Künstler(Auto)Biografien
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Berliner Klassik. Eine Großstadtkultur um 1800 Künstler(auto)biografi en Bearb. von Reimar F. Lacher, 2005 Empfohlene Zitierweise: Reimar F. Lacher: Künstler(auto)biografi en, In: „Berliner Klassik. Eine Großstadtkul- tur um 1800/Online-Dokumente“, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wis- senschaften 2005, URL: http://www.berliner-klassik.de/berliner_klassik/projekte/ forschung/werkvertraege/ lacher_autobiografi en/autobiografi en.html Copyright: Das Copyright© liegt beim Autor und beim Akademievorhaben „Berliner Klassik“, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Alle Rechte vorbehalten. Weitergabe und Vervielfältigung dieser Publikation oder von Teilen daraus sind für nicht-kommerzielle wissenschaftliche Zwecke erlaubt, wenn deutlich auf die Quelle hingewiesen wird. Anfragen bitte an: Claudia Sedlarz, „Berliner Klassik“ ([email protected]) 3 Künstler(auto)biografi en Transkription von 14 Autobiographien von Gründungsmitgliedern des Berliner Künstlervereins Bearb. von Reimar Lacher, 2005 Daniel Berger (1744 – 1824)...........................................................4 Johann Friedrich Bonte (1781 - 1832)..........................................9 Ludwig Friedrich Catel (1776 – 1819)...........................................11 Carl August Elsner (1785 – 1835)..................................................34 Carl Friedrich Hampe (1772 – 1848)............................................38 Johann Heusinger (1769 – 1846)...................................................41 Leopold Ludwig Müller (1767 – 1838)..........................................50 Jean Barthélemy Pascal (1774 – 1853)..........................................57 Karl Franz Jakob Heinrich Schumann (1767 – 1827).................65 Christian Tangermann (1760 – 1839)...........................................73 Gustav Taubert (1755 – 1839).........................................................79 Ernst Leberecht Troschel (1776 – 1850)......................................101 Friedrich Georg Weitsch (1758 – 1828)........................................109 Ludwig Wilhelm Wittich (1773 – 1832)........................................139 4 REIMAR F. LACHER: KÜNSTLER(AUTO)BIOGRAPHIEN Daniel Berger (1744 - 1824) Daniel Berger (1744 - Berlin - 1824) Reproduzierender Kupferstecher in Berlin Quellen: Nicolai: Beschreibung der kgl. Residenzstädte Berlin und Potsdam, 3. Aufl . 1786; K. L. Oesfeld: Anzeige sämmtlicher Werke von Herrn Daniel Berger, Rector und Lehrer der Kupferstecherkunst bey der Königlichen Preussischen Akademie der Künste … zu Berlin. Mit Ge- nehmigung des Künstlers herausgegeben … Leipzig 1792; J. G. Meusel: Teutsches Künstlerlexicon, 2. Ausg. 1808/09; Lit.: Thieme/Becker 1907- 1950, Saur Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Begr. v. Günter Meißner, München u. a. 1992 ff. Autobiographie, 1821,1 kommentiert von Reimar F. Lacher Daniel Berger ist zu Berlin d 25ten 9ber [November] 1744 gebohren, erhilt bei seinem Vater den Unterricht in Kupferstechen,2 aberaber SchriftSchrift oderoder LandkartenLandkarten zu stechen, hatte er keinen Sin, sich ferner in dißem Fache zu üben. Aus alter Bekandt- und Freundschaft für den Vater des p Berger hatte der Hofkupferstecher George Frid. Schmidt die Güte, ihn als Lehrling anzunehmen,3 ihm Leitung und Unterricht in seinem Hauße ertheilte. Da der Tod des p Schmidt aber leider in Zeit von 8 Monate nach dessen Aufnahme erfolgte,4 war er sich wider selbst überlassen. 1 Autograf, 5 Seiten, gebunden, 2°, als Leihgabe des Vereins Berliner Künstler in der Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin, VBK Nr. 41, aus dem Bestand des Berlinischen Künstlervereins. Über eine Mitgliedschaft Bergers im Berlinischen Künstler-Verein ist bislang nichts bekannt; doch ist sie aufgrund des Vorhan- denseins seiner Autobiografi e unter dessen Akten anzunehmen. 2 Friedrich Gottlieb Berger (1713- nach 1797), Kupferstecher, von dem außer hand- werksmäßigen Porträts, die meist im Auftrag seines Lehrers J. G. Wolfgang entstan- den, nur Karten und Pläne bekannt sind. 3 Georg Friedrich Schmidt (1712-25.1.1775), Kupferstecher. Nach Studium an der Berliner Akademie zur Weiterbildung nach Paris; hier u. a. Stiche nach Lancret und Rigaud, Mitgliedschaft der Académie Royale. 1743 Hofkupferstecher in Berlin. Zahlreiche Stiche nach Pesne, Rembrandt und für die Werke Friedrichs II. 4 Sollte Berger erst knapp dreißigjährig zu Schmidt in die Lehre gegangen sein? An- dere Quellen sprechen von einer sechsmonatigen Lehre bei Schmidt im Alter von zwanzig Jahren. Der Widerspruch ist bislang nicht aufzulösen. DANIEL BERGER 5 Jedoch blieb er unter der Führung und Unterricht des Director Bla- sius Nicolas Leseur,5 deßen Schüler er in Zeichen zu erlernen Zeit [seit] 17576 war. Er hat nach Seiner Zeichnung einige in Kupfer geätz, so auch ein Zeichen Buch in der bekanten Rothstein Manier, welches in 16 Blätter folio Größe besteht. Dißes Werk wird noch in dem Elementar Werk zum Unterricht benutz.7 Durch Empfehlung Leseur erhilt p Berger den Zutrit bei Hofrath Tribel, Galleri Ostereich, Inspector Geheimrath Cesar, anatomischer Profesor Meck etc.8 Durch diße Bekandtschaft erhilt p Berger Arbeiten wodurch er sich sein Leibes Unterhalt erwarb. Die meisten Aufträge, die er erhilt und nicht ablehnen konte, verursachten ihm besonders die anatomische Zeichnung in Kupfer zu stechen vihl Zeit Verlust.9 5 Blaise-Nicolas Le Sueur (1716-1783), franz. Maler, 1748 vom König nach Berlin be- rufen, seit 1756 Direktor der Kunstakademie. Das im folgenden genannte Zeichen- buch ‚Principes du Dessin’ erschien 1765. 6 Die letzten beiden Ziffern mit Bleistift durchgestrichen, statt der letzten Ziffer eine ‚5’ korrigiert. Den Unterricht Le Sueurs genoß Berger im Rahmen von dessen Lehr- tätigkeit an der Akademie (seit Ende 1756). 7 Die 11 TafelnTafeln aus Le Sueurs ‚Principes du Dessin’ (1765(1765)) wwurdenurden aaufgenommenufgenommen in: ‚Elementar-Zeichenwerk zum Gebrauch der Kunst- und Gewerk-Schulen der preußischen Staaten’ (Berlin 1806), eine Sammlung von Musterzeichnungen mit Erläuterungen für den Zeichenunterricht. Vom Senat der Kunstakademie seit 1803 gemeinschaftlich erarbeitet, gestochen von Berger und seinen Schülern. Bereits seit 1764 hatte Berger Kompositionen und Studienköpfe von Le Sueur gestochen. 8 ‚Hofrat Tribel’, wohl identisch mit dem bei Nicolai 1769 genannten ‚Kommerzienrat Tribble’, wohnhaft auf dem Werder, Besitzer einer Sammlung italienischer, nieder- ländischer und französischer Gemälde. Matthias Österreich (1716-1778), Maler, Radierer, Kunstkenner. Nach Anstellung in Kupferstichkabinett und Gemäldesammlung Dresden seit 1757 Inspektor der Gemäldegalerie in Sanssouci. Autor eines beschreibenden Verzeichnisses der Ge- mälde und anderer Kunstwerke der Schlösser Sanssouci, Potsdam, Charlottenburg (1764) und der kgl. Bildhauerwerke (1775). Carl Philipp Caesar, von den 1760er bis in die 90er Jahre nach den Adressbüchern Direktor zunächst im kgl. Bank-Comptoir, später in der Generalzollkasse. Nach Ni- colai (1769 und 1786) Besitzer einer Sammlung von Galerie- und Kabinettstücken der italienischen, französischen und niederländischen Schulen. Johann Friedrich Meckel (1724-1774) seit 1751 Professor der Anatomie, Botanik und Geburtshilfe am Collegio Medico-Chirurgicum. Stammvater einer Anatomendynastie. 9 Nach dem unten genannten Werkverzeichnis von 1792 nahm Berger 1759 mit 6 REIMAR F. LACHER: KÜNSTLER(AUTO)BIOGRAPHIEN Der Geheim Rath Oesfeldt hat ein Catalogi von p Berger Arbeiten dru- ken laßen, vom Jar 1763 bis 1792 enthält 825 No. Nach deßen Ableben ist die Vorsetzung von 1792 bis 1821 unterbliben. Fehlt also eine Vortset- zung des p Berger Arbeiten von 29 Jar. Jedachter [Gedachter] Catalogi ist verlegt in der Kunst & Buch Handlung des H Rost in Leipzig, in der Vorrede hat p Oesfeldt einige Nachrichten des p Berger mit angezeigt.10 In denen Zeiten des 7 järigen Krige unterhilt B. N. Leseur in seiner Wohnung Zeichen Classen, die man Academie nante. Dennoch ver- sammelten sich einige Künstler des Sontags Vormittag bei dem Mah- ler Falbe, was ein unterhalten[d]er Verein war, wo Kunst Werke oder eigene Arbeiten zu beurtheilen vorgelegt wurde.11 H Chodowieki legte eine Zeichnung seiner ersten Ubungen aus der comedie Minna von Barnhelm vor, unzufrieden das in der Composition die Haupt Fig nicht ersten Gemäldereproduktionen die Arbeit auf. Seit 1765 war er mit Aufträgen zu Radierungen von anatomischen und botanischen Zeichnungen, meist von J. B. G. Hopfner, beschäftigt. Ab 1766 stach er dann im Auftrag Österreichs nach ausge- wählten Werken der Potsdamer Gemäldegalerie. Seit 1763 schuf Berger außerdem Kalenderkupfer und weiteres für den Buchhandel, womit der biografi sch nicht wei- ter faßbare ‚Hofrat Tribel’ zu tun haben mag. 10 Karl Ludwig Oesfeld (1741-1804), Landkartenzeichner, Topograf, Militärschrift- steller. 1759 Zeichner im Ingenieurcorps, 1786 geadelt, 1788 Geheimrat. Landkar- ten- und Kupferstichsammler. Karl Christian Heinrich Rost (1742-1798), namhafter Leipziger Verleger, Kunstschriftsteller und (spätestens seit 1779) –händler. Vertrieb Gipsabgüsse eigener Produktion sowie Eisengüsse aus Lauchhammer. Nach sei- nem Tod wurde sein Geschäft von Verwandten weitergeführt. 11 Berger verknüpft seine Autobiografi e mit der Geschichte der Berliner Kunstaka- demie und der Künstlergeselligkeit. Die Akademie war 1696 gegründet worden. Ihr Etat war unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. und seinem Nachfolger Friedrich II. radikal gekürzt worden. Bei einem Brand hatte sie 1743 zudem ihr Lokal und sämtliche Lehrmittel eingebüßt.