PARLAMENTSWAHLEN IN KROATIEN 2015

Dr. Michael Lange

INHALT:

1. Parlamentswahlen in Kroatien: Sommerliche Ruhe vor dem Sturm? (S. 3-11)

2. Wirtschaftliche Erholung oder patriotische Gesinnung? (S. 12-14)

3. Kandidaten positionieren und Wahlbündnisse formieren sich (S. 15-19)

4. Kroatien vor politischem Neubeginn? (S. 20-30)

5. Kopf an Kopf Rennen in Kroatien (S.31-38)

6. Überraschendes Patt lässt an Regierungsbildung zweifeln (S.39-46)

7. Überraschungssieger „MOST“ kompliziert Regierungsbildung (S.47-52)

8. Kroatien auf dem Weg zu Neuwahlen? (S.53-58)

9. MOST verhilft HDZ zur Mehrheit im kroatischen Parlament (S.59-64)

10. Neue kroatische Regierung gewinnt Vertrauensabstimmung (S.65-71)

11. 11. Die ersten 100 Tage der neuen kroatischen Regierung (71-84)

12. Anhang (85-119)

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1. Parlamentswahlen in Kroatien - Sommerliche Ruhe vor dem Sturm? (24. Juli 2015)

Im Juli 2015 regiert die „links-liberale“ Kukuriku-Koalition das Land seit nunmehr 44 Monaten und viele Bürger warten bis heute immer noch auf die zu Beginn der Amtszeit der neuen Regierung in Aussicht gestellten Reformen bzw. auf die von allen herbei gesehnte Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Landes. Viele mit dem EU Beitritt verbundenen Hoffnungen haben sich nicht erfüllt und viele kroatischen Bürger müssen feststellen, dass es ihrer Regierung bisher weder gelungen ist, aus dem EU-Beitritt unmittelbaren wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen, noch dass es Anzeichen dafür gebe, dass das Land in naher Zukunft zu Wachstum und Prosperität zurückfinden werde. Entsprechend sehen viele Bürger die kommenden Parlamentswahlen als eine Möglichkeit zur Beendigung des Attentismus und zur politischen Weichenstellung, damit das Land sich möglichst schnell wieder auf den „rechten“ Weg begeben könne….

SDP Kabinett löst sich auf….

In den letzten Monaten hat sich der Ansehensverlust der Regierung Milanovic nicht nur durch die Erfolglosigkeit ihres politischen Handelns sondern vor allem auch durch die zahlreichen Rücktritte von Regierungsmitgliedern beschleunigt. Nach dem jüngst erfolgten Rücktritt des nunmehr „neunten“ von insgesamt 20 Kabinettsmitgliedern, steht die SDP-geführte Koalitionsregierung Milanovic vor einem kapitalen Scherbenhaufen. Der Rücktritt der Kulturministerin Andrea Zlatar Violic, dem zweiten eines Kabinettsmitglieds des kleinen Koalitionspartners HNS, die ihr Amt wegen finanziellen Unregelmäßigkeiten aufgeben musste, gingen seit der Inauguration der aktuellen Regierung am 23. Dezember 2011 zahlreiche andere voraus, darunter sechs der Regierungspartei SDP, zwei des Koalitionspartners HNS und einer der istrischen Regionalpartei IDS. Dieser Exodus begann mit dem ehemaligen Transportminister, Zlatko Komadina, der im April 2012 wegen angeblicher gesundheitlicher Probleme das Kabinett verließ und setzte sich im Juni 2012 mit dem Rücktritt der Umweltministerin, Mirela Holy fort, die kurz darauf ihre eigene, neue Partei ORaH gründete. Noch im November des gleichen Jahres schied der damalige stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, Radimir Cacic aus dem Kabinett aus, weil dieser von einem ungarischen Gericht wegen der Verursachung eines tödlichen Verkehrsunfalls zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt worden war. Cacic gründete nach Ableistung seiner Freiheitsstrafe inzwischen ebenfalls eine neue politische Partei mit dem Namen „Reformists“. Im März 2013 trat dann der damalige Tourismusminister Veljko Ostojic wegen eines unsauberen Grundstückgeschäfts zurück, gefolgt vom damaligen Finanzminister Slavko Linic, der wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ mit dem Ministerpräsidenten und „Parteifreund“ Milanovic seinen Hut nehmen musste. Ebenso das Kabinett verlassen mussten dann im Juni 2014 der Gesundheitsminister Rajko Ostojic sowie der Bildungsminister Zeljko Jovanovic. Neben diesen verließ dann schließlich auch noch der zweite stellvertretende Ministerpräsident Neven Mimica sein Amt, um EU Kommissar in Brüssel zu werden.

Drei der genannten Minister verließen also nicht nur das Kabinett Milanovic sondern auch noch ihre Partei, entweder freiwillig (Holy) oder wegen erzwungenermaßen (Linic (SDP) und Cacic (HNS) durch Parteiausschlussverfahren.1 Durch diese sowie weitere Parteiaustritte von Parlamentsabgeordneten verlor die Regierungskoalition inzwischen ihre bis dahin doch recht komfortable Mehrheit im Parlament. Dieser Zerfallsprozess konnte nicht ohne Folgen für die Umfragewerte der Regierung bleiben und so zeigen die Umfragen, dass die regierende SDP-Koalition seit Beginn der Legislaturperiode deutlich (von 42% auf 25,9%) an Unterstützung verloren hat und die parlamentarische (von 27% auf 33%) an Boden gewinnt.

1 Zlatar Violic ninth minister to leave Milanovic cabinet March 25 (Hina) 3

SDP sucht neue Strategie

Mit Blick auf die immer näher rückenden Parlamentswahlen sah sich die SDP Regierung also gezwungen ihre bisherige Strategie des permanenten Optimismus wider die Realität zu ändern und stärker auf Personen d.h. ihren Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Zoran Milanovic zu setzen. Dem Rat der u.s.-amerikanischen Wahlhelfer folgend, ist die Regierungspartei nun dazu übergegangen, in Ermangelung vorzeigbarer Ergebnisse im Wirtschaftsbereich, noch stärker die Führungsfähigkeiten ihres Spitzenkandidaten herauszustellen und sein Profil sowohl zu schärfen als auch ihn noch kommunikativer darzustellen. Ideologische Themenfelder sollen zunehmend gemieden und sich stärker auf das Wirtschaftsthema konzentriert werden. Die Wahlhelfer empfahlen der SDP sicher nicht zu Unrecht, sich jetzt noch stärker um Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensstandards der Bürger zu bemühen, wie etwa der Senkung er Steuerlast sowie die Einführung einer „Privatinsolvenz“ (Schuldenerlass), um einen Stimmungsumschwung zu ihren Gunsten herbeizuführen. Von umfangreicheren Reformversprechen, wie etwa einer kommunalen Neuordnung, wolle man jetzt eher absehen, da diese eine Zusammenarbeit der großen Parlamentsfraktionen erforderlich machen würde, die jetzt , kurz vor den Wahlen nicht mehr denkbar sei. Als Motto der inzwischen in Grundzügen entworfenen SDP-Wahlkampfstrategie wählte man den Slogan: “Forward, not backward”, um damit das Engagement für Familien, junge und alte Menschen sowie Beschäftigte wie Arbeitslose zum Ausdruck bringen will. Man zeigt sich bestrebt, mit Hilfe des EU-Jugendförderprogramms positive Beschäftigungseffekte zu erzielen und hat damit auch Erfolg im Wege eines 20%igen Rückgangs der Jugendarbeitslosigkeit bzw. eines 50%igen Anstiegs der Neueinstellungen von Arbeitnehmern unter 30 Jahren. Es gehe darum, deutlich zu machen, dass sich der wirtschaftliche Trend umgekehrt habe und das Land sich aus der Rezession befreie. Man wolle bis zum (spätestens im Februar 2016) anzuberaumenden Wahltermin die Zeit nutzen, um den kroatischen Wähler auf diese positiven Entwicklungen hinzuweisen. Viele politische Beobachter glauben deshalb, dass die Parlamentswahlen deshalb erst zu Beginn des kommenden Jahres stattfinden werden und tippen auf den 3. Januar 2016 als wahrscheinlichen Wahltermin, da an dem Tag vor 15 Jahren der damalige SDP- Spitzenkandidat Ivica Racan, erstmals im unabhängigen Kroatien die Wahlen für die SDP gewinnen konnte.2 Mit diesem Wahltermin im Blick hat die Regierung begonnen ihrer Wählerklientel, wie etwa den Staatsbediensteten sowie den Geringverdienern mit ersten Wahlgeschenken eine Stimmabgabe zugunsten der SDP schmackhaft zu machen.3

SDP verliert Mehrheit im Parlament

Mit dem HNS-Abgeordneten Sabolic verlor die SDP-Koalition dann jüngst nicht nur ein weiteres Fraktionsmitglied an die neu-gegründeten “Reformisten” des vormaligen HNS Parteichefs Cacic, sie verlor damit auch die Mehrheit im Parlament. Die Zahl der HNS Abgeordneten war damit auf 12, die der Regierungskoalition insgesamt auf nur noch 74 (von 150) zurückgegangen. Sabolic begründete ihren Parteiübertritt mit ihrer Unzufriedenheit mit der Partei- internen Kommunikation und der Missachtung durch ihre Parteivorsitzende, Vesna Pusic. Zuvor hatten bereits die HNS-Abgeordneten Petar Baranovic und Natalija Martincevic ihre Fraktion verlassen und waren zu den „Reformisten“ übergewechselt, die dadurch inzwischen sogar schon den Status einer eigenen Fraktion erlangt haben. Allerdings gelang es der Regierungskoalition danach trotz Mehrheitsverlust, den Haushalt für 2015 mit der Unterstützung von immerhin noch 85 zustimmenden Abgeordneten zu verabschieden.4

Trotz dieses Erfolgs ist der kleinere Koalitionspartner der SDP verunsichert und besteht jetzt darauf, bei einer Erneuerung der Koalitionsvereinbarung auf acht (bisher 13) Sitze im Parlament und 5-10 gemeinsam zu

2 SDP Intensifies Preparation for Elections Campaign, Monday NOVI LIST online edition, http://tinyurl.com/px8eeoy 3 Government’s Focus on Social Measures Anticipates Parliamentary Elections Monday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/opynjfb 4 Ruling Coalition Loses another HNS Sabor Deputy and Majority in Sabor Friday HRT online edition, http://tinyurl. com/mtkb88k, 4

implementierende Projekte zu bestehen. Andere HNS-Mitglieder sehen ihre Zukunft dagegen eher in einer Allianz unabhängiger kleinerer Parteien wie der Istrischen Regionalpartei (IDS), der kroatischen Pensionärspartei (HSU) sowie der kroatischen Arbeiterpartei (HL) und der Gruppierung um den ehemaligen kroatischen Präsidenten Josipovic, sowie den Reformisten des ehemaligen HNS Parteivorsitzenden Radomir Cacic. Eine solche Allianz –so deren Befürworter- würde die HNS von dem Stigma einer elitären und hauptsächlich an der Versorgung ihrer Funktionäre in Staatsbetrieben interessierte Partei befreien und die Kandidaturen der HNS-Parteivorsitzenden Vesna Pusic für den Posten der UN Generalsekretärin sowie jene von Mrak Taritas für das Amt des Zagreber Bürgermeisters erfolgversprechender machen. Der vormalige HNS-Parteivorsitzende Cacic bezweifelte jedoch, ob seine alte Partei, angesichts katastrophaler Umfragewerte, überhaupt Forderungen an den großen Koalitionspartner SDP stellen könne, während es ihr kaum gelingen dürfte alleine überhaupt einen einzigen Sitz im Parlament zu erringen.5

..und startet Wahlkampagne

Die SDP hat, ohne sich bisher auf einen Wahltermin festlegen zu lassen, inzwischen ganz offensichtlich schon mit den Wahlkampfvorbereitungen begonnen und ein vom SDP Generalsekretär Igor Dragovan angeführtes Wahlkampfteam gebildet und für jeden der 10 Wahlbezirke einen „Koordinator“ nominiert. Während der aktuelle SDP-Innenminister Ranko Ostojic für die Koordination der lokalen Aktivitäten und die SDP-Sozialministerin Milanka Opacic für die Koordination der Parteiaktivitäten zwischen der Regierung, der Parlamentsfraktion und den Parteigremien verantwortlich sein soll, zeigt sich das Wahlkampfteam zuversichtlich, dass man auf die aktuellen Umfragewerte von 25% aufbauen und diese schon bald verbessern kann. Dabei stünden das, der SDP weiterhin zuneigende, „linke politische Spektrum“ sowie die „politische Mitte“ im Vordergrund der Bemühungen der Partei, die sich jetzt auf die Darstellung der politischen Erfolge der Regierung konzentrieren wolle.

Die Reaktion der Koalitionspartner

Während sich der bisherige Koalitionspartner IDS überzeugt zeigt, er könne auch ohne vorherige Koalitionsaussage bei den kommenden Parlamentswahlen mindestens drei Mandate erringen, bezweifeln dies die meisten politischen Beobachter im Falle der HNS. Als potentielle Koalitionspartner stehen der SDP jetzt aber auch neue politische Kräfte, wie etwa (ORaH) oder die kroatische Arbeiterpartei (HL) zur Verfügung.6 Während eine Gruppe wichtiger Mitglieder innerhalb der IDS genau dieses Ziel verfolgt, gelang es auf der letzten Sitzung des SDP Parteivorstandes vor der Sommerpause noch nicht zu einer abschließenden Koalitionsvereinbarung der SDP mit der HNS und der HSU zu kommen. Stattdessen überraschte man mit der Ernennung des ehemaligen Kultusministers und Parteiveteranen Antun Vujic aus dem Kabinett Ivica Racans zum Wahlkampfleiter der Regierungspartei. Er gilt vielen als „wahrer Linker“, dem die Fähigkeit zugesprochen wird, der Partei zu helfen sich wieder ihrer alten sozialdemokratischen Identität zu vergewissern und ihr wieder zu mehr ideologischer Klarheit zu verhelfen.7 Wenig überraschen konnten die unmittelbaren Forderungen, welche die Potentiellen Partner des SDP abverlangten. So forderte die IDS für die Erneuerung einer Koalitionsvereinbarung eine Verpflichtung der SDP, im Falle eines Wahlsieges das „Istrian Highway Project“ mit einem Kostenaufwand von ca. 300 Mio. Euro in der kommenden Legislaturperiode fertigzustellen. Gleichzeitig strebe die IDS sowohl nach einer bestimmte Anzahl gesicherter Mandate als auch nach größerer fiskalischer Autonomie, da Untersuchungen ergeben hätten, dass Istrien jährlich

5 HNS Conditions Future Cooperation with SDP on Getting 8 Seats in Sabor? Thursday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/ktbdeq5 6 SDP Main Committee Starts Preparations for Next Parliamentary Elections Friday HRT online edition http://tinyurl.com/n8sxvaz 7 SDP Hopes to Sign New Coalition Agreements by Mid-July, Tuesday 24 SATA online ed., http://tinyurl.com/qdzq 263 5

einen staatliche Einnahmeüberschuss bis zu 800 Mio. HRK erzeugt.8 Der SDP Parteivorsitzende und Regierungschef Zoran Milanovic sprach dann zwar davon, dass die Unterzeichnung einer Koalitionsvereinbarung mit allen bisherigen Koalitionspartnern unmittelbar bevorstehe und dass für ihn kein Zweifel daran bestehe, dass man sich auf der Basis einer „großzügigen“ Rahmenvereinbarung über alle strittigen Punkte bzw. Forderungen der Koalitionspartner einigen werde, bei einigen politischen Beobachtern wurden –angesichts der mangelnden Erfolge der Regierung- aber Zweifel laut, ob es tatsächlich so leicht werden wird, diese Parteien noch einmal von einem Zusammengehen mit der SDP zu überzeugen.9

HDZ startet turbulent in die Wahlkampfvorbereitungen

Mitten in den Vorbereitungen für den Wahlkampf der größten Oppositionspartei HDZ platzte erst einmal die Nachricht vom Austritt des stellvertretenden Parteivorsitzenden Drago Prgomet aus der Partei, verbunden mit der Ankündigung eine eigene Partei gründen zu wollen. Er begründete seinen Parteiaustritt mit der unzureichenden innerparteilichen Kommunikation und der dauernden Betonung der ideologischen Gegensätze innerhalb der kroatischen Gesellschaft durch den Parteivorsitzenden. Er wolle, das von der HDZ Parteiführung offensichtlich bevorzugte, ihm ja bereits aus Ungarn vertraute, Modell einer “non-liberal democracy” nicht (weiter) unterstützen. Der HDZ Parteichef Karamarko, der damit bereits den zweiten Rückzug eines prominenten Mitglieds der HDZ - vorher hatte bereits die ehemalige HDZ-Finanzministerin Martina Dalic ihren Austritt aus der Partei und später sogar ihren Mandatsverzicht erklärt – verkraften musste, kommentierte den Schritt seines bisherigen Stellvertreters dafür recht lapidar mit dem Hinweis darauf, dass er nicht verstehe, „…weshalb sein „Assistent“ ihn kritisiere, obwohl er alle „Spiele“ gewinne…“.10 Karamarko konzentrierte sich nach diesem „Zwischenfall“ sehr schnell wieder auf das Kernelement der Wahlkampfstrategie seiner Partei, das gemeinsam mit dem Münchner Ifo- Institut zu erarbeitendes Sanierungsprogramm für die kroatische Wirtschaft. Dieses sehe laut MdEP Ivana Maletic und dem Vorsitzenden des HDZ Finanzkomittees Tomislav Coric “drastische” Veränderungen im kroatischen Steuersystem und eine mögliche Absenkung des Mehrwertsteuersatzes vor. Die Empfehlungen des Ifo-Institut zielten auf ein jährlich zu erreichendes Wirtschaftswachstum von 3-4%, eine Reduzierung der kroatischen Staatsschulden auf 60% und des kroatischen Haushaltsdefizits auf 3% des BIP ab, und man wolle zudem bis 2019 der Eurozone beitreten (können), nichtstrategische Staatsunternehmen privatisieren und einige Mehrwertsteuersätze (Babynahrung) senken. Zudem beabsichtige man die Abhängigkeit des Staates wie der Bürger von ausländischen Währungen abzubauen und eine Lösung für das Problem der Fremdwährungsdarlehn finden. Außerdem wolle man neue Finanzquellen zur Mobilisierung von Unternehmen und Start-ups entwickeln und die Steuerbelastung der Wirtschaft senken. Man müsse zudem die exzessive Verschuldung, die in den letzten drei Jahren allein um ca. HRK 100 Mrd. gestiegen sei, dringend zurückfahren, schließlich hätten alle bisherigen HDZ- Regierungen seit 2003 sich insgesamt nur im Umfang von HRK 211 Mrd. verschuldet. Karamako bemängelte, dass wegen des unternehmerunfreundlichen Geschäftsklimas in Kroatien heute eher in Bosnien-Herzegowina, Montenegro oder Serbien Unternehmen eröffnet würden, anstatt in Kroatien.”11 Gleichzeitig trat Karamarko Meldungen entgegen, man würde Koalitionspartnern wie etwa der kroatischen Bauernpartei (HSS) nach einem Wahlsieg eine gewisse Anzahl (15%) von Ämtern bzw. Posten in der dann zu bildenden Regierung garantieren. Zwar sei es für Koalitionspartner legitim, entsprechenden Erwartungen zu haben, er beabsichtige jedoch in seine neue Regierung vor allem „Fachleute“ aufzunehmen und auch die Führung der Staatsunternehmen statt politischen Vertretern, verstärkt sog. „Experten“ anzutragen.

8 IDS Conditions Coalition Agreement on EUR 300 Million Istrian Highway Construction, Thursday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/pqalc2y 9 Milanovic Announces “Framework Coalition Agreement” in Coming Days, Friday JUTARNJI LIST online edition,http://tinyurl.com/nu5zew7 10 HDZ Vice President Prgomet Resigns HDZ Membership, Friday HRT online edition, http://tinyurl.com/nztrxab 11 HDZ Leadership Learns of Party’s Economic Program for Parliamentary Elections, Monday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/qx4u3yu 6

Josipovic’s alternativer dritter Weg

Darauf vertrauend, dass auch die HDZ Koalitionspartner brauchen werde, um eine Regierungsmehrheit zusammenzubringen, fiel das Licht schließlich auf die zahlreichen Parteineugründungen der vergangenen Monate. Während die beiden großen Volksparteien das Wahlgeschehen während der letzten 25 Jahre bestimmten, glauben einige politische Beobachter, dass der zuletzt „unterlegene“, von der SDP unterstützte ehemalige Staatspräsident Ivo Josipovic diese Dominanz im Wege der Gründung einer Bewegung des „Dritten Wegs“ aufweichen könnte. Angesichts seiner Unzufriedenheit mit der Politik und der personellen Führung der SDP durch den aktuellen Ministerpräsidenten Milanovic unterstellte man ihm von Beginn an die Absicht, eine neue, alternative „linke Partei“ gründen zu wollen, die sich nicht -wie der SDP von Anhängern vorgeworfen wird- „neo-liberalen Konzepten“ verschreibt, sondern das linke Spektrum konsolidiert hinter sich zu vereinigen trachtet. Kurz darauf machte er seine Ankündigung war und gründete eine neue „progressive“ Allianz mit dem Titel: “Forward “ und bezeichnete diese als eine neue „Mitte-Links Partei“, die sich für moderate soziale Reformen einsetzen und dabei vollkommen neue Lösungsansätze verfolgen wolle. Die programmatischen Zielsetzungen seiner neuen Partei würden zudem denen seines letzten Präsidialwahlkampfes entsprechen. Er kündigte an, den SDP Dissidenten Josip Kregar zu seinem Stellvertreter und den ehemaligen SDP Veteranenminister Ivica Pancic [2000-2003] sowie den Wirtschaftsprofessor Velimir Srica zu stellvertretenden Vizepräsidenten zu ernennen. Sein ehemaliger Berater im Präsidialamt, Tomislav Lacovic solle zum Politischen Sekretär und das ehemalige Mitglied der HNS Mislav Zagar, zum Organisationssekretär der neuen Partei bestellt werden. Zudem würden sich so bekannte Persönlichkeiten, wie der Präsident des Nationalen Forums (NF) Nikica Gabric und Anto Nobilo ebenfalls seiner Partei anschließen.12 Im Rahmen einer viel beachteten Pressekonferenz verkündete Ivo Josipovic dann Mitte Juli die Aufnahme ernsthafter Koalitionsgespräche mit Vertretern der IDS und den beiden weiteren kleinen regionalen Listenverbindungen: Primorje-Gorski Kotar Alliance (PGS) und Medimurje Democratic Alliance (MDS). Sie alle verbinde vor allem das Anliegen einer Neuordnung des politischen Gemeinwesens in Kroatien. Die gewünschte verstärkte Regionalisierung werde, so Josipovic, ein wichtiger Beitrag zur Demokratisierung der kroatischen Gesellschaft und zur besseren Berücksichtigung regionaler Belange sein.13 Als weitere mögliche Koalitionspartner stünden laut Josipovic unter diesen neuen Umständen grundsätzlich auch die Gruppe um den Bürgermeister von Metkovic Bozo Petrov sowie die Partei der SDP-Dissidentin (ORaH) zur Verfügung. Auch die neue Bewegung der „Human Wall” wie auch die kroatische Arbeiterpartei kommen als Koalitionspartner dieser “Dritten Wegs” infrage, wie die zahlreichen inzwischen „heimatlosen“ Abgeordneten in Gestalt von Ex-SDP Minister Slavko Linic, der Ex- HNS Minister Radimir Cacic, sowie die Ex-HDZ Abgeordneten und Drago Prgomet.14 In einem Interview am Rande der Gründungsveranstaltung einer sog. “Antifaschistischen Liga” offenbarte Josipovic, dass er daran glaube, dass zwei zu den kommenden Wahlen antretende linke bzw. links-liberale Parteien durchaus größere Chancen hätten, eine HDZ-Regierung zu verhindern, als nur eine SDP. Zudem habe die SDP den Anspruch ihrer Anhänger, eine „Reformpartei“ zu sein, nicht erfüllt, weshalb er den Wünschen einiger SDP-Vertreter, er möge doch wieder der Partei beitreten, nicht entsprochen, sondern stattdessen entschieden habe, sich vor allem mit jungen politischen Nachwuchskräften um die Mobilisierung eines „Dritten (Reform-) Weges“ zu bemühen.15 Für den es seiner Meinung nach in der Mitte des parteipolitischen Spektrums Kroatiens genug Platz gebe.

12 Josipovic Reveals Political Program and Membership of His New Political Party, Tuesday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/nhzefl2 13 ZAGREB, July 21 (Hina) 14 Analyses of Josipovic’s Political Future and Possible “Third Path” in Croatian Politics, Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/otqepck 15 INTERVIEW: Former President Josipovic on his Political Plans and SDP, Saturday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/jwdhrqg 7

EU-Mitgliedschaft bisher ohne wirtschaftliches Ergebnis

Blickt man auf die erhofften wirtschaftlichen Fortschritte Kroatiens während seiner erst jüngst zelebrierten zwei- jährigen EU-Mitgliedschaft, so muss man leider feststellen, dass sich weder die kroatische Wirtschaft noch der Lebensstandard der kroatischen Bevölkerung signifikant verbessert hat, es ohne eine entsprechende Mitgliedschaft um Kroatien aber sicher noch schlimmer stünde. Zwar hegten die meisten kroatischen Bürger bereits zum Zeitpunkt des Beitritts keine großen Erwartungen mehr, insgesamt überraschte jedoch die Unfähigkeit der Regierung, das Investitionsklima im Land zu verbessern und über mehr Auslandsinvestitionen die versprochenen zusätzlichen Arbeitsplätze bereitzustellen. Man musste erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass nur die EU-Mitglieds- länder Bulgarien und Rumänien ärmer und nur Griechenlands und Spaniens Arbeitslosigkeit höher waren als die in ihrem eigenen Land. Es bestätigte sich also -wie auch der Fall Griechenland gezeigt hat-, dass eine EU-Mitglied- schaft allein weder automatisch einen Schutz vor einem Staatsbankrott bietet, noch alle Probleme eines neuen Beitrittslandes lösen hilft.16 Während Kroatiens Haushaltsdefizit nach jüngsten Schätzungen der Weltbank auch in diesem Jahr wieder 5% erreichen und der Schuldenstand des Landes sich auf die 90%-Marke des BIP zubewegen werde, lässt das für das laufende Jahr erwartete Miniwachstum von 0,5% hoffen, dass man den seit 2008 erlittenen Einbruch des BIP um insgesamt nicht weniger als 13% ein wenig relativieren könne, auch wenn zu einer wirksamen Reduzierung der 17%igen Arbeitslosigkeit in Kroatien ein Wachstum von mindestens 2-3% für erforderlich gehalten wird. Ausländische Analysten stellen der kroatischen Wirtschaft auch deshalb ein schlechtes Zeugnis aus, weil sich auch die Auslandsschulden des Landes bis März 2015 um immerhin 2,7 Mrd. auf insgesamt 49.3 Mrd. Euro erhöht haben, ohne dass sich das Geschäftsklima im Land wesentlich verbessert hätte.17 Ihnen gilt diese Entwicklung als unhaltbar, wobei es als durchaus wahrscheinlich gilt, dass Kroatien spätestens in drei bis vier Jahren mit internationalen Geldgebern werde verhandeln müssen, um einen Staatsbankrott zu verhindern. Nicht zuletzt deshalb warnen viele vor “griechischen Verhältnissen“, falls es in Kroatien nicht bald zu durchgreifenden strukturellen Reformen komme. Selbst eine Reduzierung des Haushaltsdefizits von aktuell 5.5% auf 3% des BIP könne nicht sicherstellen, dass Kroatien die Wende aus eigener Kraft schafft. Vielmehr gelte es die kroatischen Banken von der eigenen Staatsfinanzierung zu entlasten, damit sie in stärkerem Maße als bisher auch wieder den eigenen Privatsektor mit Krediten versorgen kann. Viele glauben, dass all dies erst von einer neu-gewählten kroatischen Regierung Angriff genommen werden wird, da niemand erwartet, dass die aktuelle Regierung in einem Wahljahr noch die notwendigen Reformen auf sich nehmen werde. Zu diesen notwendigen Reformen zählen sicherlich die umfassende Einschränkung sog. Arbeitnehmerrechte“ sowie die Eliminierung des aktuellen Haushaltsdefizits vornehmlich durch Ausgabenkürzungen im Gesundheits- und Rentenbereich. Zudem gelte es die Personalausgaben im Öffentlichen Dienst um mindestens 10% herunterzufahren und die Staatsschulden -etwa durch die Privatisierung des 49%igen staatlichen INA-Aktienanteils im Wert von ca. HRK 20 Mrd.- auf ein erträgliches Maß zu senken.18 So hat sich der EU-Beitritt Kroatiens bisher vornehmlich aus einem politischen Blickwinkel bezahlt gemacht. Kroatische Europaabgeordnete haben an Einfluss in Brüssel gewonnen und sind mit wichtigen, gerade auch die Nachbarregion betreffende, Funktionen betraut worden. Zudem fanden ca. 500 kroatische Mitarbeiter neue Arbeitsplätze in den verschiedenen EU Behörden. Politisch sei es bisher nur zwei Mal zu Irritationen gekommen; ein erstes Mal im Zusammenhang mit der Umsetzung des „ European Arrest Warrant (EAW)” beim Auslieferungsgesuch gegen das ehemalige jugoslawische Geheimdienstmitglied, Josip Perkovic, und dann noch bei der Nominierung von Neven Mates zum kroatischen Vertreter des „European Court of Auditors (ECA)“, den das Europäische Parlament ablehnte. Insgesamt muss man also von einem durchaus gemischten Bild sprechen, wenn man das Ergebnis der letzten beiden Jahre der EU-Mitgliedschaft Kroatiens betrachtet.

16 COMMENTARY: Positives and Negatives of First Two-Year of Croatia’s EU Membership, Monday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/pxwhy2h 17 WB Warns Croatia Must Reduce its Public Debt and Budgetary Deficit,Tuesday LIDER online edition, http://tinyurl.com/nbmcac4 18 Economists Unanimous: Dramatic Reforms Urgently Needed, Monday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/ocy6tsa

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HDZ führt in den Umfragen

Nach aktuellen Umfragen Anfang Juli, hat sich der zwischenzeitlich ausgeweitete Vorsprung der HDZ- gegenüber der Regierungskoalition von nahezu 6% im Februar auf nur noch 4,5% verringert. Zwar liegt die HDZ in diesen Umfragen mit einer Unterstützung in Höhe von 30.4% der Befragten noch immer recht deutlich vor der regierenden SDP mit 25.5% an, der Vorsprung nimmt jedoch tendenziell ab. Gleichzeitig verlieren auch alle anderen vier, vormals die 5%-Hürde überwindenden, politische Parteien an Zustimmung: So kommt die neue politische Formation: „The Human Wall” nach 7,8% im Februar jetzt nur noch auf 4,4% Unterstützung, während “ORaH” seit ihrem Höchstwert im Oktober 2014 von 16,8% inzwischen nur noch auf die Unterstützung von 5.2% der Befragten zählen kann. Sowohl im „Regierungslager“ als auch im Oppositionslager gelingt es den kleineren, potentiellen Koalitionspartnern ihre Position wenn auch nur leicht, so doch stetig zu verbessern. Dies mag die Zugeständnisse erhöhen, die diese Parteien für eine entsprechende Koalitionsaussage fordern werden. Gleichzeitig droht den „unabhängigen“ Parteien durch ihren Stimmenverlust, die Option einer eigenen Kandidatur verloren zu gehen, wenn sie nicht riskieren wollen, die 5%-Hürde zu verfehlen. Dies könnte sie schließlich doch noch in die Arme (bzw. eine Wahlallianz mit) einer der beiden kroatischen „Volksparteien“ treiben. Was die „Newcomer“ Parteien angeht, so neigen die erfahrenen, neuen Parteiführer, wie Ivo Josipovic und Radomir Cacic der Bildung einer „Koalition der Mitte“ zu, die sich aus „Reformisten“ und aus Gruppierungen um in Kroatien sehr bekannte politische Persönlichkeiten, wie den Zagreber Bürgermeister Milan Bandic, der ehemaligen HDZ Ministerpräsidentin Jadranka Kosor, dem ehemaligen SDP Finanzminister Slavko Linic sowie dem NV Präsidenten Ljubo Jurcic, der DC und “möglicherweise einer in Zukunft ev. von Matija Posavec geführten HNS zusammensetzen könnte.

Das „Rechte Spektrum“ wird wohl sicher wieder von der HDZ angeführt während die SDP darum kämpfen wird das „Linke Spektrum“ wieder in einer Neuauflage der bisherigen „Kukuriku-Koalition zusammenzuführen.19 Ob dies gelingen wird, steht jedoch dahin.

Von den Hauptprotagonisten der beiden großen Volksparteien Kroatiens SDP und HDZ führt der HDZ Vorsitzende Karamarko mit 33.3% der Nennungen weiterhin die Liste der unbeliebtesten Politiker noch vor seinem Konkurrenten, dem SDP Parteichef Milanovic mit 31.4% der Stimmen an. Dem entgegen stehen die Beliebtheitswerte der ehemals der HDZ nahestehenden neu-gewählten kroatischen Staatspräsidentin Grabar- Kitarovic mit einem Höchstwert von 31.3%, gefolgt von dem Präsidenten des kroatischen Parlaments, Josip Leko mit einem Wert von 9.2% und dem ehemaligen kroatischen Präsidenten Josipovic, der es immer noch auf den dritten Rang mit 8.7% Unterstützung schafft. Die aktuelle Regierung kann mit Blick auf ihre Politik dagegen nur noch auf die Unterstützung von 36,3% der Befragten bauen, während eine Mehrheit von 50.4% in Umfragen weiterhin ihre Unzufriedenheit mit dieser Politik zu Ausdruck bringt.20 Manche politische Beobachter meinen den Grund für die relative Verbesserung der Position der Regierungspartei in den letzten Wochen auf Verhaltenswandel des Regierungschefs weg von der harschen Rhetorik früherer Tage festgestellt zu haben und bemerken an ihm vor allem in jüngster Zeit konziliantere Züge im Umgang mit Parteifreunden, der Presse und den Medien. Der Oppositionsführer reagierte darauf, indem er sich inzwischen bereit zeigt, der Aufforderung des amtierenden Ministerpräsidenten zu entsprechend und im Rahmen des Wahlkampfes einer “Live-Debatte” im Fernsehen zuzustimmen, allerdings erst am Ende der Kampagne. Zudem wolle er eine eher pragmatische Haltung an den Tag legen und damit vor allem Wähler der politischen Mitte erreichen.21

19 Josipovic Denies Plans to Cooperate with Cacic, Thursday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/p9rymzg 20 Highest Support for Government’s Since September 2013, Says CRO Demoskop, Saturday HRT online edition, http://tinyurl.com/ouxwkz5 21 Poll for March Shows HDZ and SDP Support Highest in 12 Months Wednesday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/otp8mmk 9

Meinungsumfragen 2015

Dez 2014 Feb 2015 April 2015 Juli 2015

Parteien HDZ 26,7 29,5 31,4 30,4 HSS 2,4 1,9 1,9 2,3 HSP-AS 0,5 0,5 1,2 1,1 HSLS 1,1 1,0 0,6 1,1 HDZ 30,7 32,9 35,1 34,9 Koalition Vorsprung +4,1 +5,7 +5,6 +4,5

SDP 21,9 24,8 25,0 25,5 HNS 2,8 2,0 2,1 2,3 IDS 1,1 1,1 1,2 1,2 HSU 0,8 0,5 1,2 1,4 Kukuriku 26,7 27,2 29,5 30,4 Koalition

ORAH 14,6 9,3 6,8 5,2 Human Wall 7,8 7,2 4,4 MOST 2,6 HL 2,4 1,5 1,8 1,1

Undecided 10,0 12,1 12,1 13,3

Anstrengungen zur Koalitionsbildung

Da die Regierungspartei SDP in Umfragen also wieder aufzuholen und den Abstand zur Opposition zu verringern scheint, fühlen sich Wahlberater, wie etwa Alex Braun, der der SDP-Parteiführung empfohlen hatte, sich stärker auf die Erfolge der Regierung bzw. den eingetretenen Erleichterungen für die Bevölkerung zu konzentrieren, statt sich in ideologische Auseinandersetzungen verwickeln zu lassen, bestätigt. Er hatte dem SDP-Spitzenkandidaten empfohlen, sich in der Öffentlichkeit weniger „kratzbürstig“ sondern deutlich entgegenkommender zu präsentieren, vor allem wenn es um „nationale Symbole“ gehe, wie etwa die Namensgebung des neuen Zagreber Flughafen gehe, wo der Regierungschef überraschend verlauten ließ, er sei für die Benennung des Flughafen nach dem kroatischen Staatsgründer Franjo Tudjman. Solche Entscheidungen und die Hinwendung zu den sozialen Belangen der Bürger soll der SDP doch noch den lange für unwahrscheinlich gehaltenen neuerlichen Wahlsieg bescheren.22 Allerdings zeigen sich die potentiellen „kleinen“ Koalitionspartner noch unwillig bzw. unentschlossen, sich schon zu entscheiden, welcher Formation sie sich anzuschließen gedenken. Während Mirela Holy und Ivo Josipovic bereits entschlossen scheinen, sich keiner der beiden großen Parteienkoalitionen anschließen zu wollen, erwarten politische Beobachter, dass neben der HNS und der „Unabhängigen Serbischen Demokratischen Partei - SDSS des Milorad Pupovac, die Parteimitglieder der IDS und der HL letztendlich doch eher der SDP zuneigen und sich einer SDP- geführten Koalition anschließen werden. Im von der HDZ angeführten, eher rechten kroatischen Parteienspektrum steht mit der kroatischen Bauernpartei HSS des von Karamarko wenig geliebten Branimir Glavas und der neuen

22Milanovic Announces “Framework Coalition Agreement” in Coming Days, Friday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/nu5zew7 10

kroatischen konservativen Partei HKS der Ruza Tomasic vor allen Dingen die slawonische Regionalpartei HDSSB des Parteivorsitzenden Dragan Vulin als potentieller Mehrheitsbeschaffer zur Disposition. Dieser ließ jedoch erst kürzlich wieder verlauten, dass man sich nicht –wie etwa die IDS- auf der Grundlage von vagen finanziellen Versprechungen zu einer Koalitionsaussage hinreißen lassen werde.23 Was die HSS betrifft, so gab diese jüngst ebenfalls zu bedenken, auch sie könne einen von der HDZ unabhängigen Wahl-kampf bestreiten. Während die HDZ als einzig mögliche Konzession eine Reihe sicherer Parlamentsmandate in Aus-sicht stellen wollte, bestehe die HSS weiterhin auf Ministerämter, wie die für Umwelt- und Landwirtschaft sowie für Regionalen Entwicklung.24

What voters want…..

Im Rahmen einer Mitte Juli durchgeführten Meinungsumfrage von Ipsos Plus nach Themen, welche die kroatischen Wähler im kommenden Wahlkampf hauptsächlich behandelt sehen wollen, stellte sich wenig überraschend heraus, dass die Mehrheit dieser Wähler (51%) wolle, dass die politischen Parteien über die Lösung der Beschäftigungs- probleme in Kroatien debattieren sollten, für 41% der Befragten spielte die Frage der Verbesserung des kroa- tischen Gesundheitswesens und für 36% die (fehlende) Mobilisierung von EU-Fördermitteln für die kroatische Land- wirtschaft eine wichtige Rolle. Nur 35% der Befragten interessierten sich dagegen für die Belange der Kriegsveter- anen, während 30% sich für die Pläne der Parteien zur Förderung von Auslandsinvestitionen und 28% für Pläne zur Entbürokratisierung interessierten.25 Weiter interessierten sie Probleme, wie die der Steuervermeidung und der Schattenwirtschaft, die Vergabepraxis von Sozialleistungen, die Dauer von Gerichtsverfahren sowie die räumliche Gliederung des Landes in Städte, Kommunen und Regionen.26

What voters feel…..

In einer weiteren Wählerbefragung zeigte sich ein eher pessimistisches Stimmungsbild zur Situation in Kroatien.27 Von diesen etwa 1000 in der Zeit vom 19. März bis 16. Mai 2015 in 143 verschiedenen Orten befragten kroatischen Bürgern beurteilten 37,4% der Befragten die Situation in ihrem Land als „sehr schlecht“ und weitere 45,2% als „überwiegend schlecht“; nur 2,3 % bezeichneten die Lage als „sehr gut“ und weitere 11,7% als „überwiegend gut“. 12,7% erwarteten eine weitere „erhebliche Verschlechterung“ der Situation und 16,8% immer noch eine „graduelle Verschlechterung“, während 22,1% an eine „graduelle und 1,5% sogar an eine „erhebliche Verbesserung“ der Situation im Land glaubten; 39% und damit die Mehrheit glaubte an keine Veränderung der Lage in den kommenden Monaten. Optimistischer zeigten sich die Befragten, was ihre zukünftige persönliche Situation28 angeht, wobei 27,4% der Befragten eine „graduelle Verbesserung“ und 2,6% der Befragten sogar eine „erhebliche Verbesserung“ ihrer persönlichen Situation erwarteten, während nur 12,6% eine „graduelle Verschlechterung„ und 5,9% eine erhebliche Verschlechterung“ ihrer Situation in den kommenden 2 bis 3 Jahren erwarteten. Auf einer Skala von 0 (extrem links) bis 10 (extrem rechts) ordneten sich dabei 16,2% der Befragten dem „linken“ und 2,6% dem „extrem linken“ während sich 33,1% dem rechten und 6,1% dem „extrem rechten“ Spektrum zuordneten; 6,7% verorteten sich dagegen in der Mitte bzw. im Zentrum, wo die kommende Parlamentswahl auch in Kroatien also wohl entschieden werden wird.

23 HDSSB Denies Speculation it Might Join SDP-led Coalition, Monday HRT online edition, http://tinyurl.com/qbhkf62 24 HDZ Refuses Division of “Spoils of War” with Coalition Partners, Says Karamarko, Wednesday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/pyrwlsg 25 Polling Highlights Differences Between Voters’ and Political Parties’ Campaign Issues, Thursday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/q6w6jy7 26 Polling Highlights Differences Between Voters’ and Political Parties’ Campaign Issues,Thursday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/q6w6jy7 27 Croatians Pessimistic about Improvement of Situation in Croatia Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/qj4j5l3 28 Croatians Pessimistic about Improvement of Situation in Croatia Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/qj4j5l3

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2. Wirtschaftliche Erholung oder patriotische Gesinnung? (02. September 2015)

Die Debatte um die Festsetzung des Wahltermins für die anstehenden Parlamentswahlen in Kroatien kommt weiterhin nicht zur Ruhe. Viele politische Beobachter unterstellen, dass die Regierung den aktuellen leichten wirtschaftlichen Aufschwung in der EU bzw. Kroatien nutzen will, um ein möglichst gutes Wahlergebnis zu erzielen. Auch deshalb zögert der kroatische Ministerpräsident mit der notwenigen (Selbst-) Auflösung des Parlaments (Sabor), weil danach die Fristen bzw. die konkrete Festsetzung des Wahltermins nicht mehr allein in seinem Benehmen liegt. Nach erfolgter Auflösung des Parlament müssen innerhalb von mindestens 30 und höchstens 60 Tagen Neuwahlen erfolgen, deren Termin von der Staatspräsidentin verkündet wird.29 Neben konjunkturellen Überlegungen stehen aber auch politische Termine im Blickpunkt der Akteure, weil etwa ein Tag wie der „Vukovar Remembrance Day“ am 18. November, als ein Tag „patriotischen Aufwallungen“ gilt, bis zu dem man spätestens gewählt haben will, um der patriotischen Opposition vor der Wahl nicht unnötig viel Aufwind zu verschaffen. So scheint es momentan wahrscheinlich, dass das Parlament im Laufe der ersten Hälfte September aufgelöst wird und dann der Staatspräsidentin vier alternative Wahltermine: den 18. und 25. Oktober sowie den 1. und 8. November belässt. Manche halten auch den 15. November bzw. Anfang Dezember noch für einen denkbaren Termin, zumal man sich von der für Ende November erwartete Bekanntgabe der BIP-Zahlen Kroatiens für das 3. Quartal 2015 noch Unterstützung erhoffe.

Konjunktur versus Patriotismus

Blickt man auf die aktuell bestimmenden politischen Themen in Kroatien, so oszilliert das öffentliche Interesse zwischen der sich langsam verbessernden wirtschaftlichen Entwicklung und den „patriotischen Aufwallungen“ im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 20 Jahrestags der Rückeroberung der Kraina, dem Ausstieg aus dem Schiedsgerichtsverfahren mit Slowenien („Pirangate“) und der Absage des Vokovarer Stadtrats an die bisherige Vorgabe zur Auszeichnung aller öffentlicher Beschriftungen auch in kyrillischen Buchstaben. Nachdem der regierende SDP-Ministerpräsident in den vergangenen Wochen vor allem bei „patriotisch“ gesinnten Wählern der politischen Mitte u.a. mit seiner Befürwortung einer Militärparade in Zagreb und dem von ihm durchgesetzten Abbruch des Schiedsgerichts-verhandlungen mit Slowenien, Boden gut machen und auf bessere (auch persönliche) Umfrageergebnisse verweisen kann, sehen die Wahlchancen für die SDP (-Koalition) nicht mehr so trübe aus, wie noch vor wenigen Wochen. Demgegenüber bewegt sich die Opposition mit ihrem ursprünglichen Widerstand gegen die Militärparade in der Hauptstadt, ihrem Bestehen auf einer Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen (Lustration) und der fortbestehenden Unterstützung für die protestierenden Kriegsveteranen in „unsicherem Territorium“, was die Unterstützung der Mehrheit der kroatischen Wähler angeht. Diese überraschenden politischen bzw. patriotischen Geländegewinne der Regierung erfolgen im bemerkenswerten Gleichklang mit positiven wirtschaftlichen Trends, welche sich konjunkturell auch in Kroatien auszuwirken beginnen. Sowohl die wetterbedingt sehr gut begonnene Touristensaison als auch die populistischen Maßnahmen der Regierung gegen die Fremdwährungs-Hypotheken-kredite der zahlreichen kroatischen „Häuslebauer“ sowie der staatliche Schuldenerlass für die ärmsten Mitbürger hat das Ansehen der Regierung beim Wähler.30

Konjunkturaussichten verbessern sich

29 Elections in Mid-November or Early December, Says “Source Close to Milanovic”, Tuesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/ov2ac2w 30 Government Planning to Hold Parliamentary Elections before 18 November? Wednesday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/orvqyt7 12

Nach jüngsten Verlautbarungen soll Kroatien in der zweiten Jahreshälfte 2015 aus der aktuellen Rezession herausfinden, die das Land seit über sechs Jahren fest im Griff hält. Der Warenaustausch hat sich bereits im vierten Quartal 2014 wieder deutlich belebt und die kroatische Zentralbank verwies in ihrer jüngsten Konjunkturanalyse auf einen ersten realen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) (gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Für 2015 insgesamt geht die Weltbank gemäß ihrer neuesten Prognosen von einem BIP-Zuwachs von real 0,5% aus; die kroatischen Banken sind zurückhaltender. Zwar sollen die kroatischen Exporte um 5% (nach -0,2% beziehungsweise +3,5% im Vorjahr) steigen und damit die um nur noch 2,5 bis 3% wachsenden Importe übertreffen und von 2016 an soll auch die kroatische Binnennachfrage wieder anziehen. Hingewiesen hat der IWF bereits mehrfach auf das überhöhte Lohnniveau (Durchschnittslohn 2014 in Kroatien=1.042 Euro gegenüber Ungarn=768 Euro) bei gleichzeitig stark überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit (17%).

Der IWF schätzt das Budgetdefizit für 2015 nunmehr auf 4,8% des BIP (2016 dann 3,8%)und wird nach revidierten Prognosen bis 2016 stärker abbauen können, als bislang erwartet. Die Staatseinnahmen sind seit Anfang 2015 kräftiger gestiegen als kalkuliert, was das Ergebnis der besseren (Internet-) Erfassung der privaten Konsumausgaben und der Mehrwertsteuer-fälligkeiten ist. Da der Privatverbrauch in Kroatien in den letzten Monaten ebenfalls kontinuierlich gestiegen ist, sind nun auch die Steuereinnahmen deutlich gewachsen. Die Staatsverschuldung Kroatiens dürfte sich nach der begonnenen Sanierung der kroatischen Werften zum Wahltermin bei rund 85 bis 90% stabilisieren, wobei bis Ende 2017 die inzwischen privatisierten größeren Werften in Rijeka, Split und Trogir noch Staatssubventionen beanspruchen werden. Einheimische Wirtschaftsanalysten fragen sich, wie das Land seine Schulden bedienen soll, wenn es zu nachhaltigen Zinserhöhungen kommen sollte. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Staatsschulden Kroatiens von einem Wert in Höhe von HRK 19.4 Mrd. oder 22.2% des BIP (1995) auf einen aktuellen Wert in Höhe HRK 288,5 Mrd. oder fast 90% des BIP erhöht. Die Staatsverschuldung wird für 2015 also mit fast 90% des BIP angesetzt gegenüber 55% im Durchschnitt der Länder Mittelosteuropas (in Bulgarien und Rumänien jeweils weniger als 50%). Die Analysten der in Kroatien stark vertretenen Raiffeisenbank (Wien) schätzen die Staatsverschuldung für 2018 sogar auf annähernd 100% des BIP an (nach 2008: 36% und 2011: 64%). Grund für diese kritische Entwicklung ist der in der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts ungebremst gewachsene öffentlicher Verbrauch, der den Zinsaufwand im Staatshaushalt auf 3,5% des BIP hat ansteigen lassen, ein Wert, der nur von den EU Krisenländern Griechenland, Portugal und Ungarn übertroffen wird. Im Falle einer "Normalisierung" des Zinsniveaus wäre in Kroatien schnell ein Anteil von 6% des BIP für Zinszahlungen erreicht, den viele Wirtschaftsexperten als Begründung dafür ansehen, dass Kroatien seine Wirtschaftsprobleme gegen Ende des Jahrzehnts kaum noch aus eigener Kraft werde bewältigen können.31 Der IWF würdigte die von der sozialliberalen Regierung angestoßenen Initiativen zur Investitionsförderung, die eingeleitete Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sowie auch die "außergerichtlichen Sanierungs-verfahren", die seit Oktober 2012 vor einer Insolvenz gesetzlich vorgeschrieben sind (nach deutschem Vorbild). Allerdings solle der Arbeitsmarkt noch weiter flexibilisiert und Schutzbestimmungen weiter aufgeweicht werden. Probleme bereitet die geringe Produktivität der Staatsunternehmen, die (nur) durch eine verstärkte internationale Investive Beteiligung verbessert werden kann, auch wenn es in Kroatien immer noch Vorbehalte gegen Engagements aus dem Ausland gibt. Leider sind marktwirtschaftliche Prinzipien in Kroatien von der aktuellen Regierung nur widerwillig verankert worden und es ist offen, inwieweit sich auch eine neugewählte Regierung eventuell sogar an Ungarn als Vorbild orientiert und zu einer weiteren Aufweichung von Marktwirtschaftsprinzipien beiträgt.

31 https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/ Trade/Maerkte/suche,t=kroatien-vermeldet-kurzfristige-erfolge-beim- defizitabbau,did= 1247474.html

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Fazit

Die diesjährigen Erfolge im Tourismus sind dabei “not the result of expertise, but of the cards dealt by nature to the country”, sondern vor allem das Ergebnis der Probleme in der Türkei, Griechenland und Nordafrika, Trotz der vagen Möglichkeit, dass Kroatien sein ambitioniertes Wachstumsziel von 15% (Einnahmeziel: 8 Mrd. Euro) sogar erreichen könnte warnen kritische Stimmen vor einer zu großen Abhängigkeit der kroatischen Wirtschaft vom Tourismus. Der Anteil dieses Sektors am BIP von inzwischen 13% im Vergleich zu den anderen Mitbewerbern Griechenland (7%), Zypern (7%), Türkei (5%) oder Italien (4%). wird von Ökonomen inzwischen als genauso gefährlich eingestuft -zumal wenn dessen Devisenbeitrag zur kroatischen Volkswirtschaft auch noch 17% ausmacht- wie der saisonale Charakter der Einnahmen, die zu 60% in den Monaten Juli und August realisiert werden. Trotz der positiven Entwicklung im Tourismussektor bleibt Kroatien vorläufig die am geringsten wachsende Volkswirtschaft in der EU, was der hohen privaten und staatlichen Verschuldung zugeschrieben wird. Diese verhindert eine Abwertung der lokalen Währung durch die kroatische Zentralbank (HNB) welche zumindest kurzfristig die Wettbewerbsfähigkeit der kroatische Produkte und Dienstleistungen steigern und ausländische Direktinvestitionen anregen könnte. Da allerdings die meisten kroatischen Bürger ihrer eigenen Währung zu misstrauen scheinen, ihre Ersparnisse lieber in Devisen halten und ihre Hypotheken in eben diesen Devisen aufnehmen müssen, ist die Handlungsfähigkeit der kroatischen Zentralbank stark eingeschränkt und beschränkt sich auf die Beibehaltung eines stabilen Wechselkurses.32 Wirtschaftsexperten warnen, dass es zur Stabilisierung der Staatsfinanzen deshalb unabdingbar erscheint, die in den letzten Jahren mit einer Rate von 2,4% steigenden Staatsausgaben um HRK 12-14 Mrd. zu reduzieren oder sich ansonsten in die Abhängigkeit internationaler Finanzinvestoren zu begeben. Eine neu-gewählte kroatische Regierung habe nach Aussagen eines Vertreters der Standard Bank nur zwei Optionen: entweder die Vorstellung eines konsistenten Plans zur mittelfristigen Zurückführung des Budgetdefizits und damit langfristig auch der gesamten Staatschulden oder die Fortsetzung der aktuellen Politik mit dem Risiko über kurz oder lang die Staatsinsolvenz erklären und sich in die -hoffentlich hilfsbereiten- Hände des IMF oder der EU begeben zu müssen. Allerdings würde ein derartiges Sanierungsprogramm die kroatische Wirtschaft erheblich bremsen, wobei nicht sicher sei dass die privaten Investoren dadurch ermutigt würden, sich in Kroatien wieder stärker zu engagieren.33

32 Swiss Media on Croatia’s Excessive Economic Dependence on Tourism Tuesday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/pmqo6wa 33 ANALYSIS: Croatia Must Urgently Gain Control of Its Public Debt, Thursday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/o92wre5

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3. Kandidaten positionieren und Wahlbündnisse formieren sich (09. September 2015)

Die Debatte um die Festsetzung des Wahltermins für die anstehenden Parlamentswahlen in Kroatien kommt nicht zur Ruhe. Der kroatische Ministerpräsident Milanovic unterstrich jüngst noch einmal, dass die aktuelle Legislaturperiode erst am 22. Dezember endet und dass das kroatische Parlament in der verfassungsgemäß vorgegebenen Frist aufgelöst werden wird, sodass die Staatspräsidentin dann den genauen Termin der Wahlen innerhalb der 30-60 Tagefrist festlegen kann. Nach der überraschenden Einberufung einer außerordentlichen Parlamentssitzung für den 8. -11. September gehen viele politische Beobachter nun davon aus, dass das Parlament sich noch vor Ende September auflösen und damit der Staatspräsidentin den Weg ebnen wird, einen Wahltermin zwischen Ende Oktober (25.) und Mitte November (1., 8. und 15.) zu bestimmen. Da der 1. November ein hoher katholischer Feiertag ist, spricht einiges für den 15. November als möglichen Wahltermin, zumal bis dahin ev. weitere positive Wirtschaftsdaten für das 3. Quartal zur Verfügung stehen werden.34

Koalitionen formieren sich

SDP-geführtes Wahlbündnis

Nachdem der SDP Vorsitzende inzwischen also den „Herbst 2015“ und damit nicht erst 2016 als Wahltermin verkündet hatte, forderte er den HDZ-Vorsitzenden Tomislav Karamarko, der sich schon seit langem vom Sieg seiner Partei überzeugt zeigt, auf, sich nicht weiter in seinem Parteizentrale zu verkriechen sondern sich endlich einer öffentlichen TV-Debatte zu stellen.

Aufbauend auf der Ankündigung eines bevorstehenden Abschlusses einer Koalitionsvereinbarung seiner Partei mit den drei bisherigen Koalitionspartnern: der „Croatian People’s Party (HNS)“, der „Croatian Pensioners' Party (HSU)“, der „Croatian Labourists (HL)“ sowie der neuen „Autochthonous Croatian Peasants’ Party (AHSS)“, zeigte er sich optimistisch, was den Abschluss einer solchen Vereinbarung mit der sich diesbezüglich weiterhin zurückhaltenden „Istrian Democratic Congress (IDS)“ angeht. Nur zusammen mit der IDS meint Milanovic Kroatien auf dem richtigen Weg halten zu können und bot deshalb allen politischen Partnern bereits sichere Listenplätze an. So sollen etwa die HNS (7), die HSU und die HL (jeweils 3) und die AHSS (1) einen garantierten Parlamentssitz erhalten. Gleichzeitig seien bereits alle vorderen Listenplätze in den einzelnen Wahlbezirken an SDP Kabinettsmitglieder und Vertreter der Allianzpartner ergeben worden. Angeführt werden 9 der 11 Listen von SDP Kandidaten und nur eine von einem Vertreter der HNS. Im Wahlbezirk 1 (Zagreb) führt der Ministerpräsident die Liste der Regierungskoalition an, gefolgt von der Außenministerin und HNS-Vorsitzenden Vesna Pusic. Der einzige vakante Spitzenplatz im Wahlbezirk 8 (Rijeka-Istrien) wird noch für den IDS Vertreter freigehalten, sollte sich die Partei doch noch zu einer Allianzbildung mit der SDP entschließen. Dies wäre sehr wichtig für die Erreichung des Ziels, der aktuellen Regierungskoalition ein weiteres vier-jähriges Mandat zu bescheren. In der letzten Parlamentswahl gewann die damalige „Kukuriku-Wahlliste“ immerhin rekordverdächtige 11 ihrer Parlamentssitze allein in dieser SDP Hochburg; momentan rechnet man nur mit höchstens 8-9 Sitzen und dies auch nur für den Fall, dass die IDS sich wieder zugunsten einer Koalition entscheidet. Der Verlust an Popularität in diesem Wahlbezirk verdankt die SDP nicht zuletzt vor allem dem Parteiausschluss des in Rijeka geborenen SDP Urgesteins und ehemaligen SDP-Finanzministers Slavko Linic, den der Ministerpräsident Milanovic nach einem partei-internen Machtkampf aus der SDP vertrieben hatte.

34 Parliamentary Elections “Sometime in Autumn,” Says Milanovic Wednesday HRT online edition, http://tinyurl.com/opwhvzu 15

„Progressive Alliance“ und die IDS Der IDS zeigt sich aber wenig gewillt, dem Werben Milanovics nachzugeben, da eine Allianz mit der SDP der IDS eigentlich nicht mehr verspricht, als das, was die Partei auch alleine erreichen kann, nämlich 3-4 Mandate zu erringen. Neben einer Allianz bzw. einer Solokandidatur erschien der IDS zuletzt eine Allianz mit der neuen „Mitte- Links“ Koalition: “Successful Croatia,” des ehemaligen Staatspräsidenten Josipovic „Forward Croatia“ und des ehemaligen Wirtschaftsministers Radimir Cacic „Reformists“, wesentlich vielversprechender. Eine solche Konstellation könnte dann sowohl den SDP Dissidenten Linic als auch bisherigen Vertreter der italienischen Minderheit im kroatischen Parlament, Furio Radin, dazu bewegen dieser Allianz (ev. als Unabhängige) beizutreten und damit deren Wahlchancen im 8. Wahlbezirk auf 5 Mandate zu erhöhen. In einem solchen Falle würde die SDP nicht nur in ihrer Hochburg im 8. Wahlbezirk unter Druck geraten, sondern im Zusammenhang mit ihrer latenten Schwäche in Zagreb Gefahr laufen den Vorteil der oppositionellen HDZ in den ländlichen Regionen Dalmatiens und der Lika nicht mehr kompensieren zu können.

„Einzelkämpfer“: Holy und Bandic Während sich die „Grüne Partei (ORaH) der SDP-Dissidentin Mirela Holy zwar eine Wahlallianz mit der SDP ausgeschlossen hat, sich aber weiterhin alle Optionen für eine Regierungsbeteiligung offen hält, muss die SDP darauf hoffen, weiterhin als stärkste Partei aus der Wahl hervorzugehen, um mit der Regierungsbildung beauftragt zu werden. Auch die vom umstrittenen Zagreber Bürgermeister gegründete Parteiformation „Bandic 365” hat sich entschlossen, keiner Wahlallianz beizutreten und die Wahlen eigenständig anzugehen. Sie will deshalb aber auch nicht in allen Wahlbezirken zur Wahl stellen sondern sich auf die Wahlbezirke in und um Zagreb sowie den “Wahlbezirk” Diaspora” beschränken.35

HDZ-geführtes Wahlbündnis Auch im Oppositionslager haben inzwischen die Versuche zugenommen durch die Bildung von Wahlallianzen Mandate zu sichern. Allen voran hat die größte Oppositionspartei HDZ inzwischen eine Allianz von nicht weniger als 8 (Klein-) Parteien geschmiedet , wobei sich jedem sofort die Frage stellt, wie der Spitzenkandidat der Opposition Tomislav Karamarko die personellen und inhaltliche Wunschvorstellungen all dieser Koalitionspartner zu erfüllen gedenkt. Es heißt, dass der Spitzenkandidat bereit sei seinen wichtigsten Koalitionspartnern: der „Croatian Peasants’ Party (HSS)“ vier Mandate, der „Croatian Social Liberal Party (HSLS)“ und der „Croatian Party of Rights dr. Ante Starcevic (HSP AS)“ jeweils drei Mandate und der „Croatian Growth (HRAST)“ ebenfalls sichere Mandate zu garantieren.36 Diese will sie bei der Aufstellung der gemeinsamen Wahllisten für die einzelnen Wahlbezirke berücksichtigen und dabei eine mutige Mischung von älteren erfahrenen und jüngeren weniger bekannten Kandidaten zusammenstellen.37

Tomasic und die Konservativen Gleichzeitig bereiten auch einige weitere rechts-konservative Parteien unter Führung der „Croatian Conservative Party (HKS)“ der populären, Ruza Tomasic, die zuletzt auf einem HDZ Ticket ins Europaparlament gewählt worden war, eine Wahlallianz vor, der sich die von Daniel Srb geführte „HSP“, die „Family Party (OS) und die „Action for Better Croatia (ABH)“ sowie einige weitere „Splitterparteien“ anschließen wollen.38 Insgesamt haben sich bis heute also vier bedeutende Wahlallianzen zusammengefunden, jeweils eine unter Führung der beiden “Volksparteien SDP und HDZ sowie eine kleinere, eher links-liberale unter Führung des

35 Bandic 365 to Run Independently in Parliamentary Elections, Thursday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/pv9hrjh 36 Elections in Mid-November or Early December, Says “Source Close to Milanovic”, Tuesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/ov2ac2w 37 Smaller Right Wing Parties Join Forces in New Election Coalition, Friday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/pwhbwaz 38 Last SDP’s Stronghold Endangered if IDS Opts against Joining Coalition Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/qb2kmfh 16

ehemaligen Staatspräsidenten Josipovic und eine kleinere, eher rechts-nationale unter der Führung der populären MdEP, Ruza Tomasic. Die Parteineugründungen der SDP-Dissidenten Bandic und Holy wollen dagegen unabhängig bleiben und alleine antreten und werden deshalb mit der 5%-Hürde mindestens ebenso zu kämpfen haben, wie die beiden kleineren Wahlallianzen. Inwieweit die beiden kleineren Wahlallianzen einer der beiden großen Wahlallianzen schließlich zu einer Mehrheit im Parlament und damit zur Regierungsbildung verhelfen werden, bleibt deshalb wohl der Situation nach Verkündung des endgültigen Wahlergebnisses vorbehalten.39

Aktuelle Wählerumfragen

Nach aktuellen Wählerbefragungen der Gesellschaft „Promocija plus“, die Anfang September durchgeführt worden sind, hat sich der Vorsprung der HDZ (31,1%) gegenüber der Regierungspartei SDP (29,0%) wieder deutlich verringert und erreicht gegenüber der SDP mit etwas mehr als 2 Prozent den zuletzt geringsten gemessenen Umfang. Gleichzeitig verlieren alle anderen, vormals die 5%-Hürde zum Teil deutlich überwindenden, politischen Parteien an Zustimmung. So kommt etwa “ORaH” nur noch auf 4,6% und die neue politische Formation: „The Human Wall” sogar nur noch auf 4,4% Unterstützung. Dagegen konnten sich in anderen Umfragen andere oppositionelle Parteigruppierungen, wie etwa „Bandic 365“ auf 3,6%, die „Election Bridge–MOST“ auf 2,9%, die „Croatian Peasents Party–HSS)“ auf 2,0%, die „Croatian People`s Party-HNS)“ und die „Reformists“ jeweils auf 1,9% relativ verbessern. Wenig landesweite Unterstützung erfahren weiterhin Parteien wie der „Bloc Pensioners Together (BUZ) und Josipovics „Progressive Alliance“ sowie die „Croatian Labourists-(HL) mit jeweils 1,7%, gefolgt von dem „Istrian Demcratic Congress-(IDS)“ mit 1,5% und der „Croatian Party of the Rights-(HSP)“ und der „Croatian Pensioners Party- HSU)“ mit jeweils 1,3%.

2015 Jan Juli Aug Sep Parteien % HDZ 29,3 30,4 31,3 31,1 HSS 2,0 2,3 2,6 2,6 HSP-AS 1,3 1,1 1,0 0,6 HSLS 1,0 1,1 0,9 0,6 HDZ & Co 33,6 34,9 36 34,9

SDP 23,5 25,5 26,6 29 HNS 2,4 2,3 2,2 2,0 IDS 0,9 1,2 1,2 1,0 HSU 0,9 1,4 1,0 0,6 SDP & Co 27,7 30,4 31,0 32,6

ORAH 10,2 5,2 5,1 4,6 Human Wall 7,8 4,4 4,8 4,4 HL 1,5 1,1 1,2 0,7 Undecided 12,3 13,3 13,1 13,1

*http://www.promocijaplus.com/javno_mnijenje/index_javno_mnijenje.htm

Alle anderen (Splitter-) Parteien kommen im August nur noch auf insgesamt 4,8%, während sich weiterhin immerhin 9% noch nicht festlegen wollten. Allerdings haben alle diese Splitterparteien eine Chance in einzelnen Wahlbezirken ein oder zwei Mandate zu erringen und damit eine Regierungsbildung zu komplizieren.

39 Josipovic Denies Speculation of Coalition with HDZ, Criticizes Karamarko Thursday T-PORTAL online edition, http://tinyurl.com/o4uyh9s

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Blickt man auf die inzwischen entstandenen Wahlallianzen so stiegen die Umfragewerte für die HDZ-geführte Koalition zuletzt auf 34,9% während die SDP-geführte Koalition bei einem Wert von 32,6% verharrt. Die aktuelle Regierungspolitik findet zudem bei 61% der Befragten keine Unterstützung und nur noch 29% zeigen sich mit dieser zufrieden.

Meinungstrends und Wahlchancen

All diese Umfragewerte bestätigen, dass sich die Regierungsparteien von ihrer desolaten Ausgangslage zu Beginn des Jahres langsam zu erholen scheinen. Vor allem die SDP scheint sich angesichts sich verbessernder Wirtschaftsdaten zu stabilisieren und an Zustimmung für ihre Regierungsarbeit zu gewinnen. Dazu beigetragen haben sicherlich die jüngst auf den Weg gebrachten Hilfestellungen und Sozialleistungen, welche von der Opposition sofort als „Wahlgeschenke“ gebrandmarkt wurden. Inwieweit sich diese jedoch tatsächlich auf die Wählerstimmung und damit die Chancen der vielen Kleinparteien, die recht hohe 5% -Hürde in den einzelnen Wahlkreisen zu überwinden, auswirken wird, muss abgewartet werden. Klar scheint zu sein, dass sich die Bereitschaft, Wahlallianzen einzugehen, um möglichst viele (verschiedene) Wählerstimmen zu mobilisieren mit Erreichen des Wahltermins intensivieren wird, während momentan bis zuletzt noch um den höchsten „Preis“ des Einstiegs in eine entsprechende Wahlallianz „gepokert“ wird. Neben den beiden „großen“ Wahlallianzen der beiden Volksparteien SDP und HDZ werden sich die „kleinen“ Wahlallianzen im links-liberalen und rechten Spektrum sicher schwer tun in allen Wahlbezirken zu reüssieren. Deshalb werden sie sich wohl auf einige wenige, aus ihrer Sicht erfolgversprechende Wahlbezirke konzentrieren, um dort die 5%-Hürde zu überwinden und eine entsprechende Anzahl von Parlamentsmandaten zu gewinnen. Ob es einzelnen Parteien im Alleingang gelingen wird, Mandate zu erringen, scheint ebenfalls ungewiss, wenn man auf die Ergebnisse vergangener Wahlen in Kroatien zurückblickt

Das kroatische Wahlsystem und die Möglichkeit von Wahlprognosen40

Das kroatische Wahlsystem hat gegenüber anderen –etwa dem deutschen Wahlsystem- einige Besonderheiten, die es deutlich erschweren, aus (den vorangestellten) Umfrageergebnissen auf den möglichen Ausgang der Wahlen und einer daraus resultierenden Regierungsbildung zu schließen. Per Verfassung ist in Kroatien festgelegt, dass das kroatische Parlament (Sabor) mindestens 100 und höchstens 160 Abgeordnete haben kann, es sich um freie, allgemeine, gleiche und geheime Wahlen handelt und, dass das Parlament auf vier Jahre gewählt wird. Nach dem kroatischen Wahlgesetzt besitzen zudem alle kroatischen Staatsbürger, die das 18. Lebensjahr erreicht haben, das Wahlrecht wobei die Wahlen in 12 „getrennten“ Wahlkreisen stattfinden eingeteilt. In zehn von zwölf Wahlkreisen wählen die Staatsbürger, die sich ständig im Land aufhalten, im elften Wahlkreis wählen die im Ausland lebenden Kroaten (Diaspora) und im zwölften Wahlkreis die Angehörigen einer der zahlreichen nationalen Minderheiten im Land. Kroatische Staatsbürger mit ständigem Wohnsitz im Ausland und gleichzeitigem Wohnsitz in Kroatien wählen, je nach Wohnsitz, in einem der zehn Wahlkreise.

Die zehn „normalen“ Wahlkreise:

Es ist sehr wichtig, sich vor Augen zu führen, dass in diesen zehn „getrennten“ Wahlkreisen mit einer nahezu gleich großen Anzahl von Wählern, sich alle Kandidaten (-listen) jeweils um die in diesem Wahlkreis zu vergebenen 14 Mandate bemühen, wobei in jedem Wahlkreis im Rahmen des Verhältniswahlrechts eine 5%-Hürde zu überwinden ist. Angesichts weiterhin geschlossener Parteilisten, auf die der Wähler keinen Einfluss ausüben kann, erfolgt die Zuordnung der Mandate bzw. die Umrechnung der abgegebenen Stimmen in Mandate nach der d'Hondtschen Methode. Bei den letzten Wahlen im Jahre 2011 gingen 80 der schließlich insgesamt 151 Mandate an die SDP-

40http://www.kas.de/kroatien/de/publications/ 11336/

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geführte „Koalition“, 47 an eine HDZ-geführte Koalition, 6 Mandate sowohl an die HL als auch an die HDSSB, 2 an die unabhängige Liste Grubisic und jeweils 1 Mandat an die HSP-AS und die HSS.

Wahlkreis 11 (Diaspora)

Im elften (Diaspora) Wahlkreis werden, damit der Proporz gewahrt bleibt, nur so viele Mandate vergeben, wie sich -relativ gesehen- Wähler an der Wahl beteiligen. Die in diesem Wahlkreis zu vergebene Anzahl an Mandaten errechnet sich, indem man die Gesamtzahl der Abgeordneten aus den zehn Wahlkreisen (140) durch die Gesamtzahl der gültigen Wählerstimmen der zehn Wahlkreise dividiert. Anschließend wird dieses Ergebnis durch die Anzahl der gültigen Wählerstimmen des elften Wahlkreises dividiert. Ist das Ergebnis keine ganze Zahl, so wird die Kommastelle auf- bzw. abgerundet. Das bedeutet, dass im Wahlkreis 11 der Auslandskroaten immer deutlich weniger als die möglichen 14 Mandate vergeben werden. Bei den letzten Parlamentswahlen im Jahre 2011 waren dies zum Beispiel nur 3 Mandate, die zudem alle an die HDZ fielen, weil die überwiegende Mehrzahl der im Ausland ansässigen kroatischen Wähler eine große Affinität zur „patriotischen“ HDZ entwickelt haben. Wegen dieser einseitigen parteipolitischen Präferenz ist es auch immer wieder ein Streitpunkt, wie leicht man es –durch die Schaffung von Stimmabgabemöglichkeiten- den Kroaten im Ausland machen soll, an den Parlamentswahlen teilzunehmen.

Wahlkreis 12 (Nationale Minderheiten)

In Kroatien sind zudem 22 nationale Minderheiten anerkannt. Angehörige dieser Minderheiten besitzen nach der kroatischen Verfassung das Recht, insgesamt acht Abgeordnete in das kroatische Parlament zu entsenden. Von diesen nationalen Minderheiten entscheidet die serbische Minderheit mit ihrer Stimmabgabe über die Vergabe von drei Mandaten, die ungarische und italienische Minderheit über die Vergabe von je einem Mandat, wie auch die tschechische und slowakische Minderheit zusammen einen Abgeordneten wählen, ebenso wie die albanische, bosnische, montenegrinische, mazedonische und slowenische Minderheit und alle restlichen Minderheiten. Angehörige einer nationalen Minderheit müssen sich dabei vorab entscheiden, ob sie entweder in dem Wahlkreis ihres Wohnsitzes als dort Wahlberechtigter Bürger abstimmen wollen oder als Angehöriger einer nationalen Minderheit in diesem besonderen 12. Wahlkreis ihre Stimme abgeben wollen. Da sich in den vergangenen Jahren nur wenige Wahlberechtigte dazu entschlossen haben, ihre Stimme als Angehöriger einer nationalen Minderheit im zwölften Wahlkreis abzugeben, verringerte sich die Anzahl der für ein Mandat notwendigen abgegebenen gültigen Stimmen in diesem Wahlkreis in einer Weise, welche die Gleichwertigkeit jeder Wählerstimme und damit die Legitimität dieser Mandate zunehmend in Frage stellt. Dies hat auch deshalb eine besondere Bedeutung, weil im Falle eines knappen Wahlausgangs, diese acht Stimmen der Vertreter der nationalen Minderheiten durchaus Einfluss nehme können auf die Mehrheitsverhältnisse im Parlament und damit auch auf die mögliche Zusammensetzung einer zu bildenden Regierungskoalition.

Berücksichtigt man also den Umstand, dass die Wählerumfragen „auf nationaler Basis“, also vorrangig wohl im Rahmen von Telefonbefragungen in und um Zagreb herum erfolgen, so können solche Umfragewerte natürlich nicht die jeweils spezifische Situation in einem Wahlbezirk einfangen. Dazu bedürfte es regionalisierter Umfragen, welche die Chancen vor allem der bekannten kroatischen Regionalparteien realistischer darzustellen vermögen als landesweite (Telefon-) Umfragen. So wird die endgültige Sitzverteilung im neu zu wählenden kroatischen Parlament bis lange Zeit nach Schließung der Wahllokale ungeklärt bleiben und damit die Diskussionen um mögliche Koalitionsbildungen verzögern. Das es diesmal auf solche Koalitionsbildungen hinauslaufen könnte, erscheint vielen politischen Beobachtern schon deshalb wahrscheinlich, weil sich zahlreiche so bekannte kroatische Politiker, wie der ehemalige Staatspräsident, jenseits der beiden großen Wahlallianzen er SDP und HDZ zur Wahl stellen und auf ihre Popularität beim Wähler vertrauen (können).

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4. Kroatien vor politischem Neubeginn? (27. Oktober 2015)

Mit der Auflösung des kroatischen Parlament und der Festsetzung des Wahltermins auf den 8. November 2015 ist Kroatien die heiße Phase des Wahlkampfes eingetreten. Nach Angaben der kroatischen Wahlkommission stellen sich diesmal insgesamt 161 Parteien/-bündnisse und fünf unabhängige Listen zur Wahl während sich 41 Kandidaten im 12. Wahlbezirk um die Vertretung der Minderheiten in Kroatien bewerben. Von den insgesamt 2.311 Kandidaten die sich um einen Platz im kroatischen Parlament bewerben sind immerhin 957 (41.41%) Frauen gegenüber 1.354 (58.59%) Männern, das Durchschnittsalter alle Kandidaten beträgt ca. 42 Jahre. Nur 133 der 166 Listen erfüllen die Bedingung, dass 40% der Listenplätze an Frauen vergeben werden sollten. Weniger Streit wird es dagegen um die Wahlkampfkostenerstattung der Parteien geben, für die HRK 28 Mio. budgetiert worden ist. Alle Parteien und Unabhängige Listen werden HRK 180,000 für jedes gewonnen Mandat und HRK 30,000 für den Fall erhalten, dass sie in mindestens einem der 10 Wahlbezirke mehr als 5% der gültigen Stimmen auf sich vereinen konnten, auch wenn sie damit kein Abgeordnetenmandat erringen konnten. 41

SDP-Koalition: „Croatia is growing“42

Kurz vor Ende der Meldefrist überbrachte der kroatische Ministerpräsident und Vorsitzende der SDP, Zoran Milanovic in Begleitung der Vorsitzenden der „Croatian People’s Party“ (HNS) Vesna Pusic, der „Croatian Pensioners' Party“ (HSU) Silvano Hrelja, der „Croatian Labourists“ (HL) Nansi Tireli, der „Autochthonous Croatian Peasants Party“ (AHSS) Stanko Grcic und der „Zagorje Party“ (ZS) Miljenko Jerneic, die gemeinsamen Wahllisten für die 10 Wahlbezirke. Milanovic verwies darauf, dass seine Koalition vor vier versprochen hatte, hat daran zu arbeiten dem Land eine neue Ordnung zu geben und dass dieses Wahlversprechen erfüllt worden sei. Kroatien funktioniere heute besser als vor vier Jahren und man sei deshalb zuversichtlich, dass man nun, “…at the end of a difficult beginning...” die Früchte dieser Arbeit ernten und die kommenden Wahlen gewinnen werde. Er prangerte die in der Vergangenheit praktizierte Korruption und Bereicherung durch Mitglieder früherer (HDZ-) Regierungen an und zeigte sich im Beisein des Vize-Präsidenten der Serbisches Demokratischen Partei (SDSS), Milorad Pupovac optimistisch, was die Chancen des SDP-geführten Wahlbündnisses angeht.

SDP Wahlprogramm

Nach ebenfalls recht später Vorstellung des SDP Wahlprogramms zeigten sich politische Beobachter überzeugt, dass der Politikberater Alex Braun, von der amerikanischen PSB-Consultingfirma nicht nur einen wesentlichen Einfluss auf die Kommunikation des Wahlprogramms sondern auch auf dessen Inhalt genommen hat. In Zusammenarbeit mit dem SDP Generalsekretär und Wahlkampfleiter, Igor Dragovan sowie der Parteisprecherin, Danica Juricic Spasovic setzte er das umstrittenen Gesetzesvorhaben zur Zwangsumwandlung der in Schweizer Franken (CHF)-indexierten Bank-/Hypothekenkredite in Euro durch um der Partei ein klares “linkes Profil” zu verschaffen und den recht populären SDP Finanzminister Boris Lalovac zum “Helden des kleinen Mannes (Schuldners)” zu machen. Ebenso förderte er die Gesetzesvorlagen zur Privatinsolvenz und zu dem Arbeitsbeschaffungsprogramm für jugendliche Arbeitslose. Damit sollten junge Wähler genauso angesprochen werden wie die älteren Wähler durch den Beschluss eines besonderen Weihnachtsgeldes für alle Rentner.

41 Overview of Election Campaigns of Leading Political Parties, Tuesday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/nbbd5ll 42 SDP, HNS, HSU, HL, AHSS und ZS

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Mit dem Versprechen auf den eignen Kandidatenlisten mindestens 40% der Plätze für Frauen zu reservieren zielte man auf die weibliche Wählerschaft. Auch die eher “verständnisvolle” Linie in der Flüchtlingskrise geht auf Anregungen von Braun zurück, der empfohlen hatte, sich der Politik der deutschen Bundeskanzlerin anzuschließen und ein möglichst humanes Verhalten gegenüber den Flüchtlingen an den Tag zu legen.

Auch der vorübergehende Flirt mit patriotischen Gesten und Aussagen diente vor allem dem Werben um konservative Wähler der Mitte, die bei der SDP in der Vergangenheit oft den Patriotismus vermisst hatten. Vor allem aber habe die von Braun durchgesetzte personalisierte Wahlkampagne eines überraschend freundlichen und kommunikativen SDP-Spitzenkandidaten zu einem Imagewandel beigetragen, der den Umfragewerten des Ministerpräsidenten und seiner Regierung sehr zugute gekommen ist. Im Rahmen eines “Negative Campaigning” schürte die SDP-Wahlkampfleitung dann auch noch die Angst vor einer Rückkehr „alter“ Zustände (Vetternwirtschaft) und Praktiken (Korruption) für den Fall, dass die HDZ an die Regierung zurückkehren sollte und verurteilte kleinere Parteien allein bestrebt zu sein, an der Seite der HDZ ihren sonst wohl zu beschwerlichen Weg ins Parlament ebnen zu wollen.43 Neben einigen bereits aufgeführten sog. “Wahlgeschenken” der SDP Regierung, wie etwa dem Weihnachtsgeld für alle Kleinrentner44 und dem jetzt möglichen, weil nicht zuletzt auch von der HDZ gut geheißenen, wenn auch begrenzten Schuldenerlass für alle Schweizer Franken Darlehns- und Kreditnehmer, der die kroatische Banken trotz Verrechnung mit Gewinnen nach eigenen Angaben mindestens 1 Mrd. Euro kosten wird45, zeigte sich die SDP Koalition bis zuletzt bestrebt in ihrem Wahlprogramm auch mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung wichtige neue Akzente zu setzen. Nachdem der kroatische Wirtschaftsminister Vrdoljak gemeinsam mit dem Weltbankvertreter Pinerua zu Beginn des Wahlkampfes noch gemeinsam ein “Doing Business Reform Memorandum” vorgelegt hatte, zielten die dort empfohlenen Maßnahmen vor allem auf eine Beschleunigung von Gerichts- und Insolvenzverfahren, sowie den mit der Gründung von Unternehmen verbundenen (Bau-) Genehmigungsverfahren.

HDZ Wahlprogramm

Noch vor der Regierungskoalition hatte die oppositionelle Kroatische Demokratische Union (HDZ) gemeinsam mit Ihren Koalitionspartnern ihr Wahlprogramm der Öffentlichkeit unter dem Titel: “Economic Growth, Sustainable Development and Employment: 5+ Croatia,” vorgestellt. Darin verspricht die Partei wirtschaftliches Wachstum durch Anstrengungen zur Verbesserung des Investitionsklima und zur Mobilisierung ungenutzter wirtschaftlicher Potentiale Kroatiens in der Landwirtschaft und im Tourismus. Mit dem Slogan 5+ zielt die Partei auf eine Steigerung des Bruttosozialprodukts (GDP) um 5%, eine Verringerung der Arbeitslosigkeit um 5%, einer Erhöhung der Renten um 5% sowie eine Mobilisierung von EU-Finanzmitteln im Umfang von 5 Mrd. Euro in den kommenden vier Jahren. Zudem stellte man jeder Familie die Zahlung von 1,000 Euro für jedes neugeborene Kind mit dem Argument in Aussicht, dass kein Preis zu hoch sei, “... für das Überleben der kroatischen Nation…”. Neben strukturellen Reformen im Justiz- und Katasterwesen wolle man die kroatische Wirtschaft und dabei vor allem die Staatsunter- nehmen “de-politisieren”. Als erste Amtshandlung als neuer Ministerpräsident stellte Karamarko dann in enger Abstimmung mit der kroatischen Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic, eine sofortige Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats zur Bekämpfung der aktuellen Flüchtlingskrise und gegen Ende des Wahlkampfes sogar eine Kürzung der Gehälter aller Minister und Parlamentsabgeordneten in Aussicht, was von Regierungsvertretern sofort als populistische Wahlkampfäußerung diskreditiert und als Versuch, die kroatischen Wähler hinters Licht zu führen, verurteilt wurde.

43 Role of U.S. Communications Strategist Braun in Improvement of SDP’s Poll Ratings Sunday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/q252b2p 44 “New Government Gift”: A Christmas Bonus to Pensioners, Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/njkzus7 45 Law on Conversion of CHF-indexed Loans to Take Effect on 30 September, Wednesday LIDER online edition, http://tinyurl.com/pxebo9u 21

Vergleicht man vor allem die Wahlaussagen der beiden großen Volksparteien zur zukünftigen Wirtschaftspolitik so legt die SDP ein Schwergewicht auf eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und einer Verbes-serung der landwirtschaftlichen Produktion verbunden mit einer Verringerung der (Einkommen-) Steuerlast; während die HDZ vor allem mehr Arbeitsplätze, mehr Patriotismus und mehr bevölkerungspolitische Maßnahmen verspricht.

Als wichtigste Punkte des SDP- Wirtschaftsprogramms gelten:

 Wirtschaftswachstum, Wettbewerbsfähigkeit, besseres Investitionsklima,  Verbesserung des Lebensstandard und der Sozialen Sicherheit,  Steigerung der Effizienz des Öffentlichen Sektors,  Reform des Schul- und Bildungswesens  Schaffung einer modernen Infrastruktur  Priorisierung von Umweltschutz als Basis für eine nachhaltige Entwicklung  Förderung der Dezentralisierung durch Übertagung von mehr Rechten (Finanzen) und Pflichten (Dienstleistungen)  Förderung der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft im Kampf gegen Korruption und Jugendarbeitslosigkeit

Als wichtigste Punkte des HDZ-Wirtschaftsprogramms gelten:

 5% Steigerung des Bruttosozialprodukts (GDP) Kroatiens bis 2019,  5% Senkung der Arbeitslosigkeit  Reduzierung der MWSt von 25 auf 23% (5% auf Kindernahrung),  5% Steigerung des Kindergeldes,  5% Steigerung der Renten und Pensionen,  Mobilisierung von 5 Mrd. Euro EU-Mittel in den kommenden 4 Jahren,  Durchführung folgender Projekte: Bau einer Eisenbahntrasse zwischen Zagreb und Rijeka, Bau von Bewässerungsanlagen und Wasserkraftwerken.  Verringerung der Anzahl von Ministerien und Regierungsbehörden sowie der Gehälter der dort Beschäftigten,  Reduzierung von Gebühren und Abgaben für Betriebe und Unternehmen

Beide Wirtschaftsprogramme wurden in der Presse heftig kommentiert, wobei etwa der Wirtschaftsexperte Zeljko Lovrincevic die Meinung äußerte, das SDP Programm würde von der Prämisse ausgehen, dass die wirtschaftliche Situation sich deutlich verbessert habe und die von der Regierung eingeleiteten Maßnahmen inzwischen “greifen” würden und deshalb nicht verändert werden müssten. Er bedauerte, dass beide Programme nicht zum Haushalt bzw. zum zukünftigen Schuldenmanagement Stellung nehmen würden, was bedeute, dass der Verschuldung Kroatiens - wenn nichts geschehe - im Jahre 2019 115% des BSP erreichen und damit die Sicherheit der Renten und Pensionen der kroatischen Bürger zunehmend in Frage stellen könnten.

Andere, wie etwa der Unternehmer Branko Roglic, sahen im SDP Programm zwar einige positive Ansätze, glaubten aber, dass ohne einen Umbau des Staates bzw. eine Rationalisierung der Anzahl der Gebietskörperschaften (Distrikte, Städte und Gemeinden) und deren Alimentierung, wenig Hoffnung auf Besserung bestehe. Zudem würden die angekündigten (Einkommens-) Steuersenkungen zu Einnahmenausfällen des Staates bzw. vor allem der Kommunen im Umfang von 2 Mrd. HRK jährlich führen,46 wobei niemand ihm hätte sagen können bzw. wollen wie der Staats diese Einnahmeverluste zu kompensieren beabsichtige.

46 SDP and HDZ Electoral Promises Focus on Economic Issues, Thursday, 1 October, HRT online edition, http://tinyurl.com/qcrgbsh Sunday, 3 October, JUTARNJI LIST online edition,http://tinyurl.com/ou2qlnb 22

Natürlich kritisierte auch die HDZ die SDP Pläne und bezeichnete es als grotesk, dass das SDP-Programm mit dem Satz: “…We have achieved economic growth by balancing austerity and consumption…” beginne, während die SDP-Koalition in den drei Jahren ihrer Regierungszeit einen wirtschaftlichen Rückgang von 3% bzw. 10 Mrd. HRK zu verantworten habe. Auch die dortige Behauptung der SDP, man habe die Beschäftigung erhöht bzw. die Arbeitslosigkeit gesenkt stehe den Angaben der Statistikbehörde entgegen, nachdem die Zahl der Beschäftigten im Zeitraum zwischen 2011-14 um 70.000 zurückgegangen sei und die Arbeitslosigkeit im ersten Halbjahr 2015 in Kroatien 18.1% betrage. Richtig sei auch, dass nicht, wie von der SDP behauptet, jede Woche 500 neue Arbeitsplätze entstehen sondern seit dem 28. September 5.700 Arbeitsplätze verloren gegangen seien.47 Aber auch die SDP kritisierte das Wirtschaftsprogramm des politischen Gegners mit dem ironischen Seitenhieb, dass man es begrüße , dass das HDZ Wirtschaftsprogramm in Zagreb und nicht in München (IFO) vorgestellt worden wäre während die Vorsitzenden der neugegründeten Konservativen Partei Kroatiens (HKS), Ruza Tomasic verlauten ließ, dass man nicht denen trauen solle, die den Bürger bereits schon einmal bestohlen hätten , während der Vorsitzende der slawonischen (HDSSB), Dragan Vulin die Befürchtung äußerte das eine zukünftige HDZ Regierung die rechte Hand auf dem Herzen und die linke Hand in der Tasche der Steuerzahler haben werde. Der ehemalige stellv. Ministerpräsident für Wirtschaft, Mladen Vedris merkte dagegen an, dass das Wahlprogramm der HDZ zwar die virulenten Probleme anspreche, jedoch zu wenige Problemlösungen skizziere. Auch viele dem Kolumnisten Iva Puljic-Sego auf, dass frühere Ankündigungen Karamarko’s von einem bevorstehenden “Tal der Tränen” verstummt seien und plötzlich eitel Sonnenschein herrsche, wobei schon klar sei, dass die HDZ nicht erwarten können die Wahl zu gewinnen indem sie nur Einsparungen und Entlassungen in Aussicht stellen würde.1

Schlagabtausch der Spitzenkandidaten

Die vor allem von der SDP betriebene bewusste Personalisierung des Wahlkampfes auf den Spitzenkandidaten führte zu einer recht robusten verbalen Auseinandersetzung zwischen den beiden Spitzenkandidaten der großen Volksparteien. Der Spitzenkandidat der SDP, Zoran Milanovic eröffnete den öffentlichen Schlagabtausch mit der Charakterisierung seines Kontrahenten als „… einen unsportlichen Athleten und politischen Angsthasen, der das Land nicht führen könne, weil er noch nicht einmal der englischen Sprache mächtig sei…“, was er (Milanovic) für die Ausübung des höchsten Regierungsamtes eines kleinen EU-Mitgliedslandes für unabdingbar erachte. Zudem sei er offensichtlich ein „Freund der Banken“, weil er die von der Regierung verfolgte Lösung des Problems der Schweizer-Franken Hypotheken-/ Kredite in der vorliegenden Form zuerst ablehnte (später jedoch im Parlament passieren ließ). Karamarko prangerte dagegen die kommunistische Vergangenheit der Partei des Ministerpräsidenten und deren vermeintlich unpatriotische Haltung gegenüber dem unabhängigen Staat Kroatien an.48 Er warf dem Ministerpräsidenten Milanovic vor, das Land in den wirtschaftlichen Ruin geführt zu haben und nun mit populistischen Wahlgeschenken zu versuchen, Wähler zur Stimmabgabe für sein Wahlbündnis zu bewegen (Stimmenkauf).49

Die weniger personalisierten Wahlkampfanstrengungen der kleineren Wahlbündnisse, wie etwa der „Croatian Sustainable Development Party“ (ORaH) von Mirela Holy setzten dagegen aus Geldmangel eher auf informelle Methoden um die bevorzugte Zielgruppe der Frauen und jungen Menschen in städtischen Agglomerationen anzusprechen. Das ebenfalls nicht zu unterschätzende Wahlbündnis: „Bridge of Independent Lists“ (MOST) geführt vom ehemaligen HDZ- Vizepräsidenten Drago Prgomet vermarktet sich sogar als alternativer “dritter Weg” für all

47 HDZ lambasts SDP's economic platform, ZAGREB, Oct 12 (Hina) - 48 Reactions to Verbal Duelings of Milanovic and Karamarko, Wednesday HRT online edition, http://tinyurl.com/noutxmh 49 Milanovic and Karamarko Exchange Harsh Criticisms of One Another, Tuesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/pwd7vzj

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jene Wähler die von den beiden großen Volksparteien SDP und HDZ enttäuscht seien. Sie fokussierten ihren Wahlkampf vor allem auf die Hauptstadt Zagreb und Dalmatien. Die vom Überraschungskandidaten der letzten Präsidentschaftswahl geführte „Human Wall“ konzentriert seinen Wahlkampf auf die vom Kursverfall überraschend geschädigten Kreditnehmer bzw. Immobilienbesitzer denen die Versteigerung ihrer Häuser Der von ihnen im Wesentlichen im Internet geführte Wahlkampf mit dem geistreichen Slogan: “…Last on the ballot, first for the people..” sollte zudem die zahlreichen frustrierten junge Arbeitslosen ansprechen, um ihre Frustrationen mit den etablierten politischen Parteien zu nutzen, ein ähnlich überraschend gutes Wahlergebnis zu erzielen wie bei den Präsidentschaftswahlen.

Parteilisten und Kandidaten

Mit der offiziellen Bekanntgabe der insgesamt 153 Kandidatenlisten der verschiedenen Parteien-/Bündnisse durch die kroatische Wahlkommission wurde auch der Schleier über die „geheimen“ Nominierungsverfahren der Parteien gelüftet, den bis zuletzt blieb – im Gegensatz zu den in Deutschland bekannten, öffentlichen Wahlparteitagen – unklar, welche Partei welchen Kandidaten in welchen Wahlbezirken ins Rennen schicken würde.

Die Spitzenkandidaten der beiden großen kroatischen „Volksparteien“ dienten bei der Auswahl der Listen- Kandidaten als regionale „Koordinatoren“. Während in der SDP überwiegend bisherige Kabinettsmitglieder diese Koordinierungsfunktion wahrnahmen, waren es bei der HDZ eher zukünftige Kandidaten für Ministerämter, sowie regionale Meinungsführer der Partei.

Spitzenkandidaten der beiden „Volksparteien“ in den zehn Wahlbezirken

Wahlbezik HDZ SDP I Zeljko Reiner Zoran Milanovic II Miroslav Tudjman Josip Leko III Zarko Tusek Sinisa Hajdas Doncic IV Milijan Brkic Domagoj Hajdukovic V Bozo Galic Zdavko Ronko VI Drazen Bosnjakovic Boris Lalovac VII Damir Jelic Milanka Opacic VIII Oleg Butkovic Zeljko Jovanovic IX Tomislav Karamarko Ranko Ostojic X Damir Krsticevic Ante Kotromanovic

Zuerst einmal fiel es politischen Beobachtern auf, dass es dem HDZ Wahlbündnis mit nur 35 weiblichen von insgesamt 154 Kandidaten nicht gelungen war, die angestrebte Frauenquote von 40% zu erreichen, was zu einer Strafzahlung in Höhe von bis zu HRK 50.000 führen kann. Auffällig aber wenig überraschend ist, dass in den Kandidatenlisten der jeweiligen Parteien in den einzelnen Wahlkreisen sich auf den als „sicher“ geltenden Listenplätzen im Wesentlichen bisherige Abgeordnete sowie Vertreter der kleineren Koalitionspartner befinden. Nur vereinzelt schafften es „newcomer“ aus beiden Volksparteien auf sichere Listenplätze, wie etwa der neue SDP- Finanzminister Lalovac, der sogar auf den 1. Rangplatz im Wahlkreis V und der ehemalige Botschafter Kroatiens in Deutschland und aktuelle internationale Sekretär der HDZ Miro Kovac, der auf den als sicher geltenden 4. Rangplatz im Wahlkreis II nominiert wurde.

Wie üblich gab es wieder die eine oder andere Überraschung, was die Nicht-/ Nominierung bekannter Politiker angeht. So wurde etwa der Europaexperte der SDP, Daniel Mondekar genauso wenig nominiert, wie der Sohn des ehemaligen SDP-Ministerpräsidenten Ivan Racan. Aus Seiten der HDZ überraschte die Nicht-Nominierung des ehemaligen Verteidigungsministers Bozinovic und des HDZ-Bezirksvorsitzenden der Region Knin-Sibenik, Ante Kulusic, der auch sofort sine Parteimitgliedschaft beendete.

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Interessante Wahlauseinandersetzungen in einzelnen Wahlbezirken

Da die Ergebnisse in den einzelnen, voneinander unabhängig ausgezählten Wahlbezirken, eine besondere Bedeutung für die Zusammensetzung des Parlaments habenlohnt ein Blick auf die Situation in den einzelnen Wahlbezirken. Die separate Mandatszuteilung ermöglicht es nämlich durchaus auch Unabhängigen und kleineren Partei-/Listen mit regionalem Bezug die in jedem Wahlbezirk separat geltende 5%-Hürde zu überwinden und damit Parlamentsmandate zu erringen. Die Spitzenkandidaten der beiden großen kroatischen „Volksparteien“, die als Koordinatoren in ihren jeweiligen Wahlbezirken ganz entscheidend auf die Auswahl und Listenplatzierung der einzelnen Parteikandidaten Einfluss nehmen konnten, mussten zusätzlich berücksichtigen, dass Kandidaten einer Liste, die mehr als 10% der für diese Liste abgegebenen Stimmen auf sich vereinen konnte, die von der Partei vorgegebene Rangordnung außer Kraft setzen bzw. „überspringen“ und an die Spitze der Liste rücken konnten.

Blickt man auf die letzten Wahlergebnisse der beiden Koalitionen in den einzelnen Wahlbezirken zurück, so lassen sich schon regionale Stärken und Schwächen erkennen. Die HDZ-Koalition verfügt vor allem in den Wahlbezirken: V (Grenze zu Serbien) und den südlichen Wahlbezirken IX (Kraina: Zadar-Knin) und X (Dalmatien: Split-Dubrovnik) sowie XI (Diaspora); die SDP- Koalition dagegen vor allem in den Hauptstadt-Wahlbezirken I und II, sowie in den Wahlbezirken III (Nordkroatien) und VIII (Istrien-Rijeka) über ein überdurchschnittlich großes Wählerpotential. Zur Mobilisierung ihrer Anhänger platzierten die Parteien ihre populärsten vornehmlich in diesen Wahlbezirken.

Mandate der HDZ- und SDP-Koalitionen nach Wahlbezirken in Kroatien

HDZ+ SDP+

2007 2011 2007 2011

Wahlbezirk Sitze Sitze I. 5 4 8 9 II. 5 4 6 8 III. 4 3 5 10 IV. 6 4 5 6 V. 8 6 4 6 VI. 6 4 6 9 VII. 6 4 6 9 VIII. 3 2 7 11 IX. 10 8 4 6 X. 8 5 5 6 XI. 5 3

XII.

∑ 66 47 56 80

In vielen kroatischen Wahlbezirken zeichnen sich also interessante Auseinandersetzungen ab, wie etwa im Wahlbezirk I (Zagreb Nord), wo der amtierende Ministerpräsident Milanovic gemeinsam mit der Vorsitzenden seines wichtigsten Koalitionspartner HNS, Vesna Pusic, auf den bisherigen stellv. Parlamentspräsidenten der HDZ Zeljko Reiner, den ehemaligen Vizepräsidenten der HDZ, Drago Prgomet (jetzt MOST), die ehemalige SDP- Umweltministerin Holy (jetzt Orah) und den ehemaligen Staatspräsidenten Ivo Josipovic trifft.

Im Wahlbezirk II (Zagreb-Ost) trifft der amtierende Bürgermeister Milan Bandic auf den SDP- Parlamentspräsidenten Josip Leko und den SDP-Industrieminister Gordan Maras, sowie den Sohn des Staatsgründers Miroslav Tudjman (HDZ) und die Familienaktivistin Zeljka Markic. Im Wahlbezirk III (Nord- Kroatien) bemüht sich der ehemalige SDP-Wirtschaftsminister Radimir Cacic für seine neue Partei um die Stimmen seiner zahlreichen regionalen Anhänger und im Wahlbezirk IV (Slawonien) trifft der Generalsekretär der HDZ, Milan 25

Birkic auf den HNS-Wirtschaftsminister Ivan Vrdoljak und den HDSSB-Gründer Glavas. Im Wahlbezirk V (Ost- Kroatien) trifft der SDP-Landwirtschaftsminister Tihomir Jakovina auf die ehemalige HDZ-Ministerpräsi-dentin Jadranka Kosor und den politischen Sekretär der HDZ, Tomislav Culjak, während im Wahlbezirk VI (Zentral- Kroatien) der ehemalige HDZ-Außenminister Gordan Jandrokovic auf die beiden SDP-Minister Lalovac (Finanzen) und Ostojic (Inneres) trifft. Im Wahlbezirk VII (Zagreb-Süd) trifft er ehemalige stellv. Ministerpräsident der HDZ Domagoj Milosevic auf die SDP-Minister Mihael Zmajlovic (Umwelt) und Milanka Opacic (Jugend und Soziales) und den kroatischen politischen Jungstar Ivan Sinčić (ŽZ) sowie Josip Kregar von den Reformisten. In der SDP- Hochburg im Wahlbezirk VIII (Rijeka-Istrien) kandidiert der IDS Vize-Vorsitzende, Boris Miletic erstmals unabhängig von der SDP gegen den ehemaligen SDP-Finanzminister Slacko Linic, während im Wahlbezirk IX (Kraina: Zadar-Knin) der HDZ-Vorsitzende Tomislav Karamarko zusammen mit der ehemaligen Bürgermeisterin von Knin, Josipa Rimac auf den SDP-Innenminister Ranko Ostojic trifft. Im Wahlbezirk X (Dalmatien) kommt es dann noch zum Aufeinandertreffen des SDP-Verteidigungsministers Ante Kontromanovic mit dem HDZ-General a.D. Damir Krsticevic und im Wahlbezirk XI (Diaspora) kandidiert die SDP aus politischem Widerstand gegen das Wahlrecht der Auslandskroaten nicht. Im Wahlbezirk XII (Minoritäten) kandidieren überwiegend in ihren Volksgruppen bekannte einzelne Vertreter der der jeweilige Minderheit für ein Mandat im kroatischen Parlament.

Wahlchancen und Umfragen

Die Chancen der HDZ, wieder zur stärksten Partei bzw. größten Fraktion im Sabor zu werden, stehen -nach letzten Meinungsumfragen- nicht schlecht, da die sozialdemokratisch geführte Regierung weder eine Lösung der wirtschaftlichen Probleme des Landes, noch eine Besserung des defizitären Staatshaushalt und schon gar keinen neuen Arbeitsplätze als Erfolg ihrer Politik vorweisen kann. Allerdings konnte die SDP in den letzten Wochen in den Meinungsumfragen Boden gut machen. Offen bleiben muss, inwieweit die aktuelle Flüchtlingskrise auf die Stimmabgabe der kroatischen Wähler Einfluss nehmen wird. Bis jetzt ist es der kroatischen Regierung zu Lasten der Nachbarstaaten Ungarn und Slowenien noch gelungen, die Belastungen für den kroatischen Bürger in seinem Alltag gering zu halten, indem man die aus Serbien ankommenden Flüchtlinge zuerst noch direkt an die „grüne Grenze“ nach Ungarn und nach deren Schließung nun inzwischen an die „grüne Grenze“ nach Slowenien „verfrachtet“. Dies hat zwar zu heftigen Protesten der slowenischen Regierung geführt, die der Meinung ist, die kroatische Regierung könne nicht so einfach tausende von Flüchtlingen unkontrolliert in ihr Land einreisen lassen, und international damit eine gute Figur machen, nur um sie postwendend an die slowenische Grenze zu „schleusen“, wo sie die Flüchtlinge dann sich selbst überlassen bzw. ihnen einen Weg über die dortige grüne Grenze nach Slowenien weisen.

Ein solches „wenig nachbarschaftliches“ Verhalten ist nur aus dem Bestreben der kroatischen Regierung zu erklären, die Belastungen für den kroatischen Wähler in der aktuellen, heißen Wahlkampfphase so gering wie möglich zu halten, damit die SDP geführte Regierung nicht noch mehr frustrierte Anhänger von einer nochmaligen Stimmabgabe für diese Koalition überzeugen muss.

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Letzte Meinungsumfragen

2015 Jan Aug Sep Okt 2015 Jan Aug Sep Okt Parteien % Koalitionen % HDZ 29,3 31,3 31,1 HDZ + Co. 33,0 32,7 32,8 32,9 SDP + Co. 25,9 30,1 31,1 31,9 HSS 2,0 2,6 2,6

HSP-AS 1,3 1,0 0,6 ORAH 11,4 5,4 4,4 4,4 HSLS 1 0,9 0,6 Human 7,8 5,7 4,0 3,4 Wall HDZ+ Co. ∑ 33,6 36,0 34,9 Bridge 3,4 3,4 4,7

HDZ 33,0 32,7 32,8 32,9

Undecided 12,3 13,1 13,1 13,9 SDP 23,5 26,6 29,0

HNS 2,4 2,2 2,0 IDS 0,9 1,2 1,0 HSU 0,9 1,0 0,6

SDP+ Co. ∑ 27,7 31,0 32,6

SDP+ Co. 25,9 30,1 31,1 31,9

ORAH 10,2 5,1 4,6 Human 7,8 4,8 4,4 Wall HL 1,5 1,2 0,7

Undecided 12,3 13,1 13,1 Quelle: PROMOCIJA PLUS http://www.promocijaplus.com/javno_mnijenje/index_javno_mnijenje.htm

Viele Beobachter verweisen darauf, dass bisher dasjenige Parteienbündnis, das von einer Mehrheit der neu- gewählten Abgeordneten per Unterschrift unterstützt wurde, den Regierungsauftrag beanspruchen konnte. Nun meinten einige Verfassungsrechtler, dieses Verfahren sei nicht zwingend und die Staatspräsidentin könnte durchaus dem Spitzenkandidaten der Wahlallianz mit der größten Zahl an gewählten Abgeordneten den Regierungsauftrag erteilen, ein Verhalten was möglicherweise der HDZ zu Gute kommen könnte.

Blickt man zurück auf frühere Wahlergebnisse (in den einzelnen Wahlbezirken), so gelang der SDP bei den letzten Wahlen im Jahre 20011 mit 80 gewonnen Mandaten und damit 33 Mandaten mehr als bei den Wahlen 2007 ein überragendes, wohl nicht zu wiederholendes Super-Wahlergebnis, während die HDZ von ihren 66 Mandaten aus dem Jahre 2007 „nur“ 10 abgeben musste. Für eine parlamentarische Mehrheit sind mindestens 76 Mandate notwendig, weshalb es sehr wahrscheinlich ist, dass die Koalition mit ihrer relativen Mehrheit gezwungen sein wird, weitere Parteien in eine Regierungskoalition aufzunehmen.

Letzte Umfragen in einzelnen Wahlbezirken lassen erkennen, dass das diesmal zu erwartende Ergebnis und die daraus resultierende Mandatsverteilung wieder stärker der aus dem Jahre 2007 entsprechen könnte und beide Volksparteien-Koalitionen mit etwa 60 Mandaten rechnen könnten und damit weitere 17 Mandate (1) zur Mehrheitsfindung benötigen würden.

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Suche nach einer parlamentarischen Mehrheit

Selbst wenn die kroatische Staatspräsidentin ihre verfassungsmäßigen Rechte so interpretiert, dass sie den Spitzenkandidaten derjenigen Wahlallianz, welche die meisten Mandate errungen hat, mit der Regierungsbildung beauftragt, kann nicht vorhergesagt werden, dass diese Partei auch genügend Koalitionäre finden würde, um eine regierungsfähige Mehrheit der Abgeordneten zusammenzubringen. Viel der kleineren Parteien/Wahlbündnisse, angeführt von durchaus prominenten zugkräftigen kroatischen Politikern, darunter ehemalige Präsidenten (Josipovic) und Minister, (Cacic, Holy etc.) sowie Bürgermeister (Bandic) versprechen sich diesmal zu Recht Wahlerfolge in dem einen oder anderen Wahlbezirk, sodass sie mit den erhofften jeweils 2 bis 3 Parlamentsmandaten im Koalitionspoker gerne das Zünglein an der Waage spielen würden. Da die meisten dieser Wahlbündnisse eher im links-liberalen Spektrum verortet werden, glauben viele, dass sie sich, bei einer ungefähren Stimmen-/Mandatsgleichheit zwischen den großen Wahlblöcken der beiden Volksparteien, eher der SDP-geführten Wahlallianz anschließen und dieser zur Mehrheit verhelfen würden. Von diesen kleineren Parteien-/ Wahlbünd- nissen sind bisher nur wenige vage Andeutungen bezüglich ihrer Koalitionspräferenzen bekannt geworden. Es wurde kolportiert, dass „Human Wall“ und „MOST“ sowie die konservative „HKS“ es vorziehen, nicht in eine Regierungskoalition einzutreten, während dies sowohl die „HDSSB“ als auch die „Reformisten“ durchaus anstreben bzw. die Partei des Zagreber Bürgermeisters Milan Bandic dies schließlich auch noch tun und mit beiden Blöcken verhandeln würden. Dagegen zeigte sich der ehemalige Staatspräsident Josipovic und sein „Forward Croatia“ sowie Mirela Hoys „ORAH“ nur an möglichen Koalitionsgesprächen mit der SDP und die „Familienpartei“ der Zeljka Markic nur an solchen mit der HDZ interessiert.50

Schwierige Regierungsbildung?

Aus der aktuellen Gemengelage ergibt sich eine Situation, die darauf hindeutet, dass -angesichts dieser Neigungen der kleineren Parteien - das HDZ-geführte Wahlbündnis sicherlich gegenüber der «Regierungskoalition» einen ausreichend großen Vorsprung an gewonnen Mandaten erringen muss, um das eine oder andere kleinere Wahlbündnis schließlich doch noch auf seine Seite zu ziehen und auf diesem Wege die notwendige Regierungsmehrheit im Parlament doch noch zu erlangen. Aber auch für die SDP-Koalition dürfte eine Regierungsbildung diesmal komplizierter werden. Auch sie wird sehr wahrscheinlich auf die Zusammenarbeit mit einer ganzen Reihe von kleineren Parteien bzw. Mandatsträgern solcher Parteien angewiesen sein; sollte sie – wie momentan wohl auch die HDZ - vor einer „Großen Koalition“ zurückschrecken. Dass eine solche „Große Koalition“ zwingend notwendig werden könnte, um überhaupt eine ausreichend stabile parlamentarische Mehrheit zusammenzubringen, gilt in Kroatien momentan noch als sehr unwahrscheinlich und in den beiden Parteien wohl weiterhin noch als unvorstellbar. Allerdings werden es sicherlich mehr Parteien-/Listen ins Parlament schaffen, als in der Vergangenheit, was eine Regierungsbildung erheblich komplizieren wird. Der kroatische Wähler könnte sogar eine Ergebnis produzieren, das die beiden Volksparteien dazu zwingt, angesichts der verzweifelten Lage der kroatischen Wirtschaft und dem hohen Reformbedarf des Landes ernsthaft darüber nachzudenken, ob sie in der Zukunft tatsächlich mit einer ganzen Reihe von Koalitionspartnern, Politik zu machen versuchen sollen. Diese Koalitionspartner würden zahlreiche Ministerposten beanspruchen und bestrebt sein, ihre partikularen, politischen Interessen durchzusetzen, was einer wünschenswerten „Politik aus einem Guss“ entgegenstehen und ein effektives Regierungshandeln schwierig, wenn nicht sogar unmöglich machen würde. Zu hoffen bleibt, dass sich die antagonistischen politischen Lager in Kroatien nicht weiter blockieren und dem Weg Griechenlands folgen werden, wo sich jahrelang zwei Volksparteien selbst blockierten und die notwendige Strukturreformen versäumten. Man wird die Auszählung der Wählerstimmen abwarten müssen, bevor man endgültig abschätzen kann, wie kompliziert die Regierungsbildung werden wird; sicher erscheint jedoch, dass die beiden Volksparteien eher an Unterstützung verlieren und es im kroatischen Parlament wohl deutlich „bunter“ werden wird, als bisher.

50 Latest Polling in 4 Election Districts Show HDZ Leading SDP, Monday RTL TELEVIZIJA online edition, http://tinyurl.com/pxzc774 28

Exkurs: Karamarkos Quintett für die Wirtschaftswende51

Die HDZ-Führung hat inzwischen die Kandidaten identifiziert, welche das Programm zur Sanierung der kroatischen Wirtschaft umsetzen sollen, falls die HDZ die anstehenden Parlamentswahlen gewinnen sollte. Obwohl die größte kroatische Oppositionspartei die wichtigsten Richtlinien ihrer zukünftigen Wirtschaftspolitik noch immer nicht enthüllt hat, deuten die Expertenprofile der „Fünf Auserwählten“ schon darauf hin, wie Karamarkos angekündigter „2.Vaterländische Krieg“, diesmal gegen die wirtschaftliche Krise“ aussehen könnte. Das von der HDZ schon seit Wochen angekündigte Wirtschaftsprogramm, mit dessen Hilfe die wirtschaftliche Wende in Kroatien herbeigeführt werden soll, ist bisher zwar nur in Ausschnitten bekannt gemacht worden; man erwartet aber zu Beginn der heißen Phase des Wahlkampfes die Verkündung von 15 bis 20 wichtigen Maßnahmen durch jenes „Quintett“, das auch aufgefordert sein wird, diese Reformmaßnahmen im Falle eines Walsieges in die Tat umzusetzen. Zwar können nicht alle gleich ein Ministeramt erlangen, sie werden aber alle –so hat es momentan zumindest den Anschein- an der Verwirklichung der wirtschaftspolitischen Strategie der HDZ in der einen oder anderen Form beteiligt sein.

Domagoj Ivan Milošević

Eine herausgehobene Rolle in einem zukünftigen HDZ-Wirtschaftskabinett wird sicherlich Domagoj Ivan Milošević haben, der als bisheriger Koordinator aller Wirtschaftsgremien der HDZ fungierte und bereits über Kabinettserfahrung verfügt. Obwohl er in den 90er Jahren zuerst noch ein Medizinstudium an der Zagreber Universität abschloss, widmete sich Domagoj Milošević von Beginn an unternehmerischen Aktivitäten und absolvierte 2004 zusätzlich noch ein Aufbaustudium an der IEDC-Bled School of Management. Als Präsident des Kroatischen Arbeitgeberverbandes (HUP) wechselte er dann im Jahre 2011 als stellvertretender Ministerpräsident für Investitionen in die Regierung Kosor und könnte für ein vergleichbares Amt für den Bereich Wirtschaft ausgewählt werden. Es ist bekannt, dass er sich für die Reform des gesamten Öffentlichen Sektors und der Administration sowie für die Reform der Verwaltung von Staatsunternehmen einsetzt. In mehreren Auftritten wies er darauf hin, dass man in Kroatien unbedingt an der Verbesserung des Investitionsklimas arbeiten müsse und er sich deshalb für die Unterstützung des Privatsektors, besonders für kleine und mittlere Unternehmen und sie betreffende Steuererleichterungen einsetze. Milošević ist auch Koordinator aller HDZ-Wirtschaftsausschüsse.

Tomislav Ćorić

Obwohl er offiziell immer noch kein Parteimitglied sein soll, gilt Tomislav Ćorić als einer der größten HDZ- Hoffnungen und könnte, im Falle eines HDZ-Wahlsieges, sogar neuer kroatischer Finanzminister werden. Ćorić ist momentan Vorsitzender des Finanzausschusses der HDZ und wird in Parteikreisen als eine geduldige, immer zu Kompromissen bereite Person geschätzt. Als Professor an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Zagreb ist er fachkompetent, ihm fehlt es allein an politischer bzw. operativer (Verwaltungs-) Erfahrung. Er setzt sich in die Medien immer wieder mit der Politik bzw. den Handlungen der Regierung kritisch auseinander und verweist darauf, dass die HDZ zuerst beabsichtige den Rechtsrahmen für die Wirtschaft zu ändern, die die Gesundheits-, Verwaltungs- und Steuerreformen auf den Weg zu bringen. setzen würden. Deshalb werde man die Ergebnisse dieser Reformschritte noch nicht im ersten Quartal sondern erst an den Wirtschaftsindikatoren gegen Ende 2016 ablesen können.

Josip Budimir

Der Ökonom Josip Budimir begann seine berufliche Laufbahn in den 90er Jahren beim führenden kroatischen Waschmittel- und Körperpflegeunternehmen (Osijeker Saponija) und arbeitete anschließend im Vorstand der

51 Vuković, Rozita (2015): „Karamarkos Quintett für die Wirtschaftswende“. In Globus. Nr.1289, S. 17-19 (21.08.2015)

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Vinkovačka Bank. 1997 trat er in die HSLS Partei ein und wurde dort bald schon Mitglied im Parteipräsidium. Im Jahre 2000 verpflichtete ihn der damalige Verteidigungsminister Jozo Radoš (HDZ) als Berater, wobei er die Funktion anschließend auch neben so unterschiedlichen Amtsinhabern, wie Željka Antičević (SDP) und Berislav Rončević weiter ausübte. Seit nunmehr neun Jahren ist Budimir Vorstandsmitglied eines der erfolgreichsten Lebensmittelproduktions- und Exportunternehmen in Kroatien und setzt sich für Strukturreformen und Kostensenkungen im Gesundheits- und Rentensystem ein. Er plädiert ebenso für eine Reduzierung der Anzahl der administrativen Einheiten und deren grundlegende Neustrukturierung. Er ist zudem der Meinung, dass man das Beamtengesetz abschaffen und den Status der Beschäftigten in der Öffentlichen Verwaltung im Rahmen eines normalen Arbeitsgesetzes regeln solle. Diese Maßnahmen würden eine Rationalisierung der Zahl der Öffentlich Bediensteten, deren angemessene Bezahlung und eine bessere Personalauswahl ermöglichen.

Ivana Maletić (MdEP)

Ivana Maletić absolvierte an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Zagreb zuerst einen Masterstudiengang und veröffentlichte seitdem eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der öffentlichen Finanzen. Ihre politische Karriere begann sie als Mitarbeiterin und später Beraterin im Finanzministerium. Sie stieg dann zur Assistentin des Ministers und schließlich zur Staatssekretärin auf und nahm in dieser Funktion als Stellvertreterin des kroatischen Verhandlungsführers für Regionalpolitik und EU Fonds, an den EU Beitrittsverhandlungen teil. Momentan ist sie im EU-Parlament (noch) Mitglied im Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik, während sie in der HDZ dem Ausschuss für regionale Entwicklung und EU-Fonds vorsitzt. Maletić ist in den kroatischen Medien sehr präsent, wenn es darum geht, der Regierung Versäumnisse bei der Mobilisierung von EU Fonds vorzuwerfen. Sie verfügt über sehr gute Verbindungen in der Katholische Kirche, durch die sie eine bedeutende Unterstützung erfährt.

Goran Marić

Neben diesen durchaus ministrablen Kandidaten wird zum Beispiel auch dem HDZ Parlamentsmitglied Goran Marić, der sich als promovierter Wirtschaftswissenschaftler und aktueller Vizepräsident des Ausschusses für Finanzen und Haushalt im kroatischen Parlament nun schon seit Jahren mit den aktuellen Wirtschaftsproblemen Kroatiens auseinandersetzt, Bedeutung beigemessen. Im Gegensatz zu seinen Mitstreitern, die eher der liberalen Strömung in der Makroökonomie angehören, ist Goran Marić ein großer Kritiker des „neoliberalen“ Models, des er erst jüngst im Rahmen seiner neusten Publikation mit dem Titel: „Zusammenbruch der falschen Prophezeiungen“, heftig kritisiert. In der kroatischen Öffentlichkeit ist er durch seine Kritik an der kroatischen Zentralbank hervorgetreten und äußerte sich verschiedentlich auch kritisch gegenüber Plänen zur Privatisierung öffentlicher Unternehmen sowie der Begrenzung sozialer Rechte. Viel sehen in ihm das „soziale Gewissen“ der HDZ und es bleibt abzuwarten, wie er sich den anderen Wirtschaftsexperten im HDZ-Team anpassen wird, wenn es tatsächlich zur Regierungsübernahme durch die HDZ kommen sollte.

Weitere HDZ Wirtschaftsberater

Dazuzurechnen ist etwa auch Đuro Njavro, der bei der Erarbeitung der HDZ Wirtschaftsprogramms, eng mit den Vertretern des IFO Instituts zusammengearbeitet hat. Neben Željko Lovrinčević vom Zagreber Wirtschaftsinstitut werden auch Martin Pastuović und Marko Kolaković als Vorsitzender des HDZ-Wirtschaftsausschusses und Professor an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät dem HDZ Vorsitzenden Karamarko als Wirtschaftsberater dienen. Weitere bekannte Wirtschaftsexperten der HDZ, wie etwa der ehemalige Finanzminister Ivan Šuker und das Mitglied des HDZ Parteipräsidiums, Oleg Butković, werden als durchaus ministrabel eingestuft und könnten ebenfalls entsprechende Funktionen z.B. im Bereich Transport, Verkehr und Infrastruktur übernehmen.

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5. Kopf an Kopf Rennen in Kroatien (06. November 2015)

Zu Beginn der letzten Woche vor den Parlamentswahlen in Kroatien gab der zuständige Minister für die Öffentliche Verwaltung bekannt, dass nach Prüfung aller Wählerlisten bei den kommenden Parlamentswahlen insgesamt 3.755.065 Wähler mit Wohnsitz in Kroatien aufgerufen sind, ihre Stimme abzugeben. Zudem hätten sich 21.632 in Bosnien Herzegowina, 1.040 in Serbien und weitere 5.882 in Deutschland lebende kroatische Staatsbürger ebenfalls in Wählerlisten eingetragen, was diesmal zu einer nahezu gleichen Anzahl von Wahlberechtigten führt, wie in der letzten Parlamentswahlen im Jahre 2011. Nahezu 3,8 Mio. Kroaten werden also am 8. November in 6.574 Wahllokalen in Kroatien und 114 Wahllokalen in weiteren 48 Staaten, in denen Kroaten ansässig sind über das weitere Schicksal ihres Landes abstimmen.52

Letzte inhaltliche Wahlkampfdebatten

Bis zuletzt kämpften die Parteien auf zahlreichen Wahlveranstaltungen im ganzen Land, wie auch in den Medien um die Stimmen der kroatischen Wähler. In einer wenige Tage vor den Wahlen auf dem Privatsender Nova TV gesendeten Podiumsdiskussion zwischen Kandidaten der größeren kroatischen Parteien, wurden noch einmal die wichtigsten, die kroatische Bevölkerung aktuell bewegenden Fragen, zur Diskussion gestellt. Auf die Frage, welches Reformvorhaben sie zu allererst umsetzen würden, wenn Sie nach den Wahlen die Möglichkeit dazu hätten , sagte der SDP-Vertreter Orsat Miljenic, seine Koalition würde vor allem sofort eine Steuerreform ins Werk setzen, Gebühren senken und die Öffentliche Verwaltung sowie das Schul-/Bildungswesen reformieren. Der HDZ-Vertreter Zeljko Reiner meinte dagegen, dass seine Koalition zuerst das Wirtschaftssystem reformieren würde, um ein besseres Investitionsklima gerade auch für kleine Unternehmen und Familien-geführte (landwirtschaftliche) Betriebe zu schaffen. Zudem sollte der kroatischen Landwirtschaft generell mehr geholfen werden, die Öffentliche Verwaltung effizienter strukturiert und durch geeignete familienpolitische Maßnahmen versucht werden die Geburtenrate in Kroatien zu erhöhen. Der MOST-Vertreter (und ehemalige Vizepräsident der HDZ), Drago Prgomet sprach sich ebenfalls für eine Reform der Öffentlichen Verwaltung aus, die seine Koalition “entpolitisieren” würde, wobei man auch eine Reduzierung der regionalen und lokalen Verwaltungsstrukturen um ein Drittel befürworte. Mirela Holy von ORaH schloss sich beiden Vorhaben an, wobei sie jedoch nur noch Verwaltungsstrukturen für insgesamt 5 Regionen, 50 Städte und 150 Gemeinden in Kroatien für sinnvoll erachte. Der jugendliche Kandidat von ”Human Wall” Ivan Sincic beklagte dagegen die aktuell sehr hohen Kreditzinsen in Kroatien und befürwortete deshalb eine grundlegende Reform der kroatischen Geldpolitik. Auf die Frage, was sie von der viel diskutierten möglichen Senkung der Mehrwertsteuer bzw. einer Anhebung des steuerfreien Grundeinkommens hielten, antwortete Zeljko Reiner (HDZ), dass seine Koalition eine Reduzierung der Mehrwertsteuersatzes von aktuell 25% auf 23% in der Mitte und eine weitere Senkung auf 20% am der Legislaturperiode ins Auge gefasst habe. Drago Prgomet (Most) wies dagegen darauf hin, dass er keinen Spielraum für solche Senkungen im kroatischen Haushalt sehe und dass das Münchner IFO-Institut eine solche Senkung ebenfalls nicht unterstütze und stattdessen eine Erhöhung des Freibetrags in der Einkommenssteuer empfohlen habe. Holy (ORaH) sprach sich für eine generell geringere Besteuerung von „Arbeit“ zulasten einer höheren

52 3.8 million Croatians eligible to vote in parl. elections Zagreb, 31. listopada 2015. (Hina) -

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Besteuerung von „Kapital“ aus, während der Vertreter der “Human Wall” eine 10% Kapitalertragssteuer forderte und der Vertreter von „Bandic365“ auf die Bedeutung eines ausgeglichenen Haushaltes hinwies.

Der SDP-Vertreter Orsat Miljenic verwies dann noch auf die ablehnende Haltung der EU-Kommission gegenüber Mehrwertsteuersenkungen und darauf, dass die bereits vollzogenen Steuererleichterungen der Regierung bereits zu einer höheren Kaufkraft der Bürger beigetragen hätten. Zu einem möglichen Abtreibungsverbot positionierte sich Holy (ORaH) genauso ablehnend wie Drago Prgomet (MOST), die beide die Meinung äußerte, dass Abtreibung keine Form der Verhütung werden dürfe, während Reiner (HDZ) als Mediziner unterstrich, dass ein solcher Eingriff der Frau immer körperlich schade und Spätfolgen zeitigen könne. Im Hinblick auf die anerkannte Notwendigkeit zu verstärkten Investitionen in Wissenschaft und Technologie äußerte der HDZ-Vertreter Radovan Fuchs in einer weiteren Podiumsdiskussion die Auffassung, dass es tiefgreifender struktureller auch legislativer Reformen im Bildungssektor bedürfe und dass die HDZ beabsichtige, zum Zwecke der Innovationsförderung zwei Sonderfonds im Umfang von jährlich HRK 350 Mio. zu schaffen, um entsprechende Projekte zu fördern. Die existierenden EU- Fördermittel reichten bei weitem nicht aus, weshalb es unbedingt der Ergänzung durch nationale Fördermittel bedürfe, sobald dies die wirtschaftliche Situation wieder zuließe. Der SDP-Vertreter Davor Bernardic verwies dann darauf, dass der größte Anteil (80%) der Forschungsausgaben Personalkosten seien, und es deshalb darum gehen müsse, die in Wissenschaft und Industrie tätigen Beschäftigen einander noch näher zu bringen, mehr in die Natur- und Grundlagenwissenschaften zu investieren und die hiesige Forschungseinrichtungen verstärkt mit Wissenschaftlern im Ausland zu vernetzen. Der IDS-Vertreter Valter Boljuncic betonte dagegen die Notwendigkeit die Forschungsförderung stärker zu dezentralisieren, sodass lokale Institutionen mehr in Forschung investieren können, wobei ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz für die Anschaffung wissenschaftlicher Geräte hilfreich sein würde. Die Vertreter der kleineren Parteien „Smart“ und „ORaH“, Ivica Puljak und Ivica Buljan plädierten dagegen für weniger “legislativen Aktionismus” und eine Neubewertung des Bologna-Prozesses. Die MOST-Vertreterin Gordana Rusak beklagte stattdessen die desolate Lage der Forschung und Wissenschaft in Kroatien und sprach sich ebenfalls für vermehrte Forschungsförderung und eine stärkere Verzahnung von Wissenschaft und Industrie aus.

Unrealistische Wahlversprechen ?

Angesichts der in der Endphase des Wahlkampfes vorgestellten zahlreichen Wahlversprechen kam es auch zu einer Bewertung der damit verbundenen Mehrausgaben bzw. Mindereinnahmen des Staates. Kalkulationen zu den möglichen Kosten der von den beiden großen Volksparteien verkündeten Reformvorhaben bzw. Wahlversprechen sind dann zu dem Ergebnis gekommen, dass jene der SDP-Koalition den kroatischen Staat etwa HRK 6.8 Mrd. (ca. 900 Mio. Euro), die der HDZ-Koalition, sogar HRK 8.23 Mrd. (ca. 1,1 Mrd. Euro) kosten würden. So versprach die SDP-Koalition etwa Investitionen zur Verbesserung der Qualität des Bildungswesens und der Forschung sowie der Verbesserung der Energieeffizienz in Höhe von HRK 5.67 Mrd. Das Versprechen den Mutterschutz um zwei Monate zu verlängern würde jährlich HRK 300 Mio. kosten und die weiteren angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen bzw. lokalen Infrastruktur würden jährlich nochmal mit HRK 500 Mio. zu Buche schlagen. Auf der Einnahmenseite würde die Abschaffung des Gesundheitsbeitrags von aktuell 3% den Haushalt um HRK 39.97 Mio. bzw. weitere HRK 300 Mio. entgangene Steuereinnahmen belasten. Insgesamt würden diese Maßnahmen das kroatische Budgetdefizit jährlich um HRK 6.8 Mrd. erhöhen.

Die HDZ-Koalition hat ihrerseits versprochen die Renten auf ein Niveau von 60% des kroatischen Durchschnittseinkommens anzuheben, was zu jährlichen Mehrausgaben in Höhe von HRK 4.6 Mrd. (ca. 600 Mio. Eruo) führen würde. Die in Aussicht gestellte Prämie für jedes Neugeborene in Höhe von 1.000 Euro würde das Budget zusätzlich um HRK 317.2 Mio. belasten während die 5%-ige Erhöhung des Mutterschaftsgeldes mit weiteren Kosten in Höhe von HRK 45 Mio. verbunden wären. Auf der Einnahmenseite würde eine Senkung er MOST. von aktuell 25% auf 23% zu einem Einnahmeausfall von jährlich HRK 3.27 Mrd. (ca. 420 Mio. Euro) führen, während

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weitere Wahlversprechen mit jährlich HRK 8.2 Mrd. zu Buche schlagen würden.53 Die kroatische NGO „Plattform 112“ bezeichnete diese Vorhaben deshalb als unrealistische Versprechen, welche zum einen sowieso von den Steuerzahlern selbst bezahlt werden müssten und zum anderen gleichzeitig gegen eingegangene Verpflichtungen der kroatischen Regierung im Zusammenhang mit dem “Excessive Deficit Procedure” verstoßen würden.54

Die Finanzierung des Wahlkampfes55

Zu dem gesetzlich vorgegebenen Termin vor den Wahlen gaben die meisten Parteien Auskunft über den Umfang der erhaltenen Wahlkampfspenden, an denen sowohl die Popularität als auch die mögliche Abhängigkeit einzelner Parteien von Großspendern abgelesen werden konnte.

Die folgende Übersicht zeigt, dass die beiden großen Volksparteien, als Favoriten für einen Wahlsieg, die meisten Mittel einwerben konnten, um diese jedoch sofort wieder in den Wahlkampf zu investieren. Aufhorchen ließ die Summe von HRK 837.127, welche die SDP-Koalition für die Consultingleistungen der US-Beraterfirma: „Penn Schoen Berland (PSB) aufbringen musste, während die Vertreter der HSSB angaben, dass ihr überwiegen aus Eigenmitteln aufgebrachter überdurchschnittlicher finanzieller Einsatz damit zusammenhinge, dass man diese Wahlen, als für die eigene Partei von historischer Bedeutung ansehe und sie diese im Sinne eines „now or never“ angehen wolle.

Übersicht: Spenden und Wahlkampfausgaben

Koalitionen: Spenden Ausgaben Anzahl

HDZ + Co. 2,477.911 3,880.000 432 Family 180.000 98.000 70

Konservativ 133.000 140.000 e

MOST 215.000 300.000 51

HDSSB 726.000 605.000 Bandic 1,200.000

IDS-PGS 470.000

ORaH 260.000 170.000 25

Josipovic 417.925 936.000 42 SDP + Co. 32.600 10,000.000

Letzte Umfragen: HDZ(63) – SDP(60)

Nach letzten Anfang Oktober vom Meinungsforschungsinstitut „Promocija plus“ durchgeführten Umfragen von mehr als 10.000 Wählern in (den) 10 kroatischen Wahlbezirken würde das oppositionelle HDZ-Wahlbündnis es wahrscheinlich auf etwa 63 Mandate, das SDP-Wahlbündnis dagegen nur auf 60 Mandate bringen, was es zur Erreichung einer regierungsfähigen Mehrheit von mindestens 76 Mandaten erforderlich machen würde, mindestens

53 NGOs: Two largest coalitions making unrealistic promises, Nov 4 (Hina) 54 NGOs Calculate Budget Cost of Political Parties “Unrealistic” Election Promises, Wednesday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/owcfwnf 55 Political Parties and Coalitions Publicize Partial Financial Reports Monday HRT online edition, http://tinyurl.com/oej9xwn Monday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/poj5n6j

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weitere 13 (16) Abgeordnete (-mandate) von einer Zusammenarbeit in einem politischen Zweckbündnis (Koalition) zu überzeugen.

Für ein solches Zweckbündnis böten sich nach diesen Meinungsumfragen eine Reihe von kleineren Parteien/- bündnisse an; wobei man der unabhängigen Liste (MOST) bis zu 5 Mandate und der slawonischen Regionalpartei (HDSSB), wie auch dem Wahlbündnis der istrischen Regionalpartei (IDS) mit der (PGS) und dem Wahlbündnis des Zagreber Bürgermeisters, Milan Bandic (Bandic 365) jeweils weitere 3 Mandate zutraue. Jeweils ein weiteres Mandat traut man zudem der Bewegung dem politischen Nachwuchs von der Human Wall und den kroatischen „Grünen“ von ORaH zu.

Ausgenommen von dieser Meinungsumfrage blieb jedoch der 11. Wahlbezirk der kroatischen Diaspora, deren zu vergebenen drei (3) Mandate bisher immer alle der HDZ zugefallen sind und der 12. Wahlbezirk in dem die acht (8) Vertreter der kroatischen Minderheiten bestimmt werden.

Überblick: Letzte Umfragewerte (Okt. 2015) (Wk1=Wahlkreis1 , Zagreb Stadt)

Wahlbündnis: Sitze kum. WK 1 Zagreb

HDZ + Co. 63 30,0 26,3 Diaspora 3 66

MOST 5 71 9,4 8,2

Minderheiten 8

HDSSB 3 71 Bandic 365 3 68 5,8 IDS-PGS 3 65

ORaH 1 62 5,6 Human Wall 1 61 5,1

SDP + Co. 60 35,7 31,4

150

Dabei ist wichtig, zur Kenntnis zu nehmen, dass das SDP-Wahlbündnis aus verfassungsrechtlicher Überzeugung im 11. Wahl-bezirk gar keine Kandidaten aufgestellt hat, weil man gegen das Wahlrecht der Auslandskroaten eingestellt ist. Im 12. Wahlkreis haben sich dagegen vor dieser Wahl diesmal nur noch 41 individuelle Kandidaten – und damit 15 (31) weniger, als vor vier Jahren 2011 (2007) als Vertreter der verschiedenen anerkannten kroatischen Minderheiten um eines der acht Parlamentsmandate beworben. Nach diesen Umfragen sieht es also nach einem knappen „Wahlsieg“ des HDZ-Wahlbündnisses über Regierungskoalition aus, wobei aber eine parlamentarische Mehrheit erst noch „geschmiedet“ werden müsste. Schon im Jahre 2007 hatte es nach den damaligen Parlamentswahlen eine geraume Zeit gedauert, bis die HDZ eine entsprechende Unterschriftenliste bzw. eine solche Mehrheit der Mandate vorweisen konnte. Dabei ist auch noch zu berücksichtigen, dass das auch in Kroatien angewandte d´Hondt Verfahren bei der Zuteilung er Mandate generell zu einer Benachteiligung kleinerer Parteien führt. Sollte es also zu großen Unterschiede in den Parteistärken in einzelnen Wahlbezirken kommen, ginge das zu Laste der kleineren Parteien. Nachdem es kurz vor dem Wahltag, also immer wahrscheinlicher geworden ist, dass es einen sehr knappen Wahlausgang geben würde, verschob sich das öffentliche Interesse an

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den Wahlen zuletzt von den Inhalten und medialen Aspekten des Wahlkampfes hin zu der Diskussion über mögliche Szenarien immer wahrscheinlicher werdender Koalitionsverhandlungen. Sollte es also bis zu dem Wahltag – wie jetzt erwartet – bei dem aktuellen Kopf-an Kopf Rennen der beiden Volksparteien (-Koalitionen) in den Vorhersagen bleiben und sich diese auch im endgültigen Wahlergebnis bestätigen, keine der beiden Volksparteien (-Koalitionen) also eine regierungsfähige Mehrheit der Mandate gewinnen, beginnt die Suche nach Koalitionen mit kleineren Parteien um eine solche Mehrheit zustande zu bringen.56 Nun ist inzwischen jedoch ein Disput über die Rechte und Pflichten der Staatspräsidentin im Prozess der Mehrheitsfindung nach Parlamentswahlen entstanden. Die bisherige Praxis der Vergabe des Auftrags zur Regierungsbildung an den Spitzenkandidaten des Wahlbündnisses, der eine Unterschriftenliste der Mehrheit der gewählten Abgeordneten vorweisen konnte, wurde als nicht unbedingt „verfassungsrechtlich geboten“ eingeschätzt, was der Staatspräsidentin die Möglichkeit eröffnen würde stattdessen – wie in vielen anderen Ländern üblich – dem Spitzenkandidaten des Wahlbündnisse den Regierungsauftrag zu erteilen, der die meisten Stimmen auf seine Kandidatenliste vereinen konnte. Vertreter der kroatischen Zivilgesellschafft haben sich deshalb zuletzt mit der Bitte an die Staatspräsidentin gewandt, sich doch schon vor Auszählung der Stimmen zu diesem Sachverhalt zu erklären und mitzuteilen, nach welchem Prinzip sie den Auftrag zur Regierungsbildung zu vergeben beabsichtigt. Dies hat die Staatspräsidentin bis zum heutigen Tage verweigert.

Endkampf um Koalitionspartner

Damit stellen sich die Frage nach dem „Koalitionspotential“ der beiden Wahlbündnisse, wobei es wahrscheinlich um ca. 30 „disponible“ Mandate gehen wir, die es gilt auf „seine Seite“ zu ziehen. In diesem Zusammenhang erscheint es vielen Beobachtern ganz entscheidend, wer unter diesen Umständen „den ersten Aufschlag machen“ und mit dem Auftrag zur Regierungsbildung im Hintergrund auf diese Abgeordneten bzw. potentiellen Koalitionspartner zugehen darf. Es wurden deshalb verschiedene, mögliche Szenarien diskutiert:

I. Szenario: HDZ-angeführte Regierungsbildung

Für den Fall, dass das HDZ Wahlbündnis vorne liegen sollte und die Staatspräsidentin dem HDZ-Vorsitzenden den Auftrag zur Regierungsbildung übertragen würde, bräuchte die HDZ (63+3 Diaspora) in einem ersten Szenario die Unterstützung von nur noch 10 weiteren Abgeordneten (Mandate) um eine regierungsfähige Mehrheit im Parlament hinter sich zu wissen. Viele politische Beobachter glauben nun, dass die beiden Wahlbündnisse der Volksparteien nach der Verkündung des (knappen?) Wahlergebnisses in eine zweite Auseinandersetzung über die Mobilisierung kleinerer, aber notwendiger Koalitionspartner werden eintreten müssen. Als größte Gruppe möglicher Ansprechpartner böten sich also die parteipolitisch eher „ungebundenen“, neu-gewählten Vertreter der anerkennten Minderheiten in Kroatien an. Grundsätzlich böten sich wegen der unterstellten „ideologischen Nähe“ zur HDZ, Mandatsträger aus den Reihen von MOST und den „Reformisten“ um den ehemaligen HNS Wirtschaftsminister Radomir Cacic an, dem jedoch in den bisherigen Umfragen der Gewinn keines eigenen Mandat zugetraut wird. Kompliziert wird eine solche Suche durch den fehlenden „Fraktionszwang“, sodass jeder gewählte Abgeordnete individuell überzeugt werden muss, dem HDZ Spitzenkandidaten seine Stimme zu geben/leihen, was natürlich zu intransparenten gegenseitigen Verpflichtungen führen kann. Betrachtet man die Anordnung in unserer Übersicht, welche die unterstellte Nähe der Parteien zueinander zum Ausdruck zu bringen versucht, so wäre eine Vereinbarung der HDZ (63) mit den gewählten Diaspora- (3) und einigen Minderheitenvertreter (5) sowie den MOST Repräsentanten (5) denkbar um eine knappe Mehrheit (76) zu erreichen. Unter dem Druck einer solchen

56 Four Scenarios for Forming Post-election Government, Sunday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/q9pee98

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möglichen Einigung wären dann die unbedingt an einer Regierungsbeteiligung interessierten Regionalparteien, der „Istrian Democratic Congress“ (IDS) und die „Croatian Democratic Alliance of Slavonia and Baranja“ (HDSSB) geradezu gezwungen sich mit ihren jeweils (2x3) Vertretern einem solchen Regierungsbündnis doch noch anzuschließen, was gemeinsam mit den gewählten Abgeordneten der Liste des Zagreber Bürgermeisters Bandic (3) für die neue HDZ Regierung zu einer komfortableren Mehrheit von insgesamt 87 Mandaten führen könnte. Zu berücksichtigen ist auch, dass manchen Führer kleinerer Parteien, wie etwa Branimir Glavas (HDSSB) und Milan Bandic (Bandic 365) weniger an einem Parlamentsmandat als an der Immunität gelegen sein könnte, die eine Regierungsbeteiligung mit sich bringen würde, da beide ansonsten mit weiteren Gerichtsverfahren gegen sich rechnen müssten.

II. Szenario SDP-angeführte Regierungsbildung

In einem alternativen II. Szenario, in dem die Staatspräsidentin keinen unmittelbaren Regierungsauftrag erteilt, sondern entsprechende Konsultationen der Parteien abwartet, hätte dann auch ein möglicherweise knapp unterlegenes SDP-Wahlbündnis die Chance, die fehlenden 16 Mandate zu erringen, indem sie den bisherigen Koalitionspartner IDS/PGS (3) sowie alle Minderheitenvertreter (8) auf ihre Seite ziehen könnte. Die fünf restlichen Mandate müssten dann entweder von der HDSSB (3) und der Liste Bandic (3) oder vielleicht sogar von den Nachwuchspolitikern der Human Wall (1) kommen57. 58

Minderheitenvertreter als Mehrheitsbeschaffer?

Geht man von den besagten Umfragewerten aus und rechnet man den beiden großen Koalitionen Schritt für Schritt die Mandate ideologisch nahe stehender potentielle Koalitionäre hinzu, droht ein Gleichstand von 71 Mandaten und könnte dazu führen, dass die 8 zu vergebenen „Minderheiten“-Mandate den Ausschlag geben könnten. Von diesen Mandaten geht wenigstens 1 Mandat, höchstens jedoch 3 Mandate an Vertreter der serbischen Minderheit, jeweils ein weiteres Mandat an Vertreter der ungarischen und italienischen Minderheit, sowie ein weiteres gemeinsames Mandat an einen Vertreter der tschechischen und slowakischen Minderheit. Ein weiteres Mandat geht dann noch an einen Vertreter der albanischen, bosniakischen, montenegrinischen, mazedonischen und slowenischen Minderheit und das achte Mandate an einen Kandidaten der übrigen 12 anerkannten Minderheit es Landes, darunter auch der Deutschen.59 Insgesamt scheint jedoch klar, dass ein knappes Wahlergebnis den Preis der potentiellen Koalitionspartner für eine Regierungsbeteiligung eher hoch treiben könnte und damit womöglich deutlich weniger Kabinettsposten oder lukrative Funktionen in Staatsunternehmen für die Wahlgewinner übrig bleiben würden als erwartet, was sicher zu erheblichen Frustrationen bei Wahlsieger führen könnte.

All diese Überlegungen bzw. Spekulationen machen die Breite der möglichen Koalitionsoptionen deutlich, wobei noch nicht einmal die Möglichkeit einer „Großen Koalition“ zwischen den beiden Volksparteienbündnissen in die Betrachtung einbezogen wurde. Eine solche „Große Koalition“ hatte unter der Annahme der Realisierung der aktuellen Umfrageergebnisse zwar eine komfortable 2/3-Mehrheit von 63+60 = 123 Mandaten, müsste jedoch die existierenden erheblichen persönlichen Animositäten zwischen den beiden Spitzenkandidaten überwinden.

Klar ist, und das mag bei einem entsprechenden Wahlergebnis die Chancen für eine „Große Koalition“ erhöhen, dass das Regieren mit eine Vielzahl von kleineren Koalitionspartnern bzw. Vertretern von Kleinstparteien erheblich

57 Analysis of “Two Most Likely Scenarios” for Post-election Formation of New Government Friday JUTARNJI LIST online edition: http://tinyurl.com/poss69h 58 Role of Former SDP Members in Trying to Help it Win Second Government Mandate, Tuesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/nwlkm6t 59 Fewer candidates for minority constituency, ZAGREB, Oct 22 (Hina) 36

schwieriger machen würde, als es in der Vergangenheit der Fall. Bedenkt man, dass schon die Wahlbündnisse bzw. Listenverbindungen der beiden kroatischen Volksparteien HDZ und SDP selbst zahlreiche Vertreter von Kleinstparteien integrieren mussten, so darf man die Gefahr einer totalen parteipolitischen Zersplitterung der Regierungsarbeit einer daraus hervorgehenden Regierungskoalition nicht unterschätzen. Umfragen besagen, dass die Anhänger der beiden Volksparteien einer solchen „Großen Koalition“ durchaus wohlwollend gegenüberstehen, vor allem, wenn dadurch die Bildung einer Minderheitsregierung oder gar Neuwahlen verhindert werden könnte. Statt sich der erwarteten „Erpressung“ durch Kleinstparteien auszusetzen, könnten sich die beiden Volksparteien dann auf die politischen Projekte konzentrieren, die sie entweder ohnehin beide befürworten, wie etwa den Status quo im administrativen Staatsaufbau oder gemeinsam die notwendigen, aber schmerzhaften Reformen anzupacken, derer das Land dringend bedarf.

Wer wird neuer Ministerpräsident?

Blickt man von den politischen Parteien weg auf deren Spitzenkandidaten für das Amt des zukünftigen kroatischen Regierungschefs; so konzentriert sich die Betrachtung auf den bisherigen Ministerpräsidenten und SDP Vorsitzenden Zoran Milanovic und den Oppositionsführer und ehemaligen HDZ-Innenminister, Tomislav Karamarko. Zynische politische Kommentatoren, wie die kroatische Journalistin Jelena Lovric, haben diese Auseinandersetzung als “…clash of two political anti-heroes..” beschrieben und damit schon ihrer Missachtung beider Kandidaten zum Ausdruck gebracht. Zoran Milanovic wird dabei als ein “vehementer Populist” und Tomislav Karamarko als ein “konspirativer Manipulator“ beschrieben, der Politik vorzugsweise intransparent aus dem Hintergrund zu steuern bestrebt sei.60 Milanovic gilt zwar als zweifellos intelligenter, gut ausgebildeter, ehemaliger Diplomat der eher für seine politische Angriffslust als für seinen Arbeitseinsatz berühmt ist, während Karamarko zwar ein ähnlicher Arbeitsethos zugeschrieben wird, gleichzeitig aber auch ein eher provinzieller, im Umfeld katholischer klerikaler Kreise und der Geheimdienste geformter Charakter nachgesagt wird, der ihn überall um sich herum, zu bekämpfende Feinde erkennen lässt, so Lovric.61 Milanovic sehe sich als letzte Bastion des linken politischen Lagers zur Bewahrung seiner zivilisatorischen Errungenschaften, während Karamarko das notwendige Charisma zur Kontrolle des rechts-nationalen politischen Spektrums in Kroatien schlichtweg abgesprochen wird.62 Angesicht der sehr ähnlichen Wahlprogramme der beiden Volksparteien sehen viele allein die Wahl zwischen den zwei Spitzenkandidaten als entscheidend an, wobei im Falle eines auch nach den Wahlen wohl andauernden und von vielen erwarteten Reformstaus, die Frage gestellt wird, welcher dieser beiden Kandidaten dem Druck der Geldgeber aus dem Ausland besser gerecht werden bzw. standhalten könne. Gleichzeitig befürchten viele, dass der HDZ Vertreter inzwischen erlangte bürgerliche bzw. individuelle Freiheiten wieder beschneiden werde und befürchten, wie Milanovic, eine Rückkehr zu „korruptem Nationalismus“, dem sich der Amtsinhaber entgegenzustellen vorgibt. Einige Kritiker sehen in Karamarko keinen „lupenreinen“ Demokraten und ziehen immer wieder Vergleiche mit dem innenpolitischen und partei-internen Gebaren des ungarischen bzw. russischen Präsidenten. Der kroatische Journalist Zdenko Duka schreibt dem SDP Spitzenkandidaten Milanovic zwar auch entsprechende Schwächen zu, sieht ihn aber durch seine erfolgreiche Krisenbekämpfung in den letzten Wochen gestärkt.63 Er habe, so Duka, als Mensch und Politiker dabei an Statur gewonnen und man könne nun darauf vertrauen, dass er seine pragmatische, auf die Wahrung der Menschenrechte ausgerichtete, liberale Politik beibehalten werde, was Duka von dem HDZ Vorsitzenden dagegen nicht erwarte. Für den Eigentümer der PR- Agentur Manjgura, Kresimir Macan, bestehe der wesentliche Unterschied zwischen beiden Kandidaten in der Extrovertiertheit (Milanovic) und der Introvertiertheit (Karamarko) ihrer jeweiligen Charaktere, ihrer verschiedenen

60Analyses of Milanovic and Karamarko as Leading Candidates for Next PM, Sunday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/ox3sdu7 61 Ebenda 62 Ebenda 63 Analyses of Milanovic and Karamarko as Leading Candidates for Next PM, Sunday NOVI LIST online edition, http://tinyurl.com/qh6gl5e 37

beruflichen Laufbahnen und der Tatsache, dass Milanovic gewohnt sei, politischen Auseinandersetzungen gerne alleine bzw. auf sich allein gestellt auszutragen, während Karamarko diese oft an Andere delegiert und lieber im Hintergrund agiert.64 Werden die kroatischen Bürger zu ihrer Präferenz hinsichtlich des kommenden Regierungschefs befragt, setzte sich in den zurückliegenden Umfragen der SDP-Kandidat Zoran Milanovic immer deutlich besser in Szene, als sein Herausforderer.65 Die letzten Wahlkundgebungen vor der verordneten „Stille“ vor der Stimmabgabe zeigten ein eher bescheidenes Interesse der SDP-Anhänger, die deutlich weniger zahlreich zu der Abschlussveranstaltung der SDP auf dem Zagreber Jelacic-Platz gekommen waren, als die HDZ-Anhänger zu der entsprechenden „Großveranstaltung“ in der großen Sport-„Arena“, an der ca. 10.000 Anhänger der HDZ-Koalition mobilisiert werden konnten. Auf dieser Veranstaltung betonte Karamarko noch einmal den alten Wunsch seines Vorbilds und Staatsgründers Franjo Tudjman, dass sich das linke und das rechte politische Spektrum im Land aus Liebe zu Kroatien aussöhnen möge. Er verabscheue eine Spaltung der kroatischen Gesellschaft sondern trete für eine patriotische Anstrengung aller Bürger zur Überwindung der wirtschaftlichen Krise ein.66 Man müsse nicht immer den gleichen ideologischen Standpunkt vertreten, aber man solle sein Land lieben und für dessen Zukunft arbeiten und genau dies wolle er als zukünftiger Ministerpräsident Kroatiens tun. Er stehe für Aussöhnung ein und bestreite keinem Mitglied einer anderen Partei seinen Patriotismus ohne Grund.

Im Rahmen der Veranstaltung sprach auch der ehemalige Ministerpräsident der Slowakei, Mikulas Dzurinda der (in kroatischer Sprache) auf die positiven Erfahrungen seines Landes mit Reformen hinwies, die er auch Kroatien empfehlen wolle. Er bot seine Unterstützung im von Karamarko angekündigten Reformprozess an und verwies auf die zahlreichen Grußadressen anderer europäischer Politiker, wie etwa des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, des irischen Ministerpräsidenten Kenny, des bulgarischen Ministerpräsidenten Boyko Borissov, sowie der deutschen Abgeordneten Manfred Weber (CSU) und Michael Schneider (CDU). Vor dem Hintergrund des Gesagten, noch einmal auf ein bisher nahezu undenkbares Szenario hingewiesen, dass einige inzwischen für durchaus bedenkenswert erachten, nämlich das Szenario einer „Großen Reformkoalition“ aus HDZ und SDP, die sich entweder eines „externen“ Ministerpräsidenten, der keiner der beiden Volksparteien angehört, bedienen könnte oder einen Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten nach der ersten Hälfte der kommenden Legislaturperiode vorsieht, wie es in der Vergangenheit bereits in anderen Ländern (Israel) praktiziert worden ist. Mit einer in einem solchen Fall zu erwartenden deutlichen parlamentarischen 2/3-Mehrheit könnten alle die vor allem wirtschaftlichen und finanzpolitischen Reformvorhaben, die das Land unbedingt benötigt, leichter bzw. gegen einen geringeren (parlamentarischen) Widerstad durchgesetzt werden, als mit den sonst drohenden „knappen Mehrheiten“. Auch wenn solche Koalitionsoptionen in Krisenländern, wie Griechenland und Portugal, bisher noch nicht ergriffen worden sind, halten einige politische Beobachter dies nicht für keinen ausreichenden Grund, bei einem entsprechend knappen Wahlergebnis auch eine solche Möglichkeit ins Auge zu fassen bzw. nicht von vorne herein auszuschließen.

Abschließend sei noch auf das aktuelle schöne, sonnige Wetter in Kroatien und die möglichen Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung eingegangen. Da eine Stimmabgabe nur am Wohnort möglich ist, könnten Wochenendurlauber sonnige Stunden an der Adria oder in den Bergen einer Stimmabgabe vorziehen und damit die Wahlbeteiligung senken. Beobachter glauben, dass davon die HDZ-Koalition profitieren könnte, denn ihr wird es als Opposition leichter fallen ihre Anhänger zur Stimmabgabe zu bewegen, als die Regierungskoalition.

64 Ebenda 65 Polls Predict HDZ Coalition will Win 63 Sabor Seats, SDP 60 Thursday RTL TELEVIZIJA online edition 66 Karamarko would like to see Croatia's left, right wings united in love for homeland, ZAGREB, Nov 6 (Hina) -

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6. Überraschendes Patt lässt an erfolgreicher Regierungsbildung zweifeln (16. November 2015)

Nahezu 3,8 Mio. Kroaten waren am 8. November aufgerufen ein neues Parlament zu wählen und immerhin ca. 2,3 Mio. kroatische Bürger und damit etwas mehr als 60% sind diesem Aufruf gefolgt.

Das Ergebnis der Parlamentswahlen

Nach Auszählung aller Stimmen kam die HDZ Koalition in Kroatien auf insgesamt 56 Sitze ergänzt um alle drei Sitze, die sie in der Diaspora erringen konnte. Die SDP Koalition kam dagegen in Kroatien auf ebenfalls 56 Sitze, bleibt damit aber zweit-stärkste Fraktion im zukünftigen Parlament. Zur Überraschung aller erreichte die von offensichtlich sehr vielen kroatischen Wählern als neue „dritte Kraft“ unterstützte Partei: MOST (Brücke) nicht vorhergesagte 19 Sitze (!) und ist deshalb als Koalitionspartner bzw. Mehrheitsbeschaffer für alle anderen Parteien bzw. Koalitionen als Ganzes unverzichtbar, um eine Regierungsmehrheit zusammen zu bringen. Auf die Vertreter der kroatischen Minderheiten entfielen wieder 8 Mandate und auf die kleineren Parteien verteilen sich auf die IDS 3, HDSSB und Bandic 365 jeweils 2, die Reformisten und auf Human Wall jeweils 1 Mandat, also insgesamt 8+9=17 Mandate. Damit erreichen alle Kleinparteien zusammen weniger Mandate als MOST alleine und deshalb hält MOST als „Zünglein an der Waage“ die Entscheidung über die Nominierung eines Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt, wie auch die Regierungsbildung fest in ihren Händen, wenn sie einheitlich auftritt und gemeinsam ihrer Interessen artikuliert bzw. verfolgt.

Endgültiges Wahlergebnis

I.-XII. Wahlkreis Liste: Stimmen % Sitze % HDZ+ 771.070 34,08 59 39,07 SDP + 742.909 32,83 56 37,08 MOST 303.564 13,42 19 12,58 IDS 42.193 1,86 3 1,98 Bandic 75.527 3,34 2 1,32 HDSSB 30.443 1,35 2 1,32 Human 94.877 4,19 1 0,66 Reformist 32.540 1,44 1 0,66 Sonstige 169.659 7,50 0 0 Mind. 36.859 1,63 8 5,29 Insgesamt 2.262.782 100 151 100

Insgesamt entschieden sich 742.909 in Kroatien ansässige Wähler für die Regierungskoalition, 746.626 dagegen für die Oppositionskoalition, was beiden großen Volksparteien und ihren Listenpartnern jeweils 56 Sitze im neuen kroatischen Parlament bescherte. Allerdings gewann die HDZ-geführte Koalition 24.444 Stimmen und damit bei einem Stimmenanteil von 85,69% alle weiteren 3 Sitze im Diaspora-Wahlkreis Nr. 11. Insgesamt konnte die HDZ Koalition auf diese Weise 28.161 mehr Stimmen auf sich vereinen, als die SDP Regierungskoalition und beanspruchte den Wahlsieg für sich. Die Regierungskoalition verwies jedoch sofort darauf, dass die bisher mit ihre verbundene IDS/PGS/RI Koalition, welche diesmal (nur) in Istrien (Wahlbezirk Nr. 8) als separate Listenverbindung ins Rennen gegangen war, immerhin 42.193 Stimmen und damit 3 Mandate erringen konnte und man deshalb von einem Patt (Gleichstand) zwischen den beiden großen politischen Lagern ausgehen müsse. Und keiner der beiden Koalitionen aus dem Wahlergebnis einen klaren Regierungsauftrag ableiten könne.

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Zur dritt-stärksten Listenverbindung wurde MOST (Bridge of Independent Lists) eine Gruppierung kommunaler Amtsträger und unabhängiger Kandidaten die es auf eine überraschende Stimmenzahl von insgesamt 303.564 und damit 19 Parlamentssitze brachte und es fertigbrachte in allen zehn kroatischen Wahlkreisen die 5%-Hürde zu überwinden. Die neuen bzw. bereits bekannten, kleineren politischen Gruppierungen enttäuschten dagegen. So erreichte die - neben der IDS zweite regional ausgerichtete, ausschließlich im 4. Wahlbezirk (Slawonien) kandidierende - HDSSB (Croatian Democratic Party of Slavonia and Baranja) insgesamt nur 21.844 und damit 11.6% der in diesem Wahlbezirk abgegebenen Stimmen, die der Partei nur 2 Mandate bescherten. Auf eine gleiche Zahl an Mandaten kam auch die Liste des Zagreber Bürgermeisters Bandic, der sich in den Wahlbezirken der Hauptstadt ebenfalls mehr Unterstützung durch den Wähler versprochen hatte. Er gehört damit genauso zu den großen Verlieren dieser Wahlen, wie der Vorsitzende der “Reformisten” und ehemalige kroatische Wirtschaftsminister Radimir Cacic, der in „seinem“ Wahlbezirk Nr. 3 insgesamt nur 13.314 Stimmen (6.44%) gewann und seiner Partei nur ein (sein) Mandat sichern konnte. Noch schlechter ging es seinem Koalitionspartner und ehemaligen kroatischen Staatspräsidenten Ivo Josipovic, dem es im Wahlbezirk Nr. 1 mit seinen nur 2.365 Stimmen (1,01%) noch nicht einmal gelang, die 5%-Hürde zu überwinden, die der Gewinn zumindest eines Mandates erforderte.67 Im Ergebnis brachte es die HDZ-geführte “Patriotische Koalition” in den 10. Wahlbezirken landesweit insgesamt auf genau 3.717 Stimmen mehr als Ihr Hauptkonkurrent, die SDP-geführte “Croatia is growing” Koalition und nahm deshalb sofort für sich in Anspruch, als größte Parlamentsfraktion zum Wahlsieger erklärt und mit der Regierungsbildung beauftragt zu werden.68

Ergebnisse in den Wahlkreisen

Betrachtet man nun die Wahlergebnisse in den einzelnen Wahlbezirken so konnten die konkurrierenden beiden Volksparteien jeweils 5 Wahlbezirke für sich entscheiden, während es der „Überraschungsdritte“ MOST seine besten Ergebnisse in der Hauptstadt Zagreb und im Süden des Landes erzielte.

Im Wahlbezirk 1 (Nordwest Zagreb) konnte sich die SDP-geführte Koalition mit einem Stimmenanteil von 39.15% (7 Mandate) gegenüber der HDZ-geführten Koalition mit einem Stimmenanteil von nur 26.03% (4 Mandate) und MOST mit einem Stimmenanteil von immerhin 18.39% (3 Mandate) klar durchsetzen.

Im Wahlbezirk 2 (Zagreb-Ost) konnte sich die SDP-geführte Koalition dagegen mit einem Stimmenanteil von 32.49% (5 Mandate) ganz knapp nicht gegen die HDZ-geführte Koalition durchsetzen, die einen Stimmenanteil von 33.35% (6 Mandate) erreichte und MOST mit einem Stimmenanteil von 13.13% (2 Mandate) deutlich hinter sich ließ. In diesem Wahlbezirk konnte der Zagreber Bürgermeister Milan Bandic mit einem Stimmenanteil von 7,92% knapp die 5%- Hürde überwinden und sich seinen Parlamentssitz sichern.

Im Wahlbezirk 3 (Nord-Kroatien) sicherte sich die SDP-geführte Koalition mit einem Stimmenanteil von 49.15% (8 Mandate) gegenüber der HDZ-geführten Koalition mit einem Stimmenanteil von nur 24.47% (4 Mandate) einen sehr deutlichen Sieg den auch MOST mit einem Stimmenanteil von nur 7.90% (1 Mandat) anerkennen musste. In diesem Wahlbezirk gelang es sowohl den „Reformisten” unter Radimir Cacic mit seinem Stimmenanteil von 6.44% als auch dem „Human Wall“ Spitzenkandidaten mit einem Stimmenanteil von 5.26% jeweils ein Mandat zu erringen.

67 HDZ coalition wins 3,641 votes more than SDP coalition in Croatia, ZAGREB, Nov 9 (Hina) 68 Karamarko Declares HDZ Election Victory; Milanovic Invites MOST into SDP Coalition, Sunday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/puoormy

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Im Wahlbezirk 4 (Osijek-Slawonien) konnte sich wiederum die HDZ-Koalition mit einem Stimmenanteil von 36% (6 Mandate) gegenüber der SDP-geführten Koalition mit einem Stimmenanteil von nur 29.24% (5 Mandate) durchsetzen, während es die in diesem Wahlbezirk traditionell starke Regionalpartei: HDSSB mit einem Stimmenanteil von immerhin 11,60% (2 Mandate) einen Achtungserfolg und MOST mit 10,70% immerhin noch ein Mandat und damit ebenfalls ein gutes Ergebnis erzielen konnte.

Auch im Wahlbezirk 5 (Ost-Kroatien), nahe der Grenze zu Serbien, konnte sich die HDZ-Koalition mit einem Stimmenanteil von 46,05% (8 Mandate) gegenüber der SDP-geführten Koalition mit einem Stimmenanteil von nur 25,56% (4 Mandate) durchsetzen, während es MOST mit einem Stimmenanteil von 11,45% immerhin auf 2 Mandate brachte.

Im Wahlbezirk 6 (Zagreb-Südost) konnte sich die SDP-geführte Koalition dagegen mit einem Stimmenanteil von 35,35% (6 Mandate) wieder ganz knapp gegen die HDZ-geführte Koalition durchsetzen, die einen Stimmenanteil von 32,94% (5 Mandate) erreichte und sowohl MOST mit einem Stimmenanteil von 13,96% (2 Mandate) als auch die Liste Bandic 365 mit einem Stimmenanteil von 5,71% deutlich hinter sich ließ.

Auch im Wahlbezirk 7 (Südwest Zagreb), nahe der Grenze zu Slowenien, konnte sich die SDP-Koalition mit einem Stimmenanteil von 34,71% (6 Mandate) gegenüber der HDZ-geführten Koalition mit einem Stimmenanteil von 31,93% (5 Mandate) durchsetzen, während es MOST auf einen Stimmenanteil von 15,70% (2 Mandate) und der Spitzenkandidat Ivan Simic von Human Wall auf einen Stimmenanteil von 5,79% und die Liste Bandic 365 auf einen Stimmenanteil von 5,31% und damit jeweils ein Mandat brachte. (Bandic bekam kein Mandat im 7 Wahlbezirk obwohl er mehr als 5% der Stimmen hatte, wegen der D Hondt Methode)

Im Wahlbezirk 8 (Istrien) konnte sich die SDP-geführte Koalition mit einem Stimmenanteil von 37,71% (7 Mandate) sehr deutlich von allen anderen Listen, wie etwa der Regionalpartei IDS mit einem Stimmenanteil von 19,77% (3 Mandate) sowie der HDZ-Koalition und MOST mit Stimmenanteilen von jeweils 17,51% (3 Mandate) und 10,51% (1 Mandat) distanzieren.

Im Wahlbezirk 9 (Zentral-Kroatien), nahe der Grenze zum serbischen Teil von Bosnien Herzegowina sicherte sich die HDZ-geführte Koalition mit einem Stimmenanteil von 49,54% (8 Mandate) gegenüber der SDP-geführten Koalition mit einem Stimmenanteil von nur 25.99% (4 Mandate) den gewohnt sehr deutlichen Sieg, während es MOST hier immerhin mit einem Stimmenanteil von nur 15,12% (2 Mandate) immerhin gelang einen Achtungserfolg zu erzielen.

Auch im Wahlbezirk 10 (Dalmatien) sicherte sich die HDZ-geführte Koalition mit einem Stimmenanteil von 41,50% (7 Mandate) gegenüber der SDP-geführten Koalition mit einem Stimmenanteil von nur 28,91% (4 Mandate) den traditionell sicheren Sieg, während es MOST auch hier mit einem Stimmenanteil von 18,44% immerhin auf 3 Mandate bringen konnte.

Im Wahlkreis 11 (Diaspora) konnte die HDZ-Koalition, wie schon in der Vergangenheit, mit einem überragenden Stimmenanteil von 85,69% in Abwesenheit von Kandidaten der SDP-Koalition, wieder alle drei zu vergebenden Mandate gewinnen.

Im Wahlkreis 12 (Minderheiten), in dem es immerhin insgesamt 8 Mandate zu erringen galt, erreichte Milorad Pupovac, als Führer der “Independent Democratic Serb Party (SDSS)“ die meisten Stimmen der serbischen Minderheit in Kroatien gefolgt von Mile Horvat der „Our Party“ und Mirko Raskovic ebenfalls von SDSS. Die ungarische Minderheit wird zukünftig von Sandor Juhas und Robert Jankovics, während die italienische Minderheit von Furio Radin, der es auf immerhin 65,38% der abgegebenen Stimmen brachte, vertreten wird.

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Vladimir Bilek gewann die größte Unterstützung in der tschechischen und slowakischen Minderheit während Veljko Kajtazi von den folgenden, annotierten Minderheiten: (Österreich, Bulgarien, Deutsch, Polnisch, Roma, Rumänen, Ruthenen, Russisch, Türkisch, Ukrainisch, Vlach und jüdischen Minderheiten) ins Parlament entsandt wurde. Das für die albanische, bosniakische, montenegrinische, slowenische und mazedonische Minderheit reservierte Mandat errang Ermina Lekaj (21,10%). Von diesen insgesamt acht Minderheiten- Vertretern konnten sechs ihr bereits bestehendes Parlamentsmandat verteidigen, während nur Mirko Raskovic and Ermina Lekaj neu im kroatischen Parlament vertreten sein werden.69

Erfolge einzelner Listenkandidaten

Üblicherweise gelingt es den jeweiligen Spitzenkandidaten der Parteien-/Koalitionen die höchste Anzahl an Präferenzstimmen ihrer jeweiligen Liste auf sich zu vereinen, was allgemein als besonderer, individueller Vertrauensbeweis der Wähler angesehen wird. Entsprechend konnte es kaum überraschen, dass der Spitzenkandidat der „Patriotischen Koalition, der HDZ-Vorsitzende, Tomislav Karamarko mit 36,92% der Präferenzstimme die meisten seiner Partei auf sich vereinen konnte, gefolgt von Zeljko Reiner (37,57%), Damir Krsticevic (36,75%), Miroslav Tudjman (30,04%) and Damir Jelic (20,83%). Auch in der SDP-geführten „Kroatien wächst“ Koalition führt der SDP-Vorsitzende Zoran Milanovic mit 54,39% Präferenzstimmen die Liste an gefolgt von Ante Kotromanovic (38,01%), Ranko Ostojic (37,75%), Boris Lalovac (36,77%), Josip Leko (33,12%), Milanka Opacic (28,06%), Sinisa Hajdas Doncic (25,20%) und Zeljko Jovanovic (22,15%). Beim Überraschungssieger Most gingen die meisten Präferenzstimmen an Bozo Petrov 59,70% vor dem ehemaligen Vize-Präsidenten der HDZ, 70 Drago Prgomet (49,75%), Stipe Petrina (43,48%), Ivan Lovrinovic (32,07%) and Robert Podolnjak (28,68%).

Nach langen parlamentarischen Auseinandersetzungen gab es bei diesen Parlamentswahlen erstmals die Möglichkeit für den Wähler, die von den jeweiligen Parteispitzen ausgehandelten Listen (-plätze) einzelner Kandidaten durch das zusätzliche Ankreuzen von Listenkandidaten zu modifizieren. Das zusätzliche Ankreuzen eines bestimmten Listenplatzkandidaten (Präferenzstimme) ermöglicht es diesem ohne Rücksicht auf seinen ursprünglichen Listenplatz (auf dem Wahlzettel) für den Fall, dass er mehr als 10% aller für diese Liste abgegebenen Stimmen erreicht, die vorgegebene Listenreihenfolge zu verändern bzw. zu überspringen, also in der Liste aufzurücken und ggfs. ein Mandat zu erringen. Zur Überraschung mancher Spitzenfunktionäre kam es dieses Mal dann auch zu unerwarteten Vertrauensbeweisen der Wähler für einzelne Kandidaten auf niederen Listenplätzen. Manchen Kandidaten gelang es, trotz ihres eigentlich chancenlosen bzw. unsicheren Listenplatzes, allein durch Präferenzstimmen der Wähler ins Parlament gewählt zu werden.

So gelang es etwa dem MOST Vorsitzenden und Bürgermeister von Metkovic, Bozo Petrov, der sich im Wahlbezirk 10 nur als 14. und damit letzter Kandidat auf seiner Parteiliste hatte aufstellen lassen, mit 59,70% der für seine Partei abgegebenen Präferenzstimmen auf Rangplatz 2 seiner Liste hochzuhieven und damit ins Parlament gewählt zu werden. Auch die für die SDP-Koalition kandidierende bisherige Bauministerin, Anka Mrak Taritas von der HNS schaffte es im Wahlbezirk 2 als eigentlich auf Platz 8 der SDP-Koalitionsliste positionierte Bewerberin mit Hilfe von 10,91% Präferenzstimmen das vierte von insgesamt fünf Koalitionsmandaten zu erringen. Auch ihrem zuerst auf Listenplatz 14 gesetzten HNS-Parteifreund, Predrag Stromar, gelang es im Wahlbezirk 3 mit Hilfe von 16,54% Präferenzstimmen schließlich das fünfte von insgesamt acht gewonnen Mandaten seiner SDP-geführten Koalition zu erlangen. Auch Stevo Culej, der im Wahlbezirk 5 auf der HDZ-geführten Liste auf Listenplatz 8 ins Rennen gegangen war, konnte mit 10,88% der Präferenzstimmen genauso überraschend ins neue Parlament einziehen, wie sein Parteifreund, Drazen Barisic der im Wahlbezirk 6 ebenfalls auf Listenplatz 8 ins Rennen gegangen war und mit

69 HDZ wins 59 seats, SDP 56, Bridge 19, ZAGREB, Nov 9 (Hina) - 70 Preferential voting: Bridge leader, heads of party slates win most votes, ZAGREB, Nov 9 (Hina) -

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Hilfe von 12,07% der Präferenzstimmen den 4. Rangplatz und damit einen Sitz im neuen Parlament erringen konnte. Ein weiterer HDZ Kandidat, dem dies gelang, war Ivan Kirin der im Wahlbezirk 8 auf Listenplatz 7 ins Rennen gegangen war und es mit Hilfe von 10,94% der Präferenzstimmen schließlich als dritter und letzter der HDZ-Liste ins neue Parlament geschafft hat. Blickt man auf das Gesamtergebnis in den Wahlkreisen, bzw. die Zahl der in einzelnen Wahlbezirken errungenen Parlaments-mandaten, so fällt auf, dass sich die HDZ-Koalition in allen bis auf den Wahlbezirken 1, 9 und 11 verbessern konnte, während sich die Stärke der SDP-Koalition in allen Wahlbezirken verringerte. Auch wenn man die separate Kandidatur der IDS, die letztes Mal noch als Partner in der SDP Koalitionen angetreten waren, berücksichtigt, verliert die SDP-geführte Koalition immerhin insgesamt 24 Mandate, während die HDZ-Koalition 12 hinzugewinnen konnte. Die erstmals kandidierende MOST-Koalition konnte mit ihren neu-gewonnenen 19 Mandaten allerdings den größten Zuwachs an Mandaten verzeichnen, wobei viele politische Beobachter glauben, dass Most in etwa gleichem Umfang sowohl von der HDZ- als auch von der SDP-geführten Koalition Stimmen abwerben konnte. Dieser für alle politische Beobachter in Kroatien überraschende Wahlerfolg einer erst vor wenige Monaten gegründeten Partei unabhängiger Amts- und Funktionsträger auf kommunaler Ebene hat viele Wähler sowohl konsterniert als auch mit Hoffnung erfüllt, dass sich nun in der politischen Landschaft Kroatiens etwas Grundlegendes ändert.

Übersicht: Mandatsverteilung HDZ-SDP

HDZ+ SDP+

2011 2015 2011 2015

Wahlkreis Sitze Sitze I. 4 4 9 7 II. 4 6 8 5 III. 3 4 10 8 IV. 4 6 6 5 V. 6 8 6 4 VI. 4 5 9 6 VII. 4 5 9 6 VIII. 2 3 11 7 IX. 8 8 6 4 X. 5 7 6 4 XI. 3 3

XII.

∑ 47 59 80 56

Auf ein erstaunlich gutes Ergebnis konnte dagegen auch der liberale SDP-Bündnispartner HNS, dem es -trotz magerer Umfragewerte vor den Wahlen in der Größenordnung von landesweit nur 2% - immerhin gelang, nicht weniger als 11 Parlamentsmandate zu erringen, was nicht allein der durchaus wohlwollenden Platzierung einzelner HNS-Vertreter auf den SDP-Koalitionslisten, sondern eben auch den Präferenzstimmenerfolgen Einzelner und ihrer Sonderrolle bei den Minderheitenvertretern zu verdanken ist. Wegen der insgesamt gegenüber 2011 „verlorenen“ 24 Mandate, mussten die beiden anderen SDP-Koalitionspartner, die Laboristen (HL) und die Pensionaten der (HSU) Mandatsverluste hinnehmen, die HL errang nur 3 (zuletzt 6) Mandate und die HSU nur 2 (zuletzt 4) Mandate. Von den HDZ-Bündnispartnern konnte sich vor allem die, nach dem Austritt der in diesen Kreisen sehr populären Europaabgeordneten, Ruza Tomasic, als politisch „angeschlagen“ geltende HSP-AS, dank entsprechender Platzierung auf der gemeinsamen Kandidatenliste immerhin 3 (zuletzt 0) Mandate gewinnen, die Bauernpartei HSS errang wiederum 1 (zuletzt 1) Mandat und nur die liberale HSLS konnte sich mit jetzt 2 (zuletzt 0) Mandate besser in Szene setzen. 43

Überraschende Verlierer und Gewinner

Interessant ist auch die Tatsache, dass es viele der eigentlich prominenten Kandidaten nicht ins Parlament geschafft haben. Neben dem bereits erwähnten, noch einmal glücklosen ehemaligen Staatspräsidenten Ivo Josipovic, der es in seinem Wahlbezirk nur auf 1.604 Präferenzstimmen brachte, konnten sich sowohl die ehemalige HDZ-Ministerpräsidentin Jadranka Kosor, als auch der ehemalige SDP-Finanzminister Slavko Linic mit ihren jeweils nur 1.673 bzw. 1.981 Präferenzstimmen ebenfalls nicht für das Parlament qualifizieren. Auch die vor den Wahlen mit hohen Zustimmungswerten aufwartende, ehemalige SDP- Umweltministerin und jetzige ORAH Vorsitzende, Mirela Holy schaffte es mit ihren immerhin 5.424 Präferenzstimmen nicht, ebenso wenig ins Parlament einzuziehen, wie die katholische Laienpolitikerin der Bewegung: „In the Name of the Familiy“: Zeljka Markic mit ihren 1.717 Präferenzstimmen. Sie alle teilten das gleiche Schicksal, wie die Europaabgeordnete Ruza Tomasic mit ihrer neu-gegründeten „Konservativen Partei“, wie der IDS-Vorsitzende Damir Kajin und der Vorsitzende der „Croatian Citizens Party“ Zeljko Kerum.71 Blickt man auf die sich daraus ergebende Zusammensetzung des neuen kroatischen Parlaments (8. Sabor) muss noch berücksichtigt werden, dass einige der insgesamt acht gewählten aktuellen Amtsträger auf kommunaler bzw. regionaler Ebene durch Ersatzkandidaten ersetzt werden müssen, da sie von Amts wegen gleichzeitig kein Parlamentsmandat annehmen dürfen.72 Ins Parlament haben es aber auch einige prominente Namen geschafft, wie etwa die bisherigen Kabinettsmitglieder Orsat Miljenic (Justiz) und Sinisa Varga (Gesundheit) sowie der stellvertretende kroatische Außenminister Josko Klisovic für die SDP, als auch der populäre General a.D. Damir Kristicevic, der Vorsitzende des Veteranenverbandes Zeljko Dilber und der ehemalige langjährige Botschafter Kroatiens in Deutschland, Dr. Miro Kovac für die HDZ.

Patt der ideologischen Kontrahenten

Das langjährige, ideologisch aufgeladene bi-polare Parteiensystem wurde erstmals in Wahlen in einem Umfang aufgebrochen, das nun keines der beiden ideologischen Lager mehr mit Hilfe einzelner Kleinparteien die Bildung einer mehrheitsfähigen Regierung schaffen kann. Ohne die Mitwirkung der 19-Mandat starken MOST Fraktion kann weder die HDZ-geführte (59) noch die SDP-geführte Koalition (56) mit Hilfe der Kleinparteien (17) die Mehrheit der Parlamentsmandate (76) hinter sich vereinen, solange die gewählten Parlamentarier ihren jeweiligen Parteien/Koalitionen die Treue halten. Betrachtet man das folgende Schaubild, so erkannt man, angesichts der ideologischen Verortung der Kleinparteien auf einer Längsachse, dass ohne die Kooperation von MOST oder zumindest einer großen Anzahl von MOST Parlamentariern keine der beiden Volksparteien-Koalitionen eine Chance hat eine Regierungsmehrheit zusammen zu bringen.

MOST – Zünglein an der Waage

Entsprechend interessiert zeigten sich sowohl die HDZ- als auch die SDP-geführte Koalition mit MOST in Verhandlungen über die Bildung einer Regierungskoalition einzutreten. Beide Blöcke mussten aber zur Kenntnis nehmen, dass die Most-Führung bisher auf ihrem Wahlversprechen bestand, keiner Regierung beizutreten, sondern allein auf die Durchsetzung „unverzichtbarer“ Reformen zu bestehen. Dies könnte sie im Falle der Bildung einer Minderheitsregierung bzw. einer Technokraten Kabinetts sowohl aus der Opposition als auch im Wege einer Beteiligung an einer solchen „All-Parteien Regierung“ der „Nationalen Einheit“ tun.73

71 Analysis of “Losers” in Parliamentary Elections, Tuesday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/p7ud3rg 72 Analyses of Composition of New Sabor Assembly, Wednesday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/ow5gblc

73 Election Success of MOST Could Benefit Future Croatian Government 44

Während die Mehrheit der MOST-Vertreter offensichtlich einer Regierungsbeteiligung bisher noch ablehnend gegenüberstehen, scheint es jedoch eine Minderheit zu geben, die eine Minderheitsregierung für zu instabil erachtet und deshalb mit einer der beiden Blöcke eine Koalitionsregierung akzeptieren würde, wobei jedoch einige der SDP und andere wiederum der HDZ als Koalitionspartner zuneigen.

Das käme auch den beiden großen Volksparteien -koalitionen entgegen, die beide der Meinung sind, dass eine Regierung der „Nationalen Einheit“ keine gute Idee sei. Neben der unüberbrückbar scheinenden ideologischen Distanz zwischen der HDZ und der SDP, wiesen beide zudem drohend darauf hin, dass für eine solche Regierung MOST als Koalitionspartner gar nicht gebraucht würde.

Entsprechend groß ist der Druck auf die gewählten MOST-Vertreter als aktuell „dritte politische Kraft“ auch ohne Regierungsbeteiligung zu „überleben“ oder im Falle einer Regierungsbeteiligung sich für eines der beiden großen Koalitionsbündnisse entscheiden zu müssen.

Wahlbündnisse: Sitze kum.

HDZ + Co. 56 Diaspora 3 59

MOST 19

Kleine Parteien 17

HDSSB 2 74

Human Wall 1 71

Reformists 1 70 Bandic 365 2 69

Minderheiten 8 67 IDS-PGS 3 59

SDP + Co. 56 151 76

Ihnen muss dabei klar sein, dass der Wähler mit diesem Wahlergebnis der bisherigen politischen Klasse eine deutlich Warnung übermittelt hat, dass es so nicht weiter gehen darf und man ein schnelleres Tempo bei den notwenigen Reformen einfordert, wobei man der MOST-Fraktion eine Art Schiedsrichterrolle zugewiesen hat.74 Vieles hängt nun also davon ab, ob MOST als sog. „Brücke“ unabhängigen Listen, als recht fragile Koalition, Selbstdisziplin zu üben und zusammen zu bleiben vermag, oder ob einzelnen MOST Vertreter den Verlockungen der beiden Volksparteien erliegen und sich auf die Seite einer dieser beiden Fraktionen schlagen. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass mindestens sechs MOST Abgeordnete unter Führung von Stipe Petrina bereits öffentlich bekundet haben, dass sie unter keinen Umständen mit der HDZ zu koalieren bereit seien und in einem solchen Falle sogar drohen, die Fraktion zu verlassen. Der ehemalige HDZ-Vizepräsident und jetzige neu- gewählte MOST-Abgeordnete, Drago Prgomet hingegen, drängte -nicht zuletzt wegen seiner Erfahrungen in der HDZ- von Beginn an auf eine Koalition mit der SDP und behauptet dafür die Unterstützung von 2/3 der gewählten MOST Abgeordneten zu besitzen. Als Prgomet dann sogar dabei „erwischt“ wurde, wie er mit dem SDP-

Tuesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/oj2o4oo 74 HDZ and SDP Prepare for Talks with MOST; Both Claim Superior Positioning, Tuesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/ofce2wm 45

Vorsitzenden Milanovic sogar Geheimgespräche auf privater Grundlage führte, wurde er aus dem MOST Verhandlungsteam ausgeschlossen und damit erst einmal isoliert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das SDP- Wahlbündnis nach eigenen Angaben, angesichts einer Mehrzahl von mit ihr sympathisierenden Kleinfraktionen nur noch die Unterstützung von etwa 8 gewählten (MOST-) Abgeordneten bräuchte, um über eine Mehrheit im neu- gewählten kroatischen Parlament zu verfügen.

Ginge es nach den kroatischen Wählern, sprachen sich in einer Umfrage 27% der Befragte dafür aus, dass der SDP-Vorsitzende Milanovic von MOST als neuer Ministerpräsident unterstützt werde sollte; nur 15% sprachen sich für en HDZ-Vorsitzeden Karamarko aus und immerhin 24% wünschten sich Neuwahlen, während weitere 30% keine klare Präferenz äußerten.75 Sollte er nächste Ministerpräsident von MOST gestellt werden, sprachen sich 46,2% für den MOST Parteivorsitzenden Bozo Petrov und nur 38,5% für den „Renegaten“ Drago Prgomet aus, während 15.3% keine Meinung dazu abgaben. Was die Wahl eines möglichen Koalitionspartners von MOST angeht, wünschten sich 28,5% eine Koalition mit der SDP, 22% bevorzugten dagegen die HDZ und 17% sprachen sich wiederum eher für Neuwahlen. Nur 7,7% unterstützten die Duldung einer SDP-Minderheitsregierung und gar nur 4,3% sprachen sich für die Duldung einer HDZ-Minderheitsregierung aus.76 Von diesen geäußerten Präferenzen der Wähler wichen die Erwartungen jedoch ab. So glaubten 24% der Befragten, dass es wohl Neuwahlen geben werde, 20% erwarteten, dass MOST eine Koalition mit der SDP und 17,3% erwarteten dagegen eine solche mit der HDZ. Die Kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar Kitarovic hat inzwischen angekündigt, erst nach Verkündung der endgültigen Wahlergebnisse durch die kroatische Wahlkommission, mit den Konsultationen im Rahmen des Prozesses zur Vergabe eines Auftrags zur Regierungsbildung an einem bestimmten Politiker zu beginnen.

Der HDZ-Vorsitzende Karamarko äußerte bereits, dass er erwarte, dass ihm, als Vertreter der stärksten neu- gewählten Parlamentsfraktion dieses Recht bzw. Privileg gewährt wird, während der SDP Vorsitzende von sich behauptete, bereits jetzt über die Unterstützung einer größeren Anzahl neu-gewählter Abgeordneter zu verfügen als Karamarko. Er behauptete, dass ihn mindestens 69 Abgeordnete (SDP+, IDS, Bandic, Cacic und 7 Minderheitenvertreter) „unterstützten“ und er von weiteren 4 Abgeordneten (HDSSB, Human Wall und 1 Minderheitenvertreter) zumindest „geduldet“ werden würde. Der HDZ-Vorsitzende Karamarko könne dagegen nur auf die Unterstützung von 59 neu-gewählten Abgeordneten vertrauen, wenn man von den MOST Vertretern einmal absehe. Man sehe an der Differenz von immerhin 10 Mandaten, so Milanovic, dass er eine deutlich größere Chance habe, eine Regierungsmehrheit zusammenzubringen, als sein Widersacher von der HDZ.

Trotzdem bleiben die MOST-Vertreter entscheidend. Diese gelten nun im Gegensatz zur „national-konservativen“ HDZ mehrheitlich als eher „liberal-konservativ“; MOST sei zudem vor allem wegen der Erfolglosigkeit der letzten SDP Regierung überhaupt nur gegründet worden, weshalb ein Zusammen-gehen mit der SDP den meisten MOST- Wählern wohl nur schwer zu vermitteln sein dürfte. Dies mag auch der Grund dafür sein, weshalb der einem katholisch-konservativen Millieu entstammende MOST-Vorsitzende Bozo Petrov bisher jeglicher Koalitionverein- barung mit einer der beiden Vorlksparteien-Blöcke eine Absage erteilt hat. Ihm, der bereits mitteilte, er wolle weder Zoran Milanovic noch Tomislav Karamarko zum Amt des Ministerpräsidenten verhelfen, schwebt wohl am ehesten die Duldung eines von einem „neutralen“ Ministerpräsidenten geführten Minderheits- bzw. Technokraten- kabinetts vor. Diesem Kabinett wolle MOST fallweise immer dann zu einer parlamen-tarischen Mehrheit verhelfen, wenn es all jene Reformen angeht, die MOST für unabdingbar erachtet. Ob eine solche „Lösung“ tragfähig sein kann, müssen die weiteren Konsultationen zeigen, allerdings warnten kroatische Wirtschaftsexperten bereits vor einer (zu) langen Phase politischer Instabilität, die dem Land bzw. deren Wirtschaft noch mehr schaden würde.

75 Poll Shows Citizens Not Optimistic about Government of national unity Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/qdkxgzs 76 Ebenda

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7. Überraschungssieger „MOST“ kompliziert Regierungsbildung in Kroatien (18. November 2015)

Die neue „dritte Kraft“: MOST77

Es war Nikola Grmoja (geb. 1981) ein Geschichts- und Soziologielehrer an der Grundschule in Metkovic und spätere Medienkoordinator der Partei, der auf die Idee kam, Most zu gründen. Er verfolgte die Politik in Kroatien intensiver als andere und lud im November 2011 Bozo Petrov, den heutigen Parteivorsitzenden ein für die damals anstehenden Kommunalwahlen eine eigene Kandidatenliste aufzustellen, um gegen den damaligen Amtsinhaber Jambo anzutreten. Bald schon fanden sich acht weitere interessierte Persönlichkeiten, die sich als Kandidaten zur Verfügung stellten.

Als sich die Gruppe im November 2012 entschlossen hatte, in den Kommunalwahlen gegen den Amtsinhaber Stipe Gabric Jambo zu kandidieren, meinten viele Leute, dass sie zwar mutig aber auch verrückt seien, da Jambo in Metkovic unumstritten schien und ihn alle fürchteten. Die Stadt war in dieser Zeit mit Leuten vernetzt, die von Jambo auf die eine oder andere Weise abhängig waren. Damals wollte niemand etwas gegen Jambo sagen oder auch nur seinen Namen erwähnen. Manche meinten sogar, dass man aufpassen sollte, was man (über ihn) sage. In der Vorbereitung auf die Wahlen gingen die meisten Aktionen dann ebenfalls auf Grmoja zurück, der über viel politischen Instinkt verfügt und die Partei ideologisch ausrichtete. Bis zum Herbst 2012 war die Gruppe auf 20-25 Personen angewachsen und im Dezember 2012 entschloss man sich an die Öffentlichkeit zu gehen und mit provokativen Wahlplakaten Aufmerksamkeit für die neue Partei zu erzielen. Als Bozo Petrov dann in Metkovic und sein Gesinnungsgenosse Ivan Kovacic in Omis schließlich einen Machtwechsel bzw. eine „Revolution“ herbeiführten, stieg das Medieninteresse an diesen Personen schlagartig an und man erfuhr, dass etwa ein großer Teil der Familie von Bozo Petrov auf die eine oder andere Weise in der katholischen Kirche aktiv gewesen war bzw. noch ist und er selbst fast Priester geworden wäre, nachdem er vier Jahre (1994 bis 1998) im Priesterseminar Sinj verbrachte hatte. Nach seinem Gymnasialabschluss wollte er für ein „stilles Jahr“ ins Kloster nach Visovac gehen, um danach in Split Theologie zu studieren. Er änderte schließlich seine Meinung und begann in Split Medizin zu studieren. Nach dem Sieg in Metkovic bei den Kommunalwahlen, also irgendwann zwischen Dezember 2013 und Januar 2014, wurde beschlossen einen vergleichbaren Wahlerfolg auch auf nationaler Ebene anzustreben. Zuerst schlossen sich einige Bürgermeister und Gemeindevorsteher aus Städten und Gemeinden vorwiegend in Dalmatien, teilweise aber auch in Slawonien der Partei an. In Dalmatien entstanden im Wesentlichen vier Fraktionen: In Metkovic waren das Bozo Petrov und seine Gründungsmannschaft. In Omis war es der dortige Bürgermeister Ivan Kovacic, auch wenn er bis heute formell noch kein Parteimitglied ist. Aus Vrgorac hat sich dann die unabhängige Liste des „Jungen Vrgorac“, angeführt von Ante Pranic MOST angeschlossen und in Dubrovnik entstand die Gruppe „Srđ ist die Stadt“, die von Maro Krstic angeführt wird. In Slawonien schloss sich der hochgelobte Gemeindevorsteher von Tompojevac, Tomislav Panenic MOST ebenso an, wie die Gemeindevorsteherin von Velika Kopanica, Ruzica Vukovac, während sich MOST in Zagreb auf die weniger bekannte Gruppe „MAP“ (Modelle des Altruismus in der Politik) stützte, die von Branimir Karacic angeführt wurde. MOST wurde von Beginn an hauptsächlich von kleinen privaten Spendern bzw. Freunden finanziell unterstützt, wobei ihre individuellen Beiträge normalerweise nicht mehr als 100 oder 200 Kronen betrugen - Petrov zieht kleine Spenden größeren Beträgen vor um unabhängig zu agieren. Petrov konnte sich als neuer Bürgermeister vor allem dadurch in Szene setzen, dass er sich und seinen engsten Mitarbeitern zuerst einmal das Gehalt um 30 % kürzte. Kurz danach führte er dann einen Mindestlohn ein.

77 Hudelist, Darko (2015): „Ja, die MOST führt zu HDZ oder SDP“. in Globus 1297. S. 15-19.

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Eigentlich hatten Petrov und seine MOST-Kollegen nicht damit gerechnet, dass die Parlamentswahlen schon im November stattfinden würden; sondern erst im Februar 2016. Trotzdem gelang es noch vor dem Wahltermin weitere prominente Intellektuelle, Experten und sonstigen Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens in Kroatien, wie z.B. den Arzt und ehemaligen HDZ-Vizepräsidenten: Drago Prgomet, den Juraprofessor, Robert Podolnjak und den Wirtschaftsexperten Ivan Lovrenovic in die Partei aufzunehmen.

Schon vor den Wahlen bezeichnete Petrov MOST als keine Partei im klassischen Sinne, sondern eher als Ausdruck einer „Rebellion“ gegen die anderen Parteien im Lande. Er betonte, dass MOST bereit sei, unter bestimmten Bedingungen HDZ oder SDP zu unterstützen, je nachdem welche der beiden Parteien-/ Koalitionen, schließlich den Auftrag zur Bildung einer Regierung erhalten würde, wobei MOST jedoch nicht Teil einer Regierung werden wolle. Petrov war der Meinung dass eine solch junge Fraktion, wie MOST sie darstellen würde, noch nicht Regierungsverantwortung übernehmen sollte und sich stattdessen auf die Schwächung der beiden bestehenden Wahlbündnisse von SDP und HDZ konzentrieren solle, um bei den kroatischen Bürgern als neue „dritte Kraft“ anerkannt zu werden, die authentische Lösungen anzubieten hat. Man erwartete ins Parlament einzuziehen war aber bereit schon bald wieder Neuwahlen zu unterstützen, falls die Kooperationspartner Vereinbarungen, an deren Entstehen MOST beteiligt gewesen wäre, nicht einhalten würden. Ziel war es also, dass keine der beiden Parteiblöcke ohne die Unterstützung von MOST in der Lage sein sollte, eine Regierung zu bilden. Deshalb sollte noch vor den Wahlen im Internet eine Liste mit allen Reform-Forderungen eingestellt werden, die nach Meinung von MOST, so schnell wie möglich umgesetzt werden sollten. Nur wer sich mit diesen Vorschlägen einverstanden erklären würde, könne unterstützt werden. Dabei seien sowohl HDZ als auch SDP gefordert wobei sich MOST nicht an Positionen, sondern nur an Reformen, insbesondere solche in der öffentlichen Verwaltung, im Steuersystem und in der Justiz interessiert zeigte.

MOST und die Parlamentswahlen in Kroatien 2015

Nach Auszählung aller Stimmen bestätigte sich die schwierige Patt-Situation, welche die beiden großen kroatischen Volksparteien dazu zwingen wird in für sie ungewohnt schwierige Koalitionsverhandlungen mit einem Partner einzutreten, dessen Verweigerung eine regierungsfähige Mehrheit im Parlament durchaus auf Dauer verhindern konnte.78 MOST erreichte zur großen Überraschung aller politischen Beobachter als neue „dritte Kraft“ schließlich von niemandem vorhergesehene 19 Sitze und ist damit als Koalitionspartner bzw. Mehrheitsbeschaffer für alle anderen unverzichtbar. MOST erreichte damit sogar mehr Mandate als alle kleineren Parteien (9) inklusive der Minderheitenvertreter (8) die es gemeinsam nur auf insgesamt 17 Mandate brachten. Damit erreichte MOST den Status als „Zünglein an der Waage“, welche für die Nominierung eines Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt durch die Staatspräsidentin von herausragender Bedeutung sein wird.

Der Erfolg der nahezu aus dem Nichts kommenden Partei MOST deutet auf eine neue Verunsicherung beim kroatischen Wähler, der, obwohl niemand eigentlich wirklich weiß, wofür die Partei bzw. ihre inzwischen gewählten Abgeordneten stehen, zugänglich für das Image einer von Korruption "unbefleckten" politischen Alternative ist. Damit reüssierten sie in ähnlicher Weise, wie zuvor die politischen Gruppierungen um den Unternehmer Andrej Babis in Tschechien und dem Rechtsprofessor Miro Cerar in Slowenien. Die Kroaten zeigen sich damit in ihrem Wahlverhalten deutlich flexibler als zuvor, und sie zeigen, dass sie mit der Beschwörung des Heimatkriegs oder anderen ideologischen Themen nicht mehr so leicht zu überzeugen sind.79

78http://derstandard.at/2000025309844/Teilergebnis-Kroatische-Konservative-mit-knapper-Mehrheit?ref=rec 79http://derstandard.at/2000025387147/Erfolg-von-Most-zeigt-den-Protest-des-Zentrums? 48

Das Phänomen MOST ist also ähnlich dem der Partei des jetzigen Premiers Miro Cerar in Slowenien: Sie wurden gewählt, weil sie technokratisch, pragmatisch und weniger ideologisch sind. Es zeigt die Unzufriedenheit mit etablierten Parteien. Von den Rechten werden die Sozialdemokraten in Kroatien als "Nachfolger der Partisanen" porträtiert; von den Linken werden die konservativen HDZler als "Verehrer des Heimatkriegs" gezeichnet. Damit könne man zwar die Stammwähler mobilisieren, viele andere fühlen sich dabei jedoch vor den Kopf gestoßen, weil das nicht die grundlegenden Probleme von Kroatien seien. MOST hat also davon profitiert, dass die Wähler in diesen nationalistischen Debatten nur Scheingefechte gesehen haben. 80 Die kroatischen Bürger setzen damit ein Zeichen für weniger Ideologie und mehr soziale und wirtschaftliche Themen, die sie durch die noch ziemlich lose Parteiformation MOST eher behandelt sehen als durch die beiden großen Wahlbündnisse der Sozialdemokraten (SDP) und der konservativen HDZ. Die neuen Protestparteien - nicht nur MOST in Kroatien- überraschen dabei weniger durch charismatische Politstars, sondern eher durch eine fundamentale Ablehnung der politischen Eliten und deren Praxis nach erfolgreichen Wahlen immer wieder auch inkompetente Parteigänger in die Öffentliche Verwaltung aufzunehmen. Es waren wohl vor allem junge Leute, die MOST wählten und damit als erste Nachkriegsgeneration ihren Eltern, die noch durch den Krieg geprägt wurden, deutlich machten, dass sie weniger an der Vergangenheit sondern vor allem an der Zukunft des Landes interessiert seien. Für sie ist die Überwindung der ökonomischen Krise unter der das Land in den vergangenen Jahren sehr gelitten hat, ein zentrales Anliegen und weder die bisherige Regierungspartei SDP noch die oppositionelle HDZ lieferten überzeugende Programme zur Überwindung der Krise. MOST hingegen trat von Beginn an für Reformen ein. Der frühere Dekan der Wirtschaftsuniversität Zagreb und jetzige MOST Abgeordnete, Ivan Lovrinovic, will etwa die lokale Geldwirtschaft vom Euro entkoppeln, um mehr wirtschafts-politischen Spielraum zu gewinnen. Gepunktet hat MOST sicherlich auch bei all jenen, die in den vergangenen Jahren mit Ihren Schweizer-Franken Krediten in Probleme geraten sind, denn auch MOST liebäugelt mit einer eher „populistischen Lösung“ der Probleme zu Lasten der kroatischen Banken.81

MOST – Zünglein an der Waage

Entsprechend der Patt Situation zeigen sich sowohl die HDZ- als auch die SDP-geführte Koalition sehr interessiert mit MOST in Verhandlungen über die Bildung einer Regierungs-Koalition einzutreten. Beide Blöcke mussten dabei jedoch schon bald zur Kenntnis nehmen, dass die MOST-Führung auf ihrem Wahlversprechen bestand, nicht unbedingt einer Regierung beizutreten, sondern vor allem auf die Durchsetzung „unverzichtbarer“ Reformen zu bestehen.82 Die neue Partei MOST will die etablierten Wahlbündnisse, die seit einem Vierteljahrhundert die Regierungen unter sich ausgemacht hatten, zu tief greifenden Reformen zwingen. Auch aus Sicht von MOST sollten die Sondierungsgespräche mit SDP und HDZ jedoch sofort beginnen, um noch vor den Konsultationen mit der Staatspräsidentin die Menge der jeweiligen Gemeinsamkeiten abschätzen zu können. Von Beginn an plädierte MOST für eine Allparteienregierung, die jedoch von den beiden SDP- und HDZ-Wahlbündnisse strikt abgelehnt wurde. Als Alternative verfolgt MOST das Ziel, im Falle der Bildung einer Minderheitsregierung bzw. eines Technokraten Kabinetts, dieses aus der Opposition fallweise zu unterstützen. Die Mehrheit der MOST-Vertreter lehnt vor den Verhandlungen eine Regierungsbeteiligung eigentlich ab. Im Zuge der ersten Sondierungen scheinen einige MOST-Vertreter eine Minderheitsregierung jedoch als instabil zu erachten und deshalb für eine große Koalition einzutreten.

Erschwerend kam nun jedoch hinzu, dass einige MOST Vertreter der SDP und andere wiederum der HDZ als Koalitionspartner zuneigen und in einem solchen Szenario die Einheit der Partei gefährdet sehen. Zwar bleibt es das Ziel von MOST als sog. „Brücke“ unabhängiger Listen und damit als eine recht fragile Koalition von Individuen

80http://derstandard.at/2000025545307/Entscheidender-Bruecken schlag-in-Kroatien? 81http://derstandard.at/2000025388460/Hauptsache-nicht-Establishment 82http://derstandard.at/2000025386857/Kroatien Nur-ueber-die-Bruecke-gehts-Richtung-Macht? 49

Selbstdisziplin zu üben und zu versuchen als Block zusammen zu bleiben, ob einzelne MOST-Vertreter jedoch den Verlockungen der beiden Volksparteien erliegen und sich auf die Seite einer dieser beiden großen Wahlbündnisse ziehen lassen, ist jedoch nicht auszuschließen. Kurz nach den Wahlen wurde bekannt, dass mindestens sechs MOST Abgeordnete unter Führung von Stipe Petrina unter gar keinen Umständen bereit sind, mit der HDZ zu koalieren und in einem solchen Falle drohen, die Fraktion zu verlassen. Gleichzeitig drängte der ehemalige HDZ-Vizepräsident und jetzige neu-gewählte MOST-Abgeordnete, Drago Prgomet, auf eine Koalition mit der SDP und behauptet dafür die Unterstützung von etwa 2/3 der gewählten MOST-Abgeordneten zu besitzen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das SDP-Wahlbündnis nach eigenen Angaben, angesichts einer Mehrzahl von mit ihr sympathisierenden Kleinfraktionen nur noch die Unterstützung von etwa 8 gewählten (MOST-) Abgeordneten bräuchte, um über eine Mehrheit im neu-gewählten kroatischen Parlament zu verfügen. 83

MOST vor einer „Zerreißprobe“

Als Prgomet dann jedoch dabei „erwischt“ wurde, wie er mit dem SDP-Vorsitzenden Milanovic sogar Geheimgespräche auf privater Grundlage führte, wurde er aus dem MOST-Verhandlungsteam ausgeschlossen und damit erst einmal isoliert. Man warf ihm vor, er habe eigenmächtig Koalitionsgespräche mit dem amtierenden sozialdemokratischen Regierungschef Zoran Milanovic geführt und damit "das Vertrauen seiner Partei vollständig zerstört".84 Die übrigen MOST-Abgeordneten werden nun im Gegensatz zur „national-konservativen“ HDZ als eher „liberal-konservativ“ eingestuft; wobei MOST ja vor allem wegen der Erfolglosigkeit der letzten SDP Regierung gegründet worden ist, weshalb ein Zusammengehen mit der SDP den meisten MOST Wählern wohl nur schwer zu vermitteln sein dürfte. Dies mag auch der Grund dafür sein, weshalb der einem katholisch-konservativen Milieu entstammende MOST-Vorsitzende Bozo Petrov bisher lediglich den Wunsch äußerte weder Zoran Milanovic noch Tomislav Karamarko zum Amt des Ministerpräsidenten verhelfen zu wollen. Ihm schwebt bisher immer noch die Duldung eines von einem „neutralen“ Ministerpräsidenten geführten Minderheits- bzw. Technokraten-kabinetts vor. Einem solchen Kabinett wolle MOST fallweise immer dann zu einer parlamentarischen Mehrheit verhelfen, wenn es all jene Reformen angeht, die MOST für unabdingbar erachtet.

Der Wunsch der Wähler

In Umfragen sprachen sich 27% der Befragten dafür aus, dass der SDP-Vorsitzende Milanovic von MOST als neuer Ministerpräsident unterstützt werde sollte; nur 15% sprachen sich für en HDZ-Vorsitzenden Karamarko aus und immerhin 24% wünschten sich Neuwahlen. Während weitere 30% keine klare Präferenz äußerten.85 Was die Wahl eines möglichen Koalitionspartners von MOST angeht, wünschten sich 28.5% eine Koalition mit der SDP, 22% bevorzugten dagegen die HDZ und 17% sprachen sich wiederum für Neuwahlen aus. Nur 7.7% unterstützten die Duldung einer SDP-Minderheitsregierung und gar nur 4.3% sprachen sich für die Duldung einer HDZ-Minderheitsregierung aus.86 Von diesen geäußerten Präferenzen der Wähler wichen die Erwartungen jedoch ab. So glaubten 24% der Befragten, dass es wohl Neuwahlen geben werde, 20% erwarteten, dass MOST eine Koalition mit der SDP eingeht und 17.3% erwarteten dagegen eine solche mit der HDZ. Sollte der nächste Ministerpräsident von MOST gestellt werden, sprachen sich 46.2% für den MOST-Parteivor-sitzenden Bozo Petrov und nur 38.5% für den „Renegaten“ Drago Prgomet aus, während 15.3% keine Meinung dazu abgaben.

83http://derstandard.at/2000025610036/ Kroatische-Reformpartei-Most-auseinan-dergebrochen? 84http://derstandard.at/2000025676301/ Fiasko-fuer-den-kroatischen-Hoffnungstraeger? 85 Poll Shows Citizens Not Optimistic about Government of national unity Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/qdkxgzs 86 Ebenda 50

Erteilung des Mandats zur Bildung einer (Koalitions-) Regierung

Wie es mit der Regierungsbildung weitergeht, ist beim jüngsten EU-Mitglied Kroatien völlig offen. Die beiden Großparteien, die Sozialdemokraten (SDP) und die konservative Oppositionspartei HDZ, haben mit Partnern jeweils nur 59 Sitze im Parlament mit 151 Abgeordneten. Nach dem Votum am vergangenen Sonntag ist MOST für eine klare Mehrheit unverzichtbar.87 Die Kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar Kitarovic hat inzwischen angekündigt, erst nach Verkündung des endgültigen Wahlergebnisse durch die kroatische Wahlkommission mit den Konsultationen zur Regierungsbildung zu beginnen. Der HDZ-Vorsitzende Karamarko erwartet nun, dass ihm, als Vertreter der stärksten neu-gewählten Parlamentsfraktion dieses Recht bzw. Privileg gewährt wird, während der SDP Vorsitzende von sich behauptet, über die Unterstützung der Abgeordneten der allermeisten kleineren Parteien sowie sieben der acht Minderheitenvertreter zu verfügen. Er sieht sich von mindestens 69 Abgeordneten (SDP+, IDS, Bandic, Cacic und 7 Minderheitenvertreter) „unterstützt“ und von weiteren 4 Abgeordneten (HDSSB, Human Wall und einem Minderheiten-vertreter) zumindest „geduldet“. Der HDZ-Vorsitzende Karamarko könne dagegen nur auf die Unterstützung von 59 neu-gewählten Abgeordneten vertrauen, wenn man von den MOST-Vertretern absehe.

Bozo Petrovs erste Schritte88

Der MOST-Parteivorsitzende hat sich dann vor wenigen Tagen in einer ersten ausführlichen Stellungnahme zu den Absichten seiner Partei und seinen persönlichen Vorstellungen geäußert. Er unterstrich dabei wiederholt, dass es zu keinen unlauteren Geschäften kommen dürfte sondern auf die Durchführung von Reformen bestanden werde. Man arbeite gerade an einer Reformliste und werde für die Umsetzung dieser Pläne Fristen setzen. Er sehe vor dem Hintergrund der schwierigen Gemengelage durchaus die Gefahr einer Spaltung der Partei in unterschiedliche Lager, die dem einen oder anderen potentiellen Koalitionspartner das Wort reden würden. Seine Partei habe nun mal ihr Ziel: der entscheidende politische Faktor für die Zusammensetzung der Regierung zu werden, erreicht. Er selbst nehme die SDP und die HDZ gar nicht als separate Parteien wahr, sondern als vergleichbare Interessenvertreter einer Kroatien schon zu lange dominierenden politischen Elite. Diese gelte es aus ihrer reformerischen Lethargie zu „erlösen“ wobei es nicht darauf ankäme selbst das Amt des Ministerpräsidenten anzustreben, für das es neben ihm viele geeignetere Kandidaten gebe. Wichtig sei ihm, dass Veränderungen in Gang gekommen seien, was ihn befriedige wenn auch noch nicht euphorisch werden lasse. Der Nationalrat von MOST besteht auf eigene Geschlossenheit und die Reformbereitschaft potentieller Partner vor allem in den Bereichen: Öffentliche, staatliche und lokale (Selbst-) Verwaltung, Steuersystem und Justiz. „Was die von uns angestrebte kommunale bzw. regionale Neuordnung des kroatischen Selbst-/ Verwaltungssystems angeht, die wir als „Regionalisierung“ beschreiben, so bewegen sich unsere Vorstellungen über die anzustrebende Anzahl an Regionen zwischen drei und fünf. Darüber werden wir eine öffentliche Debatte führen (müssen). In Dänemark dauerte ein vergleichbarer Prozess der Regionalisierung vier Jahre und auch in Kroatien wird man wegen der Komplexität und Dynamik des Prozesses mit einem ähnlichen langen Zeitraum rechnen müssen. Es wird Aufgabe eines weiterhin unabhängigen Zentralbank-Gouverneurs bleiben trotz der Euroisierung unseres Zahlungsverkehrs Chancen für eine Reform unserer Geldpolitik auszuloten analysieren.“

87http://derstandard.at/2000025545307/ Entscheidender-Brueckenschlag-in-Kroatien 88 Godeč, Željka: Božo Petrov offenbart die ersten Schritte in: http://www.jutarnji.hr/u-intervjuu-bozo-petrov- otkriva-prve-poteze-nakon-izbora-za-sabor-plan-je-podijeliti-hrvatsku-na-3-do-5-regija-u-4-godine/1454855/

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Kein Interesse an Neuwahlen

MOST kann eigentlich kein Interesse an Neuwahlen haben, die bei der Bevölkerung eher unpopulär wären. Bereits in den vergangenen Tagen hat MOST durch die internen Streitereien an Vertrauen beim Wähler verloren. Der Politologe Marko Kmezic meinte, dass noch bis vor kurzem eine Koalition von MOST mit der SDP als wahrscheinlicher galt; die nun aber empörten MOST-Mitglieder als stark von der katholischen Kirche geprägte Abgeordnete natürlich eine HDZ-MOST-Koalition präferieren würden. Der Rauswurf von Prgomet ist damit auch Ergebnis eines Machtkampfes zwischen ihm und dem MOST-Vorsitzenden Petrov. Sollte die „Erosion“ von MOST jedoch weitergehen, können Neuwahlen nicht ausgeschlossen werden, wobei einige Analysten glauben, dass in so einem Fall die HDZ profitieren könnte.89 Ob Neuwahlen der Partei MOST nutzen, steht dahin, denn das Verhalten von „Protestwählern“ ist oft eher kurzfristiger Unzufriedenheit geschuldet. Es kann auch langfristig erfolgreiche Protestparteien geben, jedoch gibt es ja auch noch weitere politische Alternativen, auch wenn diese bei diesen Wahlen in Kroatien als explizit linke bzw. rechte Protestparteien nicht gepunktet haben. MOST als eine Protestpartei mit einer ideologischen Verortung im politischen Zentrum kann eine dauerhafte Zukunft haben, obwohl sie noch über keine klaren Strukturen verfügt. Auch erscheint das Risiko des Scheiterns dieser neuen politischen Kraft groß, vor allem wenn man mehr und mehr zu einer normalen, etablierten Partei wird. Übernimmt man dann auch noch vorschnell politische Verantwortung und tritt ohne ausreichende politische Erfahrung in eine Regierung ein, dann muss man immer wieder „Farbe bekennen“ und wird dadurch natürlich viele Wähler enttäuschen bzw. sogar verprellen. Ob dies eintritt müssen die kommenden Monate zeigen.90

89http://derstandard.at/2000025704589/ Kroatiens-Most-Partei-Selbstzerfleisch- und-nach-dem-Wahlerfolg 90 "Erfolg von Most zeigt den Protest des Zentrums", Adelheid Wölfl 9. November 2015,

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8. Kroatien auf dem Weg zu Neuwahlen? (09. Dezember 2015)

Die Debatte um die Festsetzung des Wahltermins für die anstehenden Parlamentswahlen in Kroatien kommt nicht zur Ruhe. Der kroatische Ministerpräsident Milanovic unterstrich jüngst noch einmal, dass die aktuelle Legislaturperiode erst am 22. Dezember endet und dass das kroatische Parlament in der verfassungsgemäß vorgegebenen Frist aufgelöst werden wird, sodass die Staatspräsidentin dann den genauen Termin der Wahlen innerhalb der 30-60 Tagefrist festlegen kann. Nach der überraschenden Einberufung einer außerordentlichen Parlamentssitzung für den 8. -11. September gehen viele politische Beobachter nun davon aus, dass das Parlament sich noch vor Ende September auflösen und damit der Staatspräsidentin den Weg ebnen wird, einen Wahltermin zwischen Ende Oktober (25.) und Mitte November (1., 8. und 15.) zu bestimmen. Da der 1. November ein hoher katholischer Feiertag ist, spricht einiges für den 15. November als möglichen Wahltermin, zumal bis dahin ev. weitere positive Wirtschaftsdaten für das 3. Quartal zur Verfügung stehen werden.91

Blickt man heute mit einigem Abstand auf dieses Wahlergebnis der ersten Parlamentswahlen nach dem EU-Beitritt Kroatiens, so gilt vielen der eigentliche Wahlsieger bis heute nicht als ausgemacht. Nachdem die Spitzenkandidaten der beiden ideologischen Lager in Kroatien, Zoran Milanovic als Vertreter der vermeintlich aufgeklärten, urbanen und pro-europäischen „Linken“ und Tomislav Karamarko, als Vertreter der angeblich eher bigotten, bäuerlichen, nationalistischen „Rechten“,92 sich beide zu Gewinnern der Parlamentswahlen erklärten, bedarf es einer genaueren Analyse der aktuellen Lage. Nachdem die kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic am 26. November in ihrer ersten Sondierungsrunde mit den Parteienvertretern keine klare parlamentarische Mehrheit für das eine oder andere Wahlbündnis erkennen und damit auch keinem gewählten Abgeordneten erfolgversprechend einen Regierungsauftrag erteilen konnte, setzte sie -wohl um den Druck auf die Parteien zu erhöhen- für den 3. Dezember die konstituierende Sitzung des neu-gewählten Parlaments und für den 7. Dezember eine weitere Runde von Sondierungsgesprächen an. Der SDP-Vorsitzende, Zoran Milanovic verfügte nach eigenen Angaben zu diesem Zeitpunkt über die Unterstützung von immerhin 66 Abgeordneten, immerhin 11 mehr als sein eigenes Wahlbündnis erkämpft hatte. Er unterstellte dabei, dass ihn zu diesem Zeitpunkt sechs der acht Minderheitenvertreter, die drei IDS-Abgeordneten und der einzige gewählte Abgeordnete der “Reformisten” Radomir Cacic, zu unterstützen bereit waren. Der HDZ Vorsitzende, Tomislav Karamarko konnte dagegen nur auf “seine” 59 Abgeordneten zählen und schwieg über eine mögliche „externe“ Unterstützung seiner Partei. Schon während der Sondierungen zeigten sich dann erste Risse in der bis dahin 19 Abgeordnete umfassende MOST-Fraktion. Wegen eines „Geheimtreffens“ mit Milanovic wurde dann der offenbar eine Koalition mit der SDP befürwortende MOST-Abgeordnete, Drago Prgomet aus der Fraktion ausgeschlossen und gründete daraufhin mit seinen zwei MOST Kolleginnen aus Zagreb, Gordana Rusak und Irena Vuksanovic eine neue Partei mit Namen HRID (Croatian Initiative for Dialogue), die ihn auf einem kurzfristig einberufenen und von 140 Personen besuchten Gründungskongress einstimmig zu ihrem neuen Vorsitzenden wählte.93 Kurze Zeit später entzogen die von der albanischen Minderheit neu gewählte Abgeordnete Ermina Lekaj und der SDSS-Vertreter Mirko Raskovic dann überraschend dem SDP Wahlbündnis ihre Unterstützung,94 was dazu führte, dass MOST dann nur noch auf die Unterstützung von 16 Abgeordneten vertrauen und der HDZ nun nicht mehr alleine zur entscheidenden parlamentarischen Mehrheit (76 Mandate) verhelfen konnte.95

91 Parliamentary Elections “Sometime in Autumn,” Wednesday HRT online edition, http://tinyurl.com/opwhvzu 92 K.P. Schwarz: „Nationalisten als Königsmacher“, FAZ v. 6. Nov. 2015 93 Prgomet forms new party – HRID, ZAGREB, Nov 23 (Hina) 94 Seven out of eight minority MPs sign support for Milanovic, ZAGREB, Nov 25 (Hina) 95 Consultations in President's Office on PM designate start Thursday, ZAGREB, Nov 26 (Hina) 53

Aktuelle Koalitionspräferenzen: Wahlbündnisse: Sitze kum.

HDZ + Co. 56 Diaspora 3 59

Ex-Minderheiten 2 61

MOST 15

Bandic 365 2 Petrina –EX MOST 1 HDSSB 2 Human Wall 1

EX MOST 3

Reformist 1 66 Minderheiten 6 65

IDS-PGS 3 59

SDP + Co. 56

151 76

Nachdem der MOST Vorsitzende vergeblich versucht hatte, die beiden großen Volksparteien von der Notwendigkeit einer zumindest aus den drei großen Fraktionen zu bildenden “Regierung der Nationalen Einheit” zu überzeugen, blieb lange unklar, wie sich MOST in der Sitzung zur Inauguration des kroatischen Parlament verhalten werde. Es wurde kolportiert, dass ein gewählter Verfassungsjurist von MOST, Robert Podolnjak für die Position des Parlamentspräsidenten nominiert werden sollte. Da MOST aber über die dafür notwendige Unterstützung von 1/3 der Abgeordneten (51) nicht verfügte, wollte die Partei Podolnjak nur für dieses Amt nominieren, wenn er vorab von beiden großen Fraktionen der SDP und HDZ unterstützt werden würde.

Inauguration des Parlaments

Zu Beginn der konstituierenden Sitzung des neuen, 8. kroatischen Parlament, die noch vom bisherigen (SDP) 96 Parlamentspräsidenten Leko geleitet wurde, verwies dieser auf die bisher noch nie dagewesene PATT-Situation. Nachdem der HDZ-Vorsitzende lange erklärt hatte, seine Partei würde auf jeden Fall den bisherigen stellvertre- 97 tenden Parlamentspräsidenten Zeljko Reiner für das Amt vorschlagen, geschah in der Sitzung etwas Unerwarte- tes. Die SDP -und nicht MOST- nominierte mit den erforderlichen Unterschriften von 1/3 (seiner) Abgeordneten den MOST Aspiranten Podoljnak. Dieser, befragt, ob er tatsächlich kandidieren wolle, wiederholte dann den Standpunkt seiner Partei, dass er kandidieren würde, wenn er die Unterstützung der beiden großen Fraktionen erhalte. Daraufhin erklärte die HDZ sich dazu nicht bereit weshalb Podolnjak dann von einer Kandidatur absah. Da kein anderer Kandidat für das Amt des Parlamentspräsidenten nominiert worden war wurde die Sitzung vertagt. In der LIVE- Fernsehübertragung konnte man dann erkennen, dass sich der SDP Vorsitzende über den Verlauf der Sitzung sichtlich erfreut zeigte, was wohl damit zusammenhing, dass es ihm gelungen war, sowohl der kroatischen

96 Petrov says both HDZ and SDP agree with Bridge, ZAGREB, Dec 2 (Hina) 97 Karamarko says Reiner remains HDZ's parliament speaker candidate, ZAGREB, Dec 2 (Hina)

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Öffentlichkeit als auch den MOST Abgeordneten und Wählern (folgenlos) bewiesen zu haben, dass seine Partei zur Kooperation ja sogar zum Amtsverzicht zugunsten MOST bereit gewesen war. Mit diesem klugen Schachzug hat er den Hoffnungen der HDZ auf eine einseitige Unterstützung durch MOST einen deutlichen Dämpfer erteilt, da die HDZ durch ihr Verhalten keinerlei (personelle) Kompromissbereitschaft gegenüber MOST signalisiert, ja die erfolgreiche Wahl Podolnjak sogar verhindert hatte. All dies würde -so das Kalkül der SDP- bei eventuellen Neuwahlen der SDP entweder die Sympathien vieler MOST Anhänger oder sogar die Rückkehr vieler MOST Wähler zur SDP bescheren, wenn diese zu der Auffassung gelangen sollten, MOST habe sich letztlich doch zu ungeschickt verhalten und sich vor der Übernahme politischer Verantwortung gedrückt.

Was nun – Neuwahlen?

Nachdem die erste konstituierende Sitzung des Parlaments also ohne Ergebnis vertagt werden musste, konzentrier- te sich die Aufmerksamkeit auf die verfassungsgemäße Fortsetzung des Prozesses zur Regierungsbildung. Als letzt- mögliches Datum für die erfolgreiche Konstituierung des Parlaments im Wege der erfolgreichen Wahl eines Parla- mentspräsidenten gilt nunmehr der 13. Dezember. Sollte die nächste Sondierungsrunde der Staatspräsidentin am 7. Dezember keine neuen Ergebnisse zeitigen und das parteipolitische Patt weiterbestehen, bliebe der Staatsprä- sidentin wohl kein anderer Ausweg, als Neuwahlen auf den Weg zu bringen.98 Damit verbunden wäre auch die Notwendigkeit, eine „technokratische Regierung“ zu berufen und diese mit der Führung der Regierungsgeschäfte bis zur Bildung einer neuen Regierung zu betrauen.

Streit zwischen Verfassungsorganen

Allerdings sehen das nicht alle politischen Akteure so. Manche verweisen darauf, dass die kroatische Verfassung keine Regelungen für den Fall vorsieht, dass es keiner politische Kraft gelingt, weder zur Wahl eines Parlaments- präsidenten noch zur mehrheitlichen Unterstützung eines designierten Ministerpräsidenten eine ausreichende Zahl von Abgeordneten hinter sich zu bringen. Auch wenn sich die Staatspräsidentin Grabar-Kitarovic entschlossen zeigt, nach Artikel 112 der kroatischen Verfassung, spätestens zwei Monate nach ihrer Bekanntmachung der offiziellen Wahlergebnisse eine „Interimsregierung“ zu ernennen und Neuwahlen auszuschreiben, wenn kein Abgeordneter die Unterstützung von mindestens 76 Abgeordneten vorweisen kann, traf sie auf den entschiedenen Widerspruch des kommissarisch amtierenden kroatischen Ministerpräsidenten Milanovic. Dieser droht in diesem Fall mit einer Verfassungsklage und zeigt sich nicht bereit, solche Schritte der Staatspräsidentin zu unterstützen, bis das Verfassungsgericht darüber entscheiden hat. Stattdessen würde er die Entscheidungen der Staatspräsiden- tin als nicht verfassungsgemäß einstufen, sie ignorieren und mit der Ausübung der Regierungsgeschäfte ohne Rücksicht auf eine von der Staatspräsidentin ernannte „Interimsregierung fortfahren. Er würde einer solchen „Interimsregierung“ auch keinen Zutritt zum Amtssitz des Ministerpräsidenten gewähren, zumal die SDP auch der Meinung sei, dass die Staatspräsidentin keine Neuwahlen ohne die Zustimmung des kommissarischen Regierung bzw. der Mehrheit der neu-gewählten Parlamentsabgeordneten anberaumen könne. Die HDZ war gegenüber einem solchen Vorgehen ebenfalls zurückhaltend und meinte, die Staatpräsidentin müsse vor einem solchen Prozess zumindest einen Kandidaten ihrer Wahl mit einer Regierungsbildung beauftragt haben. Über diese Frage bzw. die verfassungsgemäße Reihenfolge des Vorgehens der Staatspräsidentin besteht auch zwischen kroatischen Verfassungsexperten weiter Uneinigkeit. Einige meinen, Grabar-Kitarovic habe das Recht, Neuwahlen anzuberaumen während andere glauben, sie müsse zuerst einem gewählten Abgeordneten die Chance zur Bildung einer Regierung gewähren.99

98 Expectations for Inaugural Session of Sabor, Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/ophvtng 99 SDP Threatens Constitutional Complaint if President Appoints Interim Government, Thursday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/q5sq6ph 55

In Erwartung einer Verfassungskrise

Mit Blick auf das in diesem Falle besonders geforderte kroatische Verfassungsgericht kommt ein weiterer komplizierender Faktor hinzu. Die regulären acht-jährigen Amtszeiten von fünf der dreizehn kroatischen Verfassungsrichter: der Präsidentin des Verfassungsgerichts, Jasna Omejec, sowie der Verfassungsrichter (-innen) Snjezana Bagic, Marko Babic, Aldo Radolovic und Ivan Matija gehen am Montag, den 7. Dezember zu Ende, ohne dass sie in den vergangenen Wochen erneuert worden wären. Dies bedeutet, dass die Amtszeiten zwar einmalig um sechs Monate bis zum 7. Mai 2016 verlängert werden können, dass aber die Amtszeit des Verfassungsrichters Ivan Matija wegen Erreichung der Altersgrenze spätestens am 6. Januar und die bereits einmal um sechs Monate verlängerte Amtszeit des Verfassungsrichters Davor Krapac am 8. Januar 2016 enden wird. Mit dem möglichen Ausscheiden dieser beiden Richter müsste das Verfassungsgericht mit nur noch 10 von 13 Richtern Recht sprechen und im Falle einer Nicht-Erneuerung der Amtszeiten der erstgenannten Verfassungsrichter bis zum 7. Mai mit seinen dann nur noch sechs Verfassungsrichtern das Quorum verfehlen und arbeits- bzw. entscheidungsunfähig werden. Mit einer Einigung über die einvernehmliche (2/3 Mehrheit) Ernennung von Verfassungsrichtern ist seit der Nichtwiderbesetzung der Stelle der Ende 2010 aus dem Amt geschiedenen Verfassungsrichters, Nevenka Sernhorst, deren Stelle bis heute unbesetzt geblieben ist, unter den gegenwärtigen politischen Umständen wohl ohnehin nicht zu rechnen.100

Keine guten Nachrichten für die Spitzenkandidaten

Als dann MOST in einer „historischen Runde“ aller drei Wahlbündnisse am Montag, den 7. Dezember verkündete, dass man auf der gemeinsamen Nominierung eines Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt bestehe, der aus keiner den beiden Parteien SDP oder HDZ kommen sollte, verschlechterte sich die Position der beiden Spitzenkandidaten deutlich. Zudem schlug der MOST Vorsitzende vor, dass in den ersten beiden Jahren der kommenden Legislaturperiode ein Vertreter des einen Wahlbündnisses die Position eines stellvertretenden Ministerpräsidenten und ein Vertreter des anderen Wahlbündnisses derweil die Position des Parlamentspräsidenten innehaben solle. Am Ende dieser Periode sollten dann beide die Plätze tauschen. Was die Ministerposten angehe, sei MOST der Meinung, das SDP- und das HDZ- Wahlbündnis sollten jeweils 1/3 der Ministerämter, Most ein weiteres 1/6 und unabhängige Experten ein weiteres 1/6 der Posten besetzen. Alle weiteren politischen Ämter sollten im Konsensus besetzt werden. Nach dieser Ankündigung war klar, dass die Chancen für beide Spitzenkandidaten Regierungschef zu werden, deutlich abgenommen hatten, was in den Medien sofort zu einer Diskussion ihrer möglichen Zukunft führte.

In einer Analyse der möglichen Zukunft der beiden Spitzenkandidaten der großen politischen Lager des Landes kommt der Kolumnist Iva Puljic Sego zu der Einschätzung, dass die HDZ in der jetzigen Form im Falle des Nicht- Zustandekommens einer von ihr geführten Regierung so nicht weiterbestehen würde. Weitere vier Jahre in der Opposition würden die Partei, die noch immer unter der katastrophalen Niederlage in den Wahlen 2011 zu leiden scheint, nicht überstehen. Deshalb werde die HDZ gegenüber MOST äußerst kompromissbreit sein und möglicherweise sogar auf das Amt des Regierungschefs verzichten, sollte dies von MOST gefordert werden. Viele der 220.000 HDZ Mitglieder erwarteten sich -nach einer Regierungsübernahme durch die HDZ- eine Zukunft in der Öffentlichen Verwaltung oder in den Staatlichen Unternehmen. Solange die HDZ bei Interimswahlen (Europa- und Kommunalwahlen) noch im Aufwind schien, hielt sich die Kritik am Parteivorsitzenden noch in Grenzen; nun aber glauben viele, dass die HDZ einen bereits sicheren Wahlsieg verschenkt habe und machen die Parteiführung dafür

100 Possible Constitutional Crisis from Expiration of Justices’ Terms? Saturday JUTARNJI LIST online edition http://tinyurl.com/j4w68hf

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verantwortlich. Während der SDP Vorsitzende und seine Partei durch einen cleveren Wahlkampf und eine personalisierte Wahlkampfstrategie in den letzten Wochen vor der Wahl „…von den Toten auferstanden sei...“, habe die HDZ in einer defensiven Wahlkampagne verharrt und sei einer wichtigen TV-Auseinandersetzung der beiden Spitzenkandidaten bis zum Schluss aus dem Weg gegangen. Damit wäre der HDZ-Spitzenkandidat, so Puljic Sego, zur entscheidenden Belastung für seine Partei geworden, was sich für ihn -im Falle Regierungsbildung ohne die HDZ- auf dem kommenden (Wahl-) Parteitag der HDZ zu einem Debakel entwickeln könnte. Schon erschienen neue Akteure auf dem Plan, welche den aktuellen Vorsitzenden unter diesen Umständen herausfordern könnten. Zu Ihnen wird der Europaabgeordnete Andrej Plenkovic und sein Kollege Davor Stier gezählt, der unter Karamarko sein Amt als Internationaler Sekretär der Partei hatte aufgeben müssen. Die von ihm angekündigte Publikation eines „Memorandums zur Demokratisierung politischer Parteien in Kroatien“ hat für zusätzliches Aufsehen gesorgt und wird von vielen Parteimitgliedern als wichtiger Test der Reformbereitschaft der eigenen Parteiführung verstanden. Viele Parteifunktionäre waren zudem mit der wenig transparenten Aufstellung der Kandidatenlisten der HDZ unzufrieden und glauben, dass im Falle einer “stillen Meuterei” der Mitglieder aus den Ortsverbänden, eher der HDZ-Generalsekretär Milijan Brkic als Andrej Plenkovic an Einfluss in der Parteispitze gewinnen könnte, denn ohne die Unterstützung der „Parteiorganisatoren“ und den HDZ-Vertretern in den Bezirken, gilt ein solcher Machtwechsel als unvorstellbar. 101 Sollte es allerdings Neuwahlen geben, wird sich dieser Klärungsprozess noch bis zum kommenden HDZ-Parteitag verschieben.102 Auch in der SDP fragt man sich inzwischen, was wohl aus dem Spitzenkandidaten werden würde, wenn es der SDP nicht gelungen werde, in die Regierung einzutreten. Im Gespräch sind dabei vor allem der ehemalige SDP-Außenminister und jetzige Europaabgeordnete Tonino Picula sowie der Bezirksgoverneur von Primorje-Gorski kotar Zlatko Komadina. Beide gelten schon lange als Widersacher des SDP Vorsitzenden vor allem für den Fall, dass der SDP eine Regierungsbildung nicht gelingen sollte. Zwar glaubt der Kolumnist Berto Salaj, dass sich die Widersacher vorläufig noch zurückhalten werden, weil viele Mitglieder der Partei ihre Position dem Parteivorsitzenden verdanken; sollten diese bei einem Regierungswechsel jedoch verlorengehen, wäre die Loyalität dieser Funktionäre jedoch stark gefährdet

Keine gute Nachricht für die Wirtschaft

Die drohenden Neuwahlen sind auch keine gute Nachricht für die kroatische Wirtschaft. Nach den jüngsten Zahlen der kroatischen Zentralbank haben sich die kroatischen Staatsschulden bis Ende August 2015 auf HRK 287.3 Mrd. oder 86.5% des erwarteten BIP für 2015 erhöht. Die Europäische Kommission erwartet in ihrem “Autumn Outlook 2015” zudem, dass es Kroatien bis 2017 wohl nicht gelingen werde, die Staatsverschuldung (als % des BIP) zu senken, sondern stattdessen auf Werte in Höhe von 89.2% (2015); 91.7% (2016) und schließlich auf den Höchstwert von 92.9% (2017) steigen werde.103 Auch die im Oktober 2015 gemessene Arbeitslosigkeit in Höhe von 15.8% (entsprechend 295.000 Erwerbslosen) liegt nicht nur deutlich über dem europäischen Durchschnittswert in Höhe von 9,3%; neben Griechenland (24,6%) und Spanien (21,6) liegt sie auch in der EU-Spitzengruppe. Gleiches gilt auch für die Jugendarbeitslosigkeit, wo Kroatien mit einem Wert in Höhe von 43,1% zur Gruppe der am schwersten betroffenen europäischen Länder zählt. Griechenland führt auch diese Gruppe mit einem Wert in Höhe von 47.9% an, gefolgt von Spanien mit 47.7% und Italien mit 39.8%.104

101Political Futures of Milanovic and Karamarko, Monday JUTARNJI LIST, http://tinyurl.com/gudzqge 102 Future of HDZ and Karamarko Tuesday VECERNJI LIST http://tinyurl.com/njvtq3m 103 Croatia’s Public Debt Reaches HRK 287 Billion or 86.5% of GDP at August-end, Up 6% Annually, Wednesday HRT online edition, http://tinyurl.com/np2lvkb 104 Croatia in Group of EU Countries with Highest Unemployment Rates, Tuesday POSLOVNI DNEVNIK online edition, http://tinyurl.com/h5jfg9k 57

Was erwartet der kroatische Wähler?

In einer am 4. Dezember veröffentlichen Umfrage der Firma Promocija plus, sprachen sich 43.6% der Befragten gegen die Durchführung von Neuwahlen aus, 38.4% unterstützen sie und 18% äußerten keine Präferenz. Von denen die sich gegen Neuwahlen aussprechen, taten diese 69,3 % wegen der damit verbundenen zusätzlichen Kosten in Höhe von ca. 17,5 Mio. Euro und 13.3%, weil sie sich davon keine Veränderung der Situation versprachen. Gefragt, wem sie die Schuld für die augenblickliche politische Sackgasse geben würden, sahen 41,5% die Schuld bei allen politischen Parteien gemeinsam, 31,9% gaben MOST die Schuld und nur jeweils 5,6% der Befragten glaubten dass die HDZ oder die SDP dafür die Schuld trugen.105 Befragt, wen sie sich als neuen kroatischen Ministerpräsidenten wünschten, sprachen sich 31,4% der Befragten für den SDP-Vorsitzenden Milanovic, 24,5% für dem MOST-Vorsitzenden Petrov und nur 11,0% für den HDZ-Vorsitzenden Karamarko aus. Befragt, welche Parteienkonstellation denn eine neue Regierung zustande bringen werde, erwarteten 23,7%, dass die HDZ es mit allen MOST-Abgeordneten und einigen weiteren Abgeordneten kleiner Parteien schaffen werde, eine Regierung zu bilden, 22,6% waren dagegen der Meinung, die SDP werde es mit einigen MOST Abgeordneten und anderen Parlamentariern schaffen und 16,8% der Befragten waren der Meinung, dass keine der Parteien es schaffen werde, eine mehrheitsfähige Regierung zu bilden. Nur 4% der Befragten glaubten an die Bildung einer „Regierung der Nationalen Einheit“ und gar nur 0,5% erwarteten die Bildung einer „Große Koalition aus SDP und HDZ ohne die Beteiligung von MOST. 20% der Befragten hielten es für momentan besonders dringend, die Gehälter der Abgeordneten zu senken, während 13,1% meinten, dass wirtschaftliche Strukturreformen prioritär seien; 10- 11% sprachen sich vorrangig für Reformen in der Öffentlichen Verwaltung und weitere 10% für eine Reduzierung der Zahl der Bezirke und Gemeinden in Kroatien aus. Nur 9,5% der Befragten glaubten, dass es vor allem einer strikteren Kontrolle der kroatischen Staatsverschuldung bedürfe.106 Was sich die Staatspräsidentin Grabar-Kitarovic von einer neuen Regierung erwarte, hat sie ebenfalls bereits zum Ausdruck gebracht, als sie eine Reduzierung der Einkommenssteuer zur Ankurbelung von Konsum und Beschäftigung anmahnte. Sie erwarte auch eine weitergehende Dezentralisierung des Landes, um auf diese Weise den lokalen Instanzen eine größere fiskalische Verantwortung für ihre eigene Entwicklung zu übertragen. Sie erhoffe sich zudem eine veränderte Geld- und Kreditpolitik und vor allem die Gründung speziellen Förderbank für Landwirtschaftliche Entwicklung, die durchaus außerhalb Zagreb ihren Sitz haben sollte.107

Ob all diese Wünsche in Erfüllung gehen werden, müssen die nächsten Tage und Wochen zeigen. Kroatien sieht sich einer ungewohnten politischen Krisensituation gegenüber, welche die wirtschaftliche Krise des Landes für einen Moment in den Hintergrund rücken lässt. Allzu lange darf dies jedoch nicht andauernd, soll der Staat Kroatien und seine Wirtschaft nicht dauerhaft Schaden nehmen.

105 Reactions on Possible New Parliamentary Elections, Thursday JUTARNJI LIST, http://tinyurl.com/o4bxu5r 106 MOST Wants Position of PM-designate, Announces MOST Deputy-elect Lovrinovic, Saturday HRT online edition, http://tinyurl.com/h9o8kmy 107 Grabar-Kitarovic Criticizes Government’s Economic and Monetary Policies, Wednesday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/pgd3e2s 58

9. MOST verhilft HDZ zur Mehrheit im kroatischen Parlament (19. Januar 2016)

Nach langwierigen Verhandlungen zwischen dem politischen „Newcomer“ MOST und den Protagonisten der beiden großen politischen Lager in Kroatien, in denen sich der erhoffte Verhandlungserfolg mal dem einen und dann wieder dem anderen Lager zuzuneigen schien, hat sich schließlich die christlich- demokratische HDZ, letztlich wohl dank ihres solideren Verhandlungskonzepts durchgesetzt und ist von Most als Hauptpartner einer gemeinsamen Koalitionsregierung akzeptiert worden. Gemeinsam werden HDZ und MOST nun zusammen mit weiteren kleineren Koalitionspartnern zu einer kohärenten Regierungsbildung finden müssen, in der von allen Seiten sowohl inhaltliche als auch personelle Kompromisse erwartet werden dürfen.

Erfolgreiche Koalitionsverhandlungen

Im Rahmen der zeitweise recht nervenaufreibenden Koalitionssondierungen der drei aktuell wichtigsten politischen Formationen Kroatiens schienen sich die Koalitionsoptionen nahezu täglich zu verändern und politische Beobachter sahen sich nahezu stündlich unterschiedlichen politischen Konstellationen ausgesetzt. Klar war, dass eine Regierung der „Nationalen Einheit“, wie von MOST bis zuletzt angestrebt, bei den beiden Verhandlungspartnern im rechten und im linken Spektrum auf wenig Gegenliebe bzw. Enthusiasmus stieß und beide, sowohl die SDP- geführte „links-liberale“ als auch die HDZ-geführte „patriotische“ Koalition“ bestrebt waren, eine „kleine Lösung“ zu finden, d.h. eine exklusive Koalition mit MOST zu schließen. Daran schien die HDZ noch interessierter als die SDP, weshalb sich der HDZ-Parteivor-sitzende Karamarko frühzeitig einer solchen „Großen Koalition“ verweigerte und damit riskierte von einer Regierungsbeteiligung ausgeschlossen zu werden. Er blieb dabei seiner Überzeugung treu, dass eine solche „Große Koalition“ weder durch das Wahlergebnis gerechtfertigt schien, noch funktioniert versprach. Kurzfristig sah es dann tatsächlich so aus, als ob nur ein SDP-MOST Koalition denkbar blieb, um die notwendige parlamentarische Unterstützung der Mehrheit der neu-gewählten Abgeordneten sicherzustellen. Alles schien auf eine solche Koalition hinauszulaufen, als plötzlich bekannt (gemacht) wurde, dass der SDP-Vorsitzende einzelnen MOST Abgeordneten angeblich angeboten hatte, auch im Falle eines Scheiterns der bilateralen Koalitionsverhandlungen mit MOST, mit ihm (ohne die „restlichen“ MOST Abgeordneten) eine Regierung zu bilden. Das überraschend gute Wahlergebnis seiner Partei hatte den SDP Vorsitzenden Milanovic davon überzeugt, dass er nicht auf die Unterstützung von MOST als Ganzes, sondern nur auf die Unterstützung von einigen MOST Abgeordneten angewiesen war, um eine Mehrheit im Parlament zustande zu bringen. Deshalb schien er zuerst - sogar gegen seine eigene Überzeugung- bereit, einer „Großen Koalition“ (Regierung der Nationalen Einheit) zuzustimmen und sich dadurch gegenüber der zurückhaltenden HDZ einen vorübergehenden (Verhandlungs-) Vorteil zu verschaffen. Als ihm das tatsächlich gelungen war und er allein mit MOST Koalitionsverhandlungen zu führen begann, wollte er zudem auch noch auf Nummer sicher gehen und mit einzelnen, eher der SDP zuneigenden MOST Abgeordneten, eine Vereinbarung treffen, die ihnen -auch im Falle des Scheiterns seiner Verhandlungen mit der MOST-Parteiführ-ung- trotzdem einen Platz in einer SDP-geführten Mehrheitsregierung sichern sollte. Sein risikoreiches und intransparentes Verhalten in den Koalitionssondierungen kostete ihn schließlich den (rechnerischen) Vorteil, den ihm das Wahlergebnis beschert hatte. Es gelang ihm nicht, auf den 67 ihn unterstützenden neu-gewählten kroatischen Abgeordneten aufzubauen und mit Hilfe auch nur einzelner MOT Abgeordneter eine regierungsfähige Mehrheit zu schmieden; vielmehr „verspielte“ er seine Chancen durch sein manipulatives Vorgehen. Die kroatische Kolumnistin, Jelena Lovric fasste dieses inadäquate Verhalten bzw. manipulative Vorgehen in ihren sog. fünf kardinalen Untugenden des scheidenden Ministerpräsidenten zusammen:108

108 COMMENTARY: Milanovic’s “Five Fatal Post-election Mistakes”, Saturday JUTARNJI LIST online edition 59

Ein erster entscheidender Fehler ist es - ihrer Meinung nach – gewesen, sich heimlich mit dem MOST Vertreter Prgomet zu treffen und über ein „Überlaufen von MOST Abgeordneten“ zu verhandeln. Auch wenn Milanovic nur Vorteile in diesem Treffen sah, wurde der MOST Führung erst dadurch klar, dass Milanovic um jeden Preis –auch um den Preis der Einheit von MOST- in die nächste Regierung gelangen wollte. Schon dieser erste Spaltungsversuch scheiterte und bestärkte die MOST-Parteiführung und wohl auch die Mehrheit ihrer Mitglieder in ihrer Überzeugung, dass die Partei nur geschlossen bzw. vereint einen bedeutenden Einfluss auf die zukünftige Regierung und die von ihr erwarteten Reformen würde ausüben können. Milanovic hatte sich zwar als ein geschickter und eloquenter, letztlich jedoch als ein unzuverlässiger und zeitweise arroganter Verhandlungspartner erwiesen, was auf die Abwesenheit des SDP „spin-doctors“ Alex Braun, zurückgeführt wurde, der ihn bis dahin ihn Wahlkampf vorbildlich beraten und -so Lovric- von seinen weniger hilfreichen Charaktereigenschaften bewahrt hatte. Im Gegensatz zu seinem prinzipientreuen und geduldigeren Konkurrenten Karamarko, setzte Milanovic, so der kroatische Politikwissenschaftler Nenad Zakosek, in den Sondierungen weiter auf Wahlkampfrhetorik und Diskreditierung des politischen Gegners, und wurde Opfer seiner bekannten Angriffslust. Dies habe ihm schon in seinem Verhältnis zur Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic geschadet, der er seit ihrer Wahl vorwiegend mit Arroganz und Missachtung begegnet war. In den mit ihr geführten Sondierungen soll Milanovic ihr gegenüber abweisend und unhöflich gewesen sein und der Staatspräsidentin sogar mit dem Gang zum Verfassungsgericht für den Fall gedroht haben, dass sie seiner Interpretation der Verfassung zur Frage möglicher Neuwahlen nicht folgen würde. Schließlich, so Lovric, könnte es ihm noch zum Nachteil gereichen, dass er die abrupten Wendungen in seiner Verhandlungsstrategie mit MOST nicht immer ausreichend mit seinen Parteigremien abgesprochen habe. Diese Vernachlässigung seiner Parteigremien könnte ihm bei der rückblickenden Evaluierung seiner Verhandlungsstrategie bzw. auf dem zu erwartenden SDP-Parteitag nach der Regierungsbildung noch einige ernste Probleme bereiten.109 Nachdem inzwischen endgültigen Scheitern des Versuchs von Milanovic, MOST von sich und einer „Kleinen Koalition mit der SDP zu überzeugen, steht nun der HDZ-Parteivorsitzende und Verhandlungsführer der patriotischen Koalition“, Tomislav Karamarko, als der große Sieger dar. Karamarko war seiner skeptischen bis ablehnenden Haltung gegenüber einer „Großen Koalition“ mit MOST und der SDP –im Gegensatz zu Milanovic- bis zuletzt treu geblieben und hatte bei seiner Distanzierung von einem solchen Szenario nicht nur Mut, sondern auch Verlässlichkeit und Standfestigkeit bewiesen. Im Bewusstsein, dass er nur mit MOST als Ganzes eine Regierungsmehrheit erringen konnte, hatte er von allen Spaltungsversuchen MOST gegenüber Abstand gewahrt und mit der MOST Führung immer transparent, konstruktiv und mit der notwenigen Sachlichkeit und Höflichkeit verhandelt.110 Seine ruhige, kontrollierte und unaufgeregte Art zu verhandeln brachte der HDZ dann schließlich doch noch den entscheidenden Vorteil und machte selbst den in den Verhandlungen mit MOST angebotenen Verzicht auf das Amt des zukünftigen Ministerpräsidenten zum „Pyhrrussieg“ für die SDP. Nachdem sich MOST in den Verhandlungen mit der SDP noch auf eine kontroverse Diskussion über die Verteilung einzelner Kabinettsposten eingelassen hatte, ging es –nach der Androhung von Neuwahlen durch die Staatspräsidentin- am Ende in den Verhandlungen mit der HDZ ganz schnell und eigentlich nur noch um die Einigung auf einen (externen) Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten. Nachdem darüber schließlich eine Einigung erzielt werden konnte, war der Verhandlungsprozess schon bald zu einem vorläufigen Ende gekommen. Nachdem sich eine von MOST angestrebte „Regierung der nationalen Einheit“ also nicht hatte realisieren lassen, hatte MOST sich schließlich zu einer „Kleinen Koalition“, die man in den Sondierungen lange ausgeschlossen hatte, durchgerungen. Möglich, dass die MOST-Parteiführung schließlich eingesehen hatte, dass eine zukünftige kroatische Regierung (Große Koalition) ohne nennenswerte parlamentarische Opposition möglicherweise einer das Land destabilisierenden außerparlamentarischen Opposition Vorschub geleistet oder dem kroatischen Parlament sogar eine nahezu exekutive Macht übertragen hätte.

http://tinyurl.com/nwrfebb 109 Ebenda 110 HDZ Rejects Tripartite Government, Proposes Separate HDZ-MOST Negotiations, Monday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/nkozeq8 60

Vielen Beobachtern schien eine Koalition zwischen der MOST und dem HDZ-Wahlbündnis von Beginn an „natürlicher“, da -nachdem mit Prgomet schließlich vier der eher der SDP zuneigenden MOST Abgeordnete die Fraktion verlassen hatten, eine 2/3 Mehrheit der MOST Vertreter angeblich eher der HDZ zuneigten. Zudem schien auch die kroatische Öffentlichkeit die Geduld mit den MOST Forderungen langsam zu verlieren sodass sich auch die Katholische Kirche mit eigenen Kommentaren in die Verhandlungen einschaltete.

Während das wankelmütige Verhalten von MOST während der Sondierungen vom kroatischen Bürger zunehmend kritisch wahrgenommen wurde, äußerten politische Kommentatoren, wie etwa Zarko Puhovski, die Überzeugung, dass Karamarko im Verlauf der Sondierungen moralisch gewonnen, Milanovic und auch Petrov dagegen moralisch enttäuscht hätten.111 Nicht wenige politische Kommentatoren kritisierten vor allem die unentschlossene „Sprunghaftigkeit“ von MOST, welche sie vor allem der (verständlichen) Sorge um den Zusammenhalt innerhalb von MOST zuschrieben. Während Karamarko für seine Solidität und Prinzipientreue in den Verhandlungen mit MOST vom Politikprofessor Cipek gelobt und Milanovic dafür, dass er bereit schien, nahezu alles dafür zu tun, um an der Macht zu bleiben bzw. beteiligt zu werden, von dessen Fakultätskollegen Salaj dagegen kritisiert wurde, betrachtete der politische Kolumnist Ivan Hrstic, das Verhalten von MOST als wesentlich von der Furcht der Selbstauflösung bestimmt.112 Linke Kommentatoren brachten dagegen unverhohlen ihre Enttäuschung über die Entscheidung von MOST zugunsten einer Koalition mit der HDZ zum Ausdruck und unterstellten den Anhängern von MOST gar einen „Verrat am Wählerwillen“. Für sie hatte MOST alle Glaubwürdigkeit verloren, nachdem sie sich für eine Regierungsbildung mit einer, in ihren Augen „kriminellen Organisation“ hergegeben hatte.113

Einigung auf einen nicht-gewählten, parteilosen, externen Regierungschef

Nach der Einigung auf die Bildung einer „Kleinen Koalition“ zwischen der MOST Parteiführung und der HDZ- geführten patriotischen Koalition, einigte man sich wenig später auch auf einen zu designierenden, zukünftigen kroatischen Ministerpräsident. Schon in den Sondierungen hatte vor allem MOST immer darauf bestanden, dass kein „aktiver“ Parteivorsitzenden dieses Amt übernehmen solle und stattdessen einem „neutralen“, externen Fachmann dieses verantwortliche Amit übertragen werden solle. Davon erhoffte man sich eine in Zukunft weniger von Partikular- bzw. Parteiinteressen beeinflusste allein auf Reformen orientierte Regierungepolitik.

Mit der Einigung auf den Pharmamanager, Tihomir Orešković trat ein in der kroatischen Politik völlig unbekannter Akteur in das Zentrum des politischen Geschehens. Orešković wurde im Jahre 1966 in Zagreb geboren. In den achtziger Jahren hatte er an der kanadischen McMaster Universität Chemie studiert und das Studium im Jahre 1989 mit dem Diplomexamen abgeschlossen. Zwei Jahre später hatte er an derselben Universität noch zusätzlich einen Masterabschluss in Betriebswirtschaft (Business Administration) abgelegt bevor er 1992 im Finanzbereich des kanadischen Pharmaunternehmens Eli Lilly in Kanada seine berufliche Laufbahn begann. Später wechselte er dann zur Firma „Novopharm“, wo er zuerst für die Geschäftsentwicklung und danach als Finanzdirektor verantwortlich war. Im Jahre 2009 wechselte er dann zum kroatischen Pharmaunternehmen Pliva, das zur israelischen Teva- Gruppe gehört. Bis 2010 war er dort Finanzdirektor für Osteuropa und wurde dann Finanzchef für Osteuropa, den Mittelmeerraum, Israel und Afrika und schließlich Präsident des Verwaltungsrates und zuletzt Finanzdirektor von

111 Political Analysts Comment Tripartite Negotiations on Forming New Government, Sunday HRT online edition, http://tinyurl.com/ogltzqv 112 Political Analysts on Behavior of 3 Coalitions in Negotiating Participation in New Government, Monday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/hs3ac7o 113 Initial Reactions to Announcement of MOST-HDZ Government Tuesday RTL TELEVIZIJA online edition, http://tinyurl.com/jh9dz8h Tuesday HRT online edition, http://tinyurl.com/h63rpbc Tuesday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/zmsbyh4 , http://tinyurl.com/gpzltuq Tuesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/hh9wlkh

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Teva für Europa. Am 23. Dezember 2015 nominierten ihn die HDZ-geführte „Patriotische Koalition“ gemeinsam mit dem Wahlbündnis: „Brücke unabhängiger Listen“ (MOST), zum Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt. Nachdem die beiden Koalitionspartner der Staatspräsidentin die dazu notwendigen Erklärungen (Unterschriften) von 78 Mitgliedern des 151 Sitze umfassenden Parlaments vorgelegt hatten, beauftragte sie den parteilosen Tihomir Orešković, gemäß der kroatischen Verfassung mit der Regierungsbildung, für die ihm 30 Tage zur Verfügung standen.

Bedeutungszuwachs des Parlaments

Nach der Designierung des parteilosen Orešković zum Regierungschef gelang wenige Tage später auch noch die zuvor noch gescheiterte Inauguration des neuen kroatischen Parlaments. In der „zweiten“ Sitzung des neu- gewählten kroatischen Parlaments konnte sich der HDZ-Kandidat Zeljko Reiner ohne Gegenkandidat mit inzwischen immerhin schon 88 ihn unterstützenden Stimmen bei der Wahl eines neuen Präsidenten des kroatischen Parlaments (Sabor) durchsetzen und erhielt damit nicht nur 10 Stimmen mehr, als Orešković bei seiner Nominierung zum Regierungschef, sondern sogar 12 mehr als verfassungsrechtlich geboten. Wie allgemein erwartet worden war (und der folgenden Übersicht zu entnehmen ist), hatten sich sowohl die übrigen Minderheitenvertreter als auch der Abgeordnete Cacic dem Vorschlag der Parlamentsmehrheit angeschlossen und dem HDZ Kandidaten Reiner bei seiner Wahl dieses komfortable Ergebnis verschafft, wobei es allerdings erstmals nicht zu der bisher übliche Einstimmigkeit des Votums gekommen war.

Das von ihm geführte, neu installierte kroatische Parlament ist nun durch eine Vielzahl von (Partei-) politischen Fraktionen und zahlreichen einzelnen, nur sich selbst verantwortlichen, Abgeordneten gekennzeichnet. Jede politische Grundsatzentscheidung wird den Test einer eher unkalkulierbaren Abstimmung im Parlament bestehen müssen, da die beiden Parteivorsitzenden Karamarko und Petrov nur gegenüber einer Minderheit der Parlamentsabgeordneten über ein ohnehin auch nur „mittelbares“ Weisungsrecht verfügen.

Wahlbündnisse: Sitze kum.

HDZ + Co. 56 Diaspora 3 59 Ex-Minderheiten 2 Lekaj, Raskovic

Bandic 365 2 MOST 15 Vorschlag 78 Orešković

Reformist 1 Minderheiten 6

Petrina –EX MOST 1 HDSSB 2

Vorschlag Reiner 88

Human Wall 1

HRID (Pgomet) 3 IDS-PGS 3 SDP + Co. 56

151 62

Es ist also bei kontroversen Abstimmungen in Zukunft durchaus mit wechselnden Mehrheiten zu rechnen, was dem parlamentarischen Geschehen in Zukunft viel mehr Bedeutung verleihen wird, als in der Vergangenheit. Das wird zwar den „parlamentarischen Prozess“ in Kroatien befördern und die Demokratie stärken, es wird aber die Arbeit der Regierung bzw. des Regierungschefs erschweren bzw. verkomplizieren. Politische Entscheidungsprozesse von Bedeutung werden sich nicht nur aus den jeweiligen Parteizentralen stärker ins Parlament verlagern und damit transparenter gestaltet werden, sondern auch mehr Überzeugungsarbeit in Richtung der einzelnen Abgeordneten und Fraktionen erfordern, was dem kroatischen Bürger ein (noch) besseres Urteil über die Arbeit ihrer Abgeordneten und deren Parteien ermöglichen wird.

Konstituierung der Fraktionen

Vor der für den 22. Januar anberaumten ersten Arbeitssitzung des kroatischen Parlaments, während der das neue Kabinett vorgestellt und vereidigt werden soll, haben sich die Fraktionen der verschiedenen Parteien formiert. Den beiden zahlenmäßig größten Fraktionen der HDZ und SDP stehen zahlreiche weitere kleinere Fraktionen gegenüber, die aus mindestens drei Abgeordnete bestehen müssen, um den Fraktionsstatus und die damit verbundenen Rede- und sonstigen Rechte in Anspruch nehmen zu können. Neben den mittelgroßen Fraktionen von MOST (15) und der HNS (11) haben sich etwa die Abgeordneten der HDZ Koalitionäre HSLS und BUZ genauso zu einer eigenen Fraktion zusammengeschlossen, wie die Abgeordneten von Bandic 365 mit den beiden Minderheitenvertretern Prljaskaj (Albaner) und Bilek (Tschechen und Slovaken). Die drei IDS-Abgeordneten nahmen den Vertreter der italienischen Minderheit Radin in ihre Fraktion genauso auf, wie die beiden serbischen Minderheitsvertreter der SDSS den einzigen Abgeordneten der „Reformisten“: Radimir Cacic. Ebenso haben sich die jeweils drei Abgeordneten der kroatischen Arbeitspartei (HL) und der Partei des Rechts (HSP-AS) zu eigenständigen Fraktionen zusammengefunden. Nur noch wenige haben sich keiner dieser Fraktionen angeschlossen und auch die Besetzung der verschiedenen parlamentarischen Ausschüsse wird noch verhandelt.114

Einigung auf Expertenregierung

Nach der Einigung auf den Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten und das Amt des Parlaments- präsidenten steht nun noch die Einigung auf die Ressortverteilung im neuen kroatischen Kabinett aus. Der HDZ Vorsitzende Karamarko hatte mit Blick auf eine eventuelle Regierungsbildung immer wieder betont, dass er ein Expertenkabinett anstrebe und dass es ihm bei der möglichen Auswahl von Kandidaten vor allem auf Kompetenz, Moral und Patriotismus ankomme. Sein Widerpart Petrov hatte sich ähnlich geäußert und immer wieder einmal von einer „technokratischen“ Expertenregierung gesprochen, wobei er allerdings auch einige seiner Abgeordnetenkollegen als solche (Experten) betrachtete. Wie auch immer das Kabinett letztlich aussehen wird, dem neuen Regierungschef wird es obliegen die Politik „seiner“ Regierung nach außen bzw. gegenüber den Wählern zu kommunizieren bzw. zu erklären.

Eine „italienische Lösung“ für Kroatien

Damit wird sich in Kroatien eine Situation ergeben, wie sie schon Italien zu Beginn des Jahrzehntes und erst jüngst wieder Rumänien erlebt hat. In Italien entschied sich das politische Schicksal des parteilosen, vorübergehenden Ministerpräsidenten Monti auch im Parlament. Der von einigen schon als „kroatischer“ Mario Monti beschriebene, neue kroatische Regierungschef wird sich deshalb bewusst sein, dass auch er keine einfache Aufgabe übernommen hat. Ohne eine verlässliche Hausmacht im Parlament in Form einer auf ihn ausgerichteten bzw. ihm verpflichteten Parlamentsfraktion, drohen ihm in jeder ernsten Abstimmung über umstrittene Reformvorhaben Gesichtsverlust, wenn nicht sogar entsprechende Abstimmungsniederlagen.

114 Total of 10 Sabor Parliamentary Caucuses Established so far ahead of First Session, Tuesday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/jrjo3w9 63

Zwar wird er sich auch ohne eigene Hausmacht immerhin solange durchsetzen, wie ihm die notwenige Richtlinienkompetenz von den Parteiführern der beiden großen Koalitionspartner zugestanden wird. Verliert er jedoch deren Loyalität, werden sich auch dem Ministerpräsidenten wohlgesinnte Abgeordnete auf Dauer von ihm abwenden und der jeweiligen Partei bzw. dem jeweiligen Parteiführer gegenüber Loyalität beweisen, weil nur diese ihnen auf Dauer ihre Partei- bzw. Abgeordnetenkarriere sichern können. Blickt man auf vergleichbare Beispiele von und Erfahrungen mit „technokratischen“ Regierungen, so wird klar, dass in solchen Fällen der „externe Technokrat“ auch die beim Wähler ungeliebten Reformen durchsetzen und die Kritik dafür wird einstecken müssen. Oft droht einem solchen „Patrioten“ dann, dass er nach Durchsetzung solcher Reformen als „Buhmann“ von seinen Aufgaben entbunden wird.…!

Wenn dann der Zeitpunkt gekommen ist, zu dem die etablierten politischen Parteien wieder glauben, selbst die Verantwortung für die Politik im eigenen Land übernehmen zu sollen, bliebe dem (erfolgreichen?) Regierungschef dann oft nur die Alternative, zu resignieren oder selbst eine Partei zu gründen, will er auch in Zukunft eine entscheidende Stimme im politischen Konzert seines Landes verbleiben. Mario Monti hat dies -eher erfolglos- versucht, im Falle von Tim Orešković wird sich zeigen, ob sich ein solches Geschehen wiederholt. Der neue kroatische Ministerpräsident braucht auf jeden Fall immer wieder Verbündete, wenn er erfolgreich regieren will, kann dann aber im Amt sehr schnell und deutlich an Profil gewinnen, indem er in der eigenen Bevölkerung und nicht zuletzt bei den ausländischen Finanzinstitutionen Vertrauen aufbauen hilft. Zu einer Tagung dieser Institutionen reiste der designierte kroatische Ministerpräsident deshalb wohl auch noch an, bevor sein Mandat bestätigt werden konnte und suchte die dort anwesenden Gläubiger Kroatiens von einer Herabstufung des Ratings seines Landes abzuhalten. Dem ehemaligen SDP Ministerpräsidenten und glücklosen Wettbewerber um eine neue Amtszeit droht dagegen nun –wie erwartet- eine Rebellion in seiner eigenen Partei seitens verschiedener, frustrierter Parteifreunde, die ihm auf dem kommenden SDP-Parteitag am 12. März auch noch das Amt des Parteivorsitzenden streitig machen wollen.115

115 SDP Announces 12 March Date for Party President Elections Monday HRT online edition, http://tinyurl.com/hnkuyuc 64

10. Neue kroatische Regierung gewinnt Vertrauensabstimmung (08. Februar 2016)

Nach langwierigen Verhandlungen zwischen der HDZ und dem politischen „Newcomer“, der neuen Listenverbindung MOST (Brücke), wurde das vom parteilosen kroatischen Ministerpräsidenten Tihomir Oreskovic vorgeschlagene, neue Kabinett am 22. Januar 2016 im kroatischen Parlament (SABOR) mit den Stimmen von 83 der insgesamt 151 Parlamentarier (bei 61 Gegenstimmen und einigen Enthaltungen) ins Amt eingeführt. Die neue Regierung setzt sich - wie bisher - aus 20 Kabinettsmitgliedern, darunter 12 HDZ-, 6 MOST- sowie zwei unabhängigen Vertretern zusammen (s. Liste im Anhang) und hat sich als sog. "Tim-Team" vor allem vorgenommen, die Wirtschaftskrise Kroatiens zu überwinden. Der in der kroatischen Diaspora aufgewachsene künftige kroatische Regierungschef zeigte sich bei der Vorstellung seines Regierungsprogramms sehr konkret. Bis 2020 solle das wirtschaftliche Wachstum Kroatiens mehr als 3 Prozent betragen, die Staatsverschuldung soll auf einen Wert unter 80 Prozent des kroatischen BIP zurückgeführt werden, das Haushaltsdefizit soll bis 2017 auf weniger als 3 Prozent reduziert, die Exporte des Landes um 30 Prozent gesteigert, die Arbeitslosigkeit auf unter 14 Prozent zurückgeführt und das Pro-Kopf Einkommen auf über 20000 Euro angehoben werden. Damit wartet Kroatien ein hartes Sanierungsprogramm, wobei zu hoffen bleibt, dass die kroatische Bevölkerung die Notwendigkeit aller damit verbundenen Reformen und Sparmaßnahmen letztlich akzeptieren muss, wenn Kroatien den Herausforderungen des EU- Defizitverfahrens entsprechen will.

Überraschende Kabinettsliste

Schon vor Verlesen seiner Regierungserklärung, bei der er sich - erstmals im kroatischen Parlament - einer Präsentation bediente, hatte die Bekanntmachung seiner Kabinettsliste für einige Überraschung bzw. Aufregung gesorgt. Viele der „heißen“ Kandidaten auf ein Ministeramt gingen leer aus und einige der neuen Kabinettsmitglieder waren dem kroatischen Wähler bisher vollkommen unbekannt. All dies sollte wohl das Bestreben der beiden Koalitionspartner belegen, tatsächlich eine möglichst „technokratische“ Expertenregierung zu bilden, um den zahlreichen Herausforderungen mit möglichst umfassender fachlicher Expertise zu begegnen. Trotzdem überraschte viele politische Beobachter der Umstand, dass zahlreichen „politischen Schwergewichten“ in der HDZ, wie etwa dem Generalsekretär Brkic, dem politischen Sekretär Culjak und zahlreichen Fachausschussvorsitzenden der HDZ, offenbar kein Ministeramt angetragen worden war.116 Auch ehemalige Kabinettsmitglieder früherer HDZ-Regierungen unter Führung von Ivo Sanader und Jadranka Kosor, wie etwa die ehemaligen Ressortchefs Jandrokovic (Außenministerium), Bozinovic (Verteidigungsministerium), Milosevic (Investitionsministerium) wurden bei der Regierungsbildung nicht berücksichtigt, was wohl den seitens der Parteiführung im Wahlkampf propagierten „Neuanfang“ der HDZ demonstrieren sollte.

Der Koalitionspartner MOST hatte sich bei der Regierungsbildung schließlich mit der Forderung nach sechs Ministerien, darunter vor allem dem Justiz-, Wirtschafts-, Verwaltungs- und Innenministerium durchgesetzt und diese mit den erwarteten Kandidaten besetzt. Als kontrovers erwies sich die Besetzung des Kultur- und Kriegsveteranenministeriums durch die HDZ mit Kandidaten, die dem rechten Rand der HDZ zugerechnet wurden. Als sich dann schon nach wenigen Tagen herausstellte, dass der gerade erst vereidigte Veteranenminister Cronje angeblich falsche Angaben zu seinem Wohnsitz und dem dort eigentlich mit staatlichen Zuschüssen zu bauenden Domizil gemacht haben soll, musste dieser schon nach wenigen Tagen sein Amt räumen; ein denkbar ungünstiger Start für die neue kroatische Regierung.117 Auch die Ernennung des Historikers und Mitarbeiters des renommierten

116 Continuing Controversy over Ministerial Appointments of Crnoja and Hasanbegovic , Friday HRT online edition: http://tinyurl.com/zwfrvh9 117 War Veterans’ Affairs Minister Crnoja Resigns from Office, Thursday HRT online edition, http://tinyurl.com/hmd5fqj 65

Ivo Pilar Instituts, Dr. Zlatko Hasanbegovic, hat zu großer Unruhe im linken politischen Lager Kroatiens geführt. Er gehöre, so seine Kritiker, zu denjenigen „rechtsextremen Kräften“ in der HDZ, denen nachgesagt wird, sie wollten ein sog. „Lustrationsgesetz“ durchsetzen, mit dem ehemalige Staatsbedienstete der Tito-Ära auf eine „Liste der Verräter“ gesetzt und nachträglich noch zur Verantwortung gezogen werden sollen. Der auch in den Medien immer ruhig und sachlich auftretende neue Kulturminister hat die ausdrückliche Unterstützung des HDZ-Vorsitzenden, der immer schon der Überzeugung war, dass Kroatien nicht im „Antifaschismus Jugoslawiens“, sondern erst nach der Loslösung vom kommunistischen Jugoslawien als demokratisches und pluralistisches Kroatien seine „wahre“ Freiheit gewann.118 Die Kritik am neuen Kulturminister nahm dann noch erheblich zu, als er ankündigte, er werde die Finanzierung zahlreicher NGO-Medien überprüfen.

Oreskovics Regierungserklärung

Im Rahmen der Vorstellung seines neuen Kabinetts sowie seines Regierungsprogramms wurde schnell deutlich, dass die wichtigste Zielsetzung des neuen Ministerpräsidenten die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage seines Landes und die Steigerung des Lebensstandards seiner Bürger sein würde.

Vor allem in den drei Bereichen: Wirtschaftswachstum, Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und Lebensqualität für die Bürger strebe er deutliche Fortschritte an. Mit der beabsichtigten Konzentration auf die von der Europäischen Kommission dem Land vorgegebenen Sanierungsziele, erfüllte er auch die Erwartungen der internationalen Geldgeber Kroatiens, denen er schon vor seiner Bestätigung im Parlament seine Aufwartung gemacht hatte.119 Die in Kitzbühel versammelten internationalen Ratingagenturen nahmen nach dem Treffen mit Oreskovic von einer nochmaligen Herabstufung Kroatiens (vorläufig) Abstand und bestätigten ihre jeweiligen Risikoeinschätzungen, die allerdings alle bisher noch einen negativen Ausblick beinhalten.120

Oreskovic rief in seiner Regierungserklärung zu mehr ausländischen Investitionen auf und versprach den (potentiellen) Investoren für ein entsprechendes Investitionsklima zu sorgen und auch die Nutzung der von der Europäischen Union bereitgestellten Fördermittel noch umfangreicher zu nutzen als in der Vergangenheit. Er betrachtet das angestrebte Exportwachstum von 30% als einen ersten Test für die erhoffte Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der kroatischen Industrie, von der er sich zudem eine deutliche Verbesserung der Platzierung seines Landes auf der “World Bank - Doing Business Rangliste” von dem augenblicklich 64. Platz auf einen solchen, unter den ersten 50 (von insgesamt 189) erwartet. Oreskovic betonte, dass seine Regierung bereit sei, schwierige Entscheidungen zu treffen und man interessiert und optimistisch bleibe, die Dinge zu verbessern und in wichtigen Bereichen schon bald erste Erfolge zu erzielen. Zu diesen (fünf) wichtigsten Bereichen rechnete er u.a. einen an Effizienz orientierten Öffentlichen Sektor, vor allem was das Justiz- und Finanzwesen angeht; einen reformierten Bildungs- und Gesundheitssektor; einen ausgeglichenen Haushalt bei langsam sinkender Schuldenquote und eine vermehrte und transparente Nutzung vorhandener EU Fördermittel. Es gelte, den Fokus auf strategische Investitionen mit hohen Multiplikator Effekten zu setzen, die Privatisierung von nicht-strategischen (Staats-) Unternehmen und anderen Vermögenswerten anzustreben und - ganz allgemein - Wert auf die

118 http://kroatein.de/2016/01/31/kroatien-abrechnung-mit-dem-kommunismus-die-lustrations-kriege-beginnen- 672/ 119 PM-designate Oreskovic Meets in Kitzbuehel with Investors and Some of Croatia's Major Creditors Thursday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/hkjh9wj 120 S&P Reaffirms Croatia’s ‘BB’ Long-term and ‘B’ Short-term Credit Rating with Negative Outlook, Friday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/z7lrsyf, Friday LIDER online edition, http://tinyurl.com/jfw8jz6

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Verbesserung des Investitionsklimas zu legen, um schon im laufenden Jahr 2016 erste Erfolge bei der Verringerung des Haushaltsdefizits zu erzielen.

Im darauf folgenden Haushaltsjahr 2017 denke man an die Einführung einer Immobiliensteuer (bisher noch nur auf ungenutzte Immobilien), eine weitere Steigerung der Nutzung von EU-Fördermitteln sowie erste Einsparungen im Gesundheitssektor, welche vor allem der Förderung von Klein- und Mittelbetrieben zukommen solle. Bis zum Jahr 2018 beabsichtige man dann den Bildungs- und Wissenschaftssektor zu reformieren, den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren und das Justizwesen zu modernisieren. Zum Schluss seiner Regierungserklärung appellierte er an seine Landsleute, ihn bei seinem Vorhaben, aus Kroatien einen unabhängigen, an Traditionen orientierten, aber auf die Zukunft ausgerichteten, modernen Staat zu bauen, zu unterstützen und schloss mit dem rhetorischen Aufruf: “…Wenn nicht jetzt, wenn nicht wir (alle), wer dann?...".

Reformpläne in einzelnen Sektoren

Neben Einsparungen in diversen Haushaltspositionen plant die neue Regierung zur besseren Kontrolle der kroatischen Staatsverschuldung die Einrichtung einer speziellen Schuldenagentur (Public Debt Management Agency). Im kroatischen Energiesektor soll demnach schon bald eine “Energiebörse” geschaffen und die Energiebereitstellung von der -verteilung (Netze) getrennt werden. Ebenso will die neue Regierung von den Plänen zur Errichtung eines Heizkraftwerkes in Istrien sowie der Exploration und eventuellen Förderung von vermuteten Öl- und Gasvorkommen in der Adria absehen. Stärker engagieren will man sich auch in der regionalen Wirtschaftsförderung und dabei vor allem in von der EU finanziell unterstützten regionalen Transport- und Infrastrukturvorhaben (Korridore). In der Landwirtschaft gelte es brachliegendes Potential zu mobilisieren und für den Tourismus nutzbar zu machen, wobei man ebenso beabsichtigt, den Mehrwertsteuersatz für Übernachtungen von 13% auf 5.5% zu senken. Gleichzeitig wolle man weitere, noch in staatlichem Eigentum befindliche Touristikunternehmens zügig privatisieren, um den wichtigsten Wirtschaftssektor und Devisenbringer Kroatiens noch wettbewerbsfähiger zu machen. Im schon recht gut entwickelten Transportwesen werde man die Verkehrskorridore nach Mitteleuropa modernisieren und dabei sowohl See- und Flughäfen als auch das Eisenbahnnetz weiter ausbauen. Im Bausektor müssen nun unbedingt die verschiedenen Kataster zusammengeführt werden, damit man mit der Grund- und Immobilienbesteuerung endlich beginnen könne.

Es sei dabei auch das Ziel, einen besseren Überblick über vor allem alle ungenutzten Öffentlichen Liegenschaften zu erhalten, damit diese endlich einer entgeltlichen Nutzung zugeführt werden können. Daneben beabsichtige man den Kulturetat von einem aktuellen Wert von nur 0,49% des BIP Kroatiens auf 1 % des BIP und den Etat für Bildung und Wissenschaft entsprechend den europäischen Vergleichswerten zu erhöhen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen dann der Kulturetat bis auf 1,5% des BIP und auch die Investitionen in Bildung und Wissenschaft auf europäische Vergleichswerte weiter steigen. Während in Kroatien noch im Jahre 2014, nur 3,5% des BIP in Bildung und Wissenschaft flossen, waren es im europäischen Durchschnitt immerhin 4,5% Die durchschnittlichen Ausgaben für Forschung betrugen in Europa mehr als 2,5%, während sie in Kroatien in den letzten Jahren bei einem Wert von nur 0,7% des BIP verharrten. Die neue Regierung sei angetreten, die kulturellen Fundamente des inzwischen unabhängigen kroatischen Staates und damit die nationale Identität als Mitglied internationaler Gemeinschaften wie der EU und der NATO zu stärken. Dieses Bestreben soll Kroatiens Rolle als Mittelmeeranrainer wie als zentraleuropäischer Staat unterstreichen und die kulturellen Errungenschaften Kroatiens in der Literatur, im Theater, in der Musik, der Kunst und im Film hervorheben. Auf dieser Grundlage werde man den andauernden Prozess der “Bildungs- und Curriculums Reform” anhalten und nach Maßgabe der neu zu entwerfenden inhaltlichen Richtlinien modifizieren.

Die Lerninhalte für alle Schultypen bzw. -stufen und -klassen werde man überarbeiten und dabei modernisieren. Zur Mobilisierung von noch mehr Innovation müsse es dabei vor allem um die Förderung der Fachrichtungen

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Mathematik und Naturwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften und Technologie gehen, wobei vermehrt auch Stipendienprogramme ausgelobt werden sollen. Lehrer- und Schülerleistungen sollen in Zukunft verstärkt evaluiert und dabei gewürdigt bzw. bestraft, solche von Studenten und Doktoranden sollen stärker überprüft und vor Korruption und Betrug (Pragmatismus) geschützt werden. Vor allem aber soll der politische Einfluss im Bildungssektor und vor allem an den Universitäten zurückgedrängt bzw. eingeschränkt werden.

Außen- und innenpolitische Ziele

Der neuen Regierung gehe es außenpolitisch vor allem auch um eine Stärkung der Rolle Kroatiens in der Welt und Nutzung der durch die inzwischen erlangte (Voll-) Mitgliedschaft des Landes in der EU und der NATO, zur Verfügung stehenden Mittel zur vertikalen und horizontalen Zusammenarbeit und zur Vertretung seiner wirtschaftlichen und kulturpolitischen Interessen. Sinnbild der angestrebten stärkeren sog. “vertikalen” Kooperation ist die sog. “Adriatic-Baltic-Black Sea Initiative”, welche in besonderem Maße bisher schon von der kroatischen Staatspräsidentin verfolgt worden ist und sich unter anderem auch auf die Länder Mittelosteuropas, wie Tschechien, Ungarn, Polen und die Slowakei fokussiert, während sich die sog. “horizontale” Kooperation eher auf Länder wie Italien, Österreich Slowenien und die östlichen Nachbarstaaten des West-Balkan konzentriert. Vor allem soll die EU-Mitgliedschaft im Wege der besseren Nutzung von EU Mitteln für Kroatien noch profitabler gemacht werden, wobei dem Interesse Kroatiens an der kroatischen Bevölkerungsgruppe in Bosnien-Herzegowina mit Hilfe des Europaparlaments noch stärker Rechnung getragen werden soll. Als Signatarstaat des Daytoner Friedensabkommens will man sich weiter für die gleichberechtigte Beteiligung der kroatischen Minderheit an der politischen Entscheidungsfindung in diesem östlichen Nachbarland und für dessen Integration in die Europäische Union einsetzen. Gleichzeitig will man sich bemühen, die Beziehungen dieser - nicht nur in Bosnien/Herzegowina - in beeindruckender Anzahl lebenden, kroatische Diaspora zum Heimatland zu intensivieren.

In der Flüchtlingsfrage will die neue Regierung in Abstimmung mit den Nachbarstaaten vor allem “kroatische” Interessen schützen und in diesem Zusammenhang auch eine neue “Nationale Sicherheitsstrategie” erarbeiten. In ihr soll sowohl auf neue terroristische Risiken, aber auch auf eine inzwischen stark kritisierte “Politisierung” der Polizei- und Strafverfolgungsbehörden reagiert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Geheim- und Sicherheitsdiensten und den Polizeibehörden soll weiter verbessert werden, wobei letztere in einer Weise umorganisiert werden sollen, die den Verwaltungsapparat zugunsten der Anzahl der Einsatzkräfte der Polizei verkleinert. Es gelte zudem die professionellen Standards im gesamten Polizei- und Strafverfolgungsapparat anzuheben und weiter an einem Abbau des Bearbeitungsstaus von Gerichtsverfahren zu arbeiten. Ebenfalls strebt die neue Regierung die Etablierung eines, dem US-Vorbild ähnelnden neuen Systems der “Heimatverteidigung” (Homeland Security) an, während man sich sofort einer neuen Regelung des Status von Kriegsversehrten und -veteranen und ihren jeweiligen Pensionsansprüchen widmen will. Schon bald zu verabschiedende neue Richtlinien zum Heimatschutz sollen sich aus einem neuen, pro-aktiven Konzept der Heimatverteidigung ableiten lassen, wobei alle staatlichen Behörden aufgerufen sind, ihren koordinierten Beitrag zur Unverletzlichkeit der kroatischen Gesellschaft zu leisten.

Dafür sei es nötig, den gesamten kroatischen Sicherheitssektor einer institutionellen und organisatorischen Modernisierung zu unterziehen. Man ist dabei bestrebt, schon innerhalb der ersten sechs Monate über eine solche neue bzw. überarbeitete “Nationale Sicherheitsstrategie” zu verfügen, um damit noch besser seine Rolle als EU und vor allem NATO-Mitgliedsland zu erfüllen. Mit Hilfe einer wachsenden Anzahl von Polizeikräften werde man für noch mehr Sicherheit in Städten und Gemeinden vor allen in ländlichen Regionen sorgen und zu einem noch kooperativeren Verhalten der Bevölkerung gegenüber der Polizei- und den Sicherheitskräften beitragen.

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Wirtschaftliche Reformbestrebungen

Vor dem Hintergrund dieser Sektor Prioritäten stehen jedoch die wirtschaftlichen Reformbestrebungen der neuen Regierung im Zentrum des medialen Interesses. So erklärte der Ministerpräsident schon nach der ersten Sitzung seines Kabinetts, dass es weder Kürzungen bei den Löhnen und Gehältern noch bei den Renten geben werde.121 Es gehe vielmehr darum zuerst die Staatsschulden um 500 Mio. Euro zurückzuführen und mehr Mittel zur Förderung von Klein- und Mittelbetrieben bereitzustellen. Dazu müsse eine Gegenfinanzierung in Form einer Immobiliensteuer ins Auge gefasst werden, die vor allem ungenutzte Immobilien und den Mehrfachbesitz belasten soll. Er werde gemeinsam mit seinen beiden Stellvertretern die notwendigen Übereinstimmungen herstellen und dabei könnte ihm seine lange Auslandstätigkeit unter Umständen sogar nutzen.

Bis Ende März beabsichtige man einen Budgetentwurf vorzulegen und dabei auf zusätzliche Privatisierungserlöse von bis zu HRK 4 Mrd. zu setzen, jedoch ginge es, wie in anderen Ländern, auch nicht ohne einige schmerzhafte Ausgabenkürzungen. Unser Ziel, so Oreskovic, ist es, das jährliche Wirtschaftswachstum auf mindestens 3% zu steigern, die Arbeitslosenquote auf 14% zu verringern, das Schuldenwachstum zu stoppen und den Staatshaushalt auszugleichen.122

Hoffnung auf Privatisierungserlöse

Mit Blick auf die Privatisierungspläne der neuen Regierung stehen vor allem der Verkauf der staatlichen Beteiligungen an dem Energie-, Transport und Elektro Konglomerat Koncar, dem Nahrungsmittelhersteller Podravka und dem Mobilfunkanbieter Hrvatski Telekom (HT), sowie weitere Minderheitsbeteiligungen im Tourismussektor zur Diskussion. Nach Angaben der staatlichen Liegenschaftsverwaltung (DUUDI) und der entsprechenden Clearingstelle (SKDD) verfügt der Staat über folgende Beteiligungen:

Firma Staatsanteile Firmenanteil % Kurs pro Aktie Gesamtwert in HRK Koncar 644,908 25.07% 628 400 Mio. Podravka 1,402,411 19.70% 316 440 Mio. HT 1,459,068 01.78% 140 200 Mio.

Allerdings werden diese Verkäufe allein nicht ausreichen, um die angekündigten Privatisierungserlöse im von 500 Mio. EUR zu generieren, weshalb weitere börsennotierte Privatisierungen ins Auge gefasst werden müssten, wie etwa dem staatlichen Stromversorger HEP und dem staatlichen Ölkonzern INA, wobei der Verkauf des kroatischen Anteils an dem ungarischen Ölkonzern MOL etwa 3 Mrd. EUR einbringen könnte.

Das vom “Sale and Restructuring Center (CERP)” verwaltete Staatsvermögen beinhaltet Anteile an insgesamt 491 nicht-strategischen Unternehmen, wovon im letzten Jahr erst 40 Beteiligungen veräußert worden seien. Der “CERP 2015 - State Assets Report” bezifferte die Anzahl von Unternehmen mit staatlicher Mehrheitsbeteiligung mit 32 und solche mit Minderheitsbeteiligungen mit 454 Unternehmen. 15 der Unternehmen mit einer staatlichen Mehrheitsbeteiligung und 224 der Unternehmen mit einer staatlichen Minderheitsbeteiligung stehen zur sofortigen Privatisierung zur Verfügung. Der Gesamtwert dieser verwertbaren Beteiligungen an insgesamt 239 Unternehmen läuft sich nach Angaben von CERP auf ca. 2,5 Mrd. HRK.123

121 Oreskovic Reveals Additional Details of New Government's Economic Goals and Plans Monday HRT online edition http://tinyurl.com/j29eek7 122 Ebenso, Monday RTL TELEVIZIJA online edition, http://tinyurl.com/z8fc3xt Monday JUTARNJI LIST online edition: http://tinyurl.com/jxhvse8 123 State’s Ownership in Koncar, Podravka and HT Most Likely Early Privatization Projects, Thursday POSLOVNI DNEVNIK online edition, http://tinyurl.com/hvexjy3

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Nach Kenntnisnahme der „Statusreports“ seiner Kabinettskollegen legten die Fachminister ihre jeweiligen Wünsche dar, die sich vor allem auf die Einstellung von Mitarbeitern bezogen. Wohnungsbauminister Lovro Kuscevic betonte, dass in seinem Ministerium nur 60-70% des Stellenplans besetzt seien, während der Umweltminister Slaven Dobrovic mitteilte, dass in seinem Ministerium nur 77% und im Landwirtschaftsministerium von Davor Romic zusätzliche 20% Mitarbeiter benötigt würden. Auch der Industrieminister Darko Horvat beklagte, dass nur 109 seiner insgesamt 163 Planstellen momentan besetzt seien.124 Die anderen Minister stellten ähnliche Befunde zur Diskussion, betonten aber, dass sie die Leerstellen in ihren Ministerien durch Umsetzungen und nicht Neueinstellungen besetzen wollen.125

„Wahlnachlese“ auf Parteitagen ?

Noch während die neuen Regierungsmitglieder in ihren jeweiligen Ressorts eine Bestandsaufnahme durchführten und ihre politischen Reformziele zu konkretisieren begannen, blickten die Führungen der beiden Volksparteien schon auf ihre schon bald anstehenden, wichtigen Parteikongresse. Im Falle der SDP machte dann auch der SDP Vizepräsident Zlatko Komadina gleich den Anfang und gab bekannt, auf dem kommenden SDP Parteitag am 2. April für das Amt des Parteivorsitzenden zu kandidieren. Unterstützung erfuhr er dabei umgehend vom Parteifreund Rajko Ostojic und dem SDP-Vorsitzenden des Zagreber Landesverbandes Davor Bernardic. Ihnen gegenüber stehen die Anhänger des bisherigen Parteivorsitzenden Milanovic in Gestalt der Ex-Minister Ranko Ostojic, Sinisa Hajdas Doncic, Boris Lalovac und Ivan Racan. Von beiden erwarten sich politische Beobachter keine grundsätzlichen politischen Richtungswechsel, jedoch müssen beide, um eine Mehrheit hinter sich zu versammeln, auf die aktuellen Grundströmungen in der Partei Rücksicht nehmen.126

Auch die HDZ sieht mit Spannung dem in naher Zukunft turnusmäßig stattfindenden Parteikonvent entgegen, für den die Vorwahlen bereits im Februar beginnen sollen. Die Nominierung des HDZ-Generalsekretärs Miljan Brkic und des politischen Sekretärs der HDZ, Tomislav Culjak, in den sog. „Koalitionsausschuss“, der für die Besetzung aller „politischen Ämter“ der zweiten (Regierungs-) Ebene zuständig sein wird, macht beide zu entscheidenden Personen bei der Vorbereitung der anstehenden Wahlen. Mitte Februar will man mit den Delegiertenwahlen auf lokaler, städtischer und schließlich regionaler Ebene beginnen und dann im Mai oder Juni den Parteikonvent anberaumen, in dem die gesamte Führungsspitze der Partei sich der Wiederwahl durch die Delegierten stellen muss. In beiden Fällen werden die Parteimitglieder bzw. die Parteitagsdelegierten das schwächer als erwartet ausgefallene Wahlergebnis ihrer Parteien kritisieren und dafür die Parteiführung verantwortlich machen. Im Falle der HDZ wird noch hinzukommen, dass viele der von der HDZ nominierten Parlamentskandidaten aus den Ortsverbänden es wegen der notwendigen Rücksichtnahmen auf Koalitionspartner schließlich doch nicht ins Parlament geschafft haben. Um dieser Kritik zu begegnen wird es der Parteiführung bis zum Parteitag darum gehen müssen, die Frustrationen vieler dieser Parteimitglieder bzw. -funktionäre durch entsprechende Positionierungen als Vize- und Assistenzminister oder in anderer Form aufzufangen.

Neueste Umfrageergebnisse

In einer Umfrage der Ipsos Puls Agentur, welche für den Privatsender Nova TV in der ersten Hälfte Januar 975 Personen zu ihren Parteipräferenzen befragte, führte weiterhin die Regierungspartei HDZ mit 28,5% Wählerunterstützung vor der SDP mit 26,6% und dem HDZ-Regierungspartner MOST mit immer noch 14,5%. Allerdings verloren alle diese Parteien etwas an Unterstützung, während die Zahl der Unentschlossenen

124 New Government Holds First Session; Ministers Complain of Lack of Personnel Thursday RTL TELEVIZIJA online edition: http://tinyurl.com/hs2cghp 125 Ebenso, Thursday HRT online edition: http://tinyurl.com/z2ecxu9 126 Komadina Candidate for SDP President; Milanovic “Secretly” Meets 50 Supporters?, Monday JUTARNJI LIST online edition http://tinyurl.com/zvn62y4 Tuesday VECERNJI LIST online edition: http://tinyurl.com/zxjo7hw 70

zugenommen hat. Milan Bandics Partei kam auf 4,2% Unterstützung, während Human Wall nur noch auf 4% die (IDS) auf 2%, die HSS auf 1.9% und die HNS auf 1.5% Unterstützung bauen konnte. Die HDSSB kam wie die SDSS auf 1,3% während „Forward Croatia auf 1,2% BUZ auf 1,1% und sowohl die HSP-AS als auch die HSU beide auf 1% Unterstützung kamen, während sich 6,7% für keine Partei entscheiden konnten.

37% der Befragten glaubte, dass die neue Regierung unter Ministerpräsident Tihomir Oreskovic besser sein wird als die vorige SDP-Regierung unter Zoran Milanovic, 30% der Befragten glaubte an keine Veränderung, während 22% sogar an eine schlechtere Regierung glaubten und 11% keine Meinung äußerten. Zu Beginn der letzten Legislaturperiode vor vier Jahren hatten noch 58% der Befragten von der damaligen neuen SDP-Regierung Besserung erwartet und nur 24% keine und nur 10% eine Verschlechterung gegenüber der Vorgängerregierung unter der HDZ-Ministerpräsidentin Jadranka Kosor.127

Dies zeigt, dass sich die kroatischen Bürger diesmal viel zurückhaltender zeigen, was ihre Erwartungen an die neue Regierung angeht, als in der Vergangenheit. Es lässt sich eine gewisse Zurückhaltung spüren, die allerdings auch damit zusammenhängen kann, dass zum Zeitpunkt der Befragung die Zusammensetzung des neuen kroatischen Kabinetts noch nicht bekannt war.

127 HDZ in Slight Lead over SDP in Crobarometar Polling; MOST in Distant Third Place, Monday DNEVNIK.HR online edition, http://tinyurl.com/jrqok7q Monday JUTARNJI LIST online edition: http://tinyurl.com/zfesxmk Monday VECERNJI LIST online edition: http://tinyurl.com/gsndw9s

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11. Die ersten 100 Tage der neuen kroatischen Regierung (02. Mai 2016)

Seit den letzten Parlamentswahlen am 8. November 2015 und der folgenden Regierungsbildung am 22. Januar 2016 sind inzwischen die berühmten ersten 100 Tage verstrichen, welche jeder neuen Regierung üblicherweise als „Karenzzeit“ zugestanden werden, sich zu einer „neuen kooperativen Administration“ zusammenzufinden, um die dringend notwendig erscheinende Reformen auf den Weg zu bringen.

Parteiinterne Neuwahlen beeinträchtigen politischen Neuanfang

In nahezu allen wichtigen politischen Parteien in Kroatien waren für die Zeit nach den Parlamentswahlen (und der Regierungsbildung) parteiinterne Neuwahlen angesetzt. Diese sollen den erfolgreichen bzw. -losen Parteiführungen die Möglichkeit geben, aus den erreichten Wahlergebnissen die notwendigen parteiinternen Konsequenzen zu ziehen. Üblicherweise bestehen diese Neuwahlen meist aus einer dem Parteitag vorgeschalteten Urwahl der Mitglieder über den (neuen) Parteivorsitzenden, dem dann einige Wochen später ein Parteitag folgt, auf dem der (neue) Parteivorsitzende Empfehlungen für den, von den Delegierten neu zu wählenden, Parteivorstand und die weiteren Parteigremien, abgeben kann.

Wiederwahl von Zoran Milanovic

Als erste der größeren politischen Parteien führte die SDP Anfang April parteiinterne Wahlen durch. In diesen konnte sich der ehemalige kroatische Ministerpräsident und bisherige SDP Parteivorsitzende, Zoran Milanovic am 2. April klar gegen seinen Herausfordere Zlatko Komadina durchsetzen und erlangte damit zum vierten Mal hintereinander das Mandat zur Führung der Partei. Milanovic betonte in der anschließenden Pressekonferenz, dass die Partei nun wieder vereint sei und sich als moderne, progressive europäische Partei beweisen werde. Milanovic sicherte sich die Mehrheit in nahezu allen Regionen einschließlich Zagreb und Split, wo die SDP-Bezirksvorsitzenden Davor Bernardic und Ivo Baldasar öffentlich seinen Widersacher unterstützt hatten. Politische Kommentatoren meinten, dass sich damit für die kroatischen Sozialdemokraten nicht viel ändern werde, dass aber die SDP nun von der Stärkung des rechten Parteienspektrums in Kroatien profitieren könne. Zwar habe er –im Vergleich zum Ergebnis der Nominierung zum Spitzenkandidaten der SO% bei den letzten Parlamentswahlen- nur etwa 50% der Stimmen in seiner Partei erhalten.128

Wiederwahl von Tomislav Karamarko

Ein wichtiger Grund, weshalb dem HDZ-Vorsitzenden in der Regierungskoalition die Hände gebunden sind, waren die partei-internen Wahlen für den Parteivorsitz durch eine Urwahl aller Parteimitglieder am 17. April und einem sich daran anschließenden Wahlparteitag am 29. Mai, auf dem das gesamte Führungspersonal der Partei neu gewählt werden wird. Viele Parteimitglieder sollen mit der Wahlkampfführung und dem erzielten Wahlergebnis der HDZ weiterhin unzufrieden sein, und die Schuld dafür beim Parteivorsitzenden suchen. Da dieser wohl der einzige zur Wahl stehende Kandidat sein wird, befürchten viele ein Wahldebakel in Form einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung unter den mehr als 200.0000 Parteimitgliedern. Vielen Führungsmitgliedern der Partei ginge es

128 SDP Party President Milanovic Wins Reelection to 4th Consecutive Term, Sunday JUTARNJI LIST online edition http://tinyurl.com/zmwxxrq http://tinyurl.com/z9gv6jq Sunday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/z6dmhxh

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deshalb eher um die Positionierung von möglichst vielen „Parteifreunden“ in den wichtigsten Parteigremien, wie dem Vorstand und den anderen Aufsichtsgremien. Auch die Parteiinternen Wahlen gelten inzwischen als intransparent vorbereitet und viel Kritik hat sich dabei an der Zahl der für eine Kandidatur notwendigen Zahl an Unterschriften von Parteimitgliedern in Höhe von 5.000 festgemacht, eine Zahl die der Parteivorsitzende viel eher zusammen sammeln könne, als ein originäres Parteimitglied. Sowohl der „Generalsekretär“ Milijan Brkic, als auch der „Politische Sekretär“ Tomislav Culjak versuchen, so viele ihrer Anhänger wie möglich in den Parteivorstand gewählt zu bekommen, um den Einfluss des Parteivorsitzenden zu beschränken. Brkic soll dabei auf die Unterstützung durch Andrija Mikulic, dem Vorsitzenden des HDZ-Ortsver-bandes in Zagreb, Andjelko Stricak, dem Vorsitzenden des HDZ-Bezirksverbandes in der Region Varazdin und Ivan Anusic, dem Vorsitzenden des HDZ- Bezirksverbandes in der Region Osijek zählen können. Karamarko’s verlässlichste Anhänger finden sich natürlich in den Reihen der neu- ernannten Minister sowie zahlreicher junger Nachwuchspolitiker, die bisher eine individuelle Förderung durch den Parteivorstand erfahren haben. Ob sich diese weniger einflussreichen Mitglieder gegen die Seilschaften der langjährigen Mitglieder werden durchsetzen können, müssen die Wahlergebnisse auf dem Parteitag zeigen.129 Kurz vor der Urwahl äußerte sich der bisherige HDZ-Parteivorsitzende noch einmal bedauernd darüber, dass kein weiterer Kandidat sich mit der notwendigen Anzahl von Unterschriften von Mitgliedern zur Wahl gestellt habe und er nunmehr als alleiniger Bewerber für den Parteivorsitz kandidiere.130 Allerdings sehe er darin auch eine Bestätigung seiner Leistungen während seiner letzten vier Amtsjahre, in denen er als Parteiführer in allen politischen Wahlen siegreich gewesen sei. Die explizite Unterstützung seiner Kandidatur durch immerhin 30.000 Mitglieder (Unterschriften) -5.000 sind nur für eine Kandidatur notwendig- weise auf das Vertrauen hin, dass ihm die Parteimitglieder zu schenken bereit sind. Er teilte dann noch mit, dass er in seiner Funktion als stellv. Ministerpräsident in diesem Jahr an den Gedenkfeiern in Bleiburg und auch im Jasenovac Konzentrationslager teilnehmen werde, da er der Meinung sei, man solle gemeinsam allen Opfern des Totalitarismus an einem Tag und zwar am besten am 23. August, dem „Europäischen Gedenktag für die Opfer aller totalitärer bzw. autoritärer Regime” die Ehre geben. Karamarko konnte sich dann bei der erstmals auf der Basis: „ein Mitglied - eine Stimme“ durchgeführten Urwahl der HDZ am 17. April über ein Rekordergebnis von 91.500 (nahezu 99% der abgegebenen) Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von insgesamt 45% freuen und betonte nach der Verlautbarung dieses beeindruckenden Ergebnisses, dass er die HDZ auf dem Weg zu einer modernen europäischen Christdemokratischen Partei, welche den sozialen Dialog anstrebt und die Teilhabe der jungen Generation fördert, weiter anführen werde. Von den mehr als 200.000 eingeschriebenen Parteimitgliedern über 18 Jahre, die nachweislich ihre Mitgliedsbeiträge bezahlt hatten sprach sich damit eine überraschend große Anzahl für den bisherigen Parteichef aus, wenn man bedenkt, dass die Motivation zur Stimmabgabe bei einer solchen Abstimmung ohne Gegenkandidaten erfahrungsgemäß eher gering ist. In seiner neuen Amtsperiode werde er den politischen Dialog jenseits von Radikalismus und Sektierertum zu intensivieren versuchen und im Staat und in seiner Partei der jungen Generation mehr Einfluss verschaffen. Vor allem wolle er dazu beitragen die kroatische Wirtschaft zu reanimieren, bürokratische Hemmnisse abbauen und die demographische Erneuerung der kroatischen Bevölkerung unterstützen. Dazu gehöre die Beendigung des „Brain Drain“ junger kroatischen Absolventen und der Mobilisierung der kroatischen Diaspora.131

Ivan Vrdoljak neuer HNS-Vorsitzender

Wie der Vorsitzende der HDZ, Tomislav Karamarko, wurde am 16. April auch Ivan Vrdoljak ohne Gegenkandidaten zum neuen Vorsitzenden seiner eher „links-liberalen” Kroatischen Volkspartei (HNS) gewählt. Dem ehemaligen

129 Slippage in Support for Karamarko within HDZ?, Tuesday JUTARNJI LIST online edition , http://tinyurl.com/zhxejre 130 ZAGREB, April 16 (Hina) 131 First DPM Karamarko Wins Re-election to 2nd Term as HDZ President Sunday JUTARNJI LIST online edition,http://tinyurl.com/jxd56uk Sunday VECERNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/h642g6a 73

Wirtschaftsminister der letzten SDP-geführten Regierung stehen in Zukunft mit Predrag Stromar, als erster stellvertretender Parteivorsitzender und Anka Mrak Taritas und Srdjan Gjurkovic zwei weitere Stellvertreter zur Seite. Nach seiner Wahl betonte Vrdoljak, dass seine Partei ihren Platz in der Mitte des politischen Spektrums behalten und weiterhin die Mittelschicht unterstützen werde. Gleichweit entfernt von rechten und linken Extremen werde man sich gegen Populismus und Extremismus stellen und sich bemühen, die positiven Trends in der kroatischen Wirtschaft zu verfestigen und dabei vor allem auf den Export und die Wettbewerbsfähigkeit der kroatischen Unternehmen setzen. Nachdem seine Amtsvorgängerin Vesna Pusic zur Ehrenvorsitzenden bestimmt worden war, unterstrich sein Bestreben individuelle Freiheiten schützen zu wollen, um endlich die Reformen auf den Weg zu bringen, die das Land braucht.132

Krešo Beljak neuer HSS-Vorsitzender

Im Rahmen der bereits am 19. März durchgeführten parteiinternen Wahlen der traditionsreichen kroatischen Bauernpartei HSS kam es im neuen Parteivorstand zu einem überraschenden Wechsel im Amt des Parteivor- sitzenden. Nachdem es der bisherige Amtsinhaber Branko Hrg in der Delegiertenabstimmung nicht einmal in die Stichwahl geschafft hatte, setzte sich hingegen der bisherige Vizepräsident und Bürgermeister von Samobor, Krešo Beljak mit 398 Delegiertenstimmen gegen seinen Gegenkandidaten, Nenad Matić mit 335 Stimmen durch.133 Nachdem der bisherige Parteivorsitzende in einem ersten Wahlgang mit nur 188 Delegiertenstimmen frühzeitig gegen seine Mitbewerber Krešo Beljak (339) und Nenad Matić (225) aus dem Wettbewerb ausgeschieden war, verwies er in seiner Abschiedsrede auf den Umstand, dass es die Partei -im Gegensatz zu den letzten Parla- mentswahlen- zumindest wieder in die Regierungsverantwortung geschafft habe und nun auch über eine eigene Fraktion im kroatischen Parlament verfüge.134 Kurz nach seinem Wahlerfolg stellte der 45-jährige Bürgermeister bessere Tage für die einst mächtige kroatische Partei in Aussicht. Die meisten Mitglieder würden inzwischen einsehen, dass eine Koalition mit der HDZ vor den Wahlen kein kluger Schachzug gewesen sei und er deshalb für mehr Unabhängigkeit gegenüber den beiden Großparteien eintreten werde, zumal er selbst als Bürgermeister auf lokaler Ebene (Samobor) schon seit 22 Jahren (!) in einer Koalition mit SDP erfolgreiche Arbeit leiste.135

100 Tage Bilanz der neuen Regierung

Trotz oder gerade wegen all dieser (erfolgreichen) Neu- bzw. Wiederwahlen von wichtigen Parteivorsitzenden sind die meisten politischen Beobachter unzufrieden mit dem Reformtempo der neuen Regierung. Nach nahezu 100 Tagen im Amt ist es dem neuen kroatischen Ministerpräsidenten Tihomir Oreskovic immer noch nicht gelungen, den dringend notwendigen Reformprozess ingang zu bringen. Während die beiden Koalitionspartner HDZ und MOST in ihrer gemeinsamen Koalitionsvereinbarung angekündigt hatten, schon innerhalb der ersten 60 Tage ein konkretes Reformkonzept vorlegen zu wollen, lägen diese weiterhin auf Eis und die gesetzgeberischen Aktivitäten der neue Regierung hätten sich bisher nur auf notwendige Anpassungen an EU-Direktiven beschränkt. Mehrere von einzelnen Ministern vorgebrachte Reformvorschläge wären nicht von der Opposition, sondern vom Koalitionspartner geblockt worden und die Konflikte zwischen den Koalitionären HDZ und MOST scheine zeitweise sogar den Bestand der Koalition zu gefährden. Populäre Vorschläge der HDZ, wie etwa die Gewährung einer „Geburtsprämie“ für jedes Neugeborene in Höhe von 1.000 Euro wurden vom Koalitionspartner MOST als nicht finanzierbar zurückgestellt. Über den vorgeschlagenen Wegfall der Befristung von Leistungen im Zusammenhang mit Schwangerschaften wird inzwischen ebenso wenig gesprochen, wie über Lösungen für die 320.000 kroatische Bürger, deren Konten gesperrt sind. Statt Reformen kündigte der neue Gesundheitsminister Dario Nakic

132 ZAGREB, April 16 (Hina) 133 http://www.24sata.hr/news/izborna-skupstina-beljak-je-izabran-za-novog-sefa-hss-a-466034 134 http://www.index.hr/vijesti/clanak/ izborna -skupstina-hssa-delegati-nisu-prihvatili-izvjesce-branka- hrga/882044.aspx 135 http://www.telegram.hr/politika-kriminal/dramaticna-poruka-novog-sefa-hss-a-oreskovic-je-pao-s-marsa-ova- nasa-vlada-mora-hitno-poceti-nesto-raditi/ 74

Beitragserhöhungen in den privaten Zusatzversicherungen an. Die Absicht der neuen Verwaltungsministerin Dubravka Jurlina Alibegovic die „bezahlte Pause“ abzuschaffen, wurde von der Koalition genauso gestoppt, wie der Versuch, die Anzahl der Ministerien zu reduzieren. Ähnlich erging es dem Plan, die Zahl der Bezirke in Kroatien zu verringern und der Korruptionsbekämpfung im Haushalt mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. Weder wurde bisher der Haushaltsansatz für Bildung auf den EU-Durchschnittswert von 5.25% des BIP angehoben (er wurde sogar um 158. Mio. Kuna gesenkt), noch habe man bisher in der Frage der Curricularreform Einvernehmen erzielen können. Von der Verabschiedung einer versprochenen Steuerreform sowie der Mobilisierung von zusätzlichen EU- Finanzierungsmitteln sei man weiterhin weit entfernt. Von allen Kabinettsmitgliedern erreichen nur der Außenminister Miro Kovac für seine mutige Interessenvertretung gegenüber Serbien und seine erfolgreichen Bemühungen zur Beendigung der Flüchtlingskrise sowie der Finanzminister Zdravko Maric für seine erfolgreichen Bemühungen, um die Verabschiedung der kroatischen Haushalts für das laufenden Jahr 2016 und Finanzierungserleichterung bei internationalen Geldgebern überdurchschnittlich positive Bewertungen.136

Machtzentren neutralisieren sich

Staatspräsident

Die im Jahre 1969 geborene Staatspräsidentin Kroatiens, Kolinda Grabar Kitarovic wurde schon immer dem eher liberal-konservativen politischen Lager innerhalb der HDZ zugrechnet und war deshalb in der Frühphase ihrer beruflichen Laufbahn vor allem vom ehemaligen kroatischen Ministerpräsidenten Ivo Sanader gefördert worden. Ihm folgte sie in verschiedenen ministeriellen Verwendungen vor allem im Außen- und Europaministerium, das sie im Jahre 2005 schließlich verantwortlich übernahm. Durch die Fürsprache des damaligen Staats-präsidenten Mesic (HDZ-Dissident) wurde sie dann Botschafterin in den Vereinigten Staaten, von der SDP-Regierung abberufen und zur stellv. NATO Generalsekretärin nach Brüssel „befördert“ bzw. ernannt. Dieser Laufbahn ist zu entnehmen, dass sie politisch zwar der HDZ zuzurechnen ist, in der Partei aber niemals eine besondere Stellung erreicht bzw. Funktion ausgeübt hat. Ihren beruflichen Engagements ist eine starke (West-) bzw. Europaorientierung zu entnehmen, wobei sie eine gewisse Nähe zum ehemaligen kroatischen Staatspräsidenten Stipe Mesic mit dem jetzigen HDZ Parteivorsitzenden Karamarko teilt, der sich ebenfalls Anfang 2000 von HDZ im Streit um die kroatische Außenpolitik distanzierte, um sich Stipe Mesic (erfolgreich) als Kampagnenmanager zur Verfügung zu stellen. Ihre starke „atlantische“ Prägung erklärt sich sowohl aus ihren bisherigen Ämtern und Funktionen, was ihre Bereitschaft erklärt, die Pflege der für Kroatien wichtigen „Europaorientierung“ durchaus allein dem Außenminister zu überlassen. Aus diesem Grunde fokussiert sie sich außen- und sicherheitspolitisch auf das für die USA und die NATO vorrangige Interesse an den osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten als einem „anti- kommunistischen Schutzwall“ für das „freie“ Westeuropa. Ihre Befürwortung einer „Modernisierung der kroatischen Streitkräfte“ sowie ihre außenpolitische „Adriatic-Baltic-Black Sea“ Initiative stehen sinnbildlich für ihre diesbezüglichen Prioritäten.

Machtpolitische Optionen

Die kroatische Staatspräsidentin verfügt von allen aktuellen politischen Entscheidungsträgern in Kroatien über die höchste „demokratische Legitimität“, da sie als einzige Akteurin mehrheitlich direkt vom Volk gewählt worden ist. Dies „erhebt sie“ etwas über die anderen politischen Akteure und gibt ihren politischen Anschauungen und Einlassungen ein besonderes Gewicht. Ihr überraschender Sieg bei den Präsidentschaftswahlen gilt bis heute als ein

136 Government Criticized by Media for Lack of Reforms After Nearly 100 Days in Office, Saturday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/he39ppw Monday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/j8we27b

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Beleg dafür, dass ein eher liberal-konservatives Profil (Wahlprogramm) im heutigen Kroatien durchaus mehrheitsfähig ist. Ihr besonderer Einfluss resultiert zudem auch noch aus dem Umstand, dass sich die kroatische Bevölkerung mental noch immer nicht vollständig von dem Präsidialsystem der Ära Tudjman verabschiedet hat und auch die modernisierte kroatische Verfassung der Staatspräsidentin weiterhin mehr Entscheidungs- und Mitwirkungsrechte zuweist, als in vergleichbaren anderen parlamentarischen Demokratien. Seit ihrem Amtsantritt versucht auch sie diesen besonders weitgehenden Entscheidungs- und Mitwirkungsrechten immer wieder Geltung zu verschaffen und sich auf diese Weise so weitgehend wie möglich in die aktuelle Außen- und Sicherheitspolitik „einzubringen“. Dies tat sie von Beginn an nicht nur gegenüber der SDP-geführten Regierung sondern setzt dies – in angemessener Form - auch gegenüber der neuen HDZ-geführten Koalitionsregierung fort.

Ministerpräsident Oreskovic

Der im Jahre 1966 geborene kroatische Ministerpräsident, Tihomir Oreskovic, dessen Eltern Kroatien in Richtung Kanada verließen, als er sechs Jahre alt war, hat seine gesamte Sozialisation in Kanada erfahren. Seine Familie gehörte also zu den interessierten Bürgern, denen die damalige Staatsführung in den 70er Jahren ermöglichte das Land zu verlassen, weshalb man davon aus-gehen kann, dass sie „anti-kommunistische“ Überzeugungen hegte. Nachdem Oreskovic seine naturwissenschaftlichen Interessen in ein Chemiestudium münden und danach eine Management Karriere in einem internationalen Pharmaunternehmen folgen ließ, kam sein Wechsel in die Politik überraschend. Über besondere politische Neigungen oder gar Engagements war nichts bekannt, außer dass er als praktizierender Katholik gilt und zusammen mit seiner Ehefrau der Katholischen Kirche in Kroatien stark verbunden sei.

Machtpolitische Optionen

Ministerpräsident Oreskovic verfügt im Gegensatz zur Staatspräsidentin über die geringste politische bzw. demokratische Legitimität. Er ist weder (vom Volk) gewählt, noch gehört er einer politischen Partei oder dem kroatischen Parlament an. Er verdankt sein Amt „allein“ einem Kompromiss zwischen den beiden Parteivorsitzenden der Koalitionspartner HDZ und MOST, die ihn offensichtlich als patriotischen „Technokraten“ schon früh als mögliches zukünftiges Kabinettsmitglied identifiziert, ihm dann jedoch sogar das Amt des Ministerpräsidenten angetragen haben. Seine politische Macht stützt sich momentan also „allein“ auf das Wohlwollen dieser beiden Parteivorsitzenden, wobei er es sich mit keinem der beiden verderben darf, will er sich seines Amtes sicher sein. Da er zudem weder über eine eigene politische „Hausmacht“ in einer der beiden Regierungsparteien, noch im kroatischen Parlament verfügt, ist seine einzige „natürliche“ Verbündete, die kroatische Staatspräsidentin, mit der er zweifellos seine atlantische Orientierung teilt. Da er sich zudem weniger um die Außen und Sicherheitspolitik sondern eher um die Wirtschafts- und Finanzpolitik seiner Regierung zu kümmern wünscht, halten sich mögliche Konfliktfelder zwischen diesen beiden Akteuren auch in angenehmen Grenzen. Ihre Zusammenarbeit wird allerdings immer dann besonders herausgefordert, wenn es um Personalentscheidungen geht welche die Staatspräsidentin nur mit Zustimmung des Ministerpräsidenten fällen kann, vor allem wenn diese bei einem der Parteivorsitzenden auf Widerstand oder gar Ablehnung stoßen. In diesem Fall findet er sich nicht selten in der Mitte eines Konfliktes zwischen der Staatspräsidentin und einem oder sogar beiden Parteivorsitzenden. Hier wird er viel Fingerspitzengefühl und Moderationsfähigkeit beweisen müssen, inwieweit er als gewohnt entscheidungsstarker Industriemanager in der Lage sein wird solche Moderationsaufgaben bewältigen wird muss sich zeigen. Dass ideologisch weiterhin tief gespaltene Land ist alles andere als eine „Kroatien AG“ und wird wohl nicht als eine solche geführt werden können, wobei alle diesbezüglichen Konflikte aus dem Kabinett sehr schnell den Weg zu den beiden Parteivorsitzenden und stellvertretenden Ministerpräsidenten finden werden.

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HDZ-Parteivorsitzender

Der im Jahre 1959 in Zadar geborene HDZ Parteivorsitzende Tomislav Karamarko verließ -ähnlich Oreskovic- schon im Alter von 5 Jahren seine Geburtsort und zog mit seinen Eltern nach Zagreb, wo er sich früh einer katholischen Laienvereinigung anschloss und schon bald deswegen polizeilich verfolgt und mit dem Entzug seines Passes an Reisen ins Ausland gehindert wurde. Nach erfolgreichem Abschluss seines Geschichtsstudiums und einer Anstellung im Kroatischen Staatsarchiv, wurde er 1989 zu einem der Gründer des Zagreber Ortsverbandes der HDZ und nahm von da an aktiv am politischen Prozess in Kroatien teil. Sowohl als Kabinettschef des kroatischen Ministerpräsidenten als auch des Parlamentspräsidenten verdiente er sich seine ersten politischen Lorbeeren bevor er 1993 seine Karriere in den kroatischen Sicherheitsbehörden begann, die ihn zuerst zum Leiter der Zagreber Polizeibehörde und dann zum Assistenten des damaligen kroatischen Innenministers machte. Nach der von der HDZ im Jahre 2000 verlorenen Parlamentswahl wurde er Leiter des Wahlkampstabes des Präsidentschafts- kandidaten Stjepan Mesić, nach dessen Wahl er zu seinem Berater für Nationale Sicherheit befördert wurde. Wegen unterschiedlicher politischer Auffassungen verließ er das Präsidialamt und gründet ein privates Sicherheitsunter- nehmen, in dem er zahlreiche ehemalige Mitarbeiter der kroatischen Nachrichtendienste beschäftigte. Nach dem Wahlsieg der HDZ kehrt er im Herbst 2003 in die Politik zurück und wurde nacheinander zum Direktor des inländischen Spionageabwehrdienstes (POA), dann des neuen Sicherheits-/Nachrichtendienstes (SOA) und nach den Parlamentswahlen 2008 zum Innenminister ernannt. Nach den von der HDZ verlorenen Parlamentswahlen errang er das Amt des HDZ-Parteivorsitz-enden in einer knappen Stichwahl und führte seine Partei in den folgenden Europa- und Kommunalwahlen sowie in den Präsidentschaftswahlen zu teilweise überraschend deutlichen Wahlsiegen und in den jüngsten Parlamentswahlen zumindest in die Regierungsverantwortung zurück. Diese durchaus eindrucksvolle Serie von Wahlsiegen macht ihn in der Partei momentan nahezu unangreifbar, obwohl viele sich vom Ergebnis in den jüngsten Parlamentswahlen sehr enttäuscht zeigten. Dem Parteivorsitzenden wird dabei vorgeworfen, dass er trotz der positiven Erfahrungen mit einer moderaten Wahlplattform bei den Präsidentschaftswahlen durch eine zu national-konservative Haltung bzw. Wahlplattform viele potentielle „Wähler der Mitte“ in die Arme von MOST getrieben habe. Er habe auf diese Weise am rechten Rand des politischen Spektrums zu wenige Stimmen gewonnen, um die Verluste im liberal-konservativen Bürgertum der Mitte auszugleichen. Er hat dabei die Attraktivität der neuen politischen Alternative „MOST“ offensichtlich unterschätzt und damit der Etablierung einer „liberal-konservativen“ Alternative zur „national-konservativen“ HDZ den Weg bereitet. Dies könnte sich in Zukunft vor allem von Nachteil erweisen, wenn sich MOST im der politischen Mitte stabilisiert und zu einer dauerhaften christlich-demokratischen Alternative zur HDZ wird.

Machtpolitische Optionen

Blickt man auf die daraus resultierenden machtpolitischen Optionen, so ist klar, dass Karamarkro, als Führer der größten Regierungspartei, über den stärksten Einfluss auf die kommende Regierungspolitik verfügen sollte. Gegen seine Zustimmung sollte es eigentlich zu keiner bedeutenden politischen bzw. Personalentscheidung kommen. Sein besonderes politisches Interesse gilt dem Bereich der Innenpolitik und vor allem der Inneren Sicherheit, um die er sich während seiner gesamten bisherigen politischen Karriere gekümmert hat. Hier gibt es Konfliktpotential mit der Staats-präsidentin, die ebenfalls über besondere Befugnisse in Bereich der Inneren Sicherheit und der Nachrichten- dienste verfügt und vor allem in Personalfragen ihre eignen Interessen verfolgt. Schon das Insistieren des Koalitions-partners MOST auf die Besetzung des Innenministerpostens aus den eigenen Reihen deutet an, dass man Karamarko nicht den exklusiven Einfluss auf dieses wichtige Politikfeld zugestehen wollte.

Bei der bis in die heutige Zeit andauernde Bedeutung der Sicherheits- und Geheimdienste für die Tagespolitik in Kroatien, ist absehbar, dass es in diesem Bereich immer wieder zu „Revierkämpfen“ zwischen den politischen Akteuren kommen wird. Es ist erkennbar, das sich die Staatspräsidentin aus der politischen „Umklammerung“ ihres vormaligen Förderers Karamarko schrittweise zu befreien sucht, weshalb sie ihr Recht auf die Ernennung bzw. Abberufung ihr nicht genehmer Spitzenvertreter der Sicherheits- und Geheimdienste von Beginn an (Fall des SOA

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Direktors Lozancic) Flagge zu zeigen bereit ist. Auch nach ihrer derzeitigen bzw. einer weiteren möglichen Amtszeit wäre die Staatspräsidentin noch jung genug, um ihre politische Karriere auch noch in anderer Funktion fortzusetzen und geriete damit möglicherweise in ein Konkurrenzverhältnis bzw. einen Konflikt mit dem HDZ- Parteivorsitzenden um die Führungsrolle im konservativen Lager. Der Ministerpräsident kann dem HDZ- Parteivorsitzenden dagegen nur gefährlich werden, wenn er sich zu stark mit anderen politischen Akteuren verbündet und womöglich eigene (partei-) politische Ambitionen zu verfolgen begänne. Karamarko erwartet von Oreskovic, dass er die Wirtschaft sanieren hilft und wird ihn daran und an seiner Bereitschaft messen, keine wichtigen politischen (bzw. Personal-) Entscheidungen (mehr) gegen sein Votum zu treffen. Gelingen die (wirtschaftlichen) Reformen, wird das Verhältnis ungetrübt bleiben, führen sie dagegen nicht zum Erfolg und drohen deshalb sogar die innere Stabilität des Landes zu gefährden, wird der HDZ-Vorsitzende sicher einschreiten und eine andere politische Lösung anstreben.

MOST-Parteivorsitzender

Der im Jahre 1979 in Metkovic geborene Bozo Petrov wäre als Mitglied einer sehr religiösen Familie beinahe Priester geworden, nachdem er vier Jahre (1994-98) im Priesterseminar Sinj verbrachte und nach seinem Gymnasialabschluss beabsichtigte in Split Theologie zu studieren. Er entschloss sich dann jedoch in Mostar Medizin (Psychiatrie) zu studieren und begann dann sich kommunalpolitisch zu engagieren. Im November 2011 gelang es ihm eine neue politische Gruppierung in der Kommunalwahl zum Wahlsieg in Metkovic zu führen und sich selbst zum Bürgermeister wählen zu lassen. Von diesem Wahlerfolg beeindruckt, strebte er gemeinsam mit seinen politischen Freunden auch auf nationaler Ebene einen vergleichbaren Wahlerfolg an, was ihm dann auch in eindrucksvoller Weise gelang. Man muss Petrov wegen dieses eher ungewöhnlichen Karriereweges sicher als einen eher unerfahrenen politischen Neuling mit aktuellem Appeal einordnen, was sich in den Sondierungs- und Koalitionsgesprächen auch bestätigte. Dort nutzte er seine ruhigen eher intellektuellen Charakterzüge, um sich vor allem in den öffentlichen Medien von den anderen politischen Mitbewerbern für viele angenehm zu unterscheiden.

Machtpolitische Optionen

Petrov steht nun einem höchst fragilen Bündnis unterschiedlicher Bürgerinitiativen vor, die jeweils andere politische Ziele verfolgen und damit nur sehr schwer „…unter einen Hut zu bringen…“ zu bringen sind. Er hatte von Beginn an alle Hände voll zu tun, sein „Bündnis“ zusammenzuhalten, wohl wissend, dass nur ein gemeinsames Auftreten des Bündnisses den überraschend großen Einfluss sichern konnte, den man benötigte, um die angestrebten Reformen wirklich durchsetzen zu können. Gegenüber seinem Koalitionspartner muss er sich immer wieder behaupten, obwohl es MOST zu verdanken war, dass der HDZ, die schon verloren geglaubte Regierungsbeteiligung doch noch ermöglicht wurde. Allerdings steht im als letztes Machtmittel eigentlich nur die Drohung mit dem „Koalitionsbruch“ und möglichen Neuwahlen zur Verfügung, wobei durchaus unklar ist, ob sein „Büdnis“ unter solchen Bedingungen ein ähnlich gutes Wahlergebnis erzielen würde, wie bei den letzten Parlamentswahlen. Im politischen Alltag versucht er durch das zum Teil plakative Insistieren auf eigene, sich von denen der HDZ deutlich unterscheidende, Positionen, seinen ursprünglich Traum von einer gemeinsamen politischen Anstrengung „aller“ politischen Kräfte des Landes wachzuhalten und sich weiterhin als Sachwalter der Idee einer Regierung der „Nationalen Einheit“ darzustellen. Dies wird ihn über kurz oder lang in schwierige Entscheidungssituationen bringen und viele glauben, dass er bzw. MOST dies nicht über die gesamte Legislaturperiode hinweg durchhalten werden bzw. können. Als „kleiner“ Koalitionspartner wird ihm oft nichts anderes übrig bleiben, als auch einmal zurückzustecken und politische Kompromisse einzugehen, von denen er aber nicht sagen kann, ob sie dem Image seiner „Reformpartei“ guttun oder seine Anhänger dauerhaft enttäuschen werden. Auch wenn der Ministerpräsident in seinen politischen Entscheidungen legitimerweise sich vorrangig an den Vorsitzenden des größeren Koalitionspartners ausrichten muss bzw. wird, bleibt MOST die ihm ideologisch nahestehende Staatspräsidentin als „Verbündete“. Auch der Ministerpräsident scheint immer dann eine größere ideologische Nähe zu MOST zu verspüren, wenn er unter stärkeren Druck der HDZ gerät. MOST muss aber immer damit rechnen, dass sein

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Koalitionspartner bestrebt bleiben wird, sein Abhängigkeitsverhältnis von MOST durch das Eruieren alternativer Bündnisse /Koalitionen zu relativieren bzw. zu überwinden. Die noch existierende numerische „Sperrminorität“ von MOST könnte dann schon bald verloren gehen und damit dann wohl auch die Attraktivität dieser Partei für die kroatischen Wähler. In einem solchen Fall bliebe nur die Möglichkeit sich als „liberale HDZ“ oder „HDZ-light“ dauerhaft zu etablieren und unbelastet von „patriotischen Koalitionspartnern fragwürdiger Provenienz“ ein fester Bestandteil des kroatischen Parteienspektrums zu werden. Zwischen diesen beiden Szenarien wird sich das Schicksal von MOST in den nächsten vier Jahren entscheiden und damit auch die Frage, ob Kroatien das Experiment einer erfolgreichen Koalitionsregierung übersteht und zu einer, in den meisten anderen europäischen Ländern bereits etablierten „politischen Kultur“ des Kompromisses findet.

Kampf um Einfluss und Unterstützung

Nach der Einigung der kroatischen Staatspräsidentin Grabar-Kitarovic mit dem Ministerpräsidenten Oreskovic über die Ernennung der Spitze des kroatischen Geheimdienstapparates ohne auf die Wünsche bzw. Vorschläge des HDZ- Vorsitzenden Karamarko einzugehen, bestätigten sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen den vier politischen Hauptakteuren der kroatischen Innenpolitik. Mit seiner Gegenzeichnung unter die Ernennungen des Lozancic’s Nachfolgers Daniel Markic als neuem SOA-Direktor (Security and Intelligence Agency) und von Pjer Simunovic als neuem UVNS-Chefs (Office of the National Security Council) ist Oreskovic aus dem Schatten seiner von den beiden Koalitionspartnern HDZ und MOST abhängigen Nominierung herausgetreten und hat sich versucht als von äußeren Einflüssen unabhängiger Regierungschef zu gerieren. Dies bringt ihn und bis zu einem bestimmten Grade auch die Staatspräsidentin in einen ernsten Gegensatz zu Karamarko, der sich damit entweder abfinden oder mittelfristig Neuwahlen anstreben könnte. Nachdem diese ihm nach den Parlamentswahlen schon dem Wunsch nach einer unmittelbaren Erteilung eines Regierungsbildungsauftrags ausgeschlagen und auch die Entlassung von Dragan Lozancic ohne Rücksprache mit Karamarko angeordnet bzw. unterzeichnet hatte, musste sie zwar ganze zwei Monate auf die notwendige Gegenzeichnung durch den Ministerpräsidenten warten, dies belastete aber die Beziehungen zwischen Kitarovic und Oreskovic weniger als die zu Karamarko, zumal dieser sich lange Zeit wegen dessen unterstellter Nähe zu seinem Vorgänger vehement gegen die Ernennung von Markic als neuem SOA Direktor ausgesprochen hatte. Vielen sehen darin eine “Verschwörung” der beiden wichtigsten politischen Amtsträger in Kroatien gegen denjenigen, der ihnen ihre Ämter letztlich verschafft hat, den Mehrheitsführer im kroatischen Parlament und stellvertretenden Ministerpräsidenten Tomislav Karamarko. Dies kann nicht ohne Folgen für die Stabilität und die Kooperationsfähigkeit innerhalb der neuen kroatischen Koalitionsregierung bleiben.

Obwohl Oreskovic von vielen politischen Beobachtern zuerst nur als “besserer” Finanzminister gesehen wurde, dem es oblag, die finanzielle Situation seines Landes bzw. der kroatischen Wirtschaft wieder zu verbessern und der sich eigentlich nicht in die kroatische Außen- oder Innenpolitik einmischen sollte, mussten sowohl Grabar-Kitarovic im Bereich der Außen– als auch Karamarko im Bereich der Innenpolitik erkennen, dass Oreskovic nicht bereit war, auf seiner Richtlinienkompetenz auch in diesen Politikbereichen zu bestehen. Als er dann auch noch im Benehmen mit dem kleinen Koalitionspartner MOST die Ernennung des HDZ-Generalsekretärs Milijan Brkic zum Veteranenminister erfolgreich hintertrieb verschlechterten sich die Beziehungen nicht nur zu Karamarko sondern auch zur gesamten HDZ weiter. Damit scheint klar zu sein, dass nach Verabschiedung des Haushalts für 2016 und den im April/Mai anstehenden innerparteilichen Wahlen in den wichtigsten Parteien Kroatiens: SDP, HDZ und HNS die Zukunft der Koalition schon jetzt sehr unsicher erscheint.137 Auch wenn der HDZ-Vorsitzende mehrmals betonte, dass er dem Ministerpräsidenten nicht das Recht absprechen könne, diese Personalentscheidungen (alleine) zu treffen, so hätte

137 President and PM Distancing Themselves from DPM Karamarko Saturday JUTARNJI LIST online edition http://tinyurl.com/jjam4hz Sunday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/zpgjpv7

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er doch erwartet, dass diese in der Koalition hätten einvernehmlich besprochen bzw. entschieden werden sollen. Er verwies dann sybillinisch darauf, dass der Ministerpräsident –trotz allem- zwar immer noch das Vertrauen seiner Partei genieße, dass aber, sobald er dieses Vertrauen verspiele, er auch nicht mehr Ministerpräsident sein werde. Deshalb solle sich der Ministerpräsident -so Karamarko- nun endlich um die Lösung der besagten Finanzprobleme des Landes kümmern, schließlich sei die gesamte Regierung angetreten entscheidende Reformen in diesem Bereich ins Werk zu setzen.

Szenarien alternativer Koalitionen?

Aber nicht nur die “Großen” streiten um die politische Vorherrschaft, auch der kleine Koalitionspartner in Gestalt der Partei von Milan Bandic macht durch Bemerkungen auf sich aufmerksam, die betonen, dass sich Bandic durchaus auch eine Regierungsumbildung zu Lasten von MOST vorstellen könne. Er erwarte, dass neben den zwei bereits in seine Fraktion eingetretene Unabhöngige drei weitere, unzufriedene MOST-Abgeord-nete in Gestalt von Ivan Lovrinovic, Ivica Misic und Jure Martinovic sich über kurz oder lang seiner Fraktion anschließen würden, was die Anzahl der Mitglieder auf 7 anwachsen und die MOST- Fraktion auf 12 Abgeordnete reduzieren würde. Mit den Stimmen der beiden Abgeordneten der HDSSSB und dem einen Abgeordneten der Reformisten, Radomir Cacic käme man dann ohne MOST zwar erst einmal nur auf 59+7+2+1=69 was für eine neue Regierungsmehrheit (76) noch nicht reichen würde. Zwar gebe es noch unzufriedene SDP Mitglieder, wie etwa Davor Bernardic and Rajko Ostojic, aber ohne die ca. 11 HNS Abgeordneten gäbe es keine Chance auf eine neue Koalition. Deshalb sehen viele in den Bemerkungen von Bandic nur einen Versuch der Disziplinierung der MOST-Fraktion, die sich immer störrischer gebärdet, was politische und personelle Vorschläge der HDZ angehen.138 Vertreter der HDZ widersprachen solchen Szenarien deshalb umgehend und auch der neue Parteivorsitzende der HNS, Ivan Vrdoljak, dem von Bandic in einer möglichen andersartigen Regierungskoalition die Rolle von MOST zugewiesen worden war, wies solche Gerüchte sofort zurück. Angesichts der großen Herausforderungen warnte auch der ehemalige kroatische Ministerpräsidenten Valentic die Abgeordneten vor dem Versuch einer Regierungsumbildung, die in Neuwahlen enden könnten. Diese würden allerdings auch drohen, wenn die EU in ihrer Prüfung der Fortschritte im Defizitverfahren Kroatiens zu dem Ergebnis käme, dass die erforderlichen Reformen von der jetzigen Regierung nicht hinreichend auf den Weg gebracht worden wären. Er appellierte deshalb an die Konsenssuche der Koalitionspartner. Natürlich könnte auch MOST auf die Idee kommen solchen Plänen zuvor zu kommen und sich selbst um neue Koalitionen zu bemühen. Entsprechend nahm MOST- Fraktionsführer Ivan Kovacic einen nichtigen Umstand zum Anlass publikumswirksam das Ende seiner Zusammenarbeit mit der HDZ zu verkünden. Sollte MOST die Koalition aufkündigen, benötigte die HDZ-geführte “Patriotische Koalition” weitere 17 Stimmen, um mit Ihren eigenen 59 eine regierungsfähige Mehrheit im Parlament zusammenzubringen. Zusammen mit Bandic's zwei Abgeordneten und den Vertretern der nationalen Minderheiten: Ermina Lekaj Prljaskaj und Vladimir Bilek, sowie den beiden serbischen Vertretern Mirko Raskovic and Gordana Rusak (SDSS) käme man auf 65, mit den drei eventuellen MOST-Dissidenten Ivan Lovrinovic, Jure Martinovic und Ivica Misic wären es erst 68 Stimmen, weshalb man den beiden HDSSB Abgeordneten ein Angebot (Agrarminister) und vielleicht den anderen Minderheitenvertretern Veljko Kajtazi, Sandor Juhas, Furio Radin und zwei weiteren SDSS Vertretern was zu 75 Stimmen führen würde. Allein die Partei des HDZ-Dissidenten Drago Prgomet (HRID) und der Vertreter der Reformisten Radomir Cacic hätten es in der Hand der HDZ eine knappe Mehrheit zu bescheren. Dies alles Mache klar, dass eine andersartige Koalition aufgrund der Vielzahl der Akteure noch wesentlich fragiler wäre als die jetzige Koalition.139

138 Karamarko Says Government Stable; PM Oreskovic Refuses to take Sides Wednesday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/zynufhl, Wednesday HRT online edition, http://tinyurl.com/zc7mpub Wednesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/znf5ehy 139 Probability of HDZ Holding Power if MOST is Excluded from Government Tuesday JUTARNJI LIST online edition, http://tinyurl.com/zj3j27p 80

Übersicht: Zusammensetzung des Parlaments nach Parteienvertretern

HDZ-Allianz Politisch Parteien Mandate (HDZ) 49 (HSP-AS) 3 (HSLS) 2 (HSS) 2 (HRAST) 1 (HDS) 1 (BUZ) 1

59

HDZ-Koalitionspartner Politisch Parteien Mandate (MOST) 14 (HDSSB) 2 (BM 365) 2 Reformisten 1 Unabh. (NM) 4 Unabh. 1

24

SDP-Allianz Politisch Parteien Mandate (SDP) 42 (HNS) 9 (HL) 3 (HSU) 2

56

Oppositionsparteien Politisch Parteien Mandate (IDS) 3 (HRID) 2 (SDSS) 2 (ZZ) 1 Unabh. (NM) 2 Unabh. 2

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Drohen Neuwahlen in Kroatien?

Vielen politischen Beobachtern erscheint die HDZ-Führung jedoch zunehmend frustriert von der Tatsache, dass sie sich in der Koalition nicht recht in Szene setzen kann.140 Gleichzeitig zeigte sich die HNS bestrebt, mit Blick auf eventuelle Neuwahlen zu einer eigenständigen politischen Kraft der politischen Mitte in Kroatien zu werden. Sie zeigt sich bestrebt, sich aus der „Umklammerung“ der SDP lösen zu wollen, um die Führung der kleineren zentristischen Parteien in Kroatien anzustreben. Infrage kämen da etwa die HSS, die IDS, die HSLS, die HRID und einige andere. Die letzten Parlamentswahlen hätten gezeigt, dass es in der „politischen Mitte“ ein erhebliches Wählerpotential gibt, das es für alle Parteien interessant macht sich um dieses Potential zu bemühen. Ohne Unterstützung zumindest von Teilen dieser Wählerschichten, kann es sowohl für die SDP als auch für die HDZ kaum noch gelingen, eine Regierungsmehrheit zusammenzubringen. Auch die HDZ zeigt nun solches Interesse, nachdem man sich zuvor von einigen Protagonisten einer solchen Annäherung, wie Drago Prgomet und Martina Dalic verabschiedet und andere, wie Andrej Plenkovic, Davor Stier und Damir Krsticevic an den Rand gedrängt hatte. Vielen erscheint deshalb eine dritte Kraft der politischen Mitte schon allein notwendig, um die Antagonismen der kroatischen Gesellschaft konstruktiv zu überwinden. Die drei Parteivorsitzeden der potentiellen Partner der neuen Mitte, Boris Miletic von der IDS, Kreso Beljak von der HSS und Darinko Kosor von der HSLS zeigten sich offen für eine solche Zusammenarbeit, blieben aber zurückhaltend was die Umsetzung dieser Idee anging.141

Über mögliche Wege, wie dieser Nervenkrieg beendet werden könnte, ist sich die selbst die kroatische Presse nicht einig; manche erwarten ein klärendes Gespräch zwischen Oreskovic und Karamarko, andere sogar Neuwahlen im Herbst. Manche glauben, dass die HDZ von Neuwahlen am ehesten profitieren könnte, da sowohl die SDP uneins über ihre Zukunft sei, als auch MOST seit den Parlamentswahlen deutlich an Zustimmung in den Umfragen verloren habe.142 Andere bezweifeln ein ähnlich gutes Abschneiden der HDZ, da sie unter solchen Umständen mit einer Kandidatur des immer populärer werdenden kroatischen Ministerpräsidenten (mit einer eigenen Partei?) erwarten und auch eine weitere Ausdehnung der Politischen Mitte erwarten. In der Presse wird deshalb schon vermehrt über das mögliche Abschneiden der einzelnen Parteien im Falle eventueller Neuwahlen spekuliert, wobei viele Beobachter darin übereinstimmen, dass es unwahrscheinlich erscheint, dass die HDZ (alleine) ein Misstrauensvotum gegen die Regierung Oreskovic werde durchsetzen können. Zuerst einmal bräuchte die HDZ 1/5 der Stimmen der SABOR-Abgeordneten (31), um einen solchen Antrag überhaupt auf den Weg bringen zu können. Mit den eigenen 49 Abgeordneten erscheint dies weniger kompliziert als die Mobilisierung von immerhin der ½ der SABOR-Abgeord-neten (76) für ein erfolgreiches Misstrauensvotum. Geht man davon aus, dass sich die allermeisten der 15 MOST-Abgeordneten wegen der aktuell schlechten Umfragewerte der Partei einem solchen Ansinnen verweigern würden, blieben Karamarko noch 65 Stimmen -unterstellt er behielte die Unterstützung des Koalitionspartners: Bandic 365- und benötigte dann noch weitere 11 der bisherigen Oppositionsstimmen. Ob diese tatsächlich -wie von einigen erhofft- von der HNS unter der neuen Leitung vom zukünftigen HNS Parteivorsitzenden Ivan Vrdoljak beugesteuert werden würden, erscheint zumindest zweifelhaft. Und selbst im Falle, dass Karamarko die notwenigen 76 Stimmen erhielte, bedeutete dies, dass die gesamt Regierung stürzen und wie nach den letzten Parlamentswahlen, die Suche nach einer parlamentarischen Mehrheit wieder beginnen würde. Dies könnte dann anders als beim letzten Mal und ev. einer neuen (SDP-) Regierung unter Führung von Oreskovic oder dem inzwischen wiedergewählten SDP Vorsitzenden Zoran Milanovic Vorschub leisten, zumal dieser, wie auch Oreskovic, in der Bevölkerung weiterhin populärer erscheint, als der HDZ Vorsitzende Karamarko. Sollte also MOST keiner „Lösung“ unter Verzicht auf Oreskovic zustimmen und die HNS nicht die dann

140 PM Oreskovic and DPM Petrov Deny Strained Relations within Government Friday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/gpu8hr2, Saturday HRT online edition, http://tinyurl.com/hmswdjq 141 HNS Creating “Third Way” in Croatian Politics? Thursday JUTARNJI LIST online edition http://tinyurl.com/j6u552q 142 DPM Karamarko Threatens PM Oreskovic over SOA Director Appointment, Tuesday VECERNJI LIST online edition ,http://tinyurl.com/gn4dqed 82

notwendige Anzahl von alternativen Stimmen beibringen können blieb nur der Ausweg „Neuwahlen“, welche die HDZ aus einer Regierungsverantwortung heraus bestreiten müsste und vom Wähler dafür verantwortlich gemacht bzw. bestraft werden könnte.143 Karamarko könnte also alles verlieren, während Oreskovic eigentlich nur alles gewinnen kann, zumal seine Beliebtheit beim Wähler seit Amtsbeginn eher zugenommen hat. Deshalb glauben nur wenige politische Beobachter an kurzfristige Änderungen, allerdings auch nicht daran, dass die aktuelle Koalition die gesamte Legislaturperiode überstehen werde.144

Aktuelle Umfragewerte

Sollte es aber dennoch Neuwahlen geben, so würde die HDZ-geführte „Patriotische Koalition“ momentan (Ende März) bei einer Wahlbeteiligung von 54-60% ohne Berücksichtigung der Minderheiten- und Diasporastimmen auf 31.9%, die SDP-geführte “Koalition wächst” auf 31.4% der Stimmen kommen. MOST käme nach früheren Umfragewerten in Höhe von 15.4% (Dezember) und 8.9% (März) nur noch auf 6% die linksradikale Partei „Human Wall“ statt 4.4% (März) nun auf 5.7% der Stimmen. Zu den politischen Parteien unterhalb der 5% Hürde gehören weiterhin: Bandic 365 mit einem Stimmenanteil von 2%, die IDS mit 1.5%, die HDSSB mit 1.4% und ORaH mit 1.1%. Betrachtet man die Unterstützung nicht nur der bisherigen Parteienbündnisse sondern einzelner Parteien, so führt weiterhin die HDZ mit 29.8% vor der SDP mit 29,0%; MOST käme nur noch auf 6.3%, und die „Human Wall“ auf 5.7%. Weitere kleinere Parteien, wie die HSS erreichen Zustimmungswerte von 2.7%, gefolgt von der HNS mit 2.3%, der Milan Bandic Partei mit 1.4%, ORaH mit 1.3% sowie die HSLS, die HSP-AS die HDSSB und die IDS mit jeweils 1.2% Unterstützung.145 Ende April bewertete die Mehrheit der kroatischen Bürger die Arbeit ihrer neuen Regierung nach 100 Tagen im Amt mit einer Durchschnittsnote 2 (auf einer Skala von 1 als schlechteste und 5 als bestmögliche Note), während gelichzeitig immerhin 24% ihr die schlechtere Note 1 zuwiesen. Eine 5 vergaben nur knapp 2% der Befragten, ein insgesamt also schlechteres Ergebnis, als es die Vorgängerregierung nach 100 Tagen zugeordnet worden ist. 70% der Befragten beurteilten die Regierungsarbeit als “leicht überdurchschnittlich” 23% urteilte die Regierungsarbeit “erfüllte ihre Erwartungen”. Nur 7% betrachteten die Regierungsarbeit als zufriedenstellend. 36% der Befragten glauben jedoch weiterhin, dass die neue Regierung erfolgreicher sein wird als ihre Vorgänger, allerdings glauben auch 32,8%, dass sie weniger erfolgreich und 11%, dass sie genauso erfolgreich/-los sein werde. Als besten bisherigen Reformvorschlag der neuen Regierung betrachteten 17% jenen zur Begrenzung der Haushaltsmittel für das Büro des ehemaligen Präsidenten Mesic, 9% jenen zur Fortsetzung der Bildungsreform, 5% jenen zu Reduzierung von Privilegien für Staatsfunktionäre/-bedienstete. 20.8% der Befragten beklagten die andauernden Streitigkeiten in der Regierungskoalition und immerhin 12% meinten, dass bisher alle Entscheidungen der Regierung schlecht gewesen seien während 11% die Auswahl der neuen monierte.146 Dieses Stimmungsbild zeigt, dass es keine Euphorie (mehr) gibt und der Reformwille im Streit um die Quadratur des Kreises unterzugehen droht.

Ausblick

Das beschriebene Kräfteverhältnis zwischen den vier aktuellen politischen Machtzentren der kroatischen Politik wird natürlich einer dauernden, graduellen Veränderung unterliegen, welche vor allem auch aus den Entwicklungen innerhalb der beiden Koalitionsparteien resultieren wird. Das beschriebene „politische Quartett“ ist weiterhin

143 Possible Ways DPM Karamarko will Try to Overthrow PM Oreskovic, Wednesday JUTARNJI LIST online edition , http://tinyurl.com/hsov6y2 Wednesday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/ztyz227 144 DPM Karamarko Loses any Attempt to Overthrow PM Oreskovic, Sunday JUTARNJI LIST online edition http://tinyurl.com/zv9uq83 145 Polling Shows MOST’s Support Level Dropping, Human Wall’s Rising Wednesday VECERNJI LIST online edition http://tinyurl.com/jvfjjyl 146 Latest Poll Shows Government Gets Grade of 2 for Performance in First 100 Days in Office, Thursday RTL TELEVIZIJA online edition, http://tinyurl.com/hos9z3q 83

aufgerufen, der kroatischen Bevölkerung eine bessere Zukunft zu bescheren und wird letztendlich vor allem an den Ergebnissen ihres politischen Handelns gemessen werden. Ob dies erst am Ende der begonnen Legislaturperiode stattfinden wird oder möglicherweise schon zuvor, wird die Zukunft zeigen (müssen). Es bleibt zu hoffen, dass zumindest die politische Kultur Kroatiens von dieser Periode einer „echten“ Regierungskoalition profitieren und dabei lernen werden, dass in einer solchen Konstellation alle politischen Akteure dazu beitragen müssen, wenn das Experiment einer solchen neuartigen Koalition in Kroatien gelingen soll. Neben solchen eher demokratietheoretischen Überlegungen werden aber wohl eher inhaltliche und vor allem persönliche Animositäten über die Zukunft bzw. „Nachhaltigkeit“ dieser neuen Koalitionsregierung in Kroatien entscheiden und nicht wenigen politischen Beobachtern erscheinen die Überlebendchancen dieser Regierung eher gering.

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ANHANG

Kroatischer Ministerpräsident: Tihomir Orešković

Tihomir Orešković wurde im Jahre 1966 in Zagreb geboren. Im Alter von 2 Jahren wanderten seine Eltern nach Kanada aus wo er aufwuchs und später auch die kanadische Staatsbürgerschaft annahm. Er absolvierte an der Universität McMaster in Kanada ein Chemiestudium, das er 1989 mit einem Diplomexamen abschloss und erwarb zwei Jahre später an derselben Universität einen Masterabschluss in „Businessadministration“. Seine berufliche Laufbahn begann er 1992 beim global operierenden, amerikanischen Pharmakonzern und wechselte später zu Novopharm Kanada, ein Unternehmen, das heute zum israelischen Pharmakonzern „Teva Pharmaceuticals“ gehört. Nachdem er bei Novopharm als Vorsitzender für Geschäftsentwicklung und als Finanzdirektor Verantwortung getragen hatte, wechselte er im Jahre 2009 zum kroatischen Pharmaunternehmen Pliva, das ebenfalls zur Teva-Gruppe gehört. Bis 2010 war er dort als Finanzdirektor für Osteuropa tätig, bevor er zum Finanzchef für Osteuropa, die Mittelmeerregion und Afrika ernannt wurde. Von 2012 bis 2014 war er Präsident des Pliva-Verwaltungsrats, bevor er zuletzt als Finanzvorstand der TEVA-Gruppe für ganz Europa zuständig war.

Wie man diesem Lebenslauf entnehmen kann, hat sich der neue Ministerpräsident Kroatiens bisher eines politischen Engagements enthalten wobei ihm bis heute auch keine besonderen (partei-) politischen Neigungen nachgesagt wurden. Er betrachtet sich auf dem ihm vertrauten fiskalischen Gebiet als „Konservativer“, was man auch seinen ersten Einlassungen zu fiskalpolitischen Reformvorstellungen entnehmen konnte. Wegen seiner wirtschafts- und finanzpolitischen Überzeugungen wird er der Mitte des politischen Spektrums in Kroatien zugeordnet.

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Kabinettsliste Ministerpräsident Tihomir Orešković (Unabh.)

Erster Stellv. Ministerpräsident Tomislav Karamarko (HDZ) Stellv. Ministerpräsident Božo Petrov (MOST)

Kabinett Wirtschaftsministerium Tomislav Panenić (MOST) Regionale Entwicklung & EU-Fonds Tomislav Tolušić (HDZ) Finanzministerium Zdravko Marić (HDZ) Verteidigungsministerium Josip Buljević (HDZ) Außenministerium Miro Kovač (HDZ) Innenministerium Vlaho Orepić (MOST) Justizministerium Ante Šprlje (MOST) Verwaltungsministerium Dubravka J. Alibegović (MOST) Industrieministerium Darko Horvat (HDZ) Arbeitsministerium Nada Šikić (HDZ) Umweltministerium Slaven Dobrović (MOST) Kultusministerium Zlatko Hasanbegović (HDZ) Bildungsministerium Predrag Šustar (HDZ) Gesundheitsministerium Dario Nakić (HDZ) Ministerium für Jugend & Soziales Bernardica Juretić Ministerium für Veteranen Mijo Crnoja (HDZ) Ministerium für Bau & Raumplanung Lovro Kuščević (HDZ) Tourismusministerium Anton Kliman (HDZ) Landwirtschaftsministerium Davor Romić (MOST) Ministerium für Verkehr & Infrastruktur Oleg Butković (HDZ)

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Erster Stellv. Ministerpräsident: Tomislav Karamarko

Berufliche Laufbahn 1985 Beendigung des Studiums der Geschichte an der philosophischen Fakultät der Universität Zagreb 1987 – 1988 Beschäftigung im Kroatischen Staatsarchiv 1992 – 1993 Kabinettchef der Ministerpräsidenten Josip Manolić und Franjo Gregurić unter der Präsidentschaft von S. Mesić. 1993 – 1996 Leiter der Zagreber Polizeibehörde 1998 – 2000 Assistent des Innenministers der Republik Kroatien 2000 – 2002 Leiter des Wahlkampfstabes von Stjepan Mesić. Nach dessen Wahl zum kroatischen Staatspräsidenten wird er zu seinem Berater für nationale Sicherheit. 2002 – 2004 Gründer und Geschäftsführer von Soboli d.o.o., 2004 – 2006 Direktor des inländischen Spionageabwehrdienstes (POA). 2006 – 2008 Direktor des kroatischen Nachrichtendienstes (SOA) 2008 – 2011 Kroatischer Innenminister Seit Mai 2012 HDZ Vorsitzender

Stellv. Ministerpräsident: Božo Petrov (MOST)

Berufliche Laufbahn 2013 – Bürgermeister von Stadt Metkovic 2012 – Petrov gründet die MOST als unabhängige Liste

Ausbildung: Studierte Psychiatrie an der Medizinfaklutät in Mostar, BiH In den Kommunalwahlen 2013 erhielt MOST in Metković 46,25% der Stimmen und gewann 9 von 17 Sitzen im Stadtrat Metkovic. Im Kampf um das Bürgermeisteramt der Stadt Metkovic erreichte Petrov in der Stichwahl gegen den langjährigen Amtsinhaber Stipe Gabric Jambo (HDZ) mit 67,94% der Stimmen einen überraschend klaren Sieg. Jambo war seit 1997 Bürgermeister der Stadt Metkovic. Im Moment seiner Übernahme war die Stadt im Umfang von 17,6 Mio. Kuna verschuldet. In kurzer Zeit gelang es ihm, die Schulden um 36% (bzw. 6.4 Mio. Kuna) zu senken. Seine Stellvertreter erfüllen ihre Funktionen als Volontäre. In den Letzten Parlamentswahlen in Kroatien errang MOST 19 Mandate Mehr Infos unter: https://en.wikipedia.org/wiki/Bo%C5%BEo_Petrov

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Finanzminister: Zdravko Marić

ZDRAVKO MARIĆ (geb. 1977 in Slavonski Brod) ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bis zu seiner Ernennung war er Finanzdirektor beim kroatischen Nahrungsmittelkonzern Agrokor zuständig für Unternehmensfinanzierung und den Kapitalmarkt. Zuvor hatte er an der Universität Zagreb Wirtschaftswissenschaften studiert und im Jahre 2000 mit dem Diplomexamen abgeschlossen. Nach Bewältigung einer Masterarbeit arbeitete er ab 2001 als Assistent am Zagreber Wirtschaftsinstitut wie auch als Dozent an der Fachhochschule für Ökonomie und Management, Zagreb (ZSEM). Ab 2006 beriet er den Finanzminister und wurde im Jahre 2008 zum Staatssekretär im Finanzministerium ernannt. Zeitgleich promovierte er an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb zum Thema: „Die Auswirkungen der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) auf die Produktivität der kroatischen Unternehmen“. Sprachkenntnisse: Englisch und Italienisch

Industrieminister: Darko Horvat Darko Horvat wurde 1970 in Cakovec geboren. Er studierte dann Elektrotechnik und Informatik an der Universität in Maribor, wo er auch ein Diplom erwarb. Bis 2006 war er dann für die HEP GmbH in Koprivnica tätig bevor er zum Direktor der HEP GmbH in Čakovec ernannt wurde. Gleichzeitig absolvierte er an der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der Universität Zagreb ein Masterstudium. 2008 wurde er von der Regierung zum Direktor der Gewerbeverwaltung im Wirtschaftsministerium ernannt und war dann von 2009 bis 2011 Vorsitzender des Aufsichtsrats der HEP GmbH. 2012 wurde er zum Vorstandsmitglied von EnergyPlus Ludbrega bestellt, wo er für Produktion und Entwicklung verantwortlich war. Er ist Vorsitzender der HDZ-Gliederung in der Čakovec Region sowie HDZ- Ausschussvorsitzender für Energie und Umweltschutz.

Verwaltungsministerin: Dubravka Jurlina Alibegović Dubravka Jurlina Alibegović war in der Zeit von 1987 bis 2000 beim Zagreber Wirtschaftsinstitut beschäftigt. Von 2000 bis 2002 war sie stellvertretende Ministerin im Wissenschaftsministerium und promovierte dann im Jahre 2006 an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb. Ihre Interessengebiete waren lange Zeit die lokalen und regionalen öffentlichen Finanzen und Finanzbeziehungen zwischen den verschiedenen Regierungsebenen; Regionale Entwicklung; fiskalische Dezentralisierung und die Finanzierung von Bildung und Wissenschaft.

Wirtschaftsminister: Tomislav Panenić Tomislav Panenić (MOST) schloss im Jahre 2009 sein Wirtschaftswissenschaftliches Studium an der Universität Osijek mit einer Masterarbeit ab. Gleichzeitig war er von 2005 bis 2013 als Büroleiter bei TINTL“ tätig. Er beschäftigte sich dann mit der Vorbereitung von Projekten für die Gemeinden Tovarnik, Tompojevci, Lovas und die Stadt ILOK, die mit EU-Mitteln unterstützt werden sollten. Von 2007 bis 2010 war er im Ministerium für Regionale Entwicklung tätig. Dort war er Leiter des Projektes für die wirtschaftliche und soziale Erholung der Vukovar-Region. Seit 2013 ist er Gemeindevorsitzender der Gemeinde Tompokevac.

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Außen- und Europaminister: Dr. Miro Kovač Berufliche Laufbahn 2014 – Internationaler Sekretär der HDZ 2008 – 2013 Botschafter in Deutschland 2006 – 2008 Botschafter im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten 2005 – 2006 Leiter des Protokolls im Außenministerium 2004 – 2005 Botschaftsrat der kroatischen Botschaft in Paris 2003 – 2004 Botschaft der Republik Kroatien in Brüssel 2001 – 2003 Assistent des Beraters für euro-atlantische Integration 1999 – 2001 Büro des Präsidenten: Abteilung für Informationen 1995 – 1999 Büro des Präsidenten: Abteilung für Informationen

Miro Kovač (geb. 1968 in Split) promovierte zum Thema „Geschichte der internationalen Beziehungen“ an der Universität Sorbonne Nouvelle Fremdsprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch,

Verteidigungsminister: Josip Buljević

Josip Buljević wurde 1971 geboren, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Bevor er das Verteidigungsministerium übernahm, war er als Berater für Verteidigung und nationale Sicherheit bei der Präsidentin der Republik Kroatien tätig. Er ist Kriegsveteran. Später bekam er für seine außergewöhnlichen Leistungen im Heimatkrieg einige Auszeichnungen wie „Oluja“(Sturm) und „Bljesak“(Blitz). 1995 hatte er sein Studium der Politikwissenschaften in Zagreb erfolgreich abgeschlossen und war danach eine Zeitlang auch als Journalist tätig. Von 1996 an war er im damaligen Innenministerium tätig, bevor er im Jahre 2004 zur „Counter-Intelligence-Agency“ wechselte. Von 2006 bis 2008 war er Berater des Geheimdienstchefs (SOA) und wurde dann selbst zum SOA- Direktor befördert. Im Jahre 2012 wechselte er dann ins Amt den nationalen Sicherheitsrat bevor er 2013 zum Generalkonsul der Republik Kroatien in Los Angeles ernannt wurde.

Verkehrsminister: Oleg Butković

Berufliche Laufbahn 2012- Vorsitzender des HDZ-Ausschusses für Maritime Angelegenheiten. 2012- Vorsitzender des HDZ-Ausschusses der Primarsko-Region. 2012- Vorstandsmitglied der HDZ 2008 Promotionsstudium 2005 Bürgermeister der Stadt Novi Vinodolski 2004 HDZ Vorsitzender in der Stadt Novi Vinodolski 2002 Hochschule für maritime Wissenschaften an der Universität Rijka

Innenminister: Vlaho Orepić (MOST)

Vlaho Orepić wurde im Jahr 1968 geboren. Seine Ausbildung begann er an der Seefahrt Führungsakademie Blago-Zadro. Später studierte er Maschinenbau an der Naval Military Academy, wechselte dann zur Fakultät für Maritime Studien in Dubrovnik, wo er anschließend ein Diplomexamen ablegte. Er war ebenfalls im Heimatkrieg engagiert, wobei er Mitgründer des Militärmarinehafens Ploce war und zahlreiche militärische Auszeichnungen bekommen hat. Nach dem Krieg war er in der kroatischen Marine tätig. Im Jahre 2014 verließ er seinen Posten als Hauptmann der Marinebasis Süden aus persönlichen Gründen. Zuletzt hatte er sich als „Umweltaktivist“ an Protesten gegen den Bau des Wärmekraftwerks Ploce beteiligt

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Justizminister: Ante Šprlje (MOST)

Ante Šprlje (geb. 1979 in Metkovic) von der Partei MOST war bis zu seiner Berufung seit 2012 Amtsrichter in Metkovic. Er hat im Jahre 2002 ein Jurastudium an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb erfolgreich abgeschlossen, im Jahre 2005 sein Staatsexamen und im Jahre 2007 seine Anwaltsprüfung absolviert. Als Trainee war er von 2003 bis 2005 im Büro der Dubrovnik-Region tätig. Danach wurde er in seiner Heimatgemeinde Metkovic zum Amtsrichter bestellt. Diese Funktion füllte er seitdem aus. Sprachkenntnisse: Englisch, Serbisch, Deutsch

Veteranenminister: Mijo Crnoja

Mijo Crnoja ist 47 Jahre alt und wurde in der Stadt Jajce in Bosnien und Herzegowina geboren, ist verheiratet und hat 4 Kinder. Er ist Kriegsveteran der Spezialeinheit ATJ „Lucko“ und hat den Status eines Kriegsinvaliden. Er hat an der Universität Zagreb sowohl ein Studium der Verkehrswissenschaften als auch ein solches der Politikwissenschaften abgeschlossen und einen Master in internationalen Beziehungen erworben

Minister für Regionalentwicklung: Tomislav Tolušić

Tomislav Tolušić wurde im Jahr 1979 in Virovitica geboren Im Jahre 1997 legte er am Gymnasium in Virovitica sein Abitur ab. Im Jahre 2003 schloss er dann auch sein Jurastudium an der Universität Zagreb ab, bevor er dann als Stipendiat der Robert-Schuman-Stiftung sowohl ein Praktikum im EU-Parlament als auch in der EU-Kommission absolvierte. Im Jahre 2003 arbeitete er auch noch als Trainee im Verwaltungsamt der Virovitica Region und war dort anschließend als Sachbearbeiter für Eigentumsfragen, -rechte tätig. Im Jahr 2008 wurde er „Gespan“ (Landrat) der Virovitica- Region. Seit 2013 war er zudem Präsident des kroatischen Kommunalverbandes, eines Verbandes, der die Interessen alle kroatischen Gespanschaften (Regionen) repräsentiert.

Arbeitsministerin: Nada Šikic

Nada Šikić – Vorsitzende des HDZ-Ausschusses für Sozialpolitik und Rentensystem. Leiterin der Abteilung für medizinische Gutachten, Erzielung des Rechtes auf Rentenversicherung und Kindergeldes im kroatischen Rentenversicherungsamt.

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Tourismusminister: Anton Kliman

Anton Kliman (geb. 1967 in Vodnjana) kommt aus Istrien. Er ist dort ein bekannter Geschäftsmann, HDZ-Mitglied und Abgeordneter im kroatischen Parlament. Er hat Wirtschaftswissenschaften studiert und lebt mittlerweile wieder in Vodnjana, wo er lange Jahre Direktor und Eigentümer eines Gastgewerbes „Barbariga nova GmbH“ war. Er ist der Fünfte von bisher neun Tourismusministern Kroatiens, der aus Istrien stammt. Er ist Kriegsveteran und ist Leiter des Kroatischen Katholischen Chors.

Sozialministerin: Bernardica Juretic

BERNARDICA JURETIĆ (geb. 1963 in Srijani nahe Omis) war lange Zeit Leiterin des Kroatischen Amtes zur Bekämpfung des Drogenmissbrauchs. In Dubrovnik besuchte sie die Mittelschule, bevor sie in Rom ein Studium aufnahm und mit einem Masterexamen in Psychologie an der Universität „Pontificia Salesiana“ erfolgreich abschloss. Mit 21 Jahren trat sie als Nonne in ein Kloster ein und gründete dort eine Gemeinschaft, die sich um junge Menschen mit Drogenproblemen kümmerte. Im Jahre 1992 eröffnete sie in der Nähe von Split die erste Kroatische Therapiegemeinschaft. Zuletzt wechselte sie zu einer Baufirma IGH, wo sie als Human Ressource Managerin tätig war

Gesundheitsminister: Dario Nakić

Dario Nakić wurde 1969 in Šibenik geboren, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Er studierte Medizin an der Universität Zagreb und war von 2009 bis 2012 als Direktor des Allgemeinkrankenhauses Zadar tätig. Er ist Kregsveteran und seit 2010 auch als Dozent für Krankenpflege an der Universität Zadar tätig.

Umweltminister: Slaven Dobrović (MOST)

Slaven Dobrović (MOST) wurde am 29. August 1967 in Zadar geboren, ist verheiratet und Vater von sieben Kindern. 1992 erhielt er den Rektoratspreis für die beste Studentenarbeit und schloss sein Studium des Maschinen- und Schiffbaus an der Universität Zagreb im Jahre 1993 mit dem Diplomexamen ab. 1998 legte er eine Masterarbeit und 2002 erfolgreich eine Doktorarbeit vor und setzte seine Tätigkeit als Forschungsassistent am Ministerium für Wissenschaft und Technologie fort. Seit 2010 ist er Professor an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffbau der Universität Zagreb und Autor mehrere Studien, die sich mit umweltfreundlicher Abfallwirtschaft (in den lokalen Selbstverwaltungen) beschäftigen. Er ist Kriegsveteran und Mitglied vieler nationaler und internationaler Expertenvereinigungen. Fremdsprachen: Englisch und Französisch

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Landwirtschaftsminister: Davor Romić

Davor Romić wurde 1958 in Metković geboren ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er ist Professor an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität in Zagreb, an der er zuvor auch sein Studium sowie im Jahre 1994 auch seine Promotion abgeschlossen hat. Zum wissenschaftlichen Mitarbeiter wurde er bereits 1992 ernannt und 1995 zum Dozenten bestellt bevor er im Jahre 2009 eine Professur erhielt. Von 1991 bis 2001 war er Prodekan, von 2006 bis 2012 dann Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät Zagreb. Er war zuletzt Projektleiter des momentan größten landwirtschaftlichen Projekts in Kroatien. Er war zuvor schon Mitglied mehrerer Parlamentsausschüsse.

Kulturminister: Zlatko Hasanbegović

Zlatko Hasanbegović ( geb. 1973 in Zagreb) war bis zuletzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften „Ivo Pilar“ tätig. Er hat an der Fakultät für Philosophie an der Universität Zagreb Geschichte studiert und sowohl einen Master- als auch ein Doktorexamen abgelegt. Er ist zudem Herausgeber der Zeitschrift des Forschungsinstituts. Er beteiligt sich an verschiedenen Initiativen zur Aufarbeitung des kommunistischen Terrors in Jugoslawien und befasste sich besonders mit den muslimischen Opfern in Bosnien und Herzegowina. Er ist Mitglied des Exekutivkomitees der islamischen Gemeinde Zagreb. Sein Forschungsinteresse konzentrierte sich bisher auf das Verhältnis des modernen kroatischen Nationalbewusstseins gegenüber dem Islam und Muslimen in Bosnien und Herzegowina im 19. und 20. Jahrhundert.

Bauminister: Lovro Kuščević

Lovro Kuščević wurde 1975 in Supetar geboren, ist verheiratet und hat 2 Kinder. In der HDZ war er lange Vorsitzender des HDZ- Ausschusses für Stadtplanung und Bauwesen. Von Beruf ist er Rechtsanwalt. Er absolviert momentan seine dritte Amtszeit als Gemeindevorsitzender der Gemeinde Nerežišća auf der Insel Brač

Wissenschaftsminister: Predag Šustar

Predag Šustar wurde 1970 in Rijeka geboren und studierte an der Universität Zagreb Molekularbiologie. Er setzte seine Studien dann an der Fakultät für Philosophie in Padova fort, wo er an der Philosophischen Fakultät im Jahre 2003 auch promovierte. Er setzte seine universitäre Laufbahn dann sowohl in Kroatien als auch im Ausland fort und wurde schließlich zum Dekan der Philosophischen Fakultät in Rijeka ernannt, wo er bis zu heute an der Abteilung für Philosophie tätig ist. Er gilt als eine katholisch, konservative Person, die früher der kroatischen Arbeitspartei nahestand, inzwischen aber der HDZ beigetreten ist.

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Fraktionen im 8. kroatischen Parlament

HDZ-Fraktion (Kroatische Demokratische Union) Fraktionsvorsitzender: Tomislav Karamarko Stellv. Fraktionsvorsitzende: Gordan Jandroković, Davorin Mlakar, Ivan Šuker Fraktionssekretär: Zvonko Šakić Telefon: 01/ 4569 477; 01/4569 537 Telefaks: 01/4569 314 e-mail: [email protected] Mitglieder: Ivan Anušić, Branko Bačić, Dražen Barišić, Josip Bilaver, Blaženko Boban, Dražen Bošnjaković, Milijan Brkić, Marija Budimir, Oleg Butković, Stevo Culej, Tomislav Čuljak, Pero Ćosić, Željko Dilber, Josip Đakić , Igor Fazekaš, Damir Felak, Željko Fiolić, Željko Glasnović, Darko Horvat, Sandra Jakelić, Damir Jelić, Božidar Kalmeta, Anton Kliman, Miro Kovač, Damir Krstičević, Franjo Lucić, Božo Ljubić, Margareta Mađerić, Ljubica Maksimčuk Goran Marić, Jasen Mesić, Andrija Mikulić, Davor Miličević, Darko Milinović, Domagoj Ivan Milošević, Sanja Putica, Ivan Radić, Željko Reiner, Josipa Rimac, Ante Sanader, Anđelko Stričak, Ivan Šipić, Petar Škorić, Miroslav Tuđman Žarko Tušek, Antun Vidaković

MOST-Fraktion Fraktionsvorsitzender: Božo Petrov Stellv. Fraktionsvorsitzender: Ivan Kovačić Mitglieder: Ljubica Ambrušec, Miro Bulj, Slaven Dobrović , Josip Katalinić ,Mario Klobučić , Ivan Lovrinović , Juro Martinović , Jasna Matulić, Ivica Mišić , Tomislav Panenić, Robert Podolnjak, Ines Strenja-Linić, Miroslav Šimić

HSLS Fraktion (Kroatische Sozialliberale Partei) mit „BUZ“ Fraktionsvorsitzender: Dario Hrebak Stellv. Fraktionsvorsitzender: Milivoj Špika Mitglied: Darinko Kosor

HSP-AS Fraktion (Kroatische Partei des Rechts) Fraktionsvorsitzender: Ivan Tepeš Mitglieder: Pero Ćorić, Ivan Kirin

Fraktion Milan Bandic 365 und die Minderheitenabgeordneten Ermina Lekaj Prljaskaj und Vladimir Bilek Fraktionsvorsitzender: Miodrag Demo Stellv. Fraktionsvorsitzender: Vladimir Bilek Mitglieder: Ermina Lekaj Prljaskaj, Sandra Perković

SDP-Fraktion (Sozialdemokratische Partei Kroatiens) Fraktionsvorsitzender: Igor Dragovan Mitglieder: Ingrid Antičević Marinović, Vedran Babić, Bernardić, Davor, Tonči Bilić , Snježana Bužinec, Saša Đujić, Biljana Gaća, Sabina Glasovac , Peđa Grbin ,Mario Habek, Domagoj Hajduković, Kristina Ikić-Baniček, Vesna Jakas, Ivo Jelušić, Željko Jovanović, Ivan Klarin, Ana Komparić Devčić, Sandra Krpan, Svjetlana Lazić, Karolina Leaković, Josip Leko, Nenad Livun, Damir Mateljan, Melita Mulić, Rajko Ostojić , Darko Parić , Davor Penić, Nikša Peronja, Alen Prelec, Kristijan Rajšel, Damir Rimac , Zdravko Ronko, Gordana Sobol, Nenad Stazić, Dunja Špoljar, Damir Tomić, Zoran Vasić, Franko Vidović, Tanja Vrbat Grgić, Dragica Zgrebec, Tomislav Žagar

HNS-Fraktion (Kroatische Volkspartei Partei – liberale Demokraten) Fraktionsvorsitzender: Milorad Batinić Mitglieder: Goran Beus Richembergh, Štefanija Damjanović, Veljko Kajtazi, Igor Kolman, Božica Makar, Marija Puh, Melita Samoborec, Nada Turina-Đurić

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HRID-Fraktion und Liste Stipe Petrina Fraktionsvorsitzender: Drago Prgomet Stellv. Fraktionsvorsitzende: Gordana Rusak Mitglieder: Irena Petrijevčanin Vuksanović, Stipe Petrina

HL-Fraktion der Kroatischen Laboristen (Arbeitspartei) Fraktionsvorsitzende: Nansi Tireli Mitglieder: Tomislav Končevski, Jaroslav Pecnik,

IDS-Fraktion mit dem Minderheitenabgeordneten F. Radin Fraktionsvorsitzender: Giovanni Sponza Mitglieder: Tulio Demetlika, Boris Miletić, Furio Radin

SDSS-Fraktion (Serbische Partei) mit dem Reformisten R. Čačić Fraktionsvorsitzender: Milorad Pupovac Stellv. Fraktionsvorsitzender: Radimir Čačić

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Zusammensetzung der Parlamentsausschüsse (Sabor)

1. Ausschuss für die Verfassung, 5. Ausschuss für Innenpolitik und Dienstvorschriften und politisches nationale Sicherheit System Präsident Podolnjak, Robert (MOST) Präsident Stellv. Grbin, Peđa (SDP) Stellv. Tuđman, Miroslav (HDZ) Präsident Präsident Mitglieder Antičević Marinović, Mitglieder Beus Richembergh, Ingrid (SDP) Goran (HNS) Bošnjaković, Dražen (HDZ) Brkić, Milijan (HDZ) Lekaj Prljaskaj, Ermina Čuljak, Tomislav (HDZ) Leko, Josip (SDP) Dragovan, Igor (SDP) Marić, Goran (HDZ) Hrebak, Dario (HSLS) Miličević, Davor (HDZ) Krstičević, Damir (HDZ) Mlakar, Davorin (HDZ) Lekaj Prljaskaj, Ermina (Mindh.) Pupovac, Milorad (SDSS) Salapić, Josip (HDSSB) Tušek, Žarko (HDZ) Sobol, Gordana (SDP) Strenja-Linić, Ines (MOST) 2. Ausschusses für Gesetzgebung 6. Ausschuss für Verteidigung Präsident Bošnjaković, Dražen (HDZ) Präsident Dragovan, Igor (SDP) Stellv. Stellv. Đakić, Josip (HDZ) Präsident Präsident Mitglieder Antičević Marinović, Mitglieder Culej, Stevo (HDZ) Ingrid (SDP) Ćorić, Pero (HSP AS) Fiolić, Željko (HDZ) Demo, Miodrag Grbin, Peđa (SDP) (M. Bandic 365) Leko, Josip(SDP) Dilber, Željko (HDZ) Marić, Goran (HDZ) Krstičević, Damir (HDZ) Miličević, Davor (HDZ) Ronko, Zdravko (SDP) Mlakar, Davorin (HDZ) Strenja-Linić, Ines (MOST) Sanader, Ante (HDZ) Vrbat Grgić, Tanja (SDP) Šipić, Ivan (HDZ) 3. Ausschuss für europäische 7. Ausschuss für Finanzen und Haushalt Angelegenheiten Präsident Jandroković, Gordan (HDZ) Präsident Marić, Goran (HDZ) Stellv. Bilaver, Josip (HDZ) Stellv. Zgrebec, Dragica (SDP) Präsident Präsident Mitglieder Bošnjaković, Dražen (HDZ) Mitglieder Hrg, Branko Grbin, Peđa (SDP) Juhas, Šandor Ilčić, Ladislav (HRAST) Lovrinović, Ivan (MOST) Jakelić, Sandra (HDZ) Makar, Božica (HNS) Lucić, Franjo (HDZ) Mikulić, Andrija (HDZ) Marić, Goran (HDZ) Milošević, Domagoj Ivan (HDZ) Petrijevčanin Vuksanović, Irena (HRID) Pintarić, Stjepan (HDZ) Podolnjak, Robert (MOST) Šuker, Ivan (HDZ) Tepeš, Ivan (HSP AS) Vrbat Grgić, Tanja (SDP) 4. Ausschuss für auswärtige 8. Ausschuss für Wirtschaft Angelegenheiten Präsident Mlakar, Davorin (HDZ) Präsident Milošević, Domagoj Ivan (HDZ) Stellv. Stellv. Jelušić, Ivo (SDP) Präsident Präsident Mitglieder Jandroković, Gordan (HDZ) Mitglieder Borić, Josip (HDZ) Katalinić, Josip (MOST) Čačić, Radimir Ljubić, Božo (HDZ) (Reformisten) Mateljan, Damir (SDP) Ćosić, Pero (HDZ) Mesić, Jasen (HDZ) Lovrinović, Ivan Pupovac, Milorad (SDSS) (MOST) Tepeš, Ivan (HSP AS) Šimić, Miroslav (MOST) Tuđman, Miroslav (HDZ) Šuker, Ivan (HDZ) Vrbat Grgić, Tanja (SDP) Tušek, Žarko (HDZ)

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9. Ausschuss für Tourismus 13. Ausschuss für Gesundheit und Soziale Politik Präsident Präsident Strenja-Linić, Ines (MOST) Stellv. Šimić, Miroslav (MOST) Stellv. Präsident Präsident Mitglieder Borić, Josip (HDZ) Mitglieder Damjanović, Štefanija (HNS) Budimir, Marija (HDZ) Dodig, Goran (HDS) Glasovac, Sabina (SDP) Ilić, Marija (HSU) Habek, Mario (SDP) Kirin, Ivan (HSP AS) Kalmeta, Božidar (HDZ) Komparić Devčić, Ana (SDP) Klarin, Ivan (SDP) Ljubić, Božo (HDZ) Puh, Marija (HNS) Milinović, Darko (HDZ) Rimac, Josipa (HDZ) Penić, Davor (SDP) Škorić, Petar (HDZ) Sladoljev, Marko (MOST) Tireli, Nansi (HL) Vukelić, Lucian (HDZ) Župan, Ante (HDZ) 10. Ausschuss für Menschenrechte und 14. Ausschuss für Familie, Jugend und Sport nationale Minderheiten Präsident Radin, Furio (Mind.) Präsident Stellv. Stellv. Ilčić, Ladislav (HRAST) Präsident Präsident Mitglieder Barišić, Dražen (HDZ) Mitglieder Jovanović, Željko (SDP) Bilek, Vladimir (Mind.) Klobučić, Mario (MOST) Hajduković, Domagoj (SDP) Komparić Devčić, Ana (SDP) Horvat, Mile (SDSS) Milinović, Darko (HDZ) Juhas, Šandor (Mind.) Mišić, Ivica (MOST) Kajtazi, Veljko (Mind.) Murganić, Nada (HDZ) Lekaj Prljaskaj, Ermina (Mind.) Perković, Sandra Pecnik, Jaroslav (HL) (M. Bandic 365) Pupovac, Milorad (SDSS) Petrijevčanin Vuksanović, Irena(HRID) Radić, Ivan (HDZ) Putica, Sanja (HDZ) Rašković, Mirko (Mind.) Žagar, Tomislav (SDP) Sladoljev, Marko (MOST) Stričak, Anđelko (HDZ) 11. Ausschuss für die Justiz 15. Ausschuss für Kroaten außerhalb Kroatien Präsident Präsident Ljubić, Božo (HDZ) Stellv. Miličević, Davor (HDZ) Stellv. Pecnik, Jaroslav (HL) Präsident Präsident Mitglieder Culej, Stevo (HDZ) Mitglieder Brkić, Milijan (HDZ) Đakić, Josip (HDZ) Dilber, Željko (HDZ) Fiolić, Željko (HDZ) Glasnović, Željko (HDZ) Grbin, Peđa (SDP) Hajduković, Domagoj (SDP) Kosor, Darinko (HSLS) Jelušić, Ivo (SDP) Leko, Josip (SDP) Mišić, Ivica (MOST) Matulić , Juro (MOST) Šuker, Ivan (HDZ) Petrina, Stipe (HRID) Tepeš, Ivan (HSP AS) Salapić, Josip (HDSSB) Žagar, Tomislav (SDP) Šipić, Ivan (HDZ) Turina-Đurić, Nada (HNS) 12. Ausschuss für die Arbeit, das 16. Ausschuss für Kriegsveteranen Rentensystem und die Sozialpartnerschaft Präsident Präsident Demo, Miodrag (M. Bandic 365) Stellv. Špika, Milivoj (BUZ) Stellv. Petrina, Stipe (HRID) Präsident Präsident Mitglieder Barišić, Dražen (HDZ) Mitglieder Bulj, Miro (MOST) Budimir, Marija (HDZ) Culej, Stevo (HDZ) Damjanović, Štefanija (HNS) Dilber, Željko (HDZ) Hrelja, Silvano (HSU) Đakić, Josip (HDZ) Kristić, Maro (MOST) Glasnović, Željko (HDZ) Maksimčuk, Ljubica (HDZ) Kirin, Ivan (HSP AS) Murganić, Nada (HDZ) Ronko, Zdravko (SDP) Sanader, Ante (HDZ) Sobol, Gordana (SDP) Tireli, Nansi (HL) Zgrebec, Dragica (SDP) 96

17. Ausschuss für Raumplanung und 21. Ausschuss für regionale Bauwesen Entwicklung und EU-Fonds Präsident Präsident Matulić, Jasna (MOST) Stellv. Bačić, Branko (HDZ) Stellv. Mateljan, Damir (SDP) Präsident Präsident Mitglieder Babić, Vedran (SDP) Mitglieder Anušić, Ivan (HDZ) Ćosić, Pero (HDZ) Batinić, Milorad (HNS) Jelušić, Ivo (SDP) Borić, Josip (HDZ) Križanić, Josip (HDZ) Čačić, Radimir (Reformisten) Matulić, Jasna (MOST) Končevski, Tomislav (HL) Mikulić, Andrija (HDZ) Kristić, Maro (MOST) Radić, Ivan (HDZ) Ostojić, Rajko (SDP) Ronko, Zdravko (SDP) Rašković, Mirko (Mind.) Vasić, Zoran (SDP) Rimac, Josipa (HDZ) Vidaković, Antun (HDZ) Župan, Ante (HDZ) 18. Ausschuss für Natur- und Umweltschutz 22. Ausschuss für Seewesen, Verkehr und Infrastruktur Präsident Präsident Ćosić, Pero (HDZ) Stellv. Ambrušec, Ljubica (MOST) Stellv. Babić, Vedran (SDP) Präsident Präsident Mitglieder Bačić, Branko (HDZ) Mitglieder Bačić, Branko (HDZ) Barišić, Dražen (HDZ) Bulj, Miro (MOST) Ćosić, Pero (HDZ) Hrelja, Silvano (HSU) Katalinić, Josip (MOST) Kalmeta, Božidar (HDZ) Penić, Davor (SDP) Kovačić, Ivan (MOST) Puh, Marija (HNS) Milošević, Domagoj Ivan (HDZ) Sanader, Ante (HDZ) Parić, Darko (SDP) Stričak, Anđelko (HDZ) Škorić, Petar (HDZ) Tireli, Nansi (HL) Turina-Đurić, Nada (HNS) Vasić, Zoran (SDP) Žagar, Tomislav (SDP) 19. Ausschuss für Bildung, 23. Ausschuss für die Wahlen, Ernennungen und Wissenschaft und Kultur Verwaltung Präsident Rusak, Gordana (HSLS-BUZ) Präsident Lucić, Franjo (HDZ) Stellv. Glasovac, Sabina (SDP) Stellv. Končevski, Tomislav (HL) Präsident Präsident Mitglieder Dodig, Goran (HDS) Mitglieder Boban, Blaženko (HDZ) Ilčić, Ladislav (HRAST) Ćorić, Pero (HSP AS) Jovanović, Željko (SDP) Habek, Mario (SDP) Juhas, Šandor (Mind.) Komparić Devčić, Ana (SDP) Klobučić, Mario (MOST) Mišić, Ivica (MOST) Ostojić, Rajko (SDP) Stazić, Nenad (SDP) Pecnik, Jaroslav (HL) Stričak, Anđelko (HDZ) Putica, Sanja (HDZ) Šipić, Ivan (HDZ) Totgergeli, Miro (HDZ) Vukovac, Ružica (MOST) Tuđman, Miroslav (HDZ) 20. Ausschuss für Landwirtschaft 24. Ausschuss für Petitionen und Beschwerden Präsident Hrg, Branko (HSS) Präsident Ronko, Zdravko (SDP) Stellv. Stellv. Tušek, Žarko (HDZ) Präsident Präsident Mitglieder Ambrušec, Ljubica (MOST) Mitglieder Boban, Blaženko (HDZ) Anušić, Ivan (HDZ) Ćorić, Pero (HSP AS) Batinić, Milorad (HNS) Felak, Damir (HDZ) Bilek, Vladimir (Mind.) Habek, Mario (SDP) Felak, Damir (HDZ) Pintarić, Stjepan (HDZ) Horvat, Mile (SDSS) Radić, Ivan (HDZ) Križanić, Josip (HDZ) Tomić, Damir (SDP) Lucić, Franjo (HDZ) Vidaković, Antun (HDZ) Sponza, Giovanni (IDS) Tomić, Damir (SDP) Vasić, Zoran (SDP)

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25. Ausschuss für parlamentarische 28. Ausschuss für lokale und regionale Zusammenarbeit Selbstverwaltung Präsident Präsident Demetlika, Tulio (IDS) Stellv. Čuljak, Tomislav (HDZ) Stellv. Bilek, Vladimir (Mind.) Präsident Präsident Mitglieder Bilaver, Josip (HDZ) Mitglieder Batinić, Milorad (HNS) Glasnović, Željko (HDZ) Boban, Blaženko (HDZ) Jakelić, Sandra (HDZ) Hrg, Branko (HSS) Jandroković, Gordan (HDZ) Kalmeta, Božidar (HDZ) Krstičević, Damir (HDZ) Klarin, Ivan (SDP) Mađerić, Margareta (HDZ) Križanić, Josip (HDZ) Mesić, Jasen (HDZ) Mateljan, Damir (SDP) Rimac, Josipa (HDZ) Rimac, Josipa (HDZ) Škorić, Petar (HDZ) Vidaković, Antun (HDZ) Tuđman, Miroslav (HDZ) 26. Ausschuss für Informationen und Medien 29. Ausschuss für Immunitätsangelegenheiten Präsident Mikulić, Andrija (HDZ) Präsident Mađerić, Margareta (HDZ) Stellv. Stazić, Nenad (SDP) Stellv. Sobol, Gordana (SDP) Präsident Präsident Mitglieder Bernardić, Davor (SDP) Mitglieder Bošnjaković, Dražen (HDZ) Beus Richembergh, Goran Đujić, Saša (SDP) (HNS) Hrebak, Dario (HSLS) Kajtazi, Veljko (Mind.) Martinović, Juro (MOST) Katalinić, Josip (MOST) Prelec, Alen (SDP) Klobučić, Mario (MOST) Šimić, Miroslav (MOST) Kosor, Darinko (HSLS) Turina-Đurić, Nada (HNS) Maksimčuk, Ljubica (HDZ) Mesić, Jasen (HDZ) Parić, Darko (SDP) Tomić, Damir (SDP) Tušek, Žarko (HDZ) 27. Ausschuss für Gleichstellung der Geschlechter Präsident Sobol, Gordana (SDP) Stellv. Putica, Sanja (HDZ) Präsident Mitglieder Ambrušec, Ljubica (MOST) Budimir, Marija (HDZ) Glasovac, Sabina (SDP) Jakelić, Sandra (HDZ) Komparić Devčić, Ana (SDP) Krpan, Sandra (SDP) Mađerić, Margareta (HDZ) Maksimčuk, Ljubica (HDZ) Puh, Marija (HNS) Rusak, Gordana (MOST)

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Kroatisches Parlament147

Anzahl der Mandate:

HDZ, HSS, HSP AS, HSLS, HRAST, HDS, ZDS – 59 (39,07%) SDP, HNS, HSU, HL, HSS, ZH – 56 (37,09%) MOST – 19 (12,58%) IDS, PGS, RI – 03 (01,99%) HDSSB – 02 (01,32%) MILAN BANDIC 365 und Partner – 02 (01,32%) REFORMISTEN, FORWÄRTS, RENTNER, ZF, DDS – 01 (O0,66%) ŽIVI ZID – 01 (00,66%) NATIONALE MINDERHEITEN – 08 (05,30%)

GESAMT - 151 (100%)

147 Quelle: Staatliche Wahlkommission der Republik Kroatien (Stand 16.11.2015)

99

ANHANG 2: Überraschendes Patt lässt an erfolgreicher Regierungsbildung zweifeln Parlamentswahlen in Kroatien 1992 bis 2015

100

Wahlergebnis 2015: Parlamentswahlen in Kroatien

I.-XII. I.-X. Wahlkreis Wahlkreis Wahlberechtigte: 3.563.397 3.788.788

Wahlbeteiligung: 2.237.976 62,80 2.304.403 60,82

Gültige Stimmen: 2.197.398 98,18 2.262.782 98,19

Ung. Stimmen: 38.975 1,74 39.991 1,73

I.-X. Wahlkreis I.-XII. Wahlkreis Liste: Stimmen % Sitze % Stimmen % Sitze % HDZ Koalition 746.626 33,98 56 40 771.070 34,08 59 39,07 SDP Koalition 742.909 33,81 56 40 742.909 32,83 56 37,08 MOST 302.453 13,76 19 13,57 303.564 13,42 19 12,58 IDS 42.193 1,92 3 2,15 42.193 1,86 3 1,98 Bandic 365 74.301 3,38 2 1,42 75.527 3,34 2 1,32 HDSSB 30.443 1,39 2 1,42 30.443 1,35 2 1,32 Human Wall 94.877 4,32 1 0,71 94.877 4,19 1 0,66 Reformisten 32.208 1,47 1 0,71 32.540 1,44 1 0,66 Andere Listen 131.388 5,98 0 0 169.659 7,50 0 0 Minderheiten 36.859 1,63 8 5,29 Insgesamt 2.197.398 100 140 100 2.262.782 100 151 100

Mandate der HDZ- & SDP-Bündnisse nach Wahlbezirken

HDZ+ SDP+

2011 2015 2011 2015

Wahlbezirk Sitze Sitze I. 4 4 9 7 II. 4 6 8 5 III. 3 4 10 8 IV. 4 6 6 5 V. 6 8 6 4 VI. 4 5 9 6 VII. 4 5 9 6 VIII. 2 3 11 7 IX. 8 8 6 4 X. 5 7 6 4 XI. 3 3

XII.

∑ 47 59 80 56

101

Wahlergebnis 2015 (nach Wahlbezirken)

2015 I. Wahlkreis 2015 II. Wahlkreis Wahlberechtigte: 336.961 Wahlberechtigte: 380.485 Wahlbeteiligung: 236.108 70,07% Wahlbeteiligung: 233.348 61,33% Gültige Stimmen: 233.125 98,86% Gültige Stimmen: 229.289 98,34% Ungültige Stimmen: 2.683 1,14% Ungültige Stimmen: 3.871 1,66% Zoran Milanović Miroslav Tuđman

Vesna Pusić Branko Hrg Andrija Mikulić SDP-Koalition Davor Bernardić HDZ-Koalition

Orsat Miljenić Miro Kovač Stimmen: 91.262 Stimmen: 76.461 39,15% Siniša Varga 33,35% Darko Sobota Joško Klisović Dario Hrebak

Melita Mulić Josip Leko SDP-Koalition Željko Reiner Gordan Maras HDZ-Koalition Davorin Mlakar Stimmen: 74.488 Vedran Babić Stimmen: 60.697 32,49% Darinko Kosor Anka Mrak- Taritaš 26,04% Margareta Mađerić Željko Šemper Drago Prgomet MOST Ivan Lovrinović Stimmen: 30.097 MOST Gordana Rusak 13,13% Ljubica Ambrušec

Stimmen: 42.880 Irena P. Vuksanović Bandić 365 Milan Bandić Stimmen: 18.164 18,39% 7,92%

2015 III. Wahlkreis

Wahlberechtigte: 348.082 2015 IV. Wahlkreis Wahlbeteiligung: 211.331 60,71% Wahlberechtigte: 303.173 Gültige Stimmen: 206.711 97,84% Wahlbeteiligung: 192.126 63,37% Ungültige Stimmen: 4.572 2,16% Gültige Stimmen: 188.368 98,12% Siniša H. Dončić Ungültige Stimmen: 3.606 1,88% Milorad Batinić Milijan Brkić Dragica Zgrebec Ivan Anušić SDP-Koalition HDZ-Koalition Matija Posavec Ivan Tepeš Stimmen: 101.594 Predrag Štromar Stimmen: 67.805 Josip Đakić 49,15% 36 % Tomislav Končevski Ivan Radić

Mario Habek Tomislav Tolušić Snježana Španjol Domagoj Hajduković Žarko Tušek SDP-Koalition Ivan Vrdoljak HDZ-Koalition Darko Horvat Jaroslav Pecnik Stimmen:55.077 Anđelko Stričak Tomislav Žagar Stimmen: 50.578 29,24% 24,47% Ladislav Ilčić Damir Tomić

MOST HDSSB Branimir Glavaš Stimmen:16.339 Robert Podoljnjak Stimmen: 21.849 7,90% 11,60% Vladimir Šišljagić Radimir Čačić MOST Reformisten + Miroslav Šimić Stimmen: 13.314 Stimmen: 20.156 6,44% 10,70%

102

2015 V. Wahlkreis 2015 VI. Wahlkreis Wahlberechtigte: 329.855 Wahlberechtigte: 321.179 Wahlbeteiligung: 196.869 59,68% Wahlbeteiligung: 204.429 63,60% Gültige Stimmen: 192.738 97,93% Gültige Stimmen: 200.639 98,23 % Ungültige Stimmen: 4.066 2,07% Ungültige Stimmen: 3.625 1,77% Božo Galić Boris Lalovac Pero Ćosić Rajko Ostojić HDZ-Koalition SDP-Koalition Franjo Lucić Goran Richembergh Stimmen: 70.925 Tomislav Čuljak Mirando Mrsić Stimmen:88.760 35,35% Ivo Jelušić 46.05% Danijel Marušić Marija Budimir Zoran Vasić Dražen Bošnjaković Pero Ćorić Stevo Culej HDZ-Koalition Goran Marić Gordan Jandroković SDP-Koalition Zdravko Ronko Stimmen: 66.096 Tihomir Jakovina 32,94% Dražen Barišić Stimmen:49.268 Ivo Žinić 25,56% Marija Ilić MOST Jasna Matulić Predrag Matić Stimmen: 28.002 MOST Tomislav Panenić 13,96% Stimmen: 22.069 Juro Martinović 11,45% Ivica Mišić Bandić 365 Miodrag Demo Stimmen: 11.456 5,71%

2015 VII. Wahlkreis Wahlberechtigte: 392.016 2015 VIII. Wahlkreis

Wahlbeteiligung: 258.344 65,90% Wahlberechtigte: 357.567 Wahlbeteiligung: 217.267 60,79% Gültige Stimmen: 253.813 98,32% Ungültige Stimmen: 4.337 1,68 % Gültige Stimmen: 213.385 98,21% Milanka Opačić Ungültige Stimmen: 3.882 1,79 % SDP-Koalition Mihael Zmajlović Željko Jovanović

Nada Đurić Peđa Grbin Stimmen: 88.102 SDP-Koalition Silvano Hrelja 34,71% Nenad Stazić Stimmen: 80.467 Nansi Tireli Tomislav Saucha 37,71% Ana Devčić Damir Mateljan HDZ-Koalition Damir Jelić Tanja Vrbat Grgić Dino Manestar Stimmen: 81.092 Željko Dilber IDS, PGS, RI 31,95% Boris Miletić Jasen Mesić Stimmen: 42.193

Domagoj Milošević 19,77% Giovanni Sponza

Tulio Demetlika Željko Fiolić HDZ-Koalition Oleg Butković MOST Slaven Dobrović Stimmen: 39.854 Stimmen:37.356 17,51% Anton Kliman 15,70 Josip Katalinić Ivan Kirin MOST Human Wall Ivan Sinčić Ines Strenja Linić Stimmen: 14.690 Stimmen: 22.432 5,79% 10,51%

103

2015 IX. Wahlkreis 2015 X. Wahlkreis Wahlberechtigte: 397.793 Wahlberechtigte: 396.286 Wahlbeteiligung: 238.905 60,06% Wahlbeteiligung: 248.914 62,81% Gültige Stimmen: 234.534 98,17% Gültige Stimmen: 244.796 98,41% Ungültige Stimmen: 4.371 1,83 % Ungültige Stimmen: 3.962 1,59 % Tomislav Karamarko Damir Krstičević

Josipa Rimac Zlatko Ževrnja HDZ-Koalition Božidar Kalmeta Branko Bačić

Ante Sanader HDZ-Koalition Stimmen:101.586 Milivoj Špika Darko Milinović 41,50% Petar Škorić Stimmen: 116.195 Goran Pauk Goran Dodig 49,54% Josip Bilaver Sanja Putica Ivan Šipić SDP-Koalition Ante Kotromanović SDP-Koalition Ranko Ostojić Branko Grčić Stimmen:70.782 Ivan Klarin Arsen Bauk Stimmen:60.944 28,91% 25,99% Sabina Glasovac Darko Parić Ingrid A. Marinović Ivan Kovačić MOST Stipe Petrina MOST Stimmen: 35.473 Božo Petrov Miro Bulj Stimmen: 45.151 15,12% 18,44% Maro krstić

2015 XI. Wahlkreis 2015 XII. Wahlkreis Wahlberechtigte: 196.447 Wahlberechtigte: 28.944 Wahlbeteiligung: 28.944 100% Wahlbeteiligung: 37.483 19,08% Gültige Stimmen: 28.525 98,64% Gültige Stimmen: 36.859 98,33% Ungültige Stimmen: 624 1,66% Ungültige Stimmen: 392 1,36 % Serbien Milorad Pupovac Božo Ljubić HDZ-Koalition Mile Horvat Ivan Šuker Mirko Rašković Stimmen: 24.444

85,69% Nevenko Barbarić Ungarn Šandor Juhas Italien Furio Radin Tschechien und Slowakei Vladimir Bilek Bosnian, Albanien Ermin Lekaj

Roma Veljko Kajtazi

104

Neu-gewählte Abgeordnete der HDZ Koalition 2015

I. Wahlkreis

1. Željko Reiner HDZ Vizepräsident des kroatischen Parlaments Vizepräsident des Ausschusses für Verfassung 2. Davorin Mlakar HDZ und Politische Systeme

3. Darinko Kosor HSLS HSLS Partei Vorsitzender 4. Margareta Mađerić HDZ Sekretärin des HDZ- Ausschusses für Diaspora II. Wahlkreis Präsident des Ausschusses Innenpolitik und 1. Miroslav Tuđman HDZ Nationale Sicherheit 2. Branko Hrg HSS HSS Partei Vorsitzender 3. Andrija Mikulić HSLS Vorstandsmitglied der HDZ 4. Miro Kovač HDZ Internationaler Sekretär der HDZ 5. Darko Sobota HDZ Präsident der HDZ Koprivnica

6. Dario Hrebak HSLS HSLS Vorstandsmitglied III. Wahlkreis 1. Žarko Tušek HDZ Präsident der HDZ Krapina

2. Darko Horvat HDZ Präsident der HDZ Čakovec 3. Anđelko Stričak HDZ Präsident der HDZ Varaždin 4. Ladislav Ilčić HRAST HRAST Partei Vorsitzender IV. Wahlkreis 1. Milijan Brkić HDZ Generalsekretär der HDZ

2. Ivan Anušić HDZ Präsident der HDZ Osijek 3. Ivan Tepeš HSP AS HSP AS Partei Vorsitzender 4. Josip Đakić HDZ Präsident der HDZ Virovitica 5. Ivan Radić HDZ Politischer Sekretär der HDZ Osijek 6. Tomislav Tolušić HDZ Vorsitzender der Bezirksgruppe Virovitica

V. Wahlkreis 1. Božo Galić HDZ Vorsitzender der Bezirksgruppe Vukovar 2. Pero Ćosić HDZ Präsident der HDZ Slavonski Brod 3. Franjo Lucić HDZ Präsident der HDZ Požega

4. Tomislav Čuljak HDZ Vizepräsident der HDZ 5. Danijel Marušić HDZ Vorsitzender der Bezirksgruppe Slavonski Brod 6. Marija Budimir HDZ Stell. Bürgermeisterin von Vukovar 7. Pero Ćosić HSP AS Generalsekretär der Partei HSP AS

8. Stevo Culej HDZ HDZ Mitglied VI. Wahlkreis 1. Dražen Bošnjaković HDZ Vizepräsident der HDZ Vizepräsident des Finanz und 2. Goran Marić HDZ Haushaltausschusses 3. Gordan Jandroković HDZ Vorstandsmitglied der HDZ 4. Dražen Barišić HDZ Bürgermeister von Velika Gorica 5. Ivo Žinić HDZ Präsident der HDZ Sisak

105

VII. Wahlkreis

1. Damir Jelić HDZ Vizepräsident der HDZ 2. Željko Dilber HDZ Vorstandsmitglied der HDZ 3. Jasen Mesić HDZ Mitglied des Generalauschusses der HDZ

4. Domagoj Milošević HDZ Mitglied des Generalausschusses der HDZ 5. Željko Fiolić HDZ Präsident des Stadtviertelrats Novi Zagreb West VIII. Wahlkreis

1. Oleg Butković HDZ Präsident der HDZ Rijeka 2. Anton Kliman HDZ Vizepräsident der HDZ 7. Ivan Kirin HSP AS Vizepräsident der Partei HSP AS

IX. Wahlkreis 1. Tomislav Karamarko HDZ Präsident der HDZ 2. Josipa Rimac HDZ Vorstandsmitglied der HDZ 3. Božidar Kalmeta HDZ Präsident der HDZ Zadar

4. Ante Sanader HDZ Präsident der HDZ Split 5. Darko Milinović HDZ Präsident der HDZ Gospić 6. Goran Pauk HDZ Mitglied des Generalsausschusses der HDZ 7. Josip Bilaver HDZ Präsident der HDZ-Jugend

8. Ivan Šipić HDZ HDZ Mitglied X. Wahlkreis Präsident des Ausschusses für nationale Sicherheit, Verteidigung und innere 1. Damir Krstičević HDZ Angelegenheiten 2. Zlatko Ževrnja HDZ Vorsitzender der Bezirksgruppe Split 3. Branko Bačić HDZ Präsident der HDZ Bezirksgruppe Dubrovnik

4. Milivoj Špika BUZ BUZ Partei Vorsitzender 5. Petar Škorić HDZ Präsident der HDZ Split 6. Goran Dodig HDS HDS Partei Vorsitzender Präsidentin der Frauen Gemeinschaft „Katarina 7. Sanja Putica HDZ Zrinski“ XI. Wahlkreis Präsident des Hauptrates der kroatischen 1. Božo Ljubić HDZ Versammlung in BuH 2. Ivan Šuker HDZ Finanzminister der Republik Kroatien a.D

Präsident der HDZ Bezirksgruppe Westen 3. Nevenko Barbarić HDZ Herzegowina

106

HDZ - Wahlprogramm148

Wirtschaftswachstum und Entwicklung

Wachstum des Bruttoinhaltsprodukts (BIP) bis 2019 + 5% Kontinuierliche Steuersenkung bis 2019

- Förderung von Unternehmen und Kleingewerbe als wichtigste Faktoren der wirtschaftlichen Erholung Kroatiens. - Bekämpfung der Schattenwirtschaft, die Kroatien jährlich für 10 Milliarden Kuna (1,4 Milliarden Euro) kostet. - Verbraucherschutz durch verstärkte Kontrolle importierter Produkte - Günstigere Steuern, Darlehen und Zuschüsse für Unternehmen und Kleingewerbe in weniger entwickelten Regionen. - Umgehende Abschaffung von 50–60 steuerlichen Abgaben. - Jeder verfügbare Euro aus EU-Mitteln soll bis 2019 verwendet werden bzw. alle 5 Milliarden Euro sollen genutzt werden. - Öffentliche Liegenschaften (Immobilien und Grundstücke) sollen für wirtschaftliche und öffentliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden. - Bürokratieabbau durch Modernisierung der Verwaltung. Bearbeitung/Genehmigung von Anträgen innerhalb von max. 5 Tagen. - Reduzierung der Anzahl von Genehmigungen für Bauprojekte. Momentan braucht man 21 Genehmigungen die oft erst nach 6 Monaten beschieden werden. - Das Budget für Aquakulturprojekte wird auf 240 Mo.Euro erhöht. - Förderung von Land- und Gebirgstourismus. - Promotion des Kroatischen kulturellen Erbes. - Senkung der Energiepreise. - Ausbau neuer Produktionskapazitäten. Der Anteil der Stromimporte soll von heute 25% innerhalb 5 Jahre auf 10% verringert werden. - Maximale Nutzung der eigenen Energieressourcen. - Implementierung von Infrastrukturprojekten in der Gasindustrie. - Belebung der Bauwirtschaft durch große Infrastrukturprojekte - Ausbau der kroatischen Hafeninfrastruktur. - Weiter Ausbau des (Fern-) Straßennetzes - Aufbau und Modernisierung der kroatischen Binnenhäfen - Überarbeitung des Gesetzes über die nachhaltige Abfallentsorgung. - Bis 2020 sollen alle Haushalte über einen Zugriff (zum Internet) von mehr als 30 Mbps bzw. 50% sogar über 100 Mbps verfügen. - Vermehrte Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltung zur Effektivitätssteigerung. Mit der Digitalisierung werden die negativen Auswirkungen auf die Umwelt verringert. - Unsere Außenpolitik wird sich für die Stärkung der kroatischen Wirtschaft einsetzen.

148 (HDZ, HSS, HSP Ante Starcevic, BUZ, HSLS, Hrast, HDS, ZDS)

107

Beschäftigung

Senkung der Arbeitslosigkeit um 5 % 100.000 neue Arbeitsplätze

- Hauptziel des HDZ- Koalition Programms: Schaffung von Arbeitsplätzen und Umkehrung der Auswanderungstendenzen. Kroatischen Bürgern, die arbeiten wollen, werden Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt, die einen würdigen Lebensstandard sichern. - Mit Hilfe von EU-Mitteln werden der Kroatischen Jungend Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt und ihnen damit ermöglicht sich eine Zukunft in Kroatien aufzubauen. - Neue Konzepte für die Landwirtschaft und die Bewässerung werden 45 000 Arbeitsplätze im Bereich der Land- und Forstwirtschaft entstehen lassen. - Durch die Förderung der landwirtschaftlichen Produkten (Lebensmittelindustrie) sollen in der Tourismusbranche min. 5000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. - Dank einer nachhaltigen Reindustrialisierung und der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Kroatiens sollen 25 000 neue Arbeitsplätze entstehen. - Anpassung des kroatischen (Aus-)Bildungswesens an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes.

Gesundheit und Soziale Sicherheit

Steigerung der Renteneinkommen um 5 % Bessere Gesundheitsversorgung

- Bessere Gesundheitsversorgung. - Neubau und Renovierung von Krankenhäusern. Modernisierung der Ausrüstung. - Mit direkten und indirekten Maßnahmen soll die Geburtenrate erhöht werden. - Ungenutzte Immobilien im Staatsbesitz sollen für den Sozialen Wohnungsbau genutzt werden. - Die Errichtung Kindergärten in gewerblichen Gebäuden soll subventioniert werden. - Wir werden die Diskriminierung von älteren Arbeitnehmern beenden. - Bessere Fürsorge für Waisenkinder und Kinder in armen Familien. - Die Errichtung von Betriebskindergärten soll bezuschusst werden. - Jedes Kind soll bildungsmäßig Förderung erfahren. - Die Betreuung von Kindern mit Behinderungen soll verbessert werden.

Rechtssicherheit

5 Tage von einer Bürgeranfrage bis zu deren Beantwortung 5 Tage von einer Vorlage bis zu deren ev. Genehmigung

- Die politische Einflussnahme auf die Ernennung von Richtern bzw. Justizbeamten wird per Gesetz vollständig verunmöglicht - Alle Daten aus Grundbüchern und Katastern werden miteinander verknüpft. - In öffentlichen Institutionen werden Bewertungssysteme eingeführt, mit deren Hilfe die Leistungsfähigkeit einzelner Mitarbeiter gemessen werden kann - Gespanschaften werden größere Befugnisse übertragen. - Im Rahmen von Dezentralisierung werden Städten und Gespanschaften mehr Kompetenzen erteilt.

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Gesellschaft, Demografie, Bildung & Wissenschaft

Nur 5% Mehrwertsteuer auf Kindernahrung

- Überarbeitung des Familiengesetzes. - Schrittweise Erhöhung der Renteneinkommen bis diese 60% des kroatischen Durchschnitteinkommens betragen. - Förderung der Gleichberechtigung von Frauen. Frauen dürfen auf dem Arbeitsmarkt gegenüber dem anderen Geschlecht nicht diskriminiert werden. Vermehrte Aufmerksamkeit soll der Anzahl von Frauen in Führungspositionen gewidmet werden. - Es sollen vermehrt NGO-Kräfte geschult werden EU-Projekte zu aquirieren. - Es sollen Maßnahmen ergriffen werden, um das Vertrauen von Kroaten in der Diaspora zu gewinne, damit sie eines Tages in ihre Heimat zurückzukehren wünschen. - Alleinerziehenden Müttern und sozial Schwachen soll besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. - Auch Schüler in weniger besiedelten Gebieten soll eine qualitativ hochwertige (Aus-) Bildung angeboten werden. - Die Schulbücher sollen überarbeitet und damit dauerhafter nutzbar gemacht werden. - Schulen sollen besser vernetzt werden. - Schulen werden besser ausgerüstet werden. - Der kroatischen Kultur soll mehr Bedeutung beigemessen werden. - Es soll eine langfristige Strategie zur Sportförderung entwickelt werden. - Die Radio- und Fernsehgebühren sollen gesenkt werden. - Das kroatische Mediengesetzt soll überarbeitet werden, damit auch die lokalen und regionalen Anbieter konkurrenzfähig sein können.

Heimatliebendes Kroatien

- Stärkung der Heimatverbundenheit in den jungen Generationen - Wir werden gegenüber den Kroaten in der Diaspora eine Politik ohne Komplexe verfolgen. - Schutz von Tradition und Werten - Wir werden die den Status der Mitglieder des kroatischen Verteidigungsrates klären. - Wir werden denjenigen Kriegsveteranen, denen ihre Rente abgesprochen worden ist diese wieder verschaffen und damit die wirtschaftliche und finanzielle Erholung fördern. - Für uns ist die Gleichberechtigung der Kroaten in Bosnien und Herzegowina eine wichtige Voraussetzung für deren Beitritt in die EU. - Für uns ist die Beendigung des historischen Revisionismus in Serbien eine wichtige Voraussetzung für deren Beitritt in die EU. - Wir werden ein neues System des Heimatsschutzes entwickeln.

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MOST PARTEI-/ WAHLPROGRAMM149

Zustand – Basisindikatoren

 Der Anteil der Beschäftigten in Bezug auf die Gesamterwerbsbevölkerung: EU=64,0%, KRO=49,0%  Die kroatischen Staatsverschuldung stieg von 2000 bis 2015 auf 290 Milliarden HRK (ca. 38,5 Mrd. Euro = ca. 87% des kroatischen BIP)  Die Auslandsverschuldung beträgt 49 Milliarden € (114% des BIP)  Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt ca. 50% (höchster EU-Wert nach Griechenland)  Die allgemeine „Illiquidität“ der Wirtschaft besteht fort  Seit zwei Jahren herrscht Deflation  Die kroatischen Wirtschaftskrise hat systemische Ursachen  Die Hauptursachen für die Krise sind Unzulänglichkeiten im Währungs- und Kreditsystem, den häufigen Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem daraus resultierenden schlechten allgemeinen Geschäftsklima

Hauptziele des Programms

 Ein BIP-Wachstum von über 4% pro Jahr  Ein hoher Beschäftigungsgrad (Erhöhung der Gesamtbeschäftigung)  Eine modifizierte Geld-/ Währungspolitik und eine „aktivere“ Rolle der kroatischen Zentralbank (HNB)  Eine Beendigung der CHF-Währungsklausel und ein Verbot von Fremdwährungs-klauseln bei inländischen Transaktionen  Eine Senkung der Staatsverschuldung  Eine Neuordnung der öffentlichen Finanzen, der öffentlichen Unternehmen und der Staatsschuldenverwaltung  Eine von Handel bestimmte in eine produzierende Wirtschaft umwandeln  Einen langfristigen Ausgleich der Steuereinnahmen und der Staatsausgaben (Ausgeglichener Haushalt)

Notwendige Reformen

Reform der öffentlichen Verwaltung

 Optimierung der Kosten der Öffentlichen Verwaltung durch Steigung der Effizienz, Messbarkeit der Arbeitsleistung und Bildung eines Anreizsystems, Reduzierung der Anzahl „staatlicher Agenturen“.

Reform des Finanzsystems

 HNB muss zu eine „echten“ Zentralbank werden  Änderungen der Struktur der Kreditvergabe der Banken weg von Bereitstellung privater Konsumentenkredite und Staatskrediten zu mehr Unternehmenskrediten

149 http://most-nl.com/wp-content/uploads/2015/10/most-program-web.pdf , (11. November 2015)

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Reform der lokalen und regionalen Selbstverwaltung

 Rationalisierung des Selbstverwaltungssystems durch Zusammenlegung von Gebietskörperschaften

Justizreform

 Steigerung der Effizienz der Justiz durch eine Reform des Strafprozessrechts, Entpolitisierung der Justiz

Reform des Steuersystems

 Steuerentlastung der Unternehmen, Vereinfachung der Steuervorschriften  Beratende statt sanktionierende Steuerprüfung

Geschäftsklima

 Verbesserung des Geschäftsklimas für den Produktions- statt dem Importsektor  Vereinfachung von Gesetzten/Vorschriften im Unternehmensbereich  Einfachere, effizientere und flexiblere Arbeitsgesetzte  Bessere Markt- und Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmensfinanzierung  Sicherung der Qualität der Arbeitsbedingungen durch Inspektionen. Keine Sanktionierung des Unternehmen zur Beschaffung von Haushaltsmitteln.

Zusammengefasst:

Wir wollen ein Geschäftsklima schaffen, das Wachstum fördert und Produktion stimuliert, einen nur minimalen bürokratisch-administratives Aufwand erzeugt und damit das Recht auf eine auskömmliche Existenz für alle Bürger Kroatiens sicherstellt.

Entwicklungshemniss: Arbeitslosigkeit & Verschuldung

Eine Kombination von expansiver Geld- und Fiskalpolitik als Lösung  Wirkungen einer expansiven Geldpolitik: deutlich niedrigere Zinssätze, höhere Liquidität, Erhöhung der Kreditvergabe, des Konsum, der Investitionen, des ... BIP  Wirkungen einer expansive Fiskalpolitik: Steuersenkungen, Staatsinvestitionen  Geld-/Fiskalpolitik, ergänzt um ausländische „Greenfield-Investitionen“, führt zu mehr Optimismus und steigert den Konsum, die Investitionen, den Export, die Beschäftigung und letztendlich das Wachstum des BIP  Hauptziel unserer Wirtschaftspolitik ist ein hoher Beschäftigungsgrad

Motoren des Wirtschaftswachstums

Privater Konsum

 Erhöhung des Einkommensteuerfreibetrags (Ausmaß der Erhöhung wird durch den jeweiligen Zustand der Staatsfinanzen bestimmt) Staatlicher Konsum

 Optimierung der gesamten Kosten der öffentlichen Verwaltung (Staatskonsum)

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 Förderung von Investitionen, die Produktion, Beschäftigung und das BIP erhöhen  Projektanleihen für Infrastrukturprojekte  Fonds für die Förderung von Innovationen und neuen Technologien

Investitionen

 Bedingung für mehr Investitionen ist eine deutliche Senkung der Zinsniveaus  Bedeutung der HNB für die Bereitstellung einer angemessenen Geldversorgung der Banken zur Weiterleitung an Unternehmen und Konsumenten  Mehr Investitionen im Energiesektor bzw. im Bereich der „Erneuerbaren Energien“  Mehr Investitionen in der Landwirtschaft von rund 18 Milliarden HRK für die Bewässerung und Grünbrachen im Umfang von ca. 800.000 Hektar  Bei einer Beschäftigung von einem Arbeitnehmer pro 14 Hektar könnten auf diese Weise zusätzlich etwa 55.000 Arbeitsplätze neu geschaffen werden

Energiepolitik

 Für eine Energiepolitik im Dienste der Wirtschaft  Reduzierung der Kohlenwasserstoffe als Energielieferant  Förderung erneuerbarer Energiequellen  Umstellung der Stromerzeugung auf kleinere Wasserkraftwerke und Reaktivierung von Projekten, die bereits eine gewisse Projektreife erlangt hatten (Senj etc.)  Für die Planung und den Bau von Kraftwerken sollen eigene Ressourcen verwendet werden, der Bau von Wasserkraftwerken sollte zu 85% „kroatisch“ erfolgen.

Abfallmanagement

 Das aktuelle Abfallmanagement in Kroatien beruht auf einem wirtschaftlich und ökologisch schädlichen Abfallwirtschaftskonzept, das durch den Bau von teuren und unnötigen Bezirks- und Regionalzentren umgesetzt wird (Müllmanipulation).  Die Abfallwirtschaft wird in einer ersten Investitionsrunde über 5 Milliarden HRK kosten und den kroatischen Bürger jährlich eine Milliarde HRK kosten.  Wir setzen uns für eine Umsetzung eines ökologisch konsistenten Abfallmanagement-systems ein, das weniger kosten wird und Recycling einschließt.  Allein Papier und sortierte Kunststoffe bringen jährlich Einnahmen von 400 Mio. HRK.

Gehälter und verfügbare Einkommen

 Im Januar 2015 waren in Kroatien 1.225 Millionen Menschen beschäftigt  520.000 (42% der Beschäftigten) erhielten ein Nettogehalt von 4.000 HRK,  1,2 Mio. (94% der Arbeitnehmer) erhielten ein Nettogehalt von bis zu 10.000 HRK  Schaffung eines Geschäftsklimas, das eine Erhöhung des nicht-steuerpflichtigen Anteils der Gehälter ermöglichen wird.  Solche Steuerfreibeträge würden das verfügbare Einkommen erhöhen und den Privatkonsum, die Beschäftigung und letztlich das BIP steigern.  Das erhöhte verfügbare Einkommen würde die Konsumausgaben, die Beschäftigung und letztlich das BIP deutlich erhöhen.

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Rentensystem

 887.000 Rentner (72%) in Kroatien erhalten Renten in Höhe von bis zu 1.700 HRK.  Die Durchschnittsrente (2014 betrug 2.425 Kuna, 425 Kuna über der Armutsgrenze

Nachhaltige Lösungen für das Rentensystem:

 Erhöhung der Beschäftigungsquote und Lohnsteigerungen  Verlagerung der Versicherten aus der zweiten in die erste „Rentensäule“  Zweite „Rentensäule“ wird nur noch auf freiwilliger Basis fortbestehen

Steuerpolitik

 Eine wesentliche Vereinfachung der Arten und Anzahl der Steuerverpflichtungen  Reduzierung der Steuerbelastung für Unternehmen und die Wirtschaft  Beseitigung aller steuerähnlichen Abgaben  Vereinfachung des Systems der Steuererleichterungen  Zahlung der Mehrwertsteuer auf Grund der Realisierung (Sammlung)  Gleichheit von Großen und Kleinen bei den Steuerbehörden  Die Steuerprüfung muss in der ersten Interaktion beratend und lehrreich sein und erst nach der Vernachlässigung der Warnung und Wiederholung der Straftat sanktionierend

Notwendigkeit der Änderung der Bankendarlehenspolitik

Übersicht der sektoralen Aufteilung der Kreditvergabe 2014.

Tätigkeiten BIP-Anteil Anteil in Differenz Differenz in % (Mrd. kuna) Darlehen (5/3) (Mrd. kuna) 1. Bauwessen 14,5 26,1 +11,6 +80,0

2. Verarbeitungsindustrie 65,7 20,7 -45,0 -68,5

3. Landwirtschaft 23,7 4,5 -19,2 -81,0

4. Tourismus 60,4 7,4 -53,0 -87,7

5. Handel 36,1 18,7 -17,4 -48,2

6. Sonstiges 128,0 27,4 -100,6 -78,6

Insgesamt 328,4 104,8 -223,6 -68,1

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Eine Analyse der Kreditvergabe der Banken kommt zu folgendem Ergebnis.

 Dem Bausektor wurden Kredite in Höhe von 26,1 Mrd. Kuna zur Verfügung gestellt. Dies ist 80% mehr dessen Anteil am realen BIP.  Die Verarbeitende Industrie wird mit Blick auf den eigenen BIP-Anteil nur im Umfang von 19,7 % und damit unzureichend mit Krediten versorgt.  Die Landwirtschaft ist in einer besonders schwierigen Lage. Sie wird mit nur 19% im Vergleich zu deren Anteil am BIP mit Krediten versorgt.  Der Tourismus wird ebenfalls nicht ausreichend mit Krediten versorgt. Sie erhält in Kredite im Umfang von nur 12.3% korrespondierend zu ihrem BIP-Anteil.  Der Handel wird mit Krediten in einer Höhe von 51,8% im Verhältnis zu deren BIP Anteil unterstützt. Somit erscheint nur der Handel ausreichen mit Krediten versorgt.

Neues Managementsystem für den Öffentlichen Sektor

 Das Management in öffentlichen Unternehmen sollte nur durch öffentliche Ausschreibungen ausgewählt werden und professionell sein. Gehalt und Bonuszahlungen sollten sich am Geschäftserfolg orientieren. Dies gilt besonders dort wo das Unternehmen Wettbewerbsvorteile genießt.  Zum Zwecke der Einsparung muss es Restrukturierungen im Gesundheitssystem und im System der öffentlichen Verwaltung geben.  Der Staat sollte seine Interessen nicht durch Behörden, sondern durch Aufsichtsräte wahrnehmen.  Förderung einer neuen Geschäftsethik und Gründung einer „Bussines Intelligence“ für öffentliche Unternehmen, um das System gegen Korruption zu schützen.  Zusammenschluss von staatliche Agenturen und Institutionen, wo es möglich ist.

Staatsvermögen

 Kroatien ist unter den ersten fünf Ländern in der EU bezüglich des Staatsvermögenswerts – nominell rund 30 Milliarden Euro.  Dem kroatischen Staat gehören 41% des Gesamtvermögens des Unternehmens-sektors im Lande der für 28% aller Umsätze des Unternehmenssektors verantwort-lich ist und besitzt Anlagenvermögen in Höhe von 347 Mrd. Kuna, erzeugt einen Jahresumsatz von 171 Mrd. Kuna.  Im Zuge einer besseren Verwaltung bzw. des Verkaufs von nicht-strategischen Vermögen könnte die öffentliche Verschuldung um etwa 25% reduziert werden.  Kroatien ist ein Land mit zu viele „totem“ Kapital.

Geld- und Währungspolitik der Kroatischen Nationalbank

 Ziel der Reform der Geld-/ Währungspolitik ist die Indienststellung der HNB und des Bankensystems zur Förderung der Entwicklung einer realen Wirtschaft, der Beschäftigung, der Produktion und des Exportwachstums  Ersatz des „Currency-Board“ durch ein neues System der Refinanzierung.  Die HNB muss zu einer echten Zentralbank werden, die aktiv die Wirtschaftspolitik unterstützt (EZB- französischer Ansatz).  Annullierung der CHF Währungsklausel und Änderung der Kreditvergabe in kroatischer Währung im Wege der Durchsetzung von Maßnahmen die zu einer Stabilisierung des Finanzsystems beitragen.  Eine schrittweise De-Euroisierung der kroatischen Geldwirtschaft.  Wir unterstützen die überwiegende Verwendung von Kuna bei Darlehen.

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Hauptprobleme der Landwirtschaft

 Langjährige falsche Kredit- und Wechselkurspolitik, inkonsistente Förderpolitik.  Hohe Produktionskosten (Treibstoff, Dünger …)  Alterung und Abwanderung der ländlichen Bevölkerung  Unfaire Behandlung, Importlobbys und hohe Handelsspannen,  Geringe Nutzung der vorhandenen landwirtschaftlichen Nutzflächen.  Geringe Kooperation zwischen landwirtschaftlichen Kleinbetrieben  Mangel an guter Kommunikation zwischen Landwirten und anderen Institutionen  Hohe Verschuldungsgrad der kroatischen Bauern

Schaffung einer adäquate Kredit-/Steuerpolitik in der Landwirtschaft

 Schaffung einer Agrarförderbank und einer Agrarversicherung als Non-Profit Agency. Wiederbelebung der Landwirtschaft und des ländlichen Lebens. Die Agrarförderbank würde langfristige Kredite (10 bis 40 Jahre) geben, die ein Verleiben auf dem Land, eine Sanierung der verlassenen Immobilien und Industrieanlagen, den Bau neuer Infrastruktur, den Kauf von Maschinen und das Bohren von Brunnen ermöglicht.  Die Mehrwertsteuer für Familienunternehmen und -gewerbe sollte pauschalisiert werden. (Vereinfachung der Geschäftsführung)  Senkung der Mehrwertsteuer für inländische landwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe auf 10%, für ökologische Produkte sogar auf 5%.

Politik gegenüber den Naturressourcen

 MOST erkennt die Wichtigkeit der Naturressourcen und Teile des Energiesystems. Sie betrachten sie als „strategische“ Ressource, die für Kroatien regional bedeutsam ist.  Jeder Initiative, die diese strategische Ressource der Kontrolle des Staates (Regierung, Parlament) entzieht wird per Referendum entgegen getreten.

Unternehmertum und Berufstätigkeit

 Verwaltungsvereinfachung (Arbeits- und Brandschutzgesetz solle geändert werden).  Förderung von Klein- und Mittelbetrieben.  Steuerliche Erleichterungen für die Wirtschaft, für selbständige Erwerbstätigkeit und für Projekte der Jugendbeschäftigung.  Reduzierung der Steuern. Verringerung der öffentlichen Abgaben  Effizienzsteigerung der öffentlichen Verwaltung (Schnellere Bewilligungsverfahren).

Lokale / Regionale Selbstverwaltung

 Gemeinderatsvorsitzende und -mitglieder in kleineren Gemeinden sollten unentgeldlich arbeiten  Verringerung der Anzahl von Mitarbeitern in der lokalen Selbstverwaltung. Nur Gemeinderatsvorsitzende sollten (ohne deren Stellvertreter) direkt gewählt werden. So würde die Zahl der Ratsmitglieder um 600 reduziert werden.  Größere Städte sollten für die kleineren Gemeinden in ihrer Umgebung die administrativen Aufgaben übernehmen.

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 Verringerung der Zahl von Gemeinden. Gemeinden und Städte sollten zu einer Einheit zusammengeführt werden. Kleinere Gemeinden sollten nach einer öffentlichen Debatte mit Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zusammengelegt werden.  Zwecks Regionalisierung sollte die Anzahl der Gespanschaften reduziert werden.  Die große Anzahl von Gespanschaften verhindert es, dass regionale Gemeinschaften die in der Lage sind, Träger wirtschaftlicher Entwicklung zu werden, da ihr Finanzpotenzial zu gering erscheint.

Öffentlicher Sektor

 Es gilt eine Strategie für die Reform des öffentlichen Sektors zu entwickeln.  Es gilt klare Kriterien für die Grünung staatlicher Agenturen zu entwickeln. Es bedarf einer Abschätzung der fiskalischen Auswirkungen wie auch der zu erwartenden Vorteile ihrer Gründung.  Es bedarf einer weiteren Professionalisierung der Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes Beamten und der Einführung eines neuen Gehaltsystems auf der Grundlage von Leistungsprinzipien (Gehalt nach Arbeitsleistung)  Es bedarf einer Entpolitisierung des Personals und eines Personalabbaus von denjenigen, die ihren Arbeitsplatz politischer Beziehungen verdanken.  Zum Zwecke eines effektiveren Umgangs mit öffentlichen Ressourcen sollte die Transparenz gestärkt werden  Es gilt das Bewusstsein für die jeweilige fiskalische Verantwortung zu stärken.  Das Management in öffentlichen Unternehmen sollte professionalisiert werden. Es gilt auch solche Unternehmen, an denen der Staat beteiligt ist zu privatisieren.

Justizwesen

 Man muss zu einer Vereinfachung der Gerichtsverfahren kommen.  Es muss zu einer Stärkung der Kompetenzen im Justizwesen kommen. Es geht um mehr Modernisierung und Unabhängigkeit der Justiz  Es gilt eine Grundbuchreform ins Werk zu setzen (Schaffung von Katasterämter)  Staatsanwaltschaften sollte man eine effektivere Verfolgung von Straftäter ermöglichen  Es muss zu Kostenreduzierung in Pfändungsangelegenheiten kommen.

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Europawahlergebnis in Kroatien 2014

Europawahlergebnisse in Kroatien 2014

Wahlbeteiligung: 25,24 %

HDZ-HSS-HSP 41,42% SDP-HNS-IDS- 29,3% ORaH 9,42% AS-BUZ HSU

1. Andrej Plenković 18,61% 1. Neven Mimica 8,14% 1. Mirela Holy 60,34% (HDZ/EPP) (SDP/S&D) (ORaH/G/EFA) 2. Dubravka Šuica 4,13% 2. Biljana Borzan 3,03% (HDZ/EPP) (SDP/S&D) 3. Ivana Maletić 2,53% 3. Tonino Picula 48,13% (HDZ/EPP) (SDP/S&D) 4. Davor Ivo Stier 6,92% 4. Jozo Radoš 5,61% (HDZ/EPP) (HNS/ALDE) 5. Ruža Tomašić 28,08% (HSP AS/ECR) 6. Marijana Petir 11,18% (HSS/EPP)

Europawahlergebnisse nach Gespanschaften 2014

HDZ-HSS- SDP-HNS-IDS- ORaH HDSSB- HL HSP AS-BUZ HSU HRAST-HSP Stadt Zagreb 36,66% 30,73% 13,98% 7,41% 3,19% Zagreb Gespanschaft 42,53% 24,63% 11,48% 6,64% 4,79% Krapina-Zagorje 40,50% 27,31% 9,62% 3,47% 8,69% Sisak-Moslavina 45,37% 26,68% 7,91% 5,95% 4,22% Karlovac 46,99% 25,00% 7,85% 3,68% 7,01% Varazdin 33,93% 36,32% 10,63% 4,56% 5,17% Koprivnica- Krizevac 43,71% 27,92% 10,2% 5,64% 3,90% Bjelovar-Bilogorje 43,58% 27,43% 9,07% 5,34% 4,38% Primorje- Gorski Kotar 27,97% 41,81% 12,94% 3,48% 3,39% Lika-Senj 58,09% 22,53% 4,94% 3,80% 1,28% Virovitica-Podravina 54,77% 21,89% 6,4% 7,10% 2,03% Pozega-Slawonien 51,50% 23,99% 6,64% 7,10% 2,41% Brod-Posavina 53,74% 20,13% 7,16% 7,92% 1,89% Zadar 52,14% 26,98% 6,57% 4,73% 1,64% Osijek-Baranja 38,99% 24,61% 7,42% 16,40% 3,81% Sibenik-Knin 48,4% 32,79% 5,31% 5,84% 1,13% Vukovar-Sirmium 52,33% 27,36% 4,87% 5,45% 1,99% Split-Dalmatien 47,97% 25,89% 6,24% 10,94% 1,63% Istrien 12,67% 60,78% 10,79% 2,01% 3,82% Dubrovnik-Neretva 49,67% 26,80% 6,54% 4,82% 1,36% Medimurje 24,03% 36,58% 9,72% 3,37% 11,33%

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Lokalwahlergebnis in Kroatien 2013

Lokalwahlergebnis 2013

Gespanschaften Bezirksrat Gespan Partei % Gespan/Partei % Bjelovar-Bilogora HDZ, HSP AS, BUZ 29,84 Damir Bajs, HDSS, HNS, HSU 30,40 Brod-Posavina HDZ, HSP AS, HSLS 39,62 Danijel Marusic, HDZ, HSS, HSP AS, HSLS, 51,59 SU Dubrovnik-Neretva HDZ, HSU, HSLS, HSP 41,57 Nikola Dobroslavic, HDZ, HSU, HSLS, HSP 55,04 AS AS Istria IDS, HNS, Grünen 43,93 Valter Flego, IDS, HNS, Grünen 47,25 Karlovac HDZ, HSS, HSLS, HSP 47,42 Ivan Vucic, HDZ, HSS, HSLS, HSP AS 49,09 AS Koprivnica-Križevci SDP, HNS, HSU, HSLS 29,35 Darko Koren, HSS, HDZ 53,22 Krapina-Zagorje SDP, HNS, HSS, HSU, 45,49 Zeljko Kolar, SDP, HNS, HSS, HSU, HSLS 51,72 HSLS Lika-Senj HDZ, HSS, HSP, HSP 58,31 Milan Kolic, HDZ, HSS, HSP, HSP AS, HSU 52,34 AS, HSU Međimurje SDP, HSU, MDS 30,32 Matija Posavec, HNS, HSLS, HSS, MS, 31,80 SHUS Osijek-Baranja HDSSB, Grünen 33,39 Vladimir Sisljagic, HDSSB, Grünen 40,86 Požega-Slavonia HDZ, HSP AS 40,56 Alojz Tomasevic, HDZ, HSS, HSLS, HSP 43,43 AS, SU Primorje-Gorski Kotar SDP, HNS, HSU, IDS, 42,55 Zlatko Komadina, SDP, HNS, HSU, IDS, 54,01 ZS, ARS, SDA ZS, ARS, SDA Sisak-Moslavina HDZ, HSS, HSP AS, 34,95 Marina Merzel, SDP, HNS, HSU, HSLS, 47,99 BUZ DSU, HDRS, A - HSS, SPH Split-Dalmatia HDZ, HČSP, HSP AS, 33,97 Zlatko Zevrnja, HDZ, HČSP, HSP AS, 43,05 HSLS, HDS, BUZ HSLS, HDS, BUZ Šibenik-Knin HDZ, HSP AS, HČSP 39,73 Goran Pauk, HDZ, HSS, HSP AS, HČSP 46,58 Varaždin HNS, SDP, HSU, HSLS 48,09 Predrag Stromar, HNS, SDP, HSU 49,16 Virovitica-Podravina HDZ, HSS, HSLS, HSP 51,01 Tomislav Tolusic, HDZ, HSS, HSLS, HSP 52,67 AS, BUZ AS, BUZ Vukovar-Sirmium HDZ, HSS, HSP AS, 48,86 Bozo Galic, HDZ, HSS, HSP AS, HSLS, DC, 54,76 HSLS, DC, PSS, BUZ PSS, BUZ Zadar HDZ, A-HSS, HČSP, 47,73 Stipe Zrilic, HDZ, A - HSS, HČSP, HSP AS, 49,92 HSP AS, HSU HSU Zagreb Bezurg HDZ, HSP AS, DC, BUZ, 28,10 Stjepan Kozic, HDZ, HSS, HSP AS, DC, 56,53 ZS BUZ, ZS, SP, Grünen Stadt Zagreb SDP, HNS, HSU, ZS, 25,24 Milan Bandic, Kandidaten von einer 47,30 Grünen Gruppe Wahler

Präsidentschaftswahlen 2014/15

1. Wahlgang Stichwahl Stimmen % Stimmen % Wahlberechtigte: 3.794.293 3.824.754 Wahlbeteiligung: 1.787.003 47.10 2.258.801 59.06 Gültige Stimmen: 1.759.212 98.44 2.197.295 97.31 Ungültige Stimmen: 27.791 1.56 60.728 2.69 Kandidaten Ivo Josipović (SDP) 687.678 38.46 1.082.430 49.26 Kolinda Grabar-Kitarović (HDZ) 665.379 37.22 1.114.865 50.74 Ivan Sinčić („Human Wall“) 293.570 16.42 Milan Kujundžić (Allianz für Kroatien) 112.585 6.30

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Präsidentschaftswahlen 2014/2015 nach Gespanschaften

Ivan Milan Sinčić Kujundžić Kolinda Grabar Wahlbeteiligung 1. Wahlgang Ivo Josipović Kitarović 1. 1. 1. Wahlgang Stichwahl Wahlgang Stichwahl Wahlgang Stichwahl % % % % % % % % Bjelovar- Bilogora 44,42 57,89 39,05 49,89 36,94 50,11 17,54 5,26 Brod- Posavina 47,07 55,01 32,03 40,41 45,05 59,59 16,03 5,26 Dubrovnik- Neretva 49,05 59,50 34,19 42,03 41,57 57,97 15,02 7,38 Istria 45,25 55,87 62,05 79,47 14,23 20,53 20,08 2,19 Karlovac 48,76 60,35 33,92 44,13 42,78 55,87 17,77 4,33 Koprivnica- Križevci 46,00 58,78 41,72 53,43 34,66 46,57 17,54 4,84 Krapina- Zagorje 41,71 59,08 39,85 52,95 35,66 47,05 18,71 4,40 Lika-Senj 46,45 58,95 26,16 32,89 56,06 67,11 10,14 6,42 Međimurje 48,36 59,89 59,27 72,60 20,65 27,40 16,00 3,03 Osijek- Baranja 45,26 57,04 34,09 46,50 39,91 53,50 18,95 5,70 Požega- Slavonia 52,89 60,82 34,99 43,63 42,75 56,37 14,76 6,08 Primorje- Gorski Kotar 44,33 55,73 48,91 61,67 29,27 38,33 17,35 2,93 Sisak- Moslavina 42,34 55,10 35,66 46,28 40,62 53,72 16,33 6,16 Split- Dalmatia 50,25 60,51 29,96 37,88 39,37 62,12 15,21 13,65 Šibenik- Knin 46,07 55,84 31,36 40,93 45,00 59,07 14,30 7,73 Varaždin 48,33 31,30 50,26 64,23 27,24 35,77 17,91 3,22 Virovitica- Podravina 47,83 61,18 36,09 46,50 43,04 53,50 14,64 4,83 Vukovar- Sirmium 44,50 55,53 30,70 40,51 49,52 59,49 14,31 4,01 Zadar 43,04 52,58 33,18 41,46 43,20 58,54 15,21 6,63 Zagreb Bezurg 47,01 59,74 36,75 48,51 36,90 51,49 18,50 6,18 Stadt Zagreb 48,66 62,15 40,17 51,89 35,04 48,11 16,03 6,65 Ausland 11,43 8,89 77,15 91,11 3,02 8,00

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