Dezember2007 Heft6/2007 ISSN 1860-6709

Von Bachzu Mahler– Erfolg im Exzellenzwettbewerbfür Studenten machen Programm: Die LeipzigerNotenspur S.10 Graduiertenschule BuildMoNa S.16 „Unicato“ seiteinem JahraufSendung S.33 Zwischen Philisternund Ägyptern– Onlinebefragung:Die Universität Alle in einem Boot– Ausgrabungen in Beerscheba S.19 analysiert ihrImage S.38 Religionsbuchinmehreren Sprachen S.41

journal

AlteStudentenverbindungen,die Feminisierung desStudiumsund die Männerdomäne Professor TypischMann? TypischMann! EDITORIAL UNIVERSITAT

Inhalt Der Mann – UniVersum ein unerforschtesWesen? Jahr der Geisteswissenschaften – eine Bilanz 3 Feierlaune und Preisregen 4 Am Rande 6 Überall auf der Welt sterben Männer durchschnittlich früher Ein Jahr Research Academy Leipzig 7 als Frauen, was sicher auch mit einer ungesünderen Lebens- Kustos Hiller von Gaertringen über das weise zu tun hat: Sie rauchen und trinken mehr, bevorzugen Kunstkonzept des Neubaus 8 deftige statt cholesterinbewusste Ernährung und treiben zu Die Notenspur wird Realität 10 selten Sport. Typisch Mann eben – oder doch nicht? Deutsch-russische Forschungskooperation 13 Jedenfalls hatten diese und ähnliche Befunde der Andrologen vor sieben Jahren die Gorbatschow-Foundation und die Stadt Forschung Wien veranlasst, den Welttag des Mannes auszurufen. Seit- Strategien für schrumpfende Städte 15 her rückt der Mann jährlich am 3. November in den Blick- Universität erfolgreich im Exzellenzwettbe- punkt der Öffentlichkeit. Auch unsere Universität beteiligte werb – BuildMoNA-Sprecher im Interview 16 sich dieses Jahr wieder an dem breiten Spektrum von Veran- staltungen und Vorträgen. Gremien Für die Redaktion des Universitätsjournals ein Anlass, das Sitzung des Senats am 11. September 22 letzte Heft des zu Ende gehenden Jahres dem Mann zu wid- Sitzung des Senats am 9. Oktober 22 men. Aber, soviel sei verraten, auch Frauen werden in den Forschungs- und Geschichtsbeiträgen Neues und UniCentral Spannendes erfahren. Aber das vorliegende Heft Braucht die Uni einen Männertag? 24 ist auch ein Akt der Gleichstellung, denn zwei Studentische Verbindungen im Lauf der Jahre zuvor war das Uni-Journal mit „Frauen an Jahrhunderte 26 der Universität: Barrieren beseitigen, Karrieren Männer und Familiengründung 29 fördern“ überschrieben. Wie weit diese Bestre- Zwischen Rubenstyp und Kate Moss 30 bungen vorangeschritten sind und was noch zu Rektor Erwin Jacobi – Hoffnungsträger in tun ist auf diesem langen Weg, lesen Sie auf schwerer Zeit 32 Seite 24. Nur wer aus der Geschichte seine Lehren zieht, Studiosi kann für die Zukunft lernen. Vor gut 100 Jahren, Global Studies – 55 Studenten aus 28 Ländern 34 am 12. Dezember 1900, tagt in Leipzig eine vom Staatsmi- mephisto 97.6: Der Teufel geht online 34 nisterium für Kultus einberufene „allgemeine Medizinerver- sammlung“ des sächsischen Landesmedizinalkollegiums, die Jubiläum 2009 die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium prüfen sollte Prof. Rudersdorf über seine Arbeit als und unter anderem beschloss: „Von der Schweiz aus schwär- neuer Vorsitzender der Kommission für men die Damen wie die Bienen nach den deutschen Univer- Universitätsgeschichte 35 sitäten hin und setzen sich fest. In Deutschland selbst dürfen Gesichter der Uni: Adolf von Anhalt 37 sie bereits Kliniken und Vorlesungen besuchen, in absehba- Anekdoten, Fragmente, Notizen 37 rer Zeit wohl auch Examina ablegen, wenn nicht etwas Ele- mentares dagegen geschieht.“ Fakultäten und Institute Gemeinsam obliegt es uns, dafür Sorge zu tragen, dass die Amerikanistik-Stipendium ermöglicht bisherige Männerdomäne Universität weiter geöffnet wird. Forchungsaufenthalt in Leipzig 39 Dass das Schwerpunktthema dieser Ausgabe Gegenstand Jubelfeier in der Analytik 40 zahlreicher Forschungen ist, beweisen die Autoren eindrucks- voll. Zu nennen sind unter anderem die Ergebnisse der Säch- Personalia sischen Längsschnittstudie (Seite 29) oder die fachüber- Picador-Professor im Radfahr-Paradies 45 greifenden physiologisch-philosophischen Betrachtungen des Neu berufen 47 Tiermediziners Professor Dr. Manfred Coenen (Seite 30). Nomen 49 Ich wünsche Ihnen, liebe Uni-Journal-Leser, eine erkenntnis- Kurz gefasst 49 reiche Lektüre, erholsame Weihnachtsfeiertage und einen Geburtstage 50 guten Start in das Jahr 2008. Habilitationen und Promotionen 50 Prof. Dr. Franz Häuser, Impressum 2 Rektor der Universität Leipzig

Titelfoto: Jan Woitas

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Konfuzius in Leipzig Einziges Konfuzius-Institut Ostdeutschlands

Die Universität Leipzig wird in Zusam- tet. Die Universität Leipzig arbeitet für ihr Die Aktivitäten des Konfuzius-Institutes menarbeit mit der Chinesischen Staat- Konfuzius-Institut mit ihrer langjährigen dienen der Vermittlung der chinesischen lichen Leitungsgruppe für Chinesisch als Pekinger Partneruniversität, der renom- Sprache und Kultur sowie der Stärkung des Fremdsprache („Hanban“) das Konfuzius- mierten Renmin University, zusammen. Dialogs zwischen Deutschland und China. Institut an der Universität Leipzig errich- Als zusätzlicher Förderer konnte die Stadt Mit einen entsprechendem Angebot, das ten. Rektor Prof. Dr. Franz Häuser und die Leipzig gewonnen werden. von differenzierten Sprachkursen und Direktorin von Hanban, Frau Xu Lin, un- Schulungen über Fachvortragsreihen bis terzeichneten dazu Mitte Oktober einen „Internationales Profil hin zu Ausstellungen reicht, wendet sich Kooperationsvertrag. das Konfuzius-Institut an Schüler, Studen- Seit drei Jahren werden auf Initiative der schärfen“ ten und die interessierte Öffentlichkeit.Auf chinesischen Behörde Hanban weltweit Anfrage werden maßgeschneiderte Pro- diese chinesischen Sprach- und Kultur- „Wir sind sehr stolz darauf, dass sich ein gramme für Institutionen und Unterneh- institute eingerichtet. Im Unterschied zu solches Institut an unserer Universität und men durchgeführt. den Goethe-Instituten stützt sich ein Kon- in unserer Stadt ansiedelt. Neben den be- In den kommenden Monaten werden die fuzius-Institut auf die Kooperation zweier reits bestehenden sechs Konfuzius-Institu- konkreten Vorbereitungen getroffen und Universitäten. Die Vorbereitungen für das ten (Berlin, Nürnberg-Erlangen, Düssel- die für das Konfuzius-Institut bereit ge- Leipziger Konfuzius-Institut wurden fe- dorf, Hannover, Frankfurt/M., Hamburg) stellten Räumlichkeiten in der Otto-Schill- derführend durch Prof. em. Dr. Ralf wird es das einzige in den neuen Bundes- Straße 1 im Zentrum Leipzigs bezogen. im Moritz, vormals Lehrstuhl Klassische Si- ländern sein“, erklärte Rektor Häuser. „Es Jahr 2008 wird das Konfuzius-Institut nologie am Ostasiatischen Institut beglei- wird das internationale Profil der Univer- seine Türen öffnen. sität Leipzig schärfen und die Position Dr. Manuela Rutsatz Journal Leipzigs auf der Landkarte deutsch-chine- Mitteilungen und Berichte für die Angehörigen sischer Beziehungen stärken.“ und Freunde der Universität Leipzig Herausgeber: Rektor der Universität Leipzig, Ritterstr. 26, 04109 Leipzig Redakteur: Dipl.-Journ.Tobias D. Höhn Ritterstr. 26, 04109 Leipzig Tel.: 03 41 97-35024, Fax: 03 41 97-35029 E-Mail: [email protected] V.i.S.d.P.: Dr. Manuela Rutsatz Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder. Gesamtherstellung: Druckerei zu Altenburg GmbH, Gutenbergstraße 1, 04600 Altenburg Anzeigen: Druckerei zu Altenburg GmbH, Ansprechpartnerin: Ingeborg Keller Tel.: 03447 55 51 53 E-Mail: [email protected] Das Journal kann gegen Übernahme der Versandkosten bezogen werden bei: Leipziger Universitätsverlag GmbH Oststraße 41, 04317 Leipzig Tel./Fax: 03 41 9900440 E-Mail: [email protected] Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Artikel zu redigieren und zu kürzen. Bei unver- langt eingesandten Manuskripten besteht keine Gewähr für einen Abdruck. Der Nachdruck von Artikeln ist gestattet, sofern die Quelle angegeben wird. Ein Belegexemplar an die Redaktion wird erbeten. Das einzige Konfuzius-Institut Ostdeutschlands und siebte in Deutschland wird Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 1. 11. 2007 2008 an der Universität Leipzig eröffnet. Rektor Prof. Franz Häuser und Hanban- ISSN 1860-6709 Direktorin Xu Lin unterzeichneten bereits den Kooperationsvertrag. Foto: Anja Jungnickel

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Das wundertätige Jahr der Geisteswissenschaften GWZO erhält langfristige Bundesförderung

Von Prof. Dr. Stefan Troebst, Institut für Slavistik und GWZO

Zum 31. Dezember 2007 läuft das so ge- vergleichender Weise sowie in Koopera- gebieten von Flüssen und Seen, zu den nannte GWZ-Modell der Deutschen For- tion mit zahlreichen Partnern in Leipzig, Armeniern in Wirtschaft und Kultur der schungsgemeinschaft aus, im Rahmen des- Sachsen, Deutschland, Ostmitteleuropa, Region vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, sen seit 1996 auch die Projektforschung anderen Teilen Europas und Übersee. Das zu Religionsfrieden und Konfliktbewälti- des Leipziger Geisteswissenschaftlichen nach der Wende in einer Vorform 1992 in gungsmodi in der Frühen Neuzeit sowie Zentrums Geschichte und Kultur Ostmit- Berlin gegründete und 1995 nach Leipzig zur Reflexion kultureller Interferenzräume teleuropas (GWZO) mit durchschnittlich transferierte GWZO ist dabei insofern ein im 20. Jahrhundert. Desgleichen werden zwei Millionen Euro pro Jahr gefördert Kind seiner Zeit, als es die auf gemeinsame zwei Handbuchprojekte in Angriff genom- wurde. Soweit die schlechte Nachricht. Traditionen zurückgehende Ostmitteleuro- men, wovon das eine die Geschichte der paforschung in alter Bundesrepublik und bildenden Kunst und Architektur der Re- Anschlussförderung bis 2019 kollabierter DDR zum einen zusammen- gion, das andere die Geschichte Ostmittel- führte, zum anderen fortführt und dabei europas in transnationaler Perspektive in Aussicht gestellt weiter entwickelt. Dabei hat sich sein For- behandelt. schungsgegenstand in den vergangenen 15 Eine gute allerdings ist, dass unlängst das Jahren grundlegend gewandelt, nämlich Die Nummer eins in der Bundesministerium für Bildung und For- von einem „anderen“ Europa zu einem Teil schung, inspiriert durch das zu Ende der 2004 und erneut 2007 erweiterten Ostmitteleuropa-Forschung gehende Jahr der Geisteswissenschaften Europäischen Union. Aus dem Forschen sowie gestützt auf ein überaus positives über Ostmitteleuropa ist somit ein For- Fortgeführt werden die von der Volkswa- Evaluierungsgutachten des Wissenschafts- schen mit Ostmitteleuropa geworden. genStiftung geförderten Kooperationspro- rats zum GWZO, ein Folgefördermodell Deutlicher Beleg dafür ist neben einem jekte mit der Uni Leipzig, nämlich „Re- aufgelegt hat, mittels dessen das Leipziger engmaschigen Kooperationsnetzwerk des membering Communism: Methodological Zentrum weitere sechs Jahre im gleichen GWZO mit Forschungseinrichtungen von and Practical Issues of Approaching the finanziellen Umfang wie bisher Recent Past in Eastern Europe“ mit gefördert werden wird. Überdies dem Institut für Slavistik und „Bo- ist eine Anschlussförderung über denrecht, Kataster und Grundbuch- das Jahr 2013 hinaus bis 2019 in wesen im östlichen Europa 1918 – Aussicht gestellt. Damit kann das 1945 – 1989: Polen, Rumänien und seit 2003 als An-Institut der Uni- Jugoslawien imVergleich“ mit dem versität Leipzig firmierende und Institut für Kulturwissenschaften. vom sächsischen Staatsministe- Und zwei neue gemeinsame For- rium für Wissenschaft und Kunst schungsvorhaben mit dem Institut grundfinanzierte GWZO auch in für Slavistik werden mit Förderung Zukunft mit insgesamt rund 40 der DFG die Rechtsgeschichte wissenschaftlichen Mitarbeitern des frühneuzeitlichen polnisch- ein gutes Dutzend Gruppenprojekte durch- Riga bis Sofia und von Kiev bis Prag der litauischen Commonwealth sowie Erinne- führen. Es bleibt damit die größte außer- Umstand, dass mittlerweile zirka ein Vier- rungskultur, Geschichtspolitik und Öffent- universitäre Forschungseinrichtung mit tel der wissenschaftlichen Mitarbeiter des lichkeit im Südosteuropa der Gegenwart geisteswissenschaftlichem Profil im Frei- Zentrums aus Ostmitteleuropa kommen.m am Beispiel des griechisch-makedoni- staat Sachsen. Von 2008 an wird das GWZO seinen drei schen Konflikts behandeln. Aufgabe des Zentrums ist die Erforschung Leitfragen nach Kulturtransfer, Moderni- In Gestalt der langfristigen Bundesförde- von Geschichte und Kultur der zwischen sierungsprozessen und Identitätsbildungen rung für das GWZO hat Leipzig als mitt- Adria, Schwarzem Meer und Ostsee gele- in insgesamt 15 Projektgruppen nachge- lerweile unumstrittener bundesdeutscher genen Geschichtsregion Ostmitteleuropa hen. Neu sind dabei Forschungsvorhaben Ostmitteleuropa-Forschungsstandort Nr. 1 vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. zu frühmittelalterlichen Wandlungsprozes- im Jahr der Geisteswissenschaften also Dies geschieht in interdisziplinärer und sen und Strukturbildungen in den Einzugs- eine deutliche Festigung erfahren.

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Feierlaune und Preisregen zum Studienbeginn Universität begrüßt 4800 Erstsemester und verleiht Ehrungen an Wissenschaftler und Studierende

In einem bis auf die Treppenplätze ausge- forderungen und Chancen – auch außer- In multimedial angelegten Lehrveranstal- buchten Gewandhaus wurden die Erst- halb des eigentlichen Studierens. tungen werden im Projektunterricht, die semester zum Auftakt des Studienjahres Der diesjährige Theodor-Litt-Preis wurde einzelnen fachspezifischen Gebiete über- 2007/2008 willkommen geheißen. In die- geteilt und an Professor Dr. Frank Schulz, greifend, Spiel- und Aktionsformen er- sem Semester haben sich nach heutigem geschäftsführender Direktor des Instituts probt, die die Grenzen zur bildenden Kunst Stand 4800 Erstsemester in die 85 Bache- für Kunstpädagogik, und Dr. Harald erweitern bzw. überschreiten. Besonders lor-, Master- Diplom- und Staatsexamens- Homann, Institut für Kulturwissenschaf- hob Laudator Senator e. h. Peter Krakow, studiengänge immatrikuliert. Insgesamt ten, vergeben. Frank Schulz ist im Bereich Vorsitzender der Vereinigung der Förderer studieren damit etwa 29000 junge Leute an der Geisteswissenschaften der Universität und Freunde der Universität Leipzig, die der Alma mater. Leipzig der Vorreiter in Bezug auf die Anwendung und Vermittlung neuer Lehr- Nach der Begrüßung der Studierenden und Umstellung von Studiengängen im Rah- und Lernmethoden auf der Grundlage der Ehrengäste durch Rektor Prof. Franz men des Bologna-Prozesses: Bereits 2002 neuer Medien und multimedialer Vermitt- Häuser und die Sprecher des StudentInnen- wurde ein bundesweit neuer Studiengang lungsformen (Internet, Intranet, E- und Rates (StuRa) hielt der Schriftsteller und zur Ausbildung von Bachelor und Master Blended-Learning) hervor. Professor am Deutschen Literaturinstitut für Kunstpädagogik auf außerschulischen Ausgezeichnete Lehre ist kein Privileg der der Uni Leipzig, Hans-Ulrich Treichel, die Gebieten entwickelt und 2003 der Bache- Hochschullehrer, sondern wird auch (in Festrede. Unter der Überschrift „Von der lorstudiengang eingeführt. 2006 konnten großem Umfang und oft nicht sichtbar) von Lust und der Last des Studierens“ bot er ein die ersten Absolventen dieses Studien- wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und augenzwinkerndes Willkommen im neuen gangs in die Praxis entlassen oder in den Mitarbeitern geleistet. Dr. Harald Homann Lebensabschnitt Studium, seinen Heraus- Masterstudiengang aufgenommen werden. gelingt es, die Studierenden für das Fach

Den 11. Natonek-Preis verliehen die Prof. Dr. Frank Schulz (r.), geschäftsführender Direktor des Instituts für Kunstpädago- Förderer und Freunde der Universität gik,und Dr. Harald Homann, Institut für Kulturwissenschaften, teilen sich den Leipzig an Bastian Lindert, Student am Theodor-Litt-Preis. Foto rechte Seite: Bis auf die Treppenplätze gefüllt war die Historischen Seminar. Immatrikulationsfeier im Gewandhaus.Fotos: Anja Jungnickel

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Kultur- und Gesellschaftsgeschichte zu für die Universität Leipzig ausgezeichnet DAAD-Preisträger 2007 über seine Studi- begeistern, indem er aktuelle und praxis- werden. Und auch dieses bewies Bastian enleistungen hinaus. So ist er Gründungs- relevante Themen und Fragestellungen Lindert: Ihn zeichnete eine rege Tätigkeit mitglied von Oxuss e.V., ein Zusammen- aufgreift, sie historisch-systematisch ver- in studentischen bzw. universitären Gre- schluss afghanischer, deutscher und türki- tieft, auf hohem wissenschaftlichen Niveau mien aus. Er hat im Fachschaftsrat Ge- scher Studierender. Er plante auch eine lehrt und mit besten didaktischen Metho- schichte einen intensiven Austausch zwi- Ringvorlesung des Institutes für Philoso- den in die Forschung und das wissenschaft- schen Lehrenden und Studierenden etab- phie. liche Arbeiten einführt. Er hat unter ande- liert; er war studentischer Studienberater, Dr. Manuela Rutsatz rem mit dem Leitfaden für die Erstellung ist studentische Hilfskraft und arbeitet im wissenschaftlicher Hausarbeiten (zusam- Konzil mit. men mit Professor Siegrist), der seit 1997 Bastian Lindert hat außerdem eine beacht- ständig neu aufgelegt wurde und Tausen- liche Reihe Projekte mit Leben gefüllt: den Studierenden als Handreichung ge- Er organisierte Studien-Einführungsveran- dient hat, dazu beigetragen, dass sich auch staltungen am Historischen Seminar und in den schlimmsten Zeiten der Überfüllung einen Studieninformationstag an seinem kein Studierender im Stich gelassen fühlen ehemaligen Gymnasium. Er schuf eine musste. Kooperation mit dem Stipendiaten-Netz- werk sowie einen Studentenaustausch Ausgezeichnete Lehre, mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch seine fachlichen Leistun- gesellschaftliches Engagement gen erfüllen die Forderungen an einen und Zielstrebigkeit Preisträger, so die Jury. Den DAAD-Preis 2007 erhielt Kefa Die jährliche Verleihung des Wolfgang- Hamidi, Student der Kommunikations- Natonek-Preises ist zu einer guten Tradi- und Medienwissenschaften. Für seine tion an der Universität Leipzig geworden. hervorragenden akademischen Leistungen Nach einer Pause im vergangenen Jahr sowie für sein außergewöhnliches gesell- wird der 11. Natonek-Preis von der Verei- schaftliches und interkulturelles Engage- nigung von Förderern und Freunden der ment erhielt der aus Afghanistan stam- Universität Leipzig an Bastian Lindert, mende Hamidi diesen Preis. Besonders Student am Historischen Seminar verlie- hob Rektor Häuser in seiner Laudatio Ziel- hen. Mit dem Wolfgang-Natonek-Preis soll strebigkeit und Gründlichkeit in der wis- Kefa Hamidi, Student der Kommuni- neben hervorragenden Leistungen auch ein senschaftlichen Arbeit von Kefa Hamidi kations- und Medienwissenschaften, besonderes gesellschaftliches Engagement hervor. Seit Jahren engagiert sich der erhielt den DAAD-Preis 2007.

Heft 6/2007 5 UniVersum Am Rande Kommentar zur Begrüßungsrede des StuRas Papier ist geduldig, der Leser nicht. KontRa statt StuRA? Oder wie lässt sich das Phänomen Harry Potter sonst erklären? Der kleine Weder Kompetenz noch Zauberjunge mit der Nickelbrille. Das berühmte Gleis 9 3 / . Und hinter allem 4 Taktgefühl eine millionenschwere und PR-schlaue Autorin, die Literatur-, Kinder- und mitt- Auch dieses Jahr hat es der StudentInnen- zu dem Schluss, dass die Situation nur lerweile auch Klatschseiten der Mas- rat wieder geschafft, bei der Feierlichen durch Förderung von außen verbessert senmedien füllt und so den Bücher- Immatrikulation der Erstsemester die Ge- werden kann. DemVorwurf des StuRas, die herbst 2007 für sich bestimmte. Diese müter zu erhitzen. Nachdem Rektor Franz Zusammenarbeit von Universität und Wirt- Jahreszeit der Neuerscheinungen ge- Häuser einladende Worte in seiner Begrü- schaft sei ein auf Profit und Erfolg orien- hört Frankfurt. Wir Leipziger haben ßungsrede gefunden hatte, versuchten die tiertes Unternehmen, bei dem die Studen- dafür den (viel schöneren, werden drei Mitglieder des StuRas, den Studien- ten und die Freiheit der Lehre hinten viele einstimmen) Bücherfrühling. Das nachwuchs auf sein Leben an der Univer- anstehen, setzen wir entgegen, dass nur Ambiente mit Lesungen in der Innen- sität Leipzig vorzubereiten. Studiengebühren eine Alternative zu die- stadt, die Glashalle mit ihren Veran- Die vernichtende Botschaft: Ein Studium sem Ansatz wären – und die will keiner be- staltungen und nicht zu vergessen: Es an der Alma mater ist an Chaos, unmensch- zahlen, auch der StuRa nicht. Die Baustelle ist ein Heimspiel, die Buchmesse- lichen Studienbedingungen und Elend hat das Ziel, unsere Uni modern und schön akademie mit Neuem und Spannen- nicht zu überbieten. So ließen sich die zu machen und sie der gewachsenen Stu- dem aus Forschung und Lehre der Worte der Sprechergruppe interpretieren. dentenzahl anzupassen. Alma mater. In einem polemischen und aggressiven Die momentane Interimsphase kann also Doch Lokalpatriotismus in allen Ehren, Rundumschlag wurden sowohl die Univer- für alle letztendlich nur eine Verbesserung man muss den Frankfurtern Respekt sitätsleitung, die neuen Bachelor- und bedeuten. Zudem sind die anhaltenden Ver- zollen mit ihrem diesjährigen Mammut- Master-Studiengänge als auch der Cam- zögerungen von niemandem beabsichtigt, programm. Zumal, da die Universität pusumbau aufs heftigste kritisiert. schon gar nicht von der Universitätslei- Leipzig respektabel vertreten war. Dieser Meinung können wir uns nicht an- tung. Zu guter Letzt: Probleme bei der Stu- Ohne Anspruch auf Vollständigkeit schließen. Es ist sicherlich richtig, dass es dienplanung haben auch Magister- und seien erwähnt Professor Hartmut momentan Probleme in vielen Bereichen Diplomstudenten. Wir kämpfen mit Warte- Zwahrs Tagebuchaufzeichnungen von des studentischen Alltags gibt. Weiterhin listen, unmöglich koordinierbaren Stun- 1968 bis 1970 „Die erfrorenen Flügel ist es die gewünschte Aufgabe des StuRas denplänen und überfüllten Seminaren. Die der Schwalbe“ – 434 Seiten, Professor als die gewählte Vertretung der Studenten gesamte Organisation der modularisierten Elmar Schenkels Biographie über den gegenüber der Hochschule, eben diese Pro- Studiengänge ist neu und bedarf noch einer englischsprachigen Schriftsteller Jo- bleme zu thematisieren und zu artikulieren. gewissen Routine. Mit diesem Umstand ist seph Conrad – 350 Seiten. Nicht feh- Jedoch bezweifeln die Universität len dürfen auch die Werke aus der wir, ob ein Festakt, Leipzig überdies Schriftstellerschmiede der Nation, dem der dazu dienen „ Konstruktiv Kritik nicht allein. zur Universität Leipzig gehörenden soll, die jüngsten Diese Aussagen Deutschen Literaturinstitut, als da wä- Mitglieder der Uni- sind bei einer Ver- ren „Schilf“ – ein 384 Seiten starker versitätsgemein- üben,anstatt immer anstaltung wie der Roman der Absolventin Juli Zeh oder schaft willkommen Immatrikulations- aber „Der Papst, den ich gekannt zu heißen, als Platt- nur kontra geben. feier fehl am Platz. habe“ aus der Feder von Literaturpro- form für plakative “ Äußerungen wie fessor Hans-Ulrich Treichel – 118 Sei- Anschuldigungen „Die Uni will euch ten, dafür aber laut Verlag „eine gran- missbraucht werden sollte. Der Ablauf der nicht, aber sie braucht euch“ (für eine dios komische Erzählung“. Moduleinschreibungen für die Bachelor- nötige Mindeststudentenzahl) oder „So Sie die Wahl: Fiktion oder Realität, Hu- studenten verlief tatsächlich unkoordiniert schlimm, wie wir es jetzt dargestellt haben, mor oder Zeitgeschichte, dick oder und stellte Studenten und Dozenten glei- ist es nicht. – Es ist schlimmer“ zeugen we- dünn. Und zugegeben, es wäre doch chermaßen vor unvorhergesehene Schwie- der von rhetorischen Kompetenzen noch schade, wenn wir alle dasselbe rigkeiten. Die Großbaustelle Universität von Taktgefühl gegenüber den Erstsemes- Mosaiksteinchen Literatur wählen wür- Leipzig erschwert Lehre und Leben, und tern. Auf uns wirkt die konsequente Ableh- den, nur weil Werbung und Bestseller- die Verzögerungen sind nicht gerade hilf- nung aller universitären Belange lächerlich listen es so wollen. Die Dubletten ver- reich. Die vom StuRa kritisierte ökonomi- und primitiv. Eine Vertretung, die sich als ursachenden Dramen unterm Weih- sche Ausrichtung der Lehre kann nicht för- Sprachrohr der Studentenschaft versteht, nachtsbaum nicht auszudenken. Wer derlich für die Bildung sein. sollte konstruktiv Kritik üben, anstatt im- braucht schon Harry Potter im Doppel- Eine genauere Betrachtung der finanziel- mer nur kontra zu geben. pack? Viel Freude beim Finden und len Lage der Hochschule und eine Abwä- Julia Seidel und Silvia Lauppe, Suchen der richtigen Lektüre sowie ein gung des Verhältnisses von Leistung und Magisterstudentinnen besinnliches Weihnachtsfest wünscht Bezahlung der Dozenten führen uns aber im 7. bzw. 5. Fachsemester Tobias D. Höhn

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Research Academy Leipzig – in einem Jahr viel erreicht HRK-Vizepräsident Klaus Dicke hält Festvortrag

Als übergreifende Einrichtung für die der l’Université Henri Poincaré, Nancy I. Nano-Objects (BuildMoNa) festlich zu er- Nachwuchsförderung eröffnete im Dezem- In Gründung befindet sich die Klasse: öffnen. Zudem werden erstmals Doktoran- ber 2006 die Research Academy Leipzig „Kultureller Austausch: Altertumswissen- den der Research Academy Leipzig für ihre (RAL, Forschungsakademie Leipzig). Die schaftliche, historische und ethnologische wissenschaftlichen Leistungen ausge- RAL besteht aus drei Graduiertenzentren Perspektiven“. In Planung ist gemeinsam zeichnet. Preise für herausragende Arbei- in den Bereichen Mathematik/Informatik mit dem Max-Planck-Institut für Kogni- ten im Rahmen der Promotion sollen in und Naturwissenschaften, Lebenswissen- tions- und Neurowissenschaften die Zukunft regelmäßig ausgelobt werden, um schaften sowie Geistes- und Sozialwissen- Gründung einer neuen Internationalen den Anreiz zur Promotion in Leipzig und schaften. Max-Planck Research School für Neuro- die Sichtbarkeit der Doktoranden inner- „Damit ist die Forschungsakademie eine wissenschaften im Graduiertenzentrum halb der Universität zu verstärken. Basis der strukturierten Doktorandenquali- Lebenswissenschaften. Im Anschluss an die Festveranstaltung or- fizierung der Universität Leipzig“, erklärt Aber auch die „weichen Kriterien“ der ganisiert die RAL am 14. und 15. Dezem- Gründer und Prorektor für Forschung und Nachwuchsförderung werden in der RAL ber ein weiteres Seminar der Reihe „Junge Wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Dr. angegangen: So gibt es seit Mai diesen Jah- Wissenschaft und Praxis“ im Breitenfelder Martin Schlegel. Ein Schwerpunkt ist die res eine Tagesmutter, die Kinder im Alter Hof bei Leipzig, welches von der Hanns internationale Doktorandenrekrutierung: bis drei Jahre betreut. Aufgrund des großen Martin Schleyer-Stiftung großzügig geför- Nachwuchswissenschaftler haben hier un- Bedarfs an Betreuungsmöglichkeiten für dert wird. ter anderem die Möglichkeit, mit inter- Doktorandenkinder wird eine zweite Ta- Mit verschiedenen Diskussionen und Vor- national renommierten Wissenschaftlern gesmutter in Kürze hinzukommen. trägen zum Thema „Die Universitäten am zusammenzuarbeiten und somit den Gebührend wird das einjährige Bestehen Scheideweg: Exzellenzinitiative und die Grundstein für ihre internationale Konkur- der RAL begangen: Am 13. Dezember Differenzierung in Lehr- und Forschungs- renzfähigkeit zu legen. „Auch methodisch wird nicht nur der erste Geburtstag mit universitäten“ möchte sich die Research haben wir eine ganze Reihe von Angebo- einem Festvortrag des Vizepräsidenten der Academy in die aktuellen hochschulpoliti- ten, zum Beispiel Workshops zum Zeitma- Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Dr. schen Diskussionen einmischen und Posi- nagement, wissenschaftliches Schreiben Klaus Dicke, gefeiert. Die Veranstaltung tion beziehen, um die strukturierte Dokto- und Einstieg in eine Wissenschaftskarriere. wird auch genutzt, um die in der randenqualifizierung als Teil der Profilbil- Diese Veranstaltungen, werden von unse- Exzellenzinitiative geförderte Graduier- dung der Universität Leipzig zukunftswei- ren Doktoranden stark nachgefragt“, er- tenschule Building with Molecules and send weiterzuentwickeln. M. R. /A. L. klärt Prorektor Schlegel weiter. Großen Anklang fand insbesondere der erstmalig organisierte dreiwöchige Deutschkurs für neu eintreffende Doktoranden, der im Sep- tember in Zusammenarbeit mit interDaF e. V. und dem Helmholtzzentrum für Um- Nicht nur Nach- wuchswissen- weltforschung durchgeführt wurde. Dieser schaftler ar- bot nicht nur eine Einführung in die Spra- beiten in der che, sondern machte die Doktoranden Research Aca- ebenso mit ihrem neuen Umfeld, der For- demy Leipzig mit internatio- schungslandschaft in Leipzig, und ihren nal renommier- zukünftigen Arbeitsplätzen vertraut. ten Wissen- Neu in der Research Academy Leipzig ein- schaftlern zu- gerichtet ist das Deutsch-Amerikanische sammen, auch die weichen Promotionsprogramm „Deutsch als Kriterien zäh- Fremdsprache“, eine Kooperation mit der len, wie die University of Arizona in Houston, und das Betreuung von Deutsch-Französische Doktorandenkolleg Doktoranden- kindern. „Komplexe Systeme im Gleichgewicht und Foto: Stefanie Nichtgleichgewicht“ eine Kooperation mit Müller

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„Im Neubau wird sich die Sammlung voll entfalten“ Der Kustos und das Kunstkonzept – Rudolf Hiller von Gaertringen im Interview

Die 600-jährige Geschichte der Universität “ zu verstehen? Wo über- sen des Barock, viertens die – vorrangig Leipzig offenbart sich nicht zuletzt in ei- all wird sich Kunst wiederfinden? plastischen – Bildwerke des 19. Jahrhun- nem reichen historischen und künstleri- Das von einer Kommission erarbeitete derts aus dem Augusteum, darunter das schen Erbe. Auf dem neuen innerstädti- Kunstkonzept schlägt vor, vorhandene, in Schinkeltor und zahlreiche Portraitbüsten, schen Campus sollen diese Sammlungen der großen Mehrzahl mit dem Areal des sowie fünftens die sozialistische Phase der der Alma mater Lipsiensis den Angehöri- ehemaligen Dominikanerklosters verbun- Universität, hier vor allem das Wandbild gen und Gästen der Universität Leipzig dene Kunstwerke in fünf so genannten Werner Tübkes „Arbeiterklasse und Intel- vermehrt zugänglich gemacht werden. Erinnerungskomplexen zu organisieren ligenz“. Hierfür wurde ein eigenes Kunstkonzept und bestimmten Räumen zuzuordnen. Sie Die Grundidee ist, die Kunst – soweit kon- erstellt, über das Dr. Manuela Rutsatz mit beginnen erstens mit mittelalterlichen servatorisch vertretbar – zum Betrachter zu Kustos PD Dr. Hiller von Gaertringen Wandbildern der Klosterzeit, es folgen bringen, das heißt sie vorrangig im öffent- sprach. zweitens die Kunstwerke aus der gespreng- lichen Raum zu präsentieren, im Paulinum, ten Universitätskirche, darunter neuzeit- im Foyer, in Passagen etc. Dabei sollen die Was ist unter dem „Kunstkonzept der liche Epitaphien und Grabplatten, drittens Werke auch didaktisch aufbereitet und ver- Universität Leipzig für den Campus eine Portraitgalerie mit Professorenbildnis- mittelt werden.

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Der Kustos PD Dr. Rudolf Hiller von stand, thematisiert durch ihre Modernität Leserbrief Gaertringen (Mitte) und das Kunstkon- aber zugleich die Brüche. Im Zuge der zept, hier in den Studiensammlungen Restaurierungen sollen daher auch die der Universität mit Wissenschaftsminis- Außenstelle terin Dr. Eva-Maria Stange und Rektor geschichtlichen Spuren der Kunstwerke Prof. Franz Häuser. Foto: Jan Woitas erhalten bleiben und entsprechende Fragen Zingst hat aufwerfen. Schließlich sind diese Werke selbst durch die Ereignisse von 1968 ge- lange Vor- zeichnet. Außerdem soll eine Fotodoku- Wie verändern sich damit die Möglich- mentation im Bereich des südlichen Sei- geschichte keiten zur Präsentation des Kunstbesit- teneingangs Baugeschichte und Sprengung zes der Universität? der Kirche sowie den studentischen und Zum Beitrag „Außenstelle Zingst – Be- Sie verbessern sich dramatisch! Erst in den anderen Widerstand dagegen vor Augen liebte Adresse für Exkursionen und Tagun- neuen Räumen wird für die oftmals monu- führen. gen“ in der vergangenen Ausgabe des Uni- mentalen Werke genügend Platz vorhanden Journals erreichte die Redaktion folgender sein. Erst im Neubau wird sich die Samm- Wie ist der aktuelle Bearbeitungsstand Leserbrief: lung in all ihren Facetten entfalten können. des Kunstkonzeptes? Welche aktuellen Erst für diesen neuen Zusammenhang wer- und temporären Ausstellungen sind vor- Die Lektüre des ersten Absatzes dieses den zahlreiche Werke, die in sozialistischer gesehen? Artikels wirft die Frage auf, wann genau Zeit bewusst vernachlässigt wurden, res- Nachdem die entsprechende Raumzuord- das Maritime Observatorium in Zingst ein- tauriert und ausstellungsfertig gemacht. nung nunmehr definiert ist, arbeiten wir gerichtet wurde. Es dürfte in diesem Zu- Nur die Perspektive, sie künftig zeigen zu derzeit am Feinschliff. In der nächsten sammenhang von Interesse sein, dass es im können, verleiht den Mut, diese Aufgabe in Sitzung werden wir zum Beispiel die Hän- Jahre 1910 bereits Überlegungen zur Er- Angriff zu nehmen … gung der Epitaphien nochmals objekt- richtung eines Lehrstuhls und Instituts für genau diskutieren. Natürlich stehen auch Ozeanographie gegeben hatte. Damals Welche Ausstellungsstücke liegen Ihnen Anbringungsfragen, beispielsweise bei hatte sich Alexander Nathansohn für die besonders am Herzen? Können Sie Skulpturen oder Grabplatten, immer wie- Besetzung eines solchen Lehrstuhles em- schon sagen,welche Höhepunkte Nutzer der auf der Tagesordnung, zumal es im pfohlen. Er promovierte 1900 in Leipzig und Besucher erwarten dürfen? Bereich der Architektur Detailanpassun- zum Thema: Physiologische Untersuchun- Angesichts der Fülle hochrangiger Werke gen oder Konkretisierungen gibt. Zu be- gen über amitotische Kernteilung. Sein ist das schwer zu beantworten. Sicher lie- rücksichtigen sind ferner bestimmte künf- Antrag auf Habilitation erreichte Leipzig gen mir die Epitaphien aus der Universi- tige Festlegungen, wie die Materialität und 1902 von der Zoologischen Station Neapel tätskirche besonders am Herzen. Ein Farbigkeit bestimmter Wände, die uns aus, wo er über maritime Bacterien persönlicher Favorit ist das Epitaph für noch nicht vorliegen. Insgesamt aber sind forschte. Das Verfahren verlief für den Heinrich Heideck von 1603 mit einer weiß- wir auf einem sehr guten Weg. Die Mehr- Petenten sehr erfolgreich. goldenen, in Teilen zahl der Kunstwerke Er wird laut Schreiben, datiert auf den originalen Fas- des Kunstkonzep- 24. 04. 1907, vom Königlichen Sächsi- sung. Im 19. Jahr- „ Die Hängung tes wird als Dauer- schen Ministerium des Kultus und öffent- hundert beispiels- ausstellung präsen- lichen Unterrichts sogar zum Sommer- weise die Portrait- thematisiert zugleich tiert. Ereignisbezo- semester 1907 von der Abhaltung von Vor- büste Anton Sprin- gene Änderungen lesungen zwecks Vornahme biologischer gers von Seffner, die Brüche. wird es insbesondere Untersuchungen in den Norwegischen Werner Tübkes “ in der erwähnten Gewässern befreit. Im März 1909 erfolgt Wandbild natür- Porträtgalerie geben. seine Ernennung zum außerordentlichen lich, trotz seiner Für Sonderausstel- Professor. Aber seine Hoffnungen auf ein historisch teilweise problematischen As- lungen wird ein eigener Ausstellungsraum Institut für Ozeanographie werden zer- pekte. Das sind schon sehr bemerkens- der Kustodie im Bereich des Foyers entste- schlagen, unter anderem mit der Begrün- werte Bestände, auch in ihrer Gesamtheit. hen, wo wir wie bisher Ausstellungen zu dung des Fehlens einer maritimen For- verschiedensten Themen mit Universitäts- schungsstätte. Wie soll mit dem Kunstkonzept an die und Kunstbezug anbieten werden. Für (Quelle: UAL PA 826) Paulinerkirche erinnert werden? 2009 planen wir in Zusammenarbeit mit Kernstück der Erinnerungshaltung jenseits der Stadt Leipzig, insbesondere dem Stadt- Dr. med. vet. Kirsten Büsing, der Architektur sind natürlich die Epita- geschichtlichen Museum, und der Sächsi- Institut für Bakteriologie und Mykologie phien, die im Andachtsraum in einer auch schen Akademie der Wissenschaften eine Anne Büsing, Herne formal an die historische Situation erin- große Ausstellung zum Thema Aufklärung nernden Weise gehängt werden sollen. Da- in Sachsen mit dem Titel „Erleuchtung der mit sind die kunsthistorisch wichtigsten Welt“, die im Alten Rathaus gezeigt wer- originalen Zeugnisse aus der Kirche in den soll. In der Studiensammlung im Rek- einer feierlichen Weise in einem liturgisch toratsgebäude soll es eine Kabinettausstel- genutzten Kontext präsentiert. Die Hän- lung zum Thema „Studentisches Leben“ gung orientiert sich am historischen Zu- geben.

Heft 6/2007 9 UniVersum

Zu Fuß von Bach bis Mahler Statik-Professor Werner Schneider liebt Musik und schenkt Leipzig (s)eine Notenspur

Von Tobias D. Höhn

Bach, Mendelssohn, Schumann, Reger, 2012 wie Seifenblasen zerplatzen. „Davor geforscht. Dabei ist die Idee der Notenspur Grieg, Mahler … – ganz Leipzig ist hatte die Stadt das Projekt abgelehnt. Für so einfach – wie genial –, dass man sich Musik, scheint es. In kaum einer mich stand fest: Entweder es klappt jetzt im fragen muss, wieso Stadtmarketing-Exper- anderen dritten Anlauf oder nie“, sagt Schneider. ten und Touristikfachleute nicht selbst und Stadt Zu diesem Zeitpunkt gärte die Vi- vor allem schon früher darauf gekommen haben sion der Notenspur schon sieben sind. so viele Jahre in seinem Kopf. Zuvor hatte Auch die Universität selbst holte Schneider Kompo- die Stadt dem engagierten Professor mit ins Boot. Die Alma mater Lipsiensis nisten von einen Korb gegeben – man fühlte sich mehr meldete beim Deutschen Patent- und Weltruf ge- als Sportstadt, denn der schönen Künste Markenamt den Namen Notenspur an, was lebt und ge- verbunden. bereits bestätigt wurde und damit deutsch- wirkt, ihre Spuren mehr oder weniger Er wusste, zuerst musste er das Argument landweit geschützt ist. sichtbar für die jetzige Generation hinter- der Rathausspitze über die Nichtmachbar- Werner Schneider hat viel erreicht in den lassen. Ein Mathematiker würde ange- keit entkräften. Dazu holte sich der enga- letzten Monaten, eine Vielzahl von Institu- sichts dieses Fakts vielleicht nach der Zahl gierte Uni-Professor andere Disziplinen tionen mit manchmal widerstreitenden In- der „Musiker pro Quadratkilometer“ fra- mit ins Boot: Musikgeschichtler, Musik- teressen an einen Tisch gebracht. 21 Ein- gen. Aber auch Musikwissenschaftler, His- wissenschaftler und Stadplaner der Univer- richtungen finden sich auf dem Band der toriker und Theologen hätten ihre eigenen sität unterstützen ihn, die Hochschule für Notenspur. Der Sieger im Designwett- Fragestellungen. Doch ein Statiker? m Grafik und Buchkunst tüftelte am Design bewerb für die Konzeption des benötigen Werner Schneider, außerplanmäßiger Pro- und die Hochschule für Musik und Theater Wegeleitsystems wurde gekürt, so dass fessor für Statik, sieht es von der prakti- zog ihre Archive zu Rate. sich spätestens im Frühsommer 2009 die schen Seite. Er liebt Musik, spielt seit sei- Notenspur 4,7 Kilometer durch Leipzig ner Kindheit Klavier, ist gerne in der Natur Physiker im Hauptberuf, schlängeln soll – gerade rechtzeitig zum unterwegs, vermisst aber in Leipzig seit großen Uni-Jubiläum. Silberne, in den Jahren eines ganz Besonders: Eine Route, Kulturpolitiker im Ehrenamt Boden eingelassene Abschnitte eines auf der man die einzigartigen Musik- schwingenden Bandes sollen die einzel- schätze der Stadt zu Fuß oder per Rad 15 Monate später stand das überarbeitete nen, durchschnittlich 225 Meter voneinan- individuell erkunden kann. Eine Tour, die Konzept, fand die Idee Anklang bei den der entfernten Stationen miteinander ver- Touristen wie Einheimische zu den Wir- großen Musikinstitutionen Leipzigs und binden. „Zusätzliche Hinweisschilder in kungsstätten der Musiker, ihren Geburts- wurde, unterstützt von Leipzig Tourist Ser- Deutsch und Englisch sollen dem Besucher oder Wohnhäusern führt. Das war der vice, im Kulturausschuss des Stadtrates den Weg weisen“, sagt Heide Luckmann, Beginn eines jahrelangen und noch nicht vorgelegt und einstimmig angenommen. Geografin und Projektleiterin für das abgeschlossenen Projekts, der Leipziger Jetzt war das Projekt Notenspur „amtlich“. Wegeleitsystem der Notenspur. Die Perso- Notenspur. Und der Professor hatte neben seinen ab- nalmittel für sie wurden über den Verein Wir sitzen im Riquet Café in der Leipziger strakt klingenden Forschungsschwerpunk- der Freunde des Bauingenieur- und Wirt- Innenstadt, ein Mix aus Jugendstil, Wiener ten wie „Konsistente Bewertung der Im- schaftsingenieurwesens der Universität Kaffeehaustradition und chinesischer Bau- perfektionen stählerner Schalentragwerke“ Leipzig eingeworben. Jeder kann einstei- kunst bestimmen das Interieur. Der Ort ist oder „Dynamische Strukturanalyse von gen, wo er möchte – ob am Schumann- bewusst ausgewählt. „Hier wurde die Idee Versagensvorgängen unter quasistatischer Haus oder dem Geburtshaus von Clara zur Notenspur geboren, hier wurde es kon- Belastung“ eine neue Mammutaufgabe zu Wieck – und sich so seinen individuellen kret“, sagt Professor Schneider. Das war im stemmen. Rundweg zusammenstellen. April 2005, als er mit Gewandhausmusi- Der promovierte Physiker musste manchen Die Tragweite des Projekts lässt sich mo- kern nach einer Ballett-Aufführung zu- Arbeitstag neu aufteilen. Aus dem Hörsaal mentan nur auf einem Stadtplan erahnen, sammensaß. Es war die Zeit, als in Leipzig ging er nach der Vorlesung ins Rathaus, den Professor Schneider aus seiner brau- auf den Siegestaumel beim nationalen sprach mit Kulturpolitikern, Musikinstitu- nen Aktentasche zieht und auf dem die Ausscheid um die Olympia-Bewerbung die tionen und Touristikern. In der „Spät- einzelnen Stationen durch eine schwarze Ernüchterung folgte und alle Träume von schicht“ und am Wochenende wurde dann Linie verbunden sind. „In Thomaskirche

10 journal UniVersum

und Gewandhaus kommt jeder Besucher, nicht hatte. Wir kommen wieder nach versität Schneiders Tun: Notenrad und No- doch außerhalb des Innenstadtrings bewegt Hause.“m tenbogen hat die Uni beim Deutschen Pa- sich kaum jemand. Dabei sind hier die Schneider weiß um die Schätze der Stadt: tent- und Markenamt in München ange- Komponistenhäuser zu finden, Leipzigs „Weltweit keine andere Stadt bietet diese meldet. größter Schatz, der leider noch viel zu Vielzahl authentischer Musikstätten, die „Viele der Altersgeneration 50 plus werden wenig wahrgenommen wird.“ Mit der No- fußläufig erreichbar sind.“ Zwar über- einwenden, dass diese Orte doch altbe- tenspur sollen zum Beispiel das zur Uni- flügele Wien mit der Anzahl originaler kannt sind. Stimmt. Doch wir wollen er- versität gehörende Museum für Musik- Musikschauplätze die Pleiße-Stadt, doch reichen, dass sie die Besucher mit neuen instrumente (mit Deutschlands größter diese liegen meilenweit auseinander. Zu Augen sehen, junge Menschen heranfüh- Instrumentensammlung und dem ältesten Fuß an einem Tag unmöglich. ren und jene gewinnen, die sich nicht erhaltenen Hammerflügel der Welt), die vordergründig mit Musik beschäftigen“, Grieg-Begegnungsstätte, das Mendels- Denkmäler wie an einer erwidert der 56-Jährige. Der Weg soll zum sohn-Haus (Residenz der Universitätsmu- Erlebnis werden. Dazu könnte auch bei- sik) aus dem Dornröschenschlaf geweckt Perlenkette aufgereiht tragen, dass zu den einzelnen Stationen und ins Bewusstsein der Leipzig-Besucher passende Musikstücke im Internet abgeru- gerückt werden. Wenn die Notenspur im Sommer 2008 oder fen werden. Dies gehört jedenfalls zu den Eine der Attraktionen entlang des musika- Frühjahr 2009 mit einem Bürgerfest, so ersten Ideen für ein Musikerlebnis-Leitsys- lischen Bandes dürfte auch das neue schwebt es Schneider vor, eingeweiht wird, tem, das der Notenspur eine unverwechsel- Hauptgebäude der Universität am Augus- geht für den Statiker die Arbeit weiter. bare musikalische Atmosphäre verleihen tusplatz werden, das neue Paulinum. „Es Seine Vision, Kulturorte und Denkmäler soll. Ein generationsübergreifender An- wird der Nachfolgebau einer Bachstätte wie an einer Perlenkette aufzureihen, soll satz: Der Opa geht mit seinen Enkeln sein mit großem Potenzial für die Zu- eine neue Dimension erreichen. Der Leip- spazieren, an den einzelnen Touretappen kunft“, sagt Universitätsmusikdirektor ziger Notenbogen ist eine Weiterentwick- spielen sie ihm die heruntergeladenen David Timm. Die Notenspur bietet in sei- lung und führt den Spaziergänger durch Werke auf dem iPod vor. nen Augen die Chance, das Historische ins Gründerzeitviertel und Parkanlagen west- www.notenspur-leipzig.de Bewusstsein zu rücken und durch Musik- lich der Innenstadt. Noch weiter geht das aufführungen der Gegenwart lebendig zu Notenrad, mit dem der passionierte Rad- Die Notenspur, dessen Spiritus Rector halten. So stellt er sich das auch für den fahrer Schneider Interessierte auf eine apl. Prof. Werner Schneider ist, soll 900 Plätze fassenden Mehrzweckbau vor: 35Kilometer lange musikalische Radtour künftig musikalische Kleinode und be- „Die Universitätsmusik bekommt wieder einlädt, die zentrumsferne musikge- deutende Häuser auf einem Rundweg verbinden. Gemeinsam mit Heide Luck- eine eigene Wirkungsstätte innerhalb der schichtlich interessante Orte miteinander mann präsentiert er ein erstes Prospekt. Universität, die sie über 40 Jahre lang verbindet. Auch hier unterstützt die Uni- Foto: Tobias D. Höhn

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Die Gerechtigkeit, das Uni- versum und ein Ministertag Kinderuniversität mit spannendem Programm

Auch im Wintersemester will die Kinder- universität Leipzig, kurz KUNI, die Wiss- begierde der Sieben- bis Elfjährigen stillen. Den Auftakt machte Ende Oktober Rektor Prof. Dr. Franz Häuser. Sein Thema: „Was ist gerecht?“ Eine Pauschalantwort hatte der Jurist nicht zu bieten, dafür aber meh- rere Lösungsansätze, anschaulich erklärt am Beispiel einer zu vergebenden Freikarte für ein Fußballspiel. Professor Häuser nahm aber auch eine „of- fizielle Amtshandlung“ vor, indem er den ersten Kinderbeirat der KUNI ernannte und mit leuchtend blauen T-Shirts ausstat- tete. „Dass ich jetzt bei KUNI mitbestim- men darf, finde ich super“, freute sich Anne (7 Jahre). Sie ist eine von sieben Bei- ratsmitgliedern. Der Organisatorin von KUNI, Jana Both, sind die Meinungen und Vorschläge der Kinder wichtig: „Die Kin- semester sowie der neu eingeführten Stu- den Arbeitsalltag eines Ministers. Und am deruni ist eine Veranstaltung für Kinder. dentenausweise. 22. Februar erklärt Dr. Katrin Reichel- Sie wissen am besten, was ihnen gefällt Und worauf dürfen sich die Kleinen in die- Wehnert vom Sächsischen Kultusministe- und was sie sich für KUNI wünschen. Wir sem Semester noch freuen? Drei weitere rium, warum Freunde so wichtig sind. nehmen die Wünsche und Fragen der Kin- Vorlesungen stehen auf dem Programm. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um der auf und setzten sie entsprechend um.“ Am 14. Dezember spürt Prof. Dr. Michael 16.30 Uhr, Hörsaal der Fakultät für Biowis- Die ersten Aufgaben hat der KUNI-Beirat Soffel von der TU Dresden der Unendlich- senschaften, Pharmazie und Psychologie/ bereits erfolgreich bewältigt: Die Gestal- keit des Weltraums nach. Am 18. Januar Institut für Biologie II (Talstr. 33). tung der Vorlesungsplakate für das Winter- plaudert Kultusminister Steffen Flath über M. R./T. D. H.

Jana Both ist nach außen das Gesicht Der frisch gekürte KUNI-Beirat in neuen T-Shirts samt Uni-Rektor Prof. Franz der Kinderuni und organisiert die Häuser. Von links, untere Reihe: Dieter Hofmann, Martin Hoffmann, Prof. Dr. Franz Veranstaltungen für Kinder und Vor- Häuser, Anne Wille, Theresa Prenzel; obere Reihe: Philipp Sonntag, Franziska Ritter tragende. Foto: Jan Woitas und Michael Ritter. Fotos: Tobias D. Höhn

12 journal Deutsch- Weißrussische Forschungs- kooperation

Die Universität Leipzig als Drehscheibe und Brückenkopf nach Mittel- und Ost- europa. Das hat in Leipzig eine lange Tra- dition. Auch wenn man in den Jahren nach Minsk–Leipzig der Wende mehr gen Westen schaute, kon- zentriert man sich heute wieder stärker darauf, Kooperationen mit mittel- und ost- europäischen Universitäten zu pflegen und hier aus Minsk bekommen, der uns ein Pro- und das in beide Richtungen, sagt Dieter aufzubauen. Nun kann man auf der Land- jekt vorgestellt hat, wo wir jetzt gemeinsam Schulz, Professor für Erziehungswissen- karte von Kooperationen ein weiteres weitere Untersuchungen in Leipzig durch- schaften an der Uni Leipzig und Initiator Fähnchen hissen, denn seit kurzem gibt es führen wollen.“ So schnell kann man zu- des Projektes. „Das Entscheidende ist vor ein Kooperationsabkommen mit der Staat- sammen arbeiten. allem, dass wir den Weg vorbereiten für un- lichen Universität Minsk in Belarus, dem Ein paar hundert Meter weiter, die sauber sere Studenten. Die Studenten sind unsere ehemaligen Weißrussland, einem der iso- geputzte und aufgeräumte Karl-Marx- Zukunft. Wir können nur noch vermitteln liertesten Länder Osteuropas. Unterzeich- Straße entlang, in der Wirtschaftswissen- und zeigen, dass ist die richtige Richtung. net wurde das Kooperationsabkommen im schaftlichen Fakultät der Staatlichen Uni- Traditionen, die wir anfangen zu knüpfen, März in Leipzig von beiden Rektoren, versität Minsk, werden die anderen Teil- haben einen Zukunftscharakter, und der Prof. Dr. Franz Häuser und Prof. Dr. nehmer der Delegation Dr. Cornelie Kunze löst sich über die Studierenden ein.“ Vassili Strazhev. vom Leipziger Zentrum für Internatio- Wie wichtig es ist, einen Austausch zu ha- Damals war eine Delegation von Wissen- nale Wirtschaftsbeziehungen, Dr. André ben, erfährt man unter vorgehaltener Hand schaftlern aus Minsk zu Gast in Leipzig. Bleicher, Energiewirtschaftsexperte an der auch von weißrussischen Studierenden. Sie Diesen September stand nun der Gegenbe- Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in sprechen von der politischen Situation im such einer Leipziger Delegation in Minsk Leipzig und Prof. Dr. Rolf Hasse vom Land und auch an ihrer Universität. Es gibt an. Denn dem gezeichneten Kooperations- Fraunhofer Zentrum für Mittel- und Ost- kein unabhängiges Radio, kein freies Fern- abkommen sollten Taten folgen. Man europa von belarussischen Studierenden sehen und wer sich gegenüber der Regie- wollte konkret werden, Symposien planen, umringt. Fragen über Fragen, denn das rung Lukaschenko und deren anti-west- den Studentenaustausch anschieben, ge- Interesse an Studienmöglichkeiten in licher Politik kritisch äußert, verliert unter meinsam über Buchveröffentlichungen Deutschland scheint sehr groß.“ Umständen seinen Studienplatz. Auch nachdenken und Forschungsgelder bei der Viktor Shadurski, Professor für internatio- EU beantragen. Gemeinsame Forschungen nale Beziehungen an der Belarussischen Und so steht Prof. Berthold Kersting, Teil- Staats-Universität, begrüßt die gemein- nehmer der Delegation und Professor für und Austausch von same Zusammenarbeit. „Die Wissenschaft Anorganische Chemie in Leipzig, Ende Studierenden sind das Ziel ist international. Es geht nicht, dass wir September vor einer kleinen Gruppe in eine isolierte Wissenschaft in Belarus, einem Vorlesungsraum in Minsk und prä- In gebrochenem Deutsch erzählt Violetta, Deutschland oder Japan haben. Wissen- sentiert die Forschungsgebiete seiner Fa- die 20-jährige Studentin, wie sie sich freut schaft braucht nun mal eine starke Zusam- kultät. Die Studierenden und Professoren über den Besuch aus Leipzig. „Das ist cool, menarbeit. Wir müssen Möglichkeiten fin- sind angetan von der lebendigen und hu- wir können ein bisschen von Deutschland den diese Zusammenarbeit zu entwickeln. morigen Art des Leipziger Professors. lernen. Wir haben jetzt vielleicht die Mög- Sicherlich gibt es auf der politischen Ebene Denn neben dem Fakultäts- und For- lichkeit, in deutsche Unis zu gehen, um Probleme, vor allem seit 1997 zwischen schungsprofil liefert Kersting ihnen auch dort zu studieren. Und am Ende wieder Belarus und der EU, aber trotz dieser Pro- gleich noch ein Leipziger Stadtportrait. In zurück zu kommen und alles ein wenig bleme müssen wir Wege finden, um zu- normalen Vorlesungen ist man hier anderes besser zu machen für unsere Republik. Das sammen zu arbeiten. Um einen kulturellen gewohnt. Kurz nach dem Vortrag bildet ist toll. Und Deutschland ist toll.“ und persönlichen Austausch zu haben. Wir sich schnell eine kleine Traube Menschen Denn neben dem Austausch von Wissen- müssen also andere Wege finden, vielleicht um den Leipziger Chemiker. schaftlern und der gemeinsamen Arbeit an durch eine Art persönliche Diplomatie.“ In den Händen hält Kersting drei kleine Forschungsprojekten, will man mit dem Am Ende des Kolloquiums sitzen die Plastikröhrchen, gefüllt mit Chemikalien. Forschungskolloquium vor allem eines er- Minsker Dekane und Professoren mit den „Die haben wir gestern von einem Forscher reichen: den Austausch von Studierenden, Leipziger Wissenschaftlern an einem

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großen Tisch, um die Ergebnisse zu proto- kollieren. Geplant sind gemeinsame For- schungsprojekte in der Chemie, Physik, Biologie und der Geschichtswissenschaft. Vor allem will man aber den Studenten- und Doktorandenaustausch intensivie- ren.m Auch Cornelie Kunze und Dr. André Bleicher konnten etwas Konkretes mit den Kollegen aus Minsk vereinbaren, erzählt Bleicher: „Herausgekommen ist ein Buch- projekt, was momentan das konkreteste Vorhaben ist. Wir wollen die Transforma- tion Weißrusslands beschreiben und das von zwei Seiten her tun.“ Doch wie einfach das sein wird, darüber ist sich Kunze nicht sicher. „Die Bereitschaft ist sehr groß, aber ich weiß nicht ganz genau, ob das nicht die gleichen Erwartungen sind. Jeder hat ein bisschen andere Ziele, und man muss dann im Verlaufe der Arbeit sehen, wie man da Kompromisse findet, oder eben auch ge- meinsame Ziele aufstellen kann. Das wird, Abendessen und Erfahrungsaustausch mit Wissenschaftlern aus Minsk. so denke ich, noch ein spannender Arbeits- Foto: Mark Michel prozess werden.“ Denn ideologisch und politisch liegen oftmals noch Welten zwi- Schon im März nächsten Jahres ist dann nicht nur Wissenschaftler getroffen, son- schen Minsk und Leipzig, dass haben zu- das dritte gemeinsame Forschungskollo- dern Menschen, die sich näher gekommen mindest die Treffen der Wirtschaftswissen- quium geplant. Und alle freuen sich jetzt sind und Freundschaft geschlossen haben. schaftler gezeigt. schon darauf, denn in Minsk haben sich Mark Michel

Studentica-Sammlung ist um einen Schatz reicher

Die Studentica-Sammlung des Universi- tätsarchivs ist um einen Schatz reicher: Michael Schuster (links) und Maik Thiem (rechts) von der Leipziger Burschenschaft Germania überreichten im Oktober 2007 dem Archivar Dr. Jens Blecher einen alt- ehrwürdigen Glockenschläger aus dem Besitz der Burschenschaft. Die Burschenschaft Germania war 1818 als pflichtschlagende Verbindung gegrün- det worden und verlangte von ihren Mit- gliedern für die eigene und die Ehre der Burschenschaft „notfalls mit der Waffe in der Hand, einzutreten“. Mensuren werden im Waffenring Halle- Leipzig geschlagen. Das akademische Hiebfechten erfüllt dabei mehrere Zwecke. Es dient unter anderem der Charakter- schulung, der Auslese geeigneter Mit- glieder und nicht zuletzt bildet die gemeinsame Mensurerfahrung eine beson- ders feste Gemeinschaft. Im Gegensatz zu Glockenschläger traditionell die comment- an ihren alten Hochschulort nach Leipzig den westelbischen Korporationen ist an gemäße akademische Waffe. Die Bur- zurück. r. den meisten ostelbischen Hochschulen der schenschaft kehrte nach langem Exil 1993 Foto: Maik Thiem

14 journal Forschung

Frühzeitiges Erkennen und Simulieren sichert Zukunft Interdisziplinarität und praxisrelevante Forschung

Von Prof. Johannes Ringel, Christian Strauß und Jun.-Prof. Dr. Silke Weidner, Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft

Die gegenwärtigen komplexen Trans- ware „umacs®“. Dabei wurden praxisrele- ergebnisse weisen dadurch eine große Rea- formationsbedingungen für die räumliche vante Ergebnisse erzielt, die auf dem Markt litätsnähe und einen hohen Anwendungs- Entwicklung sind unter anderem auf die nachgefragt werden und zugleich den An- bezug auf. Das ISB liefert demnach wert- Gegensätzlichkeit der Verläufe von Wach- spruch auf wissenschaftliche Gültigkeit volle Ergebnisse für die öffentliche Hand sen und Schrumpfen der Städte und Regio- wahren. und die Privatwirtschaft. nen zurückzuführen. Mit der daraus Aufbauend auf diesem Erkenntnisgewinn Diese Form der angewandten Forschung resultierenden Notwendigkeit für einen hat das ISB ein weiteres Instrument ent- hat dem noch relativ jungen Institut – ge- neuen Handlungsrahmen geht die Ent- wickelt. Im Rahmen des Forschungsfeldes nau zehn Jahre sind seit seiner Gründung wicklung innovativer Strategien und Ins- „Stadtquartiere im Umbruch“ des Bundes- vergangen – eine erfolgreiche Akquisition trumente einher. Das Institut für Stadt- ministeriums für Verkehr, Bau und Stadt- und Bearbeitung von Verbund- und For- entwicklung und Bauwirtschaft (ISB) der entwicklung der Bundesrepublik Deutsch- schungsprojekten gebracht. An dem Erfolg Universität Leipzig hat mit zwei gerade land und des Bundesamtes für Bauwesen haben die Projektpartner des Instituts maß- abgeschlossenen Verbundprojekten einen und Raumordnung wurde der Baustein geblichen Einfluss. Daher hat das ISB das wissenschaftlichen Beitrag zu dieser Ins- „Szenarien und Modellrechnungen zur Jubiläum zum Anlass genommen und im trumentendebatte geleistet. Entwicklung von Quartieren im Stadtum- November seine Wegbegleiter, Unterstüt- bau“ bearbeitet. Für die Diskussions- und zer, Förderer und Ideengeber zu einer Innovative Strategien für Entscheidungsphase zur Leitbildentwick- Jubiläumsfeier empfangen. lung untersucht das Instrument alternative schrumpfende Städte Entwicklungsmöglichkeiten mithilfe von Das Institut für Stadtentwicklung und Szenarien. Bauwirtschaft existiert seit zehn Jahren. In dem interdisziplinären Verbundpro- Die Auswertung der Szenarien liefert 1995 als Lehrstuhl für Baubetriebswesen jekt „Entwicklung eines Früherkenungs- Erkenntnisse beispielsweise zu den spezi- und Bauwirtschaft gegründet, wurde und Kontrollsystems zur Unterstützung fischen Funktionen und Potenzialen ein- 1998 die Stiftungsprofessur für Techni- einer flexiblen Stadtentwicklungsplanung zelner Indikatoren und bestimmter Voll- sches und Infrastrukturelles Manage- (FKS)“, gefördert durch das Bundesminis- zugsinstrumente des Urban Management ment baulicher Anlagen, 2000 die Hono- terium für Bildung und Forschung, wurde in Abhängigkeit zu unterschiedlichen rarprofessur für Projektsteuerung und ein Instrument für die Stadtentwicklungs- Quartierstypen sowie dem Anteil kommu- Projektentwicklung, die Stiftungsprofes- planung erarbeitet. Partner waren dabei naler Kosten zur Umsetzung bestimmter sur für Stadtentwicklung und 2005 die die Firma innova AG, die beiden kommu- Strategien. Honorarprofessur für Bauwirtschaft ein- nalen Praxispartner Forst (Lausitz) und Die wissenschaftlichen Ergebnisse der gerichtet. Vor dem Hintergrund der der- Selb. beiden Projekte werden durch das ISB in zeitigen ökonomischen und soziodemo- Das Verbundprojekt hat ein Instrument vielfältiger Weise verwertet. Sie werden grafischen Entwicklungen beschäftigt für die früherkennende, vertiefend analyti- unter anderem im Rahmen der Politikbera- sich das ISB sowohl in Lehre als auch in sche und kontrollierende Phase des städti- tung des Instituts herangezogen. In der Forschung mit den Schwerpunkten Ur- schen Informationsmanagements erarbei- Lehre dienen die ermittelten Erkenntnisse ban Management, Prozessmanagement tet. Noch vor Konzeptionierung und Maß- im Sinne des Humboldtschen Grundsatzes und Virtuelle Planung sowie Entwickeln nahmenumsetzung soll eine fundierte vor allem dem berufsbegleitenden Aufbau- und Bauen im Bestand. Seit Oktober Grundlage über die derzeitige funktionale studiengang „Master of Science in Urban 2003 bietet das Institut für Stadtent- und räumliche Struktur der Stadt und ihrer Management“, der vom ISB federführend wicklung und Bauwirtschaft den post- Quartiere ermittelt werden. betreut wird. gradualen Aufbaustudiengang Master of Unter der Leitung von Prof. Johannes In den beiden interdisziplinären Projekten Science in Urban Management an, wel- Ringel koordinierte das ISB das Projekt wurden jeweils mehrere Perspektiven auf cher sich an Absolventen der zahlreichen und zeichnete für die wissenschaftliche den Untersuchungsgegenstand unternom- Fachrichtungen richtet, die in den Stadt- Herleitung und Fundierung verantwortlich. men. Diese Methode führte zu einer Erwei- umbauprozess integriert sind. r. Im Kern stand die Entwicklung der Soft- terung der Modellannahmen. Die Projekt-

Heft 6/2007 15 Forschung

Exzellenzwettbewerb Erfolg für Uni „Es macht sehr viel Leipzig Die beiden Sprecher der Exzellenz- Die Universität Leipzig hat sich mit ihrer Graduiertenschule BuildMoNa. Leipzig School of Natural Sciences – Building with and Nano-objects über Geschichte, Molecules and Nano-objects in der zweiten Auflage der von Bund und Ländern initi- ierten Exzellenzinitiative durchgesetzt. Mit der Graduiertenschule Leipzig School Prof. Marius Grundmann: Die in der zwei- Damit gehört die Universität Leipzig zu of Natural Sciences – Building with Mo- ten Runde des Exzellenzwettbewerbs er- den 35 Universitäten deutschlandweit, die lecules and Nano-objects ist die Univer- folgreiche Graduiertenschule BuildMoNa nun durch die Exzellenzinitiative von DFG sität bei der Exzellenzinitiative des Bun- ging aus unseren Antragsskizzen zu einem und Wissenschaftsrat gefördert werden. des dabei. Was hat Sie bewogen,sich mit Exzellencluster und einer Graduierten- „Damit hat sich Leipzig in Sachsen als ein- der Graduiertenschule zu bewerben? schule in der ersten Runde des Exzellenz- zige Universität in der zweiten Runde der Prof. Evamarie Hey-Hawkins: Wir haben wettbewerbs hervor. Wir haben uns die in- Exzellenzinitiative durchgesetzt“, freute nicht einfach gedacht, jetzt machen wir terdisziplinäre Ausbildung von jungen Na- sich Prof. Dr. Franz Häuser über den Er- mal eine Graduiertenschule, sondern die turwissenschaftlerinnen und Naturwissen- folg. Prorektor Prof. Dr. Martin Schlegel Graduiertenschule hat sich folgerichtig aus schaftlern auf die Fahnen geschrieben, die fügte hinzu: „Dieser Erfolg ist von großer dem ergeben, was schon da war. Im Rah- verzahnt sein muss mit der Forschung des Bedeutung für die weitere Entwicklung der men der Diskussion zur Beteiligung an der Profilbildenden Forschungsbereiches. Die Universität Leipzig zu einer international Bundesexzellenzinitiative wurden vor etwa Graduiertenschule hätten wir auf jedem sichtbaren Forschungsuniversität.“ vier Jahren in der Forschungskommission Fall aufgebaut, so dass eine Bewerbung im Die Universität Leipzig hatte sich insge- der Universität Exzellenzbereiche präzi- Rahmen der Exzellenzinitiative des Bun- samt mit Antragsskizzen für zwei Exzel- siert und strukturiert, und ich schlug da- des nur folgerichtig war. lenzcluster, drei Graduiertenschulen sowie mals bestehende Aktivitäten in Chemie für ein Zukunftskonzept beworben. Aufge- und Physik als Exzellenzcluster I vor, aus Was ist das Besondere an der Leipziger fordert zur Vollantragstellung wurde sie für dem dann in den letzten Jahren der Profil- Graduiertenschule? das Exzellenzcluster Felix Klein Center for bildende Forschungsbereich I „Von Mole- Grundmann: Ich kenne natürlich die ande- Mathematical Sciences and their Applica- külen und Nanoobjekten zu multifunktio- ren Anträge der Kollegen nicht. Aber: Un- tion (Mathematik und ihre Anwendung in nalen Materialien und Prozessen“ wurde. sere Schule hat ein sehr klar ausgerichtetes den Naturwissenschaften) sowie die Gra- Grundgedanke war, die Spitzenforschung wissenschaftliches, eindeutig beschriebe- duiertenschule BuildMoNa. in Physik und Chemie zu verbinden und nes, sehr kreatives Konzept. Und es baut Für Prof. Dr. Martin Schlegel, Prorektor auch andere thematisch verwandte Berei- auf die exzellente Forschung, die wir bis- für Forschung und wissenschaftlichen che einzubeziehen. her geleistet haben. Nachwuchs an der Universität Leipzig, ist dieser Erfolg auch das Ergebnis der For- schungspolitik der vergangenen Jahre: „Um in unserer Forschungsarbeit effekti- ver zu werden, haben wir zum Beispiel die Research Academy Leipzig (RAL) gegrün- det, mit der wir insbesondere Nachwuchs- wissenschaftler fördern.“

Sprecherin und Koordinatorin der Graduiertenschule BuildMoNa Prof. Dr. Evamarie Hey-Hawkins Telefon: 03 41 97-36151 E-Mail: [email protected] www.uni-leipzig.de/chemie/hh/ framehh.htm Stellvertretender Sprecher der Graduiertenschule BuildMoNa Prof. Dr. Marius Grundmann Telefon: 03 41 97-32650 E-Mail: [email protected] www.uni-leipzig.de/~hlp „Jetzt liegt viel Arbeit vor uns; nun muss der Antrag in die Praxis umgesetzt werden“, sagt Prof. Evamarie Hey-Hawkins.Fotos: Jan Woitas

16 journal Forschung

Spaß und Freude ...“ Graduiertenschule Building with Molecules Gegenwart und Zukunft des Projektes

Hey-Hawkins: Es ist die Einheit von Dok- reits im Rahmen anderer Projekte finan- tenschule diese Leute in Leipzig zu halten, torandenqualifizierung und Forschung. ziert werden, werden in den nächsten und natürlich insbesondere aus dem Aus- Und nicht zu vergessen unsere hervorra- Wochen aufgenommen, und im nächstes land exzellente neue Mitarbeiter nach gende Infrastruktur durch die Einbettung in Jahr kommen dann pro Quartal jeweils Leipzig zu holen. Das ist, denke ich, ein die Research Academy Leipzig (RAL). zehn bis 15 Stipendiaten dazu. ganz wichtiger Faktor. Mehr Internationa- Das alles zusammen kann man sicher als Hey-Hawkins: Das Lehrprogramm für das lität. Das zeigt sich auch darin, dass wir für Grundlage des Erfolges bezeichnen. erste Jahr steht ja schon in dem Antrag. Für wissenschaftliche Symposien, Kolloquien die folgenden Jahre haben wir jetzt nicht und dergleichen, auch renommierte Wis- Die Graduiertenschule ist nun bewilligt. weiter Papier produziert, weil sich die Mo- senschaftler für Vorträge nach Leipzig Wie fühlt man sich nach einem solchen dule natürlich mit neuen Erkenntnissen holen können. Ich denke, dass wird insge- Erfolg? ändern, und die Inhalte auch von den Kol- samt für unsere Fakultäten und damit auch Hey-Hawkins: Ich fühle mich gut, eigent- legen, die dann aktuell als Lehrende einge- für die Universität ein absoluter Gewinn lich unheimlich gut. Ich war in Dubai, bei laden werden, abhängen. Dann müssen für sein. der Zwischenlandung auf dem Weg nach jeden Doktoranden/jede Doktorandin je- Hey-Hawkins: Dann die stärkere Vernet- Leipzig aus Neuseeland kommend, als ich weils ein Betreuer und ein Ko-Betreuer zung von Chemie, Physik und Biowissen- die SMS zum Erfolg unserer Graduierten- festgelegt werden. Das erfordert einfach schaften, gerade innerhalb der nächsten schule von Herrn Grundmann und Frau unser interdisziplinärer Ansatz. Jahre. Das bringt völlig neue Sichtweisen Beck-Sickinger bekam. Ich habe mich na- mit sich mit Auswirkungen auf die wissen- türlich unglaublich gefreut, aber es wäre in Und wo soll es hingehen? Welches Ziel schaftlichen Ergebnisse. Die Graduierten- diesem Moment noch schöner gewesen, steht am Ende der Arbeit? schule wird auch eine Rolle bei den dieses Hochgefühl auch mit all denen zu Grundmann: Da kann man vieles aufzäh- Neuberufungen spielen. Ich könnte mir teilen, die zum Erfolg unseres Antrags bei- len. Wir möchten natürlich exzellente Mit- vorstellen, dass die Aussicht, an unserer getragen haben. Dann, langsam, realisiert arbeiter hier in Leipzig halten. Wir werden Graduiertenschule mitzuwirken, zum Bei- man: Wir sind dabei. Wir gehören zum zumindest in unseren Fächern die Gelegen- spiel als assoziiertes Mitglied oder viel- Kreis der ausgewählten Unis. Jetzt liegt heit haben, mit einer attraktiven Graduier- leicht als Antragsteller des Fortsetzungs- viel Arbeit vor uns; nun muss der Antrag in die Praxis umgesetzt werden. Grundmann: Es ist toll für Leipzig, dass es auf der Exzellenzlandkarte Deutschlands zu finden ist. Der Zuschlag eröffnet uns fantastische Möglichkeiten. Es macht ein- fach sehr viel Spaß und Freude.

Das beflügelt natürlich auch im Alltag. Wie geht es jetzt weiter? Grundmann: Jetzt wird genau das umge- setzt, was im Antrag steht. Da ist zu unse- rer nachträglichen Überraschung alles sehr genau und gut aufgeschrieben. Zunächst haben wir ein Steering Committee gebil- det, das die wichtigen nächsten Schritte der Graduiertenschule plant. Dann müssen die rechtlichen Voraussetzungen geprüft wer- den: Wie viel Geld bekommen wir genau? Wie darf es ausgegeben werden? Wir war- ten also auf den Bewilligungsbescheid. Aber im Wesentlichen ist klar, dass jetzt die Stipendien ausgeschrieben und Anzeigen „Ich denke, das wird insgesamt für unsere Fakultäten und damit auch für die Uni- geschaltet werden. 40 Doktoranden, die be- versität ein absoluter Gewinn sein“, sagt Prof. Marius Grundmann.

Heft 6/2007 17 Forschung

antrags hochrangige Bewerber schon motivieren könnte, sich für Leipzig zu entscheiden.

Und die Stipendiaten? Was haben sie zu erwarten und was erwarten Sie von Ihnen? Hey-Hawkins: Für die Stipendiaten bedeu- tet unsere Graduiertenschule zuallererst die Möglichkeit, unter besten Vorausset- zungen forschen zu können. Und damit meine ich nicht nur, dass Ihnen die besten Lehrer, die besten Labore mit modernster Ausstattung und hervorragende wissen- schaftliche Kommunikationsmöglichkei- ten zur Verfügung stehen. Damit meine ich auch, dass sie frei von finanziellen Zwän- gen forschen können. Sie bekommen ein Stipendium, von dem sie, wenn auch nicht üppig, aber doch gut leben können. Und der Erfolg der Schule wird natürlich in erster Linie am Erfolg der Stipendiaten ge- Doktorand Sebastian Bauer arbeitet an einem Röntgendiffraktometer an der Fakul- messen. tät für Chemie und Mineralogie. Das Gerät wird eingesetzt um Strukturen von Kris- Interview: Dr. Bärbel Adams tallen aufzuklären.

ICCAS: Autopilot für die Ohrchirurgie Weltweit erster Einsatz einer automatisierten Fräse

Das interdisziplinäre Team des Innovation motorgetriebenen Saug- und Schneidins- und Medizingerätetechnik an der TU Mün- Center Computer Assisted Surgery (IC- trument (Shaver) setzte PD Dr. Gero Strauß chen. „Mit diesem Sicherheitsmechanis- CAS) an der Medizinischen Fakultät der die weltweit erste automatisierte Fräse in mus wird jetzt die chirurgische Fräse aus- Universität Leipzig, des Lehrstuhls für Mi- der Ohrchirurgie erfolgreich ein.m gestattet, mit der der Ohrchirurg Knochen krotechnik und Medizingerätetechnik der Dazu Dr. Strauß, leitender Oberarzt der abträgt, um an sein eigentliches Ope- TU München und der Firma Karl Storz Hals-, Nasen-, Ohrenklinik der Universität rationsfeld zu kommen.“ Voraussetzung Tuttlingen kann einen weiteren Erfolg ver- Leipzig: „Chirurgische Eingriffe am Ohr dafür ist eine detailgetreue Computertomo- buchten: Nach der ersten Nasennebenhöh- sind kompliziert und erfordern eine genaue graphieaufnahme (digitales Patienten- lenoperation mit einem automatisierten Kenntnis der Anatomie. Trotz bester Aus- modell), mit der schon vor der Operation bildung kann es dabei zu Ver- festgelegt wird, welchen Umfang die Ope- letzungen des Gesichtsnerves ration haben soll und welche Strukturen oder des Hörorgans kommen. geschont werden müssen. Das muss dann Das verhindert die von uns ein- wieder in komplizierte Datensätze umge- gesetzte Steuerung der Fräse.“ setzt werden. Das chirurgische Instrument „Das Prinzip der Automation wird dann mit den so erhobenen Daten ver- kommt aus der Automobil- und sehen, damit es entsprechend wirksam Luftfahrtentwicklung: Ein zu- werden kann. sätzlicher Sicherheitsmecha- „Mit der weltweit ersten Operation mit nismus bewirkt, dass das In- einer automatisierten Fräse konnten die strument automatisch abge- Partner von der TU München, der Fa. Karl schaltet wird, wenn gefährdete Storz Tuttlingen und nicht zuletzt von Strukturen erreicht werden“, ICCAS erneut ihre Leistungskraft und In- sagt Professor Dr. Tim Lüth, novationsfähigkeit unter Beweis stellen“, Lehrstuhlinhaber für Mikro- freut sich Professor Dr. Andreas Dietz, Vorstandsmitglied von ICCAS und Direk- Prof. Dr. Gero Strauß von tor der Hals-, Nasen-, Ohrenklinik Leipzig. der Hals-, Nasen-, Ohren- „Und für unsere Patienten konnte wieder klinik der Uni Leipzig setzte weltweit erstmals den Auto- ein Stückchen mehr Sicherheit erreicht piloten für die Ohrchirurgie werden.“ ein. Foto: Klinik Dr. Bärbel Adams

18 journal Forschung

Ausgrabungen in Beerscheba Zwischen Philistern und Ägyptern

Von Prof. Dr. Angelika Berlejung, Institut für Alttestamentliche Wissenschaft

20 Studenten der Universität Leipzig haben gebiet verschiedener Interessensphären kungen zwischen nomadischen und sess- im Sommer dreieinhalb Wochen an einer gewesen. Vor allem die Philister und Ägyp- haften Lebensformen in Zivilisationen der internationalen archäologischen Ausgra- ter hatten klare Interessen vor Ort, unter Alten Welt“ der Universitäten Leipzig/ bung in Israel teilgenommen. Die Ausgra- anderem auch weil sie das Hinterland von Halle von Interesse sind. bung fand in Qubur al-Walaydah südlich Gaza wirtschaftlich wie strategisch kon- Dabei zeigten die Grabungsfunde schnell, von Beerscheba statt, 12 Kilometer ent- trollieren wollten. In der Zeit der Könige dass sich an dem kleinen Ort aus strategi- fernt vom Gaza-Streifen, und war ein ge- von Juda gehörte die Region wohl wenigs- schen und wirtschaftlichen Gründen die meinschaftliches Projekt der Universitäten tens zeitweise zum Königreich von Jerusa- Kultur- und Interessensphären der Ägypter von Beerscheba, Saskatchewan (Kanada), lem. und Philister überschnitten. Insbesondere Rostock und Leipzig. Grundlage der Leip- Die Grabung war die erste von insgesamt die Beziehungen zum nahegelegenen Gaza ziger Zusammenarbeit mit der Universität vier Kampagnen und wurde von der Uni- waren damals wie heute von besonderer Beerscheba ist seit kurzem eine offizielle versität von Beerscheba finanziert, die sich Natur. Partnerschaft beider Institutionen. für die künftigen Grabungen finanzielle Wegen der politischen Lage der letzten Beihilfen von Seiten der Partneruniversitä- Ägyptische Residenzgebäude Jahre, die bis heute brisant ist, waren ar- ten erhofft. Ziel ist die wirtschaftliche, so- chäologische Arbeiten in dieser Region in ziale, kulturelle und religiöse Lebenswelt mit zwei Meter breiten der letzten Dekade die Ausnahme gewesen. von Qubur al-Walaydah zu untersuchen. Mauern entdeckt Insofern hat die diesjährige Grabung auch Die Siedlung war Marktplatz der dort an- versucht, das Studium des Negev-Gebiets sässigen Bauern, aber auch der Nomaden Schon die erste Kampagne der Ausgrabun- in Südpalästina nach längerer Unterbre- des Umlands, so dass die Ergebnisse der gen in Qubur al-Wadaydah 2007 hat um- chung wieder aufzunehmen. In vorchrist- Arbeiten vor Ort auch für den SFB 586 fangreiches Material zu Befestigungsanla- licher Zeit war die Region ein Übergangs- „Differenz und Integration. Wechselwir- gen der späten Bronzezeit (1550–1150 v. Forschung

Chr.) und zur dörflichen Kultur der Eisen- für das gesamte Feld die einzelnen Schich- allgemeine Sprachendurcheinander, seien I-Zeit (1200–1000 v. Chr.) ans Licht ge- ten festzustellen und die Profile zu fotogra- eine schöne Erfahrung gewesen. bracht. So wurden in dem Dorf der Eisen- fieren und zu zeichnen. Es lässt sich also DieAusgrabung ist ein internationales Pro- I-Zeit verschiedene Getreidesilos gefun- relativ exakt vorhersagen, welche Schich- jekt, das gerade nicht den Blick auf große den, eine Weinpresse, ein Webstuhl und ein ten in den noch nicht ausgegrabenen Städte und Palastbauten richten will, son- Ofen, in dem Brot gebacken wurde. Die Feldern zu erwarten sind. Das erhöht die dern das Verständnis der dörflichen Kultur Keramikfunde sind philistäisch. Genauigkeit, mit der bei der nächsten in Palästina fördern soll. Sie folgt damit Unter der eisenzeitlichen Siedlung, die of- Kampagne diese „schwarzen Felder“ dem neuen Konzept der „landscape and fenbar die Verbindung zum philistäischen ausgegraben werden können. Zusätzlich village archaeology“ für das es in Palästina Gaza gepflegt hatte oder einfach aus philis- wurden geomagnetische Messungen und bisher nur wenige Beispiele gibt. Während täischen Siedlern bestand, entdeckte das Radio-karbonuntersuchungen durchge- die städtischen Zentren an der Küste und in Grabungsteam eine weitläufige Anlage aus führt, deren Ergebnisse derzeit noch ausge- der Jesreel-Ebene schon gut erforscht sind, der späten Bronzezeit, die ägyptischen Ur- wertet werden. sind Untersuchungen zur das Land prägen- sprungs ist. Dabei handelt es sich um ägyp- Neben der eigentlichen Grabungstätigkeit den dörflichen Peripherie bisher immer tische Residenzgebäude mit massiven, bis wurden die Studenten in archäologischer noch ein Desiderat. zu zwei Meter breiten Mauern. Die Anlage Feldarbeit geschult und erhielten Einblicke Die Publikation der Grabungsergebnisse in Qubur al-Walaydah dokumentiert, dass in die Laborarbeit zur Analyse der Funde. der diesjährigen Kampagne ist in Vorberei- die Ägypter nicht nur die Küste, sondern Durch das Schulungsprogramm, das mit tung. Im nächsten Jahr wird eine Ober- auch ihr Einflussgebiet im Hinterland dieser Lehrgrabung verbunden war, haben flächenuntersuchung und eine geomagne- massiv mit einer Linie von Festungen ab- die Studenten zusätzlich Einblicke ge- tische Prospektion durchgeführt und ein sichern wollten. Mit der Entdeckung der wonnen in aktuelle Fragestellungen der Grabungsvorbericht erarbeitet und publi- Festung von Qubur al-Walaydah wird in Palästina-Archäologie, in die wissen- ziert werden. Die nächste Grabungskampa- dieser antiken ägyptischen „Maginot-Li- schaftlichen Methoden der Archäologie, gne findet 2009 statt, zu der man sich als nie“ der Spätbronzezeit eine weitere Lücke Archäo-Botanik und Archäo-Zoologie, die Volontär dann ab Mai 2008 per Internet geschlossen. Anthropologie und in die Bestimmung von (www.uni-leipzig.de/~at/berlejung/index. Keramikfunden. htm) einschreiben kann. Neue Methode: Grabungs- Annette Graeber ist eine der Leipziger Studentinnen, die an der Lehrgrabung teil- Prof. Dr. Angelika Berlejung (Theologische areal wird zum Schachbrett nahmen, obwohl dies nicht zum Pflichtpro- Fakultät) ist auf Leipziger Seite für die gramm der Theologie-Studentin zählt. Für Grabung verantwortlich. Die Ausgrabung Neuartig ist die Methode, die bei der sie war es beeindruckend, Gegenstände vor Ort wurde von Prof. Gunnar Lehmann Grabung angewandt wird. Dabei wird das auszugraben, die bereits die Menschen zur und Prof. Steven A. Rosen von der Ben- Grabungsareal wie ein Schachbrett aufge- Zeit des Alten Testaments in der Hand hiel- Gurion-Universität in Beerscheba geleitet, teilt. In der ersten Kampagne haben die ten, sagte sie hinterher. Biblische Texte weitere Verantwortliche waren Prof. Chris Volontäre die Hälfte der Felder ausgegra- würden so erst konkret. Auch die Interna- Foley von der Universität von Saskatche- ben, verglichen mit einem Schachbrett die tionalität der Grabung, die Zusammen- wan und Prof. Hermann M. Niemann von „weißen Felder“. So ist es möglich, schon arbeit mit Kanadiern und Israelis sowie das der Universität Rostock.

Qubur al-Walaydah (linkes Foto) ist ein ländliches Dorf in der Umgebung von Gaza. 2007 wurden dort die ersten Ausgrabun- gen in zwei Feldern unternommen. In Feld 1 (rechtes Foto) fand man Überbleibsel eines Dorfs der Eisen-I-Zeit. Silos, Wein- pressen und ein Backofen dokumentieren den Alltag des Dorfs.Fotos: G. Lehmann/A. Graeber

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Wie bei Pferden die Bornasche Erkrankung nachgewiesen werden kann Die Bornasche Krankheit bei Pferden ren, andere nicht. Das war also kein Unter- minierungslinie für das Pferd. Grundlage wurde erstmals beschrieben bei Kavallerie- scheidungsmerkmal. Außerdem war nicht dafür ist die Relation der Immunglobulin- pferden in der sächsischen Kleinstadt nachweisbar, dass erhöhte Immunglobulin- konzentration im Liquor zur Immunglobu- Borna. Sie wird verursacht durch ein Virus, Werte Rückschlüsse auf eine frühe Infek- linkonzentration im Serum, einem flüssi- das Borna- oder Borna-Disease-Virus tion mit BDV zulassen. „Wir gehen aber gen Anteil des Blutes. Das lässt sich mit (BDV), das Pferde in sich tragen können, davon aus, dass es im Gehirn der befalle- Hilfe des so genannten Reiberdiagrammes ohne dass die Krankheit zum Ausbruch nen Tiere auch entsprechende Antikörper darstellen. Bei den Pferden ließ sich durch- kommt. Geschieht dies, kommt es zu gibt. Höchstwahrscheinlich ist es auch so, weg eine Immunglobulin-Reaktion ver- schwersten neurologischen Ausfällen und dass es durch das Borna-Virus zu einer schiedener Klassifizierung nachweisen. Verhaltensstörungen. Wie sich die Tiere Autoimmunreaktion kommt und die Anti- „Diese Methode erlaubt den Nachweis anstecken, ist unbekannt; 100 Prozent der körper die Nervenzellen destruieren“, er- einer neurologischen Erkrankung mit Im- Pferde mit Symptomatik sterben. klärt Schusser. Letztlich müsste es also munglobulinen, die innerhalb des Liquor- Professor Dr. Gerald Schusser, Direktor darum gehen, eine Methode zu finden, mit raumes erzeugt werden, wie das bei der der Medizinischen Tierklinik an der Vete- der zuverlässig eine intravitale Diagnose Bornaschen Krankheit der Fall ist, im Ge- rinärmedizinischen Fakultät, wollte Im- möglich ist. gensatz zu Erkrankungen, bei denen die munglobuline im Liquor cerebrospinalis Das gelang den Forschern um Professor Ig-Werte durch eine Blut-Liquor-Schran- von 33 Pferden nachweisen, bei denen post Schusser über die Berechnung des Ig-Quo- kenstörung zustande kommen.“, resümiert mortem eindeutig die Bornasche Krank- tienten. Dazu gingen sie weg von der bis- Professor Schusser. heit identifiziert werden konnte. Er stellte her üblichen linearen Darstellung mittels Die Studie wurde kürzlich in der Wiener fest, dass einige der Tiere im Gehirn Im- Ig-Index hin zum Quotientendiagramm Tierärztlichen Monatsschrift veröffent- munglobuline (IgG, IgA, IgM) produzie- mittels spezifischer hyperbolischer Diskri- licht. Dr. Bärbel Adams

Deutsch-Englischer Stadtführer behandelt Naturphänomen „Leipzig, Einstein, Diffusion“ Ein besonderer Stadtführer ist beim Leipzi- „Seien Sie herzlich begrüßt, liebe Leser, zu ger Universitätsverlag erschienen: „Leip- einem Spaziergang durch eine wunder- zig, Einstein, Diffusion“. Aquarelle des schöne Stadt und durch ein faszinierendes japanischen Physikers Taro Ito illustrieren Gebiet der Wissenschaft und Technik. (…) den Band, der den Leser mit einem der Unter den vielen Anlässen, die 2005, im grundlegenden Phänomene in Natur und Jahr der Physik, zu begehen waren, besit- Technik, der Diffusion, bekanntmachen zen zwei Jubiläen für die Diffusionsfor- will. Niemand kann Anliegen und Inhalt schung eine ganz besondere Bedeutung. In besser beschreiben als der Diffusions- diesem Jahr jährte sich nämlich zum 150. experte, Herausgeber des Bandes und Aus- Mal die Veröffentlichung der grundlegen- richter der Internationale Konferenz Diffu- den Gesetze der Diffusion, des ersten und sion Fundamentals I, Prof. Jörg Kärger: m zweiten Fickschen Gesetzes, und es waren genau 100 Jahre vergangen, seit Albert Einstein diese Gesetze mit dem Phänomen der Brownschen Bewegung korrelieren konnte und damit den Weg zum ersten all- eigentliche Fachgebiet hinausgehen, zur gemein anerkannten Nachweis dafür eb- Geschichte der Diffusion, in der auch viele nete, dass unsere Materie aus Atomen und Nobelpreisträger zu Wort kommen, und Molekülen aufgebaut ist. Die Tatsache, über die erstaunlich vielen diffusions-ähn- dass diese beiden richtungsweisenden Ar- lichen Vorgänge in Natur und Gesellschaft, beiten in Leipzig in den berühmten ,Anna- angefangen bei der Besiedlung des ameri- len der Physik und Chemie‘ und ,Annalen kanischen Kontinents durch die Paläo-In- der Physik‘ gedruckt worden sind, mag dianer bis hin zur Verbreitung der braunen die internationale Forschergemeinschaft Flecken auf den Blättern unserer Kasta- bewogen haben, diese Anlässe mit einer nienbäume. Diffusionskonferenz in Leipzig zu würdi- Der Band ist über die Buchhandlungen für gen.“ 19 Euro erhältlich. Der relativ niedrige La- „Leipzig, Einstein, Diffusion“ beinhaltet denpreis ist der Förderung durch den Fonds Beiträge der Konferenz, die weit über das der Chemischen Industrie zu danken. B. A.

Heft 6/2007 21 Gremien

Sitzung des Senats am 11. September 1. Der Senat verabschiedete den Aus- 5. Der Senat nahm zustimmend Stellung für Forschung und Wissenschaftlichen schreibungstext und billigte die Zusam- zu dem Antrag der Fakultät für Sozialwis- Nachwuchs, den Stand des Antrages auf mensetzung der Berufungskommission für senschaften und Philosophie, Herrn Dr. Einrichtung des SFB 762 „Funktionalität die W3-Professur „Afrikanistik“ Dieter Kugele, Richter am Bundesverwal- oxidischer Grenzflächen“ (gemeinsamer tungsgericht, zum Honorarprofessor zu be- Antrag mit Uni Halle) vor. 2. Weiterhin nahm der Senat zustimmend stellen. die Änderung folgender Berufungskom- 9. Der Senat billigte den Antrag der Fakul- missionen zur Kenntnis: W3-Professur 6. Der Senat stimmte weiterhin der Verlei- tät für Sozialwissenschaften und Philoso- „Kultur und Geschichte Chinas, W2-Pro- hung der mitgliedschaftsrechtlichen Stel- phie, Masterstudiengänge um ein weiteres fessur „Allgemeine Pädriatrie/Neonatolo- lung eines Hochschullehrers für Prof. Dr. Jahr in das WS 09/10 zu verschieben. gie“. Peter Zimmerling (Theologische Fakultät) zu. 10. Entsprechend der Vorlage des Kanz- 3. In geheimer Abstimmung befürwortete lers der Universität, Dr. Nolden, beschloss der Senat die Berufungsvorschläge für die 7. Weiterhin stimmte der Senat der Ver- der Senat die Bezügeordnung W der Uni- W2-Professur „Germanistische Linguis- leihung des Titels eines Ehrendoktors an versität Leipzig. tik“, für die W2-Professur „Institutions- Kai Friedrich Schade (Antrag der Fakultät ökonomische Umweltforschung“ sowie für für Sozialwissenschaften und Philosohie) 11. Der Senat beschloss weiterhin eine die W2-Professur „Innere Medizin/Neph- zu sowie an Prof. em. Dr. med. Gottfried Reihe von Prüfungs-, Studien und Eig- rologie“. Geiler (Antrag der Medizinischen Fakul- nungsfeststellungsordnungen sowie Ände- tät). rungssatzungen verschiedener Studien- 4. Der Senat befürwortete die Verleihung gänge. des Rechts zur Führung der Bezeichnung 8. Unter dem Tagesordnungspunkt „Be- „außerplanmäßiger Professor“ für PD Dr. sondere universitäre Angelegenheiten“ Prof. Dr. F. Häuser Dr. M. Rutsatz Andreas Hinz (Medizinische Fakultät). stellte Prof. Dr. Martin Schlegel, Prorektor Rektor Pressesprecherin

Sitzung des Senats am 9. Oktober 1. Zum Auftakt der ersten Senatssitzung 4. In geheimer Abstimmung empfahl der 9. Der Senat beschloss die folgenden Stu- im neuen Studienjahr präsentierte Prof. Dr. Senat die Berufungsvorschläge für die diendokumente: Elmar Schenkel das aktuelle Programm W3-Professur „Rechtsmedizin“, für die Änderungssatzungen zur Studien- und zur des Studium universale, das in diesem Se- W2-Professur „Geologie“, für die W3-Pro- Prüfungsordnung für den Bachelorstudien- mester unter dem Titel „Kosmos Sprache“ fessur „Physikalische Chemie/Reaktions- gang Musikwissenschaft (Fakultät für Ge- steht. dynamik“. schichte, Kunst- und Orientwissenschaf- ten), die Prüfungs- und Studienordnung für 2. Unter dem Tagesordnungspunkt „Aus- 5. In geheimer Abstimmung nahm der den Masterstudiengang Deutsch als schreibungen und Zusammensetzung von Senat zu dem Antrag auf Verleihung Fremdsprache, die Änderungssatzungen Berufungsvorschlägen“ stimmte der Senat des Rechts zur Führung der Bezeich- zur Prüfungs- und zur Studienordnung für den Vorlagen zu für die W2-Professur nung „außerplanmäßige Professorin“ an den Bachelorstudiengang Literarisches „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Rebecca Pates, PhD, ablehnend Stellung, Schreiben, die Änderungssatzungen zur betriebswirtschaftliche Steuerlehre und gegen die Mehrheit der Professoren. Prüfungs- und zur Studienordnung für den Unternehmensrechnung“, für die Junior- Bachelorstudiengang Sorabistik sowie die professur „Biomechanische Grundlagen 6. Den Antrag auf Bestellung von Prof. Dr. Änderungssatzungen zu den Prüfungs- der Netzhautchirurgie“, und die W3-Pro- Harald Möller zum Honorarprofessor be- und zur Studienordnungen für die poly- fessur „Physik der Atmosphäre“. fürwortete der Senat in geheimer Abstim- valenten Bachelorstudiengänge mit dem Weiterhin stimmte der Senat der Denomi- mung. berufsfeldspezifischen Profil Lehramt an nationsänderung für die W3-Professur Grund-, Mittel und Förderschulen sowie „Spezielle Botanik und funktionelle Biodi- 7. Der Senat stimmte den Antragsskizzen Höheres Lehramt an Gymnasien, jeweils versität“ zu. zur Landesexzellenzinitiative, vorgelegt für das Kernfach Polnisch, Tschechisch durch den Prorektor für Forschung und und Russisch. Der Beschluss steht für alle 3. Der Senat nahm die Änderung der Zu- wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Dr. Studiendokumente der Philologischen Fa- sammensetzung der Berufungskommis- Martin Schlegel, zu. kultät mit Ausnahme der Studien- und sion für die W2- Professur „Technische Prüfungsordnung für den Masterstudien- Chemie mit dem Schwerpunkt Chemische 8. Weiter bestellte der Senat Daniel gang Deutsch als Fremdsprache unter dem Reaktionstechnik“ zustimmend zur Kennt- Fochtmann als studentisches Mitglied in Vorbehalt der Zustimmung des Fakultäts- nis. die Kommission zur Verleihung der Leip- rates. ziger Universitätsmedaille.

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10. Ferner beschloss der Senat die Ände- grundlegenden Angelegenheiten der Studi- rungssatzungen zur Prüfungs- und zur Stu- enreform zu befassen. Prof. Wolfgang Auch Männer dienordnung für den Bachelorstudiengang Fach, Prorektor für Lehre und Studium, haben ein Wirtschaftswissenschaften, für den Bache- erklärte sich bereit, einen Vorschlag zur lorstudiengang Wirtschaftsinformatik, für organisatorischen Umsetzung dieses Vor- Geschlecht den Masterstudiengang Urban Manage- habens zu unterbreiten. ment (einschließlich Eignungsfeststel- lungsordnung). 13. Der Senat bat ferner den Prorektor für Nach Jahren der Fokussierung auf Frauen- Lehre und Studium um organisatorische themen sowie der wahren Explosion von 11. Weiterhin beschloss der Senat die Än- Umsetzung des von den studentischen Se- Frauenforschung stellt sich das 2001 ge- derungssatzungen zur Prüfungs- und zur natsmitgliedern eingebrachten Antrages gründete Zentrum für Frauen- und Studienordnung für den Bachelorstudien- auf Einrichtung einer Kommission Stu- Geschlechterforschung der Aufgabe, in gang Sportwissenschaft. dienberatung. Forschung und Lehre den Blick auf beide Geschlechter zu richten, Präsentationsfor- 12. Der Senat unterstützte das von den men des Weiblichen und Männlichen zu studentischen Senatsmitgliedern verfolgte Prof. Dr. F. Häuser Dr. M. Rutsatz erkunden, um so auf der Basis der Interdis- Anliegen, eine Senatskommission mit Rektor Pressesprecherin ziplinarität den vielfältigen Fragestellun- gen, die sich aus unseren Disziplinen erge- ben, nachzugehen. In Zeiten zunehmender Anforderungen an beide Geschlechter ist es erforderlich, darüber nachzudenken, was unter typisch weiblich und männlich zu verstehen ist und welche Ableitungen zu treffen sind. Woran liegt es, dass das männliche Prinzip noch immer als Bewertungsmaßstab gilt und die in die Gesellschaft eingeschriebene Ge- schlechterhierarchie gleichermaßen den realen Mann in der Ausprägung differen- zierter Lebensmuster mehr und mehr hin- dert? Warum sind Jungen gewalttätiger und Mädchen haben die besseren Zensuren?m Wie reagiert die Gesellschaft darauf, dass immer mehr Mädchen den Osten verlassen und immer weniger Akademiker und Aka- Der bewegte Weihnachtsmann demikerinnen einen Kinderwunsch äu- ßern? Warum gehen Männer seltener zum Wer passt in ein Dezemberheft zum Thema erzeugt wird, sich als Welle ausbreitet. Arzt und warum leben Frauen länger? Was „Typisch Mann?!“ besser als der Weih- Unser Titelbild gibt einen Vorgeschmack versteht man unter dem „neuen Mann“?m nachtsmann? Zumal er sich in der Physik darauf. Alle anderen Überraschungen las- Diese und andere Fragen beschäftigen uns als ein ganz besonderer Weihnachtsmann sen wir noch im Sack, denn sonst wären es seit Jahren. Über die Durchführung von zeigt, wie auf der Titelseite leicht erkenn- ja keine Überraschungen mehr. Für ihre Ia- Konferenzen, das Einwerben und die bar ist. Professor Jörg Kärger zeigt sich Qualität sorgt nicht nur die sorgfältige Durchführung von Drittmittelprojekten ist hier in anlassgemäßer Dienstkleidung, so Vorbereitung, sondern auch die Erfahrung es uns wesentlich, das andere Bildungs- wie ihn am 14. Dezember seine Fans zu unserer Weihnachtsmänner. und Politikkonzept von Gender-Main- sehen bekommen. Seit zwölf Jahren steht Professor Kärger streaming zunehmend im Bewusstsein der Gemeinsam mit seinem Kollegen Profes- seinen (Weihnachts)-Mann und Professor Universität zu verankern. Im Schlüsselqua- sor Marius Grundmann und den „Wich- Grundmann ist auch schon eine Weile da- lifikationsmodul „Genderkompetenz“ be- teln“ Dr. Jens Gabke und Axel Märcker bei. Ein brechend voller Hörsaal wird wohl kommen die Studierenden in den neuen führt er vor, was die physikalische Trick- auch in diesem Jahr wieder die Belohnung Studiengängen über eine Ringvorlesungs- kiste an Überraschungen zum Thema Be- für die kreative und intensive Arbeit der ne- reihe differenzierte Einblicke in aktuelle wegung zu bieten hat. Dabei wird mit benberuflichen Weihnachtsmänner und Forschungsansätze und -vorhaben und physikalischen Experimenten viel von dem Wichtel sein. Denn das Jahr über sind sie haben über ein Kommunikationstraining erhellt, womit jeder von uns im Alltag zu Wissenschaftler und Hochschullehrer – mit die Möglichkeit, sich in ihrem Verhalten zu tun hat. Aha-Erlebnisse sind also program- Forschungsergebnissen, die sich sehen las- beobachten und mit anderen Augen zu miert. An weihnachtlichem Ambiente wird sen können. Dr. Bärbel Adams sehen. dabei nicht gespart. Ilse Nagelschmidt, Orgelpfeifen und Lichterketten zum Bei- Die Weihnachtsvorlesung der Physiker ist Zentrum für Frauen und spiel. Beide zusammen zeigen, dass der am Freitag,den 14. Dezember,9.15 Uhr,im Geschlechterforschung Ton, der beim Anblasen in der Orgelpfeife Großen Hörsaal der Physik,Linnéstraße 5.

Heft 6/2007 23 UniCentral

Braucht die Uni einen Männertag? Die Feminisierung des Studiums und die Männerdomäne Professor

Von Dr. Bärbel Adams

Die Universität feierte den Weltmännertag Karriereleitern anschauen: Unter den Pro- wir schon von einer Feminisierung des Stu- am 3. November nicht zum ersten Mal auch fessoren finden wir nur wenige Frauen. diums“, sagt Monika Bendix. „Die Veteri- in diesem Jahr mit einer wissenschaft- Der besondere Blickwinkel unserer ‚Män- närmedizin beispielsweise: über 80 Pro- lichen Veranstaltung, auf der Referentin- nerveranstaltungen‘ kann bei der Lösung zent Studentinnen belegen hier die Vorle- nen und Referenten aus ganz Deutschland dieses Dilemmas nur hilfreich sein.“ sungen, Kurse und Seminare. Ähnlich sind sich mit Fragen beschäftigten, bei denen Wir befinden uns also in einem Dilemma, die Verhältnisse in den Erziehungswissen- der Mann im Mittelpunkt stand. „Wie man das deutlich wird, wenn wir uns die vom schaften, bei den Medizinern und den Ju- Rektor genannten Karriereleitern einmal risten sind es 60 Prozent beziehungsweise genauer anschauen: Ganz unten, sozusa- 55 Prozent. Die Frauen haben eben die „ Wir sind nach wie gen auf der ersten Sprosse, drängeln sich besseren Abiturnoten und können sich da- die Frauen: zirka 60 Prozent der Studie- mit in einem größeren Ausmaß für das renden sind weiblich. „Teilweise sprechen Fach ihrer Wahl entscheiden.“ Sind die vor eine Männer- Männer also dümmer? Oder ist die Schule zu sehr auf Mädchen zuge- universität. schnitten, also jungenfeind- “ lich? Unter diesem Aspekt scheint Männerförderung heute zum Mann wird“ oder also durchaus angebracht „Männer – doch das schwa- zu sein. che Geschlecht?“ waren Aber gleich nach zwei der Themen, die zei- dem Studium gen, wie ernst es den Vortra- kippt das Ver- genden mit dem Thema hältnis. Auf „Mann“ war. Angesprochen unserer Kar- jedenfalls fühlten sich die riereleiter fin- Männer, denn „sie waren den wir von überraschend erstmals in Sprosse zu der Überzahl“, sagt Gleich- Sprosse nach stellungsbeauftragte Dr. oben immer Monika Benedix. mehr Männer. Bei Fühlt „Mann“ sich inzwi- Promotionen liegt der schen angesichts der Förder- Männeranteil immerhin programme für die Frauen be- schon bei 48 Prozent, bei den Habilita- nachteiligt? Sind die Frauen ihm da- tionen haben die Männer mit 78 Pro- von gelaufen? Hat die Universität jetzt zent das Zepter wieder endgültig in Nachholbedarf bezüglich der Männerför- die Hand genommen. Die Professur derung? Der Rektor, Professor Dr. Franz ist dann schon wieder eine typische Häuser, hat dazu eine zwiespältige Mei- Männerdomäne: Mit weit über 80 nung: „Die Universität sieht den Blick auf Prozent Männeranteil sind hier die den Mann mit einem lachenden und einem Frauen hoffnungslos abgeschlagen. weinenden Auge. Lachend deshalb, weil Die vielfältigen Maßnahmen für auch wir der Meinung sind, ‚Mann‘ muss Frauenförderungen erklären sich mehr für seine Gesundheit tun. Weinend also schon rein quantitativ. m Die Professur ist eine Männerdomäne, deshalb, weil wir nach wie vor eine ‚Män- die Kinderbetreuung nicht. Doch es gibt Gleichstellungsbeauftragte Benedix aller- neruniversität‘ sind, wenn wir uns die auch Ausnahmen. Foto: Pixelio.de dings ist überzeugt, dass viele so genannte

24 journal Frauenfördermaßnahmen letztlich Maß- nahmen für die Gleichstellung von Mann und Frau sind. Sie nennt sich ja auch Gleichstellungsbeauftragte und nicht Frauenbeauftragte. Folgerichtig stellt sie die Familie in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen, wenn sie um mehr – dem Wissenschaftsbetrieb angepasste – Kinder- betreuungsmöglichkeiten kämpft. „Jeder

„ Man muss immer auch die andere Seite im Blick haben.“

Kindergartenplatz mit flexiblen Öffnungs- zeiten ist Unterstützung nicht nur für un- sere Frauen, sondern auch für unsere Män- ner, die so in stärkerem Maße ihrer Rolle als Familienvater nachkommen können. Das ist die Chancengleichheit, die wir an- streben“, sagt sie. Der Prorektor für Forschung und wissen- schaftlichen Nachwuchs, Prof. Dr. Martin Neandertaler hatten Schlegel ist stolz auf das Angebot der Research Academy Leipzig (RAL), in der wahrscheinlich rote Haare die Kinderbetreuung über das „Modell Einem internationalen Forscherteam um nähernd tausend menschlichen DNA Pro- Tagespflege mit Tagesmüttern“ geregelt Holger Römpler von der Universität Leip- ben konnten sie ausschließen, dass diese wird. „Seit Mai 2007 können Doktorandin- zig, Carles Lalueza-Fox von der Universi- Variante eine Kontamination der Experi- nen und Doktoranden – wohlgemerkt auch tät Barcelona, und Michael Hofreiter vom mente mit moderner menschlicher DNA Doktoranden! – für ihren Nachwuchs diese Max-Planck-Institut (MPI) für evolutio- oder ein zufälliges Ergebnis aufgrund von Betreuungsmöglichkeit in Anspruch neh- näre Anthropologie in Leipzig ist es DNA-Schäden oder PCR-Fehlern darstellt. men“, freut er sich. gelungen, einen Genabschnitt des Nean- Funktionelle Tests dieser Variante zeigten, „Man muss immer auch die andere Seite im dertalers zu sequenzieren, der den Namen das die Aktivität im Vergleich mit der Blick haben, wenn wir von Chancengleich- Melanocortin-Typ 1-Rezeptor-Gen trägt. normalen menschlichen Variante deutlich heit reden. Ein Männertag ist also auch an Analog zu entsprechenden Mutationen reduziert ist. Varianten, die eine ähnliche unserer Universität sehr sinnvoll, wenn beim Menschen zogen die Wissenschaftler Reduktion in der Aktivität zeigen, sind man ihn als Plattform versteht, um die Be- die Schlussfolgerung, dass auch ein Teil auch beim modernen Menschen bekannt, dürfnisse von Männern und Frauen ins der Neandertaler möglicherweise rote oder allerdings aufgrund anderer Mutationen. ihnen gebührende Blickfeld zu rücken“, hellere Haare und auch hellere Haut hatten. Interessanterweise führen solche Varianten bilanziert die Gleichstellungsbeauftragte. Das wurde jetzt in der Fachzeitschrift beim Menschen zu roter Haarfarbe, woraus Science veröffentlicht. die Autoren die Schlussfolgerung zogen, Zusammen mit anderen Genen bestimmt dass auch ein Teil der Neandertaler mög- dieses bei Menschen und anderen Säuge- licherweise rote oder hellere Haare und tieren die Haut- und Haarfarbe. Eine Funk- auch hellere Haut hatten. tionsveränderung dieses Gens kann beim Die in der Studie benutze Methode der Menschen zu roten Haaren und zu einer Leipziger Wissenschaftler könnte künftig sehr hellen Haut führen. Dabei fanden die neue Einblicke geben, wie ausgestorbene Wissenschaftler eine Variante, die beim Hominiden, Tiere und Pflanzen lebten. modernen Menschen bisher nicht beobach- Aber auch die forensische Genetik, eine tet wurde. Disziplin der Gerichtsmedizin, wird von Aufgrund ausführlicher Replikationen so- dem Verfahren dieser Studien profitieren. wie der genetischen Typisierung von an- B. A./Foto: MPI

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„Entsetzliche Schlägereien und Saufer Eine Männerdomäne: Studentische Verbindungen im W

Von Harald Lönnecker, Bundesarchiv Koblenz

In einem Roman jüngeren Datums um Alldorf war doch wohl kaum Mitglied in findet sich auch der hohe, bei den Leipzi- Kants in den 1780er Jahren erschienene einer Burschenschaft gewesen. Die Adeli- ger Corps Saxonia, Misnia, Thuringia und „Kritik der reinen Vernunft“ lässt der Au- gen saßen hier und da vielleicht mit Bür- Lusatia seit der Zeit um 1800 etwa Grafen tor Wolfram Fleischhauer einen fränki- gerlichen zusammen in den Kollegien, aber Schulenburg aller Linien oder der bessara- schen Grafensohn in Leipzig studieren und außerhalb der Universität lebten sie in völ- bische Anastasius Fürst von Baschotta. sterben: „Er ist erschlagen worden. Von ei- lig getrennten Welten.“ Mitglieder der 1818 gegründeten Leipziger nem Studenten. Er ist in eine Fehde zwi- Die Sätze enthalten kaum historische Burschenschaft waren die Fürsten Karl und schen Burschenschaften geraten. … Aber Wahrheit, sagen aber viel über das Bild des Edmund Schwarzenberg, Franz Graf Col- sie wissen ja sicher aus eigener Erfahrung, Autors vom Studentenleben des späten loredo-Mansfeld oder Albert Graf Carlo- wie es in Universitätsstädten zugeht.“ Der 18. Jahrhunderts aus. Zunächst gab es in witz, der spätere sächsische Justizminister angesprochene Arzt weiß es, denn er „hatte dieser Zeit keinen Korporationstypus, der und Präsident der ersten Kammer. einmal eine Woche in Gießen verbracht sich „Burschenschaft“ nannte, sondern Auf den nicht-katholischen Hochschulen und die entsetzlichen Schlägereien und Landsmannschaften, Orden, Kränzchen entwickelte sich im 18. Jahrhundert, gebro- Saufereien aus nächster Nähe mit angese- und Logen. Die Burschenschaft ist eine Er- chen durch die studentische, selbst- hen. Und in Würzburg war es auch nicht scheinung des frühen 19. Jahrhunderts, auf disziplinierend und verantwortungsethisch viel besser gewesen. Aber Maximilian von Grund ihrer politisch-gesellschaftlichen wirkende Reformbewegung ab etwa 1770, Breitenwirkung von der der Typus der Korporation, der für das 19. deutschen „Urverfassung“ und 20. Jahrhundert bestimmend wurde. – den „Beschlüssen des Sie war Integrations-, Symbol-, Ritual-, 18. Oktober“ 1817, die Hierarchisierungs-, Werte- und Weltan- teilweise wortwörtlich in schauungs- sowie Lebensbundgemein- die Reichsverfassungen schaft. von 1848/49 und 1919 und Da die neuhumanistische Universität Hum- selbst noch ins Grundge- boldts die selbstständige geistige und sitt- setz einflossen – bis hin liche Entwicklung des Studenten propa- zur schwarz-rot-goldenen gierte, bildete, aber nicht erzog, bot sich Bundesflagge immerhin diesem Typus ein weites Feld von Ansprü- aber so prägend, dass jeder chen, die er sich zu eigen machte und aus- Student mit Band und zufüllen suchte. Verbindung war daher Mütze bis in die Gegen- auch ein Bildungsinstrument und -element, wart dem Unkundigen ein das nach eigenem Verständnis eine Lücke „Burschenschaftler“ ist. als Korrektiv der akademischen Freiheit Sodann verbringen die ausfüllte und im Rahmen einer innerkorpo- Verbindungen ihre Zeit rativen „Charakterbildung“ die wissen- mit „Schlägereien und schaftlich-berufliche Ausbildung der Uni- Saufereien“. Die etwa versität abzurunden versuchte, zugleich 1750 beginnende studenti- aber auch eine Erziehung für die Zuge- sche Reformbewegung mit hörigkeit zur Oberschicht der deutschen ihrer freudigen Begrüßung Gesellschaft bezweckte. der französischen Revolu- Kurz: Die Universitäten unterrichteten, die tion wird nicht zur Kennt- Verbindungen erzogen. Dabei muss aller- nis genommen, vielmehr dings klar sein, dass sich hinter ähnlichen das Zeitalter des Pennalis- Lebensformen gänzlich verschiedene Ziel- mus, das 17. und frühe setzungen verbergen, die von der betont 18. Jahrhundert fortge- „deutschen“ Burschenschaft als der Speer- schrieben. Schließlich spitze der deutschen Nationalbewegung – finde sich der Adel nicht in der ersten politischen Jugendbewegung in den Verbindungen. Das ist Deutschland und Europa, zudem die erste Postkarte der Leipziger Verbindungen zur 500-Jahr- schlicht falsch. Neben nationale Organisation des deutschen Bür- Feier der Universität anno 1909. zahlreichem niederen Adel gertums überhaupt – bis zu den katholi-

26 journal UniCentral d Saufereien aus nächster Nähe“ Wandel der Jahrhunderte

schen Korporationen der Zeit nach dem den Sängerschaften St. Pauli (gegr. 1822) Seminars geht auf die Sängerschaften zu- Kulturkampf reichen. und Arion (gegr. 1849). Sie vereinten um rück. Von rund 8000 Studenten im Deutschen 1860 rund 150 Studenten auf sich, etwa Die Studenten waren um 1900 in ihrer Bund 1815 gehörten zwei Drittel der Bur- 17Prozent der gesamten Studentenschaft. Mehrzahl national. National zu sein galt schenschaft an. 1914 gab es rund 100 000 Selbst als die Gesamtzahl der Leipziger nicht als politisch, sondern als selbstver- Studenten im Deutschen Reich. Es gilt die Studenten bis 1914 auf rund 5400 stieg, ständlich, ein Erbe der Burschenschaft aus Faustregel: Je kleiner die Universität, desto waren davon noch etwa sieben Prozent der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die größer der Anteil der Korporierten an der Arionen und Pauliner. Jeder, der sich in Burschenschaft wurde 1820, 1837 und Studentenschaft. Während in Jena, Mar- Leipzig mit Musik befasste, gehörte ent- 1852 in Leipzig unterdrückt, lebte aber burg, Tübingen oder Heidelberg leicht drei weder einer der beiden Sängerschaften an stets wieder auf. Sie erstand nach 1859 in Viertel aller Hochschüler korporiert waren, oder war ihnen auf andere Art und Weise Germania, Arminia, Dresdensia und Nor- lag der Anteil an einer Großstadtuniversi- verbunden. mannia neu, später auch in weiteren Bur- tät wie Leipzig bei rund einem Drittel bis Bis 1935 stellten die Pauliner den Chor des schenschaften: Suevia gehörte etwa der einem Fünftel. Eine Besonderheit unter Gewandhauses, alle Kapellmeister waren Friedensnobelpreisträger Gustav Strese- den um 1900 etwa 100 Leipziger Verbin- Pauliner, die Gründung des Collegium mu- mann an. Es bildete sich daneben ein über- dungen und Vereinen waren dabei die bei- sicum und des Musikwissenschaftlichen aus buntes Spektrum von Vereinen und

Thüringer Hof, Frühschoppenlokal der Leipziger Verbindungen, um 1890. Abbildungen: Bundesarchiv, Koblenz, Bestd. DB 9: Deutsche Burschenschaft

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Im Ersten Weltkrieg fiel ein Fünftel weltanschauliche Differenzen, die aus un- der Studentenschaft, ein weit grö- terschiedlicher sozialer Herkunft resultier- ßerer Anteil als bei allen anderen ten und die Korporationen auf den wesent- Bevölkerungsschichten. Die lich weniger elitären Studentenbund herab- aus dem Weltkrieg zurück- blicken ließ. Die NS-Führer lehnten die kehrenden Studenten wa- Verbände ab, weil sie in ihnen eine konkur- ren andere geworden. Der rierende, manchmal sogar gegnerische po- vergangene Massen- und litische Macht sahen, die sich ihrer Kon- Materialkrieg verlangte trolle weitgehend entzog. Im Herbst 1935 nach einer Sinngebung. wurden die Verbände und nachfolgend Vor 1914 waren die Stu- etliche Korporationen aufgelöst. In den denten national. Nun Deutschland-Berichten der Exil-SPD in wandte sich der studenti- Prag heißt es im Oktober 1936 zu den Auf- sche Nationalismus erst- lösungen: „Die entschiedensten Gegner mals gegen den Staat. Wie der Nazis sind die Korps und Burschen- das Bürgertum, dem die schaften. Denn gerade ihre alte Tradition Mehrzahl der Studenten nach will man treffen und beseitigen. Und in wie vor entstammte, fühlten sie dem Kampf um die Erhaltung dieser Tradi- sich deklassiert, gedemütigt und tion sind sie derart fanatisch, daß sie … es orientierungslos, konnten den Um- ablehnen, mit den Nazis irgend etwas zu wälzungen innerlich nicht zustimmen. tun zu haben.“ Im Ergebnis mündete das in die mehr oder Der Studentenbund vermochte nicht in die Der Komponist Robert Schumann minder starke Ablehnung der Weimarer von den Korporationen in der Studenten- (1810–1856), Mitglied der Leipziger Republik. Die radikalste Gruppe war in schaft hinterlassene Lücke einzurücken. Burschenschaft Markomannia. dieser Hinsicht der 1926 in Leipzig ge- Die neue Reichsstudentenführung er- Verbindungen, das vom Akademischen gründete NS-Studentenbund, die erste po- kannte dies klar, steuerte ab 1936 einen Schachverein Joannea über Turnvereine, litisch-nichtkorporative Studentengruppe Kurs der Annäherung an die Altherrenver- jüngere Landsmannschaften bis hin zur von einigem Einfluss in der Universitätsge- bände und ließ die Betreuung von NS-Ka- Agronomia reichte, die nur Studenten der schichte. Standen dem Zusammengehen meradschaften durch sie zu. Unter dem Agrar- bzw. Forstwissenschaft aufnahm. von Korporationen und Studentenbund zu- Einfluss der ehemaligen Korporationsan- Besonders exotisch war der Rote Löwe, die nächst vor allem totalitäre, egalitäre und gehörigen näherten sich die Kamerad- einzige heraldisch-genealogische Korpora- antibürgerliche Zielsetzungen des letzteren schaften bis 1945 nach innen vielfach im- tion in Deutschland, getragen vor allem entgegen, so zog die zunehmende wirt- mer mehr den alten Verbindungen an und von Geschichtsstudenten. Und als um 1900 schaftliche Krise – die Akademikerarbeits- wurden teilweise zu „verkappten Korpora- erstmals Studentinnen in den Auditorien losigkeit betrug rund 35 Prozent – 1931 die tionen“, die sich selbst natürlich als „rich- erschienen, schlossen auch sie sich zu Ver- gegenseitigeAnerkennung nach sich. Doch tige“ Verbindungen begriffen. Diese Re- bindungen und Vereinen verschiedener schon im Folgejahr verboten die meisten naissance wurde nach dem Krieg oft als Richtungen zusammen. Besonders bekannt Leipziger Verbindungen ihren Mitgliedern Widerstand oder Ausdrucksform der inne- wurde in Leipzig die Verbindung Katholi- die Mitgliedschaft im Studentenbund, der ren Emigration gesehen. scher Hochschülerinnen St. Hildegard. über Doppelmitglieder die Beeinflussung Nach 1935/36 gab es kein offenes Korpo- Zugleich wandelte sich der Charakter der der Korporationen versucht hatte. rationsleben mehr in Leipzig. Im Unter- Studentenschaft und damit auch der Kor- Das Leben der Verbin- porationen, verdrängte auf Grund außen- dungen in Deutschland und innenpolitischer Umbrüche das natio- veränderte sich nach nale Element, zunächst nur in der Bur- 1933 nachhaltig. Sie wur- schenschaft als eine Tradition des studenti- den in Kameradschaften schen Radikalismus vorhanden, liberale zusammengefasst und und konstitutionelle Tendenzen, so dass der Kontrolle von staat- sich die Studentenschaft nach 1880 selbst- licher Deutscher Studen- bewusst antiliberal gab. Der Nationalismus tenschaft (DSt) und par- wurde als kreativ und innovativ in einer teiamtlichem Studenten- dissonanten Fin-de-siècle-Stimmung be- bund unterstellt. Dabei griffen. Dabei wurde er selten konkret und ging es vor allem um die wirkte entsprechend integrativ bei Aus- Macht in der Studenten- schluss jüdischer Hochschüler und zuneh- schaft, teilweise auch um mendem Antisemitismus. Politische Ge- stalt gab dieser studentischen Generation vor allem der Verein Deutscher Studenten, Leipziger Studenten und Burschenschafter in alt- der die anderen Korporationen zeitweilig deutscher Tracht (um personell und politisch überspielte. 1820).

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grund bestanden allerdings bis in die 1980er Jahre Stammtische Ehemaliger weiter. Ebenso gründeten sich in der End- phase der DDR ab 1987/88 neue Verbin- Männer und dungen im Verborgenen, alte, die nach 1945 an westdeutschen Hochschulen fort- existierten, kehrten nach 1989 nach Leip- Familiengründung zig zurück. Aus den Leipziger Korporationen sind Sächsische Längsschnittstudie Ärzte, Lehrer und Juristen ebenso hervor- gegangen wie Militärs und Historiker, In- Prof. Dr. Yve Stöbel-Richter, Dr. Hendrik Berth und Prof. Dr. Elmar Brähler, dustrielle und Wirtschaftsführer, Philoso- Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische phen und Bürgermeister, Minister und Soziologie der Universität Leipzig Abgeordnete in der Paulskirche, in Land-, Reichs- und Bundestagen. Der Pädagoge und Philosoph Theodor Litt, 1931/32 Leip- Dieser Beitrag ist Prof. Peter Förster, dem jungen Männer viel länger im „Hotel ziger Rektor und seit seiner Studentenzeit Begründer der Sächsischen Längsschnitt- Mama“ verbleiben: Während bei den Mitglied einer Bonner Verbindung, be- studie, zum 75. Geburtstag gewidmet. Frauen schon 50,4 Prozent mit 20 Jahren kannte, „den Kern dieses ganzen Wesens ihre eigenen Wege gingen, waren dies bei hochzuhalten und … zu lieben“. Ähnliche Familiengründung ist – nicht zuletzt durch den Männern lediglich 22,4Prozent. Erst Äußerungen gibt es von Arionen, etwa dem den gesellschaftlichen Wandel in den letz- im Alter von 27 Jahren haben sich die bei- Reichsinnenminister und Dresdner Ober- ten Jahrzehnten – immer mehr zu einem den Geschlechtergruppen fast angenähert, bürgermeister Wilhelm Külz, nach 1945 Spannungsfeld zwischen Freiheit und Ri- aber auch mit 30 Jahren gibt es bei den LDPD-Gründer, oder Paulinern, etwa den siko geworden und darüber hinaus auch Männern noch 8,3Prozent und bei den Historikern Karl Lamprecht und Rudolf nur noch eine Wahloption unter vielen Frauen 4,0 Prozent, die noch im Elternhaus Kötzschke, anderen Korporierten oder Lebensalternativen. Somit ist auch die wohnen. Männer und Frauen unterscheiden auch dem Juristen Adolf Wach und Karl Option gar keine Familie zu gründen, in- sich ebenfalls in der Partnerschaftsdauer: von Binding, Jubeldekan bzw. -rektor von zwischen gesellschaftlich immer stärker Frauen geben im Jahr 2006 eine durch- 1909. akzeptiert. schnittliche Dauer von 10,6 Jahren; Män- Eine Verbindung war vom Ende des 18. bis Was bewegt Männer, eine Familie zu grün- ner von 8,18 Jahren an. zur Mitte des 20. Jahrhunderts für zahlrei- den bzw. dies zu unterlassen? Mögliche Zwei Drittel der Befragten haben im Alter che Akademiker konstitutiver Bestandteil Antworten hierauf bieten die Ergebnisse von 33 Jahren Kinder, dabei überwiegt ihres Lebens und ihrer Persönlichkeit, das der Sächsischen Längsschnittstudie (SLS), allerdings die Ein-Kind-Familie. Frauen nicht zu überschätzen, keinesfalls aber aus welchen im Folgenden einige darge- haben signifikant zeitiger und mehr Kinder auch zu unterschätzen sein sollte. Die Mit- stellt werden. als Männer; im Alter von 25 Jahren haben gliedschaft war einmal ein politisch-welt- Bei der Sächsischen Längsschnittstudie bereits 16,1 Prozent der Frauen, aber nur anschauliches Bekenntnis zu einer nationa- handelt es sich um eine Längsschnittunter- 5,4 Prozent der Männer ein oder zwei Kin- len, fachlichen, geselligen oder wie auch suchung, welche im Jahr 1987 begonnen der. Im Alter von 33 Jahren sind immerhin immer gearteten Gemeinschaft. Ebenso und seitdem jährlich bis zum Jahr 2007 noch 45,3 Prozent der Männer und 27,4 wichtig war zum anderen der Anteil des durchgeführt wurde. Bei dem 1987 gebil- Prozent der Frauen kinderlos. Somit ent- ursprünglichen, meist durch emphatische deten Panel handelte es sich um eine scheiden sich Männer nicht nur später für Freundschaft bestimmten Beziehungsgefü- Zufallsauswahl der seinerzeit 14-jährigen die Elternschaft als Frauen (im Mittel mit ges einer Studentenverbindung, der aller- Schüler des Jahrganges 1973 aus Schulen 27 Jahren); sondern sind auch häufiger dings kaum messbar ist. Prägend ist auf der Bezirke Leipzig und Karl-Marx-Stadt (noch) kinderlos. Ein möglicher Grund jeden Fall diese Doppelung, bezogen auf (Chemnitz), welche repräsentativ für die hierfür kann darin bestehen, dass Männer die Verbindung als einer Gemeinschaft mit damalige Grundgesamtheit der 14-Jähri- in der Regel mit durchschnittlich 3 Jahre verbindlichen Idealen und Werten und auf gen in der DDR war. jüngeren Frauen zusammenleben und da- deren Mitglieder, die meist untereinander Inzwischen liegen die Daten von zirka 400 mit das Thema Elternschaft für sie bis dato als enge Freunde verbunden waren. Sie Probanden zu 21 Erhebungszeitpunkten eine andere Priorität besessen hat. Inzwi- geben den Korporationen eine Dauerhaf- vor und damit „eine umfangreiche, zusam- schen ist der aktuelle Kinderwunsch aber tigkeit und Festigkeit, die sie die letzten menhängende Dokumentation über wich- höher als bei den Frauen: im Jahr 2006 beiden Jahrhunderte meistern ließ. Was tige Etappen des Lebensweges einer iden- gaben 24 Prozent der Männer und 19,8 nächst ihnen übrigens nur den Kirchen tischen Gruppe von jungen Menschen“, Prozent der Frauen einen starken Kinder- gelang. welche auch Rückschlüsse auf den Zeit- wunsch an. Dementsprechend ist auch punkt der Familiengründung gestatten. einem größeren Teil der Männer die Dr. Harald Lönnecker ist im Bundesarchiv Die Ergebnisse zeigen, dass Familie einen Vermeidung einer Schwangerschaft nicht in Koblenz zuständig für die Archivalien hohen Stellenwert bei den Befragten hat. wichtig und 20,4 Prozent der Männer, im der Deutschen Burschenschaft und arbei- 80Prozent leben in einer Beziehung, wo- Gegensatz zu 17,7Prozent der Frauen hal- tet an der Leipziger Matrikel 1809–1909 bei Frauen sich zeitiger binden, als Män- ten eine Schwangerschaft in den nächsten mit. ner. Dies kann auch daran liegen, dass die zwei Jahren für wahrscheinlich.

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Betrachtet man die Motive, die für oder ge- gen die Realisierung des Kinderwunsches sprechen, so befürchten Männer häufiger als Frauen, dass sie von Kindern persönlich Zwischen eingeschränkt wären und geben häufiger an, dass ein Kind für ihren sozialen Status als Erwachsener wichtig sei: Männer sind Rubenstyp und stärker der Meinung, dass zu einem erfolg- reichen Mann/ einer erfolgreichen Frau auch ein Kind gehört und dass sie mit Kate Moss einem Kind ihre Freundschaften nicht mehr so pflegen könnten, wie bisher. Da- Physiologisch-philosophische rüber hinaus sehen sich Männer vom Alter, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Betrachtung eines Tiermediziners und von den beruflichen Konsequenzen nach der Babypause weniger in der Ent- Von Prof. Dr. Manfred Coenen, scheidung für oder gegen ein Kind beein- Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik flusst als Frauen. Der Wunsch nach einem Kind – gemessen an der idealen Kinderzahl – erweist sich bei denjenigen, die sich ein oder zwei Kinder Na, was wird da wohl herauskommen, deres Thema. Also noch mal: bei mehr als wünschen als erstaunlich stabile Größe. wenn man „typisch Mann“ schreibt; ich 90 Prozent Damen in der studentischen Mit zunehmendem Alter wird die Zahl gehe optimistisch mal davon aus, wenn Klientel ist doch Mann, nun sagen wir mal derjenigen, die ein Leben ohne Kinder als Mann „typisch Mann“ schreibt, ist es an- vorsichtig, er kommt abhanden. ideal angeben, geringer. Prinzipiell zeigen ders, aber vermutlich ist auch das schon Warum sollte Mann da was sagen zu dem, sich in der idealen Kinderzahl der Männer typisch Mann. was typisch Mann ist, wenn das Typische zwischen dem 22. und 33. Lebensjahr Das Ganze klingt doch nach Sozialwissen- eine Rarität ist? Und nicht alles spricht weniger Schwankungen als bei den Frauen. schaften und die sind schließlich weiblich, für die Qualität des Raren. Haben doch Nach wichtigen Lebenszielen befragt, wie die Göttin der Wissenschaft eben auch. beispielsweise epidemiologische Untersu- nimmt bei den Männern mit zunehmendem Was hat da ein Veterinär zu suchen? Bei chungen in Rinderbeständen gezeigt, das Alter die Wichtigkeit der Ziele „eigene mehr als 90 Prozent Damen – herrlicher der Gesundheitszustand der Kälber in den Kinder groß ziehen“ und „eine glückliche Begriff, Dame, eine Schande, dass dieser ersten Lebenstagen am besten war – oder Partnerschaft führen“ zu, was auf eine nur noch zur Geschlechterkennung der sollte ich schreiben ist, was mir wahr- wachsende Familienorientierung schließen Toiletten genutzt wird, aber das ist ein an- scheinlich eine „Chauvi“-Schelte einbringt lässt. Die Männer der Studie sind über- –, wenn die Frau des Landwirts für die wiegend vereinbarkeitsorientiert, d. h. sie Versorgung der Tiere verantwortlich zeich- finden sowohl Arbeit als auch Familie net/e. Dies lag eindeutig nicht am Ausbil- wichtig. dungsstand der beteiligten Personen, Fach- Ein starker Hinderungsgrund, die familien- wissen erklärte die Differenz nicht. Aber orientierten Lebensziele zu realisieren, ist das ist ja schon mehr als 30 Jahre her, heute allerdings die Erfahrung von Arbeits- ist ja alles besser, Mann bringt sogar den losigkeit. Die Studienergebnisse zeigen, Müll raus – typisch Mann. dass mit zunehmender Dauer von Arbeits- Andererseits halten die Kerle manches aus, losigkeit die Zahl der gewünschten Kinder was die Mädels nicht abkönnen, ich meine sinkt und eine dauerhafte Partnerschafts- nicht Gewichtheben und anderen gravita- bindung seltener eingegangen wird. tionsphysikalischen Kram. Bei der Um- War Elternschaft also früher selbstver- siedlung von Nashörnern in ein Schutz- ständlich, so wird inzwischen mehr und gebiet geriet das ganze Programm in die mehr ein Problem daraus. Dabei sind Zö- Krise, Grund: Die Nashorndamen schenk- gern, Abwägen und Aufschub kein privater ten nur Jungs das Savannenleben, die Käl- Konflikt, sondern vielmehr Ausdruck des ber waren überwiegend männlich, exakt derzeitigen epochalen gesellschaftlichen 2,7 Mal mehr Rhinojungs als Rhinomä- Wandels. dels, fatal, wie soll man/Mann da eine Art erhalten. Die Erklärung sieht einfach aus: Weitere Studienergebnisse finden sich in: Stress. Berth, H., Förster, P., Brähler, E. & Stöbel- Stress kurz nach der Konzeption erhöht Richter, Y. (2007). Einheitslust und Ein- verschiedene Metaboliten in der Zirkula- heitsfrust. Junge Ostdeutsche auf dem Weg tion unter anderem auch Glukose; deren vom DDR- zum Bundesbürger. Gießen: Konzentration steigt vermutlich auch im Psychosozialverlag. Uterus, das wiederum halten die männli-

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es aber auch daran, dass Jungs grundsätz- bereits zu weit ist. Zumindest ist das bei lich schwerer erziehbar sind. Warum Schweinen, Rindern und Pferden so. Also männliche Individuen mehr brauchen als kurzum, Muskelmasse plus Androgenmo- weibliche. tor machen einen höheren Bedarf bei den männlichen Tieren aus. Nutritive Restrik- tion in der praepubertären Entwicklung „ Liegt es am sind tatsächlich unangenehm, Spermaqua- lität und -quantität sind reduziert. Aber übertriebenes Päppeln ist ebenso wort- speziesübergreifen- wörtlich kontraproduktiv und dieser Effekt setzt offenbar schon früh ein, zumindest den Übermut? “ sind Jungs von Müttern mit betontem Fleischkonsum während der Schwanger- schaft nicht die Erfolgreichsten. Bleibt da Es könnte am offensichtlich speziesüber- greifenden Übermut liegen, „nix tun, alles kriegen, Spaß haben, und an nix schuld sein“. Tatsächlich aber verfügen männliche Tiere über einen höheren Muskelbestand (= Ei- weiß) als weibliche und die Muskulatur verursacht eben höhere Betriebskosten als die „Rettungsringe“ (= Fett), was nicht heißen soll, dass weibliche grundsätzlich solche haben, aber ein bisschen weniger chen Blastocysten besser aus als weibliche, Körperfett und ein bisschen mehr Muckis, für die zudem Produkte des embryonalen naja eben typisch Mann, jedenfalls bei den Glukosestoffwechsels toxisch sind. Der Pferdemännern. Glukosemetabolismus ist von Genen auf Rein reproduktionsphysiologisch betrach- dem x-Chromosom kontrolliert, davon ha- tet sind „Rettungsringe“ bei den Weibchen ben Mädels bekanntlich zwei, womit zu- ein Hammer, da die Trächtigkeitsaussich- gleich die Frage geklärt ist warum Mädels ten bei „Rubenstypen“ eindeutig besser zweimal soviel Schokolade futtern wie sind als bei Kate Moss, wenn ihr Größe 36 Jungs. Allerdings ist die Rhinostory nicht ganz zu Ende. Werden die besseren Um- stände – bemerkenswerte Umschreibung übrigens für einen Zustand mit ungleichen Lastenverteilungen, typisch Mann – der Rhinomütter im fortgeschrittenen Stadium mit Stress belastet, geht die Sache anders aus: mehr weibliche Rhinokälber. Dass Stressfaktoren während der Gravidi- Fotos: Pixelio.de tät das Geschlechterverhältnis der Nach- kommenschaft verändert ist allerdings kein noch die Tatsache, dass körperliche An- singuläres Phänomen der Rhinicerotidae strengung die Spermaqualität – sagen wir wie sie sich lateinisch zu nennen pflegen. es einmal vorsichtig – verändert; diese Vergleichbares ist bei heimischen Species kann als Hinweis aufgenommen werden, – einschließlich des Menschen gleichfalls typisch Mann – mit entsprechenden kör- beobachtet worden Der Anteil männlicher perlich anspruchvollen Aufträgen an die Nachkommen sinkt. Produzenten äußerst vorsichtig zu sein. Da Bemerkenswerterweise haben die Söhne ich verbal „Hinweis“ nicht mit dem Ver- bei ihren Müttern einen dicken Stein im bum „verstanden“ kombiniert habe, ist Brett; typisch Mann? nee, gilt nur für wohl klar, was davon zu halten ist. Pferde. Stuten investieren in Verhalten und Wie halten wir’s denn jetzt? Zumindest sei- bezüglich des Abbaus maternaler Körper- tens der Tierernährung werden die männ- reserven mehr in die männlichen Nach- lichen, reproduktiv erfolgversprechenden kommen als in die weiblichen. Was nicht Individuen so ernährt, wie es einem mitt- ganz unlogisch ist bei Spezies bei denen leren Aktivitätsniveau entspricht. Energe- sich ein männliches Tier um einen Harem tisch betrachtet ist das etwa 25 Prozent mit anderen messen muss. Vielleicht liegt oberhalb des Erhaltungsbedarfs.

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Hoffnungsträger in schwerer Zeit Vor 60 Jahren trat Erwin Jacobi das Rektoramt an

Von Dr. Jens Blecher, Universitätsarchiv

Vor rund 60 Jahren, am 31. Oktober 1947, Seine Arbeiten zum Recht der Diktatur des Universität zu forcieren. Denn am Ende übernahm der Jurist Erwin Jacobi das Reichspräsidenten und der Verfassungs- des Rektoratsjahres von Gadamer ist die Rektorat. Traditionsbewusst und realiter änderung brachten ihn in ein enges persön- Lage keineswegs rosig. Noch im August wurde es ihm von seinem Vorgänger Hans- liches Verhältnis zu dem Bonner Carl 1947 teilt er dem Dresdner Ministerium Georg Gadamer in Form von „Hut und Schmitt (1888–1985) und trugen ihm eine mit: „Ich habe von früh bis spät arbeiten Mantel als Abzeichen Ihrer freien Würde“ Reputation als moderner, demokratisch müssen … habe jeden Brief selber diktie- und der Amtskette, „mit der einst könig- gesinnter Staatsrechtslehrer ein. ren müssen, jede Akte selber prüfen, jedes liche Huld den Rektor schmückte“, über- 1933 endete diese Ära und Jacobi wurde Telefongespräch selber führen, jede Ver- reicht. wegen seiner jüdischen Herkunft zur per- handlung selber leiten müssen. Ich halte es Schon in den wenigen semantischen Wen- sona non grata an der Universität Leipzig. daher für vollkommen ausgeschlossen, dungen bei der Amtsübergabe wird der Sein hohes Ansehen und ein weit gespann- dass ein Nachfolger in meinem Amte ge- Traditionsbruch und das ungewisse tes Freundesnetzwerk retteten ihn vor funden werden kann …“ Unter diesen Schicksal der Universität deutlich: die Uni- weiteren Repressalien und ermöglichten Voraussetzungen avancierte Erwin Jacobi versitätsstatuten, einst das Zeichen der immerhin ein, wenn auch sehr selbstverwalteten akademischen Gemein- bescheidenes, Arbeiten auf schaft beim Rektoratswechsel, waren – juristischem Gebiet als Gut- ebenso wie die alten schmuckvollen Talare achter. – nur noch ein Häufchen Asche. Auch die Universitätssiegel, das Original der Rek- Suche nach toratskette und die Szepter als Teil der Investiturfeiern galten als Kriegsverlust, Unterrichtsräumen sie wurden erst 1958 in den Trümmern am und Personalsorgen Augustusplatz wiedergefunden.

Wer war der Nachfolger von Die Zwangspause endete im Oktober 1945, als Jacobi auf Gadamer und wie begann seinen Lehrstuhl zurückkehrte. sein Rektoratsjahr? Neben seinen Lehrverpflich- tungen, die durch den Totalver- Erwin Jacobi wurde 1884 in Zittau in einer lust des Petrinums und die all- jüdischstämmigen Kaufmannsfamilie ge- gemeine Knappheit an Lehr- boren. Seine früh geweckte Liebe zur Mu- material, an warmen Unter- sik (er war ein begnadeter Geiger) wurde richtsräumen und drückenden jedoch von der elterlichen Bestimmung auf Nachkriegssorgen geprägt wa- einen „ordentlichen“ Beruf überwogen. In ren, engagierte sich Jacobi für Leipzig fand der angehende Jurist beim die Neugestaltung der Leipzi- Studium ihn persönlich beeindruckende ger Verhältnisse. In den Nach- Lehrautoritäten vor. Im Umfeld von Otto kriegswirren an ihn ergangene Mayer (1846–1924) und Rudolf Sohm Rufe auf andere Universitäten (1841–1917) begann sich Jacobi seit 1907 lehnte er ab, auch wenn sie eine auf eine wissenschaftliche Karriere zu ori- deutliche materielle Besserung entieren, die schließlich 1921 mit seiner bedeutet hätten. Berufung zum ordentlichen Professor in So ist es kein Wunder, wenn Leipzig (als Nachfolger von Otto Mayer der Nachkriegsrektor Gadamer auf dem Lehrstuhl für öffentliches Recht, sich keinen besseren Nach- Erwin Jacobi trat vor 60 Jahren das Rektoramt an und forcierte den Neuaufbau der Universität Leipzig Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrecht) folger vorstellen kann als nach dem Zweiten Weltkrieg. eine wissenschaftliche Anerkennung fand. Jacobi, um den Neuaufbau der Foto: Universitätsarchiv

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zum Hoffnungsträger der am 1. Oktober Studenten machen Programm 1947 mit 55 Stimmen zum neuen Rektor gewählt wurde. Ganz und gar Arbeitsrecht- Filmmagazin Unicato ler, erklärte Jacobi, dass er die Wahl an- nehme und den Dienst antreten werde, ist ein Jahr auf Sendung „nach Erfüllung gewisser arbeitstechni- scher Voraussetzungen.“ Normalerweise findet man Studenten im sichtlich seiner Zielgruppe überaltert. Er Am 31. Oktober1947 fand die Investitur im Fernsehen eher als Praktikanten, Statisten hat endlich erkannt, dass Unicato gut dafür Weißen Saal am Zoo statt. In seiner An- oder Kabelträger. Das hat sich geändert. ist, junges Publikum an sich ran zu ziehen. trittsrede dankte Jacobi zunächst seinem Seit einem Jahr machen Studenten beim Außerdem hat das Öffentlich-Rechtliche Vorgänger für seinen unermüdlichen Ein- Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) Pro- Fernsehen die besondere Aufgabe, die satz, um sich dann einem einstündigen gramm. Im Oktober 2006 startete dort das kreativen Möglichkeiten junger Filmema- Vortrag aus seinem Fachgebiet, dem Ar- Filmmagazin Unicato. cher zu fördern.“ beitsrecht, zuzuwenden. In einem breit ge- Das Besondere: Das Programm ist ein Einer dieser jungen Filmemacher ist Mitja fächerten Vortrag spannte er einen Bogen Kooperationsprojekt zwischen dem MDR Frank. Der Student der Universität Leipzig von den bereits 1848 geforderten Arbeiter- und den Hochschulen im Sendegebiet. kam eher zufällig zu dem Projekt: „Im ausschüssen in den Betrieben, über das Eine Kommission aus je zwei Hochschul- Januar erreichte mich eine E-Mail vom Reichsgesetz zum Vaterländischen Hilfs- lehreren wählt die Filme aus, gesendet wird Unicato-Team, in der stand, dass sie gern dienst von 1916, die Betriebsrätegesetze eine Vielfalt an filmischer Kreativität. Das meinen Film ‚Boskopismus‘ dort zeigen von 1920 und von 1946 bis hin zu Aus- bundesweit einmalige Magazin startete als würden.“ Mitja Frank sagte gerne zu, denn legungsfragen der alliierten Rechtssetzun- Experiment und war eigentlich nur auf nicht oft bekomme man als Student die gen in den einzelnen deutschen Länder- neun Folgen angelegt. Doch Unicato über- Chance, seine Filme einem so breiten Pu- fassungen. Dringend und ganz am Ende zeugte und hatte teilweise einen Marktan- blikum vorzustellen. „Da fühlt man sich seiner Antrittsrede weist er die Zuhörer, zu teil von 7,3 Prozent. Die Montage, also der gut! Es ist wunderbar, wenn viele Men- denen auch der sächsische Ministerpräsi- letzte Schnitt, wird im Landesfunkhaus schen im Fernsehen die Geschichte miter- dent Max Seydewitz (1892–1987) gehört, Thüringen in Erfurt gemacht, genau wie leben können, die man als Filmteam ge- auf die Probleme der zersplitterten Rechts- die technische Endabnahme. Dort wird meinsam mit seinen Protagonisten erlebt ordnung in den Besatzungszonen hin. auch geprüft, ob die Qualität stimmt, die hat.“ Dazu bedarf es einer rechtlichen Ordnung, Beiträge juristisch einwandfrei sind und Doch damit noch viel mehr Menschen die die „wenn es überhaupt eine deutsche Wirt- mehr. „Der MDR gibt damit bewusst jun- Geschichten der jungen Filmemacher schaft geben soll, einheitlich für ganz gen Leuten eine Chance, ihre kreativen, miterleben können, fordert Frank für die Deutschland erfolgen muss.“ manchmal auch verblüffenden Filme Zukunft: „ Unicato muss einen ernstzuneh- Zu Jacobis dringendsten Obliegenheiten einem breiten Publikum zu präsentieren“, menden Sendplatz bekommen beim MDR, gehören aber zunächst die Suche nach erklärt Werner Dieste, Direktor des MDR- wöchentlich.“ Das ist vielleicht gar kein geeigneten Unterrichtsräumen und die Per- Landesfunkhauses Thüringen. unrealistischer Wunsch. Laut Professor sonalsorgen. Lediglich 800 Studenten Unter Quotendruck steht Unicato aber Steinmetz hat auch der Hessische Rund- konnten neu immatrikuliert werden – bei nicht, denn es läuft nur einmal im Monat funk Interesse an einem solchen Format 3500 Bewerbern und einer hohen Personal- auf einem Sendeplatz nach Mitternacht. angemeldet. Sophia Sieber fluktuation. Statt vier hatte die Universität Doch diese große Resonanz war wohl auch www.mdr.de/unicato nun acht Fakultäten, in denen rund die ein Grund dafür, dass Hälfte der Studenten kein Regelabitur das Studentenpro- besaß. gramm nun seinen Erstmals bekam die Universität auch einen ersten Geburtstag fei- direkten Landesbeamten (Kurator) zuge- ern konnte und eben ordnet, der die Universitätsgeschäfte im nicht nach neuen Fol- Sinne der Landesregierung politisch steu- gen wieder abgesetzt ern sollte. wurde. Im Oktober 1948 endete das Rektoratsjahr Prof. Rüdiger Stein- Jacobis und er konnte seinem Nachfolger metz vom Lehrstuhl eine Universität überlassen, in die zumin- für Medienwissen- dest die Hoffnung wieder eingezogen war. schaft und Medien- Jacobi selbst übernahm schon im Winter- kultur am Institut semester 1948/49 das nächste Amt als ge- für Kommunikations- wählter Dekan der Juristenfakultät, das er und Medienwissen- bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1958, schaft ist überzeugt neben seiner eigentlichen Lehrtätigkeit, von Unicato, bringt es ausübte. doch neuen Schwung Im Alter von 81 Jahren ist Erwin Jacobi am in das Angebot 5. April 1965 in seiner Wahlheimat Leipzig der Dreiländeranstalt. verstorben. „DerMDR ist hin-

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European Master Global Studies 55 Studenten aus 28 Ländern

Das Europäische Konsortium des Erasmus- Mundus-Masterstudienganges Global Stu- dies – A European Perspective freut sich, zum Wintersemester 2007/2008 an den vier Partneruniversitäten (Universität Leipzig, London School of Economics and Political Sciences, Universität Wien und Universität Wroclaw) 55 neue Masterstudenten aus 28 Ländern begrüßen zu können. An der Universität Leipzig werden sich im akademischen Jahr 2007/2008 32 dieser Studenten mit Fragen zur Globalisierung beschäftigen. Ende September trafen die „Der Einführungskurs hat mir das Gefühl das Ziel, die Attraktivität europäischer Masterstudenten in Leipzig ein und hatten gegeben, in Leipzig sehr willkommen zu Hochschulen für exzellente Wissenschaft- während eines 14-tägigen Einführungskur- sein. Er war eine gute Gelegenheit die an- ler und Studenten aus aller Welt zu er- ses die Möglichkeit, ihren neuen Studien- deren Studenten und die Stadt kennen zu höhen und gleichzeitig die Zusammen- ort und ihre internationalen Kommilitonen lernen. Die administrative Unterstützung arbeit europäischer Hochschulen zu stär- in entspannter Atmosphäre kennen zu ler- war eine große Hilfe“, bilanzierte ein Teil- ken. nen. Außerdem erhielten sie kompetente nehmer. Im Falle des Masterstudienganges Global Unterstützung in allen administrativen Besonders erfreulich für 27 Studenten ist, Studies ist es gelungen, die Zahl der Stu- Angelegenheiten, kurze Einführungsver- dass sie ein Erasmus-Mundus-Stipendium denten kontinuierlich zu steigern. Während anstaltungen in die Kurse des Studiengan- der Europäischen Union erhalten und ihr zum Wintersemester 2005/06 35 Studenten ges sowie einen 20-stündigen Deutschkurs, Studium in Europa somit finanziell abge- immatrikuliert wurden, erhöhte sich die um die erste Kommunikation mit den Leip- sichert ist. Zahl ein Jahr später auf 47 und nun um wei- zigern zu erleichtern. Das Erasmus-Mundus-Proramm verfolgt tere acht Personen. r.

Willkommenswoche mephisto 97.6 Breakdance und Der Teufel geht online

Bauchtanz mephisto 97.6, Ausbildungssender der phisto-97.6-Punkt ins Auge sticht, ist ge- Universität Leipzig und Lokalsender mit blieben.m Die Willkommenswoche für ausländische eigener Lizenz, hat sein Angebot auf meh- Und auch in Sachen Journalisten-Ausbil- Studierende endete mit einer internationa- reren Ebenen erweitert. Mitte November dung gibt es Erfreuliches zu berichten: In len Semesterauftaktsparty. Erstmals wur- nahm die neue Online-Redaktion ihre diesem Wintersemester startete an der Uni- den in diesem Jahr auch ehemalige deut- Arbeit auf und will dem Publikum künftig versität Leipzig mit dem Hörfunk-Master sche Austauschstudierende der Universität neben dem OnAir-Programm Informatio- ein einzigartiger Studiengang. Leipzig zur Willkommensparty eingela- nen, Kontraste und Hintergründe im Inter- Insgesamt sieben Studenten wurden aufge- den, um den „Neuankömmlingen“ den net bieten. nommen und sollen in den kommenden Kontakt zu ihren Kommilitonen von An- Die Online-Redaktion will nach eigenem vier Semestern den Abschluss Master of fang an zu erleichtern. Bauchtänzerin Lina, Bekunden versuchen, ein ausgefallenes Arts Hörfunk erwerben. Der neue Studien- der chinesische Chansonnier Ming Cheng Eigenleben zu entwickeln. „Sie versteht gang ist eng mit dem universitären Lokal- und nicht zuletzt drei Crewmitglieder von sich nicht als Aufbereiter des Rundfunk- radio verknüpft. So sollen die Studenten L.E. mit ihrer Breakdance-Einlage bildeten Programms für das Internet. Vielmehr be- praxisnah in allen klassischen Radio- den künstlerischen Auftakt für einen leben- gleitet sie Themenschwerpunkte, die im Genres und in den neuen, sich aus der digen Abend, der bis in die frühen Morgen- laufenden Programm gesetzt werden“, hieß Digitalisierung und Personalisierung ent- stunden reichte. Die Party bildete den Ab- es aus der Chefredaktion. Parallel verab- wickelnden Berufsfeldern ausgebildet schluss der Willkommenswoche für neue schiedete sich mephisto 97.6 vom bisheri- werden. Aber auch theoretische und me- ausländische Studierende. Das Akademi- gen Corporate Design. dienwissenschaftliche Inhalte gehören sche Auslandsamt hat wie im vergangenen Dezentes Weiß und Grau ersetzt das bishe- zum Studienangebot. Jahr etwa 800 Studierende aus aller Welt rige dominierende Grün. Der rote Akzent, Tobias D. Höhn eingeschrieben. Dajana Burgdorf der vor allem mit dem markanten me- www.mephisto976.de

34 journal Jubiläum 2009

„Jetzt muss geschrieben werden“ Seit Sommer leitet Prof. Rudersdorf die Kommission für Universitätsgeschichte

Im Dezember 2009 sollen sie komplett Arbeit bilden: allein 18 Projekte laufen zur weitere Aktivitäten des Jubiläums relevant: sein, die fünf Bände zur Geschichte der am NS-Zeit, etwa zehn Projekte gibt es zur So beteilige sich die Kommission auch an 2. Dezember 2009 genau 600 Jahre alten Kultur- und Mentalitätsgeschichte der der Vorbereitung der Jubiläumsausstellung Universität Leipzig. Der Vorlauf für diese Leipziger Studenten“, erklärt Prof. Ruders- „Erleuchtung der Welt“ und arbeite an vie- Herausgabe währt dann etwa zehn Jahre, dorf, indem er die Verbindung von len Tagungen und Symposien des Festjah- im Jahr 1999 wurde zunächst eine Arbeits- Forschung und Lehre an dieser Stelle res 2009 mit. In diesem Zusammenhang gruppe, im Jahr 2002 dann die Kommis- besonders hervorhebt. nennt Rudersdorf beispielhaft das von Pro- sion für Universitätsgeschichte durch das Der Band 4 der Universitätsgeschichte rektor Schlegel verantwortete internatio- Rektorat eingerichtet. Viele Vorarbeiten widmet sich den Fakultäten, Instituten und nale Symposium „Universitätsgründungs- sind bereits getan: „Die Arbeit für die Fächerkulturen an der Universität Leipzig. kulturen“ sowie eine Tagung der Ranke- nächsten Monate wird sich auf das Zusam- Hierfür sammelte die Kommission Bei- Gesellschaft zum Thema „Von Bologna menfügen und das Schreiben konzentrie- träge, entsprechend der heutigen Universi- nach Bologna“, das die Gründungsge- ren.“, erklärt Prof. Dr. Manfred Ruders- tätsstruktur, über die Dekane der Fakultä- schichte einer der ältesten Universitäten dorf, der im Sommer 2007 nach dem Tode ten ein. „Das ist im Moment der heiße Europas (gegr. 1088) sowie die Gegenwart von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Günther Warten- Band“, erklärt Kommissionsvorsitzender des Studienreformprojektes Bologna die- berg den Vorsitz der zwölfköpfigen Kom- Rudersdorf. Dieser Teil ist jetzt bereits in ser Tage auf eine besondere Weise zusam- mission übernahm. „Kein leichtes Amt, vor der Redaktionsphase und soll – wenn alles menführen soll. allem vor dem Hintergrund des großen gut klappt – Ende 2008 erscheinen. Bleibt „Alle diese Aktivitäten sind wichtig, um Verlustes unseres Kollegen Prof. Warten- also noch Band 5, der sich ganz speziell der die Geschichte unserer Universität in die berg“, erklärt Prof. Rudersdorf. Dennoch, Bau- und Architekturgeschichte der Uni- Öffentlichkeit zu bringen und auf dieser eine allzu große Pause, kann sich das am- versität von 1409 bis 2009 widmet. Die Basis über Gegenwart und Zukunft zu dis- bitionierte Projekt nicht leisten: „Wir wis- Verantwortung für diesen als fulminanten kutieren. Zentrales Element unserer Arbeit sen, dass es ein gesamtuniversitäres An- Bild-Text-Band geplanten Teil der Univer- in der Kommission bleibt aber die fünfbän- liegen ist, diese Bände pünktlich zu produ- sitätsgeschichte trägt der Kunsthistoriker dige Festschrift.“ M. R. zieren“ – und insofern gilt: „es wird straff Prof. Thomas Topfstedt. weitergearbeitet“. „Die Arbeit der Kom- Die ersten drei Bände beschreiben die mission beschränkt sich Entwicklung der Universität Leipzig im allerdings längst nicht Längsschnitt, von der Gründung 1409 bis mehr allein auf diese 1830, dann von 1830 bis 1914 und schließ- fünf Bände Universitäts- lich von 1914/18 bis 1989/90. Ausschließ- geschichte“, berichtet lich Wissenschaftler der Universität Leip- Rudersdorf weiter. Viel- zig kümmern sich um diese fünfbändige mehr sei der allgemeine Festschrift, die im Leipziger Universitäts- Komplex Uni-Ge- verlag erscheinen wird. Für Band 1 sind schichte für vielfältige dies Enno Bünz, Manfred Rudersdorf und Detlef Döring; Hartmut Zwahr sowie Ge- rald Wiemers und Jens Blecher für Band 2 „Die Arbeit der Kom- und schließlich Ulrich von Hehl, Günther mission beschränkt sich nicht auf die fünf Heydemann und Klaus Fitschen für den Bände Universitäts- 3.Band der ausführlichen Chronologie der geschichte“, so Prof. Geschichte. „Zu den verschiedenen The- Manfred Rudersdorf, men dieser Zeit der Universität Leipzig seit Sommer Leiter der Kommission für gibt es zahlreiche studentische und post- Universitätsge- graduierte Qualifizierungsschriften, die schichte. eine sehr wichtige Grundlage für unsere Foto: Jan Woitas

Heft 6/2007 35 Jubiläum 2009

Wechsel im Vorsitz Erinnerung an den früheren Der Historiker Vorsitzenden Prof. Wartenberg Manfred Die Kommission zur Erforschung der Disziplinen und der sie tragenden Personen Rudersdorf Leipziger Universitäts- und Wissenschafts- berücksichtigt werden müsse. Diese Über- geschichte hat im Juli 2007 ihren Vorsit- legungen führten zu einer Erweiterung des Prof. Dr. Manfred Rudersdorf wurde in zenden Professor Dr. Dr. Dr. h.c. Günther Projekts Universitätsgeschichte sowie zur Ellar (Landkreis Limburg-Weilburg, Hes- Wartenberg verloren. Mehr als drei Jahr- Etablierung der neuen Reihe „Beiträge zur sen) geboren und studierte Geschichte, Po- zehnte lang widmete sich Günther Warten- Leipziger Universitäts- und Wissenschafts- litikwissenschaft, Soziologie und Pädago- berg Forschungen zur Wittenberger Refor- geschichte“ (BLUWiG), in der aktuelle gik an den Universitäten Gießen, Marburg mation, zur sächsischen Kirchengeschichte wissenschaftliche Forschungen und Quali- und Tübingen. An der Universität Tübin- und zur Geschichte der Universität Leip- fizierungsarbeiten, auch von Studierenden, gen promovierte er über ein Thema zur zig. Dabei waren dem engagierten Kir- publiziert werden. frühneuzeitlichen Reformations- und Kon- chenhistoriker Bildungsfragen gleicher- In Würdigung dieser wissenschaftlichen fessionalisierungsproblematik im Rahmen maßen ein wissenschaftliches und ein und organisatorischen Leistungen, die der Geschichte des Alten Reiches. persönliches Anliegen. unter der Leitung von Günther Wartenberg Im Jahr 1993 habilitierte er sich für neuere In Zusammenarbeit mit den Professoren standen, beförderte das Rektoratskolle- und neueste Geschichte an der Universität Detlef Döring, Ulrich von Hehl, Manfred gium 2002 die Umwandlung der Arbeits- Osnabrück. Nach mehreren Jahren in Os- Rudersdorf und Hartmut Zwahr entwi- gruppe in eine „Senatskommission zur nabrück und Tübingen wurde der Histori- ckelte er nach Einrichtung der Kommission Erforschung der Leipziger Universitäts- ker im Jahr 1997 als Professor für Ge- ein Konzept für eine mehrbändige „Ge- und Wissenschaftsgeschichte“. Gleichzei- schichte der Frühen Neuzeit an das Histo- schichte der Universität Leipzig“, in der tig sagte das Sächsische Ministerium für rische Seminar der Universität Leipzig sowohl eine historische Standortbestim- Wissenschaft und Kunst seine finanzielle berufen. Der Theodor-Litt-Preisträger der mung der Universität als auch eine Ver- Förderung zu. Universität Leipzig ist seit 2001 Mitglied knüpfung mit der Stadt-, Landes- und Das universitätsgeschichtliche Engage- der Sächsischen Akademie der Wissen- allgemeinen Geschichte vorgenommen ment von Professor Wartenberg be- schaften und zur Zeit stellvertretender werden soll. Gleichzeitig begann er, die Fa- schränkte sich aber nicht nur auf organisa- Sekretär der Philologisch-historischen kultäten und Institute für die Aufarbeitung torische Fragen. Seit über 20 Jahren ver- Klasse. ihrer Geschichte zu gewinnen. In unzäh- öffentlichte er Beiträge zur historischen Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte ligen Gesprächen, die er mit Einrichtungen Entwicklung der Universität, insbesondere liegen in der Erforschung der deutschen der Universität und deren Leitern führte, der Theologischen Fakultät, und hielt Vor- und europäischen Reformations- und Kon- zeichnete sich ab, dass die historische träge zu diesem Themenbereich. In der fessionalisierungsgeschichte, in der Ver- Darstellung nicht nur auf Längsschnitte geplanten mehrbändigen Darstellung fassungs- und Sozialgeschichte des Alten beschränkt werden könne, sondern auch wollte er die Kapitel zu seiner Fakultät und Reiches und seiner Territorien sowie in der die Entwicklung der einzelnen Fächer und der Geschichte der Alma mater für den vergleichenden Kultur-, Bildungs- und Zeitraum von 1952 bis zur Gegenwart Universitätsgeschichte der Frühen Neu- übernehmen. Noch auf der Leipziger zeit. Buchmesse 2007 stellte er das Gesamtpro- Prof. Dr. Manfred Rudersdorf übernahm jekt sowie die neuesten publizierten For- nach dem plötzlichen Tod des bisherigen schungen zur Universitätsgeschichte vor. Vorsitzenden der Kommission für Univer- Darüber hinaus unterstützte er Ausstellun- sitätsgeschichte, Prof. Günther Warten- gen, wie die Präsentation des Gemäldes berg, den Vorsitz über die Kommission. von Werner Tübke „Arbeiterklasse und Stellvertretender Vorsitzender ist weiterhin Intelligenz“ sowie die für 2009 geplante Prof. Dr. Ulrich von Hehl. Jubiläumsausstellung „Erleuchtung der Weitere Mitglieder sind: Prof. Dr. Enno Welt“. Bünz, Prof. Dr. Dr. Detlef Döring, Prof. Dr. Mit Günther Wartenberg ist der Kommis- Klaus Fitschen, Prof. Dr. Günther Heyde- sion zur Erforschung der Leipziger Univer- mann, Prof. Dr. Bernd-Rüdiger Kern, Prof. sitäts- und Wissenschaftsgeschichte nicht Dr. Dieter Michel, Prof. Dr. Dr. Ortrun nur ihr Vorsitzender verloren gegangen, Riha, Prof. Dr. Thomas Topfstedt, Prof. Dr. sondern auch ein unermüdlicher Forscher Gerald Wiemers und Prof. Dr. Hartmut und Streiter in Sachen Universitätsge- Zwahr. M. R. schichte. Alle, die ihn näher kannten, wer- den ihm ein ehrendes Angedenken bewah- ren.

Manfred Rudersdorf, Ulrich von Hehl Prof. Dr. Günther Wartenberg. Jonas Flöter, Uwe John, Sebastian Kusche

36 journal Jubiläum 2009

Im Sommersemester 1476 trat ein 18-jäh- Anekdoten, Fragmente, Gesichter riger Student das Rektorat der Universität Notizen Leipzig an. Erstaunlich daran war nicht nur der Uni das jugendliche Alter des 132. Rektors der Natürlich Alma mater Lipsiensis, sondern auch, dass dieser weder einen akademischen Ab- unmenschlich schluss noch eine Professur an der Hoch- schule vorweisen konnte. Die Amtsüber- nahme des Fürsten Adolf von Anhalt an der Der Philosoph Ernst Bloch, das merkte Leipziger Universität könnte zugleich der man bald, war ganz anders als seine Kolle- erste Fall der Wahl eines hochadligen gen am Leipziger Philosophischen Institut. Studenten zum so genannten Rector mag- Nicht zuletzt unterschied er sich durch nificentissimus einer Hochschule im Heili- seine Sprache von ihnen. Vielen Hörern gen Römischen Reich gewesen sein. Ein galt sie zwar als dunkel, schwer verständ- Blick auf die Biografie des Fürsten und auf lich; doch wenn ein zeitgeschichtlich-poli- die Besonderheiten der älteren Geschichte tisches Thema angesprochen wurde, war der Universität Leipzig liefern Erklärun- sie nicht selten von spielerischer Leichtig- gen für diese Konstellation. keit, voller gewagter Bilder und selbstbe- Der 1458 geborene Askanier entstammte wusst-rigoroser Einlassungen, die das auf einer finanziell wie territorial nicht gerade dogmatische Enge eingeübte Ohr scho- üppig ausgestatteten Seitenlinie der Dy- ckieren mussten. nastie und war deshalb nicht für die welt- Immer wieder attackierte er die linien- Adolf von Anhalt (1458 –1526) liche Regierung, sondern für eine geist- treuen Partei-Philosophen als „Schmal- Epitaph des Bischofs Adolf von Anhalt liche Laufbahn vorgesehen. Zur Vorberei- spur-Marxisten“. In einem Vortrag vor im Merseburger Dom. Foto: Sebastian Kusche tung seiner kirchlichen Karriere nahm Studenten im großen Hörsaal des Anatomi- Adolf 1474 ein Studium in Leipzig auf.m schen Instituts sprach er von Schematikern, Die Hochschule war für den Fürsten jedoch „deren Wappen der Papagei ist, mit Holz- nur eine Durchgangsstation. Nach dem hammer daneben, dem zuschlagenden, Studium begann für diesen ein typischer nicht nur einbläuenden“. Auf diese Weise Karriereweg in der spätmittelalterlichen werde der „Mehltau der Langeweile“ frü- Adelskirche, der 1514 in der Wahl zum Bi- herer Katechismus-Universitäten reprodu- schof von Merseburg gipfelte. Adolf rückte ziert. In einem Festvortrag zu Hegel er- damit erneut in eine, zumindest formal, klärte er: „Uns helfen keine roten Oberleh- enge Beziehung zur Leipziger Universität. rer fern vom Leben, keine Papier-Ästhetik Laut päpstlichem Gründungsprivileg war fern von Kunst.“ Und er wetterte gegen all der Merseburger Bischof nämlich zum jene Banausen, die meinten, „man könne Kanzler der Leipziger Hochschule be- die neunte Symphonie auf einem Kamm stimmt. De facto waren dessen Funktionen blasen“. Selbst hochrangige Politiker wur- (Prüfungsaufsicht, Titelvergabe, Jurisdik- den von seiner Kritik nicht ausgenommen. tion über die Universitätsmitglieder) frei- So bescheinigte er Walter Ulbricht in dem Die Reihe „Gesichter der Uni“ erscheint lich schon von der Hochschule selbst bzw. für die SED kritischen Jahr 1956, „kein seit April 2004 im Uni-Journal. vom albertinischen Landesherrn übernom- Sex-Appeal“ zu haben und empfahl, öf- In ihr sollen neben den berühmten „gro- men worden. Wie wenig Einfluss der Kanz- fentliche Auftritte zu meiden.m ßen Köpfen“ der Alma mater auch we- ler auf die Hochschule hatte, zeigt auch, Dem stand seine Frau, Karola Bloch, nicht niger bekannte Universitätsangehörige dass er 1519 die Leipziger Disputation im Geringsten nach. Sohn Jan Robert vorgestellt werden. Dunkle Kapitel zwischen dem Ingolstädter Theologen Eck Bloch, der in Leipzig Chemie studiert hat, der 600-jährigen Universitätsgeschichte und dem Wittenberger Reformator Luther, berichtet von einer Begegnung, die wohl bleiben dabei nicht ausgespart. Betreut dessen Ideen er strikt ablehnend gegen- eher ein Verhör war, mit Paul Fröhlich, dem wird die Rubrik von der Kommission zur überstand, nicht verhindern konnte. Der 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung. Als Erforschung der Leipziger Universitäts- ehemalige Rektor der Universität starb der Allgewaltige sie anherrschte, ob sie und Wissenschaftsgeschichte. Anregun- schließlich im Jahr 1526 in Merseburg. etwa den „menschlichen Sozialismus“ ver- gen und Manuskripte (mit Bildvorschlä- Zur nächsten Wahl eines hochadligen Stu- trete, antwortete sie: „Keinesfalls, den un- gen) richten Sie bitte an: denten zum Rektor ehrenhalber kam es erst menschlichen natürlich.“ [email protected] wieder 1595. Im 17.Jahrhundert erlebte Volker Schulte diese Tradition, die es auch an anderen Auf einen Blick finden Sie die Hochschulen gab, dann einen Höhepunkt Ernst Bloch (1885–1977), Philosoph, „Gesichter“ im Internet unter und nach sieben hochadligen Rektoraten lehrte von 1948 bis 1957 (Zwangsemeritie- www.uni-leipzig.de/journal/ auch in Leipzig ihr Ende. rung) an der Universität Leipzig gesichter Sebastian Kusche M. A., Kommission für Universitätsgeschichte

Heft 6/2007 37 Jubiläum 2009

Universität Leipzig hinterfragt ihr Image Online-Befragungen bei Mitarbeitern

Von Dr. Günter Roski, Geschäftsstelle 2009

Im Oktober klingelte bei rund 1000 reprä- Die Mitarbeiter der Uni erhalten den chen der Universität aus der Sicht der sentativ ausgesuchten Haushalten in Leip- Zugang zum Online-Fragebogen und ein Öffentlichkeit sowie der Mitarbeiter und zig und den angrenzenden Landkreisen personengebundenes Passwort über ihre Studierenden offerieren. Sie werden Auf- in den Nachmittags- und frühen Abend- E-mail-Adresse. Genau so ist dann auch im schluss darüber geben, welche „Merk- stunden das Telefon. Anrufer waren Mit- Sommer 2008 die Verfahrensweise bei den male“ als prägend für die Universität wahr- arbeiter des Leipziger Marktforschungs- Studierenden. Die Beantwortung des Fra- genommen werden, welche Position der instituts omniphon, das von der Universität gebogens kann auch unterbrochen werden; Leipziger Alma mater im Kreis der großen Leipzig beauftragt worden war, eine Er- man kann sich in einem Zeitraum von 14 deutschen Universitäten beigemessen wird hebung zum Image der Universität durch- Tagen, beginnend mit dem erstmaligen und wie die Arbeits-, Lehr- und Studienbe- zuführen. Aufrufen des Fragebogens, immer wieder dingungen von den Mitarbeiterinnen und Damit war der Startschuss für eine Daten- mit seinem Passwort in den Fragebogen Mitarbeitern sowie den Studierenden be- erhebung gefallen, die im Mai 2007 grünes einloggen. Was den Datenschutz anbe- wertet werden. Aus diesen Erkenntnissen Licht vom Rektoratskollegium erhalten langt, so wird garantiert, dass alle Angaben werden Maßnahmen, Entscheidungen und hatte. Neben der Bevölkerung in der Re- vertraulich behandelt werden. Die Auswer- Konzepte ableitbar sein, mit denen die gion wurden vom Institut omniphon im tungen erfolgen anonym und nur in zusam- Stärken der Universität weiter ausgebaut Oktober auch leitende Vertreter aus der mengefasster Form. Die zuständigen Da- und etwaige Schwächen zurückgedrängt Wirtschaft, aus Politik, Verwaltung und tenschutzbeauftragten von Universität und werden. Medien zu ihrem Bild von der Universität Klinikum wurden im Verfahren beteiligt; Leipzig befragt. Seit Anfang November ge- der Gesamtpersonalrat hat der Befragung Als eine der ersten Unis sellen sich zu diesen Befragungsgruppen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuge- nun auch die Mitarbeiter der Universität stimmt. in Deutschland testet die hinzu. Im Sommer 2008 werden schließ- Alma mater ihren Ruf lich im Zusammenhang mit der Evaluation Innovativ? der allgemeinen Studienbedingungen auch Knapp zwei Jahre vor ihrem 600. Geburts- die Studierenden einbezogen. Traditionsbewusst? tag testet die ehrwürdige Alma mater auf Weltoffen? diese Weise ihren „Ruf“ in der Öffentlich- Vergleichbare Ergebnisse keit und vollzieht damit als eine der ersten Worum geht es inhaltlich? Gefragt wird Universitäten in Deutschland einen Schritt, für alle Gruppen unter anderem danach, welche Eigenschaf- der in großen Unternehmen der Wirtschaft ten man der Alma mater Lipsiensis zubil- seit Jahren gang und gäbe ist. Dort weiß Mitarbeiter und Studierende werden aller- ligt, welche Aufgaben eine Universität aus man, dass die Pflege positiver Imagemerk- dings nicht von omniphon befragt; diese der Sicht der Befragten wahrzunehmen hat male eine entscheidende Grundlage öffent- Aufgabe fällt der Geschäftsstelle Evalua- und wie die Universität Leipzig diesen licher Akzeptanz und gleichermaßen einen tion beim Prorektor für Lehre und Studium Aufgaben gerecht wird. Vorgegeben ist wichtigen Wettbewerbsvorteil darstellt. zu, die auch schon in den zurückliegenden zum Beispiel eine Liste mit Adjektiven, die Das gilt zunehmend auch in der nationalen Jahren Befragungen des wissenschaft- für „den Geist“ an einer Universität stehen und internationalen Hochschullandschaft: lichen Personals und der Studentenschaft können wie „innovativ“, „traditionsbe- Das Image einer Universität ist ihre „Visi- zu deren Arbeits- und Studienbedingungen wusst“, „weltoffen“ oder auch „konserva- tenkarte“. Es kann künftig noch stärker als durchgeführt hat. In diese Fragebögen wur- tiv“. Unter den zu bewertenden Aufgaben- bisher das erfolgreiche Werben um Studen- den nun zusätzlich Fragen zum Thema stellungen sind zum Beispiel genannt: ten und Wissenschaftler beeinflussen.m „Image“ integriert, die auch in den Erhe- „Kooperation mit Wirtschaftsunterneh- Alle Mitarbeiter der Universität, Wissen- bungen bei der Bevölkerung und bei den men“ oder „geistiges Zentrum der Re- schaftler wie technische und Verwaltungs- Führungskräften aus Wirtschaft, Politik, gion“. Außerdem sind Fragen zu den Ar- angestellte, sind gebeten, sich an dieser Verwaltung und Medien zum Einsatz ge- beits-, Lehr- und Studienbedingungen zu Befragung zu beteiligen. Je höher die Teil- kommen sind. Auf diese Weise werden beantworten. nahme ist, um so zuverlässiger werden die vergleichbare Ergebnisse für alle Befrag- Die Ergebnisse dieser Befragungen werden Ergebnisse die Meinungen der Universi- tengruppen gewährleistet. Erkenntnisse zu den Stärken und Schwä- tätsangehörigen widerspiegeln.

38 journal Fakultäten und Institute

Stipendium zum Geburtstag Institut für Amerikanistik ermöglicht einmonatigen Forschungsaufenthalt in Leipzig

Zum 10-jährigen Bestehen der Frank-Frei- Werken der amerikanischen Autorin Edith Deutschland und den USA: „In den USA del-Gedenkbibliothek hat das Institut für Wharton. Dass ihr die Frank-Freidel- findet man kaum eine Bibliothek, die Amerikanistik in diesem Sommer das Gedenkbibliothek dabei hilfreich sein soviel Literatur über Deutschland anbie- Frank Freidel Memorial Library Fellow in würde, daran hatte Madeleine Vala keinen tet.“ Residence Programm ins Leben gerufen – Zweifel: „Es ist eine lebendige Bibliothek, Auch die Entstehung der Frank-Freidel- ein einmonatiges Forschungsstipendium, die ständig weiterwächst und in der vor Gedenkbibliothek versetzte Madeleine das es Wissenschaftlern erlauben soll, die allem aktuelle Forschungsergebnisse zur Vala ins Staunen: Die Bibliothek entstand einzigartigen Ressourcen der Freidel-Bi- Verfügung stehen“, schwärmte sie über die vor zehn Jahren auf Initiative von Profes- bliothek für ihre Forschung zu nutzen. Amerikanistikbibliothek. sor Hartmut Keil. Sein Ziel war es, eine Bi- Professor Madeleine Vala von der Uni- Für ihre Recherchen nutzte sie neben der bliothek nach amerikanischem Vorbild auf- versität Puerto Rico war in diesem Som- aktuellen Literatur der Freidel-Bibliothek zubauen – mit großem Freihandbereich mer die erste Freidel-Stipendiatin. Als vor allem das Angebot an Datenbanken. und interdisziplinärer Ausrichtung. Doch Fulbright-Professorin am Institut für Ame- Damit hatte sie unter anderem Zugang zu erst Bücherspenden von amerikanischen rikanistik hatte sich die Literaturdozentin Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln aus Universitäten und Wissenschaftlern, allen bereits im vergangenen Jahr in die Stadt, dem 19. Jahrhundert, die sie für ihre Arbeit voran die Familie des Harvard-Historikers die Menschen und die Universität verliebt. benötigte. Auch die interdisziplinäre Aus- Frank Freidel, ermöglichten die Entste- Die Gelegenheit, nach Leipzig zurückzu- richtung der Freidel-Bibliothek fand Vala hung der Bibliothek. Nach Deutschland kommen und hier zu recherchieren, wollte sehr hilfreich. Denn „einen literarischen gelangten die gespendeten Bücher dann sie deshalb auf jeden Fall wahrnehmen. Text sieht man nicht isoliert, sondern im durch die Unterstützung des Deutschen Die Universitätsbibliothek war dann im Zusammenhang mit anderen Texten.“ Historischen Instituts in Washington D.C. Juli ihr neues Zuhause auf Zeit. Dort Vor allem hält Madeleine Vala die Freidel- und der Deutschen Luftwaffe – als „intel- recherchierte sie für ihre Arbeit über die Bibliothek aber für ein großartiges Zeug- lektuelles Care-Paket“, wie es Professor Repräsentation des Journalismus in den nis des kulturellen Austauschs zwischen Hartmut Keil nannte. Seither wuchs die Freidel-Gedenkbiblio- thek stetig. Mittlerweile umfasst sie ca. 18 000 Bücher, Zeitschriften und andere Medien über amerikanische Literatur, Ge- schichte, Politik und Gesellschaft. Heute ist die Freidel-Bibliothek Teil der Univer- sitätsbibliothek, doch sticht sie auch dort noch immer hervor: Dort finden sich weit mehr Bände zur Kultur und Politik des Landes als dies in anderen Sprachwissen- schaften der Fall ist, betont Dr. Sophia Manns, Fachreferentin für Anglistik und Amerikanistik der Universitätsbibliothek. Außerdem ist der gesamte Bestand der Freidel-Bibliothek nach wie vor zusam- mengefasst und nicht, wie für Philologien sonst üblich, thematisch anderen Berei- chen zugeordnet. Mit diesem direkten Zu- gang zu tausenden von Büchern und Tex- ten bietet die Frank-Freidel-Gedenk- bibliothek hervorragende Forschungsmög- lichkeiten. Kein Wunder also, dass Madeleine Vala im nächsten Jahr am liebs- ten wieder als Frank-Freidel-Stipendiatin Amerikanistik-Professor Dr. Hartmut Keil begrüßt Professor Madeleine Vala von der Universität Puerto Rico, die erste Stipendiatin des Frank Freidel Memorial Library nach Leipzig kommen würde. Fellow in Residence Programm. Foto: Institut Katja Wenk

Heft 6/2007 39 Fakultäten und Institute

Frankreich- Analytik in Leipzig: Aufbruch und Rückbesinnung Zentrumlädt zur Drei Jubilare und ein Mitwirkung ein neu berufener Professor

Das Frankreich-Zentrum der Universität Über 200 Gäste trafen sich zum Semester- Leipzig will sein Profil überarbeiten und beginn im Institut für Analytische Chemie sucht daher Wissenschaftler, die sich mit der Universität Leipzig um das Ende einer Ideen einbringen möchten. Das Frank- überlangen Lehrstuhlvakanz mit der An- reich-Zentrum arbeitet seit 1994 inter- trittsvorlesung von Prof. Dr. Detlev Belder fakultativ und interdisziplinär. Die bisheri- zu feiern. Politische Auseinandersetzungen gen Vorstandsmitglieder kamen aus fol- der Universität mit dem Staat Sachsen genden Fakultäten: Theologische Fakultät, hatten zunächst die zügige Ausschreibung Juristenfakultät, Fakultät für Geschichte, der Professur nach der Wegberufung von Kunst- und Orientwissenschaften, Philolo- Prof. J. Broekaert nach Hamburg im Jahre gische Fakultät, Erziehungswissenschaft- 2002 verhindert. liche Fakultät, Fakultät für Sozialwissen- Die Berufung von Professor Belder bedeu- schaften und Philosophie, Wirtschafts- tet für das Institut und die Fakultät einen wissenschaftliche Fakultät, Fakultät für deutlichen Themenwechsel sowie eine Biowissenschaften, Pharmazie und Psy- Neuausrichtung. War früher neben der chologie, Fakultät für Physik und Geowis- Strukturanalytik mit der Kernresonanz- senschaften sowie aus weiteren Einrichtun- spektroskopie und der Massenspektrome- gen der Universität. trie im wesentlichen die Atomspektrosko- Die Mitglieder des Frankreich-Zentrums pie in ihren verschiedenen Ausprägungen organisieren Projektarbeiten, Ringvorle- das Thema der Konzentrationsanalytik in sungen, Tagungen, Gastvorträge und jedes Leipzig, wird mit Detlev Belders Antritt Jahr die Französische Sommeruniversität; der Schwerpunkt auf der Miniaturisierung der Vorstand organisiert außerdem Lehr- und auf der weiteren Entwicklung von und Prüfungsleistungen in den Studiengän- „Lab on a Chip“ Konzepten liegen. gen Frankreich-Studien (auslaufend 2009) Die große Anzahl der Gäste kam aber nicht und Europa-Studien. nur wegen des Neubeginns mit Detlev Im Rahmen der geplanten Neuorganisation Belder, sondern auch wegen der akademi- der Zentren der Universität Leipzig wird schen Feier zu Ehren des 75. Geburtstags auch das Frankreich-Zentrum in seiner von Prof. Gerhard Werner und der 70. Ge- administrativen Anbindung (derzeit an das burtstage von Prof. Werner Engewald und Zentrum für Höhere Studien) verändert Prof. Rainer Herzschuh, die im Anschluss werden – ein guter Zeitpunkt, die aktiv an an die Antrittsvorlesung stattfand. Prof. Frankreich Interessierten der Universität Matthias Otto aus Freiberg würdigte die Leipzig für die Mitarbeit zu gewinnen. drei Jubilare und zeigte ihre Leistungen auf Alle an einer Mitarbeit am Frankreich- dem Gebiet der Atomspektroskopie und Zentrum Interessierten sind daher zur Voll- Elektrophorese, der Chromatographie und versammlung am 22. Januar 2008, 17 Uhr, der Massenspektrometrie auf. im Seminarraum des Frankreich-Zen- „Aus Tradition Grenzen überschreiten“ ist trums, Thomaskirchhof 20, eingeladen. das Leitbild der Universität Leipzig. Die Während der etwa zweistündigen Sitzung Veranstaltung vom 5. Oktober zeigte zum soll die bisherige Arbeit bilanziert, neue einen diese bedeutende Tradition in der Projekte und Pläne für die Zukunft vorge- Analytischen Chemie unserer Hochschule. stellt sowie der Vorstand neu gewählt wer- Darüber hinaus zeigte sie, wie die analyti- den. sche Chemie sich anschickt, Grenzen zu Prof. Ulrich Johannes Schneider, überschreiten und zu neuen miniaturisier- Direktor des Frankreich-Zentrums ten Dimensionen zu gelangen. Die Analy- tik in Leipzig hat wieder Fuß gefasst. Stefan Berger

Von oben: Prof. Detlev Belder, Prof. Gerhard Werner, Prof. Werner Engewald und Prof. Rainer Herzschuh. Fotos Institut

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Alle in einem Boot Neuer Stoff für Religionslehrer – Schulbuch in mehreren Sprachen

Weiß auf blauem Grund schaukelt ein in den Klassenzimmern der staatlichen gemeinsames Projekt jedoch immer auch gestricheltes Boot über das Papier. Das Schulen Ostdeutschlands und der postso- die Unterschiede zur Geltung. So haben die einfache Schiff mit einem Kreuz als Segel zialistischen Staaten Osteuropas zuneh- Leipziger festgestellt, dass das Verständnis findet sich auf den letzten Seiten eines mend auch der Religionsunterricht wieder von Religionsunterricht je nach Landes- gerade erschienenen Schulbuches für den seinen Platz. Egal, ob in Arbeits- kultur unterschiedlich ausfällt. „In evangelischen Religionsunterricht mit dem gemeinschaften oder im freiwilligen regu- Deutschland ist Religion ein zentrales Titel Voneinander wissen – miteinander lären Unterricht, die Lehrer mussten, was Bildungsgut. Es wird als Teil der Allge- feiern. Das Boot ist das Zeichen der Öku- das Lehrmaterial betrifft, fast immer bei meinbildung verstanden und deshalb als mene und kann damit auch als Symbol für Null anfangen und die benötigten Texte Schulfach legitimiert“, resümiert Hanisch, dieses ambitionierte Buchprojekt stehen, und Bilder selber zusammenstellen. Das „während der Unterricht in der Slowakei das Vertreter verschiedener evangelischer neue Schulbuch soll nun Abhilfe schaffen. beispielsweise eher kirchlich begründet Kirchen gemeinsam erarbeitet haben. Einen positiven Nebeneffekt zeitigte es wird. Die Schüler lernen dort viel über Evangelische Christen leben oftmals als zudem schon im Entstehensprozess, Theo- Kirchenrecht und -geschichte.“ Eines sei Minderheiten in katholischen Ländern und logen und Religionspädagogen unter- jedoch gleich, es gehe immer um die Wah- haben nach der Reformation eine große schiedlicher Überzeugungen tauschten rung der eigenen Glaubensidentität und Vielfalt an Glaubensprägungen entwickelt. sich miteinander aus und ergründeten Ge- damit um eine kulturelle Selbstvergewisse- Am Ursprung dessen stehen die Reformer meinsamkeiten. „Es ist wohltuend, wie rung. Martin Luther in Deutschland, Ulrich harmonisch und effektiv die Vertreter der Das neue Lehrbuch will seinen Teil beitra- Zwingli und Johannes Calvin in der reformierten und lutherischen Kirchen zu- gen zu mehr Verständnis für die verschie- Schweiz und zuvor Jan Hus im heutigen sammengearbeitet haben“, stellt Hanisch denen Ausprägungen christlichen Glau- Tschechien, die jeweils ihren Weg der fest. Das sei ganz im Sinne des Leipziger bens. Und, so der Leipziger Schriftsteller christlichen Erneuerung eingeschlagen Gustav-Adolf-Werks, welches evange- Martin Gerhard Reisenberg: „Gewiss, ge- haben. lische Christen in der Diaspora unterstützt wiss, Bücher erklären die Welt! – Wer aber Das Lehrbuch für die Altersstufe 13 bis 15 und die Zusammenkünfte gemeinsam mit erklärt mir die Bücher?“ Das wird wohl hat sich diese Unterschiede zur Stärke ge- der Konrad-Adenauer-Stiftung finanziert weiter die gemeinsame Aufgabe der Lehrer macht und erzählt in Bildern und Liedern hat. Das Prinzip des internationalen Schul- und ihrer Schüler bleiben. von den Traditionen und Festen in den ver- buches ähnelt dem des Deutsch-Französi- Caroline Kieke schiedenen Konfessionen – von Gemein- schen Lehrbuchs, dessen defahrten in Ungarn, Wettbewerben um die zweiter Band in diesem schönste Weihnachtskrippe in Polen und Jahr erschienen ist. „Die von den deutschen Friedensgebeten jedes Kinder erfahren von- Jahr im November. Das Besondere daran: einander und können den ersten Ausgaben in Deutsch und sich so näher kommen“, Tschechisch sollen so bald wie möglich erläutert der Religions- auch Ausgaben in Polnisch, Slowakisch pädagoge die Philoso- und Ungarisch folgen. phie.Vor allem in Grenz- Entstanden ist dieses erste Religionslehr- gebieten sollen sich da- buch in mehreren Sprachen in Zusammen- raus tatsächliche Begeg- arbeit von Theologen und Religionspäda- nungen ergeben. Trotz gogen aus allen fünf Ländern und unter der praktizierten Ge- Leitung des Direktors des Leipziger Insti- meinschaft bringt ein tuts für Religionspädagogik Professor Helmut Hanisch und von Dr. Dieter Reiher, Ehrendoktor der Theologischen Fakultät. m Prof. Helmut Hanisch blättert in dem von „In diesem Buch stecken drei Jahre Arbeit, ihm mitkonzipierten aber das Ergebnis ist wirklich etwas Beson- Schulbuch Vonein- deres“, freut sich Professor Hanisch, der ander wissen – mit- sich ehrenamtlich für das Projekt einsetzt. einander feiern, das auf Deutsch und Der Bedarf für ein solches Lehrbuch sei Tschechisch erscheint. groß, erklärt er, denn seit der Wende findet Foto: Caroline Kieke

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Doppeljubiläum in der Geophysik

Die Fakultät für Physik und Geowissen- schaften der Universität Leipzig hat gleich doppelten Grund zu feiern: Zum 125. Mal jährt sich der Geburtstag des bedeutenden Leipziger Geophysikers Professor Dr. Lud- wig F. Weickmann, der zugleich Initiator, Erbauer und Direktor des Geophysikali- schen Observatoriums Collm war, das vor 75 Jahren eingeweiht wurde. „Der 1882 in Neu-Ulm geborene Ludwig F. Weickmann hat als Forscher und Lehrer die Entwicklung der Geophysik im Zusam- Das Geophysikalische Observatorium Collm – hier eine historische Luftaufnahme – menwirken der Teilgebiete Atmosphäre, wurde vor 75 Jahren eröffnet. Foto: Universitätsarchiv Feste Erde und Hydrosphäre gefördert. Un- ter seiner Führung entwickelte sich das sischen Akademie der Wissenschaften zu physikalischen Arbeiten des Instituts unge- Geophysikalische Institut zu einer Ausbil- Leipzig gewählt. Ihm zur Seite standen stört vom Großstadteinfluss fortsetzen und dungs- und Forschungsstätte von Weltruf Erich Brandenburg, Helmut Berve und be- neue Arbeitsgebiete der Physik der Atmos- (‚Leipziger Schule‘). Daneben wurde sonders der Physiker Werner Heisenberg. phäre und der Festen Erde in Angriff neh- Weickmann wiederholt mit dem Aufbau Weickmann gelang es, die Akademie mit men zu können. So initiierte Weickmann und der Leitung von Wetterdiensten beauf- großem taktischen Geschick, persönlicher den Bau des Observatoriums am Collm, tragt (Deutschland, Türkei, Norwegen)“, Zivilcourage und Integrität unbeschadet das 1932 eingeweiht wurde. Heute verfügt resümiert Professor em. Dr. Franz Jacob, durch die Zeit des Nationalsozialismus zu das Observatorium über eine moderne in- ehemaliger Direktor des Institutes für Geo- führen. Davon profitierte die Akademie strumentelle Ausstattung und Infrastruktur physik der Universität Leipzig. auch nach dem Krieg; sie konnte bald ihre und über ein international herausragendes Weickmann war aber auch über sein Fach- Arbeit wieder aufnehmen. Potential für Lehre und Forschung. Es wird gebiet hinaus als Dekan und Prorektor in In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zur Zeit vor allem durch die Seismologie der akademischen Selbstverwaltung aktiv. machte sich der Bau eines Observatoriums (Prof. Korn) und Physik der Hochatmos- 1940 wurde er zum Präsidenten der Säch- notwendig, um die experimentellen geo- phäre (Prof. Jacobi) genutzt. B. A .

Veterinär- medizin feiert Richtfest

Im November fand das Richtfest für den Neubau des Zentralen Lehr- und Biblio- theksgebäudes mit Mensa an der Veterinär- medizinischen Fakultät statt. Im Gebäude werden ein Hörsaal mit 160 Plätzen und drei Kursräume untergebracht sein. Außerdem die Fakultätsbibliothek und die seit langem fällige neue Mensa. In den Foyers werden Räume für Begegnung und Kommunikation geschaffen Der Bau soll insgesamt rund 5,8 Millionen Euro kos- ten. B. A. Foto: Jan Woitas

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Faszinierender Einblick Die Fakultät für Chemie und Mineralogie gratuliert einem Großen ihres Faches

Von Dr. Bärbel Adams

„Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um lecules Chemisorbed on Transition Metal University of California Berkeley und der uns bei Ihnen für IhreAnteilnahme und ihre Surfaces; W. Sesselmann, B. Woratscheck, University of Toronto für die Aufklärung Hilfestellung bei der Entwicklung des J. Küppers, G. Doyen, G. Ertl, H., Haber- von chemischen Elementarreaktionen. Instituts für Physikalische und Theoreti- land and H. Morgner; Phys. Rev. Lett. _60_ Und eben jetzt der Chemie-Nobelpreis an sche Chemie an der Universität Leipzig zu (1987) 1434. Ertl für sein Lebenswerk auf dem Gebiet bedanken. Sie haben im Januar 1998 an- Die jetzt ausgezeichneten Arbeiten knüp- der „Chemischen Reaktionen an Festkörp- lässlich der Verleihung des Namens ‚Wil- fen auch an frühere Nobelpreise an. Kai eroberflächen“. helm-Ostwald Institut für Physikalische Siegbahn von der Universität Uppsala hat Prof. Morgner sieht im Nobelpreis an und Theoretische Chemie‘ einen Vortrag 1981 für die Entwicklung der Elektronen- Gerhard Ertl auch eine Bestätigung für die gehalten mit dem Titel ‚Heterogene Kata- spektroskopie ESCA, die heute Standard- Katalyseforschung am Wilhelm-Ostwald- lyse: 100 Jahre nachWilhelm Ostwald‘ und methode für Oberflächenanalytik ist, den Institut, die hier durch den neuberufenen Sie haben im September 2003 zur Würdi- Physik-Nobelpreis erhalten. Der Chemie- Professor Reinhard Denecke und durch ihn gung des 150. Geburtstages unseres Na- Nobelpreis ging 1986 an drei Forscher von selbst betrieben wird. Darüber hinaus mensgebers mit demVortrag ‚Vom Stein der der Harvard University Cambridge, der verlieh die Fakultät für Chemie und Weisen zu Wilhelm Ostwald‘ beige- Mineralogie an einen weiteren tragen. Beide Male haben Sie nicht Oberflächenforscher die Ehrendok- nur den Spezialisten, sondern der torwürde, Professor Klaus Wandelt, gesamtem Fakultät und den gelade- der als Schüler Ertls mit diesem von nen Gästen einen faszinierenden München nach Berlin wechselte und Einblick gegeben in Ihre Arbeiten, nun an der Universität Bonn die die jetzt ausgezeichnet worden Abteilung Festkörpergrenzflächen sind.“ – Das schrieben Professor leitet. m Harald Morgner, Professor Rüdiger „Angesichts der aktuellen Exzel- Szargan, Professor Reinhard Den- lenzinitiative scheint der Nobelpreis ecke und Professor Barbara Kirch- zu zeigen: Die Politik hat Recht, ner vom Wilhelm Ostwald-Institut fördere heute Exzellenz, schon für Physikalische Chemie der Fakul- kommt morgen der Nobelpreis. tät für Chemie und Mineralogie an Nur: Der Nobelpreis für ein Lebens- Professor Gerhard Ertl, der den No- werk über viele Jahrzehnte, hat mit belpreis für Chemie 2007 für seine den jüngsten politischen Entschei- Studien zu chemischen Prozessen dungen nichts zu tun“, resümiert auf Festkörperoberflächen erhielt. Morgner. „In seinem Vortrag stellte Ertl, ge- Und er gibt noch etwas zu bedenken: nau das dar, wofür er jetzt geehrt „Schaut man sich die deutschen No- worden ist“, sagt Professor Dr. Ha- belpreisträger der vergangenen rald Morgner, Direktor des Wil- Jahrzehnte an, fällt auf, dass sie helm-Ostwald- Institutes für Physi- nicht wie zuvor von den deutschen kalische Chemie. Wie Ertl studierter Universitäten kamen, sondern im- Physiker beschäftigt sich Morgner mer von Max-Planck-Instituten. mit Oberflächenanalytik „Ertl Hier gibt es einfach mehr For- schlug den Bogen von den wissen- schungsmittel.“ schaftlichen Grundlagen zu dem, Damit scheint doch wieder der Bo- was in der Realität machbar ist.“, gen zur Exzellenzinitiative geschla- erklärt Professor Morgner, der sogar gen, mit der hervorragende For- auf eine gemeinsame Veröffent- schung durch besondere Förderung Prof. Gerhard Ertl erhielt 2007 den Nobelpreis für lichung mit Ertl verweisen kann: Chemie für seine Studien zu chemischen Prozessen auf belohnt werden soll. Mit welchem Evidence for Paramagnetism of Mo- Festkörperoberflächen. Foto: Universitätsarchiv Erfolg wird die Zukunft zeigen.

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Ehrung für Leipziger Mediziner „Meine wissenschaftlichen Arbeiten kon- zentrieren sich auf die genetischen Fakto- Risikofaktor für Herzinfarkt ren“, erklärt der Leipziger Wissenschaftler. Die Schwierigkeit bestehe darin, dass es und Schlaganfall identifiziert nicht nur ein verantwortliches Gen gebe, sondern eine komplexe genetische Ursache Klinische Chemie und Laboratoriumsme- zu vermuten sei. Immerhin ist es aber ge- dizin (DGKL) verlieh auf der gemeinsa- lungen, mit Arginase-1 ein Protein zu fin- men Jahrestagung mit der Österreichischen den, dass eine entscheidende Rolle spielen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin könnte. „Wir vermuten, dass Arginase-1 und Klinische Chemie (ÖGLMKC) in die Entzündungsreaktion in der Gefäß- Wien den Preis für eine Reihe von Arbei- wand beeinflusst. Dabei ist von Bedeutung, ten des Leipziger Wissenschaftlers, bei de- im welchem Maße es im Körper vorhanden nen die genetischen Dispositionsfaktoren ist: Ist es auf hohem Niveau, sinkt das im Mittelpunkt standen, die letztlich zu Risiko.“ Das von den Leipziger Wissen- Herzinfarkt und Schlaganfall führen kön- schaftlern um Dr. Teupser entdeckte Pro- nen. tein wurde inzwischen von anderen Wis- „Natürlich sind die besonderen Risikofak- senschaftlergruppen bestätigt. toren für kardiovaskuläre Erkrankungen – „Es müssen wahrscheinlich noch viele also Bluthochdruck, Stoffwechselstörun- andere Faktoren dazu kommen, um eine gen, hohe Blutfettwerte, Rauchen, Diabe- Erkrankung auszulösen. Deshalb verfolgen tes, Stress, Übergewicht und Bewegungs- wir Forschungsansätze auf Genom-weiter mangel – schon lange bekannt“, sagt Ebene. Beispielsweise läuft derzeit ge- Teupser. „Diese erklären aber nur einen meinsam mit dem Leipziger Herzzentrum Teil des Risikos. Es muss also noch weitere die LE-Heart-Studie, bei der am Ende rund Komponenten geben, die dazu führen, dass 2000 Patienten untersucht werden sollen, Mit dem renommierten Gábor-Szász-Preis der eine Mensch einen Herzinfarkt be- um die entscheidenden Gene zu verifizie- wurde Dr. Daniel Teupser, Oberarzt am kommt, ein anderer aber nicht.“ Dr. Teup- ren.“ Wie Teupser sagt, könnte es 100 Fak- Institut für Laboratoriumsmedizin, Klini- ser nennt als Beispiel den Winston-Chur- toren geben, die das Risiko für Herzinfarkt sche Chemie und Molekulare Diagnostik chill-Typen, der ohne Sport und ständig mit und Schlaganfall beeinflussen. „Aber des Universitätsklinikums Leipzig, für dicker Zigarre im Mundwinkel 90 Jahre alt wenn es uns gelingt, einen der wesent- seine hervorragenden wissenschaftlichen wird, und andere, die trotz sportlicher Be- lichen Faktor zu beeinflussen, können wir Arbeiten auf dem Gebiet der Klinischen tätigung und trotz gesunder Lebensweise schon erhebliche Effekte erreichen. Und Chemie und Pathophysiologie ausgezeich- schon mit 40 Jahren einen Herzinfarkt oder immerhin haben wir mit Arginase-1 schon net. Die Deutsche Vereinte Gesellschaft für einen Schlaganfall erleiden. einen wesentlichen Faktor gefunden.“ r.

80. Geburtstag Prof. Dr. Dr. Joachim Weiskopf Hohe wissenschaftliche Eigenleistung

Am 5. November In 42 Jahren beruflicher Tätigkeit hat Prof. rungen, die das Jahr 1989 einleitete. Er beging Prof. Dr. Weiskopf die Entwicklung der Zahnmedi- besaß wesentlichen Anteil am Zusammen- Dr. Weiskopf, zin, die studentische Ausbildung sowie das führen der prothetischen Fachkollegen Ost- langjähriger Di- Profil des Zentrums für Zahn-, Mund- und und Westdeutschlands, Die Neuorien- rektor der Polikli- Kieferheilkunde geprägt. Eigene wissen- tierung des zahnärztlichen Berufs unter- nik für Zahnärzt- schaftliche Arbeiten galten unter anderem stützend, wirkte er an der Gründung der liche Prothetik der orthopädisch-prothetischen Behand- standespolitischen Gremien in Sachsen und Werkstoff- lung der Kieferfrakturen und der chirurgi- mit. Prof. Weiskopf war und ist aufge- kunde der Uni- schen Prothetik. Zu hoher wissenschaft- schlossen gegenüber Kultur und Ge- versität Leipzig, licher Eigenleistung – über 100 Publika- schichte mit Sinn für alles Schöne. Die seinen 80. Ge- tionen stammen aus seiner Feder – kam Gratulation zum 80. Geburtstag von Prof. burtstag. Der Jubilar wurde in Leipzig ge- die Fähigkeit, wissenschaftliche Arbeit zu Dr. Dr. Weiskopf schließt den Dank seiner boren und ist seiner Geburtsstadt stets treu stimulieren. Eine besondere Aktivität von Kollegen, Freunde und Mitarbeiter für viel- geblieben. Nach dem Studium der Zahn- Prof. Weiskopf lag innerhalb der Fachge- fältige fachliche Unterstützung, für stets medizin 1946–1950 absolvierte er das der sellschaften. So war er von 1964–1978 sachkundigen Rat und für verständnisvolle Medizin, wurde zum Dr. med. dent. und Präsidiumsmitglied der Gesellschaft für Hilfe ein. Er mündet in Wünsche für Ge- zum Dr. med. promoviert, habilitierte sich Stomatologie der DDR. sundheit, Schaffenskraft und persönliches 1961. Es folgte 1964 die Berufung zum Mit hohem Engagement stellte sich Prof. Wohlergehen. Thomas Reiber, Zentrum Professor und Klinikdirektor. Weiskopf den von ihm begrüßten Verände- für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

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Amerikanischer Schriftsteller im Radfahr-Paradies John Haskell ist neuer Picador-Gastprofessor

das Veranstaltungsforum der Ver- war. Dort will Haskell wissen, was aus lagsgruppe Georg von Holtz- Pfarrer Christian Führer geworden ist, wie brinck. aus den zaghaften Anfängen des Protestes Seit dem 3. Oktober hält sich die großen Demonstrationen werden konn- Haskell in Leipzig auf und eine ten. Er macht sich Notizen, ist sich sicher, seiner ersten Amtshandlungen dass er Kirche und auch Museum noch ein- bestand darin, sich ein Fahrrad zu mal besuchen und sich dort intensiv um- kaufen. Und nun kann man ihn – schauen wird. Haskell kann sich vorstellen, wenn das Wetter nicht all zu etwas über die Tage des Herbstes 1989 in schlecht ist – auf einem blauen Leipzig und Berlin zu schreiben. Rad der alten DDR-Marke IFA Die ersten Tage in Leipzig hatte er dazu ge- durch die Stadt radeln sehen. nutzt, sein jüngstes Werk zu beenden, das Connewitz und Plagwitz, aber er von Leipzig aus an seinen Verleger auch den Cospudener See hat er geschickt hat. Doch auch nach Abschluss auf diese Weise schon erforscht, der Arbeit wurde ihm nicht langweilig: Er die Innenstadt ohnehin. „Man belegte einen Yoga-Kurs, besuchte die Ver- kann hier völlig entspannt fahren, anstaltungszentren Schaubühne Lindenfels es ist fast zu schön, um wahr zu und NATO, schaute sich in den Cafés und sein“, meint Haskell.m Kneipen um. Dass er ausgerechnet ein Fahrrad Wenn es ihn einmal nicht hinauszieht, dann aus DDR-Produktion erstanden macht er es sich in seiner Wohnung am Ost- hat, kann man fast wie ein Omen platz gemütlich. Besonders gern stellt er betrachten. Denn Haskell ist sich dort in die Küche. Einen Gang durch nicht nur nach Leipzig gekom- die Stadt nutzt er immer, um sich zum Bei- men, um zu unterrichten. Viel- spiel auf dem Wochenmarkt mit frischen mehr ist er selbst außerordentlich Nahrungsmitteln einzudecken, die mög- wissbegierig, will in der Stadt der lichst aus dem Umland stammen sollen. friedlichen Revolution einiges Doch auch die Kaufhalle und der Konsum, über die jüngere deutsche Ge- deren deutschsprachige Bezeichnungen er schichte in Erfahrung bringen. selbstverständlich nutzt, sind dabei seine So war denn auch sehr schnell Anlaufstationen. „Der Einkauf ist auch ausgemacht, wo man sich zu ei- eine tolle Gelegenheit, mich in der Sprache nem Interview treffen würde: Das zu üben“, erklärt er. Sein eines Jahr Mit seinem Fahrrad erforscht Picador-Gastprofes- Museum in der Runden Ecke, in Deutschunterricht an der Highschool habe sor John Haskell Leipzig. Dabei ist er auch auf den Spuren der friedlichen Revolution unterwegs, dem das Bürgerkommittee Leip- kaum Spuren hinterlassen. wie hier auf dem Nikolaikirchhof. Foto: Aberger zig „Macht und Banalität der Haskell hat schon als Schauspieler, Regis- Stasi“ dokumentiert hat. Die Si- seur und Performance-Künstler gearbeitet, „Ein Paradies für Radfahrer!“ – John Has- tuation ist ungewohnt, denn es ist eher der wobei er oft eigene Stücke umsetzte. Lehr- kell ist total begeistert: „Die Autofahrer New Yorker, der die Fragen stellt, nicht der erfahrung hat er keine, „aber als Amerika- hier achten auf Fahrradfahrer, ganz anders Reporter. Aufmerksam betrachtet Haskell ner kommst du mit den verrücktesten als in New York, wo du permanent in die Ausstellungsstücke, will wissen, was Sachen durch“, meint er lachend. Man Gefahr bist.“ Der Schriftsteller kennt in- es mit den Fotos auf sich hat, die offenbar kann es auch für verrückt halten, dass Has- zwischen beide Städte ziemlich gut: In heimlich gemacht wurden, muss über die kell sich in Leipzig vielleicht auch einem New York lebt er normalerweise, bis Feb- eher primitiv anmutenden Perücken und neuen Hobby zuwenden will: „Wenn ich ruar 2008 ist er Picador-Gastprofessor am Kosmetikartikel schmunzeln, die den Mit- ein Instrument kaufen kann, dann würde Institut für Amerikanistik der Universität arbeitern des DDR-Inlandsgeheimdienstes ich gerne Banjo lernen“, verrät er. Es ist Leipzig, wo er einen Kurs in „Creative zur Tarnung dienten. ihm zuzutrauen, dass er diesen Plan auch Writing“ und einen zu „American Litera- Der Weg führt auch in die Nikolaikirche, in die Tat umsetzt. ture“ anbietet. Unterstützt wird dies durch an der er natürlich schon vorübergeradelt Jörg Aberger

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Zum Tode von Prof. Dr. Christian Kleint am 22. August Hertz, Heisenberg und die Leipziger Physik

Christian Kleint, rentitels gewürdigt werden. Aus der langen Leipziger Uranmaschinenversuchen und geboren am 3.April Liste seiner Publikationen sei vor allem die mit Heisenbergs Leipziger Schülerkreis 1926 in Löbau, historische Arbeit „Julius Edgar Lilienfeld, beschäftigt. Es folgten zahlreiche Veröf- gehört zu der Life and Profession“ hervorgehoben, eine fentlichungen. Nachkriegsgenera- Arbeit, die 1998 in Progress of Surface Im Februar 2006 ist von Christian Kleint, tion von Leipziger Science erschienen ist. Bis heute ist diese gleichsam als Summe seiner langjährigen Physikern, die sich Darstellung zu Lilienfeld die einzige über- wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten, um den Wiederauf- haupt geblieben. das Buch „Werner Heisenberg im Spiegel bau und die Ent- Nach einer langen, erfolgreichen Zeit mit seiner Leipziger Kollegen und Studenten“ wicklung der Leip- experimentalphysikalischen Arbeiten hat erschienen. Für Kleint war damit das Ka- ziger Physik große Verdienste erworben sich Kleint der Geschichte der Physik zu- pitel zur historischen Erforschung seines hat. Er wurde 1961 bei Nobelpreisträger gewandt. Er publizierte über die „Sektion Faches in Leipzig aber noch längst nicht Gustav Hertz mit der Arbeit „Theoretische Physik der Karl-Marx-Universität. 150 abgeschlossen. Bis zuletzt arbeitete er an Betrachtungen und Experimente zum Fun- Jahre nach der Gründung des Physikali- einer Biographie über Johann Heinrich kelrauschen bei Feldemissionen“ promo- schen Instituts in Leipzig“ und beteiligte Winkler (1703–1770), dem Begründer der viert und habilitierte sich 1968 im Fach sich an Recherchen über eine Aufstellung Leipziger Physik, ein Desiderat, das durch Experimentalphysik mit der Arbeit aller Leipziger Physikprofessoren seit die fast nicht vorhandenen Quellen wohl „Grundlagen und Durchführung einer 1835. Dabei handelte es sich um die Fort- eine wahre Sisyphusarbeit ausgelöst hat. Feldemissions-Adsorptionsspektrometrie setzung einer Arbeit, die Otto Wiener und Zu einem Abschluss ist Christian Kleint mittels Rauschglowkurven“. Theodor Des Coudres 1909, zum 500. Ju- nun nicht mehr gekommen. In Verbindung mit der Gründung der Sek- biläum der Universität begonnen haben. Mit seinen wissenschaftlichenArbeiten auf tion Physik 1969 wurde er zum Leiter der Diese exakte Zusammenstellung stellt dem Gebiet der Experimentalphysik und Arbeitsgruppe „Festkörperoberfächen“ manches spätere Physiker-Lexikon in den seinen zahlreichen bedeutsamen Beiträgen ernannt, ein Jahr später wurde ihm die Schatten. Seine Recherchen in Archiven zur Geschichte der Physik in Leipzig hat Facultas Docendi verliehen und er wurde und bei Privatpersonen erstreckten sich Kleint ein Werk geschaffen, das in allen zum Hochschuldozenten für Experimen- aber auch auf die Geschichte der Physik im Ehren und in großer Dankbarkeit zu be- talphysik berufen. Leider konnte seine gro- 19. Jahrhundert. wahren und zu nutzen uns allen ein großes ßen Leistungen erst nach der politischen Seit den frühen 1990er Jahren hat sich Anliegen ist. Prof. Dr. Dieter Michel, Wende durch die Verleihung des Professo- Kleint zunehmend mit Heisenberg, seinen Prof. Dr. Gerald Wiemers

Verabschiedung von Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Schulz sen, bei der Verabschiedung ihres Ehren- doktors selbst anwesend zu sein und einige Liebe zum Lehrerberuf geweckt persönlich gehaltene Schlaglichter auf sein Wenn ein akademischer Lehrer in den schloss die Erziehungswissenschaftliche Wirken für die Universität in Riga zu wer- Ruhestand geht, der in der dreizehnjähri- Fakultät deshalb, ein internationales Kollo- fen. Und international war auch das einrah- gen Geschichte der Erziehungswissen- quium zu seiner Verabschiedung durch- mende musikalische Programm, auf ho- schaftlichen Fakultät zweimal das Amt des zuführen, das punktgenau auf den letzten hem Niveau gestaltet von Studierenden Dekans bekleidete, dazu Mitglied der offiziellen Arbeitstag fiel. Mehr als 180 und Lehrenden der Erziehungswissen- Gründungskommission und Gründungs- Gäste waren der Einladung gefolgt, darun- schaftlichen Fakultät. professor war, seit 1994 das für die Fakul- ter der Staatssekretär im Sächsischen Kul- Eine auch emotional bewegende Note tät zentrale Institut für Allgemeine und tusministerium, Hansjörg König, mit einer brachte der Teil des Kolloquiums, in dem Vergleichende Pädagogik, Schulpädagogik größeren Delegation aus seinem Hause, Weggefährten, ehemalige Studierende und und Pädagogische Psychologie leitete, Vertreter der Universitätsspitze, zahlreiche Doktoranden neben den akademischen einer der Väter des Leipziger Modells der Dekane anderer Fakultäten und vier von Verdiensten auch den persönlichen Einsatz Lehrerbildung war und folgerichtig der fünf Ehrendoktoren der Erziehungswissen- des künftigen Emeritus zur Sprache brach- erste Geschäftsführende Direktor der Zen- schaftlichen Fakultät. ten und so ein plastisches und kohärentes trums für Lehrerbildung und Schulfor- International war diese Veranstaltung in Bild des akademischen Lehrers Dieter schung der Universität Leipzig wurde und mehrfachem Sinn: Die „Internationalisie- Schulz sichtbar wurde, dem der mensch- schließlich über seine Dekanstätigkeit rung der Lehrerbildung“ war Gegenstand liche Kontakt immer sehr wichtig war. hinaus bis zu seinem Ausscheiden Mitglied des Festvortrags von Akad. Dir. Wolfgang Kann es ein schöneres Kompliment für des Akademischen Senats der Universität Lippke, einem langjährigen Weggefährten einen professionellen Pädagogen geben als Leipzig war – dann kann das nicht so sang- von Dieter Schulz, sie war aber auch per- das Zeugnis einer ehemaligen Studentin: und klanglos im Alltag untergehen. Unter sönlich präsent in der Mitwirkung von zwei „Sie haben in mir die Liebe zum Lehrerbe- Federführung des bis Anfang 2007 noch Kolleginnen der Universität Lettlands in ruf geweckt und erhalten und ich bin heute unter seiner Leitung stehenden Instituts be- Riga, die es sich nicht hatten nehmen las- gerne Lehrerin“. Wolfgang Hörner

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Neu Neu Neu berufen: berufen: berufen: R. Denecke T. Doenst V. Falk Professor Reinhard Denecke ist neu am Prof. Dr. med. Torsten Doenst wurde als Professor Dr. med. Volkmar Falk ist zum Wilhelm-Ostwald-Institut für Physikali- Heisenberg-Professor der Deutschen For- W2-Professor für Herzchirurgie in der sche und Theoretische Chemie. Er kommt schungsgemeinschaft an die Klinik für Klinik für Herzchirurgie am Herzzentrum aus Erlangen, ist von Haus aus Physiker Herzchirurgie an der Universität Leipzig der Universität Leipzig berufen worden. und beschäftigt sich unter anderem mit der und das Herzzentrum Leipzig berufen. Nach erfolgreichem Abschluss seines Physikalischen Chemie der Oberflächen. Doenst studierte Humanmedizin in Göt- Studiums an der Rheinischen Friedrich- Er untersucht die chemischen Prozesse, die tingen und an der University of Texas, Wilhelms-Universität Bonn und verschie- an Oberflächen ablaufen und beispiels- Houston Medical School. Hier absolvierte denen Auslandsaufenthalten kam Falk weise auch für Katalysatoren relevant sind, er auch ein DFG-Forschungsstipendium, nach seiner Promotion in Göttingen an die auf einer sehr detaillierten mikroskopi- dem sich eine Nachwuchsgruppenleiter- Klinik für Herzchirurgie des Herzzentrums schen Skala. Im Mittelpunkt stehen dabei tätigkeit im Rahmen des Emmy Noether- Leipzig. Von 1998 bis 2003 hatte er die die Moleküle, die adsorbieren und reagie- Programms der DFG in Freiburg an- Position eines Oberarztes inne, wobei er ren, und deren Wechselwirkungen unter- schloss. Im Jahr 2004 habilitierte Doenst in seine klinische Tätigkeit für ein Jahr zu- einander sowie mit ihrer Unterlage. Als der Herzchirurgie. Nach einem klinisch gunsten eines „Research Fellowship“ an Grundlagenforscher untersucht er vor orientierten einjährigen Auslandsaufent- der Stanford University, Palo Alto, USA allem idealisierte Systeme und sehr reine, halt am Toronto General Hospital in unterbrach. 2001 habilitierte er sich, 2003 meistens einkristalline Materialien unter Canada, übernahm er 2004 die Aufgaben wurde er Leitender Oberarzt. möglichst gut definierten Bedingungen, eines Oberarztes für Herzchirurgie an der Die Schwerpunkte seiner klinischen und die dann schrittweise komplizierter gestal- Freiburger Universitätsklinik. Im Herbst wissenschaftlichen Tätigkeit liegen in der tet werden. Dabei werden nicht nur die 2006 wechselte Doenst an das Herzzen- endoskopischen und minimal-invasiven Prozesse selbst beobachtet, sondern es trum Leipzig, wo er seither als Oberarzt Herzchirurgie. Besonderes Engagement wird auch nach Methoden gesucht, die tätig ist. Hier erhielt er als einer der ersten bewies Falk in den vergangenen Jahren bei Oberflächen gezielt zu verändern, um be- in Deutschland die Heisenberg-Professur, der Wahrnehmung seiner Tätigkeit in der stimmte Eigenschaften zu erreichen. Eine mit der die DFG besonders verdiente Wis- Kommission für Fort- und Weiterbildung der wichtigsten Methoden, die Professor senschaftler auszeichnet. Zur Zeit arbeitet der Dt. Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Denecke anwendet, ist die Photoelektro- Doenst zusammen mit seiner neunköpfi- Gefäßchirurgie und bei der wissenschaftli- nenspektroskopie unter Nutzung von Syn- gen Arbeitsgruppe an der Erforschung chen Organisation verschiedener Kon- chrotronstrahlung, mit der er sich erstmals einer möglichen Fehlregulation im Ener- gresse. Als Leiter der Arbeitsgruppe „Neue während seines Physikstudiums und der giestoffwechsel des Herzmuskels, die eine Technologien“ der europäischen Fachge- Promotion beschäftigte. Nach Forschungs- Pumpschwäche des Herzens, die so ge- sellschaft für Herz- und Thoraxchirurgie, aufenthalten 1996/97 im Lawrence Berke- nannte Herzinsuffizienz, entstehen lassen ist Falk für die Programmgestaltung des ley National Laboratory in Kalifornien und könnte. Experimentell und mit den Metho- alljährlichen Techno-College verantwort- 1998 an der Uppsala University und am den des modernen Herzstoffwechsel-La- lich, bei der sich rund 1000 Herzchirurgen MAX-lab in Lund (Schweden), ging er bors versuchen die Wissenschaftler, die über Fortschritte und neue Entwicklungen zurück nach Erlangen, wo er sich 2004 mit molekularen Grundlagen und Ursachen der in der Herzchirurgie informieren. Falk Untersuchungen zu Adsorption und Reak- vermuteten Fehlregulation am Maus- ist Autor oder Ko-Autor von mehr als tionen auf Oberflächen mit in-situ Photo- modell zu analysieren. Sollten sich die bis- 200 wissenschaftlichen Veröffentlichun- elektronenspektroskopie habilitierte. herigen Ergebnisse bestätigen, könnten gen und Mitglied mehrere internationaler Zur Zeit pendelt Professor Denecke noch langfristig neue Möglichkeiten zur Thera- Fachgesellschaften sowie im Editorial Bo- zwischen Leipzig und Erlangen, denn in pie und Prävention der Herzinsuffizienz ard mehrerer Fachzeitschriften. Er ist Mit- seiner Freizeit zieht es ihn zu seiner Frau entwickelt werden. Doenst ist verlobt und begründer des Innovation Center Compu- und seinen vier Kindern. So kommt er interessiert sich für klassische Musik. ter Assisted Surgery (ICCAS) an der Uni- kaum zu seinen Hobbys, wie Tennis, Se- Außerdem ist er leidenschaftlicher Ski- versität Leipzig, von dem wichtige Impulse geln oder Musik. B. A. fahrer. P. T. für die Chirurgie der Zukunft erwartet werden. Falk ist verheiratet und hat zwei Kinder. Neben sportlichen Aktivitäten gilt seine Leidenschaft der Musik, der er in einer eigenen Band nachgeht. P. T.

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Neu Neu Neu berufen: berufen: berufen: Chr. Hirsch N. Schlüter M. Gutberlet Der gebürtige Naumburger Christian Didaktik des Englischen als Fremdsprache. Dr. med. Matthias Gutberlet ist neuer Chef- Hirsch studierte an der Martin-Luther-Uni- Der Titel der Professur des am 1. April arzt der Abteilung für Diagnostische und versität Halle Zahnmedizin und speziali- 2007 berufenen Dr. Norbert Schlüter er- Interventionelle Radiologie am Herzzen- sierte sich auf dem Gebiet der Kinderzahn- scheint nur auf den ersten Blick etwas trum Leipzig und Inhaber der Stiftungs- heilkunde, hier besonders auf Prävention, trocken. Im Gegenteil zeigt sich sein Fach- professur für kardiale Bildgebung der epidemiologische Erhebungen und Versor- gebiet als aktuell und spannungsreich zu- Medizinischen Fakultät der Universität gungsforschung. Jetzt hatte er das Glück, gleich: Wann sollen Kinder mit dem Erler- Leipzig. Gutberlet absolvierte von 1985 wie er sagt, „an der Universität Leipzig ge- nen einer Fremdsprache beginnen? Wie bis 1992 sein Medizinstudium an der Phi- nau die Stelle zu bekommen, die zu meiner viele Sprachen verträgt ein Kind? Und die lipps-Universität in Marburg, wo er 1993 spezifischen Qualifikation passt“. Er ist ganz zentrale Frage: Auf welche Weise auch promovierte. Auslandsaufenthalte W2-Professor für Kinderzahnheilkunde kann eine Fremdsprache effektiv vermittelt während des Studiums und der Assistenz- und Primärprophylaxe und leitet die werden? arztausbildung führten ihn unter anderem gleichnamige selbständige Abteilung am Dabei greift der Fachdidaktiker auch auf an die New York University, Hospital for Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheil- langjährige Erfahrungen als Lehrer für Joint Diseases, und an das Hammersmith kunde des Universitätsklinikums. Als Kin- Englisch und Mathematik zurück. Er arbei- Hospital, PET-Unit, in London. Danach derzahnarzt hat er es besonders häufig mit tete mehrere Jahre an verschiedenen Gym- war er am Deutschen Herzzentrum Berlin der sogenannten Flaschenkaries zu tun, bei nasien in Berlin, Auslandserfahrungen sowie an der Charité, Campus Virchow in der die Milchzähne regelrecht wegfaulen, erwarb Norbert Schlüter als Assistant Berlin tätig. Er habilitierte sich 2000 auf weil die Kleinkinder zu häufig an der Fla- Teacher an der Hatfield Polytechnic in dem Gebiet der kardialen Magnetreso- sche nuckeln, die meistens mit süßen Ge- Hertfordshire (England) sowie als Lehrer nanztomographie. Er ist Mitglied in zahl- tränken gefüllt ist. Dadurch werden die an einer amerikanischen High School in reichen Fachgremien, darunter in der Schneidezähne fortwährend mit Flüssig- Pharr (Texas). „Das war eine ausgespro- Deutschen Röntgengesellschaft, Deut- keiten berieselt, aus deren Zuckerbestand- chen interessante Zeit für mich. In den schen Gesellschaft für Kardiologie und in teilen Bakterien Säure produzieren, die die amerikanischen High Schools geht es in der European Society of Cardiac Radio- Zähne angreift und schließlich zerstört. der Tat ganz anders zu als an unseren Schu- logy (ESCR), deren Vorstand er seit 2002 Hier sieht er großen Interventionsbedarf.m len.“ Mit solch einem Perspektivwechsel – angehört. Des weiteren ist er seit 2003 Pro- In der Forschung beschäftigt er sich zur Schlüter unterrichtete in Texas Mathematik jektleiter im Kompetenznetz angeborener Zeit mit der Erstellung eines Erhebungs- auf Englisch – „weiß man einfach besser, Herzfehler, welches noch bis 2009 vom instrumentes, mit dem herausgefunden wovon man spricht“.m Bundesministerium für Bildung und For- werden soll, welche therapeutischen Maß- Nach der Rückkehr aus den USA eröffnete schung (BmBF) gefördert wird. nahmen des Kinderzahnarztes seinen Pa- ihm eine Stelle am Institut für Englische Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf dem tienten wirklich mehr Lebensqualität brin- Philologie der Freien Universität Berlin Gebiet der nichtinvasiven Schnittbildtech- gen. Dieser Fragebogen wird an zirka 2000 den Einstieg in eine wissenschaftliche nologie mittels MRT – unter anderem auch Probanden geprüft. Die Ergebnisse sollen Laufbahn. Im Jahre 2001 schloss er seine durch das Hochfeld-MRT (3.0T) –, Com- im gesamten deutschsprachigen Raum Promotion mit summa cum laude zum putertomographie (CT) und nuklearmedi- Zahnärzten und Medizinern helfen, die Thema „Das Present Perfect im authen- zinischer Methoden. Sein besonderes Mundgesundheit von Kindern und Jugend- tischen britischen und amerikanischen Engagement gilt dabei der Bildgebung bei lichen besser zu beurteilen. Ziel ist, eine Englisch und Englischunterricht“ ab. Seit Patienten mit angeborenen Herzfehlern.m optimale zahnärztliche Grundversorgung 2003 arbeitete Norbert Schlüter als Profes- Neben der wissenschaftlichen Betätigung zu sichern und die immer knapper fließen- sor für Englisch und seine Didaktik an der teilt Prof. Gutberlet zusammen mit seiner den Mittel so effektiv wie möglich einzu- Pädagogischen Hochschule Weingarten. Partnerin, die als Grafikdesignerin tätig ist, setzen. „Es ist ein großer Gewinn für mich, nun an die Leidenschaft für Musik (Klavier, klas- In seiner Freizeit widmet er sich vor allem der Universität Leipzig angekommen zu sische Orgel), Malerei, Theater und Film seiner Familie, die noch in Sachsen-Anhalt sein.“ Erstes Ergebnis einer Teamarbeit mit sowie für das Laufen und Segeln. P. T. wohnt, der Musik und nicht zuletzt einem den anderen Sprachdidaktikerinnen der Fa- alten ererbten Renault R4, der als „Auto kultät ist die Ausrichtung des 23. Kongres- der 68er“ mittlerweile Kultstatus hat. ses der Deutschen Gesellschaft für Fremd- B. A. sprachenforschung (DGFF) 2009. M. R.

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zellenz, die es hier in Leipzig gibt, können später absolvierte er in Harvard als Post- N O MEN wir gemeinsam mit anderen Forschern und Doc noch einen Master in Public Adminis- Klinikern unsere Ideen sehr interdiszipli- tration. In Leipzig wartet auf Machill ins- Die Kolumne von Namenforscher när bearbeiten. Das macht die Arbeit hier besondere die Koordinierung des neuen Prof.Dr.Jürgen Udolph so spannend.“ Master-Studiengangs Journalistik, der im Das TRM wird durch Mittel des Bundes- Oktober gestartet ist. Der Familienname „Gutberlet“ ministerium für Bildung und Forschung (BMBF), des Freistaats Sachsen (SMWK) Prof.Dr.Christian Fandrych, Professor Der Name ist in Deutschland nicht selten: und der Universität Leipzig gefördert. Es für Linguistik des Deutschen als Fremd- 620 Telefonteilnehmer tragen ihn (Stand: unterstützt anwendungsorientierte For- sprache am Herder-Institut der Universität 1998). schungsprojekte aus den bereichen Zell- Leipzig, ist in den Beirat Germanistik des Interessant ist die Verbreitung des Namens therapie, Gewebe Engineering, Endogene Deutschen Akademischen Austausch- (s. Karten 1, 2; Quellen: geogen – christoph Regeneration und Bildgebung und ermög- dienstes (DAAD) berufen worden. Zu den Stöpel: http://christoph.stoepel.net/ licht jungen Forschenden die frühzeitige Aufgaben des Beirats gehört die Beratung geogen/v3/; Gen-evolu.de/Mario Fraust), Selbstständigkeit. des DAAD bei der Förderung der Germa- es zeichnet sich ein Zentrum in Hessen nistik und der deutschen Sprache im Aus- ab. Die Katholisch-Theologische Fakultät der land. Der Beirat veranstaltet eine alljährli- Diese Verbreitung wird durch ein von Universität Erfurt hat apl. Prof.Dr.Dr. che Begegnungstagung zwischen Germa- Mario Fraust, Student der Onomastik in Georg Schuppener mit dem Amplonius- nisten aus dem In- und Ausland, jeweils mit Leipzig, entwickeltes Verfahren, auch his- Stipendium ausgezeichnet. Das Thema spezifischen regionalen Schwerpunkten. torisch bezeugte Familiennamen zu kartie- seiner Forschungen in der Bibliotheca Am- Der Beirat Germanistik vergibt auch jähr- ren, bestätigt (rechte Karte). Dabei markie- ploniana sind mittelalterliche Computus- lich den Jacob- und Wilhelm-Grimm-Preis. ren die roten Punkte 77 Gutberlet -Famili- Handschriften, das sind Handschriften zur ennamen, die zwischen 1665 und 1921 be- Osterrechnung. Außerdem gehört Prof. Prof.em. Dr.Karl-Dieter Opp, bis Ok- zeugt sind. Schuppener zu den Mitherausgebern der tober 2002 Professor für Soziologie im Die Deutung des Namens gilt als sicher: Es neu gegründeten Zeitschrift Aussiger Bei- Institut für Soziologie der Universität Leip- ist eine Verbindung aus dt. gut und einer träge – Germanistische Schriftenreihe aus zig, lehrt seit 2003 regelmäßig im Depart- Ableitung von dem Rufnamen Berlet(h), Forschung und Lehre. Angesiedelt ist diese ment of Sociology an der University of Wa- der auf Berchthold/Berthold zurückgeht. Zeitschrift an der tschechischen Universi- shington, Seattle. Im September diesen Darin enthalten sind german. beraht, tät Ústí nad Labem. Jahres wurde er zum Affiliate Professor er- bercht, brecht (vgl. engl. bright ) „hell, nannt und wird weiter regelmäßig im Früh- glänzend“, in Namen vor allem: „be- Die Assoziation für Orthopädische Rheu- jahrsquartal dort lehren. In den USA gibt rühmt“, sowie -hold, entwickelt aus -wolt/ matologie verlieh den diesjährigen Arthur- es bei Professoren keine Zwangspensionie- -walt. Dieses Wortelement gehört zu dt. Vick-Preis an Prof.em. Dr.Peter Stiehl, rung. Gewalt, verwalten im Sinne von „Macht Martin Weigelt und Christine Seyfert ausüben, Macht besitzen“. (Rheumazentrum Nord-Brandenburg, Ky- Für seine an der Sächsischen Akademie der ritz). Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro Wissenschaften zu Leipzig durchgeführte dotiert. Martin Weigelt promoviert derzeit Diplomarbeit zum Thema „Der Kulkwitzer bei Prof. Stiehl, der bis September 2004 See – Referenzobjekt für die Entwicklung Prosektor des Instituts für Pathologie der anthropogener Standgewässer in der Berg- Kurz gefasst Universität Leipzig und Leiter einer Ar- baufolgeregion Mitteldeutschlands“ wurde beitsgruppe Rheumatologie war. Diplom-Geologe Jörg Hausmann mit Der spanische Gesundheitsminister Pro- dem Teichmüller-Preis der Deutschen Ge- fessor Soria Escomes besuchte den Aus- Für das noch ausstehende letzte Jahr der sellschaft für Geowissenschaften ausge- stellungsstand des Translationszentrum für laufenden Wahlperiode wurden auf Vor- zeichnet. Hausmann hatte an der Universi- Regenerative Medizin (TRM-Leipzig) der schlag des Rektorats vom Rat der Fakultät tät Leipzig studiert. Die Ehrung ist mit Universität Leipzig auf dem 3. Weltkon- für Sozialwissenschaften und Philosophie 5.000 Euro dotiert und wird seit 1993 jähr- gress für Regenerative Medizin in Leipzig. am 16. Oktober Prof.Dr.Hans-Jörg lich vergeben. Prof.Semino, vom MIT in Bosten USA, Stiehler zum Dekan und Prof.Dr.Kurt der seit Anfang des Jahres eine Gastprofes- Mühler zum Prodekan gewählt. Prof.Dr.Stefan Troebst wurde bei der sur am TRM-Leipzig hat, stellte dort seine ordentlichen Mitgliederversammlung des Arbeiten den Vertretern aus Wissenschaft Der Journalistikprofessor Dr.Marcel Kompetenzzentrums Mittel- und Osteu- und Politik vor. „Wir haben in Leipzig Machill hat zu Beginn des Wintersemes- ropa e.V. zum Vorsitzenden gewählt. Zum ideale Möglichkeiten gefunden unsere wis- ters die Geschäftsführende Leitung der Stellvertreter wurde Prof.Dr.Helmut senschaftliche Konzepte näher in die klini- Abteilung Journalistik an der Universität Papp bestimmt. Schatzmeister des Vereins sche Praxis zu überführen“, berichtet Prof. Leipzig übernommen. Machill folgt damit wird Prof.Dr.Helmut Loos (Institut für Semino. „Ich bin sehr froh, dass ich zwei Prof.Dr.Michael Haller, der diese Posi- Musikwissenschaft). meiner Mitarbeiterinnen aus den USA und tion mehrere Jahre zuvor innehatte. aus Barcelona mit in das TRM bringen Machill hatte in Dortmund und an der fran- konnte. Neben der wissenschaftlichen Ex- zösischen Journalistenschule CFJ studiert,

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der Strategien von genossenschaftlichen Primärban- tion/ionisation-time of flight (MALDI-TOF) bei beat- Geburtstage ken im Bereich des Genossenschaftsverbandes Nord- meten Patienten deutschland Jana Liskowsky: Medizinische Fakultät René Zemp (7/07): Expression der P2X2- und der P2X3-Rezeptorunter- 75. Geburtstag Immobilien-Spezialfonds im Rahmen der strategi- einheit in kultivierten Spinalganglienneuronen der Prof. Dr. med. Wolfgang Braun am 6. De- schen Asset Allokation europäischer Vorsorgesitua- Ratte tionen – Eine Analyse von Einflussfaktoren der Port- Andrea Meinel: zember, Universitätskinderklinik folio-Selektion auf Investoren- und Fondsebene Einfluss von Wachstumsfaktoren auf Lebertumorzell- 80. Geburtstag linien Prof. Dr. med. Klaus Linde am 6. Dezem- Fakultät für Physik und Geowissenschaften Thomas Geike: ber, Institut für Mikrobiologie und Infek- Mariana-Mihaela Ungureanu (9/07): Einfluss des Apolipoprotein E Genotypes auf die tionsepidemiologie ZnO-based diluted magnetic semiconductors for Ausbildung pathologischer Proteinablagerungen im applications in the field of spintronics Neokortex bei der Alzheimerschen Erkrankung Prof. Dr. Gottfried Geiler am 13. Dezem- Jens Przybilla (9/07): Markus Dengl: ber, Institut für Pathologie Akustische und elastische Energietransfertheorie in Neue Zielgene von p53 kontinuierlichen Zufallsmedien und ihre Anwendung Nancy Uebel: Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in der Seismologie Zur Notwendigkeit einer Ergotherapie für Patienten 80. Geburtstag Cindy Rockstroh (9/07): einer interdisziplinären Intensivstation Verkehr(s)- und Mobilitätsverhalten in randstädti- Jens Oswald: Dr. Dr. h.c. Helmut Jenkis am 22. Novem- schen Gebieten von Leipzig Stamm-Typisierung von Sprosspilzisolaten der Spe- ber Andreas Rahm (9/07): zies Candida albicans von Patienten mit HIV-Infek- Growth and Characterization of ZnO-based Nano- tion mittels Ca (Candida albicans) 3-DNA-Finger- Fakultät für Mathematik und Informatik structures printing 60. Geburtstag Rüdiger Schmidt-Grund (9/07): Svenja Gutsch: Dielectric Function of ZnO and MgZnO and Applica- Arterielle Hypotonien bei Frühgeborenen – Krank- Prof. Dr. Konrad Schmüdgen am 11. No- tion to Bragg Reflectors and Micro-Resonators heitswert und Therapienotwendigkeit vember Denis Schneider (9/07): Anna Christiane Hecht: 65. Geburtstag NMR-Untersuchungen an 17O-Kernen in porösen Ergebnisse der Wachstumshormontherapie bei Pa- Regine Gabler am 24. November Festkörpern tienten mit partiellem STH-Mangel Özlen Ferruh Erdem (9/07): Bettina Isabel Hüttig: Molecular Dynamics of Ethylene Glycol Adsorbed in Zytogenetische Untersuchungen an Lymphozyten im Der Rektor der Universität Leipzig und die Zeolites: Nuclear Magnetic Resonance and Broad- Zeitraum von 1992–1994 am Institut für Humange- Dekane der einzelnen Fakultäten gratulieren band Dielectric Spectroscopy Investigations netik der Universität Leipzig herzlich. Allen Ehrlicher (10/07): Stephan Fricke: (Die Geburtstage werden der Redaktion A Physical Perspective on Movement and Force Molekularbiologische Diagnostik invasiver Aspergil- direkt von den Fakultäten gemeldet. Die Re- Production in Animal Cells losen mittels LightCycler-PCR-Technik Imke Schwandt: daktion übernimmt für die Angaben keine Philologische Fakultät Pharmakodynamische Charakterisierung zwei ver- Gewähr. Das gilt auch für deren Vollständig- Wing Shan Angel Chan (10/07) schiedener Botulinumtoxin-Typ-A-Präparate (Dys- keit.) The Acquisition of the Transitive Construction: port und BOTOX) – eine doppelblinde, multizentri- Methodological and Cross-linguistic Perspectives sche Studie an gesunden Probanden Bratyslawa Mouhssine (10/07): Philipp Maximilian Eder: Habilitationen Frauenkonzepte und ihre sprachliche Darstellung in Untersucher-Variabilität der sonographischen Be- arabisch- und deutschsprachigen Frauenzeitschriften stimmung von Schilddrüsenvolumina und Schilddrü- Amica und Al-Hasnã. Ein Vergleich. senknotenvolumina Fakultät für Physik und Geowissenschaften Andreas Richter: Dr. Johannes Klühspies (9/07): Medizinische Fakultät MR-Angiographie beim akuten Schlaganfall – zeitli- Zukunftsaspekte europäischer Mobilität: Perspekti- jeweils 1/07: che und qualitative Optimierung der Gefäßdarstellung ven und Grenzen einer Innovation von Magnet- Daniel Beyer: Barbara Schneider: schnellbahntechnologien Aktiv- oder Passivrauchexposition als Prädiktor einer Ektope Genexpression in mesenzephalen Vorläufer- individuellen Empfänglichkeit für häufige COPD- zellen der Maus Exazerbationen Gisela Johanna Fritz: Promotionen Felicitas Vothel: Untersuchungen Umwelt-Beeinträchtigter Atem- Magnetresonanztomografie des Herzens zur Diag- wegserkrankungen im Rahmen einer Kindergarten- Fakultät für Biowissenschaften,Pharmazie und nostik von myokardialer Vitalität und koronarer Herz- studie in Leipzig Psychologie krankheit Hans Olaf Petzold: Birgit Mosch (4/07): Maria Wagner: Kombinationsprophylaxe von postoperativer Übelkeit Neuronale Aneuploidie und DNA-Replikation im Morphologie von Spinalnerven bei Adipositas – eine und/oder Erbrechen mit Metoclopramid und Dexame- normalen humanen Gewebe und bei der Alzheimer- Untersuchung an ob/ob Mausmutanten thason – Ergebnisse einer randomisierten, doppelblin- schen Erkrankung Eugen Krohmer: den Multizenterstudie (MultiPONV) Vergleich der Lagekontrolle des zentralen Venen- Meradjoddin Matin: Fakultät für Mathematik und Informatik katheters mittels intravasaler Elektrokardiographie- Die minimal invasive direkte koronare Bypasschirur- Stefan Janson (7/07): Ableitung, der transösophagealen Echokardiographie gie (MIDCAB). Ergebnisse der ersten 248 konsekuti- Distributed Decision Making and Optimization with und des Röntgenthorax ven Patienten unter besonderer Berücksichtigung der Swarms Doreen Schurich: angiografischen Kontrolle nach 6 Monaten und einer Verlaufsanalyse akustisch evozierter Potentiale klinischen Nachuntersuchung nach 5 Jahren Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bei Kindern unter Allgemeinanästhesie und im Carolin Prodinger: Stefan Geyler (7/07): Schlaf Untersuchungen nicht Gs- oder Gq-gekoppelter TSH- Ökonomisch-ökologische Bewertung von regionalen jeweils 2/07: Rezeptor-abhängiger Signalkaskaden mittels Repor- Trinkwasserschutzoptionen. Susan Bretschneider: tergenassays Kay Pfaffenberger (7/07): Identifikation der Cytokeratine- (CK) 2,9 und 10 im Esther Herrmann: Fusionen als „Bündelung der Kräfte“ – Eine Analyse Atemkondensat mittels matrix assisted laser desorp- Gesundheitliches Risikoverhalten von Patienten mit

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Kehlkopfkrebs nach Kehlkopfteilresktion. – Die Michael Beschorner: Ute Krüger: Rolle psychosozialer Faktoren Einsatz synthetischer Peptide im Elisa zum Nachweis Proliferation, Zellzyklus und Apoptose bei benignen Elke Wesseler: von Gliadinantikörpern im Rahmen der Zölikiediag- Tumoren des Herzens Neuronale und gliale Veränderungen im visuellen und nostik Andreas Boldt: retrosplenialen Cortex alter Ratten Dipl.-Med. Hartmut Friedrich: Remodelingprozesse und ihre Regulation bei chroni- Max Richard Mühlhaus: Operationsverfahren beim Mammakarzinom an chi- schem Vorhofflimmern Untersuchung der hypervariablen Regionen I und II rurgischen Kliniken – Auswertung einer Multizenter- Frank Oehmichen: der mitochondrialen D-Loop-Region an einer Popula- studie Therapieabwägung bei erwachsenen Patienten mit tion äthiopischer Amharen Rabea Mareike Haas: schweren erworbenen Hirnschäden Gesine Glasser: Restenoserate nach koronarer Stentimplantation in Sven Grasse: Arbeitsgedächtnis und Intentionales Vergessen bei Abhängigkeit des Stentdesigns Vergleich von 9 Stent- Stentgestüzte perkutane Angioplastie der Arteria Patienten mit Zwangsstörung modellen im Herzzentrum Leipzig im Zeitraum von carotis interna oder communis bei Patienten einer Frank-Günter Mewes: Januar 1995 bis April 1999 kardiologischen Klinik der Apoplexprohylaxe Die Bewertung des durch die indirekte Kalorime- Kathrin Hoffmann: Christian Spranger: trie gemessenen Energieäquivalentes und Respira- Molekulargenetische Untersuchung des SRY-Gens bei Evaluation der Durchführbarkeit einer molekularge- torischen Quotienten als Bestandteil des meta- gonadaler Dysgenesie netischen Untersuchung des 21-Hydroxylasegens aus bolischen Monitorings einer vollständig parenteralen Andrea Huth Filterpapier im Rahmen des Neugeborenenscreenings Ernährung von Patienten im Postaggressionssyn- Analyse der Lungenmetastasenchirurgie unter beson- Götz Kawalla: drom derer Berücksichtigung der systematischen mediasti- Ist die Robodoc gestüzte Prothesenschaftimplantation Maike Goedicke: nalen Lymphadenektomie und der Anwendung des bei der Alloarthroplastik des Hüftgelenkes so schlecht Patientenbefragung stationär im Kontext ärztlicher Ultraschalldissektors wie ihr Ruf? Kompetenzen Antje Klossek: Dirk Läster: Monika Kascha-Przepiora: Gezielte primäre Adipostasprävention von Kindern Morphologische und quantitative Analyse der dentri- Klinik und Therapie des Rh-bedingten Morbus hae- und Jugendlichen im Rahmen des CrescNet – eine tischen Veränderungen retinaler Ganglienzellen nach molyticus neonatorum nach intrauteriner Transfusion Pilotstudie intraorbitaler Durchtrennung des Nervus opticus der – der Wandel eines Krankheitsbildes Burkhard Knoppik: Ratte Swetlana Krohmer: Untersuchungen zu morphologischen Alternsverän- Jörg Gabert: Evaluation der Wertigkeit der Ganzkörper-MRT bei derungen der menschlichen Zungenmuskulatur mit Entwicklung und Erprobung eines Enzym Liquid der Detektion von systemischen pathologischen Ver- Hilfe automatischer Mikroskopbildanalyse Immunosorbent Assay (ELISA) zum Nachweis von änderungen im Kindesalter im Vergleich zur FDG- Hendrik Mating: Salmonellen-Antikörpern als Präventionsmaßnahme PET: eine prospektive Studie Untersuchungen zur Gefäßformation in einem drei- einer menschlichen Infektion Jana Rühling: dimensionalen in vitro-Fettgewebsmodell für das Stephanie Wesemann: Wirkung und Nebenwirkungen von Botulinumtoxin B Tissue engineering Ergebnisse einer Therapie mit Wachstumshormonen in der neurologischen Praxis Andreas Schulz: bei Patienten mit totalem Wachstumshormonmangel Dipl.-Med. Uwe Bahr: Aspekte der Rezidivierung bei Urolithiasis – Eine jeweils 5/07: Untersuchungen zur Optimierung des intraoperativen retrospektive Studie der im ehemaligen Harnsteinana- Ivonne Overbeck: Monitoring mittels motorisch evozierter und somato- lysezentrum Leipzig gewonnenen Analysenbefunde Lebensqualität vor und nach Nierentransplantation sensibel evozierter Potentiale bei wirbelsäulenchirur- der Jahre 1979 bis 1989 Ulf Bellmann: gischen Operationen Malte Jessen: Apoptose und die ExpressionApoptose-regulierender Dany Christine Plassmann: Immunhistochemische Differenzierung der Rheuma- Proteine in Plattenepithelkarzinomen des Kopf-Hal- Wertigkeit der Elektrophysiologie für Diagnostik, toid-Arthritis mit ausgewählten Zytokinmarkern an ses und deren Rezidive Verlaufskontrolle und Therapieüberwachung sowie Synovialmembranen im Vergleich zur Osteoarthritis Alexander Thiele: Typisierung von Untergruppen beim Morbus Wilson unter Aspekten einer histologischen Einteilung in die Exfoliativzytologie von Schleimhautläsionen des und Vergleich mit anderen extrapyramidalmotori- Haupttypen RA-I und IInach der Klassifikation von Kopf-Hals-Bereiches – Evaluation ihrer Bedeutung in schen Erkrankungen STIEHL der mikroinvasiven Tumordiagnostik jeweils 4/07: Nikolaus von Dercks: Susan Schulz: Tina Lisette Geppert: Analyse der zeitlichen Beziehungen zwischen einer Die Beeinflussung des beta-Amyloidstoffwechsels Induktion von Tumorantigen-spezifischen zytotoxi- komplexen Bewegung und der Atmung und des oxidativen Stresses durch den Ginkgo-biloba- schen T-Lymphozyten nach allogener Stammzell- Dipl.-Med. Silke Reimann: Extrakt Egb 761 in transgenen Tg2576-Mäusen in der transplantation in Patienten mit akuter myeloischer Ratgeberliteratur zur Alzheimer-Krankheit: Bewer- Vorplaquephase Leukämie und myelodysplastischem Syndrom tung des printmedialen Angebots und Ableitung von Curt Johannes Löser: Christiane Ulbricht: allgemeingültigen Qualitätskriterien zur Ratgeberlite- Vergleich der klassischen mit der pyloruserhaltenden Vergleich des Selbstratings und Fremdratings der ratur Kausch-Whipple Operation bei maligne und benignen Compliance bei Schizophreniepatienten Knut Breitung: Pankreaskopftumoren und periampullären Tumoren. Dominik Michalski: Untersuchung von Mutans-Streptokokken mittels „in- Eine prospektive, randomisierte Studie Bio-Psycho-soziale Faktoren der Chronifizierung bei tact cell matrix-assisted laser desorption/ionization Sandra Trautmann: Rückenschmerzpatienten und deren Verlauf unter den time-of-flight“ Massenspektrometrie Messung der Dichte des makulären Pigments und Bedingungen einer Trainingstherapie Doreen König: Erstellung von Fundusautofluoreszenzaufnahmen bei Christina Frenzel: Histologische und immunhistochemische Unter- Patienten mit altersbezogener Makulopathie Connexin 43 Expression unter chronisch adrenerger suchungen an Knochen microphthalmischer Thomas Schumann: Stimulation neonataler Rattenkardiomyozyten Mäuse Immunhistochemische Untersuchung des Adenoid- Anja Behrenroth: Michael Haase: zystischen Karzinoms in der Kopf-Hals-Chirurgie – Dosimetrische Untersuchungen zur Strahlenbelas- Der St. Petersburger Apotheker Friedrich Karl Flem- Korrelation mit klinischem Verlauf und chirurgischer tung durch dreidimensionale Röntgenverfahren in der ming (1812–1894) als Förderer der Homöopathie in Therapie Zahnheilkunde Russland Anne Christiane Awißus: Bernhard Badel: Markus Thöle: Morphometrischer Vergleich der Retina verschiede- Prozessmodelle in der Psychotherapie und direkte Morphologische Befunde beim CUP (Carcinoma of ner Primatenspezies Sprachanalyse unknown primary)-Syndrom und Korrelation mit Rosemarie Tarrasch: Nadine Bauer: klinischen Daten Auswertung der intraoperativen Todesfälle aus der Klinische Charakterisierung von Patienten mit here- Denis Kenzin: Anästhesiedokumentation der Klinik und Poliklinik ditärer Pankreatitis und Mutation des kationischen Soziale Repräsentation der Schizophrenie in Nowosi- für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universität Trypsinogens und des Trypsininhibitors birsk, Russland Leipzig, 1975–2002

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Tina Kreißler: Anke Katharina Reichelt de Tenorio: Peggy Reinl: Wirksamkeit der perioperativen Analgesie mit Meta- Autoimmunphänomene bei der Psoriasis vulgaris Malassezia furfur: In vitro-Empfindlichkeit sowie mizol bei Strabismus-Korrektur-Operationen Albert-Friedrich Otten: Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies jeweils 6/07: Substratspezifität der humanen Gewebstransglutami- Steffen Syrbe: Kristina König: nase Quantitative Morphometrie der Primatenretina Die winkelstabile Plattenostheosynthese proximaler Christian Pfrepper: Uta Wesiger: Humeruskopffrakturen mit der winkelstabilen Platte Erstellung von Proteinexpressionsprofilen von Untersuchungen zur morphologischen Veränderung (LPHP) über den anterolateralen Delta-Splitting-Zu- CD34+Stammzellen der Ratte sowie von unstimulier- der Gingiva bei organtransplantierten Patienten gang – Technik und erste Ergebnisse – eine prospek- ten und Anti-CD34 stimulierten TH1- und TH2-Zell- Inken Graeser: tive Studie klonen Die Häufigkeit und die Bedeutung von Tauben- Annett Schön: Frank Bläser: zeckenstichen und einer erhöhten Allergiebereitschaft Bedarf und Themen integrierter psychologischer Generierung der Kinasekinase alpha Knockout-Maus (Atopie) für das Auftreten von allergischen IgE-ver- Betreuung hämatoonkologischer Patienten, ihrer An- Ulrike Siering: mittelten Reaktionen nach einem Stich durch die gehörigen und des medizinischen Personals im Akut- Häufigkeit verschiedener humanpathogener Pilze bei Taubenzecke (Argas reflexus) krankenhaus Fußpilzinfektionen Matthias Ziegler: Sindy Rüger: Christina Seidl: Vergleich von SFB und FEE bei der Untersuchung des Welche Ergebnisse sind mit der Humeruskopfpro- Lebenszufriedenheit, subjektive Gesundheit und be- erinnerten Familienklimas/elterlichen Erziehungsver- these wegen proximaler Humerusfraktionen zu erwar- rufliche Belastung von Ärztinnen und Ärzten in Sach- haltens hinsichtlich einer prädisponierenden Konstel- ten? Eine prospektive Beobachtungsstudie mit der sen lation für phobische Störungen an einer klinischen Univers(TM)Frakturprothese Katharina Gosch: Stichprobe Christian Bergmeier: Vergleichende Untersuchungen zur Strahlenexposi- Dorothea Blum: Wirkung von Hypochlorsäure und anderer reaktiver tion der Patienten an einem Angiographiegerät mit Rolle des alpha2-Makroglobulins beim proteolyti- Sauerstoffverbindungen auf den Lipidanteil humaner digitalem Flachbilddetektor und an einem Gerät mit schen Abbau des Alzheimer Amyloid-beta Lipoproteine Bildverstärker-Fernsehkette Christian Michael Gerber: Ingo Dimos: jeweils 7/07: Serumresistinkonzentrationen in adipösen und Therapiebegrenzung in der Intensivmedizin – Eine Bettina Weikert: normalgewichtigen Kindern und Jugendlichen: bio- Umfrage unter deutschen Ärzten zur Einschränkung Periphere Veränderungen bei chronischer Herzinsuf- chemische Charakterisierung und klinische Bedeu- lebenserhaltender Maßnahmen fizienz: Einfluss der Muskelaktivität auf antioxidative tung Jeannine Fiege: Protektionssysteme im Skelettmuskel Susanne Gabriele Scheppler: Die Therapie der distalen Femurfraktur mit dem „Less Mikhail Liakhovitski: Die Nachreifung der Dysplasiehüfte Invasive Stabilization System“. Vergleich der Ergeb- Die Einführung der Lokalanästhesie in der Zahnheil- Mathias Forkmann: nisse mit konventionellen Platten- und Nagelsyste- kunde in Russland im 19. Jahrhundert Differenzielle Genexpression der extrazellulären Ma- men. Maik Delker: trix bei Aortenerkrankungen- Stellenwert der Matrix- Andrea Niggemann: Beeinflussung der Zytokin-Produktion humaner T- metalloproteinasen MMP -1, -2, -3 und -9 jeweils Qualitative und quantitative Einflüsse von Coping- Zell Subpopulationen durch Neurotransmitter des mRNA und immunhistochemische Untersuchungen strategien auf die Lebensqualität nach einem Schlag- Sympathischen Nervensystems in vitro Amadea Heitmann: anfall Kristina Friederike Lessig: Sonographische Messungen von Wandbewegungen Alexander Polednia: Verlauf laborchemischer Parameter bei Sepsis nach der Aorta abdominalis bei Kindern und Jugendlichen Einfluss eines mit 217 Hz getakteten 902,4 Mhz Fel- Knochenmarktransplantation – Ein Vergleich mit im- mit Diabetes mellitus Typ 1 des einer Leistungsflussdichte von 0,1 mW/cm 2 auf munkompetenten Sepsispatienten Reik Rupietta: das durch Musterumkehr ausgelöste Steady State Tinus Schulte-Mäter: Versuche zur organischen Beschichtung von Implan- Visual Evoked Potential (SSVEP) Klinischer Vergleich verschiedener Nitinolstents in tatmaterialien Andreas Radlingmayr: langen femoropoplitealen Obstruktionen Christian Fricke: Klinische, histologische und immunhistochemische jeweils 9/07: Molekularbiologische Diagnostik systemischer Infek- Untersuchung der Wirkung kleiner Strahlendosen auf Florestin Lüttge: tionen durch Candida spp. mittels LightCycler-PCR die experimentelle Arthritis der Ratteunter besonde- Lipidstudie Leipzig (LSL): Kardiovaskuläres Risiko- Marcus Mann: rer Berücksichtigung der Effekte auf die Expression profil bei Personen der Leipziger Bevölkerung Beiträge zur Epidemiologie und Infektionsprävention von Zelladhäsionsmolekülen (ICAM-1 und LFA-1) Arne Kratzsch: von Hepatitis B und Hepatitis C bei Zahnärzten und sowie auf die zelluläre Infiltration durch NK-Zel- Bedeutung der FDG-PET beim Staging des Zervix- zahnärztlichem Personal im Freistaat Sachsen len. karzinoms unter Berücksichtigung morphologischer Müyesser Sevim: Ronny Martin Rothe: Parameter Immunhistochemisch-morphometrische Untersu- Effekte kleiner Strahlendosen auf die immunhistoche- Leo Polatzek: chungen an Synovialmembranen zur Frage einer mög- misch nachgewiesene Verteilung von Lymphozyten- Wertigkeit der triangulären vertebropelvinen Abstüt- lichen histologischen Subtypisierung der Juvenilen subpopulationen sowie die histomorphologischen zung bei der Behandlung instabiler C-Frakturen des Idiopathischen Arthritis Veränderungen bei der experimentellen Arthritis der hinteren Beckenringes unter besonderer Berücksich- Hans-Martin Flade: Ratte tigung der Lebensqualität Studien zur funktion der 3‘-nichttranslatierten Berei- Birgit Schmoranzer: Julia Behrbohm: che des Glutaminsynthetase-Gens Analyse der genetischen Ähnlichkeit von Candida Einfluss von aktiviertem G-Protein Ras auf die Bil- Juliane Teichmann: albicans-Isolaten unterschiedlicher geographischer dung dentritischer Spines in vivo Quantitative Zytokinexpression unter Methotrexat- Herkunft mittels Ca3 DNA-Fingerprinting Alexandra Fechner: therapie bei Mäusen mit Experimentell-Autoimmuner Kerstin Gründler: Kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Schülerinnnen Enzephalomyelitis (EAE) Untersuchungen der Regulation von Zytokinen und einer medizinischen Berufsfachschule Esther Hogrebe: des tumorassoziierten Gens c-myc unter Therapie mit Henry Hedrich: Steigerung der Leberregeneration nach Erythropoe- Proteaseinhibitoren und Kortikoiden in einem Lym- Bedeutung von Proteasen und Proteaseinhibitoren in tingabe im Leberresektionsmodell phozyten-unabhängigen Arthritismodell der Pathogenese der Alzheimer-Erkrankung unter Corina Ilchmann: Sandra Purz: besonderer Berücksichtigung von A2M und seinem Evaluation der Sensitivität verschiedener Toxinnach- Plazentare Lokalisation und Expression der pro-apop- Rezeptor weismethoden und des kulturellen Nachweises von totischen Faktoren BNIP3 und NIX bei hypertensiven Kirstin Winter von Adlersflügel: clostridium difficile – Untersuchung der Prävalenz Schwangerschaftserkrankungen Einfluss einer erhöhten Aktivität des monomeren verschiedener Toxintypen Pascal-Francois Solignac: G-Proteins Ras auf den morphologischen Phänotyp- Dr. med. Niels Christian Pausch: Epitop-Charakterisierung von therapeutisch relevan- neokortikaler Pyramidenzellen – Untersuchungen an Beeinflussung schlafbezogener Atmungsstörungen ten anti-humanen CD4 Antikörpern einem transgenen Tiermodell durch Radiofrequenzablation des Weichgaumens

52 journal Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen erholsame Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr und auch 2008 eine spannende, informative Lektüre des Uni-Journals.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pressestelle der Universität Leipzig

Heft 6/2007 53