Small States— Big Worries Choice and Purpose in the Security Policies of the Baltic States Brief 21
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brief 21 Small States— Big Worries Choice and Purpose in the Security Policies of the Baltic States brief 21 Contents The author Andreas Heinemann-Grüder is Zusammenfassung 4 project leader at BICC and adjunct German summary professor for comparative politics at Humboldt University Berlin. His Acknowledgments 6 main fields of research are security politics in Eastern Europe, post- Interview Partners 7 Soviet politics, and comparative federalism. Introduction 8 When Words and Deeds Do Not Match 8 Summary of the Argument 8 Research Questions 8 Common Approaches 9 Linking Identities to Interests 12 Defining Security 13 Security Conceptions 15 ‘Hard’ versus ‘Soft’ Security 15 The Image of a ‘Russian Threat’ 16 The Russian Minority as an Alleged Fifth Column? 17 Russia’s Interests 20 Security Concepts of the Baltic States 20 Regional and Euro-Atlantic Cooperation 22 The Fragile Baltic Cooperation 22 Yeltsin’s Offer of Security Guarantees 25 Baltic Sea Region and Nordic Cooperation 26 Cooperation with NATO 28 Security Decision-making in the Baltic States 33 Build-up of Armed Forces 35 Absence of Blue Print 35 Territorial or ‘Total’ Defense 36 Estonia’s Armed Forces 36 Editing: Latvia’s Armed Forces 39 Lynn Benstead Lithuania’s Armed Forces 42 Cover photo: Weapons Acquisition 44 Children playing on a tank in Severny Gorodok, Lithuania. Conclusions 46 Ria Nowosti References 49 2 B·I·C·C brief 21 Small States— Big Worries Choice and Purpose in the Security Policies of the Baltic States Andreas Heinemann-Grüder february 2002 B·I·C·C 3 brief 21 Zusammen- wenigstens z.T. mit dem frühen fassung Stadium der Staatsbildung und entsprechenden Experimenten German Summary erklärt werden. Sicherheitspolitik ist währenddessen stark mit nationaler Identitätspolitik aufgeladen und er BICC brief Small States—Big auch durch die geringe Zusammenar- zeichnet sich durch ein Übergewicht DWorries. Choice and Purpose in the beit der baltischen Staaten untereinan- militärischer Aspekte aus. Security Policies of the Baltic States der bestätigt. Gleichwohl, die struktu- untersucht die Bestimmungsfaktoren rellen Bedingungen der äußeren Das Militär, insbesondere das der baltischen Sicherheitspolitik seit Umwelt erklären nicht die tatsächliche Offizierskorps, ist sowjetisch der Erringung der Unabhängigkeit im Entwicklung der baltischen Sicherheits- geschult und mental geprägt. Die Jahre 1991. Die Entwicklung von politik. Anstelle der neo-realistischen post-kommunistische Geisteshal- Sicherheitskonzepten und der Aufbau Annahme, dass es den baltischen tung äußert sich dabei vor allem von Streitkräften im Baltikum können Staaten primär um das staatliche durch kurzfristige Planung, in zwei Phasen unterteilt werden – ein Überleben ging, wurde der Aufbau der Entscheidungsfreude ohne Rück- anfängliches Stadium der Nations- und Streitkräfte entscheidend durch interne sicht auf Umsetzung, geringe Staatsbildung und eine zweite Phase, in Faktoren bestimmt. Darüber hinaus Koordination und schleppende der die Annäherung an die NATO entwickelte sich, entgegen der (neo- Informationsflüsse sowie ein bzw. an individuelle NATO-Staaten im )realistischen Annahme, Kooperation mangelndes Verständnis für öffentli- Vordergrund stand. Der Aufbau mit Russland. che Rechenschaftspflicht. Die militärischer Kapazitäten war in der sowjetische Militärkultur steht in ersten Phase vom organisatorischen Die baltischen Staaten haben für jene Konflikt mit der professionellen Eigeninteresse der neu geschaffenen Sicherheitsinstitutionen optiert, von Kultur von westlichen Militärbera- Streitkräfte bzw. der Verteidigungsmi- denen der größte Nutzen erwartet tern und baltischen Remigranten, nisterien, von institutioneller Unsicher- wurde, während andere Optionen an vor allem aus den USA und Kanada. heit, einer Ad-hoc-Politik und konkur- den Rand gedrängt wurden. Die rierenden Visionen über die künftige Kooperation mit der NATO verringer- Angesichts anderer Prioritäten des Rolle der Streitkräfte geprägt. Zwi- te das Unsicherheitsgefühl der balti- Systemwechsels ist das Militär schen deklarierten realpolitischen schen Staaten, zugleich half die NATO, finanziell und personell nur mager Absichten und der tatsächlichen die innenpolitisch labile Stellung des ausgestattet. Da die baltischen Sicherheitspolitik ergaben sich folglich Militärs zu kompensieren. Die NATO- Staaten Armeen von Grund auf erhebliche Widersprüche. Kooperation schränkte jedoch zugleich aufbauten, reichten die Militär- den künftigen Handlungsspielraum der haushalte in den 1990er Jahren In der zweiten Phase wurde die Balten ein. kaum für mehr als den einfachen nationale Sicherheitspolitik durch Unterhalt. Anforderungen der angestrebten In der Praxis ist die baltische Sicher- NATO-Mitgliedschaft bestimmt. Die heitspolitik stärker durch interne Zuständigkeiten zwischen dem Kooperation mit der NATO hat den institutionelle, kulturelle und ökonomi- Präsidenten, dem Sicherheits- bzw. Schwerpunkt des Streitkräfteaufbaus sche Faktoren geprägt worden als Verteidigungsrat, dem Verteidi- von der Territorialverteidigung zur durch „geopolitische Realpolitik“. gungsminister und dem Generalstab Interoperabilität mit der NATO und Einige interne Bestimmungsfaktoren sind nach wie vor unklar abge- der Teilnahme an „out-of-area“- für Sicherheitspolitik sind dabei in grenzt, insbesondere für den Operationen verlagert. vergleichbarer Weise prägend gewor- militärischen Ernstfall. den: Politikwissenschaftlich ist weder ein Die Kluft zwischen Sicherheits- neo-realistischer, noch ein Die Anfangsphase rief ein Gefühl rhetorik und mangelhafter institutionalistischer oder ein konstruk- der Überforderung hervor, es Sicherheitsplanung ist erheblich. tivistischer Ansatz hinlänglich in der erforderte die Ausarbeitung von Sicherheitsbedrohungen waren Lage, die Sicherheitspolitik der balti- nationalen Sicherheitskonzepten, offensichtlich nicht so ernst wie schen Staaten in den 1990er Jahren zu den Aufbau einer militärischen bisweilen deklariert. Wenn die erfassen. Die neorealistische Betonung Infrastruktur und von militärischen russische Gefahr tatsächlich so von Misstrauen wird durch die balti- Entscheidungsabläufen, die Annah- prominent gewesen wäre wie sche Wahrnehmung Russlands, aber me von grundlegenden Gesetzen bisweilen behauptet, hätte sich dies und die Rekrutierung eines neuen mutmaßlich im ergebnisorientierten Offizierskorps und von Wehrpflich- Aufbau effektiver militärischer tigen. Die Ineffizienz beim Kapazitäten niedergeschlagen. Sicherheitsmanagement kann so 4 B·I·C·C German summary Angesichts der geringen Popularität der Die drängenden Sicherheitserfordernis- Streitkräfte und der randständigen se wie illegaler Grenzverkehr, Krimina- Bedeutung von Sicherheitsproblemen lität, Terrorismus, inter-ethnische im Kontext des Systemwechsels konnte Spannungen und ökologische Gefahren das Militär keine entscheidende Rolle legen eine enge Sicherheitskooperation für die Wiederherstellung von Natio- der baltischen Staaten untereinander nalstolz oder für die Kollektiv- und mit ihren unmittelbaren Nachbarn, identitäten spielen. Der Militärdienst ist darunter Russland nahe. Sollte das unpopulär, Sicherheitsthemen fehlen Streben der baltischen Staaten nach zumeist in Parteiprogrammen, schließ- NATO-Mitgliedschaft Ende 2002 nicht lich spielt die Militär- und Sicherheits- befriedigt werden, wäre erneut zu politik bei Verteilungsfragen nur eine bedenken, ob die Gemeinsame Außen- nachgeordnete Rolle. Vor diesem und Sicherheitspolitik (GASP) der EU Hintergrund wird mit der NATO- nicht eine langfristige Alternative Mitgliedschaft die Erwartung ver- verkörpert, zumal aus sicherheits- knüpft, die innenpolitisch angreifbare politischen Gründen keine Dringlich- Stellung des Militärs außenpolitisch keit für die NATO-Erweiterung kompensieren zu können. besteht. Für den höchst unwahrschein- lichen Fall einer militärischen Bedro- Das nach wie vor in allen baltischen hung der territorialen Integrität und Staaten gültige Konzept der „totalen staatlichen Souveränität könnten Verteidigung“ erfordert eine Personal- sowohl die NATO als auch die EU- stärke, die weit über dem liegt, was sie Mitgliedsstaaten Beistandszusagen sich vernünftigerweise leisten können. abgeben, die unterhalb der Schwelle Angesichts der defizitären Zusammen- der NATO-Mitgliedschaft liegen. arbeit unter den baltischen Staaten kommt das Konzept der „totalen Der Faktor, der die baltische Sicherheit Verteidigung“ einer Ressourcen- perspektivisch am stärksten beeinflusst, verschwendung gleich. Die NATO- besteht weniger in militärischen Mitgliedschaft wird in jedem Fall den Kapazitäten als in der wirtschaftlichen Schwerpunkt von der „totalen Verteidi- Vorbereitung auf die EU-Mitglied- gung“ hin zu kleinen, professionellen schaft. Für die EU und insbesondere Einheiten verschieben. die baltischen Staaten wird von herausragender Bedeutung sein, ob die Reflektionen über Kosten und Nutzen Grenze zu Russland und der Gemein- der NATO-Mitgliedschaft werden in schaft Unabhängiger Staaten sich den baltischen Staaten selten angestellt. angesichts starker sozio-ökonomischer Unbeschadet der offiziellen Betonung Gefälle physisch und politisch-kulturell einer Gleichwertigkeit von NATO- verhärtet oder die baltischen Staaten zu und EU-Mitgliedschaft verkörpert die einem offenen Tor sowohl in den NATO eher ein ideelles postsowjetischen Raum als auch in die Zugehörigkeitsversprechen, während EU hinein werden. die Vorbereitung auf die EU-Mitglied- schaft weitaus substantiellere Verände- rungen in Politik, Wirtschaft und Alltag hervorruft. B·I·C·C