Zwei Schlüssel
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Zwei Schlüssel Zur Geschichte des Französischen Gymnasiums Herausgegeben von Bernhard Frank und Rolf Gehrmann Berlin 2014 ISBN 978-3-00-047294-7 Selbstverlag R.G. Titelbild: Truhe aus dem Hugenottenmuseum Berlin, mit freundlicher Genehmigung des Museums aufgenommen von Fabian Gehrmann Mot de la Direction En complément d’un premier volume consacré pour l´essentiel aux souvenirs des anciens, en voici un second à l´occasion du 325e anni- versaire du Collège français / Französisches Gymnasium. Celui-ci élargit l´horizon historique et temporel et nous fait prendre con- science qu´aucun autre lycée berlinois n´est doté d’une structure si spécifique et d´une histoire aussi longue alors que les débuts furent si fragiles. Aucun lycée ou collège du réseau de l´AEFE ne présente une tradition comparable. Notre établissement est une institution unique, mais tout à la fois un lycée berlinois et un établissement français, ce qui lui confère deux apparences sous une même réalité. Et pourtant c’est une unité, fruit d´un travail commun de plus de soixante ans. Le développer pour le bien des élèves, telle est notre mission. Ce jubilé ne sera donc pas le dernier, puisque les conditions essentielles sont remplies : „L´une est la possession en commun d´un riche legs de souvenirs; l´autre est le consentement actuel, le désir de vivre ensemble, la volonté de continuer à faire valoir l´héritage qu´on a reçu indivis“ (Renan). Dans cet esprit – puisse le regard sur le passé nous encourager à construire un avenir com- mun. Grußwort Nach dem ersten Teil der Festschrift zur 325-Jahr-Feier des Franzö- sischen Gymnasiums / Collège français, welche aus den Erinnerun- gen der Ehemaligen erwachsen ist, eröffnet dieser zweite Band eine tiefere historische Dimension. Er macht uns erneut bewusst, dass kein anderes Berliner Gymnasium auf eine so lange Geschichte zurückblicken kann und dabei zugleich eine so spezifische, anfangs durchaus fragil erscheinende Struktur aufweist. Kein Collège und Lycée des französischen Réseau hat eine ähnliche Tradition aufzu- weisen. Unsere Schule ist eine Institution geblieben, die von zwei verschiedenen Seiten aus betrachtet nicht immer als ein und diesel- be wahrgenommen wird. Und doch ist sie eine Einheit, die seit über sechzig Jahren in gemeinsamer Arbeit entstanden ist. Sie zum Nut- zen der Schüler weiterzuentwickeln ist unser Auftrag. Und so wird dieses Jubiläum sicher nicht das letzte sein; denn die wesentlichen Bedingungen sind erfüllt: „L´une est la possession en commun d´un riche legs de souvenirs; l´autre est le consentement actuel, le désir de vivre ensemble, la volonté de continuer à faire valoir l´héritage qu´on a reçu indivis“ (Renan). Möge in diesem Sinne der Blick auf die Vergangenheit auch ein Ansporn sein, die gemeinsame Zukunft zu gestalten. Daniel Bourgel Ursula Jansen (Proviseur) (komm. Schulleiterin) Inhaltsverzeichnis Einleitung ......................................................................................... 7 ROLF GEHRMANN Die Anfänge des Collège français im Lichte neuerer For- schungen ............................................................................. 11 ISA TREBKEWITZ Die Schulordnungen des FG – Dokumente aus der Grün- dungsphase ......................................................................... 31 JENS HÄSELER Samuel Formey ................................................................... 53 MARTIN FONTIUS Zur Bedeutung Jean-Pierre Ermans, des vierten Direktors des Französischen Gymnasiums ................................................ 61 CHRISTIN GROHN-MENARD Ernst Rudolf Lindenborn (1891 – 1964) .............................. 69 ROSE-LUISE WINKLER / TAMARA I. NIKISANOVA Dimitri Timoféeff-Ressovsky, genannt Foma ...................... 83 BERNHARD FRANK Collège Français? Französisches Gymnasium? Lycée Français? Campus franco-allemand? Das FG seit der Wende 1989 ............................................. 105 Literaturliste ................................................................................. 123 Einleitung Dieser Band verdankt seine Entstehung der Vorbereitung der Feier- lichkeiten zum 325jährigen Bestehen des Französischen Gymna- siums. Aus diesem Anlass wurde auch eine kleine Ausstellung ge- plant, welche Schülern, Eltern, Ehemaligen und anderen interessier- ten Personen die Tradition des Hauses in Erinnerung rufen sollte. Bei der Vorbereitungsarbeit stellte sich heraus, dass man zwar auf die Ausstellungstafeln zurückgreifen konnte, die zum Teil die letzten 25 Jahre im Theaterfundus überlebt hatten, dass sich aber eine neue Konzeption als notwendig erwies. Seit der Wiedervereinigung hat die historische Forschung zum Bereich der Frühaufklärung und zur friderizianischen Zeit erstaunliche Fortschritte gemacht. In die- sem Zusammenhang ist die Rolle der Hugenotten in Brandenburg- Preußen erneut ins Licht gerückt worden, und mit ihnen auch ihr Schulwesen. Hinzu kamen in Vergessenheit geratene bzw. nicht genügend gewürdigte zeitgeschichtliche Aspekte. So waren bisher durchaus das Schicksal und die Bedeutung einzelner jüdischer Schulabsolventen und Lehrer dokumentiert – hier wie in anderen Bereichen der Schulgeschichte hat der ehemalige Direktor Dr. Chris- tian Velder Pionierarbeit geleistet – , aber dass es auch Verbin- dungslinien zum Widerstand gegen das NS-Regime gab, war bisher weitgehend unbekannt oder nur einem kleinen Kreis von ehemali- gen Schülern bewusst. Diese Generation, aus deren Reihen zum Beispiel eine beeindruckende Schilderung der Kriegszeit hervorge- gangen ist (Bödecker/Dunskus 2006), wird bald nicht mehr Zeugnis ablegen können.1 Umso bemerkenswerter ist es, wenn nun, wie es hier im Fall Timofeev geschehen ist, noch vorhandenes Material aus dem Familienarchiv der Öffentlichkeit bekannt gemacht wird und wenn zu einzelnen Persönlichkeiten, wie Lindenborn, noch persönli- che Eindrücke dokumentiert werden. Das ist mehr als nur eine Er- 1 Wenige Stunden, nachdem diese Zeilen geschrieben worden sind, kam die Nachricht vom Tode Andrej Timofeevs. Er hatte zuvor noch den Beitrag über seinen Bruder lesen können. 8 Einleitung gänzung zu bereits bekannten Forschungsergebnissen, wie ein Blick auf die bisherige Literatur zeigt (zum Beispiel zu den Timofeevs neuerdings Levit/Hossfeld 2010, zu Lindenborn immer noch Velder 1989). Die Beschäftigung mit diesem Thema mündete schließlich in ein Colloquium zur Geschichte des Französischen Gymnasiums am 17.6.2014, und aus diesem erwuchs die Idee für die vorliegende Publikation. Bis auf Dr. Agnes Winter, deren Beitrag zum Berliner Schulwesen in der Frühen Neuzeit schon anderweitig publiziert worden ist, haben sich alle Referenten dankenswerterweise bereit erklärt, ihre Vorträge in Schriftform zu fassen und für diesen Band zur Verfügung zu stellen. Das sind namentlich die beiden mit dem Forschungszentrum für europäische Aufklärung, Potsdam, verbun- denen Romanisten und Historiker Dr. Jens Häseler und Prof. em. Martin Fontius sowie Christin Grohn-Menard, ebenfalls Historikerin und frühere Studienrätin, die zu Lindenborn gearbeitet hat. Darüber hinaus haben Dr. Rose-Luise Winkler, Wissenschaftssoziologin, und drei aktive bzw. ehemalige Kollegen des Französischen Gymna- siums, der Direktor i. R. Bernhard Frank, Dr. Rolf Gehrmann und Isa Trebkewitz mit Arbeiten zur Geschichte der Schule beigetragen. Wieso aber ist die Geschichte dieser Schule mit zwei Schlüsseln, so der Titel des vorliegenden Bandes, verbunden? Die auf der Umschlagseite abgebildete Truhe stellt zunächst einmal nur ein Objekt aus der Dauerausstellung des Hugenottenmu- seums Berlin dar. Über seine Herkunft besteht Unklarheit, im All- gemeinen wird sie als Geldtruhe bezeichnet. Sie lässt sich nur mit zwei verschiedenen Schlüsseln öffnen, und das betrifft sowohl die älteren Schlösser wie auch die Vorhängeschlösser, die wohl jünge- ren Datums sind. In einer Truhe dieser oder ähnlicher Art wurde ursprünglich auch das Schularchiv verwahrt. Der Zugang erforderte immer die Kooperation zweier Parteien. Manchmal standen sich diese misstrauisch gegenüber, so in der Gründungszeit der Schule während der Auseinandersetzung zwischen dem Philosophielehrer Chauvin und den anderen Mitgliedern des Consistoire. Metapho- risch gedacht und heute in einem anderen Sinne trifft das Bild der zwei Schlüssel immer noch – oder besser gesagt seit der Fusion 1952/53 erneut – zu. Denn nur gemeinsam gelangt man zum Ziel. Einleitung 9 Wir wollen diese Metapher nicht überstrapazieren und keines- wegs beanspruchen, irgendwelche Lehren aus der Geschichte zu vermitteln. Wenn dieses Buch aber dazu beitragen könnte, die letzt- lich gar nicht so fremde Vergangenheit dem Leser näherzubringen, dann hätte es seinen Zweck erfüllt. Das Französische Gymnasium mit seinen Schülern und Lehrern war schon immer eine interessante Schule. ROLF GEHRMANN Die Anfänge des Collège français im Lichte neuerer For- schungen Der geneigte Leser wird sich zu Recht die Frage stellen, was es nach 325 Jahren noch Neues über die Anfänge des Französischen Gymna- siums zu berichten gibt. Ist mit den Festschriften von 1789, 1889 und 1989 nicht bereits alles gesagt? Wurden zudem nicht gerade in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre die verschiedensten Aspekte der Hugenottengeschichte, einschließlich der Gründung des Collège und der Entwicklung der französischen Einrichtungen in Berlin, sorg- fältig analysiert und dargestellt? In der Tat war die Liste der Veröffentlichungen zu unserem The- ma schon 1989 beeindruckend, sodass hier nur die wichtigsten Werke erwähnt werden können. Einige von ihnen sind trotz gewis- ser Mängel unersetzlich,