Revierbericht Kroatien Spezial
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REVIER • DALMATINISCHE I N SELN Törn Brennpunkt. Die Altstadt von Trogir zählt zum CK TO Weltkulturerbe der UNESCO S und ist eine touristische Attraktion ersten Ranges – hier herrscht im Sommer reger Trubel FOTO:SHUTTER 16 yachtrevue.at • 4|17 yare1704_Kroatien Knoll.indd 16 23.03.17 18:41 Ausweich- manöver Entdeckergeist. Wer in der Hochsaison durch die dalmatinische Inselwelt segelt, findet Häfen und Buchten meist überfüllt vor. Doch mit geschickter Planung lassen sich auch ruhige Plätze in die Route einbauen. Von Christian Knoll yachtrevue.at • 4|17 17 yare1704_Kroatien Knoll.indd 17 23.03.17 18:41 REVIER • DALMATINISCHE I N SELN Törn ür mich gibt es zwei Kategorien von Aktivitäten auf See: Regatta- Segeln und Familien-Segeln. Nachdem zu meiner Familie vier schulpfichtige Kinder zählen, Ffnden unsere Törns seit geraumer Zeit in den Sommerferien statt. Hauptsaison also. Man gewöhnt sich daran. Und wird fndig im Austüfteln einer Route, die abseits der Schifsverkehr bisher war beachtlich. Doch gener Kiesstrand, an dem sich nur einige üblichen Trampelpfade führt. entlang der Nordküste wird es deutlich ru- wenige Badende tummeln. Diesmal sind wir zu elft – vier Erwach- higer. Wir bewundern die Eremitage Blaca, sene, sieben Kids – in Dalmatien unterwegs. die gut sichtbar auf den Felsen der Insel Wetterkapriolen Ausgangshafen ist Trogir, wir schreiben An- Brač thront, lassen Stari Grad an Steuer- Unser Tagesziel heißt Sućuraj, ein Fischer- fang August. Massen drängen sich durch bord liegen und suchen uns ein Plätzchen dorf am östlichen Zipfel von Hvar mit die engen Gassen des hübschen Städtchens. in der relativ großen, verzweigten Bucht gerade mal 400 Einwohnern. Wir laufen ge- In meinem Lieblingslokal Kamerlengo ist Žukova. Wunderbar ist es hier, wir sind fak- gen 18 Uhr ein und machen an der Innen- ohne Reservierung nichts zu machen, aber tisch die einzigen, nur eine Motoryacht seite des Wellenbrechers fest. Auch an den wie durch ein Wunder ergattert unsere liegt etwas weiter draußen vor Anker. Ent- Schwimmstegen im Hafen wäre noch Platz, Gruppe in einem anderen Restaurant un- spannt geht also auch im August … doch dort ist es zu seicht für unsere 51er. angemeldet einen freien Tisch. Auch in der Der nächste Tag begrüßt uns mit strah- Auf gut Glück fallen wir in der Konoba 2014 eröfneten ACI-Marina, in der wir lender Sonne und Windstille. Wir verholen Fortica ein, wo wir ausgezeichnet, reichlich unsere Bavaria 51 übernommen haben, uns am frühen Vormittag auf die andere und ausgesprochen günstig essen. Gerade herrschte ausgesprochen reges Treiben. Seite der nach wie vor einsamen Bucht und mal 700 Kuna, also nicht einmal 100 Euro Mir graut vor überfüllten Buchten und dem nutzen die Felsen zum Klippenspringen. will der freundliche Wirt von unserer beinharten Kampf um den letzten Liege- Kinder und Väter sind begeistert; lauter elföpfgen Schar – entweder er hat sich platz im Hafen, deshalb schmieden wir bei Helden in dieser Crew. kolossal verrechnet oder es geschehen eiskaltem Karlovačko einen kühnen Plan: Weiter geht es Richtung Osten. Die Ort- noch Wunder. Wir werden die typischen Highlights der schaft Vrboska, die sich tief in eine von Weniger wunderbar verläuft die Nacht. Region, wie Korčula oder Hvar, links liegen Tannen gesäumte Bucht schmiegt, sieht Neben uns hat eine Fähre festgemacht und lassen und stattdessen die Rückseiten der einladend aus, hier könnten wir Vorräte lässt bis zum Morgen ihren Generator beliebten Inseln anlaufen. Prost! kaufen. Aber noch sind alle Schapps gut brummen. Wer einen tiefen Schlaf hat (= Um die Mittagszeit geht es bei bestem gefüllt, also machen wir nicht Halt; beim Männer und Kinder), lässt sich davon nicht Wetter und leichter Brise los. Nach einem nächsten Mal vielleicht. Zu Mittag ankern stören, die Frauen schauen am nächsten Tag kurzen Badestopp richten wir den Bug wir in der kleinen Bucht vor Pokrivenik, ein wenig zerknittert aus der Wäsche. Was Richtung Hvar und erreichen gegen 16 Uhr wieder ist nichts vom August-Trubel zu sie beim Blick aus dem Salon sehen, trägt die Westspitze der Insel. Der Stadthafen von spüren. Der Flecken könnte kroatischer zur Besserung der Laune nicht bei: Dunkle Hvar und die gegenüber liegende Marina nicht sein: Blitzblaues Wasser, eingefasst Wolken drängen sich am Himmel, es nieselt Palmižana sind garantiert gesteckt voll, der von schrofen Felswänden, idyllisch gele- und der drei Meter hohe, in Bronze gegos- 18 yachtrevue.at • 4|17 yare1704_Kroatien Knoll.indd 18 23.03.17 18:41 Stille Stunden. Ob Sućuraj am Ostzipfel der Insel Hvar (großes Bild links), die Bucht Prokrivenik (links), ebenfalls auf Hvar, oder Pasadur an der Westküste von Lasto- vo (oben) – auch im August lassen sich ruhige Plätze fnden AN KNOLL AN TI S RI H FOTOS: C FOTOS: sene heilige Nikolaus, der am Hafen steht, sertaxi zu der wirklich sehenswerten Stadt. zeigt mit seinem Arm genau in Richtung ei- Nicht umsonst wurde Korčula von der New nes aufziehenden Unwetters. Wir schlüpfen York Times auf Platz 17 der Liste „Places to in unsere Segeljacken, spazieren durch den Visit“ gereiht. Wir bummeln durch die ent- Ort und stocken den Bord-Proviant auf. Es zückenden Gassen, bestaunen die zahlrei- gibt zwei kleine Supermärkte, aber auch chen venezianischen Symbole und kehren Bauern, die frisches Obst und Gemüse in für das Abendessen im „Aterina“ ein. Dort bester Qualität anbieten. sitzt man gemütlich auf einem kleinen Langsam bessert sich das Wetter. Die Platz nahe des Hafens, die hausgemachte Sonne lässt sich zwar noch immer nicht Pasta ist famos und das Preisniveau okay. blicken, dafür weht kräftiger Wind. Bei 20 Deutlich über dem von Sućuraj – aber hey, Knoten jagen wir raumschots zur Nordspit- wir sind in Korčula. ze der Halbinsel Pelješac. Das Seglerherz jauchzt, die Novizen an Bord machen gro- Zurück zur Natur ße Augen und wissen nicht so recht, wie ih- Das Kontrastprogramm zum städtischen nen geschieht. In der weitläufgen Bucht Treiben spielt es am nächsten Tag: Wir se- Lovište lassen wir den Anker für einen Mit- geln nach Lastovo, der am weitesten vom tagsstopp fallen. Da das Wetter aber – ganz Festland entfernten bewohnten Insel Kro- unüblich für die Jahreszeit – immer noch atiens und eines der jüngsten Naturschutz- nicht auf Bade-Modus umgeschaltet hat, gebiete des Landes. Unterwegs begegnen brechen wir bald wieder auf und segeln wir zur Freude von Groß und Klein einer durch den Korčulanski Kanal nach Korču- Delfnschule – ein weiterer Punkt auf der la. Dort holt uns die Realität eines Hoch- To-do-Liste kann abgehakt werden. sommer-Törns ein: Um 16 Uhr sind sowohl Das bekannteste Ziel auf Lastovo ist die ACI-Marina als auch Stadthafen voll besetzt. Skrivena Luka, eine Bucht an der Südküs- Schließlich fnden wir ein Plätzchen mit te mit markanter Einfahrt und hoch auf Landleine in der Uvala Luka. Die Bucht den Klippen klebendem Leuchtturm. Doch wird als Hafen gewertet, deshalb kassiert wir steuern die Westseite an. In Pasadur fn- der Hafenmeister 200 Kuna, also nicht ganz det sich das einzige Hotel der Insel, davor 30 Euro von uns, dann pendeln wir per Was- gibt es eine Anlegestelle mit Murings, Was- yachtrevue.at • 4|17 19 yare1704_Kroatien Knoll.indd 19 23.03.17 18:41 REVIER • DALMATINISCHE INSELN Marina Trogir Split Wohl überlegt. Der Ausgangs- Čiovo hafen lag in Trogir, danach wurden zwar bekannte Inseln Krknjaš angesteuert, man ließ den Veli Drvenik Nečujam Anker aber an wenig über- Maslinica laufenen Plätzen fallen – Šolta B-Seite sozusagen Brač Hvar Žukova Hvar Sv. Klement Pokrivenik Sućuraj Šćedro Vis Lovište Vela Luka Korčula Uvala Luka Korcˇula Gršćica Törn Uvala Gradina Pelješac Pasadur Prežba Mljet Lastovo ser und Strom für etwa 25 Yachten. Wer die Mitarbeiter organisieren einen Mecha- hen und uns zu ebendiesem scheren mö- dort festmachen will, muss sich dem Ort niker, den wir in Vela Luka trefen sollen. gen – alles voll. Ich versuche ihm zu ver- von Süden nähern. Wir entscheiden uns für Der wenig ansprechende und überlaufene deutlichen, dass wir nur Wasser brauchen, die deutlich ruhigere Variante, laufen Pa- Ort stand aus gutem Grund nicht auf un- und tatsächlich organisiert er einen Platz, sadur von Norden an und lassen unseren serer Liste … Doch mit einem neuen Re- an dem wir das kostbare Nass bekommen. Anker in einer perfekt geschützten, runden lais surren die Kühlschränke bald wieder Es dauert zwar eine halbe Stunde, bis er ver- Bucht fallen. Zum Hotel gehört eine klei- und wir verziehen uns in die Uvala Gradi- fügbar ist – so lange bestaunen wir das To- ne Konoba, die alles bietet, was sich auf ei- na, eine sehr schöne Bucht zwei Meilen huwabohu im Hafen – dafür kostet er nen Grill legen lässt. Ein Alleinunterhalter westlich von Vela Luka und fernab des Tru- nichts. Mit gefüllten Tanks und frischem versucht mit Keyboard, Gesang und mobi- bels, wo man uns erneut 200 Kuna für den Brot legen wir ab und suchen uns einen An- ler Disco-Kugel Stimmung zu machen. Sa- Ankerplatz abknöpft. kerplatz zwischen den Inseln Marinkovac gen wir so: Den Kindern hat’s gefallen. Weil sich unser Wassertank leert, wol- und Planikovac; am Nachmittag wollen wir Dass inzwischen beide Bordkühlschrän- len wir am späten Vormittag einen Zwi- weiter nach Maslinica. Doch unsere Pläne ke den Geist aufgegeben haben, gefällt nie- schenstopp in Hvar machen. Dort ist der werden wieder einmal durchkreuzt. Dies- mandem; das ist schlicht ein untragbarer Teufel los und der Hafenmeister gibt uns mal klemmt das Ruder. Anruf in der Basis, Zustand. Wir rufen in der Basis in Trogir an, freundlich zu verstehen, dass wir umdre- drei Stunden später kommt der mobile Yachtservice, nach weiteren zwei Stunden ist der Defekt zwar behoben, die Zeit aber zu weit fortgeschritten; im Dunkeln wol- len wir den ursprünglich geplanten Schlag nicht machen. Also bleiben wir, wo wir sind, und moto- ren erst im Morgengrauen nach Maslinica, später nach Krknjaš. Die Bucht lockt mit klarem Wasser, ist speziell am Freitag aber sehr überlaufen, da sie ein beliebter letzter Stopp auf dem Weg zurück nach Trogir ist.