Manuskriptseite Eines SPIEGEL-Artikels Jeder Text Wird Von Der Hauseigenen Dokumen - Tationsabteilung Auf Richtigkeit Geprüft, Be - Vor Er in Den Druck Geht

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Manuskriptseite Eines SPIEGEL-Artikels Jeder Text Wird Von Der Hauseigenen Dokumen - Tationsabteilung Auf Richtigkeit Geprüft, Be - Vor Er in Den Druck Geht Manuskriptseite eines SPIEGEL-Artikels Jeder Text wird von der hauseigenen Dokumen - tationsabteilung auf Richtigkeit geprüft, be - vor er in den Druck geht. Medien „Knast, wenn du lügst!“ uss ich mir als Journalist, liebe Le - Um Antworten darauf zu finden, bin ich serinnen, liebe Leser, Vorwürfe durch Deutschland gefahren, zu vier Jour - Mmachen, wenn Tausende Deut - nalisten ganz unterschiedlichen Typs, die sche durch Dresden ziehen und „Lügen - Presse Weil die viel über Medien nachgedacht und in ih - presse! Lügenpresse!“ skandieren? Nein, nen selbst viel geleistet haben: zu Wolf muss ich nicht, mit großer Wahrscheinlich - Digitali sie rung die Medien Schneider, dem großen Lehrmeister des keit sind diese Leute nicht meine Leser. ver ändert, sollten wir deutschen Journalismus; zu Claus Kleber, Muss ich mir Sorgen machen, wenn Le - dem besten Nachrichten-Einordner im serbriefschreiber mich als „Dilettant“ be - Journalisten ein neues Ver- deutschen Fernsehen; zu Richard Gutjahr, schimpfen, der „Lügen verbreitet“ und hältnis zu unseren einem der berühmtesten Blogger der Re - „ein heizt“? Ja, das muss ich ernst nehmen, publik. Und zu Jessica Schober, einer jun - diese Leser haben 4,60 Euro für das Heft Lesern entwickeln. Sie sind gen Journalistin, die nach ihrer Ausbildung oder als Abonnent jährlich sogar 228,80 kritischer und mächtiger, wie ein Tischler auf die „Wortwalz“ ge - Euro bezahlt, sie gehören zu den rund zehn gangen ist, von Redaktion zu Redaktion. Prozent der Bevölkerung, die in Nachrich - als vielen von uns lieb ist. ten-Magazinen noch Antworten suchen auf Von Cordt Schnibben I. Wie das Netz unser Lesen verändert wichtige politische, ökonomische, gesell - Wolf Schneider hat mich in seinem Auf - schaftliche und kulturelle Fragen. treten immer an Curd Jürgens erinnert, Als junger Journalist und „Zeit“-Redak - des „Teufels General“. Die Grundausbil - teur dachte ich anders über Leser, ich be - dung bei Schneider, der über 16 Jahre lang wunderte einen Ressortleiter der „Zeit“, tens sind da jene Leser, die Texte gern als die Hamburger Journalistenschule leitete, der allwissend wie ein Chefarzt auftrat, Machwerke abtun, verfasst von voreinge - war so unerbittlich, dass mir jetzt noch vor und immer dann, wenn sich ein Leser da - nommenen Journalisten, die gar nicht oder dem Besuch bei ihm über ein Dutzend Re - rüber beschwerte, dass ein Leserbrief un - schlecht recherchieren und sowieso keine geln im Kopf herumkreisen, die er mir ein - beantwortet geblieben war, dem Schreiber Ahnung haben. gebimst hat: Weg mit den Adjektiven! Her mitteilen ließ, er habe leider einen Zim - Die letzten beiden Gruppen beziehen mit den Verben! Hauptsachen in Haupt - merbrand zu beklagen und dabei müsse ihre Informationen vor allem aus dem In - sätzen! Keine Synonyme! Auch unverges - wohl auch dessen Leserbrief in Flammen ternet, sie besuchen Foren, folgen Blog - sen: „Tragen Sie nie beim Interview ein aufgegangen sein. gern, sie spezialisieren sich, und sie nutzen sichtbares T-Shirt, das ist ein amerikani - Bei der „Zeit“ hieß damals das Erfolgs - viele Quellen, die auch wir Journalisten sches Unterhemd, verdammt noch mal!“ rezept: Wir schielen nicht auf den Leser, nutzen. Trotzdem haben wir einen Infor - Des Teufels Sprachmeister, inzwischen wir machen die Zeitung für uns Journalis - mationsvorsprung, eben weil wir – oft in 89 Jahre alt, lebt mit seiner Frau am Starn - ten, es werden sich schon genügend Leser großen Teams, mit großem Aufwand – vor berger See, er zeigt mir gleich einige Bei - finden, die für so ein Blatt bezahlen. Ort gehen und mit Augenzeugen reden. spiele für die Ursünden der Tageszeitun - Als ich zum $# wechselte Ende Wir bekommen Zugang zu Verantwortli - gen. Darunter zwei Schlagzeilen von der Achtzigerjahre, kam ich in eine Redak - chen, haben Zeit für Recherchen, können „FAZ“ und „SZ“: „Schotten stimmen ge - tion, die stolz darauf war, dass der Leser Beteiligte sprechen, Opfer hören, Täter gen Unabhängigkeit“ und „Schottlands nicht erfuhr, wer die Artikel schreibt und zur Rede stellen, um der Wirklichkeit am ,Nein‘ verändert Großbritannien“. wie sie zustande kommen; fast alle Texte Ende so nah wie möglich zu kommen. Wenn Schneider kritisiert, ist das, als erschienen ohne den Namen des Autors. Und: Beim $# wird jeder Text – be - kritisiere ein Vater zum hundertsten Mal Es war die große Zeit der journalistischen vor er in Druck geht – von der Dokumen - das falsche Deutsch seiner dämlichen Kin - Autokratie. Texte wurden über dem Pu - tationsabteilung auf Richtigkeit geprüft , da der. Dämlich an diesen Überschriften fin - blikum abgeworfen, Widerspruch war das sitzen 60 Experten: Mediziner, Biologen, det er, dass sie auf Seite eins in der größten Werk von Querulanten, denen man am Historiker, Militärexperten und andere Schrift eine Neuigkeit verkaufen, die jeder besten das Abo kündigte. Fachleute. mögliche Käufer der Zeitung längst aus Seit 25 Jahren bin ich beim $# Es hilft aber nichts: Ein Teil von Ihnen dem Radio, dem Fernsehen und vor allem und habe dafür kürzlich eine Treueprämie hält uns dennoch einen „Journalismus dem Internet kennt. erhalten, die eigentlich Ihnen zusteht, aber ohne Fakten“ vor. Mehr oder minder pau - Der „hartnäckigste Fehler“ vieler Zei - dazu später mehr. In all diesen Jahren schal werden Journalisten als willfährige tungen sei es, sagt Schneider, die Leser für musste ich lernen, mit Kritik von Lesern Helfer dubioser Interessen abgekanzelt, im dümmer zu halten, als sie sind. Mit Nach - umzugehen. Doch seit einiger Zeit ver - Chefarztton, das hat sich umgedreht, und richten aufzumachen, die seit 24 Stunden schärft sich der Ton der Zuschriften. Es ist das Misstrauen in solchen Briefen – und kursieren, „ist ein Beitrag zum Selbstmord etwas passiert zwischen mir und Ihnen, in unsere Arbeit – ist unübersehbar. der Tageszeitungen“. Der zweitgrößte Feh - zwischen uns Journalisten und Ihnen, den Wo kommt es her, dieses Misstrauen? ler sei „das törichte Übergewicht der Nach - Leserinnen und Lesern. Warum wenden sich Leser von Zeitungen richten darüber, dass ein Politiker etwas Es gibt drei Gruppen von Lesern, die und Zeitschriften ab, gerade die Jüngeren, gesagt hat“. Briefe oder E-Mails schreiben: Da ist die die auch immer seltener den Fernseher ein - Und wenn er nun schon mal so in Fahrt glückliche Kundschaft, die sich bedankt. schalten? Warum ist der seriöse Journalis - ist, dann haut er auch auf den $# Dann sind da die Leser, die im Großen mus in eine ökonomische Krise geraten – ein, auf die „Zeit“, den „Stern“, auf alle und Ganzen zufrieden sind, aber Fragen obwohl er aufgrund der Weltlage doch ge - Blätter, die gern in Rudeln dieselben The - und fundierte Einwände haben. Und drit - rade mehr gebraucht würde denn je? men hochblasen, Schweinegrippe, Rinder - DER SPIEGEL GF / HFGI 81 Medien wahn, Vogelgrippe und all die anderen der „Stern“ 5,1 Prozent, die „Frankfurter Jeden Monat findet irgendwo auf der Seuchen der Woche, die sich ein paar Mo - Allgemeine Sonntagszeitung“ 5,1 Prozent Welt mindestens eine Konferenz statt, auf nate später wieder in Luft aufgelöst haben: und „Die Zeit“ 2,3 Prozent. der Verlage und Redaktionen darüber de - „Die Seuchen, die nicht von Viren, sondern „Bloß nicht drüber schreiben“, sagen battieren, was sie tun können gegen Leser - von Journalisten verbreitet werden, kosten viele Journalisten, was komisch ist für Leu - schwund und Werbeflaute. In der Analyse auf Dauer Glaubwürdigkeit und Auflage.“ te, die gern über Strukturprobleme aller der Ursache sind sie sich einig: Das Internet Gut so weit. Aber was ist mit dem Netz? möglichen Branchen schreiben. Und wer befördert sowohl die Tendenz zur Ober - Stiehlt es den Leuten nicht die Zeit und glaubt, er könne in Zeiten der Netzöffent - flächlichkeit wie die Tendenz zur Speziali - den Print-Medien die Leser? „Die von per - lichkeit Themen wegschweigen, zeigt, dass sierung, es bietet mehr Zerstreuung und manentem elektronischem Kontakt beses - er noch nicht verstanden hat, wie sich gleichzeitig mehr Vertiefung als vergleich - senen Leute, die Unfähigkeit, mal eine Journalismus verändert hat. bare Print-Medien. Spezialisierte Websites Stunde nicht draufzuschauen“, befriedig - bieten heute ein unvergleichliches Fachwis - ten den Nachrichtenhunger und gingen auf II. Wie sich die Print-Medien verändern sen, in Diskussionsforen von Wikipedia, in Kosten der Print-Medien, das sei so, sagt Die Versuche von Tages- und Wochenblät - vielen Blogs melden sich mehr Experten zu Schneider. Er selbst ist immun gegen die tern, ihre sinkenden Print-Einnahmen Wort als in jedem Leserbriefforum. Und der Reize des Netzes, das Internet ist Sache durch steigende Erlöse im Digitalgeschäft ganze Blödsinn? Natürlich stößt man im seiner Frau, sie hält den Draht in die digi - zu kompensieren, sind bisher wenig erfolg - Netz auch auf viel Blödsinn. Aber ist das tale Welt, sie googelt sogar für ihn, beant - reich. Weder ePaper noch Paywalls allein in einem großen Zeitschriftenkiosk anders? wortet E-Mails. sind der Ausweg. Auch digitale Werbe - Was Journalismus ist, wird neu ausge - Fragt man dagegen den Fernsehmode - einnahmen ersetzen ausfallende Print-Wer - handelt zwischen neuen und alten Medien, rator Claus Kleber, 30 Jahre jünger als bung bestenfalls zu einem Zehntel. Die zwischen Lesern und Werbetreibenden, Schneider, wie sich sein Leseverhalten ver - Hoffnungen der Verleger, mit den inzwi - zwischen Journalisten und PR-Leuten. ändert habe, sagt er: „Mein Zeitbudget schen weitverbreiteten Tablets das Geld Katzenbilder, Hundevideos, Hitlisten der zum
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