DAS KREUZ Von WOLFGARTEN
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DAS KREUZ von WOLFGARTEN Auf der Suche nach den Ursprüngen Recherchiert und aufgezeichnet von Dirk Küsters Wolfgarten Das Kreuz von Wolfgarten Inhalt Vorwort ................................................................................................................................. 3 Das Dorf ................................................................................................................................. 4 Der Brand ............................................................................................................................ 12 Die Toten ............................................................................................................................. 21 Die Hilfe ............................................................................................................................... 25 Das Kreuz ............................................................................................................................. 31 Anhang Bilder ...................................................................................................................... 39 Anhang Karten ..................................................................................................................... 47 Quellenangaben .................................................................................................................. 50 Heraldik zum Wappenschild ................................................................................................ 51 I m p r e s s u m Herausgeber Dirk Küsters Wolfgarten 8, 53937 Schleiden Mail: [email protected] In Zusammenarbeit mit dem Geschichtsforum Schleiden e.V. www.geschichtsforumschleiden.de Mail: [email protected] Autor Dirk Küsters Der Gesamtinhalt dieser Arbeit ist urheberrechtlich geschützt © by Dirk Küsters, Schleiden 2 Vorwort Vorwort Jahrzehntelang schon betreuen die Eheleute Siegfried und Hildegard Wergen liebevoll das Dorfkreuz von Wolfgarten. Ihnen ist es überhaupt zu verdanken, dass es stets eine Zierde des Dorfes, ein Ort des Verweilens für Einheimische und Gäste und ein Treffpunkt für manche traditionellen Veranstaltungen ist. Sie kümmern sich um die Pflege, den Blumenschmuck und den Erhalt. Sie haben sich gesorgt – und Sorgen machte ihnen auch immer wieder mal der Zustand des Christuskorpus. In fast regelmäßigen Intervallen von etwa 15 Jahren initiierten sie jeweils notwendig gewordene fachmännische Auffrischungen oder gar Restaurierungen, obwohl doch der Standort und damit das Kreuz und die drei zum Ensemble gehörenden Linden im Eigentum der Stadt Schleiden stehen. Im Jahr 2019 war es mal wieder so weit. Damit kam aber auch die große Überraschung: Vom Landschaftsverband Rheinland, und dort vom Amt für Denkmalschutz, kam von der Dipl.-Restauratorin Frau Anne Heckenbücker die Begutachtung des Christuskorpus mit der Aussage, „dass die Befunde eine Datierung des Corpus in die erste Hälfte des 16. Jahrhun- derts untermauern. Der Erhalt der Figur an sich und der gute Zustand der Holzsubstanz kann als bemerkenswerter Umstand, vielmehr als Glücksfall beschrieben werden. Dem LVR-ADR (Landschaftsverband - Amt für Denkmalschutz) ist kein vergleichbares hölzernes spätgotisches Wegekreuz im Außenbereich im Rheinland bekannt. Anzunehmen ist, dass der Christuskorpus in Zweitverwendung erst um 1900 als Wegekreuz genutzt wurde und dementsprechend aus einem anderen Kontext stammt“. Und somit waren wir gefordert. Wir wollten wissen, was es mit dem Kreuz auf sich hat. Gerd Schmitt, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Wolfgarten e.V., bat mich, doch einmal zu erforschen, welche Intention dem Kreuz zugrunde lag. Wie war das mit dem Brand 1882, der das halbe Dorf in Schutt und Asche legte? Wer waren die Toten, die es damals zu beklagen galt? Welche Hilfe wurde den Geschädigten zuteil? Eine spannende Aufgabe, die ich sehr gerne übernahm. Sie war nicht zu lösen ohne die tatkräftige Unterstützung vieler Helfer. Zuerst ist da natürlich Siegfried Wergen zu benennen, der immer wieder neue aber entscheidende Hinweise geben konnte. Aber auch Frau Gutmann vom Stadtarchiv in Schleiden sei gedankt für ihre freundliche und aktive Suche nach Urkunden und Dokumenten. Helmut Nießen, unser `Altförster´, schlug sich mit mir durchs Gelände auf der Suche nach römischen Spuren und Klaus Kirch bewertete mit mir alte Katasterkarten. Dr. Norbert Toporowsky danke ich recht herzlich für die Rezension der vorliegenden Arbeit. Vielen lieben Helfern wäre noch zu danken – ich kann sie hier gar nicht alle aufzählen. Den Lesern wünsche ich eine angenehme und vielleicht hier und da erhellende Lektüre. Dirk Küsters 2020 3 Das Kreuz von Wolfgarten Das Dorf Schon vor gut 2000 Jahren führte die Römerstraße Köln-Reims von Zülpich kommend in zwei unterschiedlichen Trassen über den Kermeter östlich an dem späteren Dorf Wolfgarten vorbei in das Urfttal. Dabei verlief die ältere Trasse über Bürvenich und Hergarten, die jüngere Trasse über Berg und Düttling in den Kermeter, wo sie etwa ab Höhe 479,0 (zwischen Tönnishäuschen und Sandgrube) offensichtlich zusammentrafen. Wo sie ab dort abwärts ins Urfttal und nach Gemünd führte, weiß man nicht.1 links Abb. 1: Die Römerstraße Köln- Reims Einzeichnung in eine aktuelle Digitale Topo- graphische Karte, TIM-online.nrw.de. In die Tranchot- Karte (1803-1808) wurde die Straße, über die auch die jüngere römische Trasse lief, als `Grand Chemin de Gemund a Cologne´ bezeichnet. So abgelegen der Ort Wolfgarten auch war, trafen dort neben der Römerstraße Köln-Reims noch weitere (Fern-)Straßen zusammen: von Südwesten die Gerberstraße von Malmedy, die weiter nach Düren führte; von Süden die steile „Lompich“ von der Straße Köln-Trier her; vom Schleidener Tal die Eisenstraße ebenfalls nach Düren; der Kohlweg diente der Abfuhr von Holzkohle ins Schleidener Tal und zum Mechernicher Bleiberg.2 Römische Siedlungsreste haben sich nördlich und östlich von Wolfgarten in den Jagen 90, 95, 98, 102 und 103 gefunden.3 (Jagen sind Forstabteilungen /Distrikte.) Im Kartenanhang findet man einen Ausschnitt der Deutschen Grundkarte, (TIM-online), in der zur besseren Orientierung die wichtigsten Lokalbezeichnungen, die in diesem Kapitel benannt werden, eingezeichnet sind. 1 Schmitz-Ehmke, Ruth: Bau- und Kunstdenkmäler – Stadt Schleiden – Mann Verlag, Berlin, 1996, S.238; 2 Weinand, Karl: Die Römerstraße Köln-Reims, München 2017, S. 41; 3 Schmitz-Ehmke, Ruth: Bau- und Kunstdenkmäler – Stadt Schleiden – Mann Verlag, Berlin, 1996, S.238; 4 Das Dorf Man hat bisher fünf größere römerzeitliche Ansiedlungen (Höfe, Villen) bei Wolfgarten identifiziert. Aus Stein erbaut, mit den soliden Ziegeln der Römerzeit gedeckt, lag der größte Hof wohl auf dem Hirschbruch in einem umwaldeten Viereck von 25 x 50 m, dessen Graben noch heute zu erkennen ist. Diese Höfe verschwanden gegen Ende der Römerzeit, also kurz vor 400 n. Chr.4 Helmut Nießen, jahrzehntelang Revierförster im Forstbezirk Mariawald, hat heute noch eine römische Dachziegel im Besitz, die er im `Jagen 103´, also unterhalb des `Rottland` in der `Beisselshau´ gefunden hat. Abb. 2: Hirschbruch, vermutliche Lage einer ersten römischen Ansiedlung auf einer Rodung, Einzeichnung in Deutsche Grundkarte 1937-2016, TIM-online.nrw Offensichtlich führte eine Zuwegung (Hohlweg) von der alten Römerstraße zur Rodung mit der Ansiedlung. Eine Siedlungskontinuität in fränkische Zeit besteht nicht. Im Mittelalter war der Kermeter Teil eines königlichen Wildbanns im Osning (Ardennen), den 1069 König Heinrich IV. dem Kölner Erzbischof Anno schenkte. Dieser Wildbann (königliches Jagdrevier) ist vermutlich ein Kammerforst (Waldgebiet unter öffentlicher Verwaltung – Fiskus) gewesen. Das unbesiedelte Waldgebiet des Kermeter ist jedenfalls bis heute Staatsforst geblieben und macht seit 2004 das Kernstück des Nationalpark Eifel aus. Der Kermeter bildete später den Hauptteil des jülichschen Amtes Heimbach und hat als Holzkohlereservoir für die Eisenhütten im Schleidener Tal und in Gemünd gedient. Die Köhler kamen aus den umliegenden Orten im Umkreis von ca. 10 km.5 Im gesamten Kermeter kann man heute noch über 1000 ehemalige Köhlerplätze nachweisen. 4 Günther, Wilhelm: Das Dorf und die Sippe Wolfgarten zu Wolfgarten, Gemünd, Mai 1970; 5 Schmitz-Ehmke, Ruth: Bau- und Kunstdenkmäler – Stadt Schleiden – Mann Verlag, Berlin, 1996, S.238; 5 Das Kreuz von Wolfgarten Die 500m über NN liegende Rodungsinsel im Kermeter gehört zu den Spätrodungen des 13./14. Jahrhunderts. Das geschah vermutlich von dem Hofe Malsbenden aus, der seit 1213 bis gegen 1340 zum Kloster Steinfeld gehörte und in dieser Zeit auf landwirtschaft- lichem Gebiet wie auch auf dem Gebiet der Eisengewinnung und Verhüttung eine außerordentliche Entwicklung erlebte.6 Mit der Rodung im Kermeter schuf man sich zusätzliches Acker- und Weideland, bewirtschaftete es aber zunächst von Malsbenden aus. Die Besiedlung dieser Rodungsinsel begann dann aber erst im 15. Jahrhundert. Zwar wurde der `Erbpachthof Wolfgarten´ des Herzogs von Jülich „uf dem woulffsgaird“ 1508 erstmalig in einem Lehnsbrief erwähnt, weil danach dessen Erbpacht bis I794 an den Jülicher Landesherrn gezahlt wurde; ganz sicher fällt dessen Gründung aber bereits in die Zeit um 1470.7 Obwohl jener Lehnsbrief 1543 bei der Einäscherung des Hofes im Verlaufe der `geldrischen Fehde´ mit kaiserlichen Truppen verloren ging, eine jüngere Kopie ein gleiches Schicksal erlitt, lässt sich doch über die Entstehung mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass er entweder in das letzte Jahrzehnt Herzog Gerhards II. (gest.1475) oder in das erste Jahrzehnt