STORMARN – Nachrichten

„Direktkandidaten“ neuer Bürgergruppe wollen Land verändern

Neue Bürgerbewegung tritt zur Bundestagswahl 2017 an. Der Bargteheider Klaus Mairhöfer zählt zum Kernteam – und ist selbst Bewerber.

Bargteheide. Eine neue Bürgergruppe will bei der Bundestagswahl im Herbst 2017 die Parteienlandschaft durcheinanderwirbeln. Die Initiative "DirektkandidatInnen – Frischer Wind in den Bundestag" wird in allen 299 Wahlkreisen parteilose Bewerber aufstellen. Diese kämpfen ausschließlich um das Direktmandat. Eine Liste, die beim Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde für Sitze reicht, gibt es nichts. "Es nützt nichts, sich am Kaffeetisch über die Dinge aufzuregen, sondern man muss selbst etwas tun", sagt Klaus Mairhöfer aus . Der 66-Jährige, über Jahrzehnte Geschäftsführer mehrerer Unternehmen und Vorstand einer Aktiengesellschaft, zählt zum etwa 30-köpfigen "harten Kern" der Initiative. Die Idee dazu hatte Marianne Grimmenstein aus Lüdenscheid: die Musiklehrerin, über deren Klage gegen das CETA-Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada das Bundesverfassungsgericht am heutigen Donnerstag entscheidet.

Mairhöfer tritt im Wahlkreis Segeberg/-Mitte an

Mehr direkte Demokratie ist ein Hauptziel der Initiative. "Wir brauchen Abgeordnete, die nur den Menschen in ihrem Wahlkreis verantwortlich sind und nicht auf die Karrieresicherung in der Partei schielen müssen", sagt Klaus Mairhöfer. Der frühere Manager ("Ich bin dankbar, in einem Land wie Deutschland zur Welt gekommen zu sein, in dem seit 70 Jahren Frieden herrscht") will seinen Teil dazu beitragen und im Wahlkreis Segeberg/Stormarn- Mitte antreten.

"Es wird immer viel von Politikverdrossenheit geredet, aber der gleichzeitige Ruf nach Volksabstimmungen zeigt, dass das Interesse durchaus da ist", sagt der Bargteheider. Möglicherweise sei "Parteienverdrossenheit" der bessere Begriff. Und die jüngsten Ergebnisse der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) zeigten, dass man auch Nichtwähler wieder mobilisieren könne.

Initiative will Protestwähler für sich gewinnen

Die Erfolge der Rechten sieht Mairhöfer allerdings mit Sorge. "Wir dürfen das Feld nicht den Schreihälsen überlassen", sagt er. Auch das sei ein Grund für ihn, sich zu engagieren. Man müsse gefährlichen Tendenzen entgegenwirken und verhindern, dass Protestwähler Demagogen hinterherliefen. "Es ist an der Zeit für die Bürger, aus der Komfortzone herauszukommen", sagt er.

So denken offenbar etliche Gleichgesinnte. Mehr als 300 Menschen haben bei der Initiative Interesse an einer Direktkandidatur bekundet. Der Organisationskreis, dem auch Klaus Mairhöfer angehört, berät anhand einer Checkliste, wer geeignet ist. "Unabhängigkeit von Parteien und Lobbys ist Voraussetzung."

Der Zeitplan

Zum Wahlkreis 8 (Segeberg/Stormarn-Mitte) gehören neben dem Kreis Segeberg die Orte Ammersbek, , Bargteheide und sowie die Dörfer der Ämter Bad Oldesloe-Land und Bargteheide-Land.

Drei Infoveranstaltungen für Bürger plant die Direktkandidaten-Initiative: am Mittwoch, 9. November, im Rathaus von Norderstedt (Rathausstraße 50); am Donnerstag, 10. November in der Tribüne Bad Segeberg (Eutiner Straße); am Freitag, 11. November, im Oldesloer Bürgerhaus (Mühlenstraße 22) Beginn ist jeweils um 18.30 Uhr . In jedem der 299 Wahlkreise will die Gruppierung ein Bürgerkomitee gründen, das über die Nominierung entscheidet. Dieses Gremium fragt der Abgeordnete auch via Internet vor wichtigen Entscheidungen im Bundestag, um gemäß dem Votum selbst abzustimmen. "Dies repräsentiert dann einen Meinungsquerschnitt aus der Bevölkerung", sagt Mairhöfer. Dabei sei es durchaus denkbar, dass ein Direktkandidat mit Partei A stimme und der andere mit Partei B. "Beim Thema Windkraft entscheidet der Norden sicher anders als die Bayern oder der Westen", so der gebürtige Stuttgarter .

Initiative will sich über Crowdfunding finanzieren

Für die Bundestagswahl rechnet sich der Kaufmann durchaus Chancen aus. Er hat das Ergebnis der jüngsten Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern unter zwei Prämissen auf den Bundestagswahlkreis 10 umgerechnet: dass bei der AfD nur 25 Prozent von der Partei überzeugt sind und bei den anderen Parteien 57 Prozent. "Da bleibt ein großes Wählerpotenzial", sagt Mairhöfer. So groß, dass es fürs Direktmandat reichen könnte. Um die Bürger von sich zu überzeugen, wolle er "mehr laufen, an Türen klingeln und reden" als seine Kontrahenten. "Für großflächige Plakatierungen reicht das Budget nicht." Die Initiative will sich über Crowdfunding finanzieren, zudem soll ein Förderverein für Spenden gegründet werden.

Als Eintagsfliege wollen die "Direktkandidaten" jedenfalls nicht in die Geschichte eingehen. "Auch wenn keiner von uns gewählt wird, legen wir den Grundstein für die nächste Wahl in vier Jahren", sagt Mairhöfer. Er erinnert an die Gründung der Grünen: Die wirbelten bei der Bundestagswahl 1983 die Parteienlandschaft durcheinander.

Die Initiative: www.direktkandidaten.info