Sächsische Staatskapelle Dresden Freitag, 20.04.2012 · 20.00 Uhr
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Sächsische Staatskapelle Dresden Freitag, 20.04.2012 · 20.00 Uhr So klingt nur Dortmund. SÄCHSISCHE STAATSKAPELLE DRESDEN KIRILL PETRENKO DIRIGENT BORIS BEREZOVSKY KLAVIER Abos: Orchesterzyklus I – Meisterkonzerte Zeitinsel Rachmaninow|Skrjabin In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E 4I5 Sergej Rachmaninow ALEXANDER SKRJABin (1872 – 1915) Konzert für Klavier und Orchester fis-moll op. 20 (1897) Allegro Andante Allegro moderato SERGEJ RACHMANINOW (1873 – 1943) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 g-moll op. 40 (1926/1941) Allegro vivace Largo Allegro vivace – Pause ca. 21.05 Uhr – ALEXANDER SKRJABIN »Le Poème de l’Extase« op. 54 (1908) – Ende ca. 22.00 Uhr – Einführung mit Prof. Dr. Michael Stegemann um 19.15 Uhr im Komponistenfoyer 6I7 PROGRAMM 8I9 IN DEZENTEM STIL Erfolg«, die zeitgenössische Presse hingegen äußerte sich zurückhaltend. Selbst der anfangs ALEXANDER SKRJABIN KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER FIS-MOLL OP. 20 kritische Rimsky-Korsakow konnte sich wenig später dazu durchringen, das Werk mehrfach (und obendrein erfolgreich) aufzuführen. Skrjabin spielte sein Konzert immer wieder, allein während Der Mann hatte hehre Ansprüche: »Ich bringe nicht die Wahrheit, sondern die Freiheit.« Dies einer Konzertreise entlang der Wolga im Jahr 1910 ganze zehn Mal. notierte Alexander Skrjabin um 1904/05 in sein Notizbuch. Was zunächst vermessen klingt, fasst ziemlich genau die ästhetische und philosophische Grundhaltung des Komponisten zusammen. Sicher, Skrjabin war ein Erneuerer, aber kein Revolutionär; Experimentator, aber kein Dogmatiker. ABBILD EINER FREMDEN WELT SERGEJ RACHMANINOW KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER NR. 4 G-MOLL OP. 40 Boris Pasternak, selbst von Skrjabins Klavierspiel mit unauslöschlichen Eindrücken ausge- stattet, hat in einem autobiografischen Essay festgehalten: »Skrjabin liebte es, wenn er Anlauf Zehn Jahre waren seit Erscheinen der Études-tableaux vergangen. Seither hatte Rachmaninow genommen hatte, auf seiner Bahn fortzueilen, so wie ein Stein, den man aufs Wasser geworfen keine einzige Note mehr veröffentlicht. Ein paar Skizzen lagen in der Schublade, mehr nicht. Zum hat und der über die Oberfläche hüpft; fast könnte man sagen, er löse sich von der Erde und einen ließ ihm seine Pianistenkarriere kaum noch Zeit zum Komponieren (schließlich musste er schwimme in der Luft. Gewöhnlich schwelgte er in einer vergeistigten Leichtigkeit, einer Bewe- Geld verdienen, um seiner Familie in Amerika einen gewissen Lebensstil zu sichern), andererseits gung der Schwerelosigkeit, die mancherlei Gestalt annahm und dem Fliegen gleichkam.« Skrja- litt er an einer Schreibblockade – ähnlich wie Elgar oder Sibelius. Einer der Gründe dafür war der bin verzog sich gern in Sphären des rein Geistigen, seine Musik scheint sich von allen formalen, faktischen Gegebenheiten lösen zu wollen – daher auch sein unbedingter Wille nach Freiheit oder, wie Skrjabin in seinen Notizen hinterlassen hat: »In göttlicher Begeisterung, ohne Ziel / In meiner Freiheit mich entfaltend / Dich mit mir zu reißen, wunderbare Welt.« Das Klavier blieb zeitlebens sein engster musikalischer Weggefährte. Auf dem Klavier konnte Skrjabin alle Möglichkeiten nutzen, um seine Vorstellungen von Ekstase und Mysterium auszu- drücken. Gerade die Frühphase seines kompositorischen Schaffens steht ganz im Zeichen des Klaviers. Wenig wundert es also, dass er den Solopart seines Klavierkonzerts binnen weniger Strafrecht für Unternehmer. Tage im Herbst 1896 aufs Papier brachte. Doch mit der Instrumentation hatte er gehörige Schwie- Effektiv. Kompetent. Diskret. rigkeiten. Es dauerte Monate, bis er sie im Jahr darauf abschließen konnte. Zäh verbiss er sich in die Arbeit: »Ich habe mich in letzter Zeit mit Instrumentation beschäftigt und kann wahrscheinlich, RECHTSANWÄLTE wenn auch nicht glänzend, so doch einigermaßen damit umgehen«, schreibt er in einem Brief an Prof. Dr. Tido Park Fachanwalt für Straf- und Steuerrecht den Verleger Mitrofan Beljajew. Dieser signalisiert Ende Mai 1897 seine Zustimmung: Er wolle Dr. Tobias Eggers Fachanwalt für Strafrecht das Werk drucken. Honorar für den Komponisten: 600 Rubel. Doch als Nikolai Rimsky-Korsakow Ulf Reuker LL.M. (Wirtschaftsstrafrecht) das Werk für die Drucklegung durchsah, mäkelte er daran herum. Der Orchesterpart sei schwach! Dr. Stefan Rütters Skrjabin aber wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Er entgegnete, ganz gezielt einen dezenten Matthias Frank Kammerstil angestrebt zu haben. Ob er damit an Chopin anknüpfen wollte? Der war in seinen frühen Jahren Skrjabins großes Idol, und auch dessen Konzerte kommen – unter dem unbe- Rheinlanddamm 199 44139 Dortmund rechtigten Vorwurf einer schwachen Instrumentierung – am ehesten zur Geltung, wenn man den | Fon (0231) 95 80 68 - 0 www.park-wirtschaftsstrafrecht.de Orchesterpart eher kammermusikalisch deutet. | Im Oktober 1897 konnte Skrjabin sein Konzert in Odessa uraufführen. Er selbst saß am Klavier, WIRTSCHAFTSSTRAFRECHT | STEUERSTRAFRECHT | COMPLIANCE Dirigent war Wassili Safonow. Der berichtete anschließend in einem Brief von einem »riesigen 10 I 11 WERKE Ausbruch der Ersten Weltkriegs gewesen, der viele Künstler – nicht nur Musiker – zumin- Rechtsanwälte und Notare dest vorübergehend hatte verstummen lassen. Das Publikum konnte mit romantischem Über- schwang auf einmal nicht mehr viel anfangen; viele Komponisten sahen sich vor der Heraus- forderung, neu anzufangen, anderes zu wagen. So auch Rachmaninow, der bekannte: »Es ist, als sei ich ein Geist, der in einer fremdgewordenen Welt umherwandelt. Ich kann meine alte Kompositionsweise nicht ausblenden und ich kann mir die neue nicht aneignen. Ich habe mich intensiv darum bemüht, in der musikalischen Weise von heute zu fühlen, aber es will mir nicht gelingen.« Rachmaninow hatte, bevor er Russland nach der Revolution im November 1917 für immer verließ, bereits knapp 40 große Werke komponiert. Doch in den ihm verbleibenden 26 Jahren kam nur ein halbes Dutzend hinzu. Schon das Klavierkonzert Nr. 2 hatte Rachmaninow einen Ausweg aus einer Depressionskrise beschert. Nun erhoffte er sich von seinem neuen Werk eine Art kompositorischer Wiedergeburt. Im Frühjahr 1926 beschloss er, sich für ein Jahr von der Kon- zertbühne zurückzuziehen. Er vollendete in dieser Zeit neben den Drei russischen Volksliedern für Chor und Orchester auch das vierte Klavierkonzert in g-moll. Eine erste Privataufführung ist für den 29. August 1926 belegt, bei der sich jedoch herausstellte, dass dieses Werk nicht die zwingende Logik und die Eleganz der beiden Vorgängerkonzerte besaß, auch wenn Rachmani- now im ersten Satz an den rhapsodischen Beginn des zweiten Konzerts anzuschließen versuchte. Da die ersten Skizzen bereits ins Jahr 1914 zurückreichen und er sogar die Veröffentlichung einer seiner Études-tableaux verhindert hatte, um deren zweiten Teil in sein Konzert einzubauen, Die Kunst liegt im sah sich Rachmaninow vor die Aufgabe gestellt, mehrere Einzelentwürfe zu einem Ganzen zu- sammenzufügen – ein heikles Unterfangen, wie sich später zeigen sollte. Zusammenspiel. Nach der ersten offiziellen Uraufführung am 18. März 1927 unter Leopold Stokowski in Phila- delphia – mit dem Komponisten am Klavier – war Rachmaninow klar, dass das Werk zu langat- mig geraten sei. Eine hektische Umarbeitungs-Phase folgte: »Offensichtlich liegt das Grundübel im dritten Satz. Was habe ich dort alles an Material angehäuft! In Gedanken begann ich schon nach Schnitten zu suchen.« Im Sommer 1927 wurden 114 Takte weggeschoren, weitere 78 Takte verschwanden im Sommer 1941, kurz bevor Rachmaninow das Werk mit seinen musi- kalischen Partnern der Uraufführung auf Schallplatten aufnahm. Dennoch blieb dieses Konzert staadenvonboxberg.de immer wieder teils heftigen Vorwürfen ausgesetzt: Die letzten Takte des ersten Satzes seien achtlos dahingeworfen, der langsame Satz könne sich nicht zwischen flutender Gebärde und zwischenspielartiger Bescheidenheit entscheiden und das Finale sei zu stark von der Totentanz- Figur geprägt. Umgekehrt jedoch muss man diesem Werk zugutehalten, wie sehr es von hellen, kräftigen Farben durchdrungen ist. Man muss sich fragen, ob die eine oder andere Unschlüs- sigkeit, die sich in dieser Musik äußert, nicht sogar ein Spiegelbild ihrer Zeit darstellt, als Abbild einer postmodernen, sich verselbständigenden Gefühlswelt. Spieker & Jaeger I [email protected] I www.spieker-jaeger.de 12 I 13 Kronenburgallee 5 I 44139 Dortmund I Telefon +49 231 9 58 58 - 0 WERKE S&J 2011-15 Konzerthaus-DO L2.indd 1 21.07.11 10:43 HÖHENFLÜGE Nach seiner dritten Sinfonie begann Skrjabin gleich eine vierte zu planen – mit vier Sätzen ALEXANDER SKRJABIN »LE POÈME DE L’EXTASE« OP. 54 und dem Titel »Poème orgiaque«. Doch nach Fertigstellung seines Gedichts, das er mit »Le Poème de l’extase« überschrieben hatte, gab er die Vorstellung von einer Sinfonie auf und ent- Am Anfang steht Lyrik: »Der Geist, vom Lebensdurst beflügelt, schwingt sich auf zum kühnen schied sich für ein einsätziges Werk (wenn auch mit vierteiliger Form), das er mit seinem »Poème Flug […]. Und es hallte das Weltall vom freudigen Rufe, ich bin!« Im Jahr 1904 schrieb Alexander de l’extase« verwirklichte. Allerdings bezeichnete er das Werk auch später noch bisweilen als Skrjabin ein Gedicht, rund 370 Zeilen lang, das den geistigen Nährboden der Komposition bildete, seine vierte Sinfonie.