316 K u t z in s k i , Über Denkstörungen bei Geisteskranken.

(Aua clor Psychiatrischen und Nervonklinik in der Kgl. Charit6 zu Borlin [Direktor: Goh. Bot Prof. Dr. Bonhoeffer\.)

Über Denkstörungen bei Geisteskranken. Von, Dr. A. KUTZINSKI, Assistent der Klinik.

Seit den grundlegenden Untersuchungen Liepnwnns über Ideenflucht s’nd weitere Fortschritte in der Psychopathologie des Denkens v on psychologischer Seite angebahnt worden. Insbeson­ dere hat Moskieivicz wie Kiilpe und seine Schule auch das patho­ logische Denken berücksichtigt. An der Hand einfacher Versuche soll die Störung im Denken Geisteskranker, gestützt auf die normal-psychologischen Ergebnisse vonKülpe, Moskieivicz u. A., analysiert werden. Es handelt sich um die Aufgabe der Reproduktion eines zu­ sammenhängenden Geschicht8komplexes. Die Untersuchungen sind früher vonKoppen und mir1) bereitsangestellt worden. Da­ mals haben wir uns auf die Analyse der Resultate beschränkt, ohne hre Bedeutung für die Denkvorgänge bei Geisteskranken ge­ nügend zu würdigen. Das geschah zum Teil, weil so \ iele kom­ plizierte Funktionen bei dieser Aufgabe wirksam sind. Doch drängen sich auch bei Berücksichtigung des letzteren Momentes für denDenkprozeß wichtige Tatsachen auf, so daß ihre Zusammen­ stellung gerechtfertigt erscheint. Zur Ergänzung sind auch neue Versuche verwertet worden. Bevor auf Einzelheiten eingegangen werden soll, vergegenwärtigen wir uns zunächst, um was es sich bei der Reproduktion einer Geschichte handelt. Als Bedingung einer sinnvollen, zweckentsprechenden, sich auf das wesentliche beschränkenden Reproduktion kommen bei einfachen Geschichten wie die vorliegenden so geringe Grade von Merkfähigkeit und Aufmerksamkeit in Betracht, daß ihr störender

*) Koppen und Kutzinski, Systematische Beobachtungen über die Wiodergabe kleiner Erzählungen durch Geisteskranke. Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM K u t £ i n s 1c i , Über Denkstürimgi-n bei Geisteskranken. 317 Einfluß auf die Gestaltung der Reproduktion bei der Heraus­ schälung des wesentlichen vernachlässigt werden könnte. Ver­ gleichsversuche. bei ungeübten und ungebildeten Normalen ergaben auch, daß fast immer das wesentliche erfaßt wurde. Man müßte übrigens annehmen, daß selbst bei Störungen dieser Bedingungen bei nicht sehr getrübter Auffassung der Kern des Geschichts­ komplexes ohne Schwierigkeiten herauszuschälen ist. Tatsächlich hat man auch bei einzelnen deliranten Zuständen, in denen also doch eine Aufmerksamkeitsstörung aller Wahrscheinlichkeit nach vorlag, beobachtet, daß hier das wesentliche des Geschichtskom­ plexes ohne Schwierigkeiten herausgeholt wurde. Selbst Dämmer­ zustände und schwer senil Demente zeigen, daß sie die einzelnen Vorstellungsglieder gut aufgefaßt und behalten haben. Der störende Einfluß der beiden genannten Bedingungen wurde überdies dadurch zu beseitigen v ersucht, daß die Geschichte mehrmals, und zwar so oft exponiert wurde, bis eine Verbesserung der Resultate nicht mehr erreicht wurde. Oft wurden auch den Versuchspersonen die Hauptvorstellungen durch Fragestellungen oder unmittelbar gegeben mit der Forderung, nun den Zusammen­ hang neu zu schaffen. Die Aufgabestellung war folgende: Es wurde der Versuchs­ person gesagt, sie solle aufpassen; es würde ihr eine Geschichte vorgelesen werden, die sie wiederholen solle. Nach der Spontan­ reproduktion wurden ergänzende Fragen gestellt oder die Ver­ suchsperson auf die einzelnen Hauptvorstei hingen hingewiesen. Zunächst wurden allgemeine Fragen gestellt, wie: was ist ge­ schehen? Was ist passiert? Dann wurde in bestimmter Weise auf den Inhalt der Geschichte hingewiesen. Waren die Versuchspersonen nicht zum lauten Selbstlesen zu bringen, so wurde ihnen die Geschichte vorgelesen. Die kleineren Geschichten waren einmal Tagesvorgänge aus den Zeitungen und einmal das Sterntalermärchen, die Haifischgeschichte und die Folgen der Eifersucht..

Die Sterntaler (Sttg.). Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es schließlich nichts mehr hatte, als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt ver­ lassen war, ging es im Vertrauen auf Gott hinaus ins Feld. Da kam ein alter armer Mann und sprach : gib mir zu essen, ich bin so Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 318 K u t z i n 6 k i , Über Denkstörungen bei Geisteskranken.

hungrig. Es reichte ihm sein Stück Brot und ging weiter. Da kam ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm seins, dann kam ein Kind und bat um ein Röcklein, das gab es auch von sich. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch ein Kind und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte, es ist schon Nacht, da sieht dich niemand, da kannst du wohl dein Hemd weggeben und zog das Hemd ab und gal) es auch noch hin. Und wie es so da stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter blanke Taler.

Haifischgeschichte Hf(gsch.). Von einem verschlungen wurde im indischen Ozean der Sohn des Pfarrers Her big aus Holzengel bei Greußen. Er war als erster Offizier auf einem Hamburger Handelsdampfer angestellt, und wurde durch eine Sturzsee plötzlich über Bord gespült. Da eine Rettung sich als unmöglich erwies, wurde der unglückliche junge Mann vor den Augen der entsetzten Schiffsmannschaft von einem den Dampfer umkreisenden Haifisch erfaßt und zum Meeres­ gründe gezogen, einen dunklen Blutstreifen hinter sich lassend.

Folgen der Eifersucht (Efg.). Die 27 jährige Fabrikarbeiterin Marie Gehart lebte in der Lausitzer Straße 39 mit dem Arbeiter Horn zusammen. Diesem wurde hinterbracht, daß seine Geliebte mit einem der Maler, die gegenwärtig in dem Hause beschäftigt sind, freundlich gesprochen habe. In rasender Eifersucht machte er ihr gestern Mittag einen Auftritt, der damit endete, daß sie Schweinfurter Grün nahm und in bedenklichem Zustande in ein Krankenhaus gebracht werden mußte.

In Fällen, die sehr lückenhafte Reproduktionen zeigten, wurde die Wiedergabe des folgenden kurzen Satzes verlangt.: „Als ich gestern im Zoologischen Garten war, sah ich, wie zwei Löwen gefüttert wurden..“ Eine Erweiterung der Prüfung bestand darin, daß wir im An­ schluß an die Wiedergabe bei einzelnen Versuchspersonen ein Ur­ teil über die Geschichte verlangten. Die Dauer der Versuche betrug % bis % Stunde. In einzelnen Fällen wurden die Versuche mehrmals wiederholt. Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM K u t z in s k i , Über Denkstörtmgpii bei Geisteskranken. 319 Es fragt sich nun, was geschieht, wenn man eine erlebte Situation oder eine Geschichte wiederholen soll. Zunächst darf man nicht glauben, daß die Reihenfolge der reproduzierten Glieder nur durch die assoziative Verknüpfung der einzelnen Glieder unter­ einander bewirkt wird; denn die Reihenfolge ist ja gar nicht die gleiche wie beim Erleben oder beim Hören der Geschichte. Es ist auch hier vielmehr der Gesichtspunkt, rdie Aufgabe, das wesent­ liche der Geschichte wiederzugeben, welche die Art und Reihen­ folge der Vorstellungsreproduktion bestimmt. Wollte jemand den Versuch machen, die Geschichten rein reproduktiv durch bloßes Aneinanderreihen der einzelnen Vorstellungen wiederzugeben, so würde dies schon daran scheitern, daß nicht alle Einzelheiten der Anordnung behalten werden. Von der Versuchsperson wird also einmal verlangt, daß sie die Aufgabe, den eben exponierten realen Zusammenhang wiederzugeben, erfaßt und verfolgt. Sodann ist es notwendig, daß sie das wesentliche nicht nur der Aufgabe, sondern auch des realen Zusammenhangs erfaßt. Die Versuchs­ person muß jede Vorstellung in ihrem Verhältnis zu den anderen und in ihrer Bedeutung für die Gesamtheit weiten, wenn auch die gegebenen assoziativen Reihen der Geschickte die Auffassung des Zusammenhangs erleichtern. Die unten zu besprechenden Bei­ spiele werden zeigen, daß trotz dieser Erleichterung, trotz Repro­ duktion zahlreicher assoziativ verknüpfter Reihen das wesent­ liche nicht herausgehoben wurde. Die Beziehung hat, wie daraus hervorgeht, eben, um mit Moskievricz1) zu reden, ihre Selbst­ ständigkeit gegenüber den Vorstellungen, die sich auf einander beziehen. Beim Anhören der Geschichte stellt sich zunächst eine ein­ heitliche Gesamt vor Stellung ein. die das wesentliche repräsentiert. Diese Gesamtvorstellung schließt eine Fülle von Einzel Vorstellungen in sich, die aber alle nicht in deutlicher Bewußtseinslage gegeben sind. Klar bewußt ist nur, daß sie eine Einheit bilden. So tritt bei der Hfgseh. sofort die Gesamtvorstellung auf, daß es sich um ein Schiffsunglück handele, bei dem ein Mensch von einem Fisch verschlungen wurde. Oder bei der Efg., daß es sich um eine un­ berechtigte Eifersuchtsszene handelt, die die eine beteiligte Person dazu gebracht hat, Gift zu nehmen. Beim Anhören der Sttg. tritt zunächst die Vorstellung hervor, daß es sich um ein gutes armes Kind handele, das für sein Wohltun belohnt wird; alle anderen

J) Moskiewicz, Arch. f. Pyseh. 1910. Monatsschrift f. Psychiatrie u. Neurologie. BO XL]II. H efts. 23 Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 320 Kutssiuski, Über Donkstörungen bei Geisteskranken Punkte sind von nebensächlicher Bedeutung. — Als wichtig dürften höchstens noch die Momente der einzelnen Geschichten bezeichnet werden, welche für die kausalen Beziehungen von Bedeutung sind. So z. B. in der Hfgsch. die Tatsache, daß der Offizier durch eine Sturzsee über Bord gespült wurde; jedoch tritt dieses Moment gegenüber dem Herausschälen der Gesamtvorstellung zurück. Selbstverständlich ist der Begriff des wesentlichen kein all­ gemein gültiger; er hangt von individuellen Eigentümlichkeiten der Versuchsperson, von der Besonderheit der Situation und anderen Faktoren ab. Immerhin besteht doch wohl für die vorliegenden einfachen Aufgaben keine Differenz darüber, was als. wesentlich zu bezeichnen ist. Erst bei der Beurteilung der Geschichten treten Verschiedenheiten hervor, auf die noch zurückzukommen sein wird. Die Gesamtvorstellung ist nun das Resultat einer Differen­ zierung. wie wir es seinerzeit genannt haben; damit bezeichnen wir die Aussonderung des wesentlichen und die Vernachlässigung von nebensächlichen Bestandteilen bei der Geschichtsreproduktion. Dieser Ausdruck erscheint mir zweckmäßiger als der gebräuchliche Ausdruck Analyse, weil bei dem letzteren gerade die Verna chlässi­ gung nebensächlicher Bestandteile weniger betont wird. Nach der Differenzierung der Gesamtvorstellung erfolgt dann eine Synthese oder Kombination der assoziativ gegebenen Einzelvorstellungen. Bei dieser Synthese handelt es sich darum, daß die vorhandenen Einzelvorstellungen in die von der Aufgabe geforderten Beziehungen zueinander und zur Aufgabe treten. Bei dem Prozeß, der sich bei der Wiedergabe einer Geschichte, eines einfachen Erlebnisses abspielt, ist neben dem Denkz>el, der Aufgabe, das wesentliche der exponierten Geschichten zu reprodu­ zieren, die Beziehung alles gedanklichen Geschehens auf diese Aufgabe bedeutsam. Die exponierten Vorstellungen können nicht nach einander, nur in zeitlicher Reihenfolge reproduziert werden. Es findet vielmehr eine Auswahl unter dem Gesichtspunkte der Aufgabe statt. Die Beziehungen zwischen den eijizelnen Vor­ stellungen müssen den Charakter der Einheitlichkeit haben, und diese wird von dem verlangten Zweck bestimmt. Tauchen rein assoziative Vorstellungen auf, die diesem Ziel widersprechen, die zweckwidrige oder, wie man auch sagen kann, sinnlose Be­ ziehungen zeitigen, so tritt normalerweise eine Hemmung des Vor­ stellungsablaufs ein. Der Normale versucht, diesen Widerspruch durch Nachdenken aufzulösen, zu beseitigen. Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM Kutzinski, Über Denkstörungen bei Geisteskranken. 321

Nach der Darbietung der Geschichte wird ferner mit der Forde­ rung, den Inhalt zu reproduzieren, das gesamte dargebotene Assoziationsmaterial zu dieser Forderung in Beziehung gesetzt. Bei der Darbietung erleben wir es auch, daß ähnliche Situationen wach werden und verwandte Vorstellungen sich bereit stellen und auf ihre erneute sprachliche Verwirklichung warten. Sie bilden ein Hemmnis für die Befolgung des Zieles. Der Normale unter­ drückt alle diese Nebenvorstellungen im Interesse der einheit­ lichen Erfüllung seiner Aufgabe. Den Vorgang, der sich bei derartigen Aufgaben abspielt, kann man wohl zweckmäßig gegenüber der rein assoziativen Repro­ duktion gedankliche Reproduktion nennen. Die Gruppierung der Protokolle, die sich nach der eben ge­ gebenen Auseinandersetzung richtet, hat also folgende Momente zu beachten: 1. die Stellung zur Aufgabe, 2. die Differenzierung des Wesentlichen der Aufgabe, von dem 2, Punkt sind abhängig die Beziehungen der Vorstellungen der Geschichtskomplexe zur Aufgabe und zueinander. Fs erübrigt wohl, auseinander zu setzen, daß alle diese drei Faktoren oft gemeinsam gestört sind und nur meist die eine oder die andere Komponente überwiegend beeinträchtigt ist. Schon in der Stellungnahme zur Aufgabe kann es sich zeigen, ob die Versuchsperson die Absicht, der Aufgabe gerecht zu werden, hat. Die Geschichte stellt gewissermaßen ein Stück Außenwelt dar, das die Versuchsperson in sich aufzunehmen und sinnvoll zu reproduzieren hat. Schon in der Stellungnahme zu dieser einfachen Aufgabe kann es sich zeigen, ob die Versuchsperson fähig ist, das objektiv Gebotene als solches aufzufassen, oder ob sie ihre Person, ihren Ich-Komplex in irgendeiner Form von den objektiven Momenten der Geschichte nicht trennen kann. Zunächst tritt das schon in der Stellungnahme zur Aufgabe an sich hervor, olme daß die Ich-Beziehungen inhaltlich zum Ausdruck kommen. Wenn normale Versuchspersonen aus irgendeinem Grunde oder Stimmung heraus, die sie angeben oder nicht angeben wollen, die Geschichte nicht reproduzieren, so erklären sie, daß sie zurzeit nicht dazu imstande sind, oder sie erklären, daß sie der Aufgabe nicht gewachsen sind. Eine derartige adäquate Stellungnahme 2ö* Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 322 Kufczinski, Über Denkstörungen bei Geisteskranken. findet man auch bei Kranken, wenn sie das deutliche Gefühl haben, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Sie lehnen sie ab mit Worten; ,,Ich habe keine Ahnung davon, wie kann ich das wissen, ich kann das nicht behalten.“ Innerhalb des sinnvollen Wollens und Denkens liegt wohl auch noch die Reaktion, die sich im Vor­ bringen von körperlichen Klagen oder von Äußerungen der Gereizt­ heit über die Forderung, die Aufgabe zu erfüllen, kund tut. Im Gegensatz zu Normalen beruhigen sich aber die Kranken nicht bei der Konstatierung ihrer Unfähigkeit oder ihrer Ablehnung aus sonstigen Motiven, die sie nicht angeben wollen, sondern sie suchen zunächst dabei doch der Aufgabe nachzukommen. Besonders charakteristisch dafür ist das folgende Beispiel, das zwar wenig Einzeltatsachen der Hfgsch. enthält, aber immerhin doch zeigt, daß genügend aufgefaßt wurde, um das wesentliche wieder­ zugeben.

Protokoll-No. 1. Nach eiern Anhören der Hfgsch. sagt, die Versuchsperson: „Das kann ich nicht. Daß der womöglich einen Speer gekriegt bat und dadurch einen Blutstreifen hinterlassen hat. Ich bin nioht imstande, das auszusagen.“ — Nach dem 2. Anhören: „Wo kann iob doch das. Nein ! und ähnliches.“ — Bei einer späteren Prüfung tut sie ähnliche Äußerungen, z. B. :,,Der Satz ist zu lang. Das ist wie weggeschnitten.“ Sie erzählt aber dann auf Be­ fragen, daß der Hai einen Kommis verschlungen hat, der sei über Bord geworfen worden. Oft suchen die Kranken ihre Unfähigkeit zu verdecken und tun so, als ob sie zwar die Aufgabe erfüllen wollen, schweifen aber dann ab, indem sie sich ihrem Ich zuwenden, z. B.;

Protokoll 2. Senile Demenz. Hfgsch. vorgeloson. Vorauchsporson wiederholt: „Der Haifisoh, meinen Sie, dor ist drübon in Amerika. “ Kommt dann auf iliro Boschwordon, ohne die Geschichte zu erzählen. Odor, als sie den Löwonsatz wlodorholon soll: „Ich kann os nicht be­ halten.“ Vom Löwen golosen ? „Ich bin koin Löwe und Sie sind koin Löwe.“ Also auch hier bleibt die sachgemäße Antwort auf die Frage aus ,und gleichzeitig wird der allerdings mißglückte Versuch ge­ macht, auf die Geschichte einzugehen. Besonders drastisch tritt diese Mischung von Ablehnung der Aufgabe und doch ze;tweiligen Eingehens auf die Aufgabe im Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM K ui z in s k i , Über Denkstörungeii bei Geisteskranken- 323

Protokoll No.3 (Dementia /naecox) hervor. Hfgscli. Losen prompt. Spontan: „Kann icb nicht orzählon.“ Sagt; dann: „Einon Haifisch vorschlungon. Wollen Sic mich examinieren?“ „Wir wollon Sio prüfen!“ ..Geschichten erzähle ich nicht; ich bin kein kloines Kind n elxr.“ „Handelt es sich tue einen Offizier ? Einen Dampfer '! Was ist. dom Offizier passiert ?“ „Ich hab’s vorgoloson; das müssen Si • wissen.“ „Wissen Sie’s nicht ?“ „Sie müssen’s mich noch einmal losen lassen, mit einem Stück behält mans nicht.“ Nach dom 2. Losen woigort sie sich, zu erzählen. ..Warum erzählen Sio nicht ?“ „Weil ich koino Lust habe. Wissen Sie, das erzählt man nicht, jodem.“ „Wonun nicht.“ „Das behält man für sich, ist ein Ge­ heimnis.“ „Können Sio’s erzählen ?“ ,, Noin, ich bin ganz krank. “ ..Wo.« ist denn prssiort ?“ Koino Antwort. „Was ist dom Offizier passiert ?“ „Aalt, was. Vom Dampfer ist er orfui.it. “ „Was hat dor Haifisch gemacht ?“ „Weiß ich nicht, Menschen verschlungen.“ „Die Haifische, wenn sie ein Unglück wittorn, umkreisen den Dampfer. Wer wurde vorschhingon ?“ „Gott, das kommt vor, auf dom Dampfer, auf dom See.“ ,,\V'io kam es. daß der Offizier verschlungen wurde ?“ „Wahrscheinlich ist er hin ün- gesprungen.“ , Nach dom 3. Losen äußert die Versuohsporson: „loh lose es noch einmal vor, Luten zu Gefallen.“ „Warum wollen Sie nicht erzählen?“ „Man hat nicht immer Lust zu erzählen,“ sagt dann die Versuchsperson, „vom Haifisch im Meeresgründe.“ „Was luvt dor Haifisch gen acht. ?“ „Der schwimmt im Grunde, der verschlingt Menschen.“ „Was hat dor Haifisch gemacht ?“ „Ich weiß nicht, was er gemacht h at; houtzutage vergißt, mans.“ „Wurde jemand vorschhingon?“ Schweigt. Auch auf Fragen: „Wo und wie kam das ? antwortet sio nicht. „Ist; oin Offizier verschlungen worden ? ‘ „Ja. habon Sio ilui gesehen ?“ „Wie ist das gekommen?“ „Da müssen Sio ihn selber fragen! Ich woiß es nioht.“ Nachdem 4. Lesen sagt sie spontan: „Dor Haifisch lebt im Indischon Ozean.“ „Wurde jemand verschlungen ?“ „Das woiß ich nicht.“ Auch IHti weiteren Fragen sagt sio nur: „Das weiß ich nicht.“ Gerade das letzte Protokoll zeigt, wieÄußerungen des Affektes, der Ablehnung mit Komponenten des Geschichtskomplexes ab­ wechseln, ohne daß die Stimmung oder die Aufgabe einheitlich das Übergewicht behält. Dabei hat man den Eindruck, daß d>e Versuchsperson das wesentliche der Geschichte besser behalten hat, als es scheint. Eine derartige Nichtsonderung zwischen Auf­ gabe und eigenen Strebungen, eigener Stimmungslage tritt be­ merkenswerterweise nicht nur bei schweren Inkohärenzen der Dementia praecox oder der Manie auf. sondern auch bei leichteren seelischen Veränderungen, wenn auch hier naturgemäß nicht so deutlich ausgesprochen. Man beachte das nächste Beispiel. Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 324 Kutzinski, Über Denkstönmgi-n bei Geisteskranken. Protokoll No. (Hysterie). 4 Liest die Hfgsch. richtig. Empfindet os soltsam, so etwas zu erzählen. Wollte anfangs nicht wieder orzählon, weil sie sich um andoro Sacho n nicht kümmere, sie habe kein Intoi-osso dafür, orzählt dann, os sei oinor zugrunde gogangon und vom Haifisch vorsehhtngon worden.

Ähnlich verhält es sich im Protokoll No.5 (Depressionszustand), Sttg. „Ein armes Kind . . . Mehr kann ich nicht.“ Bei spätoror Prüfung: „Es war einmal ein kleines Kind, dass ging na"h dem Felde und hatte kein. Kleid anzuziehen.“ Auch dioso Versuchsperson betont ihr In aufin ienz- goiühl und läßt sich doch zu oinor sehr lückenhaften Wiodorgabo bestimmen. Dieser durchgängig zu findenden Bestimmbarkeit der krank­ haften Versuchsperson, dieser Unzulänglichkeit in der Willens- richtung, die bei schweren Graden sich auch in Denkstörungen äußert, stehen Versuchspersonen gegenüber, bei denen es schwierig ist, zu unterscheiden, ob bei ihnen etwa planmäßig die Absicht be­ steht, der Aufgabe schlechter als es ihrem Bildungsgrad und ihrer Leistungsfähigkeit, entspricht, gerecht zu werden. Hier wird eins der schwersten Probleme der Pathologie berührt. Welche Merk­ male haben wir, um Nichtkönnen vom Nichtwollen zu unter­ scheiden' Der Reproduktion an sich ist nicht zu entnehmen, welches der beiden Momente wirksam gewesen ist. Vergleichen wir z. B. das

Protokoll No. 6Venvimmgszustand ( bei Dementia praecox). Hfgsch. wird ihr vorgoloson. Spontan antwortet sie nichts. „Haben Sie vom Haifisch gehört ?“ „Soll ick alles wissen ?“ „Habon wir vom Haifisch gelesen ?“ „Er hat gesagt, hat vorschlungon.“ „Won?“ „Jonas.“ ..Gondarm; os war an einem Sonntag Morgen, da schlug ordio Schoibon oin.“ „Wer ?“ „Walfisch.“ Lacht. „Wie kam das ?“ Der Hering hat den Wal - fisch gofroBsen.“ Auch beim 2. Losen spricht sie zunächst nur von oigonon Erlebnissen. Gefragt, was sie Vom Haifisch goleson halw, sagt sio: „Ein Haifisch frißt den andorn; oin Haifisch kann den Walfisch nicht fressen.“ „Ist jemand vom Haifisch verschlungen worden ?“ „Keine Ahnung.“ „Ein Offizier?“ „Wer ist das ?“ 2. Prüfung 14. IX.: Die Vorsuohsporsen liest trotz Aufforderung, laut zu loson, loiso, bomorlct dazu: „Solche Sacho habe ich noch nicht gomacht. Efg. wird ihr vorgoloson. „Was wurde erzählt ?“ Keino Antwort. „•Wovon handelt die Goschichto ?“ „Von i3ie.“ „Was passiert?“ „Was Sie goleson haben.“ „War jomand eifersüchtig?“ „Kann sio auch.“ ..Hat jemand einen Auftritt gemacht ?“ „Maurer machon auch Auftritte.“ Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM Kutzinski, Über Denkstöruhgen bei Geisteskranken. 325

„Wer nahm Rehwoinflirtor Grün?“ ..Wort kriegt.“ „Hat sie Lysol ge­ trunken ?“ „Weiß ich nicht.“ Nach clotu 2. Verlesen wird sie gefragt: „Handelt die Geschichte von einem Arbeiter oder von einer Arbeiterin?" „Her Mann oder die Freu.“ „Hat jemand freund lieh gesprochen ?“ „Wer lacht, der spricht freundlich.“ „Wor n acht einen Auftritt V“ „Aufgetro1.cn hat jeder Mensch schon mit de Beono.“ „Wer nahm Schweinfurter Grün?“ „Gewöhnlich der Apo­ theker.“ „Wer kam ins Krankenhaus ?" .AVer rin gobraeht wird." „Wer war eifersüchtig ?“ „Weiß ich nicht.“ „Hat er sie vergiftet ?“ „Sie hat ihn bologon. “ Sagt dann spontan nach einigem Sehweigon: „Das soll mich wenig kümmern; was geht mir die Geschichte an ; damit kann ich nichts ver­ dienen.“ Aufgefordert, die Geschichte nochn al zu erzählen, sagt sio: „Auf d'li'n seil ich eifersüchtig sein ?“ Ks wird ihr jetzt der Lwstz. vorgesprecJteii mit dom Auftrag, ilm nachzusj)rechen. „Wan ii u soll ichdot nicht nachsj)rochon.dot 2 Löwen gefuttert wurden, mit Fleisch sind sie gefüttert worden, ioh halle keine Löwen gebändigt oder gefüttert.“ ..Können Rio es nicht erzählen oder wollen Rio es nicht ?“ „Ich will os nicht.“ Bei einer späteren Prüfung gibt sio auf Befragen an, daß sie von einem Haifisch gelesen habe und von Eifersucht. Ks soi die Bode davon gewesen, daß JonasVom Haifisch Verschlungen wurde. Zunächst fällt hier das ablehnende Verhalten auf, das sich in Äußerungen wie „Verwandte brauchen nichts zu erzählen1' oder „Soll ick alles wissen“ und ähnlichem zeigt. Dann bringt die Ver­ suchsperson assoziativ angeregte Vorstellungen vor und verflicht sie mit Teilen der Geschichte. Bald lehnt sie Fragen, des Unter­ suchers mit Lachen oder Redensarten, wie „keine Ahnung'* ab, bald sagt, sie ausdrücklich: „Ich will nicht.“ Das letztere freilich erst auf die Frage; „Können Sie es erzählen oder wollen Sie nicht.’* Dabei geht aus späteren Prüfungen hervor, daß sie Vorstellungen wie Haifisch, verschlungen. Eifersucht aufgefaßt und behalten hatte. In einem kriminellen Fall, bei dem man eine gute Reprodukt ion erwarten sollte, findet man das folgende Protokoll No. 7. Aufgefordert, die Hfgsch. zu lesen, greift sie nicht nach dem Blatt, faßt daneben, hält das Blatt dicht Vor den Augen. Nach dem Vorlosen wiederholt sie spontan: „Von einom Haifisch Vorsohlungon — — von einem H ai------ff ———• — ist verschlungen — — -— vom Ozean------vom Indischen Ozean------Aufgofordort, weiter zu erzählen, sagt sie: „Weiter kann ich nicht.“ „Was ist passiert ?“ „Ist verschlungen. “ „W er?“ „Haifisch.“ .AVer?" Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 32(> Kutzinski, Über Denkstörungen bei Geisteskranken.

„Haifisch, von einom Ozean ist Verschlungen.“ „Wor ?“ „Haifisch ist vor- sohlungon.“ „W er?“ „Haifisch ist von Ozean Verschhmgon. “ Wiodorholfc dasselbe. Auf don Widerspruch aufmerksam gemacht, sagt sie: „Der Ozean ist vom Haifisch verschlungen.“ „Was ist der Ozean ?“ „Großer Fluß.“ „Was ist dor Haifisch ?“ „Auch Fluß.“ „Habon Sio Von einom Offiziös gelosen?“ „Noin, vom Haifisch.“ . ' Bei einer 14 Tage späteron Prüfung wiederholt sio: „Von einem H a if is c h o n ------Hai —■ —• —• Fischen —■------vorschwundon------Verschwunden'— ------“ „Weiter.“ „Vom Ozean verschwunden.“ „Was ist passiert?“ „Der Haifisch wird verschwunden.“ Auch bei nochmaliger Exposition keine Veränderung dor Leistung. „Was ist passiert ?“ „Dor Ozean —------vorschwundon.“ „Wor ?“ „Dor Haifisch.“ „Ein Mensch?“ „Noin.“ „Ein Offizior ?“ Koino Antwort. Auch hier sind die drei Hauptvorstellungen: Haifisch, ver­ schlungen, Offizier vorhanden, aber die Versuchsperson stellt sie ohne Rücksicht auf irgendwelche Einheitlichkeit zusammen, fügt assoziative Einfälle, wie Walfisch und verschwunden (das letztere ausgelöst durch verschlungen) hinzu. Dann konstruiert sie völlige Sinnlosigkeiten und grammatikalische Unmöglichkeiten, wie: „Der Haifisch wird verschwunden“, die zu ihrem sonstigen Verhalten, sowie zu ihrer Schulbildung und ihrem sonstigen Satzbau einen groben W iderspruch bilden. Endlich beachte man folgendes

Protokoll No.8 (Traumatische. Neurose), Hfgsch. Liest aohr langsam, muß immer wieder zum Loson ern untort worden. Reproduziert: „Da war oin Blutstroifen und ein Haifisch. Da war ein Haifisch und oin Blutstroifen und er ließ einen langen Blutstreifen hinter sich imd dünn war soin Schiff.“ „Sagen Sio das Wichtigste!“ „Der Haifisch hat einen langen Blut­ stropfen hintorlassonVon dem Schiff.“ „Da ist doch jemand aufgofrossen worden 1“ Blickt don Arzt orstaunt an und sagt: „Wo ?“ Hier sind Kentenbegehrungsvorstellungen wirksam und er­ zeugen eine Reproduktion, der man es gewiß nicht anmerkt, daß die Versuchsperson an sich geordnete Beziehungen herstellt, daß sie sogar das Ziel, eine Rente zu bekommen, hartnäckig verfolgt. Auch in diesem Fall werden die gerade sich einstellenden sinnlich lebhaften,Vorstellungen reproduziert und planlos verbunden. Diese Kombination wird auch dann noch festgehalten, als ausdrücklich verlangt wird, die Versuchsperson solle nur das Wichtigste an­ geben. Als ihr da im gesagt wird; „Da ist doch jemand aufgefressen worden,“ fragt sie erstaunt; „Wo?“ Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM K u t z inski, l'ber Denkst örungin bei Geisteskranken. 327

Trotz des Eindrucks, daß es sich um ein planmäßiges Nicht­ wollen handelt, bietet das Protokoll an sich keine Handhabe, um das zu beweisen. Man sieht einer sprachlich fixierten Vorstellungs­ reihe nicht an, inwieweit sie gewollt oder nicht gewollt ist. Auch die ideenfliichtige Vorstellungsfolge läßt, wie Lißpmaim1) es will, keine Entscheidung darüber zu, ob sie beabsichtigt war oder nicht. Wenn man die Aufgabe erhält, zu sagen, was einem einfällt, und man eine ideenfliichtige Reihe reproduziert, so ist diese Reihe zwar in ihrer Äußerungsform zusammenhanglos, aber in Bezug auf die Aufgabe durchaus zweckmäßig. Die Determination, das gerade Einfallende zu reproduzieren, wirkt dauernd im Bewußt­ sein und hindert sich etwa einstellende sinnvolle Beziehungen, wirksam zu werden. Gerade das zeigt nur, daß die Bezichnnyen der Vorstellungen untereinander im Hinblick auf die Aufgabe eine gewisse Selbständigkeit gegenüber den Vorstellungen zeigen. Für die Entscheidung der Frage, ob eine Leistung gewollt oder ungewollt ist, ob absichtlich oder unabsichtlich das eigene Ich in die geforderte Leistung hineingezogen u ird, erscheint die .Aufgaben- stellung nicht geeignet. Immerhin haben wir einige Anhaltspunkte für die eine oder andere Möglichkeit; denn naturgemäß werden bei leichteren Aufgaben die Versuchspersonen, die aus zweckvollen Gründen Schlechtes leisten, ihre Leistungen nicht verbessern, während bei der unbeabsichtigten Minderleistung Verbesserungen zu konstatieren sind. Dafür sprechen auch die Resultate bei Auf­ gaben wie einen sinnvollen Satz, der einen einfachen realen Zu­ sammenhang darstellt, wieder zu geben. Man vergleiche z. B. das nachstehende

Protokoll No. 8Demenliu ( /naecox), H'fgsch. Aufgoforclorfc, laut zu leson, iiost die Versuchsperson leise. Spontan reproduziert »io: „Von einem Haifisch Verschlungen“ und dann die ganze Geschichte. „Wer ist vorschlungen ?“ „Derjenige, den Sie gosagt haben.“ „Vom Haifisch?“ „Ja.“ „Was hat or gen acht ?“ „Was soll ich orzählon, was er gemacht hat; ioh weiß nichts.“ „Haben Sie vom Offizier gehört?“ „Nee, nichts gelesen.“ Der Lw'stz. wrird prompt nachgesprochen. Auch die Hfgsch. wird, als sie in einen Satz zusammengefaßt ist, richtig wiederholt. Dabei zeigt die Versuchsperson auf Befragen, daß sie den Inhalt verstanden hat.

Licpmann, l'ber Ideonflueht. Hallo 1904. Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 328 K u t z in s J< i , Über Denksiömngen bei Geistesla-anken. Daß die Versuchsperson den Aarforderungen zu widerstreben scheint, spricht aus ihrem Gesamtverhalten; sie liest leise statt laut; sie bedient sich abweisender Ausdrücke, wie: „Was soll ich erzählen!“ Sie lehnt alle Fragen mit kurzen Bemerkungen ab. Den Sinn der Geschichte, kurz zusammengefaßt, gibt sie richtig wieder. Anders verhält sich die bereits zitiei'te Versuchsperson in Protokoll No. 2 (Senile Demenz.) Trotz mehrfacher Exposition ge­ lingt. es nicht die Versuchsperson zur richtigen W iedergabe der kurzen Begebenheit desLöwensatzes zu bringen. Bei der 1. 'Wieder­ holung sagt sie nur: „Da sah ich nur, wie 2 Löwen gefüttert wurden.“ Nach der 2. Wiederholung: „Gestern war ich im Zoo­ logischen Garten und sah.“ Nach der 3. Wiederholung: ..Da sah ich, wie 2 Löwen gefüttert würden.“ Daß die schlechte Merkfähigkeit in diesem Fall für die unzu­ längliche Leistung nicht die Ursache sein kann, geht aus der oben aaigeführten Reproduktion der Hfg. Geschichte hervor, bei der viele Einzelvorstellungen auftauchen. .Man könnte in den ersten der beiden widerstrebenden Fähe sich mit der Erklärung begnügen, es handele sich um Negativismus. Damit wird nach der üblichen Auffassung behauptet, daß bei dem Zustandekommen der Erscheinung erfaßbare, durch Einfühlung verständliche Beweggründe keine Rolle spielen. Auch das Zurück­ führen auf Spaltungen der Persönlichkeit ist nur eine Versinn­ bildlichung der Tatsache. Da ß der Inhalt der Psychose (z. R. der Autismus, wie Bleuler cs will) eine ausreichende Erklärung abgib., ist wohl zu bezweifeln. Man kennt Kranke, die sich in ihren auti­ stischen Erlebnissen, in ihre wahnhafte Welt eingesponnen haben, ohne daß irgendeine negativistische Handlung jemals beobachtet wird. Ferner ist beachtenswert, daß der Negativismus sich meist nur Personen gegenüber äußert, die in Beziehung zu dem Kranken stehen, die in Form von Forderungen, Wünschen, Aufträgen, Auf- gabenan sie herantreten. IndiffcrentenPersonengegenüber tritt der Negativismus fast völlig zurück, eine bereits vonBleuler hervor­ gehobene Tatsache. Sicherlich spielen hier uns nicht erkennbare Affekte und Strebungen eine Rolle; aber das ist nicht himeichend, um diese Oegenreaktion hervorzurufen. Sollte aiicht das Ent­ scheidende vielmehr sein, daß den Kranken • Aufgaben gestellt werden, oder daß er solche vermutet ? Ist nicht sein Verhalten ein Abwehrversuch jeder Tätigkeit ? Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM K u t z i n s k i , Über Denkstörungen bei Geisteskranken. 329 Es kann hier nicht im einzelnen auf die Frage nach dem Wesen des Negativismus eingegangen werden. Es verdient aber ergänzungs­ weise das Protokoll einer Manischen zitiert zu werden, das neben Ideenflucht eine ähnliche Ablehnung aufweist.

Protokoll No.9. Hfgseh. Macht beim Losen Zwischen bon erklingen: ..Ich halxi doch schon vor- gelesen. Ich habe schon 26 mal erzählt. Bin junges Mädchen wurde vom Kronprinzen gohoiratot.“ Bringt dann oinzohio Vorst ellungen oluto erkennbaren Zusammenhang wie „15 Jahre. Aloxandorplatz“ uml ähnliche. ..Erzählen Sio die Goschichto!‘ „1000 und eine Nacht.“ Nochmals autgofordort, wiederholt sio: „Unschuldiges Woib wurdo vom Kronprinzen Verschlungen.“ Spricht dann vom b'auon Anzug der Marino und ähnlichem. (Anscheinend abgolonkt durch den blauen Anzug dos Untorsuchers«) ,,AVas halten Sio gelesen ?“ ..Vom Haifisch vorschlun- gon. “ „Wer?“ „Ein jungos Mädchen.“ „Halten Sio vom Offizier ge­ lesen ?“ ..Nein, vom deutschen Kronprinzen.“ Kommt dann auf dott blauen Anzug. „Wer ist verschlungen1“ ..Ich bitte selber.1 „Sind Sio verschlungen?“ „Ach, Quatsch!“ Dann idoonflüohtige Äußerungen. die aber imn er nur die Vorstellungen Kaiser, Kronprinz, blauer Anzug und ähnliche zum Inhalt haben. „Wovon handelt die Geschichte ?“ „Von lauter Liobo!“ Kommt dann wioder auf ihre Vorstellungen zurück. „Vom Indischen Ozean?" „Jawohl; ich habo gerade geträumt." ,.Wovon gelesen?“ Sehwoigt. „Vom Haifisch?“ „Ja. ich bin verschlungen worden —------vom Kron­ prinzen verschlungen worden.“ Auf Vorhalt, daß das Unsinn sei: „Ach, Quatsch.“ Produziert dann wieder ihre oben zitierten Vorstellungen. Als sio die Efg. losen soll, unterbricht sio sich: „Das ist Quatsch!“ liest dann zu Endo. „Von wem ist die Rode ?“ „Vom Kronprinzen.‘‘ „Von Eifersucht?“ „ S ie ? ------ic h ? ------ich nicht.“ „Was ist passiert?“ „Grüne Heirat.“ „Von Schweinfurter Grün gelesen ?“ „Da­ mit machen wir Schwaben fort-, Mausiliusstr. IG. “ „Vom Hai fisch goloson ?‘ „Quatsch, längst vorbei.“ „Vom Haifischgeloson ?“ „Hat mir verschlun­ gen, der Kronprinz.“ Kommt dann wioder auf ihre Vorstellungen. „Ist von der Eifersucht die Rede ?“ „Der. das ist ja meine Geschichte!“ Auf- gofordort, aufzupasson, sagt sie: „Es war ein Mann, der hat. ein junges Mädchen vorschlungoii. Es war eine Liebesheirat.“ Der Lwstz. wird prompt naehg«sprechen. Hfgseh. wird in einem. Satz zusamn ungefaßt, exponiert. Darauf wiederholt sie: „Ein Offizier ist, als er überstürzte, von einem Haifisch vorsehlungon worden. “ Auch die Manische zeigt- bei ihr zu schwieriger Aufgaben­ stellung ein widerstrebendes Verhalten, das sieh in Äußerungen, wie-,, Quatsch“ usw. kund gibt. Daß das ziellose Aneinanderreihen von Vorsiellungen oder die manische Affektlage für ihre Unfähig­ keit-, die Aufgabe zu erzählen, keine zureichende Erklärung dar­ Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 330 Kutssinslii. über Denkstönmgen bei Geisteskranken. stellt, geht ja daraus hervor, daß bei leichteren Aufgaben die assoziativen Reihen fehlen. Trotz aller Differenzen in den Krankheitsprozessen, die sich auch in den,Protokollen äußern, scheint sowohl im Fall der Dementia praecox wie der Manie das Widerstreben durch die Aufgabestellung verursacht zu sein. Bei der Tatsache, daß leichtere Aufgaben sinnvoll gelöst werden, ist die Möglichkeit zu erwägen, daß vielleicht Stimmungs- einflüsse, Unlustgefiihle verschiedenster Art die Leistung an sich unabhängig von der Kompliziertheit der Aufgabe beeinträchtigen können. Auch Unlustgefiihle, die durch die Aufgabe als Forde­ rungen einer Leistung geweckt werden, mögen in vielen Fällen von störendem Einfluß sein. Alle diese Motivierungen bringen zwar das Verhalten der kranken Versuchsperson unserem Verständnis näher, aber es bleibt jener letzte Rest der abnormen Bestimmbarkeit, der nicht adäquaten Reaktion auf die Aufgabe. Man vermißt in den meisten Fällen den Versuch, zwischen Aufgabe und eigener Stim­ mung eine sachgemäße Beziehung herzustellen. Selbst die ein­ fache natürliche Beziehung, die sich in der Äußerung: „Ich will versuchen, die Geschichte zu erzählen, aber ich kann es kaum,“ kundgibt, wird vermißt oder wenn, sie getan wird, so wird sie von der Versuchsperson in ihrem weiteren Verhalten nicht beachtet. Gewiß spielt bei diesem Verhalten der Kranken die Autorität des llntersuchcrs als Arzt eine Rolle, aber entscheidend fällt das nicht ins Gewicht; denn ungebildete Versuchspersonen, die ausdem Wärter- personal gewählt wurden, zeigten niemals ein derartigesVerhalten, sondern blieben sich, falls sie Unsicherheitsgefühle gegenüber ihrer Leistungen bekundeten, stets ihrer Unzulänglichkeit bewußt und wurden durch sie bei der Erfüllung der Aufgabe mitbestimmt. Eine schwere Störung bei der Stellungnahme zur Aufgabe be­ steht darin, daß die eigene Persönlichkeit mit den Vorgängen des Geschichtskomplexes in irgendeiner Weise in Beziehung gesetzt oder gar mit ihnen verschmolzen wird. Es seien zunächst die Beispiele angeführt Protokoll No. 10(Verwirrtheit bei Dementia praecox). Hfgsch. Es handelte sich um oinen Haifisch, der verschlungen wurde. Ich bin gefahren auf oinom Schiff. Protokoll No. 11(Akute Verwvrtheit, Dementia praecox) . Nach dem Anhöron der Hfgsch.: „Ich habo keinen vorurteilt und gosehon.“ „Ist jemand ins Wasser gofallon ?“ „Ich habo nicht gesehen. Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM K u t, z i n a k i , Über Dehkstöningoil bei Geist eskranken. 331 was in der Stubo soll zorfnllon so in und ist Vorsehlungon. Ein Haifisch versohlungon ist. gelungen.“ Als sio den Lwstz. nnehsprochonpo II, sagt iso: „Da sah ich mit von zwoi Löwen gofüttort worden.“

Protokoll No. 11Verm-rrtheitszustnml). ( Erzählt dio Hfgsch. spontan: „Ich war ein Kind, ich war noch ganz kloin, bin über Wasser gofahron im Altor von 6 Jahron, da wurdo . . . loidoto Schiffbruch in dor Flut . . . da wurdo mein Vater auf Klippen ge­ worfen und mußto jahrelang warten, ehe ihm jemand holfon konnte. Es wer oino gefährliche Stelle, mußto Jahre der Xot orloidon.“ (Unterbricht sich mit dor Bemerkung: „Dio Gedanken gohon sohr schnell“) „und nährte sieh von Fischen, dio sio gobraton und gekocht haben.“ Kommt dann auf Vorgänge aus dor Bibel. Boim 2. Losen dor Hfgsch. behauptet sie: „der Pfarrer Horbig soi ihr Vator.“ „Was ist in der Geschichte passiert ?“ „Er ist vom Haifisch ver­ schlungen und auf Klippen geworfen.“ „Wer?“ „Moin Vater.“ „Stellt das in dor Goschichte ?“ „Ja.“ „"Handelt es von ihrem Vater?“ „Ja.“ Protokoll No. 12(Lämmerzustand). Ist durch das Vorlesen dor Hfgsch. und Roizworto ans dor Gosohichto nicht zur Reproduktion anzurogon. Auch nach dom 2. Verlosen zoigt die Versuchsperson das gleiche Verhalten. Als sio dann wieder nach dom Hai­ fisch gefragt wird, sagt sie: „Ich habe es horuntorgoschluckt.“ In diesen Fällen bestehen alle Arten der Abstufung(s. u.). Dabei ist aber immer bemerkenswert, daß der Versuch, die Aufgabe zu erfüllen, ganz oder teilweise gemacht wird. Die eigenen Erlebnisse brechen aber so stark in die durch die Aufgabe angeregten Ten­ denzen ein, daß alle Reproduktionsversuche scheitern. So gibt es Versuchspersonen, die sich mit den Personen und Vorgängen der Geschichte identifizieren, sei es, daß sie die Geschichte als ihr eigenes Erlebnis betrachten, in der sie die Hauptrolle spielen, oder daß sie glauben, Verwandte von ihnen hätten die Vorgänge erlebt: in anderen Fällen vermeinen sie Zuschauer der Geschichlsvorgänge gewesen zu sein. Das sind die schwersten Beeinflussungen durch den Geschichtskomplex. In diesen Fällen hat zwar die Aufmerks;: mkeitsstörung oder die Bewußtseinstrübung zweifellos eine Reproduktion unmöglich gemacht, aber gelegentlich zeigen die Versuchspersonen doch, daß sie Eindrücke, selbst Vorgelesenes, aufnehmen können. Überdies erklärt die Aufmerksamkeitsveränderung, die geringe Anregbarkeit nicht, warum die Versuchspersonen, die bei der Sondierung von Icbkomplexen und Geschichte in Betracht kommen, auch ihrIch in diese sinnlosen Beziehungen hineinbringen. Ähnlich liegen die Dinge im Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 332 K utzinski, Über Deukstörungti» bei Geiteskrai 1- < r . Protokoll No. 13. Es wird ihm dio.Hfgseh., dio er selbst mir verstümn olt goioson 1ms, vorgeloson. Zunächst nach dom Inhalt gefragt, sagt sio nur: ..Ja, Alexan­ der B .; dann habe ich »intim gelogen.“ Nach dom 2. Vbrleson, wiederholt sio nur: „Tot.“ Gefragt, was sio vom Haifisch g oloson habo, sagt sio dann : ..Don will ich verlosen. Will ich ansehon, da werde ich obwv Einsehen. “ Hier geht aus der Äußerung ..tot“ nach dem Anhören der Ge­ schichte hervor, daß die Versuchsperson eine teilweise Auffassung von der Situation der Geschichte hat, aber sie auch wieder mit seinem Ich verquickt.

Protokoll No. 14Dämmerzustand). ( Nachdom dio Vorsuchsperson an »r.ohroren Prüfungstagon vorgoblieh dio Hfgseh. zu orzählon versucht hat, irp.n-.or nur sinnlose Beziehungen produzierte, wio „Der Haifisch ist untergegangen“, dann „Das Schiff ist untorgogangon“, dann „Der da unten ist untorgogangon“, äußort sio an einem Vorsuchstago, als sio unmitto'bar nach dem Vorlosen gofragt wird, was sio vom Haifisch goioson ho bo: „Don habo ich gofangon, d io pflogt------(wird da bei wieder durch äußere Eindrücke abgelonkt).

Protokoll No. 15(Verwirrtheit bei Dementia qnatcox). Biest prompt, erzählt spontan: „Es ist so gowosen; os Iiat sich gehan­ delt. Ich bin obon spazioron gogangon, im Woldo. Es war oin Kind, os sahso schlocht aus. Es Iiat Hunger------“ Es folgen dann idoonflüchtigo Äußerungen. Nach dom 2. Losen wiederholt sio nur: „Dio Storno waren blau.“ Dann abgorisson: „Lauter b'anko Talor.“ „Weiter.“ ...... „Warum sind die Talor gefallen ?“ „Kohlen habo ich liegon lasson, Taler aufgoleson.“ Den Lwstz. spricht sie prompt nach. Auch hier werden Beziehungen zwischen Ich-Komplexen und Geschichtsvorgängen hergestellt, während bei leichteren Aufgaben diese schwere Nicht-Differenzierung ausbleibt. Beachtenswert ist andererseits, wieviel Einz.elvorstellungen der Geschichte fest- gehalten und zur Unzeit reproduziert werden. Das letztere M oment, das die verhältnismäßig nur geringe Beeinträchtigung der Aufmerk­ samkeit und Merkfähigkeit zeigt, tritt besonders kraß im folgenden bereits zitierten Beispiel hervor.

Protokoll No. 15(Vcnrintheilszusteind). Hfgseh. liost solbst. „Ich war oin K ind; ich war noch ganz kioin . . . bin iibor Wasser gofahron, im Alter von 6 Jahron, da wurdo mir dio Mutter in dor Flut gonomn en, da wurdo n oin Vator auf Klippen goworfon .... Boim 2. Loson dor Goschichto behauptet sio, Pfarrer Horbig soi ihr Vater. „Was ist passiert ?“ „Er ist vom Hoi vorschlungon und auf Klippen Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM K u t z i ii s k i , Über Denkstörungen bei Geisteskranken. 333 geworfon.“ „Wor?“ „Mein Vater.“ „Stellt du» in der Geschichte?" ,, Ja!“ Handelt er von Ihrem Vater?“ „Ja.“ Die vorstehende Leistung stemmt von einer Paranoiden mit religiösen Vorstellungen, mit Rededrang, die zunächst Reminis­ zenzen äußert. Diese knüpfen an die zahlreichen Einzelvorstellun- gen, wie „Wässer“, „über Bord werfen“, „Fische“ an. Dann be­ zeichnet die Versuchsperson das Ganze als ein Erlebnis ihres Vaters. Diese sich vordrängende Ich-Beziehung ist so stark, daß die Ver­ suchsperson nach der 2. Exposition der Kfgsch. sagt: „Er ist vom Haifisch verschlungen,“ und auf die Frage: „Wer?“ antwortet: „Mein Vater.“ Die Vorstellung Offizier ist völlig zurückgedrängt, wahrscheinlich handelt es sich in diesem Fall um ein stark betontes Gefühlserlebnis, das infolge der Tendenz immer Ich-Beziehungen herzustellen, den gegebenen Rachverhalt entstellt. Nimmt man auch in einzelnen Fällen an, daß die Auffi ssung getrübt war, dann bleibt immer noch als selbständige Erscheinung diese eigentümliche Nichtsonderung der Außenwelt von der eigenen Person bestehen. Man beachte für diese Frage auch das folgende

Protokoll No. 16{Akuter Verwirrtheitszustand). Nach dom Vorloson dor Hfgsch. knüpft dio Versuchsperson an den Inhalt nicht an, sondorn bringt nur oigeno Kon iniszonzon. „Habon Sio vom Haifisch goleson ?“ Koino Antwort. Boi dorsolbon Frago nur Wort- k'üngo: „Hoin, hin, huns und ähnliches.“ Aufgofordort, don Lwstz. nach- zusprochon, tut sio os nicht, sondern stollt Fragen, sagt dann: „Das waren schreckliche Tiere------als ich mich rotton wollte vor dom Löwen —,“ führt dann idoenflüehtig fort, trotz viermaligem Vorloson dos Lwstz. keim Koprodulct Ion. Als dio Hfgsch. zum 2. Male vorgelesen wird, reproduziert sio auf Be­ fragen: „Von oinosn Schiffskanal, don ich baue.“ „Haben Sie vom Hai­ fisch goloson ?“ Koino Antwort. „Was hat dor gon acht ?“ „Ich woiß os nicht; wissen Sio das?“ „Ist jemand verschlungen worden?“ „Sio wohl nicht; or hat sio verschlungen und rottot sio nicht.“ „Won verschlun­ gen ?“ „Ich habo os nicht gesehen; das müssen Sio besser wissen als ich.“ „Was hat dor Haifisch gon acht ?“ „Er ist mir sogar sohr gehorsam.“ Jotzi folgon ideenflüchtige Äußerungen, u. a. sagt sie dann: „Ich muß don ganzen Ozoan ausräun en, das heißt oin guter Taucher.“ Es sei aus dem Protokoll nur das Sinnfälligste hier hervor­ gehoben. Na ch der 1. Exposition der Hfgsch. spricht die Versuchs­ person unter dem Einfluß des auch exponierten Lwstz. davon, daß sie sich retten wollte vor dem Löwen. Nach der 2. Exposition Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM 334 Iv u t. z i n s k i . f'her Denkstörun ge n bei Geisteskranken. von einem »Schiffskanal. den sie baut. Auf die Frage, was der Jlaifisch gemacht hat. äußert sie die völlige Sinnlosigkeit: ..Er ist mir sogar sehr gehorsam. Ich muß den ganzen Ozean aus­ räumen.“ Man sieht auch an diesem Beispiel wieder, daß die Zahl der einzelnen Vorstellungen nicht so gering ist, um nicht wenigstens einiges aus der Geschichte wieder geben zu können. J),ie Versuchs­ person knüpft hier offenbar gelegentlich an den Inhalt an, z. B. ..retten, Ozean, verschlungen“. Nebenher gibt sie keine Auskunft oder sie.stellt Gegenfragen oder bleibt bei den von ihr reproduzierten Vorstclhmgsreihen. Es scheint, als ob hier offenbar Gegentendenzen im bereits früher gekennzeichneten Sinne wirksam sind. Aber auch dieses Moment stellt keine zureichende Erklärung für die Hinein­ ziehung des lchs.in den objektiven Tatbestand dar. Es verdient an dieser Stelle noch einmal auf das Protokoll der Manischen (No. 9) hingewiesen zu werden, bei der auch neben Gegenbestrebungen Rededrang, Ideenflucht, zahlreiche deutlich ausgeprägte Ich-Beziehungcn auftreten. So kommt die Versuchs­ person z. B. auf die Frage: „Was haben Sie gelesen?“ auf ejn junges Mädchen, den Kronprinzen, beides Vorstellungen, die sie fortwährend beschäftigen, oder sie äußert mehrmals, sie sei ver­ schlungen worden. Bei der Reproduktion der Efg. betont sie: „das ist ja meine Geschichte,“ oder sie geht auf den Inhalt ein, indem sie sagt.: „Ich bin nicht eifersüchtig.“ In anderen Fällen äußert sich infolge der ängstlichen Stim­ mungslage eine Ablehnung der Aufgabe in Zurückweisung von möglichen Beziehungen, die den Ich-Komplex betreffen könnten. Die Versuchspersonen leimen es ängstlich ab, daß sie mit den Vor­ kommnissen der Geschichte etwas zu tun hätten. Es genügt hier, wo es sich um die bekannte Tatsache der Eigenbeziehung handelt, wenn die sinnfälligsten, Beispiele kurz angeführt werden. So werden bei der Reproduktion der Hfgsch. Äußerungen vorgebracht wie die: „Ich war nicht dabei; ich war nicht auf dem. Wasser, wo ich den Haifisch gesehen hätte; ich habe keinen verurteilt und gesehen.“ (Schluß im nächsten Heft.) Downloaded by: Karolinska Institutet, University Library 130.237.122.245 - 8/29/2018 3:05:56 AM