Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im 1918 bis 1945 Lars-Arne Dannenberg, Matthias Donath

Handkarte der cechoslovaki-� Deutsche und Tschechen im Königreich herrschte die deutsche Sprache vor. In den übri- schen Republik, 1924. Böhmen gen Landesteilen dominierte die tschechische Die Tschechoslowakische Sprache. Jedoch gab es im mehrheitlich tschechi- Republik war ein Zentralstaat. Sie setzte sich aus verschiedenen Das bis 1918 bestehende Königreich Böhmen schen Gebiet auch deutsche „Sprachinseln“ be- Landesteilen zusammen (Böhmen, war ein Land mit zwei Völkern und zwei Spra- ziehungsweise deutsche Minderheiten, etwa in Mähren, Schlesien, Slowakei, chen. Nach der Volkszählung von 1910 waren Budweis (Ceské� Bud�ejovice) und Prag. Die Karpatenrussland), war aber 62,7 Prozent, fast zwei Drittel der Einwohner, Sprachgrenze zwischen Deutsch und Tsche- nicht föderal organisiert. Die Tschechen, die sich im Alltag der tschechischen chisch hatte sich seit dem 16. Jahrhundert ver- Landkarte war für den Gebrauch in Schulen zugelassen. Orte Sprache bedienten. 37,3 Prozent der Einwohner festigt. Sie änderte sich im 19. Jahrhundert nur mit tschechischer Mehrheit betrachteten sich als Deutsche. Ihre Vorfahren geringfügig, etwa durch Zuwanderung der ländli- sind ausschließlich mit ihrem waren im 13. Jahrhundert von den böhmischen chen Bevölkerung tschechischer Sprache in die tschechischen Namen, Orte mit Königen ins Land geholt worden, wo sie brach- Städte und in die Industriegebiete Nordböh- deutscher Mehrheit mit ihrem liegendes Land besiedelten und Städte gründe- mens. deutschen Namen bezeichnet. © Bayerisches Hauptstaatsarchiv ten. Im Lauf der Jahrhunderte hatte sich eine ge- Die Deutschen in Böhmen betrachteten sich München, Sudetendeutsches Archiv genseitige Assimilation vollzogen, was zu einer nicht als Minderheit, denn sie lebten vorwie- Ausbildung geschlossener Sprachgebiete führte. gend in Gebieten, wo sie selbst in der Mehrheit In Nordböhmen, im nördlichen Teil Westböh- waren. Außerdem war im österreichischen Teil mens sowie in den Randregionen Südböhmens der Habsburger-Monarchie, zu dem Böhmen

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 186 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

gehörte, Deutsch die vorherrschende Amts- Gebrauch. Die Bezeichnung setzte sich erst sprache. Von den Deutschen im Deutschen nach der Gründung der Tschechoslowakei Reich unterschied man sich durch zahlreiche durch, weil die Behörden des jungen Staates die kulturelle wie konfessionelle Eigenheiten. Die Verwendung der Begriffe „Deutschböhmen“ Einwohner Böhmens waren Staatsbürger der und „Deutschmährer“ untersagten. österreichisch-ungarischen Monarchie. Am Böhmen war das wirtschaftlich stärkste Kron- Erzgebirgskamm traf dieser Vielvölkerstaat auf land der österreichischen Monarchie. Im vr 19. das 1871 unter preußischer Vorherrschaft ge- Jahrhundert hatte sich ein immenser wirt- bildete Deutsche Reich. Hier bestand zwar kei- schaftlicher Aufschwung vollzogen. Die Indust- ne Sprachgrenze, dafür eine Staats-, Konfessi- rie war aber ungleich verteilt. Vor allem in den ons-, Währungs- und Wirtschaftsgrenze. Die deutschsprachigen Randgebieten Nordböh- Deutschen Böhmens blickten nach Prag und mens waren bedeutende Industriebetriebe ent- Wien, nicht nach Berlin. standen. Bestimmende Wirtschaftszweige wa- Abgesehen von der Sprache waren die Unter- ren die Textilindustrie, der Bergbau, die schiede im Alltagsleben der deutschen und Gebrauchsgüterindustrie und – im Isergebirge tschechischen Bevölkerung eher gering. Die – die Glas- und Schmuckherstellung. Wirt- Einwohner Böhmens waren seit Durchsetzung schaft, Verkehr und Handel waren im ganzen der Gegenreformation fast ausschließlich rö- Land miteinander vernetzt und machten nicht misch-katholischen Glaubens. 1905 bekannten an den Sprachgrenzen halt. Obwohl die Indust- sich 96 Prozent zum Katholizismus. Die katholi- rialisierung auch die Städte in den Randgebie- sche Frömmigkeit bestimmte den Alltag vieler ten Böhmens hatten wachsen lassen, blieb die Menschen. Auch bei der Küche waren die Un- Hauptstadt Prag die prägende Metropole des terschiede marginal. Tschechen wie Deutsche Landes. Auch die Deutschböhmen blickten hatten ähnliche Ess- und Trinkgewohnheiten nach Prag, wo sich die wichtigsten Einrichtun- und verspeisten die gleichen Gerichte. Für das gen des Landes befanden. alltägliche Leben war über Jahrhunderte nicht die Sprache von Bedeutung, sondern die soziale Der Zusammenbruch Österreich-Ungarns Stellung innerhalb der ständisch gegliederten und die Gründung der Tschechoslowaki- Gesellschaft. schen Republik Das Bewusstsein für eine Verschiedenheit der deutsch- und tschechischsprachigen Bevölke- Die tschechische Nationalbewegung ging von ei- rungsteile Böhmens und Mährens setzte erst im nem „historischen und natürlichen Recht“ der 19. Jahrhundert ein, als im „nationalen Zeital- Tschechen an Böhmen und Mähren aus und for- ter“ die Idee ethnisch definierter Nationen pro- derte ein engeres Zusammenwirken der slawi- pagiert wurde, die in eigenen Nationalstaaten schen Völker in Österreich-Ungarn. Diese Bestre- leben. So bildete sich eine tschechische Natio- bungen richteten sich zunächst noch nicht gegen nalbewegung heraus. Wissenschaftliche Verei- die Herrschaft der Habsburger. So verlangten die ne sowie Kultur- und Sportverbände setzten Jungtschechen – Ende des 19. Jahrhunderts die sich für die Anerkennung und Verwendung der dominierende tschechische Partei – zwar einen tschechischen Sprache ein. Dem folgte das Ver- autonomen tschechischen Staat, doch sollte die- langen nach politischer Selbstbestimmung. Die ser innerhalb der Habsburger-Monarchie gebildet „nationale Wiedergeburt“ stärkte das Selbstbe- werden. Im Ersten Weltkrieg kämpften deutsche wusstsein der tschechischen Mehrheit. Diese und tschechische Soldaten gemeinsam in der Ar- identifizierte sich ganz selbstverständlich mit mee Österreich-Ungarns gegen die Kriegsgegner dem gesamten Land, denn in der tschechischen Serbien, Russland und Italien. Mit der Fortdauer Sprache wird nicht zwischen „tschechisch“ und des Krieges wuchs allerdings die Unzufriedenheit „böhmisch“ unterschieden. Dagegen werden in der tschechischen Bevölkerung. der deutschen Sprache für das Land und für das Währenddessen dachten tschechische und slo- slawische Volk verschiedene Begriffe gebraucht. wakische Intellektuelle, die in den USA lebten Die deutschen Landesbewohner betrachteten beziehungsweise nach Kriegsbeginn auf die Seite sich als Deutschböhmen. Der Begriff „Sudeten- der Alliierten getreten waren, über eine neue deutsche“ ist vergleichsweise spät entstanden. Staatsidee nach. Im Hinblick auf die Verwandt- Der Prager Geograf Franz Jesser (1869–1954) schaft der tschechischen und slowakischen Spra- prägte ihn 1902 für die deutschsprachige Bevöl- che entwickelten sie den Gedanken, aus den kerung Böhmens und Mährens. Er leitet sich Ländern der böhmischen Krone und dem slowa- vom Gebirgszug der Sudeten ab, der aber nur kischen Siedlungsgebiet des Königreichs Ungarn einen kleinen Teil des deutschen Sprachgebiets einen neuen Nationalstaat der Tschechen und in Böhmen berührt. Vor 1918 war er kaum in Slowaken zu bilden. Die Slowaken befürchteten,

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 187 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

Postkarte „3 ½ Millionen Deutsche wollen frei sein!“ mit Eintragung des deutschen Siedlungsgebiets in den böhmischen Ländern, 1919. Mit Postkarten wie dieser warben die politischen Vertreter der Provinzen Deutschböhmen und Sudetenland um internationale Anerkennung ihres Selbstbestimmungsrechts. Die Postkarten wurden in hoher Auflage gedruckt und in verschiedenen europäischen Staaten verteilt. © Sammlung ZKG

sich ohne die Hilfe der Tschechen nicht aus dem Zwei Tage später proklamierte Masaryk in Wa- ungarischen Staatsverband lösen zu können, shington den unabhängigen tschechoslowaki- während die Tschechen eine slawische Mehrheit schen Staat. Ende Oktober löste sich die Armee im neuen Staat sicherstellen wollten. Der in Österreich-Ungarns auf und die Befehlshaber Mähren geborene Tomáš Garrigue Masaryk mussten in einen Waffenstillstand einwilligen. (1850–1937) und sein Mitarbeiter Edvard Beneš Unter diesen Umständen wurde am 28. Oktober (1884–1948) waren die prägenden Vertreter 1918 in Prag die Tschechoslowakische Republik dieser Staatsidee. 1917 stellten sie aus tschechi- ausgerufen. Der Tschechoslowakische National- schen Soldaten, die in Gefangenschaft geraten ausschuss beschloss das erste Gesetz, betreffend oder zu den Alliierten übergelaufen waren, die die Errichtung des selbständigen tschechoslowa- Tschechoslowakische Legion auf, die auf Seiten kischen Staates. Am 14. November 1918 wurde Frankreichs und Russlands gegen das Deutsche Masaryk von der Tschechoslowakischen Natio- Reich und Österreich-Ungarn kämpfte. Als der nalversammlung zum Präsidenten gewählt, und amerikanische Präsident Woodrow Wilson am 21. Dezember 1918 kehrte er aus dem Exil in (1856–1924) am 8. Januar 1918 in seinem sein Heimatland zurück. 14-Punkte-Programm den Völkern Österreich- Die deutschen Bevölkerungsteile Österreich-Un- Ungarns die „freieste Gelegenheit zu autonomer garns reagierten ebenfalls auf den Zerfall der Entwicklung“ zusprach, war damit noch nicht Habsburger-Monarchie, aber sie waren anders als eine Zerschlagung des Vielvölkerstaats gemeint. die nichtdeutschen Völker nicht auf eine Staats- Es gelang jedoch Masaryk im Verlauf des Jahres gründung vorbereitet. Die deutschsprachigen Ab- 1918, die Alliierten von einer tschechoslowaki- geordneten des letzten Reichsrats bildeten am 21. schen Staatsbildung zu überzeugen. Oktober 1918 in Wien eine provisorische Natio- Tschechische und slowakische Exilgruppen nalversammlung. Diese beschloss nach der Ab- schlossen am 31. Mai 1918 den Pittsburgher Ver- dankung des Kaisers die Errichtung der Republik trag, der die Gründung einer demokratischen Re- Deutschösterreich. Diesem Staat, der sich als Teil publik mit gleichberechtigter Beteiligung der einer deutschen Republik betrachtete, schlossen Tschechen und Slowaken vorsah, und bildeten ei- sich auch mehrere deutsch besiedelte Gebiete nen Tschechoslowakischen Nationalausschuss. Böhmens an, die sich am 29. Oktober 1918, ein Das weitere Geschehen wurde dadurch beein- Tag nach Gründung der Tschechoslowakei, als Re- flusst, dass sich im Herbst 1918 die militärische publiken konstituierten. Das war zum einen die Niederlage der Mittelmächte abzeichnete. Kaiser Republik Deutschböhmen mit Regierungssitz in Karl I. (1887 –1922) versuchte wenigstens die ös- Reichenberg (), die die westlichen und terreichische Reichshälfte zu retten, indem er am nördlichen Randgebiete Böhmens umfassen soll- 16. Oktober 1918 die Umwandlung in einen Bun- te, und zum anderen die Republik Sudetenland, zu desstaat mit weitgehender Autonomie für die ein- der ein Teil Nordostböhmens, die mehrheitlich zelnen Nationen versprach. Doch das war zu spät. deutsch besiedelten Teilen Nordmährens und

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 188 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

Österreichisch-Schlesien gehören sollten. In Menschenansammlungen, so dass insgesamt 53 Reichenberg nahm eine deutschböhmische Lan- Demonstranten starben. In Kaaden (Kada�n) desregierung unter dem Landeshauptmann Rudolf waren 25 und in Mährisch Sternberg (Šternberk) Lodgman von Auen (1877–1962) ihre Arbeit auf. 16 Todesopfer zu beklagen. Nach diesem ge- Am 16. November 1918 erklärten sich die Republi- waltsamen Eingreifen war der Widerstand in ken zu Provinzen der Republik Deutschösterreich. den deutschsprachigen Landesteilen weitge- Auch Deutschsüdmähren und der Böhmerwaldgau hend erloschen. wollten sich Deutschösterreich anschließen. Der von der deutschen Seite betriebenen Teilung Nationalstaat oder Nationalitätenstaat? Böhmens stand der Anspruch des Tschechoslo- wakischen Nationalausschusses auf sämtliche Ge- Die Tschechoslowakische Republik war als Na- biete Böhmens und Mähren gegenüber, was mit tionalstaat der „Tschechoslowaken“ organisiert, dem „Naturrecht“ begründet wurde. Somit trafen obwohl es ein solches Staatsvolk tatsächlich hier zwei widerstrebende Nationalbewegungen nicht gab. Aber nur durch die zahlenmäßige Zu- zusammen: Auf der einen Seite stand das Selbst- sammenfassung der Tschechen und der Slowa- bestimmungsrecht der tschechischen Nation, auf ken zu einer gemeinsamen Nation war eine der anderen Seite der Wunsch der deutschen deutliche slawische Mehrheit gewährleistet. Volksgruppen Österreich-Ungarns, ihre Angele- Tatsächlich war die Tschechoslowakei ein eth- genheiten ebenfalls selbst zu bestimmten. Die Sie- nisch gemischter Vielvölkerstaat. Die dominie- germächte des Ersten Weltkriegs missachteten rende Nation waren die Tschechen, die im neu- dieses deutsche Selbstbestimmungsrecht, weil sie en Staat nur etwas mehr als die Hälfte der kein Interesse an einem großdeutschen National- Einwohner stellten (50,7 Prozent). In keinem staat in Mitteleuropa hatten, der den Kriegsgeg- anderen Staat Europas war der Bevölkerungsan- ner, das Deutsche Reich, gestärkt hätte. teil der vorherrschenden Nation so niedrig. An Mit Zustimmung der Alliierten besetzten tsche- zweiter Stelle folgten die Deutschen (23,4 Pro- chische Militäreinheiten im November und De- zent), die sich aus den „Sudetendeutschen“ in zember 1918 die deutsch besiedelten Landes- Böhmen, Mähren und Schlesien und den „Kar- teile, die vollständig in den neuen Staat patendeutschen“ in der Slowakei zusammen- integriert wurden. Die deutschböhmische Lan- setzten. An dritter Stelle rangierten die Slowa- desregierung floh aus Reichenberg über Dres- ken (14,7 Prozent). Sie waren zwar formell Teil den nach Wien, wo Rudolf Lodgman von Auen der Staatsnation, doch faktisch blieb ihnen die weiterhin für einen deutschen Staat in Böhmen Selbstbestimmung versagt. Die im Pittsburgher warb. Bei den Friedensverhandlungen in Saint- Abkommen zugesagte Autonomie der Slowakei Germain bei Paris konnte sich die tschechische wurde nicht verwirklicht. Weiterhin lebten in Seite jedoch vollständig durchsetzen. Die Sie- der Tschechoslowakei Ungarn (5,6 Prozent), germächte sprachen der Tschechoslowakei Ukrainer (3,4 Prozent), Polen, Russinen, Rus- Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien und sen, Rumänen, Kroaten sowie Juden, die als ei- einige Gemeinden Niederösterreichs zu, wäh- genständige Nation geführt wurden. Am rend das Selbstbestimmungsrecht der deut- schlechtesten waren die Bewohner Karpaten- schen Bevölkerungsteile unberücksichtigt blieb. russlands gestellt. Die Siegermächte des Ersten Am 24. September 1919 schließlich erkannte Weltkrieg hatten diese mehrheitlich von Ruthe- die Republik Österreich – der Staatsname nen (Russinen und Ukrainern) bewohnte Regi- „Deutschösterreich“ und der an das on, die bis 1918 ein Teil des Königreichs Un- Deutsche Reich waren in Saint-Germain verbo- garn gewesen war, im Vertrag von Trianon der ten worden – die Abtretung der deutschen Ge- Tschechoslowakei zugesprochen, obwohl in biete Böhmens an die Tschechoslowakei an. dem Gebiet nur rund fünf Prozent Slowaken Die Besetzung der deutsch besiedelten Gebiete lebten. Die Ruthenen waren trotz ihrer slawi- durch tschechoslowakische Truppen vollzog schen Herkunft nicht Teil der Staatsnation der sich unter dem Protest der einheimischen Be- „Tschechoslowaken“. völkerung und der deutschböhmischen Partei- Tomáš Garrigue Masaryk hatte 1919 in Saint- en verschiedener politischer Richtungen, die Germain versprochen, einen Staat „identisch mit sich infolge der Revolution 1918/19 gebildet dem der Schweiz“ zu schaffen, in dem Deutsch hatten. So demonstrierten am 4. März 1919, als als zweite Landessprache anerkannt werde. Die die Nationalversammlung Deutschösterreichs deutschen Parteien waren enttäuscht, dass die in Wien eröffnet wurde, tausende Menschen in Tschechoslowakische Verfassung von 1920 diese allen größeren Städten gegen die Vorenthaltung Zusagen negierte. Sie strebten die Gewährung ei- des Selbstbestimmungsrechts. An mehreren ner Autonomie für den deutschen Bevölkerungs- Orten schossen tschechische Soldaten in die teil und die stufenweise Umwandlung der Tsche-

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 189 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

Zweisprachiges Behördenschild lich deutsch besiedelten Gebiete. Dort formierte mit dem Wappen der sich eine neue „Elite“ aus zugezogenen tschechi- Tschechoslowakei Foto: Matthias Donath schen Beamten und Offizieren, die in den Behör- den, an der Grenze, im Militär oder bei der Ei- senbahn ihren Dienst verrichteten. Für ihre Kinder wurden neue tschechische Volksschulen errichtet, während in sprachlich gemischten Or- ten, wo die Zahl deutscher Kinder gesunken war, deutsche Volksschulen schließen mussten. Bei einer umfassenden Bodenreform mussten die größtenteils adligen Großgrundbesitzer erhebli- che Teile ihrer Ländereien an den Staat abgeben. Dieses Land wurde teils verstaatlicht, teils an Siedler verteilt, die aber zu 92 Prozent tschechi- scher Sprache waren. Diese Benachteiligungen waren bewusste Maßnahmen, weil Staatspräsi- dent Masaryk und die Regierungsparteien eine „Entösterreichisierung“ des gesamten Landes und eine „Tschechisierung“ der deutschsprachi- gen Gebiete erreichen wollten. So entstand bei vielen Staatsbürgern deutscher Sprache der Ein- druck „Bürger zweiter Klasse“ zu sein.

choslowakei in einen Nationalitätenstaat meh- Zustimmung und Ablehnung rerer gleichberechtigter Nationen an. Auch auf tschechischer Seite gab es Befürworter einer sol- Die Deutschen mussten sich in dem neuen Staat chen „Verschweizerung“. zurechtfinden, den sie nicht gewollt hatten, aber Die Situation der deutschen Minderheit in der in dem und mit dem sie leben mussten. Schon al- Tschechoslowakei lässt sich ganz verschieden lein aus pragmatischen Gründen passten sie sich beschreiben. Zum einen war die Tschechoslowa- den Regeln des neuen Staates an. Vor allem Schule kische Republik ein demokratischer Rechtsstaat, und Militärdienst trugen zu einer Integration in dem die Einwohner deutscher Sprache als gleich- den tschechoslowakischen Staat bei. berechtigte Staatsbürger angehörten. Im deut- Im deutschen Schulunterricht vermittelten deut- schen Sprachgebiet gab es deutsche Schulen, im sche Lehrer die tschechoslowakische Staatsidee Alltag konnten viele Angelegenheiten erledigt und die Geschichte Böhmens. Die Kinder wur- werden, ohne dass man sich der tschechischen den so erzogen, dass sie den Staat, in dem sie leb- Sprache bedienen musste. Orte, Straßennamen ten, und seine Symbole zu achten hatten. Tsche- und staatliche Einrichtungen waren im deutsch- chisch wurde als Fremdsprache unterrichtet, sprachigen Gebiet tschechisch und deutsch be- genauso, wie viele tschechische Schüler in der schriftet. Es gab deutsche Zeitungen, deutsche Schule Deutsch lernten. Es war weithin üblich, Theater und ein eigenständiges deutsches Ver- dass tschechische Eltern ihre Kinder für mehrere einsleben. In den anderen Staaten, die nach dem Monate in eine deutschsprachige Familie gaben Ersten Weltkrieg neu entstanden waren, ging es und umgekehrt, dass deutsche Kinder in tsche- den deutschen Minderheiten schlechter. chischen Familien die Staatssprache lernten. Zum anderen fühlten sich viele der deutschen Dieser Schüleraustausch wurde im Tschechi- Staatsbürger aber benachteiligt. Staatssprache schen als „vexl“ (Wechsel) bezeichnet. Die Deut- in der ersten Republik war nach dem Gesetz schen mussten, wie alle anderen Staatsbürger vom 29. Februar 1920 allein „Tschechoslowa- auch, ihren Wehrdienst bei der Tschechoslowa- kisch“ – eine Sprache, die es gar nicht gab. Be- kischen Armee ableisten. Dort war Tschechisch amte mussten zwingend die tschechische Spra- die Dienstsprache. Wer Unteroffizier oder Offi- che beherrschen und dies mit einer Sprach- zier werden wollte, musste perfekt Tschechisch prüfung nachweisen. Das bedeutete, dass zahl- sprechen. Da die Armee ein sicheres Einkom- reiche deutsche Beamte entlassen und durch men versprach, entschieden sich auch viele tschechische ersetzt wurden. Tschechische Be- Deutsche für eine Offizierslaufbahn. Allerdings amte, die in die deutschsprachigen Gebiete zo- wurden die deutschen Rekruten nur selten in ih- gen, mussten jedoch keine Deutschkenntnisse rer Heimat eingesetzt. Da man sich ihrer Loyali- vorweisen. In den rund zwanzig Jahren bis 1938 tät nie ganz sicher war, setzte man sie nicht bei zogen rund 260.000 Tschechen in die mehrheit- der Grenzsicherung ein. Offiziere und Mann-

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 190 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

schaften deutscher Nationalität dienten vor al- Titelseite der deutschen lem in der Slowakei und in Karpatenrussland. Zeitschrift „ABC“ vom Die erste tschechoslowakische Republik war ein 26. September 1937 Die Deutschen, die loyal zur pluralistischer und demokratischer Parteien- Tschechoslowakei standen, staat. Das Parteiensystem war strikt nach Spra- verehrten den Staatsgründer chen getrennt. Die einzige Partei, die sich nicht und ersten Präsidenten danach richtete, war die Kommunistische Partei Tomáš Garrigue Masaryk. in der Tschechoslowakei. Ihr gehörten gleicher- 1937 trauerte man auch in den deutschsprachigen Landesteilen maßen tschechische und deutsche Kommunis- um seinen Tod. ten an. Die Arbeiterbewegung, die im stark in- © Bayerisches Hauptstaatsarchiv dustrialisierten Nordböhmen viele Anhänger München, Sudetendeutsches Archiv hatte, war indes gespalten. Die größte Partei der deutschen Minderheit war lange die Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tsche- choslowakischen Republik (DSAP). Um den So- zialismus durchzusetzen, den sie erstrebte, ent- schied sie sich bald nach dem gescheiterten Anschluss an die Republik Deutschösterreich zur Mitarbeit im politischen System der Tsche- choslowakei. Bei den Wahlen 1929 erzielte sie 6,9 Prozent, womit sie die stärkste deutsche Fraktion im Prager Abgeordnetenhaus stellte. Die Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpar- tei gehörte zu den „aktivistischen Parteien“, die durch eine aktive Beteiligung am politischen Den „aktivistischen Parteien“ standen die „nega- Handeln und an der Regierung die Lebensver- tivistischen Parteien“ gegenüber, die die Tsche- hältnisse ihrer deutschen Wähler zu verbessern choslowakei grundsätzlich ablehnten und eine versuchte. Obwohl anderer politischer Überzeu- Mitwirkung in der Regierung verweigerten. Ru- gung, wirkte auch die Deutsche Christlich-Sozia- dolf Lodgman von Auen, der nach seinem Rück- le Volkspartei (DCV) im neuen Staat mit. Sie hat- tritt als Landeshauptmann der Provinz Deutsch- te eine bürgerlich-christliche Ausrichtung. Die böhmen in die Tschechoslowakei zurückgekehrt führende Persönlichkeit der Christsozialen war war, führte die Deutsche Nationalpartei (DNP), der Prager Jurist Robert Ritter von Mayr-Harting die jede Mitarbeit im politischen System der (nach der Abschaffung der Adelstitel nur Mayr- Tschechoslowakei verweigerte und eine Autono- Harting, 1874–1948). Er sprach sich bereits un- mie oder Herauslösung der deutschsprachigen mittelbar nach dem Zusammenbruch der Gebiete anstrebte. Bei den Wahlen von 1920 er- Monarchie für eine aktive Mitwirkung der reichte die DNP 5,3 Prozent der Stimmen, womit deutschsprachigen Bevölkerung im neuen Staat sie etwa ein Viertel der deutschen Wähler vertrat. aus und stand stets loyal zur Tschechoslowakei. Noch radikaler war die Deutsche Nationalsozia- Die deutschen Klein- und Mittelbauern wurden listische Arbeiterpartei (DNSAP). Dabei handel- vom Bund der Landwirte (BdL) vertreten, einer te es sich um eine völkische, antikapitalistische antisozialistischen Partei, die mit der Tschechi- und antidemokratische Partei, die aus der schen Agrarpartei viele Überzeugungen teilte. deutschnationalen Gewerkschaftsbewegung Ös- 1926 bildete Ministerpräsident Antonín Švehla terreichs hervorgegangen war. Trotz des ähnli- (1873–1933) eine neue Regierung, in die er erst- chen Namens und vergleichbarer Überzeugun- mals auch Vertreter deutscher Parteien aufnahm. gen hatte sie nichts mit Adolf Hitlers Na- Mayr-Harting wurde Justizminister und der Pra- tionalsozialistischer Deutscher Arbeiterpartei ger Slawist Franz Spina (1868-1938) vom Bund (NSDAP) zu tun. 1933 lösten sich die beiden na- der Landwirte Minister für öffentliche Arbeiten. tionalistischen Parteien selbst auf, womit sie ei- Als 1929 eine neue Koalitionsregierung unter nem Parteiverbot zuvorkamen. Beteiligung deutscher Parteien gebildet wurde, In Wirtschaft und Industrie konnte man sich erhielt Ludwig Czech (1870–1942), der Vorsit- schnell mit dem neuen Staat abfinden. Anders zende der Deutschen sozialdemokratischen Ar- als im Deutschen Reich und in Österreich kam es beiterpartei, einen Ministerposten. Er gehörte in der Tschechoslowakei nicht zu einer Inflation bis 1938 der Regierung an, ebenso wie Franz Spi- und damit auch nicht zu einer Wirtschaftskrise. na und der 1936 zum Minister ohne Portefeuille Die Tschechoslowakische Krone gehörte in der berufene Erwin Zajicek (1890–1976) von der Zwischenkriegszeit zu den starken Währungen Deutschen Christlich-Sozialen Volkspartei. Europas. Die Absatzmärkte, die vor dem Krieg

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 191 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

im Ausland bestanden hatten, blieben größten- sich. Landesweit gewann sie die meisten Stim- teils erhalten. Der Markennamen „Made in men, doch war sie aufgrund des Wahlsystems “ hatte einen guten Ruf. Auch die mit 44 von 300 Mandaten nur die zweitstärkste Unternehmen im deutschsprachigen Gebiet Partei im Abgeordnetenhaus in Prag. nutzten diese anerkannte Marke. Um sich dem Die politische Idee eines einigen „Sudeten- tschechischen Markt anzupassen, wurden Pro- deutschtums“ war ebenso eine nationalistische dukte in tschechischer Sprache beworben. Ver- Idee wie der „Tschechoslowakismus“, weil es ein packungen waren oftmals zweisprachig beschrif- Volk oder einen Stamm der „Sudetendeutschen“ tet. gar nicht gab. Die deutsche Bevölkerung in Böh- men, Mähren und Schlesien lebte in unterschied- Radikalisierung, die Sudetenkrise und lichen Landschaften, die kein zusammenhängen- das Ende der ersten Republik des und geschlossenes Gebiet bildeten, sie sprachen unterschiedliche deutsche Dialekte Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 hatte erhebli- und hatten im Alltag schon aufgrund der räumli- che Auswirkungen auf die Wirtschaft in der chen Entfernung wenig miteinander zu tun. Au- Tschechoslowakei. Vor allem die im deutschspra- ßerdem bildeten die Deutschen keine ethnisch chigen Gebiet konzentrierte Textil- und Schmuck- abgeschlossene Gruppe. Welcher Sprache man industrie war betroffen, weil Kunden und Absatz- sich zuwandte, war im 19. und 20. Jahrhundert märkte im Ausland wegfielen. Zahlreiche Betriebe vielfach Veränderungen unterworfen gewesen. mussten schließen; die Arbeitslosigkeit stieg im- So gab es Böhmen mit tschechischem Familien- mens an. Da es in der ersten Republik keine Ar- namen, die unzweifelhaft tschechischer Abstam- beitslosenversicherung gab, standen viele Famili- mung waren, sich aber für die Zugehörigkeit zur en nahezu mittellos da. Die soziale Krise wirkte deutschen Nation entschieden hatten, während sich wiederum auf die politische Lage aus. ethnische Deutsche durch Assimilation die Die Unzufriedenheit wuchs außerdem, weil sich tschechische Sprache angenommen hatten. die Lage der deutschen Minderheit trotz des Re- Angezogen durch die außenpolitischen Erfolge gierungseintritts deutscher Parteien nicht ver- Hitlers richtete sich die Sudetendeutsche Partei besserte. Nach wie vor bestanden Benachteili- ab 1935 stärker auf das Deutschen Reich und den gungen für Staatsbürger nichttschechischer Nationalsozialismus aus, von dem man sich eine Sprache. Von Seiten der tschechischen Parteien „Erlösung“ erhoffte. Am 19. November 1937 erfolgten keine Schritte hin zu einem Umbau des wandte sich Henlein erstmals an Hitler und bat Staates hin zu einer „zweiten Schweiz“ mit eigen- ihn, die Sudetendeutschen zu unterstützen. Da- ständigen Kantonen oder die mehrfach disku- bei schlug er den „Anschluß des gesamten böh- tierte persönliche oder territoriale Autonomie misch-mährischen Raums an das Reich“ vor. Hit- nichttschechischer Volksgruppen. Auch der Vor- ler legte am 5. November 1937 vor den Spitzen schlag, die deutsche Volksgruppe zur zweiten der und des Auswärtigen Amtes dar, Staatsnation zu machen, scheiterte. dass er die Besetzung Österreichs und der Tsche- Die wachsende Enttäuschung machte sich eine choslowakei plante. Die Sudetendeutsche Partei Sammlungsbewegung zunutze, die am 1. Okto- diente seinen Interessen, konnte er sie doch zur ber 1933 unter Führung des Turnlehrers Konrad Destabilisierung der Tschechoslowakei einset- Henlein (1898–1945) gegründet wurde. Die Su- zen. Hitler wies Henlein an, der tschechoslowa- detendeutsche Heimatfront strebte eine „Zu- kischen Regierung Forderungen zu stellen, die sammenfassung aller Deutschen“ und die Um- diese unmöglich annehmen könne. Indes sprach wandlung der Tschechoslowakei in einen Henlein in der Öffentlichkeit weiterhin von Nationalitätenstaat an. Den tschechoslowaki- einer Autonomie für seine Volksgruppe. Am schen Staat und den „Grundgedanken der Demo- 24. April 1938 verkündete der Parteiführer in kratie“ erkannte sie aber grundsätzlich an. Eine Karlsbad acht Forderungen an die tschechoslo- Anlehnung an das Deutsche Reich, in dem die wakische Regierung. Henlein verlangte die volle Nationalsozialisten die Macht übernommen hat- Gleichberechtigung der deutschen Minderheit ten, war anfangs nicht angestrebt, auch sprach als Volksgruppe, die Anerkennung eines deut- Henlein nicht vom Nationalsozialismus, sondern schen Siedlungsgebiets innerhalb der Tschecho- von einer „christlichen und deutschen Weltan- slowakei, den Aufbau einer deutschen Selbstver- schauung“. Kurz vor den Parlamentswahlen waltung mit ausschließlich deutschen Beamten, 1935 musste sich die Heimatfront auf Druck der die Wiedergutmachung der ab 1918 erlittenen tschechoslowakischen Regierung in Sudeten- wirtschaftlichen Schäden der deutschsprachigen deutsche Partei (SdP) umbenennen. Bei den Bewohner und endlich die „volle Freiheit des Be- Wahlen vereinte die noch junge Partei 68 Pro- kenntnisses zum deutschen Volkstum und zur zent der sudetendeutschen Wählerstimmen auf deutschen Weltanschauung“, womit die Ideolo-

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 192 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

„Heraus zum Tag der Arbeit“, Plakat der Sudetendeutschen Partei, 1936 © Muzeum mesta� Ústí nad Labem

Konrad Henlein, Führer der Sudetendeutschen Partei, später und im Reichsgau Sudetenland, Aufnahme um 1939 © Krajská vedecká� knihovna v Liberci

gie des Nationalsozialismus gemeint war. Präsi- ten zu stärken, weshalb er ihn über die Sudeten- dent Edvard Bene�s lehnte diese Forderungen ab. deutsche Partei anfachte und steuerte. Am 30. Mai 1938 erklärte Hitler dem Oberkom- Im Mai 1938 schien ein Kriegsausbruch bevorzu- mando der Wehrmacht, dass es sein unabänder- stehen. Beunruhigt durch militärische Bewegun- licher Beschluss sei, die Tschechoslowakei durch gen nahe der Grenze beschloss die tschechoslowa- eine militärische Aktion zu zerschlagen und er kische Regierung am 20. Mai 1938 eine teilweise nur noch auf einen geeigneten Anlass warte. Zu- Mobilmachung. 199.000 Mann wurden zur Armee vor, im März 1938, war Österreich mit dem einberufen. Die Entscheidung löste hektische Ver- Deutschen Reich vereinigt worden. handlungen zwischen den Siegermächten des Ers- Die Sudetendeutsche Partei erhielt enormen Zu- ten Weltkriegs und der tschechoslowakischen Re- lauf. Ihre Mitgliederzahl stieg von 548.338 am gierung aus. Um einen Krieg zu verhindern, 31. Dezember 1937 auf 1,35 Millionen im Okto- stimmten Frankreich und Großbritannien einer ber 1938. Damit war sie eine Massenpartei ge- Verhandlungslösung zu. Der britische Gesandte worden. In Ritschka (Adlergebirge) traten 926 Lord Walter Runciman (1870–1949) versuchte, ab der 929 Einwohner der Bewegung bei. Der Bund 3. August 1938 zwischen den Sudetendeutschen der Landwirte und die Christlich-Soziale Volks- und der Regierung zu vermitteln. Er gab die Emp- partei verließen die tschechoslowakische Regie- fehlung, Grenzbezirke mit „bedeutender deutscher rung, der sie über viele Jahre angehört hatten, Bevölkerungsmehrheit“ unverzüglich an Deutsch- und traten am 22./23. März 1928 zur Sudeten- land anzugliedern und für weitere Gebiete Volks- deutschen Partei über. Das bedeutete das Ende abstimmungen anzusetzen. Dadurch bestärkt, for- des „Aktivismus“, der aktiven Mitarbeit im tsche- derte die Sudetendeutsche Partei unter der Losung choslowakischen Staat. „Heim ins Reich“ die Ausgliederung der deutsch- Das Selbstbewusstsein der „nationalen“ Deut- sprachigen Gebiete aus der Tschechoslowakei. schen äußerte sich in Demonstrationen, Kundge- Angestachelt durch Hitler, der in scharfen Tönen bungen und bewussten Störungen tschechoslo- gegen die Tschechoslowakei wetterte, begannen wakischer Einrichtungen. Wiederholt kam es zu gewaltbereite Mitglieder der Sudetendeutschen Schlägereien zwischen sudetendeutschen Akti- Partei am 13. September einen Aufstand. Sie über- visten, tschechischen Polizisten und Befürwor- fielen tschechische „Grenzler“, besetzten Behör- tern des tschechoslowakischen Staats. So heizte den und misshandelten Juden, Kommunisten und sich die Stimmung im Frühjahr und Sommer Sozialdemokraten. Zugleich flüchteten Sudeten- 1938 enorm auf. Die Sudetenkrise, wie dieser deutsche über die Grenze auf Reichsgebiet, wo Konflikt bezeichnet wird, half Hitler, seine Stel- mit dem Sudetendeutschen Freikorps eine Bür- lung gegenüber den anderen europäischen Mäch- gerkriegsarmee aufgestellt wurde, die Angriffe auf

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 193 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

tschechische Zollämter verübte und tschechische Staatsgebiets an das Deutsche Reich. Hitler, der Beamte über die Grenze verschleppte. Die Auf- eigentlich die gesamte Tschechoslowakei zer- ständischen konnten mehrere Grenzstreifen im schlagen wollte, musste sich vorerst mit diesem Westen und Norden Böhmens unter ihre Kontrol- Anteil zufrieden geben. Er hielt sich aber nicht le bringen, doch gelang es der Tschechoslowaki- an die im Münchner Abkommen zugesagte Ga- schen Armee, ihnen wieder mehrere Gebiete zu rantie für das Fortbestehen einer verkleinerten entreißen. Tschechoslowakei. Bereits im März 1939 ließ er Unterdessen bemühten sich die europäischen die „Rest-Tschechei“ besetzen und als Protekto- Mächte, die unter allen Umständen einen Krieg rat Böhmen und Mähren dem Reich angliedern. vermeiden wollten, um eine Beilegung des Kon- flikts. Nach einem Gespräch Hitlers mit dem bri- Der Reichsgau Sudetenland tischen Premierminister Neville Chamberlain (1869–1940) stimmten Großbritannien und Die deutschsprachige Bevölkerung begrüßte Frankreich einer Abtretung von Gebieten mit mehrheitlich den Anschluss an das Deutsche über 50 Prozent deutscher Bevölkerung an Reich. Die über die Grenzen zu Sachsen und „Im Bedarfsfalle werden wir alle Soldaten“, Herbst 1938. Deutschland zu, was die tschechoslowakische Bayern einrückende Wehrmacht wurde mit Jubel Mit dem Plakat, das in einer Regierung am 21. September 1938 akzeptierte. empfangen. Adolf Hitler und fei- tschechischen und in einer Die Einzelheiten dieser Abtretung wurden auf erte man als „Befreier des Sudetenlandes“. Nicht deutschen Fassung im ganzen der Münchner Konferenz am 29./30. September erfreut waren Sozialdemokraten, Kommunisten Land verteilt wurde, riefen die 1938 ohne Beteiligung der Tschechoslowakei und andere Gegner des Nationalsozialismus, die tschechoslowakischen Behörden zur Verteidigung des Staates verhandelt. Gemäß dem Münchner Abkommen sich auf Verfolgungen einstellen mussten. Bis zu- auf. Damit bereitete man die besetzten Einheiten der Wehrmacht zwischen letzt hatten die Arbeiterparteien versucht, eine Bevölkerung auf einen drohenden dem 1. und dem 10. Oktober 1938 die mehrheit- Herauslösung der deutschsprachigen Gebiete aus Angriff der Wehrmacht vor. lich deutsch besiedelten Grenzgebiete. Dadurch der Tschechoslowakei und eine Machtübernahme © Muzeum mesta� Ústí nad Labem verlor die Tschechoslowakei 14 Prozent ihres der Nationalsozialisten zu verhindern. Nur vor- dergründig brachte die Angliederung an das Deut- sche Reich eine „Befreiung“. Tatsächlich führte sie dazu, dass sich die Sudetendeutschen der natio- nalsozialistischen Diktatur unterwerfen mussten. Die deutsche Bevölkerung erhielt nicht die ge- wünschte Selbstverwaltung, sondern musste sich in ein totalitäres Regime einfügen. Die Bestimmungen des Münchner Abkommens führten zu einer Ausreise der tschechischen Be- amten und Militärangehörigen sowie aller tsche- chischen Familien, die nach 1918 in die deutsch besiedelten Gebiete gekommen waren. Außer- dem flohen viele, die eine Verfolgung befürchten mussten, etwa Juden und erklärte Gegner des NS- Staates, in das verbliebene tschechoslowakische Gebiet. Darüber, wie viele Menschen vertrieben wurden oder geflohen sind, liegen keine sicheren Zahlen vor. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 160.000 Menschen das Gebiet verließen, da- runter Einwohner tschechischer und jüdischer Abstammung, Sozialdemokraten, Kommunisten sowie reichsdeutsche und österreichische Emig- ranten, die in der Tschechoslowakei Zuflucht ge- sucht hatten. Durch die Besetzung des Protektora- tes Böhmen und Mähren im März 1939 wurden diese Flüchtlinge von den Nationalsozialisten ein- geholt. Mindestens 20.000 sudetendeutsche Regi- megegner wurden verhaftet. Etwa 5.000 Men- schen gelang die Ausreise ins Exil, vor allem nach Großbritannien. Bei dem abgetretenen Gebiet mit deutscher Mehrheit handelte es sich um geografisch zer- splitterte Randregionen Böhmens, Mährens und

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 194 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

Schlesiens. Dieses Gebiet hatte niemals unterei- wohl eine Aussiedlung dieses Bevölkerungsteils nander eine Einheit gebildet, sondern war im- vorgesehen war, unterblieb diese. Ein Grund mer mit dem böhmischen Binnenland verbun- war, dass die „Rest-Tschechei“ seit 1939 als den gewesen, von dem es nun durch die neue Protektorat Böhmen und Mähren ebenfalls un- Reichsgrenze getrennt war. Der genaue Verlauf ter deutscher Herrschaft stand und ohnehin der Grenze wurde am 20. November 1938 festge- eine „Germanisierung“ des wie legt. Er richtete sich danach, ob die Ortschaften auch der Protektoratsbevölkerung vorgesehen bei der Volkszählung 1910 eine deutsche oder war. Etwa 40.000 bis 45.000 Einwohner galten eine tschechische Mehrheit gehabt hatten. Die nach nationalsozialistischer Definition als Grenzziehung führte nicht zu einer vollständi- „Nichtarier“. Sie waren unmittelbar nach dem gen ethnischen Trennung, denn in den Landes- „Anschluss“ des Sudetenlandes der radikalen teilen, die an das Deutsche Reich fielen, lebten Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten über 400.000 Tschechen, während im verklei- ausgeliefert. Nur ein kleiner Teil der jüdischen nerten Staatsgebiet der Tschechoslowakei noch Bevölkerung überlebte. 240.000 Deutsche wohnten. Die größte Stadt mit Der Reichsgau Sudetenland war als „Muster- deutscher Bevölkerung, Ostrau (Ostrava), war “ organisiert und mit einem Verwaltungs- bei der Tschechoslowakei geblieben, desgleichen aufbau versehen, der bei einer Neugliederung die deutschen „Sprachinseln“ um Brünn (Brno) des Reichsgebiets als Vorbild dienen sollte. Die und Iglau (Ihlava). staatliche Verwaltung und die Parteigliederung Dem „Gesetz über die Wiedervereinigung der waren deckungsgleich. Konrad Henlein war so- sudetendeutschen Gebiete“ vom 21. November wohl Reichsstatthalter und damit der Leiter der 1938, das die Eingliederung ins Reichsgebiet ver- „Gauselbstverwaltung“ als auch Gauleiter der fügte, folgte das „Gesetz über die Gliederung der NSDAP, der einzig zugelassenen Partei. Der sudetendeutsche Gebiete“ vom 25. März 1939, „Führer der Sudetendeutschen“ genoss hohes mit dem eine territoriale Neugliederung vorge- Ansehen und besaß eine relativ starke Macht- nommen wurde. Während die Landesteile im position. Die gesamte Verwaltung wurde nach Südosten und Süden Böhmens und Mährens dem Vorbildern aus dem Reich umorganisiert. So Niederbayern-Oberpfalz des richtete man nach preußischem Vorbild drei Freistaats Bayern sowie den Reichsgauen Nieder- Regierungsbezirke mit Verwaltungssitzen in donau und Oberdonau (ehemals Nieder- und Karlsbad, Aussig und Troppau ein, die sich aus Oberösterreich) angegliedert wurden, bildete Landkreisen zusammensetzten. man aus den deutsch besiedelten Randgebieten Der Angliederung an das Deutsche Reich folgte in Nordböhmen und Nordmähren den „Reichs- eine nationalsozialistische Durchdringung der gau Sudetenland“ – ein disparates, aus zwei von- gesamten Gesellschaft. Es vollzog sich eine einander getrennten Gebietsteilen bestehendes, „Gleichschaltung im Zeitraffer“. Innerhalb we- nunmehr abrupt vom mehrheitlich tschechi- niger Monate wurde das nachvollzogen, was im schen Kernland separiertes Gebilde. Aufgrund Reichsgebiet in den fünf Jahren seit der natio- der starken Ausrichtung des wirtschaftlichen nalsozialistischen Machtergreifung geschehen und kulturellen Lebens auf Prag war es ohne ein war. Ein „Stillhaltekommissar für Organisatio- gewachsenes Zentrum. Mehr als Verlegenheits- nen“ löste Verbände und Vereine auf, die nicht lösung wurde Reichenberg, die größte Stadt die- in den NS-Staat passten. Nur Organisationen, ses Gebiets, mit dem „Gesetz über den Aufbau die sich nationalsozialistischen Gliederungen der Verwaltung im Reichsgau Sudetenland“ vom unterstellten, durften bestehen bleiben. Das 15. April 1939 zur „Gauhauptstadt“ erklärt. führte zu einer weitgehenden Beseitigung des Nach der Volkszählung vom 17. Mai 1939 leb- traditionellen Vereinswesens. Am 15. Septem- ten im Reichsgau Sudetenland auf 22.587 Quad- ber 1940 bestanden nur noch 15.000 von ehe- ratkilometer insgesamt 2.945.261 Einwohner. mals 81.000 Vereinen. Auch die Sudetendeut- nächste Seite: Darunter befanden sich etwa 400.000 Tsche- sche Partei musste sich auflösen. Da führende Übersichtskarte vom Gau chen (13 Prozent), die keinerlei Minderheits- Nationalsozialisten ihr misstrauten und sie für Sudetenlands und von der rechte genossen. Das tschechische Vereinsleben unzuverlässig hielten, erfolgte keine automati- Tschecho-Slowakei, März 1939. Die Karte zeigt den wurde aufgelöst und tschechische Schulen ge- sche Übernahme der Mitglieder in die NSDAP, Reichsgau Sudetenland mit schlossen. Bewohner tschechischer Sprache, was viele „Volkstumskämpfer“ enttäuschte. Im seiner Gliederung in drei die bereits 1910 in dem Gebiet gelebt hatten, Zuge der „Gleichschaltung“ wurden zahlreiche Regierungsbezirke Eger konnten sich für die Annahme der deutschen Verwaltungspositionen mit „Altreichsdeut- (Verwaltungssitz in Karlsbad), Staatsbürgerschaft entscheiden. Etwa 60 Pro- schen“ besetzt, die nicht aus dem Sudetenland Aussig und Troppau sowie die anderen an das Deutsche Reich zent taten das auch, um in der Heimat verblei- stammten. Bei der einheimischen Bevölkerung angegliederten Gebiete. ben zu können. Eine Minderheit optierte für die provozierte diese Entwicklung ein Gefühl der © Bayerisches Hauptstaatsarchiv Staatsangehörigkeit der Tschechoslowakei. Ob- „Fremdherrschaft“. Dem gilt freilich entgegen- München, Sudetendeutsches Archiv

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 195 Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 196 Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 197 Deutsche und Tschechen in der ersten Tschechoslowakischen Republik und im Reichsgau Sudetenland 1918 bis 1945

Wandteppich mit dem Wappen die nordböhmische Textilindustrie über eine des Sudetenland. veraltete Maschinenausstattung und über enor- Im September 1940 erhielt me Produktionskapazitäten, die im deutschen der Reichsgau Sudetenland ein eigenes Wappen, das sich Binnenmarkt nicht benötigt wurden. Das Gab- sichtlich vom Wappen der lonzer Schmuck- und Glasgewerbe war vom Ex- Tschechoslowakei und des port abhängig, waren doch 95 Prozent der Pro- Königreichs Böhmen unterschied. dukte ins Ausland geliefert worden. Diese Böhmen wurde durch einen Kunden brachen weg. Um die Arbeitskräfte für schwarzen Adler repräsentiert, den man dem Wappen der die Rüstungsindustrie einsetzen zu können, for- Premysliden� entlehnt hatte. Der derte die SS 1939, die „Mumpitzindustrie“ zu gespaltene Adler setzte sich aus schließen. Durch Umstrukturierungen fielen den Adlerwappen Schlesiens zahlreiche Arbeitsplätze, weshalb rund 170.000 und Mährens zusammen. Das Arbeitskräfte in das „Altreich“ abwanderten. Schräggitter im unteren Feld hatte man dem Wappen der Dort lockten außerdem höhere Löhne. Beim früheren Reichsstadt Eger Umtausch der Kronen in Reichsmark hatte die entnommen. Reichsbank einen für die Sudetendeutschen un- © Severoceské� muzeum v Liberci günstigen Umtauschkurs durchgesetzt. So verlo- ren Arbeiter bei der Währungsumstellung einen Teil ihres Reallohns. Die Lebenshaltungskosten hingegen hatten sich seit Oktober 1938 erhöht. Fibel aus dem Reichsgau Insgesamt sank der Lebensstandard der sudeten- Sudetenland, gedruckt 1941 in deutschen Bevölkerung. Reichenberg © Muzeum mesta� Ústí nad Labem Die erhoffte friedliche Entwicklung des Reichs- gaus Sudetenland blieb aus, denn bereits ein Jahr nach der Angliederung dieses Gebiets be- gann der Zweite Weltkrieg. Auch aus dem Sude- tenland wurden junge Männer zum Kriegs- dienst eingezogen. Der Anteil gefallener Sudetendeutscher war enorm. Rund 175.000 Sudetendeutsche, etwa sechs Prozent der Vor- kriegsbevölkerung, fielen im Zweiten Welt- krieg. Das war deutlich mehr als in anderen Tei- len des Reichs. Zum Weiterlesen (mit sämtlichen zuhalten, dass die höheren Verwaltungspositio- Der Reichsgau Sudetenland blieb bis Kriegsende Nachweisen): nen fast ausschließlich mit Sudetendeutschen von Kriegshandlungen weitgehend verschont. Matthias Donath/Lars-Arne besetzt waren. Weil das nordböhmische Gebiet lange außerhalb Dannenberg (Hrsg.): Böhmen Die anfängliche Euphorie der Sudetendeutschen der Reichweite der alliierten Flugzeuge lag, galt ist mein Heimatland! Deutsche schlug schon nach wenigen Monaten in Miss- es als „Reichsluftschutzkeller“. 1944 gab es erst- und Tschechen in Nordböhmen 1918-1945. Zeme� ceská,� domov stimmung und Resignation um. Denn die Ein- mals Luftangriffe. Diese richteten sich vor allem muj!� Nemci� a ceši� v severních gliederung in das Deutsche Reich brachte gegen kriegswichtige Industriebetriebe, die be- Cechách� 1918-1945. Begleitbuch zahlreiche Nachteile. Die Einführung der reichs- wusst im Sudetengau angesiedelt worden waren. zur Ausstellung vom 27.10.2018 bis deutschen Normen in Recht, Verwaltung und Der größte von ihnen war das Hydrierwerk in 31.3.2019 in Weesenstein, erscheint Wirtschaft beseitigte vieles, was zur deutsch- Maltheuern (Záluží) bei Brüx (), wo aus im Oktober 2018 böhmischen Identität gehört hatte. Das Eigen- Braunkohle Benzin gewonnen wurde. ständige, das Henlein eigentlich hatte bewahren Am Ende des Zweiten Weltkriegs, am 8. und 9. wollen, ging verloren. Hinzu kam, dass sich die Mai 1945, wurde das Sudetenland von amerika- wirtschaftliche Lage verschlechterte. Die Textil- nischen und sowjetischen Truppen weitgehend und Konsumgüterindustrie wurde durch die Ein- kampflos besetzt. Damit endete die nationalso- beziehung in das Zoll- und Wirtschaftsgebiet des zialistische Herrschaft. Auch der Reichsgau Deutschen Reichs von den internationalen Roh- Sudetenland und alle reichsdeutschen Einrich- stoff- und Absatzmärkten abgeschnitten. Einige tungen hörten zu bestehen auf. Die Tsche- Betriebe versuchten, die Zollbestimmungen zu choslowakische Republik entstand erneut und umgehen, indem sie für einige Wochen weiter erhielt ihre Staatsgrenzen zurück, die sie vor Autoren unter dem Markenzeichen „Made in Czechoslo- dem Münchner Abkommen gehabt hatte. Rund Dr. Lars-Arne Dannenberg, vakia“ produzierten und ihre Waren über die 3 ½ Millionen Deutsche mussten den wiederge- Dr. Matthias Donath Tschechoslowakei ausführten. Generell waren gründeten Staat verlassen. Es war das Ende des Herausgeber der „Säch­ die reichsdeutschen Wirtschaftsinteressen für Zusammenlebens von Deutschen und Tsche- sischen Heimatblätter“ das Sudetenland eher von Nachteil. So verfügte chen in Böhmen.

Sächsische Heimatblätter · 2 | 2018 198