Löwenmut Heft 4 / 1,50 EURO / 22.5.2005

DAS

ERSTE L MAL Rein oder Unrein? Ihr findet uns auch im Internet unter ANPFIFF www.fanzine-loewenmut.de zur vierten Nummer

Ein Dankeschön an unsere Löwen für die tolle Leistung in der Rückrunde!

Liebe Löwenfreunde, willkommen. Viel Spaß beim Spiel gegen die die vierte Ausgabe des Löwenmut steht ganz im Drückerkolonne aus Ahlen und beim Lesen des Zeichen des Umzugs in das neue Stadion, das sich neuen Löwenmut wünscht euch nun euer Arena nennt. So ziemlich jeder hat zu diesem LÖWENMUT-TEAM Thema seinen ganz persönlichen Standpunkt, und sechs ganz unterschiedliche Meinungen dazu sol- Einmal Löwe, immer Löwe! len diese Vielfalt im Heft widerspiegeln. Ob der Inhalt Löwenmut selbst mit nach Fröttmaning umziehen Herausgeber: Eduard de Biasio wird, wird erst die Zukunft zeigen. Es müssten Nymphenburgerstr. 21 a, 80335 München 02 Das erste Mal auch weiterhin genügend Leute Spaß daran fin- e-mail: [email protected] 04 Das Löwentagebuch den, bei uns mitzumachen, uns mit Texten und Autoren: Alex, Bernd, Edu, Fabius, Gusch, Fotos zu versorgen und – unser größtes Problem Herbert, Jakob, Jens, Jürgen, Klaus, Martin, 06 Rein oder Unrein? - beim Verkauf des Löwenmut in Fröttmaning zu Schorschi, Stefan, Thomas Das Finale der Stadiondebatte helfen. Wir konnten schon bei der letzten Auflage: 300 Exemplare, Druckerei: Projekt Ausgabe nicht kostendeckend arbeiten, weil wir 22 Wenn der Schiedsrichter pfeift Print, St.-Wolfgangs-Platz 11, 81669 München, 24 Kick im Kino zu wenig Leute zum Verkaufen hatten. Die Tel: 129 60 46, e-Mail: [email protected] 26 Mit den Löwen im Trainingslager auf Zypern Konsequenz habt ihr schon beim Erwerb des Hefts Dies ist ein unabhängiges Fanzine rund um 28 Türk SV: Winkler, Cacau, Mansiz und mehr gespürt: Um nicht erneut „igitt!“ Zahlen zu schrei- den TSV 1860 München und seine Fans 30 Gespenster der Vergangenheit 31 Groundhopping: Celtic vs. Rangers ben, sahen wir uns leider gezwungen, den Preis und kein herkömmliches Presseerzeugnis. für das Heft auf 1,50 Euro zu erhöhen. Wer Die Einnahmen aus dem Verkauf werden 32 Glosse: Ausflug zur Alien-Arena Interesse hat, den Löwenmut in irgendeiner Form ausschließlich zur Kostendeckung verwendet. 35 Wählergruppe Sechzgerstadion zu unterstützen, kann sich unter www.fanzine- Mit der Herausgabe von Löwenmut werden 36 60. Gedenktag loewenmut.de mit uns in Verbindung setzen und keinerlei Erwerbszwecke verfolgt. ist bei der nächsten Redaktionskonferenz herzlich 40 Rätsel DAS ERSTE MAL / BEKENNTNISSE EINES LÖWENFANS Als kleiner Bub an Vaters Hand „Als kleiner Bub an Vaters Hand...“ – ganz klassisch mehr oder weniger gelungenen Zeichnungen sämtliche halt. Lange hatte ich darum gebettelt, endlich einmal Schulhefte und Bänke zierte. An der Haltestelle zu einem dieser rätselhaften Ereignisse mitgenommen Silberhornstraße stiegen wir aus und liefen mit all den zu werden, die mein Vater immer mal wieder mit mei- anderen zum Stadion. Hinter der Stadionwirtschaft nem Onkel oder seinen Kollegen besuchte. „Da bist du trafen wir noch ein paar Kollegen meines Vaters, wie noch zu klein“ oder „da sind zu viel Leute und außer- es noch oft sein sollte in den darauf folgenden Jahren, dem ein Haufen Wilde“ hatte es immer wieder gehei- und begaben uns dann zusammen in die Westkurve. ßen. Beide Aussagen waren nun wirklich nicht geeig- Ziemlich genau in der Mitte zwischen Flutlichtmast net, mein Interesse zu schmälern. Aber mitgenommen und Eckfahne war der Stammplatz. Um uns herum hat- wurde ich trotzdem nicht, bis ich mich entschloss, ten auch noch einige andere Blasen ihre angestamm- ohne den Herrn Papa mit den Klassenkameraden zu ten Plätze. Das wurde mir aber erst später klar, denn einem Fußballspiel zu gehen. Diese wollten allerdings vorerst hatte ich zu tun, das Treiben der 25 000 zu zu einem anderen Verein gehen, der schon damals am verarbeiten. Die Gesänge, die Fahnen, die Dynamik Oberwiesenfeld seine Heimspiele austrug, noch dazu der Westkurve waren viel interessanter als das Spiel zwei Spielklassen über denen, die mein Vater besuch- selbst, dessentwegen wir ja eigentlich gekommen te. Als ich beim Abendessen mein Anliegen vortrug, waren. Von der Partie kriegte ich nur so viel mit, als kam es zu einer von mir bis heute bewunderten erzie- dass ich erfuhr, dass der Löbmann viele Tore schieße herischen Maßnahme: „Kannst schon mit deinen und der Colakovic auch kein Schlechter sei. Als dann Spezln gehen. Kannst aber auch am Freitag mit mir die Woche darauf das Heimspiel der Unterhachinger gehen, da zahl’ ich dir den Eintritt, außerdem is’ am nach Giesing verlegt wurde, weil auf die Holzpaletten Abend, da darfst länger aufbleiben.“ Da gab es natür- neben dem Freibad beim besten Willen keine 20 000 lich nicht viel zu überlegen, auch wenn ich mir in der Zuschauer passten, begann ich mich zu fragen, wie viel Schule irgendwas von anhören musste, was Leute denn eigentlich zu einem Erstligaspiel kommen. ich aber aufgrund mangelnder Fachkenntnis eh nicht Als ich erfuhr, dass das normalerweise auch nicht recht verstand. So störte es mich auch nicht, dass es wesentlich mehr waren, wuchs schon in meinem zwei- am Freitag Abend gegen die Amateurmannschaft des ten Spiel der Stolz, zu der Schar der Treuen und besagten anderen Vereins ging. Viel mehr beeindruk- Aufrechten zu gehören, die ihren Verein in schweren Findest du mich sexistisch dargestellt? Schreib uns deine Meinung: kte mich die nie gesehene Masse von Menschen. Die Zeiten nicht im Stich ließen. Dieser Stolz wuchs im [email protected] ersten waren schon in Neuperlach-Süd mit uns in die Laufe der Saison und steigerte sich noch, als sich U-Bahn gestiegen. Bei jeder Station wurden es mehr. gegen irgendeinen unbedeutenden Provinzverein im Hinterbrühl breit machte, bekam die Beziehung zu den Nordkurve stand. Aber bei dem Weggang aus der Viele von Ihnen hatten weiß-blaue Schals und Trikots Schneeregen außer meiner Person nur 800 andere Löwen erste Risse. Irgendwie war es schon auch das Heimat war etwas unwiederbringlich verloren gegan- an, auf denen lustige Sachen wie „Frucade“ oder auf Giesings Höhen einfanden. So ging das ein paar charmante Chaos gewesen, das den Verein ausge- gen. Der proletarische Underdog-Stolz und die Gewiss- „Doppeldusch“ standen. Und dann gab es auch noch Jahre ganz gut, man träumte vom Aufstieg, und wenn macht hatte. Und das Herzblut eines Karsten Wettberg heit, auch und gerade wegen der Verwurzelung im die mit den Jeanswesten. Die kannte ich schon aus der nicht dieses Jahr, dann nächstes Jahr ganz bestimmt. war doch viel wertvoller gewesen als der Durchmarsch Glasscherbenviertel Obergiesing, etwas Besonderes zu Schule. Die Großen aus der Mittel- und Oberstufe tru- Als dann aber neben den großen Helden wie dem des kettenrauchenden Feld-webels . Als sein, ließen sich nicht wiederherstellen. gen auch solche, allerdings mit Aufnähern von „Iron unerreichten Thomas Miller, dem Bukowski-Leser dann trotz gegenteiliger Beteuerungen die Heimspiele Ob es jetzt bald mein letztes Mal war, weiß ich Maiden“ und „Motörhead“. Die Westen in Giesing hat- Guido Erhard oder dem Mann mit dem schönsten plötzlich am Oberwiesenfeld ausgetragen wurden, nicht. Ich habe mir jedenfalls geschworen, nicht zum ten alle einen großen Löwen auf dem Rücken, dessen Nachnamen den jemals 30 000 gebrüllt haben, Armin brach meine Löwenwelt zusammen: Ich schwor mir, Müllberg rauszufahren. BERND Bild sich mir unauslöschlich einprägte und fortan in Störzenhofecker, sich ein kurzatmiger Unsympath aus nie wieder hinzugehen. Bis ich eines Tages doch in der 4 Löwenmut Löwenmut 5 Mein Löwen-Tagebuch von Fabius dem trinkfesten Kapaun

Freitag, 21. Januar spielen, der Österreicher ist ja der geborene Winter- tiert. Zefix, lasst doch den Zirkus, es weiß eh jeder, die Mannschaft der Stunde in Karlsruhe an. Und Noch zwei Tage bis zum Rückrundenstart, bei winter- sportler. In Minute 15 macht Kolo das 1:0 und der dass für keinen anderen die Kohle da ist. gewinnt auch im vierten Versuch nicht. Wenigstens lichen Verhältnissen steht uns eine knackig kalte Land- Giesinger Eispalast groovt. Die Sportfreunde aus dem hält Paule „Auswärtstor“ Agostino mit seinem partie bevor. Wir haben einen neuen Trainer, endlich Erzgebirge haben einen 2.500-Mann-Mob angekarrt Sonntag, 21. Februar Abstauber in der Schlussminute den Aufstiegszug hat sich’s ausgebommert. Und seit einigen Tagen und sind richtig laut, helfen tut’s ihnen aber nichts, Der Löwe schreibt ein Kapitelchen Geschichte und unter Dampf. Nachher werden die Biervorräte am einen neuen Co-Trainer: Welcome back, Bernhard! der Löwe ist und bleibt Herr im eigenen Haus. La Ola bricht mit dem 1:0-Sieg in Duisburg den Fluch: der Hbf aufgekauft und während der Rückfahrt in den Ach ja, der Sportskamerad Vucicevic ist jetzt doch da, mit Schneeballschlacht, wie in alten Zeiten. zweite Sieg in Folge! Es gähd hoid doch... Noch sinds eigenen Blutkreislauf überführt. Es macht wieder und er tischt zum Einstand via „AZ“ gleich mal mächtig fette 8 Punkte Rückstand zu den sonnigen Plätzen, Spaß, diese Jungs kicken und fighten und tun zu auf: Er wird die Mistgabelschwinger „im Alleingang Freitag, 4. Februar da müsste schon ein Affe aus dem Nest fallen. sehen, da kann was Großes draus werden. Auf die abschießen“. Bitte, tu Dir keinen Zwang an... Auf der Praterinsel eröffnet heute das 1. Münchner Löwen, PROST! Whisky-Festival, 60 Abfüller (bitte im doppelten Mittwoch, 23. Februar Sonntag, 23. Januar Wortsinn zu verstehen) präsentieren ihre Köstlich- Der reiche Onkel aus Amerika heuert auf Giesings Dienstag, 29. März Weiß ist der Schnee, blau samma selbst, der Löwe keiten. Probiere mich durch und befinde mich bald in Höhen an: für ein paar Milliönchen Euronen verhö- Ein Spezl frägt, ob ich zum Auswärtsspiel nach gibt sich im südwestlichen Umland die Ehre. Der einem herrlichen Zustand, in dem sich sogar vom kert Auer die Werberechte an IMG. Heissa, wir sind Dräsden mitfahren mag. Glaub nicht; da kann man ja Kaschperl-Sportpark ist ausverkauft, zum ersten Mal Aufstieg nochmal träumen lässt. Was das sonst mit noch nicht pleite! Sehr im gleich zur nächsten NPD- seit fünf Jahren, wie der Hachinger Stadion“sprecher“ Fußball zu tun hat? Nichts, hat aber Spaß gemacht! Unterschied zu Borussia Demo fahren, da sind diesel- verzückt ins Mikro stöhnt. So lang waren wir nicht Dortmund, höhöhö... ben Hackfressen und man mehr da? Wenig erwärmend der Kick, gegen defensiv Dienstag, 8.Februar Zugleich weist die „SZ“ in riskiert wenigstens kein eingestellte Dörfler macht Paule Agostino erst in der Das Erfurt-Heimspiel ist vom Grünwalder auf das einem langen Artikel genaue- Stadionverbot, wenn man 80. den Ausgleich. Die Rückreise gestaltet sich dem Oberwiesenfeld verlegt worden, fünf Tage vor Anpfiff stens nach, wie das KHW- ihnen eins aufs Maul gibt. MVV sei Dank schwierig, irgendwann bringt uns ein wittern nicht wenige Verrat. Ball flach halten, Jungs, Regime nicht nur die Bus zurück nach Giesing in die Zivilisation. in Giesing geht nach tagelangem Wechsel von Frost Fankultur, sondern auch die Sonntag, 3. April und Tauwetter die nächsten zwei Wochen vielleicht Vereinsfinanzen ruiniert hat. Zum Spitzenspiel gegen die Montag, 24. Januar Schlamm-Catchen, aber sicher kein Fußball... Wird den Ewiggestrigen, bei köllschen Jecken tritt der Wieder keine drei Punkte. Wie ärgerlich. Aber so denen sein Konterfei noch Löwe zum letzten Mal am geht’s ja schon die ganze Saison. Das Wort mit A Sonntag, 13.Februar überm Spülstein hängt, auch Oberwiesenfeld an. „Time to vorne ist eh aus dem Vokabular gestrichen. Und Gestern noch länger um die Häuser gezogen und ... nicht zu denken geben. say Goodbye“ schnulzt es Nemanja „Alleinabschuss“ Vucicevic: Rohrkrepierer sagen wir: leicht angeschlagen am Oberwiesenfeld nach tor- und ereignislosen statt Ballermann. eingelaufen. Bangemachen gilt nicht, weder vorm Montag, 14. März 90 Minuten aus den Boxen Restalkohol, noch vor Rot-Weiß Erfurt, noch vor dem Nach Erfurt, Duisburg, Cottbus und den Chemie- und über 40.000 hören die Botschaft. Wehmut? Nein. Donnerstag, 27. Januar altgewohnten Anblick von Zehntausenden leerer bauern muss nun auch Frankfurt geschlagen abzie- Die Schweineschüssel war nie ein Zuhause. Jetzt Seit Tagen schneit es ohne Pause, das lässt um das grüner Schalensitze. Ein gruseliger Kick von beiden hen! Durch Matze Lehmanns Elfmeter siegt der Löwe noch vier Mal Giesing, dann Arena. Machen wir das erste Heimspiel 2005 fürchten. Der Winter in Giesing, Seiten, den der Löwe durch zwei gelungene Einzel- zum 5.Mal in Serie, der absolute Wahnsinn. Ohne Beste draus. Und dank Lukas Szukala war Poldi heute da tun sich doch Erinnerungen auf... aktionen in den letzten 5 Minuten gewinnt. Drei Niederlage in 2005. Der Euphoriepegel steigt, die nur ein Faschingsprinz. Punkte wie in Stein gemeißelt. Abhaken, und zwar Konkurrenz wird nervös und der Abstand wird immer Freitag, 28. Januar ganz schnell. Alle Mannschaften vor uns haben kleiner... Geht noch was? Jaaaaaa, es geht noch, es Donnerstag, 7. April High noon - was tun? Um 12 Uhr mittags entscheidet gepatzt; wenn das noch vier oder fünf mal passiert... geht noch, es geht noch... Noch 2 Punkte Rückstand auf den Aufstiegsplatz, es Schiri Merk, dass abends gekickt wird. Geschlossene waren schon mal deren 12. Schneedecke auf Platz und Rängen und 12 Grad unter Donnerstag, 17. Februar Sonntag, 20. März Null, da kommt gegen Missmut Aue richtig Freude Nachdem gestern in allen Zeitungen stand, dass Weißblauer Betriebsausflug ins Badische. Gefolgt von Wir glauben an unsere Träume, deshalb sind wir auf. Natürlich lässt Maurer Cerny von Beginn an Maurer Trainer bleibt, wird’s heute wieder demen- einer mehr als viertausendköpfigen Reisegruppe tritt Löwen, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen. 6Löwenmut Löwenmut 7 Rein oder Unrein? Das Finale der Stadiondebatte

Von wegen PRO und KONTRA ! 20.000 Fans 20.000 Standpunkte

Wir haben sechs davon für unser Finale ausgewählt

8 Löwenmut Löwenmut 9 STEFAN legendären Championsleague-Qualifikationsspiel Wer hätte nach all den Eskapaden in der Vorrunde gegen Leeds United zu halten. Wäre damals ein ehr- gedacht, dass wir gegen Ende der Saison noch soweit licher Dialog mit allen Fangruppen gesucht worden, oben stehen würden? Dass wir so lange ungeschlagen anstelle Teilen der Gemeinde den Krieg zu erklären, bleiben würden? Dass der Aufstieg doch noch in greif- und wäre eine moderate Preispolitik auch und gerade bare Nähe rücken könnte? Keine Frage, hier wächst für die jungen Fans an Stelle der Preiserhöhungen etwas zusammen, wovon man kaum zu träumen getreten, die umzugskritischen Stimmen wären dünner wagte. Eine ganz junge Mannschaft, die nicht nur den geworden und vielleicht sogar verstummt. Stattdessen Aufstieg schaffen kann, sondern das Potenzial hat, in klafften die Risse immer tiefer: In seiner Endphase hat der ersten Liga ordentlich mitzumischen - wenn nicht KHW die Oly-Tickets mehr oder weniger verschenken schon in diesem, dann sicherlich im nächsten Jahr. können, es war zu spät. Wie gerade ein hauptberuf- Der sportliche Aufbruch entfacht Euphorie. Doch wird licher Wirt urtümlicher und gemütlicher bayerischer der Funken auch auf unsere Fanszene überspringen, Traditionsgaststätten den Traditionsverein 1860 so werden wir es schaffen, auch auf diesem Gebiet wie- versnobben und verramschen und fast restlos seiner der erstklassig zu werden? Zweifel sind angebracht. regionalen Identität berauben konnte – es wird mir Manchmal hat man fast das Gefühl, dass wachsender immer ein Rätsel bleiben. sportlicher Erfolg und mieser werdende Laune man- Erst nachdem die Löwen, zumindest meistens, wie- cher Fans in umgekehrtem Verhältnis auseinanderdrif- der daheim auf Giesings Höhen ihre Spielkunst zum ten. Die Gründe hierfür sind hinlänglich bekannt und Besten geben durften, fing der angestaute Frust lang- diskutiert. Es naht der Umzug in die sam an zu verblassen. Man genügte Hier seht ihr Miller: Allianzarena, und was die nahe bis Er war der Erfolgsgarant sich selbst und sogar der Hass auf der Rückrunde schlechthin mittlere Zukunft betrifft, kann man den Lokalrivalen wich vorübergehen- ihn, realistisch betrachtet, nur als der Gleichgültigkeit – „De soll’n doch unumgänglich ansehen. mach’n was woll’n, uns is’ dös Beim momentanen Ansturm der wurscht!“ Vielleicht litt ja auch die Neugierigen scheint es kein Problem Fanfreundschaft mit St. Pauli zuletzt zu sein, dort 66 000 Plätze zu füllen. eher unter dem puren Neid vieler Doch wie geht’s weiter, wenn dieser Löwenanhänger auf den Erhalt der Ansturm abebbt und auch sportlich ursprünglichen Pauli-Spielstätte am wieder der Alltag einkehrt? Die Kiez als unter anderen Umständen. Gemüter der wahren Fans erfreut, diese Erfahrung Auf alle Fälle ist schon in dieser einen Saison der kann man momentan ja wieder machen, ein ansatzweisen Aussöhnung zwischen Vereinsführung Spitzenplatz in der Zweitklassigkeit allemal mehr als und Fans und auch der Fans untereinander ein zartes eine Existenz als graue Maus der ersten Liga. Werden Pflänzchen gewachsen, das es unbedingt zu bewahren sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen? Als und zu pflegen gilt, auch wenn uns jetzt erst einmal KHW damals gegen den Willen der Fans die Spiele ins nichts übrig bleibt, als mit unseren Löwen in die neue für Sechzig eh schon viel zu große Olympiastadion ver- Spielstätte zu wechseln. Ich möchte jedoch dringend legte, flankierte er diese mehr als unpopuläre an das Präsidium appellieren: Alles Entscheidung auch noch durch saftige Eintrittspreise Lernt aus den Fehlern der Vergangenheit! Versucht und das spätere Aufdrängen der Mitgliedschaft für alles, um die momentane Euphorie zu halten und zu wird gut – Dauerkartenbesitzer, gerade so, als wollte er die fördern! Achtet und stärkt das Selbstbewusstsein der Kulisse bewusst dünn und armselig halten. Das Gegen- Fans! Helft der Fanszene bei ihrer Entfaltung! Legt ihr teil wäre erforderlich gewesen! Die Vereinsführung keine Steine in den Weg! Lasst uns wieder eine Einheit es liegt hätte es in der Hand gehabt, den Zuschauerzuspruch werden: Verein, Mannschaft und Fans! annähernd auf einem Niveau wie am letzten Spieltag DANN SIND WIR – UND NUR WIR – DIE NUMMER der Saison 95/96 gegen Borussia Dortmund oder beim EINS DER STADT! nur an euch 10 Löwenmut HERBERT Löwenspiel überhaupt. Wäre ich nicht ins Oly gegan- Am Tag unserer einzigen Meisterschaft war ich gen, ich hätt’s glatt verpasst. sechs Jahre alt. In meiner Familie interessierte sich Als Präsident fungierte damals übrigens eine niemand ernsthaft für Fußball, weswegen dieses Knallcharge mit Freibierlätsch’n, die uns später rui- Mein Verein Ereignis komplett an mir vorbei rauschte. Erst 1972/73 nieren sollte. Der Rüstungslobbyist und Haushalts- lernte ich in der Schule glühende Löwenfans kennen experte der Schwarzen Fraktion im Bundestag wollte und wurde rasch angefixt. Mein erster Besuch bei seinen Wahlkreis in eine „asylantenfreie Zone“ ver- den Löwen fand in der Regionalliga Süd im Olympia- wandeln und war noch in so manche anrüchige stadion statt, meine Helden hießen Seelmann, Amigoaffäre verwickelt. Ich wäre aber nie auf die Weller und Keller. Weitere Besuche folgten in immer Idee gekommen, seinetwegen die Löwen zu boykot- rascheren Abständen, meine Verehrung nahm tieren. Ich stellte und stelle mir den Verein als ein schnell quasi-religiöse Züge an, schon bald war ich Abstraktum vor: Handelnde Personen kommen und süchtiger Stammgast. gehen, sterben und werden geboren, Zeitläufte Ich war dabei, als sich in der Saison 1973/74 gegen ändern sich, und der Zeitgeist weht eh, wohin er will. den FC Augsburg an die hunderttausend Zuschauer in Der Verein jedoch besteht einfach weiter. das Oly zwängten. In derselben Saison trugen wir Wir spielten eine Saison im Sechzger, nicht ohne dann unsere letzten Heimspiele aufgrund des frühzei- mehrmals zu Schlagerspielen ins Oly zu wechseln. tig wieder Mal verpassten Aufstiegs und dem damit Prompt stiegen wir wieder auf, was wir ausgiebig zusammenhängenden Zuschauermangel im feierten, nachdem wir den Rasen gestürmt hatten. Grünwalder Stadion aus, und ich lernte auch diese Den Rasen des Olympiastadions. Spielstätte kennen und schätzen. Nach zwei weiteren Jahren Erstklassigkeit folgte Die folgenden Jahre waren geprägt von einem ein Zweitligajahr mit Platz 4 und besagter Ruin, die ständigen Hin und Her zwischen den Stadien. Ich Lizenz war weg, und ebenso der spätere ging hin, wo immer man mich hinschickte, sprich Nationalmannschaftssturm Rudi Völler/Herbert dahin, wo wir halt grad mal wieder spielten. Waas. Meine Fußballwelt brach zusammen. Erste Eigentlich fand ich das alles ganz normal, es war mir Liga, die sollte es schon sein, zweite Liga, naja, o.k., egal, ich kannte es ja nicht anders. Niemals wäre ich steigen wir halt wieder mal auf. Aber Bayernliga? Als auf die Idee gekommen, nicht zu den Löwen zu ehemaliger Meister, Pokalsieger und Eurocupfinalist? gehen, weil mir das eine oder andere Stadion nicht Und nicht mal sportlich abgestiegen. Welche passte. Niemand kam damals auf eine derartige Idee. Demütigung! Nachdem im zweiten Heimspiel gegen Schorsch Metzger wurde mein Idol, mit Leuten wie Unterhaching der deutsche Amateurzuschauerrekord „Berndi“ Hartmann, Alfred Kohlhäufl, Willi Bierofka, geknackt war, war alles schon leichter zu ertragen, „Jimmy“ Hartwig und Ahmed „gelbes Karton“ denn eines war klar: Einmal Löwe war immer Löwe! Glavovic stiegen wir unter 1976/77 end- Der Verein, das Abstraktum, würde, getragen von lich wieder in die erste Liga auf. Begonnen hatten wir seinen Fans, weiterleben und wiederkommen. diese Saison im Sechzger, im Erfolg wurde ins Oly umgezogen: Volle Hütte im Schlager gegen Rivale VfB Stuttgart, Hammer 4:0 nach 0:4 im Aufstiegsrückspiel gegen Arminia Bielefeld. Erstklassig ging’s im Oly weiter, ich sah Niederlage um Niederlage. Erster Saisonsieg nach 13 Spielen: 3:1 im Derby. Rummelfliege watscht Hofeditz und fliegt vom Platz. Vielleicht mein schönstes Löwenmut 13 Doch zuerst folgten die langen Jahre der Dia- digt und vergewaltigt zu werden. Das geile Gefühl, spora. Verschiedene Präsidentendarsteller (-innen), zunächst den durchgeknallten Trainer und dann den immer neue Pausenclowns vom Feinsten als ochsenfroschartig aufgepumpten Präses loszuwer- Trainer/Manager-Imitatoren, Myriaden abgehalfter- den. Machenschaften werden aufgedeckt, die man ter Ex-Profis und sonstiger Abkocher, Höhen wie das immer geahnt hat. Das letzte Vermächtnis des KHW, legendäre 6:1 gegen Fürth und Tiefen wie das aller- Falko Götz, beschert uns den Abstieg. dings spielerisch fantastische 3:3 gegen Schweinfurt, Karl Auer eröffnet uns immerhin für ein Jahr die Bayernligameisterschaften und Aufstiegsrunden, Möglichkeit, nochmals im Sechzger zu spielen, gibt sogar der Fastabstieg in die Landesliga, dann wie- uns dadurch das Gefühl, dem Hinterpfuideifibrühler der„einmal um die ganze Welt, mit dem Heckl Karl am Ende doch noch getrotzt zu haben. Ein mieser seim Geld…“, der immergleiche Spott der Start in die Saison, auf die sich alle so gefreut haben. Arbeitskollegen, Randale in der Provinz und wenige Ein erneuter Trainerwechsel und eine Rückrunde, hundert frierende Zuseher im Sechzger bei 20 Grad wie ich sie weiß Gott in all den Jahren nicht erlebt minus ziehen an meinem geistigen Auge vorbei. Ein habe. Ein Freund, der sich, nichts von seinem guter Freund, mit dem ich oft gemeinsam im Stadion Schicksal ahnend, im Sommer so auf seine war, blieb mit einer Überdosis auf der Strecke, nach- Dauerkarte für das Sechzger gefreut hatte, erlebt das dem er einen wichtigen Sieg zu stark gefeiert hatte. Ende der Rückrunde nach kurzer, schwerer Krankheit Auf seiner Beerdigung trug ich mein schwarzes T- nicht. Er stirbt ungeschlagen. Shirt von der Löwen-gegen-Rechts-Truppe aus der Bin ich dabei? Bayernligazeit. Das kurze kleine Highlight kam, es trug die Namen EDU Diskussionen nichts mehr bringen: Die Verträge sind Willi Bierofka und Karsten Wettberg. Der Aufstieg Ich habe noch nie eine so undemokratische Wahl geschlossen, die Löwen spielen ab nächster Saison in mit letzterem nach all den Jahren, die Feier auf dem mitmachen müssen wie den sogenannten Bürger- dem neuen Stadion. Rasen des Sechzger, unbeschreibliche Gefühle. Umso entscheid 2001 zum neuen Stadion. Fast alle Bin ich dabei? Die Antwort lautet: Ja. Es war nicht tiefer die Depression ein Jahr später. Nach den gran- Parteien, selbst mein TSV und der Club der Becken- einfach, aber ich gehe ins neue Stadion. Wer wie ich dios vergeigten Relegationsspielen fühlte ich mich an bauers haben mit Halbwahrheiten, nicht haltbaren die Glanzzeit der Löwen (1962 – 1967 ) live erleben einem Tiefpunkt angelangt, trug mich mit dem häreti- Versprechungen, letztlich auch mit Erpressung durfte, der ist natürlich schon ein Erfolgsfan. Und schen Gedanken, mir all das nicht länger antun zu (stimmt für Fröttmanning, sonst trifft es vielleicht auch die letzten internationalen Auftritte in Leeds wollen, glaubte, es nicht länger aushalten zu können. euer Stadtviertel) und mit dankbarer Unterstützung und Parma haben mir doch deutlich mehr Spaß Und war im ersten Spiel natürlich wieder da. sämtlicher regionaler Medien ein Klima erzeugt, das gemacht als etwa Fahrten nach Karlsruhe oder in Ein neuer Präsident, ein neuer Trainer. Und ein You’ll never walk alone die Wahl eigentlich überflüssig machte. Meine das Dorf. Unentschieden. Der Rest ist eigentlich schnell Reaktion war klar: Dieses Stadion sieht mich nicht. Deshalb sind für mich die Amateure keine Alter- erzählt: WAS BLEIBT? Bestärkt wurde ich durch den native zur ersten. Mannschaft, obwohl Durchmarsch in die erste Liga. Miller. Winkler und Vielleicht steigen wir in diesen Tagen wieder auf. Auf Besuch der ersten deutschen ich bei deren Heimspielen im Sechzger Pacult. Trares, Störzi, Berg und die anderen. Der Sieg jeden Fall wird noch im Mai das neue Stadion eröff- „Wunderarena“ in Gelsenkirchen: gerne und oft dabei bin. Ob in Frött- in Meppen. 10 Jahre erste Liga. UEFA-Cup und net, das sich Arena schimpft. Das Eröffnungsspiel ist Fußball ist und bleibt nun einmal maning noch eine Mannschaft spielt, Championsleague-Qualifikation. Pizza in Parma. ausverkauft. Ich werde nicht hingehen. Ich will nicht Freiluft- und kein Hallensport. interessiert mich nicht, auch und erst Meine ungehemmten Tränen nach dem Tor von eher hin, als ich muss. Ein unlängst verstorbener Hinzu kommt die Vereinspolitik, mit recht nicht, wenn die mehr zur Finan- Thomas Riedl. Kirchenführer hatte, bereits schwer von Krankheit der der Neubau auf Kosten des zierung beitragen sollten als wir: Die Aber auch der sich zur Raserei steigernde gezeichnet, seinen Rücktritt mit der Begründung ver- Sechzgers und auf Biegen und Beckenbauers wollten dieses Stadion Größenwahn des Großgastronomen und seines weigert, auch Jesus sei schließlich nicht vom Kreuz Brechen durchgedrückt wurde. unbedingt, also sollen sie nun blechen. Trainers. Der anschwellende Stadionstreit um zwei gestiegen. Einmal Löwe, immer Löwe. Als Mitglied ist man halt nur Für mich ist wichtiger, dass sich der und schließlich gar drei Stadien. Der gescheiterte Ich werde mir eine Dauerkarte kaufen, und das Beitragszahler. In den letzten TSV 1860 klar und eindeutig positio- Schwabl-Entwurf. Der völlig undemokratische Schlauchboot im ersten Punktspiel noch früh genug Jahren habe ich unzählige Stadion- niert: als demokratischer Münchner Volksentscheid. Der Streit der Fans untereinander. von Innen sehen. Egal in welcher Liga. Der Verein ist diskussionen geführt und letztlich Verein, der seine Wurzeln in Giesing Das Scheißgefühl, vom eigenen Präsidium entmün- ein Abstraktum. einsehen müssen, dass all diese und das Sechzger niemals vergisst. 14 Löwenmut Löwenmut 15 Servus Westkurve

ALEX das Wildmosers letzter Auftritt im Grünwalder Die Allianz-Arena ist fast fertig und ab der nächsten werden sollte; habe vor dem Bürgerentscheid an Saison wird da Fußball gespielt. Auch der TSV wird in Infoständen Flugblätter gegen die neue Arena diesem Stadion spielen. So ist es, leider, aber so ist es. verteilt. Ich habe an dem Verein, an dem System Wenn man die Schubladen, in denen sich die Wildmoser gelitten, aber nie habe ich deshalb die Fan-Szene von 60 seit Jahren zerreibt, bedienen will, Löwen aufgegeben. Gerade weil der Verein mir so kann man mich zum gemäßigten Teil der Grün- viel bedeutet, habe ich diese Oppositionsrolle einge- walder-Fraktion rechnen. Ich war gegen den Umzug nommen, denn ich war und bin der festen Überzeu- ins Oly, aber ich bin dennoch hingegangen. Ich habe gung, dass das, was da alles passiert ist, nicht gut für Unterschriften für den Erhalt des Sechzgerstadions die Löwen ist. gesammelt; habe im Hofbräukeller Schwabls Aber das ist alles Vergangenheit. Die neue Arena Löwenarena bejubelt; war bei dem Amateurderby, kommt, und daran ist nichts mehr zu ändern. Bleibt Löwenmut 17 die Frage, was mache ich jetzt? Ich will dieses neue Familienfeiern an den Katzentisch abschiebt, damit gens die Zeitung aufschlage, werde ich trotzdem über 60000 Leute sehen. Gegen Frankfurt, wo es um Stadion nicht und ich will da auch nicht hingehen. sie nicht stören. Aber außer mich scheint das nieman- zuerst im Sportteil nachschauen, ob es etwas Neues den Aufstieg ging, kam gerade mal ein Drittel davon. Aber kann ich das, kann ich ohne Dauerkarte leben? den zu stören, denn das Spiel ist ausverkauft. von den Löwen gibt. Der Spielplan der Löwen hat Aber das stört niemanden. Für mich hat dieses Schlauchboot absolut nichts Ich war mit zehn Jahren das erste Mal im Stadion, enormen Einfluss auf die Terminplanung meiner All das, was hier als schöne neue Fußballwelt ver- mit 60 zu tun. Am 08.04. hat die SZ in ihrem das ist jetzt 25 Jahre her. Es war mir nie wichtig, ob es Familie. Meiner Frau wird schon ganz unwohl, bei der kauft wird, hat nur noch sehr wenig mit dem zu tun, Wochenendmagazin eine Bilderserie des Stadions ein Unterhaltungsprogramm gibt. Ich brauche keine Vorstellung, dass ich keine Dauerkarte mehr habe und weshalb ich zum Fußball gehe. Bei meinem ersten gebracht und es in eine Reihe mit den Bauten von Showeinlage in der Halbzeit, keine Cheerleader und jetzt jedes Wochenende daheim bin. Stadionbesuch habe ich vom Spiel fast nichts mitge- Ludwig II gestellt. Der TSV kam in diesem Bericht ähnliches. Ich brauche auch keine vielfältigen Einmal Löwe, immer Löwe: Ich brauche den TSV, kriegt, weil ich nur auf die Kurve geschaut habe. Mir nicht vor. So wie der TSV eigentlich nie in Gastronomieangebote im Stadion. Bier und Bratwurst aber der TSV braucht mich nicht. In der Bayernliga war klar, da will ich auch hin. Viele Jahre stehe ich Zusammenhang mit diesem Stadion in der reichen völlig. Wenn ich von einem bequemen Sitz und vor allem während des Aufstiegs haben wir Fans nun schon in der Kurve. Aber auch das wird es bald Berichterstattung genannt wird, außer es geht um den auf eine moderne Großbildleinwand schauen will, uns eingeredet, wir wären wichtig für den Verein. nicht mehr geben. Denn große Stehblöcke, die für Prozess von KHW junior. Die Allianzarena ist das dann gehe ich ins Kino, aber nicht ins Stadion. Klar Damals war es ja auch so. Aber heute? Vereine brau- eine richtige Kurve notwendig sind, sind nicht vorge- neue Stadion des FC Dingsbums. 60 ist in dem habe ich mir so manches Mal ein Dach gewünscht, chen heute Fans als Kunden. Leute wie ich sind unin- sehen in der neuen Fußballwelt. Wenigstens erlebe Zusammenhang völlig irrelevant, aber das macht ja wenn ich in der Westkurve gestanden bin und es teressant als Kunden. Ich habe nur eine billige Steh- ich das Ende in der Westkurve. nichts, wir sind ja gleichberechtigter Partner. Deshalb geschüttet hat, aber ein unüberdachter Stehplatz platzdauerkarte, das letzte Trikot, das ich erworben Nein, ich mag das neue Stadion nicht. Ich will da eröffnen wir ja auch das Stadion. hätte mich nie davon abgehalten ins Stadion zu habe, stammt noch aus Zeiten von Thomas Miller und nicht hin. Ich weiß aber nicht, ob ich daheim bleiben Ach ja? Für mich ist dieses Nürnbergspiel eine gehen. Ich brauche keine Kapelle im Stadion, kein ich werde nie im Leben einen Nasenhaarschneider kann, wenn meine Löwen spielen. Wie ich es nur am Beleidigung. Wir sind nicht fein genug um das neue Einkaufszentrum und auch kein Museum. Ich brauche oder Christbaumkugeln mit dem Löwen drauf kaufen. Radio aushalten soll, falls es nächste Saison wieder Stadion von Firlefranz und Würsteluli zu eröffnen. Da das alles nicht und ich will das alles nicht. Aber es Ich stehe zwar auch an Dienstag- oder Mittwoch- ein Derby gibt. Vielleicht gehe ich irgendwann doch tut es gerade mal die Nationalelf. Und weil man den kommt so. abenden bei Pokalspielen in der Kurve, aber ich da raus, weil ich es ohne die Löwen nicht aushalte, TSV nicht ganz draußen lassen kann, gibt man ihm das Der TSV ist für mich ein wesentlicher Bestandteil nehme leider nicht am Schminkwettbewerb am Tag und weil meine Frau es nicht mit mir am Samstag aus- Vorprogramm. Bei den eigentlichen Feierlichkeiten meines Lebens. Da können Kanzler gewählt werden, der offenen Tür auf dem Vereinsgelände teil. Und ich hält. Aber auf jeden Fall endet am 22.05. etwas in sind wir unerwünscht. So wie man Kinder bei Kriege beginnen oder Päpste sterben, wenn ich mor- gehe nicht zur Eröffnung der neuen Arena. Die wollen meinem Leben. Es wird weh tun. Servus Westkurve. Bei Aufstieg 50 Liter Freibier MONO SECOND HAND RECORDS & CDs ANKAUF & VERKAUF

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18 Löwenmut Löwenmut 19 KLAUS gedruckt bzw. gesendet. Inzwischen weiß man, dass Und wieder einmal ist es soweit. Unser TSV zieht in ein wie immer alles wesentlich teurer geworden ist als Mein anderes Stadion um. Ist ja eigentlich nichts Neues. versprochen. Aber das spielt auch keine Rolle mehr. Vom Grünwalder ins Oly, vom Oly ins Grünwalder, Es kam, wie es kommen musste. Es gab ein Ja im Stadion, vom Grünwalder ins Oly usw. Eigentlich müsste man Bürgerentscheid und es wurde gebaut. Nun steht also es gewöhnt sein. der Umzug an und es finden hitzige Diskussionen statt. Was macht aber jetzt diesen Umzug doch Wer geht hin, wer geht nicht hin? Von Verrat ist die Dein besonders und ungewöhnlicher als alle anderen vor- Rede, weil es ja schließlich nicht um ein Stadion geht, her? Sicherlich auch die Geschichte der Entstehung. sondern um den Verein usw. Stadion, Da gibt es den anderen Verein in der Stadt, der Es mag viel geredet und diskutiert werden, was ein einen Präsidenten hat, der irgendwann feststellt, dass jeder macht und tut und nicht machen und tun soll. Unser er ein richtiges Fußballstadion braucht. Der meint Soll jeder machen, was er will. Ich für meine Person dann, dass sich doch einer finden wird, der die werde nicht noch einmal umziehen und begründe das Schüssel „in die Luft sprengt“. Als er merkt, dass sich wie folgt: Stadion? der Architekt doch bewegt, und vielleicht aus der 1. Das Stadion wurde nicht für meinen TSV sondern für Schüssel doch noch ein Fußballstadion werden könn- den anderen Verein gebaut. te, lobt er wiederum die hervorragenden 2. Mag sein, dass wir anfangs solche Zuschauer mehr Voraussetzungen dieser Örtlichkeit. haben werden, die eigentlich zu dem anderen Verein Schließlich und letztendlich wird daraus aber wollten, aber dort keine Karte mehr bekommen nichts. So muss sich der Präsident was Neues überle- haben. Die sollen uns dann bei der Unterstützung gen und will natürlich ein eigenes Stadion bauen. unserer Mannschaft helfen. Wer´s glaubt, wird selig. Das Geld dazu hat er, aber nicht die Möglichkeit es 3. Irgendwann werden die üblichen Verdächtigen auf politischem Wege für seinen Verein alleine durch- übrig bleiben und sich in einem total überdimensio- zusetzen. Da meint er dann schon mal, dass man dann nierten Stadion verlieren. halt in einer anderen Stadt sein Stadion bauen werde. 4. Außerdem ist das kein Stadion, sondern eine Event- Wohl der einzig sinnvolle Satz, den dieser Präsident je Arena, und sowas mag ich nicht. Da sollen sich die gesagt hat. Denn in jeder anderen Stadt in Familien zum Mc´Donalds reinsetzen und in vollklima- Deutschland hat dieser Verein mehr Fans als in tisierten Fanshops einkaufen. Die Reichen soll in ihren München. Restaurants Austern schlürfen und in ihren VIP- Und dann kommen wir Löwen ins Spiel. Bzw. unser Lounges die neuesten Ex-GröPaZ (Größter Präsident aller Zeiten), der sein Börsen-Kurse abfragen. Lebensziel darin sieht, an der Seite des anderen Prä- Das ist kein Stadion, sidenten in das neue Stadion einzuziehen. Und jetzt das für Fans – im klas- beginnt etwas, was immer noch viele nicht kapiert sischen Sinne – konzi- Aber ohne mich! haben. Die andern haben uns gebraucht um ihr piert und gebaut Stadion zu bauen. Wäre unser GröPaZ nicht so selbst- wurde. herrlich und selbstverliebt gewesen, hätten die bis Ich sehe aber natür- jetzt noch nicht ihr Stadion. Aber mit ein bisschen lich auch in dieser Honig ums Maul schmieren war’s getan, und unser Event-Arena glorreiche Präsident war von „unserem“ neuen Stadion über- Zeiten kommen. Denn dann hat endlich mal die ARGE zeugt. die Möglichkeit ihre 50.000 Mitglieder ohne Probleme In einer beispiellosen Pressekampagne (es ist von im Stadion unterzubringen.In diesem Sinne folgen also Millionenbeträgen die Rede) wurde für ein Ja zum grandiose Zeiten in der neuen Event-Arena!! Stadion im Bürgerentscheid geworben. Es fand eine Aber ohne mich! außergewöhnliche Gleichschaltung der Medien statt. So und jetzt dürft ihr mich alle als Verräter, Argumente der Gegenseite wurden erst gar nicht Ewiggestrigen und was weiß ich noch beschimpfen. Löwenmut 19 GUSCH Dann, weil es sich „Arena“ nennt, wie mittlerweile Fröttmanning also. Oder Fröttmaning? Keine Ahnung, jede zweite Sportstätte in diesem Land. Wem beim mit wie viel Ns sich dieses Kaff am Müllberg schreibt, inflationären Gebrauch dieses Begriffs nicht inzwi- und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. schen speiübel geworden ist, dem haben Wontorra Denn eigentlich reduziert sich dieser Stadtteil in mei- und Waldi das Hirn wohl hoffnungslos weichge- ner Wahrnehmung auf die Erinnerung an einen quatscht. Schließlich will es mir nicht in den Kopf, Selbstmord: Vor einem guten Dutzend Jahren konnte warum in aller Welt dieses Schlauchboot auch noch ich aus nächster Nähe miterleben, wie am schön sein soll. Die Allianz-Arena ist ein Pracht- Marienplatz ein Unglücklicher vor die U6 in eben beispiel für architektonische Einfallslosigkeit: Keine diese Richtung gesprungen ist. Außer dass mir freistehenden Tribünen, jeder Rang sieht identisch schlecht wurde und ich deshalb einen Vorwand aus – nichts, woran sich das Auge festhalten kann. hatte, nicht in eine Vorlesung zu gehen, habe ich der Zwei Stunden in diesem Kuhfladen – und jeder Sache damals keine größere Bedeutung beige- Mensch wird unter dem Eindruck der messen. Heute weiß ich um die bleiernen Gaga-Architektur zum Prophetie dieser Tat. willenlosen Trottel. Vor den WM-Zug geworfen hat Geradezu armselig ist sich nämlich mittlerweile das Argument mancher auch der TSV 1860 wie ich AA-Gegner und ihn verstehe. Von dem Grünwaldis, dass lebendigen Giesinger sich den Tat- Stadtteilverein, der er sachen stellen zu Bayernligazeiten Willkommen müsse, wer nicht war, ist nichts geblie- auf den lieb- ben als ein Torso. im gewonnenen Eine seelenlose Hülle. Fußballsamstag Und dabei ist es völlig verzichten will. hupe, ob dieser trauri- Kuhfladen! Dem sprichwört- ge Wurmfortsatz des FC lichen „Es geht halt Bayern seine „Heimspiele“ ned“ wird hier nur im Kaiserklo oder in der ein „anders“ hinzu- Olympiaschüssel austrägt. gefügt. Jämmerlich! Wer 1860 außerhalb Giesings dürfte sich nach einem Jahrzehnt sich eigentlich nur in Olyschüssel immer noch nicht Anführungsstrichen schreiben. von diesem Kommerzscheiß lösen mag, Sollte ich dann nicht wenigstens so tolerant sein, dem ist eh nicht zu helfen. Falls doch, wie wär’s und den Löwenfans, die weiterhin die „Heimspiele“ mit einer gepflegten Amateurbegegnung? Ganz verfolgen wollen, ihr Vergnügen gönnen? Keine gleich, ob das nun WBS, der ESV Ost, Wacker oder Ahnung, woran die in dem Furzkissen Vergnügen fin- der BSC Sendling ist. Mit Fußball hat das jedenfalls den. Dass man sich über Siege dieses so genannten mehr zu tun. Auch die Wurst schmeckt besser TSV 1860 weiterhin freuen kann, will nicht so recht und ist sogar bezahlbar. So unterhaltsam wie eine in meinen Kopf, zumal ja diesen Namen nur ein Begegnung „1860“-Rostock ist ein Amateurkick Verein verdient, der seine Heimspiele an der allemal. Alternativen zur U6 gibt’s jedenfalls genug: Grünwalder Straße austrägt. Vergnügen macht auch Biergarten, Flaucher, selber kicken. Vielleicht das neue Stadion selbst nicht. Zunächst, weil es den hätte man das vor zwölf Jahren auch dem Selbst- Namen einer Firma trägt und damit Stein geworde- mörder sagen müssen. Vorausgesetzt, er hätte nes Denkmal der Industrialisierung des Fußballs ist. es hören wollen... Löwenmut 23 Ja, GBF München, aber die spielen in der B-Liga. KEINE ANZEIGE Wenn der Letztes Jahr, als wir noch in der B-Liga waren, haben wir GBF München beim Hinspiel mit 8:2 und im Schiedsrichter pfeift, Rückspiel mit 4:2 bezwungen. Gibt es auch eine Deutsche Meisterschaft oder so was wie eine Bundesliga im wird weiter gespielt, Gehörlosenfußball? Ja, es gibt eine Gehörlosen dDeutsche Meisterschaft. bis jemand STOP sagt. Platz 1-3 aus der bayerischen A-Liga sind automatisch Interview mit Hristo Trajkovski, für die gehörlosen deutschen Meisterschaften qualifi- vom Gehörlosen Sportverein (GSV) München ziert. Wir sind qualifiziert. Im Achtelfinale müssen wir gegen GSV Hamburg spielen. Löwenmut: Wie erfolgreich ist der GSV München? Welche Titel habt ihr schon geholt? Nach dem ersten Erringen des Deutschen- Gehörlosen-Fußballmeistertitels im Jahr 1930 holten Löwenmut: Du spielst Fußball, auf welcher München geben, das ist toll. unsere Fußballer weitere Titel an die Isar und zwar Position spielst du? In welcher Liga spielst du? in den Jahren 1953, 1954, 1957, 1961 und 1963. Hristo Trajkovski: Ich spiele als Stürmer mit der Ich spiele in der A-Liga der Gehörlosen in Bayern. Deutscher Gehörlosen-Fußball-Pokalsieger wurde Nummer 9, die mich glücklich macht, seit 20 Jahren. Der GSV München ist im letzten Jahr in die A-Liga der GSV München im Jahr 1955. Bayerischer Meister Bei welchem Verein spielst Du? aufgestiegen. Nach 10 Jahren sind wir endlich auch 1980, 1982 und 1995. Aktueller Bayerischer und Zur Zeit spiele ich beim GSV München, früher beim wieder für die Gehörlosen Deutsche Meisterschaft amtierender Deutscher Meister ist übrigens der GSV GSV Augsburg, GSC Nürnberg, und GSG Stuttgart qualifiziert. Wir sind sehr stolz auf unsere Augsburg. Die sind bei der bevorstehenden Endrunde Wird in eurem Verein nur Fußball gespielt oder Mannschaft, weil wir im letzten Jahr in die A-Liga natürlich wieder der große Favorit. gibt es auch andere Sportarten? aufgestiegen sind und uns gleich für die Deutsche Auf welchem Platz spielt ihr eure Heimspiele? Nein. Es gibt ja viele verschiedenen Sportarten in Meisterschaft qualifiziert haben. Wann sind die nächsten Spiele? unserem Verein, z.B. Volleyball, Ski, Tennis, Wie viele Vereine spielen in eurer Liga? Wir spielen auf dem Sportgelände des ESV Freimann. Basketball, Leichtathletik, Schwimmen, In der A-Liga Bayern spielen 6 Vereine: GSV Den Spielplan findet man im Internet unter Sportschießen, Wasserball, Faustball und Badminton. Augsburg, GSV München, GVIUS Ingolstadt, GSC www.dgs-fussball.de. Anfeuerungsrufe und die Gesänge der Fans, das Wie viele Mannschaften spielen beim GSV Nürnberg, GSV Straubing, GSV Bamberg. Bei Hörenden ist es auf Fußballplätzen immer Klatschen und Trommeln, das Raunen bei Fußball? Gibt es in München noch andere sehr laut. Selbst in der Kreisklasse oder bei einem Schuss knapp am Tor vorbei. Wie Im Moment gibt es nur die 1. Mannschaft. Aber ab Fußballvereine für Gehörlose? Gibt es da auch Jugendspielen stehen die Leute am Spielfeld- nimmst Du die Atmosphäre im Stadion wahr? der neue Saison wird es die 2. Mannschaft des GSV ein Derby? rand und rufen etwas auf den Platz, feuern die Ich spüre die Atmosphäre, wenn auch vielleicht Mannschaften an. Wie ist das bei euch? etwas weniger, weil ich nicht mithören kann. Es ist Das ist fast gleich wie bei Hörenden. Es gibt da kei- für mich als Fußballer sehr interessant, den Profis im Wir haben die besseren Bücher nen Unterschied zwischen Gehörlosen und Stadion zuzuschauen, wie sie spielen und sich verhal- Hörenden. Die gehörlosen Zuschauer/innen stehen ten, zu sehen, was das Fernsehen nicht zeigt. selten – günstig – ausgefallen auch am Spielfeldrand, schreien auf den Platz und Zum Abschluss noch eine Frage: Wie macht ihr Basis Buchhandlung & Antiquariat feuern die Mannschaften an. das mit dem Schiedsrichter? Die Pfeife ist ja Gehst du auch zu Profispielen ins Stadion? ein akustisches Signal. Adalbertstr. 41b + 43 • 80799 München Ja, natürlich, aber ich favorisiere nicht den gleichen Der Schiedsrichter hat auch eine Pfeife bei gehörlo- Verein wie Du. Ich bin schon sehr gespannt auf die sen Ligaspielen. Aber es sind ja nicht alle zu 100% Telefon 272 38 28 • Fax 271 34 63 Allianz ARENA. taub auf dem Spielfeld. Wenn er pfeift, spielt der Für viele Hörende ist die Atmosphäre im gehörlose Spieler weiter, bis ihm jemand „Stop“ sagt. www.basis-buch.de Stadion besonders wichtig. Diese Atmosphäre Dann weiß er, dass die Pfeife des Schiedsrichters ist ja sehr stark durch Geräusche bestimmt: Die gepfiffen hat. ALEX 24 Löwenmut Löwenmut 25 KICK IM KINO „Man könnte ja mal was über Fußballfilme schreiben“ halb einer Handlung einnimmt, sind mindestens so suchen muss, ist die Hauptfigur. Seine Entfremdung urkomisch und Schauspieler wie Uwe Ochsenknecht habe ich bei der Redaktionssitzung mal einen unterschiedlich wie die dazu benutzten Stilmittel. Die von der Familie, die Sehnsüchte einer von und Peter Lohmeyer garantieren volle Komödien- Gedanken knackig in die Runde geschmissen. „Was, Palette reicht von Milieustudien wie Andi Faschismus, Krieg und Armut gezeichneten Power. Dagegen wartet „Nordkurve“ mit ungleich Manni der Libero’, oder wos?“ kam es gleich zurück Roggenhagens „Final Kick“ von 1994 über Klassiker Gesellschaft sind Wortmanns eigentliches Thema. Da mehr Psychologie und sozialem Pathos auf; hier ist wie ein unplaziert geschossener Freistoß von der wie „Fever Pitch“ oder „Nordkurve“ bis hin zu kommt der WM-Sieg als emotionale Tünche doch Fußball zuerst Rettungsanker und Seelentröster in Abwehrmauer. Nein, so weit geht’s denn doch nicht Produktionen wie der Komödie „Kick it like gerade recht, die Fußballmannschaft als Stoff, aus einer von Arbeitslosigkeit und sozialen Problemen zurück, weder historisch noch vom Niveau her... Beckham“, in der ein Randthema wie die großen und dem Heldengeschichten gestrickt werden, ein ruhm- geprägten Region, es herrschen düstere Farben vor, Auch über einen Hochnotpeinlichstreifen wie kleinen Eitelkeiten der kickenden Popstars moderner reiches Verdrängungsmanöver für die eigenen die Szenerie wird beherrscht von Säufern, Hooligans, „Libero“ von 1973 mit einem gewissen Franz B. aus G. Machart aufs Korn genommen werden, die aber mit Traumata. Das ist, historisch gesehen, sicherlich kor- schleimigen Journalisten, schnöseligen Spielern mit in der Titelrolle (eine Schande, wo es doch so viele dem Spiel selbst überhaupt nichts am Hut haben. rekt, befriedigt im Kino aber nicht. Zu klischeehaft blonden dauergeilen Freundinnen und einem korrup- arbeitslose Schauspieler gibt...) werde ich mich nicht Kicken und Kino – wenn zwei der größten volks- wird die Geschichte erzählt, die Fakten beglaubigen ten Vereinspräsidenten. Mittendrin ein Junge aus auslassen. Fußballfilme gibt es zwar nicht in solchen bewegenden Leidenschaften sich treffen, da müsste zwar die Handlung, nehmen ihr aber auch zugleich dem Pott, der von der Karriere als Stürmer träumt, Massen wie Western, Thriller oder gar Beziehungs- doch der Punk abgehen. Und das tut er genau nicht. die Spannung. Was Wunder, dass eigentlich jeder ein Asphaltcowboy in Stollenschuhen, der schließlich komödien, so wenige sind es aber doch nicht. Wobei Unter kommerziellen Gesichtspunkten sind nahezu Fußballfan enttäuscht aus dem Kino kam. „Das aus Angst vor der eigenen Courage davonläuft, als er man erst mal überlegen muss, was denn überhaupt alle Fußballfilme Flops gewesen. Bis 2004 einer aus- Wunder von Bern“ ist, als Fußballfilm betrachtet, ein wirklich eingewechselt werden soll. Schließlich ganz ein Fußballfilm ist. Klingt logisch, ist es aber nicht. zog, genau das zu ändern und mit einem Kickstiefel- absehbares Missverständnis. frisch aus der Mache kam Anfang des Jahres eine Wie jeder sich denken kann, reicht es nicht, etwas Helden-Epos auch an der Kinokasse zu punkten. Der Ganz anders dagegen „Fever Pitch“. Wohl jeder besonders witzig-skurrile Fußballkomödie: „Aus der grünen Rasen mit zwei Toren zu zeigen oder einen Mensch heißt Sönke Wortmann und versenkte, fuß- kennt Nick Hornbys tragikomisches Kult-Buch über Tiefe des Raumes“ von Gil Mehmert. Auf so eine Ball über die Leinwand rollen zu lassen, da muss ballerisch gesprochen, sein Vorhaben mit Vollspann die Besessenheit eines Fans, der sein gesamtes Leben Handlung muss man erst mal kommen: Ein liebens- schon deutlich mehr kommen. Und da fangen die ins Kreuzeck. Im deutschen Gegenwartskino schon am Spielplan seines Vereins ausrichtet, bis dessen wert-schüchterner Typ, der seine Freizeit mit Tip- Probleme schon an: Wie bringe ich ein von der als bewegter Mann und Superweiberbändiger akten- Triumphe und Tragödien schließlich mit der Realität Kick-Turnieren verbringt, lässt beim ersten Besuch in Dynamik von 22 rennenden (im Idealfall!) Menschen, kundig, kleckerte er nicht lang umeinand’ sondern den Platz tauschen. Hornby selbst hat auch am der Wohnung seiner neuen Freundin ein Tip-Kick- von unkalkulierbarer Aktion, Überraschungen und klotzte gleich ran. Irgendein Titelgewinn reichte Drehbuch der 1997 entstandenen Verfilmung von Männchen in eine mit Fotochemikalien gefüllte unwiederholbaren Situationen lebendes Spektakel in natürlich nicht aus und auch der glorreich-unver- David Evans mitgewirkt und so sieht der Film auch Badewanne fallen und siehe da, die Figur mutiert im eine konsumierbare Handlung? Eine gute Frage. Und gessliche Derbysieg vom 27.11. 1999 war nicht das aus: Eine detailgetreue Umsetzung seiner Schreibe brodelnden Chemo-Bad zu Günter Netzer und macht zig mögliche Antworten. Die verbreitetste: Überhaupt Thema, Nein, es musste schon der größte und ruhm- mit viel O-Tönen und der gesamten Gefühlspalette Karriere. Jetzt wissen wir also, wie der Langhaarige nicht. In der Tat wird das Spiel selbst in den meisten reichste und sagenumwobenste deutschnationale von Hoffen, Bangen, Mitfiebern, Feiern und Trauern. ins Fernsehen kam. Ein Film, so urkomisch wie seine Filmen komplett oder weit gehend ausgeblendet. Die Wir-sind-wieder-wer- Gesamttriumph sein, das soge- Eine Hommage an das Fansein, selbstironisch und Idee, voller Wortwitz, skurrilen Typen und einer läs- Wahrheit liegt auffem Platz; und da soll sie, der nannte „Wunder von Bern“. Wochenlang lief der mit viel britischem Humor erzählt. Weniger das Spiel sig-authentischen 50er Jahre-Atmosphäre. Meinung der Regisseure nach, am besten auch blei- Streifen vor vollbesetzten Reihen in den selbst, als vielmehr die Geschichten drumherum ste- Ja, gibt’s ihn denn nun, den „typischen“ ben. Selbst mit modernster Tricktechnik ist es schier Lichtspielhäusern unseres Vertrauens und selbst der hen auch in zwei deutschen Produktionen im Fußballfilm? Es gilt die klassische Radio Eriwan- unmöglich, ein vollbesetztes Stadion mit seinen frühere Mittelstürmer des TuS Talle, heute Mittelpunkt: Eher humorvoll in Tommy Wiegands Antwort: Im Prinzip ja... Nur hat ihn noch keiner Tausenden von Akteuren und ihren gegenteiligen Bundeskanzler, bekannte öffentlich, im Sessel „Fußball ist unser Leben“ und durchaus ernsthaft in gedreht. Was nicht weiter schlimm ist, so lange es so Bewegungsabläufen zu simulieren, ohne ein digitales geweint zu haben. Ja, wusste denn der nicht (mehr), Adolf Winkelmanns „Nordkurve“. Dass beide im schöne untypische gibt. Und wenn mir zwischendrin Kunstprodukt abzuliefern. Aus dieser Not eine wie’s ausgeht? Bezeichnenderweise geht es in „Das Umfeld von Schalke 04 spielen, nun ja, das hätte nach mehr Fußball auf dem Bildschirm ist, hole ich Tugend machen heißt: Nicht das Spiel an sich ist ent- Wunder von Bern“ am allerwenigsten um Fußball. vielleicht nicht sein müssen... Aber sonst sind beide das Video vom Derbysieg hervor. Solche Drehbücher scheidend, sondern das Drumherum, die Der Siegeszug des Herberger-Teams dient lediglich durchaus gelungen. Wiegands Geschichte von drei schreibt nämlich nur das Leben. Allenfalls noch der Einzelschicksale, die eigentliche Filmhandlung, die als emotionales Beiwerk einer sentimentalen und Schalke-Fans, die einen hochbezahlten, aber lustlo- Fußballgott, der an jenem Nachmittag den Löwen auf oft kaum noch etwas mit Fußball an sich zu tun hat, entsetzlich langweiligen Nachkriegs-Schmonzette. sen südamerikanischen Kick-Söldner kurzerhand kid- der Brust und die Nummer 23 auf dem Rücken trug... diesen sogar zum dekorativen Moment macht. Die Der aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrende nappen, um ihm in Heimarbeit klarzumachen, was es FABIUS dramaturgischen Funktionen, die der Fußball inner- Mann, der seinen Platz in der Gesellschaft wieder heißt, für diesen Verein zu spielen, ist an sich schon

26 Löwenmut Löwenmut 27 nächsten Tag bestand Trainings die Chance zur Wiedergutmachung. Es stand das Spiel gegen den lokalen Erstligist- Lager vom 06.-14.01.05 en AE Phaphos FC im in Phaphos (Zypern) Phaphiko Athlitiko Kentro an. Nach torlo- ser erster Halbzeit wechselten die Gast- geber die komplette erste Mannschaft aus. Nun waren unsere Grund eines Missverständnisses von Pascal Ojigwe zu Löwen drückend über- einem kleinen Streitgespräch, das durch die anwesen- legen und schossen den Pressevertreter voll ausgeschlachtet wurde. Die durch Shao, Bulut, Entschuldigung von Pascal erfolgte am nächsten Tag das Fernsehen das Spiel auf 18.30 Uhr verlegt. Also Krontiris und Pflipsen einen 4:0 Sieg heraus. Also und damit war für uns der Fall erledigt. hatten wir viel Zeit zum Sightseeing. Auf Grund der wenigstens ein Sieg im Trainingslager und ein Spiel Der Rest des Tages wurde mit Sightseeing und dem positiven Eindrücke von gestern erwarteten wir uns stand ja noch aus. Ausnützen des All-Inclusive-Programms verbracht. Einiges von dem Spiel. Es spielte immerhin der 1. Dieses fand am nächsten Tag in Larnaka gegen Endlich stand das erste Spiel an. Nach dem Morgen- gegen den 3. der Tabelle. Doch schon beim Einlaufen Anorthosis Famagusta FC statt. Leider wurde uns am training fuhren wir weiter nach Limassol, wo wir uns der Mannschaften wurde unsere Erwartung gedämpft. Stadion mitgeteilt, dass das Spiel auf dem Nebenplatz das Derby zwischen Apollon und AEL anschauen woll- Das größte Stadion der 1. zypriotischen Liga, Neo G.S.P des Antonis Papadopoulos stattfinden sollte. ten. Lt. Zeitung, die uns am Morgen übersetzt wurde, mit 23.671 Zuschauern Fassungsvermögen, war nicht Wenigstens bekamen wir vom Platzwart von Endlich war die Zeit des Hallenfußballs überstanden sollte das Spiel um 14.30 Uhr losgehen. Am Stadion mal zur Hälfte gefüllt. Wir waren im Heimblock von Famagusta eine Stadionführung durch das normale und das Trainingslager im sonnigen Zypern stand an. angekommen erfuhren wir, dass das Fernsehen kurz- Olympiakos. Der Rest des Stadions war von Apoelfans Stadion inkl. Kabinen usw. Also begaben wir uns zum Um mit der Mannschaft am 06.01. in Phaphos anzu- fristig die Partie auf 18.30 Uhr verlegt hatte. Somit hat- besetzt. Diese machten zwar gut Stimmung, doch Pyro Nebenplatz, wo dank des indiskutablen Schieds- kommen, mussten wir ab Düsseldorf fliegen. Dies hieß ten wir noch etwas Zeit, die Umgebung des Stadions zu usw. wurde wenig eingesetzt. Unser Block bestand richtergespanns ein 0:0 erkämpft werden konnte. Zum für uns, treffen um 02.30 Uhr am Münchner Haupt- erkunden. größtenteils aus Kindern und Jugendlichen, die von Glück gab es keine schlimmeren Verletzungen und so bahnhof, um den ICE um 03.25 Uhr nach Düsseldorf zu Pünktlich zum Spiel fanden wir uns in der Kurve der Masse von gegnerischen Fans etwas eingeschüch- nahmen wir doch gute Eindrücke für das Hachingspiel erreichen. Pünktlich, der eine mehr übermüdet als der von Apollon ein. Das Tsirion Athlitiko Kentro, mit tert waren. Das Spiel, Endstand 2:1 für Apoel, trug auch aus dem Trainingslager mit nach Hause. andere, trafen Caro, Fritz, Mathias, Rainer, Sabine und 13.261 Zuschauern Fassungsvermögen zweitgrößte nicht zu deren Begeisterung bei und so waren wir Nachdem wir unseren letzten Urlaubstag mit ich ein. Unser 7. Mitreisender, Klaus, sollte erst in Stadion der ersten zypriotischen Liga, war zu etwas froh, als wir wieder an unserer Hotelbar den Abend Shopping, Kart-Fahren und Sightseeing verbracht hat- Düsseldorf zu uns stoßen. Mit einstündiger Verspätung mehr als der Hälfte gefüllt. Jede Fangruppe füllte den ausklingen lassen konnten. ten, klingelte um 04.00 Uhr der Wecker, da unser wegen eines Brandes im Frankfurter Flughafen trafen ihnen zugeteilten Stadionteil. Beim Einlaufen der Montag 10.1 und das erste Spiel unserer Löwen im Flieger um 07.10 Uhr abfliegen sollte. Pünktlich einge- wir in Düsseldorf ein, erreichten aber dennoch gut Mannschaft ging uns dann das Herz auf. Beide Kurven Trainingslager. Auf dem Trainingsplatz, dem Kirinas- checkt, ab in den Flieger. Auf die Startbahn und dann den Flieger, der uns nach Phaphos brachte. zündeten Bengalen und Rauch und ließen einige Riu-Cypria-Maris-Sportcenter, fand das Spiel gegen folgte die Durchsage: Wegen eines Getriebeschadens Nach der Zimmerverteilung und dem ersten Essen Leuchtkugeln in den Himmel. Das ganze Spiel über gab den derzeitigen Tabellenführer der 2. zypriotischen können wir nicht starten. Also alle Spieler, am All-Inclusive-Buffet schauten wir noch im Mann- es gute südländische Stimmung. Ein echter Höhepunkt Liga, A.P.O.P./Kingras Pegias, statt. Nachdem in der Journalisten, Fans usw. raus und ab in die Abflughalle. schaftshotel, dem Phaphos Amathus Beach Hotel, vor- der Reise. Leider verlor Apollon das Spiel mit 3:0 und ersten Halbzeit unsere „2.Garnitur“ auf dem Feld stand Nach 3 Stunden Wartezeit erreichte uns die Nachricht, bei. Dort erfuhren wir, dass Christoph Lepoint nicht wir sahen die Stimmung zum Schluss nur noch im und durch ein Tor in der 30.Minute mit 0:1 zurücklag, dass wir jetzt nach Larnaka gefahren werden und dort zum Abflug erschienen war. Die Konsequenz folgte gegenüberliegenden Block. gingen wir doch erwartungsfroh in die zweite Halbzeit, in einem Hotel etwas zu Essen bekommen sollten. Um durch die fristlose Kündigung ein paar Tage später. Am nächsten Tag stand das nächste Derby auf dem in er die „1.Garnitur“ spielen sollte. Leider konnte trotz 18.00 Uhr sollte dann unser Flugzeug nach München Gut ausgeruht ging es am nächsten Tag zum ersten Programm. Es sollte das Derby zwischen Olympiakos eines Tores von Costa das Spiel nicht mehr gedreht abfliegen. Zum Glück änderte sich daran nichts mehr Mannschaftstraining. Pünktlich um 10.00 Uhr Ortszeit und Apoel in Nikosia steigen. Wieder war uns als werden und der zypriotische Zweitligist gewann durch und wir kamen um 20.40 Uhr in München mit ca. erschienen 26 Spieler zum Training. Leider kam es auf Anfangszeit 14.30 Uhr gesagt worden und wieder hatte ein weiteres Tor in der 74.Minute mit 2:1. Bereits am 10 Stunden Verspätung an. THOMAS 28 Löwenmut Löwenmut 29 Ärger, da sind die Zu- schauer schon mal auf den Platz gelaufen und haben provoziert. „Auch Schiris hatten früher des Öfteren Neutralitätspro- bleme“, formuliert es Bülent Teberikler vor- sichtig. Indes sind frem- denfeindliche und dis- kriminierende Vorfälle selten geworden. „Und wenn, dann ereignen sie sich in ländlichen Gebieten. Nicht aber in der Stadt“, berichtet der Club mit alter Mannschaft, aber neuer Führung und Präsident, „denn schließlich spielen heute in fast Türk SV: Winkler, Cacau, Struktur gegründet und heißen seither Türk SV“. Dabei jeder Elf unserer Gegner auch türkische Mitspieler“. ist der Fußballverband dem neuen, alten Verein entge- München ist eben doch eine multikulturelle Stadt. Mansiz und mehr gen gekommen. Er hat ihn nicht aus dem Spielbetrieb Auf der Anti-Nazi-Demo am 2. April auf dem Marien- Der Türk SV ist eine echte Münchner Talentschmiede. ausgeschlossen. Der Türk SV musste nicht „ganz unten“ platz habe er ein großes Transparent bewundert: So wie sein berühmter Vorgänger, Türk Gücü. in der Kreisklasse neu starten, legte aber dennoch „Löwen-Fans gegen Rechts“. Zu sehen, dass sich Fans mehrere Abstiege hin. Immerhin erklomm er jüngst als aktiv gegen Rassismus einsetzen, habe ihm besonders Um Bezirksoberliga-Plätze machen Medienvertreter in zur Karriere – und ebenso dem jungen Bernhard Wieder-Aufsteiger die Bezirksoberliga, kämpft aller- gut getan, gibt Bülent Teberikler zu. JENS der Regel einen weiten Bogen. Hochkarätige Winkler. Seinerzeit, da hieß der Club Türk dings momentan in schwieriger Position um den Journalistenbesuche, gar Fernsehteams – Gücü. Aber wem erzählen wir das: Klassenerhalt. Fest und Freundschaftsspiel Fehlanzeige. Von Profi-Spähern ganz zu schwei- Praktisch jeder in München kennt noch Doch der Blick bleibt nach vorne gerichtet – und Kommen zum 30. Geburtstag des Türk SV die gen. Beim Türk SV München ist manches diesen Namen. Spielte der Verein doch in nach oben. „In drei bis vier Jahren möchten wir wie- Löwen? anders. Laufend berichten die bundesweit der Bayernliga, der einst dritthöchsten der in die Bayernliga aufsteigen“ – formuliert der Bisher fehlt die endgültige Zusage des TSV 1860, erscheinenden türkischen Zeitungen wie Spielklasse. „Türken vor der Bundesliga?“ Präsident als hehres Ziel. Hoffnung besteht durchaus. doch die Bereitschaft ist bekundet worden. Also Hürriyet und Milliyet über die Begegnungen des titelte einmal eine Boulevardzeitung. Türk Das Interesse vieler junger, ehrgeiziger Spieler an die- merkt euch schon mal den 3. Juli 2005 vor. Aus Clubs. Und nicht selten sind türkische TV- Gücü, zu deutsch „türkische Kraft“, schei- sem Verein ist ungebrochen. Stehen sie doch hier Anlass des 30. Jubiläums des Türk SV/Türk Gücü Kanäle zu Gast, wenn die Kicker in Rot am terte einmal nur knapp am Aufstieg in Liga unter ständiger Beobachtung der türkischen Süper möchten die Löwen gegen den Türk SV antreten. Sonntag im Dantestadion auflaufen, um gegen zwei. Lig-Späher. Und zwar im Grünwalder Stadion. Ausrichter der Dachau oder Feldmoching zu kämpfen. Immer Punktspiele gegen 1860 vor 20.000 Einen Rekord kann dem Verein niemand mehr Partie wird der Türk SV sein, es gibt also ein „Aus- wieder finden nämlich Talente über diesen Zuschauern, ein frenetisches Publikum mit nehmen: Er ist der älteste türkische Fußballclub wärtsspiel“ der Löwen zu sehen. Nichtsdestotrotz Verein ihren Weg in Spitzenclubs. Ilhan Mansiz einem Schnitt von über 1.000 Fans im hei- Europas außerhalb der Türkei. Vor genau 30 Jahren sind alle Sechzgerfans herzlich willkommen. Infor- zum Beispiel. Er stammte aus Kempten, heuerte mischen „Dante“ – die Zeiten sind vorbei. fanden sich Gastarbeiter zusammen, um ihren mationen unter www.tsv1975muenchen.com beim Türk SV an – und ging von dort direkt zu Heute versammeln sich höchstens 200 Kindern ein Forum für sportliche Betätigung unterein- Fest steht: Am 22. Mai steigt im Dantestadion die Besiktas Istanbul. Im Dress der Nationalmann- Anhänger pro Spiel auf den Tribünen. Vor ander zu bieten. Doch öffnete sich der Verein von offizielle 30-Jahr-Feier des Türk SV. Sie beginnt um schaft avancierte er bei der WM 2002 zum genau zehn Jahren stand man zuletzt in Anfang an praktisch allen Nationalitäten. Heute spie- 10 Uhr mit einem deutsch-türkischen Sportfest. gefeierten Star. Zum Sprungbrett wurde der der Bayernliga. Fünf Jahre später vor der len neben Türken auch Deutsche, Bosnier, Kroaten, Musik und viele Leckereien bilden das Rahmen- Türk SV auch für Cacau. Der Brasilianer wech- Insolvenz. „Wirtschaftliche Fehler in der Afrikaner und sogar ein Palästinenser im Dress des programm. Um 15 Uhr ist schließlich Anpfiff zum selte von hier direkt zum 1. FC Nürnberg. In damaligen Vereinsführung“, begründet dies Türk SV. Nicht immer aber verhielt sich das Umfeld Punktspiel gegen den ASV Dachau. Der Eintritt ist den achtziger Jahren verhalf der Verein Bülent Teberikler, der Präsident des ebenso tolerant gegenüber dem Club, seinen Spielern frei, alle Löwenfans sind herzlich eingeladen! , Savas Koc und Engin Özdemir Nachfolgevereins. „Wir haben 2001 einen und Anhängern. In den Anfangsjahren gab es häufiger 30 Löwenmut Löwenmut 31 Gespenster der Vergangenheit prägen die Satzung

Wir hatten schon in der zweiten Ausgabe des Löwen- (nicht Ersatzdelegierter) ist.“ Unsere dringlich- mut, erschienen im Juli 2004, die Runderneuerung ste Forderung für eine Satzungsänderung, die von der Vereinsstrukturen gefordert und für die dritte der Delegiertenversammlung im November zu Ausgabe, erschienen im November 2004, Satzungs- beschließen wäre, um mehr Mitsprache bei der GROUNDHOPPING änderungen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Mitgliederversammlung im nächsten Jahr zu gewähr- diskutiert. Wir stimmten damals Herrn Lehner gerne leisten, lautet also ganz einfach: zu, als dieser erklärte: „Eine Entrümpelung und Neu- Der obige Satz des § 19.4 wird gestrichen. Old Firm: gestaltung der Satzung wird angestrebt, sobald der Dann erwirbt man das passive Wahlrecht wieder Faszination und Frust Verein in ruhigeres Fahrwasser gerät.“ Allerdings gemäß § 7.2 nach einem Jahr als Mitglied. Die letzte sollten derart wichtige Veränderungen nicht präsidial Delegiertenwahl fand am 16. März 2003 statt. Unter Celtic FC : Rangers FC 0:2, Celtic Park, 20.02.2005 verordnet, sondern zunächst in allen Vereinsgremien Tagesordnungspunkt 12 war die Wahl angesetzt. Der „52.000 Celts nahmen ihre Schals in die Hand, reckten sie in die Höhe diskutiert werden, will man nicht nach der Stadion- Fußballabteilung standen 204 Delegierte zu, damit und sangen in einer Lautstärke, die ich noch nie erleben durfte“ debatte das nächste Schlachtfeld der Selbstzerflei- hatte jedes wahlberechtigte Mitglied 204 Stimmen. schung betreten: Der Verein muss sich allen Mitglied- Die Versammlungsleitung reservierte für diesen Celtic vs. Rangers, the old firm, Katholiken vs. Das Spiel begann eher verhalten. Jedoch hatte Celtic ern öffnen, die an diesem Themenkreis interessiert Tages-ordnungspunkt ungefähr fünf Minuten Zeit, in Protestanten, Iren vs. Briten – welch eine Tradition mehr Spielanteile. Bellamy lief Mitte der 1. Halbzeit sind. Da früher selbstverständliche Mitgliederrechte der man seine 204 Stimmen auf etwa 300 Kandidaten steckt in diesem Spiel! Einst weigerte sich Celtic, pro- auf das Tor der Gäste zu, scheiterte jedoch am neuen in den vergangenen Jahren auf das einzige Recht zu verteilen hatte. testantische Kicker zu beschäftigen, bei den Rangers Keeper Waterreus (Stefan Klos war ja „langzeitver- beschränkt wurden, alle weiteren Rechte in der Mit- Erleichtert wurde diese Aufgabe durch Listenwahl hatten Katholiken keine Chance. Und die Fans? Sie letzt“). So ging es mit 0:0 in die Pause. Leider ließ gliederversammlung an die Delegierten abzugeben, in Verbindung mit der Information, wer welche Liste lieferten sich wahre Straßenschlachten. Inzwischen nun der Celtic-Support stark nach. Man verharrte sind Änderungen auf diesem Gebiet vordringlich: vorgeschlagen hatte. Auf den ersten zehn Seiten wur- mögen die Rivalitäten weniger exzessiv ausgetragen sehr in Schweigen. Klar aktivere Fangruppe: Die Im März 2006 sind wieder Delegiertenwahlen, und den die Kandidaten u.a. von der Familie Wildmoser werden: Groß sind sie wie ehedem. Rangers. Halbzeit zwei begann mit der nächsten bei der Abhaltung dieser Wahlen sollten wenigstens vorgeschlagen, mit einem Kreuz je Seite war die lästi- „Alles beim Alten“ auch beim Blick auf die Lage der 100%-igen Chance für Celtic. Hartson scheiterte wieder, wie allgemein üblich, folgende demokrati- ge Wahl also rasch erledigt und man konnte ins Liga: Zwar hat Celtic nach Henrik Larsson eigentlich jedoch am glänzend aufgelegten Keeper der Gäste. sche Spielregeln gelten: Olympiastadion rübergehen, wo die Löwen unter keinen internationalen Top-Spieler mehr, und beim Mitte der 2. Halbzeit: Vignal zog harmlos aus rund 30 1. Der Kreis der Wähler sollte wieder erweitert ihrem neuen Trainer auf Stuttgart warteten. Die Nachbarn haben vielleicht noch Prso und Nacho Metern auf das Celtic-Tor ab. Der Keeper Douglas werden, indem die Frist für das aktive Wahlrecht von ARGE vermeldete in ihrer Statistik zum 31.Dezember Weltniveau. Vor dem Spiel aber führten beide Teams schaffte es aber, diesen Ball über den Arm springen einem Jahr auf etwa drei Monate gesenkt wird. 2004, 188 von insgesamt 204 Delegierten der Fußball- die Tabelle an. Wie üblich, souverän, punktgleich. zu lassen und beförderte ihn praktisch selbst ins Tor. 2. Noch wichtiger: Der Kreis der Wählbaren, also abteilung des TSV 1860 in ihren Reihen zu haben, und Der Ground: Ein Allseater, komplett überdacht. Nun waren die Gästefans klar Herr im fremden Haus. derjenigen, die aktiv sein wollen, sollte erweitert forderte im 15. Rundbrief an alle ARGE-Fanclubs im 59.041 Zuschauer füllen das Rund. Davon 7.000 Das Entsetzen konnte man den Anhängern der Celts werden. Nach derzeitigem Stand wird uns in § 7.2 der Hinblick auf die Delegiertenversammlung: Gäste. Nur rechts und links von ihnen blieben aus aus dem Gesicht entnehmen. Ein Konter sorgte für Satzung (Rechte der Mitglieder) zwar theoretisch „Wir hoffen, um geschlossen auftreten zu können, Sicherheitsgründen 1.000 Plätze frei. Minuten vor die Entscheidung durch Nacho. Die Rangers siegten noch ein passives Wahlrecht nach einem Jahr Mit- dass alle Delegierten aus der ARGE vollzählig Anpfiff kam die erhoffte Old-Firm-Atmosphäre auf. nicht unverdient, ihr Support gab den Ton an. Man gliedschaft zugestanden, in § 19.4, gemäß dem wir erscheinen.“ In der Einladung zur Wahl hieß es aller- Zunächst ein Kassenrollenintro bei den Gästen. Dann sang sogar „God save the queen“. Hier antworteten unsere Mitgliederrechte ausüben könnten, wird diese dings so: „Der Delegierte… vertritt die Interessen sei- das „You´ll never walk alone“ der Celts. Wie soll ich dann mal die Celts mit „We love Celtic“. Das war’s Frist allerdings wieder relativiert: ner Abteilung…“ Von den Interessen der ARGE oder es beschreiben – Atmosphäre lässt sich nicht in dann. Ein Gästekicker wurde sogar mit Müll bewor- „Als Delegierter ist nur dasjenige anderer „Vereine im Verein“ stand da nichts. Diesen Worte fassen. 52.000 Celts nahmen ihre Schals in die fen. Am Ende waren Celtics Spiel und Support für Mitglied wählbar, welches seit mindestens Umständen Rechnung tragend, muss dringend mit Hand, reckten sie in die Höhe und sangen in einer mich enttäuschend, trotz Gänsehaut bei Spielbeginn. fünf Jahren dem Verein angehört oder am der Vereinsführung ein Wahlverfahren gefunden Lautstärke, die ich noch nie erleben durfte. Schön, Da gibt man sich mal Old Firm – und dann so ein 19.November 2001 bereits Delegierter werden, das allen Mitgliedern gerecht wird. E D U wenn es bis zum Schluss so geblieben wäre … Schrott ... leider. JÜRGEN FENSKE 32 Löwenmut Löwenmut 33 Weißwurst?

Das Telefon klingelt. Ihr könnt es euch ja denken: Der Bangkok-Paul. »Hi du, sag mal, funktioniert der Rover?« – »Klar, war ja erst beim Richten. Wieso?« – »Ich hab Besuch aus Hamburg, Ulrich und Hein. Die Jungs wollen das Stadion besichtigen.« – UFO mit Propellerantrieb? »Ein Ausflug zum Stadion? Ja, da mach ich mit, ich kenne das Ding auch nur als Baugrube bisher. Ich pack das Handy ein und die ADAC-Karte, dann hole ich euch ab.« – »Wir warten unten am Donnereck. Pettenkofer-Kampfbahn? Danke, tschühüs.« – »Servus.« Sie stehen wirklich schon unten, als ich ankomme. Abfälle. Ein feines Chemiewerk, Deponiegase, immer Wir fahren also Richtung Entsorgungspark Freimann. noch aktiv. Auch wenn's begrünt ist und ein Windrad (i:) »Führungen gibt's noch keine, aber vom alten oben drauf steht. Gleich nebenan südlich, die Teiche, Müllberg aus hat man einen guten Blick. Wir parken das sind unsere Klärbecken. Da geht das ganze Bier irgendwo und laufen da rauf.« – (u:) »Jo prima, ein hin. Vorne dran die Faultürme. Hat ziemlich gestun- Gipfel; dann sparen wir uns die Alpen. Andenken ken hier, bevor Hightech einzog.« – (h:) Das Klärwerk kann man ja wohl in der Stadt kaufen.« – (i:) »Kann stand nicht auf unseremBesichtigungsprogramm.« – man.« (i:) »Ist aber wichtig. Ein gewisser Doktor Pettenkofer Oben angekommen, erkläre ich die Location: »Der hat damals durchgesetzt, dass München eine Berg, auf dem wir stehen, das sind unsere alten Kanalisation bekam. Und schon gab es keine Cholera- 34 Löwenmut Löwenmut 35 nur der dicke Wirt, der letzte Präsident.« – (u:) »Der dicke Wirt. Deshalb sieht das aus wie eine Weißwurst.« – (h:) »Sei mal nicht unfair. Wenn erst mal die Baufolie weg ist und das Gerüst, sieht das bestimmt schick aus.« – (p:) »Das ist keine Baufolie, das bleibt so!« – (h:) »So? So aufgeblasen?« – (p:) »Ja, das wird wirklich aufgeblasen. Und wenn der Strom ausfällt, gibt es ein paar fette Diesel im Keller.« – (u:) »Streng ökologisch also. Und heißt dann wohl PET- TENKOFER-KAMPFBAHN?« – (i:) »Nein, Allianz- Arena.« – (h:) »Peinlich.« – (u:) »Aber man kann da schon was draus machen, sieht ja schon ein bisschen aus wie vom anderen Stern. ALIEN-ARENA wäre doch Die Wählergruppe eine Idee.« – (i:) »Au ja, Alien-Arena passt.« – (p:) »Stimmt. Invasion von der Vega.« – (h:) »Jo, und Sechzgerstadion e.V. eines Tages kommen die Außerirdischen da rausge- krochen und essen euch auf.« – (i:) »Bitte erwähne nicht das Wort Essen!« – (h:) »Essen? Ach so, das 0:0, stellt sich vor Platz fünf« – (i:) »Grrrmmmppfff!« – (u:) »Nö, macht euch mal keine Sorgen. Die Leutchen von der Vega, die nennt man Veganer, und die beißen nicht. Die Im Herbst 2001 wurde von Löwen-Fans und Wählergruppe zudem lokalpolitisch einen Namen. mögen nur Grünzeug, das weiß ich sicher.« Münchner Bürgern, denen der Erhalt des Stadions an Derzeit laufen bereits die Vorbereitungen für die Mit dieser tröstlichen Erkenntnis treten wir den der Grünwalder Straße am Herzen liegt, die nächsten Stadtrats- und Bezirksausschusswahlen im Heimweg an. Nach einem kleinen Abstecher zu unse- Wählergruppe Sechzgerstadion gegründet. Ziel der Jahr 2008 an. Diesmal soll die Hürde von 1000 Epidemien mehr. Weiter: Vis-à-vis der Autobahn im rem Millerntor geht's weiter zum Hirschgarten. (p:) Wählergruppe war es, an den Münchner Stadtrats- Unterstützern bei den Stadtratswahlen und 300 Norden seht ihr die neue Deponie. Und zwischen den »Da kommt das Bier noch aus dem Holzfass, nicht aus wahlen im März 2002 teilzunehmen. Trotz aufopfe- Unterstützern bei den Bezirksausschusswahlen Bergen, das weiße Ding, das ist ES, das neue dem Container, echt lecker.« – (h:) »À propos rungsvoller Arbeit der Mitglieder wurde die Hürde erfolgreich bewältigt werden. Stadion.« – (h:) »Wahnsinn. Das ist ja riesig.« – (u:) Container: Da stehen noch drei Container auf dem von 1000 Unterstützerunterschriften, die die Wer Lust hat sich lokalpolitisch für unser Sechzger »Und teuer. Riecht nach viel Geld. Braucht ihr sowas Hof bei uns. Musst mal abholen lassen.« – (i:) »Drei Münchner Bürger im Rathaus leisten hätten müssen, Stadion einzusetzen kann sich gerne bei wirklich für die zweite Liga?.« – (i:) »Grrmmppff. Das Container? Paul, was ist in diesen Containern drin? nicht erreicht. Trotzdem konnte der Wahlkampf als Vorstandsmitglied Thomas Fischer melden. Für eine mit der zweiten Liga war nicht so vorgesehen.« – (u:) Wieder schwachsinnige Löwen? Paul!« – (p:) »Keine großer Erfolg verbucht werden, da die Münchner Kandidatur für den Stadtrat müsst Ihr Münchner »Jo, jo, das frühe 1:0 war Gift für uns, selten so Löwen.« – (i:) »Schlauchboote und Schwimmreifen im Bevölkerung auf das Thema aufmerksam wurde und Bürger sein und im Frühjahr 2008 mindestens 18 gelacht.« – (i:) »Bitte keine Götz-Zitate in meiner Alien-Arena-Design? Bademützen, Bikinis, Pariser?« die Politiker erkennen mussten, dass ein Abriss im Jahre alt. Für den Bezirksausschuss müsst Ihr in Anwesenheit, ja?« – (u:) »Ok, vergessen, vorbei. Aber – (p:) » Ich sag’s dir nach der dritten Mass.« – (i:) Stillen ohne Widerstand der Bevölkerung nicht einem der stadionnahen Bezirke, also Obergiesing, unser Millerntor hat irgendwie mehr Charakter.« – »Ok, nach der dritten Mass, und du zahlst das Bier.« durchgeführt werden kann. Außerdem wurden mit Untergiesing-Harlaching oder Au-Haidhausen, woh- (p:) »Wir haben auch noch unser Millerntor, in (Anmerkung: »u« ist Ulrich, »h« ist Hein, »p« ist minimalen Wahlkampfkosten einige namhafte nen und ebenfalls 18 Jahre alt sein. Unterstützer sind Giesing. So einen teuren Neubau wollte eigentlich Paul und »i« bin ich) JAKOB Parteien und Gruppierungen, die teilweise ein vielfa- uns selbstverständlich ebenfalls immer willkommen. ches an finanziellen Mitteln einsetzten, bei den Auch tatkräftige Helfer finden in unseren Reihen Verkaufsstelle für den »Löwenmut« Stimmen übertrumpft. immer Verwendung. Nachdem ein Stadionabriss nach der Wahl wie Mehr Infos gibt es im Internet unter erwartet von der Stadtspitze thematisiert wurde, www.sechzger.de ! COMPUTER-SHOP startete die Wählergruppe zusammen mit den Also vielleicht bis bald, euer Landwehrstraße 12 Freunden des Sechz’ger Stadions beim UI-Cup-Spiel THOMAS FISCHER Computer, Handys, Elektronik gegen Bate Borisov ein Bürgerbegehren zum Erhalt c/o Wählergruppe Sechzgerstadion e.V. An- und Verkauf, neu und gebraucht des Stadions. Durch zahlreiche Leserbriefe und Postfach 90 04 18, 81504 München Auftritte in der Öffentlichkeit machte sich die Tel. 0174 / 92 19 461 36 Löwenmut Abb. Pokalsieg des TSV 1860 im Jahre 1942

Der TSV 1860 München ist gefordert, die Archive zu öffnen und 60. Gedenktag zu dokumentieren, was damals in seinem Namen geschah Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der UdSSR Archive zu öffnen und zu dokumentieren, was damals dem Altar lag ein Schal der Löwenfans gegen Rechts. die Überlebenden des Konzentrationslagers in ihrem Namen geschehen ist. Im Namen der LFGR möchten wir uns dafür noch ein- Auschwitz. Dieser Tag gilt seither als Gedenktag • Die Wiedereinsetzung von NS-Funktionären mal herzlich bedanken, ebenso für das rege Interesse nach dem Krieg der Gottesdienstbesucher an der anschließenden für die Opfer des NS-Regimes. Dies ist wohl der heikelste Punkt im weiteren Fragestunde. Es zeigte sich, dass auch außerhalb der Werdegang der deutschen Sportvereine. Es ist anzu- Fankurve bekannt ist, dass Neonazis wieder versu- nehmen, dass die betreffenden Personen verhinder- chen, Fußballstadien für ihre Propaganda zu miss- ten, dass sich die Vereine mit ihrem geschichtlichen brauchen, und dass der Einsatz aktiver Fans, dem Dieses Jahr geschah allerdings etwas Außergewöhn- extreme Ideen wieder ab. Es musste also nachgehol- Erbe befassen. Um so erfreulicher, dass die nachfol- entgegenzutreten, großen Zuspruch findet. liches: Die DFL bat die Vereine der Bundesligen, per fen werden. Hitlers Taktik war, die Sportvereine zu gende Generation nun bereit ist, die »Leichen im Inzwischen beteiligen sich auch andere Sport- Stadionzeitung und Durchsage am Spieltag um den unterwandern. Getreue sollten die Ämter besetzen Keller« zu thematisieren. Organisationen an der Aktion »Gedenktag im Sport« 29.1.2005 herum auf diesen Gedenktag hinzuweisen – und durch »vorbildliche Arbeit« die vielen eher unpo- Im Januar 2004 gab es in Italien Aktionen der und ähnlichen Aktionen (z.B. »Stand Up, Speak Up«) und die Vereine kamen dieser Bitte nach; der TSV litischen Menschen für seine Ideen und seine Person Fußballclubs unter dem Motto »Gedenken statt und sagen damit »Nein« zu Hass und Gewalt, in den 1860 änderte sogar noch nach Redaktionsschluss begeistern. Die akademischen Vereine waren dafür Vergessen«, initiiert von Dr. Riccardo Pacifici. In der Stadien und anderswo. JAKOB dafür die »Löwen-News«. Außergewöhnlich ist das nicht interessant; man konzentrierte sich auf Süddeutschen Zeitung berichtete Birgit Schönau dar- deshalb, weil der deutsche Fußball, meist mit dem Arbeitervereine wie den TSV 1860 München. Kurz: über. Auf Anfrage aus den Reihen der Löwenfans Argument, Politik aus den Stadien heraus halten zu Die Rechnung ging auf. gegen Rechts stellte Frau Schönau den Kontakt zu wollen, sich bisher mehrheitlich darum gedrückt • Den Ausschluss von Sportlern durch die Eberhard Schulz und Klaus Schultz vom Kuratorium hatte, seine »Leichen im Keller« einzugestehen: Vereine aus politischen, weltanschaulichen und der Ev. Versöhnungskirche auf der KZ-Gedenkstätte • Den Missbrauch der Vereine als Propaganda- »rassischen« Gründen Dachau her. Aus dem ersten Kontakt wurde schnell Plattform durch die NSDAP Schon vor der Wahl Hitlers und der anschließen- eine freundschaftliche Zusammenarbeit. Gemeinsam Es ist keinesfalls so, dass die Begeisterung für den Gleichschaltung der Vereine vermeldete der konnten wir die DFL für unsere Idee gewinnen und Hitler »einfach von selbst« plötzlich eingesetzt hätte. Vorstand des TSV an die Partei, der Verein sei erstellten in Abstimmung mit der DFL die Texte, die Trotz Einigung der deutschnationalen Gruppen war »judenfrei«. Viele der ausgeschlossenen Mitglieder, dann zum Abdruck und zur Durchsage an die Vereine Hitlers Partei nicht mehrheitsfähig; nach dem Über- Aktiven und Sportler wurden später in weitergeleitet wurden. raschungs-Erfolg während der Wirtschaftskrise Konzentrationslager verschleppt, viele wurden dort Am 31. Januar hielt Eberhard Schulz einen Eberhard Schulz (Reichstag 1930: 18,3%) flaute die Begeisterung für ermordet. Hier sind die Vereine gefordert, die Gedenkgottesdienst in der Versöhnungskirche; auf 38 Löwenmut Löwenmut 39 BAFF-SOMMERTREFFEN 05 VOM 18.-19. JUNI IN HAMBURG

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• Elektroinstallation • Wasserinstallation • Boilerentkalkung • Reparatur und Kundendienst für sämtliche Haushaltsgeräte • Verkauf von gebrauchten Waschmaschinen und Trocknern Am Samstag, 18. Juni 2005 und am Sonntag, 19. Juni 2005 findet in Hamburg-St.Pauli das diesjährige BAFF-Sommertreffen statt. Tagungsort ist das Clubheim des FC St. Pauli. Während wir am Samstag ab 10.00 -18.00 Uhr und am Sonntagvormittag (Ende ca. gegen 13.00) Maistrasse 55 / 80337 München / Tel: 089/53 34 59 / Fax: 089/53 63 56 hart arbeiten, findet am Samstagabend ein Konzert statt. Der Fanladen St. Pauli feiert seinen 15. Geburtstag und BAFF hat sich dazu mit eingeladen. Das ganze findet dann im Knust statt. Es spielen E-mail: [email protected] Rubberslime und Attila the Stockbroker. Dazu und danach Party all night long....

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Der fette Schatten des Entenmörders fällt von Hinterbrühl über Giesing bis nach Fröttmaning. Weite Bereiche des Teiches sind verdüstert. Die Enten kicken unbeirrt weiter. Sie laufen zu alter Form auf und besiegen die groß- kotzigen Schwäne, ihren Erzrivalen, klar zu Null.

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DAS LETZTE MAL Rein oder Unrein?