Dieter K. Buse.Pdf

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Dieter K. Buse.Pdf Dieter K. Buse Friedrich Ebert - Sein Weg zum Politiker von nationaler Bedeutung (1915-1918) / Kleine Schriften Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte ~ 2. Auflage, Heidelberg 1994 3 Buse, Dieter K. geb. 1941; Dr. phil., Professor für Geschichte an der Laurentian University, Sudbury (Kanada), zahlreiche Veröffentlichungen zu Friedrich Ebert und zur Dieter K. Buse deutschen Sozialdemokratie, u. a.: Parteiagitation und Wahlkreisvertretung. Eine Dokumentation über Friedrich Ebert und seinen Reichstagswahlkreis Elberfeld-Barmen 1910 - 1918 (1975). Friedrich Ebert - Sein Weg zum Politiker von nationaler Bedeutung (1915-1918) Bei dem vorliegenden Beitrag handelt es sich um einen Vortrag, den der Autor am 3. Februar 1991 - dem Vorabend des 120. Geburtstags von Ebert - in der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte gehalten hat. Es ist mir eine Freude, meinen Vortrag über "Friedrich Eberts Aufstieg in der Sozialdemokratie des Kaiserreichs", den ich 1989 hier halten durfte 1, heute unter dem Aspekt fortzuführen, wie Ebert in der Zeit zwischen 1915 und 1918 zum Politiker von nationaler Bedeutung wuchs.2 Die Biographie Friedrich Eberts unterteile ich in drei Ab­ schnitte: Friedrich Ebert hatte 1913 das Vertrauen der gesellschaftli­ chen Linken - nicht der radikalen Linken - erworben, besaß 1918 das Vertrauen der gesellschaftlichen Mitte und stützte sich 1923-24 immer mehr auf das Vertrauen der gesellschaftlichen Rechten, womit nicht die Rechtsradikalen gemeint sind. Der Weltkrieg, der in Revolution und Versailler Friedensvertrag mündete, war der entscheidende Einschnitt im politischen Leben Friedrich Eberts. Die folgenden Ausführungen / konzentrieren sich auf den mittleren Abschnitt und zeigen seinen Auf­ I stieg während des Weltkrieges zu einem Politiker von nationalem Buse, Dieter K.: Profil.3 Friedrich Ebert - Sein Weg zum Politiker von nationaler Bedeutung (1915-1918) (Kleine Schriften I Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte: Dieter K. Buse, Friedrich Eberts Aufstieg in der Sozialdemokratie des Deut­ Nr. 12) schen Kaiserreichs, in: Rudolf König, Hartmut Soell, Hermann Weber 2. unveränd. Aufl.. 1994 (Hrsg.), Friedrich Ebert und seine Zeit. Bilanz und Perspektiven der For­ © 1992 Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte schung (= Schriften der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenk­ Untere Straße 27 • D-69117 Heidelberg stätte 1). München 21991, S. 35-53. "1t(06221)91070 2 Dieser Vortrag stützt sich auf den Abschnitt "Ebert als Demokrat 1914- 1919" meiner bislang noch nicht veröffentlichten Biographie Friedrich Redaktion: Ulrich Graf, Walter Mühlhausen Eberts. Ich danke Walter Mühlhausen für seine Unterstützung bei der Realisation: TLD • Manfred H. G. Furchner Drucklegung. ISSN 0940-4201 3 Ein Wort zur Begrifflichkeit: Wenn hier von nationaler Bedeutung oder na­ ISBN 3-928880-11-X tionalem Profil gesprochen wird, sollte man verschiedene Ebenen unter­ scheiden. Es gibt Persönlichkeiten, deren Namen jedes Schulkind kennt. Solch ein Profil gewann Ebert erst als Reichspräsident und als er Briefmar­ ken schmückte. Auf der zweiten Ebene stehen die Personen , die einem breiteren Publikum bekannt und die Objekt für Aufsätze und Charak- 4 5 fest, daß Ebert "gewissermaßen die Sozialdem[okratie]" sei. 5 Mit Blick auf seine Stellung innerhalb der SPD zieht die Historikerin Susanne In seinen Memoiren stellt Eberts politischer Freund und Konkurrent Miller das Resümee, daß Ebert im November 1918 "der einflußreichste Philipp Scheidemann rückblickend über den Bekanntheitsgrad des und angesehenste Politiker in Deutschland" war.6 Parteivorsitzenden im Jahre 1915 fest: "Jedes Mitglied der Sozialde­ mokratischen Partei kannte ihn [... ]. Über den Rahmen der Sozialde­ Wie vollzog sich der Wandel vom Unbekannten zum Anerkannten? mokratischen Partei hinaus wurde Ebert jedoch erst im laufe des Dieser Prozeß ist nur vor dem Hintergrund des Weltkrieges und der Krieges[ ... ] bekannt."4 Das erscheint zwar ein wenig übertrieben, aber damit zusammenhängenden gestiegenen Bedeutung des Arbeiters es trifft insofern zu, als Ebert am Anfang des Krieges kaum Kontakte und der Arbeiterbewegung zu erklären. General Wilhelm Groener zu den bürgerlichen Parteiführern, zum Staatsapparat, zu industriellen brachte diesen Zusammenhang auf einen kurzen Nenner, als er sei­ oder Intellektuellen besessen hatte. Er war in der Sozialdemokratie nem Tagebuch am 19. Oktober 1916 anvertraute: "Der Krieg wird aufgestiegen und der Partei verhaftet geblieben. Dagegen verkehrte er immer mehr eine Arbeiterfrage."7 Der Weltkrieg lockerte das festge­ ab der Mitte des Jahres 1918 mit allen bürgerlichen Parteiführern, dem fahrene politische und soziale System des Kaiserreichs und zerschnitt Reichskanzler und dem Vizekanzler, verfügte über Kontakte zum zahlreiche Bindungen, auch die Verbindungen der internationalen Auswärtigen Amt und zu den anderen Ministerien, sogar zu In­ Arbeiterbewegung. Der Bruch der Internationale kann an einem Bei­ dustriellen. Ein bürgerlicher Journalist, der häufig Vizekanzler Friedrich spiel aufgezeigt werden: Auf dem Parteitag der österreichischen von Payer beriet und auch mit Ebert verkehrte, stellte im August 1918 Sozialdemokratie 1912 standen Albert Thomas (Frankreich), Josef Pil­ sudski (Polen), Leo Trotzki (Rußland) und Friedrich Ebert zusammen mit Victor Adler auf der Tribüne. Sie begrüßten sich gegenseitig als Hüter des Friedens und des Fortschritts, und Pilsudski kündigte für terskizzen von Journalisten sind. Das traf auf Ebert erst zu, nachdem er den Fall eines Krieges einen Kongreß der Internationale im befreiten Reichspräsident geworden war und die Öffentlichkeit mehr über seinen Auf­ I stieg und seine Persönlichkeit wissen wollte. Parteifreunde und -feinde ver­ Warschau an . Doch mit dem Kriegsausbruch änderte sich die Situation faßten kurze Biographien und Berichte; offizielle Lebensläufe erschienen. Doch schon vor Kriegsende wurden Eberts Reden von den politisch Inter­ grundlegend. Die Sozialisten der einzelnen Länder stellten sich hinter essierten und von Journalisten verfolgt, so daß er den politisch Informierten ihre Regierungen und beschimpften sich gegenseitig als Regie­ bekannt war. Auf der dritten Ebene siedele ich diejenigen Persönlichkeiten rungssozialisten, Verräter des Proletariats oder schlichtweg als Ban­ an, die Anerkennung in wichtigen Positionen des öffentlichen Lebens erlan­ gen. Dazu gehören: a) Inhaber von Staatsämtern sowie Politiker, Diploma­ diten. Es war jetzt eigentlich unmöglich, Ebert, Thomas, Trotzki und ten und Staatsbeamte; b) Lobbyisten, die für ihre Firmen oder Beauftragten wissen müssen, wer was beeinflußt oder verwaltet, und auch die Firmen­ inhaber selbst; c) Militärführer (die zu den Staatsbeamten zu zählen sind, doch während eines Krieges auch eine Unabhängigkeit entwickeln können und es im Falle Deutschlands getan haben); d) Parteiführer. Zu dieser drit­ 5 Bundesarchiv Koblenz, Nachlaß Friedrich von Payer 34: Max Wiessner ten Ebene zähle ich Ebert während des Weltkrieges; er wurde nicht nur be­ (Berliner Korrespondent der »Frankfurter Zeitung«) an Payer, 24.8.1918. kannt, sondern auch geschätzt. Zur vierten Ebene rechne..ich die Parteifüh• rer, die nur innerhalb der Partei oder den staatlichen Uberwachungsbe­ 6 Susanne Miller, Friedrich Ebert und die Entwicklung der deutschen Sozial­ hörden bekannt waren. In die letztgenannte Kategorie ordne ich Friedrich demokratie im Wel~.krieg, in: König u.a. [wie Anm. l]. S. 67; dieser Wertung Ebert vor dem Kriege ein. Der vorliegende Beitrag beantwortet also die scheint mir eine Uberschätzung des Individuums im politischen Prozeß Frage, wie er von dieser Stufe in die dritte überging. zugrundezuliegen. 4 Philipp Scheidemann, Memoiren eines Sozialdemokraten. Erster Band, 7 Zitiert. in: Wilhelm Gr<?ener, Lebenserinnerungen. Jugend, Generalstab, Berlin 1928, S. 361 ; Scheidemann behauptet zudem, Reichskanzler Weltkrieg . Hrsg. von Fnedrich Frh. Hiller von Gaertringen, Göttingen 1957, Bethmann Hollweg und sein Staatssekretär hätten Ende 1914 gesagt: S. 554. "Herrn Ebert kennen wir ja kaum." Ebd. 6 7 Pilsudski auf ein und derselben Tribüne zu finden. 1915 behauptete Man versuchte die Partei zu spalten, zu manipulieren und auch durch Ebert, die französische Partei unter Albert Thomas "segelt heute völlig die Ankündigung von Reformen zu gewinnen. Dabei zeigte sich das im Fahrwasser des Chauvinismus".8 Dilemma der deutschen Demokraten: Ihr Verlangen nach Reformen im Inneren des deutschen Reiches übertraf zum Teil die Ziele der deut­ Auch durch die deutsche Arbeiterbewegung ging eine Schnittlinie. schen Kriegsgegner, die diese im Falle eines Sieges in Deutschland Über die durch den Krieg aufgeworfenen Probleme spaltete sich die als Sicherungen umsetzen wollten; ein Druck von innen jedoch mit Partei. Es ging dabei um die Frage nach den Beziehungen der Sozial­ dem Ziel, politische Reformen durchzusetzen, mußte gleichzeitig die demokratie zu Staat und Gesellschaft im Krieg . Der Weltkrieg brachte Kriegsmoral beeinträchtigen. Hätte man dagegen die Militärs auf allen es ans Licht, wie wenig Macht und gleichzeitig wie viel Macht die Ar­ Gebieten ohne Widerstand gewähren lassen, hätte dies zur Kritik der beiterparteien doch besaßen; wenig, weil sie sich selbst über das Na­ eigenen Basis geführt. Der Ausweg der SPD aus diesem Dilemma tionale und den nationalen Staat nicht im klaren waren; viel, weil sie so hieß unter Eberts Leitung Kooperation und Opposition. Das Land notwendig für die Kriegswirtschaft im totalen Krieg wurden. wurde im
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