Wissenswert 11/2008
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6 6 0 6 NOVEMBER 2008 0 0 6006 6 0 6 6 0 DISPUT0 Der schwierige Pfad 0 zum markanten0 Profil 6 6 6 HINTER DEN KULISSEN 6 6 „Durch das Jubiläumsjahr werden wir sichtbarer“ Lauf durch die 6Universitätsgeschichte 6 VON DER BAUSTELLE 0 Leibniz kehrt zurück und eine Richtkrone schwebt über dem Paulinum 0 6 WISSENSWERTDer Newsletter zur 600-Jahr-Feier der Universität Leipzig KLUGE KÖPFE Vera Lengsfeld „Philosophieren heißt zweifeln“ 6 0 6 6 GESCHICHTE UND 6 0 GESCHICHTCHEN Die Umstellung des Kalenders 6 6 0 6 WISSENSWERT NOVEMBER 2008 0 0 Editorial 6006 6 0 Freiheit, Demokratie und öffentliche Dis- gehört in das kollektive Gedächtnis unse- kussion sind Grundvoraussetzungen für rer Universität. Wolfgang Natonek, der als das geistige Leben einer Universität. Dazu Vorsitzender des Leipziger Studentenrates 6 kommen gesellschaftliches Engagement studentische Selbstorganisation und Freiheit 6 0 und Kenntnis der Geschichte der eigenen der Wissenschaft forderte und den 1949 Alma mater bei Lehrenden und Studieren- ein sowjetisches Militärtribunal zu 25 Jah- den. ren Zwangsarbeit verurteilte, zählt genauso 0 0 Der Kampf für Freiheit und gegen Unterdrü- dazu wie der evangelische Studentenpfarrer ckung erreichte an unserer Universität einen Siegfried Schmutzler, der wegen seines Wi- 0 6 Höhepunkt, als sich 1813 Leipziger Studen- derstandes gegen die Diktatur zu fünf Jahren ten dem Aufruf ihres Professors Wilhelm Trau- Zuchthaus verurteilt wurde. Viele Namen, 6 gott Krug anschlossen und sich zum Kampf gerade von Studierenden, die etwa 1968 6 gegen die napoleonische Fremdherrschaft gegen die Sprengung der Universitätskirche 6 meldeten. 1848 unterstützten studentische protestierten, sind heute unbekannt. Ihrer 6 Versammlungen die Forderungen nach bür- muss sich die Universität neu erinnern. Dabei gerlichen Freiheiten in Sachsen. sollte sie auch bedeutende Wissenschaft- Die damit begründete universitäre Freiheits- ler wie Ernst Bloch und Hans Mayer nicht 6 tradition stand besonders im 20. Jahrhundert vergessen, die wegen ihrer aufrechten und im Zeichen des Kampfes gegen totalitäre kritischen Haltung aus der DDR verdrängt 6 Verführung und diktatorischen Gleichschal- wurden. tungsdruck. Viele Universitätsangehörige In der Spätphase der DDR schwieg die 0 unterstützten die nationalsozialistische Ge- Universität zu lange zu der heranreifenden IMPRESSUM waltherrschaft und stellten sich in Sowjeti- Revolution; viele ihrer Angehörigen stützten Geschäftsstelle 2009 scher Besatzungszone und DDR erneut der die Herrschaft der SED. Trotzdem beteilig- Ritterstraße 30 – 36 · 04109 Leipzig Diktatur zur Verfügung. Aber es gab auch ten sich andere an Friedensgebeten und Tel.: 97-35035, Fax: 97-35039 vielfältigen individuellen und kollektiven Pro- Montagsdemonstrationen. Im kommenden [email protected] 6 test. Dieses Aufbegehren bezahlten an der Jubiläumsjahr ist an alle Freiheitstraditionen Leipziger Universität zwischen 1933 und der zweitältesten deutschen Universität zu er- www.sechshundert.de0 1989 mehr als 100 Lehrende und Studie- innern. Für eine demokratische Universität ist Redaktion: rende mit oft langjährigen Haftstrafen, 16 die Besinnung auf die Tradition des Wider- Christina Barofke, Claudia Höhne, Rebekka gaben für ihre Zivilcourage ihr Leben. Das standes gegen totalitäre Herrschaft gerade 6 Honeit, Günter Roski, Kornelia Tröschel letzte Todesurteil der kommunistischen Dikta- anlässlich der 600. Wiederkehr der Univer- V.i.S.d.P. Christina Barofke tur traf den Studenten der Wirtschaftswissen- sitätsgründung und des 20. Jahrestages der Design: MinneMedia Werbeagentur schaften Herbert Belter, der als6 Kopf einer Friedlichen Revolution unverzichtbar. kleinen Oppositionsgruppe0 1950 verhaftet6 „wissenswert“ abonnieren: www.sechshundert.de/newsletter.html6 und in Moskau hingerichtet wurde.0 Prof. Dr. Rainer Eckert, Direktor des Das Andenken an diejenigen, die in den Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig deutschen Diktaturen Widerstand leisteten, SEITE 2 6 6 0 6 WISSENSWERT NOVEMBER 2008 0 0 landweiten Universitätsvergleich zumin- 6 dest einen Platz im vorderen Mittelfeld 600ISPUT einräumen, tun das nur 49 Prozent des 6 0 D wissenschaftlichen Personals. 6 Das Selbstbild der Universitätsangehöri- 6 0 gen ist also in profilbestimmenden Merk- malsbereichen deutlich ungünstiger konfi- guriert als das Fremdbild der Beobachter 0 0 von außen. Aus diesem Tatbestand resul- 6 tieren Fragen. Wird der aktuelle Zustand Der0 schwierige Pfad um Lehre und Forschung von den unmit- telbar Betroffenen mit Recht schlechter 6 6 eingeschätzt, als er sich darstellt? Und zum markanten Profil warum geben Führungskräfte aus Wirt- 6 6 schaft, Politik, Verwaltung und Medien, die bereits mit der Universität kooperie- Profil zeigen heißt, sich in eine expo- on beigemessen wird; sie gilt bei allen ren und ihre Forschungsschwerpunkte nierte Stellung6 zu begeben, Aufmerk- befragten Gruppen als eine weltoffene, kennen, der Alma Mater deutlich güns- samkeit zu erregen, Alleinstellungs- traditionsbewusste und ausländerfreund- tigere Image-Noten? Resultieren die un- merkmale vorzuweisen.6 Der Begriff liche Lehr- und Forschungseinrichtung. günstigeren Urteile von Professoren und Profil gehört zum festen Sprachschatz Geht es allerdings um Indikatoren wie Studenten womöglich aus mangelnder einer Universität, die nationale0 und in- „Innovation“, „Dynamik“ oder „internati- Transparenz im Prozess struktureller Ver- ternationale Beachtung anstrebt oder onales Ansehen“, also jene Merkmale, änderung und einer damit verbundenen bereits besitzt. die für eine Universität mit Profil erwartet fehlenden Identifikation mit Zielen und Im Herbst 2007 haben repräsentativ werden, so ist zwar kein finsteres Mittel- Leitbild der Universität? Oder erzeugten ausgewählte Einwohner der Region Leip- maß zu registrieren, von Spitzenbewer- hochschulpolitische Gesetzgebung und zig sowie Führungskräfte aus Wirtschaft,6 tungen sind die hier mitgeteilten Urteile Politik, Verwaltung 0und Medien in einer jedoch ein Stück entfernt. Die vergleichs- telefonischen Befragung ihr Urteil zum weise besseren Urteile kommen übrigens Profil der Universität Leipzig abgegeben. von den Führungskräften aus Wirtschaft, Ebenso taten dies mittels Online-Befra- Politik, Verwaltung6 und Medien. Hinge- gung das wissenschaftliche und nichtwis- gen stellt das wissenschaftliche Personal senschaftliche Personal der Universität der eigenen Hochschule 6ein deutlich sowie Studierende und Absolventen. ungünstigeres0 Zeugnis aus, ähnlich Stu-6 6 dierende und Absolventen. 0 Während Die Ergebnisse zeigen an, dass der Uni- 61 Prozent der befragten Unternehmer versität Leipzig ein guter Ruf in der Regi- der Leipziger Alma Mater im deutsch- SEITE 3 6 6 0 6 WISSENSWERT NOVEMBER 2008 0 erschwerte 0Lehr- und Studienbedingun- führten internen Kommunikation Antworten die Diskussion mit einzubeziehen, damit gen6 im Zuge der neuen Campus-Gestal- zu finden sein. Ein halbes Jahr vor dem im Jahr 2009 nicht die Chance vertan 600tung Unzufriedenheit und Ärgernis? bedeutsamen Jubiläum ist es angebracht, wird, das Profil des Hauses nach außen 6 0 aus den Ergebnissen der Befragungen die wie innen entscheidend aufzuwerten. Auf diese und womöglich auch andere richtigen Schlüsse zu ziehen. Wichtig wird 6 Fragen werden6 im Prozess0 einer klug ge- dabei sein, alle Akteure der Universität in Günter Roski 0 0 ler wie Ernst Otto Beckmann gearbeitet. 6 Außerdem jährt sich die Gründung der DEN 0 Mineralogisch-petrographischen Samm- lung des Instituts für Mineralogie, Kris- ULISSEN 6 tallographie und Materialwissenschaft K 6 nächstes Jahr zum 200. Mal. Ein High- INTER 6 light ist die Experimentalvorlesung „Geht H 6 nicht – gibt’s nicht“ mit Herrn Prof. Sicker. Ähnlich öffentlichkeitswirksame Vorlesun- 6 gen macht er zwar auch sonst, aber im Jubiläumsjahr und unter dem Aspekt 600 „Durch6 das Jubiläumsjahr Jahre Chemie wird er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Darüber 0 hinaus gibt es eine Reihe sehr fachbe- werden wir sichtbarer“ zogener Veranstaltungen, zum Beispiel einen Workshop zu Duft- und Aromastof- fen oder ein Seminar über magnetische Prof. Dr. Evamarie Hey-Hawkins lehrt Es wird zum einen Veranstaltungen ge- Resonanz, und unsere Graduiertenschule am Institut für Anorganische Chemie6 ben, die wir sowieso gemacht hätten, BuildMoNa veranstaltet ein Symposium und ist Jubiläumsbeauftragte0 der Fa- die wir jetzt aber viel breiter bewerben, im April. kultät für Chemie und Mineralogie. Im um auf das Jubiläum der Universität Interview erzählt sie, was die Fakultät Leipzig aufmerksam zu machen. Zum Wie sind Sie Fakultätsbeauftragte ge- für das nächste Jahr plant, worauf sie anderen 6haben wir einige Veranstaltun- worden? sich persönlich am meisten freut und gen ganz bewusst in das Jubiläumsjahr (lacht) Unser damaliger Dekan hat mich was ihr noch Sorgen bereitet. gelegt. So nutzen wir das6 Jubiläum, angeguckt und gefragt: „Wollen Sie es um das ehemalige0 Chemiegebäude 6in nicht machen?“ Vielleicht, weil ich in meh- Was plant die Fakultät für Chemie6 der Brüderstraße 34 als „Historische0 reren Kommissionen innerhalb der Univer- und Mineralogie für das Universitäts- Stätte der Chemie“ auszuzeichnen. sität tätig bin. Sie wissen ja, in den Na- jubiläum? Dort haben bedeutende Wissenschaft- turwissenschaften gibt es wenige Frauen, SEITE 4 6 6 0 6 WISSENSWERT NOVEMBER 2008 0 0 wir nicht dort, wo wir heute sind. Aber das ist also schon etwas Besonderes. Aber 6 andererseits finde ich es genauso wichtig eigentlich ist der Festakt am 2. Dezember, 600– wenn nicht wichtiger – sich damit aus-