Titelbild: Fahne der Rammelsberger Bergleute aus dem Jahr 1787 und Fahne des Harzer Knappenvereins aus dem Jahre 1977

Diese Jahresgabe wurde herausgegeben im Eigenverlag des Fördervereins. , Februar 2014

Druck: Papierflieger Clausthal-Zellerfeld Layout: Ulrich Kammer Verfasser: Peter Eichhorn

50 Jahre Harzer Knappenverein Goslar

Festschrift

Jahresgabe des Fördervereins Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar/ e.V.

1 Grußwort des Oberbürgermeisters zum 50jährigen Bestehen des Harzer Knappenvereins

Dem Harzer Knappenverein gratuliere ich sehr herz- lich zum 50jährigen Jubiläum und grüße alle, die diesen Geburtstag mitfeiern wollen. 50 Jahre Harzer Knappenver- ein sind auch 50 Jahre Stadtgeschichte. Goslar ist mit dem Bergbau untrennbar verbunden und die Bergleute hatten immer einen wesentlichen Anteil an der Stadtentwicklung. Die Geschicke der Stadt wurden von jeher durch den Bergbau bestimmt, der jahr- hundertelang für politische Macht und Reichtum sorgte.

„Glück auf“ – dieser alte Bergmannsgruß steht nicht nur für den Wunsch der Bergleute, nach der Schicht gesund aus dem Bergwerk heimzukehren. Er heißt auch: „Ich wünsch Dir Glück, tu einen neuen Gang auf“. Neue Gänge, neue Wege auftun – in diesem Sinne ist es auch dank der Mithilfe der Bergleute gelungen, nach der Einstellung des Erzförderung und der Schließung von Grube und Hüttenbetrie- ben den Strukturwandel erfolgreich zu vollziehen. Rund um den sind Industrien entstanden, die mit der Veredlung von Erzen und der Wiederverwertung von Rohstoffen den Bergbau sozusagen in der modernen Zeit fortsetzen. Als Teil des Unesco-Weltkulturerbes birgt das Erzbergwerk Rammelsberg heute ein großes Entwicklungspotenzial.

Sein vielfältiges kulturelles Angebot macht Goslar zu einer lebens- und liebens- werten Stadt. Hunderttausende Besucher lassen sich alljährlich von der Schönheit der historischen Altstadt begeistern. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschafts- faktor und die Faszination Goslars lebt vom unverwechselbaren Charakter und der einzigartigen Identität der Stadt. Der Harzer Knappenverein pflegt und bewahrt die bergmännischen Traditionen und führt diese in der heutigen Zeit weiter. Damit trägt er dazu bei, unserer Stadt dieses besondere Gesicht zu geben.

Gegenwart lebt nicht ohne Geschichte und Tradition und Fortschritt sind kein Widerspruch. In diesem Sinne danke ich dem Harzer Knappenverein für seine geleistete Arbeit, mit der er seinen Mitgliedern ein Stück geistige und seelische Heimat gibt.

Dr. Oliver Junk Oberbürgermeister

2 Grußwort des Landesvorsitzenden der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine Niedersachsens e.V.

Liebe Kameradinnen und Kameraden!

Verehrte Gäste!

Der „Harzer Knappenverein“ Goslar e.V., gegründet am 04.04.1964, begeht in diesen Tagen sein 50-jähriges Bestehen.

Zu diesem Jubiläum übermittle ich im Namen des Vorstandes der Vereinigung der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine Niedersachsens e.V. die herzlichsten Grüße und Glückwünsche.

Nachdem der Bergbau in Goslar mit der Schließung des Erzbergwerkes Rammels- berg 1988 ein endgültiges Ende gefunden hat, ist es umso wichtiger, bergmännische Traditionen und Brauchtum und das daraus entstandene Wissen an nachfolgende Generationen weiterzugeben und aufzubewahren.

Dem „Harzer Knappenverein“ spreche ich meinen Dank dafür aus, dass er stets ein Garant für die Erhaltung der bergmännischen Werte nicht nur im örtlichen Verein, sondern auch auf Landes- und Bundesebene ist.

Ich wünsche dem Harzer Knappenverein e.V. und seiner Damengruppe sowie allen Vereinsmitgliedern für die Zukunft viel Glück und Erfolg.

Allen Gästen zum Jubiläumsfest einen guten Festverlauf und ein kameradschaft- liches

Glückauf

Rolf Sindram

3 Grußwort des Vorsitzenden des Harzer Knappenvereins

Liebe Kameradinnen, liebe Kameraden, sehr geehrte Gäste aus Nah und Fern, als Vorsitzender des Harzer Knappenvereins Goslar begrüße ich Sie auf das Herz- lichste zu unserem 50. Bergdankfest, das gleichzeitig auch das Fest zum 50-jäh- rigen Bestehen unseres Knappenvereins ist.

Wir können stolz sein auf unsere Vereinsgeschichte und auch darauf, dass Grün- dungsmitglieder dem Knappenverein noch bis heute die Treue halten. Ohne sie und ihr großes Engagement gäbe es den Verein heute nicht mehr. Ihnen gebührt unser besonderer Dank.

Von 1964 bis heute ist unsere Zeit um ein Vielfaches schnelllebiger geworden. In der Bundesrepublik sind seitdem fast alle Bergwerke geschlossen worden. Auch am Rammelsberg wurde die Erzförderung 1988 eingestellt. Der Berufsstand der Bergleute ist für die junge Generation oftmals nur aus der Historie bekannt. Der Harzer Knappenverein hat es sich auf die Fahne geschrieben, das Brauchtum und die Traditionen der Bergleute zu pflegen und an kommende Generationen weiter zu geben.

Den Bergbau zeichnet eine starke Kameradschaft aus. Dieser Zusammenhalt ist durch die Gefahren in den Gruben entstanden und hat die Belegschaften fest zusammen geschweißt. Vor fünf Monaten waren wir in Lengede zusammen gekommen, um dem Grubenunglück in der Schachtanlage Mathilde in Lengede/ Broistedt zu gedenken, das sich vor 50 Jahren ereignet hatte. Nur dem Ein- satzwillen und der Zielstrebigkeit, ja vor allem dem einmaligen Zusammenhalt ist es zu verdanken, dass durch Rettungsbohrungen 14 Kameraden wieder das Tageslicht erreichen konnten. Wir mussten bei diesem Grubenunglück trotzdem den Tod von 29 Bergleuten beklagen. Und es gibt leider auch noch in jüngster Zeit tödliche Unglücke im deutschen Bergbau. Im Oktober 2013 haben wir nach einem CO2-Ausbruch in Unterbreitzbach/Thüringen drei Kameraden verloren.

4 Allen Kameraden, die bei ihrer gefahrvollen Arbeit ihr Leben ließen, wollen wir ein ehrendes Angedenken bewahren.

Dem Ehrgeiz, dem Ideenreichtum, dem Fleiß und der Zielstrebigkeit der Berg- leute sind aber auch viele technische Entwicklungen und Erfindungen zu ver- danken, die wir heute als selbstverständlich betrachten. Zum Beispiel wurde das Drahtseil im Harzer Bergbau erfunden und entwickelt. Auch daran wollen wir die Erinnerung wach halten und bewusst machen, dass der Bergbau nach wie vor ein Wirtschaftszweig ist, aus dem viele Innovationen kommen und der eine große volkswirtschaftliche Bedeutung hat.

1985 gründete sich der Förderverein Rammelsberger Bergbaumuseum. Seitdem arbeitet er eng mit unserem Knappenverein zusammen. Ein schönes Ergebnis ist die vorliegende Festschrift. An dieser Stelle möchte ich dem Förderverein für die aufwendige Geschichtsforschung und das Schreiben des Heftes danken. Der Harzer Knappenverein bedankt sich auch bei allen Sponsoren, die es uns ermög- licht haben, die Festschrift heraus zu geben und das Bergdankfest zu feiern. Wir wünschen uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit unseren Sponsoren und Unterstützern.

Ein 50-jähriges Bestehen ist etwas Besonderes im Leben eines Vereins. Dieses Jubiläum sollte für alle Vereine und Gäste ein Ansporn sein, unsere Tradition und unsere Ziele an unsere Erben weiter zu geben, auch wenn es dafür manchmal schwierige Zeiten sind. Ich bedanke mich bei meinen Kameradinnen und Kame- raden für ihre unermüdliche Arbeit und bin mir sicher, dass wir gemeinsam noch viele Jahre die Traditionen des Rammelsberger Bergbaus leben und weiter geben werden. Wir hoffen, dass Sie dieses einmalige Bergdankfest in guter Erinnerung behalten werden.

Glückauf!

Bernhard Pollak

1. Vorsitzender des Harzer Knappenvereins Goslar e.V.

5 Inhaltsverzeichnis

Vorwort...... 8

1 Knappen – Knappschaft – Knappenverein...... 10

2 Bestandteile des Vereinslebens...... 14 2.1 Bergmännische Kultur und Kameradschaft...... 16 2.2 Bergleute und ihre Kirche...... 22 2.3 Gastwirtschaftsbesuche...... 26 2.4 Bergmännische Feiern...... 28 2.5 Fahnen und Trachten...... 31 2.6 Bewahrung bergmännischer Traditionen...... 41 2.7 Denkmale, Schaubergwerke, Bergbaumuseen...... 42

3 Vorgeschichte des Harzer Knappenvereins...... 43 3.1 Andere Goslarer Vereine mit bergmännischer Ausrichtung...... 45 3.2 Feste und Feiern der Goslarer Bergleute vor der HKV-Gründung...... 50 3.2.1 Bergfeste...... 59 3.2.2 Bergdankfeste...... 64

4 Entwicklung des Harzer Knappenvereins...... 78 4.1 Gerhard Bude, HKV-Vorsitzender 1964-1978...... 81 4.2 Hans-Joachim Heinemann, HKV-Vorsitzender 1978-1994...... 86 4.3 Hans-Hermann Fischer, HKV-Vorsitzender 1994-1997...... 92 4.4 Willi Wägeling, HKV-Vorsitzender 1997-2002...... 94 4.5 Bernhard Pollak, HKV-Vorsitzender seit 2002...... 96

5 Veranstaltungen von und mit dem Harzer Knappenverein...... 99 5.1 Goslarer Bergdankfeste seit 1964...... 100 5.1.1 Kirchgang...... 103 5.1.2 Festumzug...... 105 5.1.3 Maskenkerle...... 109 5.1.4 Brauchtumsgruppen und auswärtige Bergmannsvereine...... 115 5.1.5 Anzugsordnung...... 117 5.1.6 Tscherperfrühstück und Festveranstaltung...... 119 5.2 Außerordentliche Feste am Rammelsberg...... 121 5.2.1 1000-Jahr-Feier 1968...... 122 5.2.2 Feierlichkeiten zur Einstellung der Erzförderung 1988...... 124 5.2.3 Museumstage, Weltkulturerbefeier und Neues Bergfest...... 128

6 5.2.4 Feste der Vereinigung der Bergmanns- und Hüttenvereine Niedersachsens...... 132 5.2.5 Feste von Betriebsrat und Gewerkschaft...... 133 5.3 Goslarer Feste unter Mitwirkung des HKV...... 134 5.4 Ausfahrten, Reisen und Teilnahme von HKV-Mitgliedern an auswärtigen Bergmannsfesten und -feiern...... 136 5.5 Interne Feste des HKV...... 139

6 Gruppen innerhalb des Harzer Knappenvereins...... 140 6.1 Musik- und Gesangsgruppen...... 141 6.1.1 Hörner- und Fanfarenzug...... 141 6.1.2 Spielmannszug...... 143 6.1.3 Gesangsgruppe...... 145 6.2 Wandergruppe...... 146 6.3 Damengruppe...... 153

7 Knappenheim...... 156 7.1 Geschichte des Winkler Wetterschachts...... 158 7.2 Nutzung und bauliche Maßnahmen durch den HKV...... 160 7.3 Heimleitung...... 164

8 Bergbaumuseum...... 166

Abbildungsverzeichnis...... 171 Quellenverzeichnis...... 180 Danksagung...... 183

7 Vorwort

Liebe Kameradinnen und Kameraden, verehrte Freunde und Bergbauinteres- sierte,

gemeinsame Zielsetzung, gemeinsames Wollen und Handeln sind die tragenden Säulen des bergmännischen Berufs- standes. Geboren aus einer tätigkeits- bezogenen Notwendigkeit, einer für den anderen einzustehen, erhielt der Bergmannsstand seine eigene, beson- dere Prägung. Diese wurde über Jahr- hunderte entwickelt, von den Bergleu- ten gelebt und weitergegeben von einer Generation zur nachfolgenden. Willi Wägeling, Ehrenvorsitzender des Harzer Knappenvereins Der Bergbau in unserem Lande ist, bis auf wenige Förderanlagen, fast zum derte und letztlich auch die vorliegende Erliegen gekommen. Bergmännisches Festschrift entstanden. Sie erhebt nicht Leben kann nicht mehr wirklich gelebt den Anspruch auf wissenschaftlichen werden. Somit kann nur noch Weniges Status und Vollständigkeit, ist jedoch weitergegeben werden. durchaus fundiert genug, einen guten und nachvollziehbaren Überblick zu Es ist bereits wieder über 25 Jahre her, geben. dass die Rammelsberger Bergleute den letzten Förderwagen zutage förderten Gleichzeitig soll die Festschrift aber und damit den Schlussstein hinter auch ein Dankeschön an alle Kamera- einem über tausendjährigen Bergbau dinnen und Kameraden im VBN sein. setzten. Der Harzer Knappenverein hat In all den Jahren wurde der Harzer sich zur Aufgabe gemacht, so lange Knappenverein in seinen Bemühungen und so aussagefähig wie möglich, berg- um den Erhalt bergmännischen Brauch- männisches Brauchtum und bergmän- tums und hier im Besonderen bei der nische Tugenden zu pflegen und an die Durchführung des jährlichen Berg- nachfolgende Generation weiterzuge- dankfestes von den Kameradinnen und ben. Dafür ist eine Kurzdokumentation Kameraden unserer befreundeten Knap- über Schwerpunkte im Leben der Ram- pen- und Bergmannsvereine durch ihre melsberger Bergleute früherer Jahrhun- aktive Teilnahme unterstützt. Goslars

8 Bergdankfest wurde damit zu einem ßenden Festumzug durch die Stadt ein außergewöhnlichen Treffen bergmän- weiteres festliches Gepräge gaben. nischer Vereinigungen. Ohne diese gelebten bergmännischen Gemeinsamkeiten wäre das Goslarer Des Weiteren fand der Harzer Knap- Bergdankfest niemals zu dem gewor- penverein Unterstützung durch das den, was es heute ist. aktive Mitwirken der Heimatgruppen des Harzklubs und aus der Region. Der HKV ist stolz darauf, in dieser Nicht zuletzt bekam das Bergdankfest großen und starken bergmännischen seinen musikalischen Rahmen durch Gemeinschaft leben und wirken zu das Rammelsberger Bergmusikkorps können. und vieler anderer Spielmannszüge, die dem Kirchgang und dem anschlie- Willi Wägeling

9 1 Knappen – Knappschaft – Will man verstehen, wie es zur Grün- Knappenverein dung unseres Harzer Knappenvereins gekommen ist und was das Besondere Die Gründungsmitglieder unseres und das Typische an ihm ist, dann muss Harzer Knappenvereins (HKV) haben man die Geschichte der anderen Knap- 1964 bei der Wahl des Vereinsnamens penvereine betrachten. ihre Offenheit für alle Harzer Bergleute signalisiert und sich der seit Jahrhun- Vor dem 19. Jahrhundert hatten sich derten gebräuchlichen Bezeichnung bereits Verbindungen von Bergleuten Knappen besonnen. Darunter wurden gebildet. Ihre Aufgaben entsprachen seit alters her die einfachen Berg- zum Teil bereits denen, die später leute verstanden, die unter Aufsicht die Knappen- und Bergmannsvereine arbeiteten und keinen Grubenbesitz erfüllten. Dazu gehörten von Beginn hatten. Die Aufsicht führten Steiger. an vordergründig soziale Aufgaben, Sie gehörten wie die Knappen nicht zu übernommen von kameradschaftlichen den Grubeneigentümern. Unterstützungskassen. Im mitteleuro- päischen Bunt- und Edelmetallbergbau Die Gesamtheit der einfachen Berg- ging ihre Verwaltung seit dem 30jäh- leute eines Bergwerks wurde über- rigen Krieg mehr und mehr an berg- all im deutschsprachigen Bergbau als amtlich geführte Knappschaftskassen Knappschaft zusammengefasst, im und Wohlfahrtskassen über. Sinne des heutigen Begriffs Beleg- schaft. 1426 ist die Bezeichnung Überhaupt wurde in dieser Zeit jedes „dy knabschaft“ bereits in Freiberg Bergwerk von den Bergämtern in einem bekannt gewesen. Danach bürgerte aus heutiger Sicht erstaunlichem Maße sich der Begriff fast überall in den bis ins Detail „dirigiert“. Sogar die deutschen Bergbaurevieren ein. /RAM bergmännischen Feiern fielen darunter. 2011/ Im 17. und 18. Jahrhundert bestand

Abb. 1.a: Träger bergmännischer Sozialversicherungen

10 deshalb kein Grund, Knappen- und führenden Bergbaurevier Deutsch- Bergmannsvereine zu gründen. Das lands, besonders viele Knappen- und änderte sich erst, als in der ersten Hälf- Bergmannsvereine gegründet: te des 19. Jahrhunderts eine große Zahl von privat geführten Gruben mit teil- 1856 bis 1866 12 weise mehreren tausend Mann Beleg- 1867 bis 1869 25 schaft entstand. Dort schafften es die 1870er Jahre 56 Bergämter nicht mehr, ihren sozialen 1880er Jahre 84 und kulturellen Aufgaben nachzukom- 1890er Jahre 61 men. /KRO 2000/

Knappenvereine, oft auch Berg- Die Verhältnisse und Entwicklungen mannsvereine genannt, gab es nach im Ruhrgebiet des 19. Jahrhunderts las- heutigem Verständnis erst, seitdem es sen sich zwar nicht für alle deutschen das Vereinsrecht gibt, das heißt seit Bergbaureviere verallgemeinern. Aber Anfang des 19. Jahrhunderts, zum Bei- es war in dieser Zeit beispielswei- spiel, als in Preußen das Allgemei- se auch im Harz, im Erzgebirge und ne Landrecht erlassen wurde. Darin Schwarzwald und in Österreich-Ungarn war das Vereinigungs- und Versamm- eine stürmische Bergbauentwicklung lungsrecht enthalten. Anfang des 19. zu verzeichnen, die das bergmännische Jahrhunderts entstanden daraufhin in Sozialwesen und dessen Kultur stark Deutschland viele Vereine, zum Bei- verändert hat. spiel Turn- und Gesangs-, aber auch Knappen- und Bergmannsvereine. Sie In den Bergwerksrevieren des Unter- mussten sich allerdings nach wie vor und Oberharzes, des Nordharzer Vor- strengen Kontrollen unterziehen, denn landes, im Deister, im Schaumbur- sie durften sich nicht politisch enga- ger Land und im Helmstedter Raum gieren. herrschten Ende des 19. Jahrhunderts ähnliche, wenn auch nicht ganz so Die Knappschaftsangelegenheiten drangvolle Verhältnisse wie im Ruhr- übernahmen die Bergmanns- und gebiet. In den hiesigen, damals zum Knappenvereine eigenverantwortlich. Teil schon viele Jahrzehnte alten Die dafür notwendigen finanziellen Eisenerz- und Kohlenbergwerken, Einnahmen bekamen sie durch Auf- hatte sich eine ganze Reihe von Knap- nahmegebühren von Neumitgliedern, pen- und Bergmannsvereinen gebil- Mitgliedsbeiträge, Strafgelder und det. Erlöse aus Stiftungen und Festen sowie durch Eintrittsgelder von Nicht-Mit- Im Schaumburger Steinkohlerevier gliedern bei Vereinsveranstaltungen. gab es im 19. Jahrhundert schon Gru- /KRO 2000/ ben mit jeweils mehreren hundert und zum Teil sogar über tausend Bergleuten, Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wur- beispielsweise die Grube Georgschacht den im Ruhrkohlebergbau, dem damals (1960 Förderung eingestellt) und die

11 Grube Liethstollen (Förderung vom 15. Im Eisenerzrevier des nördlichen Jahrhundert bis 1961). Nachfolgeberg- Vorharzes war schon im 17. Jahrhun- werke waren die Zechen Lüdersfeld dert Bergbau betrieben worden. Er kam (1854-1960), Auhagen und Beckedorf aber bis zur Mitte des 19. Jahrhun- (1874-1960, zum Schluss Verbund- derts nicht über Versuche und kurze bergwerk mit Georgschacht). Diese Betriebsperioden mit relativ geringem Bergwerke befanden sich ursprünglich Umfang hinaus. Hinderlich wirkte sich in fürstlichem Eigentum. Später kamen die starke Konkurrenz der 1871 zu die Schaumburger Grubenzur Preussag Deutschland gekommenen Minette- AG, blieben also, wie die Unter- und Bergwerke aus. Deshalb entstanden Oberharzer Bunt- und Edelmetallerz- auch keine Knappen- und Bergmanns- gruben, praktisch staatliche Gruben. vereine, abgesehen vom Bergmanns- Und hier ist in dieser Zeit, wie auch im verein Salzgitter-Lesse (gegründet Harz, kein Bergmanns- oder Knappen- 1908). Erst nach dem Ersten Weltkrieg, verein entstanden. als die Minette-Lagerstätten wieder an Frankreich gefallen waren und der Im Gegensatz dazu war der Stein- Eisenerzbergbau im Revier Salzgitter kohlebergbau im Deister ursprünglich kräftig angekurbelt wurde, kam es zur in privatem Eigentum. In der Grube Gründung von Knappen- und Berg- Bantorf kam es 1894 zu einem großen mannsvereinen, zum Beispiel 1919 in Streik und 1897 zur Gründung eines Broistedt, Vallstedt und Woltwiesche Knappenvereins. 1899 entstand in Rie- und 1921 in Lengede. Der Bergmanns- he der Verein „Einigkeit macht stark“. verein in Salzgitter-Bad entstand dage- Die Mitglieder dieses Vereins waren gen erst 1955. fast durchweg Bergleute der Grube Antonie in Bantorf. Der Verein ist kurz Auch die Gründung der ersten nach seiner Gründung in „Glück-Auf Knappen- und Bergmannsvereine des Riehe“ umbenannt worden und war Helmstedter Braunkohlereviers erfolgte bereits vor dem Ersten Weltkrieg recht bereits vor 125 Jahren. Bekannt waren aktiv. diese Lagerstätten bereits Anfang des 18. Jahrhunderts, aber erst Mitte des Typischer Weise sind im staatli- 19. Jahrhunderts waren die technischen chen Deisterbergbau wie im Harzer Möglichkeiten und die Nachfrage für Staatsbergbau keine Bergmannsvereine einen regelrechten Bergbau gegeben. gegründet worden. Sie entstanden erst Neben der 1848 in Betrieb gegangenen viel später, nämlich 1953 in Lindhorst Grube Schacht August-Ferdinand und 1958 in Barsinghausen. Aber das wurden vor allem große Tagebaue waren dann schon ganz andere zeitliche, für das Helmstedter Revier typisch. politische und wirtschaftliche Verhält- Bis zum Ersten Weltkrieg entstanden nisse und dementsprechend waren auch drei Tagebaue, in den 1920er Jahren die Vereinsziele anders ausgerichtet. drei weitere und danach noch einmal Parallelen zum Harzer Knappenverein vier. Dementsprechend gibt es heu- sind durchaus erkennbar. te im Helmstedter Braunkohlenrevier

12 zehn Knappen- und Bergmannsvereine, leuten. Zeitgleich und zum Teil schon deren Gründungszeiten mit den jewei- während der Aufschluss- und Schacht- ligen Tagebaueröffnungen zusammen- teufarbeiten gründeten sich hier unge- hängen. Die ältesten sind „Glück-Auf“ fähr 25 Bergmannsvereine. Helmstedt von 1890 und „Glück-Auf“ Büddenstedt von 1907. Es folgten die Die Bunt- und Edelmetallerzberg- Bergmannsvereine Esbeck, Frellstedt, werke des niedersächsischen Unter- Harbke, Holste, Süpplingen, „Glück- und Oberharzes haben zwar im Gegen- Auf“ Wolsdorf und als jüngster 1987 satz zu denen des beschriebenen Eisen-, der Bergmannsverein Schöningen. Kohle- und Kalibergbaus eine viel weiter zurück reichende Geschichte. Zu den Knappen- und Bergmanns- Ihre Knappen- und Bergmannsvereine vereinen der Erz- und Kohlenberg- sind aber viel jünger. Das lag daran, werke kamen Ende des 19. Jahrhun- dass sich die Bergwerke durchweg derts die Vereine des in dieser Zeit und dauerhaft in staatlichem Eigentum entstandenen Kalibergbaus. Allein in befanden. Sie standen unter strenger der Zeit von 1894 bis 1906 wurden staatlicher Leitung und das betraf auch im Raum Nordharz-Hildesheim-Han- die Aufgaben, die sonst Knappen- und nover-Braunschweig in einer Art Gold- Bergmannsvereine übernommen hät- gräberrausch 17 Kalischächte geteuft ten. Auch als die vormals staatlichen und 1907 bis 1913 weitere 32. Viele Bergbaubetriebe Anfang der 1920er dieser Bergwerke hatten eine Beleg- Jahre nach und nach in die neu gegrün- schaft von mehreren hundert Berg- dete Preussag AG übernommen wur-

Abb. 1.b: Lebensdauer von Bergwerken in Niedersachsen und Gründung zugehö- riger Knappen- und Bergmannsvereine. (Es handelt sich hierbei übrigens nicht um eine vollständige Aufzählung aller Knappen- und Bergmannsvereine. Auch der nie- dersächsische Bergbau ist nur beispielhaft dargestellt. Der Trend wird damit jedoch erkennbar.)

13 den, bestand noch keine Notwendig- mannsvereine. Sie widmeten sich nun keit, Knappen- oder Bergmannsvereine verstärkt den kulturellen Aufgaben. zu gründen. Dazu gehörte anfangs die Entwicklung der bergmännischen Kultur und, als Die Preussag AG war zwar eine sie schon weitgehend entwickelt war, Aktiengesellschaft und damit privat- der Fortführung bergmännischer Tra- wirtschaftlich geführt, aber der Aktien- ditionen. besitz lag zu 100% in staatlicher Hand. Die Bergwerksdirektionen betrachte- In der Zeit des Nationalsozialis- ten das, was sonst zu den Aufgaben mus sind fast alle Knappen- und der Knappen- und Bergmannsvereine Bergmannsvereine verboten worden. gehörte, nach wie vor als ihre Aufga- Das geschah allerdings nicht über- be. Erst als Anfang der 1960er Jah- all in der gleichen Form. Häufig re die Goslarer Bergwerksdirektion wurden die Verbote indirekt vollzo- davon abrückte, entstand unser Gos- gen, indem den Vereinen jegliche larer Knappenverein. Die Oberharzer Zusammenkünfte und Veranstaltun- Gruben im Raum Clausthal-Zellerfeld gen untersagt wurden. Manche Ver- waren bereits 1930 still gelegt worden. eine bestanden nun mit verstärkter Das Erzbergwerk Grund war die letzte religiöser Ausrichtung oder in Form der Oberharzer Gruben und förderte von Sportvereinen weiter. Manche bis 1992. Die Grunder Bergwerksdi- wurden umgewandelt oder in natio- rektion veranstaltete noch bis 1989 nalsozialistische Organisationen auf- Bergdankfeste. Danach übernahm der genommen. Zum Beispiel wurde das 1989 gegründete Bad Grunder Berg- Rammelsberger Bergmusikkorps in mannsverein die Fortführung dieser der NS-Zeit zum Blasorchester des Tradition (s. Abb. 1.b). Andere Knap- Nationalsozialistischen Kraftfahrer- pen- und Bergmannsvereine gibt es im korps (NSKK) Goslar und überdau- niedersächsischen Unter- und Oberharz erte damit diesen Zeitraum. Arran- nicht. giert hatte das Bergassessor Hast, der damalige Chef der Harzer Berg- und 2 Bestandteile des Hüttenwerke. Vereinslebens In den Jahren nach dem Zweiten Die Aufgaben der Knappen- und Weltkrieg lebten viele der bis dahin Bergmannsvereine sind vielfältig und verbotenen Knappen- und Berg- haben sich im Laufe der Zeit geän- mannsvereine wieder auf. Die wirt- dert. Anfangs war es, wie erwähnt, schaftlichen und sozialen Bedingun- vor allem die Sozialversicherung der gen waren aber vorerst noch sehr Bergleute. Nach dem Inkrafttreten der schlecht. Erst Ende der 1940er Jahre, Bismarckschen gesetzlichen Sozialver- besonders mit der Einführung der sicherungsgesetze Ende des 19. Jahr- DM, normalisierte sich die Versor- hunderts verlagerte sich der Aufgaben- gung der Bevölkerung und es begann schwerpunkt der Knappen- und Berg- wieder ein schwungvolles kulturelles

14 Vereinsleben. Die vorangegangenen pen- und Bergmannsvereine rückte. entbehrungsreichen Jahre hatten bei Dazu kamen viele Neugründungen vielen Bergleuten den Wunsch ent- von Vereinen und überregionalen stehen lassen, sich endlich wieder Dachverbänden, zum Beispiel der kulturell zu betätigen. Die Knappen- Vereinigung der Bergmanns-, Hütten- und Bergmannsvereine hatten deshalb und Knappenvereine Niedersachsens einen kräftigen Mitgliederzuwachs. (VBN), des Bundes der Deutschen Es wurde ausgiebig gefeiert und es Bergmanns-, Hütten- und Knappen- gab wieder große Festumzüge und vereine e.V. und auf des Verbands der Veranstaltungen. Europäischen Bergmannsvereine.

In den 1950er Jahren waren in den Seit Ende des 20. Jahrhunderts und Bergwerken sehr viele, zum großen besonders zu Anfang des 21. Jahr- Teil junge Bergleute angelegt wor- hunderts ist ein neuer Trend erkenn- den. Das bewirkte einen kräftigen bar. Die meisten der bis zum Ende Schub für die Entwicklung der Knap- des 20. Jahrhunderts noch existie- pen- und Bergmannsvereine. Ende renden Bergwerke sind mittlerweile der 1950er Jahre setzte allerdings geschlossen worden. Mit den vor- schon wieder eine Krise im Bergbau hersehbaren Grubenschließungen war ein, die sich zum Beispiel in Form vielerorts schon viele Jahre vorher des Zechensterbens im Ruhrgebiet die Zahl der Auszubildenden herunter und im Deisterbergbau äußerte, aber gesetzt worden. Das Durchschnittsal- auch Rationalisierungen und Einspa- ter der Grubenbelegschaften stieg und rungen in den weiter bestehenden damit auch das der Vereinsmitglie- Bergwerken zur Folge hatte. Damit der. Dadurch änderten sich auch ihre verschlechterten sich zwar die mate- Wünsche und Ziele. Statt rauschender riellen Bedingungen für die Knappen- Feste, anstrengender Festumzüge und und Bergmannsvereine. Ideell setzte Wanderungen und in Eigenregie aus- jedoch ein gegenläufiger Trend ein. geführter Bauaktionen an Schauberg- Der Niedergang des Bergbaus und werken und Knappenheimen zählt der Wegfall althergebrachter kame- nun eher eine zufriedene Rückschau radschaftlicher Arbeitsbedingungen auf die gemeinsam verbrachte erleb- erzeugten bei den Bergleuten den nisreiche und glückliche Zeit zu den Wunsch, die als positiv empfunde- Vereinsaufgaben. nen Bergbautraditionen aufrecht zu erhalten. Manche Knappen- und Bergmanns- vereine sind aufgelöst worden und Dazu gehörte auch, dass in der manche mit neuen, oft bergbaufrem- zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Mitgliedern und leicht geänderter die Sammlung, Bewahrung, Erfor- Ausrichtung wieder belebt worden. schung und Präsentation von Sach- Eine Neuausrichtung ist auch in Ver- zeugen der Bergbaugeschichte in den einen mit noch aktiven Bergwerken Vordergrund der Arbeit vieler Knap- notwendig geworden, weil sich die

15 Abb. 2: Aufgaben von Knappen- und Bergmannsvereinen und ihrer Vorgänger ursprünglichen Merkmale des Berg- 2.1 Bergmännische Kultur und baus, wie Gefahren und Schwere der Kameradschaft Arbeit, grundlegend gewandelt haben. Die wenigen noch fördernden Berg- Schon vor Jahrhunderten haben die werke haben mittlerweile einen hohen Lebensart und die Lebensverhältnisse Stand bei der Arbeitssicherheit erreicht der Bergleute bei der Bevölkerung und die Arbeit ist soweit mechanisiert in der Umgebung der Bergleutesied- oder sogar automatisiert worden, dass lungen einen gewissen Neid und auch hinsichtlich der Arbeits- und Sicher- Skepsis erzeugt. Das ist zum Beispiel heitsbedingungen kaum noch Unter- aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg schiede zu anderen Industriebranchen bekannt. Die Bergleute zeigten nach spürbar sind. Die Nachfrage der weni- getaner schwerer Arbeit eine ausge- gen noch untertage arbeitenden Berg- lassene Lebensfreude. Sie feierten leute nach Knappenvereinen des alten schwungvoll, hatten eigene Lieder und Zuschnitts ist dementsprechend stark Freizeitvergnügungen, die sonst in der zurückgegangen. Gegend unbekannt waren. Innerhalb der Bergleutegemeinde wird eher Stolz Aber es sind auch neue Aufgaben und Zufriedenheit auf die Zugehörig- entstanden. Dazu gehört vor allem, keit zum Bergmannsstand überwogen dass die Vereine für ihre Mitglieder haben. Beides führte zu einer unter- und für die Menschen in ihrer Regi- schiedlichen kulturellen Entwicklung on identitätsstiftend sein sollen. Die innerhalb und außerhalb der Bergleute- Mittel und Möglichkeiten dazu bieten siedlung. Oft waren heftige Auseinan- historische Feste, die Denkmalpflege, dersetzungen zwischen beiden Bevöl- die Einrichtung und der Betrieb von kerungsteilen die Folge. Schaubergwerken, die Erforschung der Bergbaugeschichte und Publikati- Das muss auch in den älteren Berg- onen darüber. (s. Abb. 2) leutesiedlungen des Rammelsbergs

16 Abb. 2.1.a: Lage des Bergedorfs und der Altstadt Goslars so gewesen sein. Belegt ist das zum über die späteren Schwierigkeiten zwi- Beispiel für das so genannte Berg- schen der Bevölkerung der Goslarer dorf. Diese Ansiedlung von Bergleuten Oberstadt, in die die Bergleute 1525 und ihren Familien lag vor den Toren aus dem Bergdorf umgesiedelt wor- Goslars und wurde von einer eigenen den waren, und der Bevölkerung der Mauer umschlossen. (s. Abb. 2.1.a) Die Unterstadt, gibt es viele Berichte. Nicht räumliche Abgrenzung, die speziell für zuletzt hatte sich die Diskrepanz zwi- die Bergleute errichtete Bergdorfkirche schen den fränkischen Bergleuten und und das sich im Bergdorf entwickelnde der niedersächsischen Bevölkerung kommunale Leben war für das anson- in den unterschiedlichen Dialekten sten landwirtschaftlich, handwerklich gezeigt, die der Unterstadt noch vier- und kaufmännisch geprägte Goslar hundert Jahre später bemerkbaren. etwas Besonderes. Die bergmännische Kultur hatte Unstimmigkeiten zwischen der im 19. Jahrhundert und davor einen eigentlichen Goslarer Bevölkerung wesentlich größeren Stellenwert für die und den Bergleuten aus dem Bergdorf Bergleute als heute. Aus heutiger Sicht blieben deshalb nicht aus. Sie entzün- war das Leben der Bergleute unglaub- deten sich beispielsweise daran, dass lich trist. Das lag zum Teil daran, dass die Wächter an den Stadttoren zu spät Bergwerke gewöhnlich nicht in der kommenden Bergleute den Durchgang Nähe von Städten entstehen, sondern nicht mehr gewähren wollten. Auch in abgelegenen Gegenden. Beispiels-

17 weise war das Ruhrgebiet vor dem Mit- aber auch angesichts der Beschwerlich- te des 19. Jahrhunderts einsetzenden keit der Arbeit, die oft allein nicht zu Bergbauboom verhältnismäßig dünn bewältigen wäre. Oft war es überhaupt besiedelt und hauptsächlich landwirt- nur durch den Zusammenhalt mit den schaftlich geprägt. Die Arbeitskräfte Kameraden möglich, die Strapazen auf waren zu einem großen Teil in Ost- und sich zu nehmen und nicht vor dem Westpreußen angeworben worden. Sie Erreichen des Ziels zu verzweifeln. lebten nun in Arbeiterkolonien, denen In Anlehnung an ein Sprichwort kann ein dörfliches oder städtisches Ambien- gesagt werden, dass Kameradschaft te fehlte. Im Falle der Kaligruben war Berge versetzend wirkt. das ähnlich, besonders auch bei denen, die sich nördlich des Harzes befanden. Kameradschaft schafft Rückhalt. Aber auch in Goslar sah es für die Beim Arbeiten untertage muss man Bergleute bis in die zweite Hälfte des sich auf die Teamgefährten verlassen 20. Jahrhunderts nicht viel besser aus. können. Es kommt auf das Zupacken Die heute üblichen Freizeitmöglich- im richtigen Augenblick an, besonders keiten fehlten weitgehend. Oft boten wenn keine Zeit zum Nachdenken ist. die Knappen- und Bergmannsvereine Das Team-Mitglied muss das nicht neben der Kirche und den Gastwirt- nur wollen, sondern auch regelmäßig schaften eine wilkommene Möglich- tun und damit beweisen, dass sich die keit, außerhalb der Familie miteinander anderen darauf verlassen können. Das zu feiern, Musik zu spielen und zu betrifft sowohl Gefahrensituationen als hören. auch dauernde Leistungsbereitschaft.

Es bildete sich eine eigenständige Darüber hinaus hilft die Kamerad- typische Kultur heraus, die sich von schaft den Bergleuten, wenn sie sich der ihrer Umgebung unterschied. Das die Frage stellen, warum sie genau war zwar auch bei anderen Werks- diesen Beruf ergriffen haben. In vielen siedlungen und bei Siedlungen von Familien hatten bereits mehrere Gene- Glaubensgemeinschaften verbreitet. rationen in Bergwerken gearbeitet, so Bei Bergleuten kam aber hinzu, dass dass es Familientradition war, Berg- sie verhältnismäßig gut verdienten, mann zu sein. Antworten, die von den häufig aus unterschiedlichen fremden Kameraden kommen, waren, dass Gegenden stammten und untereinander eine beruflich bedingte robuste Kame- • die Arbeit im Bergbau interessant, radschaft pflegten. /HOF 1830/ spannend und gut honoriert ist, • mit faszinierender Technik und Unter Kameradschaft wird land- Natur umgegangen wird, läufig eine zwischenmenschliche • immer auch etwas Abenteuer dabei Beziehung im Sinne von Solidarität ist, verstanden. Im Bergbau ist sie aus • der Zuschnitt der Arbeiten auf den technisch-arbeitsorganisatorischen und Betreffenden gut passt, sicherheitlichen Gründen notwendig, • die Tradition erhaltenswert ist und

18 • es stolz macht, den schweren kör- lichkeit, die Sauberkeit, das Eintreten perlichen Belastungen und widrigen für den Zusammenhalt der Kamerad- Bedingungen, wie Schmutz, Kälte, schaft, aber auch der Schutz der eige- Feuchtigkeit, Dunkelheit, Enge usw. nen Kameraden nach außen und das zu trotzen. Zurückstecken eigener Ziele zugunsten der der Kameradschaft. Innerhalb der Kameradschaft bildete sich ein Teamgeist, mit dessen Hilfe Die Erziehung zum vollwertigen die Schwächen des Einzelnen ausge- Kamerad geschah durch mehr oder min- glichen werden konnten. Durch die der drastische Methoden. Der Erfolg innere Geschlossenheit der Kamerad- war aber in der Regel unübertroffen. schaft half sie dem Einzelnen aber auch Die älteren Kameradschaftsmitglieder bei Angriffen von außerhalb. Beson- standen auf dem Standpunkt „da muss ders förderlich wirkte ein gemeinsamer jeder durch, das habe ich auch erduldet“ Gegner auf eine Kameradschaft. Diese und wirkten dementsprechend auf die Rolle wurde oft Vorgesetzten zugeord- neuen. Vorübergehend Schwächelnden net, zum Beispiel wenn sie unange- wurde vom Team geholfen. Dauernde messene Arbeiten angewiesen hatten, Versager oder chronisch Unzuverläs- bei zu geringer Entlohnung oder bei sige waren jedoch nicht gern gese- Bestrafungen. hen, denn sie zogen die Sicherheit der Kameradschaft in Mitleidenschaft Am Rammelsberg hatte der Begriff und beeinträchtigten den Lohn. Solche Kameradschaft zusätzlich eine etwas Leute wurden ausgegrenzt, aus dem abgewandelte Bedeutung. Hier wurden Team verstoßen, gemobbt. Das führte darunter kleine betriebsorganisatorische manchmal zu persönlichen Tragödien. Einheiten verstanden. Das waren Grup- pen von Bergleuten, die gemeinsam in In den 1960er Jahren wurde am einem Gedinge zusammen arbeiteten, Rammelsberg begonnen, vermehrt das heißt im Gruppenakkord. Die Mit- Einzelarbeitsplätze einzurichten. Das glieder einer Gedinge-Kameradschaft war besonders mit der Einführung wurden entsprechend der gemeinsam der Frontschaufellader und fahrbaren erbrachten Arbeitsleistung entlohnt. Bohrmaschinen verbunden. Gleichzei- Das schweißte zusammen und spornte tig gab es im privaten Bereich einen gegenseitig an, erzeugte ein Gemein- allgemein zu beobachtenden Rück- schaftsgefühl und wirkte erzieherisch zug in die Privatsphäre. Vor allem das auf den Einzelnen. Fernsehen führte zur weiteren Isolie- rung der Bergleutefamilien. Es ersetzte Gezielt wurden in den Kamerad- weitgehend die geselligen Zusammen- schaften jüngere und ältere Bergleute künfte. Dazu kam, dass immer mehr zusammen arbeiten gelassen. Dadurch Bergleute private Fahrzeuge hatten. förderte man bei den jungen Kame- Dadurch mussten sie nicht mehr in der raden die Fach- und Ortskenntnis, Rammelsberger Straße oder im Gos- die Leistungsbereitschaft, die Pünkt- larer Stadtgebiet wohnen. Wohnorte in

19 der Peripherie Goslars und in Nachbar- Lieder mit bergmännischen Texten, die orten wurden üblich. so alt sind, dass sich ihre Herkunft nicht mehr ermitteln lässt. Es wurden Als erstrebenswert galten nun ein aber auch viele neue bergmännische Eigenheim und die Abschottung zu den Lieder und Musikstücke komponiert Nachbarn. Bergmannssiedlungen und und Liederbücher herausgegeben. nachbarschaftliche Beziehungen der Zum Teil sind die Texte und Melodien Bergleute waren nicht mehr die Regel. eigenständig. Zum Teil sind aber auch Von den Betroffenen wurde durch- bergmännische Texte zu bekannten aus auch als Verlust empfunden, dass Melodien geschrieben worden. nun gemeinsam verbrachte Freizeit und gemeinsame Feiern in den Hinter- Ebenfalls zur bergmännischen Kultur grund traten. Den Vereinen, allen voran gehören die bildende Kunst und hier dem HKV, fiel die Aufgabe zu, diesem besonders das Schnitzen, die Male- Trend entgegen zu wirken und die rei und die Fotografie bergbaulicher Kameradschaft beziehungsweise das Motive. Die Vereine boten die Mög- Kameradschaftsgefühl zu erhalten. lichkeit zu künstlerischem Austausch, zu gegenseitiger Anregung, zu Aus- Dafür nahm sich der HKV der Pflege stellungen und zu einer künstlerischen der bergmännischen Kultur an. Dazu Weiterbildung. Am Rammelsberg hat gehörten neben den Berg(dank)-festen zum Beispiel Hans Westphal seine und -gottesdiensten die Pflege von künstlerischen Talente dafür genutzt. Bräuchen, zum Beispiel die Ausrich- (s. Abb. 2.1.b) tung bergmännischer Hochzeiten und Totenehrungen, besonders aber das gemeinsamen Verbringen von Frei- zeit, zum Beispiel bei den abendlichen Zusammenkünften in Gastwirtschaften und bei den vielfältigen Feiern und Tanzveranstaltungen, aber auch das Sammeln von Mineralien und histo- rischen bergbaulichen Gegenständen und die Pflege und Präsentation von denkmalwürdigen Bergwerksanlagen.

Die Musik hat immer eine zentrale Rolle im kulturellen Leben der Berg- leute gespielt. Knappen- und Berg- mannsvereine sind bekannt für ihre Gesangsveranstaltungen. Sie hatten und haben viele Gesangskreise, Blas- musikkapellen und -orchester, Hörner-, Abb. 2.1.b: Gemälde von Hans West- Fanfaren- und Spielmannszüge. Es gibt phal (Selbstportrait)

20 Ein anderes Feld der Vereinstä- lichkeit, ihr politisches und organisa- tigkeit ergab sich daraus, dass die torisches Talent für die Gemeinschaft Arbeitsplätze der Bergleute norma- einzusetzen und damit einen Aus- lerweise sehr unwirtlich sind. Das gleich zur oft einseitigen Arbeit im brachte eine ausgeprägte Aufge- Bergwerk zu finden. In regelmäßigen schlossenheit für die Erholung in Abständen mussten zum Beispiel Mit- der freien Natur mit sich. Es wur- gliederversammlungen, Jahreshaupt- den nicht nur gemeinsame Wande- versammlungen, Vorstandssitzungen rungen unternommen, sondern feste und so weiter durchgeführt werden. Wandergruppen gebildet, Wander- Protokolle waren anzufertigen. Die veranstaltungen mit überregionaler Vereinskasse musste verwaltet und Beteiligung veranstaltet und an Wan- geprüft werden. Das erforderte einen derveranstaltungen anderer Vereine erheblichen Organisationsaufwand. teilgenommen. Gerade im HKV war das Wandern ein wichtiger Teil des Viele Mitglieder engagierten sich Vereinslebens, sicher auch dadurch aufopferungs- und hingebungsvoller, unterstützt, dass der Rammelsberg in als es für ein Hobby typisch gewe- einem Gebiet mit vielfältigen Wan- sen wäre. Der aufgewendete Zeit- und dermöglichkeiten liegt. Arbeitsaufwand war zum Teil enorm.

Für die meisten Vereinsmitglieder Eine Antriebskraft dafür war, dass war das Ziel ihrer Mitgliedschaft die es als große Ehre empfunden wur- Pflege dieser Kultur, verbunden mit de, von den Vereinskameraden für ein einer ausgelassenen Geselligkeit, Amt im Verein als würdig befunden frei von hierarchischen Zwängen des zu werden. Oft brachte es der zur Berufslebens. Es gab viele Bergleu- Wahl Vorgeschlagene nicht übers Herz, te, für die die Aufgaben innerhalb die anderen Vereinskameraden durch der Knappen- und Bergmannsvereine eine Ablehnung der Amtsübernahme von großer persönlicher Bedeutung im Stich zu lassen, zumal, wenn ihm waren. Hier erhielten sie die Mög- einhellig bestätigt wurde, dass er der

Abb. 2.1.c: Ehrennadeln des HKV, v.l.n.r. Mitgliedsnadel, Silberne Ehrennadel, Gol- dene Ehrennadel, Ehrennadel für 25-jährige Mitgliedschaft

21 Geeignetste sei. Es entwickelte sich denn auch dort gab es häufige Begeg- ein ausgefeiltes System von Ämtern, nungen mit natürlichen Urgewalten, Funktionen, und Ehrungen. Typisch Gefahr und Tod. Es ist auffällig, wie waren Ehrenmedaillen, -geschenke oft und intensiv darüber geschrieben und -nadeln (Abzeichen) für besondere worden ist. Leistungen und lange Mitgliedschaft (s. Abb. 2.1.c). Vorangestellt sei, dass bei der Betrachtung nicht weiter auf den Aber- Die Vereinsarbeit hat auch vielen glaube eingegangen werden soll, der Kameradinnen und Kameraden unseres sich am Rammelsberg beispielswei- Vereins eine persönliche Erfüllung se noch im 20. Jahrhundert in Form gebracht. Die Übernahme eines Amts einer starken Abneigung der Bergleute im Vereinsvorstand brachte ihnen aber gegen die Anwesenheit von Frauen auch eine gesellschaftliche Anerken- beim Bergdankgottesdienst und bei der nung und einen sozialen Rang unter Arbeit untertage zeigte. den Kollegen, im Bergwerk, in der Heimatstadt und darüber hinaus, was Verallgemeinerungen, wie tief reli- ihnen sonst verwehrt geblieben wäre. giös die Bergleute wirklich gewesen Das erfüllte mit Stolz und Genugtuung. sind, fallen schwer, handelt es sich Erhaltene Ehrungen für besondere Ver- doch hierbei um eine sehr emotionale dienste und mehrjährige Mitgliedschaft und subjektive Einschätzung. Außer- sind sehr dankbar entgegen genommen dem hat es von Person zu Person gro- worden. ße Unterschiede gegeben. Die äußer- lich zur Schau getragene Frömmigkeit Das Amt im Knappenverein konnte mancher Bergleute mag auch eher den aber auch zur Passion werden. Unter- üblichen gesellschaftlichen Normen schiedliche Meinungen sind zum Teil und den Erwartungen der Vorgesetzten sehr engagiert vertreten worden, beson- geschuldet gewesen sein. ders bei Problemen, für deren Lösung es einen großen Ermessensspielraum In der Literatur wurde das Thema gab. Das Vereinsleben wurde dadurch Religiosität der Bergleute vor allem emotional aufgeladen. Streit und Aus- von Vertretern der Kirche selbst dar- einandersetzungen, Austritte und Wie- gestellt und von Menschen, die der dereintritte waren die Folge. Kirche gegenüber sehr aufgeschlossen waren. Kritische Einschätzungen sind 2.2 Bergleute und ihre Kirche deshalb selten. Es herrschen roman- tische und verklärende Darstellungen Es ist keine Besonderheit des Berg- vor, und das, obwohl die Bergleute oft baus, dass unter den Beteiligten der als überaus robuste, zupackende und Glaube und die Religiosität weit ver- unerschrockene Charaktere geschildert breitet waren. Das betraf auch andere werden. Wahrscheinlich ist die roman- Bereiche, wie zum Beispiel die Hoch- tisierende Verklärung zu verstehen als seeschifffahrt und die Landwirtschaft, das niedergeschriebene Wunschdenken

22 der Verfasser und als Ausdruck der Bedeutung für den Weiterbestand des Hoffnung, mit diesen Schriften auf die Bergbaus, denn höhere Löhne wären Bergleute christlich-moralisierend zu bei den damals auf dem Weltmarkt wirken. üblichen Metallpreisen betriebswirt- schaftlich nicht möglich gewesen. Der Es gibt aber auch anders lautenden Durchhaltewillen und die Anspruchs- Beschreibungen. Schon in der Zeit vor losigkeit der Bergleute verhinderten dem Dreißigjährigen Krieg wird über größere Abwanderungswellen und die Rauf- und Sauflust der Bergleute letztlich die Betriebseinstellung ganzer berichtet und über die unchristlichen Grubenreviere. und unsittlichen Gepflogenheiten in den Bergleutesiedlungen. Gerade in In Goslar stellte sich die Situation den Zeiten, als die Bergfreiheiten ver- etwas anders dar. Hier bestanden neben kündet worden waren, hatte ein Teil der Gemeinde der Rammelsberger der Zuwanderer einen kriminellen Hin- Bergleute mehrere städtische Kirchen- tergrund. Schließlich wurden ja gerade gemeinden, wie es in Städten dieser Leute dieses Schlages gesucht, denn Größe üblich war und bis zum Anfang die Arbeit im Bergwerk brauchte eher des 16. Jahrhunderts bestand ja noch Draufgänger als Bedenkenträger. die strikte Trennung des Bergdorfs mit den dort lebenden Bergleuten von der Die rauen Sitten und ausschweifen- unmittelbar benachbarten Stadt. Das den Lebensgewohnheiten mussten aber war sicher auch den religiösen Beson- gezügelt werden, wenn das Leben in derheiten der bergmännischen Bevöl- den Bergleutesiedlungen und im Berg- kerung geschuldet. In den Kirchenge- werk in geordneten Bahnen verlaufen meinden der Stadt dominierten Händler sollte. Deshalb wurden bewusst sittli- oder Handwerker. Sie waren geprägt che und moralische Normen vermittelt von relativ konstanten Bedingungen und durchgesetzt. Dafür gab es eigens und hatten ein in sich abgeschlossenes für die Bergleute und Bergwerksbe- soziales Gefüge. treiber ein Berggericht und eine eigene Kirche. In der Kirchengemeinde der Berg- leute gab es dagegen häufiger wech- Die Bemühungen um die moralisch- selnde Bedingungen. In Zeiten von religiöse Durchdringung der Berg- Betriebserweiterungen und Arbeits- werksbelegschaft waren wenigstens bei kräftemangel kamen viele Bergleute einem Teil der Bergleute erfolgreich. aus weit entfernt gelegenen Gegenden Darauf aufbauend fasste im 18. und hinzu. Sie stammten aus Bergbaure- 19. Jahrhundert sogar der Puritanismus vieren, in denen gerade eine Krise Fuß. In den Oberharzer Bergstädten herrschte, oder aus landwirtschaftlich war er weit verbreitet. Dabei wurde als geprägten Gegenden, die gerade einen erstrebenswert dargestellt, trotz Emsig- Arbeitskräfteüberschuss hatten. Die keit und harter Arbeit arm und genüg- verschiedenen mitgebrachten Konfes- sam zu bleiben. Das hatte eine große sionen und liturgischen Gewohnheiten

23 erzeugten eine große Heterogenität in Die Klauskapelle ist eine kleine der Bergmannsgemeinde. Sie erfor- romanische Hallenkirche an der süd- derte einen pragmatischen Umgang westlichen Stadtmauer Goslars. Sie mit den verschiedenen Befindlichkei- stammt aus dem 12. Jahrhundert und ten und Wünschen, um den religiösen gehörte eigentlich schon seit Jahrhun- Frieden innerhalb der immer wieder derten dem Erzbergwerk. Seit 1537 neu zusammen wachsenden Gemeinde wurde sie als Hospitalkapelle für die zu erhalten. Bergleute genutzt. In den 1940er Jah- ren war sie sehr baufällig geworden Als das Bergdorf einschließlich und ist Ende 1948 von der Preus- seiner Kirche Anfang des 16. Jahr- sag AG baulich wieder hergerichtet hunderts aufgelöst und die Bergleu- worden. 1969 hatte die Pfarre der te innerhalb der Stadtmauern Goslars Frankenberger Kirchengemeinde die untergebracht werden mussten, wird es Klauskapelle von der Preussag AG zum großen Teil auch ein Verdienst der gekauft. Das Kanzelrecht hatte sie Kirche gewesen sein, dass das nicht zu allerdings schon immer. unbeherrschbaren Auseinandersetzun- gen zwischen den Bergleuten und der le veranstaltete Betstunde verlassen, in Goslar ortsansässigen niedersächsi- wenn er die für die Predigt vorgesehe- schen Bevölkerung geführt hat. ne Zeit auch nur um wenige Minuten überzieht. Eine ausgesprochene Frömmigkeit scheint unter den Goslarer Bergleu- Die Teilnahme an der Betstunde war ten jedoch nicht verbreitet gewesen auch nicht freiwillig, sondern von der zu sein. Die Klagen eines Goslarer Bergwerksdirektion angeordnet wor- Pfarrers vom Anfang des 19. Jahr- den, wohl um die ansonsten weit ver- hunderts zeigen sogar eine gewisse streut arbeitende Belegschaft wenigs- Respektlosigkeit der Bergleute bei der tens einmal in der Woche zusammen wöchentlichen Andacht. Er berichtete, zu bringen. Trotzdem hielten viele die Bergleute würden die montags vor Bergleute bis 1937 an der Betstun- der ersten Schicht in der Klauskapel- de fest, auch als die Teilnahme nicht mehr vorgeschrieben war und sie in der Kaue am Rammelsberg und nicht mehr von einem Pfarrer, sondern von dem ältesten Steiger geleitet wurde. (s. Abb. 2.2.b)

Daneben gab es auch andere Zeichen für eine tief empfundene Gläubigkeit. So schildert der Goslarer Pastor Guis- chard (1990 bis 2009 im Amt), dass Abb. 2.2.a: Klauskapelle. 1948. Foto aus die Rammelsberger Bergleute oft zu der Sammlung Hans Westphal ihm gekommen sind, um von ihm zu

24 gen stellten. Sie konnten sich nicht vor- stellen, die traditionelle Totenehrung in der stattfinden zu lassen und bestanden auf einem regelrechten Gottesdienst in der Frankenberger Kir- che. (s. Abb. 2.2.c)

Die Kirche war und ist bei den Bergleuten als die für die Toteneh- Abb. 2.2.b: Betstunde in der Kaue. rung „zuständige“ Institution alterna- 1934. Foto aus der Sammlung Hans tivlos anerkannt. Die Bergleute sind Westphal es gewöhnt, dass die Totenehrungen in der Kirche durchgeführt werden erfahren, was mit ihnen nach ihrem und sie erwarten, dass das auch nach Tode passieren wird. Es ging ihnen ihrem Ableben der Fall sein wird. Die darum, wo und wie sie bestattet werden Jahrhunderte alte Kirchengeschichte und wie die Gemeinde ihrer gedenken und ihre erprobte Liturgie geben ihnen wird. dafür die notwendige Zuversicht.

Er schilderte auch eine Begeben- Die Koordinierung der Goslarer heit, die dafür charakteristisch war. Bergdankfeste und Bergdankgottes- Anlässlich der feierlichen Enthüllung dienste war ursprünglich Aufgabe des der Weltkulturerbe-Tafel auf dem Bergwerks und des Pastors der Fran- Marktplatz sollte ein Festakt in der kenberger Gemeinde. In den Jahren vor Kaiserpfalz stattfinden. Die Veran- der Gründung unseres Knappenvereins stalter hatten dabei eine Totenehrung hatte der „Festausschuss für die Rosen- vorgesehen, um der Feier einen feier- montagsfeier der Bergleute“ einen gro- lich-religiösen Charakter zu verleihen. ßen Teil der Festorganisation und der Überraschender Weise waren es unsere Absprachen mit dem jeweiligen Pastor Kameraden vom HKV, die sich dage- übernommen. Nach der HKV-Grün- dung lagen alle damit zusammenhän- genden Aufgaben in der Hand unseres Vereins, wiederum in enger Zusam- menarbeit mit dem Pastor.

Bergdankfest und Bergdankgottes- dienst bilden sowohl in den anderen Knappen- und Bergmannsvereinen als auch in Goslar eine symbiotische Ein- heit. Einerseits erhält das ansonsten Abb. 2.2.c: Frankenberger Kirche. profane bergmännische Fest durch den Zeitgenössische Abbildung aus dem 19. Gottesdienst eine angemessene Wür- Jahrhundert de und eine moralische Unangreifbar-

25 keit. Der Charakter des Festes wird bei diesen freien Vereinen waren kirch- dadurch ehrenwert und herausgehoben liche Veranstaltungen wichtige Teile aus dem Niveau eines reinen Amüse- der Vereinskultur. /KRO 2000/ ments. Anderseits erhält die Kirche auf diese Art die Möglichkeit, Menschen 2.3 Gastwirtschaftsbesuche zu erreichen, die sonst nicht zum Got- tesdienst kommen würden (vgl. Kap. Die Freizeit der Bergleute war in frü- Entwicklung des HKV). heren Jahrhunderten bei weitem nicht so üppig bemessen, wie heute und Mit seinem kirchlichen Engagement diente weitestgehend der Selbstver- reiht sich der HKV ein in die zu sorgung und Erholung. Die Zeit, die dieser Zeit bereits über hundertjäh- nicht mit Schlafen, Essen, Familien- rige Tradition kirchlicher Aktivitäten und Körperpflege, Hausinstandhaltung, der Knappen- und Bergmannsvereine. Gartenarbeit und Brennholzbeschaf- In den katholischen Bergbaurevieren fung ausgefüllt war, verbrachten die war es im 19. Jahrhundert sogar die Bergleute, soweit es ging, vor ihrem Regel, dass sich die Knappen- und Haus oder in Gastwirtschaften. Bergmannsvereine ausdrücklich als bergmännische Kirchenvereine ver- Die Bergleute hatten durch die standen. Der Präses der betreffenden Eigenheiten der Lohnarbeit untertage Kirchengemeinde fungierte dann fast gemeinsame Wahrnehmungen, Erfah- immer auch als Vorsitzender des Ver- rungen, Wünsche und Hoffnungen, eins. Dementsprechend waren die Ziele die sie in den Gastwirtschaften besser dieser Vereine vorrangig kirchlicher äußern und austauschen konnten, als Art. Die gegenseitige Unterstützung im Kreise der Familie, in der Kirche bei sozialen Härtefällen oder die För- oder anderweitig. derung von Kameradschaft und Gesel- ligkeit blieb nachgeordnet. Der häufige Besuch von Wirtshäu- sern war oft verbunden mit über- Im Gegensatz dazu gab es in den pro- mäßigem Alkoholkonsum und daraus testantischen Bergbaurevieren relativ resultierenden gesundheitlichen und selten Knappen- und Bergmannsver- sozialen Problemen. „Der unverheira- eine dieser streng auf die Kirche aus- thete Bergmann ißt gern während der gerichteten Art. Stattdessen haben sich Woche trocknes Brod und Kartoffeln, hier im 19. und 20. Jahrhundert eine wenn er nur des Sonntags zu Bier und große Zahl sogenannter freier Knap- zu Tanz gehen kann.“ /HOF 1830/ pen- und Bergmannsvereine gebildet. Julius Bernhard von Rohr schrieb Bei ihnen standen soziale Aufgaben im über die Harzer Bergleute sogar „… Vordergrund der Vereinsarbeit und in was sie den Sonnabend bekommen, wachsendem Maße auch der kamerad- verzehren sie gemeiniglich wieder schaftlich-gesellige Bereich. Die Vor- den Sonntag mit Singen und Klingen, sitzenden dieser Vereine waren demo- wann sie nur so viel zurück behalten, kratisch gewählt worden. Aber auch dass ihre Weiber und Kinder sich

26 des Hungers kümmerlich erwehren.“ die eigene Person betreffendes Gefühl /ROH 1736/ der Unsicherheit aufkam.

In den Wirtshäusern entwickelte sich Aus den Gastwirtschaftsbesuchen eine Kultur, die nicht gering geach- bildeten sich Gemeinschaften von tet oder ausschließlich negativ dar- Bergleuten, die auch darüber hinaus gestellt werden sollte. Sie bildete für Bestand hatten und sich bei anderen die Bergleute oft eine Möglichkeit zur Gelegenheiten bewährten. Rituale, Sit- Kommunikation, sozialen Identifikati- ten und Gebräuche verfestigten sich on, Orientierung, Bezug und Selbstfin- im Laufe der Zeit und nahmen zum dung, besonders, wenn sie im Rahmen Teil einen institutionellen Charakter des Berufsalltags dazu wenig Gelegen- an. Oft entstanden daraus Musik- und heit oder noch keine eigene Familie Sportvereine, aber auch Vereine zur gegründet hatten. gegenseitigen Unterstützung und nicht zuletzt Knappen- und Bergmannsverei- Trinksitten, gemeinsamer Gesang, ne. Der gemeinsame Besuch von Gast- Kegelabende und so weiter schufen wirtschaften blieb bei diesen Vereinen Werte und Verhaltensnormen, wie Ehre, immer ein fester Bestandteil des Ver- Anerkennung, Achtung und Dankbar- einslebens. Ein Ausdruck für die Wich- keit. Den Bergleuten eröffneten sich in tigkeit war, dass die Vereinslokale oft den Gastwirtschaften neue Erfahrungs- zum räumlichen Identifikationsobjekt und Handlungsspielräume, schufen der Vereine und die Gastwirte vielfach Zutrauen, Selbstvertrauen und Stolz zu Ehrenmitgliedern gewählt wurden. auf Erreichtes. Ihnen wurden Erlebnis- Knappenheime bekamen, wie auch se und Abwechslung geboten, die sie in Goslar, Gastwirtschaftsfunktionen, zur mentalen Regeneration und Ent- zum Beispiel einen Schankraum. spannung dringend brauchten. Hier lie- ßen sich das demokratische Verhalten Den Bergleuten war wichtig, dass die in sozialen Spannungszuständen und Zusammenkünfte nicht von Zufällen Konflikten üben, die Bedürfnis- und abhingen. Die Bergleute wollten sich Interessenartikulierung, die Meinungs- darauf verlassen können, außerhalb der beeinflussung und es wurde der Zwang Arbeitszeit in regelmäßigen Abstän- zu Stellungnahme und Entscheidungen den mit den Kameraden zusammen zu erlebt. Bei diesen geselligen Zusam- kommen, ohne dass sie das besonders menkünften konnten die sonst unaus- anmahnen, erklären oder organisieren gesprochen gebliebenen und damit mussten. nicht aus der Welt zu schaffenden, vor allem zwischenmenschlichen Proble- In Goslar konzentrierten sich die me abgebaut werden. Ein Sinn dieses abendlichen Zusammenkünfte der kameradschaftlichen Beisammenseins Rammelsberger Bergleute auf die Ober- war auch, wieder psychisch aufge- stadt und dort besonders auf Wirtshäu- richtet zu werden, besonders, wenn ser, wie die Ritterschänke oder die Bekannte verunglückt waren und ein Bergkanne (beide in der Bergstraße).

27 Eine besondere Bedeutung erlangte Neben den regelmäßigen Zusam- die Schuhmacherwerkstatt Oberle in menkünften der Bergleute nach der der Bergstraße. (s. Abb. 2.3) Sie liegt Arbeit war es aber auch üblich, sich zu unmittelbar neben der Klauskapelle Stammtischen zu treffen. Das konnte in und damit am Eingang zur Altstadt. kurzen Abständen sein, zum Beispiel Fast alle Bergleute, die in der Altstadt wöchentlich, monatlich oder zur Vor- wohnten und auf dem Weg von der bereitung von Feierlichkeiten. Grube nach Hause waren, kamen hier zwangsläufig vorbei. Außerdem hatte 2.4 Bergmännische Feiern die Werksleitung nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der schwierigen Versorgung der Belegschaft mit Schu- hen diese Schuhmacherwerkstatt regel- mäßig mit größeren Aufträgen betraut. Beides machte sie zu einem häufigen Treffpunkt der Bergleute. Dort wurden nach der Arbeit Informationen ausge- tauscht und ein Bier getrunken. Diese besondere Beziehung zum Bergwerk und seinen Bergleuten bewog übrigens Abb. 2.4: Feiernde Rammelsberger 2012 die Erbin der Schuhmacherwerk- Bergleute mit Akkordeon. Mitte der statt, unserem Museum Teile des Inte- 1930er Jahre. Foto aus der Sammlung rieurs zu übergeben, so dass in Kürze Hans Westphal den Museumsbesuchern eine Ausstel- lung zu diesem Thema gezeigt werden Unbestritten ist das Feiern in sozi- kann. Eine ähnliche Bedeutung hatte aler und kultureller Hinsicht wichtig. die Tischlerei Lenzer am Frankenber- Es wirkt erholsam und entspannend, ger Plan. kann aber auch Ausdruck von Freude, Trauer oder Hochachtung sein, zwi- schenmenschliche Kontakte knüpfen und eheanbahnend wirken. Außer den Sonntagen gab es eine Reihe von wei- teren arbeitsfreien Tagen, vor allem an kirchlichen Feiertagen. Sie werden für die Bergleute und ihre Familien ähnlich verlaufen sein, wie die gewöhnlichen Sonntage, nur zum Teil mit besonderen Gottesdiensten und Veranstaltungen. Sie waren überall dort bergmännisch Abb. 2.3: Schuhmacherwerkstatt geprägt, wo ein großer Teil der Bevöl- Oberle (zweites Haus von links). Nach kerung im Bergwerk arbeitete, wie einem Entwurf für eine Medaille für das zum Beispiel in Goslar und beson- Klauskapellenfest ders in den Oberharzer Bergstädten.

28 Naturgemäß fanden sich auch bei den Auge waren. Bereits im 18. Jahrhun- Feiern, die keinen originären Bergbau- dert waren diese „unsauberen Feste bezug hatten, die Bergleute zusammen. im Februar“ verboten und unter Strafe Daraus entstanden innerhalb der Feste gestellt worden. bergmännische Gebräuche mit Tendenz zur Tradition. Einer der Ursprünge für die Berg- dankgottesdienste ist im böhmischen Zu unterscheiden sind Feiern, die sich Erzgebirge zu suchen. Bereits 1542 zu besonderen alljährlichen Anlässen hatte dort Johannes Matthesius, der aus den normalen Gastwirtschaftsbesu- damalige Pfarrer der Bergstadt St. Joa- chen entwickelt hatten, kirchlich domi- chimsthal, Predigten eingeführt, die nierte Feiern und bergamtlich veran- er speziell für die Bergleute geschrie- lasste oder sogar organisierten Festen. ben hatte. Er veröffentlichte 1562 eine Viele werden alle zwei oder drei dieser Sammlung dieser Predigten in Form Elemente in sich vereinigt haben. Berg- seiner „Bergpostille“ oder „Sarepta“ feste waren ausschließlich dem Berg- und schenkte sie der Zellerfelder Kir- bau gewidmet und wurden nur von den che beziehungsweise den Braunschwei- Belegschaften der Bergwerke began- ger Gewerken, damit „die Pfarrherren gen. Mitte des 19. Jahrhunderts wur- darin lesen und derselbigen gebrauchen den die in Annaberg, Marienberg und sollen“. Ehrenfriedersdorf (drei Bergbaustädte im sächsischen Erzgebirge) gefeierten Der Wildemanner Pfarrer Hardanus Bergfeste als „Lichtblick im einförmi- Hake hat 1583 in seiner Chronik Berg- gen Leben des Bergmanns“ bezeichnet. dankfeste beschrieben. /LOM 1985/ Vermutlich war dort die Bergdank- Ursprünge für die Goslarer Bergfeste festtradition übernommen worden. waren das bergmännische Pfingstbier, Ähnlich scheint es in Altenau gewesen und das in unregelmäßigen Abständen zu sein, denn dort hatte 1617 der Pfar- veranstaltete Berggelage. Neben den rer Valentin Schneider eine Zulage für Bergfesten gab es noch eine Reihe seine am Fastnachtssonntag gehaltene anderer bergmännischer Feste, zum Bergpredigt bekommen. Beispiel das in Goslar und in anderen Bergbaurevieren gefeierte Barbarafest 1725 war es in Clausthal bereits oder die im Erzgebirge üblichen vor- Tradition, dass die Bergleute am Fast- weihnachtlichen Mettenschichten. nachtsmontag mit ihren Steigern früh in die Kirche gingen. Angeführt wurde Bergdankfeste, auch Bergmännische der Festumzug durch die Bergbeamten Fastnacht oder Rosenmontagsfeier der und zwar den Oberbergmeister, den Bergleute genannt, gehen auf sehr alte Bergmeister und die Reviergeschwore- Fastnachtsbräuche zurück. Das waren nen. 1732 beantragten die Lauterberger heidnische Bräuche zur Begrüßung des Bergleute, wie es in den anderen Berg- Frühlings, die der Kirche ein Dorn im städte üblich war, Dienstag vor Fast-

29 nacht einen arbeitsfreien Tag geneh- Fest auf diesen Termin gelegt worden, migt und eine Bergpredigt gehalten um mit Ernst und Würde den einge- zu bekommen. Diesem Antrag scheint rissenen Unsitten entgegen zu treten. stattgegeben worden zu sein, denn der Inhalt der Gottesdienste sei der Dank Pfarrer bekam dafür in der folgenden für die von Gott im Berg hinterlegten Zeit eine besondere Vergütung bewil- Metalle und die Bitte um Segen für das ligt. 1759 wurde das Bergfest in Grund Bergwerk. bereits am Montag gefeiert – aber nur im Rahmen der jeweils montags statt- Die Bergdankfeste waren seit dem findenden Betstunde der Grube Hilfe 30jährigen Krieg abhängig von Ent- Gottes. 1766 wurde das Bergdank- scheidungen der jeweils zuständigen fest auch in Lerbach bereits am Mon- Bergbehörden. Die Bergämter regle- tag gefeiert. Das lag wahrscheinlich mentierten alle größeren feierlichen betriebsorganisatorisch günstiger als Zusammenkünfte der Bergleute bis ins dienstags. /LOM 1985/, /WIE 1984/ Detail. Sie riefen die Bergleute zu den Aufmärschen zusammen, legten fest, Wann die Bergdankfeste gefeiert wann gefeiert werden durfte, welche wurden, war in den verschiedenen Fahnen und Symbole getragen werden Bergbaurevieren Deutschlands unter- durften, welche Musik zu spielen war, schiedlich und änderte sich auch von regelten die Anzugs- und Marschord- Zeit zu Zeit. 1729 hatte der Altenauer nung und so weiter. Von den Bergäm- Pfarrer und vormalige Lyzeumsdirek- tern wurde verboten, was ihnen unbot- tor Henning Calvör sein Kirchenamt mäßig oder schlecht für das Bergwerk neu angetreten und seine Leute über und die Bergmannsgemeinde erschien. die Herkunft des im Oberharz gefei- Der Festablauf wurde zum Teil sogar erten Bergfestes befragt. Ihn interes- unter die direkte Aufsicht des Bergamts sierte besonders, warum ausgerechnet gestellt. Die Bergbeamten marschierten am Fastnachtsdienstag gefeiert würde. an der Spitze der Festumzüge, saßen Die Antwort war einfach und überzeu- in der Kirche in der ersten Reihe und gend. An diesem Tag würden ohnehin hatten bei den Festveranstaltungen die Feierlichkeiten stattfinden, die aber auf besten Plätze. Sie ließen sich huldigen heidnische Bräuche, die „Bacchana- und zum Teil sogar vom Festumzug lia“, zurückgehen. Dabei würde von von ihren Wohnungen abholen. den Bergleuten unmäßig viel geges- sen, Alkohol getrunken und mutwillig Der große Einfluss der jeweiligen Unfug getrieben. Zum Beispiel würden Bergämter wird erklärlich, wenn man sich die Leute verkleiden und so in der bedenkt, dass die Bergämter neben Öffentlichkeit herumlaufen. Außerdem ihren Funktionen für die Bergwerke würde „aller Mutwillen ausgeübet“. auch Polizeifunktionen für die Berg- Verbote waren offensichtlich nutzlos. städte und Siedlungen hatten. Und Zur Steuerung und Abhilfe ist deshalb die musste sie offensichtlich oft recht von beiden Bergämtern (Clausthal und nachdrücklich erfüllen. „Die Gefah- Zellerfeld) um 1635 ein christliches ren und Entsagungen, die der Beruf

30 des Bergmanns mit sich bringt, geben von Männern begangen wurden. Das ihm Muth und Selbstvertrauen, welche betraf bergmännische Aufzüge und Eigenschaften er dann auch über Tage die tagsüber stattfindenden Teile der und bisweilen nicht zur Zufriedenheit Bergdankfeste. Bei den abendlichen der polizeilichen Obrigkeit zeigt ... Tanzveranstaltungen, bei Hochzeiten, er ist auch immer ein schlagfertiger bei Kindstaufen, bei der Aufnahme von Kämpe in den Schenken und auf den Jugendlichen in die kirchliche Gemein- Tanzböden …“ /HOF 1830/ schaft, bei Beerdigungen und bei Totenehrungen waren dagegen schon Bis zum 19. Jahrhundert fand die immer die Ehefrauen, Töchter und Entwicklung der bergmännischen Kul- Söhne dabei. Seit Anfang des 20. Jahr- tur fast ausschließlich in den Bergbau- hundert sind in die Bergfeste teilweise revieren des Bunt- und Edelmetallerz- Jahrmarktsattraktionen aufgenommen bergbaus und der Salinen statt. Das worden, die sogar ausdrücklich für lag daran, dass andere Bodenschätze Kinder vorgesehen waren und seit den (Kohle, Kali und so weiter) noch nicht 1960er Jahren sind Frauen generell bei die Rolle spielten, wie in späterer Zeit den Feiern dabei. bei den privatwirtschaftlich geführten Bergwerken, zum Beispiel ab dem 19. 2.5 Fahnen und Trachten Jahrhundert im Ruhrgebiet, aber auch im Nordharzer Raum, im Deister, im Fahnen und Trachten haben für Schaumburger Land und im Raum Knappen- und Bergmannsvereine eine Braunschweig-Hannover-Hildesheim. besondere Bedeutung. Ähnlich wie Dort übernahmen die im 19. Jahrhun- beim Militär sind sie so gestaltet, dass dert für die privatwirtschaftlichen Berg- sie nach innen das Zusammengehö- werke neu gegründeten Knappen- und rigkeitsgefühl stärken und nach außen Bergmannsvereine die Aufgabe, die repräsentativ wirken. bergmännischen Feste durchzuführen. Fahnen dienen bei großen Veran- Die Knappen- und Bergmannsvereine staltungen mit vielen vereinsfremden veranstalteten regelmäßige Versamm- Teilnehmern als Integrationspunkt für lungen, gemeinsame Essen, Umtrunke, die Vereinsmitglieder. Bei Aufmär- feierliche Aufnahmen neuer Mitglie- schen und Festumzügen werden sie der, Übungen und Aufführungen von der Marschkolonne vorweg getragen. Gesangsgruppen und kleinen Musikka- Weithin sichtbar zeigten sie allen, um pellen, feierliche Umzüge, gemeinsam wen es sich bei der Marschkolonne begangene Feste und anderes mehr. handelt. Gestaltet sind die Fahnen so, dass sich die Vereinsmitglieder mit Die Besonderheit, dass Bergbau der Fahne identifizieren können und bis vor wenigen Jahrzehnten eine dass sie stolz auf sie sind. Die Anferti- ausschließliche Männerdomäne war, gung ist gewöhnlich aufwendig und für bedingte, dass einige Feste und Fei- die Verhältnisse eines Knappen- oder erlichkeiten in dieser Zeit auch nur Bergmannsvereins sehr teuer.

31 In manchen Vereinen ist es sogar ertagsanzug. Gab es einen festlichen üblich, dass neu aufzunehmende Ver- Anlass, und sei er privater oder offi- einsmitglieder feierlich auf die Fah- zieller Art, ging der Bergmann in ne schwören müssen. Im Laufe der Tracht. Das wurde auch ausdrücklich Jahrhunderte sind immer wieder neue von den Bergämtern so gewünscht, Fahnen entstanden, sei es anlässlich zum Teil sogar zur Einstellungsvor- von Vereinsneugründungen oder als aussetzung gemacht. In späterer Zeit, Ersatz für alte Fahnen. Die Motive zum Beispiel in den 1960er Jahren, und Beschriftungen haben sich kaum war dagegen am Rammelsberg eine geändert. Es handelt sich in der Regel bergmännische Festtagskleidung nicht um regionale und Bergbausymbole, mehr üblich gewesen. Man trug bei Vereinsnamen und Hinweise auf die feierlichen Anlässen „Zivil“. Kameradschaftlichkeit, bei älteren Fah- nen auch um Sinnsprüche. /SLO 2000/ Die bergmännische Festtagskleidung mancher Knappen- und Bergmannsver- Die aktuelle Fahne unseres Knappen- eine wird oft unterschiedlich bezeich- vereins stammt aus dem Jahre 1977. net, zum Teil als Uniform, Tracht, Auf ihr sind auf der einen Seite ein Kittel, Habit oder Ehrenkleid der Berg- Bergmann in Tracht und ein Hütten- leute. Tatsächlich ist zwar der Begriff mann in historischer Arbeitskleidung Uniform (= einheitliches Äußeres) abgebildet (s. Titelblatt) und auf der zutreffend, aber dieser Begriff mutet anderen Seite die Goslarer Kaiserpfalz. zu militärisch an und wird landläu- Diese Fahne hat die bis dahin benutzte fig verbunden mit befohlener Anzugs- ersetzt, die aus dem Jahre 1787 stammt ordnung, mit zur Verfügung gestellter und schon etwas altersschwach gewor- Kleidung und mit dem Tragen von den war. Auf ihr ist ein springendes Rangabzeichen. Das war bei bergmän- Pferd (das Wappentier der welfischen nischen Trachten nicht üblich. Fürstenhauses) zu sehen und Darstel- lungen von Szenen aus dem damaligen Es gab schon immer eine große Bergbau im Rammelsberg (s. Titel- Begriffsvielfalt, die sowohl regional als blatt). auch historisch unterschiedliche Wur- zeln hatte. Überdies wurden die Begrif- Aus heutiger Sicht erscheint es fe von Zeitungsredakteuren, Romanci- erstaunlich, dass sich auch die einfa- ers und anderen Außenstehenden nicht chen Bergleute den Luxus einer eige- sauber auseinander gehalten. Dem hat nen Bergmannstracht leisten konnten, 1934 die reichsweit geltende Vorschrift denn das war eine vergleichsweise des Preußischen Ministers für Wirt- teure Anschaffung. Bei den Trachten schaft und Arbeit ein Ende gesetzt. handelte es sich aber damals nicht wie /WIN 1934/, /HÖP 2013/ Hintergrund heute um eine zusätzliche Anschaf- und Ziel dieser Verordnung war aber fung zu einer ohnehin für festliche eigentlich, dass die nationalsozialisti- Anlässe vorhandenen Kleidung. Die sche Regierung Deutschlands in dieser Bergleute hatten nur diesen einen Fei- Zeit für alle Berufszweige, für die es

32 Abb. 2.5.b: Tracht mit Mooskappe, wie am Ram- melsberg üblich. Abbildung aus der Sammlung Heinrich Stöcker

Fortan galt als (Bergmanns-) Tracht, was die einfachen Bergleute zu feierli- Abb. 2.5.a: Tracht gemäß Verordnung chen Anlässen trugen. Definiert wurde des Reichsministers für Wirtschaft in der Verordnung, dass diese Tracht /WIN 1934/ zu bestehen hat aus einer einfachen, weit geschnittenen schwarzen Jacke möglich erschien, Uniformen verord- ohne jegliche Rang- und Dienstgrad- net hatte, um damit den Berufsstolz zu abzeichen aber mit Koller (Schulter- fördern. abdeckung). Dazu waren ein Chapeau

Abb. 2.5.c: Rammelsberger Bergleute, 1937 in Tracht auf dem Markt angetreten. Bild aus der Sammlung Hans Westphal

33 und Festen einen grünem „Schachthut“ (Mooskappe), einen schwarze Jacke mit Messingknöpfen, ein Arschleder, einen lackierten Gürtel mit Schloss, eine schwarze Hose und Stiefel (s. Abb. 2.5.b und c). /GZ 1891/

Abb. 2.5.d: Bergkittel gemäß Verord- nung des Reichsministers für Wirtschaft /WIN 1934/

(zylindrischer Hut ohne Krempe und ohne Schirm) mit stehendem Feder- busch, ein Arschleder mit Koppel- Abb. 2.5.e: Bergbauingenieur Emil schloss, schwarze lange Hosen und Kraume im Bergkittel, Auszeichnungs- schwarze Schuhe zu tragen. (s. Abb. veranstaltung ungefähr 1941. Foto aus 2.5.a) der Sammlung Heinrich Stöcker

Für die Knappen- und Bergmanns- vereine hatte die Bergmannstracht eine Als (Berg-)Kittel wurde definiert, mindestens ebenso große Bedeutung was die Steiger, Angestellten und wie die Fahnen. Festtagsuniformen, Beamten im Dienst tragen sollten. wie sie bei der Post, der Bahn oder Der Bergkittel hatte zu bestehen aus beim Militär üblich waren, wurden einer Jacke mit Rangabzeichen, einer den Bergleuten in der Regel nicht Schirmmütze, schwarzen Hosen und unentgeltlich von den Bergwerksbe- schwarzen Schuhen. Ausdrücklich treibern zur Verfügung gestellt, auch erwähnt wurde dabei, dass dazu kein nicht von den staatlichen Bergwerken. Arschleder zu tragen war. (s. Abb. Dafür hatte jeder selbst zu sorgen. Das 2.5.d und e) war auch am Rammelsberg der Fall. Die Rammelsberger Bergleute trugen (Berg-)Uniformen waren gemäß Ende des 19. Jahrhunderts bei Feiern oben genannter Verordnung das, was

34 Abb. 2.5.f: Uniform gemäß Verordnung des Reichsministers für Wirtschaft /WIN 1934/ die höheren Steiger, Angestellten und Abb. 2.5.g: Bergassessor Huber (bis in Beamten zu feierlichen Anlässen tra- die 1960er Jahre am Rammelsberg tätig gen sollten. Das waren eine frackähn- gewesen) in Uniform. 1937. Foto aus der liche Jacke mit Rangabzeichen, eine Sammlung Heinrich Stöcker darunter getragene weiße Weste, ein Chapeau mit wallendem Federbusch, großen finanziellen Aufwand für die ein Arschleder mit Koppelschloss, Anschaffung neuer Trachten, Kittel schwarze lange Hosen und schwarze und Uniformen und bestimmt in dem Schuhe. (s. Abb. 2.5.f, g und h) einen oder anderen Fall auch einer gewissen Antipathie gegen die von Die 1934er Verordnung war deutsch- den Nationalsozialisten bei Festum- landweit verbindlich. Durchgesetzt zügen, Aufmärschen und feierlichen hat sie sich allerdings nur zum Teil. Anlässen lieber gesehenen Uniformen Dafür war die Zeit bis zum Zweiten der SA, der Hitlerjugend und der Weltkrieg zu kurz. In vielen Berg- Deutschen Arbeitsfront. /LOM 1974/ baurevieren wurden nach wie vor die bis dahin gebräuchlichen Trachten, Am Rammelsberg und in vielen Kittel und Uniformen getragen. Das anderen Erzbergbaurevieren waren wird dem im Bergbau häufig zu beob- schon vor 1934 für die einfachen Berg- achtenden Festhalten an bewährten leute bei feierlichen Anlässen einfache Traditionen zuzuschreiben sein, dem schwarze Jacken mit einer zusätzli-

35 Abb. 2.5.h: Rammelsberger Bergwerksleitung in Uniform. (v.l.n.r.: Hans-Hermann von Scotti, Paul-Ferdinand Hast, Friedrich Seume und Arnold Lenk). 1937. Foto aus der Sammlung Hans Westphal chen Schulterabdeckung üblich. Sie hatten eine doppelte Knopfleiste, die bis zum Kinn reicht. Dazu getragen wurden allerdings kein Chapeau, son-

Abb. 2.5.j: Atelierfoto eines jungen Abb. 2.5.i: Goslarer Bergmann mit Goslarer Bergmanns mit Tracht und Mooskappe, Foto aus der Sammlung Mooskappe, aus der Sammlung Heinrich Hans Westphal Stöcker

36 dern die schon erwähnte Mooskappe. Innen haben diese Mooskappen ein Das war eine Besonderheit und aus Futter aus Stoff, damit sie angenehmer der untertage getragenen Arbeitsklei- zu tragen sind (Auskünfte von Heinrich dung entstanden. In niedrigen Gru- Stöcker). benhohlräumen tritt immer wieder das Problem auf, mit dem Kopf an die Zu den ab 1933 in großem Stil in Firste zu stoßen und sich dadurch Ver- Goslar und in den anderen deutschen letzungen zuzuziehen (s. Abb. 2.5.b, Bergbaurevieren wieder eingeführ- c, i, j und m). ten bergmännischen Aufmärschen bei Bergdankfesten und anderen Festen, Die derben grünen Filzhüte, die im zum Beispiel am Ersten Mai, wünsch- Rammelsberg untertage üblich waren, te die nationalsozialistische Staatsfüh- hatten keine Krempen, denn die wären rung eine große Beteiligung. Zum Teil in engen Räumen eher hinderlich gewe- wurde die Anwesenheit der kompletten sen. Sie bestanden nur aus grünem, Belegschaften in Tracht gefordert – in etwa sechs bis acht Millimeter dickem Goslar sogar recht nachdrücklich. Dem Filz. Schon Heinrich Heine schreibt ist die Belegschaft zum großen Teil von kleinen randlosen grünen Filzhü- gefolgt. In diesem Zusammenhang sind ten, die die Goslarer Bergleute getra- in den 1930er Jahren für die Rammels- gen hätten. /HEI 1826/ Davon berich- tete auch Hans Westphal, der 1937 am Rammelsberg angelegt worden war. Zu dieser Zeit sollen nach seiner Aussage noch viele alte Bergleute Mooskappe und Arschleder getragen haben. /WES 1994/

Die letzten Rammelsberger Berg- leute, die bei ihrer Arbeit unter Tage Mooskappen getragen hatten, sind in den 1970er Jahre in den Ruhestand gegangen. Zu dieser Zeit waren aller- dings schon Plastikhelme vorgeschrie- ben. Die trugen die Betreffenden auch bei der Anfahrt, vor Ort dann aber doch wieder Mooskappen. Hergestellt und verkauft wurden die Filz-Mooskap- pen vom Goslarer Hutmachergeschäft Schirmer. Für festliche Anlässe gab es eine zweite Art von Mooskappen. Bei ihr wurde eine mehrere Meter lan- Abb. 2.5.k: Bergleuten 1955 auf dem ge Kordel so zusammen genäht, dass Ehrenhof. Foto aus der Sammlung Hans die typische Halbkugelform entstand. Westphal

37 berger Steiger auch die Bergkittel mit Deshalb hat 1953 ein im Ruhrgebiet den flachen Schirmmützen eingeführt gebildeter Arbeitskreis eine geänderte worden. /GZ 1982.02.22/ Norm empfohlen. Genannt wurde sie Neuer Bochumer Bergkittel. Dabei ist Diese Kittel sind in Goslar nach dem abweichend von der 1937er Verordnung Zweiten Weltkrieg neben den tradi- eine Kragengestaltung ausgewählt wor- tionellen Trachten getragen worden. den, die nicht mehr hoch geschlossen, Wetterlampen waren eigentlich in Gos- sondern dem Zeitgeschmack entspre- lar bei bergmännischen Festen nicht chend oben offen gestaltet war. Es gab typisch. Sie wurden aber zu besonderen dabei keinen Stehkragen mehr, sondern festlichen Anlässen benutzt, weil sie einen umgelegten Kragen. Unter dieser dekorativer und sicherer als die früher Jacke wurden ein weißes Hemd und dafür verwendeten offenen Öllampen eine schwarze Krawatte getragen. und Karbidlampen waren. Aufbewahrt wurden sie in der Besucherkaue (Aus- An diesem Neuen Bochumer Berg- künfte von Heinrich Stöcker, s. Abb. kittel orientierte sich letztlich auch 2.5.k). unser Knappenverein, als es darum ging, eine Uniform für seine Mitglieder Der Bergkittel, der doch eigentlich zu definieren. /WÄG 2005/ Das wurde als Dienstbekleidung für Steiger, Ange- 1968 in Vorbereitung der 1000-Jahr- stellte und Beamte im Bürodienst vor- feier notwendig, denn zu dieser Zeit gesehen war, wurde bei Festumzügen besaß noch kaum ein Rammelsberger und Feiern mehr und mehr auch von Bergmann einen eigenen Bergkittel. den Knappen bevorzugt. 1937 wur- Es wurden aber Bergleute gesucht, die de deshalb allen Bergleuten, Steigern, sich beim Festakt in der Kaiserpfalz Angestellten und Beamten das Tragen um die Gäste kümmerten, die Plätze von Bergkitteln zu festlichen Anlässen anwiesen und gegebenenfalls Lücken freigestellt. Den Bergleuten wurde die in den Sitzreihen füllten. Und diese Möglichkeit eingeräumt, im Bergkittel Bergleute sollten einen Bergmannskit- anzutreten, indem auch für sie ent- tel tragen. sprechende Kragenspiegel entworfen wurden. Sowohl Uniformen als auch Bergwerksdirektor Ernst Krause Trachten sind seitdem deutschlandweit schlug deshalb vor, in ausreichender nur noch selten zu sehen. Zahl Bergkittel von der einzigen damals mit der Anfertigung großer Stückzah- Der Stehkragen und die bis zum Kinn len befassten Schneiderei Henkel zu reichende Knopfreihe, die geschlossen beschaffen. Sie befand sich in Bielefeld zu tragen war, machten die Bergkittel und versorgte unter anderem das Ruhr- relativ unbequem. Gerade im Sommer gebiet. Die Rammelsberger Knappen wirkte sich das oft unangenehm aus, wollten jedoch keine Bergkittel aus denn sie mussten immer geschlossen dem Kohlebergbau. Ernst Krause trat getragen werden, wenn nicht ein unor- deshalb mit dieser Schneiderei in Kon- dentlicher Eindruck entstehen sollte. takt und entwarf mit ihr einen speziel-

38 • Steiger an der unteren Innenseite einen Winkel aus Sägezahnstickerei, • Fahrsteiger haben zusätzlich zu diesem Winkel zentral auf dem Kra- genspiegel ein Eichenlaubblatt, • Obersteiger zwei, • Diplomingenieure drei, • Bergassessoren und Bergräte vier, • Bergwerksdirektoren fünf und • der dienstranghöchste Bergmann des Harzes, der Oberbergamtsdirektor sechs Eichenlaubblätter. Höhere Dienstränge gab und gibt es im Harz nicht.

Eine wenig hervortretende Beson- derheit dieses Goslarer Bergkittels gegenüber denen aus anderen Berg- baurevieren ist die Farbe des Unter- grundes für das am Oberarm getragene Abb. 2.5.l: Uniform der Clausthaler Schlägel-und-Eisen-Symbol. Gewöhn- Bergschüler um 1910. Aus der Samm- lich ist das eine herzförmige Fläche aus lung Heinrich Stöcker schwarzem Samt. In Anlehnung an die bis dahin im Harz üblichen Trachten len Rammelsberger Bergkittel. Dabei und Kittel ist hierfür ein sehr dunkeles hatte er sich am Bergkittel der Claus­ Grün gewählt worden. thaler Bergschüler orientiert, allerdings mit modernem offenen Kragen. (s. Die zum Kittel gehörende Schirm- Abb. 2.5.l). mütze hat sich in Goslar nur teilweise durchgesetzt. Beim 1952 veranstalteten Wie schon bei der 1937er Verord- Bergfest wurden diese „flachen Müt- nung, unterscheiden sich diese heute zen“ als nicht angemessen kritisiert. Sie bei uns üblichen Bergkittel nur durch würden „künftig wieder verdrängt durch die Rangabzeichen. die grünen Schachthüte mit schwarz- gelbem Federbusch“. /GZ 1952.02.26/ • Die Kragenspiegel haben alle einen Gemeint waren die eigentlich zur Tracht glatt-schwarzen Untergrund, bei gehörenden Chapeaus, die heute in Gos- Bergleuten ohne besondere Dienst- lar von allen Bergleuten zum Bergkit- stellung und Funktion ohne Abzei- tel getragen werden. Üblich sind heute chen. allerdings schwarz-weiße Federbüsche. • Hauer tragen auf den Kragenspie- Diese Anzugsordnung hat sich bis zum geln ein kleines Schlägel-und-Eisen- Ende der 1970er Jahren im HKV durch- Symbol und gesetzt (s. Abb. 2.5.m).

39 Abb. 2.5.m: HKV-Kameraden im Bergkittel mit Chapeau. 2001. Dem HKV-Marsch- block vorweg marschierend Nicole Lux (trägt das Schlägel-und-Eisen-Symbol). In der Ersten Reihe v.l.n.r. Willi Wägeling, Pastor Reinhard Guischard und Bergwerks- direktor Jürgen Meier. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

Zu besonderen Anlässen, die den historischen Bezug besonders heraus stellen sollen, wird aber weiterhin zum Teil auch die Tracht getragen, auch mit Arschleder und Mooskappe (s. Abb. 2.5.n).

Auf Wunsch der HKV-Frauengruppe hat die Goslarer Volkskundlerin Ursula Vollbrecht Anfang der 1970er Jahre eine eigene Frauen-Tracht entworfen, die bis heute üblich geblieben ist. Sie besteht aus einer grünen Jacke, deren

Abb. 2.5.n: HKV-Kameraden mit Tracht und Mooskappe, v.l.n.r. Robert Brandt, Günther Müller und Horst Thielemann. 1996. Foto aus der Samm- lung Erna und Günther Müller

40 Abb. 2.5.o: Kameradinnen verschiedener Knappen- und Bergmannsvereine. Son- dershausen. 2003. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

Schnitt dem des Bergkittels ähnelt, und Beerdigungen und Totenehrungen allerdings keine Kragenspiegel hat. begangen, welche Lieder gesungen und Dazu wird ein schwarzer Rock getra- welche Musikstücke zu welchen Anläs- gen. Genäht wurden diese Jacken von sen gespielt wurden. Den Knappen- einem Schneider in Langelsheim. In und Bergmannsvereinsmitgliedern war anderen Knappen- und Bergmannsver- es wichtig, sich darauf verlassen zu einen sind diese Jacken auch üblich können, dass auch zukünftig Bergdank- geworden, allerdings in anderen Far- feste stattfinden, wie sie es gewohnt ben (s. Abb. 2.5.o). sind. Sie wollten sich darauf verlassen können, was sie bei den Bergdankfes- 2.6 Bewahrung bergmänni- ten erwartet. scher Traditionen Die dafür notwendige Organisation Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich bedurfte einer langen und intensiven in den Knappen- und Bergmannsver- Vorbereitung. Genehmigungen muss- einen eine Tradition entwickelt, die zu ten eingeholt und die Finanzierung dieser Zeit als erhaltenswert betrach- sichergestellt werden, Verantwortliche tet wurde. Das betraf zum Beispiel benannt und mit der Zustimmung des die Art, wie Bergdankfeste, Jubiläen Vereins ausgestattet sein. Dafür war ein und Hochzeiten gefeiert, verdiente schematisches Vorgehen nach bewähr- Vereinsmitglieder und Förderer geehrt ten Mustern vorteilhaft. Die Knappen-

41 und Bergmannsvereine hatten sich auch Wichtiger ist deshalb die Konservie- seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht rung der Kultur von festlichen Umzü- mehr so stark der Bildung und Wei- gen geworden. Sie wirkt als regionale terentwicklung der bergmännischen Besonderheit und Teil der Kultur der Kultur gewidmet als vielmehr ihrer betreffenden Städte oder Gegenden Bewahrung. Dieser Trend verstärkte Identifikation stiftend. Die markante sich bis zur Mitte des 20. Jahrhun- äußere Form bietet die Möglichkeit zu derts, bis er schließlich im Mittelpunkt einzigartigen Festen und Feierlichkeiten des Vereinslebens stand. Unterbrochen und wurde in den letzten Jahrzehnten durch die Verbote während der Zeit die eigentliche Bestimmung der Vereine. des Nationalsozialismus, setzte sich Sie tragen dazu bei, ihre Region unver- dieser Trend auch nach dem Zweiten wechselbar und lebenswert zu machen Weltkrieg fort. und dazu, das Wissen um die regionalen Wurzeln und ihre Herkunft zu bewah- Der Ablauf der Goslarer Bergdank- ren. Das bekommt in Zeiten der Glo- feste war im Laufe der Zeit ausge- balisierung, weltweiten Vernetzung und reift und wurde von den Bergleuten größer werdenden persönlichen Freiheit allgemein befürwortet. Dazu gehörte bei der Wahl des Wohn- und Arbeits- die Art, wie beim Festumzug mar- orts eine zunehmende Bedeutung und schiert wurde, auf welchen Straßen ist auch einer der wichtigsten Gründe, sich der Festumzug bewegte, welche warum sich Goslar so bewusst für die Fahnen, Symbole, Transparente und Erhaltung seiner bergbaulichen Denk- so weiter getragen wurden und in male eingesetzt hat. welchen Gaststätten die Festsitzun- gen und die geselligen Abendveran- 2.7 Denkmalpflege, Schau- staltungen stattfanden. Zum Bestand bergwerke, Bergbaumuseen der gesungenen Lieder und gespielten Musikstücke kamen kaum noch neue Beginnend in den 1930er und 1940er hinzu. Jahren, besonders aber nach dem Zwei- ten Weltkrieg, veränderte sich der Berg- Für unseren Knappenverein hat bau grundlegend. Der durchgreifende sich allerdings, wie auch für fast alle technisch-organisatorische Wandel der anderen der heutigen Knappen- und Bergwerke, besonders die Mechanisie- Bergmannsvereine, der ursprüngliche rungen und Rationalisierungen ließen Sinn der Traditionspflege grundlegend viele althergebrachte Techniken über- gewandelt. Es gibt keine heranwach- flüssig werden. Dazu kam, dass in den sende Bergleutegeneration mehr, der 1950er Jahren mehr und mehr Berg- die althergebrachten Handlungsmuster, werke geschlossen werden mussten. Überzeugungen und Glaubensvorstel- Die Sachzeugen der für viele Regionen lungen übergeben werden könnten und bestimmend gewesenen Bergbauge- es gestaltet sich zunehmend schwie- schichte drohten verloren zu gehen. riger, andere Gruppen der modernen Sie rückten in das Visier von Museen Gesellschaft zu erreichen. und Denkmalpflegern.

42 Die Sachzeugensammlung, -bewah- Oft haben die Erben dieser Erinne- rung, -erforschung und ihre öffentliche rungsstücke und Sammlungen, soweit Präsentation wurden aber auch von sie nicht selber Bergmann geworden Knappen- und Bergmannsvereinen als sind, keine Verbindung zu den Objek- Aufgabe erkannt. Sie gründeten viele ten und Sammlungen und sind auch Bergbaumuseen und Schaubergwerke, nicht am ideellen Wert interessiert. die sie in der Regel auch selber ein- Aus dieser Situation heraus entstand gerichtet haben und seitdem betrei- unter den Bergleuten der Wunsch, ein ben. Das Zentrum des Interesses waren Museum zu gründen, um darin diese meistens wertvolle historische Gebäu- Sammlungen in angemessener Form de, untertägige Bergwerksanlagen oder ausstellen zu können. Maschinen, die mit Einstellung des Bergwerksbetriebs verloren zu gehen 3 Vorgeschichte des Harzer drohten. Am Rammelsberg wurde von Knappenvereins den Bergleuten der Röderstollen mit seinen Wasserrädern als unbedingt Im Verhältnis zu den meisten ande- erhaltenswert eingeschätzt. ren Knappen- und Bergmannsver- einen ist unseres Harzer Knappen- Parallel dazu haben viele Bergleute vereins ungewöhnlich jung. Seine Gegenstände aus ihrem Arbeitsleben Vorgeschichte ist dagegen viel älter aufgehoben, die sie selber jahrelang als die der anderen Vereine. Sie hat- benutzt hatten und die nun nicht mehr te eigentlich schon im Mittelalter gebraucht wurden. Sie dienten Ihnen als mit der Rammelsberger Johannis- Erinnerungsstücke. Dazu zählten zum Bruderschaft begonnen. Wie kam es Beispiel Untertage-Lampen, Gezähe nun dazu, dass der HKV erst so spät (Werkzeuge) und Teile davon, Helme gegründet worden ist? und Arbeitssachen, aber auch schriftli- che Unterlagen, Fotos, Medaillen und Viele Knappen- und Bergmannsver- Orden, Uniformen, Kittel und Trachten eine waren ja, wie schon beschrieben, und Teile davon, Mineralien, Fossilien entstanden, wenn sich die Eigentümer und mineralogisch-geologische Beleg- der Bergwerke nicht ausreichend um stücke aus der Lagerstätte. die soziale Absicherung ihrer Berg- leute gekümmert hatten. Das war Neben Objekten aus dem eigenen offensichtlich auch in Goslar in der Berufsleben gehörten dazu auch Erb- Frühphase des Rammelsberger Berg- stücke und Schenkungen von ehema- baus der Fall, die bis zu der Zeit ligen Bergleuten oder von befreunde- der großen Pestepidemien und dem ten Familien, in denen ein Bergmann damit verbundenen Zusammenbruch verstorben war. Besonders interessante des Rammelsberger Bergbaus im 14. Stücke wurden sogar Gegenstand von Jahrhundert währte. Hier war folge- Auktionen. Aus einzelnen Objekten richtig die Goslarer Johannis-Bru- entstanden oft wertvolle und umfang- derschaft gegründet worden, wenn reiche Sammlungen. man so will, ein Vorläufer unseres

43 Knappenvereins. Im Verhältnis zum In den Archiven sind Urkunden Rammelsberg sind die anderen Berg- gefunden worden, die Einzahlungen werksbetriebe Mitteleuropas erst spä- von sogenannten „Büchsengeldern“ ter so groß geworden, dass auch sie „in de bussen“ betreffen. Der älteste die damit verbundenen sozialen Pro- schriftliche Nachweis über die Ein- bleme in Form von Knappschaftskas- zahlung stammt aus dem Jahr 1409. sen lösen mussten. Aus dem Jahr 1532 ist sogar eine erste verbindliche Vorschrift erhalten Goslars Knappschaft ist unter ande- geblieben. Darin regelt der Rat der rem berühmt geworden, weil die Ram- Stadt Goslar die Zahlungsmodalitäten. melsberger Bergleute wahrscheinlich Wer nicht zahlte, durfte nicht arbeiten. die ersten in der Welt waren, die eine Spätestens seit dem 16. Jahrhundert Organisation gegründet hatten für die war es im Harz schon üblich, dass gegenseitige finanzielle Unterstüt- neben den Bergleuten sowohl der Lan- zung im Falle von Erwerbsunfähig- desherr als auch die Grubeneigentümer keit. Bereits 1260 hatte der Hildes- in die Knappschaftskasse einzahlten. heimer Bischof Johann I. von Brakel /RIE 2013/ die Rechtmäßigkeit dieser „Sankt Johannis Bruderschaft am Rammels- 1538 ist vom Rat der Stadt Goslar berg bei Goslar“ bestätigt. Das betref- die erste Knappschaftsordnung verfasst fende Schreiben gilt heute als die worden. Sie betrifft die Einzahlung des älteste bekannte Urkunde für eine Büchsengeldes und die Zuwendungen Bergmannsvereinigung dieser Art. für Verunfallte. Für die Pflege von Kranken stellte der Rat der Stadt Goslar ein Gebäude zur Verfügung. Es befand sich neben der Klauskapelle und war speziell für die Aufnahme von Knappen eingerichtet worden. /MAR 2001/

Nach der Wiederaufnahme des Ram- melsberger Bergbaus im 15. Jahrhun- dert, besonders aber seit Mitte des 16. Jahrhunderts, befanden sich etwa die Hälfte der Rammelsberger Gruben nicht mehr in Privateigentum, sondern in der Hand des Landesherren. Die Knapp- schaftsangelegenheiten dieser Gruben waren nun Aufgabe von Beamten der landesherrlichen Bergbauverwaltung. Abb. 3: Urkunde Bergbruderschaft der Der andere Teil der Rammelsberger Rammelsberger Bergleute. 1260. Abbil- Gruben gehörte Bürgern der Stadt Gos- dung aus der Ausstellung „Auf breiten lar, wurde aber von der Stadt verwaltet, Schultern. 750 Jahre Knappschaft“ so dass auch diese Gruben nicht mehr

44 als privat geführt betrachtet werden was die bergmännischen Feste betraf, können. Ihre Knappschaftsangelegen- in den Händen des Bergamts und der heiten lagen im Aufgabenbereich der Rammelsberger Bergwerksdirektion. städtischen Beamten. Sie wurden gemeinsam mit der Gosla- rer Kirchengemeinde (dem Pastor der Die Aufgaben der sozialen Absiche- Frankenberger Kirche) und mit dem rung der Bergleute übernahm die Unter- Goslarer Bergamt organisierte. Auch harzer Knappschaftskasse. Sie wurde hierfür war bis zu den 1960er Jahren mehr und mehr dem Goslarer Bergamt kein Knappenverein notwendig. Die unterstellt und hatte damit schon bald bergmännischen Feste bildeten aber ihre Unabhängigkeit verloren. Beson- die direkt auf die Gründung des HKV ders ab Mitte des 17. Jahrhunderts und zu laufende Traditionslinie, denn als in den folgenden Jahrhunderten war sich die Bergwerksdirektion hierfür sie ein fester Bestandteil der Buch- nicht mehr zuständig fühlte, wurde führung des Bergamts. Das Bergamt unser Knappenverein ins Leben geru- ernannte den Kassenschreiber (-leiter), fen. übernahm das Eintreiben der Beiträge selber und legte die Höhe der Beiträge Es gab aber neben und vor unserem fest, die die Bergleute nun entsprechend Knappenverein andere bergmännische ihres Verdienstes zu zahlen hatten. Es Vereine, insbesondere Musikvereine. kann deshalb am Rammelsberg schon Die bergmännische Musikkultur und für diese Zeit nicht mehr von einer -tradition wurden nämlich nicht als selbst organisierten Knappschaftskasse Aufgabe des Goslarer Bergamts oder gesprochen werden. Aber die soziale der Rammelsberger Bergwerksdirekti- Absicherung der Bergleute funktionier- on betrachtet. Im 19. Jahrhundert grün- te und es bestand deshalb damals keine deten die Rammelsberger Bergleute Notwendigkeit, die Johannis-Bruder- eine ganze Reihe von Musikvereinen. schaft wieder aufleben zu lassen oder Diese Traditionslinie mündete zum Teil einen Knappenverein zu gründen. direkt in die HKV-Gründung.

Ende des 19. Jahrhunderts gingen 3.1 Andere Goslarer Vereine die Aufgaben der Unterharzer Knapp- mit bergmännischer Ausrich- schaftskasse an die neu gegründete tung staatliche Knappschaftskasse über, die eine der staatlichen Sozialversicherun- Vor der Gründung unseres Knap- gen war, nun allgemein durch die Bis- penvereins gab es in Goslar schon marckschen Gesetzen gefordert. Ein andere Vereine, deren Mitglieder aus- Knappenverein war für die sozialen schließlich oder vorrangig Rammels- Belange der Rammelsberger Bergleute berger Bergleute waren, und die sich weiterhin nicht notwendig. mit der Pflege bergmännischer Traditi- onen beschäftigt haben. Diese Vereine Auch die Pflege der bergmännischen haben sich vor allem der bergmänni- Kultur und Tradition lag in Goslar, schen Musik gewidmet und sind zum

45 bei den Bergdankfesten des HKV sehr oft dabei. Die Bergmännische Lieder- tafel Glück auf scheint ursprünglich im Wettstreit mit der Bergmännischen Liedertafel Constantia gestanden zu haben und wurde nicht direkt vom Bergwerk unterstützt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg haben beide Vereine ihre Fehde beigelegt und sich schließ- Abb. 3.1.a: Liedertafel Glückauf lich sogar zusammengeschlossen (s. Abb. 3.1.i). Den altersbedingten Rück- gang der Mitgliederzahl konnte der neu gebildete Verein Constantia-Glückauf aber trotzdem nicht aufhalten (Hinwei- se von Rolf Gerlach).

Abb. 3.1.b: Liedertafel Constantia

Teil noch heute aktiv. Hervorzuheben sind das 1838 gegründete Rammelsber- ger Bergmusikkorps, den ebenfalls in Abb. 3.1.c: Gesangverein Glückauf- der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Constantia. 1952. Foto aus der Samm- gegründeten Rammelsberger Hörner- lung Hans Westphal zug und die beiden Bergmännischen Liedertafeln (Gesangvereine) Glückauf und Constantia (letztere ist 1847 ent- Andere Goslarer Gesangvereine hat- standen, s. Abb. 3.1.a und b).). Darüber ten nicht diese enge Konzentration auf hinaus gab es auch in den anderen Gos- den Bergbau. Ihre Mitglieder stamm- larer Gesangvereinen viele Bergleute, ten größtenteils aus anderen Bevöl- zum Beispiel in den Vereinen Frohsinn, kerungsschichten und Berufsgruppen. Arion und Juventa (1846, 1867 und Viele waren in der Zeit der Grün- 1877 entstanden). dung des Deutschen Reichs entstanden und dementsprechend monarchistisch Die Bergmännische Liedertafel geprägt. Der 1877 gegründete Män- Constantia war 1847 von fünfzehn nergesangverein Juventa Goslar e.V. Rammelsberger Bergleuten gegründet verstand sich offensichtlich als libera- worden. Sie stand dem Erzbergwerk les Gegenstück zu den sonst vor allem Rammelsberg immer sehr nahe, wur- kaisertreuen Goslarer Gesangvereinen de von ihm unterstützt und war auch (Hinweise von Rolf Gerlach). Die Neue

46 mannskapelle Deutschlands. Im Laufe der Zeit hat sich der Name häufig geän- dert: Bläserverein des Erzbergwerks Rammelsberg, Bergkapelle, Musikzug des NSKK-Staffel (Nationalsozialisti- sches Kraftfahrerkorps) und schließ- lich Rammelsberger Bergmusikkorps. Ursprünglich gehörten zwanzig Berg- leute dazu. Die ersten Musikinstrumen- te und Uniformen waren unter großem Abb. 3.1.d: Rammelsberger Bergmusik- persönlichem Engagement der Musiker korps um 1908. Foto aus der Sammlung angeschafft worden, ohne finanzielle Hans Westphal Unterstützung durch das Bergwerk. Die Übungsstunden fanden damals noch in Liedertafel Goslar hatte sich 1882 aus den Privatwohnungen der Mitglieder der seit den 1860er Jahren bestehenden statt. Turner-Liedertafel des weiterhin eng befreundeten MTV (Männerturnverein Goslar) umgebildet. /GIE 2013/

Für die bergmännische Kultur Gos- lars sind die Musikkapellen mindestens ebenso bedeutsam wie die Gesangsver- eine. Die Geschichte all dieser Vereine ist überaus wechselhaft. Der wichtigste ist das 1838 gegründete Rammelsber- ger Bergmusikkorps. Es handelt es sich Abb. 3.1.f: Rammelsberger Bergmusik- hierbei übrigens um die älteste Berg- korps. 1955. Foto aus der Sammlung Hans Westphal

Höhepunkte der Vereinsgeschichte des Bergmusikkorps waren 1862 und 1863 die Beteiligung an den Empfän- gen der hannoverschen Königsfamilie in Goslar. 1869 führte das Bergmusik- korps den großen Festumzug des ersten in Goslar gefeierten Knappschaftsfests an. 1875 war es dabei, als Kaiser Wil- helm I. nach Goslar kam und 1886 Abb. 3.1.e: Rammelsberger Bergmu- Prinz Albrecht von Preußen. 1933 fei- sikkorps um 1935 auf dem Marktplatz erte es auf der Bleiche seine 95-Jahr- bei der DAF-Fahnenweihe. Foto aus der Feier und war in den 1930er Jahren Sammlung Hans Westphal bei fast allen bergmännischen und vie-

47 Abb. 3.1.g: Rammelsberger Bergmusikkorps. 1983 im Lindenhof beim Bergdankfest len anderen Festen in und um Goslar /MÜL 1978/ Bis heute ist es aktiv dabei. 1944 musste es seine Aktivitäten und hat berechtigte Hoffnungen in der wegen kriegsbedingten Mitgliederman- näheren Zukunft einen kräftigen Zulauf gels einstellen, wurde aber bereits 1946 junger Musiker zu bekommen (s. Abb. wieder belebt. Die Übungsstunden fan- 3.1.d bis j). den nun in der „Alten Münze“ statt. Die seit 1948 wieder gefeierten Berg- Der Rammelsberger Hörner- und dank- und Knappschaftsfeste fanden Fanfarenzug, ursprünglich Goslarer wie vor dem Krieg unter Beteiligung Berghornisten genannt und schon 1849 des Bergmusikkorps statt. /VOL 1974/, beim Berggelage dabei gewesen /BOR

Abb. 3.1.h: Rammels- berger Bergmusikkorps. 1997 in der Lohnhalle Rammelsberg beim Internationalen Berg- mannswandertag. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller

48 Abb. 3.1.i: Rammels- berger Bergmusikkorps. 2005 in der Franken- berger Kirche beim Bergdankgottesdienst. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

1934b/, war ursprünglich auch ein rei- waren Mitglieder in mehreren Sport- ner Bergmannsverein. Er hat regelmä- vereinen. Zu erwähnen ist vor allem ßig die bergmännischen Festumzüge, der 1849 gegründete MTV (anfangs besonders aber die Goslarer Bergdank- noch ohne Bergleute) aber auch einige feste begleitet. 1964 traten seine Mit- kleinere Sportvereine, von denen aber glieder dem HKV bei und bildete damit fast alle, abgesehen vom MTV, im in der ersten Zeit den größten Teil der Zusammenhang mit dem allgemeinen HKV-Mitglieder (s. Kap. Hörner- und Verbot „wilder Sportvereine“ 1933 ihre Fanfarenzug). Aktivitäten einstellten mussten. Soweit die Betroffenen Belegschaftsmitglieder Ende des 19. Jahrhunderts trieben vie- waren, veranlasste die Werkleitung den le Rammelsberger Bergleute Sport. Sie Anschluss dieser Sportler an den MTV.

Abb. 3.1.j: Rammelsberger Bergmusikkorps 2013 beim Goslarer Kahnteichfest. Foto Peter Eichhorn

49 Abb. 3.1.k: Rammels- berger Bergmusikkorps mit jungen Nachwuchs- musikern 2013 bei einem gemeinsamen Auftritt anlässlich des Weihnachtlichen Ram- melsbergs in der Schlos- serei. Foto Jens Fricke

Der hatte sich rechtzeitig gleichschal- Neben den Sport- und Musikvereinen ten lassen. haben einige der Goslarer Bergleute in der „Großen Karnevalsgesellschaft Neben den Goslarer Sportvereinen Goslar e. V.“ (GKG) aktiv mitgewirkt. gab es die sogenannte Sportriege der In Goslar gab es zwar seit Anfang Unterharzer Berg- und Hüttenwerke. der 1950er Jahre mit der Bergmänni- 1937 zählten dazu 13 Sparten, unter schen Rosenmontagsfeier bereits eine anderem für Boxen, Schwerathletik, gut eingeführte Tradition. Einigen zu Skilauf und Kleinkaliberschießen. 1938 dieser Zeit nach Goslar gekommenen war die Sparte Fußball dazu gekom- Rheinländern ging sie aber nicht weit men. genug. Sie gründeten deshalb Anfang Januar 1951 im Goslarer Hotel Golde- Nach dem Zweiten Weltkrieg war ne Krone eine „Rheinländische Verei- die Betriebssportriege jedoch nicht nigung“, allerdings ohne unmittelbaren mehr aktiv geworden. Die ehemaligen Bergbaubezug. Seit März 1951 heißt Mitglieder und andere sportbegeisterte sie GKG und veranstaltet seitdem all- Belegschaftsmitglieder setzten stattdes- jährlich nach rheinländischem Vorbild sen auf dem Sportgelände der Goslarer eine Prunksitzung. Sie überstrahlt damit Eisenbahner ihr Training fort, 1948 die Rosenmontagsveranstaltungen der auch wieder mit ersten Wettkämpfen. Bergleute, auch wenn es nach wie vor Daraus ergaben sich jedoch organi- keinen Festumzug der GKG gibt. satorische Problem. 1955 gründeten sie deshalb den Sportverein Glückauf 3.2 Feste und Feiern der Rammelsberg e. V. (SVR) als Betriebs- Goslarer Bergleute bis zur sportverein. Alle Mitglieder arbeiteten Gründung des HKV im Rammelsberg, der den Verein auch finanziell unterstützte. Das Vereins- Bevor hier auf das typischste aller Logo wurde der Preussag-Adler. /BÄC Feste der Rammelsberger Bergleute, 1989/, /LIN 2005/ das Bergdankfest, eingegangen wird,

50 Abb. 3.2.a: Bergmännische Hochzeit der Familie Lux. Foto aus der Sammlung August Ambrosi soll ein kurzer Blick auf die vielfältigen Bei Trauerfeiern ist das bis heute anderen Goslarer bergmännischen Fes- üblich (s. Abb. 3.2.c). Der Umfang te und Feiern geworfen werden. Üblich hängt gewöhnlich von der zu begraben- war, dass bei Hochzeiten (s. Abb. 3.2.a den beziehungsweise zu betrauernden und b) und Begräbnissen von Bergleu- Person ab. Umzüge mir Musikbeglei- ten die Trauergäste ihre Tracht anlegten tung sind nicht mehr üblich. Auch wird und bergmännische Chöre sangen oder der Sarg nicht mehr von Bergleuten Musikkapellen spielten. getragen. Erhalten hat sich aber die Tradition einer Trauerwache am aufge- bahrten Sarg.

Weihnachtsfeiern sind, abgesehen von den kurz vor Weihnachten abge- haltenen Belegschaftsversammlungen, nicht von der gesamten Belegschaft gemeinsam begangen worden. Es wur- den aber kleine Weihnachtbäume mit nach untertage genommen und damit in den einzelnen Revieren gefeiert (s. Abb. 3.2.d und e).

Ein anderes traditionelles Fest der Rammelsberger Bergleute ist das auch Abb. 3.2.b: Bergmännische Hochzeit in anderen Bergbaurevieren übliche der Familie Elmar. Foto aus der Samm- Barbarafest. Eigentlich ist der Gedenk- lung August Ambrosi tag für die heilige Barbara der 4.

51 Abb. 3.2.c: Trauerwache beim Begräbnis von Theo Bzdock. 1985. Foto aus der Sammlung August Ambrosi

Dezember. In Goslar wird die Barbara- te. Über eine Barbarafeier, wie sie feier aber aus praktischen Gründen am in anderen Bergbaurevieren veranstal- ersten oder zweiten Dezemberwochen- tet wurde, ist für die Rammelsberger ende gefeiert. Knappen allerdings nichts überliefert. Die Barbarafeier unseres Knappenver- Die heilige Barbara gilt heute in fast eins wird erst seit 1977 veranstaltet (s. allen deutschsprachigen Bergbaurevie- Kap. Interne Feste). ren als wichtigste Schutzpatronin. Auch am Rammelsberg gab es ab 1473 eine Die Clausthaler Bergschüler hatten St.-Barbara-Bruderschaft der Bergleu- allerdings bereits 1775 eine Barbarafei-

Abb. 3.2.d: Weihnach- ten untertage im Ram- melsberg. Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker

52 Abb. 3.2.e: Weihnachten untertage im Rammels- berg. Helmut Rühe dirigierend. Foto aus der Sammlung August Ambrosi er durchgeführt. /KRA 2001/ Sie grün- sen Städten veranstaltet worden und deten 1922 den Verein der Clausthaler finden seit einigen Jahren dauerhaft Bergschüler (VCB), der diese Tradition in der Bergschule Clausthal statt. Als weiterführte. Aus dem VCB entstand dritte Veranstaltung dieser Art gab es in nach dem Zweiten Weltkrieg die RDB- Goslar im Hotel Achtermann seit 1949 Ortsgruppe Harz (Ring Deutscher den Barbaraball, veranstaltet für die Bergbauingenieure) mit Untergruppen Akademiker und leitenden Angestell- in Goslar, , Clausthal und Bad ten unter den Bergleuten Norddeutsch- Grund. Jede dieser Ortsgruppen veran- lands. Der Veranstaltungsort wurde vor staltete für ihre Mitglieder, besonders einigen Jahren nach Hildesheim ver- für die Steiger und ihre Frauen, alljähr- legt. Seit 2013 wird dieser Ball nicht lich Barbarafeste (s. Abb. 3.2.f). Dabei mehr veranstaltet. handelte es sich um Tanzveranstaltun- gen mit ausführlichem kulturellen Teil. Aus heutiger Sicht ist kaum nach- Sie sind nach der Zusammenlegung der zuvollziehen, wo die Grenze zwi- Goslarer, Clausthaler und Bad Grunder schen den rein bergmännischen und RDB-Ortsgruppen abwechselnd in die- den nichtbergmännischen Festen liegt,

Abb. 3.2.f: RDB-Barba- rafest des RDB Goslar. Foto aus der Sammlung Hans Westphal

53 zum Beispiel zwischen allgemeinen ob es sich bei einem über hundert Jah- Pfingstfesten und dem Bergmänni- ren zurückliegenden Goslarer Fest um schen Pfingstbier. Es gibt aber eine ein österliches Bergdankfest oder ein ganze Reihe von Festen, bei denen Bergmännisches Pfingstbier gehandelt ausschließlich Bergleute dabei waren hat, ob die Veranstalter aus organisa- und die ausschließlich für die Beleg- torischen Gründen eine Terminver- schaft des Erzbergwerks Rammelsberg schiebung vorgenommen hatten oder veranstaltet worden waren. ob das betreffende Fest überhaupt keine Bindung an einen kirchlichen Neben den schon erwähnten berg- Feiertag hatte, wie zum Beispiel die männischen Pfingst-, und Barbarafei- Mitte des 20. Jahrhunderts gefeierten ern gab es in Goslar eine Reihe von Bergfeste. immer wiederkehrenden bergmänni- schen Feiern, die zu festgesetzten Tagen Es gab für bergmännische Feste veranstaltet wurden. In der Literatur auch keine detaillierte Aktenführung, über den Rammelsberg und in seinen wie beispielsweise für technische, betrieblichen Unterlagen gibt es dafür organisatorische und wirtschaftliche kaum exakte Definitionen. Folgende Belange der Betriebsführung, oder für Begriffe sind oft in unterschiedlicher die Kassenführung und Organisation Bedeutung und verschiedener Schreib- der Sozialversicherung. Oft sind nicht weise verwendet worden: nachvollziehbare Angaben gemacht worden, vielfach in belletristischer Art • Bergmännische Aufwartung, gehalten, vermengt mit Märchen und • Berggelag(e), Sagen, verklärt und romantisierend • Bergmännische Fastnacht, geschrieben, nicht selten mit blumiger • Rosenmontagsumzug der Bergleute, Ausdrucksweise, die das Verständnis • Bergfest und der Kernaussage erschwert. In der • Bergdankfest. Regel sind diese Veröffentlichungen schöngeistiger oder religiöser Art. Vielfach bereitet auch die zeitliche Dazu kommt, dass die Verfasser sel- Zuordnung der Feste Probleme. Zum ten zu den Insidern des Rammelsber- Teil gab es in manchen Jahren in ger Bergwerksbetriebs gehörten und Goslar mehrere bergmännische Feste deshalb viele Zusammenhänge nicht ähnlichen Zuschnitts, die aber unter- kannten. schiedliche Hintergründe und unter- schiedliche Veranstalter hatten. Das Gerade die volkskundlichen Veröf- führte zu Verwechslungen. Erschwe- fentlichungen entbehren oft der eigent- rend kam hinzu, dass das Datum der lich gebotenen Sachlichkeit und Daten- kirchlichen Feiertage von Jahr zu Jahr recherche. Das betrifft besonders die um mehre Wochen differieren kann. euphorischen zeitgenössischen Darstel- Autoren, denen für ihre Recherche lungen, die möglicherweise unter dem nur wenig Zeit zur Verfügung stand, Eindruck der erlebten Feier entstanden konnten deshalb kaum einschätzen, sind. In vielen Fällen wurden diese

54 Texte später unkritisch übernommen. Rammelsberger Bergmusikkorps und Einige dieser Beschreibungen sind an in Form von Marschblöcken in Tracht Betriebsbeschreibungen angehängt gekleideter Bergleute. Das konnte bei worden, um den üblicherweise tech- Feiern zum Ersten Mai oder bei Schüt- niklastigen Texten eine soziale Kom- zenfesten der Fall sein. ponente und damit den Eindruck der Vollständigkeit zu geben. Das hat die- Zu den ureigensten Bergmannsfesten sen Aufsätzen eine gewisse Reputation gehörten hingegen seit Alters her die und scheinbare Glaubwürdigkeit ein- so genannten Bergmännischen Auf- gebracht. wartungen, auch Bergaufzüge genannt. Sie konnten Teil von Berggelagen und In Goslar hatte es im Gegensatz Bergfesten sein aber auch separat statt- zu den Oberharzer Bergstädten kein finden. Die Bergleute marschierten so starkes Übergewicht des bergmän- dabei in Tracht und in Marschforma- nischen Bevölkerungsanteils gegeben. tion und gewöhnlich mit Marschmusik Stattdessen waren im kulturellen Leben an den zu ehrenden Personen vorbei. Goslars oft Kaufleute und Handwer- Das Ziel der Bergaufzüge konnte zum ker tonangebend. Dementsprechend Beispiel das Bergamt sein (Gebäude waren die bergmännischen Bräuche am Markt, heute mit Glockenspiel). und Traditionen nicht immer und in Es gab auch Aufwartungen, mit denen jeder Hinsicht die beherrschenden. leitende Bergbeamte vor ihren Woh- Stattdessen waren dies die der Schüt- nungen geehrt wurden. Auswärtige zengesellschaft, der kaufmännischen hochgestellte Persönlichkeiten konnten Vereine, der Sport- und Gesangvereine, in dieser Art vom Bahnhof abgeholt der Garnisonen oder der politischen werden. Dann nahmen das Bergmusik- Organisationen. Das führte in manchen korps und die Marschblöcke der Berg- Jahren dazu, dass die bergmännischen leute dort Aufstellung und es wurden Feste und Feiern weniger in Erschei- Ansprachen gehalten. Bergmännische nung traten als andere und dass sie Aufwartungen sind in unregelmäßiger in der Öffentlichkeit nicht so vorder- Folge bis in die heutige Zeit veranstal- gründig wahrgenommen wurden. Zei- tet worden. tungen berichteten in manchen Jahren nur beiläufig von den Goslarer Berg- Berggelage waren groß angelegte dankfesten oder gar nicht, obwohl sie mehrtägige Feste, die von der Berg- offensichtlich stattgefunden hatten, wie werksdirektion veranstaltet und finan- sich aus Zeitungsartikeln späterer Jahre ziert wurden. In Goslar sind sie mög- schließen lässt. licherweise schon vor dem 30jährigen Krieg gefeiert worden. Das bislang Es gab in Goslar auch verschiedene älteste bekannte Berggelage fand am Feste, die eigentlich keinen Bezug zum 11. Mai 1678 statt. Weitere Bergge- Bergbau hatten, bei denen sich aber die lage fanden jeweils in der Pfingst- Rammelsberger Bergleute maßgeblich zeit oder eine Woche später (Trinita- beteiligt haben, zum Beispiel mit dem tis) statt. In der Literatur werden für

55 die Jahre 1685, 1745, 1751, 1760, Beim „Zuschlagen“ erzeugte die Prit- 1774, 1781, 1787, 1797, 1820, 1829 sche ein lautes Geräusch. Ebenfalls und 1849 Berggelage genannt. Diese als alte Sitte wurde 1849 beschrieben, Aufzählung ist aber wahrscheinlich dass der Zug von zwei Moos- und nicht vollständig. /BOR 1934a/, /VOL Heckenmännern begleitet wurde. Das 1974/ Aus dem Jahr 1751 ist sogar waren mit frischen Fichtenzweigen und eine Rechnung mit namentlicher Auf- Blättern verkleidete Bergleute. führung der mitfeiernden Bergleute erhalten geblieben. Demzufolge waren Am Markt übergaben der Zehntner damals an fünf aufeinander folgenden und der Oberbergmeister dem Festum- Tage 19 Fass Goslarsches Bier ausge- zug die Rammelsberger Bergmanns- schenkt worden. Fahne und ein Sponton (eine Art Helle- barde). Der Festumzug und beide Kapel- Das Berggelage des Jahres 1849 len marschierten nach dem Spielen von wurde am Sonnabend, dem 2. Juni am ein paar Musikstücken zum Klaustor. Abend mit einer Bergmännischen Auf- Dort ist noch eine Rede gehalten und wartung begonnen. Dabei marschier- der Festumzug anschließend aufgelöst te die Belegschaft mit angezündeten worden. Nachmittags und abends ist in Grubenlampen und in Begleitung des eigens dafür hergerichteten Teilen der Berghornistenkorps zu den Wohnungen übertägigen Bergwerksgebäude und in der obersten Bergbeamten. Am 3. Juni Zelten mit Essen, Bierausschank, Tanz ist vormittags ein Gottesdienst abge- und „Lustbarkeiten“ gefeiert worden. halten worden. Anschließend fand ein Dabei waren auch Ehefrauen und Kin- Tscherperessen unter freiem Himmel in der der Bergleute anwesend. Am Mon- der Friesenstraße statt und danach ein tag, dem 4. Juni und am Dienstag, dem Festumzug von der Klauskapelle zum 5. Juni wiederholte sich der Festablauf Zehnthaus am Markt, wo bereits das vom Sonntag noch einmal, wobei am Clausthaler Bergmusikkorps Aufstel- Dienstag statt des feierlichen Festum- lung genommen hatte. zugs ein Maskenzug veranstaltet wur- de. Das waren als „fremdländische 1849 wurde es bereits als alte Sitte Tänzergesellschaft verkleidete Berg- bezeichnet, dass dem Zug ein Prit- leute“. /BOR 1934a/ schenmeister in der Art eines karneva- listischen Zeremonienmeisters vorweg Das bergmännische Pfingstbier fand tanzt, der humorvolle Stehgreif-Verse in den Jahren statt, in denen kein Berg- über Personen und Zustände des Ram- gelage veranstaltet wurde. Es ist mögli- melsbergs vortrug. Er hatte eine Prit- cher Weise auch schon vor dem 30jäh- sche, mit der er lautstark „Schläge“ rigen Krieg gefeiert worden, bestimmt an unbotmäßige Personen verteilen aber seit der Mitte des 17. Jahrhun- konnte. Sie bestand aus einem Bündel derts. /VOL 1974/ In Goslar wurde schmaler Holzbrettchen, die so zusam- es „stets am Montage nach Trinitatis“ mengefügt waren, dass sie unterein- gefeiert, „an anderen Orten des Har- ander einen geringen Abstand hatten. zes“ dagegen nicht, sondern dort „nur

56 das allgemeine, welches um Fastnacht Überall in Deutschland wurden zum (gewöhnlich am Rosenmontag = Mon- Ersten Mai die Straßen geschmückt tag vor Aschermittwoch) stattfindet.“ und Aufmärsche veranstaltet. In Goslar /GZ 1874.06.06/ waren daran nicht nur Bergleute betei-

Feiern zum Ersten Mai blieben für Goslar eine kurze Episode, hatten aber verhältnismäßig große Ausmaße. Der Erste Mai ist ohnehin ein verhältnis- mäßig neuer Feiertag. Ursprünglich war er 1889 von der Gründungsver- sammlung der Zweiten Internatio- nale zum Gedenken an eine blutige Auseinandersetzung zwischen Strei- Abb. 3.2.g: Erster Mai in Goslar 1937. kenden und Polizei in Chicago zum Foto aus der Sammlung Hans Westphal „Protest- und Gedenktag“ ausgeru- fen worden. Seitdem wird er in aller ligt, sondern Betriebsbelegschaften Welt mit Demonstrationen begangen. vieler anderer Betriebe, besonders auch In Deutschland war er schon 1919 ein Abordnungen der SA, der SS, der DAF gesetzlicher Feiertag gewesen, danach (Deutsche Arbeitsfront, die nationalso- jedoch mehrere Jahre nicht mehr. Erst zialistische Nachfolgeorganisation der 1933 ist er hier wieder eingeführt wor- Gewerkschaften) und der Hitlerjugend. den. Er hieß nun allerdings „Feiertag Die Feierlichkeiten begannen in Gos- der nationalen Arbeit und ab 1934 lar jeweils am Abend des 30. April sogar „Nationaler Feiertag des deut- mit dem „Maisingen“. Am Ersten Mai schen Volkes“ und war ein bezahlter folgte das eigentliche Volksfest mit Feiertag. Als neuen Bezug bekam er Festumzug (s. Abb. 2.5.h) und Appell das „uralte germanische Brauchtum“ (s. Abb 3.2.g), Gesang und Tanz, Kin- zum Frühlingsbeginn und als Symbole derspielen, Schaustellern und Sport- den Maibaum und grüne Kränze. wettkämpfen.

Abb. 3.2.h: Fahnenwei- he in Goslar 1936. Foto aus der Sammlung Hans Westphal

57 In Goslar nahmen an diesen Feiern kotheken erreichten. Sie hatten aber von Jahr zu Jahr mehr Menschen teil. zusätzlich den Status eines Höhepunk- 1933 waren es 4.000 und 1939 10.000, tes im gesellschaftlichen Leben der wobei in den letzten Jahren viele Region. Veranstaltet wurden sie unter Abordnungen aus benachbarten Regi- anderem von der Stadtverwaltung, von onen dabei waren. Die uniformierten den Garnisonen, Feuerwehren, Schüt- Rammelsberger Bergleute marschier- zenvereinen, Sport- und Gesangverei- ten zum Ersten Mai unter Führung der nen. Beispielsweise war die Nachfrage Bergwerksdirektion und des Bergamtes nach Eintrittskarten für den jährlichen mit Blasmusik durch Goslar. Ziel war Ball des Goslarer Männergesangver- der Marktplatz. Dort trafen sie sich eins Juventa so groß, dass er in seinen mit den anderen Abordnungen zum besten Jahren auf jeweils drei Tage aus- Appell. Es wurden Reden gehalten gedehnt werden musste, jeden Abend und 1936 eine neue Fahne der DAF mit 700 bis 800 Gästen. Und es gab „geweiht“ (s. Abb. 3.2.h). Ab 1938 gab keinen Kartenverkauf an der Abend- es am Vorabend vom Ersten Mai einen kasse. Die Bälle zum Bergfest und zum Lichtermarsch der Bergleute, ebenfalls Bergdankfest gehörten in diese Reihe zum Markt. von Goslarer Festen (Auskünfte von Rolf Gerlach). Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gab es keine öffentlichen Für die letzten hundert Jahre vor der Feiern mehr. Auch 1945 und 1946 Gründung des HKV sind unter den waren die Lebensumstände noch nicht bergmännischen Festen Goslars vor wieder so gut, dass an Feiern dieser Art allem die Bergfeste und Bergdankfeste gedacht werden konnte. In den späten erwähnenswert. Beide werden in der 1940er Jahren waren die kriegsbeding- Literatur oft verwechselt. Zu der Ähn- ten Lücken der Bergwerksbelegschaft lichkeit der Namen kommt, dass zeit- wieder weitgehend aufgefüllt worden. weise bei beiden Festen Umzugswagen Vertriebene, Flüchtlinge, Jugendliche der Preussag AG verwendet wurden. ohne Arbeit und viele durch den Krieg Bei beiden Festen liefen Bergleute in Entwurzelte hatten im Rammelsberg einem Festumzug mit Marschmusik eine neue Arbeit und in Goslar eine durch die Stadt und beide begannen mit neue Heimat gefunden. einem bergmännischen Gottesdienst in der Frankenberger Kirche. Anfang der 1950er Jahre waren die „schlechten Jahre“ mit der damals typi- Das im Sommer veranstaltete Berg- schen ungenügenden Nahrungsmittel- fest war ein Betriebsfest und wurde versorgung so gut wie überwunden. vom Erzbergwerk Rammelsberg orga- Die Bevölkerung freute sich, endlich nisiert und geleitet, ohne dass sich wieder gut essen, leben und feiern die Bergleute oder ein Knappenver- zu können. In Goslar gab es in die- ein hätte eigenverantwortlich für die sen Jahren viele rauschende Feste, die Planung und Organisation einsetzen durchaus die Größe heutiger Großdis- müssen.

58 Das winterliche Bergdankfest digkeitsbereich war die Bezeichnung (Rosenmontag) war dagegen schon Bergfest üblich. eher eine Angelegenheit der Bergleute. Seine Organisation und Durchführung Bergfeste, auch Knappschaftsfes- wurde ihnen zum großen Teil vom te genannt, galten beim preußischen Werk überlassen. Das betraf beson- Bergfiskus als sinnvoll, weil sie den ders den karnevalistischen Umzug Bergwerksbelegschaften nicht nur zur und Teile der Festveranstaltung, denn Erholung und moralischen Stärkung das Fastnachtstreiben passte nicht zur dienten, sondern auch zur Festigung Würde und zum gewünschten äußeren des Gemeinschafts- und Zugehörig- Erscheinungsbild von Preussag AG, keitsgefühls. Sie wurden deshalb von Bergamt und Kirche. der preußischen Bergverwaltung als Betriebsfeste angeordnet, das heißt, 3.2.1 Bergfeste dass ihre Organisation und Finanzie- rung Aufgabe des betreffenden Berg- In Goslar wurden Bergfeste ab 1869 werks war, in Goslar also des Erzberg- gefeiert. Sie fanden, wie die bis dahin werks Rammelsberg beziehungswei- üblichen Bergmännischen Pfingstbie- se des Bergamts Goslar (kurz darauf re und Berggelage, am Wochenende umgewandelt in Berginspektion Gos- nach Pfingsten statt. Damit konnte an lar). die bestehende Tradition angeschlos- sen werden. Der Festablauf änderte Der Festablauf mit Gottesdienst und sich kaum. Die ausdrückliche Namens- Festumzug blieb davon kaum berührt. änderung hatte ihre Ursache in der Die Feiern und Tanzveranstaltungen geänderten politischen Situation. Das fanden allerdings im Gegensatz zu der Königreich Hannover war 1867 von davor üblichen Praxis nicht mehr auf Preußen auf militärischem Wege über- dem Werksgelände statt, sondern in nommen worden. Der Harzer Berg- öffentlichen Gaststätten vor dem Brei- bau unterstand danach der preußischen ten Tor, zum Beispiel in der „Klus“ Bergverwaltung und in deren Zustän- /GZ 1960.08.23/ oder „Im Beau Jar-

Abb. 3.2.1.a: Gastwirt- schaft Beau Jardin (Schöner Garten)

59 Abb. 3.2.1.b: Bergfest Umzugsbeginn an der Frankenberger Kirche um 1910. Foto aus der Sammlung August Ambrosi din“ (zeitweise auch „Schönen Garten“ gefeiert wird, in an anderen Orten genannt, s. Abb. 3.2.1.a). /BOR 1934a/ des Harzes dagegen nur das „allge- meine Bergfest“ gefeiert wird, das Über das Bergfest, das am 1. Juni zur Fastnacht, das heißt Montag vor 1874 gefeiert worden war („wie stets Aschermittwoch stattfindet. /GZ am Montag nach Trinitatis“) wurde 1874.06.06/ beschrieben, dass es nur in Goslar

Abb. 3.2.1.d: Bergfest Umzug mit Abb. 3.2.1.c: Bergfest Umzug mit hei- Modell des damaligen Stollenvorhauses liger Barbara um 1910. Foto aus der der Tagesförderstrecke, um 1910. Foto Sammlung August Ambrosi aus der Sammlung August Ambrosi

60 Ein Bergmann schilderte in der Gos- zwei Jahre Bergfeste statt, allerdings larschen Zeitung seinen Lebenslauf nur bis 1938, weil ab 1940 Feiern und dabei unter anderem seine Erinne- dieser Art kriegsbedingt unterbleiben rungen an das Bergfest, wie es in den mussten. 1880er Jahren gefeiert worden war. Die Bergleute sind morgens hinauf gelau- 1936 hatte sich der Ablauf des Berg- fen zum Breiten Weg. Das Fest wurde festes deutlich geändert. Beispielsweise „eingeschossen mit Kanonen und Rat- wurde es bereits am Freitag mit einem tenköppen“. Die Bergbehörde lieferte abendlichen Lichtermarsch eröffnet, das Pulver dazu. Um 9 Uhr begann bei dem die Belegschaft mit ihren Gru- der Marsch zur Frankenberger Kirche. benlampen zum Marktplatz marschier- Dem Gottesdienst folgte das gemein- te. Sonnabend begannen die Feierlich- same Frühstück und nachmittags eine keiten mit einem Bittgottesdienst in der Tanzveranstaltung im Marienbad (ehe- Klauskapelle. Anschließend marschier- maliges Kurhaus, am Nordhang des ten die Bergleute zum Marktplatz und Nordbergs gelegen, 1854 errichtet). nahmen dort vor einer Rednertribüne /GZ 1936.08.03/ Aufstellung. Redner waren unter ande- ren die Betriebsführer der Unterharzer Der Ende des 19. Jahrhunderts übli- Berg- und Hüttenwerke und der Gau- che Ablauf der Bergfeste wurde so amtsleiter. Es spielte das Rammelsber- geschildert: Zum Goslarer Bergfest ger Bergmusikkorps. Danach folgte ein gehörten ein „Gottesdienst in der Kir- Festumzug durch die Fischemäker-, che zum Frankenberge, ferner Böller- Adolf-Hitler-, Hindenburg-, Bäringer-, schüsse, Concert, Gesang und Tanz vor Frankenberger-, Forst- und Claustor- den Thoren der Stadt“. /HMH 1892/ straße. Zum Abschluss dieses Tages wurde ein gemütliches Beisammensein Die Hauptfeier wurde jeweils auf im Haus der deutschen Arbeit (bis 1933 einen Sonntag gelegt. Der folgende Gewerkschaftshaus, unter anderem mit Montag war arbeitsfrei. Dafür wurden dem Büro der SPD, nach dem zweiten kleinere Feiertage, wie Apostel- und Weltkrieg Gasthaus Ritter Ramm) ver- Marientage, „eingezogen“. Die Berg- anstaltet. feste wurden anfangs, wie zuvor die Pfingstbier-Feste, alljährlich gefeiert, Sonntagnachmittag wurde das eigent- nach 1880 allerdings nur noch alle zwei liche Fest gefeiert. Es fand auf der Jahre. Ab Mitte der 1920er Jahre ist der Bleiche statt und wurde in drei Abtei- Bergfesttermin auf ein Wochenende im lungen gefeiert, im Garten (dort mit Hochsommer verschoben worden. Das Bergmusikkorps und den Gesangver- war gewöhnlich das erste Wochenende einen „Constantia“ und „Glück auf“), im August. /VOL 1970/ Knappschafts- auf der Wiese unterhalb des Tierparks feste im alten Stil sind erst wieder ab (dort Zelt und Tanzfläche, vor allem für 1934 gefeiert worden, übrigens wieder die Kinder) und auf den Schießständen unter Beteiligung des Bergmusikkorps (dort nachmittags Preisschießen für die /VOL 1974/ Anschließend fanden alle Gefolgschaftsmitglieder). Ab 20 Uhr

61 folgte ein Ball im Saal, im Zelt und staltete alle zwei Jahre ein Bergfest. auf der Wiese. Den Abschluss bilde- /BER 1969/ Das 1948er Bergfest fand te ein Feuerwerk im Dörpketal. /GZ im Juni 1948 statt und wurde wieder 1936.07.31/ am Freitag mit einem Lichtermarsch begonnen. Neu war, dass die Feier auf dem Plateau in der Nähe des Malter- meister Turms veranstaltet wurde. Die Berglehrlinge hatte eigens dafür ein Plateau mit Tanzfläche hergerichtet, dort Tische, Bänke, Zelte und klei- ne Buden aufgebaut und am Eingang zu diesem Platz eine Ehrenpforte aus Fichtenzweigen. In der Mitte des Plat- Abb. 3.2.1.e: Lichtermarsch 1952. Foto zes stand auf einem steinernen Sockel aus der Sammlung Hans Westphal ein Bergmannssymbol.

1938 fand mit 5000 Berg- und Hüt- tenmännern das größte Bergfest statt, das es jemals in Goslar gegeben hat. Es begann ebenfalls wieder in der Nacht zum Samstag mit Lichtermarsch zum Marktplatz und Bergmusikkorps. Sonntagmittag traten auf dem Markt- platz Abordnungen aller Harzer Berg- und Hüttenwerke an. Es gab Reden vom Betriebsführer der Harzer Berg- und Hüttenwerke und vom stellvertre- Abb. 3.2.1.f: Hans Westphal mit seiner tenden Gauleiter Schmalz. Vom Markt Frau am Bergmannssymbol. Foto aus führte der Festumzug zur Goslarhalle der Sammlung Hans Westphal und nicht wie in den Jahren zuvor zu Ausflugslokalen. Es gab „Kinderbelus- Das 1948er Bergfest hatte nicht den tigungen“ auf dem Rasenplatz hinter Umfang wie das letzte vor dem Krieg, der Halle, abends eine Tanzveranstal- aber ein Anfang war gemacht. Die tung mit dem Musikkorps des Jägerba- Lage hatte sich noch nicht wieder nor- taillons Goslar und zum Abschluss ein malisiert. Nahrungsmittel waren noch Feuerwerk auf dem Kattenberg. /GZ knapp und wurden immer noch gegen 1938.08.01/ Versorgungsmarken verkauft. Sensa- tionell war für die damaligen Ver- 1946 waren die Verhältnisse auch hältnisse, dass die Bergwerksdirektion noch nicht für ein Bergfest geeignet. in größerer Menge sauer eingelegte Erst 1948 knüpfte die Bergwerkslei- Fische hatte besorgen können, was zu tung des Rammelsbergs wieder an die einem tumultartigen Gedränge führte. Vorkriegstraditionen an und veran- /WES 1994/

62 auf dem Marktplatz mit Konzert des Bergmusikkorps und Ansprachen vom Bergwerksdirektor, Betriebsratsvorsit- zendem und Oberbürgermeister. Dieses Mal führte der anschließende Festzug zum neu erbauten Schützenhaus am Osterfeld. Auf dem Osterfeld waren Zelte aufgebaut worden. Zusätzlich Abb. 3.2.1.g: Bergfest am Maltermeister fand eine Veranstaltung im großen Saal Turm. 1948. Foto aus der Sammlung des Schützenhauses statt. Neu war auch Hans Westphal die Auszahlung eines Festgeldes an die Invaliden. Am Sonntagmorgen fand Das 1950 veranstaltete Bergfest fand das traditionelle Tscherperfrühstück am ersten Augustwochenende statt, der Bergleute statt und nachmittags ein hatte 4000 Teilnehmer und begann Fest für die Kinder mit Veranstaltun- auch wieder Freitag mit einem Lich- gen. /GZ 1952.08.24/ termarsch. Samstagmittag traten die Bergleute auf dem Marktplatz an und Die Bergfeste in den Jahren 1954, marschierten mit Blasmusik zur Wald- 1956, 1958 und 1960 wurden nach gaststätte Bleiche. Dort war eigens dem gleichen Schema durchgeführt. dafür eine „Zeltstadt“ auf einem vier Das 1954er Fest diente gleichzeitig Morgen großen umzäunten Gartenge- als Einweihungsfeier der neu erbau- lände“ errichtet worden mit Unterhal- ten Erzaufbereitungsanlage Bollrich. tungsmöglichkeiten für die Kinder und Sonntag waren über 600 Kinder im ihre Eltern, Tanzflächen im Freien, Schützenhaus. /GZ 1954.08.16/, /GZ im Zelt und im Saal, drei Kapellen 1956.08.18/ mit Lautsprecherübertragung, sechs Schankgelegenheiten, vielen Verkaufs- In den 1950er Jahren zeichnete sich ständen und Schießbuden und Sitzge- bereits ein Trend ab, der sich in den fol- legenheiten unter den alten Bäumen. genden Jahren fortsetzen sollte. Anfang Ansprachen hielten der Betriebsrats- bis Mitte der 1950er Jahre standen die vorsitzende, der Bergwerksdirektor, der Zuschauer bei den Festumzügen dicht Oberbürgermeister und der Preussag gedrängt an den Straßen. Auf dem AG-Arbeitsdirektor. Es gab turnerische Festplatz herrschte viel Betrieb. Der Vorführungen der MTV-Riege und ein Zuspruch war auch bei Feiern anderer Kaffeestündchen. Sonntagnachmittag Vereine, zum Beispiel bei den Großver- fand die Nachfeier auf der Bleiche anstaltungen der Goslarer Männerge- statt, die besonders für die Jugend aus- sangvereine, aus heutiger Sicht riesig. gerichtet worden war. /GZ 1950.08.07/ Ende der 1950er Jahre war die Nach- frage nach Festen dieser Art allgemein 1952 gab es wieder ein Bergfest mit rückläufig. Einzig die Privilegierte Lichtermarsch am Freitagabend und Schützengesellschaft konnte mit ihrem am Samstag ein Treffen der Bergleute Schützenfest von Jahr zu Jahr zulegen.

63 Das Bergfest, das ebenfalls im Hoch- neuer Form wieder belebt worden und sommer veranstaltet wurde, konnte wird dort seitdem alljährlich Anfang dagegen nicht bestehen. Zu dicht lagen September gefeiert. In Goslar hat unser beide Feste terminlich beieinander und Bergbaumuseum ab 2007 alljährlich zu ähnlich war der Zuschnitt aus Sicht am UNESCO-Welterbetag ein Berg- der Goslarer Bevölkerung, als dass fest veranstaltet, bei dem unser Knap- beide in unverminderter Größe hätten penverein regelmäßig beteiligt war (s. weiter betrieben werden können. Die Kap. Weltkulturerbefeier und Neues Leitung des Erzbergwerks Rammels- Bergfest). berg hatte das erkannt und die Konse- quenz gezogen, sein Engagement zu 3.2.2 Bergdankfeste beenden. 1958 und 1960 waren schon keine Zelte mehr aufgebaut worden. Im Gegensatz zu den Bergfesten sind 1960 fand das letzte Goslarer Bergfest die zur Fastnachtszeit gefeierten Berg- statt. /WES 1994/ dankfeste sowohl in Goslar, als auch in Bad Grund und Clausthal ohne Unter- Kurz danach war auch die Berg- brechung weiter geführt worden. In festtradition in den anderen nieder- Clausthal wird es von der Bergschule sächsischen Bergstädten des Harzes (heute FWT), dem Ring Deutscher zu Ende gegangen. 1966 fand das letz- Bergingenieure und der TU Clausthal te Clausthaler Berg- und Hüttenfest veranstaltet. /LOM 1985/ In Bad Grund statt, nachdem absehbar war, dass auch war es bis 1989 vom Erzbergwerk die letzten beiden Hüttenbetriebe, die Grund (Preussag AG) veranstaltet wor- Frankenscharrnhütte in Clausthal und den und seitdem vom 1989 gegründe- die Silberhütte in Lautenthal, geschlos- ten Bergmannsverein. sen werden sollen. Der Clausthal-Zel- lerfelder Bergbau war ja bereits 1930 Die Rammelsberger Bergleute feiern eingestellt worden. In Bad Grund ist seit zwei Jahrhunderten in der Fast- das letzte Bergfest 1973 veranstaltet nachtszeit ein Bergdankfest. Im nieder- worden, obwohl das Grunder Bergwerk sächsischen Teil des Oberharzes ist die- noch bis 1992 weiter betrieben wurde. se Tradition sogar noch weitere zwei Jahrhunderte älter. Auch davor wird In den letzten 25 Jahren erfuhren die es bereits Fastnachtsbräuche gegeben Bergfeste eine Neuauflage. Allerdings haben, für die aber ein spezieller berg- waren nun nicht mehr Bergbau- und männischer Bezug nicht belegt ist. Hüttenbetriebe die Veranstalter, son- dern Museen und Schaubergwerke. In In Goslar gab es bereits 1440 ein Lautenthal gab es ab 1989 für einige „shoduvel lopen“ – wohl eine Vor- Jahre wieder ein Bergfest, veranstal- form des späteren Maskenlaufs, wie tet vom Lautenthaler Bergbaumuseum. er bei den Goslarer Bergdankfesten In St. Andreasberg ist das Bergfest üblich wurde. Allerdings fand er bereits 1990 durch die Arbeitsgruppe Histo- „Dinxdages vor Wynachten“ statt. rischer Bergbau Andreasberg e.V. in Dabei „de Bünge up de market kumpt“

64 - auf dem Marktplatz wurde mit einer zu verdanken war, wie die Oberhar- Trommel zum Tanz aufgespielt. Die zer Bergstädte. In Goslar hatte bereits ältesten überlieferten Aufzeichnungen mehr als fünfhundert Jahre zuvor der über Goslarer Fastnachtsbräuche stam- kontinuierliche Bergbau begonnen. men aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Deshalb scheint es hier keine direkte Damals wurden die Fastnachtsfeiern Übernahme der Bergfesttradition aus „Vastellaben“ – Fastnacht genannt mit dem Erzgebirge gegeben zu haben. einem „stekent nach der taffelrunde“ Stattdessen war eine eigene Tradition - Stechen (ein spielerischer Wettbe- entstanden, die Berggelage und das werb?) nach dem gemeinsamen Essen. bergmännische Pfingstbier. Offensichtlich hatten die Feiernden zu heftig gefeiert, denn es ist eine Rats- Das erste Goslarer Bergdankfest fand verordnung erhalten geblieben, nach 1801 statt. Es war vom Goslarer Ober- der „die Fastnachtsnarren durch die bergmeister Röder eingeführt worden, Knechte des Vogts angepackt und zu allerdings zu Ostern und nicht zur Loch geführet werden sollten“. /GZ Fastnacht. Röder wollte, dass es als 1961.01.30/ Dank gefeiert wird für das unfallfreie Löschen eines größeren Schachtbrands 1537 ist eine andere Frühform im Jahre 1800. Bei den Bergleuten hat beschrieben worden, der Lange Tanz. dieses neue Fest offensichtlich kei- Das soll eine Versöhnungsfeier zwi- nen großen Anklang gefunden. Jeden- schen den fränkischen Bergleuten und falls wollten sie stattdessen lieber das der niedersächsischen Bevölkerung schwungvollere bergmännische Fast- Goslars gewesen sein. /HIL 1954/ 1713 nachtsfest feiern, wie es im Oberharz war der Lange Tanz ausgeartet. „Bunte üblich war. Durch die vielfältigen Rauber“ (mit „a“), mit Überzügen aus Beziehungen zum Oberharzer Bergbau Stoff verkleidet, hatten sich bei Privat- und nicht zuletzt durch den personel- leuten mit Esserei versorgt („Heische- len Wechsel mancher Bergleute vom gänge“) und tagelang unmäßig „gesof- Ober- zum Unterharz werden ihnen die fen“. /HAR 1713/ lustigen Oberharzer Bergmanns-Fast- nachtsfeiern bekannt gewesen sein. Trotz der im Oberharz üblichen Bergdankfeste war in Goslar bis 1811 1811 hat der Rammelsberger Ober- zur Fastnachtszeit nur ein bergmän- bergmeister von Uslar beim Claust- nisch ausgerichteter Gottesdienst ohne haler Berghauptmann von Meding im besondere Bergdankfeier abgehalten Namen der Rammelsberger Bergleute worden. Es ist schwer einzuschätzen, den Antrag gestellt, dass in Goslar warum das am Rosenmontag im Ober- statt des österlichen ein Fastnachts- harz gefeierte Bergdankfest in Gos- bergdankfest nach Art des Oberharzes lar erst so spät eingeführt worden ist. gefeiert werden dürfe. Im Antrag wur- Wahrscheinlich liegt es daran, dass de ausdrücklich erwähnt, dass das in die Gründung Goslars nicht einer Ein- Goslar bis dahin nicht üblich sei. Die wanderungswelle aus dem Erzgebirge Genehmigung wurde erteilt und gleich-

65 zeitig die Nichtteilnahme am Gottes- Bergleute“ abgesagt worden, weil kurz dienst unter Strafe (Zahlung von fünf zuvor der Bergmann Karl Henne töd- Mariengroschen) gestellt. lich verunglückt war und seine Beerdi- gung am Sonntag vor dem Rosenmon- Im Laufe des 19. Jahrhunderts tag stattfand. Deswegen gab es 1901 scheint das Fastnachtsbergdankfest in am Rosenmontag auch keine Musik Goslar, wie immer wieder geschil- beim Kirchgang, wie sonst üblich. /GZ dert wird, alljährlich gefeiert worden 1901.01.18/ zu sein. Beispielsweise gab es 1891 am Sonntagabend vor Rosenmontag In der Goslarschen Zeitung ist nur eine fröhliche Tanzveranstaltung. Am ab und an und nicht alle Jahre von Rosenmontag dröhnten früh zahlrei- den Bergdankfesten berichtet worden, che Böllerschüsse, um die Bergleute zum Beispiel 1903, dass die Berg- zusammen zu rufen. Die Tracht der leute am Rosenmontag das Bergfest Bergleute bestand aus grünem Schacht- „in althergebrachter Weise“ begangen hut, schwarzem Kittel mit Messing- haben. Die Belegschaft hatte sich mor- knöpfen, Arschleder, lackiertem Gürtel gens versammelt. Einem Bergmann mit Schloss, schwarzer Hose und Stie- wurde eine Auszeichnung überreicht. feln. Die Mitglieder der Bergkapelle Es folgten der gemeinsame Kirchgang trugen einen roten Rosshaarbusch am und nachmittags karnevalistische Fast- grünen Schachthut. nachtsscherze /GZ 1903.02.23/

Der Festumzug bewegte sich, ange- 1908 gab es nach dem Rosenmon- führt von der Bergkapelle, in Marsch- tagsgottesdienst in der Frankenberger formation zur Frankenberger Kirche. Kirche ein „Mummenschanz“. Größere Nach dem Gottesdienst frühstückten und kleinere „Trupps von Maskenker- die Bergleute bei sich zu Hause mit len“ durchstreiften die Stadt (Schreib- ihren Familien. Es wurde so kräftig weise oft auch „Maskenkerls“). Sie gefrühstückt, dass das Mittagessen hatten „Pritschen“ mit denen sie thea- ausfallen konnte. Bereits frühmorgens tralisch und lautstark Leute verprügel- wurde Schnaps getrunken, was damals ten. Abends wurden fröhliche gesellige durchaus üblich war. „Zum Gaudium Feiern der Vereine veranstaltet. /GZ der Großen und Kleinen“ waren nach- 1908.03.02/ mittags „ausgekleidete“ (verkleidete) junge Bergleute in der Stadt unterwegs, 1911 bildete nach einem Artikel in zum Teil auf Maultieren und Eseln der Goslarschen Zeitung das Faschings- reitend. Für die Schulkinder fiel der fest des Kaufmännischen Vereins den Unterricht aus. /VOL 1969/ Höhepunkt des alljährlichen Goslarer Fastnachtstreibens. Ein bergmänni- In dieser Art wurde das Goslarer sches Fest wird nicht erwähnt. /GZ Bergdankfest alljährlich veranstaltet, 1911.2/ 1912 sei die ganze Belegschaft nur unterbrochen 1901. In diesem Jahr am Rosenmontag mit ihrer Obrigkeit war „das Fastnachtsvergnügen der an der Spitze in die Frankenberger

66 Kirche gezogen und hätte wie üblich Der nächste Hinweis findet sich in das „Bergfest“ gefeiert. „Nachmit- der Goslarschen Zeitung erst für 1928. tags pflegt der junge Bergmann sein In diesem Jahr begann das Bergdank- schwarzes, verstaubtes Arbeitsgewand fest am Rosenmontag um neun Uhr mit buntem Flitter zu vertauschen“. früh mit der Begrüßung der angetre- /GZ 1912.02.19/ 1914 wurde berichtet: tenen Belegschaft durch den Ersten „Die hiesigen Bergleute feiern heute Bergbeamten, das Abschreiten der das Karnevalsfest in althergebrachter Front und einen Festumzug mit Berg- Form, mit ernster Frömmigkeit und musik. Er führte von der Rammelsber- lustigem Fastnachtsspuk, in feierlichem ger Straße durch die Bergstraße und Aufzuge, Bergmusikkapelle und Vor- Forststraße zur Frankenberger Kirche. tritt der Oberen, Beamten und Werks- Die von den Bergleuten zur Tracht angehörigen zum Gottesdienst in die getragenen Kopfbedeckungen waren Frankenberger Kirche.“ Nachmittags grüne Schachthüte (Mooskappen), waren vermummte junge Bergleute mit währenddessen die Beamten seidene Pritschen in der Stadt unterwegs. /GZ Hüte mit wallenden Federn trugen und 1914.02.23/ die Musiker einen roten Federbusch dazu. Nachmittags folgte wieder der Nach dem 1.Weltkrieg ist das Berg- Mummenschanz der Maskenkerle, dankfest offensichtlich nicht sofort der erst abends zu Ende ging. /GZ wieder gefeiert worden Erst 1925 ist 1928.02.21/ in der Goslarschen Zeitung wieder ein Hinweis darauf zu finden. „Unsere“ 1929 war das Bergdankfest bei Belegschaft begeht „heute“ (Rosen- außergewöhnlich strengem Frost montag) „wie die Oberharzer“ das begangen worden. Beim Ausmarsch Bergdankfest. Die Einleitung bildet der zum Festgottesdienst in die Fran- Gottesdienst in der Frankenberger Kir- kenberger Kirche konnten die voran che. Einmarschiert wurde „unter Vor- marschierenden Bergmusiker deshalb antritt“ der Bergmusiker. Vorher hatten nicht spielen. In der Kirche wurde sich die Bergleute in der Rammelsber- aber „umso kräftiger gesungen“. ger Straße versammelt. Mit „frischen /GZ 1929.02.12/ 1930 fand das kar- Marschweisen“ ging es singend durchs nevalistische Rosenmontagstreiben Klaustor und die Ziegenstraße zum der Bergleute wieder mit bunten Ver- Frankenberger Plan. Dort erwartete sie mummungen, Pritschen und „haischen bereits „eine Menge von Kindern und nach Schürzen und Röcken“ statt, die- Erwachsenen“. Nach „ein paar Wei- ses Mal aber bei starkem Nebel. /GZ sen vom Bergmusikkorps“ folgte der 1930.03.03/ 1931 musste das Berg- Einzug in die Kirche, „voran die Vor- dankfest wegen der „ernsten Zeiten“ gesetzten mit schwarzem Schachthut ausfallen. Das Bergwerk befand sich und wallenden Federbüschen“. Nach in einer schlechten wirtschaftlichen dem Gottesdienst ging es mit Gesang Lage und unter den Bergleuten ging und Musik hinunter in die Stadt. /GZ die Angst vor einer Betriebsschlie- 1925.02.23/ ßung um. /GZ 1931.02.17/

67 Das nächste Goslarer Bergdankfest Beisammensein im Kaisersaal der fand erst 1934 statt, wieder mit feier- Kaiserpfalz. /GZ 1935.03.06/ lichem Kirchgang der ganzen Beleg- schaft (jetzt im nationalsozialistischen Zum 1936er Bergdankfest herrscht Sprachgebrauch Gefolgschaft genannt) starker Nebel. Verkleidete Kinder war- einschließlich der Bergbeamten und teten schon auf den Festumzug. Zum Bergmusiker. Danach gab es ein kräfti- Beginn des Festumzugs waren die Berg- ges Tscherperfrühstück mit Mettwurst leute am Feuergraben angetreten. Dort in der Gaststätte „Goldener Stern“. wurde dem Leitenden Bergbeamten Vom Mittag bis zum Abend folgte „die Belegschaft gemeldet“. Der Fest- der Mummenschanz. /GZ 1934.02.12/, umzug führte wieder zur Klauskapelle /VOL 1969/ und von dort weiter zur Frankenberger Kirche. An der Spitze des Zuges wurde 1935 hatte der öffentliche fastnacht- die beim letzten sommerlichen Bergfest liche Mummenschanz der Goslarer geweihte Fahne der Deutschen Arbeits- Bergleute eine Konkurrenz bekom- front getragen und ein geschmückter men: Das Goslarer Jägerbataillon ver- Sponton. Ausdrücklich bemerkt wurde, anstaltete nun auch eine Feier dieser dass der Zug bedeutend länger sei als Art. Das bergmännische Bergdank- im letzten Jahr. In der Kirche stan- fest begann um 9 Uhr bei knirschen- den seitlich am Altar „Opferschalen“ dem Schnee mit einem langen Fest- mit verschiedenen Erzen des Ram- umzug. Die einzelnen Abteilungen melsbergs. Es spielte das Bergmusik- wurden von den jeweiligen Steigern korps und es sang ein Männerchor. geführt. Er führte zuerst zur Klauska- An den Gottesdienst schloss sich der pelle. Von dort wurden zwei Fahnen Rückmarsch zur Klauskapelle an. Dort abgeholt, die alte Bergmannsfahne, wurden Spieß (Sponton) und Fahnen getragen vom ältesten Steiger, und zurückgegeben. Nach einem Frühstück eine Hakenkreuzfahne. Beide Fahnen- für das Bergmusikkorps im Gasthaus träger trugen grüne Schärpen. Der Goldener Stern fand nachmittags der Festumzug führte dann weiter „auf Lauf der Maskenkerle statt. Das Ende dem herkömmlichen Weg“ durch die des Bergdankfestes bildete abends ein Forststraße zur Frankenberger Kirche. Mummenschanz der Jungbergleute im Dort wurden die Fahnen links und Haus der deutschen Arbeit, zu dem alle rechts vom Altar aufgestellt. Nach Bergleute und ihre Frauen zusammen dem Gottesdienst formierte sich der kamen. /GZ 1936.02.25/ Festumzug wieder auf dem Franken- berger Plan, und marschierte, geführt 1937 war die „Fastnacht der Gosla- durch Bergassessor Seume, durch die rer Bergleute“ erstmalig am Sonntag Ziegenstraße zur Klauskapelle, um veranstaltet worden. Beim abschlie- dort die Fahnen zurückzugeben. Nach- ßenden Kameradschaftsabend waren mittags zogen wieder die Maskenkerle auch wieder die Frauen dabei. Es wur- durch die Straßen. Abends endete das den Reden vom Betriebszellenführer Bergdankfest mit einem gemütlichen und vom Betriebsführer gehalten. Der

68 Tanz dauerte bis nach Mitternacht. Am det. Montag war nicht mehr arbeitsfrei, Rosenmontag gab es früh einen Dank- sondern ein regulärer Arbeitstag. /GZ gottesdienst in der Frankenberger Kir- 1938.02.28/ che. Am Altar waren „Feuer in erzenen Opferschalen“ aufgestellt. Die musi- 1939 fanden das Bergdankfest, der kalische Begleitung hatten das Berg- Gottesdienst und der Lauf der Masken- musikkorps und die Bergmännische kerle am Sonntag statt. Am Rosenmon- Liedertafel Constantia übernommen. tag beschränkte sich das Rammelsber- Anschließend bekam das Bergmusik- ger Bergdankfest auf einen feierlichen korps ein Tscherperfrühstück im Gol- Betriebsappell. Der Kreisleiter der denen Stern. Dort fand anschließend NSDAP und der Werksleiter sprachen für die Alten ein gemütliches Bei- zur Belegschaft. Wie an jedem Morgen sammensein statt. Die Jungen nahmen war die Belegschaft der Frühschicht in am Lauf der Maskenkerle teil. Abends der Lohnhalle angetreten. Es gab eine fand im Neuen Schützenhaus (1929/30 Totenehrung, ein Sieg-Heil auf den am Osterfeld erbaut, heute „Linden- Führer und die Belegschaft begab sich hof“, das alte Schützenhaus befand sich an die Arbeit. /GZ 1939.02.21/ nördlich vom Bahnhof und wurde für den Neubau des Harzkauf-Gebäudes In den Jahren 1940 bis einschließ- abgerissen) ein Bergmanns- und Fast- lich 1946 ist das Goslarer Bergdank- nachtsball statt. /GZ 1937.02.09/ Das fest kriegsbedingt beziehungsweise war das erste Mal, dass ein Bergdank- wegen der schlechten Verhältnisse in fest-„Ball“ erwähnt wurde. der Nachkriegszeit ausgefallen. Bei der Größe der Rammelsberger Belegschaft 1938 titelte die Goslarsche Zeitung und den vielen Neuzugängen vor allem unter „Faselovend! Hüte is use Dag!“. junger Bergleute nach dem Ende des Samstag war eine Versammlung der Krieges ist es nicht verwunderlich, Belegschaft im Kaisersaal, die auch dass es darunter eine große Gruppe Richtfest für die Neubauten am Ram- von an Feiern Interessierten gegeben melsberg sein sollte. Leitende Beam- hat. Außerdem war es für diese Zeit te des Betriebs, der Behörden und allgemein typisch, dass angesichts der der NSDAP hielten Ansprachen. Der gerade überwundenen schweren Nach- Sonntag begann mit dem Marsch der kriegs- und Wiederaufbauzeit außerge- Bergleute zum Gottesdienst in der wöhnlich gerne gefeiert wurde. Frankenberger Kirche. Erstmals fand das närrische Treiben der „faschings- Das 1947 erstmalig wieder veran- mäßig verkleideten Bergleute“ schon staltete Fastnachts-Bergdankfest war am Sonntagnachmittag statt. Ausgangs- noch ziemlich verhalten gefeiert wor- punkt war „wie immer das traditions- den. 1948 hatte das Bergdankfest aber mäßige Versammlungslokal Bergkan- wieder den alten Zuschnitt. Der Got- ne“ (befand sich in der Bergstraße). Am tesdienst fand wieder am Rosenmon- Sonntagabend wurde das Bergdankfest tag in der Frankenberger Kirche, mit mit einem Ball im Schützenhaus been- Orgelmusik und dem Gesangverein

69 Harmonie statt, nach wie vor übri- ten Schweinsblasen „Mummenschanz gens noch ohne Frauen und Mädchen. nach Art der Väter“, allerdings waren Anschließend folgte für alle Teilnehmer nicht mehr so viele Esel mit im Zug ein Frühstück in der Gaststätte „Ritter wie „damals“. Abends wurde ein Fest- Ramm“. Nach und nach verschwanden abend im Ritter Ramm veranstaltet. die jungen Bergleute in einem Neben- /GZ 1950.02.21/ raum zum Verkleiden als Maskenker- le, zum Beispiel als Landsknecht mit 1951 begann das Bergdankfest Federbusch am Hut, als Brockenhexe Rosenmontag wieder neun Uhr, beglei- mit Hakennase und strähnigen Zotteln, tet von der Bergmännischen Liederta- als Harlekin mit spitzer Mütze oder als fel „Constantia“ und dem Bläserkorps grimmiger Scharfrichter mit Schwert. der Rammelsberger Bergkapelle. Um Es folgte der Umzug, voraus mit Esels- zehn Uhr begann im „Ritter Ramm“ gespann und, „wie früher“, mit Bergka- das traditionelles Tscherperfrühstück pelle. Im Zug gab es sowohl maskier- und anderthalb Stunden später der Aus- te als auch unmaskierte Teilnehmer. marsch der Maskierten unter Vorantritt Vorweg fuhr ein Umzugswagen mit der Bergkapelle. Der Festumzug löste einer als heilige Barbara verkleideten sich am Greifplatz auf, gefolgt vom jungen Frau. Danach liefen die Mas- Lauf der Maskenkerle. Sie liefen durch kenkerle. Sie schwärmten in die Stadt die Ketten-, Ziegen und Bergstraße aus, nachdem sich der Zug aufgelöst zum Liebfrauenberg und weiter zur hatte, um „ehrbare Leute zu verprügeln Gaststätte Hubertushof. Dort fand eine und Mädchen anzuflachsen, Schulen, „Kontrolle“ statt und dann ging es wei- Rathaus, Geschäfte und Betriebe auf- ter durch die Glockengießer-, Schielen- zusuchen“. Zum Festabend spielte eine und Breite Straße, die Vorwerk- und Kapelle Tanzmusik im Ritter Ramm. Bäckerstraße und zurück zur Gaststätte /VOL 1969/, /GZ 1966.02.21/ Ritter Ramm. Ab 18 Uhr wurde im Schützenhaus ein Fastnachtsball veran- 1950 fand am Rosenmontag neun Uhr staltet, zu dem Gäste eingeladen waren. morgens ein Gottesdienst mit Orgel- /GZ 1951.02.15/ musik, Bergkapelle und Gesangverein statt und ein gemeinsames Frühstück 1952 fand nach dem Gottesdienst in im Ritter Ramm mit „Goslärscher Brat- der Frankenberger Kirche das Tscher- wurst“ (Mettwurst) und Lüttjer Lage perfrühstück im Schützenhaus statt. (gleichzeitiges Trinken von Schnaps Danach waren „lose Haufen“ der und Bier). Dem 11:30 Uhr anschlie- Maskenkerle unterwegs. Die Goslarer ßenden Umzug fuhr ein Eselsgespann Schulkinder hatten schulfrei. Ein als „wie früher“ vorweg, gefolgt von der Teufel verkleideter Maskenkerl war Bergkapelle. Er löste sich am Greif- am Gebäude des Greifwerks an einem platz auf und es folgte nachmittags der Regenwasserrohr hochgeklettert und Lauf der Maskenkerle. Sie hatten grell- ins Obergeschoss eingestiegen, wo bunte Verkleidungen, Narrenkappen, hübsche Mädchen heraus geschaut hat- Schellenkappen und mit Erbsen gefüll- ten. Kurz drauf kletterten überall an

70 der Fassade Maskenkerle hoch und Festausschussaktivitäten. Allerdings „besetzten“ das Greifwerk. Außer ein muss erwähnt werden, dass seine Arbeit paar abgerissenen Dachrinnen ist aber durch eine kräftige Unterstützung vom nichts passiert. Zwei echte Polizisten Bergwerk erleichtert wurde. sind von den Maskenkerlen übers Knie gelegt und verprügelt worden. Die Der Festausschuss hatte noch nicht Polizisten hätten dabei am lautesten die fest gefügte Organisationsstruk- gelacht und damit aus der Sache das tur, wie der spätere HKV, und es gibt Beste gemacht. Auch die Geschäfts- kaum schriftliche Überlieferungen, wer räume der Goslarschen Zeitung waren anfangs die Leitung übernommen hat- „von einem lustigen Sturmtrupp der te. 1957/58 war Eberhard Ochotta Fest- Maskenkerle genommen worden“. ausschussvorsitzender, 1959 gefolgt Abends wurde ein geselliges Beisam- von Gerhard Bude. In dieser Zeit waren mensein im Schützenhaus veranstaltet. im Festausschuss auch Karl Menge, der /GZ 1952.02.26/ Vater von Karl-Wilhelm Menge, der später Stellvertretender Vorsitzender Die Werksleitung des Erzbergwerks des HKV werden sollte, und Wilhelm Rammelsberg wollte für die über- Peterzelka (2. Vorsitzender). Weiter schwänglichen Aktionen der Masken- Festausschussmitglieder waren die bei- kerle nicht länger verantwortlich sein den späteren HKV-Heimwarte Theo und kündigte an, sich aus diesem Teil Bzdock und Rudi Erber, deren Söhne des Bergdankfests zurück zu ziehen. ebenfalls im HKV aktiv werden sollten, Die Organisation des Laufs der Mas- und ab 1960 Hans-Hermann Fischer, kenkerle und des geselligen Teils des unser späterer HKV-Vorsitzender. Tscherperfrühstücks übernahm ein „Festausschuss für das Rosenmontag- Nach wie vor besaßen nur einige der fest der Bergleute“ auch Festausschuss Umzugsteilnehmer eigene historische für die Durchführung des Rosenmon- Bergkittel und eigene Fastnachtskos- tagsumzugs genannt. tüme. Das Erzbergwerk Rammelsberg hatte deshalb einen eigenen Fundus Er war aus dem Kreise der auch vor- dafür angelegt, dessen Verwaltung nun her schon bei den Bergdankfesten aktiv der Festausschuss übernahm. Die Zahl gewesenen Bergleute gebildet worden. der dort vorhandenen Bergkittel und Dabei handelte es sich um eine lose Kostüme reichte aber nicht aus. Des- Verbindung engagierter Bergleute und halb mussten von den beiden Goslarer noch nicht um einen regelrechten Ver- Kostümverleihern zusätzliche besorgt ein. Die Ausschussmitglieder kamen werden. jeweils Ende des Jahres zusammen und trafen sich dann bis zu dem Anfang des Andere Aufgaben des Festaus- folgenden in wöchentlichem Abstand. schusses waren die Ausstaffierung der Nach dem Bergdankfest folgten die Umzugswagen, die Versorgung der finanzielle Abrechnung und danach Teilnehmer des Tscherperessens mit wieder eine mehrmonatige Pause der Wurst und Brötchen und die Organi-

71 sation des abendlichen Fests. Für den Schützenhaus. Dort fand ein Tscher- Festumzug und die abendliche Feier perfrühstück statt. In der Goslarschen waren die Musikkapellen zu organi- Zeitung wurde ausdrücklich erwähnt, sieren. dass früher die jungen Bergleute nach dem Gottesdienst von Haus zu Haus Für die Kostümverleiher und für die gegangen waren, in denen die alten Bewirtung der Teilnehmer war viel Bergleute wohnten, um jeweils eine Geld notwendig. Es wurde zum Teil Kleinigkeit zu essen und zu trinken. von den beteiligten Bergleuten in Form Ab 1953 schien das nicht mehr üblich von Beitragszahlungen aufgebracht, gewesen zu sein. Stattdessen gab es die an den jeweiligen Lohnzahltagen im Schützenhaus Mettwurst und Fast- vom Festausschussvorsitzenden kas- nachtskringel. Das Bergmusikkorps siert wurden. Einen Teil des finanzi- spielte und der NWDR (Nordwestdeut- ellen Aufwandes haben die Festaus- scher Rundfunk) machte Rundfunkauf- schussmitglieder als Spenden von den nahmen. Goslarer Unternehmern und Gewer- betreibenden eingeworben. Und auch Danach begann ein Festumzug vom das Erzbergwerk Rammelsberg unter- Schützenhaus. Auf dem ersten Festum- stützte den Festausschuss jedes Jahr zugswagen waren die heilige Barba- mit einem namhaften Betrag. Es stellte ra und bonbonwerfenden Wichteln zu auch die Fahrzeuge für den Festumzug sehen und auf dem zweiten Wagen ein zur Verfügung und bewahrte weiterhin nachgebildetes Stollenmundloch mit die Fastnachtskostüme in der Zeit zwi- Schienen und Hunt. Der dritte war schen den Bergdankfesten auf. eine Nachbildung eines Höhlwagens (historischer Erztransportwagen) mit Zu den Aufgaben des Festausschus- einem peitscheknallenden Harzer Fuhr- ses gehörte auch, den Festumzug bei mann. Es folgten diverse Wagen von der Polizei anzumelden. Dafür muss- Firmen (Coca Cola, Feldschlösschen, ten die eingeteilten Ordnungskräften Edeka, Stietzel und so weiter). Außer benannt und der Umzugsverlauf vorge- den Maskenkerlen liefen im Zug auch schlagen werden. Die Ordnungskräfte Heckenmännchen mit. Der Zug führ- kamen aus den Reihen der Bergleute. te durchs das Breite Tor zum Markt Sie mussten vorher ausgesucht und und weiter durch die Klubgartenstraße eingewiesen werden. Auch die Ein- und Rosentorstraße. Abends fand im ladungen an die Belegschaft und an Schützenhaus ein Rosenmontagsball die Gäste erforderten einen großen des Bergwerks statt. Der NWDR hatte Aufwand. auch davon Aufnahmen gemacht. /GZ 1953.02.17/ 1953 gab es am Rosenmontag einen Gottesdienst in der Frankenberger Kir- 1954 fand anschließend an den tra- che mit dem Gesangverein Constantia ditionellen Gottesdienst mit dem Berg- und dem Bergmusikkorps. Der folgen- musikkorps ein traditionelles Tscher- de Festzug der Bergleute führte zum perfrühstück im Schützenhaus statt.

72 Der Saal war karnevalistisch ausge- verkleideten „Atomkriegssoldaten“. In schmückt worden. Die Heckenmänner der Mitte des Zuges fuhr ein Wagen mit verkleideten sich in der Schießhalle der heiligen Barbara mit Schabernack mit Tannengrün. Im Saal saßen die far- treibenden Zwergen zu Ihren Füßen. benfrohen Maskenkerle zwischen den Es gab einen Höhlwagen, einen Köh- Bergleuten in ihren schwarzen Trach- lerwagen, einen „Zigeunerwagen mit ten. bunter Gesellschaft“, zahlreiche Wagen mit Bergleuten, mit einem Förderge- Die Goslarsche Zeitung kritisierte, rüstmodell, mit Schlossern, mit Spuk- dass die Wagen im Marschzug zu dicht gestalten und mit dem Wilden Mann, aufeinander folgend angeordnet waren, umgeben von Heckenmännchen. Als so dass sie nicht richtig zur Wirkung Letzter folgte der traditionelle Teil, der kamen. Es hätte mehr Fußvolk dazwi- Maskenlauf. /GZ 1955.02.22/ schen geschaltet werden müssen. Auf einem Wagen war der „Wilde Mann“ 1956 wurde erstmalig auf die Rekla- zu sehen, der mit Tannengrün verklei- mewagen im Zug verzichtet, denn in det war und auf einem Wagen die hei- den letzten Jahren war der Lauf der lige Barbara und zwei Wichtelmännern Maskenkerle zu einer Art Reklamezug zu ihren Füßen, rot-weiß geschmückt. verkommen. Die Veranstalter hatten Außerdem war Ritter Ramm hoch zu sich auf die uralte Art der Harzer Fast- Ross zu sehen, ein Köhlerwagen mit nachtsumzüge besonnen. rauchendem Meiler und Fuhrleute in blauen Kitteln. Es gab Vogelhändler Das „Fest am Rosenmontag“ begann mit Harzer Rollern auf dem Rücken, früh mit Kirchgang in der Frankenber- „Hauensteins Esel“ mit einem Gesell- ger Kirche. Danach folgte ein Platz- schaftswagen, einen Höhlenwagen mit konzert des Bergmusikkorps auf dem einem Harzer Fuhrmann, eine alter- Frankenberger Plan und, anschließend tümliche Kutsche mit abenteuerlicher an das traditionelle Tscherperfrühstück Reisegesellschaft, ein Brauereiwagen, im Neuen Schützenhaus, der Umzug eine Brockenhexe und natürlich die der Maskenkerle durch die Stadt bis Maskenkerle. /GZ 1954.03.02/ zum Freudenplan. Dort schwärmten sie aus. Ein beliebter Treffpunkt war das 1955 sollte eigentlich wieder nach Odermarkwerk. Dort arbeiteten viele dem Gottesdienst in der Frankenber- ledige junge Frauen, die nachmittags ger Kirche ein Platzkonzert stattfinden, Feierabend hatten. Abends trafen sich das jedoch wegen schlechten Wetters die Bergleute in den „bekannten Ver- ausfallen musste. Es schloss sich ein kehrslokalen“. /GZ 1956.02.14/ Tscherperfrühstück im Neuen Schüt- zenhaus an und danach startete ein 1957 war am Rosenmontag nach Festumzug durch die Stadt. Die Straßen dem Gottesdienst in der Frankenberger waren dicht mit Zuschauern gesäumt. Kirche und dem Tscherperfrühstück im An der Spitze ritt Ritter Ramm, gefolgt Neuen Schützenhaus ein Festumzug von Landsknechten und futuristisch unter dem Motto „ Es grüne die Tan-

73 Abb. 3.2.2.a: Strecken- führung Bergdankfest- umzug 1957, Festumzug schwarz und Lauf der Maskenkerle violett ne...“ veranstaltet worden. Er begann wieder im Neuen Schützenhaus ein (s. 11:30 Uhr. „Wie immer“ fuhr an der Abb. 3.2.2.a). /GZ 1957.03.05/ Spitze des Zuges ein grün geschmück- ter Wagen mit der heiligen Barbara, 1958 begann das Bergdankfest 8:15 links und rechts von Bergleuten in Uhr mit dem Treffen der Bergleu- Arbeitssachen und mit Helm beglei- te auf dem Frankenberger Plan und tet. Es folgten ein Wagen mit Fich- dem Kirchgang in der Frankenberger tenzweigen und den Heckenmännchen Kirche um 8:30 Uhr. Nach dem Got- und ein Wagen mit Erz. Der letzte tesdienst marschierten die Bergleute Wagen war mit Süßigkeiten und Obst 9:30 Uhr vom Frankenberger Plan für die Kinder beladen. Zwischen den zum Markt, auf dem von 9:45 Uhr bis Wagen liefen die farbenfroh verkleide- 10:15 Uhr ein Platzkonzert stattfand, ten Maskenkerle. Sie schwärmten nach anschließend zum Tscherperfrühstück Ankunft und Ende des Zuges am Freu- ins Neue Schützenhaus und von dort denplan aus. Abends fanden sie sich 11:30 Uhr zum Polizeigebäude am

Abb. 3.2.2.b: Strecken- führung Bergdankfest- umzug 1958. Festumzug schwarz und Lauf der Maskenkerle violett

74 Abb. 3.2.2.c: Maskenkerle beim Berg- Abb. 3.2.2.e: Maskenkerle beim Berg- dankfest. 1948, Foto aus der Sammlung dankfest. Um 1950, Foto aus der Samm- Hans Westphal lung Gläsener

Fleischscharren (heute Stadtbiblio- Auch der Ablauf des 1960er Berg- thek). Dort löste sich der Festumzug dankfests blieb unverändert. Eine auf und der Lauf der Maskenkerle Woche vorher hatte für alle Teilnehmer begann, der bis 18 Uhr dauerte (s. eine Versammlung im Braunschweiger Abb. 3.2.2.b). Um 20 Uhr begann Hof stattgefunden und danach die gan- der Ball im Neuen Schützenhaus ze Woche über die Kostümausgabe für („gemütliches Beisammensein, wie- die Teilnehmer, die keine eigenen Kos- der Eintrittsgeld erhoben“ /AMB/). tüme hatten. Außerdem waren fünfzig /GZ 1958.02.17/ neue Pritschen beschafft worden. Das Festprogramm war dahingehend geän- Der Ablauf des 1959er Bergdankfests dert worden, dass die Betriebsfeier (das entsprach dem von 1958. Die Straßen Tscherperfrühstück im Neuen Schüt- waren voller Zuschauer. Beim Rosen- zenhaus) erst 12:30 Uhr endete, und montagsball im Schützenhaus waren anschließend der Umzug der Maskier- Aufnahmeteams von Rundfunk und ten zum Schuhhof führte. 13 Uhr wur- Fernsehen dabei. /GZ 1959.02.10/ de der Umzug dort aufgelöst und der

Abb. 3.2.2.d: Maskenkerle beim Berg- Abb. 3.2.2.f: Maskenkerle beim Berg- dankfest. 1948, Foto aus der Sammlung dankfest. Um 1950, Foto aus der Samm- Hans Westphal lung Gläsener

75 Abb. 3.2.2.g: Masken- kerle beim Bergdankfest. Um 1950, Foto aus der Sammlung Gläsener

Lauf der Maskenkerle begann (s. Abb. angegeben. /VOL 1969/ Bergwerks- 3.2.2.c bis h). /GZ 1960.02.29/ Die direktor Krause sagte anlässlich des Aufgabenverteilung zwischen Berg- Tscherperfrühstücks zum 1966er Berg- werk und Festausschuss war so gere- dankfest, dass der Maskenlauf zuletzt gelt, dass „das Werk“ am Rosenmontag (1959/1960) nur noch Angelegenheit bis 12:30 Uhr als Mieter des Saals des Werkes gewesen war und dass man im Schützenhaus auftrat und danach damals der Meinung gewesen wäre, der Saal den Fastnachtsteilnehmern zur dass sich Tradition nicht befehlen lie- Verfügung stand. /HOF 2005b/ ße. /GZ 1966.02.21/

Otto Hoffmann, jahrzehntelang Betriebsratsvorsitzender des Erzberg- werks Rammelsberg und Ratsherr der Stadt Goslar, konkretisierte die Gründe: Der Teil der Belegschaft, deren Vor- fahren über Generationen hinweg im Rammelsberg gearbeitet hatten, wurde immer kleiner,. und der Anteil von Ost- vertriebenen, Flüchtlingen, später auch Abb. 3.2.2.h: Maskenkerle beim Berg- Kollegen, die aus Spanien und aus der dankfest. 1962, Foto aus der Sammlung Türkei zugezogen waren, immer grö- Hans Westphal ßer. Unter ihnen war die Resonanz des Bergdankfestes sehr schwach und auch von den Bergleuten aus den alteinge- Nach 1960 gab es zum ersten Mal sessenen Goslarer Familien waren bei keinen Lauf der Maskenkerle. /GZ weitem nicht alle für die Fortsetzung 1971.02.22/ Damit endete die Tradi- der Fastnachtstradition. tion des Goslarer Bergdanks vorerst. Als Grund wurde oft die Überfrem- Eine der wichtigsten Ursachen für das dung der Belegschaft aus dem Ausland nachlassende Interesse war aber nach

76 seiner Meinung, dass der Rosenmontag Gesamtbelegschaftsstärke des Ram- für die Belegschaft des Erzbergwerks melsbergs 921 Mann.) Rammelsberg ab 1961 kein arbeitsfrei- er Tag mehr war. Kaum jemand wollte Es gab aber auch andere Gründe, die für die Teilnahme am Bergdankfest gegen eine Fortführung des Bergdank- einen Urlaubstag nehmen oder dafür festes in der althergebrachten Form die Zeit herausarbeiten. sprachen. Der Lauf der Maskenkerle war in den Jahren zuvor ausgeartet Das ist im Zusammenhang zu sehen und fand auch deshalb nicht mehr eine mit den Arbeitszeitveränderungen, ausreichende Unterstützung durch die die in der Zeit bis 1961 zu der heu- Belegschaft und die Betriebsdirekti- te üblichen Fünf-Tage-Arbeitswoche on. Ein Teil der Maskenkerle hatte geführt hatten. 1956 gab es eine erste Geschäfte „gestürmt“, um „abzusah- gewerkschaftlich erstrittene Wochen- nen“. Familienmitglieder standen vor arbeitszeitverkürzung in Form zweier den Türen, um die „Geschenke“ abzu- zusätzlicher Ruhetage. 1957 war davon nehmen und nach Hause zu bringen. vermutlich einer auf den Rosenmontag Besonders das nachdrückliche Einfor- gelegt worden. 1960 folgte ein zweiter dern von alkoholischen Getränken in Schritt der Arbeitszeitverkürzung. In Gaststätten und Geschäften, ohne dafür diesem Zusammenhang waren einige zu bezahlen, uferte aus. Ein großer Teil arbeitsfreie Tage entfallen und dafür der Geschäftsleute verurteilte deshalb die Samstage grundsätzlich arbeitsfrei das Treiben der Maskenkerle. /HOF geworden. 2005b/ Die in den Wochen vor dem Bergdankfest in den Geschäften um Im Januar 1961 gab es im Betriebsrat eine finanzielle Unterstützung bitten- Diskussionen zur Veranstaltung einer den Ausschussmitglieder berichteten, Rosenmontagsfeier. Die wichtigste Fra- dass die Höhe der Spenden deshalb ge war, ob der Rosenmontag arbeitsfrei merklich zurückgegangen war. /AMB sein soll oder ein regulärer Arbeitstag. 1986/ Wenn der Rosenmontag wieder arbeits- frei sein sollte, dann müsste dafür an Gleichzeitig gab es auch Diskussi- einem Samstag gearbeitet werden, zum onen über die Anzugsordnung beim Beispiel am Samstag zuvor. Dafür ließ Festumzug. Einerseits waren kaum sich aber in der Belegschaft keine noch Bergmannstrachten im Festum- Mehrheit finden, zumal nur ein sehr zug zu sehen und andererseits ori- kleiner Teil an der Rosenmontagsfeier entierten sich die Verkleidungen der aktiv teilnehmen wollte. Der Festaus- Maskenkerle immer seltener an his- schuss startete daraufhin eine Unter- torischen Vorbildern. Stattdessen gab schriftensammlung, die zeigen sollte, es fast nur noch Indianer und Cow- dass das Bergdankfest doch eine starke boys, Chinesen und Schornsteinfeger. Resonanz in der Belegschaft hat. Es Der Festumzug hatte dadurch seinen unterschrieben aber lediglich 28 Mann. unverwechselbaren Charakter verloren. (Im Vergleich dazu: 1960 betrug die Unter den Steigern und Bergbeamten

77 kam die Frage auf, ob es nicht peinlich Die Vereine und berufsständischen wäre, einem solchen Festzug vorweg Gruppierungen definierten sich damals zu marschieren. maßgeblich über Feste dieser Art. Dadurch wurden sie in der Öffentlich- Die Form würde zu wünschen übrig keit wahrgenommen. Dementsprechend lassen. Befürchtet wurde ein Zerfließen ernüchternd war es für die beteiligten der ganzen Veranstaltung, wenn der Rammelsberger Bergleute, als sich das innerliche Halt und die äußere Form Ende dieser Tradition abzeichnete. Die verloren gehen. Obwohl allgemein die Gründe, die dazu geführt hatten, waren Fortführung der Bergdankfesttraditi- zwar bekannt und analysiert, aber nicht on befürwortet wurde, zeichnete sich als unüberwindlich akzeptiert wor- kein gangbarer Weg dafür ab. Deshalb den. Die Bergfeste, die ausschließlich wurde nach 1960 die bis dahin mittler- Angelegenheit des Bergwerks gewesen weile hundertfünfzigjährige Goslarer waren, ließen sich nicht mehr fortset- Bergdankfesttradition unterbrochen, zen. Dafür war das negative Votum was den Festumzug, den Lauf der Mas- der Werksleitung zu eindeutig. Die kenkerle und den abendlichen Festball Mitglieder vom Festausschuss suchten betraf. Weitergeführt wurden nur der aber nach anderen Wegen, wenigsten Rosenmontags-Gottesdienst und ein die Tradition der Bergdankfeste wieder vergleichsweise kleines Tscherperfrüh- aufnehmen zu können. stück. Erfolgversprechend erschien, einen 4 Entwicklung des Harzer Verein zu gründen, der eine vom Berg- Knappenvereins werk förmlich losgelöste eine eigen- ständige juristische Person ist. Ein Ver- Wie beschrieben, war ab 1961 die ein konnte besser gegenüber Partnern Tradition der Goslarer Bergfeste und Behörden auftreten, als der bis und Bergdankfeste vorerst beendet dahin bestehende Festausschuss, denn worden. In der Satzung des Harzer der wurde immer mit dem Bergwerk in Knappenvereins, die am 04. April Verbindung gebracht. Das hatte Gerhard 1964 bei seiner Gründung beschlos- Bude, der gleichzeitig Vorsitzender des sen worden war, ist als einziges Ver- Festausschusses und Mitglied des Ram- einsziel festgeschrieben worden, die melsberger Betriebsrats war, erkannt. Tradition des Bergdankfestes wieder Es reichte nicht, wie vom Festausschuss aufzunehmen. Diese ausschließliche Anfang Januar 1961 gegenüber dem Konzentration der Vereinsarbeit auf Betriebsrat gefordert, den Rosenmontag die Ausrichtung eines Festes mag wieder zu einem arbeitsfreien Tag zu aus heutiger Sicht verwunderlich machen. Dafür wäre eine Mehrheit in erscheinen. Zum Verständnis muss der Belegschaft notwendig und die ließ erläutert werden, was es damals für sich nicht erreichen. die Beteiligten bedeutet hatte, dass eine Tradition dieser Art tatsächlich Gerhard Bude hatte bereits 1962 beendet werden sollte. begonnen, die Gründung eines Ver-

78 Abb. 4: Mitgliedsausweis BFV. Aus der Sammlung August Ambrosi eins vorzubereiten. /HOF 2005b/ Mitte Gestalten“ werde. Beim Festumzug Oktober 1963 traf sich eine „Rosen- waren die Straßen trotz des regneri- montagsversammlung“ im Hotel Bör- schen Wetters dicht mit Zuschauern se. Anwesend waren die Herren Bude, gesäumt. Das Bergmusikkorps mar- Menge, Bzdock, Schrader, Fischer, schierte vorweg. Nachmittags gab es Thiemann, Skriwanek und Kerlin. Ziel wieder einen „Umlauf der Masken- war es, 1964 wieder ein Bergdankfest kerle“ und abends einen „Rosenmon- zu veranstalten. Mitte Januar 1964 rief tagsball der Bergleute“. Gerhard Bude alle, die am „Fastnachts- lauf“ teilnehmen wollten, zu einer Ver- Der neu gegründete Verein ver- sammlung im Hubertushof zusammen. anstaltete am 23. Februar 1964 im Am 02. Februar 1964, acht Tage vor Hubertushof eine Versammlung der dem Rosenmontag, erfolgte wieder- Rosenmontagsteilnehmer. Am 02. um im Hubertushof die Gründung der März 1964 kündigte er eine Wer- Bergmännischen Fastnachtsvereini- beveranstaltung in eigener Sache gung e.V. (BFV). Dieser Verein war an. Am 14. März 1964 fand eine der direkte Vorgänger unseres Harzer Besprechung über die Gestaltung Knappenvereins. der zukünftigen Vereinsabende statt und am 04. April 1964 die bereits Diesem Verein war es gelungen, angekündigte Werbeveranstaltung im am 10. Februar 1964 (Rosenmontag) Hubertushof. Dabei ist es zur Umbe- wieder ein Bergdankfest zu veran- nennung des BFV in HKV gekom- stalten. Höhepunkt war wie in den men, was gleichbedeutend mit der früheren Bergdankfesten ein Berg- Gründung unseres Knappenvereins dankgottesdienst in der Frankenber- war. Die Satzung des BFV wurde fast ger Kirche. Anschließend fand ein unverändert übernommen. Tscherperfrühstück im Hubertushof statt. Dabei hielt Bergwerksdirektor Der inhaltliche Paragraph der BFV- Ernst Krause eine Rede, in der er sei- Satzung (darin §1) lautet: ner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass der Maskenlauf wieder ein echter - „Sinn und Zweck des BFV ist es, Mummenschanz mit „alten Harzer das Bergdankfest in traditioneller

79 Weise zu gestalten, die Kamerad- gestiegen. Das lag auch daran, dass schaft der Bergleute zu pflegen und vom Erzbergwerk Rammelsberg, aus somit das jahrhundertealte Brauch- dessen Belegschaft fast alle Vereins- tum der Stadt Goslar zu erhalten.“ mitglieder kamen, von Jahr zu Jahr - … und der der HKV-Satzung (darin immer weniger neue Leute eingestellt §2): wurden. Die einsetzende Mechanisie- - „Sinn und Zweck des HKV ist es, rung und Rationalisierung machte es das Bergdankfest in traditioneller möglich, mit einer kleineren Beleg- Weise zu gestalten, schaftsstärke auszukommen. Dadurch - die Kameradschaft der Bergleute erhöhte sich das Durchschnittsalter und der Harzer Bevölkerung zu der Belegschaft des Rammelsbergs pflegen und damit auch unser Knappenverein - und den Fastnachtsbrauch in der kontinuierlich. Stadt Goslar zu erhalten.“ Waren bei den HKV-Kameraden Die Gründungsmitglieder des HKV anfangs noch viele Draufgänger mit waren im Wesentlichen dieselben, die jugendlichem Übermut und Feierfreu- auch beim BFV aktiv dabei gewe- de, so entwickelten sich die meisten sen waren. Vorstandsmitglieder waren im Laufe der Jahre zu würdigen Fami- Gerhard Bude, Günther Nietzel, Her- lienvätern. Die Teilnahme am Lauf der mann Meserle, Theodor Bzdok, Ewald Maskenkerle schien ihnen nicht mehr Bosse, Hans-Hermann Fischer, August angemessen. Stattdessen war es eher Ambrosi und Horst Peterzelka. Ins- das feierliche Marschieren in Tracht. gesamt startete unser HKV mit sieb- Mehr und mehr verlagerte sich das zig Mitgliedern. Der größte Teil der Interesse in Richtung gemeinsamer Mitglieder kamen vom Rammelsber- Wanderungen und Familienveranstal- ger Hörner- und Fanfarenzug, dessen tungen. Mitglieder fast vollständig eingetreten waren. /AMB 1986/ Schließlich wurde es in den letz- ten Jahren sogar notwendig, stärker Mit der HKV-Gründung ist es gelun- auf die persönlichen Wünsche und gen, wieder neuen Schwung in die Befindlichkeiten der einzelnen Mit- Bergdankfeste zu bringen. Viele Mit- glieder einzugehen. Die Möglichkei- glieder brachten ihre Söhne mit, die ten zu feiern, zu wandern und zu mar- ihrerseits auch wieder Bergleute im schieren schränkten sich altersbedingt Rammelsberg geworden waren. mehr und mehr ein.

Das blieb jedoch beschränkt auf Die Entwicklungsphasen unseres die Anfangsjahre. In den 1970er Jah- Knappenvereins lassen sich anhand ren waren die Aktiven des HKV im der Vereinsvorsitzenden beschrei- Grunde noch dieselben, die anfangs ben, denn jeder steht für einen neuen dabei gewesen waren. Der Alters- Abschnitt der Entwicklung unseres durchschnitt war aber kontinuierlich Knappenvereins.

80 4.1 Gerhard Bude, Einrichtungen angestellt, bis 1978 in Vorsitzender 1964-1978 Goslar, bis 1981 in und danach in St. Andreasberg. Gerhard Bude, unser erster Vorsit- zender, war 1929 in Schlesien geboren Gerhard Bude gehörte zu den Män- worden und dort auch aufgewachsen. nern, die sich für ihre Kameraden 1946/47 kam er mit seiner Familie nach einsetzten. Er war sehr engagiert und Goslar. Die schwierigen Zeiten und mit Energie dabei. Er konnte gut Leute besonders die schlechte Versorgung (wieder) zusammen bringen, um sich mit Lebensmitteln hatten ihn bewo- scharen und überzeugen. Es fiel ihm gen, Bergmann zu werden. Schließlich nicht schwer, vor großen Gruppen waren damit eine Schwerstarbeiter- von Menschen zu sprechen und er Lebensmittelkarte und Zulagen ver- hatte ein herausragendes Organisati- bundenen, musste er doch seine vier onstalent. Besonders verstand er es, Geschwister mit versorgen. Gerhard sein Ansehen im Bergwerk und unter Bude begann am Rammelsberg eine den Kameraden für unseren Verein Bergmannslehre, legte eine Prüfung einzusetzen. Das waren auch wichtige als Schießhauer ab und wurde dann, Gründe dafür, dass ihn die Bergwerks- wie es damals üblich war, am Ram- belegschaft des Erzbergwerks Ram- melsberg als Bergmann angelegt (s. melsberg in den Betriebsrat gewählt Abb. 4.1.a). hatte.

Er war anfangs Hauer und wurde Ihm war es wichtig, auch unter den später Anschläger (untertage-Verant- sich ändernden Arbeits- und Lebens- wortlicher für die Schachtförderung), bedingungen die Kameradschaft unter musste dann aber aus gesundheitlichen den Rammelsberger Bergleuten zu Gründen umschulen. Danach war er in erhalten. Er hatte erkannt, dass dafür leitenden Positionen in medizinischen die Traditionspflege und besonders

Abb. 4.1.a: Gerhard Bude bei einer Feier untertage. Foto aus der Sammlung Hans West- phal

81 vorbereitet und organisiert hatte. Schon frühzeitig war er aktiv beim Berg- dankfest dabei gewesen. 1958 hatte er von Eberhard Ochotta die Leitung des Festausschusses des Bergmännischen Rosenmontagsumzugs der Bergleute übernommen und bis zur Umwandlung dieses Festausschusses in den BFV beziehungsweise HKV geführt.

Ihm ist es zu verdanken, dass die Belegschaft des Erzbergwerks Ram- melsberg 1964 wieder für das Berg- dankfest und damit auch für den neu gegründeten HKV aktiviert werden konnte. In seiner Amtszeit als 1. Vor- sitzender formierte er unseren HKV zu einem Verein, der das Bergdank- fest hervorragend organisierte (s. Abb. Abb. 4.1.b: Gerhard Bude vor dem 4.1.b und c). Festumzug. Foto aus der Sammlung Hans Westphal die Fortsetzung des Bergdankfestes wichtige Möglichkeiten boten. Seinem Engagement für das Bergdankfest kam entgegen, dass er gerne feierte.

Dem damaligen Wunsch seiner Kameraden entsprechend wollte er, dass das Bergdankfest so schwung- voll bleibt, wie es Mitte der 1950er Jahre gewesen war. Sein nachdrückli- cher Wunsch war es deshalb, dass der Lauf der Maskenkerle fortgesetzt und am Abend des Rosenmontags für die Belegschaft des Rammelsbergs weiter- Abb. 4.1.c: Gerhard Bude mit Pastor hin ein Ball veranstaltet wird. Witzig beim Bergdankfest. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Gerhard Bude war für unseren Knap- penverein nicht nur der Gründungs- Gerhard Bude vertrat die HKV-Inter- vorsitzende, sondern auch derjenige, essen erfolgreich gegenüber der Stadt- der in den Jahren zuvor die Gründung verwaltung, der Werksleitung und im

82 Betriebsrat. Sein gutes Verhältnis zu Für das Bergdankfest mussten den maßgeblichen Personen eröffnete aber auch Genehmigungsanträge für unserem Knappenverein viele Möglich- Umzug, Veranstaltungen und so wei- keiten und brachte ihm eine vielseitige ter bei Stadtverwaltung, Ämtern und Unterstützung ein. Gerhard Bude wur- Behörden eingeholt werden. Die Kir- de vielfach geehrt, beispielsweise 1968 chengemeinde musste integriert wer- für seine Leistungen zur 1000-Jahrfeier den, wobei sich zwischen Gerhard des Erzbergwerks Rammelsberg und Bude und dem Pastor der Frankenber- zum Zweiten Deutschen Knappentag ger Kirchengemeinde ein sehr gutes mit der Silbernen Verdienstmedaille Verhältnis entwickelt hatte. Wichtig der Stadt Goslar. war auch die gute Kooperation mit der Direktion des Erzbergwerks Rammels- Im Laufe der Amtszeit von Gerhard berg. Das Bergwerk stellte anfangs die Bude als Erster Vorsitzender unseres Umzugswagen und in seinen Räumen Knappenvereins stieg die Mitglieder- wurden zwischen den Bergdankfesten zahl stetig an. Waren es zur Vereins- die Kostüme der Maskenkerle aufbe- gründung noch 48, so waren es 1976 wahrt. Außerdem beteiligte sich die schon 88 und 1978 sogar 180 Mitglie- Direktion jedes Jahr mit einer finanzi- der. In einem Befragungsbogen der ellen Spende. Vereinigung der Niedersächsischen Bergmanns-und Hüttenvereine ist fest- Das Verhältnis der Rammelsber- gehalten, dass davon 80 Mitglieder ger Bergwerksdirektion zu unserem weiblich waren. /AMB 1986/ Knappenverein blieb allerdings immer etwas verhalten. Bereits in den letzten Gerhard Bude hat für unseren Knap- Amtsjahren von Bergwerksdirektor penverein ein großes Arbeitspensum Ernst Krause ist deutlich unterschie- absolviert. Es waren Zusammenkünfte, den worden zwischen Werksfeiern und Feiern, und Ausfahrten durchzufüh- Feiern des HKV. Vom Werk veranstal- ren, aber vor allem war alljährlich das tete Feiern sollten überschaubar und Bergdankfest zu planen, vorzubereiten, vertretbar bleiben. Belegschaftsfeiern, zu organisieren, zu leiten und nachzu- die darüber hinaus zu gehen drohten, bereiten. Vorab war die Finanzierung wurden in den Verantwortungsbereich zu klären, die zum großen Teil durch des HKV gegeben. Ernst Krauses Spenden von den örtlichen Geschäften Nachfolger gingen sogar noch weiter und Unternehmen abgesichert werden und erklärten eindeutig, dass es sich musste. Gerhard Bude konnte sich in beim Erzbergwerk Rammelsberg um dieser Hinsicht auf August Ambrosi einen Teil der Preussag AG hande- verlassen, der viele Jahre Kassenwart le und somit das Ziel der Aktionäre unseres Knappenvereins gewesen war. für die Betriebsführung primär sei Gerhard Bude hatte August Ambro- und zwar die Erwirtschaftung eines sis Stärken, besonders die Begabung gesunden Betriebsergebnisses. Die für das Einwerben und von Spenden, Unterstützung von kulturellen (Groß-) erkannt und gefördert. Veranstaltungen, (Knappen-)Vereinen

83 Abb. 4.1.d: Pastor Wit- zig bei der Fahnenweihe in der Frankenberger Kirche. 1977. Foto aus der Sammlung Horst Thielemann und (Bergbau-)Museen gehöre nicht nung finden. Für die großen Feste und dazu. Feiern mussten beispielsweise Einladun- gen an die Belegschaft und vor allem an Dazu kam bei der Bergwerksdirekti- die vielen Gäste und Gastvereine ver- on ein gewisses Misstrauen gegenüber schickt werden, wobei wiederum August ausgelassen und zügellos feiernden Ambrosi sehr aktiv dabei war. Es können Bergleuten, das von den Maskenkerlen hier nicht alle Verdienste von Gerhard bei den Bergdankfesten der 1950er Bude genannt werden, die er sich um Jahre erzeugt worden war. Damit hatte den HKV erworben hat. Erwähnt werden unser Knappenverein immer zu kämp- soll aber, dass auf seine Veranlassung fen. Große Jubiläen, wie die 1000-Jahr- 1977 unsere neue Knappenvereinsfahne feier 1968 oder die Feier zur Ein- angefertigt wurde (s. Abb. 4.1.d) und stellung der Erzförderung 1988 hätte dass auf ihn der Nutzungsbeginn der die Werksleitung eigentlich lieber nur Gebäude vom Winkler Wetterschacht als mit einigen wenigen geladenen Gästen Vereinsheim zurückgeht. gefeiert. Gerhard Budes Verdienst war es, zur 1000-Jahrfeier den 2. Deutschen Die enge Verbundenheit der HKV- Bergmannstag nach Goslar geholt zu Kameraden untereinander und die vie- haben, der hervorragend organisiert war len gemeinsam verbrachten Erlebnisse und glänzend und ohne Zwischenfälle haben gerade unter den Männern der verlaufen ist. Dazu beigetragen hatten Ersten Stunde eine Geschlossenheit Gerhard Budes guten Kontakte zu den erzeugt, die einen Gegensatz zu den befreundeten Vereinen. Das zahlte sich später dazu gekommenen Kameraden auch aus, wenn es darum ging, zu heraufbeschwor. Gerade bei Entschei- Bergdankfesten Musikzüge, Brauch- dungen, bei denen geschmackliche tumsvereine und anderen Knappen-und Gesichtspunkte im Vordergrund stan- Bergmannsvereine einzuladen. den, gab es unterschiedliche Stand- punkte. Argumente, wie „schon immer Gerhard Bude und seine Mitstreiter so gemacht“ oder „nicht mehr zeitge- hatten natürlich auch sehr viele Arbeiten mäß“, vermochten nicht, die jeweils zu erledigen, die sonst kaum eine Erwäh- andere Position zu überzeugen.

84 Gerhard Budes Hausmacht im HKV ohne Anlaufschwierigkeiten den Vor- waren vor allem die Mitglieder des sitz sofort weiter führen konnte (s. Hörner- und Fanfarenzugs. Sie stellten Abb. 4.1.e). Gerhard Bude ist in der in den ersten Jahren die Mehrheit im betreffenden Wahlversammlung in HKV. Aber es war nur eine Frage der Anerkennung seiner hervorragenden Zeit, bis sich die Mehrheitsverhältnis- Verdienste um den HKV zum Ehren- se ändern würden. Deshalb hatte sich vorsitzenden unseres Knappenvereins Gerhard Bude rechtzeitig nach einem gewählt worden. Nachfolger umgesehen. Ein weiterer Grund waren seine beruflichen Verän- Nach seiner Zeit als Erster Vorsitzen- derungen. Er war, wie schon erwähnt, der waren Gerhard Bude immer wieder vom Rammelsberg zum Krankenhaus Fragen gestellt worden, wie das eine Goslar gewechselt, danach nach Bad oder andere zu organisieren sei und wie Harzburg und schließlich nach Sankt bestimmte Zusammenhänge sind, denn Andreasberg. Ein wichtiger Grund, schließlich hatte Gerhard Bude über 1978 nicht mehr für den Vorsitz im zwanzig Jahre lang Erfahrung damit HKV zu kandidieren, war die räumli- gesammelt. Sein Rat wurde dann aber che Entfernung zwischen seinem neuen doch nicht immer so beherzigt, wie Wohnort und Goslar. er sich das gewünscht hätte. 1979/80 führte das dazu, dass sich die Eheleute Er hatte deshalb den 2. Vorsitzen- Bude aus der aktiven HKV-Vereinsar- den Hans-Joachim Heinemann syste- beit zurückzogen. matisch als Nachfolger aufgebaut und ihm nach und nach Leitungsfunktionen Bestärkt wurden sie in ihrem Ent- übertragen, so dass er innerhalb und schluss dadurch, dass nach dem Amts- außerhalb des HKV als kompetenter wechsel Bude-Heinemann der HKV Leiter des HKV akzeptiert wurde, und zunehmend auf diese beiden Perso- schließlich nach der Amtsübernahme nen polarisiert wurde. Anlass für den offenen Ausbruch des Konflikts war der Ausschluss eines Kameraden aus dem HKV und seine anschließende Wiederaufnahme. Diesem Kameraden waren Fehler in der Kassenführung vorgeworfen worden und mangelnde Gesprächsbereitschaft. In einer Mit- gliederversammlung stimmte eine Mehrheit für seinen Ausschluss. Später votierte der HKV-Vorstand, in dem die Abb. 4.1.e: Gerhard Bude mit Hans- Mehrheitsverhältnisse anders lagen, Joachim Heinemann. In der Mitte ein mehrheitlich für seine Wiederaufnah- „Harzer Fuhrmann" einer Trachten- me. Hans-Joachim Heinemann und gruppe. Foto aus der Sammlung August sein Stellvertreter Ewald Bosse traten Ambrosi daraufhin zurück. In einer außerordent-

85 lichen Mitgliederversammlung kam es zu offen ausgetragenen Unstimmig- keiten, bei denen sich schon die Tren- nung vom Hörner- und Fanfarenzug ankündigte.

Gerhard Bude hat sich aber auch nach seiner aktiven HKV-Zeit wei- ter um die Traditionspflege des Ram- melsbergs verdient gemacht. 1983 war er maßgeblich an der Gründung des Unterharzer Berg- und Hüttenvereins beteiligt, der der neue Trägerverein für den Hörner- und Fanfarenzug wurde. In diesem Verein war Gerhard Bude 1. Vorsitzender. Der Hörner- und Fan- farenzug hat sich seitdem gut wei- Abb. 4.2.a: Hans-Joachim Heinemann ter entwickelt und spielt noch heute untertage. Foto aus der Sammlung oft bei regionalen und überregionalen August Ambrosi Veranstaltungen (s. Kap. Hörner- und Fanfarenzug). Hans-Joachim Heinemann ist 1970 in den HKV eingetreten. Von Anfang 4.2 Hans-Joachim Heinemann, an beteiligte er sich aktiv am Ver- Vorsitzender 1978-1994 einsleben. Schon 1970 wurde er zum Zeugwart gewählt, 1976 zum stellver- Hans-Joachim Heinemann entstammt tretenden Vorsitzenden und 1978 zum einer nordharzer Familie, zu der viele Ersten Vorsitzenden. /AMB 1985/ Bergleute gehörten. Er selber war seit 1952 Bergmann in der Eisenerzgrube Wegen seines schweren Herzleidens Friederike in Bad Harzburg gewesen. konnte er aber ab Ende der 1980er Nach der Schließung dieser Grube im Jahre nicht mehr untertage arbeiten. Jahre 1963 kam er zum Erzbergwerk Das hinderte ihn jedoch nicht daran, Rammelsberg und arbeitete hier unter- sich unermüdlich für unseren Knap- tage und zwar wie Gerhard Bude als penverein einzusetzen. Heinemann Anschläger, nur in der jeweils anderen hat die Aufgaben als HKV-Vorsitzen- Schicht. Beide waren freundschaft- den außerordentlich aufopferungs- lich miteinander verbunden, standen voll wahrgenommen und ein riesiges aber auch in einem ehrgeizig geführ- Arbeitspensum absolviert. Auch nach ten beruflichen Wettstreit, am Schacht seinem Herzinfarkt ließ er nicht nach, die besseren Leistungen zu erreichen sich „full time“ für unseren Knap- (s.Abb. 4.2.a). Das wirkte sich auch auf penverein zu engagieren. Nach eige- ihr außerbetriebliches Leben aus, zum ner Aussage war unser Knappenver- Beispiel im HKV. ein sein „Lebenselixier“. Schließlich

86 hat ihm seine Krankheit aber doch Anderseits hat Hans-Joachim Heine- immer stärker zugesetzt. 1993 musste mann unseren Verein gut nach außen er schon von unserem damaligen 2. vertreten und Geltung verschafft. Als Vorsitzenden Hans-Hermann Fischer besonders wichtig hatte er die gute beim Bergdankfest vertreten werden. Zusammenarbeit mit dem Erzbergwerk /GZ 1993.02.22/ Schließlich verstarb Rammelsberg erkannt, von dem unser er 1994 nach langem Krankenhaus- Verein in vielerlei Hinsicht abhängig aufenthalt. war und von dessen Hilfe er profitierte. Das betraf in hohem Maße die Aushand- lung der Mietbedingungen für unser Vereinsheim und die Versorgung mit Elektroenergie und Trinkwasser, aber auch das Beisteuern von Baustoffen, Werkzeugen und Betriebsfahrzeugen. Er pflegte die guten Beziehungen zur Stadtverwaltung und zu den Geschäfts- leuten und Unternehmen der Stadt. Dadurch konnten in beachtlicher Höhe Spenden eingeworben werden. Das war aber zum großen Teil auch ein Ver- dienst seiner Mitstreiter, allen voran des HKV-Kassenwarts August Ambrosi, der für seine Beharrlichkeit und intensive Überzeugungsarbeit bekannt war.

Hans-Joachim Heinemann legte Wert darauf, den HKV gut zu reprä- Abb. 4.2.b: Hans-Joachim Heinemann sentieren, sei es auf gesellschaftlichen vor dem Festumzug. 1988. Foto von Veranstaltungen in der Stadt und in Ursula Vollbrecht der Region, beim Anführen von Fest- umzügen, vor allem beim Goslarer Hans-Joachim Heinemann verkör- Bergdankfest oder anderen Festum- perte das, was einen guten Vereinsvor- zügen, bei denen der HKV mit mar- sitzenden ausmacht. Einerseits hatte er schierte, zum Beispiel beim Goslarer die Mitglieder gut geführt. Er gab der Schützenfest oder bei Veranstaltungen Vereinsarbeit eine Linie und die not- anderer Knappen- und Bergmannsver- wendige Stringenz. Hoch angerechnet eine, und bei den Landes- und Bun- wurde ihm von den Mitgliedern, dass desverbänden. er immer das Gemeinsame der Ver- einsarbeit heraus stellte und dass er Hans-Joachim Heinemann hatte die persönlich mit half, zum Beispiel bei Zeichen der Zeit verstanden. Er spür- Arbeitseinsätzen und beim Organisie- te und artikulierte die veränderten ren von Veranstaltungen. Wünsche und Ziele der Vereinsmit-

87 im Laufe der Jahre verändert. Wie beschrieben, wollten die Kameraden bei den Festumzügen nicht mehr kar- nevalistisch verkleidet über die Stränge schlagen. Stattdessen lag ihnen mehr an einem würdigen Auftreten am Her- zen. Unter Hans-Joachim Heinemann entstanden eine Fahnenabordnung und Abb. 4.2.c: Hans-Joachim Heinemann bei ein Marschblock des HKV, der bei seiner Rede vor der Kaiserpfalz. 6. Nie- vielen festlichen Anlässen in Gos- dersächsischer Knappentag. Foto aus der lar und darüber hinaus eine stattliche Sammlung Hans Westphal repräsentative Erscheinung geworden war. Dazu gehörte vor allem, dass seit- glieder und änderte Schritt für Schritt dem in der Marschformation alle eine die gesamte Ausrichtung des Vereins. einheitliche Bergmannstracht tragen. Folgerichtig stand die Mehrheit der Vereinsmitglieder hinter ihm, als es In den ersten Jahren seiner Amtszeit 1979 um die Neuwahl des Vorsitzen- hatte Hans-Joachim Heinemann noch den ging und als er sich in den fol- an der Fortführung der Tradition der genden 14 Jahren immer wieder zur Maskenkerle festgehalten. Es zeigte Wahl stellte. sich aber, dass dafür unter den Mit- gliedern nicht mehr die dafür notwen- Der HKV hatte sich bis dahin vor- dige Unterstützung bestand. Deshalb rangig mit der Fortführung des Gos- sind von Heinemann die Bestrebungen larer Bergdankfests befasst. Es war zum Erhalt des Laufs der Maskenker- zwar immer noch jedes Jahr die zen- le nicht mehr weiter vordergründig trale Veranstaltung für den HKV und betrieben worden. Ähnlich war es mit band nach wie vor einen großen Teil dem Rosenmontags-Ball. Bälle dieser der Kräfte des Vereins, hatte sich aber Art hatten in den 1970er Jahren längst

Abb. 4.2.d: Hans-Joa- chim Heinemann mit dem HKV-Vorstand vor dem Knappenheim. Foto aus der Sammlung Hans Westphal

88 Abb. 4.2.e: Hans- Joachim Heinemann im Knappenheim am Tisch sitzend mit seiner Frau Christa und mit Maria und Rudi Erber. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller ihren Höhepunkt überschritten. Die Das katasteramtliche Herausschnei- rauschenden Bälle mit fast tausend den der Grundstücksfläche, die Ver- Gästen waren Geschichte. Das Inte- sorgung der Gebäude mit Strom, Was- resse hatte allgemein nachgelassen. ser und Telefonanschluss durch die Dem trug auch Heinemann Rechnung. darunter liegende Schachtröhre des Ab 1976 gab keinen HKV-Rosenmon- Winkler Wetterschachtes und vieles tagsball mehr (s. Kap. Bergdankfest). andere mehr sind ein Beweis für den guten Willen der Preussag AG und ein In den 1980er Jahren war auch eine Erfolg Hans-Joachim Heinemanns. ganze Reihe von neuen Aktionen und Projekten auf den HKV zugekom- Seine herausragende Leistung war men, die eine zumindest ebenso große dabei nicht nur, die Eigentumsüber- Bedeutung hatten, wie das Bergdank- nahme des Winkler Wetterschachtes fest. Dazu gehörten neben den vielen in die Wege geleitet zu haben, sondern anderen Feiern und Besuchen bei aus- auch, dass vom HKV Spenden von wärtigen Knappen- und Bergmanns- deutlich über 100.000 DM eingewor- vereinen vor allem die Schaffung und ben wurden für die vorschriftsmäßige Erhaltung eines vereinseigenen Knap- neue Wasserver- und -entsorgung und penheims. den Elektroenergie- und Telefonan- schluss des Knappenheims (s. Kap. Hans-Joachim Heinemann hatte Knappenheim). sich sehr energisch für den Eigen- tumsübergang der Gebäude und des Ein anderer Ausdruck des Wunsches Grundstücks Winkler Wetterschacht der HKV-Kameradinnen und -Kame- von der Preussag AG an den HKV raden nach ruhigerem und gesetzterem eingesetzt. Letztlich war das gute Ver- Verbringen der Freizeit war, gemein- hältnis zwischen HKV und Preus- same Wanderungen zu unternehmen. sag AG eine wichtige Voraussetzung Unter Hans-Joachim Heinemann bil- dafür, dass der Eigentumsübergang dete sich in dieser Zeit unsere Wander- überhaupt vollzogen werden konnte. gruppe. Er unterstützte sie kräftig, so

89 Abb. 4.2.f: Hans-Joa- chim Heinemann 1992 bei einer Wanderfeier. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Mül- ler dass sie sich zu einer mitgliederstar- Briefwechsel entwickelte Heinemann ken und relativ eigenständigen Grup- eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, pe innerhalb des HKV und zu einem besonders hinsichtlich der Starthilfe wichtigen Teil des Vereins entwickeln für das Wiederauflebenlassen der Frei- konnte (s. Kap. Wandergruppe). berger Bergparade. Das betraf beson- ders die Beratung bei der Gründung Die Mitglieder des Hörner- und Fan- des Vereins „Historische Freiberger farenzugs sahen 1983 für ihren Musik- Berg- und Hüttenknappschaft e. V.“. zug bessere Entwicklungsmöglichkei- ten, wenn sie wieder eigenständiger Schon im Mai 1990 reiste der HKV- agierten, wie sie es bis 1964 gewöhnt Vorstand auf Initiative des Leiters gewesen waren. Deshalb trennten sich der Freiberger Fachgruppe Bergbau- HKV und Hörner- und Fanfarenzug. geschichte Knut Neumann nach Frei- Dem HKV stand der neu ins Leben berg. /WÄG 2005/ Im Gegenzug waren gerufene HKV-Jugendspielmannszug die Freiberger auf Einladung Hans- zur Verfügung, der nun schon einige Joachim Heinemanns im Juni 1990 Erfahrungen aufweisen konnte. Der beim Niedersächsischen Knappentag Spielmannszug hat die HKV-Kame- in Goslar zu Gast. Hieraus wiederum radinnen und Kameraden bei vielen haben sich Kontakte der Freiberger festlichen Anlässen und Ausflügen entwickelt zum Ring Deutscher Berg- begleitet, aber auch er wollte eine grö- ingenieure (RDB), Ortsgruppe Goslar. ßere Eigenständigkeit und trat 1991 /WÄG 2013/ Schließlich wurde an der aus dem HKV aus (s. Kap. Musik- Bergakademie Freiberg eine eigen- gruppen). ständige RDB-Ortsgruppe gegründet, die heute deutschlandweit eine der 1990 ist auf Initiative von Hans- aktivsten ist. Joachim Heinemann der Kontakt nach Freiberg aufgebaut worden. Ausge- Im Juni 1991 reiste eine HKV- hend von einem anfangs noch privaten Abordnung für fünf Tage nach Frei-

90 berg. Es folgten Teilnahmen unserer auslösen. Dafür brauchte sie einen HKV-Kameradinnen und -Kameraden gewissen Abstand zu einem neu ent- bei Paraden in Freiberg, Annaberg- stehenden Museum. Nur so konn- Buchholz (1992: Erster Sächsischen te sie die über- und untertägigen Bergmannstag) und Schneeberg (1996: Betriebsanlagen ohne Interessens- 500-Jahrfeier). Dadurch angeregt hat- konflikte an das Museum übergeben. te unser Förderverein auch Kontakt Die Mitarbeiter des Erzbergwerks aufgenommen und zwar nach Nie- Rammelsberg hatten sich hinsicht- derröblingen und nach Sangerhausen, lich einer Museumsgründung strikt beides ebenfalls Bergbaustädte in die zurück zu halten und sollten nicht ehemaligen DDR. persönlich aktiv werden. Offiziell wurde verlautbart, es wäre noch zu Ein anders Projekt der Amtszeit früh für Gedanken dieser Art. Erst Hans-Joachim Heinemanns war die einmal sollte die Betriebsschließung Gründung unseres Rammelsberger abgewartet werden. Bergbaumuseums. Hans-Joachim Heinemann stand der Museums- Hans-Joachim Heinemann hielt idee ambivalent gegenüber. Einer- sich an diese Linie und machte die seits wollte er ein Bergbaumuseum. Museumsidee nicht zu einem zentra- Schließlich war er selber Besucher- len Punkt der HKV-Arbeit. Das führte führer im Röderstollen und sehr zu Problemen mit HKV-Kameraden, für die Bewahrung der bergmänni- die sich unbedingt für eine Muse- schen Traditionen. Außerdem gab umsgründung stark machen wollten es in dieser Zeit in Deutschland und damit letztlich auch zum Bruch viele Beispiele für Knappen- und mit Albert Sudhoff und der von ihm Bergmannsvereinen, die erfolgreich gegründeten Aktivgruppe zur Schaf- Schaubergwerke und Bergbaumuse- fung eines Bergbaumuseums (s. Kap. en gegründet hatten und als Betrei- Bergbaumuseum). Das ermöglichte ber weiterführten. Andererseits hatte aber auch die weiterhin guten Bezie- er erkannt, dass ein Projekt dieser hungen des HKV zur Preussag. Größe für unseren Knappenverein viel zu groß war. Außerdem waren Trotzdem hat sich in den Jah- ihm die guten Beziehungen zum Erz- ren nach der Museumsgründung ein bergwerk Rammelsberg sehr wich- gutes Verhältnis zwischen unserem tig, denn davon hing viel für den Knappenverein und unserem Muse- HKV ab. um entwickelt. Das zeigt sich unter anderem darin, dass viele Muse- Die Preussag AG wollte sich umsmitarbeiter Mitglieder im HKV jedoch nicht offensiv und direkt für geworden sind, aber auch darin, dass ein Museum aussprechen und schon bei Museumsveranstaltungen immer gar nicht selbst engagieren, sondern wieder von HKV-Kameradinnen sich vielmehr aus dem Bereich Ram- und -Kameraden Stände betreut melsberg möglichst vollständig her- wurden, zum Beispiel zum Prägen

91 von Medaillen. Und nicht zuletzt Seine Bergmannslehre hatte Hans-Her- ist diese Festschrift von unserem mann Fischer im April 1945 begonnen Museumsförderverein für den HKV und 1948 abgeschlossen. geschrieben worden. Fischer war auch hinsichtlich der Hans-Joachim Heinemann hatte den bergmännischen Traditionspflege ein Knappenverein in den Jahren seiner Mann der Ersten Stunde und bereits Amtszeit als Erster Vorsitzender maß- zu Zeiten des Rosenmontags-Festaus- geblich geprägt und gestaltet, aber die schusses und des Bergmännischen Fast- damit verbundenen Aufgaben fielen nachtsvereins dabei, stand aber lange ihm aufgrund seiner Krankheit immer Zeit nicht in der ersten Reihe. 1978 war schwerer. Vor seinem Tode hatte er er schon einmal zur Wahl des 1. und 2. sich noch gewünscht, 1995 die Fahrt Vorsitzenden vorgeschlagen worden, des HKV zum Internationalen Tref- aber noch nicht gewählt worden (Hans- fen der Knappenvereine am Balaton Joachim Heinemann und Ewald Bosse (Ungarn) zu organisieren und mit- waren es geworden). Mehrere Jahre war zumachen. Schritt für Schritt über- er der Stellvertreter Heinemanns, 1994 nahmen seine Frau Christa und sein nach dem Tode Heinemanns Erster Stellvertreter Hans-Hermann Fischer Vorsitzender und dann bei der nächsten seine Aufgaben. Mitgliederversammlung in diesem Amt per Wahl bestätigt. 4.3 Hans-Hermann Fischer, Vorsitzender 1994-1997 Die Familien Fischer und Heine- mann waren jahrelang freundschaft- Hans-Hermann Fischer, geboren lich verbunden gewesen, bevor Hans- 1930 in Oker, stammt aus einer Familie, Hermann Fischer nach dem Tod von aus der viele Bergleute kamen. Auch Hans-Joachim Heinemann das Amt sein Vater war schon am Rammelsberg des Vorsitzenden übernahm. Seinem gewesen und zwar als Grubenschlosser. Naturell nach gehörte er zu der Art

Abb. 4.3.a: Hans-Her- mann Fischer (links) mit weiteren Vorstands- mitgliedern vor dem Knappenheim, v.l.n.r. Hans Hermann Fischer, Günther Nietzel, Name unbekannt, Franz Amb- rosi, Ewald Bosse, August Ambrosi, Franz Bzdock und Hans Joachim Heine- mann. 1975. Foto aus der Sammlung Hans Westphal

92 Abb. 4.3.b: Hans-Hermann Fischer beim Wandern (links, daneben Erna und Gün- ther Müller). Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller von Menschen, die eine innere Pflicht verspürten, sich aktiv für die Gemein- schaft einzusetzen, auch wenn das mit persönlichen Problemen verbunden ist. Abb. 4.3.c: Hans-Hermann Fischer (mit Beispielsweise war er trotz einer Ope- Fahne) vor dem Festumzug. Foto aus der ration am Rücken kurz darauf schon Sammlung Hans Westphal

Abb. 4.3.d: Hans-Hermann Fischers Begräbnis. In der ersten Reihe v.l.n.r. Günther Nietzel, Hans-Hermann Fischer und Friedrich Gläsener. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller

93 wieder mit der HKV-Wandergruppe auf dem . Überhaupt hatte er sehr für die HKV-Wandergruppe engagiert.

Als Erster Vorsitzender führte Fischer die Linie Hans-Joachim Heinemanns fort, war aber einfühlsamer und zurück- haltender. Fischer wurde von den HKV- Leuten geachtet, besonders weil er sich sehr für die Belange und Wünsche der Kameradinnen und Kameraden einsetz- te. Seine hohe Einsatzbereitschaft und das große Arbeitspensum brachten ihm Anerkennung und Ehrungen. Sein allzu früher Tod hat es nicht zugelassen, dass er den HKV tiefer und nachhaltiger prägen konnte. Abb. 4.4.a: Willi Wägeling bei der Aus- zeichnung Erna Müllers im Knappen- 4.4 Willi Wägeling, heim. Foto aus der Sammlung Erna und Vorsitzender 1997-2002 Günther Müller

Willi Wägeling ist zwar kein gebür- tiger Goslarer, stammt aber aus einer Familie, die bereits seit hundert Jah- ren in Goslar ansässig war. In sei- nem beruflichen Werdegang war Willi Wägeling Steiger im Eisenerz- und im Salzbergbau, zuletzt in der Schachtan- lage Asse. Die räumliche Nähe seines Wohnorts zum Rammelsberg machte es ihm schließlich möglich, auch im HKV aktiv zu werden. Eingetreten ist er 1990. Schon in den ersten Jahren hatte er sich bei den Mitgliedern durch seine ruhige und besonnene Art und seine Lebenserfahrungen ein hohes Ansehen erworben. Sein Rat war gefragt und schließlich wurde er nach dem Tod Hans-Hermann Fischers zum Vorsitzenden gewählt. Abb. 4.4.b: Willi Wägeling (links) mit Rudi Erber und Günther Müller vor dem Seine Erfahrungen im Bergbau und Knappenheim. Foto aus der Sammlung in anderen Vereinen, zum Beispiel im Willi Wägeling

94 Abb. 4.4.c: Willi Wäge- ling (links) auf dem Frankenberger Plan bei der Zusammenstellung der Fahnenabordnun- gen für den Einzug zum Bergdankgottesdienst. Links neben ihm Bern- hard Pollak und Richard Schulze, an der Fahne Paul Lux und links von ihm Ekkehard Seidel und Günther Müller. Foto aus der Sammlung Willi Wägeling

Ring Deutscher Bergingenieure (Orts- zu stehen. 2002 stellte er sich des- gruppe Asse), prädestinierten ihn für halb nicht mehr zur Wahl. Seine Zeit den Vorsitz. Der HKV und seine Mit- als Vorsitzender ist allen Mitgliedern glieder waren in ein Alter gekommen, in sehr guter Erinnerung. Sie haben in dem nicht mehr die anstrengenden ihn deshalb zum Ehrenvorsitzenden Feste und Reisen im Mittelpunkt der gewählt, was er noch heute ist. Als Vereinsarbeit stehen sollten, sondern ruhigere, auf die Mitglieder zuge- schnittene Veranstaltungen.

Willi Wägeling verstand es her- vorragend, einen Weg zwischen den hohen Ansprüchen der vergangenen Jahre und den Mitte der 1990er Jahre veränderten Bedingungen und Wün- schen unserer Mitglieder zu finden. Es kam nicht nur darauf an, den HKV würdig nach außen zu vertreten, son- dern auch das Gemeinschaftsgefühl hoch zu halten und auseinanderstre- bende Interessen zu integrieren. Bei- des ist Willi Wägeling außerordentlich Abb. 4.4.d: Willi Wägeling (links) mit Kai gut gelungen. Rückbrodt, Vorsitzender des Rings Deut- scher Bergingenieuere (Ortsgruppe Harz) Er hatte aber von vornherein betont, beim einer Ausstellungseinweihung im aus gesundheitlichen Gründen nur Rammelsberger Bergbaumuseum. Foto eine begrenzte Zeit zur Verfügung aus der Sammlung Willi Wägeling

95 Rammelsberger Bergbaumuseums, in dem er sich immer aktiv für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit beider Vereine eingesetzt hat. In den letzten Jahren hat er mehrfach über die Geschichte des HKV und des För- dervereins publiziert. Seine Zusam- menstellung der schriftlichen Ver­ einsunterlagen bildete eine wesent- liche Grundlage für die vorliegende Festschrift.

4.5 Bernhard Pollak, Vorsitzender 2003 bis heute

Unser heutiger Erster Vorsitzender Bernhard Pollak, geboren 1950 in

Abb. 4.4.e: Willi Wägeling mit seinem Stellvertreter Eckhardt Seidel (links) und Bernhard Pollak (rechts). Foto aus der Sammlung Willi Wägeling

Mitglied des Vorstandes ist er nach wie vor sehr aktiv an der Vereinsarbeit beteiligt und hat nicht zuletzt einen großen Teil zu der vorliegenden Fest- schrift beigetragen. In seinen Händen liegen die mittlerweile sehr umfang- reich gewordenen Akten des Vereins, die er systematisiert und analysiert hat. Ein herausragendes Ereignis nach seiner Zeit als Vorsitzender war 2005 die großartige Feier „Kinder des Ram- melsbergs“, für die er sich sehr enga- giert hat. Unsere Vereinsmitglieder hätten Willi Wägeling gerne noch län- Abb. 4.5.a: Bernhard Pollak mit HKV- ger als Vorsitzenden gehabt. Fahne beim Bergdankfest vor der Frankenberger Kirche. Im Hintergrund Willi Wägeling ist gleichzeitig auch Pastor Reinhard Guischard. Foto aus Mitglied im Förderverein unseres der Sammlung Bernhard Pollak

96 Goslar, hat im Erzbergwerk Rammels- bei der er bis zu seinem altersbeding- berg eine Ausbildung zum Starkstrom­ ten Ruhestand viele Bergbaubetriebe, elektriker absolviert und ist nach sei- vor allem aber die Rheinbraun AG ner Lehrlingszeit in allen Revieren betreute. der Grube eingesetzt gewesen. Mitte der 1970er Jahre hat er die Bergschule 1989 ist Bernhard Pollak, der übri- Clausthal besucht und mit der Befähi- gens immer Goslarer geblieben ist, gung zum Elektro-Steiger abgeschlos- unserem Knappenverein beigetreten. sen. Sein weiterer Berufsweg führte Von Anfang an war er aktiv dabei. ihn zur Siemens AG in Braunschweig, Zuerst trug er bei den Festumzügen den Sponton, aber schon bald die Fah- ne. Hans-Joachim Heinemann hatte ihn frühzeitig in die Aktionen und Projekte des HKV eingebunden.

Seitdem hatte sich Bernhard Pollak immer engagiert gezeigt und so war es folgerichtig, dass er 2002, als Willi Wägeling nicht mehr zur Wahl ange- treten war, zum Ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Unter seiner Leitung sind nicht nur die jährlichen Berg- dankfeste, Barbarafeiern und Wande- rungen weiter geführt, sondern auch viele außergewöhnliche Feste in Goslar veranstaltet und Ausfahrten zu auswär- tigen Festen und Feiern unternommen worden.

Herausragend waren die Goslarer Festveranstaltung „Kinder des Ram- melsbergs“ im Jahre 2005, das Fest zum 750jährigen Bestehen der deut- schen Sozialversicherung im Jahre 2010 und damit im Zusammenhang 2011 die feierliche Namensgebung "Knappschaftsplatz" für den Platz vor unserem Bergbaumuseum (an der Ein- Abb. 4.5.b und c: Bernhard Pollak bei fahrt zur Werkstraße). Größere Rei- seiner Begrüßungsrede bei der Festver- sen führten 2004 zum 10. Deutschen anstaltung zum Bergdankfest. Saal des Bergmannstag nach Heringen, 2007 Lindenhofs. 2003. Fotos aus der Samm- zum 11. Deutschen Bergmannstag nach lung Bernhard Pollak Sulzbach-Rosenberg und 2008 zum 16.

97 Abb. 4.5.d: Bernhard Pollak mit Pastor Rein- hard Guischard und den Fahnenabordnun- gen der befreundeten Bergmanns- und Knap- penvereine vor der Frankenberger Kirche. Bergdankfest 2005. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak

Saarländischen Bergmannstag nach finden seitdem oft in unserem Knap- Dorf im Warndt. penheim statt.

Seit 2007 ist Bernhard Pollak im Ein großer in diesem Zusammen- Vorstand der Vereinigung der Berg- hang stehender Verdienst Bernhard manns- und Hüttenvereine Niedersach- Pollaks ist, dass er die Tradition der sen (VBN) aktiv dabei und vertritt dort niedersächsischen Bergmannstage in als VBN-Vorstandsmitglied die Inte- Form der Landes-Tscherper nach Gos- ressen unseres Knappenvereins. Die lar geholt hat. Sie sind seitdem bereits Sitzungen des Ältestenrats des VBN zwei Mal im Lindenhof veranstaltet

Abb. 4.5.e: Bernhard Pollak bei der Aus- zeichnung verdienter HKV-Kameradinnen und Kameraden vor dem Knappenheim, v.l.n.r. Dieter Geldmacher, Peter Rach, Ekkehard Seidel, Marion Techentin, Elke Geldmacher, Lothar Schreyer, Bernhard Pollak und Bodo Fri- cke. 2006. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

98 worden, beide Male maßgeblich durch unseren Knappenverein und besonders durch Bernhard Pollak organisiert.

Wie für alle Vorsitzenden vor ihm, nimmt auch für Bernhard Pollak die Erhaltung unseres Knappenheims einen großen Teil seiner Zeit in Anspruch. In der Amtszeit Bernhard Pollaks sind bereits viele Sanierungs- und Umnut- zungsprojekte erfolgreich abgeschlos- sen worden.

5. Festveranstaltungen und Feiern von und mit dem HKV

Die wichtigsten vom HKV orga- nisierten Veranstaltungen waren von Anfang an die Goslarer Bergdankfeste, deren Ausrichtung ja, wie beschrie- ben, gleichzeitig sein satzungsgemäßer Abb. 5.b: Barbarafeier im Knappen- Hauptvereinszweck ist. heim. In der Mitte als Berggeist Willi Wägeling, links Richard Schulze und rechts Horst Thielemann. 2006. Foto aus der Sammlung Willi Wägeling

Eine andere alljährliche Veranstal- tung des HKV ist die Barbara-Feier mit Andacht in der Klauskapelle. Sie findet seit 1977 statt. Die Bergleute treffen sich dort am Abend. Als Besonderheit werden zum Barbaratag frische Kirsch- baumzweige in einer Vase aufgestellt. Sie blühen dann um die Weihnachts- zeit (s. Abb. 5.a). Anschließend an die Andacht findet für die HKV-Mitglieder und ihre Ehefrauen im Knappenheim eine Feier mit gemeinsamem Essen Abb. 5.a: Barbara-Andacht in der und anschließendem geselligen Bei- Klauskapelle mit Pastor Labuhn. Mit sammensein statt (s. Abb. 5.b). In den Mooskappe Günther Müller und Bern- letzten drei Jahrzehnten wurde die Bar- hard Pollak. 2009. Foto aus der Samm- barafeier zu einem festen Bestandteil lung Bernhard Pollak im Vereinsleben des HKV.

99 Daneben hat unser Knappenverein rer Bergdankfest alljährlich veranstal- intern eine Reihe von kleineren Feiern tet, gab es eine ganze Reihe von Ver- für seine Mitglieder veranstaltet und änderungen im Festablauf. Die Gründe es gab viele jährliche Veranstaltungen dafür waren einerseits bedingt durch anderer Vereine, Einrichtungen und die sich verändernden Ansprüche und Kommunen, an denen Mitglieder des persönlichen Wünsche der Festteilneh- HKV teilgenommen haben. Herausra- mer. Anderseits sollte der Festumzug gend sind dabei das Schützenfest der immer eine möglichst gute Außenwir- Goslarer Privilegierten Schützengesell- kung erzielen. schaft, die Museumstage, die unser Rammelsberger Bergbaumuseum ver- Das Goslarer Bergdankfest hatte, anstaltet, die Feste der Frankenberger wie bereits beschrieben, in den 1950er Kirchengemeinde sowie kommunale Jahren einen Höhepunkt und danach und regionale Feste, wie die Goslarer einen Niedergang erlebt. Durch den Hansetage und der Tag der Nieder- eigens dafür gegründeten HKV konn- sachsen. Dazu kamen außerordentliche te es zwar wieder ins Leben gerufen Feste, wie die 1000-Jahrfeier des Erz- werden. Gründe für seine zwischen- bergwerks Rammelsberg und die Feier zeitliche Einstellung bestanden aber zum Ende seiner Erzförderung. nach wie vor. Dem galt es Rechnung zu tragen. Von großer Bedeutung ist für die HKV-Mitglieder die Teilnahme an Fei- Äußerlich hatte der HKV das Berg- ern und Festen auswärtiger Knappen- dankfest in fast unveränderter Form und Bergmannsvereine, besonders in wieder auferstehen lassen, anfangs Bad Grund, Salzgitter und Hildesheim, auch mit sehr gutem Erfolg. Die Stra- sowie von Verbänden und Dachorgani- ßen waren 1964 beim Festumzug trotz sationen. Diese Reisen machen einen Regenwetters wieder dicht gesäumt mit großen Teil des Vereinslebens aus. Zuschauern. Auch 1965 gab es wieder viele Zuschauer. In den folgenden Jah- 5.1 Goslarer Bergdankfeste ren ließ das Interesse der Bevölkerung seit 1964 aber bereits wieder stark nach. Schon 1966 stand in der Goslarschen Zeitung, Immer wieder haben die Vorsitzenden dass mehr Zuschauer wünschenswert der niedersächsischen und bundesdeut- gewesen wären und 1969 war zu lesen, schen Dachverbände der Bergmanns- dass sich ein „allgemeines Desinteresse und Hüttenvereine betont, dass das Gos- stark bemerkbar“ machen würde. larer Bergdankfest eines der schönsten und eindrucksvollsten sei und unser Für das Bergdankfest kam erschwe- Knappenverein außerordentlich vital rend hinzu, dass es im Rahmen des und unternehmungslustig wäre. gesamten kulturellen Angebots Goslars nur eine untergeordnete Rolle spielte. In den mittlerweile fünfzig Jahren, in Es gab in der Stadt und in der Region denen unser Knappenverein das Gosla- viele andere Feste, Feiern, Bälle und

100 Festumzüge, beispielsweise das Schüt- 1972 organisierte der HKV auf dem zenfest mit seinem Umzug, seinem Marktplatz Darbietungen von Brauch- Ball und dem anschließenden großen tumsgruppen. Insbesondere wurde der Jahrmarkt. Es war deutlich größer als Lange Tanz nachgestellt. Dazu fand das Bergdankfest und fand zudem in sich eine stattliche Zahl von Zuschauern der wärmeren Jahreszeit statt. ein. In den folgenden drei Jahren sind diese Darbietungen wiederholt worden, Der HKV wollte ausdrücklich nicht obwohl sich innerhalb des HKV Stim- mit dem Schützenfest konkurrieren /GZ men regten, die anzweifelten, ob damit 1965.03.02/, obwohl es als Fortsetzung der richtige Weg beschritten worden der Goslarer Preussag-Bergfesttradi- sei. 1976 waren hunderte Zuschauer tion legitim gewesen wäre, ebenfalls gezählt worden. 1977 musste dieser im Sommer ein Volksfest dieser Art Teil des Bergdankfestes wegen starken zu veranstalten. Dem HKV erschien Regens abgesagt werden. In den Jahren der Aufwand für eine jahrmarktähn- danach ist er nicht wieder veranstaltet liche Veranstaltung, wie sie von der worden. Preussag AG bis 1960 in Form der Bergfeste durchgeführt worden war, unangemessen hoch. So beschränkten sich beim Bergdankfest ab 1964 die Möglichkeiten für die Öffentlichkeit auf das Zuschauen beim Festumzug. Das war aus Sicht der Bevölkerung nicht attraktiv genug, um sich Jahr für Jahr bei zum Teil sehr kalten Tempera- turen und widriger Witterung am frü- hen Vormittag au die Straße zu stellen. Die Zuschauerzahlen verringerten sich drastisch.

Dem versuchte der HKV durch ver- schiedene Änderungen des Festablaufs Abb. 5.1.a: Langer Tanz auf dem Markt- zu begegnen. Beispielsweise hatten das platz. Harzklub Goslar. 1979. Foto aus Bergdankfest und damit auch der Fest- der Sammlung August Ambrosi umzug 1964 am Rosenmontag statt- gefunden. Dieser Tag war aber für die 1976 wurde das Bergdankfest auf Bevölkerung ein normaler Arbeitstag den Sonntag verlegt „mit Rücksicht auf geworden. Deshalb bewegte sich der die wirtschaftliche Lage“– so musste Festumzug durch fast menschenleere niemand vom Werk freigestellt werden, Straßen. Auch als der HKV daraufhin wie die GZ berichtete. /GZ 1976.03.02/ den Veranstaltungstermin ab 1966 auf Bei diesem Termin blieb es bis 2006. den Samstag vor dem Rosenmontag Schließlich verlegte der HKV 2007 das verlegte, kamen nur wenig Zuschauer. Bergdankfest wieder auf den Samstag.

101 Danach war das Interesse der Bevöl- vom Festlokal zum Markt. Dort fan- kerung zwar für ein Jahr zufriedenstel- den 1972 bis 1976 Darbietungen statt. lend, ließ im Jahr darauf aber schon Nachmittags gab es 1964 bis 1972, wieder stark nach. 1979 bis 1984 und dann noch einmal 1995 den Lauf der Maskenkerle (s. Es wurde auch versucht, die Attrak- Kap. Maskenkerle). tivität des Bergdankfestes durch Verän- derungen im Festablauf zu vergrößern. Ab 1964 ist vom HKV wieder die Grundsätzlich waren seit 1964 alle Tradition der Bergdankfest-Bälle auf- HKV-Bergdankfeste nach historischem genommen worden. Vorbild aufgebaut. Die Festteilnehmer trafen sich morgens auf dem Franken- Der abendliche Ball am Rosenmon- berger Plan, um gemeinsam in die Fran- tag gehörte in Goslar seit dem Beginn kenberger Kirche zum Gottesdienst zu des Bergdankfestes dazu, auch wenn gehen. Nach dem Gottesdienst folg- er nicht immer so genannt wurde. Es te ein Festumzug zum Festlokal. Die handelte sich anfangs nur um „fröhli- ersten Jahre war der Festumzug von che Tanzveranstaltungen“ in den Gos- den Maskenkerlen geprägt gewesen. larer Gaststätten. Erst seit 1937 scheint Später waren es dann mehr die in Berg- die Bezeichnung Ball üblich geworden mannstracht marschierenden Bergleute zu sein. Als Veranstaltungssäle wur- und die Brauchtumsgruppen. Im Fest- den unterschiedliche Orte gewählt, bis lokal fand ein gemeinsames Tscher- 1949 das Gasthaus Ritter Ramm und perfrühstück statt und seit dieser Zeit nach 1950 das Schützenhaus. Ab 1964 eine anschließende Festveranstaltung. fand er nicht mehr im Schützenhaus Neben den drei heute noch üblichen statt, sondern im Saal der Gaststätte Hauptbestandteilen Gottesdienst, Fest- Hubertushof. Erst ab 1973 wurde er umzug und Festveranstaltung gab es wieder im Schützenhaus veranstaltet. von 1964 bis 1981 nach dem Tscher- Der Saal im Hubertushof war für die peressen einen weiteren Festumzug gewachsene Teilnehmerzahl zu klein.

Abb. 5.1.b: HKV Berg- dankfest Festball. Auf dem Bild die Herren Bude, Heinemann und Erber. 1975. Foto aus der Sammlung Gerhard Bude

102 Ende der 1960er Jahre und Anfang kenberger Kirchengemeinde aufgrund der 1970er Jahre erreichte der Ball der Gemeindegröße zwei Pfarrstellen. noch einmal eine Blütezeit. Danach Von den beiden Pfarrern kümmert sich ließ, wie beschrieben, die Nachfrage jeweils einer um die Angelegenheiten nach Bällen dieser Art allgemein stark unseres Knappenvereins. Zu der Zeit nach. 1976 ist der letzte Bergdankfest- der HKV-Gründung war das Pastor ball veranstaltet worden. Danach riss Witzig gewesen. Er hatte bis zum Ende diese Tradition ab. der 1970er Jahre fast alle Bergdank- gottesdienste geleitet. Die Zusammen- 5.1.1 Der Kirchgang arbeit mit ihm wird in den Unterlagen unseres Knappenvereins immer wie- Die Frankenberger Kirche ist bis der außerordentlich lobend erwähnt (s. heute zum Bergdankgottesdienst Abb. 5.1.1.a). immer überaus stark besucht gewesen, in dieser Hinsicht nur vergleichbar mit Abgelöst wurde er von Pastor Winn, dem Weihnachtsgottesdienst. Seit 1964 der seinerseits drei Jahre später sein findet der Bergdankgottesdienst wieder Amt an Pastor Deppe übergeben hat alljährlich in der Frankenberger Kirche (s.Abb. 5.1.1.b). statt, wie es schon seit Jahrhunderten Tradition ist. Es gibt in der Fran- Anfang der 1990er Jahre übernahm Pastor Guischard, dessen charisma- tische Bergdankfest-Predigten und gemeinsam begangene Gemeindefes- te unseren Kameradinnen und Kame- raden in nachhaltiger Erinnerung geblieben sind, die Pfarrstelle (s. Abb. 5.1.1.c und 4.5.d). Deshalb waren 2009 auch viele unserer Kameradinnen und Kameraden zu der Feier anlässlich sei- ner Verabschiedung in den Ruhestand dabei.

Seitdem sind die Pastoren Müller- Pontow und Labuhn Pfarrer der Fran- kenberger Gemeinde und es hat sich bereits wieder ein sehr gutes Zusam- menwirken zwischen unserem Knap- penverein und der Frankenberger Kirchengemeinde entwickelt (s. Abb. 5.1.1.d). Abb. 5.1.1.a: HKV Bergdankfest Gottes- dienst mit Pastor Witzig. Foto aus der Die äußere Form, der Ablauf und die Sammlung August Ambrosi Liturgie des Bergdankfestgottesdiens-

103 Abb. 5.1.1.b: HKV Berg- dankfest Gottesdienst mit Pastor Deppe, v.l.n.r. Rudi Erber, Günther Müller, Roland Erber, Hans-Hermann Fischer, Pastor Deppe, Richard Schulze, Hans-Joachim Heinemann und Karl- Wilhelm Menge. Foto aus der Sammlung Hans Westphal

Abb. 5.1.1.c: HKV Berg- dankfest Gottesdienst mit Pastor Guischard. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak tes haben sich in den letzten fünfzig Bergmusikkorps und die Mitglieder des Jahren kaum geändert. Ein großer Teil Gesangvereins. In den 1980er Jahren der Festgemeinde trägt einen Berg- hatten die Clausthal-Zellerfelder Kur- mannskittel. Die Fahnenabordnungen rende-Sänger mitgewirkt und danach betreten die Kirche erst, nachdem die der Gesangverein Juventa. Gemeinde in der Kirche Platz genom- men hat. Die Fahnenträger stehen Ein wichtiger Teil des Bergdank- während des gesamten Gottesdienstes gottesdiensts ist die Totenehrung. Zu neben dem Altar. Seitlich neben dem getragener Musik wird von zwei HKV- Altar sitzen die Kameraden aus dem Kameraden, begleitet vom Pastor und HKV-Vorstand und hinter der Kirchen- vom HKV-Vorsitzenden, ein Kranz in gemeinde an der westlichen Stirnseite einer seitlich im Kirchenschiff ange- des Kirchenschiffs das Rammelsberger ordneten Nische niedergelegt, wäh-

104 Natürlich steht die Predigt im Mit- telpunkt des Gottesdiensts. Sie hatte oft das Thema Bergbau und damit zusammenhängende aktuelle Bezüge. Andere Bestandteile des Gottesdiens- tes sind die Verlesung eines Bibeltextes von einem Lektor aus den Reihen der HKV-Kameraden und ein gemeinsa- mes Gebet von Gemeinde und Pfarrer, wobei auch HKV-Kameradinnen und Kameraden vor den Altar treten.

5.1.2 Festumzug

Der Bergdankfestumzug hat nicht nur die Aufgabe, die einzelnen Veran- staltungsorte räumlich und organisa- torisch miteinander zu verbindenden. Er dient vor allem der Außenwirkung Abb. 5.1.1.d: HKV Bergdankfest Gottes- des Bergdankfestes, denn sowohl der dienst mit Pastor Müller-Pontow. Links Gottesdienst als auch die Festveran- sitzend v.l.n.r. Peter Haufmann, Richard staltung sind relativ exklusiv und für Schulze, Manfred Schmidt und Willi die ansonsten unbeteiligte Bevölke- Wägeling. Foto aus der Sammlung Bern- rung nicht mitzuerleben. In den ersten hard Pollak Jahren ähnelten die Umzüge rhein- ländischen Rosenmontagsumzügen. Es renddessen sich die Gemeinde schwei- gab fantasievolle Kostümierungen und gend erhebt. In dieser Nische wird geschmückte thematische Umzugswa- das Totengedenkbuch aufbewahrt. /GZ gen, wie sie schon vor 1960 üblich 1965.03.02/ gewesen waren.

Abb. 5.1.1.e: HKV Berg- dankfest Gottesdienst mit Heiner Vonberg beim Verlesen eines Bibeltex- tes. Foto aus der Samm- lung Bernhard Pollak

105 1964 waren allerdings nur kommer- werksdirektor Ernst Krause regte in zielle Umzugswagen von Goslarer seiner Festrede, die er beim Bergdank- Geschäften dabei gewesen und noch fest-Tscherperfrühstück hielt, an, diese keine vom HKV. Die Kameraden vom Tradition wieder aufleben zu lassen. HKV hatten sich vorerst auf die Wie- Bereits beim 1965er Bergdankfestum- dereinführung des Laufs der Masken- zug war es dann wieder soweit. Auf kerle konzentriert. Vom Gottesdienst diesem Festwagen war neben der hei- in der Frankenberger Kirche waren ligen Barbara auch ein Modell des die Bergleute ohne besondere Marsch- Rammelsbergschacht-Fördergerüstes ordnung und noch „in Zivil“ zum und Bilder der Frankenberger Kirche Hubertushof gegangen. Dort hatten zu sehen (s. Abb. 5.1.2.a). sie sich nach dem Tscherperfrühstück verkleidet. Der Festumzug bestand im Einen zweiten Festwagen stellte Wesentlichen aus den Maskenkerlen der Harzklub und einen dritten das und Rammelsberger Bergmusikkorps, Erzbergwerk Rammelsberg. Auf dem das an der Spitze des Zuges marschier- Wagen des Harzklubs war eine Köh- te. Er begann unterhalb des Hubertus- lerhütte gebaut (s. Abb. 5.1.2.b). Unser hofes an der Domkaserne und führte Kamerad Splettstößer war, wie schon dann durch den Hohen Weg, über den zehn Jahre zuvor, als Ritter Ramm Marktkirchhof, den Marktplatz, den verkleidet hoch zu Ross dabei (s. Abb. Fleischscharren, durch die Marktstra- 5.1.2.c). 1966 kam auch wieder, wie in ße, Bäringer Straße, Klubgartenstraße, den 1950er Jahren, ein Harzer Fuhr- Rosentorstraße, Mauerstraße und Brei- mannswagen dazu. te Straße zum Schuhhof, wo sich der Festumzug auflöste und der Lauf der Der Aufwand für die Festwagen war Maskenkerle begann. allerdings recht groß. Außerdem pass- ten sie nicht zu dem Bestreben, dem Das Fehlen von Umzugswagen mit historischen Vorbild möglichst nahe der heiligen Barbara wurde aber all- zu kommen. In den Jahren danach gab gemein bemängelt. Auch der Berg- es deshalb in den Festumzügen keine Festwagen mehr.

1972 war der Festablauf neu gestaltet worden. Nun wurde das Tscherperfrüh- stück im Schützenhaus veranstaltet. Der Festumzug begann schon nach dem Gottesdienst vor der Franken- berger Kirche (s. Abb. 5.1.2.d). Die Marschroute führte vom Frankenberger Plan über den Marktplatz, auf dem Abb. 5.1.2.a: Bergdankfest Umzugs- der Lange Tanz aufgeführt und Lieder wagen mit Fördergerüst. Foto aus der gesungen wurden, und von dort weiter Sammlung August Ambrosi zum Schützenhaus (heute Lindenhof).

106 Abb. 5.1.2.b: Bergdank- festumzug, Köhlerwagen. Foto aus der Sammlung Gläsener

Anschließend an das Tscherperfrüh- 1976 fand die Aufführung des stück formierte sich der Festumzug Langen Tanzes nachmittags nach erneut mit dem Ziel Marktplatz, wo dem Festumzug statt. 1977 fielen er sich auflöste. 1973 ist in den ersten der Festumzug vom Schützenhaus Teil des Festumzugs die Abholung der zum Markt und die dort vorgesehe- Ratsherren vom Ratshaus aufgenom- men worden (s. Abb. 5.1.2.e und f).

Abb. 5.1.2.d: Bergdankfest, Formierung Abb. 5.1.2.c: Bergdankfestumzug, „Rit- des Festumzugs auf dem Frankenberger ter Ramm“. Foto aus der Sammlung Plan. 1979. Foto aus der Sammlung Willi August Ambrosi Wägeling

107 Abb. 5.1.2.e: Bergdank- fest 1966, Route des Fest- umzugs nen Programmpunkte wegen starken Breiten Tor, und von dort weiter zum Regens aus. 1978 und 1979 wurde Lindenhof geführt, währenddessen der das Tscherperfrühstück wegen des Festumzug beim Schützenfest die Brei- Umbaus des Schützenhauses wieder te Straße entlang führte. Nachdrückli- im Hubertushof veranstaltet und der ches Intervenieren Albert Sudhoffs bei Verlauf des Festumzugs entsprechend der zuständigen Behörde ermöglichte angepasst, 1980 aber wieder im auch dem Bergdankfestumzug, diesen Schützenhaus, das nun in Lindenhof Weg zu nehmen. Erstmalig fanden die umbenannt worden war. 1981 endete weiteren Teile des Bergdankfestes, das der nachmittägliche Festumzug auf Tscherperessen und die anschließende dem Marktplatz mit der Aufstellung Festveranstaltung, im Saal des Linden- zur Bergparade. hofs statt. Der Festumzug zurück zum Marktplatz entfiel deshalb. Diese Form Der Festumzug hatte bis 1980 vom des Bergdankfestes ist bis heute üblich Marktplatz, die Kornstraße entlang zum geblieben.

Abb. 5.1.2.f: Bergdank- fest 1973, Route des Fest- umzugs

108 ger Kirche – Marktplatz – Breites Tor – Lindenhof gewählt worden. Auch 2010 gab es eine Besonderheit. Der Festumzug musste witterungsbedingt ausfallen. Die Straßen waren vereist und eine Marsch durch die Stadt zu gefährlich. Die Teilnehmer fuhren des- halb von der Frankenberger Kirche zum Lindenhof.

Zusammengefasst sind an den Fest- umzüge von 1964 bis zur Mitte der 1980er Jahre drei wesentliche Ände- rungen vorgenommen worden.

• Die Umzugswagen und der Lauf der Maskenkerle entfielen, • die HKV-Kameradinnen und -Kame- raden tragen statt der Kostüme den Bergmannskittel und • es wurden viele auswärtige Berg- mannsvereine und Brauchtumsgrup- pen integriert.

Das ließ für den Goslarer Bergdank- festumzug ein Erscheinungsbild entste- hen, das noch heute typisch ist. Abb. 5.1.2.g und h: Bergdankfest 1994, Einweihung der UNESCO-Tafel durch 5.1.3 Maskenkerle die Oberbürgermeisterin Martha Latte- mann-Meier. Fotos aus der Sammlung Die Maskenkerle waren für die Hans Westphal Bevölkerung eine der Hauptattraktio- nen. Das betraf sowohl die Festumzüge Eine Ausnahme bildete das 1994er als auch am Nachmittag den Lauf der Bergdankfest. In diesem Jahr wurde Maskenkerle. eine andere Route gewählt. Sie führte von der Frankenberger Kirche zur Kai- 1964 hatte der Festumzug noch voll- serpfalz. Dort fand eine Feierstunde ständig aus Maskenkerlen bestanden, anlässlich der Aufnahme des Rammels- die fast ausschließlich Karnevalskos- bergs und der Altstadt Goslars in die tüme trugen. Sie waren verkleidet als UNESCO-Welterbeliste statt. 1995 und Clown, Micky-Maus, Herold und Eulen- in den folgenden Jahren ist dann aber spiegel und hatten Papppritschen statt wieder die übliche Route Frankenber- der früher üblichen Holzpritschen. Am

109 Aus einem Gespräch mit einem damals Beteiligten:

Beim Lauf der Maskenkerle waren etwa 20 bis 30 Mann dabei. In Tracht oder Bergkittel war niemand. Es gab auch keine Ordner. Man traf sich am östlichen Ende des Platzes des Jaco- bi-Kirchhofs. Erste Station war die Fruchtweinkelterei an der gegenüber liegenden Ecke (heute das Sanitätshaus Werner+Habermalz). Dann ging es weiter zu den alten Bergleuten, die in Abb. 5.1.3.a: Bergdankfest Maskenker- der Ziegen- und Peterstraße wohnten. le 1969. Foto aus der Sammlung Hans Die warteten schon darauf und hat- Westphal ten einiges Trinkbares parat gestellt. Von dort wurde weitergelaufen zu der Anfang des Festumzuges marschierte Tischlerei Lenzer am Frankenberger das Rammelsberger Bergmusikkorps. Plan (heute Beerdigungsinstitut). Dort Danach war ein Transparent zu sehen wurde wieder etwas getrunken. Der mit der Aufschrift „heut is use Tag“. nächste Zwischenstopp war am Zwin- /GZ 1964.02.11/ 1965 hatten die Mas- ger zur Kontrolle der Vollständigkeit kenkerle, wie die Goslarsche Zeitung der Truppe. Anschließend ging es die berichtete, „erfreulicher Weise“ bereits -Straße entlang in Richtung zum Teil einheitlichere Kostüme, die an Breites Tor. Kurz vor dem Hotel Kro- historische Vorbilder angelehnt waren. ne gab es die Kornbrand-Brennerei Herolde liefen neben dem Wagen der Friedrich Schulze. Dort war der letzte heiligen Barbara und es gab, wie bereits Aufenthalt. „Viele passten anschlie- erwähnt, einen Ritter Ramm, hoch zu ßend kaum noch durch das Breite Ross. /GZ 1965.03.02/ Tor“.

1966 berichtete die Goslarsche Zei- tung, dass die Maskenkerle als Herol- untertage im Rammelsberg ereignet de, Scharfrichter, „Reisige“, Förster hatte, der Lauf der Maskenkerle aus- und Hexe verkleidet waren. Auf alles gefallen. /GZ 1967.02.06/ Auch 1968 „Brimborium“ sei verzichtet worden fand keiner statt. Der Grund war, dass (s. Abb. 5.1.3.b). Gleichzeitig wur- das Bergfest nur in kleinerem Rahmen de als wünschenswert herausgestellt, gefeiert werden sollte, weil im Som- wenn mehr Zuschauer dabei gewesen mer die 1000-Jahrfeier des Erzberg- wären. /GZ 1966.02.21/ werks Rammelsberg bevorstand. /GZ 1968.02.26/ 1969 waren nur noch ein 1967 war wegen eines tödlichen paar Maskenkerle dabei und in den Arbeitsunfalls, der sich kurz zuvor Jahren danach immer weniger. /GZ

110 Abb. 5.1.3.b: Bergdank- fest Maskenkerle 1971. Foto aus der Sammlung Horst Thielemann

1969.02.17/ 1971 hatten sich zwei der der Goslarschen Zeitung jedoch nicht Maskenkerle als Panzerknacker ver- mehr erwähnt und 1976 nur am Rande. kleidet, wie sie in den Donald-Duck- 1977 waren alle Außenveranstaltungen Heften vorkamen (s. Abb. 5.1.3.c). wegen zu starken Regens ausgefallen. /GZ 1977.02.21/ 1978 stand in der Goslarschen Zeitung, dass das Berg- dankfest „wieder“ ohne Maskenkerle stattgefunden habe. /GZ 1978.02.06/

Die zu beobachtende Abnahme der Zahl der Maskenkerle hatte mehrere Gründe. Einer davon war die Unterbre- chung in den Jahren 1967 und 1968. Das hatte die Tradition gestört. Ein zweiter Grund war, dass es kaum noch junge Abb. 5.1.3.c: Maskenkerle 1971. /GZ AbbildungBergleute gab. Das Ende der Erzreser- 1971.02.22/ 8.3.f:ven Ein war- absehbar und damit auch das stellungEnde aus der Erzförderung. Die Lehrlings- ausbildung hatte bereits längst aufge- Standard blieben Kostüme, die aus hört. Neueinstellungen wurden immer einem teilweise aufgelösten Braun- seltener und wenn, dann waren es in schweiger Theaterfundus stammten. der Regel berufliche Quereinsteiger, die Sie stellten Herolde und Edelleute sich kaum für die Weiterführung dieser aus dem 18. Jahrhundert dar (s. Abb. Tradition begeistern ließen. Damit fehl- 5.1.3.d). /GZ 1971.02.22/ 1972 berich- te dem Bergdankfest die Gruppe von tete die Goslarsche Zeitung, dass wie- Leuten, die es dringend brauchte. der ein paar Maskenkerle den Festum- zug belebten. /GZ 1972.02.14/ 1973 Und es kam ein dritter Grund hinzu. bis 1975 wurden sie in den Artikeln Ursprünglich hatte es sich beim Lauf

111 Abb. 5.1.3.d: Masken- kerle 1972. Foto aus der Sammlung Hans West- phal der Maskenkerle, wie beschrieben, um ten einen Ruf zu verlieren. Das über- einen überaus lebensfrohen Brauch mütige Herumtollen, verbunden mit gehandelt. Er lebte von überschäumen- sehr kräftigem Alkoholkonsum, und der Lebensfreude und jugendlichem das Missachten sonst üblicher Verhal- Überschwang der Gefühle, auch mit tensnormen schienen ihnen nicht mehr diversen Übertretungen der sonst übli- angemessen. chen Normen. Das Interesse der jungen Bergleute am Lauf der Maskenkerle war Dazu kam Mitte der 1960er Jahre der aber auch dadurch wach gehalten wor- ausdrückliche Wille der Veranstalter, den, dass sie mit dem jeweils moder- eine Tradition zu bewahren, wie sie vor nen Zeitgeschmack mitgehen konnten der Zeit des Nationalsozialismus durch und die Möglichkeit hatten, aktuell zu die Bergdankfeste hervorgebracht wor- bleiben. Beispielsweise waren verrück- den war. Artikuliert wurde das vor te Fantasie-Kostüme entstanden, die allem von Ursula Vollbrecht, vom Bild- nicht unbedingt in die Tradition pass- hauer und Volkskundler Rudolf Nickel ten, wie 1955 Atomkriegssoldaten oder und vom Bergwerksdirektor Ernst die schon erwähnten Panzerknacker. Krause. /GZ 1955.02.22/ Ursula Vollbrecht galt allgemein als Das übermütige Feiern hatte zwar anerkannte Volkskundlerin, profunde immer wieder Leben in die alte Tradi- Kennerin der Harzer Bräuche. Sie war tion gebracht, war aber von der Stadt- überdies eine sehr produktive Verfasse- und der Bergwerksverwaltung als stö- rin von Aufsätzen und Büchern über die rend empfunden worden. Der Wunsch Geschichte der Goslarer Bräuche und nach etwas zurückhaltenden Feiern Feste. Auf ihre Meinung zur Zukunft kam aber auch von den älteren Beleg- der Maskenkerle wurde deshalb Wert schaftsmitgliedern. Schließlich waren gelegt. Sie vertrat nachdrücklich die aus den jugendlichen Heißspornen Meinung, dass neue Trends nicht zum der 1950er Jahre mittlerweile gesetzte Bergdankfest passen würden. Einer- Familienväter geworden und die hat- seits lobte sie die kraftstrotzende Vita-

112 lität der jungen, ausgelassen feiernden zum „Mummenschanz der Bergleute“ Bergleute. Andererseits trat sie gegen der vergangenen Jahrhunderte gepasst neue Moden auf. Ihre romantisierend hätte. Das waren der Ritter Ramm, der verklärten Vorstellungen über frühere Wilde Mann, die Wichte, die Brocken- Bergdankfeste passten nicht zu den hexen, die Henker/Scharfrichter, die Bergdankfesten, wie sie sich in den Herolde und so weiter. 1950er Jahren und dann noch einmal 1964 entwickelt hatten. Mit dieser rigorosen Zurückent- wicklung sind allerdings Neuerungen Sie wollte die Rosenmontagsumzüge weitgehend ausgeschlossen worden. und besonders den Lauf der Masken- Es trat eine Stagnation ein, die den kerle unbedingt fortgesetzt sehen, aber notwendigen frischen Wind verhin- nur in historischen Kostümen und ohne derte. Und den hätte das Bergdankfest kommerzielle Werbung. Sie entsprach eigentlich dringend gebraucht. Neue damit den Wünschen der Werkslei- Kostümkreationen wurden von den tung, namentlich von Bergwerksdirek- Zuschauern und den Aktiven durchaus tor Ernst Krause, fand aber auch die als gute Ideen angesehen. Diese Art Zustimmung der Organisatoren des von Kostümen sollte nun aber nicht Bergdankfestes. mehr dabei sein.

In merkwürdiger, anscheinend aka- Schließlich hat diese Diskussion über demischer Art konstruierte Ursula Art und Weise, wie die jugendliche Vollbrecht einen Widerspruch zwi- Lebensfreude aussehen soll, die Lust schen karnevalistischen Elementen des zur Beteiligung am Lauf der Masken- Bergdankfests und seinem historischen kerle erstickt. Keiner von den jungen Vorbild. Gefeiert werden sollte wieder Bergleuten wollte erklärt bekommen, so, wie „früher“, aber nicht in der Art wie es auszusehen hat, wenn er sich eines Karnevals. Und daran hielten sich ausgelassen verhält und keiner war die Organisatoren. bereit, sich in den vorgegebenen tradi- tionellen Bahnen zu bewegen, wenn er Zugegebenermaßen waren die Kar- etwas Verrücktes tun wollte. nevalskostüme, wie sie 1964 getragen wurden, nicht sonderlich einfallsreich Dem Bergdankfest fehlte dadurch und nach mehrmaligen Wiederholun- der natürliche unbändige frivole Geist gen auch bald abgeschmackt. Die kli- der jungen Bergleute, der als selbst- scheehaften und jedes Jahr wieder- tätig funktionierender Antrieb Wider- holten Cowboy-, Indianer-, Chinesen- stände überwinden konnte und das und Schornsteinfegerkostüme passten auch Jahrhunderte lang getan hatte. tatsächlich nicht zum Bergdankfest. Es gab kaum noch unplanmäßige Dagegen mögen sich Ursula Vollbrecht, Aktionen. Kreativität, Inspiration und Rudolf Nickel und Ernst Krause mit impulsive Verwirklichung neuer Ide- Recht gewandt haben. Vor ihren Augen en erschienen den meinungsbilden- hatte als Kostüm nur Bestand, was auch den Volkskundlern als unangemessen.

113 Abb. 5.1.3.e: Masken- kerle mit Gerhard Bude. 1979. Foto aus der Sammlung Hans West- phal

Aber gerade davon hatten der Lauf Es fand sich allerdings kein ein- der Maskenkerle und damit auch das ziger Bergmann mehr, der als Mas- Bergdankfest zuvor gelebt. Das hatte kenkerl mitlaufen wollte. Aber es die Bevölkerung interessiert und dazu konnten Leute vom Technischen Hilfs- gebracht, sich beim Festumzug als werk dafür gewonnen werden. (THW- Zuschauer an die Straßen zu stellen. Gruppe unter Leitung von Gerhard Nun kam der Antrieb auch nicht mehr Brunke) /GZ 1979.02.26/ Eine Zeit aus der Belegschaft heraus. Sollte die lang bewährte sich dieses Konzept. Tradition am Leben gehalten werden, 1982 wurde ein Ziegenbock als Mas- dann musste das der HKV-Vorstand in kottchen mitgeführt, der vorweg mar- die Hand nehmen. schierte. Er gehörte einem Bergmann aus Immenrode. /Gespräch mit Christa Der Vorstand vom HKV hatte Ende Heinemann 2013/ 1984 erhielten die der 1970er Jahre erkannt, wie wich- Maskenkerle wieder Holzpritschen, tig die Maskenkerle für die Attrak- wie es auch vor 1960 üblich gewesen tivität des Bergdankfestes gewesen war. /GZ 1984.03.05/ Den Leuten vom waren und bemühte sich deshalb, die- THW gebührt ein großer Dank für ihr sem Brauch wieder aufzuhelfen. 1979 Engagement. Aber der ursprüngliche konnte er stolz die „neugeschaffenen“ Sinn des Festes war damit verloren Maskenkerle präsentierten (s. Abb. gegangen. Sieben Jahre lang hielten 5.1.3.e). Die HKV-Frauen hatten 29 sie dem Bergdankfest die Treue. 1985 Kostüme für die Maskenkerle genäht fehlten die Maskenkerle wieder. /GZ und 1980 noch einmal zehn weitere. 1985.02.18/ /GZ 1979.02.26/, /GZ 1980.02.18/, /AMB 1986/ Der Schnitt der Jacke war Danach kam es nur noch 1995 zu an die Art der Harzer Fuhrmannskittel einem Lauf der Maskenkerle. Eva angelehnt. Dazu kamen die namenge- Raub, eine ehemalige Buchhändlerin bende Maske, ein Schlapphut und ein aus Hannover, hatte ihre Liebe zu Gos- Schellenkragen. lar und zum Rammelsberg entdeckt

114 Abb. 5.1.3.f: Bergdank- fest Maskenkerle. 1995. Foto aus der Sammlung Horst Thielemann und in unermüdlicher Arbeit mehrere Umzug mitgeführt. (GZ 1972.02.14/ Filme darüber gedreht. 1995 war sie 1973 waren Brauchtumsgruppen aus wieder mit ihrem Filmteam in Goslar Seesen und Harlingerode dabei /GZ und dokumentierte das Bergdankfest. 1973.03.05/, 1977 die Heimatsänger Eigens dafür hatte sie die Maskenkerle aus Goslar, die Harzer Roller aus Har- für dieses eine Fest wieder aufleben las- lingerode, die Fröhlichen Harzgebirg- sen (s. Abb. 5.1.3.f). /GZ 1995.02.27/ ler, die Heimatgruppe Seesen, sowie die Eine Fortsetzung gab es in den folgen- Naturfreunde Goslar (s. Abb. 5.1.4.a, b den Jahren jedoch nicht mehr. und c). /GZ 1977.02.21/

5.1.4 Brauchtumsgruppen und auswärtige Bergmannsvereine

Als Ergänzung zu den Maskenkerlen wurden ab 1966 Brauchtumsgruppen aus Goslar und der Region in den Festumzug aufgenommen, zum Bei- spiel vom Harzklub und von Jodel- und Trachtenvereinen. Für die musi- kalische Begleitung waren neben dem Abb. 5.1.4.a: Brauchtumsgruppen beim Rammelsberger Bergmusikkorps das Bergdankfest. Fotos aus der Sammlung Hüttenmusikkorps Harlingerode sowie Bernhard Pollak Spielmannszüge aus Salzdetfurth und vom Sudmerberg hinzugekommen. Mitte der 1970er Jahre war begon- /GZ 1966.02.21/ Auch 1967 und in den nen worden, jedes Jahr befreundete folgenden Jahren waren wieder Harzer auswärtige Knappen- und Bergmanns- Heimatgruppen dabei, 1968 zum Bei- vereine einzuladen. 1976 waren zum spiel die Harzklub-Zweigvereine aus Beispiel Abordnungen aus Salzgitter Harlingerode und Bad Harzburg. /GZ und aus Liebenburg-Othfresen dabei 1968.02.26/ 1972 hatte die Seesener /GZ 1976.03.01/, 1983 aus Lengede, Heimatgruppe eine „Bänderkrone“ im Hildesheim, Barsinghausen, Sarstedt,

115 Abb. 5.1.4.b und c: Brauchtumsgruppen beim Bergdankfest. Fotos aus der Sammlung Bern- hard Pollak

Abb. 5.1.4.d: Bergdank- fest, Fahnenabordnungen befreundeter Bergmanns- vereine vor der Franken- berger Kirche. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

116 5.1.5 Anzugsordnung

1964 war es noch nicht üblich, dass die Rammelsberger Bergleute eine eige- ne Bergmannstracht beziehungsweise einen Bergkittel hatten. Auch 1968 war in der Goslarschen Zeitung bemän- gelt worden, dass kaum bergmänni- sche „Uniformen“ im Festzug vertre- ten gewesen wären. /GZ 1968.02.26/ Im Fundus des Erzbergwerks gab es nur wenige Bergmannstrachten. Selbst gekaufte Bergkittel hatten sich unter den Kameraden noch nicht durchsetzen können, weil sie recht teuer waren.

Abb. 5.1.4.e: Bergdankfestumzug durch den Hohen Weg. Hier: Bergmannsverein Lengede. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak

Bantorf, Salzgitter und Liebenburg. /GZ 1983.02.14/ und in den Jahren dar- auf auch aus Bokeloh, Broistedt, Bad Grund, Lindhorst, Giesen, Woltwie- sche, Rehburg-Loccum und Vallstedt, 1985 sogar aus dem Saarland. Nach der Wiedervereinigung waren Abord- nungen aus den Neuen Bundesländern dabei, zum Beispiel aus Freiberg, Nord- hausen, Sondershausen und Staßfurt. Durch die Teilnahme der Kameradinnen und Kameraden aus den befreundeten Knappen- und Bergmannsvereinen und besonders auch durch die mitgeführ- ten Fahnen bekam der Festumzug ein attraktives Erscheinungsbild und eine stattliche Länge (s. Abb. 5.1.4 d und e). Gleichzeitig ergaben sich für den HKV aus den Einladungen auch Rückeinla- Abb. 5.1.5.a: Bergdankfestumzug 2005 dungen und damit viele Möglichkeiten in der Goslarer Oberstadt. Foto aus der für Gegenbesuche und Reisen. Sammlung Bernhard Pollak

117 Noch 1974 bemerkte die Redakteu- rin der Goslarschen Zeitung, dass die Mitglieder des Bergamts im Festumzug die „stärkste Streitmacht unter den uni- formierten Bergleuten“ gestellt hätte. /GZ 1974.02.25/ Der Vorstand unseres Knappenvereins beschloss in dieser Zeit, einen größeren Wert auf die ein- heitliche Einkleidung unserer Kamera- den zu legen. Dem kam entgegen, dass nun auch häufiger Besuche bei ande- ren Knappen- und Bergmannsvereinen unternommen wurden. Damit lohnte Abb. 5.1.5.b: Bergdankfestumzug 2008 sich für viele Kameraden die Anschaf- an der Goslarer Marktkirche. Dem fung. 1980 war der in Bergmanns- HKV-Marschblock vorweg Corinna kittel angetretene HKV-Marschblock Pollak (trägt das Schlägel- und-Eisen- auf eine stattliche Größe angewachsen. Symbol). Dahinter in der ersten Reihe /GZ 1980.02.18/ Es wurde üblich, zum Manfred Schmidt und Bernhard Pollak Bergkittel einen Chapeau mit Feder- und in der zweiten Reihe Lutz Fründt busch zu tagen, dazu schwarze Hosen, und Rolf Sindram (beide VBN). Foto schwarze Schuhe und weiße Hand- aus der Sammlung Bernhard Pollak schuhe (s. Abb. 5.1.5.a bis d).

Abb. 5.1.5.c und d: Bergdankfestumzüge 2008 und 2011 auf dem Goslarer Markt. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

118 Abb. 5.1.5.e: Uniform beim HKV-Festumzug, getrage von Bergwerks- direktor Jürgen Meier. Vorn links Willi Wäge- ling. 2003. Foto aus der Sammlung Hans West- phal

Einige der Rammelsberger Stei- eine eigene Uniform. Als das äußere ger, höheren Angestellten, Direktoren Erscheinungsbild des Goslarer Berg- und Beamten des Bergamtes Gos- dankfestumzugs gemäßigter und wür- lar und des Oberbergamts Clausthal diger zu werden begann, waren einige hatte hingegen schon seit längerem von ihnen auch wieder bereit, mit- einen eigenen Bergkittel oder sogar zumarschieren, wie es vor 1960 bei den Bergdankfesten und Bergfesten üblich gewesen war. Damit erhielt das Bergdankfest zusätzlich Würde und Ausstrahlung (s. Abb. 5.1.5.e).

Dazu kam, dass unsere Kamera- dinnen mit ihren grünen Jacken bei allen Festumzügen einen stattlichen Marschblock stellten.

5.1.6 Tscherperfrühstück und Festveranstaltung

1964 wurde auch die damals bereits jahrzehntelange Tradition wieder auf- genommen, für die Festteilnehmer zum Bergdankfest ein gemeinsames Essen zu veranstalten. Es war dem Naturell der Bergleute entsprechend einfach und funktional gehalten: Mettwurst und Brötchen. Auf unnötiges Beiwerk Abb. 5.1.5.f: HKV-Kameradinnen mit wurde verzichtet. Fulminante Erwei- grünen Jacken 1984 in Giesen. In der terungen, wie sie anderenorts in Form Bildmitte Erna Müller. Foto aus der von vielen verschiedenen Wurstsorten Sammlung Margit Wesche und so weiter zum Tscherperfrühstück

119 Abb. 5.1.6.a: Bergdankfest-Tscherper- frühstück, v.l.n.r. Horst Thielemann, Günter Sekan, Alfred Pfannenschmidt Abb. 5.1.6.b: Bergdankfest-Tscherper- und Gudrun Pfannenschmidt. 2008 .Foto frühstück, v.r.n.l. Peter Rach, Reinhard aus der Sammlung Bernhard Pollak Eisenhofer, Karl Sander, Peter Eichhorn und Hermann Fest. 2008. Foto aus der üblich wurden, sind in Goslar nicht Sammlung Bernhard Pollak eingeführt worden. Utensilien, die typischerweise von den Die Bergleute brachten ihr eigenes Rammelsberger Bergleuten untertage Messer mit. Ursprünglich soll es das benutzt wurden. 1964 bemerkte die gewesen sein, das sie auch zur Arbeit Redakteurin der Goslarschen Zeitung untertage verwendeten, das namens- in ihrem Artikel über das Tscherperes- gebende Tscherpermesser. Nach dem sen süffisant, dass der Bergwerksdirek- Zweiten Weltkrieg waren Tscherper- tor Ernst Krause der Einzige war, der messer jedoch schon längst Geschich- tatsächlich ein Tscherpermesser dabei te und gehörten nicht mehr zu den hatte. Erst in den 1970er Jahren wurde

Abb. 5.1.6.c: Bergdankfest 2007. Tscherperfrühstück im Lindenhof. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

120 es üblich, dass wieder alle Teilnehmer gehalten. Anschließend an das Essen ein eigenes mitbrachten (s. Abb. 5.1.6.a marschierten die Teilnehmer wieder und b). zurück zum Markt, wo das Bergdank- fest am Nachmittag nach Ankunft des Ursprünglich fand der Gottesdienst Festumzugs seinen Fortgang nahm, recht früh am Tage statt, so dass das beispielsweise in Form von Darbie- Tscherperfrühstück nicht auf die Zeit tungen der Brauchtumsgruppen, von davor, sondern danach gelegt werden Konzerten und des Laufs der Mas- musste. Es war so bemessen, dass die kenkerle. Erst als diese Bestandteile Teilnehmer ohne ein weiteres Essen bis des Bergdankfestes entfallen waren, zum Abend durchhalten konnten und besonders aber seitdem der abendliche dass es für die vorgesehenen alkoho- Ball nicht mehr veranstaltet wurde, ist lischen Getränke eine kräftige Grund- aus dem Tscherperfrühstück eine regel- lage bot. rechte Festveranstaltung geworden. Sie umfasst nun sowohl das gemeinsame Die stattliche Zahl der Beteiligten Essen als auch die Reden, die Vorfüh- des Tscherperfühstücks erforderte rungen der Brauchtumsgruppen und schon immer einen großen Saal, um den geselligen Teil des Bergdankfes- alle Teilnehmer zusammenbringen zu tes. können. Vor hundert Jahren wurde es im Gasthaus Goldener Stern veran- 5.2 Außerordentliche Feste am staltet und in den 1920er und 1930er Rammelsberg im Gasthaus Ritter Ramm. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel die Wahl auf Es gab seit 1964 eine Reihe von Fes- den Saal der Gaststätte Hubertushof. ten und Feiern zu besonderen Anläs- Aber dieser Saal erwies sich durch sen, bei denen der HKV aktiv mitge- die größer gewordene Belegschaft als wirkt hat. Unmittelbar vom Erzberg- zu klein, so dass das Tscherperfrüh- werk Rammelsberg ausgegangen war stück 1973 in den größeren Saal des die 1000-Jahrfeier des Rammelsberger Schützenhauses verlegt wurde. /GZ Erzbergbaus im Jahre 1968 und die 1973.03.05/ Nur in den Jahren 1978 Feier zur Einstellung der Erzförderung und 1979 wurde wieder im Hubertushof im Jahre 1988. Von unserem Berg- gefeiert. In dieser Zeit ist das Schützen- baumuseum und von der Stadt Goslar haus umgebaut worden. Anschließend sind 1992 und in den folgenden Jah- hieß es Lindenhof und ist seitdem ren Feiern aus Anlass der Aufnahme wieder der Ort für unser Bergdankfest- des Erzbergwerks Rammelsberg und Tscherperfrühstück (s. Abb. 5.1.6.c). der Altstadt Goslars in die UNESCO- /GZ 1980.02.18/ Welterbeliste veranstaltet worden, aus Anlass der Aufnahme des Rammels- Ursprünglich handelte es sich beim bergs als externer Bestandteil der Welt- Tscherperfrühstück tatsächlich nur ausstellung EXPO 2000 und zu den um ein gemeinsames Essen. Seit den Welterbe- und Museumstagen. Es gab 1930er Jahren wurden dazu auch Reden in Goslar Feiern und Feste des Verban-

121 Abb. 5.2: Besuch des chinesischen Minister- präsidenten in Goslar. HKV-Kameraden vor der Kaiserpfalz. 2002. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak des der Bergmanns- und Hüttenvereine hunderte zuvor Rammelsberger Erz Niedersachsens und der Gewerkschaft. verhüttet worden war. Fraglich ist, bis Unser Knappenverein hat bei diploma- wann der Erzabbau nur versuchsweise tischen und kommunalen Empfängen, und sporadisch betrieben worden war Ausstellungseröffnungen und vielen und ab wann in Form eines regelrech- anderen festlichen Anlässen mitgewirkt ten Bergwerks. Demzufolge ist es auch (s. Abb. 5.2). schwer, ein konkretes Datum für seinen Beginn anzugeben. 5.2.1 1000-Jahr-Feier

Bis vor wenigen Jahrzehnten galt als Lehrmeinung, dass der Bergbau am Rammelsberg im Jahre 968 auf- genommen worden sei. Als Beweis diente die Sachsenchronik, die Widu- kind von Corvey in den Jahren 967 und 968 geschrieben hat. Darin heißt es, dass Kaiser Otto der Große im sächsischen Gebiet Silberadern aufge- schlossen hätte. Ein konkreter Name eines Ortes oder Bergwerks kommt in diesem Zusammenhang jedoch nicht vor. Einige Historiker, die sich mit anderen Bergbaurevieren beschäf- tigen, nehmen dieses Zitat für ihr jeweiliges Bergwerk in Anspruch. Es deutet aber vieles darauf hin, dass tatsächlich der Rammelsberg gemeint war. Abb. 5.2.1.a: 1000-Jahrfeier der Preus- sag AG, Schlägel-und-Eisen-Symbol Mittlerweile haben archäologische am Hang des Rammelsbergs. Foto aus Forschungen gezeigt, dass schon Jahr- der Sammlung August Ambrosi

122 Abb. 5.2.1.b: 1000-Jahr- feier der Preussag AG, Festveranstaltung in der Kaiserpfalz. Foto aus der Sammlung Hans West- phal

Die Geschäftsführung des Erzberg- Erst im April 1967 hatte ein ers- werks Rammelsberg legte 1966 fest, tes Gespräch stattgefunden, bei dem dass am Donnerstag, dem 7. Juni 1968, der Vorsitzende des Betriebsrats eine 1000-Jahrfeier stattfinden soll, wie- Otto Hoffmann und der Vorsitzende derum eine Woche nach Pfingsten, wie des HKV, Gerhard Bude (übrigens es für Bergfeste Tradition gewesen war. ebenfalls Mitglied des Betriebsrats) Sie beauftragte Bergassessor Huber, der über die Planungen informiert wur- 1967 planmäßig in den Altersruhestand den. Der Betriebsrat handelte mit der gehen sollte, mit der Planung. Schließ- Geschäftsführung aus, dass die betei- lich waren es dann mehrere leitende ligten Belegschaftsmitglieder eine Angestellte der Preussag AG, die sich freie Schicht, ein Jubiläumsgeld, ein mit den Vorbereitungen und mit der Essen mit der Familie, eine gebundene Durchführung beschäftigten. Festschrift und eine silberne Gedenk- medaille bekamen. Die Feierlichkeiten bestanden aus Teile der Belegschaft waren als Ord- • einem Festgottesdienst in der Fran- ner und Hilfskräfte vorgesehen. Über- kenberger Kirche, dies sollten sie die Lücken füllen, die • einer Feierstunde für 600 geladene sich durch die individuelle Platzwahl Gäste in der Kaiserpfalz mit Anspra- chen vom Minister für gesamt- deutsche Fragen Herbert Wehner, vom niedersächsischen Minister für Wirtschaft und Verkehr Karl Möller und vom Vorsitzenden der Preussag AG Metall Dr. Konitzer (s. Abb. 5.2.1.b), • einem Festumzug zum Markt (s. Abb. 5.2.1.c), wo das von der Preus- sag AG gestiftete Glockenspiel ein- Abb. 5.2.1.c: Umzugswagen beim Fest- geweiht wurde und umzug am Donnerstag, dem 7. Juni • einem nächtlichen Feuerwerk auf 1968. Foto aus der Sammlung Hans dem Osterfeld. Westphal

123 glieder mit ihren Fahnenabordnungen und Bergmusikkapellen nach Goslar gekommen. Gezählt wurden 3.500 Teil- nehmer mit ungefähr 200 Fahnen und 100 Musikkapellen. Für eine so große Zahl von Gästen gab es in Goslar keinen Saal. Deshalb gaben die Spielmannszü- ge, Bergmannskapellen und bergmän- nischen Chöre am Samstag überall in Goslar auf den Plätzen und Straßen Konzerte. Ein zentraler Ort war die Wie- se vor der Kaiserpfalz (s. Abb. 5.2.1.g). Schon am Freitagabend sammelten sich alle Teilnehmer zu einem Sternmarsch Abb. 5.2.1.d: Deutscher Bergmannstag zur Kaiserpfalz (s. Abb. 5.2.1.d). Dort aus Anlass der 1000-Jahrfeier. Stern- sprach 21:00 Uhr der 1. Vorsitzende marsch am Freitagabend. 1968. Foto des Bundes der Deutscher Bergmanns-, aus der Sammlung Hans Westphal Hütten- und Knappenvereine und 22:00 Uhr klang das Programm mit einem der Gäste ergeben würden. /HOF 2005a/ Großen Zapfenstreich aus. Dem HKV waren von der Bergwerks- direktion im Zusammenhang mit der Am Sonntag wurde das Fest mit 1000-Jahrfeier keine Aufgaben zuge- Bergdankgottesdienst und Festumzug dacht worden. Aber es gab im HKV vom Osterfeld über den Marktplatz Überlegungen, wie dieser Anlass auch zur Kaiserpfalz fortgesetzt. Dieses aus Sicht des HKV würdig begangen Fest war sehr imposant und wird allen werden sollte. Der HKV-Vorstand war Beteiligten unvergesslich bleiben. /GZ sich einig, dass andere Knappen- und 1968.06.07/ Bergmannsvereine eingeladen werden sollten, um der Feier einen angemesse- 5.2.2 Feierlichkeiten zur nen Rahmen zu geben. Das gelang in Einstellung der Erzförderung großartiger Weise. In Zusammenarbeit 1988 mit dem Bund der Deutschen Berg- manns-, Hütten- und Knappenverei- Die Erschöpfung der gewinnbaren ne veranstaltete unser Knappenverein Erzvorräte des Rammelsbergs war vom 7. bis 9. Juni (Freitag bis Sonn- schon in den 1960er Jahren absehbar tag) mit sehr breiter Resonanz den 2. gewesen. Berechnungen hatten erge- Deutschen Bergmannstag. (Der erste ben, dass die Erzförderung deshalb hatte vier Jahre zuvor im Ruhrgebiet ungefähr in der Mitte des Jahres 1988 stattgefunden). eingestellt werden müsste. Parallel dazu war errechnet worden, dass das Aus der ganzen Bundesrepublik waren Bergwerk ab 1988 durch die fallenden Knappen- und Bergmannsvereinsmit- Metallweltmarktpreise und die steigen-

124 Abb. 5.2.1.e und f: 1000-Jahrfeier, 2. Deut- scher Bergmannstag, Wiese vor der Kaiser- pfalz. 1968. Fotos aus den Sammlungen August Ambrosi und Hans West- phal den Kosten nicht mehr rentabel betrie- Er ist allerdings nicht, wie es sonst ben werden konnte. üblich war, auf der oberen Etage der Erzaufbereitungsanlage entleert, son- Der Termin für die Einstellung der dern mit Erz gefüllt geblieben und Erzförderung wurde festgelegt auf über den Schrägaufzug hinunter zur Donnerstag, den 30. Juni 1988. Zu Werkstraße gebracht worden (s. Abb. diesem Anlass veranstaltet die Preus- 5.2.2.b). Dort übernahm ihn ein Front- sag AG eine Feier, bei der in Anwe- schaufellader, der ihn, begleitet von senheit von geladenen Gästen und einem Festumzug, hinunter in die Stadt einer Fahnenabordnung unseres Knap- fuhr (s. Abb. 5.2.2.c und d). Der Fest- penvereins der letzte erzgefüllte För- umzug führte zur Frankenberger Kir- derwagen zutage gebracht wurde (s. che, in der ein Festgottesdienst gefeiert Abb. 5.2.2.a). wurde (s. Abb. 5.2.2. e).

125 Abb. 5.2.2.a: Ansprache des Betriebsratsvorsit- zenden Otto Hoffmann auf der Oberen Hänge- bank des Rammelsberg- schachts anlässlich des Endes der Erzförderung. 30. Juni 1988. Foto aus der Sammlung Reinhart Lerche

umzug führte zur Frankenberger Kir- che, in der ein Festgottesdienst gefeiert wurde (s. Abb. 5.2.2. e).

Abb. 5.2.2.c: Frontschaufellader mit dem letzten Förderwagen. 30. Juni 1988. Foto Abb. 5.2.2.b: Letzter Förderwagen auf aus der Sammlung Reinhart Lerche dem Schrägaufzug. 30. Juni 1988. Foto aus der Sammlung Reinhart Lerche

Er ist allerdings nicht, wie es sonst üblich war, auf der oberen Etage der Erzaufbereitungsanlage entleert, son- dern mit Erz gefüllt geblieben und über den Schrägaufzug hinunter zur Werkstraße gebracht worden (s. Abb. 5.2.2.b). Dort übernahm ihn ein Front- schaufellader, der ihn, begleitet von Abb. 5.2.2.d: Festumzug mit dem letzten einem Festumzug, hinunter in die Stadt Förderwagen. 30. Juni 1988. Foto aus fuhr (s. Abb. 5.2.2.c und d). Der Fest- der Sammlung Hans Westphal

126 Ansprachen vom Preussag-Vorstands- vorsitzenden (s. Abb. 5.2.2. f), vom niedersächsischen Wirtschaftsminister, von der Goslarer Oberbürgermeiste- rin und vom Oberbergamtspräsidenten. Am Abend endete die Feier auf dem Markt mit der Übergabe des letzten Förderwagens an die Stadt Goslar.

Abb. 5.2.2.e: Festgottesdienst am 30. Schon am 29. Juni 1988 war abends Juni 1988. Links die Steiger Tathoff und der Kaiserringträger Christo nach Gos- Schade. Foto aus der Sammlung Hans lar gekommen und hatte einen anderen Westphal Förderwagen der letzten Schicht ver- packt, der dann am 30. Juni 1988 im Danach formierte sich der Festum- Mönchehaus-Museum gezeigt wurde zug erneut. Ziel war das Hotel Achter- (s. Abb. 5.2.2.g). mann. Dort fand für geladene Gäste die eigentliche Festveranstaltung statt mit

Abb. 5.2.2.g: „Letzter Förderwagen“, von Christo verpackt. Foto aus der Sammlung Hans Westphal

Am Sonntag dem 03. Juli 1988 hatte unser Museums-Förderverein aus demselben Anlass eine Feier aus- gerichtet, zu der über 50 bergmän- Abb. 5.2.2.f: Festansprache im Hotel nische Vereine, Brauchtumsgruppen Achtermann durch den Preussag- und andere Vereine angereist waren. Vorstandsvorsitzenden Günther Sass- Unser Knappenverein war zahlreich mannshausen anlässlich des Endes der vertreten. Die Feier begann mit einem Erzförderung. Foto aus der Sammlung Festgottesdienst vor der Kaiserpfalz, Hans Westphal der mit der Freiheitsglocke eingeläu-

127 tet wurde. Es sprachen Pastor Dep- pe, Dachdeckermeister Hense und der Vorsitzende unseres Knappenvereins, Hans-Joachim Heinemann. Von der Kaiserpfalz marschierten die Teilneh- mer in einem Festumzug über den Markt zum Osterfeld, wo gleichzeitig das Schützenfest der Goslarer Privile- gierten Schützengesellschaft stattfand. Beides harmonierte übrigens hervor- Abb. 5.2.2.h: Feier anlässlich des Endes ragend. Im Festzelt auf dem Osterfeld der Erzförderung, v.l.n.r. Hans-Joachim begrüßte der damalige Vorsitzende Heinemann, Hans-Hermann Fischer und unseres Museums-Fördervereins, Hel- Bergwerksdirektor Jürgen Meier. 1988. muth Schulz, die Gäste. Hans-Joachim Foto aus der Sammlung Hans Westphal Heinemann verlieh dem Bergwerks- direktor Jürgen Meier die Goldene Beim Pferdegöpelnachbau handelt Ehrennadel unseres Knappenvereins. es sich um einen Marktstand in Form Als besondere Überraschung wurde der baulichen Hülle eines Pferdegö- ihm eine Marzipantorte überreicht, die pels, wie er bis vor zweihundert Jah- in Form des Rammelsbergs gestaltet ren oft am Rammelsberg verwendet war (s Abb. 5.2.2.h). /GZ 1988.07.04/, wurde, nur im Maßstab verkleinert. /WÄG 2005/ Dieser Pferdegöpel ist demontierbar gestaltet und lässt sich immer wie- 5.2.3 Museumstage, der verwenden. Bei den Türstöcken Weltkulturerbefeiern und handelt es sich um einen Nachbau Neues Bergfest eines Stollenabschnitts, bestehend aus einer Reihe von Türstöcken mit einem Unser Knappenverein, das Rammels- Verzug (einer Verkleidung) aus Holz- berger Bergbaumuseum und sein För- brettern. Diese Art von Marktständen derverein haben seit ihrer Gründung müssen im Gegensatz zum Pferde- viele gemeinsame Veranstaltungen göpel jedes Jahr wieder neu gebaut durchgeführt, wobei die Brauchtums- werden. pflege Aufgabe unseres Knappenver- eins geblieben ist. Unsere Kamera- 1992 waren der Rammelsberg und dinnen und Kameraden brachten bei die Altstadt Goslar von der UNESCO den Feiern und Festen unseres Muse- auf die Weltkulturerbeliste gesetzt wor- ums aber nicht nur durch ihre Berg- den. Die Übergabe der entsprechen- mannstrachten und -kittel Farbe ins den Urkunde erfolgte im Rahmen des Bild, sondern trugen auch durch eige- Bergdankfestes in der Kaiserpfalz. Bei ne Aktionen, zum Beispiel seit 1994 der Enthüllung der Welterbetafel auf mit Münzprägemaschine, Pferdegöpel- dem Marktplatz war unser Förderver- nachbau und Türstöcken zum Gelingen ein dabei (s. Abb. 5.2.1.g und h). Eine der Veranstaltungen bei andere Feier war 1993 zum zehnjähri-

128 gen Bestehen unseres Museumsförder- umstag, ein seit 1977 vom ICOMOS, vereins ausgerichtet worden. Sie fand dem internationalen Museumsverband, in der Waschkaue des Rammelsbergs ins Leben gerufener Feiertag. Mitte unter Beteiligung des HKV und mit der 1990er Jahre hatte unser Bergbau- weiteren über 300 Gästen statt (s. Abb. museum unter Leitung des Verfassers 5.2.3.a). begonnen, diesen Tag würdig zu bege- hen. Zu diesem Anlass wurden am Rammelsberg besondere Besucherstän- de auf der Werkstraße aufgebaut. 2001 waren am Internationalen Museumstag über 3.500 Besucher zum Bergbaumus- eum gekommen. /GZ 2002-04-19/ 2003 hatte unser Museum zum 18. Internati- onalen Museumstag eine Radladerpa- rade auf der Werkstraße veranstaltet. /GZ 2003-05-18/ Unser Knappenverein beteiligte sich bei vielen dieser Muse- umstage, indem er einen eigenen Stand betreute und spezielle Medaillen prägte (s. Abb. 5.2.3.b). Abb. 5.2.3.a: Feier anlässlich des 10jäh- rigen Bestehens des Fördervereins Ram- 2007 war Goslar Zentrum des Welt- melsberger Bergbaumuseum. 1993. Foto erbetags (nach Lorsch 2005 und Des- von Richard Bothe sau 2006). /GZ 2006.08.16/ Am 3. Juni (Sonntag nach Trinitatis) wurde Eines der typischen Feste unseres vom Rammelsberger Bergbaumus- Museums war der Internationale Muse- eum ein Neues Bergfest veranstal-

Abb. 5.2.3.b: Medallien- prägen im Bereich Werk- straße/Schrägaufzug, v.l.n.r. Günther Müller, Paul Lux, Peter Rach, Günter Sekan, Dieter Geldmacher, Annemarie Rach, Horst Thieleman und Ruth Sekan. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak

129 Abb. 5.2.3.c: Welterbetag 2011. Münz- Abb. 5.2.3.e: HKV-Kameraden beim prägen im „Pferdegöpel“. Günter Sekan Bau von Türstöcken auf der Werkstraße, (links) und Alfred Pfannenschmidt v.l.n.r. Rudolf Vieweg, Peter Rach, Dieter (rechts). Foto aus der Sammlung Bern- Geldmacher, Günther Müller und Willi hard Pollak Wägeling. Welterbetag 2007. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak tet. Es begann vormittags mit einem Gottesdienst im Ehrenhof des Berg- ting GmbH unter Beteiligung unseres werksgeländes. Der Welterbetag wur- Bergbaumuseums, der Stadtverwal- de veranstaltet von der Goslar Marke- tung und vieler Künstler, Sponsoren und Vereine, unter anderem unseres Knappenvereins und unseres Muse- umsfördervereins. Es gab an vielen Plätzen in Goslar und am Rammels- berg Einzelveranstaltungen. Eigens

Abb. 5.2.3.d: IG BCE-Kameraden (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie Abb. 5.2.3.f: HKV-Kameraden beim Bau und Energie) helfen dem HKV beim Bau von Türstöcken auf der Werkstraße, von Türstöcken. In der Mitte (mit Blick v.l.n.r. Jobst Stietenroth, Dieter Geldma- zur Kamera) unser HKV-Kamerad Karl- cher, Günther Müller, Rudolf Vieweg, Wilhelm Menge vor dem Knappenheim. Willi Wägeling und Peter Rach. Welt- 2007. Foto aus der Sammlung Bernhard erbetag 2007. Foto aus der Sammlung Pollak Bernhard Pollak

130 Abb. 5.2.3.g: HKV-Kameraden bei der Ausstellung 750 Jahre Sozialversicherung, v.l.n.r Giesela Thielemann, Günter Sekan, Abb. 5.2.3.h: Einweihung eines Gedenk- Hans Georg Rakete, Willi Wägeling, steins anlässlich der Feier und Ausstel- Hermann Fest, Margit Wesche und Ruth lung zum 750jährigen Bestehen der Sozi- Sekan. 2011. Foto aus der Sammlung alversicherung. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Bernhard Pollak dafür sind vom HKV und THW geworden. Unser Knappenverein ist fünf Türstöcke nachgebaut worden. bei diesen Feiern immer wieder mit Zur Festveranstaltung haben unsere eigenen Ständen vertreten gewesen, Kameraden wieder Medaillen geprägt. besonders markant zu erkennen an Unser Förderverein hatte in einem den Türstöcken (s. Abb. 5.2.3.c und aus Ton gebauten Ofen Blei aus Erz d). erschmolzen und auf der Werkstra- ße mit der vereinseigenen Diesellok Und natürlich waren unsere HKV- Bahnfahrten für Besucher durchge- Kameradinnen und -Kameraden bei führt. /GMG 2007/ Dieses anlässlich den Ausstellungseröffnungen unseres des UNESCO-Welterbetags gefeierte Museum dabei (s. Abb. 5.2.3.g und Neue Bergfest ist seitdem Tradition h).

Abb. 5.2.3.i: Gottesdienst anlässlich der Feier 750 Jahre Sozialversicherung. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

131 Abb. 5.2.4.a und b: 6. Niedersächsischer Berg- mannstag in Goslar. 1990. Fotos aus der Sammlung Hans Westphal

5.2.4 Feste der VBN waren 1600 Teilnehmer gekommen. Der Festumzug hatte eine Länge von Nach der 1968 in Goslar begangenen zwei Kilometern. Er führte von der Kai- 1000-Jahrfeier, die ja gleichzeitig auch serpfalz, vor der am Sonntagvormittag der 2. Niedersächsische Bergmanns- der Gottesdienst gefeiert worden war, tag und damit eine Veranstaltung der über den Markt zum Osterfeld. Dort VBN gewesen war, gab es in Goslar war ein Festzelt aufgebaut worden, in noch mehrere VBN-Veranstaltungen. dem bereits am Samstag die Auftakt- 1990 ist in Goslar der 6. und 2001 veranstaltung mit Brauchtumsgruppen der 7. Niedersächsischer Bergmannstag stattgefunden hatte. /GZ 1990.06.25/ vom HKV organisiert und durchgeführt worden (s. Abb. 5.2.4.a und b). Aus dem Niedersächsischen Berg- mannstag ist schließlich, nicht zuletzt 1990 waren erstmalig auch Abord- auf Betreiben des HKV, seit 2007 das nungen aus der ehemaligen DDR dabei Landes-Tscherperessen geworden. und zwar aus Freiberg (s. Abb. 5.2.4.c), Seitdem ist es unserem Knappenverein Sondershausen und Staßfurt. Insgesamt bereits das zweite Mal gelungen, diese

132 fest. Nach einer musikalischen Begrü- ßung und dem Fahneneinzug folgen die Begrüßungen und Festreden und das eigentliche Tscherperessen. Den Abschluss bilden musikalische Dar- bietungen und ein geselliges Beisam- mensein.

2013 hatte das Niedersächsische Landes-Tscherperessen die 25 Jah- re zuvor erfolgte Betriebsschließung des Erzbergwerks Rammelsberg zum Anlass. Neben diesen großartigen Fes- ten gab es auch VBN-interne Veran- staltungen, die unser Knappenverein in Goslar ausgerichtet hat, zum Beispiel Zwei Sitzungen vom VBN-Ältestenrat. Dafür war unser Knappenheim als Ver- anstaltungsort gewählt worden. Abb. 5.2.4.c: Kameraden aus Freiberg beim Niedersächsischen Bergmannstag 5.2.5 Feste von Betriebsrat in Goslar. Vom HKV (mit Mooskappe) und Gewerkschaft v.l.n.r. Bernhard Pollak, Paul Lux und Günther Müller. Foto aus der Sammlung Die guten Verbindungen zum Bernhard Pollak Betriebsrat des Erzbergwerks Ram- melsberg und zu seiner Gewerkschafts- Veranstaltung nach Goslar zu holen gruppe zeigen sich besonders durch die (2013). Der Festablauf ähnelt dem der gemeinsamen Feiern. Zu erwähnen ist Festveranstaltungen zum Bergdank- dabei vor allem die 50-Jahrfeier der

Abb. 5.2.5.a: Nieder- sächsischer Knappentag anlässlich des 50jähri- gen Bestehens der IG BCE. 1997. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

133 tags folgten ein Berggottesdienst in der Frankenberger Kirche und anschlie- ßend eine Bergparade durch die Stadt zur Kaiserpfalz. An der Marktkirche wurde die Parade „abgenommen“. Vom Parkplatz an der Kaiserpfalz wurden die Teilnehmer mit Bussen zum Bergbaumuseum gefahren. Dort wurde nachmittags ein Festakt in der Schlossereihalle veranstaltet. Festred- Abb. 5.2.5.b: Ehrung Otto Hoffmanns ner waren der damalige Landtagsabge- durch den HKV-Vorstand (links Bern- ordnete Sigmar Gabriel, der Goslarer hard Pollak, rechts Willi Wägeling). Oberbürgermeister Otmar Hesse und 2011. Foto aus der Sammlung Bernhard das Vorstandsmitglied der IG Berg- Pollak bau und Energie, Michael Vassiliades. Abends endete das Fest mit einem IG Bergbau, Chemie und Energie, die „Tanz auf dem Berg“, wiederum in der 1997 in Goslar stattgefunden hat und Schlossereihalle unseres Museums. vom HKV mitorganisiert worden war. Es waren 1700 Gäste gekommen und 5.3 Goslarer Feste unter die Feier war ein voller Erfolg (s. Abb. Mitwirkung des HKV 5.2.5.a). /WÄG 2005/ Unsere Kameradinnen und Kame- 2005 wurde nach einer Idee des raden vom HKV waren bei vielen ehemaligen Betriebsratsvorsitzen- wichtigen städtischen Festen dabei, den, Ratsherrn der Stadt Goslar und zum Beispiel bei den Weltkulturerbe- HKV-Kameraden Otto Hoffmann die feiern, Museumstagen, Festumzügen 150-Jahrfeier „Kinder des Rammels- und anderen Feiern für Trachten- und bergs“ veranstaltet. Gemeint waren Brauchtumsgruppen, typischerweise mit den Kindern die Gewerkschafts- in bergmännischer Tracht. Herausra- ortsgruppe der IG BCE, der Sport- gende Goslarer Feste sind sowohl die verein Glückauf Rammelsberg und von unserem Bergbaumuseum veran- unser Knappenverein, wobei 2005 die staltete Feste, als auch das alle Jahre Gewerkschaftsortsgruppe 60 Jahre alt stattfindende Schützenfest der Privi- geworden war, der SV Glückauf 50 legierten Schützengilde sowie Feste Jahre und unser Knappenverein 40 Jah- der Frankenberger Kirchengemeinde re. Zusammen waren das 150 Jahre. und der Goslarer Kaufmannsgilde.

Die Feier fand am Samstag, dem 1. Schützenfeste haben in Nord- Oktober 2005 statt und begann vormit- deutschland, und speziell in Goslar, tags mit dem Eintreffen der Teilnehmer eine herausragende Tradition. Die am Kleinen Heiligen Kreuz. Es wurden bereits 1220 gegründete Goslarer Pri- Eintopf und Getränke gereicht. Mit- vilegierte Schützengesellschaft führt

134 jährlich ein Schützenfest durch (das zweitgrößte Niedersachsens). Beim Schützenumzug marschiert jedes Jahr eine Abordnung unseres Knap- penvereins mit Fahne und sie ist gewöhnlich auch bei der abendlichen Feier im Schützenzelt dabei (s. Abb. 5.3.a). In manchen Jahren war sogar ein Festwagen gestaltet worden, zum Beispiel 1982. Auf dem Festwagen stand damals das Modell des Ram- melsbergschachts. /GZ 1982.07.03/

Abb. 5.3.b: Münze für das Lessenal- Abb. 5.3.a: HKV-Kameraden beim tarfest. Entwurfszeichnung. Abbildung Schützenfestumzug, vorweg Rudi Erber. aus der Sammlung Erna und Günther 1985. Foto aus der Sammlung Erna und Müller Günther Müller für Bergleute gegründet worden war. Feste der Frankenberger Kirchen- Unsere Kameradinnen und Kameraden gemeinde waren schon immer für die hatten für die Besucher dieses Fes- Rammelsberger Bergleute nahelie- tes das Münzprägen vorgeführt. Auch gend, handelte es sich doch bei den 1996 prägten sie wieder beim Fest im Frankenberger Viertel wohnenden anlässlich des 750jährigen Bestehens Bergleuten um ihre Kirchengemein- der Frankenberger Kirche Medaillen de und war doch die Frankenberger und auch 2000 anlässlich der 325-Jahr- Kirche der Ort, in dem die Bergdank- feier des Lessenaltars, des Altars in der gottesdiensteAbb. 9.5.e: Astrid gefeiert Dützer wurden. an der UnserDosier - Frankenberger Kirche (s. Abb. 5.3.b). Knappenvereinbandwaage, Foto beteiligte 2012 sich deshalb 2004 und 2006 veranstaltete die Fran- bei vielen Festen der Frankenberger kenberger Gemeinde Klauskapellen- Kirchengemeinde, beispielsweise 1994 feste (s. Abb. 5.3.c). Beide Male waren bei der 600-Jahrfeier des Kleinen Hei- Kameradinnen und Kameraden vom ligen Kreuzes. Das ist ein Gebäude, HKV beim Festumzug dabei und beide das unterhalb der Frankenberger Kir- Male prägten sie wieder Medaillen (s. che liegt und ursprünglich als Hospital Abb. 5.3.d).

135 Abb. 5.3.c: HKV-Kamera- dinnen und -Kameraden beim Klauskapellenfest, v.l.n.r. Hermann Kiess- ling, Günther Müller, Regina Pollak, Annemarie Rach, Bernhard Pollak, Peter Rach, Corinna Pollak, Otto Pilipps und Willi Wägeling. 2004. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

Abb. 5.3.d: HKV-Kameraden beim Medaillenprägen, Klauskapellenfest, Abb. 5.3.e: Peter Rach beim Medaillen- v.l.n.r. Elke Geldmacher, Erna Müller prägen auf dem Marktplatz, Hansetage. (verdeckt), Dieter Geldmacher, Paul Lux, 2004. Foto aus der Sammlung Bernhard Renate Lux und Günther Müller. 2006. Pollak Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Jacobikirchhof. Als Witterungsschutz Von der Goslarer Kaufmannsgilde für das Münzprägen wurden entweder werden seit 1998 die Goslarer Hanseta- Türstöcke oder der Pferdegöpel verwen- ge veranstaltet. Goslar war 1267 bis in det (s. Abb. 5.3.e und f). das 15. Jahrhundert Mitglied der Hanse. Bereits damals gab es Hansetage. 1998 5.4 Ausfahrten, Reisen und hat die Kaufmannsgilde diese Tradition Teilnahme von HKV- wieder aufgenommen. Die Hansetage Mitgliedern an auswärtigen finden seitdem alljährlich im April statt. Bergmannsfesten und -feiern Der HKV prägt dabei den so genannten Hansetaler. Orte der Veranstaltungen Die vielfältigen Verbindungen unse- waren der Goslarer Marktplatz und der res Knappenvereins zu anderen Knap-

136 Abb. 5.3.f: Erna Müller auf dem Markt- platz vor der Pferdegöpelnachbildung, die hier als Stand für das Medaillen- prägen diente. Hansetage. 2001. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller

Abb. 5.3.h und i: THW-Mitglieder beim Aufbau der Türstöcke für das Medalli- enprägen. Hansetage. 2011. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

hat sich ein wichtiger Teil unseres Ver- einslebens entwickelt. Jedes Jahr sind mehrere Reisen unternommen worden, beispielsweise 1974 zum Europäischen Knappentag nach Berchtesgaden.

Abb. 5.3.g: Dieter Geldmacher und Paul Als Beispiel für die Häufigkeit der Lux beim Medaillenprägen. Hansetage. HKV-Reisen sind in im Folgenden 2011. Foto aus der Sammlung Bernhard einige wichtige Reisen der Jahre 1978 Pollak bis 1980 aufgeführt: pen- und Bergmannsvereinen haben 1978 Lindhorst: Niedersächsischer immer wieder zu Einladungen geführt, Knappentag auch an auswärtigen bergmännischen 1978 Lünen-Alstedde: Deutscher Festen und Feiern teilzunehmen. Daraus Bergmannstag

137 Abb. 5.4.a: HKV-Kameradinnen und -Kameraden bei der Feier zum 80jäh- rigen Bestehen des Bergmannsvereins Hildesia-Diekholzen. 1984. Foto aus der Sammlung Wolfgang Bzdock Abb. 5.4.d: HKV-Kameradinnen und -Kameraden in Lünen. 1989. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

Abb. 5.4.b: HKV-Kameradinnen und -Kameraden in Sulzbach-Rosenberg. 1987. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller

Abb. 5.4.c: HKV-Kameradinnen und Abb. 5.4.e: HKV-Kameraden Günther -Kameraden beim Deutschen Berg- Müller, Klaus Gatzemann und Richard mannstag in Todtnau. 1988. Foto aus der Schulze (v.l.n.r.) in Aalen. 1991. Foto aus Sammlung Bernhard Pollak der Sammlung Bernhard Pollak

138 1978 Hänigsen: 70 Jahre Bergmanns- und später mit dem Spielmannszug verein unternommen worden. Die Beteiligung 1979 Bokeloh: Niedersächsischer war zeitweise so groß, dass zwei große Knappentag Busse gemietet werden mussten. Nach- 1979 Hildesia Diekholzen: 80 Jahre dem der Spielmannszug nicht mehr im Bergmannsverein HKV war, wurde der Aufwand bedeu- 1979 Broistedt: 60 Jahre Bergmanns- tend geringer. Es reichte ein Bus, spä- verein ter sogar Fahrgemeinschaften mit den 1980 Lengede: 60 Jahre Bergmanns- privaten PKWs. Bei Fahrten zu weiter verein entfernt liegenden Orten waren die 1980 Saarlouis: Deutscher Berg- Reisen mit Übernachtungen verbunden. mannstag Gewöhnlich wurden dann auch Besich- tigungen von Sehenswürdigkeiten in Diese Art von Reisen hat sich bis das Reiseprogramm aufgenommen. heute fortgesetzt. Sie führten beispiels- weise 1984 zur Grube Siegfried-Gie- Die schönen Erlebnisse dieser Rei- sen, 1987 nach Sulzbach-Rosenberg sen ließen den Wunsch aufkommen, und nach Amberg, 1988 nach Todtnau, auch Reisen zu unternehmen, ohne 1989 zur Grube Haus Aden in Lünen, dass bergmännische Anlässe vorlagen. 1991 nach Aalen und nach Freiberg, Daraufhin ist zum Beispiel im Novem- 1994 nach an den Plattensee/Ungarn ber 1983 die HKV-Wandergruppe zwei und 1996 nach Schneeberg (s. Abb. Tage nach Berlin gefahren. Im August 5.4.a bis f). 1986 führte eine Reise nach Wien und 1990 gab es eine Reise in die Schweiz.

5.5 Interne Feiern und Feste des HKV

Dem geselligen Charakter unseres Knappenvereins entsprechend gab es neben den großen Festen und Feiern auch viele kleinere interne. Dazu zähl- ten zum Beispiel die schon erwähnten Barbarafeiern, aber auch Weihnachts- feste, Kostüm- und Kappenfeste, Wal- purgisfeiern, Lampenfeste und Feiern nach Wanderungen (s. Abb. 5.5.a, b Abb. 5.4.f: HKV-Kameradinnen und und c). -Kameraden in Heringen. 2004. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Eine heute nicht mehr übliche Tradi- tion ist das vereinsmäßige Sparen. Im Die Fahrten waren in den ersten Jah- Knappenheim gab es, wie auch in vie- ren mit dem Hörner- und Fanfarenzug len Gaststätten und Geschäften, einen

139 Abb. 5.5.c: Weihnachtsfest im Knap- penheim. 1999. Foto aus der Sammlung Abb. 5.5.a: Kostümfest im Knappen- Bernhard Pollak heim. In der Mitte Familie Müller (Gabriela, Günther und Erna), rechts wurde zusammen gegessen und es gab daneben Irmtraut Fischer. 1986. Foto ein anschließendes geselliges Beisam- aus der Sammlung Bernhard Pollak mensein, oft auch mit Tanz. Diese Tradition hat allerdings in den 1980er Kasten, in dem jeder, der mitmachen Jahre aufgehört. wollte, ein eigenes verschließbares Fach zugewiesen bekam. Dort hinein 6 Gruppen innerhalb des HKV konnte, wann immer dazu Gelegen- heit war, etwas Geld gelegt werden. Es hatte sich schnell herausgestellt, Der HKV-Sparkasten wurde von der dass sich der organisatorische Auf- Sparkasse verwaltet und die Beträge wand für bestimmte Aufgaben, wie speziellen Konten der Teilnehmer gut- Musik oder Wandern, nicht durch geschrieben. In regelmäßigen Abstän- den Vereinsvorstand bewältigen ließ. den erfolgte eine Ausschüttung der Es bildeten sich relativ selbständige Spareinlagen, die gewöhnlich in Form Gruppen, die nach einer finanziellen einer kleinen Feier stattfand. Dabei Selbstverwaltung strebten. Wichtig

Abb. 5.5.b: Walpurgisfest im Knappenheim. In der Mitte Roland Erber. 1986. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

140 Abb. 6: Gruppen im HKV wurde, dass die speziellen Wünsche halb des HKV, die sich mit dem Spielen der Gruppen angemessen vertreten und Singen bergmännischer Lieder und wurden. Es bedurfte daher der Wahl Musikstücke beschäftigten und deshalb von Gruppensprechern, die Sitz und die Nähe zum HKV suchten. Stimme im Vorstand bekamen. 6.1.1 Der Hörner- und In den Gruppen entstanden eige- Fanfarenzug ne Kassen für die speziellen aus der Arbeit der jeweiligen Gruppen entstan- Den Rammelsberger Hörner- und denen Einkünfte und Ausgaben. Damit Fanfarenzug gab es schon über hundert sollten Querfinanzierungen vermieden Jahre vor der Gründung unseres Knap- werden, das heißt die Verwendung von penvereins. Gegründet als Berghornis- Einnahmen für andere Vereinsgruppen ten hatte er bei vielen bergmännischen oder -aufgaben. Diese Kassen unter- Veranstaltungen mitgewirkt, besonders standen nicht dem HKV-Schatzmeister. auch beim Bergdankfest. Seine inhaltli- Dadurch kam es zu Zerwürfnissen, die che Ausrichtung auf traditionelle berg- teilweise sogar auf juristischem Wege männische Musik und bergmännische geschlichtet werden mussten. Letztlich Festveranstaltungen blieb über all die führte das zum Austritt von kompletten Jahre erhalten. Gruppen aus dem HKV. Viele Mitglieder der Berghornisten 6.1. Musikgruppen des HKV waren selber Bergleute im Rammels-

Eine große Rolle hatte schon immer die Musik im HKV gespielt. Sie war unbedingt notwendig für die Festumzü- ge, Tanzveranstaltungen und gesellige Zusammenkünfte. Sinnvoll erschien, einen HKV-eigenen Musikzug zu haben, um sich bei Bedarf auf ver- einseigene Musiker verlassen zu kön- nen. Andererseits gab es Musiker und Musikbegeisterte, die gerne im HKV Abb. 6.1.1.a: Hörner- und Fanfarenzug organisiert musizieren wollten. Und es vor dem Knappenheim. Foto aus der gab Musiker und Musikgruppen außer- Sammlung Hans Westphal

141 berg, wie zum Beispiel Wilhelm Peter- verließen die Mitglieder des Hörner- zelka, der viele Jahre diesen Musikzug und Fanfarenzugs unter Protest den geleitet und sich damit sehr verdient Saal. Eine Trennung zeichnete sich gemacht hat. Die gleichartigen Inter- damals bereits ab, erfolgte dann aber essen und die vielen Gemeinsamkeiten erst 1982. ließen es dem Hörner- und Fanfarenzug 1964 ratsam erscheinen, komplett in Dazu beigetragen hatte sicher auch den HKV einzutreten (s. Abb. 6.1.1.a). das Verhältnis zum zwischenzeitlich von Albert Sudhoff neu ins Leben Die Eigenart reiner Hörner-Musik- gerufenen HKV-Spielmannszug. Beide züge erlaubt nur ein eng umrissenes Musikzüge bestanden zwei Jahre lang Repertoire an spielbaren Liedern. Des- nebeneinander im HKV. Ihre Übungs- halb hatte sich aus dem ursprünglich stunden fanden beide im Knappen- reinen Hörnerzug ein Hörner- und Fan- heim statt, allerdings an verschiede- farenzug gebildet. Damit ließen sich nen Wochentagen. /AMB 1986/ Die mehr Musikstücke spielen und Jugend- Mitglieder des Hörner- und Fanfaren- liche zum Mitmachen werben. zugs empfanden, dass ihnen der HKV- Spielmannszug vorgezogen wurde. Das Der Hörner- und Fanfarenzug war führte natürlich zu weiterem Unmut. fortan bei allen HKV-Festveranstal- tungen und -Feiern dabei, hatte sich aber immer eine große Selbständigkeit bewahrt. Er unternahm Reisen, spiel- te unabhängig vom HKV bei vielen Festen und Feiern in Goslar und in der Region, vielfach auch ohne dass es sich dabei um bergmännischen Anläs- se gehandelt hätte. Bei einem 1978 in Buxtehude veranstalteten Ausscheid norddeutscher Spielmannszüge hatte Abb. 6.1.1.b: Musikzug des Unterharzer er zum Beispiel einen großen Erfolg Berg- und Hüttenvereins beim Altstadt- feiern können. fest Goslar. 2009. Foto von der Internet- seite des Musikzugs Das Verhältnis zu unserem Grün- dungsvorsitzenden Gerhard Bude war 1983 gründeten Gerhard Bude und sehr gut. Er tolerierte die große Selb- die Mitglieder des Hörner- und Fan- ständigkeit, auch wenn es um finan- farenzugs den Unterharzer Berg- und zielle Belange ging. Gerhard Budes Hüttenverein, der sich ausschließlich Nachfolger Hans-Joachim Heinemann musikalischen Zielen widmete. Nach sah das völlig anders. Er hatte das 1983 hat sich der Hörner- und Fanfa- auch schon vor seiner Wahl zum Ers- renzug schrittweise weiter entwickelt. ten Vorsitzenden klar formuliert. Bei Es wurden zusätzlich zu den tradi- der betreffenden Wahlversammlung tionellen auch modernere Musikstü-

142 cke eingeübt und junge Leute zum aber aus Metall gebaute tragbare Inst- Mitmachen gewonnen. Heute ist der rumente, oft in der äußeren Form einer Hörner- und Fanfarenzug ein schlag- Harfe.) Dadurch sind Spielmannszüge kräftiger und erfolgreicher Musikzug für ein großes Marschmusik-Repertoire mit einem ausgewogenen Altersniveau geeignet. seiner Mitglieder (s. Abb. 6.1.1.b). Unser ehemaliger Vereinskamerad Resümierend kann eingeschätzt wer- Albert Sudhoff hatte vor seinem Beitritt den, dass die damalige Trennung wohl zum HKV schon mit viel Erfolg zwei für beide Seiten schmerzhaft gewesen Jugendspielmannszüge aufgebaut, den war, aber damals auch ihre guten Sei- ersten in den 1960er Jahren in Groß ten hatte und dass es aus heutiger Sicht Elbe (bei Salzgitter) und nach seinem ratsam erscheint, wieder eine enge- Umzug nach Goslar einen weiteren in re Zusammenarbeit zwischen unseren den 1970er Jahren für die Privilegierte Knappenverein und dem Hörner- und Schützengesellschaft Goslar. 1980 hatte Fanfarenzug anzustreben. Beispiels- er dem HKV-Vorstand vorgeschlagen, weise könnte er wieder häufiger bei auch für den HKV einen Jugendspiel- Veranstaltungen unseres Knappenver- mannszug aufzubauen. Diesem Vor- eins auftreten und im Knappenheim schlag wurde zugestimmt und Albert Übungsmöglichkeiten eingeräumt Sudhoff begann mit der Arbeit. bekommen. Im Gegenzug erhielte unser Knappenverein dadurch neue Impulse. Zuerst hat er in den Schulen für das Projekt geworben und aus den unge- 6.1.2 Der Spielmannszug fähr fünfzig Bewerberinnen und Bewer- bern zwanzig ausgewählt. Parallel zum IEin Spielmannszug hat, wie ein Hör- Übungsbeginn rüstete er die Jugendli- ner- und Fanfarenzug, Trommeln und chen mit Musikinstrumenten und Uni- Pauken, im Gegensatz dazu aber als formen aus. Mit Zuwendungen von der Melodieinstrumente Querflöten und Stadt konnte ballenweise Stoff gekauft Lyren. (Letztere sind xylophonähnliche, werden. Unter Anleitung von Albert

Abb. 6.1.2.a: HKV-Spiel- mannszug mit Albert Sud- hoff (hintere Reihe Mitte). Foto aus der Sammlung Hans Westphal

143 Abb. 6.1.2.b: HKV- Spielmannszug beim 6. Niedersächsischen Knap- pentag mit Wolfgang Bzdock (rechts). Foto aus der Sammlung Wolfgang Bzdock

Sudhoff, der über einschlägige beruf- gesorgt. Außerdem war er durch seine liche Erfahrungen verfügte, nähten stattliche Erscheinung wie geschaffen Kameradinnen unseres Knappenvereins für die Leitung eines Spielmannszugs. auf ihren privaten Nähmaschinen die Er fand sich schnell in seine neue Rolle notwendigen Uniformen. Im August ein und führte den Spielmannszug sehr 1981 war im Knappenheim Anprobe. erfolgreich (s. Abb. 6.1.2.b). Nach etwa Instrumente und Trommeln waren nur zwei Jahren gemeinsamer Leitung hat zum Teil vorhanden. Der überwiegende sich Albert Sudhoff schließlich aus dem Teil ist über Spenden und mit Hilfe Spielmannszug zurückgezogen. eines Zuschusses von der Stadt finan- ziert worden (s. Abb. 6.1.2.a). 1982 hatte der Jugendspielmannszug sein Debüt im Lindenhof beim HKV- Albert Sudhoff hatte aber von Anfang Bergdankfest. Anschließend war er bei an klar gesagt, dass er den Spielmanns- vielen HKV-Veranstaltungen und -Rei- zug nur aufbauen will und für die Zeit sen dabei, beispielsweise schon 1982 nach ihm einen Nachfolger sucht. Er hat zum Bergmannsverein Bantorf, unter- dafür Wolfgang Bzdock angesprochen, nahm aber auch eigenständige Reisen der zum HKV gekommen war, weil und spielte bei anderen Feiern und Fes- zwei Söhne von ihm im HKV-Spiel- ten anderer Vereine. Die Besonderheit, mannszug mitspielten. Es war übri- dass im Jugendspielmannszug auch gens oft der Fall, dass die Eltern von viele Mädchen dabei waren, erforderte Kindern, die dem HKV-Spielmannszug eine Jugendleiterin, die sich speziell um angehörten, HKV-Mitglieder wurden, deren Belange kümmerte. Diese Aufga- obwohl sie sonst keine Verbindungen be hatte Karin Bzdock übernommen. zum Rammelsberg hatten. 1990 gab es zwischen HKV-Vorstand Wolfgang Bzdock spielte zwar selber und seinem Spielmannszug Probleme. kein Instrument, hatte aber bei abend- Die Gelder, die der Spielmannszug lichen Tanzveranstaltungen des HKV eingespielt hatte, sollten für Baumaß- mit seinem Tonbandgerät für Musik nahmen am Vereinsheim verwendet

144 werden. Wolfgang Bzdock trat des- Seit über tausend Jahren halb 1991 unter Protest aus dem HKV aus und daraufhin auch die Mitglieder Liedtext von Hans-Günther Wesche des Spielmannszugs. Zufällig wollte Melodie von Heinz Kark, 2002 kurz darauf die Privilegierte Schützen- Seit über tausend Jahren gesellschaft den HKV-Spielmannszug war der Bergmann hier zu Haus. für eine Veranstaltung engagieren. Dar- Tief in den Harzer Bergen aus wurde schließlich die Aufnahme grub er die Erze aus. des Spielmannszugs in die Privilegierte Der Knappen fleiß´ge Hände, das ist wohl bekannt, Schützengesellschaft, zu der er noch brachten Wohlstand und auch Reichtum heute gehört. Der ehemalige HKV- in unser schönes Land. Spielmannszug hat sich in der Privile- gierten Schützengesellschaft gut weiter Sein wichtigster Begleiter entwickelt und spielt bis heute oft bei war des Bergmanns Grubenlicht, Festumzügen und Feiern in Goslar und „der Frosch“, wie er ihn nannte, denn ohne ihn ging´s nicht. in der Region. Wolfgang Bzdock leitet Mit Schlägel und mit Eisen ihn noch heute. löste er das Felsgestein. St. Barbara, die wachte, 6.1.3 Gesangsgruppe dass kein Unglück brach herein.

Unser Kamerad Heiner Vonberg hat- Der Berg barg reiche Schätze an Kupfer, Zink und Blei, te in seiner Zeit als Stellvertretender doch Gold und Silber fand man Vorsitzender unseres Knappenvereins auch hier so nebenbei. vorgeschlagen, das gemeinsame Musi- Der Bergmann, der war glücklich zieren und Singen wieder zu beleben viele hundert Jahre lang, und eine Gesangsgruppe zu bilden. bis dass der Tag gekommen, wo man hier nichts mehr fand. Dieser Vorschlag fiel auf fruchtba- ren Boden, zumal wir mit Elisabeth Der Harz ist ausgeschöpfet. und Heinz („Heini“) Kark zwei mit Sein Reichtum ist versiegt. Volksmusik erfahrene Kameraden im Doch Bergmanns Brauchtum wird gepflegt, so lang´s noch Knappen gibt. „Bergdank“ wird froh gefeiert, mit Kirchgang, Schnaps und Bier. Ja, das sind Harzer Bergleut, Glückauf, ja das sind wir.

Die alte Fahne tragen wir beim Festzug stets voran. Stolz zeigen wir die Bergmannstracht, zünden Grubenlampen an. Abb. 6.1.3: Elisabeth und Heini Kark Das Tzscherperfrühstück steht bevor. (am Akkordeon). Weihnachtfest im Das Fest nimmt seinen Lauf. Knappenheim. 2002. Foto aus der Es singt der ganze Knappenchor Glückauf – Glückauf – Glückauf. Sammlung Willi Wägeling

145 HKV hatten. Beide waren jahrelang in unternommen haben. Das lag in der einer Volksmusik- und Trachtengrup- Natur der Bergleute, denn sie such- pe des Harzklub-Zweigvereins Gos- ten einen Ausgleich zur unwirtlichen lar aktiv gewesen. Sie übernahmen Arbeit untertage. Und dafür boten sich die Organisation und die musikalische Wanderungen in die schöne Umgebung Leitung des 2002 gegründeten HKV- Goslars an. Tradition waren zum Bei- Singkreises. Überdies war Heini Kark spiel Himmelfahrtswanderungen. ein ausgezeichneter Akkordeonspieler. Er begleitete damit die monatlichen In den ersten Jahren des HKV stand Treffen des Singkreises. das Wandern allerdings noch nicht im Mittelpunkt des Vereinslebens, denn Die Gesangsgruppe hatte bis zu 25 für Wanderungen in die unmittelbare Mitglieder. Gesungen wurde im Knap- Umgebung Goslars wurde kein Verein penheim. Es entstanden sogar zwei benötigt und kein großer Organisa- neue Lieder, geschrieben von unserem tionsaufwand. Das änderte sich erst Kameraden Hans-Günther Wesche, Ende der 1970er Jahre. Die verbes- eins davon auch mit neuer Melodie serten Reisemöglichkeiten, besonders von Heini Kark. Leider ist Heini Kark aber die günstiger gewordene Verfüg- bereits Ende 2005 gestorben. Damit barkeit von Bussen und PKWs ließ den war der Schwung aus dem Singkreis Wunsch aufkommen, auch in entfern- genommen. Er wurde 2007 umbenannt teren Gegenden zu wandern, und das in Kameradschaftsabend und wartet erforderte bei größeren Gruppen eine seitdem auf eine musikalische Wieder- gute Organisation. belebung. /WÄG 2013/ Dazu kam, dass in dieser Zeit vie- 6.2 Wandergruppe le Ehefrauen ebenfalls Mitglieder im HKV geworden waren. Aus der Män- Die Rammelsberger Bergleute wer- nerdomäne HKV war ein familien- den schon immer gerne Wanderungen orientierter Verein geworden und in

Abb. 6.2.a: HKV-Wan- dergruppe in Blankenau. 1985. Foto aus der Samm- lung Erna und Günther Müller

146 Dem gewachsenen Umfang dieser Wandergruppe entsprechend wurde auch bald eine eigene organisatorische Struk- tur gebildet, 1983 mit Karl Bengsch ein Wanderwart gewählt, der auch Sitz und Stimme im HKV-Vorstand hatte, und der Antrag auf Aufnahme des HKV in den Deutschen Volkssportbund gestellt. Die Aufnahme erfolgte 1984. Das hatte nicht nur versicherungstechnische Vor- teile, sondern brachte auch die Möglich- keit, andere Wandervereine einzuladen und selber eingeladen zu werden. Der Vertreter von Karl Bengsch wurde Horst Abb. 6.2.b: Emblem der HKV-Wan- Breskamp, der 1985 nach dem Austritt dergruppe, hier in Form eines T-Shirt- von Karl Bengsch dessen Nachfolger Aufdrucks. Aus dem Fundus des Knap- wurde (s. Abb. 6.2.a). penheims In dieser Zeit ist sogar ein eigenes dessen Aufgabenbereich rückten die HKV-Wander-T-Shirt entworfen und Wanderungen. Es bildete sich ein fester angefertigt worden. Kreis von wanderbegeisterten HKV- Kameradinnen und -Kameraden. Die Mitte der 1980er Jahre unternahm Himmelfahrtswanderungen fanden nun die HKV-Wandergruppe durchschnitt- im weiteren Umkreis Goslars statt, zum lich fünf größere Wanderungen pro Beispiel 1979 in Schulenberg. Zum Jahr mit Zielen wie Berlin, Blankenau, Teil wurden die Kinder mitgenommen. Borken, Gutweil, Hamburg, Ilsede, Nach dem Wandern wurde gegrillt und Sassenburg, Sölling, Uslar und so wei- getanzt. Ein anderes Beispiel aus dieser ter (s. Abb. 6.2.c). Zeit ist eine Wanderung, die im Feb- ruar 1981 ins Wintertal unternommen Die Wanderungen waren nur zum Teil wurde. selbst organisiert. Zunehmend wurde

Abb. 6.2c: HKV-Wander- gruppe in Gutweil. 1988. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller

147 auch an Wanderungen teilgenommen, gleichzeitig Start und Ziel war. Es gab die von anderen Vereinen angeboten jeweils eine kürzere und eine länge- wurden. Das führte zu Kontakten zu re Route (ungefähr 10 und 20 km). anderen Wanderern, die wiederum ein Die Wanderrouten waren an markanten Interesse hatten, Mitglied im HKV Wegpunkten zur Orientierung ausge- zu werden. In dieser Zeit bestand ja schildert und mit Pfeilen aus Säge- ohnehin die Frage, wie sich der HKV mehl auf den Wegen gekennzeichnet. entwickeln sollte, denn Neumitglieder Unterwegs gab es ungefähr alle 5 km aus dem Erzbergwerk Rammelsberg Kontrollpunkte. oder aus anderen Bergwerken waren nicht mehr zu erwarten. Der HKV öff- Der Verlauf der Wanderrouten änder- nete sich deshalb für nichtbergmänni- te sich von Jahr zu Jahr. Ein Beispiel ist sche Mitglieder, zum Beispiel für die- folgender Routenverlauf: Anfangs ver- jenigen, die ein besonderes Interesse an liefen beide Routen gemeinsam vom den Wanderungen des HKV hatten. Lindenhof zum Geologie-Lehrpfad und Windeweg und weiter zur Waldschrat- Die HKV-Wandergruppe entwickel- Hütte (erster Kontrollpunkt), dann aber te sich in kurzer Zeit zu einer sehr getrennt weiter. Die 10-km-Route führ- aktiven und überregional anerkannten te den Borchersstieg hinab und die Institution. Die Teilnehmerzahlen der 20-km-Route weiter zur Grenzweg- von der HKV-Wandergruppe in Goslar hütte. veranstalteten Wanderungen wurden von Jahr zu Jahr größer. Herausragend Abweichend von den Wanderveran- waren die Internationalen Bergmanns- staltungen anderer Vereine erhielten wandertage am Rammelsberg, bei die Teilnehmer in Goslar Medaillen denen viele auswärtige Wandervereine mit bergmännischen Motiven (s. Abb. teilnahmen. Sie hatten mit ihrem berg- 6.2.d), später auch Zinnbecher, Teller männischen Hintergrund und den schö- oder Statuetten. nen Wandermöglichkeiten Goslars ein Alleinstellungsmerkmal, denn neben dem HKV hatte in Niedersachsen nur der Bergmannsverein Glückauf Höfer (bei Celle) Ende der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre einen Bergmanns- Wandertag veranstaltet.

Goslarer Bergmanns-Wandertage Abb. 6.2.d: Medaillen von Internationa- gab es von 1983 bis 1998. Mitwan- len HKV-Bergmanns- und Wanderta- dern durften Wandergruppen von Wan- gen. 1983 bis 1986. Aus dem Fundus des dervereinen, die sich vorher auf eine Knappenheims Ausschreibung hin gemeldet hatten. Die Wanderungen begannen immer in Das Amt der Wanderwarte verlangte einem der größeren Goslarer Säle, der ein großes persönliches Engagement.

148 Abb. 6.2.e: HKV-Kameradinnen am Wandertagsverpflegungsstand in der Lohnhalle des Rammelsbergs, links Christa Heinemann und rechts Renate Bengsch. 1997. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller

Start und Ziel verantwortlicher Wanderwart 1983 1. Internationaler HKV-Bergmanns- Lindenhof Karl Bengsch Wandertag 1984 2. Internationaler HKV-Bergmanns- Lindenhof Karl Bengsch Wandertag 1985 3. Internationaler HKV-Bergmanns- Lindenhof Horst Breskamp Wandertag 1986 4., 5. und 6. Internationaler HKV- Stadthalle Oker Horst Breskamp 1987 Bergmanns-Wandertag* 1988 1989 Internationaler HKV-Volkswandertag HKV-Knappen- Dorchen Peinemann heim 1990 11., 12. und 13. Internationaler HKV- Goslar-Hahndorf Günther Müller 1991 IVV**-Bergmanns- und Volkswan- 1992 dertag*** 1993 10 Jahre HKV-Wandergruppe, Volks- Goslar-Hahndorf Günther Müller wandertag 1994 15. Internationaler HKV-IVV-Berg- Lohnhalle Ram- Günther Müller manns- und Volkssportwandertag melsberg 1995 16. Internationaler HKV-IVV-Berg- Lohnhalle Ram- Günther Müller manns- und Volkssportwandertag melsberg 1996 17. Internationaler HKV-IVV-Berg- Lohnhalle Ram- Günther Müller manns- und Volkssportwandertag melsberg 1997 18. Internationaler HKV-IVV-Berg- Schlossereihalle Günther Müller manns- und Volkssportwandertag Rammelsberg 1998 19. Internationaler HKV-IVV-Berg- Schlossereihalle Günther Müller manns- und Volkssportwandertag Rammelsberg *12 km-Strecke: Stadthalle, Kastweg, Waldhaus und zurück, 20 km-Strecke: Stadthalle, Romkerhall, Waldhaus, Forsthaus Ammental, Schutzhütte und zurück **IVV = Internationaler Volkssportverband e. V. *** Start und Ziel war die Hahndorfer Mehrzweckhalle 10 km-Strecke: Herzberger Teich, Haus Schulenburger Suchort, Herzberger Weg, Landkopfsweg, Richtweg, Haus Schulenburger Suchort und zurück (1 x um den Herzberg) 20 km-Strecke: dieselbe, dann aber Schalker Weg, Fastweg, Borchersweg, Jugendherberge, Winkler Wetterschacht und zurück (1 x um das Wintertal) 149 Allein die jährlichen Bergmannswan- veranstaltungen und Wandergruppen- dertage erforderten einen sehr hohen feiern. Oft nahm das überhand und die Aufwand. Dazu gehörten zum Beispiel Ehepartner sprachen sich gegen eine die Ausschreibungen, Genehmigun- erneute Kandidatur bei der nächsten gen, Anmeldungen, Saalausgestaltun- Wahlversammlung aus. So war es bei gen und Streckenausschilderungen, die Horst Breskamp, der sich auf Betrei- Einteilung und Ausrüstung der Betreu- ben seiner Frau 1986 nicht mehr zur er an Start und Ziel und an den Kon- Wahl stellte und auch bei Dorothea trollpunkten (es waren ungefähr 25 „Dorchen“ Peinemann, die 1986 sei- Helfer notwendig), die Organisation ne Nachfolgerin geworden war. Sie von Verpflegung und Betreuung der hatte als Wanderwart viele neue Ideen Teilnehmer (s. Abb. 6.2.e), das Entwer- verwirklicht, zum Beispiel Frühjahrs- fen, Herstellenlassen und Verteilen der und Abendwanderungen, und die Zahl Medaillen und so weiter. der Wanderungen enorm erhöht, kan- didierte aber 1989 auf nachdrückli- Neben diesem Bergmannswandertag chen Wunsch ihres Ehemanns nicht organisierten die Wanderwarte natür- wieder. lich noch die vielen anderen Wander- 1990 wurde ihr damaliger Stellver- treter Günther Müller zum Wander- wart gewählt, der bereits Stellver- treter von Horst Breskamp gewesen war. Günther Müller hat dieses Amt bis heute inne, ohne dass er jemals einen Stellvertreter bekommen hätte. Günther Müllers Zeit als Wanderwart ist übrigens die mittlerweile längste Amtszeit eines HKV-Vorstandsmit- glieds überhaupt. Außerordentlich wichtig und deshalb auch besonders hervorzuheben ist das starke Enga- gement seiner Frau Erna, die immer aktiv dabei war und ebenso viel Arbeit für den HKV geleistet hat wie ihr Mann (s. Abb. 6.2.f).

Erna und Günther Müller waren schon immer Wanderfreunde gewesen. 1983 hatten sie anlässlich des ers- ten Internationalen HKV-Bergmanns- Abb. 6.2.f: Erna und Günther bei einer wandertags die HKV-Kameradinnen Wanderung. 1983. Foto aus der Samm- und -Kameraden kennen gelernt und lung Erna und Günther Müller beschlossen, dem HKV beizutreten.

150 Nicht vergessen werden darf, dass fähr 1000 Teilnehmer dabei gewesen, Familie Müller ja neben der Wander- so waren es zum Schluss nur noch etwa gruppe auch viele Jahre das Knappen- 300. Die Grenzöffnung scheint nur ein heim geführt hat und dass auch die untergeordneter Grund für den Rück- Töchter jahrelang engagiert im HKV gang gewesen zu sein, denn dieses dabei gewesen waren. Zum Beispiel Phänomen war zu dieser Zeit überall in war Gabriela Müller 1988 bis 2004 den Wandervereinen Deutschlands zu Schriftführerin und Carmen Müller hat beobachten. Aber das Interesse anderer regelmäßig bei den Bergdankfesten Vereine an Wanderungen in den Neuen geholfen. Ohne die Familie Müller Bundesländern hatte natürlich merklich wäre unser Knappenverein nicht das zugenommen. geworden, was ihn so unverwechsel- bar gemacht hat und wofür er immer Weniger Teilnehmer zu haben bedeu- wieder von Vertretern der Bundes- und tete aber auch geringere Einnahmen. Landesverbände als außerordentlich Außerdem hatte der Deutsche Volks- rege und vorbildlich bezeichnet wor- sportverband die Auflagen und Vor- den ist. gaben für das Einwerben von Spon- sorengeldern komplizierter gemacht Erna und Günther Müller sind auch und die Möglichkeiten stark eingeengt. bei den nicht vom HKV organisier- Besonders betraf das die Firmenauf- ten Wandertagen des Internationalen drucke auf den Ausschreibungszetteln Volkssportverbandes (IVV), die alle und -postern. Die bereits gedruckten Jahre an anderen Orten der Region ver- Starter-Karten durften nicht mehr ver- anstaltet worden waren, mit gewandert. wendet werden. Dadurch ist der intensive Kontakt zum IVV gehalten worden. Gleichzeitig stiegen die Kosten. Die Anträge und Genehmigungen wurden Ende der 1980er Jahre war die Betei- bei allen Behörden komplizierter und ligung an den HKV-Bergmanns-Wan- teurer, zum Beispiel beim Stadtord- dertagen allerdings stetig zurückgegan- nungsamt, beim Forstamt und bei der gen. Waren zu den Spitzenzeiten unge- Unteren Umweltschutzbehörde. Die

Abb. 6.2.g: Himmelfahrts- wanderung. 1992. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller

151 Abb. 6.2.h: Wanderung im Juni 1992. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller

Nebenkosten stiegen, zum Beispiel durch Steiger Arndt Rühe) entschloss weil kein Plastikgeschirr mehr erlaubt sich der HKV-Vorstand, 1998 letztma- war. lig einen HKV-Bergmanns-Wandertag zu veranstalten. Ende 1998 trat der Bei dieser Tendenz war absehbar, HKV deshalb auch aus dem Deutschen wann die HKV-Bergmanns-Wander- Volkssportbund wieder aus. tage nicht mehr kostendeckend sein würden. Dazu kamen mehrere Fak- Gleichzeitig hatte sich auch bei den toren, die die Fortführung der HKV- HKV internen Wanderveranstaltungen Bergmanns-Wandertage als nicht mehr ein Rückgang der Beteiligung bemerk- ratsam erscheinen ließ. Zum Beispiel bar gemacht. War Mitte der 1980er wurde es immer schwieriger, die für Jahre noch häufig der Spielmanns- die Organisation notwendigen 25 Leute zug mitgefahren und mussten für diese zusammen zu bringen. Trotz der sehr Ausfahrten oft zwei Busse gechartert dankenswerten Hilfe durch die Preus- werden, so waren Ende der 1980er sag AG (Lohnhalle als Start- und Ziel Jahre schon PKW-Fahrgemeinschaf- zur Verfügung gestellt, tatkräftige Hilfe ten die Regel und seltener ein Klein- bus. Anfang der 1990er Jahre reichten gewöhnlich zwei bis drei PKWs mit jeweils vier Personen.

Zudem machte sich auch in der Wan- dergruppe der ansteigende Altersdurch- schnitt bemerkbar. Die Wanderrouten konnten nicht mehr so lang sein, wie in den Jahren zuvor. Übernachtungen sollten möglichst vermieden werden, so dass mehrtägige Ausflüge nicht Abb. 6.2.i: Himmelfahrtswanderung. mehr in Frage kamen. In den letzten 2002. Foto aus der Sammlung Bernhard Jahren haben sich die Wanderungen Pollak unserer Kameradinnen wieder auf die

152 Abb. 6.3.a: Marschblock unsere Kameradinnen beim Bergdankfestumzug (Bildmitte). 1978. Foto aus der Sammlung Ger- hard Bude

Umgebung Goslars beschränkt. Üblich unseres Knappenvereins geworden und sind noch Himmelfahrts- und Herbst- ihre Arbeit für den Verein wurde oft wanderungen (s. Abb. 6.2.g, h und i). ausgezeichnet. Allerdings sind einige Männerdomänen beibehalten worden. 6.3 Damengruppe Beispielsweise tragen nach wie vor nur unsere Kameraden den schwarzen Es hatte sich Anfang der 1960er Bergkittel, währenddessen für unsere Jahre herausgestellt, dass bei den Ehe- Kameradinnen, wie bereits beschrie- frauen unserer Kameraden ein großes ben, eine eigene Tracht entworfen wur- Interesse bestand, bei den Veranstal- de. Und bis heute marschieren unsere tungen des HKV dabei zu sein. Unmit- Kameradinnen bei allen Festumzügen telbar nach Gründung des HKV wurde weiterhin in einem eigenen Marsch- mehrheitlich akzeptiert, dass die bis block (s. Abb. 6.3.a). dahin übliche Frauen ablehnende Hal- tung nicht mehr zeitgemäß war und Dem damaligen Rollenverständ- man beschloss, den Frauen die Mög- nis entsprechend übernahmen unse- lichkeit zum Mitmachen zu gegeben. re Kameradinnen bei Veranstaltun- Fortan waren viele von ihnen bei den gen bevorzugt Aufgaben, die mit der Feiern, Festen und Ausfahrten dabei, Raumausgestaltung und den Catering zum Beispiel beim Herrenabend (!) zusammenhingen. Das soll aber auf des Goslarer Schützenfestes und bei keinen Fall abwertend verstanden festlichen Veranstaltungen befreunde- werden. Ganz im Gegenteil. Unsere ter Knappen- und Bergmannsvereine. Damengruppe hat sich nicht nur zah- Typisch für unsere Damengruppe war lenmäßig als mindestens gleichwertig die schwungvolle Stimmung. gegenüber den männlichen HKV-Mit- gliedern erwiesen. Sie nehmen rege Bis zum Ende der 1960er Jahre nahm am Vereinsleben teil und haben beson- die Zahl weiblicher HKV-Mitglieder ders bei organisatorischen Aufgaben schnell zu. Unsere Kameradinnen sind das Heft fest in der Hand (s. Abb. seitdem ein überaus wichtiger Teil 6.3.b). Die vielen Ehrungen zeigen,

153 Abb. 6.3.b: HKV-Kame- radinnen am Verpfle- gungsstand im Lindenhof, v.l.n.r. Annemarie Rach, Regina Pollak, Elke Geld- macher, Erna Müller und Gabriela Müller. Berg- dankfest 2004. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

Abb. 6.3.c: Auszeichnung verdienter Kameradin- nen, v.l.n.r. Ilse Meserle, Margit Wesche, Christa Heinemann und Lotte Schulze. In der Mitte Bernhard Pollak. 2010. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak dass die Arbeit unserer Kameradinnen 2008 gab es noch eine eigene Weih- hoch geschätzt wird (s. Abb. 6.3.c). nachtsfeier der Damengruppe, die aber seit 2009 mit der allgemeinen Die aktiven Kameradinnen treffen HKV-Weihnachtsfeier zusammenge- sich seit Mitte der 1960er Jahre ein- legt worden ist. mal im Monat samstags zu Kaffee und Kuchen („Damenkränzchen“). Anfangs Zur besseren Vertretung gemein- fanden diese Treffen im Hubertushof samer Interessen und Wünsche ist und später im Knappenheim statt. Das 1973 eine Damengruppe gegründet ist noch heute üblich. Es gibt dafür worden, wobei nicht alle weiblichen allerdings keinen festen Termin. Die HKV-Mitglieder auch Mitglied in der nächsten Zusammenkünfte werden je Damengruppe sind. Für die Finanzie- nach Terminlage immer wieder neu rung spezieller Ausgaben der Damen- abgestimmt. Neben dem monatlichen gruppe wird von den Damengruppen- Kränzchen gehen die Mitglieder der mitgliedern ein kleiner monatlicher Damengruppe etwa drei Mal pro Jahr Beitrag erhoben. Es wird eine Spre- zusammen essen. Bis einschließlich cherin gewählt, die Sitz und Stim-

154 entwickelt worden. Die grünen Trach- ten unserer Frauengruppe sind bei den Festumzügen in Goslar und auch aus- wärts nicht mehr wegzudenken. Mar- git Wesche hat wie ihre Vorgängerin- nen sehr engagiert die Frauengruppe geführt und im HKV-Vorstand vertre- ten. Unsere Kameradinnen sind nicht nur bei allen HKV-Ausfahrten dabei, sondern unternehmen auch jedes Jahr selbständige Fahrten, die übrigens bis 2012 von Ruth Sekan organisiert worden waren. Beispielsweise führten diese Reisen 1993 im Februar nach Istanbul (s. Abb. 6.3.e) und im Sep- tember nach Göteborg (jeweils mit 8 Abb. 6.3.d: Margit Wesche (Mitte) mit Personen). Ruth Sekan (links) und Christa Hei- nemann (rechts). 1992. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak me im HKV-Vorstand hat. Die erste Sprecherin war Ursel Bude. /WÄG 2005/ Ihre Nachfolgerin wurde Ursel Menge, von der 1988 Margit Wesche die Leitung der Damengruppe über- nommen hat. 1996 hat Margit Wesche die Leitung der Damengruppe an Anne Hildebrandt abgegeben. 2001 ist Anne Hildebrandt gestorben. Margit Wesche hat daraufhin die Leitung der Damengruppe kommissarisch wieder übernommen. 2002 wurde sie dann offiziell gewählt und ist bis heute Abb. 6.3.e: HKV-Damengruppe in ununterbrochen die Sprecherin unse- Istanbul, v.l.n.r. Renate Bengsch, Chris- rer Damengruppe geblieben. ta Langer, Margit Wesche und Annema- rie Rach. 1993. Foto aus der Sammlung Margit Wesche hat in dieser mittler- Margit Wesche weile außergewöhnlich langen Amts- zeit eine prägende Rolle für unseren Knappenverein gespielt. Unter ihrer In den letzten zwölf Jahren hat Leitung sind viele schöne Traditionen unsere Frauengruppe folgende Reisen weiter geführt und noch einmal weiter durchgeführt:

155 - im November 2000 nach Bad - im August 2007 nach Henkenhagen Sodenheim mit elf Personen, (polnische Ostseeküste) mit zehn - im November 2001 nach Drachsel- Personen, ried (Bayrischer Wald) mit zwölf - im August 2008 nach Wien mit acht Personen, Personen, - im August 2002 nach Klausen - im Oktober 2009 nach Fehmarn (Mosel) mit vierzehn Personen, (Ostsee) mit acht Personen, - im Juni 2003 nach Niebühl (Frie- - im August 2010 nach Pfaffendorf sische Inseln) mit vierzehn Per- (Franken) mit sehs Personen, sonen, - im Jahr 2011 nach Heidelberg sie- - im Mai 2004 nach Klink (Müritz), ben mit Personen, - im Mai 2005 nach Oberhof (Thürin- - im Juni 2012 in das Riesengebirge gen), (Tschechien) mit sieben Personen - im Mai 2006 nach Berlin und Mag- und deburg mit neun Personen (s. Abb. - im Juni 2013 nach Südtirol mit fünf 6.3.f), Personen.

7 Knappenheim

Der HKV hatte sich neben dem Wie- derbeleben des Bergdankfestes ein zweites großes Ziel gesetzt: ein eigenes Vereinsheims. Als Gebäude wurden die Tagesanlagen des ehemaligen Wink- ler Wetterschachts ausgewählt. Dieses Vorhaben ist hervorragend gelungen und bietet allen Grund, darauf stolz zu sein. Das HKV-Knappenheim ist ungewöhnlich schön und stattlich. Es gibt kein Heim oder Vereinslokal eines anderen Knappen- und Bergmannsver- eins, das dem Vergleich mit unserem Knappenheim Stand halten würde.

Überdies ist dieser Gebäudekomplex ein wichtiger Bestandteil des Weltkul- turerbes Rammelsberg und damit von Abb. 6.3.f: HKV-Damengruppe in großem historischen Wert. Die Gebäu- Magdeburg, v.l.n.r. Giesela Thiele- deübernahme, -erhaltung und -umnut- mann, Ruth Sekan, Renate Lux, Margit zung sind vom HKV auch ausdrücklich Wesche, Annemarie Rach und Elisabeth als denkmalpflegerische Maßnahme in Karg. 2006. Foto aus der Sammlung Angriff genommen worden. Das zeigt Margit Wesche die schriftliche Korrespondenz zwi-

156 Abb. 7.a: HKV-Gruppenbild vor unserem Knappenheim anlässlich der Jahreshaupt- versammlung 1999. Foto Richard Bothe schen dem HKV-Vorsitzenden Hans- werksanlage. Es ist aber auch so weit Joachim Heinemann und dem Bezirks- davon entfernt, dass keine Behinde- konservator Reinhard Roseneck. rungen des Bergwerksbetriebs, bezie- /WÄG 2013 / hungsweise seit Gründung unseres Museums 1989, des Besucherbetriebs Anfängliche Bedenken, ob die entstehen konnten. Auf dem Gelände Gebäudegröße angemessen sei, haben des Knappenheims lassen sich unab- sich 1972, als die Gebäude erstmals hängig von Genehmigungen des Berg- angemietet wurden, schnell zerschla- gen. Die große Zahl von Vereinsmit- gliedern und die vielen Feiern, die dort veranstaltet wurden, gaben den Befürwortern Recht. Die Auslastung mit Veranstaltungen und Zusammen- künften war sehr gut und es gibt heute noch viele sehr schöne Erinnerungen an gelungene Veranstaltungen.

Das Knappenheim hat den großen Vorteil, einen in sich geschlossenen Komplex zu bilden, so dass keine Probleme mit anderen Eigentümern entstehen konnten. Es liegt nur etwa Abb. 7.b: Tscherperfrühstück vor 300 m von den anderen Anlagen des unserem Knappenheim anlässlich eines Erzbergwerks entfernt, gehört also fast Arbeitseinsatzes. 2003. Foto aus der unmittelbar zum Zentrum der Berg- Sammlung Bernhard Pollak

157 werks und ohne dass Nachbarn gestört werden konnten, auch größere Feiern veranstalten. Sie wurden auch durch den Reiz der Umgebung unvergess- lich, denn die Gebäude liegen in einer landschaftlich schönen Umgebung am Nordwesthang des Rammelsbergs (s. Abb. 7.b).

7.1 Geschichte des Winkler Wetterschachtes Abb. 7.1.b: Winkler Wetterschacht. 1911. Foto aus der Sammlung Hans Die Geschichte der Gebäude, in Westphal denen unser Knappenheim unterge- bracht ist, des darunter beginnenden Zeit Julius Winckel zu heißen (s Abb. Schachtes und der Vorgängeranlagen 7.1.a). ist außergewöhnlich lang und ereignis- reich. Aus den Archivakten geht her- Die vielen anderen, ebenfalls separat vor, dass dort schon 1319 eine Grube geführten Gruben des Rammelsbergs mit eigenem Schacht existiert haben wuchsen nach und nach zusammen muss. Sie hieß Luddelvinghe und war zu einer großen Grube. Die alten Gru- eine der östlichsten Gruben des Ram- bennamen blieben zum Teil noch eine melsbergs. Im Laufe der Jahrhunderte Zeit lang als Bezeichnungen einzel- änderte sich ihr Name mehrfach, zum ner Grubenbereiche erhalten. Auch die Beispiel in Ludolfswinkel, um dann Julius-Winkler-Grube verlor in diesem ab dem 18. Jahrhundert für längere Zusammenhang ihre Eigenständig- keit. Der Julius-Winkler-Schacht wur- de kaum noch für die Erzförderung verwendet, dafür aber aufgrund sei- ner Randlage als Fahrschacht für die Belegschaft. Außerdem war er ein aus- ziehender Wetterschacht, weil die an diesen Schacht angeschlossenen Gru- benbereiche relativ hoch lagen und die verbrauchten und aufgewärmten Wetter von allein dorthin aufstiegen.

Im Jahre 1859 ist das Neue (Erz-) Lager gefunden worden. Es lag östlich vom Schacht, währenddessen sich das Abb. 7.1.a: Kaue der Grube Julius Win- bis dahin bekannte Alte Lager west- ckel. Ausschnitt aus einem Riss von Just lich befand. Dadurch rückte der Julius Schreiber. 1712 Winkler Schacht nun in die Mitte des

158 terschächte abgeworfen worden. Der Julius-Winkler-Schacht wurde Haupt- wetterschacht und hieß fortan ein- schließlich seiner Tagesanlagen nur noch Winkler Wetterschacht.

1912 erhielt er neben seinem För- dergerüst einen großen Grubenlüfter, der die verbrauchten Wetter aus der Abb. 7.1.c: Winkler Wetterschacht. Grube saugte. Sie hatten eine so hohe 1937. Foto aus der Sammlung Hans Luftfeuchtigkeit, dass sie an manchen Westphal Tagen über den Gebäuden kondensier- ten und eine große weiße Dampfwolke untertägigen Betriebsgeschehens. Dem- erzeugten. Besonders in der kalten Jah- entsprechend gewann er an Bedeutung. reszeit stand sie oft über dem Schacht Der Schachtquerschnitt wurde 1903 und wurde zu einem weithin sichtbaren bis 1908 auf 3,6 m Durchmesser ver- Wahrzeichen des ansonsten von der größert und ausgemauert, der Schacht Stadt Goslar aus nicht sichtbaren Berg- weiter geteuft und tiefer gelegene Soh- werks. Im Zusammenhang mit dem len angeschlossen. Übertage wurde ein Bau des Grubenlüfters wurden mehrere Schrägaufzug vom Communion-Stein- Gebäude aus Wellblech errichtet (s. bruch hinab zum Schacht angelegt. Die Abb. 7.1.b). Sie sind im Zuge der 1935 Hauptaufgabe des Schachts war nun einsetzenden umfassenden Modernisie- der Transport von Material und Ver- rung des gesamten Bergwerks ersetzt satzmassen in die Grube hinein. worden (s. Abb. 7.1.c). Die dabei ent- standenen Gebäude bilden heute unser Das letzte Kapitel seiner technischen Knappenheim. Das Fördergerüst ist in Nutzung betraf wieder die Wetter- dieser Zeit ebenfalls modernisiert wor- führung. Im 19. Jahrhundert waren den. /WÄG 2005/ nach und nach alle anderen aus dem Mittelalter stammenden Schächte und Die Gebäude wurden noch bis 1965 damit alle anderen ausziehenden Wet- vom Erzbergwerk Rammelsberg als

Abb. 7.1.d: Innenansicht unseres Knappenheims in den ersten Jahren als Vereinsheim. Foto aus der Sammlung Hans West- phal

159 Schachthalle, Fördermaschinenhaus, derung, signalisierte die Preussag AG Werkstätten und Lagerräume des Gesprächsbereitschaft. 1989 ist die Winkler Wetterschachts genutzt. Die Nutzungsfläche ermittelt und durch in dieser Zeit untertage eingeführten den Bezirkskonservator Reinhard dieselbetriebenen Fahrzeuge machten Roseneck die Denkmaleigenschaft aber einen viel größer dimensionierten bestätigt worden. 1990 folgten der Lüfter notwendig, als bis dahin. Er Antrag auf Nutzungsänderung beim wurde jedoch nicht mehr wie seine bei- Bergamt und der Kauf des Grund- den Vorgänger übertage an den Tages- stücks einschließlich aller Gebäude. anlagen des Winkler Wetterschachts Seit 1991 ist unser Verein im Grund- errichtet, sondern untertage und bekam buch als Eigentümer eingetragen. dafür einen eigenen Schacht nach übertage, den sogenannten Wetter- Es muss betont werden, dass in hochbruch. Seine Tagesöffnung liegt Vorbereitung dieses Kaufvertrags nur etwa hundert Meter westlich vom viele Hürden überwunden werden Winkler Wetterschacht auf der anderen mussten und er nur durch das Ent- Seite der Straße. Der Winkler Wetter- gegenkommen der Preussag AG und schacht wurde daraufhin außer Betrieb durch das Engagement des damaligen genommen und 1966 sein Fördergerüst Landtagsabgeordneten Sigmar Gabriel demontiert. Das Erzbergwerk benötigte zustande gekommen ist. Die Haupt- die Tagesanlagen deshalb nicht mehr. last dieser Verhandlungen hatte jedoch Sie waren bereits in der Zeit von 1961 unser damaliger Vorsitzender Hans- bis 1972 teilweise an den Verein der Joachim Heinemann getragen. Ihm zu Naturfreunde vermietet worden, der sie Ehren wird das Vereinsheim seit 1995 für gelegentliche Übernachtungen sei- „Knappenheim Hans-Joachim Heine- ner Vereinsmitglieder in der ehemali- mann“ genannt (s. Abb. 7.a). /WÄG gen Wohnung Dröse nutzte (westlicher 2005/ Flügel des Gebäudekomplexes). 1972 schloss der HKV mit dem Erzberg- 7.2 Gebäudenutzung und werk Rammelsberg einen Mietvertrag bauliche Maßnahmen ab, der die Tagesanlagen des Winkler Wetterschachtes betraf (s. Abb. 7.1.d). Der HKV nutzt die Gebäude mitt- /WÄG 2005/ lerweile seit mehr als 40 Jahren für Versammlungen und andere Veranstal- Schon damals war allerdings abseh- tungen. Regelmäßige Veranstaltungen bar, dass das Bergwerk die Erzför- im Knappenheim waren zum Beispiel derung Ende der 1980er Jahre ein- stellen und die Preussag AG über • vier Mitgliederversammlungen pro kurz oder lang den Standort Ram- Jahr, melsberg vollständig aufgeben muss. • vier Vorstandssitzungen pro Jahr, Deshalb bemühte sich Hans-Joachim • elf Zusammenkünfte der Damen- Heinemann intensiv um einen Kauf- gruppe pro Jahr (zusätzlich eine vertrag. Nach Einstellung der Erzför- eigene Weihnachtsfeier),

160 • eine Weihnachtsfeier, hinter dem Nordostflügel (ehemaliges • eine Himmelfahrtswanderung, Öllager) nutzt der Harzer Drachen- und • eine Wanderung zur Waldschrat- Gleitschirmfliegerverein als Unterstell- Hütte am 3. Oktober, möglichkeit für einen LKW. • eine Barbara-Feier am ersten Wochenende im Dezember, Im Zusammenhang mit der Gebäude- • eine Sylvester-Feier (nur bis unge- umnutzung wurden nach und nach viele fähr 1990, dann nicht mehr) und bauliche Anpassungen notwendig. Das • eine Fastnachts-Feier (jeweils in der betraf zum Beispiel die Inneneinrich- Bergdankfest-Woche). tung. Der ursprünglich im Versamm- lungsraum stehende kleine Ölofen Bereits in den ersten Jahren war es wurde ersetzt durch eine ölgefeuerte üblich geworden, das Knappenheim Zentralheizung mit gusseisernen Heiz- nicht nur für Veranstaltungen des Ver- körpern in allen Räumen. Für die Was- eins, sondern auch für Feiern anderer serentsorgung hatte die Goslarer THW- Vereine und für private Feiern zu öffnen. Gruppe eine Sickergrube gebaut. Dadurch konnten zusätzliche Einnah- men erzielt werden, um die hohen Kos- Die Räume im Zentralgebäude wur- ten für das Heim aufzufangen. Typisch den für die Übernachtung der Heim- dafür waren zum Beispiel Konfirmati- leiter hergerichtet. Hans-Joachim onen, Promotionsfeiern, Geburtstage, Heinemann hatte dafür eine Schlaf- Besuche von ortsfremden Bergmanns- zimmergarnitur organisiert. Allerdings gruppen, z. B. aus dem Ruhrgebiet, und litten die Textilien unter der schlechten Feiern des Rings Deutscher Berginge- Frischluftversorgung und waren bald nieure. In den ersten Jahrzehnten waren nicht mehr nutzbar. Heute ist dort das das durchschnittlich ungefähr zwanzig Büro untergebracht. Feiern pro Jahr, in den letzten dagegen nur noch etwa zehn. Es wurde ein Schankraum mit Tre- sen eingerichtet und 1976 eine Aus- Der HKV nutzt allerdings nicht den schankgenehmigung für das Knappen- gesamten Gebäudekomplex für Fei- heim erwirkt. Der Versammlungsraum ern und Zusammenkünfte. Im mittleren bekam eine Holztäfelung und die Hei- Gebäudeteil befinden sich ein Büro zung wurde völlig umgebaut. Statt der und ein Sitzungszimmer. Die ehema- Öl-Zentralheizung gibt es nun eine lige Schachthalle, die sich ebenfalls moderne Gasheizung. in diesem Gebäudeteil befindet und über der das Fördergerüst gestanden Es waren aber auch sicherheitstech- hatte, ist heute ein Werkstattraum. Das nische Anpassungen notwendig. Nach separat stehende Fördermaschinenhaus zwei kurz aufeinander erfolgten Ein- wird als Lagerraum genutzt. Der west- brüchen und dem Diebstahl von mon- liche Gebäudeflügel dient dem Aqua- tanhistorischen Sammlerstücken muss- rianerverein „Rote Tetra“ als Vereins- ten die Fenster vergittert und die Türen heim und einen bergseitigen Anbau gesichert werden.

161 Das Dach wurde grundlegend ne Möglichkeit für den Anschluss an erneuert, weil Reparaturen nicht mehr die Öffentlichen Netze war fast einen den gewünschten Erfolg brachten. halben Kilometer entfernt, Dazwi- Die Außenanlagen mussten angepasst schen lag unwegsames Gelände und werden und von der Straße hinauf zu ein Höhenunterschied von über hundert den Gebäuden ist von unserem HKV- Metern. Kameraden Richard Schulze eine neue Treppe gebaut worden. Im Außen- Glücklicherweise war die gegenüber bereich sind auch Verschönerungs- vom Knappenheim gelegene Gaststät- maßnahmen durchgeführt worden. te Maltermeister Turm in die gleiche Beispielsweise ist am Eingang zum Situation geraten und musste ebenfalls Grundstück ein Förderwagen aufge- neu versorgt werden. Trotz der gemein- stellt und seitlich am Fördermaschi- samen Nutzung der neu angelegten nenhaus ein gemauerter Grill gebaut Versorgungstrasse musste der HKV worden. Eine 1985 angestellte Kos- dafür deutlich über hunderttausend DM tenermittlung aller bis dahin angefal- bezahlen. Aus eigenen Mitteln ließen lener Umbaumaßnahmen ergab einen sich auch unter größten Anstrengungen Betrag von 35.000 DM. nur etwa 15.000 DM aufbringen. Des- halb hatte der HKV zu einer beispiello- Die größte Herausforderung stellte sen Spendenaktion aufgerufen und es jedoch die Anbindung der Gebäude an ist dann tatsächlich gelungen, diesen die Öffentlichen Versorgungsnetze dar. großen Betrag einzuwerben. Die ursprüngliche Elektroenergie- und Wasserversorgung durch den Schacht 1997 kam auf den HKV die nächste musste die Preussag AG 1991 betriebs- Herausforderung zu. Die Schachtröhre bedingt abschalten. Der betriebli- musste entsprechend dem vom Bergamt che Telefonanschluss entfiel damit genehmigten Abschlussbetriebsplans ebenfalls. Die Wasserentsorgung mit verschlossen werden. Das war zwar Sickergruben war nicht mehr zulässig. keine Aufgabe des HKV, sondern der Versuche, eine alte Elektroleitung zu Preussag AG, aber die Arbeiten muss- reaktivieren, scheiterten am schlechten ten trotzdem von seinen Mitgliedern Zustand des Kabels. Die nächstgelege- betreut werden. Schließlich spielten

Abb. 7.2.a: Hilfsförder- gerüst für Schachtver- füllung. 1997. Foto von Richard Bothe

162 zukünftig einen Teil des Schachtes mit vertretbarem Aufwand wieder zugäng- lich zu machen, zum Beispiel zwischen Straßen- und Gebäudeniveau oder im Bereich des ehemaligen Wetterweges mit Öffnung hinter dem Gebäude.

Außerdem ist der Schacht auf Veran- lassung des Verfassers nicht vollstän- dig verfüllt worden, wie ursprünglich geplant war. Stattdessen wurde unge- fähr achtzig Meter unter den Gebäuden eine stabile Stahlbühne in den Schacht eingebaut. Darunter ist der Schacht nach wie vor offen und sogar von der Tagesförderstrecke hinab zur Berges- fahrt (eine Sohle tiefer) mit neuen Fahrten und Ruhebühnen ausgestat- tet worden, so dass dieser Schachtab- schnitt als Fluchtweg für den 2013 neu eröffneten Museumsbesucherbereich

Abb. 7.2.b: Günther Müller am Förder- kübel. 1997. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller sie sich auf dem Grund und Boden des HKV ab und mitten in seinen Gebäu- den. Das zog für die HKV-Mitglieder viel Arbeit nach sich.

Glücklicherweise konnte vom Ver- fasser vermieden werden, dass der Schacht komplett mit Beton verfüllt wird, wie es ein erster Gutachter gefor- dert hatte. Stattdessen hat ein zweiter vom Verfasser hinzugezogener Gutach- ter eine Verfüllung mit Schotter emp- Abb. 7.2.c: Schnitt Winkler Wetter- fohlen, die dann auch realisiert worden schacht nach der (Teil-)Verfüllung und ist. Damit besteht die Möglichkeit, dem Grubenwasserwiederanstieg

163 Abb. 7.2.d: Lichtgitter- rost-Bühne im Füllort Tagesförderstrecke. 1997. Foto von Richard Bothe

Bergesfahrt und für die Wetterführung fügten. Und sie mussten möglichst oft genutzt werden kann. im Heim sein, um die Funktion der technischen Anlagen zu kontrollieren Als bislang letzte in HKV-Eigenre- und gegebenenfalls weitgehend allein gie durchgeführte große Umbauaktion erhielt der Nordostflügel der Gebäude einen zweiten Ausgang, der auch als Fluchtweg dienen kann.

7.3 Heimleitung

Ein Gebäudekomplex der räumlichen Lage, Größe und Ausstattung unse- res Knappenheims erfordert immer einen großen Aufwand für Pflege und Erhaltung. Es kam sehr darauf an, Heimleiter zu finden, die ein großes organisatorisches Talent mitbrach- ten. Die vielen schönen Veranstaltun- gen mussten geplant, vorbereitet und betreut werden, was allein schon ein immenses Arbeitspensum erforderte. Anschließend musste das Heim aber auch wieder aufgeräumt und gereinigt werden.

Die Heimwarte mussten aber auch Abb. 7.2.e: Ruhebühnen und Fahrten über ein Gesundheitsattest für die gas- zwischen Tagesförderstrecke und Ber- tronomische Betreuung der Gäste ver- gesfahrt. 1997. Foto von Richard Bothe

164 Liste der Heimwarte und Schankbe- rechtigten, auch Ehefrauen:

- 1972 bis 1974 Wilhelm Peterzelka und seine Ehefrau - 1974 bis 1980 Ewald Bosse und seine Ehefrau - 1978 und 1979 Ursel und August Ambrosi - 1977 bis 1987 Ursel und Karl Wil- helm Menge Abb. 7.3.a: Rudolf Erber im Knap- - 1987 bis 1996 Maria und Rudolf penheim am Zapfhahn. Foto aus der Erber Sammlung August Ambrosi - 1996 bis 2009 Erna und Günther Müller zu reparieren und nicht zuletzt um auch - seit 2009 Dieter Geldmacher mit für die Sauberkeit, Ordnung und Sicher- Annemarie Rach und später mit heit in den Gebäuden und Außenanla- Anke Köhler gen zu sorgen. Das erforderte so viel Zeit, dass es eine Person allein nicht hätte schaffen können. Deshalb war immer auch der Ehepartner mit invol- viert und richtigerweise muss deshalb von Heimleiter-Ehepaaren gesprochen werden. Im Laufe der Jahrzehnte gab es eine Reihe von sehr engagierten Heimleitern.

Abb. 7.3.c: Annemarie Rach und Dieter Geldmacher im Knappenheim am Zapf- hahn. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak

8 Bergbaumuseum

Das Ende der Erzförderung und damit auch die Schließung des Erz- Abb. 7.3.b: Günther Müller im Knap- bergwerks Rammelsberg war schon penheim am Zapfhahn. Foto aus der Anfang der 1980er Jahren in greifbare Sammlung Erna und Günther Müller Nähe gerückt. Die Frage, wie mit den

165 Abb. 8.a: Rammelsberg-Ausstellung des HKV in der Stadtsparkasse Goslar. Gesamt- ansicht. 1981. Foto aus der Sammlung August Ambrosi

Sachzeugen der über tausendjährigen Bergbaugeschichte Goslars umzuge- hen sei, wurde immer nachdrücklicher gestellt.

Unabhängig von Rainer Slotta (Direk- tor des Deutschen Bergbaumuseums Bochum), der schon 1975 die Anla- gen des Erzbergwerks Rammelsberg in seine Liste der wichtigsten deutschen Technikdenkmäler aufgenommen hat- te /SLO 1975/, hatten die Mitglieder unseres Knappenvereins bereits Anfang der 1980er Jahre erkannt, welches kul- turelles Potential in den Bergwerksan- lagen des Rammelsbergs steckt. Vie- le HKV-Mitglieder sprachen sich für einen Besucherbetrieb im Röderstol- len aus und für eine Ausstellung alter Gebrauchsgegenstände, Trachten und Abb. 8.b: Rammelsberg-Ausstellung Bilder des Erzbergwerks Rammelsberg des HKV in der Stadtsparkasse Goslar. und seiner Bergleute. Unser Knappen- Detailansicht. 1981. Foto aus der Samm- verein gestaltete in dieser Zeit mehrere lung August Ambrosi Ausstellungen in Goslar und benachbar-

166 eines Rammelsberger Bergbaumuse- ums warb. Er hatte ja auch schon den HKV-Spielmannszug gegründet und aufgebaut und war Schriftführer des HKV. Während des Zweiten Weltkriegs war der gebürtige Essener als Schwer- verwundeter in ein Goslarer Lazarett gekommen und bereits damals faszi- niert vom äußeren Eindruck der Ram- melsberger Werksanlagen. Fast vierzig Jahre später stand die Werkschließung bevor und damit der Abriss der übertä- gigen Gebäude gemäß Berggesetz und Abb. 8.c: Ursula und August Ambrosi Abschlussbetriebsplan. vor der Rammelsberg-Ausstellung des HKV in der Stadtsparkasse Goslar. Sudhoff rief 1982 eine Initiativ- 1981. Foto aus der Sammlung August gruppe ins Leben, die am 26. Januar Ambrosi 1983 offiziell ihre Arbeit begann. Ihr gehörten der ehemalige Direktor des ten Städten zum Thema Geschichte des Bergamtes Goslar Bergassessor Ernst Rammelsbergs, um auf die Erhaltens- Mehl und der ehemalige Fahrsteiger würdigkeit dieses Denkmalkomplexes des Erzbergwerks Rammelsberg, Hans hinzuweisen (s. Abb. 8.a, b, c und d). Westphal, an (ebenfalls Mitglied des HKV, s. Abb. 8.e). Vor allem war es Albert Sudhoff, der unermüdlich für die Erhaltung des gesamten Rammelsberger Gebäu- dekomplexes und für die Gründung

Abb. 8.e: Initiativgruppe Bergbaumuse- um. 1983. (v.l.n.r.: Albert Sudhoff, Ernst Mehl und Hans Westphal). Foto aus der Sammlung Hans Westphal

Albert Sudhoff berief zusammen mit Abb. 8.d: Rammelsberg-Ausstellung Hans Westphal für den 27. Januar 1985 des HKV in der Stadtapotheke Lan- die Gründungsversammlung unseres gelsheim. 1981. Foto aus der Sammlung Museums(förder)vereins ein und lei- August Ambrosi tete diese Versammlung. Im Vorfeld

167 dem Stollenmundloch des Tiefen Juli- us-Fortunatusstollens anlässlich des Durchschlags (der Vollendung) vor 400 Jahren (s. Abb. 8.f). Bei dieser Feier war unser Knappenverein aktiv dabei und auch bei der Betreuung von Wer- beständen für die Museumsgründung (s. Abb. 8.g).

Außerdem haben unsere HKV-Kame- Abb. 8.f: Feier anlässlich des 400. Jah- raden im Stadtgebiet Förderwagen mit restag der Fertigstellung des Tiefen Informationstafeln aufgestellt (s. Abb. Julius Fortunatusstollens. Bereich am 8.h). Die Mitglieder unseres Knappen- Stollenmundloch, 1985. Foto aus der vereins waren es auch, die 1988 bei der Sammlung Hans Westphal Entscheidung des Rates der Stadt Gos- lar für ein zu gründendes Bergbaumus- waren 61 Goslarer Bürger und Unter- eum eindrucksvoll und überzeugend nehmen für eine Mitarbeit geworben ihren Willen für die Museumsgründung worden. Erster Vorsitzender wurde zeigten (s. Abb. 8.i und j). Helmut Schulz, ein ehemaliger Gru- benbetriebsführer des Erzbergwerks Rammelsberg, der auch zu seiner Zeit als Grubenbetriebsführer immer in der Belegschaft für unseren Knappenver- ein geworben hatte. /WES 1994/, /GZ 1985.01.29/

1985 veranstaltete unser Rammels- berger Museumsverein eine Feier vor

Abb. 8.h: Vom HKV aufgestellter För- derwagen. Foto aus der Sammlung Hans Westphal

Die Größe und der Finanzbedarf die- ses Museumsprojekts waren jedoch um ein Vielfaches umfangreicher, als für einen Knappen- oder Museumsverein tragbar. Das zeigt das schon beschrie- Abb. 8.g: Hans Westphal bei der bene Engagement unseres Knappen- Betreuung eines Werbestandes für vereins für die Erhaltung der Tagesan- die Museumsgründung. Foto aus der lagen des Winkler Wetterschachts als Sammlung Hans Westphal Knappenheim. Dieses Objekt war den

168 Abb. 8.i: HKV-Mitglieder bei der öffentlichen Rats- sitzung, bei der die Grün- dung eines Bergbaumus- eums beschlossen wurde. 1988. Foto aus der Samm- lung Hans Westphal

Möglichkeiten unseres Vereins ange- jedoch auch innerhalb des HKV nicht. messen und deshalb in Eigenregie zu Der HKV-Vorstand war sich darüber im bewältigen. Das Rammelsberger Berg- Klaren, dass die Entwicklung des HKV baumuseum musste anders organisiert abhängig war von der Unterstützung werden. Deshalb ist dafür die Form durch das Erzbergwerk Rammelsberg. einer gemeinnützigen, von Stadt und Er hielt sich deshalb an die von der Land finanziell unterstützten Muse- Preussag AG hinsichtlich einer Muse- ums-GmbH gewählt worden und nicht umsgründung vertretene Linie. Und die eine Vereinsträgerschaft, wie es bei sah eine weitgehende Zurückhaltung kleineren Schaubergwerken und Berg- vor. baumuseen Deutschlands oftmals der Fall ist. Es bleibt aber das Verdienst unseres Knappenvereins, bereits zu Betriebs- Unumstritten war das Engagement zeiten des Bergwerks den wesentli- für eine Bergbaumuseumsgründung chen Impuls für die Museumsgründung

Abb. 8.j: Streiter für die Gründung eines Berg- baumuseums auf dem Marktplatz. 1988. (v.l.n.r.: Hans Westphal, Bernhard Pollak, Eberhard Riech, Jan Fortunski, Peter Seeger, Wolfgang Bzdock, Helmuth Schulz, Ursula Müller, Roland Erber, Hans-Joachim Heine- mann, Rudi Erber. Foto aus der Sammlung Hans Westphal)

169 gegeben und nicht bis zur Betriebs- unser Rammelsberger Bergbaumuse- schließung damit gewartet zu haben. um. Das musste gegen die offizielle Mei- nung der Preussag AG durchgesetzt Und es war notwendig, wie Sudhoff werden und war auch bei vielen Poli- immer wieder gefordert hatte, von vorn tikern anfangs umstritten. Und es herein Wert auf die „Große Lösung“ zu bedurfte des außerordentlich großen legen, das heißt auf die Erhaltung der Engagements des Bezirkskonservators gesamten Tagesanlagen (im Gegensatz Reinhart Roseneck, alle Beteiligten auf zur „Kleinen“, auf den Röderstollen Seiten der Öffentlichen Hand und der beschränkten). Und es durfte nicht auf Preussag AG zusammen zu bringen. eine umfassende Wirtschaftlichkeits- Nur durch das in der Folge einsetzende rechnung gewartet werden. Die hät- vielfältige Engagement von Kommu- te den Zuwachs an Einnahmen für nal- und Regionalpolitikern, Denkmal- die Stadt berücksichtigen müssen, die pflegern, Presse (allen voran Frau Dr. durch die zusätzlichen Besucher Gos- Ursula Müller von der Goslarschen lars resultieren. Eine solche Rechnung Zeitung) und vielen Bürgern Goslars gibt es bis heute nicht und trotzdem ist konnte das Bergwerk nach seiner Still- allgemein unbestritten, dass die Ent- legung Schritt für Schritt und ohne scheidung für die Große Lösung die größere Denkmalverluste übergehen in richtige war.

170 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1.a: Diagramm Träger bergmännischer Sozialversicherungen Abb. 1.b: Diagramm Lebensdauer von Bergwerken in Niedersachsen und Gründung zugehöriger Knappen- und Bergmannsvereine Abb. 2: Aufgaben von Knappen- und Bergmannsvereinen und ihrer Vorgänger Abb. 2.1.a: Lage des Bergedorfs und der Altstadt Goslars Abb. 2.1.b: Gemälde von Hans Westphal (Selbstportrait) Abb. 2.1.c: Ehrennadeln des HKV, v.l.n.r. Mitgliedsnadel, Silberne Ehrennadel, Goldene Ehrennadel, Ehrennadel für 25-jährige Mitgliedschaft Abb. 2.2.a: Klauskapelle. 1948. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 2.2.b: Betstunde in der Kaue. 1934. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 2.2.c: Frankenberger Kirche. Zeitgenössische Abbildung aus dem 19. Jahrhundert Abb. 2.3: Schuhmacherwerkstatt Oberle nach einem Entwurf für eine Medaille für das Klauskapel- lenfest Abb. 2.4: Feiernde Rammelsberger Bergleute mit Akkordeon. Mitte der 1930er Jahre. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 2.5.a: Tracht gemäß Verordnung des Reichsministers für Wirtschaft /WIN 1934/ Abb. 2.5.b: Tracht mit Mooskappe, wie am Rammelsberg üblich. Abbildung aus der Sammlung Hein- rich Stöcker Abb. 2.5.c: Rammelsberger Bergleute, 1937 in Tracht auf dem Markt angetreten. Bild aus der Samm- lung Hans Westphal Abb. 2.5.d: Bergkittel gemäß Verordnung des Reichsministers für Wirtschaft /WIN 1934/

Abb. 2.5.e: Bergbauingenieur Emil Kraume im Bergkittel, Auszeichnungsveranstaltung ungefähr 1941. Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker Abb. 2.5.f: Uniform gemäß Verordnung des Reichsministers für Wirtschaft /WIN 1934/ Abb. 2.5.g: Bergassessor Huber (bis in die 1960er Jahre am Rammelsberg tätig gewesen) in Uniform. 1937. Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker Abb. 2.5.h: Rammelsberger Bergwerksleitung in Uniform. (v.l.n.r.: Hans-Hermann von Scotti, Paul- Ferdinand Hast, Friedrich Seume und Arnold Lenk). 1937. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 2.5.i: Goslarer Bergmann mit Mooskappe, Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 2.5.j: Atelierfoto eines jungen Goslarer Bergmanns mit Tracht und Mooskappe, aus der Samm- lung Heinrich Stöcker Abb. 2.5.k: Bergleuten 1955 auf dem Ehrenhof. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 2.5.l: Uniform der Clausthaler Bergschüler um 1910. Aus der Sammlung Heinrich Stöcker Abb. 2.5.m: HKV-Kameraden im Bergkittel mit Chapeau. 2001. Dem HKV-Marschblock vorweg marschierend Nicole Lux (trägt das Schlägel-und-Eisen-Symbol). In der Ersten Reihe v.l.n.r. Willi Wägeling, Pastor Reinhard Guischard und Bergwerksdirektor Jürgen Meier. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

171 Abb. 2.5.n: HKV-Kameraden mit Tracht und Mooskappe, v.l.n.r. Robert Brandt, Günther Müller und Horst Thielemann. 1996. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 2.5.o: Kameradinnen verschiedener Knappen- und Bergmannsvereine. Sondershausen. 2003. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 3: Urkunde Bergbruderschaft der Rammelsberger Bergleute. 1260. Abbildung aus der Ausstel- lung „Auf breiten Schultern. 750 Jahre Knappschaft“ Abb. 3.1.a: Liedertafel Glückauf Abb. 3.1.b: Liedertafel Constantia Abb. 3.1.c: Gesangverein Glückauf-Constantia. 1952. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.1.d: Rammelsberger Bergmusikkorps um 1908. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.1.e: Rammelsberger Bergmusikkorps um 1935 auf dem Marktplatz bei der DAF-Fahnenwei- he. . Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.1.f: Rammelsberger Bergmusikkorps. 1955. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.1.g: Rammelsberger Bergmusikkorps. 1983 im Lindenhof beim Bergdankfest Abb. 3.1.h: Rammelsberger Bergmusikkorps. 1997 in der Lohnhalle Rammelsberg beim Internationa- len Bergmannswandertag. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 3.1.i: Rammelsberger Bergmusikkorps. 2005 in der Frankenberger Kirche beim Bergdankgot- tesdienst. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 3.1.j: Rammelsberger Bergmusikkorps 2013 beim Goslarer Kahnteichfest. Foto Peter Eichhorn Abb. 3.1.k: Rammelsberger Bergmusikkorps mit jungen Nachwuchsmusikern 2013 bei einem gemeinsamen Auftritt anlässlich des Weihnachtlichen Rammelsbergs in der Schlosserei. Foto Jens Fricke Abb. 3.2.a: Bergmännische Hochzeit der Familie Lux. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 3.2.b: Bergmännische Hochzeit der Familie Elmar. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 3.2.c: Trauerwache beim Begräbnis von Theo Bzdock. 1985. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 3.2.d: Weihnachten untertage im Rammelsberg. Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker Abb. 3.2.e: Weihnachten untertage im Rammelsberg. Helmut Rühe dirigierend. Foto aus der Samm- lung August Ambrosi Abb. 3.2.f: RDB-Barbarafest des RDB Goslar. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.2.g: Erster Mai in Goslar 1937. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.2.h: Fahnenweihe in Goslar 1936. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.2.1.a: Gastwirtschaft Beau Jardin (Schöner Garten) Abb. 3.2.1.b: Bergfest Umzugsbeginn an der Frankenberger Kirche um 1910. Foto aus der Samm- lung August Ambrosi Abb. 3.2.1.c: Bergfest Umzug mit Heiliger Barbara um 1910. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 3.2.1.d: Bergfest Umzug mit Modell des damaligen Stollenvorhauses der Tagesförderstrecke, um 1910. Foto aus der Sammlung August Ambrosi

172 Abb. 3.2.1.e: Lichtermarsch 1952. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.2.1.f: Hans Westphal mit seiner Frau am Bergmannssymbol. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.2.1.g: Bergfest am Maltermeister Turm. 1948. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.2.2.a: Streckenführung Bergdankfestumzug 1957, Festumzug schwarz und Lauf der Masken- kerle violett Abb. 3.2.2.b: Streckenführung Bergdankfestumzug 1958. Festumzug schwarz und Lauf der Masken- kerle violett Abb. 3.2.2.c: Maskenkerle beim Bergdankfest. 1948, Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.2.2.d: Maskenkerle beim Bergdankfest. 1948, Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 3.2.2.e: Maskenkerle beim Bergdankfest. Um 1950, Foto aus der Sammlung Gläsener Abb. 3.2.2.f: Maskenkerle beim Bergdankfest. Um 1950, Foto aus der Sammlung Gläsener Abb. 3.2.2.g: Maskenkerle beim Bergdankfest. Um 1950, Foto aus der Sammlung Gläsener Abb. 3.2.2.h: Maskenkerle beim Bergdankfest. 1962, Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 4: Mitgliedsausweis BFV. Aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 4.1.a: Gerhard Bude bei einer Feier untertage. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 4.1.b: Gerhard Bude vor dem Festumzug. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 4.1.c: Gerhard Bude mit Pastor Witzig beim Bergdankgottesdienst. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 4.1.d: Pastor Witzig bei der Fahnenweihe in der Frankenberger Kirche. 1977. Foto aus der Sammlung Horst Thielemann Abb. 4.1.e: Gerhard Bude mit Hans-Joachim Heinemann. In der Mitte ein „Harzer Fuhrmann" einer Trachtengruppe. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 4.2.a: Hans-Joachim Heinemann untertage. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 4.2.b: Hans-Joachim Heinemann vor dem Festumzug. 1988. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 4.2.c: Hans-Joachim Heinemann bei seiner Rede vor der Kaiserpfalz. 6. Niedersächsischer Knappentag. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 4.2.d: Hans-Joachim Heinemann mit dem HKV-Vorstand vor dem Knappenheim. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 4.2.e: Hans-Joachim Heinemann im Knappenheim am Tisch sitzend mit seiner Frau Christa und mit Maria und Rudi Erber. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 4.2.f: Hans-Joachim Heinemann 1992 bei einer Wanderfeier. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 4.3.a: Hans-Hermann Fischer (links) 1975 mit weiteren Vorstandsmitgliedern vor dem Knap- penheim. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 4.3.b: Hans-Hermann Fischer beim Wandern (links, daneben Erna und Günther Müller). Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 4.3.c: Hans-Hermann Fischer (mit Fahne) vor dem Festumzug. Foto aus der Sammlung Hans Westphal 173 Abb. 4.3.d: Hans-Hermann Fischers Begräbnis. In der ersten Reihe v.l.n.r. Günter Nietzel, Hans- Hermann Fischer und Friedrich Gläsener. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 4.4.a: Willi Wägeling bei der Auszeichnung Erna Müllers im Knappenheim. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 4.4.b: Willi Wägeling mit Rudi Erber und Günther Müller vor dem Knappenheim. Foto aus der Sammlung Willi Wägeling Abb. 4.4.c: Willi Wägeling auf dem Frankenberger Plan bei der Zusammenstellung der Fahnenab- ordnungen für den Einzug zum Bergdankgottesdienst. Links neben ihm Bernhard Pollak und Richard Schulze, an der Fahne Paul Lux und links von ihm Ekkehard Seidel und Günther Müller. Foto aus der Sammlung Willi Wägeling Abb. 4.4.d: Willi Wägeling mit Kai Rückbrodt, Vorsitzender des Rings Deutscher Bergingenieuere (Ortsgruppe Harz) beim einer Ausstellungseinweihung im Rammelsberger Bergbaumuseum. Foto aus der Sammlung Willi Wägeling Abb. 4.4.e: Willi Wägeling mit seinem Stellvertreter Eckhardt Seidel (links) und Bernhard Pollak (rechts). Foto aus der Sammlung Willi Wägeling Abb. 4.5.a: Bernhard Pollak mit HKV-Fahne beim Bergdankfest vor der Frankenberger Kirche. Im Hintergrund Pastor Reinhard Guischard. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 4.5.b und c: Bernhard Pollak bei seiner Begrüßungsrede bei der Festveranstaltung zum Berg- dankfest. Saal des Lindenhofs. Fotos aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 4.5.d: Bernhard Pollak mit Pastor Reinhard Guischard und den Fahnenabordnungen der befreundeten Bergmanns- und Knappenvereine vor der Frankenberger Kirche. Bergdankfest 2005. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 4.5.e: Bernhard Pollak 2006 bei der Auszeichnung verdienter HKV-Kameradinnen und Kame- raden vor dem Knappenheim, v.l.n.r. Dieter Geldmacher, Peter Rach, Ekkehard Seidel, Marion Techentin, Elke Geldmacher, Lothar Schreyer, Bernhard Pollak und Bodo Fricke. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.a: Barbara-Andacht in der Klauskapelle mit Pastor Labuhn. Mit Mooskappe Günther Müller und Bernhard Pollak. 2009. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.b: Barbarafeier im Knappenheim. In der Mitte als Berggeist Willi Wägeling, links Richard Schulze und rechts Horst Thielemann. 2006, Foto aus der Sammlung Willi Wägeling Abb. 5.1.a: Langer Tanz auf dem Marktplatz. Harz-Klub Goslar. 1979. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 5.1.b: HKV Bergdankfest Festball. Auf dem Bild die Herren Bude, Heinemann und Erber. 1975. Foto aus der Sammlung Gerhard Bude Abb. 5.1.1.a: HKV Bergdankfest Gottesdienst mit Pastor Witzig. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 5.1.1.b: HKV Bergdankfest Gottesdienst mit Pastor Deppe, v.l.n.r. Rudi Erber, Günther Müller, Roland Erber, Hans-Hermann Fischer, Pastor Deppe, Richard Schulze, Hans-Joachim Heinemann und Kar-Wilhelm Menge. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.1.1.c: HKV Bergdankfest Gottesdienst mit Pastor Guischard. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak Abb. 5.1.1.d: HKV Bergdankfest Gottesdienst mit Pastor Müller-Pontow. Links sitzend v.l.n.r. Peter Haufmann, Richard Schulze, Manfred Schmidt und Willi Wägeling. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak

174 Abb. 5.1.1.e: HKV Bergdankfest Gottesdienst mit Heiner Vonberg beim Verlesen eines Bibelverses. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.2.a: Bergdankfest Umzugswagen mit Fördergerüst. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 5.1.2.b: Köhlerwagen im Bergdankfestumzug. Foto aus der Sammlung Gläsener Abb. 5.1.2.c: Bergdankfest „Ritter Ramm“. Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 5.1.2.d: Bergdankfest 1979, Formierung des Festumzugs auf dem Frankenberger Plan, Foto aus der Sammlung Willi Wägeling Abb. 5.1.2.e: Bergdankfest 1966, Route des Festumzugs Abb. 5.1.2.f: Bergdankfest 1973, Route des Festumzugs Abb. 5.1.2.g und h: Bergdankfest 1994, Einweihung der UNESCO-Tafel durch die Oberbürgermei- sterin Martha Lattemann-Meier. Fotos aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.1.3.a: Bergdankfest Maskenkerle 1969. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.1.3.b: Bergdankfest Maskenkerle 1971. Foto aus der Sammlung Horst Thielemann Abb. 5.1.3.c: Maskenkerle 1971. /GZ 1971.02.22/ Abb. 5.1.3.d: Maskenkerle 1972. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.1.3.e: Maskenkerle mit Gerhard Bude. 1979. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.1.3.f: Bergdankfest Maskenkerle. 1995. Foto aus der Sammlung Horst Thielemann Abb. 5.1.4.a, b und c: Brauchtumsgruppen beim Bergdankfest. Fotos aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.4.d: Bergdankfest, Fahnenabordnungen befreundeter Bergmannsverein vor der Frankenber- ger Kirche. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.4.e: Bergdankfestumzug durch den Hohen Weg, Goslar. Hier: Bergmannsverein Lengede. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.5.a: Bergdankfestumzug 2005 in der Goslarer Oberstadt. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.5.b: Bergdankfestumzug 2008 an der Goslarer Marktkirche. Dem HKV-Marschblock vor- weg Corinna Pollak (trägt das Schlägel- und-Eisen-Symbol). Dahinter in der ersten Reihe Manfred Schmidt und Bernhard Pollak und in der zweiten Reihe Lutz Fründt und Rolf Sindram (beide VBN). Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.5.c und d: Bergdankfestumzüge 2008 und 2011 auf dem Goslarer Markt. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.5.e: Uniform beim HKV-Festumzug, getrage von Bergwerksdirektor Jürgen Meier. Vorn links Willi Wägeling. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.1.5.f: HKV-Kameradinnen mit grünen Jacken 1984 in Giesen. In der Bildmitte Erna Müller. Foto aus der Sammlung Margit Wesche Abb. 5.1.6.a: Bergdankfest 2008. Tscherperfrühstück, v.l.n.r. Horst Thielemann, Günter Sekan, Alfred Pfannenschmidt und Gudrun Pfannenschmidt. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.6.b: Bergdankfest 2008. Tscherperfrühstück, v.r.n.l. Peter Rach, Reinhard Eisenhofer, Peter Eichhorn, Karl Sander und Hermann Fest. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.1.6.c: Bergdankfest 2007. Tscherperfrühstück im Lindenhof. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak 175 Abb. 5.2: Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten in Goslar. HKV-Kameraden vor der Kaiserp- falz. 2002. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.1.a: 1000-Jahrfeier der Preussag AG, Schlägel-und-Eisen-Symbol am Hang des Rammels- bergs. . Foto aus der Sammlung August Ambrosi Abb. 5.2.1.b: 1000-Jahrfeier der Preussag AG, Festveranstaltung in der Kaiserpfalz. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.2.1.c: Umzugswagen beim Festumzug am Donnerstag, dem 7. Juni 1968. Foto aus der Samm- lung Hans Westphal Abb. 5.2.1.d: Deutscher Bergmannstag aus Anlass der 1000-Jahrfeier. Sternmarsch am Freitagabend. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.2.1.e und f: 1000-Jahrfeier, 2. Deutscher Bergmannstag, Wiese vor der Kaiserpfalz. Fotos aus den Sammlungen August Ambrosi und Hans Westphal Abb. 5.2.2.a: Ansprache des Betriebsratsvorsitzenden Otto Hoffmann auf der Obere Hängebank Rammelsbergschacht. 30. Juni 1988. Foto aus der Sammlung Reinhart Lerche Abb. 5.2.2.b: Letzter Förderwagen auf dem Schrägaufzug. 30. Juni 1988. Foto aus der Sammlung Reinhart Lerche Abb. 5.2.2.c: Frontschaufellader mit dem letzten Förderwagen. 30. Juni 1988. Foto aus der Samm- lung Reinhart Lerche Abb. 5.2.2.d: Festumzug mit dem letzten Förderwagen. 30. Juni 1988. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.2.2.e: Festgottesdienst am 30. Juni 1988. Links die Steiger Tathoff und Schade. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.2.2.f: Festansprache im Hotel Achtermann durch den Preussag-Vorstandsvorsitzenden Gün- ther Sassmannshausen. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.2.2.g: „Letzter Förderwagen“, von Christo verpackt. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.2.2.h: Feier anlässlich des Endes der Erzförderung, v.l.n.r. Hans-Joachim Heinemann, Hans- Hermann Fischer und Bergwerksdirektor Jürgen Meier. 1988. Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.2.3.a: Feier anlässlich des 10jährigen Bestehens des Fördervereins Rammelsberger Berg- baumuseum. Foto von Richard Bothe Abb. 5.2.3.b: Münzprägen im Bereich Werkstraße/Schrägaufzug. In Tracht v.l.n.r. Günther Müller, Paul Lux, Peter Rach, Günter Sekan, Dieter Geldmacher, Annemarie Rach, Horst Thieleman und Ruth Sekan. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.3.c: Welterbetag 2011. Münzprägen im „Pferdegöpel“. Günter Sekan (links) und Alfred Pfannenschmidt (rechts). Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.3.d: IG BCE-Kameraden helfen dem HKV beim Bau von Türstöcken. In der Mitte (oben) Karl-Wilhelm Menge vom HKV vor dem Knappenheim. 2007. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.3.e: HKV-Kameraden beim Bau von Türstöcken auf der Werkstraße, v.l.n.r. Rudolf Vieweg, Peter Rach, Dieter Geldmacher, Günther Müller und Willi Wägeling. Welterbetag 2007. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.3.f: HKV-Kameraden beim Bau von Türstöcken auf der Werkstraße, v.l.n.r. Jobst Stieten- roth, Dieter Geldmacher, Günther Müller, Rudolf Vieweg, Willi Wägeling und Peter Rach. Welterbe- tag 2007. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak

176 Abb. 5.2.3.g: HKV-Kameraden bei der Ausstellung 750 Jahre Sozialversicherung, v.l.n.r Giesela Thielemann, Günter Sekan, Hand Georg Rakete, Willi Wägeling, Hermann Fest, Margit Wesche und Ruth Sekan. 2011. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.3.h: Einweihung eines Gedenksteins anlässlich der Feier und Ausstellung zum 750jährigen Bestehen der Sozialversicherung. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.3.i: Gottesdienst anlässlich der Feier 750 Jahre Sozialversicherung. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.4.a und b: 6. Niedersächsischer Bergmannstag in Goslar. 1990. Fotos aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 5.2.4.c: Kameraden aus Freiberg beim Niedersächsischen Bergmannstag in Goslar. Vom HKV (mit Mooskappe) v.l.n.r. Bernhard Pollak, Paul Lux und Günther Müller. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.5.a: Niedersächsischer Knappentag anlässlich des 50jährigen Bestehens der IG BCE. 1997. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.2.5.b: Ehrung Otto Hoffmanns durch den HKV-Vorstand (links Bernhard Pollak, rechts Willi Wägeling). 2011. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.3.a: HKV-Kameraden beim Schützenfestumzug, vorweg Rudi Erber. 1985. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 5.3.b: Münze für das Lessenaltarfest. Entwurfszeichnung. Abbildung aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 5.3.c: HKV-Kameradinnen und -Kameraden beim Klauskapellenfest, v.l.n.r. Hermann Kiess- ling, Günther Müller, Regina Pollak, Annemarie Rach, Bernhard Pollak, Peter Rach, Corinna Pollak, Otto Pilipps und Willi Wägeling. 2004. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.3.d: HKV-Kameraden beim Medaillenprägen, Klauskapellenfest, v.l.n.r. Elke Geldmacher, Erna Müller (verdeckt), Dieter Geldmacher, Paul Lux, Renate Lux und Günther Müller. 2006. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.3.e: Peter Rach beim Medaillenprägen auf dem Marktplatz, Hansetage. 2004. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.3.f: Erna Müller auf dem Marktplatz vor der Göpelnachbildung, die als Stand für das Medail- lenprägen diente. Hansetage. 2001. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 5.3.g: Dieter Geldmacher und Paul Lux beim Medaillenprägen. Hansetage. 2011. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.3.h und i: THW-Mitglieder beim Aufbau der Türstöcke für das Münzprägen. Hansetage. 2011. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.4.a: HKV-Kameradinnen und -Kameraden bei der Feier zum 80jährigen Bestehen des Berg- mannsvereins Hildesia-Diekholzen. 1984. Foto aus der Sammlung Wolfgang Bzdock Abb. 5.4.b: HKV-Kameradinnen und -Kameraden in Sulzbach-Rosenberg. 1987. Foto aus der Samm- lung Erna und Günther Müller Abb. 5.4.c: HKV-Kameradinnen und -Kameraden beim Deutschen Bergmannstag in Todtnau. 1988. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.4.d: HKV-Kameradinnen und -Kameraden in Lünen. 1989. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.4.e: HKV-Kameraden Günther Müller, Klaus Gatzemann und Richard Schulze (v.l.n.r.) in Aalen. 1991. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak 177 Abb. 5.4.f: HKV-Kameradinnen und -Kameraden in Heringen. 2004. Foto aus der Sammlung Bern- hard Pollak Abb. 5.5.a: Kostümfest im Knappenheim. In der Mitte Familie Müller (Gabriela, Günther und Erna), rechts daneben Irmtraut Fischer. 1986. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 5.5.b: Walpurgisfest im Knappenheim. In der Mitte Roland Erber. 1986. Foto aus der Samm- lung Bernhard Pollak Abb. 5.5.c: Weihnachtsfest im Knappenheim. 1999. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 6: Gruppen im HKV Abb. 6.1.1.a: Hörner- und Fanfarenzug vor dem Knappenheim. Foto aus der Sammlung Hans West- phal Abb. 6.1.1.b: Musikzug des Unterharzer Berg- und Hüttenvereins beim Altstadtfest Goslar. 2009. Foto von der Internetseite des Musikzugs Abb. 6.1.2.a: HKV-Spielmannszug mit Albert Sudhoff (hintere Reihe Mitte). Foto aus der Sammlung Hans Westphal Abb. 6.1.2.b: HKV-Spielmannszug beim 6. Niedersächsischen Knappentag mit Wolfgang Bzdock (rechts). Foto aus der Sammlung Wolfgang Bzdock Abb. 6.1.3: Elisabeth und Heini Kark (am Akkordeon). Weihnachtfest im Knappenheim. 2002. Foto aus der Sammlung Willi Wägeling Abb. 6.2.a: HKV-Wandergruppe in Blankenau. 1985. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 6.2.b: Emblem der HKV-Wandergruppe, hier in Form eines T-Shirt-Aufdrucks. Aus dem Fun- dus des Knappenheims Abb. 6.2c: HKV-Wandergruppe in Gutweil. 1988. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 6.2.d: Medaillen von Internationalen HKV-Bergmanns- und Wandertagen. 1983 bis 1986. Aus dem Fundus des Knappenheims Abb. 6.2.e: HKV-Kameradinnen am Verpflegungsstand in der Lohnhalle des Rammelsbergs, links Christa Heinemann und rechts Renate Bengsch. 1997. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 6.2.f: Erna und Günther bei einer Wanderung. 1983. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 6.2.g: Himmelfahrtswanderung. 1992. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 6.2.h: Wanderung im Juni 1992. Foto aus der Sammlung Erna und Günther Müller Abb. 6.2.i: Himmelfahrtswanderung. 2002. Foto aus der Sammlung Bernhard Pollak Abb. 6.3.a: Marschblock unsere Kameradinnen beim Bergdankfestumzug (Bildmitte). 1978. Foto aus dem Sammlung Gerhard Bude Abb. 6.3.b: HKV-Kameradinnen am Verpflegungsstand im Lindenhof, v.l.n.r. Annemarie Rach, Regi- na Pollak, Elke Geldmacher, Erna Müller und Gabriela Müller. Bergdankfest 2004. Foto aus dem Sammlung Bernhard Pollak Abb. 6.3.c: Auszeichnung verdienter Kameradinnen, v.l.n.r. Ilse Meserle, Margit Wesche, Christa Heinemann und Lotte Schulze. In der Mitte Bernhard Pollak. 2010. Foto aus dem Sammlung Bern- hard Pollak

178 Abb. 6.3.d: Margit Wesche (Mitte) mit Ruth Sekan (links) und Christa Heinemann (rechts). Foto aus dem Sammlung Bernhard Pollak Abb. 6.3.e: HKV-Damengruppe in Istanbul, v.l.n.r. Renate Bengsch, Christa Langer, Margit Wesche und Annemarie Rach. 1993. Foto aus dem Sammlung Margit Wesche Abb. 6.3.f: HKV-Damengruppe in Magdeburg, v.l.n.r. Giesela Thielemann, Ruth Sekan, Renate Lux, Margit Wesche, Annemarie Rach und Elisabeth Karg. 2006. Foto aus dem Sammlung Margit Wesche Abb. 7.a: HKV-Gruppenbild vor unserem Knappenheim anlässlich der Jahreshauptversammlung 1999. Foto Richard Bothe Abb. 7.b: Tscherperfrühstück vor unserem Knappenheim anlässlich eines Arbeitseinsatzes. 2003. Foto aus dem Sammlung Bernhard Pollak Abb. 7.1.a: Kaue der Grube Julius Winckel. Ausschnitt aus einem Riss von Just Schreiber. 1712 Abb. 7.1.b: Winkler Wetterschacht. 1911. Foto aus dem Sammlung Hans Westphal Abb. 7.1.c: Winkler Wetterschacht. 1937. Foto aus dem Sammlung Hans Westphal Abb. 7.1.d: Innenansicht unseres Knappenheims in den ersten Jahren Vereinsheim. Foto aus dem Sammlung Hans Westphal Abb. 7.1.e: Christa Heinemann und Hans-Hermann Fischer mit der Ehrentafel am Vereinsheim /GZ 1995/ Abb. 7.2.a: Hilfsfördergerüst für Schachtverfüllung. 1997. Foto von Richard Bothe Abb. 7.2.b: Günther Müller am Förderkübel. 1997. Foto aus dem Sammlung Erna und Günther Mül- ler Abb. 7.2.c: Schnitt Winkler Wetterschacht nach der (Teil-)Verfüllung und dem Grubenwasserwieder- anstieg Abb. 7.2.d: Lichtgitterrost-Bühne im Füllort Tagesförderstrecke. 1997. Foto von Richard Bothe Abb. 7.2.e: Ruhebühnen und Fahrten zwischen Tagesförderstrecke und Bergesfahrt. 1997. Foto von Richard Bothe Abb. 7.3.a: Rudolf Erber im Knappenheim am Zapfhahn. Foto aus dem Sammlung August Ambrosi Abb. 7.3.b: Günther Müller im Knappenheim am Zapfhahn. Foto aus dem Sammlung Erna und Gün- ther Müller Abb. 7.3.c: Annemarie Rach und Dieter Geldmacher im Knappenheim am Zapfhahn. Foto aus dem Sammlung Bernhard Pollak Abb. 8.a: Rammelsberg-Ausstellung des HKV in der Stadtsparkasse Goslar. Gesamtansicht. 1981. Foto aus dem Sammlung August Ambrosi Abb. 8.b: Rammelsberg-Ausstellung des HKV in der Stadtsparkasse Goslar. Detailansicht. 1981. Foto aus dem Sammlung August Ambrosi Abb. 8.c: Ursula und August Ambrosi vor der Rammelsberg-Ausstellung des HKV in der Stadtspar- kasse Goslar. 1981. Foto aus dem Sammlung August Ambrosi Abb. 8.d: Rammelsberg-Ausstellung des HKV in der Stadtapotheke Langelsheim. 1981. Foto aus dem Sammlung August Ambrosi Abb. 8.e: Initiativgruppe Bergbaumuseum. 1983. (v.l.n.r.: Albert Sudhoff, Ernst Mehl und Hans Westphal). Foto aus dem Sammlung Hans Westphal

179 Abb. 8.f: Feier anlässlich des 400. Jahrestag der Fertigstellung des Tiefen Julius Fortunatusstollens. Bereich am Stollenmundloch, 1985. Foto aus dem Sammlung Hans Westphal Abb. 8.g: Hans Westphal bei der Betreuung eines Werbestandes für die Museumsgründung. Foto aus dem Sammlung Hans Westphal Abb. 8.h: Vom HKV aufgestellter Förderwagen. Foto aus dem Sammlung Hans Westphal Abb. 8.i: HKV-Mitglieder bei der öffentlichen Ratssitzung, bei der die Gründung eines Bergbaumu- seums beschlossen wurde. 1988. Foto aus dem Sammlung Hans Westphal Abb. 8.j: Streiter die Gründung eines Bergbaumuseums auf dem Marktplatz. 1988. (v.l.n.r.: Hans Westphal, Bernhard Pollak, Eberhard Riech, Jan Fortunski, Peter Seeger, Wolfgang Bzdock, Helmuth Schulz, Ursula Müller, Erber (jun.), Hans-Joachim Heinemann, Erber (sen.). Foto aus dem Samm- lung Hans Westphal)

Quellenverzeichnis

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182 Danksagung des Verfassers

Es liegt in der Natur von Knappenvereinen, sich weniger um die Dokumentation der eigenen Belange zu kümmern, als um die Brauchtumspflege und die soziale und kulturelle Seite des Vereinslebens. Ihre Geschichte ist deshalb nur selten dokumentiert und archiviert worden. Das ist auch beim HKV für die ersten Jahr- zehnte seiner Vereinsgeschichte der Fall.

Erst unsere letzten beiden Vorsitzender haben damit begonnen. Willi Wägeling hat die Vereinsunterlagen sortiert, Daten gesammelt, über die Vereinsgeschichte geschrieben und dem Verfasser bei dieser Festschrift beratend zur Seite gestanden. Bernhard Pollak hat viele Daten und Fotografien aus den letzten dreißig Jahren zusammengetragen und zur Verfügung gestellt. Ihnen gilt mein besonderer Dank.

Bei den tiefer gehenden Recherchen war der Verfasser größtenteils auf persön- liche Gespräche angewiesen. Dankenswerter Weise geholfen haben ihm dabei Erna und Günther Müller, Christa Heinemann, Margit Wesche, Ruth Bude, Ursula Müller, Richard Schulze, Albert Sudhoff, Wolfgang Bzdock, Reinhard Lerche, Reinhard Guischard, die Mitarbeiter des Stadtarchivs Goslar und nicht zuletzt, wie in jedem Jahr beim Verfassen der Jahresgaben des Museumsfördervereins, Heinrich Stöcker. Sehr hilfreich war die Auswertung von Nachlässen und Foto- sammlungen, zum Beispiel von August Ambrosi, zur Verfügung gestellt von seiner Ehefrau Ursel, und von Hans Westphal, zur Verfügung gestellt von seinem Sohn Klaus.

Für die Durchsicht des Manuskripts einen großen Dank an Dietrich Bartmann, Horst Thielemann und Jobst Stietenroth.

Peter Eichhorn, Februar 2014

183 184 185 Förderverein Weltkulturerbe Rammelsberg Goslar/Harz e.V.

Anschrift: Bergtal 19, 38640 Goslar Bankverbindung: Sparkasse Goslar/Harz, IBAN: DE85 2685 0001 0000 0127 40