Vom Schutzgebiet bis 2000

Herausgegeben von

Klaus A. Hess und Klaus J. Becker

Klaus Hess Verlag/Publishers

Edition Namibia 7 Inhaltsverzeichnis

Vorwort Der Anfang war schwer ... Klaus A. Hess Die erstenJahre der deutschen diplomatischen Seite 8 Prasenz in Namibia Harald Ganns Ertriiumt, bewegt und erlebt Seite 85 Auch ein Vorwort Eberhard Hofmann DDR-Solidaritiit mit dem Befreiungskampf Seite 10 Ein besonderes Kapitel deutsch-namibischer Beziehungen DieiG Hans-Georg Schleicher Ein denkwiirdiger politischer Beitrag Seite 93 Deutschstamrn iger Klaus A. Hess Zwischen zwei Welten Seite 13 Irmgard Schreiber Seite 100 Entwicklungsprioritiiten der namibischen Regierung seit der Unabhiingigkeit »Rettet Liideritzbucht!« Hanno Rumpf Eine Stadt kampft(e) urn s Oberleben Seite 26 Eberhard Hofmann I Crispin Clay Seite 105 Schmalspureisenbahnen erschlie6en Afrikas letzte Wildnis Museum, Bibliothek und mehr Namibias Schienenverkehr zwischen Aufbau Die Gesellschaft furWissenschaftliche und Ruckgang Entwicklung Swakopmund Klaus Dierks Gisela Friede Seite 31 Seite 109

Die Missionare 10 Jahre Unabhiingigkeit 21. Miirz2000 Europa komrntnach Afrika EinBilderbogen Joseph Baumann Seite 112 Seite 50 Die Swapo als Regierungspartei Deutsches Theater in Namibia Zur politischenKultur einerBefreiungsbewegung Friedrich Wilhelm Becker und Jiirgen Hecker I an derMacht Irmela Erlank- Rethemeyer Henning Melber Seite58 Seite 113

Radio hor'n Laien, Forscher, Wissenschaftler Der deutsche Dienst der NBC Ursula Massmann Benita Herma-Herrle Seite 117 Seite 63 Kurs Siidwest Kunstvereinigung und Nationalgalerie Die Geschichte derHande 1sschifffahrtzwischen Kunst im Wandel Deutschland und Sudwestafrika Adelheid Lilienthal Kai Ortel Seite 66 Seite 122

Die verborgenen Schiitze Im Schatten des Nachbarn Der Bergbau Perspektiven wirtschaftlicherEntwicklung Gabi Schneider Henning Melber Seite 79 Seite 126

5 Affirmative Action Die Graue Eminenz der Deutschen Ziele undZukunft Dr. WilhelmWeitzel Johann W Friedrich van Rooyen Klaus A. Hess Seite 130 Seite 211

Das Lied vom ))Land der Braven« Landreform und Landrechte in Namibia Ober dieEntstehungsgeschichte der namibischen Wolfgang Werner Nationalhymne Seite 216 Irmgard Schreiber Seite 134 Salve Gambrinus! Der Kampf wider den tierischen Ernst Die Landwirtschaft in Namibia Sigrid Kube Moglichkeiten und Grenzen Der Bierkrieg Herbert Schneider -Klaus J. Becker Seite 136 Seite 226

Deutsch-namibische Kulturbeziehungen ))Ailzu viele haben sie bier begraben« Klaus Dieter Diixmann Die Schutztruppe inDeutsch-Siidwestafrika Seite 143 Eberhard von Alten Seite 233 Von der Mission zur Ortskirche DieKatholische Kirche in Namibia Das Verandenhaus Bernhard Wolf Beispiel einer klimatisch wohltemperierten Seite 149 Bauweise Walter Peters ))Denn was du schwarz auf weill besitzt ... « Seite 240 Ein Blick auf dieMedien Eberhard Hofmann Die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft Seite 15 4 Barbara Guhring Seite 248 Fiir aile wird gesorgt Die Entwicklung des Gesundheitswesens Denk mal, ein Denkmal Norbert Forster Von derHistorischen Denkrnalskommission Seite 166 zum National Monuments Council of Namibia Andreas Vogt IIKhauxa!nas und der zehnjahrige Krieg Seite 25 1 mit den Nama Klaus Dierks Chronik Seite 180 Zusammenstellung: Sigrid Kube I Carol Kotze Seite 25 7 Namibia im Kartenbild Uwe U. Jaschke Deutsch in Namibia hat viele Facetten Seite 187 Deutsch als Fremdsprache Marianne Zappen-Thomson Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia Seite 321 (DELK) IhreEntwicklung - Probleme- Hoffnungen Die Arbeitsgemeinschaft der Lisa Kuntze Deutschen Schulvereine EineWegbeschreibung von 10 Jahren 1990- 2000 Margarete Kreutzberger I Dieter Springer Reinhard Keding Seite 327 Seite 192 Otjitambi Die deutsche Privatschule Die Farm der Familie Schlettwein Garant der Muttersprache Sigrid Kube Wilhelm Weitzel und Herbert C. Nockler I Seite 335 Rolf Crusemann-Brockmann Seite 202 Deutsch-Siidwestafrika in der Kolonialliteratur Janina Wozniak Seite 343

6 Die weille Dame der Hai-llom Von der Dampfmaschine zur Solarenergie Ilse Schatz, ihre Buschleute und das Die Entwicklung der Stromversorgung MuseumTsumeb Hermann Weitzel und RalfTobich Sigrid Kube I Klaus A. Hess Seite 448 Seite 346 Von Angra Pequeiia bis Kasikili Island Pfade, Pads und Autobahnen EinGang durch die Entstehungsgeschichte Verkehrswege erschlieBen ein der namibischenGren zen menschenleeres Land Imre JosefDemhardt Klaus Dierks Seite 458 Seite 35 9 Der Anschluss an die Welt »Gute Pad!« DieGeschichte der Post undTelekommunikation Dber denTourismus im Sonnenland - undPhilatelistisches Udo H. Week und Dieter Glaue Sigrid Kube I Gunter G. von Schumann Seite 374 Seite 468

Yom IG-Kind zum Goethe-Zentrum Der »Schiellbefehl« Die Namibisch-deutsche Stiftung fur kulturelle Hans-Joachim Rust Zusammenarbeit(Na DS) Seite 480 Imke Weitzel I Erika von Wietersheim I Stephan Miihr Eine Frau steht ihren Mann Seite 384 DieZeit der Intemierung und danach Marga Vaatz lm Jagdrevier zwischen Kalahari und Namib Seite 484 Anton von Wietersheim I Volker Grellmann Seite 397 Anpassung und Bewahrung DeutscheRegierungsschulen in Namibia Aus Namibia in die Mode Dieter Esslinger Swakara ftir dieWelt Seite 490 Raimar von Hase Seite 407 Kommunalverwaltung in Namibia Von der deutschenKoloni alzeit bis zur Gegenwart Frisch, fromm, frohlich, frei Gerhard Totemeyer Der Tumverein als gesellschaftlicherFaktor Seite 505 Giinter F Kesselmann Seite 413 Und wie geht es weiter? Jugendlichei.iber Heute und Morgen Ein Leben im Zeichen des Aufbaus Seite 515 KarlWerner List und dieFirmengruppe Ohlthaver & List Literaturangaben Sven-Erik Kanzler Seite 519 Seite419 Bildnachweise Grenzen des Wachstums? Seite 522 DieWasser versorgung eines Wiistenlandes Otto Wipplinger I Helge Habenicht Autorenprofile Seite 423 Seite 523

Die grolle Zeit der Diamantenfunde Lisa Kuntze Seite 429

Die Fischerei Eine schmerzlicheEntwicklungsgeschichte Sigrid Kube I Jan Jurgens Seite 440

7 Deutsch in Namibia hat viele Facetten

Deutsch als Fremdsprache (OaF)

Marianne Zappen-Thomson

Das Leben vieler Namibianer ist auf die eine oder »T he aim of introducing English is to introduce an andereWeise von Deutsch beeinflusst, wei! Deutsch official language that will steer the people away Teil der namibianischen Geschichte ist. Das al!Higli­ from lingo-tribal affiliations and differences and che Leben weist eine erstaunlich deutsche Pragung create conditions conducive to national unity in the auf, die sichvon einer deutschenTages zeitung iiber realm of language.«(UNIN 198 1: Foreword) deutsche Warenangebote in Geschaften bis hin zu deutschen Speisekarten inRestaurants erstreckt. Nach der Unabhangigkeit im Jahre 1990 erhob die Verfassung im Artikel 3 Englisch zur Amtssprache Das ist in anderen afrikanischen Landem nicht der derRepublik Namibia. Aile autochthonen Sprachen Fall. Ndong (1 993 : 124 ) behauptet, Deutsch sei in Namibias, Deutsch und Afrikaans eingeschlossen, den frankophonen Landem Afrikas eingefuhrt wor­ sind seither gleichrangige Nationalsprachen. den, urn»auch den Afrikanem die Sprache des Erz­ feindes beizubringen. Kulturpolitische Oberlegun­ gen standen dem Untemehmen nicht Pate.« Er halt die Einfuhrung des Deutschunterrichts in den ge­ Sprache und Kultur nanntenLandem auch heute nochfur ein »E ntwick­ lungshilfeprojekt«. Sprache undKultur sind eng miteinanderverkniipft. Im allgemeinen wird angenommen, dass aile Mit­ Seit der Niederlassung der erstenMissionare in Na­ glieder einer Sprachgemeinschaft die gleicheKultur mibia bis heute gab es stets mehr als eine offizielle teilen. Die Situation in Namibiazeigtjedoch, dass es Sprache.Von 18 84 bis 1915 warDeutsch Amtsspra­ auch in diesemBereich eineVie lzahl von Moglich­ che. Diesen Statusverlor es anEnglisch undHollan­ keiten gibt. disch, spater an Afrikaans, als Siidafrikadas Territo­ rium als C-Mandat iibemahm. Allerdings sicherte In Namibia lebt eine multikulturelle Gesellschaft. das Londoner Abkomrnenvom 23 . Oktober 1923 , Darin unterscheidet es sich nicht von anderen Lan­ welches 1942 durch das Entnaturalisierungsgesetz dem dieserWelt. Doch anders als injenen Land em, wieder auBer Kraft gesetzt wurde, dass die deutsche war esjahre lang strafbar, iiber gesetzlich festgelegte Sprache im Umgang mit undvon denBehorden ge­ Grenzen hinweg Kontakt aufzunehmen. Nach der braucht werden durfte.Der Generaladministrator Dr. Unabhangigkeit miissen die Namibianer dasMitein­ W. van Niekerk erklarte 1984 , dass »D eutsch als ander erst Iemen. Selbstverstandlich ist dies einPro­ dritte Amtssprachevon derVolksgrupp envertretung zess, derZeit in Anspruch nimrnt. Dennochist zu er­ furWeif3e gebilligt worden« sei (zitiert nachHecker kennen, dass sich das Leben in Namibia verandert 1985: 141 ), doch auf ersterRegierungsebene blieben hat. Englisch und Afrikaans die Amtssprachen.Zu einer volligen Gleichscha1tung der drei Sprachen kam es Als Beispiel einer solchen Veranderung konnen die nicht. »DDR -Kinder« angefuhrt werden.Diese schwarzen Kinder waren ab 197 9 aus SW APO -FIUchtlings­ Schon 19 8 1, in ihren ersten Oberlegungen zu einer lagem zum Schutz vor siidafrikanischen Angriffen Sprachenregelung fur ein unabhangiges Namibia, in die damalige DDR gebracht worden. Sie lemten favorisierte dieSouth West African Peoples Organi­ die Sprache, gingen zur Schule und verinnerlichten sation (SWAPO ) Englisch als einzige Amtssprache. deutsche Kultur. Sie waren es, die nach ihrer Riick­ Sie begriindete dieseEntscheidung folgendermaBen: kehr zumZeitpunkt der Wahlen 198 9 dafur gesorgt

321 haben, dass es bei der Frage nach dem Erhalt der dener Unterschiede durch eine Fiille von werden deutschen Muttersprache zumindestzu keinerTr en­ Gemeinsamkeiten miteinander verbunden ist. Die zen Sch nung zwischen Schwarzen und W eiBen gekommen Jugendlichen, die miteinander aufwachsen, teilen wurde e ist. Ihr Los, so die DDR -Kinder, sei kein einfaches, eine Lebenspraxis, wenn auch nicht uneinge­ Augusti da sie sich»innen weiB und auBen schwarz« fiihlten schriinkt. Sie besuchen die gleichen Schulen, neh­ und in Namibia mehrKontakt zu deutschsprachigen men an denselben Sportveranstaltungen teil und ge­ 197 1 VI Menschen hiitten( dieses und die folgenden Zitate stalten ihreFrei zeit oft gemeinsam. cation, I aus Wentenschuh »Namibia und seine Deutschen«, meen gt 1995).Wi e bedeutend sie aber fiirdas kulturelleZu­ Es scheint, als ob besonders fiirdie jungen Namibia­ den Ber sammenwachsen der Namibianer sind, wird aus fol­ nerKultur heute einPro zess ist, an dem sie aktiv teil­ sprache gender Aussage eines Schiilers ersichtlich: »D ie nehmen und so an der sich entwickelnden namibia­ ten beic DDR -Kinder an unserer Schule haben iibrigens we­ nischen Kultur mitwirken. Im unabhangigen Nami­ schon v sentlich zu mehr gegenseitigem Verstandnis beige­ bia schrankt Kultur daher nicht mehr ein, isoliert der, die tragen, schon weil die Sprachbarriere wegfiel - die nicht, sondem erOffnet eine Vielzahl an Lebensmu­ von 1.1 sprachen oft ein perfektes und besseres Deutsch als stem. Deutscl wir. Junge Schwarze mit unserer Sprache, das war von 24 eine neueErfahrung, dieBriicken baute.Man kam in rendEn Cliquen, wo auf einmal Schwarze mit drin waren, fach wa oder die kamen mit in die eigenen, und man merkte Zur Entwicklung des stellenc plotzlich, dass dieja gar nicht so viel anders sind, DaF-U nterrichts cation dass sie die gleichen Probleme und Bediirfnisse ha­ Zahl de ben wie man selbst. Man verstand sich auf einmal Im Schutzgebiet Deutsch-Siidwestafrika fand der hen we gut. « Unterricht generell in deutscher Sprache statt. An unterlal den Schulen, die in , Gibeon, Keetrnans­ sprache Deutschsein in Namibia umfasst die geschichtlichen hoop und 1902 in Swakopmund gegriindet wurden, musste und kulturellen deutschen Wurzeln, aber schlieBt gab es keinen Deutsch-als-Fremdsprache-Unter­ gleichzeitig ein Namibianer-Sein mit ein. Nora richt, da Gouverneurvon Fran9ois festgelegt hatte, Von 19 Schimming-Chase, ehemaligeBotschafterin der Re­ dass aile weiBen Kinder auf deutsch unterrichtet rlnnen, publik Namibia in derBundesrepublik Deutschland, werden sollten. Bisweilen nahmen mehr afrikaans­ 2.92 7 a driickt dies folgenderrnaBen aus: »D iejungen Leute sprachige als deutschsprachige Kinder am Deutsch­ munge ' akzeptieren Deutsch-Sein als Teil ihrerKultur, ver­ unterricht teil (v gl. Esslinger 198 5: 10 3 ).Fiir die teresFi stehen sich selbst jedoch als Namibier. Sie fiihlen schwarzen Kinder an den Missionsschulen sah die richt dt sich als Teil der Gesellschaft, in der sie Ieben, und Situation etwas anders aus. An den katholischen ge, die Iemen ihre Mitmenschen kennen, indem sie zusam­ Missionsschulen wurden aileFacher auf deutsch un­ immer men Ieben.« terrichtet.Die SchUlerInn en an den rheinischenMis­ des Joi sionsschulen, an denen die Unterrichtssprache Otji­ de noc Auf die Frage, ob er sich als Deutscher oder als Na­ herero oder Nama war, hattenzweimal wochentlich themat mibianer fiihle, antwortete Anton von Wietersheim, Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht. Auf diese bestanc ehemaliger Landwirtschaftsminister der Republik Weise kam ein GroBteil der Bevolkerung des zu erh . Namibia: »V on derKultur und Sprache her fiihleich Schutzgebietes auf forrnaleWeise mit der deutschen JMB t mich alsDeutscher, abervon derZugehorigkeit und Sprache in Beriihrung. Ausgeschlossen waren die teilt.N den Lebensumstanden her doch als Namibier. Aber Bewohner des Ov ambolandes, wo die Finnische aus de selbst auf dieKultur bezogen, ist man trotz des star­ Mission in denOv ambosprachen unterrichtete. Doch: ken deutschen Hintergrundes durch die Kultur der wid err Umgebung beeinflusst.Im Kontakt mit Besuchem Die Tatsache, dass Siidwestafrika zum Mandatsge­ de (HC ausDeutschland wird deutlich, dass man hier als Na­ biet erklart worden war, wirkte sich auch auf den de. De mibia-Deutscher in manchem anders denkt und fiihlt Deutschunterricht aus. Nach der Erziehungskonfe­ guage) als einBundesdeutscher.« renzvon 1923 fie! Deutsch als Unterrichtssprache an etwa6 denMissionsschulen ganz weg. Zusat zlicherFremd­ ka das Von Veranderungen sind alle - Schwarze, Farbige sprachenunterricht war imLehrplan bis zum achten ren es und WeiBe - betroffen.Folglich ist der Anteil der Schuljahr fiir schwarze und farbigeKinder nichtvor­ Kultur, den man inzwischen miteinander teilt, ge­ gesehen, da sie neben ihrer Muttersprache ohnehin Die R wachsen.Es ist nicht mehr sinnvoll, davon auszuge­ Afrikaans und Englisch erlemen mussten (v gl. Co­ sichm hen, dass alle deutschsprachigen Namibianer eine hen 1994 : 86). Besonders dem Afrikaans-Unterricht Schult Kultur teilen, die sichvon den anderen Kulturen ab­ wurde mehr und mehr Bedeutung beigemessen ten, w grenzenIieBe. Deutschsein ist in Namibia nicht mehr (E ducation Department 193 5: 27 ).In dem Bericht dieser einfachzu definieren. Ahnliches giltfiir das Afrikaa­ der Van Zyl-Kommission (Administration of South Fiiche nersein. Die Buren, die Rehobother und die West Africa I 1958 : 113) wird schlieBlich doch ein­ als Fn Farbigenverbindet auch mehr als dieMuttersprache. geraumt, dassDeutsch alsFremdsprache an schwar­ gesam Vielmehr muss endlich erkannt undzugegeben wer­ zen Oberschulen in Form IV und V (St. 9 und 10 - schien den, dassvor allem die heutigeJugend, trotzvorhan- entsprach damals der 11. und 12 . Klasse) eingefiihrt Deuts,

322 werden konne. 195 3 vollendeten die ersten schwar­ fe angeboten. Dieser beunruhigende Tatbestand zen Schiilerlnnen das zehnte Schuljahr, und 1959 wurde im WeiJ3buch derAdministras{e vir Blankes wurde ein einziger schwarzer Form V-Schiiler am 1983 protokolliert. Augustineum unterrichtet (v gl. Cohen 1994: 98) . Unterdessen war derEinsat z fiirDeutsch alsFremd­ 197 1 vermerkt der Jahresbericht fiir Bantu-Edu­ sprache ein wichtiges Anliegen der Interessenge­ cation, Deutsch werde in derOka vangoregion»alge­ meinschaft Deutschsprachiger Siidwester (IG ) - ab meen gebruik en die beste begryp«.Ferner wird aus 1988 der Namibisch-Deutschen Stiftung fiirKultu­ den Berichten ersichtlich, dass Deutsch als Fremd­ relle Zusammenarbeit (NaDS)- geworden.In ihrem sprache nicht, wievorgesehen, lediglich in den letz­ Bestreben, Briicken zwischen den Schiilerlnnen der ten beiden Schuljahren unterrichtet wurde, sondem verschiedenen Sprachgruppen zu schlagen, startete schon von Form I an. Die Zahl der schwarzen Kin­ dieIG 1986 einen Sprachwettbewerb fiirDeutsch als der, die Deutsch als Fremdsprache wahlten, stieg Fremdsprache. Bei der Zusammenarbeit mit den von 1. 113 (197 1) auf 2.38 3 (197 6) . 1976 gehorte Schulen wurde deutlich, dass immer mehr Planstel­ Deutsch als Fremdsprache zum Facherkanon an 21 len fiirDeutsch zugunstenvon Afrikaans umbesetzt von 24 schwarzen Schulen in Siidwestafrika. Wah­ wurden. Urn denDa F-Unterrichtzu erhalten, richte­ rendEnglisch bei diesen Schiilerlnnen einProblem­ te die NaDS Nachmittagsunterricht an Schulen in fach war, fie1en dieErgebnisse inDeutsch zufrieden­ zwei Wohngebieten Windhoeks, namlich Katutura stellend bis gut aus (v gl. Department of BantuEdu­ und Khomasdal, ein. Diese Einrichtung wurde spa­ cation 1975:106; 1976: 123). Im Hinblick auf die ter auf die Diaz-Schule in Liideritzbucht und die Zahl der schwarzen Schiilerlnnen darf nicht iiberse­ Schute Empelheim beiMariental ausgedehnt. hen werden, dass diese Kinder keiner Schulpflicht unterlagen und dass sie grundsatzlich zwei Fremd­ An der 1983 gegriindeten Academy orientierte sich sprachen, namlich Englisch und Afrikaans, Iemen der B.A. -Studiengang Mitte der achtziger Jahre an mussten. Studentlnnen deutscher Muttersprache. Auch am Windhoek Teachers ' Training College (gegriindet Von 1964 bis 197 1 stieg dieZahl der weiJ3enSchiile­ 197 9) waren nur deutschsprachige Studenten in den rlnnen, dieDeutsch als Fremdsprache wahlten, von Kursen eingeschrieben. Doch die Zunahme an 2.927 auf 4.057 . Doch die neuenZulassungsbestim­ nicht-deutschsprachigen Studentlnnen, die sich an mungen der Universitaten in Siidafrika und ein brei­ der Academy immatrikulierten, bewirkte eine Ak­ teresFacherangebot an den Schu1en waren, demBe­ zentverschiebung im Kursangebot. Im Anfanger­ richt des damaligen Fachberaters fiir Deutsch zufol­ kurs, der iiberwiegend von Studentlnnen gewahlt ge, die Griinde, weshalb Deutsch als Fremdsprache wurde, die noch ein Nebenfach benotigten, wurde immer seltener gewahlt wurde. In den Richtlinien bis Ende 1986 ausschlieBlich Grammatik gelehrt. desJoint Matriculation Board (JMB ) fiir197 1 wur­ Danach wurde der Schwerpunkt auf Kommunika­ de noch verlangt, dass Schiilerlnnen entweder Ma­ tionsfahigkeit verlagert. thematik undzwei Sprachen oder aber drei Sprachen bestanden haben miissen, urn Universitatszulassung Der Status von Deutsch als Fremdsprache in Nami­ zu erhalten. Diese Bedingung fie! 197 2 weg. Das bia wurde durch das Engagement jener Deutschen JMB hatte aile Priifungsfacher in Gruppen einge­ wieder etwas gehoben, die eingesehen hatten, dass teilt. Nun wurde lediglichverlangt, dassje einFach einEinsat z fiir die Fremdsprache imEndeffekt auch aus den Gruppen I bis IV gewahlt werden miisse. der Muttersprache Deutsch zugute kommen wiirde. Doch schon 197511976 wurde auch dieses Prinzip 1989 entsandte die Bundesrepublik Deutschland ei­ widerrufen, als dieFachereinteilung inHigher Gra­ nenFachberater nach Siidwestafrika/Namibia, 1990 de (HG ) und Standard Grade (SG) eingefiihrt wur­ kam eine DAAD-Dozentin an die Universitat, au­ de.Deutsch als Fremdsprache (German Third Lan­ J3erdemerhielt die Universitat dieGenehmigung, die guage) wurde nur imHG gelehrt.Hatten 1971 noch Zertifikatspriifung des Goethe-Instituts abzuneh­ etwa 66% aller weiJ3enSchiilerlnnen in Siidwestafri­ men. Dadurch wurde der Deutschunterricht weiter ka dasFach Deutsch alsFremdsprache gewahlt, wa­ aufgewertet. ren es 1975 noch 40% und 197 6 knapp 33%. Laut Artikel 3 derVerfassung N amibias istEnglisch Die Riickliiufigkeit der DaF -Schiilerzahlen bezog die Amtssprache, dariiber hinaus hat gemaJ3 Artikel sich auf aile Schiilerlnnen. Wahrend 1978 noch 596 19 Kultur Schiilerlnnen in derOka vangoregionDeutsch wahl­ » ...jede Person [ ...] das Recht auf eine Kultur, ten, war der Fortbestand des Deutschunterrichts in Sprache, Tradition oder Religion eigener Wahl, dieserRegion zehnJahre spater gefahrdet. Aus dem diesezu praktizieren, sichzu ihrzu bekennen, sie Facherkanon der dortigenOberschulen war Deutsch zu erhalten und zu fordem im Rahmen der Ver­ als Fremdsprache verschwunden. Die Zukunft des fassung und unter derBedingung, dass die durch gesamten Deutschunterrichts in SW A/Namibia diesen Artikel geschiitzten Rechte nicht die schien aussichtslos. An einigen Schulen wurde Rechte der anderen oder das nationale Interesse Deutsch alsFremdsprache nur noch in derMittelstu- einschranken. «

323 Zu diesen Sprachen gehorenjene, die traditionell in ebenfalls Fremdsprachenzweige eingerichtet wor­ Namibia als Muttersprache gesprochen werden; den. Der Fremdsprachenzweig der DIP S besteht Deutsch ist eine von ihnen. Offiziell werden sie als schon seit 1978 . An den Oberschulen werden die National Languages bezeichnet. In dem 1991 er­ Schiilerinnen im Deutschunterricht getrennt. Die ei­ schienenen Syllabus Junior SecondaryPhase Natio­ nen erhalten Unterricht in Deutsch als Mutterspra­ nal Languages des Ministry of Education, Culture, che, die anderen in Deutsch als Fremdsprache. Aile Youth and Sport wird genau umschrieben, welche anderenFiicher werden inEnglisch unterrichtet und Zie1e der Unterricht der Nationalsprachenverwirkli­ von den Schtilerinnen gemeinsam besucht. In der chen soli. Betont wird dabei die G1eichstellung aller Grundschule verliiuft der Unterricht differenzierter, Sprachen und ihre jewei1igeBedeutung in der multi­ da der gesamteFachunterricht bis zurvierten Klasse lingualen Gesellschaft N amibias (MEC YS 1991: fur die einen in der Muttersprache, d.h. in Deutsch, 3ff.) . Im Unterricht soli ein positives Bild der Mut­ fur die anderen in Englisch angeboten wird. tersprache gefordert, gleichzeitig aber auch eine af­ firmative Einstellung den anderen Sprachen Nami­ Die Situation des Faches Deutsch an der University bias gegenuber entwickelt werden. of Namibia (UNAM) hat sich seit der Unabhiingig­ keit stabilisiert. 1991 beendete die Abteilung Dieser Sachverhalt ist fur den Deutsch-als-Fremd­ Deutsch desDepartment of Germanic and Romance sprache-Unterricht in Namibia von groBer Bedeu­ Languages ihreZusammenarbeit mit der University tung. Einerseits ist Deutsch eine nationa1e Sprache, of und arbeitet seither mit dem Deut­ andererseits wird sie auch als fremde Sprache unter­ schen Seminar der Universitiit Stellenbosch zusam­ richtet. Deutsch als Fremdsprache verschafft den men. Die Zusammenarbeit mit dem Stellenboscher Schiilerlnnen zum einen Zugang zu einer fremden Seminar, das 198 1, ausgehendvon einem fremdphi­ Welt: der Welt der Deutschen in Europa. Gleichzei­ lologisch-interkulturellen Ansatz, aile Studiengiinge tig kann imDa F-UnterrichtVerstiindnis furdas nahe neu konzipiert und neue Lehr- und Forschungs­ Fremde, das Leben der namibianischen Deutschen, schwerpunkte gesetzt hatte, wirkt sich positiv auf die geweckt werden. Abteilung der UNAM aus.Theme norientierte Kurs­ angebote, Lemerorientierung und Beriicksichtigung 1993 wurden an allen namibianischen Schulen neue der kulturellen Vielfalt priigen nun weitgehend den Lehrpliine eingefuhrt.Die Lehrpliine fur Deutsch als Unterricht. Fremdsprache furdas International General Certifi­ cate of Secondary Education (IGC SE ) und dasHig­ 1992 war das neue Universitiitsgesetz proklamiert her International General Certificate of Secondary worden.Die Dozentlnnen der AbteilungDeutsch in­ Education (HIGC SE ) werden vom University of tensivierten 1993 die Planung neuer Studiengiinge. Cambridge Local Examinations Syndicate Interna­ Dabei wurde der Situation vor Ort Rechnung getra­ tional Examinations (UCLE S) aufgestellt. Beide gen.Kurse uberKolonialliteratur und uber deutsch­ Examina setzen die gleichen Unterrichtsziele. Die afrikanische Beziehungen sind in das Angebot auf­ Lehrp1iine entsprechen den Richtlinien des Erzie­ genommen worden. AuBerdem wurden die Kurse hungsministeriums. Im Sinne derVersohnungspoli­ auf die H/IGC SE-Absolventlnnen eingestellt. Das tik ist die Forderung nach einer positiven Einstel­ neue B.A.-Studienprogramm ermoglicht es Studen­ lung anderen Sprachen und Kulturen gegenuber ge­ tlnnen aus dem Anfangerkurs und aus demDberbrii­ koppelt an einen angemessenen Stolz auf die eigene ckungskurs, ihr Studium inDeutsch im zweitenJahr Sprache und Kultur. Fur den Deutschunterricht be­ fortzusetzen. Fur sie ist das Angebot »D eutsch fur deutet dies, dass die Schiilerinnen mit der Situation den Beruf« ein erstrebenswertes Ziel. Dariiber hin­ in Namibia besservertraut werden, gleichzeitig aber aus haben Studentlnnen erstmalig die Gelegenheit, auch die Situation in anderen deutschsprachigen nach Beendigung des dritten Jahres in einem Single Liindem kennen Iemen sollen. Deutsch erfullt also major course einen Abschluss zu erhalten, der es ih­ eine Doppelfunktion. nen errnoglicht, anschlieBend den Magister Artium abzulegen. Aufgrund der Gleichstellung aller nationalen Spra­ chen in Namibia ist Afrikaans an den Schulen nicht Am Windhoek College of Education existiert das mehr Pflichtfach.Es ist daher nicht verwunderlich, FachDeutsch nicht mehr. 1995 beendeten die letzten dass Afrikaans sinkende Schiilerzahlenzu verzeich­ deutschen Lehramtskandidaten dort ihr Studium, nen hat, wiihrend dieZahlen furDeutsch als Fremd­ und die Deutsche Abteilung wurde de facto ge­ sprache wieder Iangsam steigen: schlossen.

Abgesehen vom Fremdsprachenzweig an der Deut­ schen Hoheren Privatschule (DHPS) , sind in der Oaf an namibianischen Schulen Zeitspanne von 1991 bis 1997 an den ehemaligen deutschen Regierungsschulen, sowoh1 an den Landesweit herrscht ein akuter Mangel an Schulen, Grund- als auch an den Oberschulen in Swakop­ so dass in einigen Fallen in Morgen- und Nachrnit­ mund, Walvis Bay, Otjiwarongo und Windhoek, tagsschichten unterrichtet wird. Interessant ist, dass

324 seit der Unabhiingigkeitzehn private deutsche und nachmittags in Arbeitsgemeinschaften und Sport­ afrikaanse Schulen eingerichtet wurden. Die Privat­ veranstaltungen in einem deutschen Umfeld. Ausge­ schulen und die ehemals wei/3en Schulen sind auch suchte Schi.ilerinnen der DH PS legen jiihrlich heute noch besser ausgeri.istet als die anderen Schu­ zusiitzlich zu dem reguliiren Schulabschluss auch len. Viele Eltem sind bestrebt, ihre Kinder an diese noch die »Zertifikat Deutsch als Fremdspra­ Schulen zu schicken, doch die Schulgelder an den che«-Pri.ifungdes Goethe-Instituts ab. An der Namib Privatschulen sind fur viele unerschwinglich. Einige High School in Swakopmund konnen die Schi.ilerin­ Privatschulen, wie die DI PS und St. Georges, versu­ nen das Deutsche Sprachdiplom ablegen. Dieses chen durch Schulgeldermii/3igungenoder Stipendien Angebot wird vor allem von den guten Fremdspra­ auch denjenigen Kindem eine Ausbildung zu er­ chenschi.ilerlnnen der Schute genutzt, wei! sie wis­ moglichen, die es sich sonst finanziell nicht leisten sen, dass sie damit ihre Studien- und Arbeitschancen konnten. verbessem. Au/3erdem haben besonders gute DaF-Schi.ilerinnen die Gelegenheit, zusammen mit Deutsch als Fremdsprache wurde 1998 an 30 Schu­ einigen deutschsprachigen Schi.ilerinnen einen Fort­ len landesweit unterrichtet. geschrittenenkurs zu besuchen.

DaF an den Grundschulen Von den mehr als 30 Schulen, die Deutsch als Obwohl der DaF-Unterricht an den meisten Schulen Fremdsprache anbieten, sind 17 ehemalige wei/3e in der achten Klasse beginnt, haben die konfessio­ Schulen. Das hiingt direkt mit der Verdriingung von nellen Schulen das Erlemen einer Fremdsprache DaF aus den farbigen und schwarzen Schulen vor schon in der Grundschule befurwortet und daher der Unabhiingigkeit zusammen. Sieben Schul en wa­ Deutsch als Fremdsprache in derfi.inften Klasse ein­ ren schon vor der Unabhiingigkeitfi.ir aile Kinder ge­ gefi.ihrt. Es ist Pflichtfachfur aile Schi.ilerinnenbis in Offnet. Dazu gehoren, neben den katholischen Schu­ die siebte Klasse. Dem Beispiel ist die Privatschule len Convent of theHoly Cross und St Paul's, die an­ bei ihrer ErOffnung 1993 gefolgt und 1997 glikanische Schule St. Georges Diocesan School, die auch die Deutsche Hohere Privatschule. DeutscheHohere Privatschule, die vonRossing Ura­ nium untersti.itzte Westside High School in Swakop­ Zehn Grundschulen erteilen Deutsch-als-Fremd­ mund, das von COM finanzierte Concordia College sprache-Unterricht. In den ehemals deutschen sowie die staatliche Centaurus High School. 199 1 Grundschulen wird der DaF-Unterricht inoffiziell wurde die Windhoek International School gegri.in­ bis in die vierte Klasse angeboten. An den anderen det, diezur Auflagehat, dass 50% aller Schi.ilerinnen Schulen wird Deutsch als Fremdsprache in den Namibianer sein mi.issen. Diese Schule orientiert Klassen 5 bis 7 erteilt, an einer von Klasse 4 bis 7. sich nicht nur an den europiiischenFerien, sondem Fi.inf der zehn Schulen sind reine Grundschulen, die zunehmend auch an Lehrpliinen, die an anderen in­ anderen fi.inf weiterfi.ihrende Schulen. In einer der temationalen Schulen gelten und von derInternatio­ weiterfi.ihrenden Schulen hort der DaF-Unterricht nal Baccalaureate Organisation festgelegt werden. nach der Grundstufe auf. Die Privatschule in Karibib wurde 1993 (wieder)er­ Offnet und ist die einzige Schule in Namibia, die ei­ DaF an den Oberschulen nen Oberbri.ickungskurs inEnglisch anbietet. Dieser Zusiitzlich zu den sechs weiterfi.ihrenden Schulen Kurs ist vor allem fi.ir die vielen Kinder aus Angola gibt es 19 Oberschulen mit OaF. An einer der weiter­ konzipiert, die ein Jahr lang Englisch- und Mathe­ fuhrenden Schulen findet zur Zeit der DaF-Unter­ matikunterricht erhalten, ehe sie in reguliireKlassen richt nur in derOberstufe statt. Anzehn Oberschulen integriert werden. wird DaF bis Klasse I 0 unterrichtet, wiihrend 14 Schulen den Unterricht bis Klasse 12 durchfuhren. Die Namib High School in Swakopmund ist die ein­ Zur Zeit bieten acht Schulen Deutsch alsFremdspra­ zige vormals deutsche Schute, die gleich nach der che auf demHI GCSE-Niveau an. Diese Zahl variiert Unabhiingigkeitfur aile Schi.ilerinnen geOffnet wur­ allerdings von Jahr zu Jahr, da manche Schulen die de. Die DO SW nahm 1993 , die Flamingo School Pri.ifungentsprechend denLeistungen der Schi.ilerin­ 1994 die ersten nicht deutschsprachigen Schi.ilerin­ nen wiihlen. An neun Schulen istDeutsch alsFremd­ nen auf. DieDonatus School und dieDSW richteten sprache in unterschiedlichen Klassen Pflichtfach. zu Beginn des Schuljahres 1997 Fremdsprachen­ Dazu gehoren die ehemaligen deutschen Schul en, an zweige ein. Schulleitung, Lehrerlnnen und Eltem denen aile Schi.ilerinnen entweder Deutsch als Mut­ dieser Schulen vertreten die Ansicht, dass der tersprache oder Deutsch als Fremdsprache belegen deutschsprachige Charakter ihrer Schul en nur zu er­ mi.issen. halten sei, wenn einFremdsprachen zweig eingerich­ tet werde. Deutsch als Muttersprache konne nur be­ Abgesehen vom reguliirenDeutschunterricht, befin­ stehen, wenn Deutsch als Fremdsprache auch ange­ den sich die Schi.ilerinnen an der DH PS, der DSW boten werde. Die Behorde fordere, dass die Klassen undDO SW, der NamibHigh School, der Namib Pri­ aufgestockt werden, da zu wenig deutschsprachige mary School, der Flamingo School und derDonatus Kinder an der Schule seien, und deshalb sei es gut, School sowohl vonnittags in der Schule als auch dass die anderssprachigen Schi.ilerinnen die Gele-

325 genheitbatten, an der SchuteDeutsch zu Iemen.Die zugiinglich gemacht werden. Das verlangt eine all­ NamibPrimary School in Swakopmund ist bereit, in gemeine Offnung, ein Miteinander und kein Ab­ allenKlassen eine bestimmte Anzahl anderssprachi­ schotten. Die deutsche Pragung des taglichen ger Kinder aufzunehmen, doch soli vorlaufig kein Lebens in Namibia ist eine vorteilhafte Bedingung Fremdsprachenzweig eingerichtet werden, denn im fur eineErweiterung desDa F -Unterrichts, aber nicht Gegensatz zu der Donatus School befurchtet man nur fur ihn, sondem ftir Deutsch in Namibia allge­ eine Dberfremdung. Der deutsche Charakter der mein. Schute solle erhalten bleiben, so der stellvertretende Schulleiter, und das sei nur moglich, wenn sich die Schule einer allgemeinen Offnung widersetze.

Fazit

Nationale Versohnung wird gefordert, wenn man sich der eigenen und der fremden kulturellen Ver­ Die< gangenheit bewusst ist undverschiedene Lebensfor­ Schu men akzeptiert.Eine veranderte Einstellung anderen dasJ Kulturen gegeniiber bewirkt im Fremdsprachenun­ drei terricht auch eine andereHal tung fremden Sprachen ritzb gegeniiber.Das ist besonders in bezug auf Namibias Zieh Sprachenpolitik erforderlich.Die Amts- und die Na­ tionalsprache sollten nicht als sich bedrohende Fa­ Bak cher betrachtet werden, sondem als Moglichkeiten, font dieWelt anderszu sehen undzu beschreiben. deuf tert, Mehrsprachigkeit bedeutet nicht die Verdrangung von derMuttersprache, sondem eineveranderte Haltung deur ihr und den anderen Sprachen gegeniiber.Mehrspra­ wie chigkeit ist nicht nur von zunehmender Bedeutung sch, bei zukiinftigen Berufschancen, sondem hat »dar­ tiber hinaus einen hohen kulturpolitischen Wert, Da� wei! sie ganzheitliches (holistisches) Betrachten, bei Kreativitat, Emotionalitat und Toleranz« (G otze deu 1992: 5) fordert. Die me Unter den deutschsprachigen Namibianem herrscht die Auffassung vor, dass der Fachunterricht bis in Eb die Oberstufe im Medium Deutsch stattfinden solle Sa und dass fremde Sprachen erst gelehrt werden soli­ ten, wenn das muttersprachliche Fundament gefe­ stigt ist. Gogolin (1 992: 190 ) vertritt die Meinung, dass eine so verstandene Monolingualitat »H and­ lungsfahigkeit unter komplexen und heterogenen stf sprachlichen Umstanden« behindert. Gerade die be Flexibilitat, die Fahigkeit, sprachlich vielfaltige Si­ tuationen zu meistem, ist in Namibia gefordert.Das bedeutet, dass Fremdsprachen eine wichtige Rolle spielen, urn den monolingualen Habitus zu durch­ brechen.

Deutsch alsFremdsprache hat in Namibia einen be­ sonderen Stellenwert.Dieser ist natiirlich auf die ge­ schichtlicheVerwur zelung zuriickzufuhren, die mit sich gebracht hat, dass Deutsch in Namibia zu den autochthonen Sprachen gezahlt wird. Von besonde­ rer Bedeutung aber ist die gegenwiirtigeRolle des Deutschen im gesellschaftlichen und geschaftlichen Bereich. Deutsch als Fremdsprache und als Zweit­ sprache sollte so vielen Namibianem wie moglich

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