Flusser-Quellen
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Edition Flusser · Band I EDITION FLUSSER Herausgegeben von Andreas Müller-Pohle Klaus Sander Flusser-Quellen Eine kommentierte Bibliografie Vilém Flussers von 1960–2002 EUROPEAN PHOTOGRAPHY Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Flusser, Vilém: Edition Flusser / hrsg. von Andreas Müller- Pohle. – Göttingen: European Photography ISBN ((nicht vergeben)) Bd. 1. Sander, Klaus: Flusser-Quellen. – 1. Aufl. – 2002 © 2002 EUROPEAN PHOTOGRAPHY Andreas Müller-Pohle Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Erste Auflage 2002 Herstellung: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf Alster Werkdruck, Geese Papier, Hamburg EUROPEAN PHOTOGRAPHY, Postfach 3043, D-37020 Göttingen [email protected], www.equivalence.com INHALT Teil I: Vorwort des Vilém Flusser Archivs, Oktober 2017 Teil II: Chronik von Leben und Werk Teil III: Bibliografie 1. Bücher 2. CDs 3. Monografien (hrsg. v. Universitäten, Instituten, etc.) 4. Einzelbeiträge 4.1. Einzelbeiträge in deutscher Sprache 4.1.1. Tages- und Wochenzeitungen 4.1.2. Zeitschriften 4.1.3. Anthologien 4.1.4. Ausstellungskataloge, -broschüren, Fotobände 4.1.5. Reader/Programmkataloge zu Tagungen, Symposien, Festivals 4.2. Einzelbeiträge in portugiesischer Sprache 4.2.1. Tages- und Wochenzeitungen 4.2.2. Zeitschriften 4.2.3. Anthologien 4.2.4. Ausstellungskataloge, -broschüren 4.3. Einzelbeiträge in englischer Sprache 4.3.1. Zeitschriften 4.3.2. Anthologien 4.3.3. Ausstellungskataloge, -broschüren, Fotobände 4.3.4. Reader/Programmkataloge zu Tagungen, Symposien, Festivals 4.4. Einzelbeiträge in französischer Sprache 4.4.1. Zeitungen/Zeitschriften 4.4.2. Anthologien 4.4.3. Ausstellungskataloge, -broschüren, Fotobände 4.4.4. Reader/Programmkataloge zu Tagungen, Symposien, Festivals 4.5. Einzelbeiträge in anderen Sprachen 4.5.1. Dänisch 4.5.2. Griechisch 4.5.3. Hebräisch 4.5.4. Italienisch 4.5.5. Niederländisch 4.5.6. Norwegisch 4.5.7. Polnisch 4.5.8. Spanisch 4.5.9. Tschechisch 4.5.10. Ungarisch 5. Interviews 5.1. Interviews in deutscher Sprache 5.2. Interviews in portugiesischer Sprache 5.3. Interviews in englischer Sprache 5.4. Interviews in französischer Sprache 5.5. Interviews in italienischer Sprache 5.6. Interviews in tschechischer Sprache 5.7. Interviews in ungarischer Sprache 6. Übersetzungen TEIL I: VORWORT DES VILÉM FLUSSER ARCHIVS, OKTOBER 2017 „Ich schreibe, weil ich darin eine gewisse Technik habe, obwohl ich weiß, dass viel zu viel geschrieben wird, und dass ich lieber Bilder machen sollte, um meine Gedanken angemessen zu verschlüsseln. Dasselbe lässt sich nobler sagen: ich schreibe aus Beruf und Berufung. Ich lebe, weil mir das Leben mit der Edith Vergnügen macht, weil ich immer noch etwas erfahre und lerne, weil es Leute wie Sie gibt, mit denen ich reden kann, und weil ich schon eben lebe. Aber ich fürchte mich nicht vor dem Nicht-publizieren, dem Nicht-schreiben, und dem Tod (vor dem Sterben allerdings), weil ich eben versuche, nicht ‚wozu?’ zu fragen. Aber es gibt etwas anderes als das Schreiben und Publizieren, nämlich eben das Denken. Das dreht sich im Kopf wie ein Mühlrad bei Tag und Nacht (auch als Träume), und ein Gedanke jagt den anderen. Ich will nicht leugnen, dass es meistens angenehm ist, und manchmal auch lustig. Aber dennoch: man kann nicht immerzu denken, ohne eine Kleinigkeit davon zu reden und zu schreiben. Darum rede ich so viel, und schreibe jeden Tag einige Seiten.“ Diese Zeilen schrieb Vilém Flusser am 31. September 1990 an Abraham A. Moles. Die beiden unkonventionellen Denker kybernetischer Ästhetiken verband nicht nur eine jahrelange intensive Korrespondenz, sondern auch eine genauso intensive intellektuelle Freundschaft, die durchaus nicht frei von Spannungen war – „It is a pleasure to disagree with you […]. It is a pleasure because your mind is so keen that I sharpen mine while trying to fight you“, hatte Flusser Moles rund zehn Jahre zuvor geschrieben. Wohl in wenigen Buchprojekten zum Werk des Prager Kulturphilosophen wird diese ausufernde Denk- und Schreibarbeit Flussers, Produkt des intensiven Dialogs mit dem Anderen, so deutlich wie in Klaus Sanders Flusser-Quellen. Auf rund 400 Seiten mit über 1000 Einträgen hat er die von 1960 bis 2002 veröffentlichten Texte Flussers in ihren verschiedenen Sprachvarianten – Flusser schrieb in vier Sprachen, seine eigenen Texte übersetzend und dabei oft in epistemischer Bewegung verändernd –, Übersetzungen, Editionen und Auflagen in einem beeindruckenden Quellenapparat zusammengestellt; ergänzt werden sie durch Video- und Tonaufnahmen Flussers sowie durch Interviews, veröffentlicht in sieben Sprachen. In Zusammenarbeit mit dem Vilém Flusser Archiv und Andreas Müller-Pohle vom Verlag European Photography hat Sander in mehrjähriger Recherchearbeit die bibliographischen Daten zu allen bis 2002 bekannten Veröffentlichungen von Flusser-Texten zusammengestellt, als Quellen kommentiert sowie mit einer Biographie Flussers versehen. Nicht zuletzt die philologische Leistung der Rekonstruktion der Textfassungen und Sprachvarianten, die über indexikalische Verweise in Bezug zueinander gesetzt werden (s. die konsekutiven Ziffern in Klammern), ist ein Juwel für die Flusser-Forschung. Klaus Sander betreibt heute den Audio-Verlag supposé, in dem Flusser seine Spuren eindrücklich hinterlassen hat: mit supposé que – angenommen, dass – pflegte dieser seine Vorträge zu eröffnen. Und es waren eben einige dieser eindringlichen, assoziativen Vorträge Flussers – die legendären Bochumer Vorlesungen, die Flusser im Sommer 1990 auf Einladung Friedrich Kittlers an der Uni Bochum hielt und die Sander als Student dort verfolgte –, die Sander zur Gründung eines Verlages motivierte, der auch die Stimme konservieren konnte. Die erste CD, die im 1996 Verlag supposé erschien, war dann natürlich auch eine Flusser-CD: Die Informationsgesellschaft. Phantom oder Realität? – eine Aufnahme des gleichnamigen Vortrags, den Flusser am 23. November 1991 auf dem vielbeachteten Kongress „CULTEC – Kultur und Technik im 21. Jahrhundert“ in Essen gehalten hatte. Vier Tage später starb Vilém Flusser bei einem Autounfall auf der Rückreise von seiner Heimatstadt Prag. Würde man die Vielzahl unveröffentlichter Texte Flussers zu den Flusser-Quellen hinzufügen – der Umfang der vorliegenden Publikation wäre bei weitem gesprengt. Flusser schrieb in der Tat fast täglich und unermüdlich, und genauso unermüdlich waren seine Bestrebungen der Veröffentlichung des Geschriebenen. Der unakademische Denker hatte es hier allerdings nicht leicht – zwar wurde eine Reihe seiner Essays in brasilianischen und US-amerikanischen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, auch erste Bücher Flussers erschienen in Brasilien, später auch in Frankreich. Doch der durchschlagende Publikationserfolg im deutschsprachigen Raum, insbesondere seiner vielen Buchprojekte, blieb nach seiner Rückkehr nach Europa 1971 vorerst aus. Zusammen mit dem Medienkünstler Andreas Müller-Pohle, den Flusser 1981 in Düsseldorf kennengelernt hatte, sowie Volker Rapsch entschloss man sich 1986 schließlich zur Gründung des Verlags Immatrix Publications, in dem Flussers Bücher erscheinen sollten. Nach der Publikation erster Bände wurde Immatrix 1989 in den Verlag European Photography übernommen und die Reihe dort als „Edition Flusser“ fortgesetzt. Immatrix Publications bzw. European Photography (und später auch dem Bollmann-Verlag) ist es zu verdanken, dass Flussers Bücher für die deutschsprachige Leserschaft zugänglich wurden. Die Flusser-Quellen sollten zunächst als Band 1 der Edition Flusser erscheinen, zur Publikation des fast fertiggestellten Buchs, das auch als CD-ROM veröffentlicht werden sollte, kam es jedoch nie. Das Vilém Flusser Archiv dankt Klaus Sander und Andreas Müller-Pohle für die Erlaubnis, das Buchprojekt heute, rund zehn Jahre später, der Öffentlichkeit online zugänglich zu machen. Auch danken wir Siegfried Zielinski, langjähriger Direktor des Archivs, für seine Unterstützung des Projekts sowie Steffi Winkler für die inhaltliche Korrektur bibliographischer Angaben. Daniel Irrgang für das Vilém Flusser Archiv, im Oktober 2017 TEIL II: CHRONIK VON LEBEN UND WERK 1920 Vilém Flusser kommt am 12. Mai als Sohn einer jüdischen Intellektuellenfamilie in Prag zur Welt. Sein Vater Gustav Flusser, geboren 1885, studierte Mathematik und Physik, war einige Jahre sozialdemokratischer Abgeordneter im Parlament, unterrichtete sowohl an der tschechischen als auch an der deutschen Universität und wurde später Direktor der Deutschen Handelsakademie. Seine Mutter, Melitta Basch, wurde am 30. November 1897 in eine alte Prager jüdische Familie sephardischen Ursprungs geboren. Sie war eine leidenschaftliche Sängerin (Altstimme). »Das war die stumme Tragödie der Ehe meiner Eltern: der hochmütige ›Geistige‹ und die viel jüngere, kultivierte und zurückhaltende ›fille rangée‹. Ich glaube jedoch auch, daß es eine gute Ehe war: Mein Vater ›unterrichtete‹ meine Mutter, und diese ›kultivierte‹ meinen Vater.« Flusser wohnt zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester Ludvika, geboren am 21. Dezember 1922, ebenso wie seine Großeltern Basch in der Bubenecská 5 im Stadtteil Dejvice. 1930 Nach Absolvierung der deutschen und tschechischen Volksschule, besucht Flusser das Deutsche Realgymnasium in Prag-Smíchov, Zborovská 45. Seine Kindheit und Jugend erlebt er »in der geistig und künstlerisch berauschenden