Deutschland € 4,50 | Österreich € 5,20 | Schweiz CHF 5,90 | Luxemburg € 5,20 www.L-mag.de | Juli/August 2018 Das Magazin für Lesben

Das Jubiläum Highlights aus 15 Jahren L-MAG ERFOLGS-STORY Ist Dyke* March der neue CSD? PROMIS RAUS! Die spektakulärsten Coming-outs in 15 Jahren

POLITIK REIN! Die wichtigsten Fortschritte in 15 Jahren Weltpolitik

INTRO Coverfoto: Alexa Vachon, Hintergrundbild: mfto/Getty Images Models: Maja, Shane, Annemarie

Juli/August 2018 15 Jahre L-MAG – Das Jubiläumsheft

Liebe Leserin!

Ich mag keine Editorials, sie sind meist eitles Geschwätz sich zu wichtig nehmender Chefredakteure – manchmal auch einiger Chef - redakteurinnen. Doch in diesem Heft ist alles anders. Deshalb gibt es zur Begrüßung auch ein paar stolze Worte der Chefredaktion. Denn seit dem Sommer 2003 ist, ein Magazin für Lesben machen zu dürfen, fester Be- standteil meines beruflichen und lesbischen Lebens – das ist Fluch und Segen. Niemals hätte ich gedacht, welche Erfolgsstory wir mit unserem kleinen, kostenlosen Heft für Lesben schreiben würden, als wir anfangs über die CSDs in Deutschland damit tourten. Niemals hätte ich gedacht, wie schwierig es sein könnte, lesbische Frauen davon zu über- zeugen, ein Heft, auf dem „Magazin für Lesben“ steht, für sich zu ent - decken. Und niemals hätte ich geglaubt, immer und immer wieder auf die Frage antworten zu müssen: „Braucht es sowas denn noch – warum denn ein Magazin extra für Lesben?“ Ich frage mich hingegen: Braucht es die BILD-Zeitung noch? Muss die konservative Meinung der hetero- sexuellen Mehrheit noch immer in dieser Form verbreitet werden? Derweil finden die rund zwei Millionen Lesben im deutschsprachigen Europa kaum Repräsentanz. Bei rund zehn Zeitschriften zum Thema Angeln, über einem Dutzend unterschiedlicher Magazine über Segel- boote und genauso vielen für Briefmarkensammelei fragt sich frau doch eher: Warum gibt es nicht haufenweise Zeitschriften für Lesben? In den 15 Jahren des Bestehens hat L-MAG mehrere andere Magazine für Lesben (die meist nicht so heißen möchten) überdauert. Schade eigentlich, dass es viele nicht geschafft haben. Aber ich verstehe, warum, denn die Zielgruppe – also wir – ist schon sehr speziell. Lesben sind kritisch, manchmal auch überkritisch. Sie sind gern und glücklicherweise politisch korrekt, mitunter aber dogmatisch. Lesben sind stark unterrepräsentiert in den Medien. Daher sind sie es nicht gewohnt, überhaupt Gegenstand der Berichterstattung zu sein. Das führt mitunter zu dem Missverständnis, ein Magazin für Lesben müsse exakt ihre persönliche Meinung und ihr Leben abbilden. Lesben sind einfach unzähmbar, unvorhersehbar, vor allem aber die spannendste aller Zielgruppen. Solange all dies so ist, machen wir ein Magazin für Lesben, wo dieses auch drauf steht. Eben weil wir lesbisch sind und unsere Themen auch! Ihr, die Leserinnen, könnt sein, wer und wie ihr möchtet. Ihr könnt euch jederzeit neu erfinden. Wir lieben euch so, wie ihr seid! Weil ihr wichtig seid. Deshalb machen wir seit 15 Jahren L-MAG. Und sollte es irgendwann keine Lesbenmagazine mehr geben – wir werden immer noch da sein!

Manuela Kay, Chefredakteurin, mfto/Getty Images HIntergrundbild: Vachon, Alexa Foto: Verlegerin und Mitgründerin von L-MAG

L-MAG 3 INHALT

TITELTHEMA DAS JUBILÄUM 3 EDITORIAL 42 TITELTHEMA Resümieren, gratulieren 15 JAHRE L-MAG und nach vorne schauen: Was bisher geschah: Die L-MAG-Geschichte auf einen 4 INHALT Blick | Du und dein Heft: Geschichten der Leserinnen | Wir feiern 15 Jahre L-MAG Weißt du noch? – L-MAG-Autorinnen erinnern sich an ihre aufregendsten Erlebnisse | Starke Auftritte: Aus- 6 GLÜCKWÜNSCHE züge aus der ersten Ausgabe | Was wirklich geschah: Klatsch hinter den Kulissen der Redaktion | Nach - Happy Birthday L-MAG! – Promis gratulieren zum haltige Wirkung: Was gäbe es ohne L-MAG nicht? | Ist 42 Jubiläum von L-MAG das alles? Die Wunschliste für eine gerechtere Zukunft

10 LESERINNENPOST 56 PARTY 15 Jahre Leserinnenpost/Impressum Dykes* n’ Roses – 15 Jahre L-MAG. Die Jubiläumsparty am 3. 8. in Berlin 12 L-KAMPAGNE Ein L geht um die Welt: Die besten Fotos mit 70 FOTO der L-Geste aus 15 Jahren Einmal lächeln, bitte: L-MAG-Fotografinnen zeigen ihre Lieblingsfotos 18 CSD Ist Dyke* March der neue CSD? | 76 EROTIK Dyke, Dyke Baby: Die Dyke* March-Macherinnen Wir haben den besseren Sex: Die wildesten Gerüchte im Porträt über lesbsiche Sexualität

24 POLITIK 78 KLATSCH EXTRA Reformen, Rebellionen und Rückwärtsgang: Die spektakulärsten Coming-outs der letzten 15 Jahre Die Weltpolitik der letzten 15 Jahre

28 PERSONALITY 82 HOROSKOP Das L-MAG-Geburtstagshoroskop Große Liebe – Die L-MAG-Unterstützerinnen und 24 Unterstützer | Ohne Moos nix los: Werbepartnerinnen und -partner von L-MAG

38 ABO & VERLOSUNG Weil du wichtig bist. – Das L-MAG-Abo | Wir sagen Danke. – Die Jubiläumsverlosung für Abonnentinnen www.L-MAG.de

POLITIK Die wichtigsten Fortschritte in 15 Jahren Weltpolitik

4 L-MAG L-MAG JULI/AUGUST 2018 Fotos: Alexa Vachon, Tanja Schnitzler, Tanja Boettcher, imago/UPI Photo Boettcher, Tanja Schnitzler, Tanja Vachon, Alexa Fotos: 78

CSD PROMIS RAUS! Ist Dyke* March 18 Die spektakulärsten der neue CSD? Coming-outs in15 Jahren

L-MAG 5 GLÜCKWÜNSCHE

Happy Birthday L-MAG!

Georg Uecker Schauspieler und Autor

Monika Herrmann „L MAG ich. Herzlichen Glückwunsch zu Bezirksbürgermeisterin Berlin-Friedrichshain- fünfzehn Jahren lesbischer Lesbarkeit Kreuzberg (Bündnis 90/ Die Grünen) und selbstbewusster Sichtbarkeit. Ob in Norddyke, Gorlesben oder LMAGdeburg: „Liebes L-MAG, herzlichen Glück- auch ich wünsche mir mehr L IN DEN wunsch und alles Gute zu eurem STRAßEn – und euch weiterhin frische 15-jährigen Jubiläum! Ideen und überraschende Geschichten. Weltweit werden Lesben benachteiligt, Zu eurem Jubiläum habe ich eine ganz diskriminiert und unterdrückt. Auch in besondere Straße besucht.“ Deutschland erfahren wir Benachteili- gungen, Ausgrenzung, Hass und Gewalt. Umso wichtiger ist es, dass wir Lesben sichtbar, laut und kämpferisch sind. Euer Magazin trägt wesentlich dazu bei – weiter so!“

Katarina Barley Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz

„L-MAG gibt lesbischen Frauen eine Stimme. Das ist heute genauso wichtig wie vor 15 Jahren. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und auf viele weitere erfolg- reiche Jahre!“

Skin Frontfrau von Skunk Anansie Karen-Susan Fessel „Congratulations to L-MAG on leaving Schriftstellerin puberty and becoming a fully fledged adult, good luck for the next 15!“ „Seit fünfzehn Jahren macht L-MAG lesbisches Leben sicht- und lesbar – mit Schwung und Elan, kritisch, fundiert und zum Glück oft auch noch witzig! Glück-

wunsch und weiter so!“

Köhler, Rasmus Tanck, Olli Ali, Milena Schlösser Milena Ali, Olli Tanck, Rasmus Köhler, Fotos: Marcus Witte [3], privat, imago/Italy Photo Press, photothek/Thomas Press, Photo imago/Italy privat, [3], Witte Marcus Fotos:

6 L-MAG Claudia Roth Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages

„Liebe* L-MAG, zu deinem 15-jährigen Bestehen schicke ich dir die allerherz- lichsten Glückwünsche! Vielen Dank da- für, dass du lesbische Perspektiven sicht- bar machst und damit zur Stärkung unserer bunten und vielfältigen Gesell- schaft beiträgst. Jede und jeder soll leben und lieben können, wie er oder sie es möchte – heute, mehr denn je, braucht es laute und starke lesbische Stimmen. Daher lass dich feiern und mach weiter!“

Lucy Spraggan Singer-/Songwriterin

„A huge congratulations to L-MAG for 15 wonderful years! It’s still so important to share experiences and accounts of what’s going on in the interna- tional lesbian community and L-MAG is a huge part of that. All my love from the U.K.!“

Rosa von Praunheim Filmregisseur, Autor und Dichter

Ein Gedicht: „Gestern kam eine Möse auf mich zu, sie war ihrer Besitzerin weggelaufen, und fragte mich, ob sie bei mir wohnen dürfte, ich sage selten Nein, auch diesmal nicht, und seitdem trage ich eine Möse, aber ich glaube, sie wandert, eine sogenannte Wander- oder Wundermöse. Herzlichen Glückwusch!“

Maren Kroymann Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin

„15 Jahre L-MAG! Wahnsinnig kurz, wenn man genau überlegt, wie viel Ihr für die Community getan habt und wie unglaublich unterstützend und identi- tätsbildend ihr seid. Ich wünschte, euch hätte es ,in my sixties’ schon gegeben. Happy Birthday allen tollen Macherin- nen und Machern von L-MAG!“

L-MAG GLÜCKWÜNSCHE

Sarah Bettens Sängerin von K’s Choice

„Big shout out and congratulations to L-Mag for their 15 years! Thank you for your representation and for keeping the issues out there in front. Keep up the good fight. Happy Anniversary!” Dominique Rinderknecht und Tamy Glauser Supermodels

„HAPPY BIRTHDAY L-MAG! Eine Plattform Klaus Lederer für Geschichten, Emotionen, Vorbilder, Bürgermeister und Kultur- und Europa - Aufklärung, eine Community und vieles senator von Berlin (DieLinke) mehr. Ihr gebt vielen Menschen Halt und Mut. Genau deshalb ist es so schön und „L-MAG ist das Medium für lesbisches unglaublich wichtig, dass es euch gibt. Leben und damit lesbische Sichtbar- Und das schon seit 15 Jahren! Auf keit! Die Bedeutung von L-MAG als mindestens 15 weitere Jahre, wir danken Plattform und wichtiger Beitrag zur und gratulieren euch allen von Herzen!“ Sichtbarkeit queerer Vielfalt ist nicht hoch genug zu schätzen! Dabei scheut sich das Magazin vor keinem Thema. Es beschäftigt sich mit Politik und Ver- einsleben, mit Liebe und Sex, auch mit Kultur und Kunst. Weiter so! Herzliche Glückwünsche!“

Wallis Bird Singer-/Songwriterin

„To Steff and all the wonderful team in Ulle Schauws, L-MAG, happy birthday to you! Growing up MdB (Bündnis 90/Die Grünen) as a young lazerbeam I was so proud to have Sprecherin für Frauen- und Queerpolitik you to turn to, to have you to look upon on „Happy Birthday L-MAG! Seit 15 Jahren seid ihr coffee shop tables, newsstands, next to mein als L-MAG-Team eine unschätzbare Bereiche- Klo, Bars, nightclubs – sowas überall. rung für lesbisches Leben. Für euren Mut, die- You’ve been a great support to my music and sen Schritt 2003 gewagt zu haben und to my life as a lesbian in Mainland Europe, dranzubleiben ein ganz herzliches Danke- and it keeps me safe in the knowledge that schön. Aber es braucht euch und euren Journa- you’re such a strong publication for so many lismus für mehr lesbische Sichtbarkeit gerade years. Onwards, friends!“ auch in Zukunft, damit das Selbstverständnis für lesbische Themen ein Anspruch bleibt, der vor allem in der queeren Community solida- risch mitgetragen wird. Wir brauchen echte Angelina Maccarone queere, feministische Bündnisse und einen Filmemacherin engen Schulterschluss, erst recht dann, wenn der Druck von Rechten gegen uns stärker wird. „Wow, so lange gibt es euch jetzt schon? Ich wünsche euch weiter viel Erfolg und ‘ne Und das so toll, so wichtig und so stark. Menge Spaß dazu!“ Strike back against the backlash, L-MAG! Happy Birthday zum Fünfzehnten!“

Mehr Glückwünsche Jens Oellermann, privat, Finn K. Buchwald Finn Oellermann, privat, Jens auf www.L-MAG.de Halank, Sandro jackielynn, Rosenstein, Jen Fotos:

8 L-MAG

LESERINNENPOST

15 Jahre Leserinnenpost!

Die schönsten und skurrilsten Briefe und Nachrichten aus der L-MAG-Geschichte

3. Juli 2003 verfällt, wenn man nicht SOFORT in einem Hey ho! ekstatischen Marathon-Sex-Wochenende die Als wir gestern bei uns im ganze Tube aufbraucht. Und dass „es Club so beieinander saßen verfällt“ bedeutet, es BRENNT wie Sau. und jeder in dem neuen Wenn das Gleitgel mitsamt Dildo schon ins Magazin rumblätterte, waren wir Körperinnere gelangt ist, dann brennt es schon begeistert – Nicht schlecht, eben trotz ewigem Duschen ein paar Tage. großes Lob!!! Am meisten hat uns Aua! Als Berliner Bioladen-Kreuzberg-Lesbe eigentlich „schwule Mädchen“ gefallen. Ihr bin ich ja auch für „Bio“, aber jetzt habe ich solltet sowas in jeder Ausgabe haben. Wir erstmal genug davon … kein Bio mehr im finden es nämlich sehr interessant, wie ande- Bett! re ihr Coming-out erlebten oder wie sie sich Liebe & queere Grüße aus Berlin, L. Das L-MAG-Team sagt DANKE fühlen! Von uns würden sogar welche mit- an unsere vielen Leserinnen machen, wenn die Möglichkeit besteht?! 23. April 2007 für Anregungen, Kommentare Also nochmal ein dickes Lob an Euch!!! Hallo, und gute Wünsche. Grüßle aus Stuttgart, El habe eine Frage: Ihr zeigt auf der Titelseite Nur durch euch gibt es eine Dame in Unterwäsche. Nun habe ich L-MAG schon so lange! 25. September 2003 schon überall gesucht, wo man denn sowas Liebes L-MAG-Team, bekommt. In Deutschland nennt man diese meine Freundin und ich haben uns sehr Teile Slipster oder auch Briefs, doch solche amüsiert über die neuste Ausgabe von wie ihr abgebildet habt, finde ich leider nicht. L-MAG, aber wir müssen mal eines klar - Wäre super nett, wenn ihr mir ein paar stellen: Eure Testerinnen haben sehr humor- Adressen sendet, wo man die vielleicht voll den Gleitgel-Test abgelegt und dabei hat bekommen kann. Grüße I.H. das Gel der Marke „Bio Glide“ gewonnen … upps! Meine Freundin und ich warnen ALLE 22. Oktober 2003 L-MAG-Leserinnen vor „Bio Glide“, denn Hallo Redaktion, wenn es mal ein paar Wochen angebrochen man handelt eure Hefte schon bei ebay!!!! rumliegt und ihr es dann wieder benutzen Wenn das mal kein Erfolg ist – auch wenn es wollt, ist der Spaß schnell vorbei (dabei war eigentlich kostenlos ist. frau doch gerade so in Fahrt). Das Gel ist Viele Grüße, Patricia nämlich dermaßen BIO, dass es total schnell Foto: Pixabay/Elionas/CC0, Pixabay/Kaz/CC0, privat [2] privat Pixabay/Kaz/CC0, Pixabay/Elionas/CC0, Foto:

IMPRESSUM Grafik & Layout: Mario Olszinski felde, www.moellerdruck.de Kontakt: Special Media SDL GmbH, L-MAG ist Deutschlands Magazin für Lesben. Redaktion www.l-mag.de: Karin Schupp Einzelverkaufspreis: Deutschland: 4,50 €, Redaktion L-MAG, Ritterstraße 3, 10969 Berlin, Es erscheint zweimonatlich in Deutschland, Gestaltungskonzept: Schweiz: 5,90 CHF, Österreich: 5,20 €, Luxemburg: 5,20 € Tel.: (030) 23 55 39-0, Fax: -19, [email protected] Österreich und der Schweiz. Ann Katrin Siedenburg Im Special Media SDL Verlag erscheint außerdem: L-MAG Abo-Service: Abo L-MAG, Ritterstraße 3, 10969 Verlag: Special Media SDL GmbH, Anzeigenverkauf: SIEGESSÄULE Queer Berlin, www.siegessaeule.de Berlin, Tel.: 030 / 23 55 39 55, Mo.–Fr., 11–15 Uhr Ritterstraße 3, 10969 Berlin, Tel.: (030) 23 55 39-34, [email protected] Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben E-Mail: [email protected] Tel.: (030) 23 55 39-0, Fax: -19 Es gilt die Anzeigenpreisliste für 2018 nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Abo-Einzüge werden turnusgemäß laut Geschäftsleitung: Gudrun Fertig, Manuela Kay Anzeigenschluss für L-MAG 5/18: 7. August 2018 Vervielfältigung, Speicherung und Nachdruck nur mit Ge- Online-Formular eingezogen. Creative Director online: Gudrun Fertig Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH, nehmigung des Verlages. Vom Verlag gestaltete An zeigen Die Special Media SDL GmbH Gläubiger-ID: Creative Director print und Chefredaktion: 53334 Meckenheim sind urheberrechtlich geschützt. Eine anderweitige Ver- DE88ZZZ00000661768 Manuela Kay (V.i.S.d.P.) Kleinanzeigen (nur online): wendung ist nur mit Ge neh migung des Verlages und L-MAG im Internet: www.l-mag.de Redaktion: Dana Müller [email protected] nach Zahlung einer Nutz ungs entschädigung möglich. www.facebook.com/MagazinLMAG Bildredaktion: Steff Urgast Druck: Möller Druck, Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrens- Gerichtsstand ist der Sitz des Verlages. 10 L-MAG 11. November 2003 6. Januar 2008 Hallo liebe Redaktion, Liebe Redaktion von L-MAG, ich muss unbedingt mal zwei Sachen los- ich möchte die Zeitschrift mit sofortiger werden: Wirkung abbestellen! Ich habe Gott gefunden 1. Das Heft ist total klasse geworden! (…) und brauche keine Frau mehr zu lieben! (…) 2. Es klingt vielleicht etwas seltsam, aber ich Alle anderen Wege führen direkt in die Hölle. würde gern mehr über die Frau aus der Viele Grüße zweiten Reihe, die zweite von rechts, auf eurem Editorial-Bild erfahren. Vielleicht gibt 7. April 2015 es ja eine Möglichkeit. Es ist zwar nur ein Hey, kleines Bild, aber ich finde sie irgendwie ihr seid die Besten!! Gibt es eine Möglichkeit, interessant. Das war es dann auch schon. dass meine zukünftige Frau und ich auch mal Macht weiter so! Liebe Grüße, Katrin in L-MAG erscheinen?“ Euch ein schönes Osterfest, Johanna 9. Juli 2006 Guten Tag! 21. Mai 2018 Man sieht, selbst im tiefsten Hessen gibt es Liebes L-MAG Team, Leute, die unerschrocken zu ihrer Gesinnung Vielen herzlichen Dank für die Möglichkeit, stehen! (Foto Autokennzeichen L-MAG) das DFB Pokalfinale der Frauen in Köln mit- Beste Grüße sendet N. zuerleben. Meine Partnerin und ich hatten einen tollen Tag und haben das Spiel sehr genossen (vor allem, dass die richtige Mann- schaft am Ende gewonnen hat). (Foto oben) Liebe Grüße von uns beiden, Jessica und Sabrina

Die nächste L-MAG – Ausgabe September/ Oktober 2018 – 25. September 2006 Aloha liebes L-MAG-Team! erscheint am Ich drehe hier bald durch! Ihr habt es 31. August 2018 wieder mal geschafft, auf meiner Beliebt- heitsskala noch weiter nach oben zu rutschen!!! (…) Ich blättere die neue Ausgabe durch und da lächelt er mich an – The King. Ja, ich vergöttere Elvis! Warum? Ich weiß es nicht, denn ich stehe echt auf Frauen. Aber schon als kleines Mädchen habe ich versucht, so zu gucken wie er, und stand stundelang vor den Postern meines großen Bruders. Und ich finde: it is cool to be a lesbian Elvisfan!!! (Es ist cool, ein lesbischer Elvisfan zu sein, Anm. d. Red.) Danke für Folge uns auf Facebook: diesen „Männeridol“-Artikel und das Elvisbild, vielleicht besteht ja doch facebook.com/MagazinLMAG noch Hoffnung auf die lesbische Kultur und lesbische Einzigartigkeit. ELVIS LEBT! Girls, Tattoos & Rock ‘n’ Roll!! Sendet Meli aus Kassel

L-MAG 11 L-KAMPAGNE

Maren Kroymann und Claudia Müller (re.), 2005 als erstes L-Kampagnen-Foto von Fotografin Barbara Dietl für L-MAG inszeniert

EIN L GEHT UM DIE WELT 2004 erfand L-MAG die L-Geste und lichtete seither jede Menge Promis mit dem lesbenfreundlichen Handzeichen ab

Es war 2004, als das L-MAG-Team und der für L-MAG… L wie das L-Wort, L-MAG… Promis sichtbar für offenes Lesbischsein oder Verlag entschieden, dass ein kostenloses, Warum nicht ein L zeigen? Und so wurde die für ihre Solidarität mit dem L zu fotografieren. bundesweites Magazin für Lesben keine L-Geste geboren – absolut nicht zu verwech- Die erste, die in Ausgabe 1/2005 mitmachte, Zukunft hat. So wurde der Gang an den Zeit- seln mit der in den USA gebräuchlichen war Maren Kroymann mit ihrer damaligen schriftenkiosk geplant. Das erste Heft im Geste, sich ein L an die Stirn zu halten und Freundin. Es folgten viele andere Prominente Handel, für 2,90 Euro erhältlich, sollte natür- seinem Gegenüber damit „Loser“, also „du in jeder Ausgabe, die mit Freude ein L in die lich mit einer besonderen Kampagne bewor- bist ein Verlierer“, zu signalisieren. Zum Kamera reckten. Mittlerweile hat sich die ben werden. Inspiriert von der Werbung des Glück fängt „verlieren“ auf deutsch nicht mit L-Geste so verselbstständigt, dass in der ZDF „Mit dem Zweiten sieht man besser“ und L an, lesbisch aber schon! Zunächst posierten Community viele gern und oft mit dem L der Geste mit dem zugehaltenen Auge, nur Models für L-MAG-Werbung mit der neu- posen – die Lesbenwelt ist um ein Erkennungs- grübelte das L-MAG-Team über ein Equivalent en L-Geste. Doch dann kam die Idee, auch zeichen reicher geworden!

12 L-MAG Melissa Etheridge – Die lesbischen Zwillinge eine der bekanntesten Tegan and Sara sind lesbischen Promis der L-MAG von Anfang an Welt, die mit ihrem Song verbunden. Schon in der „Like the Way I Do“ der allerersten Ausgabe war Lesbenwelt ihre große das kanadische Rockduo Hymne zum Thema dabei (siehe Seite 59). Eifersucht schenkte. Seit Später waren sie Cover- 1993 ist sie offen lesbisch models (Ausgabe unterwegs und setzt sich März/April 2008) und für LGBT-Rechte ein. machten für ein Foto von L-MAG-Fotografin Finn K. Buchwald 2008 Brigitte Dummer traf sie natürlich auch ein L 2016 bei einem Konzert in Berlin

Dirk Bach, der die Schauspielerin, Sängerin Community mit seinem und Comedian frühen Tod 2012 in große Lea DeLaria freute sich, Trauer stürzte, war LGBT- ihr Interview in einer Aktivist der ersten früheren L-MAG- Stunde. Klar, dass sich Ausgabe zu finden. Auf der Schauspieler und einer Promotour zur Comedian zu einem Serie „Orange is the New solidarischen L von Foto- Black“, in der sie Big Boo grafin Brigitte Dummer spielt, posierte sie 2016 im Jahr 2010 nicht lange für Joseph Wolfgang bitten lassen musste Ohlert

Die kanadische Elektro- Seit Katarina Barley Rockerin Peaches (SPD) die große politische machte 2009 am Rande Bühne 2017 als Bundes- eines Interviews mit familienministerin betrat, L-MAG sehr gerne bei ist sie so etwas wie der L-Kampagne mit. Um L-MAGs Lieblingspoliti- sich von Finn K. Buch- kerin. Stets voller Taten- wald ablichten zu lassen, drang, um die Rechte wechselte sie sogar extra von LGBT zu stärken, nochmal das Outfit posierte die aktuelle Bundesjustizministerin 2018 für L-MAG extra für ihre Pressestelle, die L-MAG dieses Foto zukommen ließ

L-MAG 13 L-KAMPAGNE

Stets solidarisch mit Lesben zeigt sich Österreichs Gesangsstar Conchita Wurst. Im Jahr 2014 gelang Brigitte Dummer ein L-Foto von Conchita auf einem der vielen roten Teppiche, auf denen beide oft zu finden sind

Queer-Theorie und eine neue Interpretation von Geschlechterrollen – wer hat’s erfunden? Judith Butler, die Philosophin und Literaturwissenschaftlerin aus den USA, zeigte sich trotz allen Ruhmes locker und beschei- den, als sie 2010 für L-MAG-Fotografin Tanja Schnitzler in Berlin „modelte“ Kerstin Ott ist nicht nur die deutsche Popsängerin „Die immer lacht“, sondern eine, die locker und lässig mit ihrem Butch-Sein umgeht. L-MAG-Fotografin Brigitte Dummer traf sie 2017 (siehe auch Seite 73)

Bettina Böttinger, TV-Moderatorin, die ihr Coming-out schon mit 17 hatte, ist eine der wenigen offen lesbischen und zudem feministischen Promis im deutschen Fernsehen. 2017 traf L-MAG sie mit Fotografin Tanja Schnitzler zum Gespräch in Berlin. Sie ist die Einzige, die es mit dem L-Foto gleich zwei Mal ins Heft schaffte L-KAMPAGNE

In der Rolle der Fotografin Die schwedische Fußball- Dylan in „The L Word“ nationalspielerin und spielte sich Alexandra Kapitänin des VfL Wolfs- Hedison in die Lesben- burg wurde legendär herzen – vor allem in durch ihre Regenbogen- prominente… Einst war Kapitänsbinde, die sie als sie mit Ellen DeGeneres klares Statement als liiert. Im Jahr 2014 foto- einzige in der deutschen grafierte krizzi with the k! Bundesliga voller Stolz sie für L-MAG, nur trägt. Am Rande eines wenige Monate bevor Trainings in Wolfsburg sie Jodie Foster heiratete traf sich Nilla Fischer 2015 mit L-MAG zum Interview und ließ sich von Tanja Schnitzler ablichten

JD Samson, Musikerin Sie ist der Inbegriff von (Le Tigre, MEN), DJ und Rock ‘n’ Roll und Kult: LGBT-Aktivistin aus den Sängerin Amanda USA, posierte 2016 am Palmer (Ex-Dresden Rande eines Konzerts in Dolls) traf L-MAG 2013 Berlin für Jackie Baier zu einem launigen Interview und Foto - shooting mit Tanja Schnitzler

Die britische Frontfrau Poplegende Kim Wilde der Band Skunk Anansie trat 2012 beim „L-Beach“- ist sicher eine der cools- Festival auf, wo sie Foto- ten Rocksängerinnen grafin krizzi with the k! überhaupt! Skin, die vor dem Design im 2006 auch schon auf typischen „L-Beach“- dem L-MAG Cover war, Ferienwohnungscharme posierte 2017 für Jackie festhalten konnte Baier mit dem L

// Texte: Manuela Kay

16 L-MAG

CSD

Ist Dyke* March der neue CSD? Gay Pride – in Deutschland CSD genannt – begann als Erinnerung an eine Revolte. 49 Jahre später vermitteln riesige CSDs vielerorts ein Gefühl von Entfremdung. Die kleinen, familiären Lesben-Demos hingegen wirken wie politisches Engagement ohne Kommerz und Ausverkauf. Ist Dyke* March nun der neue CSD? Zwei Meinungen

„Warum sollten politische Forderungen nicht auch Spaß machen?“ Dana Müller (Redakteurin)

Millionen Menschen gehen weltweit jedes ständlich halten: Dafür, dass wir heutzutage ist eine ganze Bewegung entstanden. Viele Jahr zum Gay Pride auf die Straße. In bunt und laut durch die Straßen tanzen lesbische und queer Frauen beschweren sich Deutschland, Österreich und der Schweiz können, haben andere zuvor gekämpft. Und über den Mangel an lesbischer Sichtbarkeit gibt es mittlerweile fast 70 CSDs. Mit ihnen wir haben noch lange nicht alles erreicht! beim CSD. Einige gehen lieber zum Dyke* erinnert die Community an die gewalttätigen Noch immer sind nicht alle „out“ am Arbeits- March als zum CSD. Dabei ist es keine Auseinandersetzungen von 1969 in der New platz, in der Familie oder im Freundeskreis. Gegenveranstaltung, sondern der wunder- Yorker Christopher Street. In der berüchtig- Und nein! Mit wem ich ins Bett gehe, ist bare Auftakt für das größte Partywochen - ten Bar Stonewall Inn reichte es den damals nicht Privatsache! Ist es bei Heteros auch ende der Community im Jahr. anwesenden Lesben, Schwulen, Drags, nicht. Wir kennen die Ehepartner, Freunde Und warum sollten politische Forderungen Trans*, Latinos und Ausgestoßenen mit den und Kinder der heterosexuellen Kolleginnen. nicht auch Spaß machen? Warum nicht das häufigen Razzien und der Polizeigewalt. Wir wissen, mit wem sie in den Urlaub Einhornkostüm und die Doppelaxt raus - Zum ersten Mal wehrten sich die bis dahin fahren. Warum sollte das für Lesben und holen, die Regenbogenfahne ausrollen, Unterdrückten gegen die staatlichen Repres- Schwule anders sein? durch die Straße ziehen und lauthals singen: sionen mit geballter Wut und Vehemenz. Noch immer ist „schwul“ auf dem Schulhof „Wir sind die homosexuellen Frauen“? Heute will der CSD daran erinnern und das beliebteste Schimpfwort. Noch immer Und wenn euch der CSD in eurer Stadt zu gleichzeitig der Hetero-Welt, aber auch uns werden Homosexuelle auf der Straße ange- kommerziell, zu wenig lesbisch ist, dann selbst, zeigen: „Wir sind hier und wir sind griffen – auch in Deutschland. 300 Straftaten ändert das! Geht hin, zieht euch bunt an, viele“. Doch die LGBT-Community jammert: gegen LGBT zählte die Bundesregierung schreibt eure Forderungen auf ein Schild und „Alles Kommerz. Wo bleibt die politische 2017. seid präsenter! Seite?“ Ja, wir müssen uns nicht mehr So lange es noch Menschen gibt, die ihre Ich freue mich jedenfalls jedes Jahr auf den Polizeikontrollen unterziehen, weil wir keine sexuelle Identität vor anderen verstecken, Sommer und die CSD-Saison. Und da tanze genderkonforme Kleidung tragen (In den solange junge Lesben sich nicht leidenschaft- ich mit Regenbogen-Schminke durch die 1960er-Jahren wurden Butches und Tunten lich auf der Straße küssen, aus Angst vor Stadt und denke mir: Wow – das sind alles in den USA deswegen verhaftet!). Ja, der dummen Sprüchen, so lange kämpfe ich wir! Wir sind so vielfältig, bunt und auch mal CSD in Deutschland ist keine Straßen- weiter für eine lesbischere Welt. Und das am schrill! Deshalb lasst uns auf die Straße schlacht wie einst 1969 in New York! liebsten beim Dyke* March, aber eben auch gehen und feiern! Kommt zum Dyke* March! Das Privileg, überhaupt CSD feiern zu beim CSD. Geht zum CSD! Und zeigt Flagge! Happy

können, sollten wir aber nicht für selbstver- Seit dem ersten Dyke* March in Berlin 2013 Pride! Foto: Tanja Boettcher Tanja Foto:

18 L-MAG Dyke* March in Köln 2017 – viele Lesben fühlen sich hier wohler als auf dem großen, von vielen, als zu unpersönlich und kommerziell empfundenen CSD

„Die jugendliche Neuberlinerin mit ihrer Mutter – genau das ist für mich eine typische CSD-Story“ Clara Woopen (Freie Autorin)

Auf meinem ersten CSD war ich 2008 Mainstream, und das an nur einem einzigen zusammen mit meiner Mutter. Wir waren Tag im Jahr. gerade vom Dorf aus Baden-Württemberg Wenn ich heute die großen CSD-Wagen von nach Berlin gezogen und wollten die Groß- zahlreichen Unternehmen und Parteien sehe, stadt in all ihrer so beschworenen Vielfalt frage ich mich, wo die politischen Inhalte der kennenlernen. Meine Mutter hatte seit Community bleiben? Setzen sich die beteilig- Jahren keine Demo mehr besucht und ich ten Firmen wirklich noch am nächsten Tag war im zarten Alter von 14 Jahren noch weit für lesbische Sichtbarkeit oder Trans-Rechte entfernt von der lesbisch-queeren Szene. ein? Mit Firmenlogos im Pride-Design und Aber einen so großen und allseits bekannten Werbesprüchen in vermeintlichem Szene- Umzug kann man sich doch nicht entgehen sprech hält der CSD für mich lediglich als lassen, dachten wir. Schließlich erreicht der große Marketingveranstaltung her. Sichtbar- Fernsehbeitrag zum CSD im jährlichen keit für LGBT ist zwar grundsätzlich Rhythmus selbst meine Oma. Wir freuten uns wünschenswert, aber doch nicht um jeden über die tatsächliche Größe und Buntheit des Preis! CSD Berlin und fühlten uns dabei fast selbst Der CSD kann allein in Berlin 500.000 ein bisschen weltoffener. Menschen auf die Straße bringen, um Pride Die jugendliche Neuberlinerin mit ihrer zu feiern. Das ist bemerkenswert. Meine Mutter – genau das ist für mich eine typische Mutter würde ich jedoch mittlerweile lieber CSD-Story. Denn auf dem CSD kann man die zu anderen LGBT-Demos mitnehmen. Da ist LGBT-Community auch feiern, ohne sich mit der Dyke* March für lesbische Sichtbarkeit ihren politischen Forderungen auseinander- oder die Behindert Und Verrückt Feiern Pride zusetzen. Das zieht eben auch wohl - Parade für mehr Barrierefreiheit und In - meinende, aber völlig passive Bürgerinnen klusion. Ich kann sie ja mal fragen, ob sie an – so wie wir es damals waren. Die große dahin mitkommt. Wahrscheinlicher ist aber, öffentliche Aufmerksamkeit bedeutet für dass sie nach all den Jahren mal wieder zum mich nicht mehr als eine rein symbolische CSD möchte. Unterstützung der Community durch den

L-MAG 19 CSD

Dyke, Dyke, Manuela Kay (li.) und Steff Urgast (2. v. li.) mit Baby dem Dyke* March-Team beim „Super-Dyke“-Tanz 2017 Berlin 2013 zog in Berlin der erste Dyke* March In der Hauptstadt wurde 2013 der Startschuss für eine ganze Bewegung gegeben: Zum zehnjährigen L-MAG-Jubiläum organi- Deutschlands durch die Straßen. Seitdem sierte das L-MAG-Team den ersten Dyke* March. L-MAG-Chef - kommen Jahr für Jahr mehr dazu. Ähnlich redakteurin Manuela Kay und Fotoredakteurin Steff Urgast sind zuversichtlich, dass es genauso weitergeht. wie in den USA ist eine lesbische L-MAG: Was ist das Besondere am Dyke* March Berlin? Bewegung entstanden. Steff: Ganz sicher die Größe und Vielfalt. In den letzten Jahren ist der Dyke* March immer weiter angewachsen. Wenn über 4.000 L-MAG traf die Initiatorinnen der Demos Dykes, Freunde und Freundinnen mit all ihrer lesbischen Power und aus fünf Städten und befragte sie zu ihrer Kreativität die Straßen einnehmen, ist das ein ungemein bestärkendes Gefühl. Motivation Was treibt euch an, den Dyke* March zu organisieren? Manuela: Ich habe dieses Gefühl „Ja, dafür habe ich gekämpft“ er- lebt, als ich beim Dyke* March in New York und San Francisco war. Dieses Gefühl wollte ich in meiner Szene, bei mir zuhause, mit meinen Freundinnen auch erleben. Steff: Ich bin etwas später zum Orgateam dazugestoßen. Für mich ist es bewegend, die Entwicklung des Dyke* Marches mitzuerleben Dieses Jahr gehen auch an den Start: und mitgestalten zu können. Ich empfinde das, ganz ohne Über - treibung, in der Geschichte der lesbischen Emanzipationsbewegung Oldenburg: 15. Juni jetzt schon als historisch. www.dykemarcholdenburg.wordpress.com Was ist der Traum für die Zukunft? Manuela: Mein Traum wäre, dass es wieder schöne Lesbenbars in Linz: 29. Juni Berlin gibt – raus aus dem Internet, rein ins analoge Leben! Und dass www.fiftitu.at die AfD untergeht mitsamt allen rechten, rassistischen Ideen und München: 30. Juni auch die letzten Wählerinnen mit rechten Tendenzen kapieren, dass www.-dykes.de nur eine Welt, in der Geflüchtete willkommen sind und in der für Frauen- und LGBT-Rechte eingestanden wird und nicht nur die Bremen: 24. August eigene Kleinfamilie im Mittelpunkt steht, einen guten Lebensraum für www.transinterdyke.wordpress.com alle Menschen – vor allem auch für Lesben – bietet. Erfurt: 24. August www.csd-mitteldeutschland.de Freitag, 27. Juli, Start: 19 Uhr, Platz der Luftbrücke (vor dem Flug- hafengebäude). Angeführt von Dykes on Bikes und eingerahmt von Mehr zum Dyke March auf Dycycles on Bicycles (Fahrrädern) am Ende des Zuges

www.l-mag.de www.dykemarchberlin.com Fotos: Brigitte Dummer, L-MAG [2] L-MAG Dummer, Brigitte Fotos:

20 L-MAG Reingard Wagner (li.) und Ute Stindtmann Hamburg Aus dem Wunsch nach mehr lesbischer Sichtbarkeit in der Barbara Narzinskzi Hamburger Szene entstand in der Hansestadt der dritte Dyke* March Deutschlands. Reingard Wagner und Ute Stindtmann vom Lesbennetzwerk Hamburg organisieren mit und haben große Köln Visionen. Als erste Stadt folgte Köln dem Berliner Vorbild. Nur ein Jahr L-MAG: Was ist das Besondere am Dyke* March Hamburg? nach der Berliner Premiere initiierte Barbara Narzinskzi mit Ute: Der Dyke* March Hamburg ist einfach eine gute Gelegenheit, ihren Mitstreiterinnen den Dyke* March Köln 2014. Getrieben alle Lesben zusammenzubekommen, auch diejenigen, die sich nicht wurde sie dabei vom Wunsch nach mehr „Riot“ (dt: Krawall, mehr so benennen wollen. Es ist einfach toll, unsere Unterschiedlich- Unruhe) und einer stärkeren Lesbenbewegung. keit zu zeigen und sichtbar zu machen, wer wir alles sind. L-MAG: Was ist das Besondere in Köln beim Dyke* March? Was treibt dich an, den Dyke* March zu organisieren? Barbara: Die Kölnerinnen scheuen sich nicht, sich zu verkleiden. Reingard: Es ärgert mich einfach, dass das, was Lesben geschafft Wenn man ihnen ein Motto gibt, dann machen sie was damit. Wir haben in der Frauenbewegung, nicht öffentlich bekannt ist oder haben drei Stammgruppen, die das immer machen und viele, die sich gewürdigt wird. Es heißt immer Frauenbewegung, dabei waren es zu trauen, auch was anderes anzuziehen. Es ist einfach eine fröhliche einem großen Teil auch Lesben, die sich engagiert haben und die Veranstaltung und keine bierernste Demonstration. Wir sind auch Projekte geschaffen haben. Ganz viele Dinge würde es nicht ohne nicht zu cool für diese Welt, sondern wir entblößen uns gerne und Lesben geben. Für mich ist es wichtig zu sagen: Es gibt uns, es gab zeigen uns in allem, was wir so drauf haben. uns, wir waren sehr aktiv und haben sehr viel geschaffen. Was treibt dich an den Dyke* March zu organisieren? Was ist der Traum für die Zukunft? Für mich ist es wichtig, dass ich die Rahmenbedingungen mitgestal- Reingard: Ich wünsche mir bis zu 6.000 Frauen auf dem Dyke* ten kann. Ich möchte keine Werbung, keine Parteien auf dem Dyke* March in Hamburg. Und dass die Leute jubelnd an der Seite stehen March. Es ist mir sehr wichtig, eine Plattform zu bieten, die frei von (lacht). Ich wünsche mir einfach, dass sich viel mehr Frauen, Männer der klassischen Einflussnahme ist, die wir sonst täglich erleben. und sonstige Identitäten dem anschließen. Was ist der Traum für die Zukunft? Ute: Ich wünsche mir, dass wir nicht am Abend vorher so nebenbei Der Dyke* March muss für alle ein selbsterklärender Begriff werden. von dem großen CSD laufen. Ich wünsche mir, dass wir eigenständig Ich möchte, dass ich das meinem Bruder erzähle und er weiß, was es sind. Und vielleicht auch wie der CSD an einem Samstag mitten ist. Heute muss man es ständig erklären. Ich fände es super, wenn in durch die Innenstadt laufen. Dass wir einen eigenen Status bekom- Zukunft einfach klar wäre, was Dyke* March ist und wofür er da ist. men! Ich wünsche mir, dass es ein so selbsterklärender Begriff wird wie der CSD. Freitag, 3. August Start: 18:30 Uhr, Am Jungfernstieg Samstag, 7. Juli, Start: 18:15 Uhr, Am Roncalliplatz Angeführt von den Dykes on Bikes www.dykemarchcologne.de www.facebook.com/lesbennetzwerk CSD

NEW- COMER

Sandra Feuchtgruber (li.) und Vanessa Paprotka Ilona Scheidle Nürnberg Rhein-Neckar 2018 findet der erste Dyke* March in Bayern statt. Entstanden ist er im neusten lesbischen Treffpunkt, dem Feuer und Flamme in Nürnberg. Verschiedene Lesbenstammtische trafen sich und (Heidelberg) bündeln ihre Kräfte in einem Dyke* March. Sandra Feuchtgruber und Vanessa Paprotka aus dem Orga-Team haben Großes vor. Der erste Dyke* March abseits der Großstädte fand 2017 in L-MAG: Was wird das Besondere am Dyke* March in Nürnberg? Heidelberg statt. Treibende Kraft war die Historikerin und ge- Sandra: So viele Lesben sieht man in Nürnberg nie auf einen Haufen. denkpolitische Aktivistin Ilona Scheidle. Sie setzte die Demons- Das wird was ganz Besonderes. Ich freue mich schon auf das Ende vor tration für mehr Sichtbarkeit in Baden-Württemberg gegen so der Lorenzkirche. Dann wird die Fußgängerzone mitten in Nürnberg manche Widerstände durch. voller Lesben sein – und das im Sommer an einem Freitagabend! L-MAG: Was ist das Besondere am Dyke* March in Heidelberg? Was treibt euch an, den Dyke* March zu organisieren? Ilona: Wir sind ein ziemlich bunter Haufen und haben was Sandra: Ich habe heute als Lesbe so viele Freiheiten, die Lesben und geschaffen, was niemand geglaubt hat. Wir hatten viele Widerstände Schwule hart erkämpft haben. Ich will nicht nur von dem profitieren, an unterschiedlichen Ecken – strukturell und persönlich. Aber wir was andere erreicht haben, sondern selber auch etwas dafür tun. haben in einem halben Jahr, vom ersten Treffen bis zum March viel Vanessa: Ich war vor zehn Jahren beim Dyke* March in New York hinbekommen. Und in Baden-Württemberg ist die Besonderheit, dass und war so begeistert von der Idee, der Stimmung und Energie vor es ein wirklich großer Umkreis ist, den wir bedienen. Ort, dass ich mir dachte, so was brauchen wir auch in Nürnberg. Was treibt dich an, den Dyke* March zu organisieren? Was ist euer Traum für die Zukunft? Es macht Spaß. Es sind tolle Frauen dabei. Es ist hocherotisch. Es ist Sandra: Die Organisation des Dyke* March hat unterschiedliche Power pur und empowernd. Es ist lehrreich. Für mich ist es eine Lesbengruppen, auch generations- und städteübergreifend, zu - lustreiche, powerreiche Intervention. sammengebracht. Wir lernen viel voneinander und haben viel Spaß. Was ist der Traum für die Zukunft? Ich wünsche mir, dass der Dyke* March Nürnberg zu einem festen Ich wünsche mir breiten Support für das Thema Lesbengeschichte Knotenpunkt für die Vernetzung wird. und dass diese wirklich aufgegriffen wird. Ganz nach dem diesjähri- Vanessa: Ein großer, zentraler Dyke* March mit geballter Lesben- gen Motto: „Herbei mit den Frauen*rechten! Heraus mit der Lesben- Power aus Deutschland, der Schweiz und den Nachbarländern wäre geschichte! eine großartige Sache. Interviews: Dana Müller

Freitag, 10. August, Start: 19 Uhr, Universitätsplatz Freitag, 3. August, Start: 18 Uhr, Opernhaus Mit symbolischer Umbenennung von Straßen Angeführt von Dykes on Bikes

www.dykemarchrheinneckar.de www.dykemarch-nuernberg.de Fotos: privat [2] privat Fotos:

22 L-MAG

POLITIK

Ob als Gedenkmarsch oder Ausdruck der Repräsentation der LGBT-Community: Der Pride bleibt weltweit relevant, wie hier der Pride March 2016 in New York in Gedenken an die Opfer des homofeindlichen Massakers im Club Pulse in Orlando, USA

Reformen, Rebellionen und Rückschritte Von 2003 bis 2018 haben sich die Welt und die lesbische Szene verändert. L-MAG begleitet politische Tendenzen und Umbrüche seit Anbeginn. In 15 Jahren gab es Grund zum Jubeln, aber auch viel Anlass, zu Widerstand und politischem Denken aufzurufen

Die CSD-Saison 2003 startete mit mehreren and Roam Uganda“ (FARUG), die sich Beispielsweise fruchteten in Hongkong großen und kleinen Premieren. In Deutsch- insbesondere für die Rechte von Lesben, (2005), Nepal (2007, 2010) oder Bosnien land wurde erstmals L-MAG auf den CSDs in Bisexuellen, Trans und Inter-Personen ein- und Herzegowina (2003) Gleichstellungs-, Hamburg, Berlin, Köln, München, Frankfurt setzt. Auf den ereignisreichen Sommer 2003 Antidiskriminierungs- oder Entkriminalisie- am Main und Stuttgart verteilt. In Istanbul folgten 15 ereignisreiche Jahre. rungsbemühungen. fand der erste CSD in der Türkei statt. In Gleichzeitig brach in vielen Ländern gerade- Amsterdam besetzten queere Aktivistinnen Fortschritte in den Parlamenten zu ein Verpartnerungs- und Heiratsfieber aus. und Aktivisten ein Haus, das zum – leider Nachdem zunächst in vielen Staaten Gesetze kurzlebigen – queerfeministischen Zentrum Fortschritte wurden in den letzten Jahren für eingetragene Partnerschaften oder andere „Pink Lighthouse“ wurde. Und in Uganda insbesondere auf rechtlicher Ebene erkämpft, eheähnliche Optionen geschaffen wurden, gründete Kasha Jacqueline Nabagesera mit doch gab es international auch einige drama- folgten dem Vorreiter Niederlande (2001) ab

anderen Lesben die Organisation „Freedom tische Gesetzesverschärfungen zu beklagen. 2003 insgesamt 24 Länder mit der Ein - Fotos: Albin Lohr-Jones/Pacific Press/LightRocket/Getty Images, imago/Stockhoff, JOHANNES EISELE/AFP EISELE/AFP JOHANNES imago/Stockhoff, Images, Press/LightRocket/Getty Lohr-Jones/Pacific Albin Fotos:

24 L-MAG führung der Ehe auch für gleichgeschlecht - rosa Zeiten an. Seit 2013 gilt ein Gesetz, das liche Paare. Deutschland (2017) zählt bei der vermeintliche „Propaganda von nicht-tradi- Eheöffnung bislang zu den Schlusslichtern tionellen sexuellen Beziehungen gegenüber vor Österreich und Australien, auch dank Minderjährigen“, das heißt jedwede positive trödelnder SPD und der Wahlkampffinte der Äußerung über Homosexualität in Gegen- ansonsten, was Homos angeht, eher bauch- wart von Minderjährigen oder in den Me- schmerzigen Kanzlerin. In Österreich steht dien, unter Strafe stellt. In Tschetschenien die Eheöffnung für 2019 an. begann 2017 eine Repressions- und Ver - Auch beim Thema Geschlechtsidentität folgungswelle gegen Schwule. wurden einige Fortschritte erzielt: Im Mai 2018 beschloss beispielsweise die pakista - Ein Schritt vor, mehrere zurück? nische Nationalversammlung den „Trans - gender Person (Protection of Rights) Act Im Gegensatz dazu tat sich in Sachen Reprä- 2018,“ der es Transmenschen erlaubt, selbst sentation von Lesben in den letzten 15 über ihr Geschlecht zu bestimmen und weit- Feministin und offen lesbisch: Bundes- verfassungsrichterin Susanne Baer gehenden Diskriminierungsschutz beinhaltet. Er muss nur noch vom Präsidenten unter- Sichtbarkeit erhöhen.“ schrieben und umgesetzt werden. In Nun wurde auf dieser Deutschland forderte das Bundesver - Grundlage 2018 ein „Preis fassungsgericht Ende 2017 nach langjährigen für lesbische Sichtbarkeit“ aktivistischen Kämpfen, dass für Geschlechts- ausgelobt, der „das Bild einträge im Geburtsregister eine dritte Berlins als Regenbogen- Option möglich gemacht werden müsse. Für hauptstadt mit Inhalten die Umsetzung hat der Gesetzgeber bis Ende (…) füllen und weiter (…) 2018 Zeit. tragen“ soll und mit 3.000 Euro dotiert ist. Lesbische Sichtbarkeit im Derweil musste in anderen Koalitionsvertrag Ländern weiter gegen diskriminierende Gesetz- 2009 beschloss der Berliner Senat als erste gebungen gekämpft Landesregierung ein „Maßnahmenpaket zur werden. Insbesondere die Bekämpfung von Homophobie“, das unter Verschärfungen in Uganda Weltpolitisch gut vernetzt war als erste offen lesbische Staatschefin die Isländerin Jóhanna Sigurðardóttir (li.), hier im Gespräch mit Angela Merkel anderem Bildung und Aufklärung über wurden – auch dank Homosexualität fördern und Diskriminierung FARUG – von zahlreichen Protesten begleitet Jahren einiges. Island konnte von 2009-2013 und Gewalt bekämpfen soll. Seitdem haben und 2014 schließlich für verfassungswidrig mit Premierministerin Jóhanna Sigurðardót- fast alle Bundesländer – mit der Ausnahme erklärt. In Indien sahen sich Aktivistinnen tir mit der weltweit ersten offen lesbischen von Bayern und Niedersachsen – Aktions - gezwungen, gegen einen Gesetzesimport aus Staatschefin aufwarten. In Deutschland ist pläne gegen Homo- und Transfeindlichkeit England (aus der Zeit des Kolonialismus) zu seit Februar 2011 mit Susanne Baer eine verabschiedet oder konkrete Planungen kämpfen. Paragraf 377, der homosexuelle lesbische Feministin Richterin am Bundesver- unternommen. Handlungen unter Strafe stellt, wurde 2009 fassungsgericht. 2016 schrieb die Berliner Regierungs- für verfassungswidrig erklärt, doch 2013 Nur sehr wenig sicht- und hörbar waren Koalition aus SPD, Die Linke und Bündnis/90 wurde dieses Urteil wieder aufgehoben. Erst wiederum lesbische, bisexuelle, queere und Die Grünen erstmals in einen Koalitionsver- im Januar 2018 beschloss der indische trans Geflüchtete. Obwohl ihre Situation oft trag den erstaunlichen Satz: „Die Koalition Supreme Court, dass diese Entscheidung neu besonders prekär ist, entschied in Deutsch- wird dafür sorgen, dass lesbische Projekte überprüft werden müsse. land das Bundesamt für Migration und nicht im Hintergrund bleiben und lesbische Auch in Russland brachen alles andere als Flüchtlinge Erst-Asylanträge von Lesben oft

L-MAG 25 POLITIK

Es war ein langer Weg durch die Institutionen, bis die Ehe für alle am 30. Juni 2017 von der Mehrheit des Bundestages verabschiedet wurde

tausendwende kontinuierliche Kritik, zum zu haben, wenn sich Sinti und Roma auch Beispiel von Organisationen wie GLADT oder nur in ihrer Nähe aufhielten.“ LesMigras. Jedoch wurde diese hierzulande erst breiter wahrgenommen, als die feminis- Zurück auf die Straße tische Philosophin Judith Butler 2010 den Preis für Zivilcourage des Berliner CSD mit Dennoch tat sich auch auf den Straßen und dem Verweis auf Rassismus in dessen Umfeld Plätzen so einiges. Neben queeren „Pink ablehnte. Im Anschluss an diese Ver- Blocs“ auf globalisierungskritischen Demos, weigerung wurde viel diskutiert. Dennoch konnten dank der Initiative von L-MAG (siehe konnte sich die Idee nicht durchsetzen, dass Seite 20) in den deutschsprachigen Ländern Lesben-, Schwulen-, Transfeindlichkeit und die vormals vor allem in Nordamerika statt- Rassismus nur zusammen bekämpft werden findenden Dyke Marches die Herzen können. Denn jene, die sowohl von Rassis- demonstrationshungriger Dykes erobern. Zu mus als auch von LGBT-Feindlichkeit betrof- radikaleren Mitteln fühlten sich oft fen sind, müssen gleich doppelt kämpfen. Geflüchtete gezwungen und griffen zu Aktivistin und Preisträgerin des Alternativen Nobelpreises: So zeigen sich die Queer-Communitys derzeit Besetzungen und Hungerstreiks – zuletzt Kasha Nabagesera besuchte L-MAG 2013 in Berlin noch erstaunlich orientierungslos angesichts Ende Februar 2018 im Abschiebe- und negativ, besonders wenn es keine explizite, des Rechtsrucks, dem eigentlich eine breite Transitgefängnis in Yarls Wood in England, gesetzlich festgelegte Verfolgung von Lesben Bewegung entgegenstehen müsste. Umfrage- wo Insassinnen, darunter etliche Lesben, im Ausgangsland gibt. In vielen Fällen wird werte zu Homosexualität und Rassismus in unterstützt von feministischen Gruppen wie überdies das Lesbischsein der Antrags - der sogennanten „Mitte-Studie“ aus dem „Lesbians and Gays Support the Migrants“ stellerinnen angezweifelt oder ihnen geraten, Jahr 2016 machen deutlich, dass formale auf die Lage Geflüchteter in Transithaftan- sie sollten im Falle von Verfolgung durch Gleichstellungsbemühungen, wie Gesetzes - stalten aufmerksam machten. Familienangehörige in einen anderen Teil änderungen, allein nur bedingt die Kraft Außerdem etablierte sich seit dem des Landes ziehen. haben, gesamtgesellschaftliche Einstellungen „arabischen Frühling“ 2011 in den letzten zu verändern. Laut der Studie fand knapp Jahren die völlig neue Protestform der Platz- Rechtsruck und Verweigerung jede und jeder vierte Befragte Homo- besetzung auch in Nordamerika und Europa. sexualität unmoralisch. 41,4 Prozent der Beispielsweise bei „Occupy Wall Street“, der Die deprimierendste politische Entwicklung Befragten stimmten dem Satz, „Muslimen Besetzung des Berliner Oranienplatzes durch der letzten Jahre war sicherlich der Rechts- sollte die Zuwanderung nach Deutschland das Refugee Movement oder der als „Movi- ruck in Europa und Nordamerika. Zwar gab untersagt werden“ zu und ungefähr die Hälfte miento 15-M“ (Bewegung des 15. Mai)

es spätestens seit dem Beginn der Jahr - der Interviewten gab an, ein Problem damit bekannt gewordenen Protestwelle 2011/12 Fotos: picture alliance/Wolfgang Kumm/dpa, Tanja Schnitzler Tanja Kumm/dpa, alliance/Wolfgang picture Fotos:

26 L-MAG in Spanien. In Madrid, auf der Puerta del Sol, waren von Anfang an Feministinnen und LGBT-Leute mit am Start und organisierten sich unter dem Slogan „Die Revolution wird feministisch sein, oder gar nicht“. Sie protes- tierten für Rechte von Transmenschen, Sex - arbeiterinnen, für Bewegungsfreiheit, gegen Homo- und Transfeindlichkeit, die Spar - politik, die Instrumentalisierung von Homos für neoliberale Politiken und für neue Formen von Demokratie. Während der Besetzung des Gezi-Parkes in Istanbul wiederum nahm der „LGBT-Blok“ eine tragende Rolle ein, indem er auf dem Platz für die Essensversorgung zuständig war und eine medizinische Notfall- station einrichtete.

Die nächsten 15 Jahre

Insgesamt waren die letzten 15 Jahre vieler- orts eine Zeit beispielloser rechtlicher Ver - besserungen für viele Queers. Doch es bleibt noch immer viel zu tun. Auf rechtlicher Ebene steht in Deutschland noch immer die Abschaf- fung des Transsexuellengesetzes und der geschlechtszuweisenden Operationen an Intersex-Kindern an. Auch in Sachen Abstammungsrecht und Elternschaft für homosexuelle Paare liegt etliches im Argen. Von der systematischen Entrechtung Asyl - suchender ganz zu schweigen. Allerdings lassen sich viele der rechtlichen Verbesserungen der letzten Jahre nicht ganz Die vom Siegeszug des Neoliberalismus ent - koppeln. Dieser unterteilt die Menschen in KRAFTdes nützliche und weniger nützliche Gesellschafts- mitglieder und verlagert soziale Absicherung (wie Rente, Arbeitslosengeld oder Kranken- versicherung) zunehmend vom Staat ins Private. Als potenzielle Versorgerinnen und Versorger von Ehepartnerinnen und -partnern, als Konsumierende oder Militärangehörige wurden manche LGBT für nützlich genug befunden, um mit einigen Rechten (und damit ZUSAMMEN verbundenen Pflichten) ausgestattet zu werden. Doch viele Fragen der sozialen Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Armuts - bekämpfung fielen im Zuge der Spar-, Privati- L-SEIN! sierungs- und Selbstverantwortlichkeits - dynamik hintenüber. Drängendste politische Die LAG Lesben in NRW Aufgabe der nächsten 15 Jahre wird es also gratuliert der L-Mag zum Jubiläum. sein, sich mit den wachsenden Verunsiche - Wir freuen uns auf die nächsten rungen auseinanderzusetzen und sich den gemeinsamen Jahre! simplen rassistischen und sexistischen Lösungen zu verweigern. Was angesichts des Verschwindens von queeren Räumen, der generell steigenden Privatisierung von öffent- lichem Raum, des Abtuns von Kritik an Diskriminierungen als identitätspolitische Einzelinteressen, der immer schärfer werdenden Polizeigesetze und des bislang un- gebrochenen nach Rechts-Rücken der Gesellschaft viel zu tun sein dürfte … // Katrin Kämpf PERSONALITY

Große Liebe – auch ein Magazin braucht dicke Freundschaften Wir haben zusammen organisiert, gearbeitet, debattiert, gefeiert und gelacht. Zum Jubiläum stellt L-MAG langjährige Unterstützerinnen und Unterstützer vor, die das Heft und die Redaktion auf unterschiedliche Art begleiten. Viele von ihnen wurden schon im Heft porträtiert und interviewt, sind also alte Bekannte

Gabriele Bischoff Claudia Lenzen „L-MAG lebt von interessanten Infos aus „L-MAG ist ein Urgestein, ein Teil der den vielen Communitys und wir Lesenden Wurzel des Feminismus, der uns immer wollen wissen, was woanders los ist: Was daran erinnert, dass es nicht selbstver- gibt es Neues? Welche Ideen werden wo auf- ständlich ist, offen und frei frauenliebend genommen? Und in welcher Tradition zu leben. Das Magazin besteht, überwindet Tülin Duman stehen unsere Bewegungen? So ein Magazin Moden, die kommen und gehen, selbst - ist wichtig für die Selbstvergewisserung und bewusst und treu von Frauen für Frauen, „Als einziges Magazin für und zu lesbischer für die Sichtbarkeit im Zeitschriftenhandel. jenseits des Kommerzes und der Oberfläch- Sichtbarkeit ist L-MAG von großer Bedeu- Und auch die Webseite und Facebook sind lichkeit.“ tung und verdient somit Unterstützung.“ wichtig – woher sollen wir denn sonst wissen, dass es so viele und so unterschied- Das Kölner Veranstaltungstalent für lesbi- Die Menschenrechtsaktivistin für mehrfach- liche Lesben gibt?“ sches Feiern ist auch bekannt als DJ Blues. diskriminierte Queers und Geschäftsführerin Gemeinsam mit L-MAG organisierte sie die des Südblocks, des LGBT-Hotspots in Berlin- Als Geschäftsführerin der Landesarbeitsge- Party „L-Kick“ zum DFB-Pokalfinale in Köln Kreuzberg, unterstützt L-MAG massiv beim meinschaft Lesben in Nordrhein-Westfalen, und wird am 3.8. bei der L-MAG-Jubiläums- Dyke* March, der auch 2018 bereits zum bezeichnet sich Gabriele als „Berufslesbe“. party auflegen. Sie war Mitbegründerin des sechsten Mal wieder am Südblock endet. Sie ist der Inbegriff der Multiplikatorin – Vampire, der ersten gemischten Cocktailbar Tülin unterstützt die L-MAG-Redaktion auch auch wenn es um die Verbreitung von für Lesben, Schwule und Friends, und Mit- mit ihrer Expertise in Antidiskriminierung L-MAG-Abos geht. 2015 zeichnete die Inhaberin der Blue Lounge, der einst ein - und einer weiteren Leidenschaft: Fußball- LAG Lesben die L-MAG-Herausgeberinnen zigen Tanzbar Kölns für Lesben, Schwule und kultur. Gudrun Fertig und Manuela Kay mit dem Friends. Ihre Mission: „frauenliebende Ihr großes Organisationstalent wird auch bei Augspurg-Heymann-Preis für couragierte Frauen in die Selbstverständlichkeit zu vielen Demos und politischen Veranstal - Lesben aus. Auf Dienstreisen nach Berlin heben, in die sie gehören, mit aller Sensibili- tungen immer wieder geschätzt, so war sie kommt sie auch mal in die Verlagsräume tät und Besonderheit, mit der wir unter- maßgeblich an mehreren Ausgaben des gewirbelt, mit Eiscreme zur Aufheiterung im

schiedlich und doch eins sind.“ (Kreuzberger) Transgenialen CSD beteiligt. Gepäck. Fotos: privat [3], HASSAN, Rolf Klaiber Rolf HASSAN, [3], privat Fotos:

28 L-MAG Dafür machen wir uns stark: Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter

Erica Böhr und Suli Puschban

„Wir lieben diese Zeitschrift: endlich sind wir auf dem Laufenden und wissen, was Lesben bundesweit umtreibt. Wir lieben es, Teil einer bunten Community zu sein, die Präsenz. zusammenhält, streitet, singt und Diversity lebt!“ Perspektive.PerspektivPer p kti Die beiden Künstlerinnen leben mit 14 anderen Frauen in einem Frauen-Hausprojekt in Berlin-Kreuzberg. Suli tritt mit Vernetzung. ihren lesbisch-feministischen Kinderliedern, aber auch mit lesbischen Gassenhauern auf. Im Sommer 2017 macht sie mit Teilhabe.T ilh b ihrem Song „Superdyke“ Furore. Erica arbeitet als Künstlerin und Übersetzerin. Mit L-MAG verbindet beide eine enge Freundschaft. Für schwierige Fragen der Redaktion finden sie stets eine Lösung: Wo soll das nächste Covershooting statt - www.lesbenundalter.de finden? Wer tritt beim Dyke* March auf? Oder: Wer kann uns einen Text übersetzen? Erica und Suli helfen aus. „Butch, stolz, out und lebensfroh“ empfiehlt sich Suli außerdem für eines der nächsten Coverfotos.

Jim Baker

„Für mich ist L-MAG eine wichtige und unverzichtbare Stimme einer Gemeinschaft, die sich, allen Erfolgen zum Trotz, noch heute allzu häufig Gehör verschaffen muss.“

Jim Baker leitet seit 23 Jahren zusammen mit Ilona Bubeck den ersten schwul-lesbischen Buchverlag Deutschlands – den Querverlag in Berlin. Er sieht sich zusammen mit L-MAG „an der Front, LGBT-Inhalte lesbar und lebbar zu machen“. Zur Korrektur des Schwestermagazins SIEGESSÄULE sitzt er mit- unter im L-MAG-Redaktionsbüro und sorgt für spannenden Input. Beruflich wie privat mit der Redaktion verbandelt, begleitet er L-MAG von der ersten Stunde an. Lesbenliebling Jim punktet außerdem mit seinem „Butch is beautiful“-Schild auf dem Dyke* March.

L-MAG PERSONALITY

Ute Hiller Sigrid Grajek „Bestimmte Themen kommen in den Mainstream-Medien nicht vor. „Dass es L-MAG gibt, ist für mich eine Sensation – und das schon 15 Wo finde ich zum Beispiel einen Artikel über queere Frauen oder Jahre. Ich komme aus einer Zeit, als Lesbenzeitungen handge - Transmenschen in Thailand? Das bekomme ich nicht in der druckte, mit Matrize gemachte Konvolute waren, die im kleinen „Brigitte“. Das finde ich nur in L-MAG. Auch wenn manche Themen Kreis verschickt wurden. Das waren kleine und völlig anders in anderen Medien mal aufgegriffen werden, gehen sie in der Menge gemachte Sachen. Dass es ein regelmäßiges Hochglanz-Magazin auf unter. Wenn ich mehr erfahren will, als in der Tageszeitung steht, diesem hohen Niveau gibt, welches von und für Lesben ist, finde ich dann finde ich das nur in diesem Heft.“ einfach sensationell.“ Die Geschäftsführerin der Berliner Aidshilfe ist Aktivistin mit Herz Ihre Bühnenfigur Coco Lorès und ihr Claire Waldoff-Programm sind und Verstand. Ute erlebte Tür an Tür die Geburtsstunde der ersten nicht nur in Berlin legendär. Seit 1983 lebt die stets auch politisch ak- Ausgabe. Als die Idee zu L-MAG entstand, damals im Büro des Jack- tive Schauspielerin und Kabarettistin in der Hauptstadt und zog werth Verlags (in der Kulmer Straße in Berlin-Schöneberg), arbeitete bereits in den 80er Jahren mit der L-MAG-Chefredakteurin durch die sie direkt nebenan in der Lesbenberatung und war schon vor dem Kreuzberger Oranienstraße. Emotional ist sie somit dem Heft schon Druck begeistert. Als die ersten kostenlosen Exemplare erschienen, immer verbunden. Ihr absolutes Highlight: In der September/ kurbelte sie kurzerhand den bundesweiten Vertrieb an, indem sie die Oktober-Ausgabe 2012 erschien ein ausführliches Interview mit Sigrid Hefte online verkaufte. Denn schließlich wollten Lesben auch außer- über ihr Coming-out und ihre Arbeit. Für sie eine Ehrung ihrer Arbeit halb der Großstädte L-MAG lesen. Heute ist sie leidenschaftliche und ihres Schaffens. Käuferin und Unterstützerin. Selbst auf Reisen schickt sie Fotos, wo die aktuelle Ausgabe im Bahnhofsbuchhandel zu finden sind.

Anja Kofbinger

„Ich finde es wichtig, dass sich Lesben – gerade wenn sie in der Öffentlichkeit stehen – gegenseitig unterstützen. Nur so kann die oft Detlef Hildebrandt zu Recht bemängelte Unsichtbarkeit von Lesben und lesbischen und Dieter Schneider Themen aufgebrochen werden. Dazu haben L-MAG und die Frauen, die hinter diesem Magazin stehen, einen wertvollen Beitrag „L-MAG hat uns schon immer darin unterstützt, einen eigenen geleistet. Das ist für mich absolut unterstützenswert.“ Bereich für Frauen auf dem Stadtfest zu schaffen. Und wir freuen uns jedes Jahr auf die Zusammenarbeit und das Hinarbeiten auf Die Grünen-Politikerin für Frauen-, Gleichstellungs- und Queerpolitik unser gemeinsames Ziel.“ in Berlin initiierte den neuen Berliner Preis für lesbische Sichtbarkeit und brachte im aktuellen Koalitionsvertrag des Landes Berlin das Die beiden unermüdlichen Planer leben ein aktives Berliner Rentner- Thema ebenfalls unter. In vielen Gesprächen mit L-MAG bespricht leben und organisieren in Vollzeit das riesige Lesbisch-schwule Stadt- und entwickelt sie immer wieder Ideen, wie Lesben in der Politik fest in Berlin Schöneberg, bei dem L-MAG traditionsgemäß mit einem sichtbarer werden können. Als Abonnentin gefällt ihr am Heft Stand und auf der FrauenLesbenTrans*Bühne vertreten ist. Um besonders, „dass es nicht nur um Politik geht, sondern das ganze bunte lesbischen Vereinen und Unternehmerinnen mehr Raum auf dem

Lesbenleben abgebildet wird.“ Stadtfest zu geben, schufen sie einen eigenen Bereich dafür. Fotos: Tanja Schnitzler, Silke Klumb, privat, Brigitte Dummer Brigitte privat, Klumb, Silke Schnitzler, Tanja Fotos:

30 L-MAG

PERSONALITY

Elke Kress Angela Schmerfeld Dr. Ina-Marie Blomeyer

„Für mich ist das Lesen von L-MAG schon „Ich fand L-MAG von Anfang an super, weil „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, die Sicht- seit der ersten Ausgabe sehr wichtig, um wir ein gemeinsames Thema haben: Die barkeit von Lesben und deren Belangen zu mich über die Entwicklungen und neuesten Sichtbarkeit von Lesben ist den Macherin- erhöhen. Durch die breit aufgestellten The- Infos der Lesbenbewegung in Deutschland nen und mir gleichermaßen wichtig. Außer- men – von Politik bis zu Literatur, Kunst, und weltweit zu informieren. Mich interes- dem finde ich es klasse, dass zwei Frauen Musik – ist L-MAG für unsere Arbeit ein sieren besonders die Beiträge über les - einen wichtigen Szene-Verlag führen und Spiegel der anstehenden Diskurse und bisches Leben in anderen Städten und ich hoffe, dass sie damit erfolgreich sind.“ Debatten. Um die Lebensrealitäten von Ländern, ob in Barcelona oder Südafrika. Lesben in der Gesellschaft sichtbar zu Nach meinem Empfinden sind im Laufe der Angela ist seit den 90er-Jahren lesbische machen, braucht es gute Pressearbeit. Jahre die Inhalte immer vielfältiger und Aktivistin und veranstaltet in Berlin beliebte L-MAG ist als einziges überregionales politischer geworden. Damit ist ein breitge- Lesbenpartys. Ihr Dauerbrenner seit vielen Magazin, das sowohl in Print als auch fächertes und spannendendes Magazin für Jahren sind die „L-Tunes“-Party und die digital zugänglich ist, unverzichtbar, auch Lesben entstanden.“ offizielle CSD-Lesbenparty. Natürlich hat sie für die gesellschaftspolitische Arbeit am für das Redaktionsteam stets ein größzügig Thema!“ Elke Kress ist Aktivistin und Mitarbeiterin in bemessenes Freiticket-Kontingent. L-MAG der Lesben Informations- und Beratungsstel- kennt sie noch aus den Zeiten beim Jack- Als Leiterin des Referats „Gleichgeschlechtli- le (LIBS) in Frankfurt am Main. Schon 2003 werth-Verlag, wo sie zeitweise in der Akquise che Lebensweisen/Geschlechtliche Vielfalt“ freute sie sich auf dem Frankfurter CSD über für das lesbische Branchenbuch L-Guide tätig im Bundesministerium für Familie, Senioren, ihre erste L-MAG-Ausgabe. Seitdem gehört war. Zum 10-jährigen Jubiläum 2013 durfte Frauen und Jugend ist ein Ziel ihrer Arbeit ein Abo zum festen Inventar des LIBS. Die L-MAG ihre CSD-Party mitgestalten. Der Diskriminierung gegenüber Lesben abzu - Beratungsstelle und die L-MAG-Redaktion Berliner CSD ist ebenfalls seit einigen Jahren bauen. Die meisten Fragen zu Queer-Be - sind stets in regem Austausch und Elke sorgt Betätigungsfeld für die umtriebige Organi - langen, die an die Bundesregierung gerichtet bei Konferenzen oder Podiumsdiskussionen, satorin, die auch auf keinem Dyke* March werden, landen auch in ihrem Arbeitsbe- die sie eiftig mitorganisiert, auch für die Be- fehlt. reich. Privat begleitet L-MAG Marie schon teiligung von L-MAG. viele Jahre. Zur Recherche über lesbische Lebensrealitäten lud sie das L-MAG-Team auch schon in ihr Büro ein. Seitdem gehört jede Ausgabe von L-MAG auch im Rahmen

ihrer Arbeit in die Presseauswertung. Fotos: Libs e.V., privat [3] privat e.V., Libs Fotos:

32 L-MAG L-MAG sagt Danke an alle Deka Goldberg Unterstützerinnen und Unterstützer! Auf die „Eine gegenseitige Unterstützung ist selbstverständlich. Für mich ist es einfach Usus, L-MAG zu abonnieren. Natürlich auch, weil immer nächsten 15 Jahre der spannende Artikel über Frauen aus aller Welt zu lesen sind. Zusammenarbeit! Darüber hinaus ist die Bedeutung weitaus größer. L-MAG steht für Sichtbarkeit von Lesben. Deshalb habe ich schon seit vielen Jahren ein Abo und werde es auch weiterhin haben, solange es L-MAG gibt! Und das wird hoffentlich ewig sein.“

Deka Goldberg arbeitet bei der Patientenberatung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie. Legendär ist sie in Berlin allerdings durch ihre Bar Freizeitheim in Prenzlauer Berg geworden, die einst angesagter Lesbentreffpunkt war. Heute organisiert Dagmar die beliebte Lesbenparty mit Motorradcharme, den „Mondo Klit Rock Club“. Als erfahrene Partyveranstalterin pflegt sie schon lange engen geschäftlichen Kontakt zum Verlag. Mit der Redaktion ist sie nicht nur durch zahllose durchtanzte Nächte und gemeinsame Schnäpse verbunden, sondern auch durch viele Hintergrundgespräche und Zusammenstellung: Clara Woopen/dm kreative Ideen. PERSONALITY

Ohne Moos nix los – gemeinsam für Lesben Zum Jubiläum stellt L-MAG langjährige Werbepartnerinnen und -partner vor, die das Magazin als Werbemedium schätzen, es unterstützen und ... auch lesen!

Adam Szpyt, bett1.de Petra Korteknie, Nij Geertgen Bequem und fair Unterstützung für Lesben schlafen mit Kinderwunsch

„Bett1.de wurde mit der Vision „Das Kinderwunschzentrum Nij Geertgen bietet engagierte gegründet, eine qualitativ hochwertige und persönliche Betreuung für Paare und lesbische oder Matratze zum besten Preis anzu - alleinstehende Frauen mit Kinderwunsch“. bieten“. – bett1.de – – Kinderwunschzentrum Nij Geertgen –

Warum werbt ihr in L-MAG? Warum werbt ihr in L-MAG? Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Das Kinderwunschzentrum Nij Geertgen gratuliert L-MAG herzlich Ausgrenzung sind Themen, die Bett1.de zum 15-jährigen Jubiläum! Wir werben in dem Magazin, um darauf um treiben. Im Kampf gegen das Matratzen - aufmerksam zu machen, dass die Kinderwunschbehandlung für kartell deckte ich als Gründer Preisabspra- lesbische Frauen bei uns in den Niederlanden gesetzlich erlaubt ist. chen auf und schuf mit der Bodyguard Mat- Auch durch die Zusammenarbeit mit L-MAG können wir immer mehr ratze eine Alternative für Verbraucher und Frauen helfen, ihren Traum vom Kind zu verwirklichen. Verbraucherinnen. Für bett1.de ist es selbst- Was ist eure Lieblingsrubrik? verständlich, jede Art von Ungerechtigkeit Unsere Lieblingsrubrik ist die „Leserin des Monats“. Die Individualität abzulehnen und immer wieder Flagge zu be- und die verschiedenen Bedürfnisse der unterschiedlichsten Frauen kennen für eine offene und faire Welt. werden da sichtbar. Was ist eure Lieblingsrubrik? Auch die Rubrik „Politik“ interessiert uns sehr. Mittels der Berichter- „Politik“. Uns interessiert, wie es in Sachen stattung folgen wir den Entwicklungen in Deutschland und können LGBT vorangeht – denn sicher ist: Es gibt dadurch auch bei der psychosozialen Beratung aktuell auf unsere noch viel zu tun. deutschen Patientinnen eingehen. Unsere Fragen beantwortete Adam Szpyt, Unsere Fragen beantwortete Petra Korteknie

Geschäftsführer von bett1.de vom deutschen Patientinnenservice der Klinik Fotos: Promo [4] Promo Fotos:

34 L-MAG Philip Ibrahim, Mercure Hotel Berlin City

Ein Bett in Berlin

„Lässig, offen, individuell – ein Hotel wie Berlin!“ – Mercure Hotel Berlin City –

Warum werbt ihr in L-MAG? Weil wir nach langen Werbejahren im Gay-Segment beschlossen haben, uns auf die lesbische Zielgruppe zu fokussieren . Was ist deine Lieblingsrubrik? „Personality“ oder die „Leserin des Monats“ – weil es da viel Individua lität zu sehen gibt. Unsere Fragen beantwortete Philip Ibrahim, Direktor des Hotels

Petra dos Santos in ihrem Atelier Leder nach Maß

„Die Spezialitäten des Ateliers in Berlin sind unter anderem Harnesse, Maßanfertigungen, Lederbekleidung und modische Lederaccessoires.“ – Lederatelier Dos Santos –

Warum wirbst du in L-MAG? Weil ich selbst lesbisch bin und mir das Wohlsein (und der gute Sex) von Lesben am Herzen liegen. Was ist deine Lieblingsrubrik? Ich verfolge natürlich immer die Rubrik „Erotik“ und lese sehr gerne die neue Serie durch die Jahrzehnte in L-MAG. Unsere Fragen beantwortete Petra dos Santos, Inhaberin des Ateliers

L-MAG PERSONALITY

Herbert Murschenhofer, gayParship

Katharina Sonnet (li.), Ulla Brokemper, LEBEDO Beratung mit Musik Lesbisches

„Eine von fünf vom Land NRW geförderten psychosozialen Match Beratungsstellen für Menschen in der Zielgruppen LSBTIQ in Dortmund“. „Parship ist Deutsch- – LEBEDO – lands und Europas größte Online-Partner- Warum werbt ihr in L-MAG? vermittlung – und war Weil L-MAG in einzigartiger Weise – selbst in den Horoskopen – zur 2001 auch die erste Part- Sichtbarkeit lesbisch-queerer Frauen, ihres Lebens und ihrer Perspek- nervermittlung, die seit Beginn an mit zwei gleich - tiven beiträgt. Und natürlich auch, um überregional bekannt zu berechtigten Angeboten für homo- und heterosexuelle werden und zu bleiben. Singles gestartet ist: gayParship (und Parship)“. Was ist eure Lieblingsrubrik? – gayParship – Ulla Brokemper: Meine Lieblingsrubrik ist ganz oft das jeweilige Titelthema, weil es meistens hoch aktuell, sehr informativ und gleich- Warum werbt ihr in L-MAG? zeitig aus lesbisch-queerer Perspektive dargestellt ist. Und ich mag Mit mehr als einer Million Mitgliedern sind wir die Nummer eins der immer die Fotostrecken. Partnersuche für Gays in Europa – L-MAG ist das mit Abstand Katharina Sonnet: Neben den interessanten und sehr informativen wichtigste Print-Magazin für Lesben. Das ist doch ein „Match made in Titelthemen, deren Inhalte oft auch meine Beratungsarbeit inspirie- heaven“! (deutsch: Eine göttliche Verbindung) ren, mag ich die Rubrik „Musik L-Sounds“. Die lebendig geschriebe- Was ist deine Lieblingsrubrik? nen Vorstellungen aktueller Alben geben einen breitgefächerten Über- Ich als großer Fußballfan lese natürlich immer als erstes den Sport- blick über hörenswerte Frauenpower-Musik. Das erfreut mein teil. feministisches Herz. Unsere Fragen beantwortete Herbert Murschenhofer, Unsere Fragen beantwortete das Beratungsteam von LEBEDO Marketingchef, Parship Elite Group

Lesbisch im Das Team von Fun Factory Alter

„Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter: Dafür macht sich der Dachver- band Lesben und Alter stark – damit eine geschlechtergerechte Alterspolitik auch lesbische Lebensweisen berücksichtigt“. – Dachverband Lesben Mehr Spaß im Bett und Alter – Die Vorständinnen des Dach- „Toys aus Bremen für mehr Fun und Farbe in der Liebe und verbandes Lesben und Alter beim Sex“. – Fun Factory – Warum werbt ihr in L-MAG? Weil L-MAG zwei gute Argumente hat: eine Auflage von 15.000 Warum werbt ihr in L-MAG? Exemplaren und den heißen Draht in die lesbische Szene. Weil wir das Leben so bunt wie möglich mögen und liebend gern bei Was ist eure Lieblingsrubrik? der Gestaltung einer noch bunteren Welt unterstützen. Wir lesen jedes Heft von vorne bis hinten. Was ist eure Lieblingsrubrik? Unsere Fragen beantwortete Heike Lischewski, Das „Titelthema“, „Personality“ und natürlich „Erotik“!

Referentin beim Dachverband Unsere Fragen beantwortete Lieske Fieblinger, Marketing Fotos: Promo [4] Promo Fotos:

36 L-MAG

Mach was dich und Lesben. Hol dir jetzt ein Abo. www.L-MAG.de/abo

Deine Gewinne eine Verlosung für Jubiläums- L-MAG-Party Abonnentinnen vorteile in deiner Stadt Gewinne einen wert - vollen Sachpreis, zum L-MAG sucht die Stadt Beispiel Tickets für das (bzw. den Postleitzahlen- „Ella“ Festival auf bereich – es zählen die Mallorca (Seite 40). ersten zwei Ziffern!) mit den meisten Neu- Abonnentinnen! Dann heisst es: Wir schmeißen dort eine rauschende Party! Mach mit und motiviere deine Freundinnen! Stichtag: 31.12.2018 für andere

6 Hefte Dein Heft Dein L-Club Wir halten dich mit Zwischen den Heften für nur kompakten Infos über erhältst du alle zwei 27 Euro das Wichtigste aus der Monate unseren belieb- Lesbenwelt auf dem ten News letter mit Laufenden. Alle zwei besonderen Infos und Monate kommt das Heft Vergünsti gungen für L- pünktlich zum MAG-Events und attrak - Erscheinungstermin tiven Verlo sungen (z. B. per Post zu dir. Konzert tickets, DVDs)

Das Magazin für Lesben

Weil du wichtig bist. Wir sagen

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42 15 Jahre L-MAG Was haben wir nicht alles erlebt! Interviews mit den berühmtesten Promis der Lesbenwelt, die Geburts- stunde verschiedenster L-Events und natürlich jede Menge Coming-outs! Die letzten Jahre waren ereignisreich und voller Abenteuer. Unsere Bericht- erstattung blieb stets vorne mit dabei. Zum Jubiläum haben wir deshalb tief ins L-MAG-Archiv gegriffen, allerlei Anekdoten eingesammelt und Wünsche für die Zukunft formuliert. Auf die nächsten 15 Jahre!

Foto: Alexa Vachon, (Hintergrundbild: mfto/Getty Images) Models (v.l.n.r.): Maja, Shane, Annemarie

43 15 JAHRE L-MAG

Was bisher geschah

2003 2004 2005 2006 2007 2008

14. Juni 2003: L-MAG wird erstmals beim mit den erstaunlichen Ergebnissen der Posterkampagne „Lesben küssen besser“ CSD Hamburg verteilt, der zu der Zeit noch ersten Leserinnenumfrage (1.400 (siehe Seite 66). Mit der ersten Ausgabe im der erste in der Reihe der großen CSDs ist. Leserinnen beteiligten sich): Das Durch- Verkauf startet die „L-Kampagne“ (siehe Infostände und Verteilaktionen in Berlin, schnittsalter: 31 Jahre. 53 Prozent leben in Seite 12) für lesbische Sichtbarkeit als Köln, München, Frankfurt am Main und monogamer Beziehung, 37 Prozent als klares Statement zum Lesbischsein oder zur Stuttgart folgen im gleichen Sommer. Single. Nur 54 Prozent sind offen lesbisch Unterstützung von Lesben. Die ersten Viele CSD-Besucherinnen sind anfangs am Arbeitsplatz. L-Kampagnen-Models: Maren Kroymann skeptisch und wollen kein unbekanntes Heft Heft Nummer 6 im Herbst 2004 mit k.d. und Claudia Müller. in die Hand gedrückt bekommen. Viele lang auf dem Titel erscheint als das letzte In Heft 3/2005 zieht sich das L-MAG-Team Paare sagen: „Eins reicht uns!“, und das, kostenlose Heft. für die Aktion „Wir wollen The L Word“ aus. obwohl wir doch eine Auflage von 40.000 Januar 2005: L-MAG geht als Verkaufsheft Und die Redaktion prämiert bereits seine Exemplaren zu verteilen haben! mit dem Spruch „Lesben küssen besser“ auf 2.000ste Abonnentin. Schon die erste Ausgabe von L-MAG dem Cover an den Start. Im Pocketformat Das Ausziehen hat sich gelohnt! In Heft verkündet: Eine TV-Serie namens „The mit 100 Seiten zum Preis von 2,90 Euro 5/2005 kann L-MAG verkünden: „The L Word“ wird diesen Sommer in den USA wird L-MAG bundesweit im Bahnhofs- und L Word“ kommt doch ins deutsche Fern - Premiere feiern. im Zeitschriftenhandel sowie im Abo und sehen, zuvor war das L-MAG-Team mit Prominente Lesben, die schon in der ersten an Szeneverkaufsstellen (L-Spots) verkauft 2.000 von Leserinnen unterschriebenen Ausgabe Interviews geben, sind: Ulrike und erscheint nunmehr alle zwei Monate. Postkarten zum Sender ProSieben nach Folkerts, Katharina Franck, Tegan & Sara, Über den Verkaufsstart von L-MAG München gereist. die Tennisspielerin Amélie Mauresmo, die schreiben unter anderem die Frankfurter Im Januar 2006 mit Heft 1/2006 wird Radsport-Stars Judith Arndt und Petra Rundschau, die Frankfurter Allgemeine L-MAG groß und wechselt auf DIN-A4- Rossner sowie Pornostar Dolly Buster im Zeitung, der Focus, die taz und die Süd- Format. unvermuteten Interview (siehe Seite 58). deutsche Zeitung. In Heft 6/2006 gibt es die Ergebnisse einer

Im Herbst 2003 erscheint Heft Nummer 2 Mit dem Erscheinen im Handel startet die zweiten Leserinnenbefragung, an der über Fotos: Anna Meuer, Tanja Schnitzler, Guido Woller, Andrea Preysing, Brigitte Dummer Brigitte Preysing, Andrea Woller, Guido Schnitzler, Tanja Meuer, Anna Fotos:

44 L-MAG 89 Ausgaben L-MAG in 15 Jahren, eine wilde Geschichte von Aufbruch, Durchhalten, Trends setzen, Bewegung schaffen und gesellschaftliche Veränderungen begleiten. Die Highlights aus 15 Jahren L-MAG im Schnelldurchlauf

2009 2010 2011 2012 2013

2.000 Leserinnen teilnahmen: Die L-MAG- Zeiten – auf dem Cover ist Kate Moennig In Heft 6/2010 stellt L-MAG seine erste Leserin ist nun im Schnitt 29,6 Jahre alt, alias Shane aus „The L Word“ und eine eigene T-Shirt-Kollektion vor. definiert sich selbst zu acht Prozent als „L Word“-DVD liegt bei. Das Heft 4/2011 zur Frauen-Fußball-WM in Butch, zu 22 Prozent als Femme, zu 15 Mit Heft 2/2009 und Pink auf dem Cover Deutschland ist eins der beliebtesten Prozent als androgyn. Noch immer sind mit bekommt L-MAG einen neuen Look und ein Hefte – L-MAG behauptet: „Eine von Elf ist 54 Prozent nur etwas über die Hälfte offen neues Logo. hetero“ – niemand widerspricht. lesbisch am Arbeitsplatz, dafür sind 82 Mit dem Titelthema EU in Heft 3/2009 In Heft 1/2012 kürt L-MAG erstmals die Prozent offen in der Familie. gewinnt L-MAG den nationalen Journalis- 50 tollsten Lesben, „Die coolen 50“ – an der Im Sommer 2007 (in Heft 3) freut sich die tenpreis des EU-Parlaments. Spitze: Ellen DeGeneres, Jóhanna Sigurðar- Redaktion über die 6.666ste Abonnentin: Parallel zu Heft 5/2009 launcht L-MAG dóttir und Ndumie Funda. Antje Hofmann aus Neustadt an der Wein- seine neue Website. In Heft 3/2012 verkündet L-MAG, neue straße. Die „L-Community“ startet am 1. Dezember Besitzerinnen zu haben: der neue Special Im selben Jahr erscheint erstmals eine 2009 auf www.l-mag.de. Media SDL Verlag mit Online Chef - Sonderausgabe – L-MAG Deluxe, zu „The L Im April 2010 findet erstmals das Lesben- redakteurin Gudrun Fertig und L-MAG- Word“. Darin: Interviews mit allen Darstel- Musikfestival „L-Beach“ statt. L-MAG wird Chefredakteurin Manuela Kay als lerinnen und Infos vom Setbesuch. Medienpartner und sorgt im Vorfeld für so Geschäftsführerinnen geht an den Start! Mit In Heft 1/2008 gibt DFB-Präsident Theo viel Wirbel, dass es ausgebucht wird – allein seinen Zeitschriften SIEGESSÄULE und Zwanziger L-MAG als erstem Medium über- 2.000 L-MAG-Leserinnen buchen ver- L-MAG ist der Verlag das erste altein - haupt ein Interview zum Thema Homo - trauensvoll ein Ticket im Voraus (siehe Seite gesessene Homo-Projekt, das von Lesben sexualität und Profifußball. 66). Mit 4.200 Besucherinnen in der Ferien- geführt wird. Mit Heft 4/2008 feiert L-MAG 5-jähriges siedlung Weissenhäuser Strand an der Heft 3/2013 – L-MAG ruft auf zum Feiern: Jubiläum und startet die Kampagne Ostsee entsteht für leider zu kurze Zeit ein 10 Jahre L-MAG wird mit einem Jubel - „Deutschland wird lesbisch“. Klassiker der Lesbenfestivals. wochenende, dem ersten Dyke* March und Heft 5/2008 ist das bestverkaufte aller einer Party in Berlin gefeiert.

L-MAG 45 15 JAHRE L-MAG

2014

Zum ersten Heft 2014 brezelt sich L-MAG in überarbeitetem Layout auf und wird noch übersichtlicher und erwachsener im Look. Eine erneute Befragung der L-MAG-Leserinnen, deren Ergebnisse in Heft 2/2014 veröffentlicht werden, ergibt: ein Viertel der Leserinnen ist über 40 Jahre alt, 84 Prozent bezeichnen sich als lesbisch, 53 2015 Prozent leben in monogamer Beziehung und 81 Prozent wollen heiraten, warten aber auf die Öffnung der Ehe oder sind bereits verpartnert. Die beliebtesten Heftrubriken sind Film und Buch. Im März 2015 organisiert L-MAG gemeinsam mit dem Schwester - magazin SIEGESSÄULE eine vielbeachtete Podiumsdiskussion: „Die unsichtbare Lesbe – Über das Verschwinden einer Identität“ im Berliner Szeneclub SchwuZ, viele hundert Menschen kommen – im Anschluss wird eine riesige Party in der „Kampflesbenlounge“ gefeiert. Die Veranstaltung bewirkt eine nachhaltige Debatte um die Unsichtbarkeit von Lesben. Im Juni 2015 bekommen die L-MAG-Verlegerinnen Gudrun Fertig und Manuela Kay als „dynamisches Duo für lesbische Sichtbarkeit“ den Augspurg-Heymann Preis der LAG Lesben Nordrhein-Westfalen verliehen. 2016 Von Ende Juni bis zum Dezember 2015 wird in Berlin die bahn - brechende und bisher größte Ausstellung ihrer Art „Homosexuali- tät_en “ im Deutschen Historischen Museum sowie im Schwulen Museum gezeigt. Auch L-MAG ist Teil dieser Ausstellung und damit offiziell ein Teil der LGBT-Geschichte. Im Frühjahr 2016, als die rechtspopulistische AfD immer mehr Zulauf erhält, beteiligt sich L-MAG an der Aktion „Arsch hoch“ und ruft dazu auf, an Wahlen teilzunehmen und sich bewusst und markant gegen rechte politische Strömungen zu stellen. Im September/Oktober 2016 ist die neue politische Rechts-Strömung auch Titelthema des Hefts. 2017 Die Webseite wird mobil: Im Sommer 2016 geht L-MAG-mobil an den Start. Endlich können „News“, „KWord“ und die Serviceseiten, wie „L-Dating“, „L-Termine“ und die „Kleinanzeigen“, einfach über das Smartphone besucht werden. Im September 2016 initiiert L-MAG mit seinem Schwestermagazin SIEGESSÄULE die Nachfolgeveranstaltung der Lesbendebatte im SchwuZ mit dem Titel „Dyke Out“ und diskutiert über „Gute und Schlechte Lesben“, erneut vor vielen hundert Menschen mit anschließender rauschender Party. Zum April 2017 bietet L-MAG seinen Abonnentinnen den L-Club an – alle, die ein Abo haben, sind automatisch im L-Club und bekommen 2018 mittels des neuen Newsletters exklusive Veranstaltungen sowie andere Vorzüge angeboten. Eine der ersten L-Club-Partys wird im Mai 2017 „L-Kick“ in Köln, zum Fußball-Pokalfinale der Frauen. Im August 2017 veranstaltet L-MAG gemeinsam mit SIEGESSÄULE den einzigartigen „Queer Summer Splash“ – den weltweit ersten und einzigen LGBT-Badetag in einem städtischen Freibad – dem Kreuz - berger Prinzenbad in Berlin; 2.500 Gäste feiern mit. Im Juni 2018 kann L-MAG offiziell seinen 15. Geburtstag feiern. Mit der Jubiläumsausgabe Juli/August erscheint die 89. (inklusive L-MAG Deluxe) Ausgabe. Damit ist L-MAG das am längsten kontinu- ierlich erscheinende und regulär im Zeitschriftenhandel erhältliche

Magazin für Lesben im deutschsprachigen Raum. Fotos: Guido Woller, Peter Dobias, Uta Zorn, Alexa Vachon Alexa Zorn, Uta Dobias, Peter Woller, Guido Fotos:

46 L-MAG

15 JAHRE L-MAG

Du und dein Heft Das Wichtigste an L-MAG sind seine Leserinnen. Exemplarisch für die bunte Vielfalt von Abonnentinnen, Kiosk-Käuferinnen und Alt- sowie Neu-Leserinnen, zeigen wir drei Storys, die der Redaktion auf die Frage nach „eurem L-MAG-Erlebnis“ geschickt wurden

Lara (18) Mit Mama auf L-MAG-Suche Mit 16 war ich in den Sommerferien mit meiner Mutter für eine Woche in Berlin. Bei ihr bin ich mittlerweile schon seit über zwei Jahren out und sie hat mich von Anfang an immer total unterstützt. Von daher war es auch kein Problem, als ich sagte, dass ich gerne eine lesbische Zeit- schrift lesen würde. Sie hat sich dann sofort in Berlin mit mir auf die Suche gemacht, aber das einzige, was wir gefunden haben, war Schwulissimo. Als mir Google dann L-MAG vorschlug, habe ich sie mir prompt am Bahnhof für die Rückfahrt gekauft. Meine Mutter hat mich ermutigt, weil ich mich fast nicht getraut hätte, sie am Bahnhof zu kaufen. In meiner Stadt mit 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern lebt es sich leider nicht besonders gut als (junge) Lesbe. Treffpunkte oder ähnliches sucht man vergebens, weshalb ich hier meine Sexualität nicht so ausleben kann, wie ich es gerne möchte. Beziehungsweise natürlich könnte ich das vielleicht, aber ich habe leider Angst vor Diskriminierung oder davor, dass meine Freunde nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Da mir die Zeitschrift so gut gefällt, hab ich vor circa zwei Wochen endlich mein Abonnement abgeschlossen und freue mich jetzt schon total auf die nächste Ausgabe! In L-MAG lese ich alles super gerne, besonders die Sportthemen. Auch die aktuelle Ausgabe (Mai/Juni) finde ich total toll. Ich bin ein sehr humorvoller Mensch, der viel lacht, und da kam mir das Titelthema Humor gerade recht. Auch die neue Serie über die Jahrzehnte finde ich sehr informativ und interessant zu lesen. Und mit dem Klatsch von Karin Schupp bin ich immer auf dem neuesten Stand in der Lesben-Promiwelt! Super übrigens, dass ihr das Fair-Abo anbietet, für mich als Schülerin ist das die perfekte Lösung!

Macht weiter so, ihr macht das super! Liebe Grüße

Lara Fotos: privat [3] privat Fotos:

48 L-MAG Konni (39, re.) Lesben lesen sowas nicht?! Mein merkwürdigstes L-MAG Erlebnis: Vor vier Jahren habe ich mich endlich getraut, zu meinen Gefühlen zu Frauen zu stehen, und erzählte der einzigen lesbischen Frau in meinem Bekanntenkreis, dass ich schon länger heimlich L-MAG lese. Diese hat dann tatsächs- lich behauptet, echte frauenliebende Frauen würden so etwas nicht lesen. Das hat mich total geschockt und verunsichert. Aber was soll ich sagen? Es hat mich nicht davon abge- halten, weiterhin L-MAG zu lesen! Ich glaube, dass sie ganz wunderbar hilft, gerade auch wenn Frau noch nicht „out und proud“ ist. Inzwischen bin ich seit über zwei Jahren mit meiner Frau glücklich und vor einem Jahr sind wir zusammen ins eigene Häuschen gezogen. Nun sind wir feste L-MAG-Abonnentinnen geworden. Danke, dass ihr für mich da wart und danke, dass es euch gibt!

Eure Konni

Vor zehn Jahren sind wir eine eingetragene Claudia (49, re.) und Lebenspartnerschaft eingegangen. Eines der vielen schönen Geschenke war ein Probe-Abo Petra (57) für L-MAG, das wir von einem befreundeten Das ideale Hetero-Paar (!) bekommen haben. Seitdem sind wir begeisterte Leserinnen. Seit letztem Hochzeitsgeschenk Jahr sind wir auch verheiratet und haben jetzt eure Zeitschrift natürlich im Dauer-Abo. Uns gefallen alle Rubriken, besonders die „Leserin des Monats“ ist immer spannend und die Buchtipps verschlingen wir. Berichte über Lesben in anderen Ländern finden wir auch spannend.

Wir wünschen weiterhin gutes Gelingen, Claudia und Petra aus Bremen

L-MAG 49 15 JAHRE L-MAG

Weißt du noch …? L-MAG-Autorinnen und Autoren erinnern sich an ihre aufregendsten, verrücktesten oder einprägsamsten Erlebnisse aus ihrer L-MAG-Zeit

Hannah Geiger, seit April 2018 Volontärin in Kultur hinterlassen. Drei Jahre später durfte der Redaktion ich erneut mit Leisha Hailey sprechen, bei Letzten Oktober traf ich die queere Sängerin einem Telefoninterview für L-MAG. Dabei Be Steadwell in Berlin-Neukölln für ein Inter- zeigte sie großes Interesse an Berlin und der view. Die Künstlerin aus den USA macht Szene dort – ich hoffe, sie war mittlerweile „Queer Pop“, wie sie es selbst nennt, und mal in Berlin unterwegs? singt über Liebe und Herzschmerz. Übers Schmachten vergaß ich fast die Hälfte mei- ner Fragen. Mein Lieblingszitat von ihr: „Die Hauptzutat meiner Musik ist Verletzlichkeit“.

Leisha Hailey (li.), die uns in „The L Word“ als Alice Pieszecki verzaubert hat, Arm in Arm mit Lawrence Ferber

Dana Müller, seit 2015 Redakteurin Die Arbeit in der L-MAG-Redaktion ist einzig- Lauschig zwischen Herbstlaub: Sängerin Be Steadwell artig. Im Angebot sind Dienstreisen zum (li.) und damals noch Praktikantin Hannah Geiger „L-Beach“-Festival, Partys auf Ibiza mit den Lawrence Ferber, seit jeher freier L-MAG- Chefinnen und Ausflüge ins Fußballstadion. Autor in New York City Obendrauf kommen Interviews mit Im Jahr 2003 wurde ich zu einem Promo- bekannten Persönlichkeiten wie Umwelt - Termin für die Serie „The L Word“ ins Hotel ministerin Barbara Hendricks oder Schau- W New York am Times Square eingeladen. spielerin Cécile de France („La belle saison – Ich durfte mit dem ganzen Cast abhängen, Eine Sommerliebe“) und Gespräche mit inklusive Leisha Hailey, die mir schon als Aktivistinnen und Leserinnen. Aus der Viel- Musikerin bei The Murmurs ein Begriff war. zahl an besonderen Begegnungen ein Das war eine fantastische Erfahrung. Mit da- einzelnes Ereignis zu fischen, ist schier un- bei war auch Pam Grier (spielt Kit Porter) – möglich. Was mich nachhaltig beeindruckte, Ich liebe diese Frau! war der erste Einblick: 2010 kam ich frisch Ich fand es toll, dass so viel Geld in die vom Studium aus Sachsen-Anhalt nach Serie gesteckt wurde und ein Mainstream- Berlin zum Praktikum bei L-MAG. Bei der Sender wie Showtime die Sache voranbrach- Besprechung eines meiner ersten Texte mit te – man konnte ja nicht ahnen, WIE groß Chefredakteurin Manuela Kay fiel mir die und erfolgreich alles werden sollte. Die Serie Konzentration schwer. Denn mit viel Geduld

hat schließlich bleibende Spuren in unserer nahm sie meinen Text auseinander, erklärte Fotos: jackielynn, privat [2], Laia Ventayol Laia [2], privat jackielynn, Fotos:

50 L-MAG Defizite und unterbreitete Verbesserungsvor- schläge. Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch von etwas anderem angezogen: dem schwarzen Hupfdildö auf dem Tisch. Der „Rough Riderz“ – ein mittelgroßer Dildo, der auf einem aufblasbaren Hüpfball angebracht ist – wartete auf die Sextoytesterin. Dieses Szenario: das professionelle Gespräch in einem kühlen Konferenzraum, im Blick das skurrile Sextoy, beeindruckte mich so sehr, dass ich wenig später nach Berlin zog und seitdem nicht mehr von L-MAG lassen kann, denn nirgends ist Alltag so bunt und vielfäl- tig wie hier.

Seit neuestem auch im Fußballstadion: Dana Müller beim DFB Pokalfinale der Frauen 2018 in Köln

Karin Schupp, Klatschkolumnistin seit der ersten Ausgabe und seit 2014 Online- Redakteurin 2015 beim „Ola Girls“-Festival im spanischen Calpe hatte ich spontan die Chance auf ein Interview mit der Schauspielerin Ruby Rose, die abends als DJ auflegen sollte. Ich brüllte ihr meine Fragen ins Ohr, denn das Inter- view fand mitten im Strandgetümmel statt, direkt hinter uns kam Technogewummer aus gigantischen Boxen und eine Samba-Kapelle zog auch noch vorbei. Ruby neben mir blieb trotz allem entspannt und erzählte mir von ihren deutschen Wurzeln und dem Lesben- klüngel in L.A. Eine Woche später ging „Orange is the New Black“ online, und die ganze Welt kannte sie – wahrscheinlich war es das letzte Mal, dass ein Interview mit ihr so unkompliziert zu haben war!

Karin Schupp schaffte, wovon viele nur träumen: ein Tête-à-Tête mit Model und Schauspielerin Ruby Rose

L-MAG 15 JAHRE L-MAG

Simone Veenstra, ehemalige Redakteurin Steff Urgast, freie Autorin seit 2003 und von reizvollem Gossip aus Lesbenhausen und und seit zehn Jahren freie Autorin aktuelle Fotoredakteurin vielen guten Gags zwischendurch. Eine Vor zehn Jahren plante ich mit meiner L-MAG hat mir einen Jugendtraum erfüllt. unvergessliche Zeit! Freundin ein halbes Jahr Auszeit. Warum Mit zwölf habe ich mich im Plattenladen in also nicht auch L-MAG ein paar Artikel Skin, die Frontfrau der Band Skunk Anansie, anbieten, dachte ich mir. Also rief ich an, wir verliebt. Noch vor meinem Coming-out bin unterhielten uns und noch bevor ich in das ich zu Konzerten gereist und habe mit dem erste Flugzeug stieg, hatte ich zwei Handvoll Kassettenrekorder – und großem Herz- Kontakte und Verabredungen vorbereitet. schmerz – jeden MTV-Schnipsel der Band Meine Freundin hatte ein Work&Travel- aufgenommen. Als ich 20 Jahre später den Visum, ich den Laptop, einige Aufträge und Auftrag der Redaktion erhielt, Skin zu Deadlines im Gepäck. Daraus entwickelte interviewen, war ich für Tage euphorisiert. In sich in Neuseeland eine wunderbar mehr als zehn Jahren Schreibpraxis war ich charmante Eigendynamik: Ich interviewte nie so aufgeregt wie vor diesem Interview. In die Organisatorin eines lesbischen News - der Berliner Hotelsuite strich mir Skin zur letters und die nahm mich mit zum nächsten Begrüßung über meine Arme und meinte, sie Stammtisch. Schon hatte ich die nächste möge meine Tätowierungen. Sofort war ich Verena (2. v. re.) bei einem der legendären Ausflüge des Übernachtung bei einem Frauenpaar, das wieder zwölf. Es folgte ein spannendes und L-MAG-Teams zu „L-Beach“, unvergessliches Highlight biologisches Gemüse anbaute. Die beiden offenes Gespräch. Nach Jahren des Fan-Seins bleiben die L-MAG-Apartment-Partys – mit Promi-Faktor wiederum waren Freundinnen von zwei in diesem professionellen Kontext mit Skin Frauen an der nächsten Küste. Und so ging und Mark (Schlagzeuger) zu sprechen, hat Die Sextoytesterin, seit Anbeginn dabei es weiter. Von einer Interviewpartnerin mich nachhaltig glücklich gemacht – ein Auf der Liste der Dinge, mit denen ich wurde ich an die nächste weitergereicht, wir absolutes Highlight meines Berufslebens. keinesfalls mal masturbieren wollte, rangier- reisten von der Süd- auf die Nordinsel und te der Staubsauger stets auf einem soliden zurück, ernteten im lesbischen Kollektiv Platz drei nach der Kettensäge und dem Kiwis, verjagten Opossums, besuchten Kaktus. Dementsprechend pikiert war ich, als lesbisch geführte Hikingtouren, einen Sex- mir die Redaktion einen fliederfarbenen shop, Buchhandlungen, Kunsthandwerkerin- Masturbations-Staubsaugeraufsatz zum nen, Lehrerinnen für Maoritraditionen und Testen schickte, der sich auch noch als wah- vieles mehr. Ohne die Artikel für L-MAG res Orgasmusmonster entpuppte. Dank der hätte ich kaum so viele interessante Lesben Redaktion landete ich mit einem Staubsau- (unter anderem eine Großcousine der von ger im Bett. Zum Glück! mir sehr verehrten Schriftstellerin Emma Donoghue) kennengelernt und Einblicke gewonnen, die weit über das hinausgehen, was man ansonsten auf einer Reise mit - bekommt. Eine strahlende Steff Urgast (li.) mit ihrem Teenie-Idol, der Sängerin Skin (2. v. li.) und dem Schlagzeuger Mark

Verena Peldschus, Ex-Praktikantin und freie Autorin Mein Highlight war das „L-Beach“-Festival 2016 mit der gesamten L-MAG-Crew. Wenn die ein ganzes Wochenende die Redaktion verlässt, gibt’s kein Halten mehr. Durch - gefeierte Partys bis zum Morgengrauen, allerlei Flirts, spannende Gespräche und natürlich die großartige Peaches, die mit Reisend erkundete Autorin Simone Veentsra (2. v. re.) übergroßem Vulva-Hut auf der Bühne per- Der L-MAG-Sextoytesterin wird nichts erspart – nicht

mit ihrer Freundin (re.) das lesbische Neuseeland formte. Getoppt wurde dieses Wochenende mal Sex mit dem Staubsauger und seinem Zubehör Fotos: privat [3], jackielynn, krizzi with the k!, Vortex Vibration, L-MAG Vibration, Vortex k!, the with krizzi jackielynn, [3], privat Fotos:

52 L-MAG Isabel Lerch, freie Autorin seit April 2014 Kerstin Fritzsche, seit über zehn Jahren freie Sonya Winterberg, seit 2008 freie Autorin in 2015 war ich für L-MAG beim Tel Aviv Pride Autorin für Print und Online in Stuttgart Dresden in Israel. Das war meine erste Pressereise Da soll noch mal jemand sagen, Online- Mein denkwürdigstes L-MAG-Erlebnis war und eine der spektakulärsten Erfahrungen Kontaktanzeigen bringen nichts: über das eine Reise nach Brüssel. Eine Gruppe von meines Lebens – einen so verrückten, heißen „L-Dating“ auf der L-MAG-Website habe ich L-MAG-Autorinnen (Beate Seiferth, Wiebke und queeren Ort, wie Tel Aviv zur Pride vor siebeneinhalb Jahren meine Partnerin Nieland, Gemma Pörzgen, Simone Veenstra Week, habe ich noch nie erlebt. Überall Kathrin kennengelernt. Nun leben wir mit und ich) hatten für die Artikelserie zur hingen Regenbogenflaggen, eine Party jagte zwei Katzen (ja, Klischee!) in Kathrins Europawahl 2009 die deutsche Nominierung die nächste und auf den Straßen tanzten Heimatstadt Stuttgart und wollen da auch für den Journalistenpreis des Europäischen zehntausende fröhliche Menschen nackt bleiben. Zusammen sind wir politisch aktiv, Parlaments gewonnen. Gemeinsam mit Chef- oder in bunt-glitzernden Kostümen zu engagieren uns gegen die „Demo für alle“ redakteurin Manuela Kay reiste ich zur Preis- wummernden Bässen. Meine Begegnung mit und die AfD, und ich bin zudem Gründungs- verleihung nach Brüssel. Dass es uns Conchita Wurst war dabei der Höhepunkt mitglied von SchLAu (schwul-lesbische Auf- gelungen war, das Thema Europa für unsere eines insgesamt unvergesslichen Trips. klärung in der Schule) im Rhein-Main- Leserinnen (und die heterosexuelle Jury!) Gebiet. spannend zu präsentieren und wir dafür Anerkennung gefunden hatten, war ein Highlight für mich.

Happy Pride! Isabel Lerch (li.) glücklich mit Conchita Gesucht und gefunden: Kerstin Fritzsche (li.) und ihre Preis für lesbische Berichterstattung: Sonya Winterberg Wurst, ESC-Gewinnerin von 2014, in Israel Partnerin haben sich über L-Dating kennengelernt (re.) mit Chefredakteurin Manuela Kay und in Brüssel 15 JAHRE L-MAG

Manuela Kay, L-MAG-Mitbegründerin und Anja Hinrichs, in der Verlags-Verwaltung seit bin Team Alex)! Aber das fällt alles unter Chefredakteurin 2012 und Abo-Verwalterin seit 2017 Diskretion bei ganz normalen Lesben, die In 15 Jahren L-MAG bin ich vor allem von Zum 1. März 2017 hatte der Verlag die Abo- sich zufällig begegnen. den tollen Interviews, die man in diesem Job Verwaltung selbst übernommen. Nach führen darf, begeistert. Mein schönstes Inter- monatelangen Vorarbeiten und jeder Menge view war 2009 mit meiner Lieblingsband Schweiß auf der Stirn vor Aufregung Gossip – die drei waren lässig, offen, sehr schickte ich die erste Versanddatei für die ehrlich und zugleich lustig. Absolutes Glück, Hefte der Abonnentinnen an die Druckerei. wenn Musikgefühl, politische Haltung und Dass die Ausgabe 03/2017 wohlbehalten bei Rock ‘n’ Roll so perfekt zusammen kommen den Leserinnen angekommen ist, war der und man besten Gewissens für eine Band wohlverdiente Lohn für die nervenaufreiben- schwärmen kann. de Arbeit. Das vielleicht intensivste Interview durfte ich 2012 mit der Sängerin Soko führen, deren Augen und durchdringende Blicke mich doch sehr aus dem Konzept brachten. Am Ende Stephanie Kuhnen (li.) plauderte mit Schauspielerin Alexandra Hedison (re.) über Gott und die (Lesben-)Welt des Interviews fiel sie mir tatsächlich um den Hals und bedankte sich für ein tolles Gespräch – ich hatte wohl noch wochenlang Herzchen in den Augen. Rocksängerin und Lesbenikone Melissa Etheridge durfte ich im Laufe meines Berufs- lebens am meisten – mindestens fünf Mal – L-MAG, das Team und der Verlag, interviewen. Einmal fragte ich sie, ob ihr Bekommt trotz Aufregung immer alles genau richtig hin: danken allen – auch hier nicht zu eigentlich klar sei, dass auf Lesbenpartys in Abo-Verwalterin Anja Hinrichs Wort gekommenen – freien und Deutschland noch regelmäßig „Like the Way festen früheren und aktuellen I Do“ gespielt wurde? Sie lachte laut und Stephanie Kuhnen, ehemalige Chefredak - Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wollte absolut nicht glauben, dass ein so teurin und freie Autorin seit 2004 die in 15 Jahren mit großem Einsatz veralteter Eifersuchtssong bei Lesben in Manchmal kommen Interviewzusagen auf und viel Leidenschaft dazu beigetragen Deutschland ernsthaft noch populär sein Zuruf. So war das für die Januar/Februar- haben, dieses Magazin zu dem zu könnte. So amüsiert es mich immer sehr, Ausgabe 2012 mit Schauspielerin Alexandra machen, was es ist! wenn dieser Song nach wie vor auf (fast) Hedison, sie spielt die Filmemacherin Dylan jeder Lesbenparty läuft. Moreland in „The L Word“. Es war an einem Vormittag, ich öffnete meinen Rechner, fand eine E-Mail von ihr mit einer Telefonnummer in England und einer Zeitangabe, die ich unmöglich schaffen konnte, um geschniegelt und gebügelt im Büro zu sitzen. Ich rief an. Sie meldete sich (was für eine Stimme!). Ich stellte meine Fragen zu ihrem Kunstprojekt und dann stellte sie mir Fragen zurück. Sie fragte unter anderem, wie das lesbische Tiefe Blicke: Chefredakteurin Manuela Kay (re.) und Sängerin Soko verstehen sich beim Interview sichtlich Leben in Berlin so ist. Und dann kamen wir auf Bars, in die man nicht geht, weil da Mario Olszinski, seit 2016 Grafiker Ex-Freundinnen herumlungern. Das Als einziger schwuler Mann im L-MAG-Büro Aufnahmegerät musste ich an diesem Punkt kommt es immer wieder zum „Clash of ausstellen. Das Telefonat dauerte insgesamt Cultures“ (auf deutsch: Zusammenstoß der drei Stunden: zwei ziemlich normale Lesben Kulturen). Denn was uns eint – das Homo - schnatterten über grauenhafte Exen und wie sexuelle –, unterscheidet uns auch. Ich lerne diese einem das Leben zur Hölle machen Neues über Fußball und Roller Derby – dafür können. Nur ihre Ex ist deutlich berühmter erkläre ich, was Beachwaves sind. Eine Frisur als meine. Zwischendrin erzählten wir uns nämlich. Immer wieder befruchtend. auch, dass wir gerade Pyjamahosen tragen. Zum Ende verriet sie noch, dass sie da eine kennengelernt hat, mit der alles ganz gut aussieht. Wir verabschiedeten uns mit dem Versprechen, in Berlin mal was trinken zu gehen. Das ist bisher noch nicht passiert. Dafür erfuhr ich später, dass die Besagte Jodie Foster ist, mit der sie mittlerweile ver- heiratet ist. Und ich kann nie wieder Ellen Mario und Hund Putin gehen im L-MAG-Büro DeGeneres sehen, ohne an das Telefonat zu

gemeinsam in die „lesbische Schule“ denken, und gebe zu: Je suis Team Alex (Ich Fotos: Tanja Schnitzler, privat [3] privat Schnitzler, Tanja Fotos:

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Das Magazin für Lesben

Weil du wichtig bist. Foto: Alexa Vachon, mfto/Getty Images Vachon, Alexa Foto: DYKES* N’ROSES 15 JAHRE L-MAG DIE JUBILÄUMSPARTY FREITAG 3. AUGUST / 22 UHR SCHWUZ/BERLIN ROLLBERGSTR. 26, NEUKÖLLN

LESBIANS & FRIENDS DJs: BLUES, GRACE KELLY, IPEK, KARINA ELEKTRO/POP/ROCK

TICKETS: ABENDKASSE 10 EURO WWW.L-MAG.DE WWW.SCHWUZ.DE 15 JAHRE L-MAG Starke Auftritte Prominente, aufstrebende Talente und unvermutete Interviewpartnerinnen – so war L-MAG von Anfang an. Deshalb gibt es zum Jubiläum Auszüge von drei legendären Interviews aus der ersten Ausgabe von 2003

Die erste Ausgabe

Ulrike Folkerts, „Tatort“-Star, stets souverän im Umgang mit Lesbischsein im Interview: „Die Popularität haut ziemlich rein“

L-MAG: Seit 1989 spielst du die „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal. „Hallo, ich bin Ulrike, wie heißt du, lass uns einen Kaffee trinken.“ Ist sie mittlerweile eine Art Alter Ego? Das macht manchmal auch einsam. Ulrike Folkerts: Sie ist auf jeden Fall eine gute Freundin, die mir Hat sich seit deinem Coming-out viel verändert? ans Herz gewachsen ist. Ich habe mich mit dieser Frau und den Dreh- Jein – ich mache immer noch „Tatort“, aber kaum etwas anderes. büchern weiterentwickelt, davon hat auch Lena profitiert, es ist eine Natürlich kommt da der Gedanke, dass man mich nicht besetzt, weil Art Beziehung. man denkt, dass ich lesbisch bin und also keine Heterofrau spielen Was gefällt dir an Lena Odenthal, was magst du nicht? kann. Aber man tut sehr tolerant und spricht nicht darüber. Auf jeden Fall ist sie ehrgeiziger als ich, was den Job betrifft. Sie hat Im November 2002 hat dich das Publikum bei der „Bambi“-Verleihung kein Privat leben, das geht mit mir überhaupt nicht zusammen. Sie ist zur beliebtesten deutschen TV-Kommissarin gewählt. Wie kam es mehr eine einsame Wölfin, ich bin eher der gesellige Typ. Mir gefällt, zwei Tage später zur Bild-Schlagzeile: „Ich bin so froh, dass ich ‘ne dass Lena ein unkonventioneller Frauentyp ist im deutschen Fernse- Lesbe bin“? hen. Das ist ein Satz aus dem Vorwort eines Coming-out-Buches. Völlig aus Was hat sich verändert, seit du Kommissarin bist? dem Zusammenhang gerissen, kommt das natürlich schräg daher. Ich Die Popularität haut ziemlich rein, man bekommt überall Aufmerk- war ziemlich sauer. Meistens ist das wie eine Welle, die maximal zwei samkeit. Es kann anstrengend sein, Menschen kennenzulernen. Ich Wochen dauert. Am besten, man fährt in Urlaub, denn auf so einen fühle mich manchmal komisch, weil ich merke, dass mich alle Artikel folgen andere, die Blutsauger schreiben voneinander ab, das kennen, eine gewissen Scheu vor mir haben und ich nicht sagen kann: ist eine Kettenreaktion. (...) // Interview: Andrea Winter 58 L-MAG Das kanadische Musik-Duo Tegan & Sara war als „Newcomerinnen“ auf der von L-MAG zum Heftstart veröffentlichten CD „Pure Woman“ vertreten. Unter dem Titel: „Die Antwort auf t.A.T.u.“ sprach Tegan (Sara kamt nicht zu Wort) 2003 über das damals populäre russische „Pseudo-Lesben-Duo“ t.A.T.u. und ihr zweites Album

L-MAG: Ihr kennt euch als Schwestern in- und auswendig. Ist es da offen sind und weil wir so sind wie sie. Blöd ist, wenn ihre Eltern besonders schwierig oder eher einfacher, zusammen Musik zu ihnen dann verbieten, unsere Platten zu kaufen, nur weil wir lesbisch machen? sind. Aber schaut nicht nur auf uns, weil wir lesbisch sind! Was ist, Tegan: Es gibt Sachen, die sind sicherlich einfacher. Zwischen uns wenn sich das plötzlich ändert? Das ist doch nicht das Einzige. Wir bestehen Bande, die bei anderen Leuten nicht existieren. Manchmal sind witzig, intelligent, höflich – und unsere Musik ist doch das kann es auch frustrierend sein. Aber wir kennen es gar nicht anders. Wichtigste. Seit wir denken können, spielen wir zusammen. Das hat Priorität, Was haltet ihr von t.A.T.u.? auch wenn es manchmal bedeutet, dass wir uns im Hotelzimmer fast Tegan: Das interessiert uns nicht wirklich. Ob sie nun lesbisch sind umbringen. oder nicht, egal. Gut für sie, wenn sie damit Geld verdienen. Es ist kein Geheimnis, dass ihr lesbisch seid. Ist das für euch wichtig? Bei euren Konzerten sind doch bestimmt 40 Prozent Lesben? Tegan: Komischerweise fragen uns immer nur Homomagazine Tegan: Ja, bei unseren ersten Konzerten haben wir Fragebögen danach. Irgendein französisches Magazin dachte, wir wären so eine verteilt, um das rauszubekommen. Ich finde es aber nicht so wichtig, Art kanadische t.A.T.u. Als sie hörten, dass wir Zwillinge sind, haben was die Fans sind. Natürlich fühlen sich gerade Lesben von uns ange- sie die Geschichte schnell heruntergefahren. Menschen werden sehr zogen. Aber auch alle anderen sind uns willkommen. Hauptsache, sie schnell festgelegt. In unserer Highschoolzeit gingen wir auch mit finden unsere Msuik nicht langweilig und kommen nur, weil wir Jungs, jetzt eben mit Mädels – und es waren verdammt süße dabei, lesbisch sind. (...) das sollte man festhalten. Ich finde es aber auch toll, wenn uns Mädchen E-Mails schicken, dass sie uns klasse finden, weil wir so // Interview: Angela Gobelin

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In den ersten Jahren hatte L-MAG die Wie oft hattest du Sex mit einer Frau? beliebte Rubrik „Das unvermutete Inter- Lesbischen Sex hatte ich nur vor der Kamera, das aber relativ oft, weil das Szenen sind, die für heterosexuelle Männer, aber auch für Frauen view“. Promis, die man hier nicht vermutet sehr ansprechend sind. hätte, wurden zu iher Haltung gegenüber Du hast mal gesagt, dass die meisten Darstellerinnen Lesbensex am Lesben befragt. L-MAG wollte zeigen, dass liebsten machen. Warum? Lesben in allen gesellschaftlichen Das machen sie deshalb am liebsten, weil sie wissen, dass die Szene Bereichen wichtig sind und wahr - mit Sicherheit klappt. Es gibt nicht irgendeinen Grund oder eine dämliche Ausrede, wie es halt mit einem Mann schon mal vor - genommen werden. Im Interview waren kommen kann. Die lesbischen Sexszenen vor der Kamera zu machen, zum Beispiel Schlagerstar Wolfgang Petry fand ich übrigens schön und interessant. Mit Frauen ist es nicht oder Fußball-Manager Reiner Calmund. In schwierig, Lust zu verspüren, es ist sogar einfacher als mit manch der ersten L-MAG-Ausgabe kam Pornostar einem Mann. Außerdem habe ich letztens im Fernsehen von einer Dolly Buster über Sex mit Frauen zu Wort: Studie gehört, dass jede dritte Frau von lesbischem Sex träumt. Was hältst du von dem Klischee, dass Lesben sexmuffelig und prüde „Lesbensex klappt!“ seien und sich nicht um ihr Äußeres kümmerten. Sind Lesben unerotische Wesen für dich? Das ist absoluter Blödsinn! Grundsätzlich mag ich weder bei Männern noch bei Frauen ein vernachlässigtes, ungepflegtes Äußeres, aber das verkörpern moderne Lesben für mich nicht. Das wird sich auch ständig noch weiterhin verändern, es werden sich zukünftig immer mehr Frauen dazu bekennen. Auch wird es so sein, dass man nicht mehr auf Anhieb sehen kann, wer dann lesbisch ist und wer nicht. // Interview: Dirk Ludigs

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Was wirklich geschah … Hinter den Kulissen von L-MAG: Klatsch-Kolumnistin Karin Schupp packt aus

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Seit fünfzehn Jahren haben wir nur eine Mission: Unsere Leserinnen dieser Hinsicht doch viel respektvoller als die Heteromedien! Nur glücklich zu machen! Und dazu ist uns keine Mühe zu groß: Wenn wir meine Kollegin River Tucker fragte zwei Jahre später die (hetero - nicht gerade am neuen Heft schrauben oder alle lesbischen Events be- sexuelle) Rose Rollins (Tasha) nach ihrer sexuellen Orientierung suchen, die wir im Terminkalender unterkriegen, jetten wir durch die (aber nur, weil Rose immer „wir“ sagte, wenn sie über Lesbisches Welt, um Stars zu interviewen. Und wir hatten sie fast alle, von Ellen sprach) – und bekam prompt ein Interview-Verbot mit Kate. Page bis Ulrike Folkerts, von P!nk bis Kerstin Ott, von Ruby Rose bis Auch auf „L-Beach“ trafen wir „The L Word“-Stars: Etwa Leisha Bettina Böttinger und – als eines der ersten deutschen Medien – Hailey (2010), die morgens um sechs auf der Tanzfläche unserer Tegan & Sara (in unserem allerersten Heft!, siehe Seite 58), Beth Ditto Autorin Maike Schultz begegnete, worauf man das für 10 Uhr anbe- und Sia. raumte Interview lieber verschob. Oder Rachel Shelley [6, Mitte] Aber auch ohne Promis geben wir alles: Nach einer verlorenen Wette (2011), die beim Plausch in der Garderobe beinahe vergaß, dass sie warfen sich die L-MAG-Verlegerinnen Gudrun Fertig und Manuela mit der Band Betty den „L Word“-Titelsong singen wollte, und gerade Kay auf der Party zum Dyke*March 2015 in Damengarderobe und noch rechtzeitig zum Refrain ungebremst auf die Bühne gerast kam. sangen „Atemlos durch die Nacht“. Leider galt absolutes Foto- und Und natürlich Daniela Sea [2, Mitte] (2013), die auf unserer Videoverbot! (Gedankt wurde ihnen ihr Einsatz nicht: Wegen einer beliebten L-MAG-Appartement-Party mitfeierte. kritischen Rezension eines Helene Fischer-Albums kündigte eine Seit dem Ende von „The L Word“ haben wir „Orange is the New erzürnte Leserin ihr Abo!) Black“ im Visier. So kam ich 2015 bei einer Netflix-Party in Berlin Und 2005 posierte die L-MAG-Redaktion (fast) nackt für unsere Post- Laura „Alex“ Prepon [8] und Taylor „Piper“ Schilling [8] ganz nahe – kartenaktion „Wir wollen ‚The L Word’ in Deutschland“ und lieferten nur dass mir das Beweisfoto fehlt, weil meine Begleitung beim die Karten persönlich (aber bekleidet) bei ProSieben ab. Knipsen die beiden Frauen in ihren High Heels in den Fokus nahm, sodass von mir, zwanzig Zentimeter tiefer, nur die Haarspitzen ins Lieblingsserien: „The L-Word“ und „OITNB“ Bild ragten. Immerhin erfuhr ich im Smalltalk mit Laura, dass sie häufig ihre Schwester besucht, die in Hamburg lebt, aber nur einen Mit „The L Word“ waren wir ja ganz dicke – ein ganzes Sonderheft deutschen Satz im Repertoire hat: „Ein fantastischer Wein!“ entstand nach einem Set-Besuch in Vancouver 2006, wo ich an Bettes Unsere Autorin Uta Zorn war bei den „OITNB“-Dreharbeiten zur vier- und Tinas Pool sitzen durfte und mich mit den gut gelaunten Schau- ten Staffel in New York und übereichte Laverne Cox (Sophia) den per- spielerinnen unterhielt. Nur Kate Moennig (Shane) war mürrisch und sönlichen Brief einer Kollegin, während Lea DeLaria (Big Boo) schon

einsilbig, weil sie vermutlich L-Fragen befürchtete – dabei sind wir in ungeduldig auf die L-MAG-Ausgabe mit ihrem Interview wartete. Fotos: imago/IPON, krizzi with the k!, Clara Singer, Moritz Schmidt, Tanja Schnitzler, L-MAG, TF-Images/Getty Images, Netflix TF-Images/GettyImages, L-MAG, Schnitzler, Tanja Schmidt, Moritz Singer, Clara k!, the with krizzi imago/IPON, Fotos:

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Und beim Gegenbesuch in Berlin 2016 Claudia Neumann vor Ort für ungläubiges Kuhnen hielt ihrerzeit in einem Restaurant erzählte DeLaria L-MAG-Redakteurin Dana Staunen sorgte. ihre Interview-Partnerin Peaches für die Be- Müller von ihrem Abend im lesbisch- Fußball-Liebling der Redaktion ist aber die dienung. Nun ja, die Musikerin trug ein Hot schwulen Club Die Busche und zeigte sich VfL Wolfsburg-Kapitänin Nilla Fischer [5]: Dog-Kostüm (sie kam direkt von einem Foto- begeistert von der hiesigen Lesbenwelt. Von einem Interview 2015 kamen Chefredak- termin). Den Spontaneitätspreis bekommt teurin Manuela Kay und Fotografin Tanja Linda Marlen Runge [3], welche die „GZSZ“- Versteckt im Fußball – offen in Schnitzler mit leuchtenden Augen zurück Lesbe Anni spielt: Schon einen Tag nach dem der Politik und waren tagelang nicht ansprechbar … Anruf von Autorin Ahima Beerlage saß sie Am Tag nach dem DFB-Pokalfinale 2017 in mit uns in der Berliner Szenekneipe Süd- Der Frauenfußball empfing uns mit weniger Köln kam‘s zu einem Wiedersehen: Wir block. Am längsten hingegen – 15 Jahre – offenen Armen. Noch zur WM 2011 erlaubte trafen die Schwedin, die mit einem Privat - warteten wir auf das Interview mit Hella von uns der DFB nur zögerlich Interviews, in de- auto und Teamkolleginnen auf der Rück- Sinnen, bis es in diesem Jahr endlich statt- nen wir doch bitte das L-Wort vermeiden fahrt war, an der Autobahntanke und fand und sie kurz darauf gleich auf unserer sollten, und legte ein Veto gegen unsere gratulierten persönlich zum Titelgewinn. Party „L-Kick“ in Köln auftauchte. Wunsch-Covergirls Silvia Neid [7] und Auch zwei Politikerinnen eroberten unser Wer fehlt noch? Zum Beispiel Kristen Nadine Angerer [4] ein. Stattdessen hievten Herz: Die damalige Umweltministerin Stewart (auch wenn L-MAG-Chefredakteurin wir kurzerhand die offen heterosexuelle Lira Barbara Hendricks [1] (und erste offen Manuela ihr schon ganz nahe kam: Beim Alushi (damals noch Bajramaj) auf Seite Eins lesbische Ministerin) nahm sich trotz eines Filmfestival in Cannes 2017 saßen die beiden und titelten „Eine von Elf ist hetero“. Das kurz bevorstehenden Klimagipfels Zeit für in derselben Sitzreihe!), Jodie Foster und die Heft wurde uns übrigens beim Public Vie- uns – und lernte erst von uns das Wort eine oder andere Fußballnationalspielerin … wing in Frankfurt von Teammanagerin Doris „Ökolesbe“. zum Glück reißt die Liste nie ab! Und es Fitschen förmlich aus den Händen gerissen. Katarina Barley, damals frischgebackene werden immer weniger, die nicht mit einem Vier Jahre später zur WM in Kanada bekamen Familienministerin (inzwischen leitet sie das Lesbenmagazin sprechen wollen (ja, wir wir dann endlich unsere Titelstory mit Justizressort), wurde nach ein paar Gläsern meinen euch, Anne Will und Beachvolleyball- „Natze“ und schickten mit Fußballexpertin Rotwein mit der L-MAG-Redaktion zur Olympiasiegerin Kira Walkenhorst!) Aber Uta Zorn eine eigene Reporterin zum Ehrenlesbe ernannt. wir haben ja noch viele Jahre und viele Hefte Turnier, was bei ZDF-Sportkommentatorin Unsere ehemalige Chefredakteurin Stephanie vor uns!

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Nachhaltige Wirkung Eine Welt ohne L-MAG ist natürlich möglich. Doch wäre sie ein bisschen farbloser und langweiliger. Eine kleine Jubelei über die größten Erfolge und Trends, die L-MAG gemein- sam mit Mitstreiterinnen und Leserinnen feiern darf

„The L Word“ ganz nah Ohne L-MAG-Leserinnen keine Shane und Co. in Deutschland

Nachdem die lesbische Kultserie „The L-Word“ 2006 schon in 17 2.000 Postkarten später tauchten Shane, Bette und Alice auf unseren Ländern ausgestrahlt wurde, sorgten L-MAG und seine Leserinnen mit Bildschirmen auf. Außerdem war L-MAG das erste Medium in Deutsch- einer Postkartenaktion dafür, sie auch endlich in Deutschland sehen zu land, das über die Serie schrieb (schon im ersten Heft 2003). Später können. Fünf Mitarbeiterinnen (und ein männlicher Kollege) ließen sich gab es mit L-MAG Deluxe nicht nur eine Extra-Ausgabe zur Serie, dafür nackt mit dem Slogan „L-MAG will the L-Word“ auf Postkarten sondern immer wieder Interviews mit allen Beteiligten der Kult-Serie. ablichten und riefen ihre Leserinnen auf, diese unterschrieben zurück- zuschicken. Die gesammelten Karten wurden dann persönlich von www.l-mag.de/news-1010/the-l-word-kommt-wieder Teilen des L-MAG-Teams beim Sender ProSieben in München auf den Redaktionsschreibtisch aufgestapelt, denn der Sender hatte die Serie Einmal zwar schon eingekauft, aber machte keine Anstalten, sie auszustrahlen. buchstabieren, bitte Das „L-Wort“ auf dem Zeitschriften- Cover Vereint auf die Straße! Von Bio-Gleitgel bis Dyke* March: Eine der schönsten Man glaubt es kaum, aber vielen kommt unser Erfolgsgeschichten Lederpeitsche Lieblingswort kaum über die Lippen: Lesbische Sexualität jenseits von L-E-S-B-E. Oft als Schimpfwort oder alt - Zum zehnten Jubiläum hatte sich das L-MAG- männlicher Sichtweise modisch betrachtet, trauen sich viele nicht, es Team etwas ganz Besonderes ausgedacht: laut auszusprechen. Bei L-MAG ist es von Inspiriert von den Dyke Marches in Nord- Welches Spielzeug funktioniert wie und Anfang an groß und deutlich auf jedem Cover amerika, die traditionell am Vorabend des wofür? In jeder Ausgabe testet die enthusias- zu lesen – das trägt dazu bei, das ungeliebte CSD stattfinden, initiierte das Redaktionsteam tische Sextoy-Testerin in der Rubrik „Erotik“ Wort positiv und selbstbewusst zu besetzen! im Juni 2013 den Dyke* March in Berlin verschiedene Toys, Gleitgele oder Stellungen (Siehe auch Seite 18). Seitdem folgten in und stellt somit klar: Wir tun es und wir tun www.l-mag.de/ueber-uns/l-mag-history den letzten Jahren viele andere Städte, es richtig! Damit bringt L-MAG weibliche und wie Hamburg oder Köln mit eigenen Dyke* lesbische Sexualität in den Fokus und Marches – so geht lesbische Sichtbarkeit! definiert weibliche Lust souverän und frei von Scham. Nächster Dyke* March Berlin: 27. Juli 2018

www.dykemarchberlin.com Ältere Hefte kaufen: www.l-mag.de/archiv Schnitzler Tanja Foto:

64 L-MAG Ein Pool voller Queers Der LGBT-Freibad-Tag „Queer Summer Mach ein L draus! Splash“ Die L-Geste als Zeichen lesbischer Sichtbarkeit Einmal im Jahr ganz entspannt und in guter Gesellschaft planschen, sonnenbaden, Eis essen und tanzen: Mit dem „Queer Summer Daumen und Zeigefinger als L formen und in Splash“ haben L-MAG und sein Schwester - die Kamera halten – die mittlerweile fast als magazin SIEGESSÄULE ein Freibad-Event auf Erkennungszeichen unter Lesben benutzte die Beine gestellt, das es kein zweites Mal auf L-Geste dachte sich das L-MAG-Team vor 15 der Welt gibt! Neben Angeboten wie Jahren aus (siehe auch Seite 12). L-MAG fragte schwulem Wasserball oder Synchron - Dutzende Promis, Politikerinnen, Sängerin- schwimmen für alle sorgen Szene-DJs, nen und viele mehr, mit dem „L“ als Zeichen kulinarische Leckerbissen und kaltes Bier für für offen gelebtes oder solidarisches Lesbisch- gute Stimmung im Kultbad in Berlin-Kreuz- sein für Fotos zu posieren. Dazu gesellten sich berg, das an einem Tag ganz von Lesben, auch viele Heteros, Schwule und Trans, die Schwulen, Trans* und allen, die am Queer- zeigen wollten, dass auch sie Lesbischsein sein Spaß haben, in Beschlag genommen cool finden. wird.

www.l-mag.de www.siegessaeule.de/queersummersplash Viele prominente Künstlerinnen, wie die Musikerin Sarah Bettens, Sängerin der Band K’s Choice, unter- stützten die L-Kampagne von L-MAG

Berlin bleibt queer SIEGESSAULE Das Magazin SIEGESSÄULE überlebte dank L-MAG-Team

1984 zunächst als schwule Zeitschrift in West-Berlin veröffentlicht, wendet sich das auflagenstärkste Berliner Stadtmagazin mittlerweile an ein queeres Publikum und ist in seiner Art weltweit einzigartig! Weil JUNI 2018 • SIEGESSAEULE.DE 2003 das SIEGESSÄULE-Team die neue L-MAG im gleichen Verlag ent- Comeback: wickelte, konnten die ehemaligen SIEGESSÄULE-Redakteurinnen US-Popstar SSION Gudrun Fertig und Manuela Kay, die nunmehr für L-MAG zuständig waren, im Jahr 2012 einspringen, als Verleger Reiner Jackwerth sich zur Ruhe setzte. Sie gründeten einen neuen Verlag und kauften ihm die STIRN BIETEN Magazine ab. Somit war das Überleben von SIEGESSÄULE und L-MAG Keine Panik? Übergriffe im öffentlichen Raum in ihrer bis dahin szenenahen und unabhängigen Form weiterhin und Sichtbar werden: Der Black Lives Matter Month bis heute gewiss. Grande Dame: Klaus Wowereit im Interview

BERLINS MEISTGELESENES STADTMAGAZIN EXPANDED CONTENT IN ENGLISH www.siegessaeule.de 15 JAHRE L-MAG

Als Medienpartner rührte L-MAG mit Anzeigen und Ticketbonus im Heft die große Werbetrommel Authentische Werbung für Lesben mit „echten“ Lesben Von der Pornoecke zur festen Rubrik: Für Fe- für „L-Beach“ gab es so zum ersten Mal bundesweit durch L-MAG minismus musste der Platz errungen werden

Fester Platz im Regal Like lez in the sunshine L-MAG etabliert einen Platz für Der Erfolg von „L-Beach“ lesbisch-feministische Hefte im Zeitschriftenhandel Seit acht Jahren gibt es das Musikfestival an der Ostsee, das zu einem der größten Lesben- Welches war wohl das erste Lesbenmagazin festivals Europas wurde. Für seine vielen der Nachkriegszeit, das in Deutschland in lesbischen Musikerinnen, Bands, Stars und Zeitschriftenläden zu finden war? L-MAG jede Menge Partys wurde „L-Beach“ legendär. natürlich! Zu Beginn oft noch fälschlicher- L-MAG sagte noch vor dem ersten Mal seine weise in der Porno- oder Motorsport-Ecke ver- Unterstützung zu und trommelte als Medien- steckt, liegen lesbische und feministische partnerin jede Menge Leute zusammen: Zur Inhalte nun seit 15 Jahren offen in vielen Zeit- Premiere im Frühjahr 2010 wurden allein schriftenläden aus. Damit war L-MAG weg- 2.000 Buchungen über L-MAG-Leserinnen weisend auch für andere feministische oder generiert. So wurde „L-Beach“ bekannt und „Frauenliebe“-Magazine, die nun einen auf- erfolgreich! Viele Jahre lang hielt L-MAG dem findbaren Platz im Kioskregal haben. Festival die Treue und feierte gemeinsam mit Leserinnen auch stets mit. Wo L-MAG zu finden ist: www.l-mag.de/ Leider hat der Hype um das „Genderhappe- „Lesben küssen besser!“ specials/wo-gibts-l-mag.html ning für LesBiTrans“, wie es mittlerweile Lesbische Küsse nicht hinter genannt wird, stark abgenommen. verschlossenen Türen Nächstes „L-Beach“: 17.–19- Mai 2019 Mal zärtlich, mal leidenschaftlich, aber immer Berlin wird lesbisch www.l-beach.com schön gay: Lange Zeit waren lesbische Küsse Lesbische Sichtbarkeit im Koalitions- auf Zeitschriftencovern undenkbar. Durch vertrag L-MAG waren sie bundesweit in den Zeit- Erst anfeuern, dann schriftenläden zu sehen. Der wahrscheinlich „Die Koalition wird dafür sorgen, dass erste „echte“ lesbische Kuss im Kiosk war der lesbische Projekte nicht im Hintergrund blei- abfeiern auf dem ersten L-MAG-Verkaufsheft im Jahr ben und lesbische Sichtbarkeit erhöhen“ – Köln wird zum Pokalfinale ein Stück 2005. Da hieß es auf dem Cover: „Lesben SPD, Die Linke und Die Grünen bezogen im lesbischer küssen besser“ – und das sah man auch. letzten Berliner Koalitionsvertrag ganz klar Stellung zu lesbischer Sichtbarkeit. Die Nach euphorischem Anfeuern im Rhein - Gehässige Kommentare von Kollegen aus allgemeine Debatte zum Thema wurde ange- energiestadion trifft man sich in Köln seit zwei dem Jahr 2005: www.taz.de/!655624 regt und befeuert durch eine vielbeachtete Jahren auf der „L-Kick“ Party. Von der Redak- Veranstaltung und Podiumsdiskussion im tion in Zusammenarbeit mit DJ Blues veran- März 2015: „Die unsichtbare Lesbe – Über das staltet, findet die Party am Abend nach dem Verschwinden einer Identität“ im Berliner DFB-Pokalfinale der Frauen im Club The Cag Club SchwuZ – ausgedacht und initiiert von statt. Anzutreffen sind feierwütige Frauen den Zeitschriften SIEGESSÄULE und L-MAG! aller Altersgruppen. Fußballstars wurden auch schon gesichtet! Koalitionsvertrag: www.berlin.de/rbmskzl/regierender-buer- www.thecage.club germeister/senat/koalitionsvereinbarung Foto: L-MAG Foto:

66 L-MAG MARKT PLATZ

Anwältinnen Barbara Wessel Christina Clemm auch Fachanwältin für Strafrecht Yorckstrasse 80 | 10965 Berlin U-BHF Mehringdamm Tel 030. 62 20 17 48 [email protected] www.anwaeltinnen-kreuzberg.de

 Lebenspartnerschaften und Familienrecht  Aufenthalts- und Asylrecht  Strafrecht  Gewaltschutz/Stalking 15 JAHRE L-MAG

Ist das alles? In den letzten Jahren wurde viel in Sachen Gleich- stellung und Emanzipation erreicht. Trotzdem ist es noch lange nicht genug! Die L-MAG-Wunschliste für eine gerechtere Welt in den nächsten 15 Jahren

15 Jahre wird L-MAG. 15 Jahre, in denen wir schiedliche Produkte wie Programmzeit- eine Minderheit und ihre Lebensweise immer wieder gefragt wurden, ob es noch schriften, Versicherungen, Autos, Parfums, duldet, beziehungsweise sie gewähren lässt. immer nötig sei, „lesbisch“ auf den Titel zu Singlebörsen, Kinderwunschkliniken oder Das ist nicht gerade die Definition von Eben- setzen oder innerhalb der Artikel explizit Reiseportale wird gezielt auf Lesben zuge- bürtigkeit. Was also sollte in den nächsten auszuweisen. Schließlich habe sich bereits schnittene Werbung produziert. 15 Jahren geschehen? Wir hätten eine einiges in die richtige Richtung entwickelt. Doch: Reicht das wirklich aus? Dass Unter- Wunschliste: Das stimmt zum Teil, zum Teil auch nicht nehmen und Unterhaltungsmedien an Frau- 1. Die Veränderung des vorherrschenden (siehe Seite 24). enpaare denken, um ihre Produkte zu ver- Machtgefüges, das momentan dafür sorgt, Zugegeben, in den letzten Jahren outeten kaufen? dass so wenige LGBT, Frauen und Menschen sich immer mehr Frauen – von Sportlerinnen Reicht es Diversitäts-Schulungen zu geben mit Migrationshintergrund in Führungsposi- wie Abby Wambach oder Nadine Angerer, und eine Frauenquote einzuführen? Bedeutet tionen zu finden sind. Noch immer glauben über Moderatorin Anne Will, bis hin zu das tatsächlich, es gibt nichts mehr zu tun? viele Männer, dieser Missstand habe viel- Schauspielerinnen wie Cynthia Nixon, Ellen Haben sich Vorurteile, Intoleranz, Ablehnung mehr etwas mit fehlender Eignung zu tun. Page und Kristen Stewart (siehe Seite 78), und Ungleichgewicht nun erledigt? 2. Wir fordern mehr Diversität und Gleichbe- und sorgten damit gleichzeitig für größere rechtigung in allen Bereichen: In Unter - Sichtbarkeit und für mehr positive Vorbilder. Sieben Wünsche für nehmen und in Jurys, in Kommissionen und Der Serie „The L Word“ ist der steigende eine gerechtere Welt auf Panels, bei Umfragen und Gesetzesent- Coolnessfaktor von Lesben zu verdanken und würfen, in Kindergärten, Schulen, Aus - damit verbunden die Wandlung von Stereo- L-MAG findet, es ist noch immer nötig, dort bildungsbereichen und vor allem überall typen. Dass es die Lesbe in den letzten 15 LGBT drauf zu schreiben, wo es drin steckt. dort, wo Entscheidungen gefällt werden, die Jahren mitten hinein in die massenwirksame Weil es bis zur Gleichstellung und -berechti- uns alle oder die speziell LGBT betreffen. Mainstream-Unterhaltung geschafft hat, gung noch ein weiter Weg ist. Viel wurde und 3. Vorurteilfreies und Lösungsorientiertes beweisen nach „Xena“ unendlich viele Serien wird über Toleranz gesprochen. Aber Miteinander in Diskussionen und Gesprächen und Filme. nehmen wir diesen Begriff einmal wörtlich, gehört ebenso auf die Wunschliste für die Inzwischen werden Lesben mitunter auch als bedeutet er nichts anderes, als dass jener Teil Zukunft. Und rote Karten für alle, die bei

Wirtschaftsfaktor begriffen. Für ganz unter- der Gesellschaft, der die Mehrheit ausmacht, anstehenden Veränderungen zunächst „Aber Foto: Alexa Vachon Alexa Foto:

68 L-MAG das war schon immer so!“ widersprechen von dem Moderator gänzlich ignoriert zu Meinung, eure Wünsche, eure Zukunfts- oder nur sehen, was ihnen persönlich werden. Und Aussagen wie „Na, wenn du mit ideen! dadurch angeblich weggenommen wird. Weg einer Frau verheiratet bist, müsst ihr euch 7. Und letztendlich: Ja, wir hätten nichts mit der Vorstellung, wir treten gegen - wenigstens keine Gedanken über einen gegen eine oder einen LGBT-Bundes - einander an! Karriereknick wegen der Kinder machen“, kanzlerin oder -kanzler in der nächsten sind kein Zeichen von Akzeptanz. Amtsperiode, in deren oder dessen Profil 5. Die Wunschliste geht weiter mit der Vision ebenso die Gleichstellung und -berechtigung von der Freiheit, sagen und posten zu im Land verankert ist, wie wichtige außen- „Bis zur Gleichberech - können, was uns auf dem Herzen liegt ohne politische Haltungen. gleich, wie bei der #metoo-Diskussion, in Zusammengefasst hoffen wir, uns mit - tigung ist es noch ein den Verdacht zu geraten, einen Über - einander dem Optimum für die gesamte weiter Weg“ wachungsstaat anzupeilen, der Männer auf Gesellschaft zu nähern (was übrigens die dem Kieker hat. Und zugleich wünschen wir offizielle Definition von „Norm“ ist). Bis es so uns einen verantwortungsvollen Umgang mit weit ist, berichtet L-MAG darüber und Medien, Meinungen, Neuigkeiten und Aus - schreibt weiterhin das „L-Wort“ aus. Bis es 4. Hinzu kommt der Wunsch nach einem sagen. Glaubhaftigkeit und Fairness für ebenso gewohnt, regulär gebräuchlich und steigenden Bewusstsein für sprachliche Dis- gemeinsame neue Lösungen, ohne dass die die Norm ist, wie der Rest. In diesem Sinne: kriminierungen: Nein, eine Kollegin will am lautesten Schreienden eine ernst- Auf die nächsten 15 Jahre! nicht hören, dass sie gut aussieht, trotz fach- gemeinte Diskussion zur Farce machen. // Simone Veenstra licher Versiertheit. „Jetzt lasst das Fräulein 6. Außerdem haben wir die Hoffnung auf auch mal was sagen“ ist nicht wirklich besser, mehr Engagement von allen: Informiert als während der Diskussion auf einem Panel euch, mischt euch ein, formuliert eure

L-MAG 69 FOTO

Arno ist über L-MAGs Schwester - magazin SIEGESSÄULE vor circa sieben Jahren zu L-MAG gekommen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm sein legendäres „10 Jahre- Jubiläums“-Cover mit sechs vergoldeten Frauen auf dem Titelbild. Beim Fotoshooting legte sich auch die damalige Foto - redakteurin Nadja Brendel

ordentlich ins Zeug (unten) Foto: Felix Moreno Felix Foto:

70 L-MAG Einmal lächeln, bitte Sie setzen Models in Pose, drängeln sich auf Veranstaltungen mit schwerem Kamera-Equipment durch die Menge und kommen eigenen Idolen ganz nahe – die L-MAG-Fotografinnen. Zum Jubiläum zeigen sie ihre Lieblingsfotos aus 15 Jahren Arbeit hinter der Kamera

Christiane Stephan war die erste Fotoredakteurin von L-MAG und organisiert heute unter anderem queere Stadtteiltouren in Hamburg. Ihr Lieblingsfoto von Beth Ditto zeigt die ehemalige Gossip-Sängerin noch sehr jung im Jahr 2006 nach einem exklusiven Konzert ihrer Band in einem kleinen Hamburger Club. „Beth Ditto war ein bisschen verschwitzt, ungeschminkt und super sympathisch.“

L-MAG 71 FOTO

„Ungeplant, ungestresst, uneitel“, so beschreibt Jackie Baier, langjährige L-MAG-Fotografin und außerdem Filmregisseurin, die Entstehung ihres Lieblingsbildes der Comedienne Tahnee in einem Berliner Theater, das es für die Januar/Februrar-Ausgabe 2018 sogar aufs Cover geschafft hat. „Sowas freut.“

72 L-MAG Brigitte Dummer ist von Beginn an bei L-MAG. Anfänglich als Sportfotografin unterwegs, ist sie nun seit 25 Jahren in der Berliner Szene als Fotografin und auf den roten Teppichen bekannt. Das Bild mit der Sängerin Kerstin Ott, das während eines Shootings im Mai 2017 entstand, liegt „Gitti“ besonders am Herzen.

L-MAG 73 FOTO

Sally B. ist L-MAG schon seit 15 Jahren treu und liebt Shootings, bei denen sie all ihre Kreativität einsetzen kann. Das Coverfoto der November/Dezember-Ausgabe 2006 ist ihr Liebling. „Die Herausfor- derung ist, das Bild, das man vor Augen hat, umzusetzen und wie ein Bildhauer die Details und Formen auszuarbeiten. Die Fotos entsprachen genau meiner Vorstellung.“

74 L-MAG Tanja Schnitzler setzt ihre größte Leidenschaft – Fotografie – seit „bestimmt hundertachtundfünfzigeinhalb Galaxien“ bei L-MAG um. Beim ersten „L-Beach“ Festival am Weissenhäuser Strand entstand im April 2010 ihr Lieblingsbild: Die Ex von Angelina Jolie und Super - model Jenny Shimizu auf einer deutschen Bowlingbahn mit USA- Fahnen-Kitsch im Hintergrund. „Weil Gegensätze nie selbstverständ - licher waren.“

L-MAG 75 EROTIK

Gerüchte und Fantasien um lesbischen Sex spielen auch im Film „Die Misandristinnen“ von Bruce LaBruce ein gewichtige Rolle. Hier eine Traumszene in weißen Federn, wie Lesben es mögen

Wir haben den besseren Sex Über lesbische Sexualität kursieren die wildesten Vorstellungen. Was ist dran an den gängigsten Gerüchten? L-MAG checkt den Wahrheitsgehalt

Die meisten Orgasmen Streicheln und Schmusen Gerüchten und einigen mehr oder minder wissenschaftlichen Studien zufolge haben Lesben statistisch gesehen mehr Orgasmen und Gerüchten zufolge sieht lesbischer Sex so aus: Zwei Frauen blicken besseren Sex als durchschnittliche Hetero-Paare. Außerdem haben sich lange zärtlich in die Augen, streicheln sich ein bisschen an der wir die meisten Sextoys erfunden, haben Bücher, die „Schöner Schulter, schmusen kurz und kämmen sich dann zum Höhepunkt Kommen“ heißen und hingen überdies schon in Mösen-Ejakulations- gegenseitig die Haare. Workshops herum, als die meisten Cis-Heteras noch versuchen Ursprung des Gerüchts: Das Stereotyp der sexlosen Lesbe ist uralt mussten, ihren Boyfriends die geografische Lage der sagenum - und hat seine Wurzeln unter anderem im sexistischen Stereotyp von wobenen Klitoris zu erklären. Und unsere Toys besorgten uns schon Frauen als weniger sexuellen Wesen. Sextoydealerinnen, als unsere Hetera-Mütter ihre Vibratoren noch aus Hartnäckigkeit des Gerüchts: Nicht tot zu kriegen. den Sanitätshaus seiten des Quellekataloges bestellen mussten. Ursprung des Gerüchts: Das ist kein Gerücht!!! Wahrheitsgehalt: Hartnäckigkeit des Gerüchts: Könnte besser sein. Für so einen Unfug hat Oma sicherlich nicht in den „Sex Wars“ gekämpft! Zwar gibt es durchaus auch asexuelle Lesben, dass die sich Wahrheitsgehalt: allerdings ständig gegenseitig als eine Art Sexersatz die Haare Die absolute, reine und einzige Wahrheit, Amen! kämmen würden, darf stark bezweifelt werden. Salzgeber Foto:

76 L-MAG Der Lesbische Bettentod

Geht es nach hartnäckigen Gerüchten, funktionieren lesbische Beziehungen ungefähr so: Lesben treffen sich zu einem Date, bei dem sie gemeinsam über ihre fiesen Exfreundinnen weinen und danach drei Stunden lang in der Clubtoilette vögeln. Am nächsten Abend ziehen sie zusammen, gehen mit ihren bereits vorhandenen Katzen zum Katzen-Entspannungstherapeuten, damit die beiden Lieblinge sich genauso gut aneinander gewöhnen wie das frisch verliebte Pärchen. Und dann trifft der große Fluch der lesbischen Schafzimmer ein: Der „Lesbian Bed Death“, der lesbische Bettentod, bedeutet, dass das Sexleben des Pärchens nach kurzer Zeit ein Ende hat. Ursprung des Gerüchts: Für das Konzept des „Lesbian Bed Death“ lässt sich eine konkrete Urheberin ausmachen. Nämlich Pepper Schwartz mit ihrer etwas fragwürdig konzipierten Studie „Amercian Couples“ (Amerikanische Paare) aus dem Jahr 1983, die zu dem Schluss kam, Lesben in längeren Beziehungen hätten weniger Sex als andere Paare. Hartnäckigkeit des Gerüchts: Ziemlich.

Wahrheitsgehalt: Nun ja. Dass romantische Zweierbeziehung gemeinhin kein Hort dauerhaften hemmungslosen Sexes sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings scheint das keineswegs ein primär lesbisches Problem zu sein.

Das Pornoklischee

Ein gänzlich anderes Stereotyp als das der sexlosen Lesbe wird häufig in der Mainstreampornografie vertreten. Hier sind Lesben ausnahmslos großbusige Blondinen mit Faible für neonfarbene Damenunterwäsche. Sie drehen sich, bei im Hintergrund dudelnder Fahrstuhlmusik, erst unmotiviert an den Nippeln, ziehen dann unter dem Kopfkissen einen gigantischen Dildo hervor und mit dem geht es dann ebenso un - motiviert und vor allem ohne jegliches Gleitgel oder Vorspiel kurz, aber heftig, zur Sache. Dann schleicht aus dem Off ein schnauzbärtiger kleiner Herr heran, die Blondinen gucken sehr erleichtert und er über- nimmt den Part des Dildos. Ursprung des Gerüchts: Der cis-heteronormative Kapitalismus und ein paar fantasielose Pornofilmer mit zu wenigen lesbischen Drehbuch- schreiberinnen. Hartnäckigkeit des Gerüchts: Mittel. Lesbische und queere Porno - grafinnen oder auch Filme und Serien wie „Bound“, „The L Word“ oder „Orange is the New Black“ haben einige interessante Korrektive ge- schaffen.

Wahrheitsgehalt: Sicherlich findet sich im Schrank der einen oder anderen Lesbe auch mal neonfarbene Damenunterwäsche, ebenso dürften sexuelle Spiele, die schnauzbärtige Drag Kings involvieren, nicht ausschließlich dem Reich der Fantasie entsprungen sein. Dass allerdings irgendwer freiwillig Riesendildos ohne Gleitgel oder Vorspiel benutzt und dabei Fahrstuhlmusik hört, ist ganz sicherlich gefährlicher Unfug. // Texte: kk

L-MAG KLATSCH VON KARIN SCHUPP EXTRA

1 Die spektakulärsten Coming-outs der letzten 15 Jahre Fotos: Christiane Pausch, Taylor Hill/Film Magic/Getty Images, Paul Archuleta/Getty Images, Archuleta/Getty Paul Magic/Getty Images, Hill/Film Taylor Christiane Pausch, Fotos: Hannes Magerstaedt/Getty Images imago/APress,

76 L-MAG AKTUELLE PROMI-NEWS: K-WORD DIE KLATSCH-KOLUMNE VON KARIN SCHUPP K Jeden Freitag auf www.L-mag.de WORD

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Muss man das heute wirklich noch extra Tamtam selbst erledigen. Wir stellen die spiel, das zu einer Essstörung führte. Sarah verkünden, wenn man lesbisch, bisexuell größten Coming-outs der letzten fünfzehn Paulson („Ocean’s Eight“) ließ Taten oder queer ist? Ja, das muss man, solange Jahre vor. sprechen und küsste bei den Tony Awards vor es immer noch viel zu wenige offen laufenden Fernsehkameras ihre damalige lesbische Vorbilder gibt und auch heute 2003–2006 Lebensgefährtin Cherry Jones, und Vera noch viele junge Lesben glauben, die Int-Veen („Helfer mit Herz“) erwähnte 2006 einzige weit und breit zu sein. Die Norma- Im ersten L-MAG-Jahr sagte der britische im Bunte-Interview zum ersten Mal ihre lität, die wir uns wünschen, muss eben 80er-Jahre-Popstar Samantha Fox in der „Lebensgefährtin, die mir wirklich Halt gibt. erst einmal geschaffen werden, und daran Mail on Sunday: „Ich bin zurzeit in eine Frau Wir sind glücklicher denn je.“ sind Prominente entscheidend beteiligt. verliebt, aber ich denke nicht, dass mich das Seit L-MAG-Gründung hatten rund 200 zu einer Lesbe macht“. Und die spätere 2007–2009 weibliche Promis ihr öffentliches Coming- „DSDS“-Gewinnerin ELLI ERL [3] erklärte out, gut die Hälfte davon in den letzten im Laufe der zweiten Staffel der RTL- Nach Int-Veen wagten sich mit Anne Will fünf Jahren. Das ist nicht nur der ge - Castingshow: „Momentan fahre ich mehr auf (2007), Dunja Hayali und RAMONA stiegenen Akzeptanz, sondern auch den Frauen ab“. LEISS [4, re.] (beide 2008) noch mehr TV- Sozialen Medien zu verdanken: Kam dafür 2004 machte Ex-„Sex and the City“-Star Moderatorinnen aus dem Schrank. früher vor allem das „Ja, ich bin’s“- Cynthia Nixon, zuvor hetero unterwegs, ihre 2008 outeten sich auch die The B-52‘s- Zeitungsinterview in Frage, wofür man Beziehung mit Christine Marinoni öffent- Sängerin KATE PIERSON [2], Ruby Rose schlagzeilenwürdig genug sein musste, lich und wurde zu einer der prominentesten („Orange is the New Black“), damals MTV- kann das heute jede Musikerin oder LGBT-Aktivistinnen der USA. Ex-„Ally Moderatorin in Australien („Ich bin nicht Schauspielerin aus der zweiten Reihe mit McBeal“-Star Portia de Rossi, frisch mit bisexuell. Ich bin lesbisch.“), und Film - einem Facebook-Post oder einem Insta - Ellen DeGeneres liiert, sprach 2005 öffent- sternchen Lindsay Lohan, die damals mit DJ gram-Foto mit der Liebsten ohne großes lich erstmals über ihr jahrelanges Versteck- Samantha Ronson liiert war – inzwischen

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will sie von all dem aber nichts mehr wissen. schrieb in ihren Memoiren zum ersten Mal 2009 freuten sich die Älteren unter uns über über ihre Frauenbeziehungen und ihre lang- die Coming-outs von KELLY MCGILLIS [8] jährige Partnerin. Kürzlich heiratete sie ihre („Top Gun“), Meredith Baxter („Familien- Lebensgefährtin, die Fotografin BETTINA bande“) und Wendy Melvoin und Lisa Cole- FLITNER [10, re.] und bestätigte das sogar man, früher in der Prince-Band The Revoluti- auf ihrer Webseite: „Meine langjährige on und später als Wendy & Lisa unterwegs. Lebensgefährtin, die Fotografin Bettina Mit einem Bi-Bekenntnis machte auch Lady Flitner, und ich haben am 2. Juni 2018 ge- Gaga Schlagzeilen (und betonte seitdem heiratet.“ Und Popstar Jessie J stand damals häufig, keine „Mode-Bisexuelle“ zu sein). offen zu ihrer Freundin, tat die Beziehung aber drei Jahre später als „eine Phase“ ab. 2010–2012 2012 teilte Kristy McNichol, der größte weibliche Teeniestar der frühen Achtziger, Als bi bezeichnete sich 2010 Nadine Angerer, der Welt mit, dass sie lesbisch ist, die Ski- Torfrau des Fußball-Nationalteams, in einem springerin Daniela Iraschko wurde zum Zeit-Interview (als lesbisch bezeichnete sie ersten offen lesbischen Promi Österreichs, sich erst 2015 in ihrer Autobiografie), Oscar- und Ex-„Akte X“-Star Gillian Anderson 5 Gewinnerin Anna Paquin per Twitter und plauderte über frühere Frauenbeziehungen Amber Heard („Justice League“), indem sie (definierte sich aber dennoch als hetero). mit ihrer damaligen Freundin bei einer LGBT- Gala auftrat. Nachdem sie es jahrelang de- 2013–2015 mentiert hatte, erklärte 2011 auch Evan Rachel Wood („Westworld“), dass sie bisexu- Dass wir das noch erleben durften: Bei den ell sei und wurde zur Aktivistin für Bi-Sicht- Golden Globes 2013 bedankte sich Jodie

barkeit. ALICE SCHWARZER [10, li.] Foster bei ihrer Ex Cydney Bernard, „einer LEON Press, imago/ZUMA imago/STAR-MEDIA, imago/UPI Photo, Media/Getty Images, Tristar Fotos: Hangst/Bongarts/Getty Matthias Images picture alliance/Eventpress, NEAL/AFP/Getty Images,

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der größten Lieben meines Lebens“. Outen dem Schrank – ein Jahr später sprach sie auf Instagram mit – eine mittlerweile beliebte müsse sie sich aber nicht, erklärte sie, da sie dann ganz offen über ihre Bisexualität. Im Form des Coming-outs. Dominique Rinder- ihr „Coming-out schon vor einer Million selben Jahr outeten sich auch knecht, Ex-Miss Schweiz und TV-Moderato- Jahren“ gehabt habe. Michelle Rodríguez Supermodel/Schauspielerin Cara Deleving- rin, machte ihre Beziehung mit dem Model gab sich – nach mehreren heftigen Dementis ne, die Schweizer Fußball-Nationalspielerin Tamy Glauser öffentlich, und in den USA – einen Ruck und hatte ein bisexuelles Ramona Bachmann, YouTube-Star Melina machte Ex-„Grey’s Anatomy“-Star Sara Coming-out, ebenso wie die britische Olym- Sophie und die Oscar-Gewinnerin Tatum Ramírez bekannt, dass sie „queer und bi - piasiegerin im Boxen, Nicola Adams. Die O’Neal. Sie habe ihre Frauenbeziehungen nie sexuell“ ist. ehemalige Umweltministerin Barbara versteckt, sagte Holland Taylor („Two and a 2017 outeten sich zwei deutsche Fußball-Na- Hendricks (SPD) erwähnte in der Rheini- Half Men“, „The L Word“), als bekannt wur- tionalspielerinnen, ISABEL KERSCHOWSKI schen Post ihre Lebenspartnerin (und heutige de, dass sie mit Sarah Paulson zusammen [11] und Tabea Kemme. Demi Lovato und Frau), und im Fußball bestätigten STEFFI ist, die Sängerin Jess Glynne erzählte, dass Larissa Kerner, Musikerin und mit ihrer JONES [7], damals DFB-Direktorin, Abby die Trennung von ihrer Freundin sie zu den Mutter Nena „The Voice Kids“-Jurorin, Wambach (USA) und Casey Stoney (GB), Songs ihres Debütalbums inspirierte, und sprachen über ihre Bisexualität, und mit der beides Kapitäninnen ihrer Nationalteams, die Popstar Miley Cyrus brachte das Label „pan- Schwedin Johanna Larsson hatte das L-Gerüchte. sexuell“ in den Mainstream. Frauentennis endlich wieder eine lesbische Ellen Page verpackte ihr lesbisches Coming- Top-100-Spielerin – und mit dem belgischen out 2014 in eine Rede vor LGBT-Jugendlichen 2016–2018 Tennisprofi Alison van Uytvanck seit 2018 in Las Vegas, Comedian Tahnee erledigte es gleich noch eine. In diesem Jahr erfuhren wir in TV Total und „Berlin – Tag und Nacht“- An den Olympischen Spielen in Rio 2016 auch, dass die Musikerin und Schauspielerin Darstellerin SASKIA BEECKS [5] auf der nahmen über 50 offen lesbische und bisexuelle JANELLE MONÁE [1] „pansexuell und Webseite Promiflash. Sportlerinnen teil, darunter auch die queer“ ist und die Sängerinnen Rita Ora und Sensation: Mit dem Satz „Googelt mich, ich Hamburgerin KIRA WALKENHORST [9], Anne-Marie bi sind (ohne sich jedoch dieses verstecke mich nicht!“ steckte KRISTEN die Gold im Beachvolleyball gewann. Ex-Fuß- Label geben zu wollen). Und wir haben noch STEWART [6] 2015 erstmals einen Fuß aus ballerin Kim Kulig teilte ihre Verpartnerung sechs Monate vor uns…

L-MAG 7979 Horoskop VON THOMAS SCHNEIDER

Ab in die Zukunft Das L-MAG-Geburtstags-Horoskop L-MAG, Das Magazin für Lesben, geboren am 13. Juni 2003 (Zwilling) in Berlin

Auf ein besseres Datum hätte die Geburts- Energie würde einfach ein paar Informa- Nun ein Blick in die Zukunft der Redaktion: stunde von L-MAG kaum fallen können, steht tionen unterhaltsam aufbereiten und das Durch den Wechsel von Uranus in das Pixabay/PIRO4D/CC0 Foto: doch das Sternbild Zwillinge wie kein war’s – das reicht dem Schütze-Mond aber Zeichen Stier wird es in den nächsten Jahren anderes für den Journalismus. „Die rasende nicht! einen deutlichen Themenwechsel für L-MAG Reporterin“ ist ein Archetyp des Stern - Das Sternzeichen Schütze ist die große Sinn- geben. Das Framing wird sich ändern. zeichens. „Ich will wissen!“ ist das Credo der sucherin im Tierkreis. Immer auf der Suche Konsolidierung, Finanzierung und mit Zwillings-Geborenen. Neugier und Schnellig- nach dem großen Zusammenhang, dem „welchen Beinen stehe ich auf dem Boden?“ keit sind zwei weitere gemeinsame Eigen- politischen, philosophischen oder spirituellen sind die großen Fragen, die nun bestimmend schaften von Sternzeichen und Beruf. Es geht „Warum?“ hinter den Erscheinungen. Neben werden. Die Konstellation deutet auf eine aber nicht nur um das Sammeln von Infor - dieser Suche nach dem Sinn kommt auch ein wirtschaftliche Neuerfindung hin. Das mationen, sondern auch um deren Weiter - Sendungsbewusstsein dazu. Als Schütze-Frau können Strukturen hinter den Kulissen sein, gabe und Verbreitung. Leichtigkeit und eine (oder mit einem Schütze-Mond) möchte man aber auch, was ebenso wahrscheinlich ist, Fähigkeit zum Entertainment gehören zu mit Sinnhaftigkeit auch andere inspirieren – eine stärkere Digitalisierung, einen stärkeren dem Sternzeichen – wie auch zum Journalis- „Die Wanderpredigerin“ ist ein Archetypus oder anderen, ungewöhnlichen Gebrauch mus – dazu. Wir sehen also: L-MAG geht ganz des Sternzeichens Schütze. neuer Medien bedeuten. Kontinuität und im Sonnenzeichen Zwillinge auf. Zusammengefasst sind Information Neuanfang sind die Themen der nächsten Soweit der Hauptcharakter, die Hauptaufga- (Zwillinge) und Sinn (Schütze) die großen Jahre. Sich durch Veränderung treu bleiben, ben von L-MAG nach dem Sternzeichen, Leitthemen, der große Spannungsbogen von sich wieder finden, indem man bestimmte beziehungsweise Sonnenzeichen. Im Inneren L–MAG. Wissen und Philosophie. Das muss Prinzipien und Gewohnheiten sein lässt, dies wartet jedoch ein Schütze-Mond auf die zu jeder Ausgabe neu austariert und aus - sind die paradoxen Aufgaben, welche die Redaktion. Der Mond und sein Sternzeichen diskutiert werden. Durch die starke Feuer- Redaktion in Zukunft zu bewältigen hat. beschreiben in der Astrologie einen emo - Betonung, Schütze und Widder in der Chef- Ohne die Leichtigkeit der Zwillingssonne zu tionalen Drive, einen Drang in uns, den wir innenetage der Redaktion, kann die Leserin verlieren und natürlich muss auch das befriedigt haben wollen. Das heißt: L-MAG davon ausgehen, dass die Fetzen ordentlich „Warum?“ des immer fragenden Schütze- gibt sich nicht mit bloßen Informationen und fliegen, alles sehr laut und leidenschaftlich Mondes befriedigend beantwortet werden. der Aufzählung oder Wiedergabe von Tat - zugeht, mit einem deutlichen Hang zu Über- sachen zufrieden. Allein die Zwillinge- treibung und Drama.