Wider ein Skandalbuch - Der Streit über Martin Walsers "Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

Kai Köhler (Seoul National Univ.)

Schriftsteller brauchen die Buchkritik: Denn ihre Bücher sollen bekannt und verkauft werden, sie selbst berühmt und beachtet. - Schriftsteller hassen die Buchkritik: An einem einzigen Nachmittag vermag der Kritiker, das Schaffen eines ganzen Jahres zu zerschlagen. Viele Autoren haben wohl einmal insgeheim den "Tod eines Kritikers" gewünscht. , nach Günter Grass der bekannteste deutsche Autor der Gegenwart, hat ihnen den Roman geschrieben. Damit brachte er die Kritiker nicht zum Schweigen. Im Gegenteil: Während im Normalfall ein Buch erst nach Erscheinen gelobt oder getadelt wird, brach diesmal der Streit schon los, bevor das Manuskript gedruckt wurde. Problem war, daß Walser den Mord an einem Kritiker jüdischer Herkunft imaginierte; an einem Kritiker, der leicht als Marcel Reich-Ranicki dechiffrierbar war, der nur mit viel Mühe und Glück den faschistischen Völkermord überlebt hatte. Damit war ein Skandal da und nützte wiederum dem Autor: In kürzester Zeit wurden 200 000 Exemplare des Romans verkauft. Der Verdacht entstand, Walser habe gezielt einen Streit provoziert, um Aufmerksamkeit auf sein Buch zu lenken. Der Buchmarkt ist zwar ein Markt, aber vergleichsweise ruhig und behäbig; anspruchsvolle Literatur ist Angelegenheit einer Minderheit. 224 Kai Köhler

Damit es in diesem Bereich überhaupt zu einem Skandal kommt, müssen also verschiedene Faktoren zusammentreffen. Im diesem Fall gab es persönliche, politische und wirtschaftliche Konflikte. Erst sie alle zusammen konnten die Auseinandersetzung verursachen, die es um Walsers Buch tatsächlich gab. Um den Roman selbst l soll es hier nicht gehen. Meine These, daß es sich um einen antisemitischen Roman handelt, habe ich bereits während der Debatte im Frühjahr 2002 formuliert. 2 Aus größerer Distanz haben dagegen Dieter Borchmeyer und Helmuth Kiesel 2003 einen Band publiziert, als dessen Zielsetzung sie angaben, "den vielfach denunziatorischen Lesarten des Romans, welche seinen Perspektivismus verkennen, die Genauigkeit philologischer Lektüre entgegenzusetzen. ,,3 Über Walsers Roman enthält der Band im Einzelnen bedenkenswerte Einsichten. Da aber jede Kritik am Buch vorab als "denunziatorisch" abgewertet ist und BorchmeyerlKiesel ihr Buch als Verteidigungsschrift konzipiert haben, leidet auch die "Genauigkeit philologischer Lektüre". Fast durchgehend werden Kritiker Walsers ignoriert oder verunglimpft, eine Auseinandersetzung mit ihren Argumenten vermeiden fast alle der Beiträger. Eine gründliche wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Roman steht also noch aus. Thema dieses Aufsatzes ist die Debatte, die der Roman in einer bestimmten gesellschaftlichen Konstellation auslöste. Erst eine Kombination verschiedener Faktoren verursachte den Streit. Deshalb wird

I Vgl. Martin Walser: Tod eines Kritikers. Roman. am Main 2002. 2 Vgl. Kai Köhler: Haß eines Autors. Zu Martin Walsers gefahrlichem Roman "Tod eines Kritikers". In: literaturkritik.de Juni 2002, Druckfassung S. 58-64, http://literaturkri tik.de/txt/2002-06/2002 -06-00999. html. 3 Dieter Borchmeyer, Helmuth Kiesel: VOIwort. In: Dies. (Hg.): Der Ernstfall. Martin Walsers "Tod eines Kritikers". Hamburg 2003, S. 7-24, hier S. 22. Wider ein Skandalbuch - Der Streit über Martin Walsers 225 "Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt- zunächst die Entwicklung Martin Walsers vom linken Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft zum rechtsnationalistischen Großautor nachgezeichnet; in der Wirtschaftskrise, die für manche Zeitungen existenzbedrohend war und gegenwärtig noch ist, war er deshalb für Skandalisierung und dadurch Auflagensteigerung besonders geeignet. (Teil I) Zeitgleich zum Erscheinen des Romans über einen jüdischen Kritiker gab es in Deutschland als dem Land des Völkermords an Juden eine Auseinandersetzung darüber, in welchen Formen die israelische Besatzungspolitik kritisiert werden könne. (Teil 11) Die immer schon widersprüchliche Stellung der Literaturkritik zwischen ästhetischer und inhaltlicher Wertung (Teil III) komplizierte die Lage; Resultat war eine vielschichtige Debatte. (Teil IV) Ein Fazit (Teil V) beschließt den Aufsatz.

Martin Walser, geboren 1927, ist seit den späten 50er Jahren im literarischen Leben Deutschlands etabliert. Er schreibt auch Theaterstücke, ist allerdings in erster Linie Romanautor und Essayist. Fast durchgehend kommen die Protagonisten seiner Bücher aus dem Kleinbürgertum: häufig schwache Charaktere, eigentlich keine Helden. Sie sind eher Verlierer, denen aber die Sympathie des Autors gehört, gerade wo sie punktuell Widerstand leisten oder sich den Regeln der bürgerlichen Gesellschaft zu entziehen versuchen. Walser haßt Machtausübung. Seine kritische Sichtweise auf autoritäre Strukturen in der bürgerlichen Gesellschaft führte ihn um 1968 in die Nähe der politischen Linken. Bürgerliche Kritiker verrissen damals meist 226 Kai Köhler

seine Romane, doch der rur das Geistesleben Deutschlands zentrale liberale Suhrkamp-Verlag ließ ihn nicht fallen. Als Essayist politisch radikal, vermied es der Romanautor Walser, sein Werk allzu sehr in den Dienst der Politik zu stellen. Statt heldenhaft kämpfender Proletarier bevölkerten weiterhin schwache Bürger seine Bücher. In der politischen Linken versuchte Walser jene emotionale Heimat zu finden, die ihm die Schicht seiner Herkunft nicht gegeben hatte. In den frühen 70er Jahren griff die westdeutsche sozialliberale Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt jedoch einige Reformprojekte der Linken auf; wem das nicht reichte, der wurde in die Illegalität abgedrängt oder über Berufsverbote wirtschaftlich unter Druck gesetzt. Die radikale Linke zerfiel und konnte Walser keine Heimat mehr bieten. Walser wählte, typisch rur die westdeutschen Autoren um 1975, den Weg in die Subjektivität. Er sah nun seine politisierte Sprache als Verirrung und die literarische Sprache als den eigentlichen Ausdruck seiner Persönlichkeit. Von da an datiert Walsers Aufstieg zum Großautor, und auch das bürgerliche Feuilleton akzeptierte ihn, besonders wichtig die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die rur die Selbstverständigung der deutschen Konservativen wichtigste Zeitschrift. Ihr Literaturchef, der einflußreiche Marcel Reich-Ranicki, begann Walsers Romane zu loben; manchmal, nicht jeden, unzuverlässig, doch immerhin.4 Dabei hätte es bleiben können: Martin Walser als der Chronist der bürgerlichen deutschen Nachkriegsgesellschaft. Die Suche nach emotionaler Geborgenheit bewegte jedoch Walser zu neuen politischen Äußerungen. Nun suchte er Heimat in Nation und deutscher Einheit, im

4 Zu den wechselhaften Reaktionen Reich-Ranickis auf Walsers Texte vgl. Gustav Seibt: In Erlkönigs Armen sterben. Martin Walser und Marcel Reich-Ranicki: Zur Geschichte einer an Eskalationen reichen Beziehung. In: Süddeutsche Zeitung, 31.5.2002. Wider ein Skandalbuch - Der Streit über Martin Walsers 227 Jod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt- deutschen Zusammenhang also auf dem Feld der politischen Rechten: Die nationale Einheit war in Deutschland spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Ideologie, mit der soziale Kritik unterdrückt wurde. Mitte der 80er Jahre begann Walser eine Sonderrolle zu spielen: Anders als fast alle anderen deutschen Schriftsteller forderte er die deutsche Wiedervereinigung, die er 1989/90 als einen Sieg erlebte. Für jemanden, der Heimat sucht, kann solch ein Sieg nie genug sein. Nüchtern betrachtet, bleiben danach nur technische Aufgaben übrig: neue Straßen zu bauen oder Klärwerke, die Müllabfuhr zu organisieren. Die nationale Heimat kann nie das Bestehende sein, sondern immer nur das Zukünftige. 1990 mußte sich deshalb Walser radikalisieren. Immer mehr galt er als Vertreter eines nationalen Neokonservatismus. 1998 erschien der stark autobiographisch geprägte Roman "Der springende Brunnen", der eine weitgehend idyllische Kindheit im Faschismus schildert. Walser versöhnte sich mit seiner sozialen Herkunft, und er blendete weitgehend die gewaltsamen Seiten der Nazi-Herrschaft aus. Die Verklärung der Vergangenheit rief wieder einmal Reich-Ranicki auf den Plan. Inzwischen aus Altersgründen nicht mehr Literaturchef der FAZ, hatte er eine womöglich noch einflußreichere Position gewonnen. Er leitete eine Fernsehsendung, "Das literarische Quartett", in der jeweils vier Kritiker über literarische Neuerscheinungen sprachen; Anspielungen auf diese Sendung sind im Roman für jeden deutschen Leser unverkennbar. Die Sendung erreichte weitaus mehr Zuschauer als jede Zeitung Leser; in ihr tendierte jede Diskussion zur Show, in der Reich-Ranicki immer gewann, denn er argumentierte nie, sondern fallte medien gerecht Geschmacksurteile. Er war also ein Machthaber, wie Walser sie verabscheute. Gleichzeitig war Reich-Ranicki als Jude potentielles Opfer; nur knapp hatte er den 228 Kai Köhler

deutschen Faschismus überlebt, und er bewahrte sich stets eine besondere Sensibilität für Entwicklungen, die auf einen neuen deutschen Nationalismus hindeuteten. Reich-Ranicki verlangte, daß, wer über das "Dritte Reich" schreibe, auch vom Völkermord an den Juden schreiben müsse - was Walser ablehnte. "Der springende Brunnen" verkaufte sich gut und trug seinem Autor den "Friedenspreis des deutschen Buchhandels" ein, einen der renommiertesten Literaturpreise in Deutschland. Bei der Verleihung des Preises lieferte der neue Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frank Schirrmacher, die Laudatio. Walsers folgende Rede war wohl bewußt als Provokation angelegt. 5 Rigoros lehnte er jede öffentliche Reue von Deutschen für die Verbrechen der Nazi-Zeit ab, ebenso jede ritualisierte Form des Gedenkens an die Opfer und jede Diskussion über Gefahren des Rechtsradikalismus in der deutschen Gegenwart. Gewissen sei Angelegenheit des Einzelnen, die er still für sich abzumachen habe - jede Wendung nach Außen bedeute Heuchelei und Machtausübung. Bis heute - das wird auch in "Tod eines Kritikers" deutlich - zeigt Walser eine stark emotionale Abwehr gegen die christliche Abfolge von Reue, Beichte und Vergebung. Der Abschied von den Lasten der deutschen Vergangenheit wurde von der großen Überzahl der Zuhörer bejubelt. Zur Minderheit gehörte Ignatz Bubis, damals Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und selbst nur mit viel Glück Überlebender des Holocaust. Angesichts zahlreicher rechtsradikaler Angriffe auf Ausländer und Juden in

5 Vgl. Martin Walser: Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede. Mit der Laudatio von Frank Schirrmacher. Frankfurt am Main 1998; zur Interpretation der Rede vgl. Kai Köhler: Die poetische Nation. Zu Martin Walsers Friedenspreisrede und seinen neueren Romanen. In: Johannes Klotz, Gerd Wiegel (Hg.): Geistige Brandstiftung. Die neue Sprache der Berliner Republik. Berlin 2001, S. 101-154. Wider ein Skandalbuch - Der Streit über Martin Walsers 229 •Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

Deutschland empfand er Walsers Forderung, über die Vergangenheit zu schweigen, als Bedrohung und löste er mit seinem Vorwurf, Walser habe "geistige Brandstiftung" betrieben, eine heftige Diskussion aus.6 Der Ausgang war zwiespältig. Die Mehrheit der Intellektuellen, die das Wort ergriffen, stellte sich auf Walsers Seite. In einem in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" abgedruckten Gespräch, moderiert von Schirrmacher, wies Walser in herablassendem Ton alle Verständigungs• versuche des kompromißbereiten Bubis zurück; Bubis, vor den Trümmern seines Lebenswerks, Deutsche und Juden zu versöhnen, starb wenige Monate darauf. Immerhin aber wählten die meisten der Verteidiger Walsers eine vorsichtigere Argumentation: Sie wehrten nicht, wie Walser, jedes öffentliche Gedenken an die Vergangenheit ab, sondern sie problematisierten nur die bisherigen Formen des Gedenkens. Vor allem aber behielt Walser den Ruf des zwar repräsentativen, doch auch politisch zweifelhaften Autors. Gerade deshalb war er instrumentalisierbar. Im Mai 2002, also etwa ein halbes Jahr vor seiner Wiederwahl, lud Bundeskanzler Gerhard Schröder Walser zu einer Fernsehdebatte zur Frage der Nation ein. Dadurch signalisierte Schröder der intellektuellen Elite, daß er anders als sein Vorgänger Helmut Kohl Interesse an der Diskussion mit Schriftstellern habe. Er zeigte der nationalen Rechten, daß er bereit war, mit einem ihrer Vertreter zu sprechen. Indem er aber 1m Gespräch einen pragmatischen, problemlösungsorientierten Staatsbegriff gegen das von Walser geforderte nationale "Geschichtsgefühl" vertrat, konnte er es wiederum den

6 Wichtige Beiträge sind gesammelt in Frank Schirrmacher (Hg.): Die Walser-Bubis-Debatte. Eine Dokumentation. Frankfurt am Main 1999. Schirrmacher blendete die begeisterte Aufnahme der Rede von Seiten rechtsradikaler und neonazistischer Gruppierungen aus; ergänzend deshalb: Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Alfred Schobert (Hg.): Endlich ein normales Volk? Vom rechten Verständnis der Friedenspreis-Rede Martin Walsers. Eine Dokumentation. Duisburg 1999. 230 Kai Köhler

Liberalen rechtmachen. Schröder also gewann in jeder Hinsicht, doch auch Walser gewann, indem er zum Gesprächspartner des mächtigsten Politikers in Deutschland erhoben worden war. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" verteidigte Walser gegen Kritik und druckte sein statement in der Debatte mit Schröder ab; das war am 10. Mai 2002. 7 Damit hatte Walser wieder einmal ein einflußreiches Feuilleton auf seiner Seite - auch wenn, was fUr die Debatte wichtig werden sollte, der Literaturteil der FAZ seine frühere Stellung unter den Tageszeitungen nicht mehr unangefochten besaß und viele namhafte Kritiker zur liberalen "Süddeutschen Zeitung" gewechselt waren. Zur intellektuellen Konkurrenz trat im Frühjahr 2002 die wirtschaftliche. Deutsche Zeitungen erwirtschaften ihren Gewinn vor allem durch Anzeigen, weniger durch den Verkauf. In der beginnenden Wirtschaftskrise brach der Anzeigenmarkt zusammen, und es wurde um so wichtiger, die Verkaufszahl zu steigern. Besonders bedroht von Seiten- und Stellenkürzungen waren die Feuilletons. 8 Auch dies mag ein Faktor gewesen sein fUr das, was folgte.

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In den vorangegangenen Monaten hatte sich eine andere, eine politische Debatte entwickelt, die zunächst nichts mit Walser zu tun hatte.

7 Vgl. Martin Walser: Über ein Geschichtsgefühl. Vom 8. Mai 1945 zum 9. November 1989: Die Läuterungsstrecke unserer Nation führt nach Europa. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.5.2002. 8 Vgl. dazu den gut ein Jahr später, unter noch verschlechterten ökonomischen Bedingungen entstandenen Beitrag von Thomas Steinfeld: Gibt es einen neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit? In: www.perientaucher.de/artikel/1104html. Wider ein Skandalbuch -Der Streit über tvlartin Walsers 231 "Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

Seit dem Herbst 2001 hatte Israel gegen einen Aufstand von Palästinensern in den seit 1967 besetzten Gebieten zu kämpfen. Die israelischen Kriegsmethoden stießen, wie in der internationalen Öffentlichkeit, auch in Deutschland auf Kritik. Das war noch nichts Besonderes; immer wieder hatten Deutsche die israelische Politik kritisiert, ohne daß dies zu besonderen Problemen gefUhrt hatte. Diesmal aber gingen wenige deutsche Politiker, vor allem Jürgen Möllemann (FDP), weiter: In völliger Übertreibung der Verhältnisse warfen sie Israel eine Politik des Völkermords vor und suggerierten sie, Juden täten heute das, was früher die Nazis mit den Juden gemacht hätten. Der Versuch, der deutschen Vergangenheit zu entkommen und die Opfer von damals zu Tätern zu erklären, war leicht durchschaubar und zwang die Vertreter jüdischer Organisationen in Deutschland zum Protest. Dieser einkalkulierte Protest galt dann als Beleg fUr die angebliche jüdische Macht; so wurde ein altes antisemitisches Klischee wiederbelebt. Während dieses Ideologie in Teilen der Bevölkerung Anklang fand, distanzierten sich große Mehrheit der politischen Elite und die mächtigen Wirtschaftsverbände von diesem Antisemitismus; letztere dürften vor allem um den guten Ruf des von Export abhängigen Deutschland besorgt gewesen sein. Immerhin war Antisemitismus schon Streitthema in Deutschland, als Walser und der das Romanmanuskript von "Tod eines Kritikers" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Vorveröffentlichung anbot. Seit vielen Jahren waren Walsers Romane in dieser Zeitung vor ihrem Erscheinen als Buch abgedruckt worden. Diesmal aber war die Entscheidung mehr als nur Formsache, denn Andre Ehrl-König, der Schurke des Romans, war leicht als Reich-Ranicki zu identifizieren, der gleichfalls der Zeitung seit langer Zeit verbunden war. Schirrmacher, 232 Kai Köhler

Nachfolger Reich-Ranickis, 1998 Laudator Walsers und bis 2002 stets sein Verteidiger, entschloß sich, den Roman nicht nur still abzulehnen. Im Feuilleton der FAZ publizierte er am 29. Mai 2002 einen offenen Brief an Walser, dem er vorwarf, mit der Ennordung eines als Juden gekennzeichneten Kritikers literarisch zu spielen. Schlimmer werde dies noch dadurch, daß man diesen Kritiker leicht als jenen Reich-Ranicki identifizieren könne, der als einziger aus seiner Familie der Ennordung durch die Nazis entgangen sei, daß Walser antisemitische Klischees von jüdischer "Herabsetzungslust" und "Verneinungskraft" aufgreife und das ungelenke Deutsch des Zuwanderers verhöhne. Im Roman wird der Kritiker gar nicht wirklich ennordet, sondern er versteckt sich nur für einige Wochen, um ungestört sexuellen Ausschweifungen nachzugehen - damit wird eine andere antisemitische Vorstellung, die vom stets geilen Juden, zitiert. Daß Walser suggeriert, in Wahrheit seien die Juden unverwüstlich, ihre Ennordung nur Fiktion, ist für Schirnnacher ein weiterer Grund, das Buch abzulehnen. 9 Sein offener Brief war offenkundig ein Vertrauensbruch gegenüber Verlag und Autor. Der Text, der bislang nur der Zeitungsredaktion vorlag, war noch nicht bis ins letzte Detail überarbeitet und deshalb nicht für eine öffentliche Diskussion bestimmt. Zudem machte die Fonn des Angriffs den angegriffenen Walser für einen Moment wehrlos: Niemand konnte beurteilen, ob die wenigen von Schirnnacher zitierten Sätze einen adäquaten Eindruck des Romans vennittelten. Für den Skandal war somit alles vorbereitet: eine politische Konfliktsituation; ein bekannter Autor, der freilich politisch im Zwielicht stand und steht; ein sich mit dramatischer Geste abwendender Freund und

9 Vgl. Frank Schirrmahcer: Tod eines Kritikers. Der neue Roman von Martin Walser: Kein Vorabdruck in der F.A.Z. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.5.2002. Wider ein Skandalbuch - Der Streit über Martin Walsers 233 "Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

Verbündeter; dessen Zeitung in heftiger auch ökonomischer Konkurrenz; und, als Novität, die Kritik vor dem Buch. Zu fragen ist zunächst zweierlei: Was soll Kritik? Was kann in einer bestimmten Situation Kritik? Und dann: Wie verlief die Debatte um Walsers Roman?

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Literarische Kritik10 dient zuerst der ästhetischen Orientierung. Der Autor hat daran weniger Interesse, denn er will gelesen sein und hofft deshalb auf uneingeschränktes Lob. Die Leser aber möchten wissen, ob ein bestimmtes Buch Kauf und Lektüre lohnt, nicht nur, was das Geld betrifft, sondern auch, was die Lektürezeit betrifft - im Verhältnis zu den vielen anderen Büchern, die man ja theoretisch auch lesen könnte, aber angesichts der begrenzten Lebens- und Freizeit nie lesen wird. Wer Literatur liest, will vielleicht Spannung, will dazu große Gefühle. Es gibt einen großen Bereich der Unterhaltungsliteratur, der in Deutschland von der Buchkritik kaum je beachtet wird und dennoch über Werbung und über auf dem Markt etablierte Autorennamen sein Publikum findet. Der anspruchsvollere Leser will auch Spannung und Gefühle, doch genügen ihm die trivialen Muster nicht. Er zieht seinen Genuß auch aus der ästhetischen Verarbeitung und orientiert sich deshalb an der Buchkritik. Allerdings hat er seine eigenen Vorstellungen von dem, wie Literatur sein sollte. Deshalb folgt er nicht wie ein Sklave den Wertungen des Kritikers. Vielleicht erkennt er aus der Kritik, auch wenn der Kritiker ein

10 Zu Geschichte und aktueller Lage der Literaturkritik in Deutschland vgl. Wolfgang Albrecht: Literaturkritik. Stuttgart 200 I. 234 Kai Köhler

Buch ablehnt, daß genau jenes Werk ihm gefallen könnte. Eine Kritik, ob gut oder schlecht, nützt deshalb dem Verkauf. Etwa 80.000 Neuerscheinungen - von deutschsprachigen Autoren oder Übersetzungen - zählt der deutschsprachige Buchmarkt jährlich, davon 60.000 Erstausgaben; die Belletristik ist dabei die größte Gruppe. Überhaupt Beachtung zu finden, ist ein Vorteil in der Konkurrenz; was in Reich-Ranickis "Literarischem Quartett" gelobt wurde, verkaufte sich sehr viel besser; was vernichtet wurde, fand immerhin mehr Käufer als das gar nicht Beachtete. - Literarische Werke sind nicht allein Sprach- und Forrnkunst, sie sind auch Aussagen über Gesellschaft und haben dabei ihren politischen und moralischen Gehalt. Kaum jemals beachten Kritiker diese Ebene gar nicht. Ob die Meinungen des Autors und des Buches - wie immer das zusammenhängt - denen des Kritikers entsprechen, das dürfte meist eine große Rolle spielen. Das ist der Sache angemessen, denn tatsächlich erlaubt Literatur nicht nur ästhetisches Vergnügen. Fast alle Leser achten auf Inhalte, auf gesellschaftliche Werte. Literaturkritik ist eine von vielen Möglichkeiten, sich über solche Wertsetzungen zu verständigen. Der Anspruch auf Wertorientierung steht freilich offenkundig in einem Konflikt zur Marktfunktion der Kritik. Der einfachste Fall ist die Empfehlung: Der Verkauf eines ästhetisch wie gesellschaftlich wertvollen Buches wird gefördert. Bücher unbekannter Autoren werden unabhängig von ihrem Wert durch Nichtbeachtung erledigt. Wie aber ist vor einem gefährlichen Buch eines bekannten Autors zu warnen? Die Aufgabe ist kaum zu lösen. Zu schweigen vermittelt die Vorstellung, alles sei in Ordnung; anzuklagen produziert Aufmerksamkeit und vergrößert der Schaden. Frank Schirrmacher kannte das Manuskript. Wider ein Skandal buch - Der Streit über Martin Walsers 235 •Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

Er war in der Öffentlichkeit als Verteidiger Walsers etabliert und genoß so den Vertrauensvorschuß, nicht leichtfertig Walser zu verurteilen. Dennoch und gerade deshalb konnte er vor Walser nicht warnen, ohne Skandal zu machen. Das heißt auch: Er konnte nicht warnen, ohne Walser zu nützen. Sein Handeln begründete er schon im offenen Brief vom 29. Mai: Eine nicht-öffentliche Ablehnung hätte es Walser erlaubt, die Entscheidung der FAZ auf einen undurchschaubaren Einfluß Marcel Reich-Ranickis zurückzuführen. Nur durch eine öffentliche Begründung sei es möglich, einer solchen Verschwörungstheorie entgegenzutreten. Freilich vermag Schirrmachers Argumentation nicht ganz zu überzeugen, denn dem Antisemiten wird alles zum Anlaß seines Verdachts, und er dürfte alles, was ihm nicht gefällt, auf jüdischen Einfluß zurückführen. - Wenige Fälle sind so prominent; nur selten treten ästhetische, wirtschaftliche und moralische Orientierungsfunktion der Kritik in einen derart zugespitzten Konflikt. Gerade weil hier die Widersprüche der Kritik in der kapitalistischen Mediengesellschaft so deutlich zutage liegen, lohnt eine genauere Betrachtung des Falls.

IV

Wie also verlief die Debatte?" Schirrmachers Einspruch fand rasch Widerhall, nicht nur unter literarisch Interessierten, sondern noch am selben Abend bis in die Fernsehnachrichten: Walser war in der medialen Öffentlichkeit bereits als möglicher Auslöser eines Skandals etabliert. Die Kulturredakteure der Tageszeitungen waren deshalb gezwungen, bereits

11 Eine gute Zusammenfassung findet sich ohne Autorangabe auch in: Ein skandalträchtiger Bestseller. In: Fachdienst Gennanistik, 20 (2002), Heft 8, S. 1-6. 236 Kai Köhler

am nächsten Tag zu reagieren. Einfach war ihre Aufgabe nicht, denn noch fehlte ihnen der Text, um Schirrmachers Vorwürfe und damit die Legitimität seiner Warnung zu überprüfen. Sehr schnell aber machten Kopien des Romans die Runde, und der Suhrkampf Verlag entschloß sich, per mail den Text an interessierte Journalisten zu versenden, in einer freilich bereits entschärften Fassung. Bereits am 31. Mai, zwei Tage nach Schirrmachers Angriff, verwiesen manche der Stellungnahmen auf Textkenntnis. Wals er wies den Vorwurf, der Roman beweise seinen Haß und seinen Antisemitismus, entschieden zurück. Kurz darauf erschienen die ersten gründlichen Rezensionen - immer noch lange bevor die Leser sie am Text überprüfen konnten. Dabei ergaben sich drei Linien: Mehrere Kritiker gaben Schirrmacher recht, so in der sozialdemokratischen Tageszeitung "Frankfurter Rundschau,"2 und im linksliberalen Wochenmagazin "Der Spiegel".13 Eine große Gruppe von Rezensenten nahm, wie Fritz 1. Raddatz und Ulrich Greiner in der liberalen Wochenzeitung "Die Zeit", eine mittlere Position ein: Der Roman sei literarisch mißlungen, menschlich taktlos, doch politisch unbedenklich. "Ein albern missglückter Text, dessen unappetitliche Insinuationen gut sein mögen für schenkelklatschenden Applaus in Bodenseekneipen", meinte Raddatz, um dann zusammenzufassen: "Keine einzige Zeile gehört in die Rubrik 'Literatur'. Keine einzige Zeile allerdings gehört in die Rubrik 'Antisemitismus." 14 In der selben Ausgabe betonte Greiner, dass alle von Walsers Gegner beanstandeten Passagen von Romanfiguren geäußert würden - doch sei die Meinung von Figuren nicht mit der des Autors gleichzusetzen. Freilich sah auch

12 Vgl. Jochen Hörisch: Für den, der ein Schschscheriftstellerrr ist. In: Frankfurter Rundschau. 13 Vgl. Elke Schmitter: Der verfolgte Verfolger. In: Der Spiegel, 3.6.2002. 14 Fritz J. Raddatz: Das Treffen im Seichten. In: Die Zeit, 6.6.2002. Wider ein Skandal buch - Der Streit über Martin Walsers 237 "Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

Greiner "in der Hauptsache einen Wust aus Abgeschmacktheit und Rachsucht".15 Eindeutiger wurde Walser dagegen insbesondere von der "Süddeutschen Zeitung" verteidigt; der renommierte Kritiker Joachim Kaiser, befreundet mit Walser wie auch mit Reich-Ranicki, wies den Vorwurf des Antisemitismus zurück und lobte, fast als einziger, Sprache und Handlung des Buchs. 16 Reich-Ranicki, als das imaginierte Mordopfer, zeigte sich tief getroffen.

Zwar hatten schon früher vielfach Autoren 10 deutlichsten Formulierungen gegen ihn Stellung bezogen - wie ja auch er selbst sich über den Wert von Büchern häufig in recht beleidigenden Formulierungen geäußert und seine Macht nicht nur als Kritiker, sondern auch als Mitglied von Literaturpreis-Jurys entschlossen ausgespielt hatte. Nur hatten Schriftsteller zuvor niemals Reich-Ranicki als Juden angegriffen; Texte wie der von Eckhard Henscheid, der später in dessen Sammelband "Erledigte Fälle" aufgenommen wurde, richteten sich gegen Reich-Ranickis Unzulänglichkeiten als Kritiker. 17 Hatte Reich-Ranicki zu diesen Angriffen geschwiegen, so wehrte er sich jetzt. Zuerst in seiner Fernsehsendung "Solo" - ein Nachfolgeprogramm für das "Literarische Quartett" -, dann in leicht überarbeiteter Form in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stellte er den Zusammenhang zwischen seiner eigenen Erfahrung, von Ermordung bedroht zu sein, und den Mordphantasien Walsers her. Er äußerte sich auch zu einer Frage, die dann zu einem der Debattenthemen wurde: ob und in welchem Verlag der Roman erscheinen solle. Wenn Reich-Ranicki auch dafür war, daß eine

15 Ulrich Greiner: Walser, der Spezialist des Undeutlichen. In: Die Zeit, 6.6.2002. 16 Vgl. Joachim Kaiser: Walsers Skandalon. Nicht antisemitisch, aber brillant, boshaft und hemmungslos. In: Süddeutsche Zeitung, 5.6.2002. 17 Vgl. Eckhard Henscheid: Unser Lautester. In: Ders.: Erledigte Fälle. Zürich 1991, S. 65-71. 238 Kai Köhler

breitere Öffentlichkeit Zugang zum Text bekommen sollte, so war er doch· gegen eine Publikation im renommierten Suhrkamp Verlag, seit Jahrzehnten der Verlag Walsers: "Der Grund ist sehr einfach. Das ist ein Verlag mit einer großen, einer wirklich wunderbaren Tradition, der Verlag von Walter Benjamin, Ernst Bloch, Theodor Adorno, Paul Celan, da paßt das Buch nicht hin.,,18 Reich-Ranickis Wunsch entgegen entschied der Verlag später freilich doch, Walsers Text zu publizieren. Die wichtigen Kritiker hatten Position bezogen; viele Schriftsteller folgten bald nach. Insbesondere die Süddeutsche Zeitung bot Autoren auf, die sich fiir die vorgeblich bedrohte Freiheit der literarischen Rede einsetzten, so Georg Klein; 19 reservierter zum ästhetischen Wert des Romans, doch gegen den Verdacht des Antisemitismus äußerte sich auch Martin Mosebach. 2o Die politisch rechtsgerichtete "Welt" jedoch ließ Dirk von Petersdorff Walsers Nationalismus kritisieren. 21 Gefragt war insbesondere Bodo Kirchhoff, der fast gleichzeitig mit Walser einen Roman über die Ermordung eines als Reich-Ranicki identifizierbaren Kritikers geschrieben hatte, dessen, so der Titel, "Schundroman" allerdings keine antisemitischen Elemente aufwies. Kirchhoff, geboren 1949 und sozialisiert in einer saturierten Bundesrepublik, stellte in seiner Gleichzeitigkeit mit Walser einen Lernprozess dar: Welche politische Bedeutung Worte tatsächlich doch haben können; wie ein Verfolgter lernen muß, Worte abzuwägen, wobei Kirchhoff offen ließ, ob ihm selbst,

18 Marcel Reich-Ranicki: Eine Erklärung. Walsers Buch hat mich tief getroffen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.6.2002. 19 Vgl. Georg Klein: Der starke Leser. Über den Ehrl-König-Rummel. In: Süddeutsche Zeitung, 6.6.2002. 20 Vgl. Martin Mosebach: Der Unhold. Übervoll war Martin Walsers Zettelkasten. In: Süddeutsche Zeitung, 10.7.2002. 21 Vgl. Dirk von Petersdorff: Die Sehnsüchte des Martin Walser. In: Die Welt, 28.6.2002. Wider ein Skandalbuch - Der Streit über Martin Walsers 239 "Tod eines Kritikers· unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

Walser oder Reich-Ranicki die Erfahrung galt, "wie es ist, das Gewicht der eigenen Worte fUrchten zu müssen,,22 Die Gesetze der Medienwelt verlangten, die Debatte am Leben zu erhalten. Dies gelang in verschiedenen Richtungen. Die eine bedeutete eine historisch-politische und philologische Vertiefung. Im historischen Vergleich zeigten sich etliche Parallelen zwischen völkischen und antisemitischen Ideologien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und Walsers Roman: die Behauptung vom traditionslosen Juden, der sich parasitär an der deutschen Kultur festsauge, von der angeblich zersetzenden Wirkung von Literaturkritik, von der verderblichen jüdisch-christlichen Mitleidsmoral, der eine deutsche Sprachmystik entgegengesetzt wird. 23 Mehrere Autoren zogen Parallelen zur etwa gleichzeitigen Debatte über Jürgen Möllemanns Politik.24 Über die literarische Tageskritik hinaus erschienen genaue Analysen des Romans, deren wirksamste die von Jan Philipp Reemtsma in der FAZ war. 25 Reemtsma bewies im Detail, wie sehr antisemitische Muster den Roman bestimmen und widerlegte auch überzeugend das Argument, es handele sich doch nur um Figurenrede: Tatsächlich reden alle Figuren im Roman dasselbe, gibt es keine relativierende Instanz. Die Phantasien fast

22 Bodo Kirchhoff: Letzte Schlacht vor dem Nachruhm. In: Der Spiegel, 10.6.2002. 23 Vgl. Thomas Assheuer: In den Fesseln der westlichen Schuldmoral. In: Die Zeit, 6.6.2002. 24 Vgl. Elke Schmitter: Skandale sind hilfreich. In: Der Spiegel, 1.7.2002; Michael Brenner: Deutsch oder doitsch? Der Antisemit ist tot, es lebe der Antisemitismus. In: Süddeutsche Zeitung, 14.6.2002. Brenners Beitrag stellt insofern eine Ausnahme dar, als er von der Redaktionslinie der Süddeutschen Zeitung abweicht. Unter den Dutzenden von Artikeln in der Frankfurter Allgemeinen und der Süddeutschen finden sich sonst kaum solche Brüche, dafür aber Presseschauen, die beweisen sollen, daß die jeweilige Kontrahentin mit ihrer Meinung alleine stehe. 25 Vgl. Jan Philipp Reetmsma: Antisemitischer Affektsturm. Wenn das Denken entgleist, fuhrt der Haß die Feder: Über Martin Walsers umstrittenen Roman "Tod eines Kritikers". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.6.2002. 240 Kai Köhler

sämtlicher Sprecher können als Walsers eigene gelesen werden. Insbesondere vermochte Reemtsma zu zeigen, wie die zahlreichen sexuell konnotierten Passagen des Romans antisemitischen Klischees von stets geilen, doch unschöpferischen Juden bedienen. Perfide bringt Walser Juden mit Nazis in Verbindung; ohne jede Verbindung mit dem Hauptthema, der Literaturkritik, lässt er über Ehrl-König kolportieren, er habe zur Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich mit dem faschistischen Geheimdienst zusammengearbeitet. Alarmiert oder ein Geschäft vermutend, brachte der Suhrkamp verlag das Buch wenige Wochen nach Beginn der Diskusion auf den Markt, deutlich früher als geplant. später auf den Markt. Nach der Fassung, die Schirrmacher vorgelegen hatte, und der abgemilderten Vorab-Version, die die meisten Journalisten gelesen hatten, handelte es sich um eine noch weiter entschärfte Variante. Sehr schnell leisteten Journalisten einen akribischen Vergleich der Fassungen, wobei deutlich wurde, daß manche der von der Kritik als judenfeindlich gerügten Passagen fehlten. 26 Die andere Erweiterung bestand darin, über die Debatte zu debattieren. 27 In mehreren Beiträgen wurde referiert, wie man 1m Ausland, insbesondere den USA, auf diese deutsche Debatte schaute.28 Vor allem aber ging es um die Interessen der bei den großen Tageszeitungen, deren Autoren je bemerkenswert einheitliche Positionen

26 Vgl. Thomas Steinfeld: Auslieferung eines Buchs. In: Süddeutsche Zeitung, 26.6.2002; spre: In der Textform des Autors. Varianten eines Romans. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.6.2002; Elke Schmitter: Skandale sind hilfreich. In: Der Spiegel, 1.7.2002. 27 Vgl. pointiert etwa Kirchhoff, a.a.O.: Die Debatte sei für sein Gefühl "Theater, das schlechteste seit langem, zutiefst verlogen, zutiefst selbstherrlich". 28 Vgl. etwa Gregor Hens: Die Deutschstunde. Wie das Walser-Gerücht in Amerika ankommt. In: Süddeutsche Zeitung, 7.6.2002; anonym: Tod eines Kritikers. Internationale Stimmen zur Walser-Affare. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.7.2002. Wider ein Skandalbuch - Der Streit über Martin Walsers 241 •Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt- vertraten. Die politisch rechtsgerichtete FAZ demontierte den rechten Autor Walser; ebenso entschlossen verteidigte ihn die liberale

"Süddeutsche Zeitung". 29 Das beweist eme begrüßenswerte Unabhängigkeit der Kulturredakteure (aber vielleicht auch nur, wie wirkungslos Literatur in den Augen der Politikredakteure ist). Das mag einen Groll der zur "Süddeutschen" gewechselten Redakteure gegen ihren einstigen Chef Schirrmacher zeigen; vor allem verweist es auf einen Machtkampf um die Meinungsftihrerschaft, und damit um Verkaufszahlen, die ftir das schrumpfende Anzeigengeschäft wichtig sind. Die "Süddeutsche Zeitung" forderte die FAZ heraus; sie war erfolgreich, aber nicht, weil ihre Autoren bessere Argumente besser formuliert hätten, sondern weil sie in der Debatte über die Debatte als ernstzunehmende Herausforderin anerkannt wurde. Die mediale Reflektion drängte sich in den Vordergrund, bis hin einerseits zum Verdacht, Wals er und Suhrkamp hätten absichtlich einen

Skandal provoziert, um den Verkauf des Romans zu fördern, 30 andererseits zur Vermutung, Schirrmacher habe den immer streitbar und emotional reagierenden Schriftsteller schon 1998 und wieder 2002 instrumentalisiert, um seiner Zeitung journalistischen Erfolg zu

29 Ausnahme ist ein Nebenstrang der Diskussion, der sich zwischen zwei ästhetischen Gegnern abspielte, die beide derart bekannt sind, daß sie publizieren können, in welcher Zeitung sie gerade wollen. Jürgen Habermas problematisiert das Gerede vom befreienden "Tabubruch" und markiert die Lust, etwas scheinbar Verbotenes auszusprechen, als Rückfall hinter ein einmal erreichtes Refexionsniveau. (Jürgen Habermas: Tabuschranken. Eine semantische Anmerkung - für Marcel Reich-Ranicki, aus gegebenen Anlässen. In: Süddeutsche Zeitung, 7.6.2002) Dagegen forderte Kar! Heinz Bohrer die Möglichkeit einer auch bösen, von Haß geleiteten Literatur, die sich nicht auf moralische oder politische Diskurse festlegen läßt. (Karl Heinz Bohrer: Grenzen der Korrektheit. Jürgen Habermas' politische Semantik. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.6.2002. 30 So etwa schi.: Tod eines Kritikers. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung,6.6.2002; vorher bereits gegen einen solchen Verdacht: Martin Walser: "Der Autor ist der Verlierer". In: Der Spiegel, 3.6.2002. 242 Kai Köhler

garantieren. 31 Gerade aber indem andere Organe, mit vollem Recht, solche medialen Interessen reflektierten, dienten sie den Interessen der Hauptkontrahenten: Auf dem Meinungsmarkt gewinnt nicht, wer Wichtiges schreibt, sondern wessen Schreiben als wichtig angesehen wird. Mochten andernorts noch so kluge Texte erscheinen: Indem ihr Medium nicht in einer Kampffront stand, waren sie unweigerlich als nachrangig disqualifiziert.

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Das Ergebnis könnte trübsinnig stimmen. Die moralische Warnung vor Gefahr ist kontraproduktiv, weil die dem Gefährlichen zu um so größerer Wirkung verhilft. Das Publikationsmedium ist wichtiger als der Wert des Arguments. Die ästhetische Kritik am Skandalbuch, wie die Mehrzahl sogar der Verteidiger Walsers sie übte, änderte gar nichts an den Verkaufszahlen, weil das Publikum das Skandalbuch lesen wollte - und nicht das literarisch überlegene Werk. Der Markt herrscht, und der Kritiker, was immer er subjektiv ehrlich aussagen will, dient dem Markt. Hat also Walser, der als Kritiker der Kritik sich dieser Mechanismen gleichwohl meisterhaft zu bedienen versteht, recht bekommen? Nicht ganz. Im Verlauf der Debatte stellte es sich heraus, daß es ein Meinungsmonopol nicht gibt. Zumindest in diesem Fall gab es keinen Ehrl-König, der über Wohl und Wehe des Autors entschied. Der Streit brachte eine Vielzahl kluger, abwägender Beiträge hervor, teils zum Roman, teils zur Funktionsweise der Debatte und den Interessen ihrer Akteure. Sicherlich zeigte es nicht allein aufklärerisches Ethos, diese

31 Vgl. Jens Jessen: Der Dichter und sein Bärenführer. In: Die Zeit, 6.6.2002. Wider ein Skandalbuch - Der Streit über Martin Walsers 243 •Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

Interessen zu benennen: Gerade in der FAZ und der "Süddeutschen Zeitung" wurde bevorzugt die Gegenpartei als interessengeleitet dargestellt. Der Leser, der indessen mehrere Medien konsultierte, konnte wertvolle Erkenntnisse sammeln: zur Literatur, zum Kultur- und Feuilletonbetrieb, aber auch zum Verhältnis literaturpolitischer, allgemeinpolitischer und wirtschaftlicher Faktoren. Dies zeigt einen literaturkritischen Diskurs, der in Deutschland - noch - in Teilbereichen funktioniert. Noch, denn in Zeiten sinkender Werbeeinnahmen und der medienpädagogisch fundierten Forderung, möglichst vereinfacht für ein breites Publikum zu schreiben, geraten die Vertreter einer differenzierten und nachdenklichen Literaturkritik in ihren Redaktionen unter Druck. Die Marktkonkurrenz, die in diesem einen Fall eine Auseinandersetzung beforderte, wirkt insgesamt verflachend. Dennoch: heute hat die deutsche Literaturkritik in Massenmedien Raum für ästhetische, moralische und politische Auseinandersetzungen. In den besten Beiträgen zu Walsers "Tod eines Kritikers" wurden diese Ebenen verbunden. Für einen Roman, in dem jede kritische Distanz als zersetzend und negativ abgelehnt wird, ist das ein so paradoxes wie ermutigendes Ergebnis. Freilich, seinem Autor hat alle fundierte Kritik nichts geschadet: Immer noch gilt Walser als einer der bedeutendsten lebenden deutschen Schriftsteller.

Literatur

Wolfgang Albrecht: Literaturkritik. Stuttgart 2001 Anonym: Tod eines Kritikers. Internationale Stimmen zur Walser-Affäre. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.7.2002 244 Kai Köhler

Anonym: En skandalträchtiger Bestseller. In: Fachdienst Gennanistik, 20 (2002), Heft 8, S. 1-6 Thomas Assheuer: In den Fesseln der westlichen Schuldmoral. In: Die Zeit, 6.6.2002 Karl Heinz Bohrer: Grenzen der Korrektheit. Jürgen Habennas' politische Semantik. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.6.2002 Dieter Borchmeyer, Helmuth Kiesel (Hg.): Der Ernstfall. Martin Walsers "Tod eines Kritikers". Hamburg 2003 Michael Brenner: Deutsch oder doitsch? Der Antisemit ist tot, es lebe der Antisemitismus - eine Anmerkung zur Debatte um Möllemann und Walser. In: Süddeutsche Zeitung, 14.6.2002 Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Alfred Schobert (Hg.): Endlich ein nonnales Volk? Vom rechten Verständnis der Friedenspreisrede Martin Walsers. Eine Dokumentation. Duisburg 1999 Ulrich Greiner: Walser, der Spezialist des Undeutlichen. In: Die Zeit, 6.6.2002 Jürgen Habennas: Tabuschranken. Eine semantische Anmerkung - fur Marcel Reich-Ranicki, aus gegebenem Anlaß. In: Süddeutsche Zeitung, 7.6.2002 Gregor Hens: Die Deutschstunde. Wie das Walser-Gerücht in Amerika ankommt. In: Süddeutsche Zeitung, 7.6.2002 Eckhard Henscheid: Unser Lautester. In: Ders.: Erledigte Fälle, Zürich 1991, S. 65-71 Jochen Hörisch: Für den, der ein Schschschriftstellerrr ist. In: Frankfurter Rundschau Jens Jessen: Der Dichter und sein Bärenftihrer. In: Die Zeit, 6.6.2002 Joachim Kaiser: Walsers Skandalon. Nicht antisemitisch, aber brillant, Wider ein Skandal buch - Der Streit über tvlartin Walsers 245 •Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

boshaft und hemmungslos. In: Süddeutsche Zeitung, 5.6.2002 Bodo Kirchhoff: Letzte Schlacht vor dem Nachruhm. In: Der Spiegel, 10.6.2002 Georg Klein: Der starke Leser. Über den Ehrl-König-Rummel. In: Süddeutsche Zeitung, 6.6 .. 2002 Kai Köhler: Die poetische Nation. Zu Martin Walsers Friedenspreisrede und seinen neueren Romanen. In: Johannes Klotz, Gerd Wiegel (Hg.): Geistige Brandstiftung. Die neue Sprache der Berliner Republik. Berlin 2001, S. 101-154 Kai Köhler: Haß eines Autors. Zu Martin Walsers gefährlichem Roman "Tod eines Kritikers". In: literaturkritik.de Juni 2002, Druckfassung S. 58-64, http://literaturkritik.de/txt/2002-06/2002-06-00999.html Martin Mosebach: Der Unhold. Übervoll war Walsers Zettelkasten. In: Süddeutsche Zeitung, 10.7.2002 Dirk von Petersdorff: Die Sehnsüchte des Martin Walser. In: Die Welt, 28.6.2002 Fritz 1. Raddatz: Das Treffen im Seichten. In: Die Zeit, 6.6.2002 Jan Philipp Reemtsma: Ein antisemitischer Affektsturm. Wenn das Denken entgleitet, führt der Haß die Feder: Über Martin Walsers umstrittenen Roman "Tod eines Kritikers". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.6.2002 Marcel Reich-Ranicki: Eine Erklärung. Walsers Buch hat mich tief getroffen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.6.2002 schi.: Tod eines Kritikers. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.6.2002 Frank Schirrmacher (Hg.): Die Walser-Bubis-Debatte. Eine Dokumentation. Frankfurt am Main 1999 Frank Schirrmacher: Tod eines Kritikers. Der neue Roman von Martin 246 Kai Köhler

Walser: Kein Vorabdruck in der F.A.Z. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.5.2002 Elke Schmitter: Der verfolgte Verfolger. In: Der Spiegel, 3.6.2002 Elke Schmitter: Skandale sind hilfreich. In: Der Spiegel, 1.7.2002 spre: Varianten eines Romans. In der Textform des Autors. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.6.2002 Gustav Seibt: In Erlkönigs Armen sterben. Martin Wals er und Marcel Reich-Ranicki: Zur Geschichte einer an Eskalationen reichen Beziehung. In: Süddeutsche Zeitung, 31.5.2002 Thomas Steinfeld: Auslieferung eines Buches. In: Süddeutsche Zeitung, 26.6.2002 Thomas Steinfeld: Gibt es einen neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit? In: www.perientaucher.de/artikel/II04.html Martin Walser: Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede. Mit der Laudatio von Frank Schirrmacher. Frankfurt am Main 1998 Martin Walser: Über ein Geschichtsgeftihl. Vom 8. Mai 1945 zum 9. November 1989: Die Läuterungsstrecke unserer Nation führt nach Europa. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.5.2002 Martin Walser: "Der Autor ist der Verlierer". Der Schriftsteller Martin Wals er über die Vorwürfe gegen seinen neuen Roman. In: Der Spiegel, 3.6.2002 Martin Walser: Tod eines Kritikers. Roman. Frankfurt am Main 2002 Wider ein Skandalbuch -Der Streit über Martin Walsers 247 .Tod eines Kritikers" unter literaturkritischem, politischem und ökonomischem Aspekt-

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