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[t]akte Das Bärenreiter-Magazin

Wundersame Mischungen Ernst und komisch zugleich: Haydns „La fedeltà premiata” 1I2009 Das geheime Leben Informationen für Miroslav Srnka auf Entdeckungstour Bühne und Orchester Plädoyer für ein großartiges Repertoire Marc Minkowski über die französische Oper des 19. Jahrhunderts [t]akte

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„Unheilvolle Aktualität“ Abendzauber Das geheime Leben Telemann in Hamburg Ján Cikkers Opernschaffen Neue Werke von Thomas Miroslav Srnka begibt sich auf Zwei geschichtsträchtige Daniel Schlee Entdeckungstour Richtung Opern in Neueditionen Die Werke des slowakischen Stimme Komponisten J n Cikker (1911– Für Konstanz, Wien und Stutt- Am Hamburger Gänsemarkt 1989) wurden diesseits und gart komponiert Thomas Miroslav Srnka ist Förderpreis- feierte Telemann mit „Der Sieg jenseits des Eisernen Vorhangs Daniel Schlee drei gewichtige träger der Ernst von Siemens der Schönheit“ seinen erfolg- aufgeführt. Der 20. Todestag neue Werke: ein Klavierkon- Musikstiftung 2009. Bei der reichen Einstand, an den er bietet den Anlass zu einer neu- zert, das Ensemblestück „En- Preisverleihung im Mai wird wenig später mit seiner en Betrachtung seines um- chantement vespéral“ und eine Komposition für Blechblä- Händel-Adaption „Richardus I.“ fangreichen Opernschaffens. schließlich „Spes unica“ für ser und Schlagzeug uraufge- anknüpfen konnte. Verwickelte großes Orchester. Ein Inter- führt. Darüber hinaus arbeitet Liebesgeschichten waren view mit dem Komponisten. er an einer Kammeroper nach damals beliebt, egal ob sie im Isabel Coixets Film „The Secret Alten Rom spielten oder zur Life of Words“. Zeit der Kreuzzüge.

Tschechische und slowakische Neue Musik Neue Musik Oper / Musiktheater Komponisten Verdunkelungen Charlotte Seither – aktuell 11 Neue Wahrnehmungen „Unheilvolle Aktualität“ Matthias Pintschers neuer Zwei Opern von Salvatore Dieter Ammann – aktuell 11 Ján Cikkers Opernschaffen 4 Zyklus 7 Sciarrino vor ihren Urauffüh- Sentimento del tempo rungen in Wuppertal und Fortwährendes Singen Abendzauber Manfred Trojahn schaut Mannheim 13 Zur Neupublikation von Neue Werke von Thomas zurück nach vorn 12 Josef Bohuslav Foersters Daniel Schlee 8 Telemann in Hamburg Himmlisches Jerusalem, Cellokonzert 28 Zwei geschichtsträchtige Brodeln am Bosporus. Beat Furrer – aktuell 9 Opern in Neueditionen 18 Pressestimmen zu heraus- Janáčeks Viola d’amore ragenden Uraufführungen Zur Neuausgabe des Das geheime Leben Happy End für ? der letzten Monate 14 Streichquartetts Nr. 2 Miroslav Srnka begibt sich Händels wirkungsvolle Oper „Intime Briefe“ 28 auf Entdeckungstour Inspirationen steht vor einer Rückkehr auf Richtung Stimme 10 Neues von Komponisten des die Bühne 20 französischen Verlags Henry Lemoine 16

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Romantische Emotionen Happy End für Floridante? Wundersame Mischungen Plädoyer für ein großartiges Mendelssohns Bearbeitung Händels wirkungsvolle Oper In Haydns Oper „La fedeltà Repertoire von Bachs Matthäus-Passion steht vor einer Rückkehr auf premiata“ verbinden sich Ein Gespräch mit Marc Min- die Bühnen ernste und komische Züge auf kowski über die französische Bei Bärenreiter erscheint Men- ideale Weise Oper des 19. Jahrhunderts delssohns musikgeschichtlich Händels zweite Oper für die interessante Version der „Mat- Royal Academy of Music birgt Der Intrigant kommt buffo- Der französische Dirigent Marc thäus-Passion“. Seine Kürzun- den Konflikt zwischen staatli- nesk daher und der Graf gibt Minkowski ist ein Verfechter gen und Bearbeitungen stellen cher Willkür und persönlicher sich als Spaßmacher, meint es des französischen Opernreper- eine anregende Alternative für Ehre. In Halle nähert man sich aber durchaus ernst. Und un- toires aus dem 19. Jahrhundert. die heutige Konzertpraxis dar. auf der Basis des Bandes der ter allem turbulenten Gesche- Im Gespräch erklärt er sich zu Hallischen Händel-Ausgabe hen liegt eine tief empfundene dieser Liebe und entwirft Per- nun wieder ihrer anfänglichen Musik. Es gilt, ein Meisterwerk spektiven für eine Renaissance. Konzeption. wiederzuentdecken.

[Premiere] (Deutsche Erstaufführung) -> [[Uraufführung]] ]

Oper / Musiktheater Oper / Musiktheater Oratorium / Kirchenoper Publikationen / Termine

Wundersame Mischungen Zurück zur Handschrift Musikalische Heiligenscheine Neue Bücher 29 In Haydns Oper „La fedeltà Giuseppe Verdis „Falstaff“ Jonathan Harveys „Passion and premiata“ verbinden sich in einer wissenschaftlich- Resurrection“ 17 Neue CDs und DVDs 30 ernste und komische Züge kritischen Neuausgabe Romantische Emotionen auf ideale Weise 23 der Urfassung 25 Termine (Auswahl) 31 Mendelssohns Bearbeitung von Bachs Matthäus-Passion 19 Sieg der Vernunft Plädoyer für ein großartiges Festspielsaison 2009 32 Louis Spohrs Oper „Jessonda“ Repertoire Glorie und Jammer war eine wichtige Station auf Ein Gespräch mit Marc Min- der Selbstaufopferung Impressum 36 dem Weg zur deutschen kowski über die französische Händels „“ ist neu Nationaloper 24 Oper des 19. Jahrhunderts 26 zu entdecken 21

Titelbild: Szene aus Haydns „La fedeltà premiata“, Premiere: 2.3.2009 London , Royal Academy , Leitung: Trevor Pinnock, Inszenierung: Alessandro Talevi (Foto: RAM / Mark Whitehouse)

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Die Werke des slowakischen Komponisten Ján Cikker (1911–1989) wurden diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs aufgeführt. Der 20. Todestag bie- „Unheilvolle Aktualität“ tet den Anlass zu einer neuen Betrachtung seines Ján Cikkers Opernschaffen umfangreichen Opernschaffens.

Opern voll humanistischen Ideals

Vor zwanzig Jahren starb der slowakische Komponist Ján Cikker. In der Tschechoslowakei wie im westlichen Ausland hatte er bedeutende Erfolge gefeiert. Seine vier- te Oper Auferstehung (Vzkriesenie, 1959–1961) nach Tol- stoi wurde nach der Uraufführung in Prag 1962 in insgesamt 21 Neuproduktionen gespielt, davon allein neun in Westdeutschland einschließlich der Erstauffüh- rung in Stuttgart 1964, einer hochgelobten Inszenierung Günter Rennerts. In der Folge fanden seine Opern Das Spiel von Liebe und Tod (Hra o láske a smrti) nach Romain Rolland, Coriolanus nach Shakespeare und Das Urteil / Das Erdbeben in Chili (Rozsudok) nach Kleist im Ausland ebenso viel Beachtung wie in seiner Heimat – wenn nicht gar mehr. Cikker war damit vor seinen Landsleuten und Zeitgenossen Eugen Suchoň und Ale- xander Moyzes der international erfolgreichste slowa- kische Komponist. Seine Opern vertreten in packenden Sujets und schlagkräftiger musikalischer Gestaltung ein humanistisches Ideal, das im Osten wie im Westen In- teresse fand. Und vielleicht auch irritierte, denn die westdeutsche Kritik rieb sich bisweilen, vor allem An- fang der 1970er-Jahre, an der ideologischen und ästhe- tischen Haltung seiner Opern, der christlich-idealisti- Unideologisches Bekenntnis zur Menschlichkeit: Ján Cikker schen Aussage, der Beschwörung eines humanistischen Menschenbildes und einer – im Vergleich zu zeitgenös- liert. Verbunden mit einer Krankheit waren die fol- sischen Werken wie Nonos Intolleranza oder Zimmer- genden zwei Jahre der Arbeit an der Oper Auferstehung manns Soldaten – gemäßigten Tonsprache. Neuerdings eine Zeit der tiefen Krise und Neuorientierung – ein findet jedoch eine Neubewertung statt, denn im Rück- „Starten gegen den Wind“, wie Detlef Gojowy es nennt, blick auf die Zeiten von Tauwetter und Prager Frühling ein „keinesfalls selbstverständliches und konfliktfrei- mitsamt seinem gewaltsamen Ende 1968 stellt sich die es Vorhaben“. Mister Scrooge wurde erst 1963 unter dem Auswahl seiner Themen als ein letztlich unideologisches Titel Abend, Nacht und Morgen in Kassel uraufgeführt. Bekenntnis zur Menschlichkeit dar, das in der Zeit sei- ner Entstehung keinesfalls selbstverständlich war. „Auferstehung“

„Mister Scrooge“ / „Abend, Nacht und Morgen“ Auferstehung erzählt die Geschichte des Dienstmäd- chens Katuscha, das mehrfach zum Opfer wird. Der jun- „Erlaube dir, den Menschen ohne Liebe zu behandeln, ge Fürst Nechludow verführt sie kurz vor seinem Auf- und es wird kein Ende der Greueltaten und Bestialität bruch in den Krieg auf dem Landgut seiner Tanten. Sie geben, wie ich sie in meiner Umgebung erkannt habe“ wird schwanger und des Hauses verwiesen, nachdem (Tolstoi) steht als Motto über Auferstehung. Seit der vo- ihr Kind gestorben ist. Einige Jahre später wird sie als rausgegangenen Oper Mister Scrooge (nach Charles Di- Prostituierte unschuldig des Giftmordes an einem Bor- ckens’ A Christmas Carol, der Geschichte vom harther- dellbesucher bezichtigt. In ihrem Prozess wird Nechlu- zigen Geizhals, der sich in der Weihnachtsnacht zum dow durch Zufall als Geschworener berufen. Er erkennt mitfühlenden Menschen wandelt) handeln Cikkers seine Schuld an ihrem Schicksal, ist aber zu schwach, ihre Opern von einem Läuterungsprozess ihrer Protagonis- Verurteilung abzuwenden. Als sie zu Zwangsarbeit nach ten. Das Schicksal von Mister Scrooge jedoch brachte ei- Sibirien verbannt wird, gibt er sein mondänes Leben auf nen tiefen Einschnitt im Leben des Komponisten. Bei und will ihr folgen. Sie weist seine Angebote jedoch ver- den Proben am Slowakischen Nationaltheater Bratisla- bittert zurück. Erst als er der sterbenden Katuscha die va 1959 wurde das Stück abgesetzt. Cikker zog auf dem Nachricht von ihrer Begnadigung bringt, finden sie Kongress des slowakischen Komponistenverbandes im zueinander. Das Motiv der Auferstehung wird auf meh- Dezember des Jahres „ideologische Kritik“ auf sich und reren Ebenen thematisiert: von dem Osterkuss am An- wurde in der Folge gesellschaftlich und künstlerisch iso- fang bis zur moralischen Läuterung beider Protagonis-

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ten, der Wiedererstehung ihrer Liebe und schließlich Jahr 1647, das in einem Klostergarten ein Kind gezeugt dem Tod und der Verklärung der Katuscha. Auf die Fra- hat, verurteilt wird und durch das Erdbeben in Santiago ge: „Ist sie tot?“ antwortet Nechludow am Schluss: „Nein, de Chile zunächst vom Scheiterhaufen bzw. Kerker be- sie ist auferstanden.“ freit wird, schließlich aber doch dem fanatischen Vol- Cikker konzentriert die sozialkritische Romanvorla- keszorn nicht entgehen kann. Cikker formt in Das Ur- ge auf die psychische Entwicklung und den Konflikt der teil (1979) aus Kleists Erzählung ein ebenso straffes wie Hauptfiguren und konterkariert diesen mit scharfen wechselvolles Genrebild mit explosiven Volksszenen Situationsschilderungen wie der absurden Gerichtsver- und lyrischen Einschüben. Der Humanitätsappell des handlung oder der grellen Bordellszene mit furiosem Einakters steht in konsequenter Folge der vorausgegan- Cancan. Mit dem selbst erarbeiteten (unter Mit- genen Opern, die allesamt Tragödien sind. arbeit von Fritz Oeser und Verseinlagen von Ján Srmek) realisierte Cikker eine eigene Form der Literaturoper, die eine mehrschichtige Handlung in einer abgründigen „Das Spiel von Liebe und Tod“ Simultaneität ermöglicht. Der innere Monolog der Pro- Mit Das Spiel von Liebe und Tod nimmt Cikker eine Hin- tagonisten wird in autarken Intermezzi filmartig fokus- wendung zu noch deutlicher politisch akzentuierten siert. Im ersten fantasiert Katuscha in einer Art Fieber- Themen vor. Die Oper vergegenwärtigt die Jakobiner- wahn die vergangenen Ereignisse, im zweiten rekapi- tyrannei unter Robespierre in einem konzentrierten tuliert Nechludow die Gerichtsverhandlung und über- Kammerspiel. Romain Rollands Drama schildert die fa- nimmt die Verantwortung für Katuschas Verfall, im drit- talen Geschehnisse im Hause des Wissenschaftlers Jé- ten überkreuzen sich beide Bewusstseinsprozesse in rôme de Courvoisier. Der Gelehrte ist Mitglied des Kon- ihrer Bewegung aufeinander zu. vents und hat als Einziger der Verurteilung Dantons In einer polytonalen Musiksprache ist das tragische nicht zugestimmt, wird damit also zum Verfolgten. Sei- Sujet mit dramaturgisch wirkungsvollen Griffen höchst ne Frau Sophie liebt den Girondisten Vallée, der bei ihr suggestiv in Szene gesetzt, etwa wenn Cikker die Ge- Zuflucht sucht. Unter dem Ansturm der Schergen jedoch richtsszene verschärft, indem er die Personen sprechen entscheidet sie sich gegen eine Flucht mit dem Gelieb- lässt, oder schließlich die Trostlosigkeit des Gefängnis- ten und für den Opfertod mit ihrem Mann. Ihr Unter- lagers im dritten Akt mit quasi-sakralen Chören zu ei- gang wird zum Appell exemplarischen menschlichen ner Botschaft der Erlösung umdeutet. Der Operntod der Leidens und zur Überhöhung moralischer Werte. In der Katuscha zählte für Fritz Oeser (wie er an den Kompo- Dramaturgie der Oper arbeitet Cikker wiederum mit nisten schrieb) zu den wirkungsvollsten der Musikge- mehreren Schichten. Während das Spiel auf der Bühne schichte. Musikalisch verwirklicht Cikker die Verklärung am Schluss im Rückgriff auf die Musik der unbeschwer- ten Unschuld der jungen Katuscha. Auferstehung war ein einhelliger Erfolg und brachte Cikker den internationalen Durchbruch, der dazu führ- te, dass seine folgenden Opern jeweils in mehreren Städ- ten gespielt wurden. So hatte Das Spiel von Liebe und Tod 1969 bei den Münchner Opernfestspielen seine Ur- aufführung und wurde im gleichen Jahr in Wuppertal gespielt, 1970 in Stockholm, 1971 in Bern und (erst) 1973 in Bratislava. Coriolanus wurde 1974 in Prag uraufge- führt und in Mannheim gespielt, 1977 in Weimar.

„Das Urteil“

„Alles was die Einbildungskraft sich Schreckliches vor- stellen kann, muss man zusammen nehmen, um das Entsetzen einigermaßen vorzubilden, darin sich die Menschen befinden müssen, wenn die Erde unter ihren Füßen sich bewegt“, schrieb Kant 1755. Eine solche Ge- schichte müsse, „weil sie eine Wirkung auf das Herz hat, vielleicht auch eine auf die Besserung desselben haben „Auferstehung“, Neuinszenierung am Slowakischen Nationaltheater können“. Kleists Erdbeben in Chili schildert in der Tat Bratislava 1996 (Photo: Katarína Marenčinová / Archiv des Entsetzliches, den Lynchmord an einem jungen Paar im Slowakischen Nationaltheaters)

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auf eine konzentrierte Dreiecksgeschichte zugespitzt ist, sind die zeitgeschichtlichen Zustände simultan in Chö- Ján Cikkers Opern ren, Bühnenmusiken und Filmprojektionen präsent. Musikalisch geht Cikker zu einer Zwölftönigkeit und Juro Jánošík Polytonalität über und schließt tonale Passagen ganz Text: Štefan Hoza aus, die es noch in Auferstehung gab. Oper in 3 Akten/6 Bildern (1950–1953), 1954 Nationaloper Bratislava

„Coriolanus“ Beg Bajazid (Fürst Bajazid) Text: Ján Smrek, „Eine Tragödie ohne Gnade, ohne einen Schimmer Hoff- 3 Akte mit Prolog (1955/56); nung“ war für Cikker Shakespeares Coriolanus, den er 1957 Nationaloper Bratislava als Stoff für seine sechste Oper wählte. Der zwiespälti- ge Held Coriolan, Despot, Volksfeind, Verräter, „ein durch Mister Scrooge Hass bis zum Verrat gejagter Feldherr“, wird von Cikker Text: Ján Cikker nach Charles Dickens, in seiner Entwicklung „in einen komplizierten, Gnade A Christmas Carol, suchenden Menschen unseres Zeitalters“ dargestellt. Oper in 3 Akten/4 Bildern (1958/59) Seine Oper spitzt den Konflikt auf das Gegeneinander 1963 Kassel als „Abend, Nacht und Morgen“ von Masse und Einzelnem zu und stellt das „pausenlo- se Ringen um die Macht und gegen die Machtergreifer“ Vskriesenie (Auferstehung) (Cikker) als Leitmotiv der Geschichte in seiner „unheil- Text: Ján Cikker nach Lev Tolstoj, Vozkresenie vollen Aktualität“ in den Vordergrund. Vierzehn Bilder Oper in 3 Akten/6 Bildern und 3 Intermezzi erzählen diesen Konflikt in teils grellen Farben und (1959–1961) scharfen Kontrasten, in rasanten Chorszenen und 1962 Nationaltheater Prag Schlachtenmusiken, denen verinnerlichte Zwischenmu- siken und expressiv lyrische Soloteile gegenübergestellt Hra o láske a smrti (Das Spiel von Liebe und Tod) sind. Text: Ján Cikker nach Romain Rolland, Oper in 1 Akt (1966–1968) 1969 München „Aus dem Leben der Insekten“ Coriolanus Cikker beschloss sein Opernschaffen 1986 mit einer ab- Text: Ján Cikker nach surden Komödie – der einzigen in seinem Œuvre: Mit Oper in 3 Akten/14 Bildern (1970–1972) Aus dem Leben der Insekten (Zo života hmyzu) schrie- 1974 Nationaloper Prag ben die Brüder Čapek 1921 eine Fabel über die Gefahr totalitärer Herrschaft. Der Gang eines Landstreichers Rozsudok (Das Urteil) durch die Insektenwelt endet in einem unerbittlichen Text: Ján Cikker nach , Das Ameisenstaat. Drei Jahre vor dem Ende der sozialisti- Erdbeben in Chili schen Systeme mutet Cikkers Oper über den ehemals Oper in 3 Akten/5 Bildern (1976–1978) prophetischen Stoff wie ein Abgesang an. 1979 Bratislava Marie Luise Maintz Obliehanie Bystrice (Die Belagerung von Bystrica) Text: Ján Cikker nach Kálmán Mikszáth Oper in 3 Akten/9 Bildern (1979–1981) 1983 Bratislava

Zo života hmyzu (Aus dem Leben der Insekten) Text: Ján Cikker nach Karel und Josef Čapek Oper in 3 Akten (1983–1986) 1987 Bratislava

Verleih: Alkor-Edition

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Nachdem Matthias Pintscher mit dem Quartettsatz „Study IV for Treatise on the Veil“ seinen Zyklus über Cy Twomblys Bilder abgeschlossen hat, folgen neue Verdunkelungen Projekte für das Scharoun Ensemble und das Klang- Matthias Pintschers neuer Zyklus forum Wien.

Mit sonic eclipse komponiert Mat- Seine vierteilige „Study“ über Cy thias Pintscher einen neuen dreitei- Twomblys Treatise on the Veil, worin ligen Zyklus für Ensemble. Die ersten er mit präparierten Streichinstru- beiden Teile, celestial object I und II, menten von Solo bis Quartett „das werden vom Scharoun Ensemble in gleiche Sujet immer wieder mit ver- und Zermatt bei der Sommer- schiedenen Perspektiven, anderer akademie der Berliner Philharmoni- Zeichnung, verschiedenen Techniken ker uraufgeführt, und der dritte, und Materialien darstellt“, bezeich- occultation, vom Klangforum Wien net Pintscher als abgeschlossen, je- anlässlich seines 25-jährigen Beste- doch mit einem Vorbehalt: „Ich habe hens 2010 in Witten. Das Phänomen noch die Vision, alle Studies überein- der Eklipse, also des Übereinanderschiebens von Him- ander zu legen und an verschiedenen Positionen im melskörpern und der gegenseitigen Verdunkelung im Raum simultan zusammenzuführen in einer neuen kor- Moment der vollständigen Abdeckung, ist Sinnbild für respondierenden Partitur.“ Marie Luise Maintz einen kompositorischen Vorgang der Annäherung und schließlich momentanen Verschmelzung von völlig ver- schiedenartigen Elementen. „Die musikalische Idee ist, Matthias Pintscher – aktuell dass im ersten Stück die Trompete und im zweiten das Horn eine Solistenfunktion übernehmen. Die Konturen Bei den „Prager Premieren“ spielen Mitglieder des der beiden Stücke werden im dritten Teil quasi überein- Ensemble Modern die tschechischen Erstaufführun- ander gelegt, wobei das Material der beiden Stücke to- gen von nemeton und Study II und III for Treatise tal heterogen ist und im Moment des Beieinanderseins on the Veil (19.3.09). +++ Die deutsche Erstaufführung miteinander verschmilzt. Mich hat interessiert, das Re- von pourquoi l’azur muet. musique de „L’espace pertoire von zwei sehr unterschiedlichen Instrumenten, dernier” pour soprano, mezzo et orchestre spielt das die doch einer Familie angehören, zu untersuchen und Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Krzysztof die beiden Instrumente sehr verschieden klingen zu las- Urbanski, Solistinnen sind Anu Komsi und Claudia sen. Dieses ganz heterogene Klang- und Gestaltungsre- Mahnke (23.4.09). +++ In der Carnegie Hall New York pertoire wird langsam zusammen und übereinander dirigiert Matthias Pintscher ein Konzert des Ensemble geführt und schließlich auch das Ensemble hinein ge- ACJW, in dem unter anderem Choc (Monumento IV) zogen, so dass alles wirklich zu einer Stimme, einem aufgeführt wird (25.4.09). +++ Beim Melbourne Sym- Instrument und Klanggestus verschmilzt und anschlie- phony Orchestra ist Matthias Pintscher als Dirigent ßend auch wieder auseinanderfällt. Bildlich entspricht und Komponist zu Gast mit den australischen Erstauf- dies genau der Eklipse.“ führungen von OsirisOsiris, Reflections on Narcissus mit Sein Interesse für das Zyklische, also für mehrteili- Alban Gerhardt als Solist sowie Transir mit Sebasti- ge Kompositionen mit verwandten Sujets, begründet an Wittiber als Solist (2./6./9.5.09). +++ In der Spiel- Pintscher mit einem Bedürfnis nach einem kontinuier- zeit 2008/09 ist Matthias Pintscher als Artist in resi- lichen Weitergehen: „Ich möchte etwas weiterkompo- dence Gast im „RSO Spektrum“ des Radios-Sinfonie- nieren, was ich gerade verlassen habe. Es geht darum, orchesters Stuttgart. +++ Für das Scharoun Ensemble eine ganz neue Aufgabenstellung zu suchen und doch Berlin komponiert er celestial object I and II, zwei organisch von einem Zustand in den nächsten zu ge- neue Ensemblewerke mit Uraufführungen in Berlin langen.“ Auch in seinem nachfolgenden zyklischen und Zermatt, die zu dem Zyklus sonic eclipse gehö- Projekt, als dessen erster Teil eine Komposition für das ren. +++ Beim Zermatt Festival 2009 leitet Matthias New York Philharmonic Orchestra unter seinem neu- Pintscher als Composer in residence mehrere Konzer- en Chef Alan Gilbert mit Thomas Hampson als Solist te des Scharoun Ensembles Berlin. Neben der Urauf- entsteht, wird Matthias Pintscher diesen Weg weiter- führung von celestial object II erklingen u. a. gehen: Schon in she-cholat ahava ani, seinem A-cap- A twilight’s song mit als Solistin, Ja- pella-Werk für das SWR Vokalensemble, das im Febru- nusgesicht und Study II for Treatise on the Veil ar in Stuttgart uraufgeführt wurde, komponierte er ei- (11.–13.9.09). +++ Im April 2010 wird occultation, der nen Text aus „shir ha shirim“, dem Hohelied Salomos. dritte Teil des Zyklus sonic eclipse, durch das Klang- In seinem neuen Werk für Bariton und Orchester kom- forum Wien anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums biniert er diesen biblischen Text mit zeitgenössischer uraufgeführt. +++ Das New York Philharmonic mit Lyrik, Liebesgedichten von Yehuda Amichai, dem im Thomas Hampson als Solist wird im April 2010 unter Jahr 2000 gestorbenen jüdischen Dichter. Auch dies ist der Leitung von Alan Gilbert Matthias Pintschers Neue Teil eines neuen Zyklus, den das Ensemble Intercon- Komposition für Bariton und Orchester uraufführen. temporain weiterführen wird.

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Für Konstanz, Wien und Stuttgart komponiert Thomas Daniel Schlee drei gewichtige neue Werke: ein Klavierkonzert, das Ensemblestück „Enchante- Abendzauber ment vespéral“ und schließlich „Spes unica“ für gro- Neue Werke von Thomas Daniel Schlee ßes Orchester. Ein Interview mit dem Komponisten.

[t]akte: Sie haben ein Klavierkonzert für die Südwest- deutsche Philharmonie komponiert. Bei der Kompositi- on eines Klavierkonzerts stellt sich ja immer die Frage, wie es sich zum Topos des Virtuosenkonzerts verhält. Sie selbst sind ein renommierter Organist. Wie gehen Sie in Ihrem neuen Konzert mit dieser Frage um?

Schlee: Generell ist es eine komplexe Aufgabe, ein Solo- konzert mit all den technischen Möglichkeiten und An- forderungen der Gegenwart zu schreiben, wenn man selbst nicht ein ausgewiesener Virtuose auf dem Instru- ment ist. Ich bin Organist und ein leidenschaftlicher Kla- vierspieler, aber kein Pianist. Und all meine Klavierwer- ke sind poetische Einzelstücke, in denen die Anschlags- vielfalt oder das poetisch Zerbrechliche im Klavierton ausgenutzt werden. Bei einem Klavierkonzert finde ich jedoch die solistische Entfaltung sehr wichtig, und auch, innerhalb der gewichtigen Literatur in diesem Genre doch etwas Neuartiges, jedenfalls: Eigen-Artiges zu schaffen. In diesem Fall ist es die Form, denn sie grup- piert vier Sätze in Paare, die auf eine eigenwillige Art zusammengehören. Der erste Satz ist ein buntes Kalei- doskop thematischer Elemente, die im ganzen Konzert Verwendung finden. Der zweite Satz bringt attacca die Ausarbeitung eines dieser Elemente als Scherzo, eine lyrische Figur über einem charakteristischen Rhythmus, die im ersten Satz nur einen kurzen Moment aufgetre- ten war und dann als eine Art weit auskomponierter Coda wieder im Scherzo auftritt. In meinen Kompositi- onen knüpfe ich immer an den großen Strom der Geschichte an. Hier etwa kehrt der langsame Satz das Deutliche Thesen aufstellen: Thomas Daniel Schlee (Photo: Carinthischer Sommer) Prinzip von Ravels G-Dur-Konzert um, wo ein einsames Klavier singt und singt. In meinem Konzert ist es das Orchester, das lange Zeit allein erklingt, bevor das Solo- mich die Gestaltwerdung von Glück darstellt: das Glück instrument mit einer Replik einsetzt, um zur einzigen an einem linden Sommerabend, wenn alles sich in Har- Kadenz des Konzertes zu gelangen. In diesem dritten monie befindet. Ich habe eine Disposition gefunden, ein Satz ist die Tonalität frei gehandhabt, während das Stück eigenartiges Ensemble, das diese linde Stimmung aus- ansonsten über große Strecken modal gefärbt ist. Der drücken soll. Das Stück wird vornehmlich durch die Schlusssatz präsentiert dann eine vollkommen neue Klangfarbe geleitet. Altflöte, Englischhorn, Kontrafagott, Landschaft – es treten völlig neue Themen auf. Mit der Horn, Violine, zwei Bratschen und Violoncello, Harfe und Virtuosität gehe ich im Sinne von Scarlatti um. Der vir- Celesta – also mehrheitlich tief klingende, sanft-dunkle tuose Rausch, wie etwa bei Liszt, bleibt unberührt. Es Instrumente. Für mich sind solche Anregungen, wie sie geht immer um die Durchsichtigkeit der Bewegung, so- von Bildern, religiösen Sujets oder Worten ausgehen, oft wohl in den virtuosen wie in den lyrischen Teilen. Auslöser für Musik, ich komponiere immer nach einem Leitgedanken, und der ist nur selten rein musikalisch. Das Ensemble „die reihe“ in Wien spielt als erstes Spezi- In diesem Fall enthält das Bild mit einem Geiger und alistenensemble nach dem 2. Weltkrieg in der Geschich- einem Vogel sogar musikalische Elemente. Das Stück ist te der Neuen Musik eine bedeutende Rolle. Sie sind um eine Studie über die Langsamkeit, und es geht darum, ein Stück für das Konzert zum 50-jährigen Jubiläum mit Klängen die Poesie des von Chagall so wunderbar gebeten worden. Was komponieren Sie für „die reihe“? dargestellten Augenblickes zu treffen. Den Hörer erwar- tet fließende Schönheit … Diese Komposition ist gleichsam ein Gegenstück zum Klavierkonzert, es bleibt durchwegs im Inneren von Gibt es in Ihren Kompositionen für Orchester durchgän- Klang und Gefühl. Es bezieht sich auf ein Gemälde von gige Fragestellungen, etwa im Hinblick auf den großen Chagall, Enchantement vespéral (Abendzauber), das für Apparat?

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Nicht in einem intellektuellen Sinn, sondern eher im lungen nur möglich, wenn er das, was er ausdrücken handwerklichen. Das ist der Versuch, im Laufe der Jahre will, nicht in Zweifel zieht, sondern seinen Formen, sei- zu Klängen zu kommen, die möglichst wenig gebrochen nen kontrapunktischen Entwicklungen die Zeit lässt, sind, also eine Abkehr von dem Raffinement durch Zer- durch die sie zur Kunst werden. splitterung – obwohl ich ein unglaubliches Vergnügen In Spes unica – der Titel entstammt dem Hymnus „O an raffinierten Klängen habe. Die Sujets meiner letzten crux ave, spes unica“, „Sei gegrüßt, du heiliges Kreuz, Orchesterstücke haben alle damit zu tun, den Musikern unsere einzige Hoffnung“ – wird es um eine große Cres- Linien in ihre Hände und Instrumente zu geben, die sich cendo-Struktur gehen, deren Umrisse sich im Laufe des beim Musizieren automatisch erschließen. Stückes verschärfen und verdeutlichen werden. Die te- leologische Anlage zielt auf den großen, ungebrochenen Das Staatsorchester Stuttgart unter Manfred Honeck Orchesterklang. Kunst muss die Möglichkeit haben, wird „Spes unica“, Ihre neue Komposition für großes deutliche Thesen aufzustellen. Es geht also nicht darum, Orchester, in einem Konzert mit Werken von Frank Mar- melodische Linien zu zerbrechen oder Farbigkeit sofort tin und Bruckner uraufführen. Spielt dieser Kontext für wieder zu zerstäuben, sondern innerhalb einer Entwick- Sie eine Rolle? lung zu einem schönen Klang zu gelangen. Anders als in Musik für ein Fest, der Inaugurationsmusik für das Es war kein Zufall, dass ich gebeten wurde, einen Bei- 2006, die mit dem großen Klang trag zu einem Programm mit Werken von Frank Martin beginnt, ist hier der Gedanke, den Aggregatzustand des und Bruckner zu verfassen. Martin kannte ich persön- Klanges langsam entstehen zu lassen. lich, habe ihn als Person tief verehrt und liebe seine Die Fragen stellte Marie Luise Maintz. Musik. Der lyrische Ernst seiner mit relativ schlichten Mitteln so charakteristischen Musik, die behutsame Konsequenz seines Tonsatzes und nicht zuletzt seine Thomas Daniel Schlee – aktuell Verwurzelung im Religiösen habe ich stets als vorbild- lich, als mir nahe empfunden. Ich habe erst spät zu In Konstanz wird Thomas Daniel Schlees Konzert für Bruckner gefunden. Was mich sehr reizt, und was gera- Klavier und Orchester von der Südwestdeutschen de das Sujet des neuen Stückes werden soll, ist die Frage Philharmonie Konstanz unter Leitung von Thomas nach dem Affirmativen in der Kunst. Das Ungeheure bei Kalb uraufgeführt. Solist ist Klaus Sticken (1./3.4.09, Bruckner ist, wie er eine Kunst hat erdenken können, 4.4.09 in Singen). +++ Die Kirchenoper Ich, Hiob wird die Zeit so stark auffaltet und einen solch großen Zu- in der Minoritenkirche Linz gespielt (27.3.09). +++ Zum sammenhang schafft. Mich fasziniert der magische Jubiläum des Ensembles „die reihe“ wird Thomas Da- Moment, in dem der Übergang von der Tonsatzaufgabe niel Schlees Enchantement vespéral (Auftragswerk zur höchsten Kunst angesiedelt ist. Der Übergang zwi- des Ensembles „die reihe“ zum 50-jährigen Bestehen) schen dem Konventionellen und dem Genialen bei im Radiokulturhaus des ORF in Wien uraufgeführt Bruckner ist das eigentliche Geheimnis für mich. Mit (3.6.09). +++ Für das Staatsorchester Stuttgart kompo- dem Affirmativen meine ich eine Kunst, die sich die Zeit niert Schlee Spes unica für großes Orchester. Manfred nimmt, das vollkommen auszusprechen, was sie sagen Honeck dirigiert die Uraufführung (12.7.09). will. Bei Bruckner sind diese ungemein langen Entwick-

Beat Furrer – aktuell 2010 in geplant. +++ Bei Kairos ist das Konzert für Klavier und Orchester auf CD erschienen, zusam- Ausblick men mit spur, lotófagos I, invocation VI und retour an Das Konzert für Klavier und Ensemble wird vom dich sowie auf DVD Begehren in der szenischen Pro- Ensemble Contrechamps in Genf und beim Festival duktion von Reinhild Hoffmann (Regie) und Zaha MaerzMusik in Berlin gespielt (24./26.3.09). +++ Das Hadid und Patrick Schumacher (Bühne). Klangforum Wien spielt die US-Erstaufführung von spur beim Austrian Cultural Forum in New York Rückblick (6.4.09). +++ Für die Donaueschinger Musiktage 2009 Im März 2009 war Beat Furrer ein Porträt bei der Bien- komponiert Furrer ein neues Werk für Orchester, das nale Salzburg gewidmet. Es wurden u. a. das Konzert in einem Konzert des SWR Sinfonieorchesters unter für Klavier und Ensemble, Xenos und FAMA VI vom seiner Leitung uraufgeführt wird (18.10.09). +++ Die Ensemble Contrechamps unter der Leitung des Kom- Uraufführung seines neuen Musiktheaters Wüsten- ponisten aufgeführt sowie spur vom stadler quartett buch nach einem Libretto von Händl Klaus ist im März (5.–8.3.09).

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Miroslav Srnka ist Förderpreisträger der Ernst von Siemens Musikstiftung 2009. Bei der Preisver- leihung im Mai wird eine Komposition für Blech- Das geheime Leben bläser und Schlagzeug uraufgeführt. Darüber hin- Miroslav Srnka begibt sich auf Entdeckungstour aus arbeitet er an einer Kammeroper nach Isabel Richtung Stimme Coixets Film „The Secret Life of Words“.

Über das Erzeugen einer Erwartung, das Sammeln von Aufmerksamkeit und über die Gattung der Fanfare schreibt Miroslav Srnka ein Stück für Blechbläser und Schlagzeug. Die Komposition für den Festakt des Ernst von Siemens Förderpreises in München nimmt der frischgebackene Preisträger zum Anlass, die Rolle sol- cher Signalmusiken zu hinterfragen. „Wie eine Inter- punktion in einem gemeinschaftlichen Ereignis funk- tionieren diese Stücke. Die Zeit erfährt eine Zäsur, die Aufmerksamkeit wird auf einen Punkt konzentriert und eine Spannung für das erzeugt, was folgt“, erläutert Srn- ka. Eine Studie über das Erwartungsprinzip ist demnach auch kompositorisches Thema des Stückes für vier Hör- ner, je zwei Trompeten, Posaunen und Schlagzeuger. „Mit dem Klang von Blechbläsern verbindet sich auto- matisch die Vorstellung von großer Lautstärke. Das macht ihre leisen Klänge besonders spannend, weil sie per se eine Erwartung wecken.“ So wird gerade die Laut- stärke zum weiteren kompositorischen Thema. Neben der Dynamik spielt er mit dem Ursprung der Fanfare – vor allem dem etymologischen: Es ist kaum bekannt, dass das Wort Fanfare entweder einen onomatopoeti- schen Grund hat, oder auch von dem arabischen „far- far“ (Schwätzer) und mittelbar dem spanischen „fanfar- ron“ (Großmaul) abgeleitet sein könnte. „Die Idee zu der Komposition kam beim Nachdenken über die Funktion von Musik bei einem Zusammentreffen von Menschen,

das nicht primär ein Konzertereignis ist, sondern auch Richtung Bühne: Miroslav Srnka Gespräch, gesellschaftliches Ereignis, Unterhaltung. Im Konzert ist die Konzentration und Stille eine Vorausset- zung, in die Musik dann hinein gespielt wird. Eine Fan- schreibt, ermöglicht dieses Förderungsmodell „eine gro- fare jedoch erklingt, um eine solche konzentrierte Stille ße Freiheit, denn der Komponist ist nicht der einzige erst zu erzeugen.“ maßgebliche Autor, der alleine vor dem Papier sitzt. Die Bühnenumsetzung ist hier ein Teil des Kompositions- „The Secret Life of Words“ vorgangs, also wird wirklich ein Schritt hin zum ,Ge- samtkunstwerk’ vollzogen. Wir arbeiten zusammen an Eine Recherche über die Kommunikation betreiben Mi- allen Parametern des Abends, suchen nach einem kon- roslav Srnka und der australische Regisseur Matt Lut- sequenten Ganzen, das sich aus der Zusammenarbeit ton für ihre abendfüllende Kammeroper nach Isabel entwickelt.“ Coixets Film The Secret Life of Words (Das geheime Le- The Secret Life of Words handelt von zwei Menschen, ben der Wörter). Die beiden Künstler haben zusammen die ein Trauma erlebt haben. Als sie aufeinander tref- eines der begehrten Fellowships von Aldeburgh Music fen, finden sie einen Weg zur Auflösung, indem sie ler- erhalten, das ihnen ermöglicht, im Team ein Musikthe- nen, zu dem anderen über sich selbst zu sprechen. „Die- ater zu schreiben. Das Konzept des Fellowship sieht vor, ser Weg hin zu einer Kommunikation interessiert uns. dass eine Projektphase von anderthalb Jahren finanziert In dem Film wird über das langsame gegenseitige Er- wird, also die Arbeit an einem dramaturgischen Kon- fahren der Verletzungen des anderen eine Barriere auf- zept unterstützt wird und im Rahmen dessen auch wei- gelöst – und dies läuft synchron zum Verstehen des Zu- tere Künstler, Bühnenbildner oder Schriftsteller, beauf- schauers. Wie diese Verständigung im Verlauf entsteht tragt werden können. Das Fellowship ermöglicht ge- und sich entwickelt, ist unser Thema. Und die große meinsame Treffen, Studienreisen und zwei einwöchige Emotionalität von Isabel Coixets Erzählweise hilft uns Workshops in Aldeburgh, um die Ideen mit Musikern dabei. “ Auf der musikalischen Ebene wird die Entwick- und Sängern zu überprüfen. Dieses Konzept, verbunden lung mitvollzogen: „Dieser Prozess wird in unserem mit der Tatsache, dass ausdrücklich Autorenteams aus- Musiktheater symbolisiert durch eine Entwicklung der gezeichnet werden, ist eine reizvolle Alternative zum Hauptpersonen vom Sprechen hin zum Operngesang. herkömmlichen Kompositionsauftrag. Wie Srnka be- Die Protagonisten singen nicht im selben Duktus von

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Anfang bis zum Schluss, sondern entwickeln sich, und dies symbolisiert die Frage, wie sie miteinander kom- Miroslav Srnka – aktuell munizieren können. Was nicht gesagt werden kann, mag vielleicht gesungen werden. Unser Versuchsfeld ist Ausblick dieser Weg zur gestützten, voll aussingenden, kunstvoll Miroslav Srnka erhält den Förderpreis der Ernst von geführten Opernstimme, und die Frage, inwiefern das Siemens Musikstiftung 2009. Die Preisverleihung auf der Bühne tragend ist.“ findet am 15. Mai 2009 bei einem Festakt in den Darüber hinaus sind es die Parameter des Dramati- Münchner Kammerspielen statt. +++ Bei den Prager schen, die Srnka beschäftigen. „Was mich am meisten Premieren wird das Ensemble Modern die tschechi- interessiert, ist die dramatische Ausdeutung des Tem- sche Erstaufführung von Miroslav Srnkas Les Adieux pos und des Registers beim Singen. Für das Wahrneh- im Dvořák-Saal des Rudolfinums unter der Leitung men der Singstimme sind gerade diese Parameter sehr von Matthias Pintscher spielen (19.3.09). +++ Im Rah- wichtig, also wie schnell, flüssig oder unterbrochen man men eines Fellowship von Aldeburgh Music erarbei- artikuliert und in welcher Lage man singt, zunächst tet Srnka zusammen mit dem australischen Regisseur unabhängig von dem musikalischen Material. Ich be- Matt Lutton eine abendfüllende Kammeroper nach treibe – wie bereits in dem Ensemblestück mit Sopran- dem Sujet von Isabel Coixets Film The Secret Life of solo My Life Without Me – sozusagen eine Recherche Words. zum Gesang ohne (thematisches) Material, eine Art De- Materialisierung.“ Diese Arbeit ist ein Resultat eines Rückblick generellen Schwerpunkts von Srnkas Komponieren. „Ich In wurde My Life Without Me für Sopran und war immer an der menschlichen Stimme interessiert – Ensemble nach dem Sujet von Isabel Coixet vom En- obwohl ich bisher wesentlich mehr Instrumentalmusik semble Intercontemporain und der Sopranistin Cla- komponiert habe. Zudem wird auch meiner instrumen- ron McFadden uraufgeführt (28.11.08). +++ Bei den Kas- talen Musik ein gewisses dramatisches Potenzial be- seler Musiktagen sang die Mezzosopranistin Dagmar scheinigt, die Zuhörer scheinen darin Ereignisse zu emp- Pecková die Uraufführung von Miroslav Srnkas Drei- finden. Und diese Eigenschaft meiner Musik möchte ich zehn Lieder nach Postkarten von Jurek Becker an jetzt auf der Bühne überprüfen. Ich teste also ihr Poten- seinen Sohn Jonathan (31.10.08). Das Quatuor Dioti- zial. Nicht zuletzt ist es so, dass Oper eines der stärksten ma präsentierte ein Programm mit dem Streichquar- Erlebnisse ist, die man in der westlichen Kultur erleben tett, dem Klavierquintett Pouhou vlnou und Simple kann, so oft sie auch schon für tot erklärt worden ist.“ Space für Cello solo (1.11.08). Marie Luise Maintz

Charlotte Seither – aktuell Dieter Ammann – aktuell

Charlotte Seither ist von Kulturstaatsminister Bernd In Paris und Zürich spielten das Ensemble aleph und Neumann mit dem Stipendium der Deutschen Aka- das Ensemble zero Dieter Ammanns Gehörte Form demie Rom Villa Massimo ausgezeichnet worden für Streichtrio, A(tenir)tension sowie D’Accord(s), und verbringt dort 2009 einen einjährigen Stipendi- letztere beiden als französische Erstaufführung enaufenthalt. +++ Ihre One-woman-opera ist in meh- (5./7.3.09). +++ Beim Festival les muséiques in der reren Inszenierungen zu erleben, so in München mit Schweiz ist Ammann als Composer in residence mit Cornelia Melian (27.2.–1.3., 19.5.09) sowie in Augs- einer Reihe von Kammermusikwerken vertreten (23., burg und Mannheim mit Guillermo Anzorena von 24., 30.4.09). Als Uraufführung spielt das Amar Quar- den Neuen Vocalsolisten Stuttgart (12.3./13.11.09). +++ tett sein neues Werk für Streichquartett (23.4.09). +++ Eckhard Manz spielt Himmelsspalt für Orgel in der Nach Konzerten in Ettelbrück und Basel spielt das Martinskirche Kassel (15.3.09). +++ Im Schloss Wei- casalQuartett Ammanns Streichquartett Geborstener kersheim leitet Charlotte Seither die Frühjahrswerk- Satz auf CD ein. (Konzert in Basel: 30.4.09) +++ Als statt für Junge Komponisten (4.–19.4.09). +++ Das deutsche Erstaufführung wird beim Festival „Ohren Modern Art Quartet spielt Flow für Flöte, Violine und auf Europa“ in Düsseldorf Regard sur les traditions Violoncello im Konzerthaus Berlin (7.5.09). +++ Seit für Klavier zu vier Händen zu hören sein (4.6.09). Kurzem hat Charlotte Seither eine eigene Internetsei- te: www.charlotteseither.de.de.

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Manfred Trojahn, der am 22. Oktober seinen 60. Ge- burtstag feiert, komponiert ein Orchesterwerk für die Bachwoche Ansbach 2009. „sentimento del tempo“ wird in einem Konzert mit dem Freiburger Sentimento del tempo Barockorchester dem 4. Brandenburgischen Konzert Manfred Trojahn schaut zurück nach vorn von gegenübergestellt.

Die „Begegnung“ einer neuen Komposition Manfred klang übernehmen, wobei ich dieses Stück als eines für Trojahns mit Bachs 4. Brandenburgischen Konzert evo- Violine solo, ein individualisiertes Streichorchester und ziert als Erstes die Frage nach der Besetzung, denn die zwei Flöten verstehe. Diese sind eher Orchester- als So- Aufführungspraxis Bachs im letzten Jahrhundert hat lostimmen, es gibt also nicht die Aufteilung in Concer- eine wechselvolle Geschichte. Lange war die Wahrneh- tino und Orchester wie bei Bach. Mir ist darüber hinaus mung des Konzerts, das als Soloinstrumente zwei (Block-) sehr wichtig, in diesem Konzert einen Gegensatz zu dem Flöten und eine Violine einem Streichorchester mit Basso sehr vitalen Stück von Bach zu bilden.“ Trojahn kompo- continuo gegenüberstellt, durch moderne Instrumente niert mit sentimento del tempo ein ruhiges einsätziges geprägt. „Mein allererster Auftritt in einem Konzert war Stück, das eben nicht spielerische, konzertante Virtuo- 1967 in Braunschweig als Flötist in ebendiesem sität ausstellt, sondern die Expressivität in den Vorder- 4. Brandenburgischen Konzert, und ich spielte selbstver- grund stellt. Marie Luise Maintz ständlich eine Querflöte“, erinnert sich Manfred Tro- jahn. „Schon in den 1980er-Jahren war es dann so, dass die Auffassung dessen, was Originalklang ist, außer- ordentlich persönlich war, und sich der Objektivierung widersetzte. Dies ist letztlich ein – dezidiert ‚moderner’ – Manfred Trojahn – aktuell Beitrag zur Individualisierung unserer Zeit.“ Die Ansba- cher Aufführung mit dem Freiburger Barockorchester Das Orchestre National de Montpellier unter Gre- wird natürlich historische oder alte Instrumente ver- gor Bühl spielt die französische Erstaufführung von wenden, die vor allem bei der Intonation klanglich be- Manfred Trojahns Galahads Tanz in Montpellier stimmte Implikationen für die neue Komposition mit (27.3.09). +++ Für die Bachwoche Ansbach kompo- sich bringen und für Trojahn als Vorstellung beim Kom- niert er sentimento del tempo. musik für violine ponieren präsent sind. „Schon bei meinen Ariosi, die von solo, zwei flöten und streicher. ansbachisches der Camerata Salzburg mit Roger Norrington uraufge- konzert 2009, das vom Freiburger Barockorchester führt wurden, spielte dieser ganz spezielle Klang eine uraufgeführt wird (7.8.09). +++ Im Gewandhaus besondere Rolle und war sehr reizvoll für mich.“ wird Trojahns Symphonischer Satz vom Hoch- Manfred Trojahns sentimento del tempo. musik für schulorchester unter Leitung von Ulrich violine solo, zwei flöten und streicher. ansbachisches Windfuhr uraufgeführt. Anschließend finden Konzer- konzert 2009 wird in mehrfacher Hinsicht eine Ergän- te in Dresden, Berlin und Hamburg statt (4.–7.11.09). zung zum spielerischen und konzertanten Gestus von +++ Das Henschel-Quartett produziert zu Manfred Bachs Konzert bilden. Er lässt explizit eine Besetzung Trojahns 60. Geburtstag eine CD mit den Streich- durch Block- oder Querflöten offen. Die Instrumente quartetten Nr. 1, 3 und 4 und spielt die Uraufführung werden klangfarblich eingesetzt, nicht als konzertieren- seines neuen Streichquartetts in Düren (10.11.2009, de Soloinstrumente wie bei Bach. „Sie bekommen spe- 11./12.11.09 in Düsseldorf). zifische Aufgaben, die sie als Bläser in einem Orchester-

Neue Musik in alten Räumen: die Orangerie in Ansbach, Ort der Uraufführung von Manfred Trojahns „ansbachischem konzert“

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Menschliche Grundfragen stehen im Mittelpunkt Neue Wahrnehmungen von Salvatore Sciarrinos Opern „La porta della Zwei Opern von Salvatore Sciarrino vor ihren legge“ und „Super flumina“. Die Vergeblichkeit des Uraufführungen in Wuppertal und Mannheim Lebens und die soziale Frage werden hier zu Klang .

Die Ausgangspunkte der beiden neuen Opern von Sal- schenmassen. Mit Macht erheben sie sich über den Ein- vatore Sciarrino unterscheiden sich sehr stark voneinan- zelnen, der erdrückt und überwältigt zurückbleibt. In- der: Es sind Der Prozess von Franz Kafka und Die Heilige mitten des Lärmens und Kreischens Schrift (Das Hohelied). Zwar sind beide Werke in der eilen die gesichtslosen, zu einer Flut Wahl von Sujet und Dramaturgie gegensätzlich, beide gewordenen Menschen unachtsam rücken jedoch ein gleichermaßen aktuelles wie antikes an der Tragödie einer Frau vorbei, die Leiden in den Mittelpunkt ihrer Darstellung. ihrer Einsamkeit, ihrem Wahnsinn Vor dem Gesetz (La porta della legge) geht auf eine überlassen bleibt. Eine soziale Tatsa- zunächst eigenständig entstandene Erzählung von che, die jedem schon real begegnet Franz Kafka zurück. Sie wurde später in seinen Roman ist, wird hier zum Kern einer szeni- Der Prozess eingefügt und ist hier in zyklischer Form schen und poetischen Darstellung. wiedergegeben. „Fast ein kreisförmiger Monolog“ heißt Die Oper besteht aus einem Akt in es im Untertitel, und diese Kreisform bildet auch ein vier Bildern, mit zwei Intermezzi und wesentliches Element der Oper. Wir erleben das nutzlo- drei Liedern in der Mitte. Darin finden se Warten eines Mannes vor der Tür des Gesetzes, ein sich stilisierte Maschinengeräusche, Warten, das bis zu seinem Tode andauert. Die Szene wird Lautsprecheransagen, die in den letz- dreimal wiederholt: Am Anfang wird der Mann von ei- ten Jahren auf italienischen Bahnhö- nem Bariton verkörpert, in der zweiten Szene von einem fen aufgezeichnet wurden, und der Countertenor, in der dritten Szene singen Bariton und Chor, die Menschenflut. All dies spielt Countertenor zusammen – bis ihr Leben abgebrochen sich in der für Sciarrino typischen Sinn für Brüderlichkeit: Salvatore wird. Klangwelt ab, einer Summe von Sig- Sciarrino Durch diesen dramaturgischen Mechanismus erhält nalen aus unserer alltäglichen Umge- die Wiederholung der Geschichte die entsetzliche Per- bung. Protagonistin ist die Frau, die Obdachlose, eine spektive einer universellen Erfahrung, die sofort für ei- Botin der Wahrheit. In ihrer Klage hat Sciarrino den nen anderen Menschen von Neuem beginnt; und es ist bereits in seinen letzten Arbeiten entstandenen Vokal- gerade diese Wiederholung, die der Erzählung ihre Un- stil weiterentwickelt. abwendbarkeit gibt und ihr metaphysische Momente Es sind – bei identischer Orchesterbesetzung – zwei verleiht. ästhetisch sehr gegensätzliche Opern, auch in ihrer Form Die drei Szenen sind einander zwar ähnlich, aber und Sprache: Vor dem Gesetz statisch und rigoros, mit keineswegs gleich: Sie unterscheiden sich durch klang- eher strengem Charakter; Super flumina lyrisch und liche Transformationen und kaum wahrnehmbare reich an unterschiedlichen Klangsituationen. Etwas ist Gleitbewegungen, durch winzige Variationen und Um- jedoch beiden Opern gemeinsam, und das ist der Glau- brüche. Die zweite Szene scheint sich an einem ande- be an die Kraft der Tragödie, ihre theatralische Darstel- ren Schauplatz als die erste abzuspielen, an einem hel- lung der letzten Katastrophe, die alle Menschen auf ih- len, leuchtenden Ort; der Raum beginnt zu schillern wie rer Reise gleich macht. Sciarrino will uns durch neue in einem Traum aus Licht. Danach, in der dritten Szene, Wahrnehmungserfahrungen nicht nur erschüttern. In kehrt das Dunkel zurück: Es handelt sich jedoch hier jedem von uns soll ein Sinn für Brüderlichkeit entste- nicht um eine echte Reprise. Vielmehr bildet sich nun hen. Paolo Cairoli eine neue Klangwelt mit ironischen und verzweifelten (Übersetzung: Christine Anderson) Zügen heraus. Der musikalische Verlauf fließt kontinu- ierlich, wird nicht durch abgeschlossene Nummern un- tergliedert und besitzt eine innere Periodizität, die fast an eine Passacaglia erinnert. Salvatore Sciarrino Vor dem Gesetz (La porta della legge). Oper in einem Ganz anders ist die Oper Super flumina angelegt. Ihre Akt nach dem Text von Franz Kafka (Uraufführung) Bezüge reichen, außer zur Bibel, auch zu Friedrich No- 25.4.2009 Wuppertal (Städtische Bühnen) valis und zu einem Roman von Elizabeth Smart zurück, Inszenierung: Johannes Weigand, aus deren Lektüre das Libretto entstanden ist. Die erste Musikal. Leitung: Hilary Griffiths Textversion stammt aus dem Jahr 1983: Schon damals beschäftigte sich Sciarrino mit der Figur einer Obdach- Super flumina (Uraufführung) losen, die sich in einem großen Bahnhof verloren hat 18.7.2009 Mannheim (Nationaltheater) und in deren Drama eine sowohl menschliche als auch Musikal. Leitung: Tito Ceccherini, universale Katastrophe schonungslos abgebildet wird. Inszenierung: Andrea Schwalbach Bahnhöfe sind dem Transport gewidmete Tempel, Verlag: RAI Trade sind Denkmäler für die Wanderungen uniformer Men-

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[t]akte 1I2009 13 [t]akte Himmlisches Jerusalem, Brodeln am Bosporus Pressestimmen zu herausragenden Uraufführungen der letzten Monate

Matthias Pintscher kaum den Piano-Bereich, wirkt wie hingehaucht […] Das she-cholat ahavah ani (shir ha-shirim V) for mixed cho- mag man fast schon wieder geschmäcklerisch „schön“ rus a cappella (32 voices). Text aus dem Hohelied Salomos finden. Aber es ist doch von einer schwingenden Fein- Uraufführung: 6.2.2009 Stuttgart (Eclat), SWR Vokalen- heit in Struktur, Farbe und Sprache, die sich unmittel- semble, Leitung: Rupert Huber bar erschließt. Karl Harb / Salzburger Nachrichten 28.1.2009 Übrigens war Matthias Pintschers Chorwerk wunder- schön. Zwar mag man etwas dagegen haben, dass hier Pintschers Experimente mit dem Klang sind sehr raffi- ein sehr poetischer und tiefer Bibeltext nicht mehr als niert. Er geht an die Grenze zur Hörbarkeit – und es ist Inhaltsträger, sondern schlichtweg als Steinbruch für schwer, das nicht zu übertreiben. Ich schätze generell Sprachklänge missbraucht wurde, doch Pintscher und Komponisten, die experimentieren, die etwas wagen, das von Rupert Huber sicher geleitete SWR-Vokalen- die an Grenzen gehen. Pierre Boulez in einem Inter- semble führten ihre Zuhörer immer wieder auf betörend view mit Karl Harb / Salzburger Nachrichten 31.1.2009 schöne, grüne Klang-Auen, und das Hohelied taugt durchaus auch als Liebeserklärung an den Klang. Spätestens wenn am Ende des Stücks das himmlische Matthias Pintscher Jerusalem aufscheint, haben Neu und Alt als ästhetische pourquoi l’azur muet … musique de ,L’espace dernier‘ Kategorien ausgedient. pour soprano, mezzo et orchestre Susanne Benda / Stuttgarter Nachrichten 9.2.2009 Uraufführung: 10.10.2008 London, BBC. Claudia Barains- ky (Sopran), Claudia Mahnke (Mezzosopran), BBC Sym- phony Orchestra, Leitung: Kazushi Ono Matthias Pintscher Study IV for Treatise on the Veil for String Quartet The intricate orchestral writing sometimes overwhelms Uraufführung: 26.1.2009 Mozartwoche Salzburg, the voices, so the total effect is dream-like, full of frag- Minguet Quartett mentary images moving in and out of focus. Andrew Clements / The Guardian 15.10.08 Die Musik Pintschers fesselt mit filigranen, nuanciert abschattierten Klängen, mit Partikeln und fragilen Ge- stalten. [...] Pintscher setzte eine hoch komplizierte Par- Andrea Lorenzo Scartazzini titur in die Welt, die den Interpreten nicht nur spieltech- Kassiopeia für Ensemble (2008) nische Präzision, sondern auch ein Feeling für das rech- Uraufführung: 22.1.2009 Basel. Collegium Novum, te Timing abverlangt. In dieser Hinsicht brannten die Leitung: Pablo Heras-Casado experimentierfreudigen Musica-Nova-Experten vom Minguet-Quartett Wunderkerzen ab. Andrea Lorenzo Scartazzini ließ sich in „Kassiopeia“ von Egon Bezold / SWR Baden-Baden, 30.1.2009 der Fünfteiligkeit und von der symmetrischen Anlage des Sternbildes leiten. [...] Und die Schönheit der Kassio- Mit avancierten Spieltechniken, zum Teil werden die peia? Sie taucht in dem Werk verschiedentlich als Klang- Saiten auch präpariert, verlässt [Treatise on the Veil] schönheit auf, insbesondere aber im feingliedrigen Mit-

32 Solostimmen. Das Stuttgarter Vokalensemble bei der Uraufführung von Matthias Pintschers Hohelied-Komposition „she-cholat ahavah ani“ am 6. Februar 2009 in Stuttgart (Photo: Astrid Karger)

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telsatz, bei dem das Klavier, begleitet von den Perkussi- onsinstrumenten, reizende Figuren in den Raum stellt. Thomas Schacher / Neue Zürcher Zeitung 26.1.2009

Geheimnisvolle Schläge im Klavier und daran anschlie- ßend ein leises Grollen des Schlagzeugs. Beinahe zei- chenhaft kehrte das Motiv in Andrea Lorenzo Scartazzi- nis „Kassiopeia“ (2008) mehrere Male wieder. [...] Fra- gilste Klänge entwickelten sich zu beinahe ohrenbetäu- bendem metallischen Glitzern; von lose im Raum ver- teilt aufblinkenden Motiven bis hin zu Energieballun- gen zog der Komponist verschiedenste Register und ließ Anklänge an Räume und Bilder in die Musik einfließen. Anna Kardos / Tages-Anzeiger Zürich, 26.1.2009

Mit knappsten Mitteln, reichhaltigen Farben und einer dramaturgisch dichten Fünfteiligkeit spürt Scartazzini hier der fünfsilbigen Lautfolge des Wortes „Kass-i-o-pei-a“ nach. Das Collegium Novum mit der Primgeigerin Bet- tina Boller lotete die Partitur mit viel Sinn für die schwe- bende Klanggestalt aus, steigerte sich aber auch enga- giert in die archaischen, gewaltig sich auftürmenden Unerhörter Mendelssohn. Matthias Kirschnereit und die Staatskapelle Tutti. Das ging unter die Haut. Weimar spielen das Klavierkonzert in e-Moll in Bad Kissingen Sibylle Ehrismann / Zürichsee-Zeitung 26.1.2009 (Photo: Gerhild Ahnert)

Felix Mendelssohn Bartholdy Philipp Maintz Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 e-Moll archipel. musik für großes orchester Rekonstruiert und vervollständigt von R. Larry Todd Uraufführung: 22.10.2008 Aachen, Sinfonieorchester Uraufführung: 10.1.2009 Kissinger Winterzauber, Aachen, Leitung: Marcus R. Bosch Matthias Kirschnereit (Klavier), Staatskapelle Weimar, Leitung: George Pehlivanian Das neue Werk des Aachener Komponisten Philipp Maintz, „archipel. musik für großes orchester“ wurde Gern bescheinigt man […] R. Larry Todd, dass er mit Fe- mit freundlichem Beifall aus der Taufe gehoben. Ein lix Mendelssohn Bartholdys Konzert für Klavier und klangprächtiges, sehr dicht gestricktes Werk mit schar- Orchester Nr. 3 in e-Moll der Musikwelt und fingerferti- fen Kontrasten und raffinierten Effekten [...]. Ein Werk gen Pianisten ein schönes Stück für Ohren und Hände auf der Höhe seiner Zeit und trotz seiner motivischen beschert hat. […] Dass R. Larry Todds Bemühungen dem Verflechtung mit Maintz’ in Arbeit befindlicher neuer Klavierrepertoire ein interessantes, für die künstlerische Oper von beeindruckender Eigenständigkeit. Entwicklung Mendelssohn Bartholdys aufschlussrei- Pedro Obiera / Aachener Nachrichten 23.10.2008 ches Werk gewonnen haben, davon konnte man sich bei der Uraufführung in Bad Kissingen überzeugen. […] Begleitet von der Staatskapelle Weimar unter der Lei- Beat Furrer tung von George Pehlivanian, präsentierte sich der Pia- Xenos für ensemble nist Matthias Kirschnereit als genuiner Mendelssohn- Uraufführung: 11.10.2008 Frankfurt, Ensemble Modern, Interpret. Melodische Eleganz und federnde Virtuosität Leitung: Alejo Pérez verbanden sich mit zarter Andante-Expressivität im Mittelsatz. Feinster Mendelssohn überall, auch im Or- Der Schweizer Beat Furrer hat das Brodeln am Bosporus chester. Gerhard Rohde / F.A.Z., 12.1.2009 in wunderbare Abstraktionen überführt. Die Bläserfar- ben von „Xenos“ lassen an Messiaen, die Atemzüge an Larry Todds Instrumentierung verdient das Attribut Sciarrino denken, doch Furrer hat eine unverwechsel- kongenial. Gerhard Fischer / Main-Post, 11.1.2009 bare Art, Körper in den Raum zu stellen. Volker Hagedorn / Der Tagesspiegel 16.10.2008

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Inspirationen Neues von Komponisten des französischen Verlags Editions Henry Lemoine

Seit einigen Jahren schon holt sich Hugues Dufourt schen ruhiger Statik und heftiger Bewegung bis zum Anregungen für einen Teil seiner Kompositionen aus der Äußersten gehen können. Malerei. So beziehen sich die vier Orchesterstücke in Eine andere Art „Klangmalerei“ durchzieht die ver- seinem Zyklus Les Hivers (1992–2001) auf Titel von vier schiedenen, Anfang dieses Jahres bei den Editions Hen- Gemälden: „Le Déluge d’après Poussin“, „Le Philosophe ry Lemoine herausgekommenen Werke für Orchester. d’après Rembrandt“, „Les Chasseurs dans la neige Michaël Lévinas zum Beispiel geht weiterhin seinem d’après Bruegel“ und „La Gondole sur la lagune d’après Interesse für die „Klangfarben-Polyphonie“ nach, bei der Guardi“ (auf CD im Schuber unter dem Titel Les Hivers sich verschiedene Tempi überlagern, was zu komplexen bei Aeon, AECD0209). harmonischen Abläufen und Vermischungen führt (und 2005 kam bei den Wittener Tagen für neue Kammer- zu der möglichen Wahrnehmung des Bildes eines ver- musik das Stück L’Afrique d’après Tiepolo für Klavier und schwimmenden Objekts): So in Evanoui, zu hören am Instrumentalensemble zur Uraufführung, und 2009 6. März 2009 in der Maison de Radio France, Paris, mit wird das Wittener Publikum die Uraufführung von dem Orchestre Philharmonique de Radio France unter L’Asie d’après Tiepolo erleben können. Die Anregung für der Leitung von Pascal Rophé. Und Jean-Marc Singier dieses Diptychon gab ein Fresko, das der große venezia- setzt in seiner Komposition Flux auf vergleichbare Wei- nische Maler zwischen 1750 und 1753 für die neue Resi- se „Orchesterströme“ übereinander. Das Werk kam am denz des Fürstbischofs in Würzburg schuf. 14. Februar im Arsenal de Metz im Rahmen des Festival Ebenfalls in Witten wird die deutsche Erstaufführung Présences zur Aufführung. von Dufourts erstem Streichquartett Dawn Flight statt- Wieder einen anderen Weg beschreitet Bruno Man- finden, das 2008 beim Musica-Festival in Straßburg ur- tovani, indem er dem berühmten Küchenchef Ferran aufgeführt wurde und einem ganz anderen Klangbe- Adrìa und seiner Küche im Restaurant „El Bulli“ ein reich angehört. Es handelt sich um eine musikalische musikalisches Porträt widmet, wobei ihm als Vorlage die „Ekphrasis“ (die Beschreibung eines künstlerischen Speisekarte diente. Das Orchestre de Paris bringt Le Liv- Werks mit den Mitteln einer anderen Kunstform), denn re des illusions am 11. Juni 2009 in der Salle Pleyel in Paris es ist Dufourt hier gelungen, tief in die bewegte, äußerst zur Uraufführung. Bereits am 6. März fand die Urauf- expressive Bilderwelt von Stanley Hayter einzudringen. führung von Mantovanis Concerto pour deux altos statt. Der Komponist ließ sich dabei von einer Druckgraphik Michael Jarrell hat eine Vielzahl neuer Werke vor- anregen, deren Vorlage heute nicht mehr existiert, und zuweisen, von denen vor allem Le ciel, tout à l’heure si schuf eine musikalische Form, in der die Kontraste zwi- limpide, soudain se couvre horriblement genannt sei. Der Titel dieses Werks, das am 20. April 2009 in Genf vom Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung von Marek Janowski erstmals zum Klingen gebracht wird, ist der lateinischen Poesie entlehnt, analog zu an- deren von der Literatur inspirierten Stücken Jarrells wie Chaque jour n’est qu’une trêve entre deux nuits … chaque nuit n’est qu’une trêve entre deux jours (Assonance V für Violoncello und vier Instrumentalensembles), Droben schmettert ein greller Stein (für Kontrabass, Ensemble und Elektronik), …d’ombres lointaines… (für Mezzosopran und großes Orchester) oder Un long fracas somptueux de rapide céleste (für Schlagwerk und Orchester). Jeder dieser Titel ist Ausdruck einer Einge- bung, durch die ein Musikstück die Bedeutung einer existenziellen Lektüre erlangt („das Leben ist in der Li- teratur ist in der Musik“). Jedes dieser Stücke ist eine Nachlese, um auf den Titel eines geplanten Kammer- musikzyklus für Violine und Violoncello anzuspielen … Im April wird bei Kairos Jarrels Cassandre (nach Christa Wolff) erscheinen, ein Werk, das inzwischen in sechs Sprachen vorliegt und in der ganzen Welt gespielt wird (im April z. B. in Rom und Zagreb). Unablässig legt die antike Heldin dar, wie unmöglich angesichts der Erfolgreiche französische Komponisten. Von l. n. r. im Uhrzeigersinn: Geschichte Hellsichtigkeit sei: „Du wirst die Wahrheit Michael Jarrell, Jean-Marc Singier, Michaël Lévinas, Hugues Dufourt und Bruno Mantovani (Photos: Jarrell, Singier, Lévinas, Mantovani: sagen, aber keiner wird dir glauben.“ Benoît Walther C. Daguet/Editions Henry Lemoine; Dufourt: Astrid Karger). (Übersetzung: Irene Weber-Froboese)

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Pünktlich zum siebzigsten Geburtstag von Jonathan Harvey wird eines seiner großen Werke aufgeführt: Musikalische Die Kirchenoper „Passion and Resurrection“ ist wie seine mittelalterlichen Vorgänger eine musikalische Heiligenscheine Form der Gottesverehrung – und schließt auch die Jonathan Harveys „Passion and Resurrection“ Gemeinde mit ein.

Passion und Auferstehung strumentale Zwischenspiele trennen die Szenen vonein- ander ab. Vor der zwölften Szene, die von der Auferste- Im Mai 2009 feiert der britische Komponist Jonathan hung handelt, bekommt ein Zwischenspiel symphoni- Harvey seinen siebzigsten Geburtstag. Eines der Haupt- sche Ausmaße, wenn die Kreuzigung dargestellt wird. ereignisse steht in diesem Jahr beim Carinthischen Som- Die Szene der Auferstehung am Ende stellt ein musi- mer im österreichischen Ossiach auf dem Programm: Im kalisches Erblühen des Stils in der vorangegangenen Juli und August 2009 wird dort Har- Szene dar, in der die unvermeidliche und schreckliche veys mittelalterlich-benediktinische Abfolge der Ereignisse bis zur Kreuzigung geschildert Kirchenoper Passion and Resurrection wurde. Herbe, dunkle, vom Bösen beherrschte Musik aus dem Jahr 1981 gleich sieben Mal hier, blumige, helle, weiblich dominierte Musik dort. aufgeführt. Jonathan Harvey selbst Auch die Instrumentation spiegelt diese Teilung wider, beschreibt sein Werk so: (unter anderem) mit Tuba, zwei Posaunen und zwei Kon- trabässen auf der einen Seite, und Trompete, sieben Solo- Ich habe zwei mittelalterliche benedik- Violinen und Bratsche auf der anderen. tinische Kirchspiele in lateinischer (Übersetzung: Felix Werthschulte) Sprache verwendet, die aus der Litur- gie (in diesem Fall der Eucharistiefeier) Jonathan Harvey Jonathan Harvey hervorgegangen sind. Damit möchte Passion und Auferstehung ich die ursprüngliche Praxis des westlichen Theaters 10., 11., 23., 24. 7./6., 7. und 27.8.2009 Stiftskirche Ossiach wiederbeleben. „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Das (Carinthischer Sommer) Publikum oder die Gemeinde können die Kirchenlieder Libretto von Michael Wadsworth nach Texten mit- „Sing My Soul“ und „The Royal Banners“, auf denen das telalterlicher Kirchendramen der Benediktiner musikalische Gerüst aufbaut, mitsingen. Dadurch kön- (Übersetzung von Petra Haiderer und Thomas Da- nen die liturgischen Züge des Werks gegenüber den niel Schlee) opernhaften besonders hervorgehoben werden. Günter Haumer (Jesus), Alexander Kaimbacher Die ersten elf Szenen sind durchweg in ernstem, ge- (Pilatus), Elena Copons (Maria Magdalena), Arnold sanglichen Stil gehalten. Jeder Charakter wird von ei- Schönberg Chor, Camerata Salzburg, Musikalische nem musikalischen begleitet, der durch Leitung: Erwin Ortner, Regie: Paul Flieder seine Strahlkraft die Heiligkeit des Trägers anzeigt. In-

Stätte für Kirchenopern: Die Stiftskirche von Ossiach (Photo: Ferdinand Neumüller / Carinthischer Sommer)

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Am Hamburger Gänsemarkt feierte Telemann mit „Der Sieg der Schönheit“ seinen erfolgreichen Ein- stand, an den er wenig später mit seiner Händel-Adap- tion „Richardus I.“ anknüpfen konnte. Verwickelte Telemann in Hamburg Liebesgeschichten waren damals beliebt, egal ob sie Zwei geschichtsträchtige Opern in Neueditionen im Alten Rom spielten oder zur Zeit der Kreuzzüge.

„Sieg der Schönheit“ der Annäherung an den Partner auch sich selbst näher. Turpino, der lustige Diener des Honoricus, kontrastiert Telemanns erste in Hamburg komponierte Oper erleb- kommentierend das Geschehen und das Theoretisieren te im Juli 1722 ihre Uraufführung. Das Libretto Christian der Helden. Telemann beschreibt in den formenrei- Heinrich Postels aus dem Jahr 1693 hatte er dafür behut- chen, angemessen und feinsinnig instrumentierten sam an die Erfordernisse Arien und Duetten das ganze Spektrum seelischer Zu- seiner modernen Musik stände. angepasst. Die Oper hatte großen Erfolg – bis 1735 wurde sie in Hamburg „Der misslungene Brautwechsel oder Richardus I.“ immer wieder aufgeführt, in Braunschweig kam das Die 1729 aufgeführte Oper Der misslungene Brautwech- Werk von 1725 bis 1732 sel oder Richardus I. ist die Hamburger Adaption von mehrmals auf die Bühne. Georg Friedrich Händels Melodramma Riccardo I. Ort der Handlung ist Rom HWV 23. Auf der Grundlage der Londoner Bearbeitung im Jahr 455. Die Sieger im eines italienischen schuf Christoph Gottlieb Krieg wollen nun auch in Wend ein den Hamburger Ansprüchen genügendes persönlichen Beziehun- deutschsprachiges Libretto. Er verbesserte den drama- gen triumphieren; die turgischen Verlauf, akzentuierte einzelne Figuren Staatsaktion wird indivi- anders, veränderte die Sicht auf die Handlung und die duell gewendet. Aus un- Handelnden. Und er integrierte eine diskursorientierte terschiedlichen Lebens- komische Nebenhandlung zwischen dem Philosophen vorstellungen und Begrif- Gelasius und der Amme Murmilla. Aufgegriffen wird fen entwickeln sich die eine Begebenheit aus der Zeit der Kreuzzüge. Der engli- Konflikte. Gensericus will sche König Richard I. will sich auf Zypern verheiraten. sich bald mit der schein- Doch verliebt sich der tyrannische zyprische Herrscher bar besiegten Eudoxia Isacius in sie und stellt Richardus stattdessen seine Toch- Die Vandalen plündern Rom. Gemälde von Heinrich Leutemann (1824–1904) verbinden, seine Liebe ter Formosa als die versprochene Braut Berengera vor. und Ehe ablehnender Formosa jedoch will ihrem Verlobten Orontes treu blei- Sohn Honoricus soll sich mit ihrer Tochter Pulcheria, ben – wie auch Berengera Richardus. Nach einigen Ver- die sich ihm in Männerkleidern nähert, verheiraten. wicklungen wird Isacius überführt und die beiden Paa- Ihre Schwester Placidia ist ihrem Verlobten Olybrius re können zusammenbleiben. standhaft treu, doch hält dieser dem Druck des Siegers Neben Händels großartigen Arien stehen Telemanns Helmiges, der sich in sie verliebt hat, anfänglich nicht deutschsprachige Rezitative, einige neu komponierte stand. Jede Figur hat für sie bedrohliche Situationen zu Arien sowie die neue Nebenhandlung. Diese Konfron- überstehen – jede verändert sich dabei und kommt in tation erzeugt einen ungemeinen ästhetischen Reiz, dem man sich nicht entziehen kann. Ute Poetzsch

Georg Philipp Telemann Der misslungene Brautwechsel oder Richardus I., König Sieg der Schönheit. von England Singspiel in drei Akten TVWV 21:10. Braunschweiger Singspiel in drei Akten TVWV 22:8. Musikalische Wer- Bearbeitung – Ariensammlung. Musikalische Werke, ke, Band 46. Hrsg. von Steffen Voss Band 42. Hrsg. von Wolfgang Hirschmann Erstaufführung nach der Neuausgabe: 17. Juni 2009, Personen: Eudoxia (Sopran), Placidia (Sopran), Pulcheria Bachfest Leipzig, Kultur-Gut Ermlitz, Merseburger Hof- (Sopran), Melite (Sopran), Olybrius (Bariton), Gensericus musik, Musikal. Leitung: Michael Schönheit, Inszenie- (), Honoricus (Mezzosopran), Helmiges (), Tra- rung: Andreas Baumann simundus (Bass), Turpino (Bariton), Coro (SATB) Personen: Richardus (Bariton), Berengera (Sopran), Phi- Orchester: Tromba in D I, II, III, Timpani in D/A, Corno lippus (Mezzosopran), Isacius (Bass), Formosa (Mezzo- da caccia in Es, F, G I, II, Flauto piccolo I, II, Flauto dolce I, sopran), Orontes (Mezzosopran), Gelasius (Alt), Murmilla II, Flauto traverso I, II, Chalumeau I, II, Oboe I, II, Oboe (Mezzosopran) d’amore I, II, Fagotti, Violino I, II, Viola, Basso continuo Orchester: Corno da caccia I, II, Flauto piccolo I, II, Flauto (Violoncelli, Fagotti, Cembalo, Contrabbassi) dolce I, II, Flauto traverso I, II, Oboe I, II, Fagotto, Violino I, II, Viola, Basso continuo Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise

18 [t]akte 1I2009 Mozarts große Opern

Packard Humanities Institute (PHI) Los Altos, Cal. und die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg präsentieren die Handschriften der sieben großen Mozart-Opern Der Editionsplan Mozarts große Opern Bereits erschienen sind: In Vorbereitung: KV 366 mit Ballett KV 367 Don Giovanni KV 527 Packard Humanities Institute Los Altos, Kalifornien, Einführungstexte: Hans Joachim Kreutzer Einführungstexte: Hans Joachim Kreutzer und Bruce Alan Brown und Wolfgang Rehm und die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg 2 Notenbände + Textband 2 Notenbände + Textband ISBN 978-3-7618-1880-0 ISBN 978-3-7618-1883-1 präsentieren die Handschriften der Erscheint 2009 Die Entführung aus dem Serail KV 384 sieben großen Mozart-Opern Einführungstexte: Hendrik Birus Die Zauberflöte KV 620 und Ulrich Konrad Einführungstexte: Hans Joachim Kreutzer 1 Notenband + Textband und Christoph Wolff ISBN 978-3-7618-1881-7 2 Notenbände + Textband ISBN 978-3-7618-1885-5 Le nozze di Figaro KV 492 Erscheint 2009 Einführungstexte: Norbert Miller und Dexter Edge La clemenza di Tito KV 621 2 Notenbände + Textband Einführungstexte: Hans Joachim Kreutzer ISBN 978-3-7618-1882-4 und Sergio Durante 1 Notenband + Textband Così fan tutte KV 588 ISBN 978-3-7618-1886-2 Einführungstexte: Norbert Miller und Erscheint 2009 John A. Rice 2 Notenbände + Textband Format: 34 x 26 cm; ISBN 978-3-7618-1884-8 Halbleder mit Goldprägung; E 248,– / CHF 446.00 pro Opern-Set

Così fan tutte KV 588 »Mozarts Partituren in seiner Handschrift zu lesen und zu studieren, wie ich es im Falle meiner Beschäftigung mit Idomeneo Präzise Wiedergabe dank modernster Technik getan habe, erlebe ich als ein wahres Privileg. Einzigartig sind die souveräne Klarheit und der Duktus in Mozarts Handschrift. Ein harmonisches Ordnungsdenken erscheint da verschränkt mit einer inneren Lebendigkeit und Dynamik, die unwillkürlich seine Musik ins Bewusstsein ruft. In der visuellen Imagination die Musik zu erspüren und sich im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar zu machen, das empfinde ich als ein wunderbares Erlebnis. Ermöglicht wird das durch eine so erstaunlich gute Faksimile-Edition wie die des Idomeneo. Darin steckt aber nicht nur ein hoher Erlebniswert, sondern insbesondere auch ein großer Erkenntnisgewinn. Darüber kann man nur dankbar und glücklich sein.«

BÄRENREITER

Bärenreiter-Verlag · 34111 Kassel · www.baerenreiter.com · [email protected] Preisänderung, Irrtum und Lieferungsmöglichkeiten bleiben 179 · SPA vorbehalten. Printed in Germany · 1/0811/16

Prosp.Mozart PHI deutsch 1-2 17.11.2008 11:35:24 Uhr Ein Projekt des Packard Humanities Institute • Idomeneo KV 366 mit Ballett KV 367 Alle sieben Ausgaben enthalten literatur- und geistes- (PHI, Los Altos, Cal.) in Zusammenarbeit mit der Die sieben großen Opern geschichtliche Essays von Hendrik Birus, Hans Joachim Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg. • Die Entführung aus dem Serail KV 384 Kreutzer und Norbert Miller sowie musikwissenschaft- Herausgeber-Gremium: Ulrich Konrad, im Faksimile nach • Le nozze di Figaro KV 492 liche Einführungen aus der Feder von ausgewiesenen David Packard, Wolfgang Rehm, Christoph Wolff • Così fan tutte KV 588 Mozart-Forschern in englischer und deutscher Sprache. Gesamtherausgeber: Dietrich Berke • Don Giovanni KV 527 Der Vertrieb der Faksimiles erfolgt in Zusammenarbeit Beteiligte Bibliotheken: Staatsbibliothek zu Berlin – Mozarts Autographen mit dem Bärenreiter-Verlag. Preußischer Kulturbesitz, Bibliothèque nationale de • Die Zauberflöte KV 620 France Paris, The British Library London, • La clemenza di Tito KV 621 • Zusammenführung der an unterschiedlichen Biblioteka Jagiello´nska Kraków, Stadt- und Univer- Orten aufbewahrten Handschriften Mozarts sitätsbibliothek Frankfurt am Main, Stanford University • Höchster Grad an präziser Wiedergabe und Library, The Juilliard School Library und andere Farbechtheit durch Einsatz modernster Technik Vertrieb: Bärenreiter-Verlag • Einmaliges Angebot dank Projektförderung durch das Packard Humanities Institute Mozarts sieben »große« Opern, der geniale Beitrag (Los Altos, Cal.) zum Musiktheater und kulturelles Welterbe, sind ohne- gleichen an menschlicher Tiefe und musikalischem Bei der Vorbereitung der Druckvorlagen wurden Geräte Ausdruck. zum Einsatz gebracht, die dem gegenwärtigen tech- Durch glückliche Umstände sind alle sieben Opern-Par- nischen Höchststand entsprechen. Mozarts Original- tituren fast vollständig in Mozarts Handschrift erhalten. handschriften der sieben Opern befinden sich im Das Packard Humanities Institute (PHI, Los Altos, Cal.) Besitz mehrerer Bibliotheken, fünf der sieben Opern hat nun mit der Herstellung einer Faksimile-Edition werden, infolge von Sicherungsmaßnahmen während der sieben Autographe begonnen. Mozart-Forscher, des Zweiten Weltkrieges, heute sogar aktweise an Bibliotheken und natürlich alle Liebhaber von Mozarts unterschiedlichen Orten aufbewahrt. So befindet sich Bühnenwerken erhalten so die Möglichkeit, den Schatz das Autograph zum I. Akt der Oper Così fan tutte in der der Handschriften in einer mustergültigen Nachbil- Jagiellonen-Bibliothek in Krakau und das des II. Aktes dung zu erwerben. Der Musikwelt wird damit über alle in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Risiken hinweg zugleich das Erbe Mozarts erhalten. Kulturbesitz.

Das gemeinnützige Packard Humanities Institute (PHI), Zur Erlangung eines gleichen hohen Grades an präziser das für seine mit großem Ethos durchgeführten Wiedergabe und Farbechtheit, sowohl innerhalb eines Programme in den Künsten und Geisteswissenschaften Werkes als auch für alle sieben Ausgaben, war der Ein- bekannt ist, hat für das Mozart-Projekt eine ideale satz derselben Technik an den unterschiedlichen Orten Kooperation geschmiedet. Unter der wissenschaft- Voraussetzung. Hierfür stand der hochspezialisierte lichen Leitung eines Herausgebergremiums Fotograf der Salzburger Firma Kirchberger Photography zur (Ulrich Konrad, David Packard, Wolfgang Rehm, Verfügung, der vom Packard Humanities Institute mit Christoph Wolff; Gesamtherausgeber Dietrich Berke) modernstem Equipment ausgestattet und in den USA arbeiten die Internationale Stiftung Mozarteum von dortigen Fachleuten zusätzlich eigens in die mo- Salzburg und die Bibliotheken, in denen Mozarts derne Technik eingeführt wurde. Andrucke einer jeden Handschriften verwahrt werden, mit dem Ausgabe wurden zudem an Ort und Stelle mit dem Packard Humanities Institute zusammen. jeweiligen Original verglichen und so lange verbessert, bis eine nicht mehr überbietbare Übereinstimmung Die Ausstattung der Bände ist exquisit, mit dem jeweiligen Original in allen seinen Schat- denn die Digitalisierung der Handschriften tierungen erreicht war. Mozarts Noten- und Textschrift geschieht auf modernstem technischem wird gestochen scharf wiedergeben, und auch solche Niveau, das eine überwältigende Echtheit Stellen, an denen Mozart korrigiert oder schon und Detailgenauigkeit zulässt. Der Druck geschriebene Zeichen wieder ausgewischt hatte, entspricht dem kompromisslos verfolgten erscheinen in diesen Ausgaben in einer bisher höchsten Qualitätsanspruch der Edition. unerreichten Transparenz.

Idomeneo KV 366 mit Ballett KV 367 Die Entführung aus dem Serail KV 384 Le nozze di Figaro KV 492 Don Giovanni KV 527 Die Zauberflöte KV 620 La clemenza di Tito KV 621

Prosp.Mozart PHI deutsch 3-4 17.11.2008 11:36:05 Uhr Ein Projekt des Packard Humanities Institute • Idomeneo KV 366 mit Ballett KV 367 Alle sieben Ausgaben enthalten literatur- und geistes- (PHI, Los Altos, Cal.) in Zusammenarbeit mit der Die sieben großen Opern geschichtliche Essays von Hendrik Birus, Hans Joachim Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg. • Die Entführung aus dem Serail KV 384 Kreutzer und Norbert Miller sowie musikwissenschaft- Herausgeber-Gremium: Ulrich Konrad, im Faksimile nach • Le nozze di Figaro KV 492 liche Einführungen aus der Feder von ausgewiesenen David Packard, Wolfgang Rehm, Christoph Wolff • Così fan tutte KV 588 Mozart-Forschern in englischer und deutscher Sprache. Gesamtherausgeber: Dietrich Berke • Don Giovanni KV 527 Der Vertrieb der Faksimiles erfolgt in Zusammenarbeit Beteiligte Bibliotheken: Staatsbibliothek zu Berlin – Mozarts Autographen mit dem Bärenreiter-Verlag. Preußischer Kulturbesitz, Bibliothèque nationale de • Die Zauberflöte KV 620 France Paris, The British Library London, • La clemenza di Tito KV 621 • Zusammenführung der an unterschiedlichen Biblioteka Jagiello´nska Kraków, Stadt- und Univer- Orten aufbewahrten Handschriften Mozarts sitätsbibliothek Frankfurt am Main, Stanford University • Höchster Grad an präziser Wiedergabe und Library, The Juilliard School Library und andere Farbechtheit durch Einsatz modernster Technik Vertrieb: Bärenreiter-Verlag • Einmaliges Angebot dank Projektförderung durch das Packard Humanities Institute Mozarts sieben »große« Opern, der geniale Beitrag (Los Altos, Cal.) zum Musiktheater und kulturelles Welterbe, sind ohne- gleichen an menschlicher Tiefe und musikalischem Bei der Vorbereitung der Druckvorlagen wurden Geräte Ausdruck. zum Einsatz gebracht, die dem gegenwärtigen tech- Durch glückliche Umstände sind alle sieben Opern-Par- nischen Höchststand entsprechen. Mozarts Original- tituren fast vollständig in Mozarts Handschrift erhalten. handschriften der sieben Opern befinden sich im Das Packard Humanities Institute (PHI, Los Altos, Cal.) Besitz mehrerer Bibliotheken, fünf der sieben Opern hat nun mit der Herstellung einer Faksimile-Edition werden, infolge von Sicherungsmaßnahmen während der sieben Autographe begonnen. Mozart-Forscher, des Zweiten Weltkrieges, heute sogar aktweise an Bibliotheken und natürlich alle Liebhaber von Mozarts unterschiedlichen Orten aufbewahrt. So befindet sich Bühnenwerken erhalten so die Möglichkeit, den Schatz das Autograph zum I. Akt der Oper Così fan tutte in der der Handschriften in einer mustergültigen Nachbil- Jagiellonen-Bibliothek in Krakau und das des II. Aktes dung zu erwerben. Der Musikwelt wird damit über alle in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Risiken hinweg zugleich das Erbe Mozarts erhalten. Kulturbesitz.

Das gemeinnützige Packard Humanities Institute (PHI), Zur Erlangung eines gleichen hohen Grades an präziser das für seine mit großem Ethos durchgeführten Wiedergabe und Farbechtheit, sowohl innerhalb eines Programme in den Künsten und Geisteswissenschaften Werkes als auch für alle sieben Ausgaben, war der Ein- bekannt ist, hat für das Mozart-Projekt eine ideale satz derselben Technik an den unterschiedlichen Orten Kooperation geschmiedet. Unter der wissenschaft- Voraussetzung. Hierfür stand der hochspezialisierte lichen Leitung eines Herausgebergremiums Fotograf der Salzburger Firma Kirchberger Photography zur (Ulrich Konrad, David Packard, Wolfgang Rehm, Verfügung, der vom Packard Humanities Institute mit Christoph Wolff; Gesamtherausgeber Dietrich Berke) modernstem Equipment ausgestattet und in den USA arbeiten die Internationale Stiftung Mozarteum von dortigen Fachleuten zusätzlich eigens in die mo- Salzburg und die Bibliotheken, in denen Mozarts derne Technik eingeführt wurde. Andrucke einer jeden Handschriften verwahrt werden, mit dem Ausgabe wurden zudem an Ort und Stelle mit dem Packard Humanities Institute zusammen. jeweiligen Original verglichen und so lange verbessert, bis eine nicht mehr überbietbare Übereinstimmung Die Ausstattung der Bände ist exquisit, mit dem jeweiligen Original in allen seinen Schat- denn die Digitalisierung der Handschriften tierungen erreicht war. Mozarts Noten- und Textschrift geschieht auf modernstem technischem wird gestochen scharf wiedergeben, und auch solche Niveau, das eine überwältigende Echtheit Stellen, an denen Mozart korrigiert oder schon und Detailgenauigkeit zulässt. Der Druck geschriebene Zeichen wieder ausgewischt hatte, entspricht dem kompromisslos verfolgten erscheinen in diesen Ausgaben in einer bisher höchsten Qualitätsanspruch der Edition. unerreichten Transparenz.

Idomeneo KV 366 mit Ballett KV 367 Die Entführung aus dem Serail KV 384 Le nozze di Figaro KV 492 Don Giovanni KV 527 Die Zauberflöte KV 620 La clemenza di Tito KV 621

Prosp.Mozart PHI deutsch 3-4 17.11.2008 11:36:05 Uhr Mozarts große Opern

Packard Humanities Institute (PHI) Los Altos, Cal. und die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg präsentieren die Handschriften der sieben großen Mozart-Opern Der Editionsplan Mozarts große Opern Bereits erschienen sind: In Vorbereitung: Idomeneo KV 366 mit Ballett KV 367 Don Giovanni KV 527 Packard Humanities Institute Los Altos, Kalifornien, Einführungstexte: Hans Joachim Kreutzer Einführungstexte: Hans Joachim Kreutzer und Bruce Alan Brown und Wolfgang Rehm und die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg 2 Notenbände + Textband 2 Notenbände + Textband ISBN 978-3-7618-1880-0 ISBN 978-3-7618-1883-1 präsentieren die Handschriften der Erscheint 2009 Die Entführung aus dem Serail KV 384 sieben großen Mozart-Opern Einführungstexte: Hendrik Birus Die Zauberflöte KV 620 und Ulrich Konrad Einführungstexte: Hans Joachim Kreutzer 1 Notenband + Textband und Christoph Wolff ISBN 978-3-7618-1881-7 2 Notenbände + Textband ISBN 978-3-7618-1885-5 Le nozze di Figaro KV 492 Erscheint 2009 Einführungstexte: Norbert Miller und Dexter Edge La clemenza di Tito KV 621 2 Notenbände + Textband Einführungstexte: Hans Joachim Kreutzer ISBN 978-3-7618-1882-4 und Sergio Durante 1 Notenband + Textband Così fan tutte KV 588 ISBN 978-3-7618-1886-2 Einführungstexte: Norbert Miller und Erscheint 2009 John A. Rice 2 Notenbände + Textband Format: 34 x 26 cm; ISBN 978-3-7618-1884-8 Halbleder mit Goldprägung; E 248,– / CHF 446.00 pro Opern-Set

Così fan tutte KV 588 »Mozarts Partituren in seiner Handschrift zu lesen und zu studieren, wie ich es im Falle meiner Beschäftigung mit Idomeneo Präzise Wiedergabe dank modernster Technik getan habe, erlebe ich als ein wahres Privileg. Einzigartig sind die souveräne Klarheit und der Duktus in Mozarts Handschrift. Ein harmonisches Ordnungsdenken erscheint da verschränkt mit einer inneren Lebendigkeit und Dynamik, die unwillkürlich seine Musik ins Bewusstsein ruft. In der visuellen Imagination die Musik zu erspüren und sich im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar zu machen, das empfinde ich als ein wunderbares Kent Nagano Erlebnis. Ermöglicht wird das durch eine so erstaunlich gute Faksimile-Edition wie die des Idomeneo. Darin steckt aber nicht nur ein hoher Erlebniswert, sondern insbesondere auch ein großer Erkenntnisgewinn. Darüber kann man nur dankbar und glücklich sein.«

BÄRENREITER

Bärenreiter-Verlag · 34111 Kassel · www.baerenreiter.com · [email protected] Preisänderung, Irrtum und Lieferungsmöglichkeiten bleiben 179 · SPA vorbehalten. Printed in Germany · 1/0811/16

Prosp.Mozart PHI deutsch 1-2 17.11.2008 11:35:24 Uhr 1I2009

Bei Bärenreiter erscheint Mendelssohns musik- geschichtlich interessante Version der „Matthäus- Romantische Emotionen Passion“. Seine Kürzungen und Bearbeitungen stel- Mendelssohns Bearbeitung von Bachs Matthäus- len eine anregende Alternative für die heutige Passion Konzertpraxis dar.

Felix Mendelssohn Bartholdy hat die Matthäus-Passion keine Bezifferung enthielt, trug er von Johann Sebastian Bach 1829 und 1841 aufgeführt: mit eigener Hand die von ihm ge- Am 11. März 1829 erklang die Passion nach 100 Jahren wünschte Harmonisierung der Re- zum ersten Mal wieder. Mit dieser Aufführung wurde zitative ein, die an vielen Stellen Bach als Komponist wiederentdeckt und eine Renais- von der Bachs grundlegend ab- sance seiner Werke eingeläutet. Im Rahmen der „Histo- weicht. Dieser inhaltlichen Kon- rischen Konzerte“ fand am 4. April 1841, dem Palmsonn- zentration dienen auch die gele- tag, die Wiederaufführung der Passion in der Leipziger gentlichen Fermaten über einzel- Thomaskirche, dem Uraufführungsort, statt. nen Tönen, Tempoangaben, Vor- Die Umstände der Berliner Wiederaufführung sind schriften zu Dynamik und Artiku- außerordentlich gut dokumentiert. Felix Mendelssohn lation und Akzente, mit denen vor soll eine Abschrift der Partitur der Matthäus-Passion zu allem die Christusworte versehen Weihnachten 1823 oder zu seinem Geburtstag am 3. Fe- sind. Mendelssohns Bearbeitung bruar 1824 von seiner Großmutter geschenkt bekommen ist also daraufhin ausgelegt, haben. „Schlüsselstellen“ herauszuarbei- Die Proben begannen am 2. Februar 1829 in der Sing- ten, die menschliche Emotionen in akademie. Vom 6. März an wurde mit Orchester geprobt. gesteigerter Form zum Ausdruck Der Chor bestand aus 158 Sängerinnen und Sängern. bringen. Durch Mendelssohn zu Bach: das Mendelssohn dirigierte die Aufführung mit einem Takt- In diesem Kontext sind auch die Westportal der Leipziger Thomaskirche, stock vom Flügel aus. Der Aufführung wohnten der Kö- Tempoangaben Mendelssohns bei das seit diesem Jahr „Mendelssohn- nig mit seinem Hofstaat, die führenden Geistesgrößen den Turba-Chören zu verstehen. Portal“ genannt wird der Zeit wie Schleiermacher, Heine, Hegel, Spontini, Zel- Ziel war es, die dramatische Hand- ter sowie die Berliner Gesellschaft bei. Am 21. März 1829, lung pointiert mit Menschen aus „Fleisch und Blut“ dar- dem Geburtstag Bachs, fand eine zweite Aufführung zustellen. Der Eingangschor und der Schlusschor des ers- statt. Das Werk erklang am Karfreitag, dem 17. April 1829, ten Teils, „O Mensch, bewein dein Sünde groß“, sind sehr unter Zelters Leitung ein drittes Mal. sorgfältig in romantischer Weise ausgezeichnet. Das Notenmaterial, das zu beiden Aufführungen he- Bachs Orchesterbesetzung wird in einigen Sätzen rangezogen wurde, ist ebenso gut dokumentiert, es wird geändert. Auffällig ist die Verwendung von Klarinetten, in der Bodleian Library in Oxford aufbewahrt. Neben der durch die die tiefen Oboen (Oboe d’amore und Oboe da bereits erwähnten Partiturkopie sind sämtliche Instru- caccia) ersetzt wurden. Der Orgel weist Mendelssohn mentalstimmen für die Aufführungen von 1829 und 1841 keine tragende Funktion mehr zu, da die Secco-Rezitati- sowie ein Satz Chorstimmen beider Chöre erhalten. ve entweder von ihm selbst am Flügel oder von Celli und Für die erste Aufführung machte Mendelssohn mit Kontrabass begleitet wurden. Die Orgel tritt bei den Bleistift Eintragungen in die Partitur, mit rotem Farb- Chorälen und in ausgewählten Stellen einiger Arien und stift und Bleistift sowie durch unterschiedliche Schrift- Chöre als zusätzliche Klangfarbe hinzu. charakteristika heben sich die wenigen Änderungen für Die nun bei Bärenreiter vorliegende Ausgabe enthält die zweite Aufführung ab. – die Partitur, in der die Versionen 1829 und 1841 wie- Felix Mendelssohn kürzte die Matthäus-Passion für dergegeben sind; Kritischer Bericht, Lesartenverzeich- die Berliner Aufführung um zehn Arien, vier Accompa- nis und Konkordanz ermöglichen die Aufführung gnato-Rezitative und sechs Choräle. Für die Aufführung beider Versionen von 1841 hat Mendelssohn dann fünf Sätze wieder auf- – den Klavierauszug für Solisten und Choristen genommen. – das komplette Stimmenmaterial Seine Grundidee bei der Bearbeitung war es, einerseits eine inhaltlich-dramatische Konzentration Mit Mendelssohns Bearbeitung steht nun auch eine auf den biblischen Text herzustellen und anderseits Alternative für eine Aufführung von etwas mehr als Emotionen im Sinne des romantischen Zeitalters zu be- zwei Stunden zur Verfügung, die für die heutige Zeit sehr tonen und dafür die Teile zu streichen, die der barocken interessant sein könnte. Klaus Winkler Affektenlehre geschuldet sind und nach 100 Jahren kaum noch nachvollzogen werden konnten. Die Secco-Rezitative, die Mendelssohn 1829 selbst am Johann Sebastian Bach Flügel begleitet hatte, ließ er 1841 von zwei Violoncelli Matthäus-Passion in der Bearbeitung von Felix in Doppelgriffen und einem Kontrabass ausführen. Ge- Mendelssohn Bartholdy rade die Rezitative, die die Handlung inhaltlich voran- Bärenreiter-Verlag, Partitur, Klavierauszug und treiben, hat Mendelssohn in besonderem Maße bearbei- Stimmen leihweise tet. Da die ihm vorliegende Partiturkopie der Passion

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[t]akte 1I2009 19 [t]akte

Händels zweite Oper für die Royal Academy of Music birgt den Konflikt zwischen staatlicher Willkür und Happy End für Floridante? persönlicher Ehre. In Halle nähert man sich auf der Händels wirkungsvolle Oper steht vor einer Basis des Bandes der Hallischen Händel-Ausgabe Rückkehr auf die Bühnen nun wieder ihrer anfänglichen Konzeption.

Opern der Aufklärung enden glücklich: In ihren Schluss- Elmira, Margherita Durastanti, nach dem Sommerur- tableaus mit vereinigten Liebespaaren und einem be- laub wegen Krankheit nicht nach London zurückkehrte kehrten Bösewicht (auf dessen Bassstimme man im und die Direktoren durchsetzten, dass die Geliebte des Schlusschor auch ungern verzichtet hätte) spiegelt sich Earl of Peterborough und Schülerin Bononcinis, Anas- die „bestmögliche aller Welten“. Händels Oper Floridan- tasia Robinson, zur Prima Donna avancierte. Wenn Rol- te aber beginnt bereits mit einem Happy End: Persien len neu besetzt wurden, war es normal, dass neue Arien hat Thyros besiegt. Der Kommandeur der persischen komponiert wurden, die auf die Fähigkeiten und Vor- Flotte, der thrakische Fürst Floridante, darf nun die ver- lieben der Sänger zugeschnitten waren. Händel aber ließ sprochene Siegesprämie, Elmira, die Tochter des Königs sich auf so etwas nur dann ein, wenn es seinem Rollen- Oronte, in seine Arme schließen. Sogar Timante, der be- konzept nicht zuwiderlief. Im Fall der Elmira, der wich- siegte und gefangene Kronprinz von Thyros, ist glück- tigsten Rolle der Oper, war er nicht zu Kompromissen lich: Vor Ausbruch des Krieges war er Rossane, der bereit. Aber die Robinson hatte eine tiefere Stimme und Schwester Elmiras verlobt worden. Nun kann er ihr einen geringeren Stimmumfang. Er musste die bereits wenigstens inkognito nahe sein. Da trifft ein Schreiben komponierten Arien nicht nur transponieren, sondern des Königs alle Beteiligten und den Zuschauer wie ein auch in ihrem Ambitus beschneiden, eine Prozedur, die Schlag: Er entzieht Floridante den Oberbefehl und ver- nicht ohne Einbuße an Qualität möglich war. weist ihn des Landes. Keiner versteht Orontes Motive, Händel gewann in der nächsten Spielzeit wieder an bis er selbst der Tochter seinen Plan enthüllt: Er will sie Gunst und Einfluss, wobei ihm die politische Entwick- heiraten. Für wenige Rezitativtakte glauben wir an In- lung half: Aus unterschiedlichen Gründen, nicht zuletzt zest. Aber Orontes Pläne sind politischer Natur: Vor Jah- wegen ihrer Nähe zu den Anstiftern eines jakobitischen ren hatte er die Herrschaft über Persien an sich geris- Komplotts, fielen Bononcini und Rolli in Ungnade. Zu- sen. Von der Königsfamilie war nur ein Kleinkind am sammen mit seinem bewährten Textbearbeiter Nicola Leben geblieben: Unter dem Namen Elmira hatte er das Haym konnte Händel jetzt seine großen Meisteropern Mädchen als seine Tochter ausgegeben. Nun möchte er Giulio Cesare, Tamerlano und Rodelinda schaffen. durch die Heirat seine Herrschaft nachträglich legitimie- Auch Floridante zeigt Züge dieser Meisterschaft, litt ren und die Anhänger der alten Dynastie für sich gewin- aber zu Händels Lebzeiten und leidet bis heute unter den nen. Doch statt des erwarteten Danks für ihre Rettung Auswirkungen ihrer ungünstigen Entstehungsbedin- stößt er bei Elmira nur auf Hass und Abscheu. Machia- gungen. Wer diese Oper aufführen will, kommt nicht vellischer Staatsopportunismus trifft auf einen Werte- umhin, sich mit Händels ursprünglicher Konzeption zu kodex, in dem Liebe, Treue und Ehre absolute Geltung beschäftigen. Seit dem Erscheinen der Oper in der Hal- besitzen. Damit ist der Konflikt umrissen, in dessen Ver- lischen Händel-Ausgabe sind dafür die Voraussetzun- lauf Fluchtpläne, Zweikämpfe, ein Giftbecher, eine Ge- gen gegeben. Der Erfolg von Alan Curtis’ Einspielung, fängnisszene und eine Revolution draußen vor der Türe einem Versuch, Händels Ideal nahezukommen, hat ge- ihre aus der Barockoper wohlbekannte Rolle spielen. zeigt, dass sich Floridante unter Händels Opern behaup- Auch für Händel hatte 1720 die dreijährige opernlose ten kann. Während der Hallischen Händel-Festspiele im Zeit in London ein Happy End: Unterstützt von König Juni 2009 wird die Oper zum ersten Mal nach der neu- Georg I., der schon als hannoverscher Kurfürst sein en Ausgabe auf die Bühne gebracht werden. Arbeitgeber gewesen war, stand er an der Spitze der neu Hans Dieter Clausen gegründeten Royal Academy of Music, für die er in Itali- en und Deutschland ein erstklassiges, nahezu rein itali- enisches Ensemble zusammengestellt hatte. Georg Friedrich Händel Doch schon bald gab es Spannungen: Im Direktori- Floridante. Opera in tre atti HWV 14 um der Oper gewannen konservative Adelskreise die Hrsg. von Hans Dieter Clausen. Hallische Händel- Oberhand, die dem „deutschen“ König reserviert Ausgabe Band II/11 gegenüberstanden und mit dem im Exil lebenden ka- Premiere: 5.6.2009 Halle (Händel-Festspiele), Fest- tholischen Thronprätendenten sympathisierten. Als spielorchester Halle, Musikal. Leitung: Christopher Hauskomponist bekam Händel in Giovanni Bononcini Moulds, Inszenierung: Vincent Boussard einen Konkurrenten, der es verstand, das Publikum mit Personen: Floridante (Mezzosopran), Timante (So- leichteren, liedhaften und tänzerischen Arien zu gewin- pran), Oronte (Bass), Coralbo (Bass), Elmira (Alt), nen, und in Paolo Rolli, dem italienischen Sekretär der Rossane (Sopran) Oper, einen eitlen, intriganten und wenig bühnenerfah- Orchester: 2 Oboen, 2 Fagotte – 2 Hörner, 2 Trompe- renen Librettisten: eine Situation mit Konfliktpotenzial. ten – Streicher – Basso continuo (im Anhang: 2 Flauti Von Konflikten ist nichts nach außen gedrungen. Sie dolci) begannen aber spätestens, als während der Kompositi- Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise on des Floridante Händels Favoritin für die Rolle der

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Ein Erfolg war Händels vorletztes Oratorium nicht. Ganze fünf Vorstellungen wurden anberaumt. Zu Glorie und Jammer ungewohnt war offensichtlich der Inhalt für die Londoner. Nun erscheint „Theodora“ in der Gesamt- der Selbstaufopferung ausgabe mit Klavierauszug und Aufführungs- Händels „Theodora“ ist neu zu entdecken material.

Im Rahmen der Hallischen Händel-Ausgabe erschien gendhafte ist.“ Der schwache Anklang beim Publikum das Oratorium Theodora, HWV 58, herausgegeben von schmerzte Händel durchaus. Die Vorstellungen waren Colin Timms. Thomas Morell (1703–1784) verfasste das so schlecht besucht, dass er sich freute, wenn einige Libretto, das auf Robert Boyles’ kurzem Roman Love and Musiker, die nicht spielten, Freikarten annahmen. Mo- Religion demonstrated in the Martyrdom of Theodora rell zufolge hatten zwei dieser Herren das Angebot ab- and Didymus von 1687 beruht. Die Geschichte handelt gelehnt, sich aber um ein Ticket für beworben. von einer jungen Christin im Antiochien des frühen vier- Händel soll sie daraufhin angeschrieen haben: „Oh, zu ten Jahrhunderts, das damals unter römischer Herr- Diensten meine Herren! Ihr seid verdammt wählerisch! schaft stand. Theodora lehnt es ab, sich an den heiligen Ihr wolltet nicht zu Theodora kommen – es war genug Riten zur Verehrung von Jupiter zu beteiligen. Zur Stra- Platz da, um zu tanzen, als es aufgeführt wurde.“ fe wird sie zur Vergewaltigung freigegeben. Sie ist be- Seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurden reit, für ihren Glauben zu sterben. Zum Erstaunen der eine Partitur und vier Klavierauszüge herausgegeben. Römer geht sie zusammen mit Didymus, einem römi- Die Ausgabe von Friedrich Chrysander für die Deutsche schen Offizier, den sie bekehrt hat, in den Märtyrertod. Händelgesellschaft ist nicht vollständig, der Klavieraus- Der Komponist ließ den Schluss offen, um eher die Glo- zug von 1971 von Günther Weissenborn im Auftrag der rie und den Jammer der Selbstaufopferung hervorzuhe- Göttinger Händelgesellschaft eine Revision der Fassung ben als die Möglichkeit der Erlösung. von Chrysander. Im Klavierauszug von Watkins Shaw für die Novello Handel Edition (1984) wurden die Stücke vollständig abgedruckt. Mit dem Band der HHA er- scheint erstmals eine komplette kritische Partituraus- gabe. Anhand der Quellen ließen sich drei aufführbare Fassungen rekonstruieren: Der Hauptteil enthält die Fassung der Uraufführung, und in zwei Anhängen wer- den sowohl die Änderungen für die Aufführungen von 1750–55 und zusätzliche Änderungen für die Fassung von 1759 wiedergegeben. Hinzu kommen ein umfassen- des Vorwort, eine neue deutsche Übersetzung des gesun- genen Textes, zahlreiche Faksimiles und ein detaillier- Blick auf Covent Garden ter Kritischer Bericht. Annette Landgraf

Händel komponierte sein vorletztes Oratorium im Sommer 1749 und führte es am 16. März 1750 im Covent Georg Friedrich Händel Garden Theatre zum ersten Mal auf. Nur drei weitere Theodora. Oratorium in drei Teilen Vorstellungen gab es zu Händels Lebzeiten. Hrsg. von Colin Timms. Hallische Händel-Ausgabe Obwohl sich die Tickets schlecht verkauft hatten, I/29 schätzte Händel Theodora ganz besonders, und offen- Aufführung: 25.7.2009 Salzburg (Festspiele, Premie- bar sah er den Chor „He saw the lovely youth“ als ein re), Salzburger Bachchor, Freiburger Barockorches- Meisterstück an. Der Misserfolg wurde verschiedenen ter, Musikal. Leitung: Ivor Bolton, Inszenierung: Faktoren zugeschrieben, u. a. dem Erdbeben in London Christof Loy im Frühjahr 1750 und dem Umstand, dass es sich bei dem Besetzung: Valens, Statthalter von Antiochia (Bass), Libretto nicht um eine biblische Geschichte handelt. Didymus, römischer Offizier (Alt), Septimius, römi- Morell überliefert in einem Brief, den er zwischen 1776 scher Offizier, sein Freund (Tenor), Theodora, Chris- und 1781 an den Drucker und Antiquar John Nichols ge- tin von edler Abstammung (Sopran), Irene, Christin schrieben hatte, Händels Reaktion auf die schwach be- (Mezzosopran), Bote (Tenor), Chor der Christen, Chor suchte zweite Vorstellung. Der Librettist hatte gerade der Heiden mitgeteilt: „… ich habe gerade Sir T. Hankey gesehen, Orchester: Flauto traverso I, II; Oboe I, II; Fagotto I, II; und er wünschte, dass ich Euch versichere, er würde alle Corno I, II; Tromba I, II; Timpani; Violino I, II; Viola; Logen mieten, wenn Ihr es noch einmal spielt.“ Händel Bassi (Violoncello, Contrabbasso, Fagotto, Cembalo, soll geantwortet haben: „Er ist ein Narr; die Juden wer- Organo) den nicht kommen (wie sie auch nicht zu Judas kom- Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise, men würden), denn es ist eine christliche Geschichte; Klavierauszug käuflich und die Damen werden nicht kommen, weil es eine tu-

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[t]akte 1I2009 21 Die unverzichtbaren Standard- werke für jede Musikbibliothek G. F. Händel In neuer Ausstattung erhältlich: Klavierauszüge

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Flavio, Re de' Longobardi Rodrigo (Vincer se stesso è HWV 16 la maggior vittoria) HWV 5 Weitere Informationen zu Händel unter (ital./dt.) N. F. Haym / P. Brenner (ital./dt.) F. Silvani / P. Brenner www.haendel-edition.de URTEXT. Ed. M. Knapp URTEXT. Ed. R. Heyink Klavierauszug von H. Fuchs Klavierauszug vonA. Köhs BA 4046a € 42,50 / CHF 85.– BA 4083a € 39,95 / CHF 79.90

Giulio Cesare Serse/Xerxes HWV 40 in Egitto HWV 17 (ital./dt.) N. Minato, (ital./dt.) N. F. Haym / E. Schmidt S. Stampiglia / E. Schmidt URTEXT. Ed. F. Zschoch URTEXT. Ed. T. Best Klavierauszug von K.-H. Müller Klavierauszug von A. Köhs BA 4078a € 49,95 / CHF 99.90 BA 4076a € 28,95 / CHF 57.90

Imeneo HWV 41 Tamerlano HWV 18 (ital./dt.) S. Stampiglia / (ital./dt.) N. F. Haym / P. Brenner M. Pacholke URTEXT. Ed. T. Best URTEXT. Ed. D. Burrows Klavierauszug von M. Rot Klavierauszug von M. Pacholke BA 4052a € 37,95 / CHF 75.90 BA 4072a € 28,50 / CHF 57.– Tolomeo, Re di Egitto Lotario HWV 26 HWV 25 (ital./dt.) G. Rossi, A. Salvi / (ital./dt.) N. F. Haym / G. Müller M. Pacholke URTEXT. Ed. M. Pacholke URTEXT. Ed. M. Pacholke Klavierauszug von A. Köhs Klavierauszug von M. Pacholke BA 4074a € 41,95 / CHF 83.90 BA 4058a € 39,95 / CHF 75.90 Bärenreiter www.baerenreiter.com

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Der Intrigant kommt buffonesk daher und der Graf gibt sich als Spaßmacher, meint es aber durchaus Wundersame Mischungen ernst. Und unter allem turbulenten Geschehen liegt In Haydns Oper „La fedeltà premiata“ verbinden eine tief empfundene Musik. Es gilt, ein Meisterwerk sich ernste und komische Züge auf ideale Weise wiederzuentdecken.

Zu Joseph Haydns herausragenden Charaktereigen- schaften gehörte seine außerordentliche Bescheiden- heit. Wenn er über La fedeltà premiata schreibt, „dass dergleichen Arbeit in Paris noch nicht gehört worden ist und vielleicht ebensowenig in Wien“, so zeigt dies, dass er sich sehr wohl bewusst war, mit dieser Oper ein Meis- terwerk geschaffen zu haben. La fedeltà premiata wurde am 25. Februar 1781 zur Einweihung des neu erbauten Theaters in Esterháza ur- aufgeführt und sollte dort zu einer der meistgespielten Opern werden. Aber bald fiel sie in einen Dornröschen- schlaf. Nun wird zum ersten Mal das gesamte Auffüh- rungsmaterial nach der Partitur der kritischen Gesamt- ausgabe vorgelegt. Damit ist die Voraussetzung geschaf- fen, dass dieses Meisterwerk in der Originalgestalt wie- „La fedeltà premiata“ in Zürich: Eva Mei als Amaranta und Carlos derbelebt werden kann. Chausson als Melibeo (Foto: Suzanne Schwierz) Schon die mitreißende Ouvertüre strahlt Kraft und Schönheit aus. Haydn hat sie unter dem Namen „La Instrumentationskunst zum selbstständigen Partner chasse“ als 4. Satz in seine Sinfonie Nr. 73 übernommen, der Gesangsstimmen. und die Jagd ist auch der mythologische Rahmen, der Manche Teile von La fedeltà premiata existieren in die Oper umklammert. Die Handlung spielt im Tempel- verschiedenen Fassungen, die von Haydn selbst stam- bereich der Jagdgöttin Diana, die am Ende die treue Lie- men. Es ist ein großes Verdienst dieser Edition, dass auch be belohnt und die bösen Machenschaften bestraft. In die Neufassungen und Varianten in das Material auf- gewissem Sinne sind alle Figuren Jäger und Gejagte, ja- genommen wurden. Ein weiterer Vorzug besteht darin, gen in einem bunten Verwirrspiel nach Liebe und Glück. dass der Klavierauszug eine deutsche Übersetzung auf- In dieser Oper mischen sich auf wunderbarste Weise weist, die sich genau am Original orientiert und Sinn ernste und komische Elemente. Nur das Liebespaar, Ce- und Bedeutung unter Beibehaltung des Reimes in einer lia und Fileno, kann eindeutig der Opera seria zugeord- adäquaten Sprachqualität wiedergibt, was die Voraus- net werden, wobei Haydn aber auch bei diesen Figuren setzung dafür ist, dass der wunderbare, originelle Text die Formen dieser Gattung sprengt. Der einfältige Lin- von Giambattista Lorenzi vor einem deutschsprachigen doro entspricht am ehesten dem Buffo-Typ. Aber schon Publikum seine volle, unmittelbare Wirkung entfaltet. Nerina, die mit ihrer Lebhaftigkeit und ihrer spitzen Peter Brenner Zunge die munterste Erscheinung ist, wurde von Haydn mit lyrischer Sensibilität bedacht. Für die leidenschaft- liche, launische Amaranta, die durchaus auch komische Joseph Haydn Züge trägt, schrieb er tief empfundene Musik voll La fedeltà premiata. Dramma pastorale giocoso (1780). Schmerz und Enttäuschung. Der intrigante Priester des Nach einem Libretto von Giambattista Lorenzi Dianatempels, Melibeo, könnte mit seiner drastischen Hrsg. von Günter Thomas.Joseph Haydn Werke, Band Ausdrucksweise buffonesk erscheinen, wäre nicht auch XXV/10 (G. Henle Verlag) seine Verschlagenheit und Gefährlichkeit Klang gewor- Premiere: 1.3.2009: Opernhaus Zürich, Musikal. Lei- den. Umwerfend komisch sind die Situationen, in die tung: Adam Fischer, Inszenierung: Jens-Daniel Herzog Graf Perruchetto gerät, und sicher ist er es, der für die Premiere: 2.3.2009: London, Royal Academy Opera, Ro- größte Heiterkeit sorgt. Aber er ist durchaus kein Spaß- yal Academy of Music Sinfonia, Leitung: Trevor Pin- macher. Alles, was er äußert, ist ernst gemeint und leb- nock, Inszenierung: Alessandro Talevi haft empfunden, und mit seiner phantasievollen und Personen: Fillide (Sopran), Fileno (Tenor), Amaranta manchmal poetischen Ausdrucksweise und dank der (Sopran), Conte Perrucchetto (Basso), Nerina (Sopran), immer szenisch gedachten Musik, mit der Haydn ihn Lindoro (Tenor), Melibeo (Bass), Diana (Sopran), Coro beschenkt, wird er zu einer Figur, die in der Opernlitera- di ninfe e pastori, cacciatori e cacciatrici, seguaci di tur ihresgleichen sucht. Diana. Ballo di pastori e pastorelle Haydn findet für jede der 19 Arien eine andere, so- Orchester: Flauto I, Oboe I, II, Fagotto, Corno I, II, Trom- wohl aus den Charakteren als auch aus den Situationen ba I, II, Timpani, Violino I, II, Viola, Bassi (Vc. e B.), Bas- entwickelte Form, die so frei ist wie seine Phantasie. Hier so continuo ist eine wesentliche Aufwertung des Orchesters erreicht: Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise, es erhält über die Gesangsbegleitung hinaus eine kom- Klavierauszug käuflich mentierende Funktion und wird mit einer ausgefeilten

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[t]akte 1I2009 23 [t]akte

Von Zeitgenossen bejubelt, von der Nachwelt kaum beachtet – vergleichbare Schicksale teilen die Oper „Jessonda“ und ihr Schöpfer Louis Spohr. Dabei lohnt Sieg der Vernunft es sich, beide neu zu entdecken: Immerhin bietet die Louis Spohrs Oper „Jessonda“ war eine wichtige Oper eine auch musikalisch beispielhaft schöne Ge- Station auf dem Weg zur deutschen Nationaloper schichte um Toleranz und Völkerverständigung.

In einem Artikel der Allgemeinen Musikalischen Zei- nähert sich der Stadt. In dem Glauben, es handele sich tung konnte man 1825 lesen: „Nächst Weber ist es Lud- um eine harmlose religiöse Zeremonie, schließt er mit wig Spohr […] gelungen, Aufmerksamkeit und Beyfall dem indischen Oberpriester Dandau einen Waffenstill- im hohen Grade zu erlangen; ja durch seine Oper Jes- stand für die Dauer des Opfers. Zu spät versteht er den sonda hat er sogar im nördlichen Deutschland mit dem wahren Charakter der Zeremonie und muss auch noch Componisten des Freyschützen glücklich um die Palme erkennen, dass das Opfer seine verloren geglaubte Ju- gerungen.“ Im Gegensatz zu Webers Oper wird Jesson- gendliebe Jessonda ist. Rettung aus dem Dilemma da heute nur noch selten aufgeführt. Doch zu Beginn des bringt Nadori, der von einem geplanten Bruch des Waf- 19. Jahrhunderts war das ganz anders. Louis Spohr hatte fenstillstandes durch Dandau berichtet und so Tristan schon mit seinem 1813 in Wien komponierten Faust ei- von seinem gegebenen Ehrenwort befreit. nen wichtigen Beitrag zur deutschen romantischen Nadori verkörpert dabei gewissermaßen Kants Defi- Oper geleistet. Mit seiner 1822 vollendeten Jessonda nition der Aufklärung, denn er vollzieht den „Ausgang plante er dann erklärtermaßen, die Entwicklung voran- des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmün- zutreiben. Auf formaler Ebene erzielte er große Fort- digkeit“ im Laufe der Oper exemplarisch nach. Schon in schritte, indem er den gesprochenen Dialog in Rezitati- seinem Duett mit Dandau am Beginn des ersten Aktes ve verwandelte und bemüht war, die einzelnen Num- deutet sich das auch musikalisch an. Überhaupt ist die mern der Oper musikalisch miteinander zu verbinden Musik dieser Oper nicht nur ausgesprochen schön, son- und zu größeren Szenenkomplexen zu gruppieren. dern auch höchst intelligent. So werden z. B. Inder und Nach der napoleonischen Besatzung Deutschlands Portugiesen zwar in ihren jeweiligen Szenen musika- und dem erwachenden Nationalgefühl suchte man lisch geschickt charakterisiert, als sie sich aber mit ge- nach „deutschen Meisterwerken“ auch auf der Opern- zogenen Schwertern gegenüber stehen, verfallen sie in bühne. Man fand sie vor allem in den Werken Spohrs, einen Kanon. Im Geklirr der Waffen verstummen die Webers und Marschners. Allerdings eigneten sich kulturellen Unterschiede. Der Sieg des Guten in dieser Spohrs Opern kaum als Folie für einen tumben Natio- Oper verdankt sich so einer konsequent aufgeklärten nalismus und so gerieten sie nach 1871 immer stärker in Haltung auf beiden Seiten. Eine Dramaturgie also, von Vergessenheit. Die Nazis bereiteten mit ihrer Unterdrü- der wir auch heute noch viel lernen können. ckung der Jessonda der Rezeptionsgeschichte spohr- Wolfram Boder scher Opern ein vorläufiges Ende. Gerade wegen ihrer dramaturgischen Intelligenz und ideologiekritischen Grundhaltung hätten sie aber eine Wiederentdeckung Louis Spohr mehr als verdient. Jessonda Jessonda präsentiert vordergründig zunächst eine Staatstheater Kassel, 25.10., 1. und 7.11.2009 (konz.), klassische Liebesgeschichte, die sich vor der Kulisse Goas Staatsorchester Kassel, Leitung: Patrik Ringborg im sechzehnten Jahrhundert abspielt. Gemäß einer in- Besetzung: Jessonda (Sopran), Amazili (Sopran), Dan- dischen Tradition soll Jessonda als Witwe eines verstor- dau (Bass), Nadori (Tenor), Tristan (Bariton) und Lo- benen Rajahs mit der Leiche ihres Gemahls verbrannt pes (Tenor), Indischer Offizier (Tenor), 2 Bajaderen (S), werden. Zunächst fügt sie sich in das Geschick, dass ihr Chor (SATB) von dem jungen Brahminen Nadori verkündet wird. Orchester: 2 (Picc),2,2,2 – 4,4,3,0 – Pk – Str Unterdessen ist jedoch der portugiesische General Tris- Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmatertial leihweise tan d’Acunha mit einem Heer an der Küste gelandet und

Kostümentwürfe zu „Jessonda“. Aquarelle aus dem Jahr 1856

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Von „Falstaff“, dem genialen Spätwerk Verdis, gibt es bisher keine Urtext-Edition. Michael Rot füllt die- se Lücke, indem er auf die vom Komponisten konzi- Zurück zur Handschrift pierte Erstfassung zurückgeht, die sich aus dem ori- Giuseppe Verdis „Falstaff“ in einer wissenschaft- ginalen Klavierauszug und Abweichungen in den lich-kritischen Neuausgabe der Urfassung Singstimmen aus Verdis Hand ergibt.

Verdis Falstaff nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonder- Die erste Partitur von Falstaff erschien im Verlag Ri- stellung in der Geschichte der Oper ein. Als letztes Werk cordi erst einige Jahre nach Verdis Tod. Die darin ent- eines der bedeutendsten Opernkomponisten vereinigt haltenen unzähligen Änderungen in Dynamik, Artiku- es in sich das Können und die Erfahrung von mehr als lation und Phrasierung im gesamten Orchester können 25 Opern, markiert aber gleichzeitig auch das Ende ei- daher nicht mit Verdi direkt in Ver- ner Entwicklung, die 100 Jahre zuvor mit dem Belcanto bindung gebracht werden. Das Auf- begonnen hatte und nunmehr vom Verismo abgelöst führungsmaterial der Urauffüh- wurde. Daneben ist Falstaff eine von ganz wenigen ko- rung, das diesbezüglich sicher die mischen Opern der Weltliteratur, deren Humor nicht nur meisten Fragen klären könnte, der Handlung oder einzelnen Textpointen entstammt, steht als Quelle nicht zur Verfü- sondern deren abgeklärter Witz der Musik selbst ent- gung. springt und im selben Moment in ihr reflektiert wird. Als Herausgeber habe ich mich Schließlich besticht Falstaff auch durch die Reduktion daher entschlossen, eine Partitur der Mittel, den sparsamsten Einsatz von Effekten, die vorzulegen, die erstmals die noch gerade dadurch zu besonderer Aussagekraft gelangen. nie publizierte Erstfassung von Fal- Angesichts der Bedeutung, die Verdis Alterswerk in staff enthält. Im Ablauf unterschei- der Musikgeschichte zukommt, verwundert es, dass sich det sie sich von den bekannten bislang niemand der editorischen Mühe unterzogen hat, Ausgaben nur durch wenige Takte, das Autograph zur Grundlage einer wissenschaftlich- die hinzukommen. Wesentlich sind kritischen Ausgabe zu machen. die erheblich unterschiedliche Dy- Die autographe Partitur ist vollständig erhalten, im namik und Phrasierung im Verlauf Wesentlichen problemlos zu lesen und enthält nur we- des gesamten Werkes sowie die Ab- nige Korrekturen. Die editorischen Fragen, die sich bei weichungen in den Singstimmen. der wissenschaftlichen Revision ergeben, beziehen sich Neben der Urfassung der autogra- auf Details der Dynamik, Artikulation und Phrasierung. phen Partitur enthält die Ausgabe Oft sind Instrumente dynamisch nicht bezeichnet, ein- auch die Änderungen in den Sing- deutig zusammengehörende oder parallele Phrasierun- stimmen, die Verdi noch vor der Das Heiterste zum Schluss: Giuseppe Verdi gen unterschiedlich und Artikulationen eindeutig feh- Uraufführung vorgenommen hat. lerhaft. Die dadurch notwendigen Korrekturen, Anglei- Zentraler Bestandteil der Neuausgabe ist der umfang- chungen und Ergänzungen werden auf folgender Basis reiche kritische Bericht in der von der Verlagsgruppe vorgenommen: Hermann in den letzten Jahren neu entwickelten Me- thode non-verbaler grafischer Darstellung in tabellari- - Beschränkung auf das absolut notwendige Minimum scher Form. Die ausführlichen Lesarten sind fast aus- an Eingriffen schließlich mit Notenbeispielen dargestellt und können - alle Korrekturen, Ergänzungen und Angleichungen daher sprachunabhängig und sogar unabhängig von der erfolgen ausschließlich auf Basis des autographen Partitur benutzt werden. Notentextes und nur so weit, als sie sich daraus ab- Die wissenschaftlich-kritische Neuausgabe von Ver- leiten lassen. dis Falstaff wird Anfang 2010 als Partitur mit ausführli- chem kritischen Bericht, dazugehörigen Orchesterstim- Alle bisherigen Publikationen unterscheiden sich er- men ergänzt durch einen neu herausgegebenen Klavier- heblich von Verdis Handschrift, wobei sie keineswegs auszug erscheinen und bei Alkor Edition Kassel als Leih- nur die notwendigen Korrekturen vornehmen. Der material lieferbar sein. Michael Rot bereits vor der Uraufführung hergestellte Erstdruck des Klavierauszuges enthält einige Abweichungen in den Singstimmen in Bezug auf Tonhöhen, Dynamik, Artiku- Giuseppe Verdi lation, Phrasierung und auch Text. Im Übrigen gibt die- Falstaff ser Klavierauszug aber eindeutig die Version der auto- Hrsg. von Michael Rot graphen Partitur wieder. Durch das Publikationsdatum Verlagsgruppe Hermann, können die Änderungen in den Singstimmen vor der Aufführungsmaterial leihweise über die Uraufführung datiert werden, sie sind also mit ziemli- Alkor-Edition cher Sicherheit von Verdi autorisiert und wurden des- halb als Alternative in die kritische Neuausgabe mit ein- bezogen.

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[t]akte 1I2009 25 [t]akte

Plädoyer für ein Der französische Dirigent Marc Minkowski ist ein Verfechter des französischen Opernrepertoires aus großartiges Repertoire dem 19. Jahrhundert. Im Gespräch erklärt er sich zu Ein Gespräch mit Marc Minkowski über die dieser Liebe und entwirft Perspektiven für eine Re- französische Oper des 19. Jahrhunderts naissance.

[t]akte: Über das barocke und das klassische Repertoire hinaus haben Sie immer ein besonderes Interesse für die französische Musik des 19. Jahrhunderts gezeigt, vor al- lem aber für die Oper. Warum wurde sie Ihrer Meinung nach – mit Ausnahme von Stücken wie Carmen, Wer- ther oder Faust – so lange vernachlässigt?

Minkowski: Dieses Problem wirft viele Fragen auf, für die es nicht eine erschöpfende Antwort geben kann. Ei- nige Erklärungen ermöglichen es uns lediglich, den tief- greifenden Geschmackswandel beim Opernpublikum um die Wende zum 20. Jahrhundert zu verstehen, der im Kontext einer Internationalisierung der Musik zu se- hen ist. Ich bin der Meinung, dass dafür während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Erfolg von Ver- Reif für Wiederentdeckung: Marc Minkowski setzt sich für die dis und Wagners Opern in Europa eine wesentliche Rol- französische Oper ein (Photo: Philippe Gontier / Naïve) le gespielt hat. In einer Kunstform, in der sich Librettis- ten und Musiker bis dahin an gesellschaftliche Konven- geweckt: Wir sollten nicht vergessen, dass Persönlich- tionen und wirtschaftliche Überlegungen der Theater keiten wie Saint-Saëns, d’Indy, Romain Rolland und an- anpassen mussten, haben diese beiden Komponisten dere entschieden für die Musik früherer Zeiten einge- ihre eigene Dramaturgie durchgesetzt, indem sie ihren treten sind. Monographien, Denkmälerausgaben und Werken eine menschliche Komponente verliehen ha- szenische Wiederentdeckungen waren in Frankreich am ben. An den Geist Glucks anknüpfend, haben sich diese Anfang des 20. Jahrhunderts hoch im Kurs. All dies galt beiden Künstler des Dramas bemächtigt und ihm Ton- als modernes Bewusstsein, als Wunsch, Teil einer gene- sprache und Opernpraxis unterworfen. Als ihre Haupt- rationsübergreifenden Entwicklung zu sein, als Suche werke in Paris aufgeführt wurden, haben sie die Idee des nach Glaubwürdigkeit. Unser Interesse für die folgende Musiktheaters für junge Komponisten völlig verändert Epoche, die der Romantik, ist jünger und galt zuerst der und damit ein wachsendes Publikum berührt. Bildenden Kunst: Der Umbau des Gare d’Orsay 1986 in Zurückblickend erschienen gegen Ende des 19. Jahr- ein Museum ist dafür bezeichnend. In unserer Zeit der hunderts die Werke Meyerbeers, die weiterhin auf den Retrospektive ist das Publikum reif für die Wiederent- Programmen der Opernbühnen standen, mehr und deckungen des musikalischen Repertoires aus der Zeit mehr künstlich und unnatürlich. Da sich die Frage nach von Ingres, Courbet und den Impressionisten, eines Re- der Kunst auf dem Theater vor allem durch das Aufkom- pertoires, das den großen Erfolg der Pariser Opernbüh- men der Regie am Beginn des 20. Jahrhunderts immer nen begründet hat, und von dem wir heute noch profi- dringlicher stellte, wusste man nicht mehr, wie man tieren, verlieh es doch der Stadt, die zur Musikhauptstadt diese Opern auf die Bühne bringen konnte. In dieser Europas in der Romantik wurde, eine große Strahlkraft. Übergangszeit begann sich mit dem Wandel der Darstel- lungsformen auch der Geschmack zu ändern. Die Oper Welche französischen Opern haben Sie dirigiert und was hörte auf, einem sozialen Bedürfnis Rechnung zu tragen sind Ihre Favoriten? und entsprang nun dem Wollen des Künstlers. Dies al- les bedeutete einen Bruch zwischen dem französischen Ich kann keine Lieblingswerke nennen angesichts der Repertoire der Romantik (ausgenommen Faust 1859) großen Anzahl von Opern, die ich schon dirigiert habe, und dem modernen Operntheater nach Verdi und Wag- darunter so wunderbare und verschiedenartige Stücke ner, dem der Generation von Bizet und Massenet, die wie La Dame blanche von Boïeldieu, Le Domino noir von etwa dreißig Jahre später geboren wurden und von ih- Auber, Robert le diable von Meyerbeer, La Favorite von ren Vorbildern gelernt hatten. Donizetti, Le Belle Hélène, La Grand-Duchesse de Gerol- stein, Orphée aux Enfers und Les Contes d’Hoffmann von Was sind die Gründe für die jüngste Neuentdeckung Offenbach – nicht zu vergessen seine Rheinnixen, eine dieses Repertoires? richtige französische romantische Oper, obwohl in Dres- den uraufgeführt – Carmen von Bizet und schließlich Unsere Zeit ist durch eine tiefe Neugier gleichermaßen Cendrillon und von Massenet. Ich habe außer- gegenüber der Vergangenheit wie der Zukunft gekenn- dem für die Deutsche Grammophon ein Recital mit Mag- zeichnet. Das 20. Jahrhundert hat eine Leidenschaft für dalena Kožená aufgenommen, das unter anderem herr- die barocke Kunst entwickelt. Das Interesse an alter liche Opernarien von Gounod und Ambroise Thomas Musik wurde aber nicht erst in den letzten Jahrzehnten enthält.

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Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Orchesterma- gut ausgebildeten Interpreten zusammentreffen, deren terial dieser Werke gemacht? Stimmen sowohl für den Belcanto als auch für den lyri- schen Gesang ausgebildet sind. Dieses Repertoire ist Man stößt oft auf große Schwierigkeiten, auch wenn nicht unsingbar, wenn die Interpreten Verständnis für man Kritische Ausgaben verwenden kann. Die Orches- diesen Stil entwickeln. Sind die Partituren erst einmal terstimmen enthalten zu wenige Korrekturen und sind erhältlich, können die Sänger diese Werke leichter stu- oft eher vorläufiger Natur. Wenn man mit Originalstim- dieren und sich aneignen. Was die komische Oper be- men aus Bibliotheken arbeiten muss, besteht die große trifft – und Carmen, das weltweit am häufigsten aufge- Gefahr, in den Wochen und Monaten vor der Auffüh- führte französische Werk, gehört wohlgemerkt zu die- rung viel Zeit zu verlieren. ser Gattung – müssen die Sänger wieder lernen, auf der Bühne nicht nur zu singen, sondern auch zu sprechen. Wie schätzen Sie angesichts dieser Erfahrungen, die si- Dieser Registerwechsel ist sehr heikel, aber im 19. Jahr- cher mit denen vieler Kollegen übereinstimmen, den hundert war die Fähigkeit dazu unabdingbar. Es ist sehr Wert unseres neuen verlegerischen Projekts L’Opéra bedauerlich, dass das Conservatoire national supérieur français ein? de Paris 1991 die Opéra-comique-Klassen geschlossen hat. Dieses Projekt war ein Desiderat! Wir verfügen jetzt über wunderbare Ausgaben von Rossini, Wagner, Verdi oder Dürfen wir erfahren, welche französischen Opern wir Offenbach. Es ist an der Zeit, dass Ähnliches für die fran- in Zukunft von Ihnen hören werden? zösische Oper der Romantik geschieht, wenn man sie aufführbar machen und dem Publikum wieder vorstel- In der nächsten Zeit werde ich mit großem Enthusias- len will. Ich möchte darüber hinaus hervorheben, dass mus Mireille von Gounod, Don Quichotte von Massenet sich flankierend zu Ihrer verlegerischen Initiative eine und Les Huguenots von Meyerbeer dirigieren. Bewegung seitens der Institutionen zugunsten dieses Repertoires abzeichnet. 2005 wurden die Aufgaben der Die Fragen stellte Ulrich Etscheit Opéra Comique durch die französische Regierung neu Übersetzung: Geneviève Geffray / JM definiert, und seit 2007 werden solche vergessenen Wer- ke in den Saisonprogrammen bevorzugt. In Venedig be- herbergt der Palazzetto Bru-Zane ein Zentrum für fran- L’Opéra français zösische romantische Musik, das von einer Schweizer Editionsleiter: Paul Prévost Stiftung finanziert wird und seine Arbeit 2009 auf- Bärenreiter-Verlag Kassel 2008ff. nimmt. Adolphe Adam: Le Toréador ou L’Accord parfait Hrsg. von Paul Prévost (2009) Das französische Opernrepertoire des 19. Jahrhunderts, Aufführungsmaterial bereits leihweise erhältlich das seinerzeit in die ganze Welt exportiert wurde, stößt heute auf Akzeptanzprobleme. Die Grand Opéra wird Édouard Lalo: Fiesque von vielen als hyperspektakulär und gleichzeitig als Hrsg. von Hugh Macdonald (2009) ziemlich oberflächlich eingeschätzt; die Opéra comique Aufführungsmaterial bereits leihweise erhältlich mit ihren gesprochenen Dialogen lässt sich mit den in- Daniel François Esprit Auber: Le Domino noir ternationalen Sängerensembles von heute kaum noch Hrsg. von Emmanuel Trombowsky (2010) adäquat besetzen und ist zudem schwer verständlich für Ambroise Thomas: ein Publikum, das der französischen Sprache meist nicht Hrsg. von Sarah Plummer u. Hugh Macdonald (2011) genügend mächtig ist, um die Feinheiten des Librettos zu verstehen und zu genießen. Wie schätzen Sie die Zu- Jules Massenet: Werther kunft der französischen Oper des 19. Jahrhunderts ein Hrsg. von Lesley Wright (2011) und die Chance, einige Stücke dieser Gattung mit Hilfe Emmanuel Chabrier: L’Étoile unseres verlegerischen Projekts für die Bühne zurück- Hrsg. von Hugh Macdonald (2012) zugewinnen? Aufführungsmaterial ab Herbst 2009 leihweise erhältlich Wir werden das Opernpublikum von Wert und Charme dieser vernachlässigten Werken nur überzeugen kön- Die Reihe wird ca. 35 Bände umfassen und zur nen, wenn Ihre Bemühungen als Verleger und die Neu- Subskription angeboten. gier der Programmverantwortlichen und Dirigenten mit

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^ ^ ^ ^ ^ Fortwährendes Singen Janáceks Viola d’amore Zur Neupublikation von Josef Bohuslav Foersters Zur Neuausgabe des Streichquartetts Cellokonzert Nr. 2 „Intime Briefe“

In der Musikgeschichte ist Josef Bohuslav Foerster Leoš Janáčeks 2. Streichquartett „Intime Briefe“ gehört (1859–1951) vor allem durch seine Freundschaft mit zu jenen Werken, deren Aufführungsgeschichte durch Gustav Mahler in ihrer gemeinsamen Hamburger Zeit die (teilweise notwendigen) Bearbeitungen seiner Inter- bekannt. Es entstand ein intensiver künstlerischer Aus- preten geprägt ist. Janáček hatte vor seinem überra- tausch zwischen Mahler und Foerster. Foerster und sei- schenden Tod im August 1928 drei Proben durch das ne Frau Berta Lautererová wechselten 1903 mit Mahler Mährische Quartett erlebt, bei denen er und die Musi- nach Wien und kehrten erst 1918 nach Prag zurück. In ker Änderungen in einer Abschrift anbrachten. Die Erst- Prag gehörte er als Direktor des Konservatoriums und ausgabe erfolgte erst 1938 und ist letztlich eine interpre- Universitätslehrer, später als Präsident der Prager Aka- tierende Revision des ersten Geigers des Mährischen demie der Künste und mit der Aus- Quartetts, František Kudláček. Weitere, noch stärker re- zeichnung als Nationalkünstler 1945 vidierende Editionen folgten. zu den angesehensten Persönlichkei- Erstmals werden nun in der Neuedition im Rahmen ten seines Landes. der Kritischen Gesamtausgabe der Werke von Leoš Ein immenses musikalisches Janáček (Reihe E, Band 4, Editio Bärenreiter Praha, Werk des mehrfach begabten Künst- BA 6857, Partitur mit Stimmen) die Schichten der Kom- lers harrt der Wiederentdeckung. position freigelegt: Sie enthält die ursprüngliche, auto- Nachdem Editio Bärenreiter Praha graphe Partitur als Faksimile und als Transkription so- 2007 die Sinfonien Nr. 1 und 2 neu wie jene zweite Version, die während der Proben im Mai publiziert hat und diese von den Os- 1928 entstand und als „letzte“ Fassung gelten muss. Je- nabrücker Sinfonikern aufgeführt doch fehlt der wichtige Schritt der Redaktion der Erst- und auf CD (MDG, dort auch die Ein- ausgabe durch den Komponisten, so dass man zögert, spielung der 3. und 4. Sinfonie) pro- von der „letzten“ Fassung zu sprechen, zumal Janáček duziert worden sind, erscheint nun das Quartett ursprünglich mit einem Instrument besetzt das späte Konzert für Violoncello hatte, das er als kaum verhüllte Chiffre für die Liebe ver- und Orchester aus dem Jahr 1930, das wendete. Sein Dokument der Leidenschaft kündigte er im Januar bei Supraphon von Jiří Bár- in einem Brief an Kamila Stösslová an: „Das Ganze wird ta und der Prager Kammer Philharmonie unter der Lei- von einem besonderen Instrument zusammengehalten. tung von Jakub Hrůša eingespielt worden ist. Es heißt Viola d’amour – Liebesviola. […] In dieser Arbeit Foerster gehört mit Janáček, Suk und Novák zu der werde ich mit Dir allein sein. Kein Dritter neben uns …“ Generation tschechischer Nationalkünstler, die den (1.2.1928). Edel, silbrig, etwas verhangen und fragil klingt Schritt ins 20. Jahrhundert vollzogen. Sein Stil blieb der die Viola d’amore im Vergleich zu der robusteren Brat- spätromantischen Musiksprache verpflichtet: groß, sche, die sich als die lautere, „moderne“ Altstimme im melodisch und glänzend in seiner ersten Reife der Jah- Streichersatz durchgesetzt hat. Das siebensaitige Ba- re zwischen 1890 und 1910, später immer mehr ver- rockinstrument, bei dem weitere sieben Resonanzsai- innerlicht und lyrisch. ten frei mitschwingen, verwandte Janáček in mehreren Das Cellokonzert stammt aus dem Jahr 1931. Um ei- späten Werken (u. a. Kát’a Kabanová) in prominenter nen Mittelsatz des fortwährenden Singens des Solocel- Funktion – eine deutliche Botschaft hat es in den Inti- los gruppieren sich ein gemäßigter Kopfsatz, der im men Briefen. Jedoch wurde es schon während der ers- dunklen Tonfall der Hörner und Posaunen anhebt, und ten Probe gegen eine Bratsche ausgetauscht, wobei die ein tänzerischer Schlusssatz, der zum Ende zur schwel- Stimme geändert wurde. Somit existieren zwei Fassun- gerischen Kantilene des Beginns zurückkehrt. Während gen des Quartetts, die in der Neuausgabe nebeneinan- der erste Satz seine Thematik im konzertierenden der gestellt werden. Miteinander entwickelt, steht im zweiten das Solocel- Den verschiedenen Versionen hat sich das französi- lo als Gesangsträger ungebrochen im Vordergrund und sche Quatuor Diotima gewidmet. Zusammen mit Garth bildet den intensiv lyrischen Schwerpunkt des Werkes. Knox spielte es sowohl die Erstfassung mit Viola d’amore Marie Luise Maintz als auch die revidierte mit Bratsche ein (Alpha 133), was den direkten Vergleich ermöglicht. Wie die Interpreten Josef Bohuslav Foerster schreiben, offenbart die Edition „eine radikale Entwick- Konzert für Violoncello und Orchester op. 143 lung im Charakter des Werkes“. Die vergleichende CD- Besetzung: 2,2,Eh,2,BKlar,2 – 4,2,3,1 – Hfe – Pk, Trian- Einspielung macht deutlich, wie die Altstimme – ge- gel – Str spielt von Bratsche oder Viola d’amore – den Klang des Aufführungsdauer: ca. 20 Minuten gesamten Quartetts verändert, hin zu einem zarteren, Verlag: Editio Bärenreiter Praha, Aufführungsmate- weicheren Duktus. Und sie legt nicht zuletzt die Arbeit rial leihweise an der Interpretation als einen kreativen Prozess mit all seinen Fragestellungen offen. MLM

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Neue Bücher

Felix Mendelssohn Bartholdy: Sämtliche Briefe. Auf der Personen in ihren Arien und En- Basis der von Rudolf Elvers angelegten Sammlung hrsg. sembles einen unverwechselbaren von Helmut Loos und Wilhelm Seidel. 12 Bände. Jeweils Charakter zu verleihen, sie als Men- ca. 750 Seiten. Subskriptionspreis schen, nicht als typisierte Figuren er- € 149,– / CHF 268.00 pro Band. Abgabe scheinen zu lassen. Er entlockt ihnen nur geschlossen. / Band 1: November ihre Geheimnisse, ohne sie zu denun- 1816 bis Juni 1830. Hrsg. von Juliette zieren. Den zweiten Teil bildet ein um- Appold und Regina Back. Bärenreiter- fassendes Lexikon aller Händel-Opern Verlag 2008. 764 Seiten. mit ausführlichen Angaben zu Beset- Der Bärenreiter-Verlag hat den ersten zung, Stoffgeschichte und Inhalt. Band einer Gesamtausgabe der Briefe Felix Mendelssohn Bartholdys (1809– Johann Nikolaus Forkel: Ueber Johann 1847) veröffentlicht. In den ca. 5.000 Sebastian Bachs Leben, Kunst und zwischen 1816 und 1847 verfassten Kunstwerke (Leipzig 1802). Edition · Quellen · Materia- Briefen des Komponisten, die inner- lien. Vorgelegt und erläutert von Christoph Wolff unter halb von sechs Jahren in zwölf Bänden Mitarbeit von Michael Maul. Bach-Dokumente VIII. erscheinen werden, enthüllt sich ein Bärenreiter-Verlag 2008. 228 Seiten. € 99,– / CHF 162.00. kultur- und geistesgeschichtliches Pa- Für die heutige Bach-Forschung ist Forkels Buch aus dem norama von großer Faszination. Jahr 1802 nach wie vor eine Quelle von unschätzbarem Wert. Als Band VII der „Bach-Dokumente”, dem Supple- Georg Friedrich Händel: Messiah HWV 56. Autograph. ment zur „Neuen Bach-Ausgabe”, ist nun die Biographie The British Library. Kommentar von Donald Burrows. mit Kommentaren, Quellennachweisen und Materia- Bärenreiter Facsimile. Documenta Musicologica, Zwei- lien erschienen. Erstmals wurden dafür auch alle schrift- te Reihe, Band XL. Bärenreiter-Verlag 2008. Halbleinen, lichen Äußerungen Karl Friedrich Zelters zusammenge- gebunden. 282 Seiten Faksimile + 56 Seiten Kommentar stellt, der als Erster die Biographie rezensierte. (engl./dt./jap.). € 398,– / CHF 699.–. Zum Händel-Gedenkjahr haben sich die British Library Marion Recknagel: Truggeweihtes Glück. Die Liebe in und der Bärenreiter-Verlag zusammengeschlossen, um Opern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Bärenreiter- das Autograph des Messiah in einem sorgfältig repro- Verlag 2009. 245 Seiten. € 29,95 / CHF 53.90. duzierten, aufwendig ausgestatteten Faksimile der Öf- Komponisten haben für Liebesszenen in ihren Opern fentlichkeit zugänglich zu machen. Der renommierte Musik von besonderer Schönheit und Händel-Forscher Donald Burrows führt in die Charak- Wirkung geschaffen. Doch verändern teristika der Handschrift ein, stellt die Entstehungsge- sich im Laufe des 19. Jahrhunderts die schichte dar und erläutert die Unterschiede zu späteren Vorstellungen von der Liebe – und mit Fassungen des Messiah, wie sie sich in den Direktions- ihr ihre musikalische Darstellung. Die partituren niedergeschlagen haben. Liebe verliert die Kraft zu harmonisie- ren und zu verbinden. Mit der Beschrei- bung von acht Werken, von Mozarts Così fan tutte über Wagners bis hin zu Leoš Janáčeks Kát’a Kabanová und Alban Bergs Lulu, schlägt Marion Recknagel einen Bogen über das 19. Jahrhundert hinweg bis ins 20. Jahrhundert hinein, um die Veränderungen in der Liebeskonzeption der Oper darzustellen.

Doppelseite aus dem „Messiah“-Faksimile Simone Galliat: Musiktheater im Umbruch. Studien zu Silke Leopold: Händel. Die Opern. Bärenreiter-Verlag. ca. den opere semiserie Ferdinando Paërs. Gustav Bosse 360 Seiten. ca. € 39,95 / CHF 71.90. Erscheint im Sommer Verlag 2009. Kölner Beiträge zur Musikwissenschaft, 2009. Band 11. 361 Seiten. € 39,95 / CHF 71,90. Silke Leopold geht der Frage nach, wie Händels Opern damals wahrgenommen wurden und warum diese Christiane Strucken-Paland: Zyklische Prinzipien in den Werke das heutige Publikum so begeistern. Das Buch ist Instrumentalwerken César Francks. Gustav Bosse Ver- zweigeteilt: In zehn Kapiteln behandelt Silke Leopold lag 2009. Kölner Beiträge zur Musikwissenschaft, Band 7. Händels Musik und seine Fähigkeit, den handelnden 540 Seiten. € 49,95 / CHF 89,90.

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Neue CDs und DVDs

CDs

Georg Friedrich Händel: Acis & Galatea world premiere recording ERNST KRENEK

What Price Confidence ILANA DAVIDSON · SUSAN NARUCKI Dunedin Consort & Players, Chamber Opera in nine scenes op.111 RICHARD CLEMENT · CHRISTOPHEREN NOMURA Leitung: John Butt. Linn Libretto by Ernst Krenek LINDA HALL

Jan Křitel Jiří Neruda: Konzert für Trompete und Streicher Alison Balsom, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Leitung: Thomas Klug. EMI

1 Joseph Haydn: Italian Arias Thomas Quasthoff, Freiburger Barockorchester, Leitung: Gottfried von der Golz. Deutsche Grammophon

Wolfgang Amadeus Mozart: „Donna“ (Opera & Concert Arias) Diana Damrau, Le Cercle de l’Harmonie, Leitung: Jérémie Rhorer. Virgin Classics

„Mozart“ Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 3 Antonín Dvořák: Annette Dasch, Akademie für (Fassung 1889) Stabat mater (Originalfassung Alte Musik, Leitung: Marc Piollet. Mozarteum Orchester Salzburg, 1876 mit Klavier) SonyBMG Leitung: Ivor Bolton. Oehms accentus, Leitung: Laurence Equilbey. naïve „Gods, Kings & Demons“ Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Arien von u. a. Berlioz, Dvořák, (Fassung 1874) Josef Bohuslav Foerster: Mozart Radio-Sinfoniorchester Stuttgart, Sinfonie Nr. 3 Rene Pape, Staatskapelle Leitung: Roger Norrington. Osnabrücker Symphonie- Dresden, Leitung: Daniel Har- Hänssler orchester, Leitung: Hermann ding. Deutsche Grammophon Bäumer. MDG Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 6 : Radio-Sinfoniorchester Stuttgart, Ernst Krenek: Grande Messe des Morts Leitung: Roger Norrington. What price confidence DVDs EuropaChorAkademie, SWR Hänssler Ilana Davidson, Susan Narucki, Sinfonieorchester Baden-Baden Richard Clement, Christopheren Georg Friedrich Händel: Orlando und Freiburg, Leitung: Sylvain Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 7 Nomura. Phoenix Opernhaus Zürich, Leitung: Cambreling. Glor HR Sinfonieorchester, Leitung: William Christie, Inszenierung: Paavo Järvi. SonyBMG Andreas N. Tarkmann: Jens-Daniel Herzog. Arthaus Hector Berlioz: Der Mistkäfer Vocal Works with Orchestra Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 7 Thomas Fritsch, WDR Rundfunk- : SWR Vokalensemble Stuttgart, Symphonieorchester des orchester, Leitung: Stefan Così fan tutte Leitung: Sylvain Cambreling. Bayerischen Rundfunks, Leitung: Blunier. cpo Glyndebourne Production, Hänssler Karl Böhm. audite Matthias Pintscher: Shining forth Orchestra of the Age of Felix Mendelssohn Bartholdy Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 Anders Nyqvist (Trompete). Enlightenment, Konzert Nr,. 3 e-Moll für Klavier (Fassung 1890) Kulturforum Witten / WDR Leitung: Iván Fischer, Inszenie- und Orchester. Rekonstruiert und Symphonieorchester des rung: Nicholas Hytner. opus arte vervollständigt von R. Larry Todd Bayerischen Rundfunks, Leitung: Beat Furrer: Konzert für Klavier auf: Mendelssohn: The Piano Karl Böhm. audite und Orchester, spur, lotófagos I, Wolfgang Amadeus Mozart: Concertos, Matthias Kirschnereit invocation VI, FAMA VI, retour an Ascanio in Alba (Klavier), Robert-Schumann- Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 9 dich Teatro Communale di Bologna, Philharmonie , Leitung: Mozarteum Orchester Salzburg, Nicolas Hodges (Klavier), WDR Leitung: Ottavio Dantone, Frank Beermann. Leitung: Ivor Bolton. Oehms Sinfonieorchester Köln, Leitung: Inszenierung: Luigi Scoglio. Arte Nova Peter Rundel u. a. Kairos Bongiovanni

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Termine (Auswahl) März 2009 März 2009 April 2009 April 2009

15.3.2009 Antwerpen (Premiere) 21.3.2009 Amsterdam (Premiere) 1./3.4.2009 Konstanz / 18.4.2009 Berlin (Temporäre Wolfgang Amadeus Mozart: Joseph Haydn: Orlando Paladino 4.4.2009 Singen Kunsthalle) Così fan tutte Radio Kamer Philharmonie, –> Thomas Daniel Schlee: Beat Furrer: Xenos Musikal. Leitung: Attilio Musikal. Leitung: Alessandro de Konzert für Klavier und Ensemble modern, Leitung: Cremonesi, Inszenierung: Guy Marchi Orchester (Uraufführung) Franck Ollu Joosten Klaus Sticken (Klavier), Südwest- 22.3.2009 Berlin (MaerzMusik) deutsche Philharmonie Kon- 18.4.2009 Oslo (Premiere) 15.3.2009 Tourcoing (Premiere) Vadim Karassikov: stanz, Leitung: Thomas Kalb Georges Bizet: Carmen Joseph Haydn: in the flame of the dream Musikal. Leitung: Marc Soustrot, L’anima del filosofo Moscow Contemporary Music 4.4.2009 Lüneburg (Premiere) Inszenierung: Francesca La Grande Ecurie et la Chambre Ensemble Wolfgang Amadeus Mozart: Zambello du Roy, Musikal. Leitung: Jean- Così fan tutte Claude Malgoire, Inszenierung: 26.3.2009 Göttingen Musikal. Leitung: Urs-Michael 18.4.2009 Dortmund (Premiere) Alita Baldi Joseph Haydn: Theus, Inszenierung: Philipp Wolfgang Amadeus Mozart: L’isola disabitata (konz.) Kochheim Don Giovanni 18.3.2009 New York Göttinger Symphonie Orchester, Musikal. Leitung: Ekhart Wycik, –> Felix Mendelssohn Bartholdy: Solisten, Leitung: Martin 4.4.2009 Istanbul Inszenierung: Beverly Blanken- Konzert Nr. 3 e-Moll für Klavier Haselböck Christoph Willibald Gluck/ ship und Orchester Hector Berlioz: Orphée (USA-Erstaufführung) 27./29.3.2009 Montpellier Musikal. Leitung: Murat Kodalli, 19.4.2009 Salzburg (Premiere) Tatiana Goncharova (Klavier), –> Manfred Trojahn: Galahads Tanz Inszenierung: Recep Ayyilmaz Wolfgang Amadeus Mozart: Lyric Chamber Ensemble, (Franz. Erstaufführung) Die Entführung aus dem Serail Leitung: Daniel Boico Orchestre National de Mont- 5.4.2009 Berlin (Komische Oper, Musikal. Leitung: Johannes pellier, Leitung: Gregor Bühl Premiere) Wildner, Inszenierung: Peter 19.3.2009 London Christoph Willibald Gluck: Armide Dolder –> Antonín Dvořák: Stabat Mater 27.3.2009 Linz Musikal. Leitung: Konrad (Originalfassung für Chor und Thomas Daniel Schlee: Ich, Hiob Junghänel, Inszenierung: Calixto 19.4.2009 Augsburg (Premiere) Klavier, UK-Erstaufführung) Inszenierung: Mascha Pörzgen Bieito Jean-Philippe Rameau: Platée BBC Singers, Stephen Betteridge Musikal. Leitung: Friedemann (Klavier), Leitung: David Hill 28.3.2009 Karlsruhe (Premiere) 6.4.2009 New York (Austrian Seitzer, Inszenierung: Peer Benjamin Britten: Cultural Forum) Boysen 19.3.2009 Prag (Rudolfinum) Death in Venice –> Matthias Pintscher: Shining –> Matthias Pintscher: nemeton for Musikal. Leitung: Jochen forth; Beat Furrer, Spur 19.4.2009 Hamburg (Premiere) solo percussion; Study I for Hochstenbach, Inszenierung: (USA-Erstaufführungen) Benjamin Britten: Death in Venice Treatise on the Veil; Study III for Georg Köhl Anders Nyqvist (Trompete), Musikal. Leitung: Simone Young, Treatise on the Veil; Klangforum Wien, Leitung: Jean Inszenierung: Ramin Gray Miroslav Srnka: Les Adieux 28.3.2009 Saarbrücken (Premiere) Deroyer (Tschech. Erstaufführungen) Peter Tschaikowski: Schwanensee 22.4.2009 Köln (Philharmonie) Rainer Römer (Schlagzeug), Rafal Musikal. Leitung: Christophe 15.4.2009 Heidelberg –> Michael Jarrell: Le ciel, tout à Zambrzycki-Payne (Violine), Eva Hellmann, Choreographie: Manfred Trojahn: Rhapsodie l’heure encore si limpide, Böcker (Violoncello), Ensemble Marguerite Donlon für Klarinette und Orchester soudain se trouble horriblement Modern, Leitung: Matthias Sabine Meyer (Klarinette), (Deutsche Erstaufführung) Pintscher 29.3.2009 Avignon (Premiere) Philharmonisches Orchester der Orchestre de la Suisse Romande, Wolfgang Amadeus Mozart: Stadt Heidelberg Leitung: Marek Janowski 20.3.2009 Berlin (Philharmonie, La clemenza di Tito Leitung: Cornelius Meister Premiere) Musikal. Leitung: Jonathan 23.4.2009 Basel (les muséiques) Joseph Haydn: Schiffmann, Inszenierung: Alain 17.4.2009 Darmstadt (Frühjahrs- Dieter Ammann: Neues Werk für Orlando Paladino (konz.) Garichot tagung des INMM) Streichquartett (Uraufführung); Berliner Philharmoniker, Leitung: Beat Furrer: Lotófagos; presto Piece for cello; Violation Nikolaus Harnoncourt 29.3.2009 Aachen (Premiere) Ensemble Aventure Amar Quartett, David Riniker Wolfgang Amadeus Mozart: (Violoncello); Festivalensemble, 20.3.2009 Lübeck (Premiere) Lucio Silla 17.4.2009 Bayreuth (Mark- Leitung: Simon Gaudenz Othmar Schoeck: Penthesilea Musikal. Leitung: Marcus Bosch, gräfliches Opernhaus, Premiere) Musikal. Leitung: Philippe Bach, Inszenierung: Ludger Engels Georg Friedrich Händel: Alcina Inszenierung: Alexander Schulin Internationale Junge Orchester- akademie, Musikal. Leitung: Christoph Ulrich Meier, Inszenie- rung: Stephan Jöris (Fortsetzung S. 34)

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Festspielsaison 2009

Festival d’Aix-en-Provence Bad Lauchstädt, Theater-Sommer Wolfgang Amadeus Mozart: Inszenierung: Martin Duncan Wolfgang Amadeus Mozart: Wolfgang Amadeus Mozart: Die Hochzeit des Figaro ab 18. Juni 2009 Idomeneo Die Entführung aus dem Serail Musikal. Leitung: Harald Knauff, Les Musiciens du Louvre, Musikal. Leitung: Pavel Baleff, Inszenierung: Michael McCaffery Grange Park Opera Musikal. Leitung: Marc Min- Inszenierung: Fred Berndt Koproduktion mit der Oper Halle Leoš Janáček: kowski, Inszenierung: Olivier Py Koproduktion mit der Oper Halle ab 29. August 2009 Das schlaue Füchslein ab 4. Juli 2009 ab 16. Mai 2009 Musikal. Leitung: Andre de Bayreuther Osterfestival Ridder, Inszenierung: David Wolfgang Amadeus Mozart: Georg Friedrich Händel: Serse Georg Friedrich Händel: Alcina Alden Die Zauberflöte Lautten Compagney Berlin, Internationale Junge Orchester- ab 17. Juni 2009 Akademie für Alte Musik, Musikal. Leitung: Wolfgang akademie, Musikal. Leitung: Musikal. Leitung: René Jacobs, Katschner, Inszenierung: André Christoph Ulrich Meier, Inszenie- Händel-Festspiele Halle Inszenierung: William Kentridge Bücker rung: Stephan Jöris Georg Friedrich Händel: ab 25. Juli 2009 ab 6. Juni 2009 ab 17. April 2009 Ariodante Händelfestspielorchester Halle, Bachwoche Ansbach Georg Friedrich Händel: Ariodante Garsington Opera Musikal. Leitung: Federico Maria Manfred Trojahn: Sentimento Kammerakademie Potsdam, Bohuslav Martinů: Mirandolina Sardelli, Inszenierung: Stephen del tempo (Ansbachisches Musikal. Leitung: Andrea Marcon, Tschechischer Philharmonischer Lawless Konzert) (Uraufführung) Inszenierung: Ingo Kerhof Chor Brünn, Tonkünstler- ab 11. April 2009 Freiburger Barockorchester, ab 10. Juni 2009 Orchester Niederösterreich, Leitung: Gottfried von der Goltz Musikal. Leitung: Martin André, 7. August 2009

„Le nozze di Figaro“ in der Inszenierung von Claus Guth, Wiederaufnahme bei den Salzburger Festspielen 2009 (Photo: Monika Rittershaus)

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Georg Friedrich Händel: Paris, Festival „Agora“ Il Floridante Philipp Maintz: Musikal. Leitung: Christopher ferner, und immer ferner Moulds, Inszenierung: Vincent Francesco Filidei (Orgel) Boussard 16. Juni 2009 ab 5. Juni 2009 Salzburger Festspiele Georg Friedrich Händel: Georg Friedrich Händel: Israel in Egypt Theodora Landesjugendchor Sachsen- Salzburger Bachchor, Freiburger Anhalt, Landesjugendchor Barockorchester, Leitung: Ivor Niedersachsen, Musica Alta Ripa, Bolton, Inszenierung: Christof Loy Leitung: Wolfgang Kupke ab 25. Juli 2009 7. Juni 2009 Wolfgang Amadeus Mozart: Innsbrucker Festwochen Così fan tutte Joseph Haydn: Orlando Paladino Wiener Philharmoniker, Musikal. Freiburger Barockorchester, Leitung: Adam Fischer Musikal. Leitung: René Jacobs, Inszenierung: Claus Guth Inszenierung: Nigel Lowery, Amir ab 30. Juli 2009 Hosseinpur ab 25. August 2009 Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro Bach-Fest Leipzig Wiener Philharmoniker, Musikal. Georg Friedrich Händel/ Leitung: Daniel Harding, Georg Philipp Telemann: Inszenierung: Claus Guth Der misslungene Braut-Wechsel ab 12. August 2009 oder Richardus I. Merseburger Hofmusik, Musikal. Joseph Haydn: Armida Leitung: Michael Schönheit Mozarteum Orchester, Musikal. Inszenierung: Andreas Baumann Leitung: Ivor Bolton, Inszenie- 17./18.6.2009 rung: Christoph Loy ab 20. August 2009 Ludwigsburger Festspiele Wolfgang Amadeus Mozart. Schwetzinger Festspiele Die Entführung aus dem Serail Georg Friedrich Händel: Ezio Orchester der Ludwigsburger Kammerorchester Basel Annette Dasch als Armida in Joseph Haydns Oper. Wiederaufnahme bei den Salzburger Festspielen 2009 (Photo: Monika Rittershaus) Schlossfestspiele, Musikal. Musikal. Leitung: Attilio Leitung: Michael Hofstetter, Cremonesi, Inszenierung: Günter Inszenierung: Peer Boysen Krämer Zermatt Festival Zürcher Festspiele ab 27. Juni 2009 ab 21. Mai 2009 / auch: 28. Juli Matthias Pintscher (Composer in Wolfgang Amadeus Mozart: 2009 Montpellier, Festival de residence): Così fan tutte Münchner Opernfestspiele Radio France A twilight’s song Musikal. Leitung: Franz Welser- Wolfgang Amadeus Mozart: 11. September 2009 Möst, Inszenierung: Sven-Eric Idomeneo Vedbaek, Teater Hedeland celestial object. Part II from Bechtolf Musikal. Leitung: Kent Nagano, Wolfgang Amadeus Mozart: „sonic eclipse”for horn solo and ab 28. Juni 2009 Inszenierung: Dieter Dorn Die Zauberflöte ensemble (Uraufführung) ab 23. Juli 2009 Musikal. Leitung: Henrik 12. September 2009 Georges Bizet: Carmen Schaefer, Inszenierung: Lars Musikal. Leitung: Zsolt Hamar, Ossiach, Carinthischer Sommer Rudolfsson Janusgesicht Inszenierung: Matthias Hart- Jonathan Harvey: ab 1. August 2009 13. September 2009 mann ab 10. Juli 2009 Passion und Auferstehung Study II for Treatise on the Veil Arnold Schönberg Chor, Kunstfest Weimar 19. September 2009 Camerata Salzburg, Musikali- Matthias Pintscher: Wolfgang Amadeus Mozart: sche Leitung: Erwin Ortner Study IV for Treatise on the Veil Annette Dasch (Sopran), N. N. Die Zauberflöte Inszenierung: Paul Flieder Minguet Quartett (Horn), Scharoun Ensemble Musikal. Leitung: Jochen Rieder, ab 10. Juli 2009 4. September 2009 Berlin Inszenierung: Martin Kusej Leitung: Matthias Pintscher ab 21. Juni 2009

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Termine (Auswahl) April 2009 April 2009Mai 2009 Mai 2009

23.4.2009 Stuttgart 26.4.2009 Las Palmas (Premiere) 2.5.2009 Melbourne 10.5.2009 Hongkong –> Matthias Pintscher: Jacques Offenbach: –> Matthias Pintscher: Osiris Hector Berlioz: Messe solennelle Pourquoi l’azur muet ... musique Les contes d’Hoffmann (Austral. Erstaufführung) Hong Kong Bach Chor, Leitung: de „L’espace dernier“ (Deutsche Orquesta Filarmónica de Gran Melbourne Symphony Orchestra, Jerome Hoberman Erstaufführung) Canaria, Coro del Festival de Leitung: Matthias Pintscher Anu Komsi (Sopran), Claudia Opera, Musikal. Leitung: Eric 10.5.2009 Bielefeld (Premiere) Mahnke (Mezzosopran), Radio Hull, Inszenierung: Mario 6.5.2009 Melbourne Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonieorchester Stuttgart, Pontiggia –> Matthias Pintscher: La clemenza di Tito Leitung: Krzystof Urbanski Reflections on Narcissus; Transir Musikal. Leitung: Peter Kuhn, 30.4.2009 Pforzheim (Premiere) (Austral. Erstaufführungen) Inszenierung: Wolf-Dietrich 24.4.2009 Wien (Theater an der Francesco Cavalli: La Calisto Alban Gerhardt (Violoncello), Sprenger Wien, Premiere) Musikal. Leitung: Steffen Leißner, Sebastian Wittiber (Flöte), Wolfgang Amadeus Mozart: Inszenierung: Wolf Widder Melbourne Symphony Orchestra, 10.5.2009 Darmstadt (Premiere) Mitridate Leitung: Matthias Pintscher Bedřich Smetana: Wiener Symphoniker, Musikal. 27.4.2009 Salzburg (Universität Die verkaufte Braut Leitung: Harry Bicket, Inszenie- Mozarteum, Premiere) 7.5.2009 Berlin (Konzerthaus) Musikal. Leitung: Lukas Beikircher, rung: Robert Carsen Christoph Willibald Gluck: Charlotte Seither: flow Inszenierung: Vernon Mound Orfeo ed Euridice Klaus Schöpp (Flöte), Theodore 24.4.2009 Basel (les muséiques) Mozarteum Sinfonietta, Musikal. Flindell (Violine), Matias de 12.5.2009 Rouen (Premiere) Dieter Ammann: Gehörte Form Leitung: Reinhard Seifried Oliveira Pinto (Violoncello) Wolfgang Amadeus Mozart: für Violine, Viola und Violoncello Don Giovanni Mondrian Ensemble 28.4.2009 Wien (Universität für 7.5.2009 Dübendorf (CH) / Musikal. Leitung: Guido Musik, Premiere) 13.6.2009 Rheineck (CH) Johannes Rumstadt, Inszenie- 24.4.2009 Nizza (Premiere) Joseph Haydn: L’isola disabitata Dieter Ammann: rung: Carlos Wagner Christoph Willibald Gluck/ Inszenierung: Anna Bernreiter, Neues Werk für Streichquartett Hector Berlioz: Orphée Musikal. Leitung: Raphael Eröd Amar Quartett 14.5.2009 Ulm (Premiere) Musikal. Leitung: Benjamin Christoph Willibald Gluck: Pionnier, Inszenierung: Ralf 29.4.2009 Clermont-Ferrand 7.5.2009 Madrid (Premiere) Orfeo ed Euridice Rossa (Premiere) Hector Berlioz: Musikal. Leitung: Gordian Christoph Willibald Gluck/ La damnation de Faust Teupke, Inszenierung: Amanda 25.4.2009 Wuppertal (Premiere) Hector Berlioz: Orphée Orquesta Sinfónica de Madrid, Miller Salvatore Sciarrino: Orchestre du Conservatoire Musikal. Leitung: Nicola Luisotti Vor dem Gesetz (La porta della Emmanuel Chabrier, Musikal. 15.5.2009 Regensburg (Premiere) legge) (Uraufführung) Leitung: Gérard Cogne, Inszenie- 8.5.2009 Halfing (Premiere) Wolfgang Amadeus Mozart: Musikal. Leitung: Hilary Griffiths, rung: Annie-France Gauthier Franz Haydn: Il mondo della luna Le nozze di Figaro Inszenierung: Johannes Weigand Leitung: Georg Hermansdorfer Musikal. Leitung: Raoul Grüneis, 30.4.2009 Köln (Philharmonie) Inszenierung: Wolfgang Quetes 25.4.2009 Bad Elster (Premiere) –> Bruno Mantovani: Concerto für 8.5.2009 Bad Hall Georg Friedrich Händel: zwei Bratschen und Orchester Christoph Willibald Gluck: 16.5.2009 Wien (Volksoper, Acis und Galatea (Deutsche Erstaufführung) Orpheus und Eurydike Premiere) Chursächsische Philharmonie Antoine Tamestit, Tabea Zimmer- Orchester und Chor der Opern- Daniel François Esprit Auber: Bad Elster, Musikal. Leitung: mann (Bratschen), WDR festwochen Bad Hall Fra Diavolo Florian Merz Sinfoniorchester Köln, Leitung: Musikal. Leitung: Josef Sabaini, Musikal. Leitung: Roberto Emilio Pomarico Regie: Thomas Kerbl Paternostro, Inszenierung: Josef 26.4.2009 Stuttgart Ernst Köpplinger Matthias Pintscher: 30.4.2009 Basel (les muséiques) 8.5.2009 Berlin (Staatsoper, A twilight’s song Dieter Ammann: Geborstener Premiere) 16.5.2009 Koblenz (Premiere) Newears Ensemble, Leitung: Satz für Streichquartett Joseph Haydn: Orlando Paladino Wolfgang Amadeus Mozart: Matthias Pintscher Casal Quartett Freiburger Barockorchester, Così fan tutte Musikal. Leitung: René Jacobs, Musikal. Leitung: Werner 26.4.2009 Offenburg (Premiere) 30.4.2009 Budapest (Premiere) Inszenierung: Nigel Lowery, Amir Lemberg, Inszenierung: Ozren Antonín Dvořák: Rusalka Georg Friedrich Händel: Serse Hosseinpour Prohic Musikal. Leitung: Rolf Schilli, Musikal. Leitung: Adam Fischer, Inszenierung: Ursula Bengel Inszenierung: Balazs Kovalik 10.5.2009 Leipzig (Premiere) Georges Bizet: Carmen Musikal. Leitung: Antonello Allemandi, Inszenierung: Tatjana Gürbaca

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Mai 2009 Mai 2009 Juni 2009 Juni 2009

21.5.2009 Weimar (Premiere) 29.5.2009 Augsburg (Premiere) 1.6.2009 Berlin (Konzerthaus) / 12.6.2009 Aachen (Premiere) Wolfgang Amadeus Mozart: Ludwig van Beethoven: Fidelio 5.6.2009 München (Gasteig) Joseph Haydn: Il mondo della luna Don Giovanni Musikal. Leitung: Rudolf –> Charlotte Seither: Musikal. Leitung: Sebastian Musikal. Leitung: N.N., Inszenie- Piehlmayer, Inszenierung: Karl Einlass und Wiederkehr. Elf Jacobs, Inszenierung: Herbert rung: Julia van Sell, Karsten Kneidl Bruchstücke frei nach Franz Kafka Goertz Wiegand Frauke Thalacker (Sopran), Koproduktion mit der Musik- 29.5.2009 Lübeck (Premiere) Tammin Lee (Klavier) hochschule Köln 21./23.5.2009 A Coruña Bedřich Smetana: Wolfgang Amadeus Mozart: Die verkaufte Braut 3.6.2009 Wien 13.6.2009 Hannover (Premiere) Mitridate Musikal. Leitung: Roman Brogli- –> Thomas Daniel Schlee: Ludwig van Beethoven: Fidelio Musikal. Leitung: Gabriele Ferro, Sacher, Inszenierung: Daniel Enchantement vespéral Musikal. Leitung: Wolfgang Inszenierung: Graham Vick Karasek (Uraufführung) Bozic, Inszenierung: Georg Ensemble die reihe Schmiedleitner 22.5.2009 Granada / 30.5.2009 Lissabon (Premiere) 23.5.2009 Sevilla Wolfgang Amadeus Mozart: 4.6.2009 Düsseldorf (Festival 13.6.2009 Wien (Konzerthaus) Beat Furrer: spur Don Giovanni „Ohren auf Europa“) Beat Furrer: Xenos Klangforum Wien Musikal. Leitung: Johannes Stert, Dieter Ammann: Regard sur les (Österr. Erstaufführung) Inszenierung: Marie Emilia traditions für Klavier zu 4 Händen Ensemble Modern, Leitung: Alejo 23.5.2009 Wien (Kammeroper, Correia N. N. Pérez Premiere) Benjamin Britten: Owen Wingrave 30.5.2009 Graz (Premiere) 6.6.2009 Bremerhaven (Premiere) 13.6.2009 Aarau Musikal. Leitung: Daniel Hoyem- Wolfgang Amadeus Mozart: Jacques Offenbach: Walther Geiser: Hymnus Cavazza, Inszenierung: Nicola Così fan tutte Die Großherzogin von Gerolstein Kammerchor Aarau, Kammer- Raab Musikal. Leitung: Johannes Musikal. Leitung: Hartmut chor Baden, Radio-Sinfonie- Fritzsch, Inszenierung: Peter Brüsch, Inszenierung: Wolfgang orchester Minsk, 24.5.2009 Hamburg (Premiere) Konwitschny Hofmann Leitung: Rainer Held Christoph Willibald Gluck: Iphigénie en Tauride 30.5.2009 Dresden (Hochschule 6.6.2009 Leipzig (Premiere) 15.6.2009 Amsterdam (Premiere) Musikal. Leitung: Alessandro De für Musik, Premiere) Gioachino Rossini: Georges Bizet: Carmen Marchi, Inszenierung: Philippe Wolfgang Amadeus Mozart: Il barbiere di Siviglia Musikal. Leitung: Marc Albrecht, Calvario Die Zauberflöte Musikal. Leitung: Andreas Inszenierung: Robert Carsen Musikal. Leitung: Ekkehard Schüller, Inszenierung: Claus 24.5.2009 Wien (Konzerthaus) Klemm, Inszenierung: Andreas Guth 18.6.2009 Wien (Konzerthaus) Joseph Haydn: Il ritorno di Tobia Baumann Thomas Daniel Schlee: Österreichisch-Ungarische 7.6.2009 Berlin (Staatsoper, Der Kreuzweg unseres Herrn Haydnphilharmonie, Leitung: Premiere) und Heilands Adam Fischer Wolfgang Amadeus Mozart: Stefan Palm (Orgel), Radio- Die Entführung aus dem Serail Symphonieorchester Wien, 24.5.2009 Aachen (Premiere) Musikal. Leitung: Philippe Leitung: Bertrand de Billy Charles Gounod: Faust Jordan, Inszenierung: Michael Musikal. Leitung: Daniel Jakobi, Thalheimer 19.6.2009 Nancy (Premiere) Inszenierung: Michael Talke Wolfgang Amadeus Mozart: 9.6.2009 Brüssel (Premiere) Idomeneo 25.5.2009 Tel Aviv (Premiere) Wolfgang Amadeus Mozart: Musikal. Leitung: Kirill Karabits, Georges Bizet: Carmen Le nozze di Figaro Inszenierung: Yannis Kokkos Musikal. Leitung: Emmanuel Musikal. Leitung: Jérémie Rhorer, Joel-Hornak, Inszenierung: Maria Inszenierung: Dagmar Pischel 19./20./21.6.2009 Berlin (Konzert- Benitez haus) 12.6.2009 Mainz (Premiere) Beat Furrer: Phaos; Canti notturni 29.5.2009 Luzern (Premiere) Wolfgang Amadeus Mozart: Isolde Daum, Susanne Leitz- Christoph Willibald Gluck: Le nozze di Figaro Lorey (Sopran), Konzerthaus- Orfeo ed Euridice Musikal. Leitung: Thomas orchester, Leitung: Lothar Orchester la Gioconda, Musikal. Dorsch, Inszenierung: Arila Zagrosek Leitung: Rick Stengards, Inszenie- Siegert rung: Dominique Mentha

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Termine (Auswahl) Juni 2009 Juni / Juli 2009Juli / August 2009 September 2009

20.6.2009 Würzburg (Premiere) 27.6.2009 Stuttgart (Premiere) 18.7.2009 Mannheim (Premiere) 4.9.2009 Amsterdam (Premiere) –> Wolfgang Amadeus Mozart: Christoph Willibald Gluck: –> Salvatore Sciarrino: Fromental Halévy: La Juive Die Zauberflöte Orphée et Euridice Super flumina (Uraufführung) Musikal. Leitung: Carlo Rizzi, Musikal. Leitung: Jonathan Seers, Musikal. Leitung: Nicholas Kok, Musikal. Leitung: Tito Ceccherini, Inszenierung: Pierre Audi Inszenierung: Roland Velte Inszenierung: Christian Spuck Inszenierung: Andrea Schwalbach 4.9.2009 St. Gallen (Premiere) 20./21.6.2009 Chur 28.6.2009 Zürich (Premiere) Wolfgang Amadeus Mozart: Joseph Haydn: Lo speziale Wolfgang Amadeus Mozart: 23.7.2009 Hallwyl (CH, Premiere) Der Schauspieldirektor Orchesterverein Chur, Musikal. Così fan tutte Bedřich Smetana: Musikal. Leitung: N. N., Inszenie- Leitung: Luzi Müller Musikal. Leitung: Franz Welser- Die verkaufte Braut rung: N. N. Möst, Inszenierung: Sven-Eric Musikal. Leitung: Douglas 20.6.2009 München, Staatsthea- Bechtolf Bostock, Inszenierung: Peter 11.9.2009 Biel (Premiere) ter am Gärtnerplatz (Premiere) Schweiger Wolfgang Amadeus Mozart: Benjamin Britten: 11.7.2009 Madrid (Premiere) Die Zauberflöte Der Tod in Venedig Wolfgang Amadeus Mozart: 1.8.2009 Wien (Theater an der Musikal. Leitung: N. N., Inszenie- Musikal. Leitung: David Stahl, Le nozze di Figaro Wien, Premiere) rung: N. N. Inszenierung: Immo Karaman Orquesta sinfónica de Madrid, Wolfgang Amadeus Mozart: musikal. Leitung: Jesús López Don Giovanni 16.9.2009 Zürich, Tonhalle 21.6.2009 Frankfurt (Premiere) Cóbos, Inszenierung: Emilio Sagi Radiosymphonieorchester Wien, Beat Furrer: still Wolfgang Amadeus Mozart: Arnold Schönberg Chor, Musikal. Collegium Novum Zürich, 11.7.2009 Karlsruhe (Premiere) Leitung: Rinaldo Alessandrini, Leitung: Pablo Heras-Casado Musikal. Leitung: Hartmut Keil, Gioachino Rossini: Inszenierung: Keith Warner Inszenierung: Tilman Knabe Il barbiere di Siviglia 18.9.2009 Wolfsburg (Premiere) Musikal. Leitung: Justin Brown, 21.8.2009 Kloster Altenberg Georges Bizet: Carmen 25.6.2009 Kaiserslautern Inszenierung: Dominique (Premiere) Staatsorchester Braunschweig, (Premiere) Mentha Wolfgang Amadeus Mozart: Musikal. Leitung: Alexander Joel, Eberhard Streul: Così fan tutte Inszenierung: Joel Lauers Spuk im Händelhaus 12.7.2009 Stuttgart Wetzlarer Kammerorchester, Musikal. Leitung: Peter Breunig, –> Thomas Daniel Schlee: Musikal. Leitung: Martin Knell, 20.9.2009 Salzburg (Premiere) Inszenierung: Mareike Zimmer- spes unica (Uraufführung) Inszenierung: N. N. Wolfgang Amadeus Mozart: mann Staatsorchester Stuttgart, Le nozze di Figaro Leitung: Manfred Honeck Musikal. Leitung: Leo Hussain, 25.6.2009 Kobe (Premiere) Inszenierung: N. N. Georges Bizet: Carmen 15.7.2009 Cheltenham Festival Hyogo Performing Arts Center –> Matthias Pintscher: 27.9.2009 Innsbruck (Premiere) Orchestra. Musikal. Leitung: Study IV for Treatise on the Veil Hector Berlioz: Les Troyens Jean-Louis Marti Naughty, (UK-Erstaufführung) Musikal. Leitung: Nicolas Inszenierung: Sado Hiroshi Quatuor Diotima Chalvin, Inszenierung: Brigitte Fassbaender

Impressum Internet Tel.: 0561 / 3105-288/289 Promotion: www.takte-online.com Fax: 0561 / 3 77 55 [t]akte E-Mail: Dr. Ulrich Etscheit Das Bärenreiter-Magazin Graphik-Design: [email protected] Leitung Promotion Bühne take off – media services www.alkor-edition.com und Orchester Redaktion: christowzik + scheuch Tel.: 0561 / 3105-290 Johannes Mundry www.takeoff-ks.de Editio Bärenreiter Praha Fax: 0561 / 318 06 82 Bärenreiter-Verlag Jana Urbanová, E-Mail: etscheit.alkor@ Heinrich-Schütz-Allee 35 E-Mail: [email protected] baerenreiter.com D - 34131 Kassel Kontakt Miroslav Srnka Dr. Marie Luise Maintz Tel.: 0561 / 3105-154 [email protected] Projektleitung Neue Musik Fax: 0561 / 3105-310 Bestellungen Leihmaterial: Tel.: ++420 274 0019 11 Tel.: 0561 / 3105-139 [email protected] www.sheetmusic.cz Alkor-Edition Fax: 0561 / 3105-310 Erscheinen: 2 x jährlich Heinrich-Schütz-Allee 35 E-Mail: maintz@ kostenlos D - 34131 Kassel baerenreiter.com

(SPA 51/06)

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