Untervazer Burgenverein Untervaz

Texte zur Dorfgeschichte

von Untervaz

1804

Das Kloster 1150 - 1804

Email: [email protected] . Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini . - 2 -

1804 Das Kloster Churwalden 1150 - 1804 Helvetia Sacra in: Helvetia Sacra, Abteilung IV, Die Orden mit Augustinerregel, Band 3, Die Prämonstratenser und Prämonstratenserinnen in der Schweiz. Seite 271-333.

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CHURWALDEN

von Jürg L. Muraro und Silke Redolfi

S. 271: Lage: Gemeinde und Kreis Churwalden, Kanton Graubünden. Diözese: . Zirkarie: Schwaben. Name: fratres de Curwaldt (Ende 12. Jh. conventui qui est Curwalde (1191- 1196), prepositus Vdalricus cum consensu fratrum suorum (1200), prepositus sancte Marie in Curwalde (1206), ego S. prepositus in Curewalde cum consilio fratrum meorum tam clericorum quam laicorum (1210), monasterium de Curwalda (1222), preposito et fratribus ecclesie sancte Marie de Curewalde ... qui secundum deum et beati Augustini regulam atque institutione Premonstratensium fratrum ... (1222), preposito et toti conventui sancte Marie in Augeria (1226-1232), preposito et conventui monasterii sancte Marie in Curwalde Premonstratensis ordinis Curiensis dioecesis (1274), dem probste vnd dem convent von Curwalde (1307), daz closter und der convent ze Curwalde (1339), monasterium sanctae Mariae virginis et sancti Michahel, gotzhus Churwalden (1527).

Patron: Maria, später tritt als zweiter Patron Michael hinzu.

Status: Propstei, seit 1446 Abtei, seit 1600 von Administratoren aus Roggenburg verwaltet.

Mutterkloster: Roggenburg.

Frauenkloster: Churwalden, Frauenkloster. Propstei: St. Jakob im Prättigau. Gründung: 1150/1167.

Aufhebung: 1802 Säkularisation, 1804 Übergabe durch Pfalzbayern an den Bischof von Chur.

S. 272: Geschichte Übersicht: I. Churwalden im Mittelalter Gründung, Seite 272 Allgemeine Entwicklung, 273 - 4 -

Von den Anfängen bis zum Aussterben der Freiherren von Vaz (1337/38), 274 Vom Aussterben der Vazer bis zur Reformation, 278 Die Pfarrkirchen und Kapellen Churwaldens, 281

II. Churwalden in der Neuzeit Allgemeine Bedingungen, 283 Langsamer Niedergang nach der Reformation, 284 Mangelnde klösterliche Disziplin und Seelsorge, 285 Die Resignation des letzten Abtes 1599, 286 Der Abfall der Propstei St. Jakob im Prättigau, 287 Roggenburger Administratoren in Churwalden, 288 Aufhebung und Inkorporation in das Priesterseminar St. Luzi, 289 Anmerkungen I. Churwalden im Mittelalter, 291 II. Churwalden in der Neuzeit, 294

I. Churwalden im Mittelalter

Gründung. Die älteste Churwaldner Kirche «ecclesia sancte Marie sita in silva Augeria» (Churwalden) ist 1149 im Besitz der Prämonstratenser zu St. Luzi in Chur bezeugt. Nach der Tradition des Mutterklosters Roggenburg fallen die Anfänge des Klosters Churwalden in das Jahr 1150. Tatsächlich wird in der 1156 ausgestellten Schutzbulle Papst Hadrians IV. St. Luzi die Marienkirche in Churwalden nicht mehr bestätigt, sie könnte also in den Besitz des dort inzwischen gegründeten Klosters Churwalden übergegangen sein. Auf der Innenseite des Lettners der heutigen gotischen Kirche befand sich bis zur Restauration von 1848 die Inschrift «1164 fundatum est hoc monasterium». Sie muss aus der Zeit der Wiedererrichtung der 1472 niedergebrannten Kirche gestammt haben. Die Annalen der Abtei Osterhofen, wie Roggenburg ein Tochterkloster von Ursberg, nennen 1167 als Gründungsdatum. Erste urkundliche Erwähnung findet der Konvent in einer undatierten Urkunde Herzog Konrads von Schwaben, sie wurde sehr wahrscheinlich im Mai 1194 ausgestellt, als der Herzog zusammen mit Kaiser Heinrich VI. in Chur weilte und dieser in Anwesenheit oberrätischer Grosser eine Urkunde zu Gunsten von St. Luzi ausfertigen liess. Der Ordenshistoriker Charles Louis Hugo und ihm folgend der Roggenburger Historiker Philipp Bayrhamer, breiten eine - 5 -

ausführliche Gründungsgeschichte aus, welche auf einen Mönch Konrad von St. Gallen zurückgehen soll. Ein reicher rätischer Adliger namens «Rudolphus de Aqua Rubea» habe das Kloster Churwalden

S. 273: zusammen mit dem Propst von St. Luzi, Haimo, gegründet und sei später in Ellwangen gestorben. Das Proprium Curiense (Hohenems 1646, 182) kennt diese Geschichte auch und betrachtet als Fundator einen Freiherrn von Vaz. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, dass der Kern der Aussagen des Konrad von St. Gallen echt ist, doch erlauben seine Angaben keine Präzisierung des Gründungsdatums, und auch die Frage, wer erster Prior gewesen ist, bleibt umstritten. Der erste urkundlich nachweisbare Obere ist Ulrich (1200). Es liegt nahe, einen Gründungsvorgang anzunehmen, der 1150/1167 begann und sich über mehrere Jahrzehnte hinzog.

Allgemeine Entwicklung. Das Prämonstratenserkloster Churwalden konnte aus verschiedenen Gründen nur eine verhältnismässig bescheidene Wirkung entfalten. Das hängt einerseits mit seiner geographischen Lage, andererseits mit seinem besonderen politischen Schicksal zusammen. Churwalden lag an der viel begangenen so genannten Oberen Strasse, die von Chur über Lantsch/Lenz und Tiefenkastel nach dem Bündner Pass schlechthin, dem Septimer, führte, der Chur mit Chiavenna und Oberitalien verband. So befand sich das Kloster an der meistbegangenen Strasse Oberrätiens überhaupt. Einen wesentlichen Nutzen konnte es daraus aber trotz seines Hospizes nicht ziehen, denn die Etappe von Chur nach Lantsch/Lenz war in einem Tag problemlos zu bewältigen. An eine auch nur bescheidene Weiterentwicklung zum Markt war unter diesen Umständen nicht zu denken. Mit dem politischen Niedergang und Aussterben der Freiherren von Vaz 1337/1338, deren Hauskloster die Prämonstratenserpropstei Churwalden war, gingen ihr ohnehin die wichtigsten Förderer verloren. Die neuen politischen Grenzen zogen sich nun mitten durch das klösterliche Interessengebiet, indem Vaz/ Obervaz und das unter die Herrschaft der Grafen von Werdenberg-Sargans kamen, Churwalden mit aber den Grafen von Toggenburg zugeschlagen wurde, was die Lage für den Propst (ab 1446 Abt), der selber nie über Herrschaftsrechte verfügte, erschwerte. Churwalden war nie lehensfähig, konnte also kein Herrschaftsgebiet aufbauen, und war auch kein Konvent für Adelige. Wenigstens waren die Klosterleute auf Grund der kaiserlichen Privilegien von der Herrschaftssteuer befreit. Als Einkommensbasis blieb somit die - 6 -

Bewirtschaftung der Bauerngüter und Alpen, was wegen der Höhenlage die Klosterkirche liegt 1215 m hoch nur beschränkte Möglichkeiten bot. Der allgemeine Landesausbau, zum Teil durch Romanen, dann aber auch durch Walser, mit Rodungen selbst am klimatisch wenig günstig gelegenen, nordwärts gerichteten rechten Talhang der Rabiusa, liess aber offensichtlich noch Ertragssteigerungen zu, auch wenn in den Quellen der konkrete Beitrag des Konvents zu dieser Entwicklung oft nur schwer fassbar ist. Im Laufe der Zeit konnten zudem ansehnliche und ertragreiche

S. 274: Güterkomplexe in den Städten Chur, Maienfeld und Feldkirch erworben werden. Käufe waren offenbar wichtiger als Schenkungen, beides ergänzte sich im Laufe der Zeit aber ideal. Im 15. Jh. setzten vermehrt die reinen Rentenkäufe ein, wozu die Gülten aus den immer beliebteren Jahrzeitstiftungen kamen. Ein besonderes Kapitel in der Zeit vor der Reformation stellen die oft nur verdeckt erkennbaren Umwandlungen von Schulden in Grundpfänder dar. Der Brand von 1472 war für das Kloster offenbar kein bedeutender finanzieller Rückschlag, und die ökonomische Lage der Abtei im 15· Jh. muss als einigermassen gesund bezeichnet werden. Erst die sozialrevolutionären Vorgänge während der Reformation versetzten ihr wie, allen kirchlichen Institutionen in Graubünden entscheidende materielle Schläge, die spürbaren Schaden hinterliessen und schliesslich zur Vernichtung führten. Die besondere Archivsituation Churwaldens - es sind nur Wirtschaftsquellen überliefert - hat dazu beigetragen, dass vor allem ökonomische Fragen erörtert werden, dies lässt die Geschichte des Klosters wie geglättet erscheinen, als sei sie unberührt von den schweren inneren Konflikten des spätmittelalterlichen Rätien und bar jeder kulturellen Ausstrahlung. Sicher zogen die beschränkten Mittel und vielfältigen Abhängigkeiten von Herrschaft und Bischof seinen Vorstehern auch im kulturellen Bereich verhältnismässig enge Grenzen, aber die Archivverluste führen doch wohl zu einem etwas einseitigen Bild.

Von den Anfängen bis zum Aussterben der Freiherren von Vaz (1337/38). Ein Propst von Churwalden Ulrich wird erstmals 1200 erwähnt. Seine offenbar sehr observante Linie stiess im Konvent auf Widerstand, ja führte zur Spaltung. Ulrich verliess zusammen mit dem Prior Luther 1206 das Kloster und übernahm von Freiherr Lütold V. von Regensberg den Auftrag, eine - 7 -

Prämonstratenserpropstei in Rüti ZH zu gründen. Am 6.5.1208 nahm Papst Innozenz III. Churwalden in seinen Schutz und erwähnte in der Bulle auch die «moniales». Churwalden war also ein Doppelkloster oder nach neuerer Definition ein Männerkloster mit einem weiblichen Annexkonvent. König Otto IV. befreite 1209 Churwalden von der Steuer- und Herbergspflicht. Die erste Zeit nach der Gründung scheint aber wie vielerorts nicht ohne Erschütterungen verlaufen zu sein. Noch um 1210 scheint sich Churwalden in einer bedrückenden materiellen Lage befunden zu haben, doch nahmen sich nun die Herren von Sax der Propstei an und förderten sie grosszügig mit einer Jahrzeitstiftung und der Schenkung eines Weinbergs in Gams SG. Damit verbunden war der Bau eines Hospizes mit Kapelle. Der Stifter, Heinrich II. von Sax, gehörte damals zu den ganz Grossen in Oberrätien, seine Besitzungen reichten vom Misox bis ins St. Galler Rheintal. Er war Vogt des Klosters St. Gallen, der Klöster Pfäfers und Disentis sowie Gründer des

S. 275: Kollegiatstifts San Vittore im Misox (1219). Sein Bruder Ulrich, der entschiedene Förderer Friedrichs H. von Hohenstaufen, war 1204-1220 Abt von St. Gallen, ein Onkel (?), Ulrich von Sax, 1210-1227 Dompropst zu Chur, Die in einem eher dominanten Ton gehaltene Stiftungsurkunde und der Umfang der Bestimmungen lassen den Eindruck aufkommen, dass in Churwalden die Sax, und nicht die Vaz bestimmten. Die damalige, zum Teil mit Hilfe der Saxer entstandene Klosteranlage umfasste vermutlich eine Doppelturmkirche südöstlich des heutigen Abtturms, an die sich gegen Westen Konventsgebäude und die alte Marienkirche anschlossen.

Mit dem Tod Abt Ulrichs von St. Gallen, 1220, brachen die Beziehungen Heinrichs II. von Sax zum Kaiser ab, und um 1240 schwenkten die Sax sogar ins päpstliche Lager über. Damit wendete sich das Blatt nicht nur in Churwalden zu Gunsten der aufstrebenden Freiherren von Vaz. Propst Swiker (1208-1258/1259) findet sich ab 1213 immer häufiger im Gefolge der Vazer. Papst Honorius III. nahm Churwalden 1222 feierlich in seinen Schutz und bestätigte Propst und Konvent unter anderem das Eigentumsrecht an der Kirche St. Jakob im Prättigau (Klosters), die vielleicht schon damals Kern einer Filialpropstei war. Die Bulle zeigt gegenüber derjenigen von 1208 eine beeindruckende Zunahme des Besitzes, darunter finden sich nebst der Pfarrkirche von Churwalden auch die Kirchen von , St. Margrethen in Chur, St. Maria und Florinus in Luzein, St. Niklaus in Balzers, St. Petronella in - 8 -

Altenstadt/Feldkirch sowie die Pfarrkirche von Seefelden im Linzgau. Noch war der Güterbesitz über ein grosses Gebiet verstreut. Wohl gab es eine gewisse natürliche Konzentration im Gebiet Churwalden, Malix, Vaz/Obervaz und Schanfigg sowie in Chur und Maienfeld, aber daneben reichten die Rechte von Chiavenna bis zum Bodensee. Auffällig ist die beachtliche Häufung von Höfen im unteren Rheintal (Vorarlberg). 1228 erfolgte nur allgemein die Bestätigung der Rechte durch König Heinrich (VII.).

Es scheint, dass man nun mit Unterstützung der Freiherren von Vaz östlich des alten Komplexes an den Bau einer neuen Klosteranlage ging. Walter III. von Vaz (gest. 1254/1255) verfügte nach dem Verkauf seiner Besitzungen im Linzgau (vor allem Zehntrechte) über erhebliche Geldmittel, Die Kirche war eine dreischiffige romanische Staffelhalle mit Dreiapsiden-Chorschluss. Kreuzgang und Konventsgebäude lagen im Süden, der erst in der Zweiten Hälfte des 13. Jh. angefügte Glockenturm im Norden der Kirche. Diese Gebäudegruppe dürfte zur Zeit der Fertigstellung einen durchaus repräsentativen Anblick geboten haben und war nun auch würdig, den Freiherren von Vaz als eine Art Hauskloster bzw. Grablege zu dienen,

Ob sich die Vazer mit der Verlegung und dem Neubau bewusst in Distanz zu den «saxischen» Bauten setzen wollten, möge dahingestellt bleiben, im

S. 276: Allgemeinen pflegte man Kirchen, die ja sakrale Orte markierten, nicht ohne Grund zu versetzen. Die häufig anzutreffende Annahme, die alte Marienkirche sei in der Folge den Nonnen überlassen worden, ist aus den zeitgenössischen Quellen nicht zu belegen.

Churwalden profitierte auch weiterhin von grosszügigen Vergabungen, und Propst Swiker, welcher dem Konvent gut 50 Jahre vorstand, hatte lange Zeit eine glückliche Hand. Aber der Kampf zwischen Kaiser und Papst begann allmählich auch Oberrätien zu spalten. Nach dem Tode des Churer Bischofs Ulrich IV. von Kyburg, 1237, kam es zur Doppelwahl: Die staufertreuen Domherren wählten Volkard von Neuburg, die päpstlich gesinnten Konrad, Propst von Embrach, Volkard von Neuburg setzte sich zwar durch und hielt der staufischen Sache bis zu seinem Tode am 16.10.1251 die Treue, hatte aber keinen leichten Stand gegen die nach 1245 erstarkende Partei der Papstanhänger, welche auf weltlicher Seite besonders die Unterstützung der einflussreichen Grafen von Kyburg genossen. Graf Hugo II. von Montfort - 9 -

aber, der mächtige Inhaber der Grafschaften Bregenz und Unterrätien, blieb staufisch gesinnt. Da er der Schwiegervater Walters IV. von Vaz war, erklären sich daraus auch die vazische Position in diesem Konflikt und die Verbindungen der Vazer zu Graf Rudolf IV. von Habsburg, dem späteren König.

In den Strudel dieser Parteikämpfe geriet nun auch Propst Swiker: 1242/1243 stand er ganz auf der Seite der päpstlichen Partei. Ob die Vazer unter diesen Voraussetzungen seine Anwesenheit in Churwalden überhaupt noch akzeptierten, kann bezweifelt werden. Erst nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. und Bischof Volkards konnte er sich offenbar wieder etablieren: 1253 trat er in einem Gericht Walters III. von Vaz in Zorten (Vaz/Obervaz) auf. Mitte der 50er Jahre kam es schliesslich auch im Haus Vaz zu einem Generationenwechsel, seit 1255 finden wir den jungen Walter V. in führender Position. Er sollte das Haus Vaz auf den Gipfel der Macht führen, was auch dessen Hauskloster Churwalden einen Grad von Sicherheit und Wertschätzung verlieh, den es später nie mehr geniessen sollte, Nach der bedeutenden Schlacht von Domat/Ems 125533, in der Bischof Heinrich III. von Montfort über den rätischen Adel siegte, erfreute sich Oberrätien verhältnismässig grosser politischer Stabilität. Die Macht der lange Zeit führenden Herren von Sagens war zerfallen und die mit Graf Rudolf IV. von Habsburg eng verbundenen Freiherren von Vaz rückten in die Stellung von Vögten des Hochstifts Chur ein. Erneut wuchs der Besitz der Propstei durch Schenkungen, doch verfügte sie nun auch über erhebliche Mittel, um unter den Pröpsten Berthold (1259-1266), Rudolf (1270-1274) und Berthold (1276-1282) selber grössere Käufe tätigen zu können. Die Wahl Graf Rudolfs IV. von Habsburg zum König im Jahre 1273 bedeutete auch für Walter V. von Vaz, den

S. 277: Schutzherrn Churwaldens, einen grossen politischen Erfolg. Im Prinzip hatte sich die staufische Partei in Oberrätien endgültig durchgesetzt, womit freilich auch klar wird, wie sehr diese Parteinahmen durch Familienpolitik gesteuert wurden. Papst Gregor X. bestätigte Churwalden 1274 erneut alle Privilegien, Rechte und Freiheiten. Als Walter V. von Vaz, zuletzt Podesta König Rudolfs I. in Como, am 4.11.1284 starb, wurde er im Kreuzgang des Klosters begraben und bedachte das Kloster mit einer sehr generösen Jahrzeitstiftung. Da alle Kinder Walters V. bei seinem Tode minderjährig waren, schien sich eine Krise anzubahnen, aber König Rudolf sorgte in der Person Hugos II. von - 10 -

Werdenberg-Heiligenberg für einen machtvollen Vormund. Dieser förderte entscheidend die von Walter V. gegründete Walsersiedlung auf Davos. Um diese Zeit dürften sich auch im Gebiet der Propstei Churwalden allmählich Walser niedergelassen haben, deren neue Höfe tief in der Talsohle oder in hohen Lagen entstanden, die bisher nicht genutzt worden waren. Diese Walser und das lässt auch Schlüsse auf ihre Herkunft zu wurden auf Grund ihrer besonderen Rechtsstellung noch lange als zu (bzw. Inner-Schanfigg), und als nicht zum Gericht Churwalden gehörig betrachtet, Die Eingliederung in das Gericht Churwalden erfolgte erst 1436 im Zug der toggenburgischen Territorialisierungspolitik.

Am 4.9.1295 wurde das Kloster durch ein Erdbeben zerstört. Mit dem Wiederaufbau könnten die wesentlichen baulichen Veränderungen (neuer Glockenturm?) in der linken Chorpartie verbunden sein,

Die Jahrhundertwende und die Zeit bis zum Aussterben der Freiherren von Vaz (1337/1338) waren durch zunehmende Spannungen zwischen dem Bischof von Chur und den Vazern gekennzeichnet, die zu Kleinkriegen führten und auch in kriegerische Grosskonflikte ausarteten. Die Churer Vogtei ging neu an den Bischof, und die Ausscheidung der Vogtlehen bot fast unerschöpflichen Stoff zu Auseinandersetzungen. Es konnte nicht ausbleiben, dass Churwalden früher oder später zu seinem Schaden in diese Streitigkeiten hineingezogen wurde. Vorerst aber hielt unter den Pröpsten Konrad (1289-1300) und Berthold (1307- 1309) bis in die Zeit von 1315 eine ungebrochene Erwerbspolitik an, und man profitierte insbesondere auch vom wirtschaftlichen Niedergang der Ritter von Strassberg im benachbarten Malix, Papst Johannes XXII. bestätigte 1318 Churwalden alle Freiheiten und Rechte und beglückte die Propstei mit einem Ablassbrief, Unter Propst Jakob kam es 1320/1321 nochmals zu grösseren Käufen in Chur (zwei Häuser und Weideland), doch dann brechen die Nachrichten für die Zeit der von 1322 bis 1325 dauernden Fehde zwischen Bischof Rudolf von Montfort (1322-1325) und Donat von Vaz, dem Letzten des Geschlechts, ab. Das Gleiche geschah von 1331 bis 1335 während des Krieges zwischen dem letzten

S. 278: Vazer und Bischof Ulrich V. Ribi (1331-1355), der sich mit den Freiherren von Rhäzüns und dem Oberländer Adel verbündet hatte. Die Niederlage des - 11 -

Vazers in der Entscheidungsschlacht von 1333 brach dessen Vormachtstellung in Oberrätien.

Und doch bescherten die unruhigen 20er Jahre des 14. Jh. Churwalden Kunstwerke von hervorragendem Rang. Der wohl beste spätmittelalterliche Freskenmaler Rätiens, der bis heute anonym gebliebene so genannte Waltensburger Meister, schmückte nicht nur die churwaldische Kapelle St. Maria Magdalena in Dusch (Gem. GR), sondern auch die Klosterkirche aus. Während in Dusch der beeindruckende Magdalertenzyklus erhalten ist, besitzt Churwalden nur noch die schöne Marienkrönung in der einstigen Katharinenkapelle. Wenig später, in den Konflikten der 30er Jahre des 14. Jh., verschwindet die Propstei aus den Quellen. Bemerkenswert ist einzig der kanonistisch ausgebildete Prämonstratenser Ulrich von Maienfeld, Kaplan des Donat von Vaz, der für gute Verbindungen des Vazers zur päpstlichen Kurie in Avignon sorgte. Der Frauenkonvent wurde nunmehr aufgehoben. Nach der Legende soll Donat von Vaz als Letzter seines Geschlechts in Churwalden begraben worden sein, dass ein zeitgenössischer Beleg fehlt, hängt mit dem Verlust des Churwaldner Jahrzeitbuches zusammen. Mit dem Aussterben der Freiherren von Vaz verlor Churwalden die Sonderstellung eines Hausklosters.

Vom Aussterben der Vazer bis zur Reformation. Für die nachfolgenden Herrschaftsinhaber war die Propstei Churwalden ein geistliches Institut unter anderen, und so sah sich diese in ihrer Bedeutung entsprechend zurückgestuft. Immerhin erwies sich die Herrschaft der Grafen von Toggenburg als sehr stabil, und ab 1350 hatte Churwalden unter Propst Konrad (1349-1363) auch wirtschaftlich wieder Tritt gefasst. Man verfügte erneut über Mittel zum Kauf von Gütern und Rechten. Die Propstei scheint unter der toggenburgischen Kastvogtei völlig unberührt von den zum Teil katastrophalen Krisen des Hochstifts Chur weiterexistiert zu haben. Bischof Ulrich V. Ribi, der sich immer wieder in die Dienste Kaiser Karls IV. einspannen liess, geriet 1347 im Gefecht bei Tramin in die Gefangenschaft Ludwigs von Brandenburg, wurde temporär freigelassen, musste sich aber bis zu seinem Tode am 24.3.1355 stets wieder auf Schloss Tirol in Gefangenschaft begeben. Auch sein Nachfolger, der Böhme Peter I. Gelyto (1356-1368), vernachlässigte wegen der ständigen Reichsdienste Hochstift und Diözese - 12 -

schon bald so sehr, dass die Stände 1367, in Sorge um den Landfrieden, die Grafen Diethelm (Domherr zu Chur), Friedrich und Donat von Toggenburg als Pfleger des Hochstifts einsetzten. Damit wurden den weltlichen Kräften erhebliche Möglichkeiten des Eingreifens in kirchliche Verhältnisse gegeben, dies führte letztlich

S. 279: zur Entstehung des Gotteshausbundes und sollte schon im Vorfeld der Reformation eine brisante Wirkung entfalten und schliesslich auch der Abtei Churwalden zum Verhängnis werden. Zwar nahmen sich die Bischöfe Friedrich II. von Erdingen (13681376) und Johannes II. Ministri (von «Ehingen») (1376-1388) deutlich vom Reichsdienst zurück, doch die folgenden, meist nichträtischen Bischöfe von Chur waren wiederum fast dauernd durch ihr politisches Engagement für Kaiser und Reich beansprucht, mit entsprechenden Kosten für das Hochstift. Von der Bewegtheit dieser Jahre wie auch von Schisma, Pest und Krieg ist in den Churwaldner Quellen kaum etwas zu spüren. Das klösterliche Leben scheint ungestört seinen Fortgang genommen zu haben und nicht einmal durch den Brand von 1472 nachhaltig behindert worden zu sein. Den Gemeinden allerdings erlaubte ihre wachsende Autonomie, die kleineren lokalen Konflikte ohne Eingriffe des geistlichen Gerichts zu lösen, und vollends der Übergang der Herrschaft nach dem Aussterben der Grafen von Toggenburg (1436) auf die Grafen von Montfort- Tettnang (1437), die Vögte von Matsch (1471) und schliesslich an das Haus Österreich (1477) musste von dem Kloster einfach als Tatsache hingenommen werden. 1441 erhielt die Nachbarschaft Churwalden von Graf Heinrich VI. von Montfort einen Freiheitsbrief, dem 1471 und 1477 Verkommnisse mit Vogt Gaudenz von Matsch folgten, Im selben Jahr geschah aber auch der Übergang an Österreich, das diese neuen Rechte der Untertanen die mit jenen der Kastvogtei über das Kloster Churwalden natürlich nichts zu tun hatten stets respektierte. Schon am 8.6.1436 hatten sich die Gerichte der toggenburgischen Herrschaften in Oberrätien zur Wahrung ihrer Interessen zum Bund der 11 Gerichte zusammengeschlossen. Vollständige Selbstständigkeit erreichten sie mit Ausnahme des Hochgerichts Maienfeld freilich erst mit dem Auskauf von Österreich (1649-1652).

Wirtschaftlich stand Churwalden, das 1446 zur Abtei erhoben wurde, im 15. Jh. keineswegs schlecht da, vor allem Abt Georg (1431-1461) stellte das Kloster auf eine solide ökonomische Basis. Sehr deutlich zeigt sich auch hier - 13 -

der Trend zur kapitalistischen Rentenwirtschaft. Sogar so zentrale Betriebe wie das Hospiz oder die klostereigene Säge unter Pradavenz mit Mühle und Zubehör wurden nicht mehr selbst bewirtschaftet, sondern verpachtet oder in Erblehen mit Geldgülten umgewandelt. Dabei ist zu beachten, dass der Kauf von Grundrenten nicht unbedingt eine Neuerwerbung bedeutete, sondern unter Umständen bloss eine besondere juristische Form der Umwandlung von bestehenden Naturalabgaben in Geldgülten beinhaltete. Auch die Umwandlung von Schulden in hypothekarische Belastungen der Lehensleute (an Stelle von Lehensentzug) scheint nun häufiger vorzukommen. Die Hypotheken boten nicht nur einen sicheren Ersatz für das durch die Erbleihe

S. 280: zunehmend ausgehöhlte Obereigentumsrecht, sondern konnten zufolge ihrer Bindung an Grund und Boden ihrerseits wieder sehr einfach mit Gülten belastet werden und so die Liquidität sichern.

Unter Abt Ludwig von Lindau (1461-1487/1488) erlebte Churwalden nochmals eine erstaunliche kulturelle Blüte, trotz des Brandes von Kloster und Kirche im Jahre 1472, der erhebliche Verluste an Gebäulichkeiten, liturgischen Gerätschaften und Büchern verursachte. Der Wiederaufbau löste gewaltige künstlerische Anstrengungen aus. Die alte Disposition der Klosterkirche eine dreischiffige Staffelhalle wurde beibehalten, die romanische Chorpartie mit ihren drei Apsiden aber weit gehend niedergelegt. An das Langhaus im Stil der Zeit wurde ein moderner spätgotischer Altarraum angefügt, für welchen ein Flügelretabel in Auftrag gegeben wurde, das heute zu den qualitätsvollsten der Schweiz zählt. Dieser neue Marienaltar scheint aus einer Ravensburger Werkstatt zu stammen, der Bildschnitzer ein Schüler des Ulmer Meisters Michel Erhart zu sein. Seine Vollendung fällt zusammen mit der Fertigstellung von Mönchschor und Altarraum ins Jahr 1477. Der Friedhof und drei Seiten des Kreuzgangs wurden 1496 geweiht. Erst 1502 folgten die Vollendung der Laienkirche und die Weihe der ganzen Kirche zu Ehren von Maria, Michael und allen Engeln.

Die offenbar sehr solide ökonomische Lage erlaubte es, praktisch gleichzeitig durch den bekannten Baumeister Steffan Klain eine neue gotische Kirche in Luzein zu erbauen. Der 1487 fertig gestellte hübsche Bau erhielt 1505 auch eine neue Glocke. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass Abt Ludwig - 14 -

auch beim Neubau der 1493 vollendeten Kirche der Propstei St. Jakob im Prättigau (Klosters) ein entscheidendes Wort mitgesprochen hat,

Mit Abt Ludwig war der spätmittelalterliche Höhepunkt Churwaldens überschritten. Die Schwierigkeiten, welche auf die Abtei zukamen, waren weniger ökonomischer, als vielmehr politisch-gesellschaftlicher Natur. Die zunehmenden Territorialisierungsbestrebungen der Gerichtsgemeinden führten nicht bloss zur Auflösung der alten Personalverbände, sondern auch zu eruptiver lokaler Gewalttätigkeit, wie dem Streit zwischen Churwaldnern und Obervazern wegen Zugangsrechten zur Alp Stätz im Jahre 1487, der elf Churwaldnern und einem Vazer das Leben kostete. Dieses Ereignis erregte damals grosses Aufsehen, doch hatte der Abt zu dieser Angelegenheit angesichts der schon sehr weit gediehenen Autonomie der Gemeinden nicht mehr viel zu sagen. Wohl schmerzlicher war der Verlust von Churwaldner Klosterleuten in fremden Gerichten (z.B. Lantsch/Lenz), deren Immunität sich auf die Dauer nicht mehr aufrechterhalten liess, ihre völlige Integration in die bestehenden Gerichte war nur noch eine Frage der Zeit. Ohne grosse geistige Tradition, sah sich die Abtei immer mehr auf ihre Funktion als gut geordneter

S. 281: und rentabler Wirtschaftsbetrieb beschränkt. Gerade dieser erregte aber auch Neid und weckte in der selbstbewusster werdenden Bevölkerung Begehrlichkeit.

Die Pfarrkirchen und Kapellen Churwaldens Vorbemerkung. Die Dotation der Pfarrkirchen Churwaldens ist wie diejenige St. Jakobs im Prättigau eng mit dem Besitz der Freiherren von Vaz verbunden. Auch das Privileg beider Klöster, nach dem die Klosterhöfe die Zehnten vollständig an die geistlichen Eigentümer abzuliefern hatten, sind vermutlich auf entsprechende Rechte der Freiherren von Vaz an den Mutterkirchen (Eigenkirchen) zurückzuführen. Für das wenig oberhalb von Churwalden gelegene Parpan war dies zum Beispiel St. Donat in Zorten (Vaz/Obervaz), für St. Jakob im Prättigau Saas. Für die Pfarrei Churwalden können ähnliche Voraussetzungen angenommen werden. Die Gründung so kleiner Pfarreien in Rodungsgebieten war nur möglich, wenn das Dotationsgut samt Zehnten durch einen Feudalherrn gesichert wurde, in diesem Fall die Freiherren von Vaz. In Churwalden dürfte ursprünglich eine besondere Laienkirche existiert haben, in St. Jakob waren Klosterkirche und Pfarrkirche identisch. - 15 -

Altenstadt/Feldkirch A, Kapelle St. Petronella (heute St. Martin). 1222 als Bestandteil des dortigen Meierhofes erwähnt («ad Veltchilechenne grangiam cum capella ... »). Herkunft unbekannt. 1464 von Papst Pius II. bestätigt, 1490 in Aufzeichnungen des Churwaldner Besitzes in Altenstadt erwähnt. Nach dem Zinsbuch von 1513 hatte der Meier dem Pfarrer von Altenstadt jährlich einen Scheffel Weizen abzuliefern, «darumb, das er die capell versieht mit messen».

Alvaneu GR, Pfarrkirche St. Mauritius. Zentrum einer frühen Grosspfarrei in Inner-Belfort (mit Schmitten und Wiesen). Das Patronatsrecht stand dem Herrschaftsinhaber, d.h. den Freiherren von Vaz zu. Nach deren Aussterben ging es erbweise an die Grafen von Toggenburg und von diesen 1464 an das Kloster Churwalden über, zu einem Zeitpunkt also, da der Einfluss der Gemeinde auf die lokale Kirchenordnung schon erheblich war, 1512 durch Papst Julius II. dem Kloster Churwalden inkorporiert, 1353 ist ein Jacobus Pfarrer zu Vaz/Obervaz und Alvaneu. Vereinzelt lassen sich Churwaldner Konventualen als Pfarrer nachweisen, so 1458 Ludwig Fochetzer als Nachfolger des verstorbenen Heinrich Fux, und 1501 und 1505 war der Konventuale Konrad Schmelzlin, der 1503 zum Propst von St. Jakob im Prättigau (Klosters) ernannt wurde, Inhaber der Pfarrei, Das Präsentationsrecht war im 17. Jh. beim Abt von Roggenburg,

Balzers FL, Kapelle (nach Veräusserung Pfarrkirche) St. Nikolaus. Papst Innozenz III. bestätigte 1208 Churwalden «in villa Balzols curtem unam et

S. 282: vineam», Honorius III. 1222 aber «ad Balzols curtem cum capella et aliis pertinentiis suis». Die Kapelle muss also in der Zwischenzeit errichtet worden sein. Sie findet auch 1278 beim Verkauf des Klosterhofes Erwähnung: «et solaminibus sitis iuxta capellam in Palazol cum edificiis». 1305 tauschte Churwalden mit Freiherr Heinrich II. von Frauenberg die Kapelle in Balzers gegen das Patronatsrecht der Pfarrkirche von St. Michael in Felsberg ein, wobei die Kapelle vom Bischof gleichzeitig in den Rang einer Pfarrkirche erhoben wurde.

Chur, Kapelle St. Margrethen. Bestandteil des alten Churwaldner Hofs mit Mühle vor der Plessurbrücke «ultra pontem» beim Oberen Tor im heutigen Welschdörfli: «Sant Margaretha capell und daby huss, hof, stadel, torggel und hofrayte». Das Necrologium Curiense meldet zum 1. Mai mit einem Eintrag aus der 2. Hälfte des 12. Jh. die «Dedicatio S. Margarethe ultra pontem». Etwa - 16 -

gleichzeitig halten die Urbarien des Domkapitels eine Abgabepflicht der «fratres de Curwaldt de solamine sancte Margarethe ubi vinea superior est» fest, Papst Innozenz III. bestätigte 1208 «curtem unam et molendinum et vineam», Honorius III. 1222 «in civitate Curiensi grangiam cum capella molendinis vineis casalibus et aliis pertinentiis suis». Ursprünglich vielleicht Eigentum des Domkapitels. Die Kapelle wird später oft als örtlicher Bezugspunkt genannt. 1538 säkularisiert und beim Stadtbrand von 1574 zerstört.

Luzein GR, Kapelle (1453 Kaplanei, 1520 Kuratie) St. Maria und Florinus. Papst Honorius III. bestätigte 1222 Churwalden «capellam in Luzzins». Filiale von St. Peter zu Jenaz. Die Kollatur von Jenaz gehörte dem jeweiligen Herrn von Castels, d.h. dem Territorialherrn. Vermutlich Schenkung der in Luzein begüterten Freiherren von Vaz. 1464 von Pius II. bestätigt. 1487 Neubau. Im Januar 1512 von Papst Julius II. dem Kloster Churwalden inkorporiert. Reformiert um 1535.

Parpan GR, Kapelle St. Peter (ab 1494 St. Peter und Paul). Papst Innozenz III. bestätigte 1208 Churwalden «capellam sancti Petri in loco qui dicitur Partipan cum pratis et decimis». Bestandteil des grossen Klosterhofes. Das Dorf Parpan selber blieb Bestandteil der Pfarrei St. Donat zu Zorten (Vaz/Obervaz) und erhielt erst 1517 eine eigene Pfarrkirche (St. Anna). 1464 Bestätigung durch Papst Pius II. Nach der Reformation verfiel die Kapelle, die Überreste wurden 1633 zum Neubau des Turmes der reformierten Kirche verwendet.

Paspels GR, Pfarrkirche (dann Kapelle) St. Lorenz. Ursprünglich bischöfliches Lehen der Freiherren von Vaz. Von diesen 1237 geschenkweise an Churwalden («quedam bona sua in villa Pascuals cum iure patronatus illius ecclesie ad bona eadem pertinente». Investitur des Propstes von

S. 283: Churwalden 1246 nach dem Ableben des bisherigen Inhabers der Pfründe. Bestätigung als Pfarrkirche durch Papst Pius II. 1464-1513 nur noch Kapelle. Bischof Johann Anton von Federspiel (1755-1777) verbot den Gottesdienst in dem zerfallenden Gebäude, es wurde 1773 an die Gemeinde Paspels abgetreten?,

Paspels/Dusch GR, Kapelle St. Maria Magdalena. Papst Innozenz III. bestätigte Churwalden 1208 «in villa Usces curtem unam», Honorius III. 1222 «predium ad Vsces», von einer Kapelle wird nicht gesprochen. Erst zum Jahr - 17 -

1259 ist von einem «Han. plebanum in Usse» die Rede, der sich aber auch in vazischer Abhängigkeit befunden haben kann. Die Fresken des Waltensburger Meisters aus dem 2. Viertel des 14. Jh. mit der Abbildung eines Prämonstratensers lassen an einen Übergang an Churwalden spätestens zu diesem Zeitpunkt denken. Der erste schriftliche Eigentumsnachweis findet sich erst im Zinsbuch Churwaldens von 1513. 1773 Übergang an die Gemeinde Paspels.

Seefelden D, Pfarrkirche St. Martin. Alte Grosspfarrei im südlichen Linzgau, welche die Freiherren von Vaz «iure fundationis» besassen. Diese übergaben das Jus patronatus zusammen mit einem Hofe dem Kloster Churwalden, das sich 1222 von Papst Honorius III. «ad Seuelt predium cum ecclesia parrochialis et pertinentiis suis» bestätigen liess. Das Kloster Salem vertrat aber die Ansicht, zusammen mit dem Dorf Seefelden auch das Jus patronatus erworben zu haben, und bestritt erfolgreich den Anspruch Churwaldens. 1225 wurde die Kirche dem Domstift Konstanz inkorporiert und alle Ansprüche Churwaldens wurden kassiert. Jürg L. Muraro

II. Churwalden in der Neuzeit Allgemeine Bedingungen. Die Abtei Churwalden stand um die Wende vom 15. zum 16. Jh. noch in Blüte und war mit einem beachtlichen Güterbesitz wirtschaftlich stabil. Davon zeugt die nach dem Kloster- und Kirchenbrand von 1472 neu aufgebaute und beträchtlich erweiterte Klosterkirche, die am 29.9.1502 konsekriert wurde. Mittelpunkt ihrer reichen Ausstattung war der bedeutende spätgotische Marienaltar (Hochaltar) von 1477, dessen Gesprenge der hl. Michael mit der Seelenwaage als zweiter Patron der Kirche krönt. Mit der Reformation setzte der langsame Niedergang der Abtei ein: Die Eingriffe der Churwaldner Gerichtsgemeinde in die Klosterökonomie und die Beschneidung der Klosterrechte bluteten die einst vermögende Abtei aus. Das Konventsgebäude zerfiel, vom Kreuzgang, Dormitorium und Refektorium standen 1795 nur noch Ruinen. Zur gänzlichen Aufhebung des Klosters kam es indes nicht. Als Faktoren der Konsolidierung

S. 284: im 16. und 17. Jh. sind die späte Verankerung des reformierten Glaubens in der Nachbarschaft Churwalden und die österreichische Vogteiherrschaft zu nennen. Seit Österreich I477 die sechs Gerichte Davos, Klosters, Belfort, - 18 -

Churwalden, St. Peter und Langwies definitiv gekauft hatte, übte es die Kastvogtei über das Kloster Churwalden und sein Tochterkloster St. Jakob im Prättigau aus, Der Kastvogt schützte die Rechte des Konvents und die Kollatur Roggenburgs, überwachte Ökonomie und Verwaltung und führte die Äbte und ab 1600 die Administratoren aus Roggenburg in Churwalden ein. Die österreichische Schutzherrschaft belastete allerdings die Beziehungen zwischen Kloster und Gerichtsgemeinde, zumal das Verhältnis zwischen dem österreichischen Landesherrn und seinen Untertanen in den Acht Gerichten (Davos, Klosters, Castels, Schiers-Seewis, Belfort, Churwalden, St. Peter und Langwies) die sich als Angehörige des Zehngerichtenbundes auch als Glieder der Drei Bünde verstanden äusserst angespannt war.

Langsamer Niedergang nach der Reformation. Die Geschichte des Klosters Churwalden in der Neuzeit ist geprägt von andauernden Konflikten mit den Nachbarschaften Churwalden, Malix, Parpan und um Lehensgüter, Zinszahlungen und die Kollatur. Kurz nach dem Beschluss der Ilanzer Artikel (1524 und 1526) griff die Gerichtsgemeinde Churwalden in die Klosterrechte ein: Abt Gebhard Vittler klagte am 15.3.1527 beim Zehngerichtenbund wegen Verkaufs von Klostergütern und ausstehenden Zinsen. Das Gericht urteilte zwar zu Gunsten des klösterlichen Grundbesitzes, schützte das Kloster vor weiteren Ansprüchen der Landschaft und garantierte die Zinszahlungen, griff aber mit der Ernennung von kommunalen Klostervögten entscheidend in die klösterliche Ökonomie ein. Zudem verpflichtete es das Kloster zur wöchentlichen Armenspende, vermutlich als Ersatz für die Aufhebung des 1210 erstmals urkundlich belegten Spitals (das mit Gütern und Spitalmühle im Urbar von I508 noch erscheint. Unter Berufung auf die Ilanzer Artikel wurden über ein Dutzend Schupflehen (Zeitlehen) in Erblehen verwandelt, die für «fromme lütt der Gemein und Gricht Churwalden» bestimmt waren. Am 2.2. 1528 kam es unter Berufung auf die Ilanzer Artikel zum Verkauf eines Anteils am grossen Zehnten in Brienz/Brinzauls an die dortige Kirche. Ein zweiter Spruchbrief vom 11.12.1528 - der Abt hatte wegen ausstehender Zinsen geklagt - bestätigte das Urteil von 1527 und gewährte armen Zinsschuldnern zusätzlich die Ratenzahlung. Der Zehngerichtenbund wurde entgegen der Kastvogtei Österreichs als Rechtsinstanz für weitere Klagen bestimmt. Mehrmals forderte Österreich die Acht Gerichte auf, ihre Eingriffe in die Klosterwirtschaft - 19 -

Churwaldens und St. Jakobs rückgängig zu machen. Nach dem Vertrag von Glurns (Vintschgau) im Jahre 1533, der die geistlichen Hoheitsansprüche

S. 285: Österreichs in den Acht Gerichten bekräftigte, wurde am 27.1.1534 Vogt Hans von Marmels (1523-1542) befohlen, die Restitution der Güter des Klosters durchzusetzen, welche die Gerichtsgemeinde Churwalden verteilt hatte. Mit welchem Erfolg, bleibt unklar. Nach dem Tod von Abt Gebhard Vittler 1536 griff die Landschaft Churwalden auch in die Kollaturrechte Roggenburgs ein und ernannte den letzten Konventualen Martin Duff zum Abt. Dieser verkaufte zusammen mit den Klostervögten 1538, 1539 und 1540 Güter und Klosterzinsen in Churwalden und Chur. Österreich protestierte vergeblich bei den Drei Bünden gegen den unrechtmässigen Abt und wandte sich schliesslich an die Eidgenössische Tagsatzung, die am 14.4.1539 einen Abschied zu Gunsten Österreichs an die Drei Bünde erliess, Erst Ende 1540 war der Streit beigelegt: Der von Roggenburg gewählte Abt Florin Janut konnte sein Amt antreten. Allerdings wurden die Bedingungen für den Amtsantritt am 27.11.1540 in einem Vertrag festgesetzt. Erneut wurde darin zwar der Grundbesitz des Klosters garantiert, die Gemeinde weigerte sich jedoch, bereits verkaufte Güter zurückzuerstatten. Das Kloster musste auf rückständige Zinsen verzichten, hatte die Armenspende weiterhin zu leisten und musste hinnehmen, dass die Konventsstube für kommunale Zwecke genutzt wurde. Und nach einer erneuten Klage von Abt Janut wegen ausstehender Zinsen gewährte ein Urteil vom 23.2.1541 den Zinsleuten das Recht, bei Krankheit, Missernten oder grosser Kinderzahl in Naturalien zu zahlen. Durch den Vertrag vom 23.8.1549, der im Zuge des Streites um die Einsetzung des Nachfolgers von Abt Janut zwischen Roggenburg und der Gemeinde Churwalden geschlossen wurde, erlitt das Kloster mit dem Verzicht auf die vor 1548 fälligen Lehenszinsen weitere empfindliche Einbussen. Die Verträge von 1528, 1540 und 1541 wurden bestätigt, hingegen scheint die Bevogtung weggefallen zu sein. Österreich kritisierte, Roggenburg habe einem für das Kloster ruinösen und seiner religiösen Integrität wenig zuträglichen Abkommen zugestimmt. Die finanziell angespannte Lage der Abtei verschärfte sich weiter, und um die steigende Schuldenlast abzutragen, führte Österreich 1555 eine Finanzreform durch. Hingegen scheiterte die geplante Klostererneuerung: Weder konnte der als untauglich eingestufte Abt Eberhard Rink abgesetzt werden, noch gelang es, eine Visitation Roggenburgs zu - 20 -

erreichen, um die inneren Verhältnisse im Kloster zu verbessern.

Mangelnde klösterliche Disziplin und Seelsorge. Die inneren Verhältnisse im Kloster Churwalden zu Beginn der Neuzeit lassen sich lediglich durch die Akten der österreichischen Verwaltung und durch Urteile erschliessen. Zunächst fällt auf, dass sich um 1533 nur noch der Abt und ein alter Konventuale im Kloster aufhielten. Später lebte der Abt oft allein im Konvent. Die

S. 286: meisten Quellen schildern die inneren Verhältnisse im Kloster als zerrüttet. So legitimierte die Gerichtsgemeinde Churwalden ihre Eingriffe in die Klosterrechte oder den Verkauf von Gütern nicht nur mit schlechter Wirtschaft des Abtes, sondern im Spruchbrief vom 11.12.1528 werden auch mangelnde klösterliche Disziplin, Bruch der Gelübde und Unredlichkeit angesprochen: Abt Gebhard Vittler habe sein 1527 gegebenes Versprechen, «sine und siner Convent Hern Wiber und chinder uss dem Kloster und uss dem land ze tuon», nicht gehalten und die Armenspende nicht ausgerichtet. Auch die mangelnden seelsorgerischen Leistungen der Konventsherren sind häufig Thema in den Quellen. Österreich forderte Roggenburg immer wieder auf, pflichtbewusste Ordensleute zu schicken und Churwalden wieder zum funktionierenden Konvent zu machen. Der Kastvogt befahl 1533 dem Abt, Novizen aufzunehmen, um die Seelsorge zu garantieren. Man fürchtete diesbezügliche Klagen der Untertanen und suchte jegliche Anreize zum Glaubenswechsel und zur Enteignung des Klosters zu vermeiden. Auch das Gericht Churwalden verankerte urkundlich den klösterlichen Auftrag zur religiösen Versorgung der Bevölkerung. So wurde der Abt am 27.11.1540 und 23.8.1549 zum Unterhalt der Kapelle verpflichtet, er soll selbst Messe halten oder einen Kaplan anstellen und darf Konventualen aufnehmen.

Religiöse Gründe trugen auch dazu bei, dass im Herbst 1555 die Spannungen zwischen Kloster und Landschaft eskalierten: Die Churwaldner Landsgemeinde setzte dem Abt am 27.10.1555 einen Vogt, liess die Güter inventarisieren und die Einkünfte beschlagnahmen. Diese wurden, wie aus dem Spruchbrief vom 7.11.1557 hervorgeht, anscheinend für die Seelsorge verwendet. Denn der Abt sei, als «Gott der Herr ain sterben in das land gesend», aus dem Kloster geflohen und die Landschaft hätte für die Seelsorge fremde Kapläne anstellen müssen. Es «sy von noten gesin, die lüt zu versehen - 21 -

in irer Krankheyt, och sy vilicht ettliche kind one theuff verganngen in sinem abwesen», warfen sie dem Abt vor. Österreich erreichte nach Interventionen bei den Drei Bünden im Februar und Juni 1556 die Restitution des Klosters und die Rückkehr des Abtes in sein Amt. Das daraufhin am 7.11.1557 zwischen dem Abt und der Landschaft Churwalden geschlossene Übereinkommen stärkte vorübergehend die rechtliche Integrität des Klosters und die Position Österreichs. Grundlage blieb zwar der Vertrag von 1549, jedoch wurde die Jurisdiktion über das Kloster Österreich vorbehalten, die Bezahlung der Zinsen in Naturalien eingeschränkt und das Verbot jeglicher Eingriffe der Landschaft Churwalden in die Klosterverwaltung verbrieft.

Die Resignation des letzten Abtes 1599. Nach dem Tod von Abt Eberhard Rink im Herbst 1559 entbrannte der Streit um die Kollatur erneut, weil die Gerichtsgemeinde Churwalden einen Abt ernannte. Österreich erreichte

S. 287: am 21.11.1559 mit einem Abschied der Drei Bünde dessen Absetzung, liess ihn zunächst aber als Kaplan in Churwalden verbleiben. Die während des Konfliktes ausbleibenden Zinsen und die grosse Schuldenlast gefährdeten die weitere Existenz des Klosters ernstlich. Durch die Vermittlung der Drei Bünde konnte bis zum 1.3.1560 ein Stillhalteabkommen mit den Gläubigern erreicht werden. Nur die von Österreich in der Folge durchgeführte tief greifende Finanzsanierung - es wurden verschiedene Höfe verkauft und Zinsen abgelöst - sicherte den Fortbestand der Institution. Diese Eingriffe müssen einschneidend gewesen sein, denn erst nachdem Österreich errechnet hatte, dass das Kloster einen Priester und einen Verwalter immer noch «wol erhalten» konnte, schickte Roggenburg im April 1562 einen Konventualen in die Berge. Die Churwaldner hatten ihre Zinszahlungen von der Präsenz eines Prälaten abhängig gemacht. Auch die beiden letzten Äbte, Nikolaus Jenatsch und Silvester Schroffer, scheinen finanziell und seelsorgerisch keine glückliche Hand in Churwalden gehabt zu haben. 1599 resignierte Silvester Schroffer, der letzte Abt von Churwalden.

Der Abfall der Propstei St. Jakob im Prättigau. Die Propstei St. Jakob (Klosters), das Filialkloster von Churwalden, besass zu Beginn des 16. Jh. eine ansehnliche Anzahl Güter und Zinsen im Prättigau, - 22 -

besonders in Klosters selbst und in Malans, 1525 apostasierte der letzte, von Abt Gebhard Vittler eingesetzte Propst von St. Jakob und verliess das Kloster. Die Gemeinde verteilte die Güter und nutzte das Klostergebäude für kommunale Zwecke und als Pfarrhaus. Abt Gebhard Vittler von Churwalden reklamierte als geistlicher Oberer die Güter der Propstei St. Jakob von Klosters und verlangte, einen neuen Propst einzusetzen. Die Klosterser weigerten sich aber, einen weiteren Propst zu akzeptieren, und verwiesen auf die jahrelang erduldeten Beschwernisse durch die Zinslasten und die damit zusammenhängende Verarmung der Bauern. Abt Gebhard forderte seine Rechte am 29.7.1527 beim Zehngerichtenbund ein. Dieser ordnete die Bevogtung der Propstei an, Urbare und Akten sollten sichergestellt werden. Die Frage nach der Restitution wurde allerdings vertagt. Zur Rückgabe des Klosters kam es in der Folge nicht, obwohl Österreich nach mehreren Interventionen bei den Drei Bünden eine Restitutionszusage erreichte. Auch der am 17.12.1533 geschlossene Vertrag von Glurns, mit dem die Drei Bünde die geistlichen Hoheitsansprüche Österreichs in den Acht Gerichten wieder anerkennen mussten, veränderte die Lage nicht. Schliesslich kam es am 24.5.1548 auf der Basis des Abkommens vom 15.11.1544 in Mals (Vintschgau) zum Vertrag zwischen dem Gericht Klosters, den österreichischen Vögten und Roggenburg: Dabei fiel das Klostervermögen zum Teil der Gemeinde Klosters, zum Teil dem Kloster Churwalden zu. Die Güter blieben

S. 288: als Erblehen im Besitz der Bauern, Churwalden erhielt wie die Pfarrer von Klosters und Serneus einen Anteil an den Zinsen. Am 1.3.1612 kauften die Klosterser Bauern den Zinsanteil des Klosters Churwalden aus. Nach dem Einmarsch der österreichischen Truppen 1621 erhielt die Restitutionsfrage neuen Boden. Der Administrator von Churwalden, Georg Häberlin, forderte am 17.8.1623 Österreich auf, die Restitution voranzutreiben. Zwar wurde 1629 im Rahmen der Erbeinigung zwischen Österreich und den Drei Bünden die Restitution der Propstei auf dem Papier de jure erreicht, durchgesetzt werden konnte sie aber nicht.

Roggenburger Administratoren in Churwalden. Nach der Resignation von Abt Silvester Schroffer 1599 führte Österreich zusammen mit Roggenburg grundlegende Finanz- und Strukturreformen durch, - 23 -

um das Kloster weiter zu erhalten. Diese führten dazu, dass Churwalden nur noch durch Roggenburger Konventualen administriert wurde, die auch für die Seelsorge zuständig waren. Doch den ersten Administrator schickte Österreich unter dem Vorwurf missbräuchlicher Amtsführung bereits am 2.7.1603 wieder ins Mutterkloster zurück. Deutlich übermittelte der Kastvogt dem schwäbischen Stift in einem Schreiben seine Zweifel an der Tauglichkeit der Prämonstratenser für die Verhältnisse in Churwalden: Es habe sich gezeigt, «... das solliche Ordens Brüeder, wann sy aus den Klöstern khommen unnd dardurch der Disciplin gleichsamb entgehn, unnd sonderlichen in solche Landdt khomben, do aller muetwillen und freyhaiten im schwanng, unnd sy Niemandts förchten dürffen, Irer Regel unnd Gelübdts sehr bald vergessen, auch in solchen lannden wenig nutz und frucht schaffen, zu deme auch der Weisse Habitus, als der sonsten in den Pündten nirgendt gesehen gar veracht, über das die Schwäbische Sprach solcher Ortten fast verlacht wierdet ... ». Um den Untertanen keinen Anlass zur Klage zu bieten, wurde die Seelsorge zunächst einem von Vogt Georg Beeli (1596-1607 ) überwachten Weltpriester überantwortet. Roggenburg sagte jedoch zu, weiterhin Administratoren zu entsenden und zusammen mit den Äbten von Ursberg, Rot an der Rot und Marchtal den finanziellen Schaden in Churwalden zu beheben.

Im 17. Jh., ein erstes Mal 1616, bedrohten die konfessionellen Konflikte die Existenz des bis dahin durch sechs Administratoren verwalteten Klosters. Im Oktober 1616 erhoben die Reformierten in der Gerichtsgemeinde Churwalden Anspruch auf die Klosterkirche und erzwangen den Zutritt für ihren Gottesdienst. In der Folge konnte Landvogt Johann Viktor Travers von Ortenstein (1616-1649) weder die Vertreibung des Administrators noch die Einziehung der Klostergüter verhindern. Bis 1621 nahm der reformierte Pfarrer Wohnsitz im Kloster. Roggenburg klagte am 16.12.1616 seine Rechte an Kirche und Kloster bei Österreich ein und bat am 13.1.1621

S. 289: auch die katholischen Orte der Eidgenossenschaft um ihre Hilfe. Doch erst mit dem am 30.9.1622 zwischen den Drei Bünden und Österreich ausgehandelten Lindauer Vertrag kam die Restitution voran. Österreich forderte auf dieser Basis im Oktober 1623 bei den Drei Bünden die Rückgabe von Kloster und Klostergütern, Eine vom 10. bis 23.12.1623 in Churwalden tagende Restitutionskommission forderte von der Gerichtsgemeinde Churwalden Schadenersatz und rechnete mit Zins- und Zehntenschulden ab. Verkäufe von - 24 -

Lehen oder die Ablösung von Zinsen wurden nur anerkannt, wenn sie mit Zustimmung Roggenburgs erfolgt waren. Vogt Travers hatte auch für St. Jakob ein Inventar über Einkommen, Ausgaben und Güter zu erstellen. Die Forderungen wurden mit einer Eingabe am 13.12.1623 und am 22.1.1624 auf dem Churer Beitag der Drei Bünde bekräftigt. Zurückgefordert wurden auch der Zehnte der Pfarrei Felsberg, Güter und Häuser in Chur, z.B. St. Margrethen, Güter bei Paspels, in Zizers, Trimmis und Maienfeld. Am 22. und 23.9.1624 verlangte Österreich von den Kirchenvögten Schadenersatz für entwendete Güter. Vermutlich amtete seit Herbst 1621 wieder ein Roggenburger Konventuale im darniederliegenden Kloster. Österreich hatte das schwäbische Stift im Zuge der ganzen Restitutionsaktion aufgefordert, im Sinne der Disciplina monastica tüchtige Konventualen nach Churwalden zu schicken. Doch Ende 1645 und vor allem im Sommer 1646 kam es erneut zu gewalttätig ausgetragenen Konflikten um Klosterkirche und Güter. An der Landsgemeinde vom 5.8.1646 erzwangen die Nachbarschaften Parpan, Malix und Tschiertschen zusammen mit den Reformierten von Churwalden zum zweiten Mal die Mitbenützung der Klosterkirche für den reformierten Gottesdienst. Von nun an (bis 1967) zelebrierten die Reformierten im Kirchenschiff, die Katholiken im Mönchschor. Auch die Klostergüter wurden geteilt, und der Administrator musste über die ihm zur Pfrund überlassenen Zinsen mit den Klostervögten abrechnen. Nur noch pro forma legte Österreich bei den Drei Bünden Protest ein. Wenig später, am 10.6.1649, endete mit dem Auskauf der fünf Gerichte Davos, Klosters, Castels, Schiers-Seewis und Churwalden die Kastvogtei Österreichs über das Kloster Churwalden.

Aufhebung und Inkorporation in das Priesterseminar St. Luzi. Administrator Georg Häberlin, der am 24.3.1649 bei den Drei Bünden über die «gewalttätige Wegnahme» der Kirche durch die Reformierten geklagt hatte?, bezeichnete die Verhältnisse im Kloster als desolat: Die Konventsräume dienten als Gerichtszimmer, sie beherbergten die Wohnung des evangelischen Pfarrers und auch das Wirtshaus. Die Zehnten und Zinsen verfielen, die Klostergüter wurden schlecht verwaltet. 1655 wandten sich die Katholiken in Churwalden zu Gunsten des darniederliegenden Klosters an Bischof

S. 290: Johann VI. Flugi von Aspermont (1636-1661). Dieser erliess am 17.10.1656 eine Verwaltungsverordnung und Richtlinien für die Seelsorge in Churwalden. - 25 -

Er ernannte Klostervögte, die das Entscheidungsrecht über Güterverkäufe innehatten. Der Administrator musste regelmässig Rechnung ablegen, Schule halten und erhielt Weisungen für den täglichen Gottesdienst in der Kirche. Die einst mit Gütern und Zinsen reich ausgestattete Abtei war gänzlich verarmt: Die erhaltenen Rechnungsbücher verzeichnen für 1657 noch zwei Klostergüter, eine Alp für 14 Stück Vieh, eine Schafalp und die beiden Kapellen im Domleschg, St. Lorenz und St. Maria Magdalena in Paspels. Die Kapelle St. Peter und Paul in Parpan, deren Kollaturrechte Churwalden 1208 von Rom bestätigt worden waren, war 1633 nur noch eine Ruine. Die Einnahmen des Klosters beliefen sich auf 50 Gulden Bodenzinsen, 20 Scheffel Weizen vom Lehen zu Altenstadt, 4 Scheffel Hafer von einem Feldkircher Gut, 16 Gulden Bargeld, etwas Schmalz, Käse und Zieger von vier Kühen für den Eigenbedarf. Das Kloster entlöhnte einen Viehknecht, eine Köchin, eine Sommermagd, einen Viehhirten und einen Ministranten. Neben den laufenden nötigen Ausgaben reichten die Einkünfte 1657 für die Renovation der Dächer von Kirche, Abtei und Stallungen nicht. Glocken könne er ebenfalls nicht machen lassen, klagte der Administrator Joachim Hohenegger. Und er befürchtete weitere Verluste, « ... seitemall alles, was der Evangelischen und er die haandt kombt, durch handlung, contract, Erb oder sonsten, dasselbig dem Administrator entziehen und den Predikanten» gegeben werde. Das Kloster war mit über 3000 Gulden bei privaten Geldgebern verschuldet. Der Administrator richtete deshalb am 27.3.1657 für Churwalden, Nuntius Federico Borromeo (1654-1665) am 5.6.1659 zu Gunsten von St. Luzi und Churwalden ein Unterstützungsgesuch an die Äbte der Zirkarie. Doch erst für 1697/98 weisen die Churwaldner Rechnungsbücher bescheidene Finanzhilfen von Roggenburg aus. Sie beziffern auch Einnahmen von Kostgängern. Es muss offen bleiben, inwieweit die Schulden des Klosters bis dahin getilgt werden konnten. Auch Ende des 17. Jh. herrschten grosse Spannungen zwischen dem Kloster und der nun mehrheitlich protestantischen Gemeinde. Vorwürfe, sie bedrücke den Administrator, wies diese 1698 zurück und warf dem Administrator umgekehrt vor, er benehme sich ungebührlich.

Als das Roggenburger Mutterkloster in der zweiten Hälfte des 18. Jh. unter dem bedeutenden Abt Georg Lienhardt (1753-1783) finanziell florierte und zum «Mittelpunkt der prämonstratensisch-schwäbischen Zirkarie» wurde, profitierte auch Churwalden. Roggenburg sandte von 1753 bis 1759 über 3000 - 26 -

Gulden in die Niederlassung in den Alpen und bat die Gemeinde am 3.1.1759 um den Schutz der Klosterrechte. Um 1770 unterstützte Roggenburg

S. 291: die katholische Schule in Churwalden, die vom letzten Administrator Isfried Weltin eingerichtet wurde. Diesem gelang es nicht nur, das Kloster finanziell zu stabilisieren, sondern er erfüllte während seiner über 40-jährigen Amtsperiode auch pflichtbewusst und erfolgreich den Seelsorgeauftrag der Prämonstratenser in Churwalden und verstand es, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. 1764 unterstützte er wie der Korrespondenz mit Roggenburg zu entnehmen ist sogar bisweilen die 24 katholischen Haushalte in Churwalden finanziell. Eindrücklich schilderte Weltin das karge Leben eines Administrators in den Alpen und wies auf den Verfall von Kloster, Kirche, Ställen, Käse- und Alphütten, Brunnen und Wasserleitung hin.

Am 29.11.1802 wurde der Abt von Roggenburg Judas Thaddäus Aigler (1798- 1802) seines Amtes enthoben und leistete den Gehorsamseid auf den Kurfürsten von Bayern. Damit war auch das Schicksal des Klosters Churwalden besiegelt, das zusammen mit Roggenburg Bayern zufiel. Die pfalzbayrische Regierung trat am 29.9.1804 Rechte und Güter in Churwalden an den Bischof von Chur Karl Rudolf von Buol-Schauenstein (1794-1833) ab. Bischof Karl Rudolf akzeptierte am 10.12.1804.

Nach dem Tode Weltins 1807 lehnte es der Restkonvent von Roggenburg ab, weitere Konventualen nach Churwalden zu entsenden. 1808 wurde das Kloster Churwalden mit Einwilligung Roggenburgs dem neu gegründeten Priesterseminar St. Luzi einverleibt. Die ehemaligen Klostergüter wurden vom Regens des Seminars verwaltet, der auch Pfarrer von Churwalden war. 1877 wurde Churwalden selbstständige Pfarrei. Silke Redolfi

S. 291: bis S. 298: Anmerkungen weggelassen

S. 298: Archiv Grosse Teile des Churwaldner Klosterarchivs wurden beim Brand von 1472 vernichtet, und im 16. und 17. Jh. trugen die Eingriffe der Gemeinde Churwalden in die Klosterwirtschaft das Ihre zur Zerstörung der Bestände bei. Nach der Aufhebung gelangten die Reste des Archivs grösstenteils ins - 27 -

bischöfliche Archiv in Chur. Es sind nur noch wenige Originalurkunden erhalten. Es ist daher ein Glücksfall, dass 1464, acht Jahre vor dem Brandjahr, von dem Predigermönch Johannes Karthuser von Nürnberg ein Cartular angelegt wurde (Cartularium Curwaldense), das Abschriften aus dem ehemaligen Urkundenbestand und Nachträge bis 1513 enthält. Der Güterstand der Abtei vor der Reformation spiegelt sich auch in dem 1508 entstandenen Urbar, das sehr genaue Angaben über die Lage der Grundstücke macht. Aus dem Jahre 1513 stammt das vom Priester Sixtus Otho aus angelegte Zinsbuch, welches sich heute im Stadtarchiv Chur befindet. Das Stadtarchiv Chur verwahrt ausserdem ein Fragment eines Urbars, möglicherweise inhaltlich identisch mit jenem von 1508 im bischöflichen Archiv. Im katholischen Pfarrarchiv Churwalden finden sich ebenfalls Dokumente aus dem ehemaligen Klosterarchiv. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Quellenmaterial aus dem 18. Jh., etwa Fragmente der Korrespondenz zwischen dem letzten Administrator Isfried Weltin und der Mutterabtei Roggenburg. Sehr bedauerlich ist, dass das Jahrzeitbuch des Klosters verloren ist. Einige Urkunden zur Rechtsgeschichte des Klosters liegen im Kreisarchiv Churwalden.

Für die Personen- und Institutionsgeschichte des Klosters Churwalden unentbehrlich sind die im Pfarrarchiv Roggenburg verwahrten Quellen aus dem ehemaligen Klosterarchiv Roggenburg. Dazu gehören Nekrologien, Viten und Listen der Chorherren sowie Stifterverzeichnisse. Hingegen bietet das im Staatsarchiv Augsburg verwahrte Rumpfarchiv des Klosters Roggenburg (früher teilweise im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München und im Bayerischen Staatsarchiv Neuburg an der Donau kaum Material zu

S. 299: Churwalden. Die Roggenburger Bestände im Archiv des Bistums Augsburg wurden im Zweiten Weltkrieg grösstenteils vernichtet. Material zur Wirtschaftsgeschichte des Klosters bieten die Akten der österreichischen Registratur im Tiroler Landesarchiv zu Innsbruck. Für die Rekonstruktion der Geschichte des Klosters Churwalden in der Neuzeit sei auch auf die einschlägigen Bestände im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien verwiesen. Im Staatsarchiv Graubünden befinden sich Xerokopien der Kanzleibücher der vorderösterreichischen Regierung die Schweiz und Graubünden betreffend («Eydgenossen Bücher»). - 28 -

Eine namhafte Bibliothek hat Churwalden, wenn die dürftige Quellenlage nicht täuscht, nie besessen. Der ältere Bestand dürfte durch den Klosterbrand von 1472 und später durch die Usurpierung der Gerichtsgemeinde Churwalden stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Dass nach der Vertreibung des Administrators 1616 Bücher verkauft wurden, zeigt ein 1623 erstelltes Schadensinventars. Demnach fehlten vier grosse Gesangbücher aus Pergament im Wert von 1200 Gulden, ein neu es römisches Missale und «etlich vil bücher so aus der oberen stuben und oberen Sacristei». Ein im Pfarrarchiv Churwalden konserviertes Bücherinventar aus der ersten Hälfte des 19. Jh. listet 136 Titel auf, die zur Bibliothek des Klosters gehört haben dürften, der älteste Band datiert von 1472 (Isidorus von Sevilla, Hispana). Heute befindet sich über ein Dutzend Wiegendrucke aus Churwalden in der Bibliothek des Stifts Mehrerau. Mindestens eine ältere Handschrift aus der Klosterbibliothek wird in der Bayerischen Staatsbibliothek München verwahrt.

Archivalische Quellen I. BiAChur: Bücher: Cartularium Curwaldense von 1464 (zit. Cart. Curw.). Urbar von 1508. Urkunden und Akten: Urkunden, jeweils sub dato registriert, zit. Urk./Urkunden. Mappe 36a, darin u.a.: Extractus ex conscripto libro à R.P. Georgio Hoberlin [Häberlin] Administratore. Mappe 36b.

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3. PfarrAChurwalden: Konsekrationsurkunde der Kirche St. Maria und Michael, 29.9.1502. Konsekrationsurkunde der Kapelle Luzein, 1487 (Bucheinband). Zinsbuch, angelegt am 10.12.1623, mit Güterund Zinsverzeichnis ab 1538. Protokoll über die Restitution 10.-23.12.1623. Zinsbuch der Lehen und Güter, 1699-1811. Akten und Korrespondenzen.

4. PfarrARoggenburg: Gelübdeerneuerungsbuch 1618-1803. Elogia posthuma mortuorum confratrum canoniae Siligoburganae usque Maji 1801. Catalogus defunctorum, 1801, in Necrologium Roggenburgense (ab p. 55). Catalogus alphabeticus omnium notorum jam defunctorum et adhuc viventium canonicorum Roggenburgensium, ab anno fundationis 1126 usque ad annum saecularisationis 1803. Necrologium Roggenburgense renovatum anno MDCCXLV (1745). Acta Roggenburgensia, 1126-1753.

5. KreisAChurwalden: Urkunden Nr. 4, 11, 16, 17, 18, 19, 21, 22, 24, 25a, 26 (auf Mikrofilm in StAGraubünden, A I 21 b1/182, Gemeindearchiv Churwalden, Kopialbuch 1485-1798).

6. StAGraubünden: AB IV 1/9 Bundstagsprotokolle, 1617-1619. AB IV I/13 Bundstagsprotokolle, 1623-1625. AB IV 6, Mohrsche Dokumentensammlung, Bde. 9, 10, 12. AB IV 11c 1/2, Bd. 1-7 Helvetica und Raetica im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, «Eydgenossen Bücher» (Xerokopien der Kanzleibücher der vorderösterreichischen Regierung über die Schweiz und Graubünden. Es handelt sich um die Wiener Bände 3, 1537-1550, 5, 1555-1569, 6, 1564-1574, 7, 1575-1583, 8, 1584-1593, 10, 1602-1613 und 11, 1614-1656). IV 7a 24 Landessachen aus dem Schlossarchiv Ortenstein 1647-1729. B 1548/3 Handschrift. Forderung von Dompropst und Domkapitel des Stiftes Chur an beide Bünde und die Herrschaft Maienfeld, s.a. - 30 -

Mikrofilm A I 21 b1/242, GemAKlosters, Urkunden 1475-1792. Mikrofilm A I 21 b2/55, Churwalden, kath. Taufregister 1640-1837.

7. Tiroler LA in Innsbruck: Regierungskopialbuch 4 (1482). Regierungskopialbuch 7 (1528/1529). Regierungskopialbuch 14 (1532-1535). Regierungskopialbuch 19 (1539-1541). Ferdinandea, Karton 184, Position 178. Ferdinandea, Karton 203, Position 193, «Graubünden Verwaltungsfragen». Grenzakten, Abteilung III, Fasz. 39, Position 4·

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Obere Bisherige Listen: Die älteste Liste findet sich bei Hugo, Annales I, I734, Sp. 583-585. Diese Liste wurde von Philipp Bayrhamer, Historia ... Roggenburgensis, 1760, 42-46, übernommen. Sie enthält für die Zeit von den Pröpsten Swiker (1208-1258/1259) bis Jakob (1320-1326) etliche Auslassungen und Irrtümer, ist aber für die folgende Zeit ziemlich zuverlässig und reicht bis zu Administrator Ulrich Peller (1713-1744). Hugo hat sein Material zu Churwalden nicht selber ausgezogen. Es stammt vermutlich von Servais de Lairuelz (1560-1631), der 1597-1617 Generalvikar und 1619-1628 Visitator des Ordens war und im frühen 17. Jh. auch die schwäbische Zirkarie besuchte, sowie aus Materialien, die Hugo zugesandt wurden. Hugo bemerkt nämlich am Ende seines Textes zu «Curwaldia Inferior», dem Frauenkloster. (Sp. 590): «Haec habemus ex Collectionibus Layruelii & ex monumentis transmissis». Wahrscheinlich ist die Oberenliste Hugos einst von Lairuelz oder von dem Chorherrn zusammengestellt worden, der Hugo zu seiner Zeit Material übermittelte, die Arbeitsweise lässt sich aus einer eingestreuten Bemerkung zu Propst Berthold (Sp. 584) ableiten. Es heisst dort zu dessen Tod 1282: «Hac enim aetate obtinuisse referunt Fasti», d.h. die Liste wurde unter Verwendung eines Kalendariums erstellt. Offenbar stand dem Kompilator ein älterer Nekrologauszug zur Verfügung, was unter Vorbehalt der Zeit von 1260- 1320 für die Zuverlässigkeit der Liste spricht. Alle neueren Oberenverzeichnisse basieren wie etwa Mülinen I, 1858, 211-213 auf ediertem Quellenmaterial. oder aber, so vor allem Simonet, Churwalden, 1922/1923, auf einer Kombination dieses Quellenmaterials mit Bayrhamer (bzw. Hugo). Backmund I, 1949,71-72 sowie Backmund I, 1983, 57, folgen im Wesentlichen Simonet. Weitere Listen: StAGraubünden, B 60, Gubert von Wiezel, Historie des Closters zu Churwalden, 1776, Ms. (82 S. im Mittelteil des Einbandes). Lehmann, Geschichte Churwalde, 1788, passim. Eichhorn, Episcopatus Curiensis, 1797,353-358. Mayer, Bistum Chur 2, 1914,722-723.

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Pröpste Haimo, 1150. Nach dem Roggenburger «Catalogus alphabeticus defunctorum» von 1803 soll Haimo den Auftrag erhalten haben, 1150 die Gründung eines Konvents in Churwalden zu fördern. Die älteste Liste der Oberen betrachtet Haimo als ersten Propst. Urkundlich ist dieser allerdings nur 1149 als Propst von St. Luzi in Chur nachgewiesen,

Ulrich (I.), 1200-1206. Er stammt aus Zürich. In einem Tauschgeschäft mit Bischof Reinher von Chur wird er am 7.5.1200 an der Spitze des Konvents von Churwalden erwähnt, es ist zugleich der erste Beleg für Propst und Konvent. Am 15.3.1206 ist er Zeuge in einem Tauschgeschäft zwischen Bischof

S. 304: Reinher von Chur und der Prämonstratenserpropstei Weissenau, Nach Auseinandersetzungen im Konvent gründet er zusammen mit dem Prior Luther und anderen Brüdern das Kloster Rüti. 1217 ist von «prepositus quondam in Curwalde nomine Ödalricus», nunmehr Propst in Rüti, die Rede. gest. 11.12.1221.

Swiker, 1208-1258/1259. Papst Innozenz III. nimmt am 6.5.1208 das Kloster Churwalden in seinen Schutz, und gleichzeitig findet auch erstmals ein Frauenkonvent Erwähnung. Die Urkunde richtet sich an «Swikero preposito et conventui monasterii sancte Marie de Curwalt» . König Otto IV. befreit 1209 nach der Übernahme der Vogtei Chur u.a. auch Churwalden von der Steuerpflicht. In das Jahr 1210 fällt eine Jahrzeitstiftung des Freiherren Heinrich II. von Sax und seines Sohnes Albert II., welche die wenig günstige wirtschaftliche Lage des Klosters offen legt («considerantes paupertatem et inopiam ecclesie sancte Marie in Curewalde»). Mit den gestifteten 5 Mark Silber wurde u.a. der Bau einer zum Hospiz gehörigen Kapelle finanziert, und es wurde zusätzlich bestimmt, dass die Jahrzeit auch vom Nonnenkonvent zu begehen sei. Im selben Jahr tauscht Propst Swiker in St. Gallen Güter mit Albero von Tinizong. 1213 bestätigt König Friedrich II. Churwalden die schon von Otto IV. gewährten Privilegien. Swiker tritt Ende desselben Jahres in Chur als Zeuge in einem Tauschgeschäft zwischen dem Abt von Salem und den Freiherren von Vaz auf. Er empfängt 1218 «in monasterio Cvrvaldensi» eine Jahrzeitstiftung. Bei einem Streit um Zehnten in Seefelden (Linzgau) zwischen der Abtei Salem und dem Propst von Churwalden entscheiden die Äbte von - 36 -

Kappel und Tennenbach sowie die Pröpste von Ursberg und Marchtal 1222 zu Gunsten von Salem. Ende Mai 1222 nimmt Papst Honorius III. Churwalden feierlich in seinen Schutz und bestätigt alle seine Besitzungen. Der Streit um die Kirche Seefelden dauert fort, und Propst und «fratres de Cvrwalde» finden darum 1225 erneut Erwähnung in einer Urkunde des Konstanzer Bischofs Konrad von Tegerfelden. Im Urbar des Domkapitels von 1225 werden den «fratribus de Churwalde» vom Churer Domkapitel Zehnten in Trans GR konzediert. König Heinrich (VII.) bestätigt I226 dem Kloster Churwalden eine Schenkung Friedrichs von Baumgarten. 1227 ist Propst Swiker Zeuge bei Verkäufen von Rechten im Linzgau durch die Freiherren von Vaz an das Kloster Salem. 1228 schliesslich bestätigt der König umfassende Rechte und Freiheiten. Zu dieser Zeit (1227)

S. 305: weilt Swiker auch in Rechtsgeschäften auf der Burg Montalt (Riein GR), begleitet von einem «Cvnradus de Uazzes frater in Churwalde» . Im Sommer 1231 finden wir ihn in Chur beim Tausch von Gütern mit Bischof Berthold I. von Helfenstein, und wir dürfen Swikers Anwesenheit wohl auch bei der Jahrzeitstiftung Ritter Hugos von Reichenberg von 1232 annehmen, der ein Gut in Sagogn schenkt. Vielleicht schon früher hat Bischof Berthold I. die Schenkung eines Marquard von Malix an Churwalden bestätigt. Unter Swiker nimmt Churwalden einen deutlichen Aufschwung. Seine enge Verbindung zu den Freiherren von Vaz wird 1235 ersichtlich: Bei der Übertragung von Zehnten im Linzgau tritt Swiker nicht nur an erster Stelle (vor dem Propst von St. Luzi) unter den Zeugen auf, sondern siegelt auch nach Walter III. von Vaz an zweiter Stelle. Nur der Prior von Churwalden, und nicht der Propst ist unter den Zeugen einer Urkunde von 1236 aus Lantsch/Lenz, mit welcher Walter III. Zehntrechte in Überlingen-Nussdorf an das Kloster Salem überträgt. Auch in der grossen Jahrzeitstiftung der Freiherren von Vaz für Churwalden (Schenkung des Patronatsrechts der Kirche von Paspels) von 1237 ist nur gerade von «monasterio in Churwalde», aber nicht von Propst Swiker die Rede. Wahrscheinlich hat Propst Swiker schon im Vorfeld der Wahl von Bischof Volkard (1237-1251) für die päpstliche Partei Stellung genommen und sich damit zum treu staufischen Bischof und den Freiherren von Vaz in Gegensatz gestellt. In den Jahren 1242/1243 ist er dann zusammen mit Dompropst Ulrich von Juvalt als delegierter Richter des auf die päpstliche Seite übergetretenen Mainzer Erzbischofs mit dem Streit zwischen dem Abt - 37 -

von St. Gallen, Berthold von Falkenstein, und dem Scholastikus von Strassburg, Konrad, bzw. dem Zisterzienserinnenkloster Oberriet/Kreis Freiburg im Breisgau beschäftigt, und im August 1252 erhält er von Papst Innozenz IV. den Auftrag, die Missstände in der Benediktinerabtei Disentis zu untersuchen. Offenbar kann er sich aber nach dem Tode Bischof Volkards, 1251, wieder etablieren und schwört I253 vor einem Gericht Walters III. von Vaz in Zorten (Vaz/Obervaz). Da der nachfolgende Propst Berthold zu Ereignissen von 1259 bemerkt, er sei damals «nuper» Propst von Churwalden gewesen, dürfte Swiker I258 oder 1259 gestorben sein.

S. 306: Berthold (I.), 1259-1266. Er wird erstmals zum Jahr 1259 im Zusammenhang mit einer Schenkung an Churwalden genannt, dann wieder 1263 bei einem Landtausch mit St. Luzi. 1265 bestätigt er den Empfang einer Jahrzeitstiftung für Churwalden. Schliesslich kann Propst Berthold 1266 von den Freiherren von Vaz für 300 Pfund mailische Münze Güter in Dal (Teil von Muldain, Gem. Vaz/Obervaz) übernehmen.

Ulrich (II.), 1267. Dieser Propst findet nur in einer Urkunde vom 28.12.1267 Erwähnung, mit der er dem Meier Heinrich von Bucania (Gem. Malix GR) den Empfang eines Lehens bestätige.

Rudolf, 1270-1274. Im Januar 1270 einigt sich Propst Rudolf mit Nikolaus von Studen über den Wiederaufbau einer Mühle in Feldkirch. 1271 verpfändet Elisabeth, Gräfin von Werdenberg-Sargans, Propst Rudolf und dem Konvent von Churwalden einen Hof in Flums SG. 1273 kauft Churwalden von den Herren von Marmels verpfändete Güter in Chur, Im April desselben Jahres leistet Rudolf in der Kathedrale Chur in einem Streit um Eigenleute einen Eid und im Mai 1274 tauscht er mit Walter V. von Vaz Güter in Tschiertschen und Malix. Im August 1274 schliesslich bestätigt Papst Gregor X. Churwalden alle Privilegien, Rechte und Freiheiten. Nach dem Weissenauer Nekrologium ist Propst Rudolf an einem 30. Juni gestorben.

S. 307: Berthold (II.), 1276-1282. Seine Amtszeit deckt sich mit dem Höhepunkt der Machtentfaltung des Hauses Vaz unter Walter V. 1276 gewinnt er vor dem geistlichen Gericht einen Streit um Äcker, Kleinere Rechtsgeschäfte finden 1278 statt, auch eine Jahrzeitstiftung im April 1279. 1280 verleiht er zum Hospiz gehörende Güter in Zizers und Igis GR an Albrecht von Spiel und 1281 Güter an die Familie des Konrad Piscator. Im (Reichs)Vogtgericht zu Chur - 38 -

wird Churwalden am 30.6.1282 der Besitz der Hofstatt Archas in Chur bestätige. Es ist dies die letzte namentliche Erwähnung Propst Bertholds. Nach Hugo ist er 1282 gestorben. Die Propstei entwickelt sich unter dem Schutzschild der Freiherren von Vaz nachhaltig positiv. Doch am 4.11.1284 stirbt Walter V. von Vaz, der mächtige Vertraute König Rudolfs von Habsburg. Auf das Begräbnis im Kloster Churwalden folgt die Regelung der damit verbundenen beträchtlichen finanziellen Verpflichtungen mit den Nachkommen.

Ludwig (I.), 1289. Dieser Propst wird nur am 24.11.1289 genannt. Nach dem Wortlaut der Urkunde muss sich Churwalden damals in finanziellen Schwierigkeiten befunden haben.

Konrad (I.), 1289-1300. Ein «Cvn. prepositus» wird als Zeuge in einer Urkunde Propst Ludwigs I. von 1289 genannt, es handelt sich vermutlich bereits um den neuen Propst. Papst Bonifaz VIII. beauftragt 1295 den (nicht mit Namen genannten) Propst von Churwalden mit der Schlichtung von Streitigkeiten zwischen dem Kloster Marienberg im Vintschgau und zwei Herren von Reichenberg, und Egilolf von Aspermont verspricht im selben Jahr, den Klosterhof Churwaldens in Maienfeld nicht mehr zu schädigen. Dem bekannten Erdbeben vom ersten Septembersonntag 1295 fällt auch das Kloster Churwalden zum Opfer. 1299 beginnt sich der finanzielle Ruin der dem Kloster benachbarten Ritter von Strassberg abzuzeichnen: Es erfolgen erste Verkäufe von Gütern an «C, prepositus» und das Kloster für 32¼ Mark Silber. 1300 tritt dieser in einer Urkunde von St. Luzi als Zeuge auf. Es ist die letzte namentliche Nennung Konrads, die folgenden Geschäfte können

S. 308: bereits unter seinem Nachfolger stattgefunden haben. 1302 wird Churwalden in einer Jahrzeitstiftung Freiherr Heinrichs von Wildenberg mit einer Mark Silber bedache. 1305 tauscht Churwalden die (von Bischof Siegfried von Chur anschliessend zur Pfarrkirche erhobene) Kapelle Balzers im heutigen Fürstentum Liechtenstein gegen die «ecclesia parrochialis» in Felsberg (Kreis Trins). Eine Urkunde vom Frühling 1307 bezeugt den Verkauf von zwei Eigenleuten samt Gütern durch Ulrich von Strassberg für 24 Mark Silber an Churwalden.

Berthold (III.), 1307-1309. Berthold ist namentlich erstmals am 1.10.1307 bei einem Tausch von Weingütern und -abgaben in Maienfeld mit Ritter Ulrich - 39 -

von Aspermont erwähnt. Am 8.7.1309 wird Vogt Ulrich II. von Matsch von seinem Neffen Egino IV. ermordet, weil er sich dessen Frau genähert hat. Da jener 1304 aber Abt Hermann von Marienberg umgebracht und die auferlegten Bussgebote nur mässig beachtet hat, wird er in ungeweihter Erde bestattet. Ulrich II. war mit Margarethe von Vaz, einer Schwester Donats von Vaz, verheiratet. Zweifellos in dessen Auftrag begab sich Propst Berthold an die päpstliche Kurie, um für den umgebrachten Matscher die Erlaubnis zur Bestattung in geweihter Erde zu erlangen. Er erhielt diese und konnte Ulrich II. dann tatsächlich im Klosterfriedhof beisetzen. 1309 wird Propst und Konvent von einem gewissen Florin Rabiuse und seiner Frau Margarethe eine Wiese in Churwalden geschenkt. Am 2.10.1309 verpfändet Ritter Ulrich von Strassberg Churwalden den Hof Palfrei/Wolfratz (Malix) und die Wiese Fanülla (Churwalden) für 45 Mark, in dieser Urkunde wird der Propst Berthold von Churwalden letztmals namentlich genannt. Der Niedergang der Strassberger ist nicht aufzuhalten: Ende 1310 muss auch der Hof Schuppin/Spina (Churwalden) für 40 Mark an den geistlichen Nachbarn veräussert werden. Bischof Graciadeus von Parenzo gewährt 1311 den Besuchern des Männer- und Frauenklosters sowie des Hospizes Churwalden Ablass. Das Dokument enthält auch die Vorschrift, dass die Dedicatio aller Altäre, ausser jener des Nonnenklosters und des Hospizes, am Michaelstag, also am 29. September, zu feiern sei. Es ist dies das letzte Mal, dass von einem Frauenkloster in Churwalden die Rede ist. Nach dem Tode Ulrichs von Strassberg verkauft Andreas von Marmels als Vormund von dessen Kindern und Erben Churwalden am 4.3.1312 für 82 Mark erneut den Hof Palfrei und die Wiese

S. 309: Fanülla, die der Strassberger in der Zwischenzeit (s. oben) wohl nochmals gelöst hat. Das Kloster verfügt nun ganz offensichtlich über erhebliche finanzielle Mittel. So kann es 1314 von Nikolaus von Bifurka für 45 Pfund mailischer Münze (5 5/8 Mark) ein weiteres Grundstück im Welschdörfli (Chur) erwerben. Papst Johannes XXII. bestätigt 1318 Churwalden summarisch Freiheiten, Immunität, päpstliche und königliche Privilegien sowie alle Besitzungen. In dasselbe Jahr fällt ein Ablassbrief. Ob sich diese letzteren Dokumente an Berthold oder bereits an seinen Nachfolger Jakob richten, lässt sich nicht entscheiden. Das weitgehende Schweigen der Quellen zwischen 1314 und 1320 könnte mit der Krise des Hochstifts unter dem - 40 -

Bistumsverweser Rudolf von Montfort und dessen Fehden mit Donat von Vaz zusammenhängen.

Jakob, 1320-1326. Sein Name findet sich erstmals in einem Kaufvertrag vom 4.3.1320, da der Churer Bürger Gaudenz von Fellers Propst Jakob und dem Konvent von Churwalden eine Wiese mit Haus verkauft. Im Mai 1321 tritt er in Chur als Zeuge auf. Im Juni desselben Jahres kauft der Propst von Jacobus Caprarius ein Grundstück mit Haus in Salas (Chur) und verleiht im November Äcker in Chur zu Erblehen an Adelheid Bret und ihre Kinder, Die wirtschaftliche Lage scheint unverändert gut zu sein, denn am 10.12.1321 kauft Churwalden von Churer Bürgern Weidegelände in Chur für die erhebliche Summe von 80 Mark. Dann brechen die Nachrichten für eine Zeitlang ab. Ein letztes Mal finden wir Propst Jakob namentlich in einer Urkunde vom 16.1.1326 erwähnt, und zwar als Schiedsrichter in einem Streit zwischen St. Luzi und Ritter Johannes von Schauenstein. Im Jahre 1331 bricht der Schwere Kampf zwischen Bischof Ulrich V. Ribi von Chur und Donat von Vaz aus, der bis 1335 dauert und die Vormachtstellung des Hauses Vaz und damit der Kastvögte von Churwalden in Oberrätien weitgehend bricht. Um diese Zeit scheint der Kaplan Donats von Vaz, Ulrich von Maienfeld, in den

S. 310: Prämonstratenserorden eingetreten zu sein, er agiert in Avignon erfolgreich für den Vazer und erhält Ablassbriefe für die Besucher der Marienkirche von Davos (St. Johann wurde erst später Hauptpatron), Nach dem Tode Donats von Vaz, 1337/1338, geht das Gebiet von Churwalden zusammen mit der Kastvogtei erbweise an die Grafen von Toggenburg über. 1339 tauscht der Erbe der Herrschaft Vaz, Graf Rudolf IV. von Werdenberg-Sargans, mit dem Kloster Churwalden Höfe im Schanfigg, ohne dass ein Propst genannt wird.

Johannes (I.), 1330-1341. Er tritt erstmals am 14.2.1330 als «Hans probst ze Curwald» auf, dann nur noch einmal am 20.5.1341 anlässlich der Übertragung des Jus patronatus der Kirche Felsberg an das Kloster Churwalden. Die angebliche Weihe zum Propst von Churwalden am 3.7.1341 durch den Pfarrer von St. Martin in Chur (was ja an sich unmöglich ist) beruht auf einer verderbten neuzeitlichen Tradition. In der Literatur wird dieser Propst bisweilen als Bruder oder Neffe Bischof Ulrichs V. Ribi von Chur (1331-1355) bezeichnet, was nicht zutrifft. - 41 -

Konrad (II.), 1349-1363. Bereits bei dem am 15.3.1349 beim Kauf eines Hauses mit Hofstatt in Chur auftretenden Propst dürfte es sich um Konrad handeln I. Am 13.7. 1353 kauft er nun namentlich genannt von Mechtild, der Witwe Berolds, des letzten Herrn («armiger») von Strassberg, deren Rechte

S. 311: an Person und Eigentum von Margarethe von Crösch. Am 27.1.1356 erwirbt er von Heinrich von Ilanz ein Haus in Chur. Dagegen verkauft Propst Konrad am 13.1.1358 Äcker und Wiesen zu Chur für 20 Mark der Anna Richel, Bürgerin von Chur, Heinz von Sattains, Bürger von Chur, tauscht am 15.4.1358 mit Propst Konrad und Konvent von Churwalden Güter zu Malix gegen solche des Klosters vor der Stadt Chur. Schon Ende 1357 kauft die Propstei Churwalden von Bischof Peter Gelyto von Chur für 40 Mark die Gemeinschaften («gehüset») von Canal, von Fawunnasca und Ca Maiors mit allen Leuten (in der Pfarrei Malix). Letztmals wird Propst Konrad namentlich anlässlich des Kaufs eines in Malix gelegenen Gutes (Prau da Crasta) von Gaudenz von Canal (Chur) am 23.6.1361 erwähnt. Wohl ebenfalls auf Propst Konrad ist die Schenkung der Wiese Rabacasca (ob Churwalden) durch Eglolf und Friedrich von Juvalt vom 24.2. 1363 zu beziehen, Nicht so sicher ist, ob auch die grosse Jahrzeitstiftung der Brüder Heinz, Hans, Konrad, Rudolf und Peter, Ritter von Unterwegen, vom 3°.4.1367 noch in seine Amtszeit fällt.

Ulrich (III.), 1373. Ulrich ist namentlich einzig in einer Urkunde vom 11.3.1373 anlässlich eines Tauschs von Gütern in Chur mit Claus Kobler erwähnt. Das schliesst aber nicht aus, dass sich auch die Jahrzeitstiftung des Ulrich von Falkenstein in Churwalden von 1374 auf ihn bezieht. Nach Hugo stirbt er 1374.

Gerung, 1382?/1389-1396. Vermutlich bezieht sich schon eine Jahrzeitstiftung von 1382 auf ihn, da sein Vorgänger 1374 gestorben sein soll. Dasselbe dürfte für die Bestätigung des Loskaufs und der Ergebung an Churwalden des Heinrich von Ca Maiors durch Johannes Brogg von Chur im Jahre 1386 gelten. Sicher in die Amtszeit Propst Gerungs gehört die Jahrzeitstiftung der Brüder Nitt in der Form eines Ackers in Chur, denn schon fünf Tage später, am 20.4.1389, finden wir Propst Gerung wegen der Jahrzeitstiftung des Ulrich von Falkenstein in Chur bei einem Schiedsspruch des Offizials und anderer. Der Streit sollte sich dann länger hinziehen. Im - 42 -

November 1391 schenkt ihm Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans einen Leibeigenen. Noch 1395

S. 312: geben Propst Gerung und Konvent einer Witwe einen Stadel in Chur zu Lehen, Am 27.2.1396 wird er nach der Absetzung des bisherigen Abtes Rudolf von Kipfenberg von den Visitatoren unter dem Abt von Rot, Johann Barner, dem Konstanzer Bischof zur Abtweihe in Weissenau präsentiert, Abt Gerung ist in Weissenau recht erfolgreich, wird 1403 als Administrator zur Sanierung der Abtei Rot an der Rot eingesetzt, und der Papst ernennt ihn 1405 zum Generalvikar des Ordens für die Klöster der schwäbischen Zirkarie. Er resigniert als Abt von Weissenau 1423 und zieht sich nach Manzell am Bodensee zurück.

Ulrich (IV.), 1397-1406. Als «probst Vlrichen ... ze Curwalt» ist er erstmals am 17.3.1397 genannt. Am 29.11.1397 verleiht er dem Uoli Hurdli, Bürger zu Maienfeld, einen Acker, damit er ihn in einen Weinberg umwandle. Für 1400 ist das Obereigentum Churwaldens an einer Hofstatt bei St. Salvator in Chur bezeugt, 1405 erfolgt ein Abkommen zwischen dem Churer Domkapitel und Propst Ulrich betreffend Ehen zwischen beidseitigen Eigenleuten. Er verleiht am 11.1.1406 dem Churer Bürger Uoli Popperser eine Hofstatt bei St. Margrethen in Chur zu Erblehens und urkundet am 11.6.1406 über ein Leibgeding für Heinz von Unterwegen. Das letzte Mal hören wir von ihm am 13.7.1406, da Heinz von Unterwegen der Propstei Zinsen in der Höhe von 23 Mark verpfändet,

Nikolaus, 1413-1415. Er findet in zwei Urkunden vom 29.3.1413 Erwähnung, da er ein Haus und Grundstücke in Chur an Churer Bürger zu Zinslehen ausgibt. Am .1.8.9.1413 bestätigt König Sigismund in Chur die Rechte

S. 313: und Freiheiten des Klosters. Zwei Urkunden vom 20.4.1415 nennen wohl den Propst von Churwalden, aber es ist nicht zu entscheiden, ob sich die Nennung auf Nikolaus oder Konrad (III.) bezieht. Nach Hugo ist er 1415 gestorben.

Konrad (III.), 1416-1428. Er tritt erstmals am 18.12.1416 als Empfänger einer Urkunde auf, die eine Schuldverpflichtung über 50 Pfund bestätigt. Am 23.6.1420 fällt Graf Friedrich VII. von Toggenburg, Graf zu Prättigau und Davos, einen Schiedsspruch wegen Anständen zwischen Propst Konrad von Churwalden und Vertretern der Gotteshausleute in Churwalden. Propst Konrad tätigt 1421 und 1422 mehrere Lehensgeschäfte. Bürgermeister und Rat der - 43 -

Stadt Zürich versuchen am 10.8.1423, einen Schiedsspruch zwischen Bischof Johannes IV. Naso und Graf Friedrich VII. von Toggenburg betreffend die Vogtei über das Kloster Churwalden zu fällen. 1424 und 1425 sind mehrere Gütergeschäfte Propst Konrads belegt. Mit Mandat vom 13.5.1425 erhalten Bischof und Dekan von Chur sowie der Propst von Churwalden von Papst Martin V. den Auftrag, die durch den Tod des Johannes Frech erledigte Pfarrei Vaz dem Johannes Barnabas zu verleihen. Hans von Unterwegen zu Cavernûsa verkauft Propst Konrad am 15.6.1428 seine Alp Haintzlis Berg, am Stetz gelegen. Ein letztes Mal hören wir von Propst Konrad anlässlich des Verkaufs des Gutes Prätsch in durch Philipp Räbstein an Churwalden am 7.9.14288. Nach Hugo ist er 1431 gestorben.

S. 314: Äbte Georg (Gregor, Jöri), 1431-1446 Propst, 1446-1461 Abt. Er tritt erstmals am 18.6.1431 bei dem Kauf eines ewigen Zinses ab dem Gut Glarams (Parpan) auf und ist bis 1435 regelmässig in Rechtsgeschäften belegt (Käufe und Ausgaben von Erblehen). Nach dem Tod Graf Friedrichs VII. von Toggenburg wird die Gerichtsgemeinde Churwalden am 8.6.1436 Mitglied des Bundes der Elf Gerichte (ab 1506 Zehngerichtenbund) Propst Georg verleiht 1437 den halben Klosterhof zu Maienfeld. Im selben Jahr leisten Werkmeister, Rat und Gemeinde Chur dem Propst Geory Bürgschaft für eine Schuld von 100 Rheinischen Gulden. Wie wenig glatt die Dinge bisweilen verlaufen, zeigt die Unterwerfung des Eigenmanns Jäkli Lutzin vor einem Schiedsgericht 1437: Er muss für seinen auf Lebzeiten erhaltenen Hof 4 Pfund Pfennige mehr Zins zahlen, Simon Hemmi von Churwalden verkauft dem Propst 1439 5 Pfund jährlichen Zinses von seinen Gütern für 100 Pfund Heller. Am 2.4.1441 huldigt das Gericht Churwalden dem neuen Herrn, Graf Heinrich von Montfort gegen Bestätigung aller Freiheiten und Rechte, und am 25. September verleiht König Friedrich III. den Montforter Grafen Heinrich und Ulrich «die herrschaften Brettengaw und Taffas mitsampt der vogtei zu Kurwald». Die Zinskäufe, zum Teil für beträchtliche Summen, halten unvermindert an, die Finanzkraft des Klosters scheint unerschöpflich zu sein und dies zur Zeit des Alten Zürichkrieges, in dem zum Beispiel das Kloster Rüti schlimmer Zerstörung anheim fiel. Geradezu modern wirkt die Ausgliederung der klostereigenen Nebenbetriebe: 1444 empfängt Christian Jud von Propst Georg - 44 -

als Zinslehen die Klostermühle mit Walke und Stampfe, und 1446 wird gleich auch das Hospital mit dem Hof Graffs dem Churer Bürger Kaspar Gröscheinaiger verliehen. In dieser wirtschaftlichen Blütezeit erreicht Churwalden auch den Rang einer Abtei: Als Graf Hugo von Montfort am 17.8.1446 seine Rechte am grossen Zehnten von Brienz/Brinzauls um 200 Rheinische Gulden an Churwalden verkauft, tritt Georg erstmals als Abt auf, 1461 wird er infuliert. In den 40er Jahren scheinen Akquisitionen in den Städten Chur und Maienfeld wichtiger zu werden: Abt Georg verleiht 1448 ein gemauertes Haus in Chur am Oberen Markt und kauft im selben Jahr und 1449 Zinsen in Maienfeld. Nicht ohne Raffinesse ist ein Vertrag von 1451: Luzi Dietegen, Burger zu Chur, übergibt Abt Georg vogtweise, für Hensli und Töni Baumann (nicht Ammann) für eine Geldschuld von 24 Pfund ein Haus mit Garten vor dem Obertor in Chur zu Unterpfand. 1493 geht die Rechnung auf, und Hans Baumann muss zu Gunsten der Abtei auf das Haus verzichten. 1451 beginnt die Ausgabe der grossen Meierhöfe zu Erblehen: Den Anfang macht der Meierhof des Klosters in Chur.

S. 315: Im Sommer 1451 folgt der halbe Klosterhof in Parpan. Zwei weitere Zinskäufe bestätigen 1452 den Trend zur Sicherstellung des Kapitals durch Immobilien in den Städten Chur und Maienfeld. Am 14.9.1452 erteilt Papst Nikolaus V. dem Abt von Churwalden sowie dem Domdekan und dem Domkustos das Mandat, die durch den Tod von Burkhard Lässer frei gewordene Vikarstelle an der Kirche St. Martin in Chur entsprechend dem Vorschlag von Dompropst Johann Amsler (1441-1460) dem Johannes Lässer zu übertragen. Dass der Abt in jungen Jahren Sünden des Fleisches nicht vermieden hat, belegt die entsprechende Absolution des Papstes vom 30.10.1452: Als Ordensmitglied und erst im Besitz der niederen Weihen, hat er sich mit einer ledigen Frau eingelassen und mehrere Kinder mit ihr gezeugt. Auffällig ist ein Lehen (Vitalleihe ) vom 8.1.1454: Der Abt verleiht Hans Töni, dessen Frau und Kindern den Hof Pradaschier zu Malix, aber nur für zwei Generationen. Auch die Käufe in Chur gehen weiter, desgleichen werden 1455 um 100 Pfund Heller Zinsen von Gütern in Churwalden gekauft. Im Zusammenhang mit der Territorialisierung der Herrschaftsgebiete, vor allem wegen der Eigenleute ausserhalb des Gerichts Churwalden (besonders Vaz/Obervaz), beginnen sich Schwierigkeiten abzuzeichnen, die 1456 das Eingreifen des Bischofs Leonhard Wismair erfordern, Hans Mettler schliesst 1458 einen Verpfründungsvertrag: - 45 -

Gegen einen Zins von den Gadenstätten Clarams in Parpan und gegen Mitarbeit bekommt er im Kloster Unterkunft, Kleidung und Nahrung. Am 10.2.1457 beauftragt Papst Calixtus III. den Bischof von Brixen und die Äbte von Bregenz und Churwalden die Klage zu untersuchen, gewisse Churer Chorherren hätten sich widerrechtlich Wertgegenstände des Hochstifts angeeignet. Ebenfalls im Auftrag des Papstes verkünden Abt Friedrich von Reitnau, Abt von Pfäfers, und Simon Stolz, bischöflicher Offizial, am 14.5.1458 nach Klagen des Abtes und des Konvents von Churwalden einen Entscheid betreffend Unregelmässigkeiten des Martinus Fall und anderer Priester sowie am 4.8.1458 einen Schiedsspruch bezüglich der Besetzung der Pfarrei Alvaneu mit dem Churwaldner Konventualen Ludwig Fochetzer. Am 1.4.1460 urteilt Johannes Hochdorf, geistlicher Richter und Generalvikar der Churer Kurie, betreffend strittiger Erbschaftsfragen zwischen dem Kloster Pfäfers einerseits und den Klöstern St. Luzi in Chur, Churwalden, St. Nicolai in Chur und den Verwandten des verstorbenen Pfarrers von St. Peter im Schanfigg, Michael Göggelin, andererseits, da Letzterer die Verwandten durch Testament und Legate begünstigt hat. Der Entscheid fällt zu Gunsten der Benediktinerabtei Pfäfers aus, die als Inhaberin des Patronatsrechts von St. Peter der Klage entsprechend zum Universalerben eingesetzt wird. Churwalden geht leer aus. Die grossen alten Besitzkomplexe scheint man nur zögernd als Erblehen ausgegeben zu haben, jedenfalls

S. 316: empfängt Philipp Aerni den halben Klosterhof zu Maienfeld am 5.1.1461 erneut auf 16 Jahre zu Lehen. Dies ist gleichzeitig auch die letzte Nachricht über Abt Georg, er muss wenig später gestorben sein, da am 26.4.1461 sein Nachfolger eingesetzt wird. Abt Georg war einer der fähigsten Oberen Churwaldens. In den 30 Jahren seiner Regierung gelang es ihm, die wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters durch gezielte Massnahmen auf solide Grundlagen zu stellen. Seine Investitionen konzentrierten sich im Wesentlichen auf die Städte Chur und Maienfeld, und die landwirtschaftliche Produktion im näheren Bereich des Klosters wurde mittels Überführung in eine moderne Rentenbewirtschaftung aus dem Verantwortungsbereich der Chorherren und der klösterlichen Familie herausgelöst. Für die damalige Zeit und auch für die Prämonstratenserklöster der Zirkarie Schwaben ist diese Mittelbewirtschaftung zwar nicht singulär, aber es ist das Verdienst Abt Georgs, sie trotz der nicht sehr günstigen Voraussetzungen Churwaldens - 46 -

konsequent durchgeführt zu haben. Zugute kam ihm die politische Stabilität im Zentrum Oberrätiens unter der Herrschaft der Grafen von Montfort.

S. 317: Ludwig von Lindau, 1461-I487/1488. Der nach der Stadt seiner Herkunft benannte Prior Ludwig von Lindau wird am 26.4.1461 durch Abt Johann Dreyringer von Roggenburg unter Assistenz von Abt Johann von St. Luzi und Propst Ulrich von St. Jakob zum Abt eingesetzt und von Weihbischof Johannes Nell, Minorit und Titularbischof von Chrysopolis, benediziert. Der Konvent besteht damals aus elf Konventualen. Für die Wahlbestätigung muss dem Bischof von Chur, Ortlieb von Brandis, eine Gebühr von 100 Rheinischen Gulden entrichtet werden. Das von Abt Ludwig angeblich existierende Portrait zeigt nicht ihn, sondern Abt Gebhart Vittler (1497-1536). Papst Pius II. bestätigt am 21.4.1464 Abt und Konvent von Churwalden alle bisherigen Rechte und Besitzungen: neben dem Hospiz mit Kapelle namentlich die Pfarrkirchen St. Jakob im Prättigau (Klosters), St. Lorenz in Paspels und St. Mauritius in Alvaneu sowie die Kapellen in Balzers, St. Peter in Parpan (Filiale von Vaz/Obervaz), St. Margrethen (richtig wäre Maria) in Luzein (Filiale von Jenaz) und St. Petronella in Altenstadt/Feldkirch, ausserdem summarisch den Grundbesitz, genauer aber neben dem Grosshof (grangia) in Maienfeld die Alpen, nämlich Stätz, Nova (Schafalp Heintzlisberg/Fulenberg), Danis, die halbe Alp Sanaspans sowie zwei Teile des Zehnten in Brienz/Brinzauls. 1466 verkauft Graf Wilhelm VI. von Montfort das Gericht Churwalden Herzog Sigismund von Österreich. Da die Untertanen der VI Gerichte die Huldigung verweigern, übergibt er sie 1471 auf Wiederkauf Vogt Ulrich IX. von Matsch. Der Rückkauf durch Österreich erfolgt dann 1477. Innerhalb des Gerichts Churwalden schaffen die von Vogt Gaudenz von Matsch am 15.2.1477 knapp vor dem Übergang an Österreich erlassenen Satzungen klare Verhältnisse. Haben sich schon 1456 Probleme mit den Gotteshausleuten in fremden Gerichten vor allem zu Vaz/Obervaz gezeigt, so akzentuieren sie sich seit 1463 erneut. Ammann, Rat und Geschworene von Davos fällen einen Schiedsspruch zwischen dem Kloster und den Klosterleuten im Gericht Vaz/Obervaz mit Bussandrohung von 200 Pfund. Trotz immer neuer Schiedsgerichte und Vermittlungsversuchen kommt es 1487 wegen der Alp Stätz zu Gewaltakten. Nicht ganz so heftig fallen die Streitigkeiten um Weiderechte mit der Nachbarschaft Malix aus, die 1485 beigelegt werden können. Schwierigkeiten gibt es aber auch etwa mit St. Peter im Schanfigg, wo - 47 -

die Herrschaft Österreich zur Schlichtung drei Schiedsrichter, darunter den Vogt von Belfort, Nikolaus Beeli, einsetzt. Die Zukäufe von Gütern bzw. Renten gehen unter Abt Ludwig schon vor dem Klosterbrand von 1472 deutlich zurück, wogegen die Übertragungen zu Erblehen zur Regel werden. In Maienfeld werden vorzugsweise die meisten Lehen wie früher den Meiern auf 15 oder 20 Jahre ausgegeben. Die Lehen können nun offenbar auch von den Lehensträgern problemlos verkauft und

S. 318: belastet werden. Vereinzelt ist von Heimfall die Rede wegen Insolvenz des Lehensträgers, der aber nur mittels Gerichtsverfahren durchgesetzt werden kann. Solche Beziehungen führen auch zu Konflikten, seien es Streitigkeiten um Zinsen, Heimfall des Lehens oder Probleme mit zerstrittenen Erben, um die sich Abt Ludwig zu kümmern hat. Selbst über die Befreiung eines Leibeigenen aus dem bischöflichen Gefängnis liegen Nachrichten vor. Abt Ludwig tritt aber auch in fremden Angelegenheiten als Schiedsrichter auf, was für ein gewisses Ansehen spricht. 1464 bemüht er sich zusammen mit Graf Hugo von Montfort und Abt Friedrich von Pfäfers um eine Richtung zwischen Graf Georg von Werdenberg-Sargans und den Herren von Brandis wegen des Streits um die Grafschaft Vaduz. 1466 wird er von Papst Paul II., 1476 von Papst Sixtus IV. für Untersuchungen betreffend das Verhalten gewisser Geistlicher eingesetzt, 1468 ist Abt Ludwig zusammen mit Magister Heinrich Steiner von Rapperswil Schiedsrichter in einem Streit zwischen den Klöstern Pfäfers und Rüti ZH wegen Zehnten. 1468 wird übrigens mit Rüti ein Verbrüderungsvertrag abgeschlossen, Am 26.9.1482 beteiligt sich Abt Ludwig am Vergleich im Streit zwischen dem Kloster St. Luzi und dem Kirchherrn von Sagogn GR. Umgekehrt beauftragt Papst Sixtus IV. 1483 den Abt von St. Gallen mit der Untersuchung der Klage des bekannten Financiers Rudolf Mötteli von Rappenstein, er sei von Abt Ludwig wegen Zehntstreitigkeiten in Zizers unrechtmässig zitiert worden. Der Brand des Klosters im Jahre 1472 ist ein entscheidender Einschnitt in der Amtszeit Abt Ludwigs. Beim Wiederaufbau wird die Kirche mit einem modernen Flügelaltar und einer neuen Kanzel ausgestattet. Prunkstücke müssen auch die drei von Abt Ludwig 1477 gestifteten Reliquienbüsten gewesen sein. Von dieser Ausstattung blieb als wertvollstes Stück der Hochaltar von 1477 erhalten. Er trägt auf der Rückseite die Stifterinschrift des Abtes für die Ausstattung der Kirche. Im Kupferstichkabinett Berlin befindet sich noch eine vergoldete Metallplakette - 48 -

mit einer gravierten Darstellung der Maria mit Kind, vor der in vollem Ornat Abt Ludwig kniet. Die von Abt Ludwig 1475 aufgestellte Kanzel mit der Inschrift «anno/dm m o/ccc o lxxv o/sub dno ludwico abatie» befindet sich heute im Museum Schloss Lenzburg. Um die grossen Aufwendungen bezahlen zu können, bittet Abt Ludwig 1479 den visitierenden Abt von Rot, Heinrich Hünlin, um die Ausschreibung einer Kollekte. Aus dem Schreiben geht hervor, dass damals weder Dormitorium noch Refektorium wieder aufgebaut waren und dass es an gewissen liturgischen Büchern («libris nocturnalibus») fehlte. Am 14.11.1479 gewährt Bischof Ortlieb von Brandis den Besuchern Churwaldens Ablass, Wenn man bedenkt, dass in jener Zeit kurz hintereinander die Neubauten der Kirchen von Serneus (1479), Luzein (1487) und St. Jakob im Prättigau (1493) vollendet wurden, muss die finanzielle

S. 319: Belastung tatsächlich erheblich gewesen sein. Dass ein weiterer Ablass von 1488 damit in Zusammenhang steht, kann vermutet werden. 1484 erteilt der päpstliche Delegat Bartolomeo de Camerino Abt Ludwig Absolution. Am 4.12.1487 ist Abt Ludwig zum letzten Mal urkundlich erwähnt, am 13.3.1488 wird der Nachfolger gewählt, dazwischen liegt das Todesdatum des Abtes, Laut Hugo ist er 1488 gestorben.

S. 320: Johannes Trostberger, 1488-1496. Er stammt nicht aus dem damals schon ausgestorbenen adligen Geschlecht der Herren von Trostberg. Hugo nennt ihn ausdrücklich «Trostberge(r)». 1461-1488 Prior. Am 13.3.1488 wählt ihn die Wahlversammlung unter dem Abt von Ursberg, Johannes Ribler, assistiert von Abt Leonhard Schorer von St. Luzi und Propst Paul von St. Jakob im Prättigau (Klosters) zum Abt von Churwalden. Er und Abt Leonhard von St. Luzi bestätigen am 28.3. bzw. 21. 4.1488 als päpstliche Delegierte («iudices et executores») dem Churer Domkapitel die Inkorporation der Pfarrkirche St. Martin von Rötis in Vorarlberg. Am 12.8.1488 erhält er von Bischof Ortlieb von Brandis für Churwalden einen Ablass. Er stellt am 25.4.1489 den Vögten von elf im Jahr 1487 auf Stätz erschlagenen Churwaldnern eine Quittung über 44½ Pfund für die Jahrzeitstiftung aus, die Jahrzeiten

S. 321: sind auf den 7. Dezember, «an dem die schlacht beschechen ist» fixiert, König Maximilian quittiert dem Kloster Churwalden am 12.4.1492 die Zahlung von 26 Rheinischen Gulden, die es geleistet hat, statt einen Fussknecht für den Krieg gegen Frankreich und Böhmen zu stellen, Abt Johannes lässt 1490 die - 49 -

Besitzungen des Klosters in Altenstadt (Feldkirch) aufnehmen, Die Tendenzen der vorhergehenden Jahre setzen sich fort. Beim Verkauf des Erblehens Brawaschgaw behält sich das Kloster 1488 das Obereigentum vor. 1493 sieht sich Hans Baumann gezwungen, sein elterliches Haus in Chur am Obertor jenseits der Plessur wegen Insolvenz Abt Johannes zu überlassen. Ein gewisser Ulrich erhält 1493 Güter in Churwalden als Erblehen, Weihbischof Balthasar Brennwald, Dominikaner und Bischof von Troja, weiht am 25.11.1494 die Altäre von St. Peter und Paul in der Kapelle Parpan, Es folgt in Verbindung mit einem Ablass am 24.7.1496 die Weihe des Friedhofs und der Kapellen des Klosters Churwalden, Dies ist gleichzeitig die letzte über diesen Abt erhaltene urkundliche Nachricht. Da sein Nachfolger, Abt Gebhart Vittler, sich am 2.3.1513 in seinem 16. Regierungsjahr befand, ist Abt Johannes wohl noch 1497 gestorben. Jürg L. Muraro

Gebhard Vittler, 1497-1536. Von Werdenberg. Am 21.9.1497 ist er als Abt von Churwalden bei der Wahl von Abt Johann Walser von St. Luzi (1497- 1515) zugegen, Er soll am 6.12.1500 geadelt worden sein, Unter ihm wird 1502 die neue, reich ausgestattete Klosterkirche geweiht. Während seiner Amtszeit scheint die klösterliche Disziplin stark vernachlässigt worden zu sein. 1533 lebt ausser ihm nur noch ein Konventuale im Kloster. Gegen die Von der Gemeinde Churwalden erhobenen Ansprüche auf das Klostervermögen, die mit der Reformation einsetzen, vermag er sich nicht durchzusetzen. Am 15.3.1527 muss er die Bevogtung des Klosters hinnehmen. Auch den Abgang der Propstei St. Jakob kann er nicht verhindern: «Gerardus calamitatum restis & spectator dolorosus ... ». Abt Gebhard stirbt vermutlich am 5.8.1536.

S. 322: Florin Janut, 1536-1548. Von Flims. Am 13.6.1504 an der Universität Tübingen immatrikuliert, zusammen mit seinem Mitbruder und späteren Abt in St. Luzi Theodul Schlegel. 1515 in St. Luzi bezeugt, 1518 und 1520 wird er Prior des Stifts und Pleban in Haldenstein genannt, von 1527 bis mindestens 1535 ist er Pfarrer in Bendern. Vermutlich am 15.9.1536 von Roggenburg zum Abt eingesetzt, Er kann sein Amt zunächst nicht antreten, da die Gemeinde Churwalden unter Missachtung der Kollaturrechte Roggenburgs den letzten verbliebenen Konventualen Martin Duff zum Abt ernennt. Nach Interventionen Österreichs wird Martin Duff mit Vertrag vom 27.11.1540 abgesetzt. Abt Florin ist 1544 bereit, Konventualen in Churwalden aufzunehmen, fordert und - 50 -

erhält dafür die Einkünfte von St. Luzi in Bendern. Er stirbt vermutlich am 14.10.1548.

Peter Baniel, Banül, 1548?-1549. Vielleicht von Grüsch. 1530 Kaplan in Schiers. Er amtet spätestens seit dem 23.1.1549 als Abt von Churwalden. Seine Wahl wird mit einem Vergleich zwischen den österreichischen Vögten und der Landschaft Churwalden besiegelt. Roggenburg soll den neuen Abt bestätigen. Abt Baniel stirbt vor dem 23.8.1549.

S. 323: Eberhard Rink (von Baldenstein), 1549-1559. Stammt aus dem rätischen Adelsgeschlecht der Rink von Baldenstein. Geburtsort und Geburtsdatum unbekannt. 1509 Pfarrer in Cazis, 1519 Kaplan in Sils im Domleschg. Als «sacerdos laicus» wird er am 23.8.1549 zum Abt von Churwalden gewählt und vermutlich von Roggenburg in den Prämonstratenserorden aufgenommen. Er hat Konflikte mit Vogt Peter Finer (15421556) und strengt 1549 gegen ihn eine Klage wegen Geldhinterziehung an. Während der Amtszeit von Abt Eberhard steigt die Schuldenlast des Klosters: «Malus Abbatis Eberhardi ingressus, progressus peior administratio rei domestico pessima». Er stirbt vor dem 20.8.1559.

Nikolaus Jenatsch, 1562-1588. Vermutlich von Chamues-ch (Engadin). Bis 1561 Pfarrer von Seewis. Nach dem Tod von Abt Eberhard wählt die Gemeinde Churwalden einen Priester aus dem Domleschg zum Abt. Dieser wird von Österreich abgesetzt, dann aber als Seelsorger in Churwalden belassen bis zum Antritt des Roggenburger Konventualen Michael Schuster (Sutor) als Administrator kurz vor dem 20.4.1562. In Churwalden wehrt man sich allerdings gegen den neuen Administrator. Nikolaus Jenatsch wird vermutlich in der zweiten Hälfte des Jahres 1562 zum Abt gewählt, Am 2.8.1574 wirft ihm Österreich schlechte Amtsführung vor. Er habe Stiftungen und Kirchenzinsen abfallen lassen, verschleudere das Kirchengut für sich und seine «erzeugten» Kinder, habe die Almosen nicht mehr ausgeteilt und

S. 324: vernachlässige die Seelsorge. Österreich verlangt deshalb vom Prälaten in Roggenburg eine Visitation. Vogt Hans Georg von Marmels berichtet am 8.1.1588 den Tod von Jenatsch nach Innsbruck,

Johann Weissmann, Wysmann, 1588. Kanoniker von Roggenburg. Das genaue Datum des Amtsantritts ist nicht verbrieft. Amtsende vor dem 26.6.1588. - 51 -

Silvester Schroffer, 1588-1599. Konventuale von St. Luzi, «olim S. Lucii in domo Benedurana [Bendern] professus. Hat 1580 in Dillingen studiert. Am 26.6.1588 meldet Vogt Hans Georg von Marmels die Einsetzung von Abt Silvester nach Innsbruck. Wegen hoher Verschuldung des Klosters muss der Abt einige Güter in Churwalden verkaufen. Es wird ihm schlechte Amtsführung vorgeworfen, Er resigniert 1599 als letzter Abt von Churwalden und stirbt bald darauf.

S. 325: Liste der Administratoren aus Roggenburg

Michael Jäger, 1600-1603. Am 7·6.1600 eingesetzt. Von Österreich am 2.7.1603 des Amts enthoben.

Simon Maurer, 1603-1605. Roggenburg überträgt dem Abt von St. Luzi am 16.9.1603 die provisorische Administration, die er bis zum Amtsantritt von Johannes Buck ausübt.

Johannes Buck, 1605-1606?, 1610-1612? Am 14.4.1605 im Beisein von Simon Maurer, Abt von St. Luzi, installiert. Das Ende seiner Amtszeit liegt vor dem 16.2.1606. Eine zweite Amtszeit beginnt um den 13.3.1610 und endet spätestens am 1.3.1612.

Michael Probst, 1606-1610. Von Krumbach D. Spätestens seit dem 16.2.1606 im Amt. «... coenobio magna cum laude profuit ... ». Am 19.3.1610 zum Abt von Roggenburg gewählt.

Johannes Buck, 1610-1612? (2). S. 1605-1606?

Kaspar Keck, 1612-1613/1614? Studiert 1600 in Dillingen, Seit 1.3.1612 Administrator von Churwalden bis 1613 oder 1614.

Karl Bertsch, 1613/1614?-1616, 1624-1627. Beginn der ersten Amtszeit 1613 oder 1614 « ... in oeconomica re curanda diligentissimus ac solertissimus ... ».

S. 326: Die Reformierten zwingen ihn am 19.10.1616 zu emigrieren. Eine zweite Amtszeit beginnt am 2.3.1624. Am 24.1.1627 wird er abberufen.

Georg Häberlin, Avenula, 1621-1624, 1639-1654. Studiert 1605 in Dillingen. Der genaue Amtsbeginn in Churwalden ist unbekannt, er sei am 20.11.1621 mit der Seelsorge in Churwalden betraut worden: Amtsende 1624. Die zweite Amtszeit beginnt mit der Erwählung am 8.12.1639, als Datum des Amtsantritts - 52 -

erscheint der 13.1.1640. Die Amtszeit endet nicht vor dem 10.1.1654 «magna laude, utilitate pari».

Karl Bertsch, 1624-1627 (2). S. 1613/1614?-1616.

Jakob Rauch, 1627-1629. Von Breitenthal D. 1616 in Dillingen immatrikuliert. Am 24.1.1627 Administrator in Churwalden. Kurz nach der Ernennung zum Abt von St. Luzi stirbt er an der Pest und wird am 3.12.1629 in Churwalden begraben.

Johann Widemann, 1629-1639. 1611 in Dillingen immatrikuliert. Am 31.12.1629 zum Administrator von Churwalden eingesetzt. 1630 fordert er die Propstei St. Jakob und Güter zu Maienfeld, Chur, Trimmis, Zizers, Vaz/Obervaz und im Schanfigg sowie den Zehnten in Lantsch/Lenz und Brienz/ Brinzauls zurück. Ende der Amtszeit 1639.

S. 327: Georg Häberlin, 1639-1654 (2). S. 1621-1624.

Christian Hauptmann, Capitel, 1654. Er ist spätestens seit dem 15.4.1654 Administrator und stirbt vermutlich am 20.12.1654 im Amt.

Joachim Hohenegger, 1657-1659. Bereits 1639 zur Seelsorge nach Churwalden geschickt. 1655 wird die Pfarrei vom Kanoniker Henric Sartorius von St. Luzi und 1656 vom Pfarrer von Untervaz, Sebastian Rüttimann, betreut. Die Amtszeit von Hohenegger beginnt spätestens am 27.3.1657, möglicherweise bereits am 3.1.1657. Amtsende am 1.9.1659.

Gottfried Bertele, 1659-1680? Von Dillingen D. 1656 in St. Luzi. Spätestens seit dem 31.10.1659 Administrator in Churwalden. Dort ist er bis zum 2.3.1678 nachweisbar, bleibt vermutlich aber bis 1680 in Churwalden.

Bernhard Bucher, 1680-1682. Im Taufbuch von Churwalden erscheint er erstmals am 24.10.1680 als Administrator, letztmals am 12.9.1682.

Christoph Strom, 1683-1697. Von Marchtal, Spätestens seit dem 16.2.1683 Administrator. Er amtet vermutlich bis zum 14.10.1697.

Franziskus Keser, 1698-1700. Spätestens seit dem 24.8.1698 und bis zum 26.2. 1700 als Administrator in Churwalden nachweisbar.

Alexander Kramer, 1700-1704. Von Ursberg D. Er wird am 23.2.1700 eingesetzt. Das Ende der Amtszeit liegt nicht vor dem 16.3.1704. - 53 -

S. 328: Dominikus Schwaninger, 1704. Von Stoffenried (Herrschaft Elchingen, Tirol). Geboren am 13.3.1675. Zwar versieht er zwischen März und September 1704 die Seelsorge in Churwalden, das Taufbuch nennt ihn aber nicht Administrator,

Gilbert Ötschmann, 1704-1713. Von Steingaden (Bayern). Getauft am 24.10.1668 (Johannes). Eltern: Christi an und Regina de Urspring. In den Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs wird er von Roggenburg nach Ulm verschleppt, Er lässt sich erstmals am 21.9.1704 als Administrator in Churwalden nachweisen, letztmals am 17.5.1713.

Ulrich Peiler, 1713-1744. Von Feldkirch. Getauft am 19.7.1681 (Joseph Fidelis). Eltern: Zacharias Peller und Maria Anna, geborene Metzler. Erstmals ist er als Administrator von Churwalden am 9.10.1713, letztmals am 11.6.1744 nachgewiesen. Er stirbt in Churwalden am 9.11.1744.

Friedrich Bauer, 1744-1756. Von Landsberg D. Geboren am 10.5.1710. Seit dem 24.11.1744 Administrator in Churwalden, 1742 und wiederum 1754 Prior in St. Luzi. Er behält aber mindestens bis zum 15.8.1756 die Administration in Churwalden. gest. 23.12.1757.

Balthasar Böck, Beck, 1757-1758. Von Sinning D. Getauft am 11.5.1718 (Jakob Ignaz). Eltern: Matthias Böck und Ursula, Er war vielleicht seit dem

S. 329: 13.1.1757 Administrator, spätestens aber seit dem 2. 2.1757. Seine Amtszeit endet nach dem 9.4.1758.

Caspar Schmid 1758-1761? Von Dillingen D. Geboren am 9.9.1719. Spätestens seit dem 9.6.1758 und mindestens bis nach dem 28.9.1760, vermutlich aber bis 1761 Administrator in Churwalden,

Isfried Weltin, 1761-1803(1807). Von Neumühl (?) D. Geboren am 9.6.1730 (Johannes Nepomuk Fidelis). Eltern: Johannes Baptist Weltin und Johanna, geborene Brotmann. Seit April 1761, spätestens aber seit dem 24.8.1761 Administrator in Churwalden-. Nach der Säkularisation von Roggenburg erhält Weltin 1803-1804, bis zur Übergabe des Klosters an das Churer Bistum, von Bayern eine jährliche Pension, Er stirbt am 6.2.1807 in Churwalden, «ubi per 44 annos et ultra Zelosissimum agebat Administratorem. Homo venerabilis, prudens et pius». Silke Redolfi

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S. 331: CHURWALDEN, FRAUENKLOSTER von Jürg L. Muraro

Lage: Gemeinde und Kreis Churwalden, Kanton Graubünden. Diözese: Chur. Zirkarie: Schwaben. Name: ecclesiam sancte Marie, ubi moniales morantur incluse (1208), claustrum monialium (in Curwalde, 1311). Patron: Maria, Nikolaus.

Status: Frauenkloster. Mutterkloster: Churwalden. Gründung: 1150/1167 oder 2. Hälfte des 12. Jh. Aufhebung: vor Mitte des 14. Jh.

Geschichte Die Geschichte der in Churwalden lebenden Nonnen ist wegen der dürftigen Quellenlage schwer durchschaubar. Erstmals werden sie in der päpstlichen Bulle vom 6.5.1208 erwähnt, mit der Innozenz III. das Kloster Churwalden in seinen Schutz nimmt, ihm die Augustinerregel überträgt und seinen Besitz bestätigt, darunter auch die «ecclesia sancte Marie, ubi moniales morantur incluse». Man weiss nicht, ob das Frauenkloster zusammen mit dem Männerkloster, zwischen 1150 und 1167, oder bald danach, in der zweiten Hälfte des 12. Jh., gegründet wurde.

Die Lage des Frauenklosters, und ob es anfänglich im Klosterareal des Männerklosters lag, ist unsicher. Man nimmt an, dass die Churwaldner Chorherren die alte Marienkirche, die sie bei ihrer Ankunft von St. Luzi in Chur übernommen hatten, zu einem späteren Zeitpunkt den Nonnen überlassen haben. Auf einem 1795, zur Zeit des letzten Administrators Isfried Weltin gemalten Ölbild erscheinen «Rudera der Pfarrkirche des heil. Wolfgang», bei denen es sich vermutlich um die Überreste der ehemaligen Marienkirche handelt. Im Churwaldner Urbar von 1508 wird sie als «capell unnserfrowen sancti Bartholomei und Wolfgangi, das da genent wirt das alt closter» beschrieben. Sie lag nach dem Ölbild südöstlich der späteren Kloster- und - 55 -

S. 332: heutigen Churwaldner Pfarrkirche. Sie dürfte identisch sein mit dem anlässlich seines Abbruchs 1976 archäologisch untersuchten Haus Tanzplatz 41. Schon 1962-1964 waren nördlich davon Reste von Klosterbauten aufgedeckt worden, die vermutlich zu dieser Anlage gehörten. Die auf dem Ölbild mit «Rudera vom Frauenkloster St. Niklas» bezeichnete Doppelturmkirche muss noch weiter nördlich gelegen haben. Man könnte sich den folgenden. Vorgang vorstellen: Zur Zeit der Papstbulle von 1208 wohnten die Frauen bei der alten «ecclesia sancte Marie», die Männer aber bereits im späteren «Frauenkloster St. Nikolaus». Als die Chorherren in der ersten Hälfte des 13. Jh. ihr neues Kloster erbauten, übergaben sie die Klosteranlage mit der doppeltürmigen Kirche den Nonnen. Diese hätte somit höchstens 50-80 m vom Männerkloster entfernt gelegen, einen «Steinwurf weit».

Im Jahre 1210 erhielt das Kloster Churwalden eine grössere Jahrzeitstiftung der Familie von Sax, die es erlaubte, im Hospital eine Kapelle zu bauen, und in der bestimmt wurde, dass das Anniversar in das Kalendar der Brüder und Schwestern einzutragen sei. Dies zeigt, dass in Churwalden wie in anderen Prämonstratenserklöstern auch, denen Männer und Frauen angehörten ein gemeinsames Jahrzeitenbuch geführt wurde und beide Konvente zum Totengedächtnis verpflichtet waren. Churwalden war ein Doppelkloster oder nach neuerer Begrifflichkeit ein Männerkloster mit einem weiblichen Annexkonvent. 1237 vermachte Leucarda, Ehefrau des Bozner Bürgers Albertin des Jüngeren, testamentarisch Einkünfte unter anderem «ad illum monasterium de Curwaldo, ubi soror sum». Bischof Graciadeus von Parenzo gewährte am 22.4.1311 Männerkloster, Frauenkloster und Hospital von Churwalden einen Ablass und bestimmte, dass die Dedicatio aller Altäre des Männerklosters am Fest des Erzengels Michael und diejenige der Altäre des Frauenklosters und des Hospitals in der Oktav von Ostern gefeiert werden sollte. Das Necrologium Curiense hält eine Jahrzeitstiftung des Domherrn Swiker Tumb von Neuburg aus dem ersten Viertel des 14. Jh. fest, bei der «in Curwald fratribus V sol. mez., sororibus ibidem V sol.» geschenkt wurden. Das sind bereits alle Belege zu dem Frauenkloster Churwalden, das vermutlich bald darauf aufhörte zu existieren, Nach neuzeitlicher, reformierter Geschichtsschreibung wurde der Konvent wegen unsittlicher Vorkommnisse zur Zeit Donats von Vaz (gest. 1337/1338) geschlossen. Eine Vorsteherin des Frauenkonvents ist nicht überliefert. - 56 -

Bei so wenigen Quellen ist es nötig, auf die allgemeine Typologie von Prämonstratenserklöstern zurückzugreifen, um sich ein Bild von dem Kloster machen zu können. Ausserdem kann eine gewisse Parallelität mit dem Frauenkloster von St. Luzi in Chur, St. Hilarien, angenommen werden. In einem prämonstratensischen Männerkloster mit einem weiblichen Annexkonvent

S. 333: lebten Männer und Frauen in verschiedenen Gebäuden, waren aber liturgisch, institutionell und wirtschaftlich eng miteinander verbunden. Vermutlich lebten die Nonnen von Churwalden, wie es für St. Hilarien angenommen wird, von vorneherein in einem eigenen Klostergebäude. Die liturgische Einheit des Männerund des Frauenkonvents ist für das Kloster Churwalden belegt, die wirtschaftliche und strukturelle lässt sich vielleicht aus den Gegebenheiten von St. Luzi und St. Hilarien erschliessen. Der Propst von St. Luzi war auch der Obere von St. Hilarien, und beide Klöster führten eine gemeinsame Wirtschaft, dieselbe Verfassung und ökonomische Ordnung ist auch für das Frauenkloster St. Maria in Churwalden anzunehmen.

Archiv und Bibliographie: Siehe Churwalden.

Zur Beachtung: Diese Abschrift wurde mit Auslassung aller Fussnoten und Anmerkungen erstellt. Für wissenschaftliche Zwecke, ist unbedingt das Original zu konsultieren. (Helvetia Sacra, Abteilung IV, Die Orden mit Augustinerregel, Band 3, Die Prämonstratenser und Prämonstratenserinnen in der Schweiz. Seite 271-333).

Internet-Bearbeitung: K. J. Version 12/2011 ------