus. Es wurde wackelig wie schon Dienstag hat die Mannschaft frei, 11. Aue 31 11 71340:46 40 scher), Maltritz, Fabian, Acquistapa- 12. VfR Aalen 31 9111129:37 38 ce -Klostermann, Jungwirth, Latza mit echten Spielmacher-Szenen, Das sah wie ein Betriebsunfall öfter in dieser Saison, aber nach ab Mittwoch werden wir wieder 13. FC Ingolstadt 31 9101229:32 37 aber schwachen Abschlüssen. Bis aus. Dem künftigen Erstligisten konzentriertarbeiten“, hatte Trai- 14. VfL Bochum 31 10 71428:37 37 (82. Gulden) -Tasaka, Cwielong (77. singend und tanzend die Pressekonferenz. Draußenzum erfolgreichen Elfmeter-Nach- blieb ja noch eine ganze Halbzeit, ner Stöger zwischen zwei Bierdu- 15. FSV Frankfurt 31 9715 41 :50 34 Kreyer) -Sukuta-Pasu. Schiedsrichter: Guido Winkmann schuss zum 2:1. um die örtliche und zeitliche Ver- Aufstiegs-Souveniers schen erklären können. 16. Dyn. Dresden 31 5161032:44 31 17. A. Bielefeld 31 7717 33 :55 28 (Kerken). legung der Feierlichkeiten- zu ver- Im Stadion am Ostermontag wa- auf dem Rasen war längt jenes Chaos ausgebrochen, Das offizielle Aufstiegs-T-Shirt, 18. Energie Cottbus 31 6718 34 :48 25 Zuschauer: 49100 (ausverkauft). Anthony Ujah 2 hindern. Stöger reagierte mit einer den Schal und die Medaille gibt es ren den Leuten die Rekorde egal. Fr.: Gr.Fürth –1860 München,FCIngolstadt – Rote Karte: Acquistapace (62.) nach 1. FC Köln,VfL Bochum –A.Bielefeld, Fort. Kam für Helmes. Entschied das Systemumstellung und brachte ab sofort im KSTAShop zu kaufen. „Nie mehr zweite Liga“ –das war Sa: einer Notbremse. Düsseldorf –Aue,FSV Frankfurt –Energie Cott- Marcel Risse für Adam Matu- der dominierende Sprechchor.Ein Tore: 0:1 Latza (42.), 1:1 Risse (50.), Spiel. www.ksta.de/shop bus, So.: FC St. Pauli –VfR Aalen,SCPader- das der FC hatte vermeiden wollen. Kurz nach dem 2:1 Helmes (64.), 3:1 Ujah (81.). schyk. Das zahlte sich schnell aus. Tel0221/5679 93 03 Slogan, ein Wunsch. born –SVSandhausen,Dyn. Dresden –Karlsru- Abpfiff hatten erst im Norden, dann im SüdenCHRISTIAN OEYNHAUSEN und Die Kölner fanden sofortmehr Zu- www.ksta.de/fc her SC, Mo.: Union Berlin –Kaiserslautern. schließen überall Fans die Zäune überklettert und den Platz geflutet. Polizei zog auf, doch die Leute feierten Fest. Jedenfalls nichts Unkalkulierbares wie einen Geg- entspannt. Die Spieler, die eine Ehrenrunde geplant ner, der alles versauen konnte. Und der VfL Bochum hatten, duschten vor dem Spielertunnel alles und je- entpuppte sich lange Zeit als Partybremse. den mit Bier und präsentierten sich dann auf der Tri- FC-Trainer Peter Stöger hatte zuvor die bestmögliche büne dem Volk. „Für die ganze Stadt ist ein Traum in Elf auf den aus Sicherheitsgründen eingezäunten Platz Erfüllung gegangen“, rief Torwart Timo Horn der Men- geschickt. Aber unter den Augen von Lukas Podolski ge zu. „Ihr gehört in die erste Liga - so wie wir“, sagte spielte der FC eine mäßige erste Hälfte, an deren Ende Abwehrchef Dominic Maroh. er sogar in Rückstand lag. Im Anschluss an einen Eck- 49100 Menschen waren gekommen, die große Mehr- ball köpfte Danny Latza den Ball ins Kölner Tor (43.) heit davon war auf Jubel gebucht hatten und hätte - die schwächste Offensive der Liga hatte für die Füh- außer Hymne, Höhner, Hennes und Helmes eigentlich rung gesorgt. nichts mehr gebraucht hätten zu einem schönen FC- Das sah wie ein Betriebsunfall aus. Dem künftigen

28 April 2014

Erstligisten blieb ja noch eine ganze Halbzeit, um die Kölner spielten die Schlussphase als Countdown zur örtliche und zeitliche Verlegung der Feierlichkeiten- zu großen Feier hinunter. Anthony Ujah, eine Viertelstun- verhindern. Stöger reagierte mit einer Systemumstel- de vor Schluss für Helmes eingewechselt, beseitigte lung und brachte Marcel Risse für Adam Matuschyk. die letzten Zweifel (81.) - der fünfte Aufstieg der Ver- Das zahlte sich schnell aus. Die Kölner fanden sofort einsgeschichte war perfekt. mehr Zugriff auf das Spiel. Nach Vorarbeit von Pesz- Drei Spiele Kür muss der FC noch bestreiten: Als Zweit- ko zog der Ex-Leverkusener aus 18 Metern ab, Torwart liga-Meister nun auch die meisten Punkte eines Zweit- Luthe kam nicht mehr heran - 1:1 (50.), der Ausgleich. liga-FC sammeln, lautet das Ziele. Die Marke steht bei Das Stadion tobte, und die Kölner schnürten die Gäste 67 Zählern, gehalten von der Hu- nun ein. Risse scheiterte knapp an Luthe (56.) und nach ub-Stevens-Elf 2005. „Am Diens- 63 Minuten hatte Stögers Team die Wende geschafft. tag hat die Mannschaft frei, ab Halfar und Peszko spielten Helmes frei, der umständ- Mittwoch werden wir wieder kon- lich genug ausholte, um Acquistapace die Gelegenheit zentriert arbeiten“, hatte Trainer zu geben, ihn wegzuchecken. Elfmeter und Rote Karte Stöger zwischen zwei Bierduschen - Bochums Coach Peter Neururer beschwerte sich hin- erklären können. terher bitter darüber. Helmes persönlich führte aus. Es Im Stadion am Ostermontag wa- wurde wackelig wie schon öfter in dieser Saison, aber ren den Leuten die Rekorde egal. nach Luthes Parade saß der Nachschuss des Kölner „Nie mehr zweite Liga“ - das war Stars. der dominierende Sprechchor. Ein Der Widerstand des VfL war damit gebrochen, die Slogan, ein Wunsch.

nicht. Der FC kommt von dort, Glückwunsch für den Zwerg wo er hingehörte: Aus der fünf- von Karlheinz Wagner ten Zweitliga-Phase in 16 Jahren. Und ob er dort, wo er nun hinzu- Es passt ins Gesamtbild der letzten Monate, dass es gehören meint, auch bleiben darf, dem 1. FC Köln gelungen ist, in dem Moment für den darüber lässt sich im April 2014 die Feier geplant war, auch den Anlass zu unterlegen. nichts sagen. Wahrscheinlich ist, Der Sieg über Bochum ist der vorläufige Höhepunkt ei- dass der verschuldete FC in den nes kraftvollen Zwischenspurts, der diesen Aufstieg in nächsten Jahren in der Ersten Liga die Kategorie souverän einordnet. Der Fußball der Stö- bestenfalls ein Zwerg sein wird, ger-Elf war zwar selten berauschend, aber zermürbend der Mainz und Augsburg fürchten und vor allem defensiv zu gut für die meisten Teams muss. Gerade hat Geschäftsfüh- der Liga. Als der FC beim Trainingsauftakt im Juni 2013 rer Jörg Schmadtke Tabellenstand noch ohne Trainer und Mannschaft und mit leeren und den Etat von Eintracht Braun- Konten dastand, hatte es nach einem solchen Aufstieg schweig als Beispiel genannt: Drei nicht ausgesehen. Und nach den ersten drei Spielen Spiele vor Schluss noch nicht hoff- auch nicht. Aber am Ende war es eine Punktlandung. nungslos abgeschlagen - Respekt. Der FC hat also 2013/14 sehr viel richtig gemacht. Hät- Der Erfinder des Aufstiegsmottos ten nicht einige Fans für Ärger gesorgt - es wäre ein war Schmadtke damit also gewiss Jahr ohne Missklang gewesen. Und wenn der Klub sich nicht. Aber es kann dem FC nur guttun, solchen Realis- nicht das Aufstiegsmotto „Do, wo mer hinjehüre“ ge- mus im Klub zu haben. Das wäre neben dem Aufstieg wählt hätte, könnte man sogar sagen, er sei komplett an und für sich die andere Sache, zu der man gratulie- geläutert. Aber ganz ohne Hybris geht es offenbar ren kann.

29 April 2014

Nie mehr Zweite Liga: „Mer sin widder do“ von Peter Berger

Das Spiel ist kaum abgepfiffen, da geht auf den Ringen zwischen dem Rudolfplatz und den Friesenplatz gar nichts mehr. Keine Ahnung, wie schnell es die ersten Fans aus dem Stadion bis in die Innenstadt geschafft haben. Fünf Minuten? Zehn Minuten? Aber sie sind da, tragen rot-weiße Fußbälle auf dem Kopf, feiern die Torschützen Patrick Helmes und Anthony Ujah, die das 3:1 gegen den VfL Bochum perfekt gemacht haben und sind wieder kurz vor dem Gewinn der Deutschen Meis- terschaft. Und sie haben den Bayern die Lederhosen schon ausgezogen. Die ersten Feuerwerkskörper werden gezündet. Auch wenn der Aufstieg erwartet war, jetzt ist es geschafft und die Zweite Liga so weit weg wie Färöer-Inseln vom Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft. Was sich auf den Ringen abspielt, was das Beton-Kunstwerk, der Ruhende Verkehr, nach so vielen Jahren seit dem letz- ten Aufstieg 2008 erleben darf, was im Stadion seinen Anfang nahm, setzt sich in den Kneipen fort. Über- gegen den VfL Bochum ungebrochen. Zu viel haben sie schwängliche Freude. Der FC ist wieder da, wo er für schon erlebt, die Aufstiegsfeier in der Eckkneipe ist eh seine Anhänger eigentlich immer hingehört hat: In der erst für den 18. Mai geplant. Nach dem letzten Spiel Beletage des deutschen Fußballs. beim FSV Frankfurt. Unter der Kneipendecke hängen Gefeiert wird überall. Zum Beispiel im Alt Neppes auf rot-weiße Luftballons und jeder, der das Lokal verlässt, der Neusser Straße, einer der Keimzellen der FC-Fan- weiß genau, was man sich hier wünscht. „Do, wo die kultur. Hier bricht der Orkan in der 62. Minute los: Pa- sin, wolle mer och hin. Irjendwann.“ Der Pfeil zeigt trick Helmes versenkt den Elfer im Nachschuss, und nach oben, auf die Fanschals von Bayern München und jetzt gibt es kein Halten mehr. Das 3:1 durch Ujah in Borussia Dortmund. Und plötzlich ist „irjendwann“ der 82. Minute geht im „Nie mehr Zweite Liga unter“. ganz nah, so greifbar wie das nächste Kölsch an der Andreas Krämer, Chef der Fischbude um die Ecke, trägt Theke. Oder eines der Ostereier, die auf den Tischen sein persönliches Aufstiegs-Shirt unter dem Trikot: griffbereit sind. Aufstieg 2014. 2:1. Jetzt wird es hochgerissen. Mer sin Helga Faust hat den Laden im Griff. Die Wirtin, die See- widder do. „Selbst entworfen, nichts Offizielles“, sagt le des Alt Neppes, muss zapfen, was der Hahn hergibt. er und lacht. Erst recht, als der FC kurz nach der Pause zurückschlägt Hier, beim Fanclub der FC-Fründe Alt Neppes, war der und den Ausgleich erzwingt. Jürgen Oettermann (72) Optimismus auch nach dem 0:1-Rückstand zur Halbzeit hat sich von seiner Frau („Die ist Bayern-Fan“) voller

30 April 2014

Stolz mit den Worten verabschie- det: „Ich gehe als Zweitligist und ich komme als Erstligist zurück.“ Und hat durchaus vor, sein Versprechen einzulösen. Seit seiner Kindheit schlägt sein Herz für den FC, hat die großen Zeiten mit den Meister- schaften und Pokalsiegen miterlebt. Die Rückkehr in die Bundesliga ist nicht nur für ihn beschlossene Sa- che. „Wir müssen gewinnen, schon allein, weil der Peter Neururer so groß getönt hat.“ Für alle, die es nicht wissen. Neu- rurer ist der Trainer des Gegners, des VfL Bochum. Und er hat dem 1. FC Köln vor Jahren schon mal vor dem Abstieg bewahrt. „Hoffent- lich ist das kein schlechtes Omen“, sagt Oettermann. „Der Podolski war mit seinem Sohn heute schon bei den Haien. Die haben verloren.“ Es kommt ganz anders, für Jürgen Oet- termann im Alt Neppes und für Lu- kas Podolski in seiner neuen Stadionloge. das 2:1 herbeitrinken. Er kann es, und vergessen ist die Das alles muss auch der Boss erst mal verdauen. „Hel- Ungerechtigkeit dieser Welt, dass vor dem Helmes-El- ga, ich tippe wie immer, vier null“, ruft Jürgen Müller fer zwei klare Elfmeter nicht gegeben wurden. So sieht (64), Vorsitzender der „Trachtengruppe“, wie er seine das der komplette Stammtisch nach einer Stunde. Was FC-Fründe Alt Neppes nennt, optimistisch wie immer soll es. Et hät noch immer jotjejange. vor dem Anpfiff. Dass sein Tipp zur Halbzeit schon ka- 22.07 Uhr, kurz nach dem Abpfiff. Man glaubt es nicht, putt ist, stört ihn wenig. Hauptsache, die Nummer geht aber im Alt Neppes fließt nicht nur das Kölsch, es flie- nicht in die Hose. Geht sie nicht! Geht sie nicht! Das ßen auch ein paar Tränen. Und Jürgen Müller, der Spiel ist ein Straßenfeger. Du könntest auf der Neusser Boss, weiß genau, was auf ihn zukommt. Er darf die Straße tanzen, aber wer will das schon. Wer sich nach Auswärtsfahrten für die mehr als 30 Mitglieder sei- dem Ausgleich noch nach draußen traut, ist entweder nes Fanclubs organisieren. Und zwar nicht mehr nach starker Raucher oder hat mit Fußball nichts am Hut. Sandhausen oder Aue. Sondern nach Mönchenglad- Von der letzteren Sorte gibt es im Alt Neppes aber bach, nach Leverkusen und zum FC Bayern. Und auch niemanden. Jürgen Müller ist immer noch verdammt nicht mehr nach Düsseldorf. Denn das ist ihm beson- nervös, wirft die nächste Runde, als könne er damit ders schwergefallen.

31 April 2014

„Überall noch besser werden“ von Christian Oeynhausen

Herr Spinner, wie haben Sie die Nacht des Aufstiegs erlebt? WERNER SPINNER: Ich glaube nicht, dass ich am Abend nach dem Spiel schon in vollem Umfang begriffen habe, was eigentlich passiert ist. Wenn die Tabelle dann so schwarz auf weiß vor dir liegt, wenn du Ge- wissheit hast und das nach so einem Spiel, das ja in der ersten Halbzeit nicht nach unseren Vorstellungen lief - da braucht man Zeit zum Ver- arbeiten.

Auch Sie sind nicht ohne Bierdusche davongekommen . . . SPINNER: Ja, ich war gerade mit ei- nem Interview fertig, als jemand mit dem Glas kam - ich glaube, es war Thomas Kessler. Ich hatte keinen zweiten Anzug dabei, weil ich nicht mit einer Bierdusche gerechnet hat- te. Ich war ja nur auf den Rasen ge- gangen, weil ich mithelfen wollte, den Platzsturm zu verhindern oder wenigstens einzudämmen. Das habe ich vor der Südtri- Wann war Ihnen klar, dass es in dieser Saison reichen büne nicht so richtig geschafft. Vor dem Kabinengang, würde? als so stark gedrückt wurde, hat es besser funktioniert. WERNER SPINNER: Ich habe ja in der Führung von Fuß- Da stand ich auf einer Bierkiste und habe gerufen: ballvereinen nicht viel Erfahrung. Mein Eindruck von „Hört mit der Scheiße auf.“ Dann wurde Halleluja von den Spielen ist immer punktuell. Ich sehe: Heute spie- Brings gespielt. Da hat man gesehen, wie Musik Men- len wir gut oder heute spielen wir nicht so gut. Die Zu- schen beruhigen kann. versicht haben mir Peter Stöger, Jörg Schmadtke und

32 April 2014

Jörg Jakobs vermittelt, die mir sagten: Ganz ruhig, das Der Klub hat einige seiner jungen Spieler langfristig ge- wird schon, wir sind auf einem guten Weg. Ich glaube, bunden. Wird dieser Weg fortgesetzt? das war nach dem 3:0 beim FC St. Pauli. Davor hatten SPINNER: Auf jeden Fall. Wir müssen unsere Arbeit wir ja das 0:1 in Bochum, das war ein Unfall, aber dann im Jugendbereich weiter verbessern. Das ist einer un- kam das 0:1 gegen Ingolstadt - da wurde es für mich serer großen Schwerpunkte. Mit dem, was wir bisher ein bisschen wackelig. geschafft haben, können wir zufrieden sein. Aber jetzt muss das Ziel sein: Wir müssen in allen Bereichen noch Welchen Anteil hat das Führungstrio aus Ihrer Sicht? ein bisschen besser werden. SPINNER: Wenn man so einen Verein führt, lebt man von dem Vertrauen in die Leute, die man geholt hat. Mit der Erstklassigkeit haben Sie aber auch wieder ein Die Personalauswahl war hervorragend. Das sage ich Argument, um zum Beispiel Timo Horn länger zu bin- nicht, weil ich daran beteiligt war, denn es hat immer den? auch etwas mit Glück zu tun. Wir sind nahe an der SPINNER: Das ist so. So wie ich die Herren Schmadtke hundertprozentigen Trefferquote, das ist nicht selbst- und Wehrle kenne, werden sie sportlich und finanziell verständlich. Es ist das Verdienst dieser Leute, dass wir die richtigen Entscheidungen zu den passenden Kondi- den Aufstieg erreicht haben. tionen treffen.

Wann unterschreibt Trainer Peter Stöger seinen neuen Wie schätzen Sie die Chancen auf den Klassenerhalt Vertrag? ein? SPINNER: Herr Schmadtke wird den richtigen Zeitpunkt SPINNER: Es kann nur dieses eine Ziel geben: Drinblei- wählen. Ich finde richtig, was Peter Stöger gesagt hat: ben. Ich fühle mich als 1. FC Köln in der ersten Liga als Dass man nicht vor Ablauf der Saison, während sich kleiner Verein. Zu den Chancen kann ich noch nichts alles auf den Aufstieg fokussiert, groß über Verhand- sagen. Warten wir das Saisonende und den neuen Ka- lungen spricht. der ab.

Was muss der FC jetzt tun, da Planungssicherheit ge- War die Fan-Problematik der einzige Wermutstropfen geben ist? der Saison? SPINNER: Jörg Schmadtke und Jörg Jakobs arbeiten SPINNER: So ein Dialog ist kein geradliniger Prozess. schon seit langem an der sportlichen Seite. Wirtschaft- Dass man Rückschläge einstecken muss, war uns klar. lich haben wir noch viele Baustellen. An erster Stelle Man muss den Mund abputzen und weitermachen. steht der Schuldenabbau. Dazu haben wir in der Ers- Unser Engagement wird von innerhalb und außerhalb ten Liga die Gelegenheit. Wir sind mit vielen wichtigen des Klubs sehr positiv gesehen, auch von einem Groß- Sponsoren-Verträgen schon sehr weit, haben abge- teil der Fanszene. Einige wird man trotzdem nicht er- schlossen oder sind kurz davor. Auch in diesem Bereich reichen. Bei denen müssen wir dafür sorgen, dass sie habe ich vollstes Vertrauen in die operativ Verantwort- nicht ins Stadion kommen. lichen um Alexander Wehrle.

33 AUF DEN PUNKT Himmelsauge im Festungsbau In BarbaraSchock-Werners Köln-Visite beschäftigt sich die ehemalige Dombaumeisterin mit dem Bayenturm, der einstTeil der mittelalterlichen Stadtmauer warund heute 23 das Frauen-Archiv vonAlice Schwarzer beherbergt Seite 25 MITTWOCH, 23. APRIL 2014

DAS KÖLN-WETTER Wolkig 5 Minimum der kommenden Nacht: 12° Köln 24° Wind in km/h

PRO-KÖLN-RATSHERR Richterin prüft Haftbeschwerde

Der rechtsextreme Ratspolitiker JörgUckermann hat beim Landge- richt Beschwerde gegen seine Un- tersuchungshaft eingelegt. Ent- Aufsteiger in Zahlen schieden worden sei darüber noch nicht, teilte eine Sprecherin des 1. FC KÖLN Die Rückkehr in die Erste Liga zuständigen Oberlandesgerichts mit. Uckermann ist wegen Betrugs istnun perfekt.Ein Blick ins Zählbare angeklagt und waram11.April un- April 2014 entschuldigt nicht zum Prozess- auftakt erschienen. Der Richter hatte ihn daraufhin per Haftbefehl suchen lassen, noch am selben Abend nahmen Polizisten das Pro- Köln-Mitglied im Landeskranken- haus Merheim fest. Laut Markus Aufsteiger in Zahlen und Rekordspielern. 422-mal stand der heutige Vize- Beisicht, dem Vorsitzenden von Pro Köln, habe Uckermann schon von Christian Löer präsident Toni Schumacher im FC-Tor, 166 Treffer er- länger psychische Probleme. Aber zielte Rekord-Torschütze Hannes Löhr für den FC. Auf die Haftrichterin hielt ihn für haft- fähig.AufAnordnung des Landge- Der 1. FC Köln ist zurück in der Ersten Liga - ein schöner dem 105 mal 68 Meter großen Rasen im Rhein-Ener- richts soll Uckermann im Gefäng- nis vomAnstaltsarzt untersucht Anlass, sich mit den Details des in diesen Tagen wieder gie-Stadion holten die Kölner in dieser Saison bis zum werden. Das Ergebnis ist noch so stolzen Vereins zu befassen. Der Blick auf die Zahlen vollendeten Aufstieg 32 Punkte - und damit genauso nicht bekannt. Kommenden Mon- tag wird der Betrugsprozess fort- beweist: Sportlich ist die Mannschaft von Trainer Peter viele wie auf fremden Plätzen. 71,95 Meter hoch sind gesetzt. Mit der Inhaftierung will das Gericht erreichen, dass der 45- Stöger ein verdienter Aufsteiger: Sie hat die Mehrzahl die Lichtstelen des Stadions, die steilste Tribüne ist der Jährige dann auch erscheint. Der AlleihrerSchals Zweikämpfein die Höh’: Die FC-F gewonnen,ans vollführten am dieMonta mitgabend Abstandzwar einen Platzsturm, we- Oberrangblieben jedoc hf Westriedlich. mit einem Neigungswinkel von 35,4 letzte Prozesstag ist imAugust. Ob Uckermann so lange in U-Haft nigstener 1. FCGegentoreKöln ist zurück kassiertein verdienter - undAufsteiger: die meistenSie hat seiner PunkteMitglieder Grad.(mehr Mehrals im alsRhein-Ener fünf gie-StadionKilometerholten StahlseileNeigungswink sindel vo verbaut.n35,4 Grad. bleiben muss, ist noch unklar. (ts) gesammelt.in der Ersten DochLiga–e einin dieFußballvereinMehrzahl ihrer Zw bestehteikämpfe 57nicht000), nurseinen LeToregenden derund Heimmannschaftdie Kölner in dieser Saison werdenbis Mehr aufals fünfdenKilometer je 48 Stahlsei-Quad- Dschöner Anlass, sich mit gewonnen, die mit Abstand we- Rekordspielern. 422-mal stand zum vollendeten Aufstieg32 le sind verbaut. Tore der Heim- denausDetails sportlichendes in diesen Leistungen.Tagen nigsten Ge Ergentore bestehtkassier aust–und derder Summeheutige Vi zepräsidentratmeterToni großenPunkte –u Videowändennd damit genauso viele wiederholtmannschaft we rden- 26-malauf den je in48 wieder so stolzen Vereins zu be- die meisten Punkte gesammelt. Schumacher im FC-Tor,166Tref- wie auf fremden Plätzen. 71,95 Quadratmeter großen Videowän- NORD-SÜD-STADTBAHN faseinerssen. Der MitgliederBlick auf die Zahlen (mehrDoch alsein 57Fußballv 000),erein seinenbesteht Legendenfer erzielte Rekord-Tdenorschütze bislangMeter 16 Heimspielen.hoch sind die Lichtstelen den wiederholt –26-mal in den beweist: Sportlich ist die Mann- nicht nur aus sportlichen Leistun- Hannes Löhr für den FC.Auf dem des Stadions, die steilste Tribüne bislang 16 Heimspielen. (chl) Bohrungen auf schaft vonTrainer Peter Stöger gen. Er besteht aus der Summe 105 mal 68 Meter großen Rasen ist der Oberrang West mit einem www.ksta.de/fc derBonnerStraße

Wie viele Menschen markierten das Foto, Wie hoch ist die Strompauschale pro Wie viele Trikotsponsoren hatte der An rund 70 Stellen auf der Bonner das Lukas Podolski von sich am Montag- Stunde für Mieter des Rhein-Energie-Sta- 1. FC Köln in seiner Geschichte? Straße wird in den nächsten Wo- abend aus dem Stadion verschickte, auf dions, wenn das Flutlicht eingeschaltet chen die Fahrbahn aufgebohrt. Im dem Foto-Netzwerk Instagram im Inter- wird? 11 :Pioneer (1979–82), Doppeldusch Auftrag desAmtes für Straßen und net mit „Gefällt mir“? (1982–85), Daimon (1985–87), Samsung Verkehrstechnik überprüft eine 400 Euro –der FC zahlt allerdings ei- (1987–91), Citibank (1991–93), Pepsi Firmadie genaue Lage vonRoh- 36700 ne pauschale Pacht, in der das Geld für (1993–94), Ford (1994–99), VPV Versicherun- ren und Leitungen im Untergrund. Strom enthalten ist. gen (1999–2003), Funny Frisch (2003–05), Das teilte das Presseamt der Stadt Gerling (2005–07), Rewe (seit 2007) mit. Damit beginnen die Vorberei- tungen für den dritten Bauab- Um wie viel Prozent er- schnitt der Nord-Süd-Stadtbahn. höhen sich die Dauer- Wie viele Geißböcke haben Bis Ende Juni sollen die „Suchgra- Wie viele Zuschauer erwartet kartenpreise in der bereits als Maskottchen bungen“ abgeschlossen sein. Die der 1. FC Köln in der Ersten Liga? nächsten Saison im Ver- des 1. FC Köln fungiert? In welchem Jahr wurde die Hym- Arbeiten seien laut Presseamt not- gleich zum Abstiegsjahr ne des 1. FC Köln geschrieben? wendig, weil nicht nur die Gleise 47719kamen im 2011/2012? 8 –seit 2008 regiert Hennes VIII. Den in der Mitte der Straße verlegt wer- Schnitt in der Abstiegssaison ersten Hennes bekam Präsident Franz 1841 Sie basiert auf dem den.Auch die Fahrbahnen, Radwe- 2011/2012. 0 Prozent Kremer am 13. Februar 1950 geschenkt. schottischen Traditional „Loch Lo- ge und Bürgersteige müssten neu In dieser Spielzeit sind es bisher mond“.Seit 1998 singen die Höh- geplant und angelegt werden. Vie- im Schnitt ner auf die Melodie das Lied „Mer le der Leitungen für Wasser, stonn zo dir FC Kölle“. Strom, Gas, Ampelschaltungen 42 929 Wie viele fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt der 1. FC Köln? und Telekommunikation müssen deshalb verlegt werden. (phh) 193Menschen arbeiten in der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Köln, darin enthalten sind auch Trainerstab und Spieler.

Wie viele erfolgreiche Pässe spielten die

•••• ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Ihr Draht zu uns •• Wie viele Son- FC-Profis in der laufenden Saison? derzüge setzt die KVB an ei- 10040 (Die 3006 Fehlpässe ha- nem Spieltag ben wir längst vergessen.) des 1. FC Köln ein? 30 Doppelzüge Wie hoch ist die Stadionpacht, die der FC in der Ersten Liga an die Stadt zahlen Haben Sie Fragen oder Kritik? muss? Gibt es ein Thema, das Sie Durch die Einigung mit der Stadt im vergan- besonders interessiert? genen Jahr hat der Klub in der Zweiten Liga Sie erreichen heute zwischen Wie viele Aufstiegs-T-Shirts ver- Pacht gespart, in der Bundesliga muss er da- 12 und 13 Uhr am Lesertelefon kaufte der 1. FC Köln in den ers- für deutlich mehr aufbringen, rund: Susanne Hengesbach, ten 24 Stunden nach dem Auf- Millionen Euro. Redakteurin Lokalredaktion stieg? Rund 7,8 unter 02 21/2 24 26 66 – Die Spieler des 1. FC Köln feierten denAufstiegauf den Ringen in der oder schreiben Sie eine E-Mail an 6000 Innenstadt, im „FlamingoRoyal“ und im „51“. BILDER: DAHMEN (2); LÖER; GRÖNERT; LUKAS PODOLSKI/INSTAGRAM [email protected]

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