Social TV in Deutschland (NLM Band
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inhalt Geleitwort . 7 Richard Gutjahr Vorwort: ,,Fernsehen ist wie YouTube – nur kaputt“ . 9 Christopher Buschow · Beate Schneider Social TV in Deutschland – Eine Einfüh rung in Begrifflich keiten und Forschungs bereiche . .11 . Nutzer: Die Handelnden im Fokus Felix Keldenich Fernsehnut zung im Wandel – Was das Phänomen Social TV über den Zuschauer von heute aussagt . 39 Christian Franzen · Stephan Naumann · Helena Dinter · Melanie Wutschke Buzz, Buzz, Buzz: TV und Social Media – Sechs Erfolgs faktoren der Social‑TV‑Kommunika tion . 51 . Christopher Buschow · Simon Ueberheide · Beate Schneider Was treibt Social TV ? Motive für die Nutzung von Social Media während des Fernsehens . 67 . Daniel Possler · Martin Heuer · Anika Schoft Social TV und Community . Eine Analyse des sozialen Verhaltens von Social‑TV‑Nutzern . .85 . Anika Schoft Über die Faszina tion am Tatort‑Twittern . Eine qualitative Analyse zur Gemeinschafts rezep tion beim Tatort . 109. Fabian Fellechner Sportrezep tion und Social TV: Der Einfluss sozialer Medien auf das Erleben von Fussball‑Live übertra gungen . 121 Inhalte und Funktionen Christopher Buschow · Beate Schneider · Simon Ueberheide Twittern beim Fernsehen: Kommunika tions aktivi täten während der TV‑Rezep tion . 135 . 5 inhalt Lisa Carstensen Print oder Web: Wo sucht das junge Fernsehpublikum nach Programminforma tionen? . 153 Konrad Mischok Wie er zielen deutsche Fernsehsen dungen Inter aktionen auf Facebook? Beschrei bung und Evalua tion der Strategien von Content‑Anbietern . 169 Wirtschaft, Markt und Recht Christopher Buschow · Beate Schneider · Simon Ueberheide · Martin Wiens Social TV in Deutschland 2014: Eine Markteinschät zung . 185 . Horst Stipp The state of Social TV in the US and its Potential for Advertisers . 201 Sohal Fakhri Social TV – Neue Chancen für den deutschen Werbemarkt ? . .215 Ralph Oliver Graef Recht liche Dimensionen von Social TV . 229 . Technik und Forschungsmethoden Patrick Godefroid Die Zukunft des Fernsehens – Eine Einfüh rung in die technologi sche Dimension . .247 . Christian Franzen · Stephan Naumann · Helena Dinter Neue Ver fahren der Reichweiten messung für Social‑TV‑Kommunika tion . 261 Social TV und Big Data: Eine Diskus sions runde zum Aus blick . .277 Die Autoren . 285 6 geleitwort Durch soziale Netz werke und die ständige Ver fügbar keit des Internets auf mobilen Endgeräten können wir Fernsehen heute völlig anders erleben als noch vor fünf Jahren . Konnte man damals eine laufende Sendung allen falls mit Anwesen den oder am Telefon diskutie ren, werden heute Lob oder Kritik an be stimmten Sendun‑ gen – manchmal aber auch die eigene Gefühlslage – mit der Öffentlich keit ge teilt . So gab es beispiels weise auf Twitter während der Partie Deutschland – Brasilien bei der Fußball‑Weltmeister schaft 2014 die er staun liche Anzahl von 35,6 Millionen Tweets welt weit . Wir haben es also, zumindest bei reichweiten starken Live‑Events im Fernsehen, mit einer Massenerschei nung zu tun . Die Möglich keiten des Social TV gehen aber längst über eine reine Kommentarfunk tion hinaus . Es gibt zusätz‑ liche Features für den sog . „Second Screen“ . In einer „Tatort“‑Szene gehen die Ermittler beispiels weise gerade in die Gerichts medizin, als es plötz lich „bing“ macht und für den Zuschauer zu Hause der Obduk tions bericht auf dem Smartphone oder Tablet zum Download bereit steht, er also selbst lesen kann, was der Gerichts‑ mediziner heraus gefunden hat . Welchen Nutzen die Zuschauer aus der Inter aktion mit anderen Usern oder dem Sender ziehen und wie Sender mittels Facebook und Twitter ihr Publikum binden, war u a. Thema des Nieder sächsischen Medien‑ gesprächs zu Social Media am 5 .Juni 2014 in Hannover . Das im Rahmen des Medien gesprächs einbezogene Institut für Journalistik und Kommunika tions‑ forschung der Hoch schule für Musik, Theater und Medien Hannover forscht schon seit einigen Jahren im Bereich Social TV . Die NLM war daher gerne bereit, die unter Federfüh rung von Christopher Buschow und Prof .Dr . Beate Schneider ge‑ sammelten Analysen und Forschungs ergeb nisse zu Social TV in Deutschland in ihrer Schriften reihe zu ver öffent lichen . Welche Folgen mit der Ent wick lung von Social TV in gesell schaft licher, wirtschaft licher, juristi scher und technologi scher Hinsicht möglicher weise einher gehen können, zeigen die Beiträge von Wissen‑ schaftlern aus den unter schied lichen Forschungs bereichen und von Praktikern auf . Andreas Fischer Hannover, im Januar 2015 Direktor der Niedersächsi schen Landes medien anstalt (NLM) 7 Richard Gutjahr vorwort: ,,fernsehen ist wie youtube -- nur kaputt“ „Seiner Zeit oft voraus und fast immer zu spät.“ – So be schreibt sich Richard Gutjahr in seiner Twitter-Signatur. Der Journalist, Blogger und Ent repreneur moderierte am 5. Juni 2014 das Nieder sächsi sche Medien gespräch der Nieder sächsi schen Landes medien- anstalt (NLM) unter dem Titel „Social Media – Neuer Trend oder nur Hype?“. Seine einleiten den Worte dokumentie ren wir hier. Meine sehr ver ehrten Damen und Herren, wer von Ihnen hat Kinder? Bitte heben Sie Ihre Hände! – Dann kennen Sie sicher‑ lich folgen des Phänomen: Sie sind in der Früh unter wegs, auf dem Weg zur Arbeit . Vorher setzen Sie noch die Kinder im Kindergarten oder in der Schule ab und im Hinter grund, im Radio, läuft ein tolles Lied . Zufällig das Lieblings lied Ihres Sohns oder Ihrer Tochter . Das Lied ist zu Ende, und was kommt ganz sicher hinten vom Kinder sitz nach vorn ge grölt? – „Noch mal!“ Jetzt ver suchen Sie mal, einem Kleinkind das Konzept Radio zu er klären . Einem Kleinkind, das mit YouTube auf‑ gewachsen ist . Sie sagen: „Kind, das ist doch Radio . Das geht nicht “. Das Kind schaut Sie an wie ein Auto … Die Dinge, mit denen wir auf gewachsen sind und die wir als völlig normal be‑ greifen, sind für die Genera tion nach uns im Grunde ge nommen ziem lich ver rückt . Und mal ganz im Ernst – eigent lich hat das Kind ja recht . Eigent lich hat das Kind recht und nicht wir . Wir sind es ge wohnt, dass Radio so funktioniert . Aber es war technisch nicht anders möglich . Heute hingegen ist es fast schon exotisch, dass man sich ein be stimmtes Programm linear von einem Formatradio auf zwingen lässt . Dasselbe Phänomen sehen wir beim Fernsehen . Vor einiger Zeit war ich auf einer Diskus sions veranstal tung beim Medien forum NRW . Dort bin ich über folgen den Satz ge stolpert: „Fernsehen“, sagen Jugend liche mittlerweile, „das ist wie YouTube – nur kaputt “. Weil sich Jugend liche nicht mehr gerne vor schreiben lassen, was sie um 20 15 Uhr. zu sehen haben . Es sei denn, es sind Topmodels oder Dschungel‑ Geschichten . Es wird anders ferngesehen und ganz anders um gegangen mit dem Medium . Schauen Sie Serien? Game of Thrones, House of Cards, Breaking Bad? Sie dürfen sich gerne melden, wir ver urteilen Sie nicht . Das ist nämlich interessant . Als Zuschauer lasse ich mir doch nicht mehr von einem Programm planer, der mich und meine Arbeits zeiten nicht kennt, vor schreiben, wann ich wie oft welche TV‑Serie schauen darf . Genauso wenig warte ich noch bis montagmorgens in der Kaffee küche, bis ich frage, ob mein Gegen über Wetten, dass .? . gesehen hat . 9 richard gutjahr Nein, keiner redet mehr zuerst in der Kaffee küche . Die Kaffee küche ist mittlerweile parallel zum großen Live‑Event – sie läuft während dessen. Wer ist hier Medien wissen schaftler im Raum? Eins, zwei – Sie brauchen sich nicht zu schämen – drei, vier . Dann brauch ich Ihnen nichts zu er zählen: Enzens berger, Bertolt Brechts Radiotheorie, die kennt jeder . Die Sender werden zu Empfängern und die Empfänger zu Sendern . Schon seit fünfzig Jahren wird über die Rück kanäle theoretisiert . Und diese Zeit, über die damals noch spekuliert wurde – wie das wohl ist in der Zukunft, wenn alle Autos fliegen – diese Zeit ist jetzt . Der Rück‑ kanal ist da . Und interessanter weise hat man fast den Eindruck, als hätte dieser Rück kanal die Medien landschaft richtig kalt er wischt . Plötz lich sind Tatort‑ Schauspieler darüber ent rüstet, wie es jemandem einfällt, eine Gemüts regung zu zeigen noch während der Film läuft . Und vielleicht sogar etwas zu googeln oder sich nebenbei noch mit Freunden auf Facebook oder Twitter zu unter halten . Ich finde das ein wenig arrogant und welt fremd . Denn wir müssen uns ver gegen wärti gen, dass die Art und Weise, wie wir von oben herab gesendet und Sendun gen empfangen haben, eigent lich noch nicht so alt ist . Es gibt sogar Leute, die be haupten, dass die Massen medien, so wie wir sie kennen, nur eine Laune der Geschichte sind . Ver gegen wärti gen Sie sich, wie man früher Geschichten am Lager feuer erzählt hat . Wie sich die Menschen auf der Agora in Athen Nachrichten über bracht haben . Wie die Leute mitgegangen sind in der Oper . Das war nicht so stocksteif wie am Grünen Hügel in Bayreuth, wo man fünf Stunden auf so einem Holz stuhl sitzt und ge fälligst die Klappe zu halten hat . Die haben ge gessen, haben gejolt, haben teil weise Szenen mitgespielt und sich während dessen unter halten . Das war völlig normal . Es war inter aktiv, es war sozial . Die Technik hat uns in den letzten Jahrhunderten bevor mundet: Einer hat die Druckerpresse – wir alle haben stillschweigend zu lesen . Einer hat den Sendemast – wir alle haben still zu sein, wenn der Tatort läuft . Könnte es nicht sein, dass diese Zeit zu Ende geht? Und dass uns ironischer weise die Technik, die uns einst ge geißelt hat, nun um gekehrt wieder befreit? Ich weiß, dass ich in meiner Vorrede ein wenig pathetisch ge worden bin . Ich glaube, wir müssen zurück zu den Fakten und zu den Menschen mit den Zahlen . Auf gezeichnet von Martin Wiens 10 Christopher Buschow · Beate Schneider social tv in deutschland -- eine einfüh rung in begrifflich keiten und forschungs bereiche „Social Television“ – zu Deutsch ‚soziales Fernsehen‘ – wurde als Begriff im Laufe der 2000er‑Jahre zunächst in Computerwissen schaften und Informatik ein geführt . Er fasste neue technologi sche Ent wick lungen zusammen, die es er möglichten, örtlich ge trennte Nutzer während der Rezep tion von Fernsehprogrammen über Text‑ und Sprachchats kommunikativ zu ver binden (vgl .