Eine jungsteinzeitliche Siedlung auf dem Strick bei Magden AG : Bericht über die archäologische Ausgrabung im Sommer 1993

Autor(en): Brogli, Werner

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Vom Jura zum Schwarzwald : Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz

Band (Jahr): 69 (1995)

PDF erstellt am: 05.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-747117

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http://www.e-periodica.ch Eine jungsteinzeitliche Siedlung auf dem Strick bei Magden AG Bericht über die archäologische Ausgrabung im Sommer 1995

Werner Brogli

Die Entdeckung der Fundslelle -bewirtschafter Heidi und Fleinz Metz- Mit seiner bei «Schweizer Jugend ger-Bachmann aus Möhlin, der forscht» ausgezeichneten Wettbewerbsarbeit Grabungserlaubnis durch den aargauischen «Eine neolithische Fundstelle bei Kantonsarchäologen i.V. Franz B. Maier, Magden» hat Berthold Jeisy im Jahre der finanziellen Unterstützung durch die 1975 erstmals öffentlich auf diese Gemeinde Magden, die Kantonsarchäologie jungsteinzeitliche Station hingewiesen1. und die Neue Aargauer Wenigen Eingeweihten war sie aufgrund Bank Möhlin und schliesslich durch die von Ackerlesefunden schon länger grossartige Mithilfe von über 50 freiwilligen bekannt2, und wir dürfen annehmen, Helferinnen und Helfern3. Engelbert dass schon vor Jahrhunderten das eine Gersbach aus stellte uns einen und andere schöne Steinwerkzeug Bauwagen zur Verfügung, der das Arbeiten aufgelesen und nach Hause getragen worden auf dem Strick sehr erleichterte. ist. Bei eigenen systematischen und Allen, die am Gelingen der Ausgrabung intensiven Begehungen der Äcker vor in irgendeiner Form beteiligt waren, sei allem in den Jahren 1989—92 dehnte sich an dieser Stelle herzlich gedankt. das Fundgebiet kontinuierlich aus, und es zeichnete sich ein Fundzentrum ab. 1 Jeisy, Berthold: Eine neolithische Fundstelle bei Durch tiefergreifende Pflüge gelangten Magden. Schweizer Jugend forscht, 8. Jg., Nr. 6, vermehrt typische Siedlungsfu nde an die Nov./Dez. 1975, Glattbrugg 1975. Oberfläche. Im Norden verhindert Wald 2 Freundliche Mitteilungen von Marcel Metzger, eine Beobachtung der Fundverteilung, Möhlin, und Kurt Rudin, Seltisberg. bietet dafür den prähistorischen 3 Dabei handelt es sich vorwiegend Überbleibseln um freiwillige im Gegensatz zu den offenen Bodenforscher der Fricktalisch-Badischen Vereinigung Ackerflächen einen gewissem Schutz. Für für Heimatkunde: Fritz Ackermann, Ueli und das landwirtschaftlich intensiv genutzte Franca Agustoni, Carlo Binder, Katarina Bodova, Eleonora Bolliger, Lisbeth und Sabine Brogli, Heidi Gebiet stellte sich die Frage, ob noch Büeler, Maria Bühler, Roger Buser, Hana, Ken und Haus- und andere Siedlungsspuren im Othmar Christen, Werner Fasolin, Hannes Flück, Boden erhalten waren. — Als die Roger Forrer, Patricia Freiermuth, Paul Gutzwiller, Brigitte und David I leyoppe, Daniel Hilpert, Sybille Meldung über eine vorgesehene grossflächige llofmann, Robert Holer, Brigitte Kalt, Ilse, Dominik künstliche Entwässerung auch im und Simon Kaufmann, Retze Koen, Otto Kym, Bereiche der grössten Funddichte zu mir Catherine Leuzinger, Martin Low, Jörg Lüthy, Christian Maise, Dominik Meier, Stefan Moser, gelangte, entschloss ich mich zu einer Ursula Nauwerck, Urs Nussbaum, Lea und Sara archäologischen Ausgrabung im Sommer Ochs, Stefan und Jonas Pfiffner, Christoph Reding, 1993. Diese wurde recht kurzfristig Erwin Rigert, Manfred Rohde, Norbert Spichtig, Johanna Stöckli, Iwan Stössel, Leo und Anna möglich dank dem freundlichen Tschokke, Lisa Tulipano, David Wälchli, Karl Entgegenkommen der Landbesitzer und Wehrli.

7 Währenddem wir vom 22. bis 31. Juü 1993 ganztags arbeiteten, konnten wir im August und im September nur am Feierabend und samstags in kleinen Gruppen weitergraben. Am 18. September wurde die Ausgrabung abgeschlossen (Abb. 1).

Das Siedlungsgebiet Die Menschen der Steinzeit haben sich damals eine — nach unserem Empfinden — besonders schöne Siedlungsstelle ausgesucht. Der Strick (Koord. 629 200/ 264 850, 450 m ü.M.) gehört zur Gemeinde Magden AG und ist Teil einer leicht nach Süden geneigten Hochfläche zwischen dem Sonnenberg (630 m ü. M.) im Osten und dem Tal des Magdener Baches im Süden und Westen (320 m sein. Er wird bei Regenwetter bald sumpfig Abb. 1 Ii. Welche Gründe äusserst Freiwillige M.) (Abb. 2). mögen und anhänglich; andererseits Bodenforscher bei jene frühen Ackerbauern bewogen trocknet er bei Hitze rasch aus, bekommt der Ausgrabung auf haben, auf dem Strick zu siedeln? Der Risse und ist kaum mehr bearbeitbar. dem Strick. Hier schwere Boden des wird zuerst die lehmige und unteren Trotzdem wurde hier im Neolithikum Ackerschicht nach Juras (Lias) dürfte es kaum gewesen Getreide gesät, geerntet und gemahlen. Funden durchsucht, bevor die drei Ausgräber nach 25—30 cm auf ungestörte Schichten treffen.

Abb. 2 Magden AG, Strick • Ausgrabungsstelle auf dem Strick. Ausschnitt aus der Landeskarte 1:25 000, Blatt 1068 Sissach (reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopografie vom 18. Dezember 1995).

8 Verschiedene Silexklingen mit Sichelglanz grabens in nur 300 Metern Entfernung (Politur durchs Mähen!) und geschöpft werden. zahlreiche Getreidemühlen sind eindeutige Offenbar hat dieses Gebiet aber schon Belege dafür. Die gute Fernsicht in die Jahrzehntausende zuvor Menschen Gegend von Basel, auf die Berge des Juras angezogen. Bei den zahlreichen bis ins Passwanggebiet oder ins Rheintal Feldbegehungen konnten in den beiden letzten und zum Südschwarzwald sind wohl Jahren einige typische Moustérien-Arte- auch kein Hauptkriterium für die Wahl fakte aufgelesen werden. Diese dieser Siedlungsstelle. Obwohl sie mehr neandertalerzeitlichen Werkzeuge und auch als 100 Meter über der Talsohle liegt, bot Hunderte von jungsteinzeitlichen Abb. 3 sie wenig Schutz gegen Angriffe. Steile Ackerlesefunden werden in diesem Bericht Die Ausgrabungs- Ränder als natürliche Annäherungshindernisse nur im grossen Zusammenhang stelle von Westen. fehlen. der Höhe erwähnt. Deren Beschreibung Der ganze mit Hier auf war Abbildung und dieser Aufnahme man aber sicher vor Überschwemmungen. ist für einen Bericht in ein paar Jahren erfasste Ausschnitt Und diese dürfen für die prähistorische vorgesehen, wenn bei regelmässigen der leicht Bis gewölbten Zeit nicht unterschätzt werden. Feldbegehungen ein noch Hochfläche muss in die Neuzeit brachten Hochwasser detaillierterer Einblick in das Leben auf dem aufgrund der mitunter Leid in die Dorfgemeinschaft. Strick möglich sein wird3. ausserordentlichen grosses Noch 1784 riss der Bach in Mägden Funddichte im 1 Heiz, Arthur, Ursi Schild und Beat Zimmermann: 14 53 ertranken4. Neolithikum Häuser weg, Menschen , Bezirk . Aarau 1983, S. 3t besiedelt 3 gewesen Vielleicht liess sich auch einfach Damit die herausgepflügten Funde durch oder intensiv eine Sippe auf der Suche nach neuem unkontrolliertes Sammeln nicht in alle Richtungen begangen worden zerstreut werden und für die Forschung verlorengehen, sein. Im Land auf dem Strick nieder, rodete den hat sich der einheimische Ronald Salathé bereit Hintergrund ist der Wald und bepflanzte Äcker. Frisches erklärt, die Äcker auf dem Strick in den nächsten Jahren Sonnenberg mit ohne besondere möglichst lückenlos nach urgeschichtlichen Funden dem Aussichtsturm Trinkwasser konnte abzusuchen. Dafür sei ihm an dieser Stelle sichtbar. Anstrengungen an der Quelle des Buech- bestens gedankt.

9 Die Ausgrabung Vor allem ging es um die Klärung der Frage, ob unter dem Humus noch Kulturschichten und Strukturen einer prähistorischen Siedlung erhalten waren. Aufgrund zahlreicher und oft «fabrikneu» wirkender Steinwerkzeuge musste angenommen werden, dass in den letzten Jahren die Pflüge so tief wie nie zuvor in den Boden eingedrungen waren und dabei zuvor intakte Schichten und Befunde zerstört hatten. Die Frage nach der Mächtigkeit eventueller Kulturschichten wollten wir mit dieser Grabung ebenfalls klären. Vor der Ausgrabung wurde das Grabungsgelände nach den Landeskoordinaten verpflockt und in 40 kleine, 3 X 2 Meter messende Flächen eingeteilt6 (Abb. 4). Um einen Eindruck von der Funddichte und der Fundverteilung zu erhalten, entschied ich mich, auch die Ackerschicht von Hand durchzugraben und daraus alle Steine und Keramikstücke zu bergen. Die eigentliche Feinarbeit setzte erst unter dieser 25—30 cm mächtigen Pflugschicht ein. Die Grenze zum ungestörten Fundhorizont war jeweils leicht auszumachen und durch moderne Pflugspuren im darunterliegenden gelblich-braunen Boden eindeutig markiert (Abb. 5). Die Auswahl der abgebildeten Artefakte kann gut für die Gesamtsituation der zerstörten und der erhaltenen Fundschichten betrachtet werden. Von den 50 abgebildeten Funden stammen 38 aus der verpflügten Schicht, und bloss 12 lagen darunter. Es zeigte sich bald, dass der grösste Teil der Kulturschichten zerstört ist und viele Funde in neuester Zeit aus ihrer ursprünglichen Lage herausgerissen 6 worden sind. Erwartungsgemäss Für die Vermessung danke ich Rolf Widmer und David Wälchli von der Aargauischen Kantonsarchäologie sind in den tiefer gelegenen und der Erosion und für wertvolle Tips zur Ausgrabung weniger ausgesetzten Abschnitten Christian Maise, Freiburg i. Br.

10 S3 s

Abb. 6 Magden AG, Strick Übersicht über die Sa Sa Sa o 17 aasgegrabenen Flächen.

die Erhaltlingsbedingungen etwas besser eingriffe beim Bau der Drainage in als in den nördlichen, wo meist alles diesem und andern Teilen des Stricks zeigte zerstört ist. Nur in den Flächen 8, 10, 11, 12, keinerlei Spuren von Bauten. Lediglich 15, 16 und 20 stiessen wir auf ungestörte Silices wurden bis 200 m westlich des Funde (Abb. 6). Doch waren auch in diesen Grabungsgeländes an die Oberfläche Sondierflächen die fundhaltigen befördert. Schichten nur noch 1 bis ca. 10 cm mächtig Abb. 4 erhalten. Mit dem Einsatz des Sied I u AG, Strick ngsspuren Magden Bodenverdichtung Schon Die zur Tiefgrubbers, der wegen der die aussergewöhnliche Menge, archäologischen sicherlich bald folgen wird, werden Vielfalt und Zusammensetzung der Untersuchung auch diese letzten Relikte zerstört. Ein Lesefunde der letzten Jahre weisen auf eine vorgesehene Fläche wurde vor der Schicksal übrigens, das nicht nur der prähistorische Siedlung auf dem Strick Ausgrabung nach Fundstelle Strick widerfährt, sondern hin. Viele Steinbeilklingen, Messer und den allen Äckern, die auch bei durchnässter Kratzer von Holzbearbeitung und Landeskoordinaten zeugen verpflockt und Erde mit schweren Traktoren und Hausbau; Silexmesser mit Sichelglanz topografisch Erntemaschinen befahren werden. von Getreideernte, Mahlsteine von vermessen. Von den 40 geplanten Sondierflächen Getreideverarbeitung. Der Strick war Abb. 5 konnten wir wegen Witterungs- und aber auch ein Platz, wo die mannigfaltigsten Moderne zeitlicher Umstände nur deren 17 Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände Pflugspuren unter untersuchen. Die Beobachtungen wiederholten «de Steinbeile, Silexgeräte, Kera- der bearbeiteten Ackerschicht zeigen sich jedoch von einem Ausgrabungsfeld mikgefässe oder Hitzesteine hergestellt auf dem Strick die zum andern, und die östliche Hälfte beziehungsweise verwendet wurden. Grenze zwischen des Grabungsareals hätte wohl kaum Mindestens zehn verschiedene Gesteinsarten zerstörten und intakten Schichten neue Erkenntnisse geliefert. Auch die für die Beilklingen, unbearbeitete recht gut an. regelmässige Beobachtung der Boden¬ Rohstücke für Steinbeile, Halbfabrikate

11 oder die Vielfalt der Beiltypen werfen schon jetzt spannende Fragen auf für spätere Untersuchungen. Die erhofften Spuren von Behausungen fanden wir nicht, dafür in einigen Sondierflächen Gehhorizonte mit waagrecht eingelagerten (eingetretenen?) Keramikstücken und einen kleinen Werkplatz zur Stein- beilproduktion (Abb. 7). Vielleicht standen die Iiütten aber an einer andern Stelle. Aufgrund der Funddichte könnten sie sich etwa 30 m nördlich der Grabung, auf der andern Seite des heutigen Wanderweges, befunden haben. Wir hätten dann bei unseren Sondierungen lediglich die «Hausvorplätze» angeschnitten. Möglicherweise waren aber bei unserem kleinflächigen Vorgehen Konstruktionsbefunde einfach nicht zu erkennen. Bei einer Ausgrabung an der oben erwähnten Stelle müsste der Humus deswegen grossflächig entfernt werden. Dann wären Gruben, Gräben oder Pfostenlö- cher eher zu finden. Als weiterer Grund sind für einen folgenden Aufsatz vorgesehen, Abb. 7 das Fehlen vielleicht eine weitere Ein Amboss (heller für von Hausspuren muss wenn Stein) und der auch die gänzliche Vernichtung der Grabung durchgeführt worden ist, die darunterliegende Befunde durch jahrtausendelange Erosion Lesefunde deutlich nachlassen und die Funde zerbrochene in Betracht werden. der verschiedenen erfasst Schleifstein dürften gezogen Sammlungen am ehesten und zur Darstellung der Gesamtsituation Zeugnisse für das Die Funde und ihre zeilliche auf dem Strick miteinbezogen werden Picken und können. Trotzdem sei dieser Stelle Schleifen von Eingliederung an Steinbeilklingen Auf die grosse Anzahl Ackerlesefunde die auffallende Geschlossenheit der auf habe ich bereits hingewiesen. Von dem Strick eingesammelten und mindestens sechs mir bekannten archäologisch ausgegrabenen Steinwerkzeuge erwähnt7. interessierten Personen müssen Die grosse Anzahl Dickenbännli-Spitzen, auf Äckern im Gebiet Strick in den letzten mehrere Silex-Beile vom Typ Glis- 20 Jahren Hunderte oder gar Tausende Weisweil8, Sichelklingen, wie wir von Artefakten eingesammelt worden sein. Und noch stecken sehr viele Funde im Boden. Ich verzichte deshalb in 7 Ich danke Ronald Salathé für die Einsicht in seine neuesten Lesefunde. diesem Bericht über die Ausgrabung 1993 auf Fundzusammenstellungen, 8 Vgl. Wyss, René: Die Redeutung des Wauwiler- Übersichten, Vergleiche, Analysen sowie mooses für die Jungsteinzeitforschung; und Josef: Feuersteinbeile der Rohmaterialien. Speck, Spitznackige aus Herkunftsbestimmungen der Zentralschweiz; in: Archäologie der Schweiz 11, Diese spannenden Auswertungen 1988/2.

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Abb. 9 Mägden AG, Strick Silexartefakte. I—3: Spitzen; 4, 5: Pfeilspitzen; 6—10: Messer; II- 14: Kratzer; 15—34: Bohrer, vor allem sogenannte Dickenbännli- 30 4L M Spitzen. M. 1:2.

14 Abb. 10 Magden AG, Strick Grosse Steinwerkzeuge. 1: Silexabschlag mit Kerbe; 2, 3: Schlag- oder Klopfsteine; 4: Sandsteinsäge; 5: Beil aus Schwarzgestein; 6: Sandstein mit vier Schleifflächen; 7: Scheibe aus Tavayannazsand- stein mit Schlagspuren am Rand. M. 1:2.

15 sie aus Egolzwil 3 kennen8, Beile aus flächen sämtliche von Auge sichtbaren importiertem Vogesen-Schwarzgestein aus Kulturreste, also auch kleinste Präpara- der Gegend um Plancher-les-Mines9 weisen tionsabschläge und alles herbeigeschaffte die neolithische Siedlungsstelle auf Rohmaterial aus Silex und Felsgestein, dem Strick in die Zeit um 4000 v. Chr.10. total 1028 Stücke. Rechnet man diese Die Keramik hinterlässt, nach Zahl hoch, erhält man für das ganze Auskünften von Paul Gutzwiller und Christian Gebiet rund 300000 weitere Funde. Jeunesse, einen zeitlich durchmischten Eindruck. Nur die Randstücke Nr. 1,2 Zusammenfassung und Ausblick und 7 (Abb. 8) könnten zum Geräteinventar Auf dem Magdener Strick befindet sich um 4000 v. Chr. gehören; die übrigen eine an Funden aussergewöhnlich reiche Scherben sind jünger und stammen Siedlungsstelle aus der Jungsteinzeit, die wohl aus dem Spätneolithikum oder der sich über eine Fläche von rund drei Frühbronzezeit. Die beiden im Randbereich Hektaren ausbreitet. Wie weit die Artefakte leicht verdickten Keramikstücke durch Erosion verfrachtet sind, lässt sich Nr. 1 und 2 (Abb. 8) lagen in der Sondierfläche zurzeit noch nicht genau feststellen. 10 (Abb. 6) und wurden in situ, also Immerhin waren in den oberen Sondierflächen einige Zentimeter unter der Pflug- die Kulturschichten total zerstört, schicht, geborgen. Die meisten Keramikreste und dort wären wohl auch «Überbau- kommen aus der verpflügten ungs-Spuren» vernichtet. Sicherlich Humusschicht. Weshalb sich diese zeitlich ermöglichen die vielen Oberflächenfunde späteren Scherben mit den viel älteren zahlreiche Beobachtungen und Deutungen. Steingeräten vermischt haben, wissen Letztlich befriedigen die Resultate wir nicht. Es fehlen nämlich andere Spuren jedoch nicht ganz. Wir wiissten gerne, aus dem Spätneolithikum oder aus wo, wie und wann jene Menschen ihre der Bronzezeit. Häuser gebaut hatten, auf dem Strick Von den 34 bei der Ausgrabung geborgenen lebten und arbeiteten. Es ist auch nicht Süexgeräten (Abb. 9) stammen klar, ob die Funddichte von einer längeren nur die Pfeilspitze Nr. 4, die beiden Messer Besiedlungsphase oder von einer Nr. 7 und 9 und die zwei Kratzer Nr. 11 grösseren Siedlung mit vielen Menschen und 14 aus dem ungestörten Fundhorizont. herrührt. Die Datierung um 4000 v. Chr. Die andern 29 Silices steckten in der ist noch grob und könnte durch weitere Pflugschicht. Ähnlich verhält es sich mit Untersuche sicherlich enger begrenzt 9 Freundliche den grösseren Funden (Abb. 10). Die werden. Mit einer baldigen grossflächigen Mitteilung von Christian Jeunesse. Nummern 1, 6 und 7 lagen in situ, der Ausgrabung auf dem nördlich der Rest in der durchmischten Ackerschicht Ausgrabung liegenden und von Draina- 10 Für die darüber. ge-Eingriffen verschonten Acker könnten Begutachtung des Fundmaterials Aufgrund unserer systematischen einige der offenen Fragen am ehesten danke ich Elisabeth Ausgrabung von der heutigen Oberfläche beantwortet werden. Auf jeden Fall müssen Bleuer, Aargauische aus lässt sich für die rund drei Hektaren wir in den kommenden Jahren die Kantonsarchäologin, Christian Jeunesse umfassende Siedlungs(?)-Fläche grob Feldbegehungen fortführen und der vom Service berechnen, wie viele Funde noch im durch mechanische Einwirkung, Hitze- Régional de Boden stecken. Es dürften dies 10 000— Frost-Einflüsse und Kunstdünger stark l'Archéologie in Paul 15 Strassburg, 000 Objekte sein. Bei der Ausgrabung gefährdeten Keramik die grösste Gutzwiller und Jürg 1993 bargen wir aus den 102 m2 Sondier¬ Aufmerksamkeit schenken. Sedlmeicr.

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