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~ SEESTADT ~ : Freie BREMERHAVEN Hansestadt Referat für Wirtschaft Der Senator für Wirtschaft und Häfen

Programm der Gemeinschaftsinitiative (PGI)

fü r die

URBAN 11 Förderung 2000 - 2006

Im Lande Bremen (Stadt Bremerhaven)

Bremerhaven 2000.DE.16.0.PC.1 01 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Inhaltsübersicht

INHALTSVERZEICHNIS o. KURZFASSUNG 8

1. CHARAKTERISTIK DER AUSGANGSSITUATION 14

1.1 W IRTSCHAFTLICHE S ITUATION DER STADT BREMERHAVEN 14 1.1.1 Überregionale Lage Bremerhavens 14 1.1.2 Bevölkerungsentwicklung 16 1.1.3 Entwicklung der Wirtschafts- und Erwerbstätigenstruktur 17

1.2 LAGE, ABGRENZUNG UND RÄUMLICHE GLIEDERUNG DES PROGRAMMGEBIETS 27

1.3 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IM PROGRAMMG EBIET 32 1.3. 1 Altersstruktur 33 1.3.2 I nnerstädtische Wanderungen 35 1.3.3 Ausländische Wohnbevölkerung und Asylbewerber/Flüchtlinge 37

1.4 W IRTSCHAFT UND ARBEITSMARKT IM PROGRAMMG EBIET 40 1.4.1 Wirtschaftstätigkeit und Gewerbestruktur 40 1.4.2 Internetpräsenz von Bürgern und Unternehmen 41 1.4.3 Arbeitslosigkeit und Langze itarbeitslose 43

1.5 SOZIALE VERHÄLTNISSE UND KULTUR IM PROGRAMMGEBIET 49 1.5.1 Armut 49 1.5.2 Kriminalitäts- und Drogenproblematik 54 1.5.3 Bildungsdaten und Stellung im Beruf 57 1.5.4 Infrastrukturelle Einrichtungen und kulturelle Aktivitäten 59

1.6 UMWELTSITUATION IM PROGRAMMGEBIET 62 1.6.1 Siedlungsdichte 62 1.6.2 Verkehrssituation 64 1.6.3 Altlasten 68

1.7 C HANCENGLEICHHEIT VON FRAUEN UND MÄNNERN IM STADT- UND PROGRAMMGEBIET 70

1.8 S YNOPTISCHE SWOT A NALYSE 71 1.8.1 Funktionalität und Infrastruktur im Programmgebiet 71 1.8.2 Technologie- und Innovationspotenzial im Programmgebiet 72 1.8.3 Arbeitsmarkt und Qualifizierungsstruktur im Programmgebiet 73 1.8.4 Umwelt und Erholung im Programmgebiet 74 1.8.5 Chancengleichheit von Frauen und Männern 74 1.8.6 Zusammenfassende Herleitung von Kriterien der Benachtei ligung des Programmgebiets 75

1.9 BESONDERER UMSTELLUNGSBEDARF AUFGRUND LOKALER WIRTSCHAFTLICHER UND SOZIALER SCHWIERIGKEITEN 76 1.9.1 Brennpunkt im Norden des Programmgebietes 76 1.9.2 Ortsteil Goethestraße als potentielles Armutsgebiet 77 1.9.3 Entwicklungspotenziale im Programmgebiet 77

1.10 GEBIETSAUSWAHLVERFAHREN 78

Seite 2 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Inhaltsübersicht

2. STRATEGIE UND SCHWERPUNKTE 79

2.1 PROGRAMMSTRATEGIE 79

2.2 PROGRAMMZIELE . 82

2.3 PROGRAMMSCHWERPUNKTE 85

2.4 STRATEGISC HE BEDEUTUNG DES PROGRAMMGEBIETES URBAN 11 FÜR BREMERHAVEN 90

2.5 RÄUMLICH -F UNKTION ELLE INTEGRATION ANDERER MAßNAHMEN IN DAS URBAN 11 PROGRAMMG EB IET 92

2.6 ERFAHRUNGSH INTERGRUND MIT ANDEREN EU-PROGRAMMEN 95

2.7 KOHÄRENZ DER URBAN STRATEGIE BREMER HAVEN 98 2.7.1 Übereinstimmung mit den Landesprogrammen 98 2.7.2 Querschnittsaufgabe Chancengleichheit 98 2.7.3 Querschnittsaufgabe Ökologie 99 2.7.4 Einordnung der Maßnahmen in die Europäische Beschäftigungsstrateg ie 102 2.7.5 Mehrwert zu den Mainstream-Programmen 103 2.7.6 Übereinstimmung mit der europäischen Wettbewerbspolitik 104 2.7.7 Stadtentwicklung, Informationsgesellschaft und Regionalentwicklung 108

3. EINBEZIEHUNG DER EX-ANTE BEWERTUNG 110

4. INHALTLICHE AUSGESTALTUNG DER SCHWERPUNKTE - MAßNAHMEN 112

4.1 SCHWERPUNKT I - W IRTSCHAFTLICHE E NTWICKLUNG 112 4.1.1 Technologieförderung - Flaggschiffprojekt Technologie-Park 112 4.1.2 Stadtteilmanagement 121

4.2 S CHWERPUNKT 11 - ARBEITSMARKT UND SOZIALES 124 4.2.1 Qualifizierung und Existenzgründung 127 4.2.2 Soziale Maßnahmen 131

4.3 SCHWERPUNKT 111 - STÄDT EBAULICH E ERNEUER UNG UND ÖKOLOGIE 134 4.3.1 Revitalisierung Stadtteilze ntrum Lehe 134 4.3.2 Entwicklung Geesteufer 138

4.4 SCHWERPUNKT IV - TECHNI SC HE HILFE 140 4.4 .1 Begleitung und Bewertung 140 4.4.2 Öffentlichkeitsarbeit und Erfahrungsaustausch 142

4.5 MAßNAHMENÜBERSICHT 143

5. FINANZBESTIMMUNGEN UND FINANZPLAN 147

Seite 3 URBAN II -Bremerhaven 2000-2006 Inhaltsübersicht

6. PARTNERSCHAFT, BEGLEITUNG UND BEWERTUNG 152

6.1 E NTWICKLUNG DES PROGRAMMS 152

6.2 "BEGLEIT-/LENKUNGSAUSSCHUSS" 155

6.3 BEWERTUNG 157

7. DURCHFÜHRUNGSBESTIMMUNGEN 158

7 .1 VERWALTUNGSBEHÖRDE, ZAHLSTELLE UND ZAHLUNGSWEG 158

7.2 REGELUNGEN ZUR VERWALTUNG DES PGI 160

7.3 BEGLEIT - UND BEWERTUNGSSYSTEM 165 7.3.1 Sozioäkonomische Kontextind ikatoren 165 7.3.2 Hauptindikatoren 167 7.3.3 Maßnahme-Ind ikatoren 167

7.4 BEREITSTELLUNG, WEITERLEITUNG UND KONTROLLE DER FINANZMITTEL 172

7.5 COMPUTERUNTERSTÜTZTER DATENAUSTAUSCH 174

7.6 P UBLIZITÄTSMAßNAHMEN FÜR DAS URBAN 11 PROGRAMM 175

ANHANG

Ex-ANTE-BEWERTUNG 176

Seite 4 URBAN II -Bremerh aven 2000-2006 Inhaltsübersicht

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb.1 . Einwohnerentwicklung Bremerhaven und Umland 17

Abb.2. Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Bremerhaven und Deutschland 18

Abb.3. Beschäftigungsgewinne und -verluste in Bremerhaven und im Bundesgebiet ryvest) 20

Abb.4. Unternehmensgründungen in technologieintensiven Wirtschafts- zweigen im Land Bremen von 1986-1996 22

Abb.5. Gründungen pro 10.000 Erwerbspersonen in Bremerhaven und ausgewählten Städten 1989-1996 22

Abb.6. Stärken und Schwächen Bremerhavens als Technologie-Standort 24

Abb.7. Arbeitsmarktentwicklung in der Stadt Bremerhaven 1990 - 1999 25

Abb.8. Profil der Arbeitslosigkeit in Bremerhaven 1995 - 2000 25

Abb. 9. Steuertabelle - Bremerhaven im Vergleich mit anderen dt. Städten 26

Abb. 10. Bevölkerung im Programmgebiet 32

Abb. 11. Entwicklung der Einwohnerzahlen 1991 - 1998 33

Abb.12. Altersstruktur 1998 34

Abb.13. Innerstädtische Wanderungsquoten 1999 im Vergleich zu den durchschnittlichen Quoten 1995 - 1999 36

Abb. 14. Verteilung von Unternehmensprofilen über die Internet-Seite der Stadt Bremerhaven 43

Abb. 15. Dichte ausgewählter Gruppen Arbeitsloser im Programmgebiet 43

Abb.16. Arbeitslose an allen Erwerbsfähigen in der Stadt Bremerhaven, dem Programmgebiet sowie kinderreicher Teile des Programmgebietes 44

Abb. 17. Arbeitslose an allen Erwerbsfähig en im Programmgebiet, kleinräumige Gliederung 45

Abb. 18. Binnenstruktur der Arbeitslosigkeit bei ausgewählten Gruppen in der Stadt Bremerhaven, dem Programmgebiet sowie kinderreicher Teile des Programmgebietes 46

Abb. 19. Leistungsbezug Arbeitsloser, bezogen auf alle Arbeitslosen 47

Abb.20. Sozialhilfeübersicht auf Ortsteilebene, Empfänger von "laufender Hilfe zum Lebensunterhalt" (HLU), Ende 1998 52

Seite 5 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Inhaltsübersicht

Abb.21 . PKW-Dichte in kreisfreien Vergleichsstädten der alten Bundesländer 53

Abb. 22. PKW-Dichte 1996 - 1998 54

Abb.23. Bildungsstruktur nach Ortsteilen , Volkszählung 1987 57

Abb. 24. Schulabbrecherquote der allgemeinbildenden öffentlichen Bremerhavener Schulen - Hauptschule 58

Abb. 25. Geplante Flächennutzung in ha 63

Abb. 26. Geplante Flächennutzungen in Prozent 63

Abb.27. Erarbeitung der Programmstrategie 81

Abb.28. Ableitung der strategischen Programmziele 82

Abb. 29. URBAN II Bremerhaven 2000-2006: Programmstruktur 84

Abb.30. Übersicht beihilferechtlicher Regelungen bei den geplanten Maßnahmen: 105

Abb. 31 . Strategie und Zielsetzung vom Activity-Center-Lehe und Sozialen Maßnahmen 126

Abb. 32. Finanztabelle für Programme im Rahme einer Gemeinschafts- initiative, aufgeschlüsselt nach Schwerpunkten und Jahren 149

Abb.33. Finanztabelle öffentlicher Strukturausgaben 151

Abb.34. Organigramm Steuerungsstruktur 161

Abb. 35. Ablauf Antragsbearbeitung 163

Seite 6 URBAN II -B remerhaven 2000-2006 Inhaltsübersicht

KARTENVERZEICHNIS

Karte 1. Überregionale Lage der Seestadt Bremerhaven 15

Karte 2. Lage des Programmgebietes innerhalb des Stadtgebietes Bremerhaven 29

Karte 3. Stadt- und Ortsteile im Programmgebiet 30

Karte 4. Anteil ausländischer Wohnbevölkerung 1999 38

Karte 5. Grundkarte und Arbeitslosigkeit 48

Karte 6. Sozialleistungs- und Transferbezug 1998 51

Karte 7. Übersicht Rauschgiftdelikte und Straßenkriminalität 56

Karte 8. Infrastruktureinrichtungen im Programmgebiet 61

Karte 9. Belastung durch Kraftfahrzeuge 66

Karte 10. Lärmbelastung - Tag 67

Karte 11. Altlastenübersicht 69

Karte 12. Vernetzung der Planungsaktivitäten 89

Karte 13. Maßnahmen im Programmgebiet - Übersicht 93

Karte 14. Entwicklung Technologiepark 117

Karte 15. Entwurf Stadtteilzentrum Lehe 137

Seite 7 URBAN II -Bremerhaven 2000-2006 Kurzfassung

O. Kurzfassung

Zusammenfassung Im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II wird der Senator für Wirtschaft und Häfen im November 2000 über das Bundeswirtschaftsministerium den Entwurf für ein Programm einreichen, über das in den Jahren 2001 bis 2006 rund 38,7 Mio. DM (19,828 Mio. Euro) für Maßnahmen der Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Stadtentwicklung in einem Bremerhavener Fördergebiet eingesetzt werden. Das ausgewählte Gebiet in Bremerhaven umfasst insbesondere den Stadtteil Lehe, aber auch angrenzende Ortstei­ le mit insgesamt ca. 23.000 Einwohnern. Als ,.Flaggschiffprojekt" so ll die Einrichtung und das Management eines Gründerzentrums für die Multimedia- und IT-Branche gefördert werden, über das Teile der Brachflächen am Neuen Hafen zu einem Technologiepark entwickelt werden. Über die Ansiedlung von bis zu 50 Unternehmen sollen 400 Arbeits­ plätze geschaffen oder gesichert werden. Durch begleitende Qualifizierungs- und Be­ schäftigungsmaßnahmen sollen bis zu 400 weitere Personen weitergebildet oder in Be­ schäftigung vermittelt werden. Das Programm wird während seiner Laufzeit durch lokale Behörden und Akteure begleitet, u.a. auch durch die Wirtschafts- und Sozialpartner vor Ort, und extern evaluiert.

Programmgebiet und Ausgangslage Das Programmgebiet umfasst eine Fläche von 326 ha mit knapp 23.000 Einwohnern. Es wurde auf Grund der gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Problemlagen, aber auch der Entwicklungspotenzia le nicht nach administrativen, sondern nach funktionalen Gesichtspunkten abgegrenzt. Der größte Teil des Gebietes liegt nördlich der Stadtmitte und wird im wesentlichen durch den Stadtteil Lehe (Ortsteile Goethestr., Twischkamp, Klushof) dargestellt. Im Westen gehören Teile des Neuen Hafens zum Programmgebiet, der Süden wird durch die geprägt. Neben Lehe wurden die Ortsteile Mitte-Nord und Geestemünde-Nord in das URBAN-Gebiet aufgenommen. Die wirtschaftliche und soziale Lage im Programmgebiet ist geprägt durch: o Einzelhandel und Dienstleistungen entlang zweier Hauptgeschäftsachsen (Hafenstr. , Bürgermeister-Smidt-Str.) mit ca . 120 Einze lhändlern, 100 Dienstleistungsunterneh­ men sowie ca . 30 Praxen, die weitgehend ohne überörtliche Ausstrahlung sind. Es zeigen sich Probleme mit Leerständen; o das Fehlen hochwertiger Dienstleistungsunternehmen; o eine im Vergleich zum übrigen Stadtgebiet überdurchschnittlich hohe Arbeitslosig­ keit; o die Konzentration von Armut, z.T. weit über dem Durchschnitt der Stadt (fast alle Ortsteile weisen überdurchschnittliche Quoten von Sozialhilfebezug auf, Lehe­ Goethestr. li egt mit fast 25% der Bewohner sogar mehr als zweifach über dem städ­ tischen Durchschnitt); o die Konzentration von Kriminalität (insbesondere Rauschgiftdelikte und Straßenkri­ minalität in Twischkamp, Goethestr. und Mitte-Nord.)

Se ite 8 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Kurzfassung

Die städtebauliche Struktur geprägt durch: o verdichtete Gebiete des Stadtteils Lehe m.it überwiegender Wohnnutzung, (Altbau­ ten , Nachkriegsbebauung); o die Industrie- und Gewerbeflächen am Neuen Hafen (zT Brachen bzw. gewerbliche Nutzung); o den mäandrierenden Fluss Geeste (Bebauung, Brachflächen aus früherer Werftnut­ zung und freien Landschaftsräumen mit zum Teil problematischen ökologischen Alt­ lasten bzw. Sanierungsflächen).

Stärke-Schwäc hen-An alyse Auf Grund der Ausgangslage im Programmgebiet ergeben sich Stärken durch vorhan­ dene Potenziale für Neuansiedlungen und Erweiterungen von kleinen und mittleren Un­ ternehmen (vor allem durch zu entwickelnde Gewerbeflächen im Bereich des Hafens und der Geeste), ausbaufähige Infrastrukturen für technologieorientierte Unternehmen (Hochschule, BRIG) sowie entwicklungsfähige Qualifizierungsstrukturen für den Multi­ mediasektor. Dem stehen als Schwächen vor allem die negativen wirtschaftlichen und sozialen Rahmendaten Bremerhavens mit ihren Folgeerscheinungen gegenüber, die sich im Programmgebiet konzentrieren. Negativimage, rückläufige Arbeitsplatz- und Be­ völkerungszahlen, Armut und Kriminalität sind die Faktoren, die eine nachhaltige Ent­ wicklung Bremerhavens insgesamt behindern und die sich im Programmgebiet beson­ ders ausprägen. Strategie und Maßnahmen des Programms müssen im Rahmen der vorhandenen Mittel die Möglichkeiten einschätzen und mit einer integrierten Strategie, die im Sinne der UR­ BAN Leitlinien Stadtentwicklung umfassend und nachhaltig versteht, die wirtschaftliche und soziale Entwicklung durch innovative Beiträge und Projekte positiv beeinflussen.

Strategie und Schwerpunkte Für eine positive wirtschaftliche und soziale Entwicklung im Programmgebiet ist die Konzipierung einer Strategie erforderlich, die auf die Stärken und Chancen im Pro­ grammgebiet aufbaut. Als Elemente dieser Strategie bieten sich ausgehend von der Stärken-Schwächen­ Analyse folgende Handlungsfelder an:

Technologie und Innovation: Die Nutzung der Chancen der Informationsgesellschaft stellt für das Programmgebiet einen Schlüsselfaktor für die Schaffung von Arbeitsplätzen dar. Bereits vorhandene, positive Ansätze in der Ansiedlung technologieorientierter KMU sprechen dafür, diesen Ansatz über einen speziellen Gewerbepark weiterzuentwickeln.

Stadtteilmanagement: Um die Verzahnung der wirtschaftlichen und sozialen Ansätze des Programms zu ge­ währleisten und dem Negativimage des Quartiers entgegen zu wirken , soll ein übergrei­ fendes Stadtteil- und Kulturmanagement für Bürger, Unternehmer und Behörden als Koordinierungs-' und AnlaufsteIle fungieren .

Seite 9 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Kurzfassung

Qualifizierung und soziale Stabilisierung: Sie sind für die Bewohner im Programmgebiet eine wichtige Voraussetzung für die Nut­ zung ihrer Arbeitsmarktchancen. Angesichts der ungünstigen Ausgangssituation ist die Entwicklung von Qualifizierungsprogrammen erforderlich, die stufenweise angewendet werden können und auf einer realistischen Basis beginnen.

Entwicklung von Dienstleistung und Handel: Diese befinden sich im Programmgebiet aufgrund der lokalen Einkommensverhältnisse und mangelnder urbaner Qualitäten in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Eine Beendigung des Trade-down und die Einleitung einer positiven wirtschaftlichen Entwick­ lung sind aus eigener Kraft nicht realisierbar. Es ist vielmehr notwendig, durch gezielte öffentli che Investitionen für eine Trendwende zu sorgen .

Städtebau und Umwelt: Durch den Ausbau von natürlichen Umweltqualitäten im Bereich der Geste und ehemali­ ger Werftnutzungen sollen für die Bewohner wichtige Erholungsbereiche nachhaltig re­ generiert werden.

Die strategische Ausrichtung des Programms sol l übergreifend die Aspekte der Nachhal­ tigkeit (z.B . durch schonenden Flächenverbrauch, ökologische Baumaßnahmen) und der Chancengleichheit (z.B. durch spezifische Beratungs- und Qualifizierungsangebote für Frauen im Programmgebiet aber auch die Berücksichtigung des so genannten "gender­ mainstreaming" bei den übrigen Maßnahmen) berücksichtigen. Dabei soll die Integration von Ansätzen der Wirtschaftsförderung, der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und der Stadtentwicklung ("Synergieorientierung"), die Implementierung von Beteiligungsmodel­ len für Bürger und Wirtschafts- und Sozialpartner ("Beteiligungsorientierung") und der Bezug zu den lokalen Entwicklungspotenzialen ("Problemorientierung") die Programm­ strategie und -durchführung begleiten. Diese Elemente werden für die Programmstruktur folgenden Schwerpunkten zugeord­ net:

Schwerpunkt I: Wirtschaftliche Entwicklung Hier werden die Maßnahmen Technologieförderung - mit dem Flaggschiffprojekt Tech­ nologie-Park - und Stadtteilmanagement durchgeführt. Mit der Errichtung eines Grün­ derzentrums sollen die Voraussetzungen für die Ansiedlung oder Gründung von bis zu 50 Unternehmen geschaffen werden, die bis zu 400 Arbeitsplätze schaffen bzw. sichern so ll en . Über das in diesem Schwerpunkt geförderte Stadtteilmanagement sol len Flagg­ schiffprojekt und Maßnahmen wie auch die Akteure im Programmgebiet vernetzt werden und ein Beitrag zur Im ageverbesserung des Quartiers geleistet werden. Hierfür sind rd . 55 ,5 % der gesamten Programmmittel vorgesehen.

Seite 10 URBAN II -Bremerhaven 2000-2006 Kurzfassung

Schwerpunkt 11 : Arbeitsmarkt und soziale Maßnahmen Dieser Schwerpunkt bündelt Beratungs-, Qualifizierungs-, Beschäftigungs- und soziale Maßnahmen, die sich in erster Linie an besondere Zielgruppen im Fördergebiet wenden (Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Jugendliche etc.). Mit Hilfe der Maßnahmen soll vor allem die soziale und berufliche Integration der Zielgruppen unterstützt werden und da­ bei der Bezug zu den Schwerpunkten I und III des Programms hergestellt werden. Dabei wird ein geplantes "Activity-Center-Lehe" als Anlauf- und Koordinierungsstelle fungieren. Ziel ist die Vermittlung von rd . 200 Personen in sozialversicherungspflichtige Beschäfti­ gung, die Qualifizierung von rd . 120 Personen, sowie die Initiierung von bis zu 60 Exis­ tenzgründungen (für überwiegend stadtteilnahe Dienstleistungen und Gewerbe). Für die Erfüllung dieser Aufgaben sind rd. 20,7 % des gesamten Programmvolumens einge­ plant.

Schwerpunkt 111 : Städtebauliche Erneuerung und Ökologie Innerhalb dieses Schwerpunktes so ll durch Schlüsselmaßnahmen die Revitalisierung des Stadtteilmittelpunkts und die Entwicklung der Uferzonen der Geeste gefördert wer­ den. Beide Maßnahmen stehen in Verbindung mit geplanten öffentlichen und privaten Investitionsprojekten und sollen zum einen ein en urbanen Stadtmittelpunkt schaffen, zum anderen die Wohnqualität im Quartier durch Nutzung ökologischer Potenziale auf­ werten. Ziel ist die Umgestaltung von rd. 7.500 qm hochwertiger Frei- und Nutzflächen zur Erhöhung der städtebaulichen und ökologischen Qualität des Fördergebiets. Die hierfür vorgesehenen Programm mittel betragen rd. 18,7 % des Gesamtvolumens.

Schwerpunkt IV: Technische Hilfe Innerhalb dieses Schwerpunktes ist vorgesehen, eine Organisationsstruktur innerhalb der zuständigen Verwaltung zu installieren, die für einen reibungslosen Ablauf bei der Planung, Durchführung und Begleitung des Programms und der Maßnahmen verant­ wortlich zeichnet. Darüber hinaus ist geplant, durch gezielte Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeits• arbeit den Bekanntheitsgrad der URBAN Gemeinschaftsinitiative zu steigern und die Akzeptanz· der Bevölkerung für die entsprechenden Interventionen auszubauen. Die Erfahrungen, die in diesem Zusammenhang gesammelt werden, sollen im Sinne eines Austausches mit den Erfahrungen anderer URBAN Städte oder ähnlicher projektdurch­ führender Stellen ausgetauscht und zur Optimierung der einzelnen Interventionen und Maßnahmen bei der Begleitung, Planung und Bewertung möglichst aktuell und zielorien­ tiert umgesetzt werden.

Beschreibung der Maßnahmen

Maßnahme 4.1.1: Technologieförderung -Flaggschiffprojekt "Technologie-Park" Das Flaggschiffprojekt des URBAN li-Programmes ist die Entwicklung eines Brachge­ ländes i"m Bereich des Neuen Hafens zu einem Technologie-Park. Über URBAN li -Mittel soll dabei ein zentrales historisches Gebäude angekauft, wiederhergerichtet und als Gründerzentrum für Multimedia- und IT-Firmen ausgestattet werden. Das Technologie­ Park-Management wird ebenfalls in das Gebäude einziehen, von dem Initialwirkungen - auch für private Investitionen - ausgehen sollen. In und um das Gebäude sind eine Rei­ he ergänzender Einrichtungen und Maßnahmen angesiedelt (Demonstrationseinrichtun­ gen, Transferinstitute und IT-Fachbereiche der Hochschule Bremerhaven, Datensicher­ heitskompetenzzentrum, Bi ldungs- und Qualifizierungseinrichtungen), deren Fin anzie­ rung nach dem heutigen Planungsstand über ein Bremer Landesprogramm vorgesehen ist.

Seite 11 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Kurzfassung

Maßnahme 4.1.2: Stadtteilmanagement Im Rahmen des URBAN-Programms so ll durch die Schwerpunktsetzung neben der städtebaulichen Entwicklung auch die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Wiederbele­ bung des Programmgebiets gefördert werden. Hierzu so ll ein Stadtteilm anagement mit dem Schwerpunkt "wirtschaftliche Belebung" aufgebaut werden. Intention der Maßnahme ist es, die ansässigen Bewohner und Gewerbetreibenden bei der Identifizierung, Formu li erung und Lösung der quartiersbezogenen Probleme zu un­ terstützen und die daraus hervorgehenden Initiativen effektiv und zielgerichtet zu koordi­ nieren. Maßnahme 4.2.1: Qualifizierung/Existenzgründung Kern dieser Maßnahme ist die Einrichtung eines "Activity-Center-Lehe", das die Bera­ tungs-, Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen im Quartier koordinieren soll. Dieses Angebot richtet sich an die Bewohner aber auch die Gewerbetreibenden im För­ dergebiet. Die Maßnahmen sollen sowohl die wirtschaftliche Struktur stärken, als auch mit dem Flaggschiffprojekt Technologie-Park verknüpft werden. Besondere Maßnahmen so ll en sich an Frauen, Langzeitarbeitslose und andere Zielgruppen richten . Für die Um­ setzung ist die enge Kooperation mit den lokalen Qualifizierungs- und Beschäftigungs• trägern geplant.

Maßnahme 4.2.2: Soziale Maßnahmen Durch entsprechende Projekte sollen Beiträge zur sozialen Integration besonderer Ziel­ gruppen im Quartier geleistet werden. Probleme mit Drogenabhängigen und Jugendli­ chen konzentrieren sich in den Ortsteilen Twischkamp und Goethestr. Hier sollen durch niederschwellige Beschäftigungsangebote für ehemalige Drogenabhängige und zusätz• liche Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit vorhandene Kapazitäten ausgeweitet und durch innovative Projekte (z.B. Computerzentrum für Jugendliche) ergänzt werden.

Maßnahme 4.3.1: Revitalisierung Stadtteilzentrum Lehe Ziel der Maßnahme ist die wirtschaftliche Entwicklung und Stabilisierung des Stadtteil­ zentrums. Um für Teileinkäufe gegenüber der Konkurrenz großflächiger Märkte beste­ hen zu können, sind die besonderen Merkmale (Alleinstellungsmerkmale) historisch ge­ wachsener Einkaufs- und Dienstleistungsbereiche zu entwickeln. Hierzu gehören orts­ bildprägende Gebäude, Platzanlagen, Parks und Eingangssituationen ebenso wie be­ sondere Nutzungen (z. B. Wochenmärkte, Cafes mit Ausblickmöglichkeiten, etc.), als auch gestalterische Details. Vor diesem Hintergrund soll der Ernst-Reuter-Platz zum Stadtteilmittelpunkt Lehes umgestaltet werden.

Maßnahme 4.3.2: Entwicklung Geesteufer Ziel dieser Maßnahme ist die Entwicklung des Geesteufers zu einem Naherholungsbe­ reich für das Quartier und damit die Verbesserung der Wohnqualität im Programmge­ biet. Dies soll durch die Öffnung von Uferbereichen sowie die Anlage eines Uferweges erreicht werden. Hinzu kommt unter anderem die Schaffung von Aufenthaltsplätzen an der Geeste, die Sichtbarmachung der historischen Werftnutzung und die ökologische Gestaltung der Uferbereiche . Für den Aufbau des angestrebten Biotopverbundsystems sollen zunächst die naturfer­ nen Elemente beseitigt werden.

Seite 12 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Kurzfassung

Maßnahme 4.4.1: Begleitung und Bewertung Das Ziel dieser Maßnahme ist es, eine Organisationsstruktur aufzubauen, die eine wirk­ same Realisierung der geplanten Maßnahmen gewährleistet und die größtmögliche Ef­ fektivität bei der Vorbereitung, Durchführung, Begleitung und Bewertung der Maßnah­ men ermöglicht. Zugleich sollen die Verwaltungsbehörde und die Stadt Bremerhaven durch den Einsatz von externen Gutachtern bei dem Ausbau und der Betreuung von Begleit-, Bewertungs- und Umsetzungssystemen unterstützt werden. Durch die Schaf­ fung eines Projektcontrollings in der Stadt Bremerhaven soll zudem die Koordinierung der Interventionen untereinander und fondsübergreifend verbessert und ggf. mit anderen Finanzierungsquellen verbunden werden .

Maßnahme 4.4.2: Öffentlichkeitsarbeit und Erfahrungsaustausch Durch diese Maßnahme so llen die Ausstrahlungs- und Multiplikatoreneffekte der Inter­ vention, insbesondere durch die Informationsverbreitung sowie lokalen, regionalen, nati­ onalen und internationalen Erfahrungsaustausch verstärkt werden. Zudem soll die Akzeptanz der Intervention bei den lokalen Akteuren verstärkt werden.

Verwaltung und Begleitung Die Abb. 34 Organigramm Steuerungsstruktur gibt einen Überblick über die bestehen­ den und seitens der EU vorgeschriebenen Verwaltungs- und Begleitmodalitäten. Die Verwaltung des Programms wird durch den Senator für Wirtschaft und Häfen in enger Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Bremerhaven, Referat für Wirtschaft, er­ folgen. Nach den EU-Strukturfondsverordnungen sind für die Bewirtschaftung der Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die für das URBAN li-Programm zur Verfügung stehen, umfangreiche Vorkehrungen zu treffen, die u.a. den Abruf und die Kontrolle der Mittel, die Berichterstattung gegenüber der EU , die Erfolgskontrolle (Evalu­ ierung), die Öffentlichkeitsarbeit und die Vernetzung mit anderen URBAN li-Städten betreffen. Die Strukturfondsverordnungen schreiben weiterhin ein Begleitverfahren vor, nachdem ein Begleit- und Lenkungsausschuss einzusetzen ist, in dem die lokalen Wirtschafts­ und Sozialpartner und andere Akteure vertreten sind . Dieser Ausschuss ist spätestens drei Monate nach der Genehmigung des Programms einzurichten. Entsprechende Ein­ richtungen und Verbände waren bereits in die Programmerstellung im Jahre 2000 ein­ bezogen bzw. haben Gelegenheit gehabt, sich zum Programmentwurf zu äußern.

Seite 13 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

1. Charakteristik der Ausgangssituation

1.1 Wirtschaftli che Situati on der Stadt Bremerhaven

1.1 .1 Überregionale Lage Bremerh avens

Die Seestadt Bremerhaven liegt im Nordwesten Deutschlands und ist die größte deut­ sche Nordseestadt. Geprägt wird die Entwicklung der Stadt vor allem durch die Lage am Wasser. Aus Süden kommend mündet die bei Bremerhaven in die . Zu­ dem fließt die Geeste durch Bremerhaven und mündet - als letzter bedeutsamer Neben­ fluss - im Stadtgebiet in die Weser. Die Seestadt liegt im Land Bremen und bildet mit der Freien Hansestadt Bremen den einzigen Zwei-Städte-Staat in Deutschland. Dabei sind die beiden Städte durch rd . 50 km niedersächsischen Gebiets voneinander getrennt. Diese Besonderheit resultiert aus der Geschichte Bremerhavens, die auch heute noch maßgeblich die Stadtstruktur bestimmt. Die Stadt Bremerhaven wurde 1887 gegründet und gehört damit zu den späten Stadt­ gründungen in Deutschland. Im Umland wurde 1889 die Ortschaft Geestendorf mit Geestemünde vereinigt. Im Jahr 1920 wurde dann Wulsdorf eingemeindet und wenig später Lehe. Diese so neu entstandene Stadt, die Bremerhaven umschloss, wurde We­ sermünde genannt. Unter den Nationalsozialisten erfolgte dann 1939 der Anschluss Bremerhavens an Wesermünde. Nach Kriegsende gehörte das zum amerikanischen Nachschubhafen für Deutschland ausersehene Wesermünde mit Bremen zur amerikani­ schen Enklave innerhalb der britischen Besatzungszone und wurde 1947 - unter Umbe­ nennung in Bremerhaven - Teil des neuen Bundeslandes Bremen. Während des 11. Weltkrieges wurden große Teile der Bremerhavener Innenstadt zerstört. Infolge dieser geschichtlichen Entwicklung verfügt Bremerhaven über eine erst seit der Nachkriegszeit gewachsene Innenstadt und stark in sich strukturierte Stadtteile, die stadtplanerisch nur schwer zusammenzuführen sind. Verschärft wird diese Situation noch durch die langgestreckte Form Bremerhavens auf der östlichen Seite der Weser­ mündung. Ebenfalls bedingt durch die Historie beherbergt die Seestadt sozusagen drei Organe in ihrem Stadtgebiet: das Land Bremen als Eigentümerin des Fischereihafens, die Freie Hansestadt Bremen als Eigentümerin der Überseehäfen und die Stadt Bremerhaven, die erst 1977 Zugang zur Weser als Eigentümerin des Alten Hafens erhielt. Für den Bereich des Überseehafens hat Bremerhaven auch nicht die Planungshoheit inne. Dies bedeu­ tet, dass die Stadt in wesentlichen Bereichen - und damit auch auf die wirtschaftliche Entwicklung in den Hafengebieten - vielfach nur mittelbar Einfluss nehmen kann . Als solitäres Oberzentrum befindet sich die Stadt in einem ländlich strukturierten Umfeld mit geringer Besiedlungsdichte. Großräumig wird Bremerhaven durch die A 27 (Cuxha­ ven-Bremerhaven-Bremen) und die Eisenbahnstrecke -Bremerhaven-Bremen sowie Bremerhaven-- erschlossen. Über die Straße besteht damit eine gute Verkehrsanbindung an die Stadt Bremen und das weitere Autobahnnetz. Die Anbindung an den wirtschaftlich bedeutenden Großraum Hamburg über die B 71/74 und die B 73 ist jedoch nur unzureichend.

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Auch die Anbindung an die Fernverbindungen der Deutschen Bahn AG (DB AG) ist problematisch. Derzeit ist Bremerhaven täglich mit vier Fernzügen über Bremen erreich­ bar. Angesichts der Spar-Pläne der DB AG zeichnet sich jedoch bereits jetzt eine weite­ re Reduzierung oder sogar eine vollständige Streichung dieser Verbindungen ab. Die Region um Bremerhaven ist aufgrund ihrer Randlage und schwierigen Verkehrsan­ bindung durch eine relative Lageungunst innerhalb Deutschlands und Europas gekenn­ zeichnet. Um im Wettbewerb zu bestehen, ist jedoch sowohl die überregionale Erreich­ barkeit als auch die Optimierung der Verkehrsverbindungen in der Region unverzichtbar. Insbesondere in Ost-West-Richtung ist die großräumige Verkehrserschließung mangel­ haft. Dies ist u. a. beim Zugang zu den Märkten in den neuen Bundesländern und zu Mittel- und Osteuropa eindeutig als Standortnachteil zu werten. Gleiches gilt im Zusam­ menhang mit dem zunehmenden Hinterlandverkehr der Häfen wie auch der Entwicklung des Tourismus an der Nordseeküste.

1.1.2 Bevölkerungsentwicklung

Die Seestadt Bremerhaven hat 122.855 Einwohner (Stand 30.06.1999) und zusammen mit dem Umland (vgl. Abb. 1) leben rd. 250.000 Menschen in der näheren Region. Seit 20 Jahren sinkt die Einwohnerzahl Bremerhavens, einigungsbedingte Zuwächse unterbrachen diesen Trend nur kurzfristig. Zwischen 1980 und 1997 nahm die Bewoh­ nerzahl um 8,5 % ab, dies ist der stärkste Rückgang all er kreisfreien Städte in den alten Bundesländern nach . Inzwischen ist eine Beschleunigung des Einwohnerschwunds zu beobachten, da die weiter anhaltende Abwanderung ins Umland (Suburbanisierung) nicht mehr durch Zuzü• ge aus anderen Bundesländern oder dem Ausland ausgeglichen wird. Das Oberzentrum Bremerhaven ist erheblich - mit steigender Tendenz - von der heuti­ gen "Stadtflucht" betroffen. So nahm die Bevölkerung zwischen 1990 und 1998 um mehr als 7000 Einwohner ab. Im gleichen Zeitraum konnte das Umland ein Wachstum von mehr als 9.500 Einwohnern verbuchen. Insgesamt ist damit die Bevölkerung in der Re­ gion stabil geblieben. Da aber aufgrund der starken Entwicklung von Wohngebieten im Umland (Eigenheime) insbesondere junge, einkommensstärkere Familien die Stadt ver­ lassen, belastet diese Tendenz Bremerhaven erheblich.

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Abb. 1. Einwohnerentwicklung Bremerhaven und Umland

Jahr Bremerhaven Veränderung Umland* Veränderung zum Vorjahr zum Vorjahr 1990 130.940 - 124.541 - 1991 130.882 -58 125.508 +967 1992 131 .120 238 127.225 +1717 1993 130.945 -175 128.409 +1184 1994 130.262 -683 130.158 +1749 1995 129.854 -4 08 131 .925 +1767 1996 128.064 -1790 133.190 +1265 1997 125.978 -2086 133.854 +664 1998** 123.815 -2163 134.124 +270

110

1985 = 100

105~------,~.-+ : J-~ ·· ••• (~-+ \ .--

100 -ft--""fi

95-H-----

90~--~--~----~--~--~----~--~--~--~----~--~--~--~--~ 1985 1986 1987 1 988 1989 1 990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998"

Das Umland umfasst die Gemeinden Langen, , , , Bederkesa, Bever­ stedt, , , , ** Butjadingen Stand 30 .06.98 Quell e. Statistisches Landesamt Bremen (Hrsgl Jahrbuch 1999, Angaben der Gemeinden

1.1.3 Entwicklung der Wirtschafts- und Erwerbstätigenstruktur

Die Freie Hansestadt Bremen war aufgrund der zunehmenden Verlandung der Weser gezwungen, Hafenfunktionen an der Wesermündung anzusiedeln (vgl. Kapitel 1.1 .1). Dementsprechend bildete der stadtbremische Überseehafen in Bremerhaven den öko­ nomischen Kern der Stadt. Er wurde später durch Werften, ihre Zulieferbetriebe, einen Fischereihafen mit einer umfangreichen Fischfangflotte und fischverarbeitender Industrie ergänzt.

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Bedingt durch die weitgehend einseitig seeorientierte Wirtschaftsstruktur musste Bre­ merhaven in den letzten Jahrzehnten wiederholt tiefgreifende wirtschaftliche Krisen durchmachen, die vor all em die Hochseefischerei, die Fischverarbeitung und die Schiff­ bauindustrie mit ihren vor- und nachgelagerten Industrien schwer trafen. Zwar gelang es anscheinend, unter anderem mit Hilfe der Wirtschaftsstrukturprogramme, die sich An­ fang der 80er Jahre beschleunigende wirtschaftliche Talfahrt Bremerhavens zunächst zu stoppen und, begünstigt durch die gute Konjunkturlage, Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre sogar eine Trendwende einzuleiten . Ab 1993 kehrte sich die Entwicklung jedoch wieder ins Negative um. Neben der sich abschwächenden Konjunktur wurde Bremerha­ ven 1993 durch den Abzug der Amerikaner und 1995 durch die Vulkan-Krise (Werften­ Krise) erneut wirtschaftlich schwer getroffen. Bremerhavens Wirtschaft ist durch eine geringe Wachstumsdynamik gekennzeichnet, die sich in der schwachen Entwicklung der Bruttowertschöpfung widerspiegelt. Die Brut­ towertschöpfung in jeweiligen Preisen ist von 1991 bis 1998 in Bremerhaven im Jahres­ durchschnitt lediglich um 2,5 % gestiegen. Im Vergleich dazu lag die jahresdurchschnitt­ liche Wachstumsrate im Bundesgebiet im gleichen Zeitraum bei rd. 3,7 %.

Abb. 2. Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Bremerhaven und Deutschland

13 5 1991 = 100 130

125

120

115

110

105

100 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998

Bruttowertschöpfung unbereinigt zu Marktpreisen, in jeweiligen Preisen Das stadtbremische Überseehafengebiet in Bremerhaven wurde der Stadt Bremerhaven zugeordnet Ab 1996 auf der Grundlage vorläufiger Werte Quellen: Statistisches Landesamt Bremen, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Die industrielle Basis Bremerhavens wurde durch die Strukturkrisen so stark ge­ schwächt, dass neue ökonomische Aktivitäten diese Entwicklung nicht kompensieren konnten. Gebli eben bzw. ausgebaut worden sind hochspeziali sierte Hafen- und Ver­ kehrsfunktionen, wie Containerterminal und Autoverladung, beides Kapital-, nicht jedoch personalintensive Wirtschaftszweige. Moderne Dienstleistungsfunktionen haben sich aber bisher nicht nennenswert entwickelt. Insgesamt wurden im Stadtgebiet Bremerhaven von 1990 bis 1998 15,2 % der sozial­ versicherungspflichtigen Arbeitsplätze abgebaut, während der Abbau im westdeutschen Bundesgebiet im selben Zeitraum led iglich 1,3 % betrug.

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Die höchsten Beschäftigungsverluste verzeichnete Bremerhaven im produzierenden Gewerbe, in dem rd. 4.400 Arbeitsplätze verloren gingen. Rd . 4.200 dieser Arbeitsplätze wurden dabei im Verarbeitenden Gewerbe abgebaut, was einem Rückgang von ca . 70 % entspricht. Betroffen war hier insbesondere der Bereich des Stahl-, Maschinen­ und Fahrzeugbaus mit einem Rückgang von rd . 3000 sozialversicherungspflichtig Be­ schäftigten. Erklären lässt sich dieser dramatische Verlust von Arbeitsplätzen, wie ein­ gangs dargestellt, insbesondere mit der Schiffbaukrise und ihren direkten und indirekten Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in diesem Wirtschaftsbereich und den vor- und nachgelagerten Industrien. Im Bundesgebiet (West) kam es im gleichen Zeitraum zwar gleichfalls zu einem be­ trächtlichen Beschäftigungsabbau im Produzierenden Gewerbe, mit rd. 16 % gegenüber rd. 26 % in Bremerhaven fiel dieser Rückgang jedoch deutlich geringer aus. Zudem konnten die Beschäftigungsverluste im Bundesgebiet durch Arbeitsplatzgewinne insbe­ sondere bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (Handel, Verkehr und Nach­ richtentechnik, Kreditinstitute u. Versicherungsgewerbe, Dienstleistungen) nahezu kom­ pensiert werden. Bremerhaven musste hingegen auch hier insgesamt Beschäftigungs­ verluste hinnehmen 1.

1 Vgl. Statistisches Landesamt Bremen (Hrsg.): Beschäftigtenstatistik, eigene Berechnungen

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Abb. 3. Beschäftigungsgewinne und -verluste in Bremerhaven und im Bundes­ gebiet (West)

Nicht unterneh­ mensbez. Dienst­ leistungen

14,05 Untern ehm ensbez. Dienstleistungen

Produzierendes Gewerbe -26,17%

Land - u. Forstw., Fischerei

-3 0,00 % -2 0,00 % -10 ,00 % 0,00 10,00 20,00

~ Bremerhaven o früh . Bundesgebiet

Bremerhaven früh. Bundesgebiet Branche 1998 zu 1990 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei -15,19 -10,43 Produzierendes Gewerbe -26,17 -15,73 davon -20,60 -21,68 . § .~. ~. r.~. i . ~ .~... ~ . ~ .~ .. y'y'~. ~~. ~ry~ r..~?r.~. ~.~.Q ...... 1- ----'----1-----'-- - -1 Verarbeitendes Gewerbe -30,17 ...... 1- ----'----1-----'----17,07 -1 Baugewerbe -5, 15 -6,13 Unternehmensbezogene Dienstleistungen -5,83 14,05 davon

Handel ...... 1------'------7, 09 ---1-----'-----3,18 --1 Verkehr und Nachrichtentechnik -23,35 0,35 ...... -I----~---I------'---__l -2 0,23 5,27 . ~r. ~ .~i. ti.~. ~.t i ~~~~.. ~ ..y~ . r. ~. i ~.~ .~ .r. ~~Q ~Q~".v.~r.~ .~ ...... l----~---I------'---___l Dienstleistungen 6,06 26, 03 Nicht unternehmensbezogene Dienstleistungen -24,29 0,54 davon .?r..Q:... ?:.. § .~. ~ . r.~. ~~. ~~ .r.~ . ~~~. r. .,.. .Pr.iy~~~.. ~.~~ .~~.~. I~~ 7,76 25,52 Gebietskörperschaften, Sozialversicherung -34,75 -8,11 INSGESAMT -15,16 -1,31 Que lle: Statistisches Landesamt Bremen, Statistisches Bundesamt. Beschäftigtenstatistiken

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Besonders problematisch für Bremerhaven ist nicht nur der starke Rückgang der Be­ schäftigung im sekundären Sektor und bei den Fertigungsberufen, sondern auch der Umstand, dass der Arbeitsplatzabbau in der Stadt auch die Dienstleistungsberufe in außergewöhnlichem Umfang betrifft. Im Vergleich mit anderen Städten (1990 bis 1997) schneiden nur Pirmasens und Wilhelmshaven noch schlechter ab. 2. Lediglich bei den sonstigen Dienstleistungen konnte Bremerhaven leichte Beschäftigungszuwächse ver­ zeichnen (+ rd. 6 %). Im Vergleich zum westlichen Bundesdurchschnitt (+ rd . 26 %) stellt dieser sich jedoch sehr gering dar. Dabei ist festzustellen , dass sich Bremerhaven beim Dienstleistungsbesatz ohnehin ins­ gesamt auf einem niedrigen Niveau bewegt. Im Verhältnis zu vergleichbaren Großstäd­ ten weist Bremerhaven für 1998 einen Dienstleistungsbesatz von 103 Beschäftigten je 1.000 Einwohner auf. Der Städtedurchschnitt von bis liegt bei 136, woraus für Bremerhaven ein Nachholbedarf von rd . 4.200 Dienstleistungsarbeitsplätzen abzuleiten ist 3. Für die wirtschaftliche Entwicklung einer Reg ion spielt hierbei insbesondere die techno­ logische Leistungsfähigkeit zur Sicherung der überregionalen und internationalen Wett­ bewerbsfähigkeit eine wichtige Rolle. Nach einer Untersuchung des Europäischen Zent­ rums für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung Prognos (Basel) , die im Auftrag der Zeitschrift IIWirtschaftswoche" Deutschlands Regionen untersucht und eine Techno­ logiestandortbestenliste erstellt hat, schneidet Bremerhaven aber auch hier im Vergleich zu anderen Städten in der Bundesrepublik schlecht ab. Von 97 Raumordnungsregionen landete Bremerhaven auf dem vorletzten Platz. Die technologische Leistungsfähigkeit4) Bremerhavens wurde dabei mit der Note ungenügend (6) bewertet. Wichtige Hinweise zur technologischen Leistungsfähigkeit li efert auch das Gründungs• geschehen. Nach einer Untersuchung auf Basis des ZEW (Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung) Gründungspanels wurden von 1989 bis 1996 in Bremerhaven 17 Unternehmen in technologieintensiven Wirtschaftszweigen 5 gegründet. Dies bedeutet für die Seestadt, dass der Anteil der Gründungen in nicht-technologieintensiven Wirt­ schaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes an allen ausgewiesenen Gründungen rd. zwei Drittel beträgt. Der Anteil an Gründungen in technologieintensiven Dienstleistungssektoren beträgt da­ gegen in Bremerhaven nur 16 %. Für diesen Bereich ist auf Basis dieser Daten ein Defi­ zit erkennbar, das einen Ansatzpunkt für die künftige Technologieförderung darstellen kann.

2) Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (1999), S. 116ff: Aktuelle Daten zur Entwicklung der Städ• te, Kreise und Gemeinden. : Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung =Berichte; Bd. 3=

3 Quelle: Statistisches Jahrbuch deutscher Gemeinden 1998, eigene Berechnungen des BAW

4 berechnet aus den Indikatoren "Anteil der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung (FuE) in Unter­ nehmen an den Erwerbstätigen 1997 in %", "Veränderung der Anzahl der FuE-Beschäftigten in Unter­ nehmen 1992 - 1997 in %", "Anteil der in Unternehmen beschäftigten Ingenieure an den Erwerbstätigen 1997 in %", "Veränderung der Zahl der in Unternehmen beschäftigten Ingenieure an den Erwerbstätigen 1992 bis 1997 in %", "Anzahl der erteilten Patente im Durchschnitt der Jahre 1992 bis 1994 je Mio. Er­ werbstätige", "Anteil der hochqualifizierten Arbeitnehmer an allen Beschäftigten in technologieorientier­ ten Wirtschaftszweigen 1997 in %", "Veränderung der Zahl der hochqualifizierten Arbeitnehmer in tech­ nologieorientierten Wirtschaftszweigen 1992 bis 1997 in %", "Anzahl der neu gegründeten technologie­ orientierten Unternehmen 1989 bis 1996", "Bruttowertschöpfung 1996 in Mio. DM", "Veränderung der Bruttowertschöpfung 1992 bis 1996 in %", "Beschäftigungsniveau 1996 (Erwerbstätige/Bevölkerung)", "Beschäftigungsdynamik (Veränderung der Anzahl der Beschäftigten 1992 bis 1997 in %)"

5 Hierin sind die Kategorien Spitzentechnik (ST), HöhelWeriige Technik (HT) und Technologieintensive Dienstleistungssektoren (TDL) zusammengefasst

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Abb. 4. Unternehmensgründungen in technologieintensiven Wirtschaftszweigen im Land Bremen von 1986-1996

Stadt Bre- Stadt Bre- Land Bre- merhaven men men Spitzentechnik (ST) 2 14 16 Höherwertige Technik (HT) 7 36 43 Nicht-technologieintensive Wirtschaftszweige des 33 176 209 verarbeitenden Gewerbes (NT) Technologieintensive Dienstleistungssektoren 8 207 215 (TDL) Anzahl Gründungen insgesamt 50 433 483 Quelle: Berechnungen des BAW, basierend auf Nerlinger, Eric: Standorte und Entwicklung junger innovati­ ver Unternehmen, Empirische Ergebnisse für Westdeutschland, ZEW-Wirtschaftsanalysen, Band 27, Baden-Baden

Bezieht man die Gründungen auf die Zahl der Erwerbspersonen, so stellt sich die Situa­ tion für Bremerhaven im Vergleich mit anderen westdeutschen Städten ebenfalls rück­ ständig dar. Insbesondere der Wert für die technologieintensiven Dienstleistungen fällt mit knapp einer Gründung je 10.000 Einwohner hinter die sieben ausgewählten Ver­ gleichsstädte zurück.

Abb.5. Gründungen pro 10.000 Erwerbspersonen in Bremerhaven und ausge­ wählten Städten 1989-1996

Stadt ST HT NT TDL Bremerhaven 0,24 0,84 3,96 0,96 Göttin gen 1,45 0,99 4,01 3,02 0,55 0,55 6,55 2,09 0,74 0,42 6,52 5,68 Osnabrück 0,37 0,74 5,03 2,79 0,14 0,27 3,92 1,89 Wilhelmshaven 0,68 0,85 4,92 2,55 0,00 0,94 3,30 2,71 Quelle: Berechnungen des BAW, basierend auf Nerlinger, Eric: Standorte und Entwicklung junger innovati­ ver Unternehmen, Empirische Ergebnisse für Westdeutschland, ZEW-Wirtschaftsanalysen, Band 27, Baden-Baden Abkürzungen vgl. Abb. 4

Um dieser negativen Entwicklung zu begegnen, wurde im Rahmen des Wirtschaftsstruk­ turpolitischen Aktionsprogramms '95 und des Bremer Innovationsprogramms (BIP) An­ fang 1990 in Bremerhaven das BRIG Bremerhavener Innovations- und Gründerzentrum aufgebaut. Es ist eine Einrichtung der öffentlichen Hand zur Verbesserung der Wirt­ schaftsstruktur in Bremerhaven und soll die Standortbedingungen für den Aufbau inno­ vativer kleiner und mittlerer Unternehmen optimieren. Existenzgründer aber auch "Able­ ger" größerer Unternehmen, sogenannte "Spin-offs" oder "Outsourcing-Projekte" finden hier organisatorische, wirtschaftliche und technologische Unterstützung.

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Durch den Bau des Bremerhavener Innovations- und Gründerzentrums (BRIG) und die Schaffung ausgezeichneter infrastruktureller Voraussetzungen an diesem Standort (In­ house Verkabelung, Landesbreitbandnetz) haben sich diverse kleine Unternehmen aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie, Softwareentwicklung, Netzwerktechnik etc. angesiedelt. I n den vergangenen 10 Jahren war das BRI G nahezu durchgehend mit innovativen Unternehmen ausgelastet. Nahezu 70 Firmen und Einrich­ tungen wurden hier ins Leben gerufen. 41 Betriebe/l nstitute haben das Zentrum bisher wieder verlassen. Ebenso positiv wie die Beschäftigungseffekte mit bislang mehr als 270 qualifizierten Arbeitsplätzen sieht auch die fiskalische Nutzen-/Kostenübersicht des BRIG aus. (Näheres siehe: www.brig.de). Dennoch konnte diese Maßnahme die negativen Folgen des Strukturwandels in Bre­ merhaven nicht merklich abmildern. Um die Wirtschaftsförderung zukünftig zielgerichte­ ter betreiben zu können, wurden in Bremerhaven daher eine Reorganisation der vor­ handenen öffentlichen Gesellschaften, die in diesem Bereich tätig sind, vorgenommen. Infolgedessen wurde die BIS Bremerhavener Gese ll schaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH mit den Geschäftsfeldern Immobilien, Infrastruk­ tur/Flächenentwicklung, betriebliche Wirtschaftsförderung, Tourismus, Stadtentwicklung und Stadtmarketing sowie den Tochtergesellschaften BRIG und der Flugplatzbetriebs­ gesell schaft gegründet. Anteilseigner der Gesellschaft sind die Stadt Bremerhaven und das Land Bremen. Auf diese Weise wurden bereits gute organisatorische Bedingungen geschaffen, um eine städtische und auf Landesebene integrierte Wirtschaftsförderung zu betreiben. Um die Ausgangssituation zu überprüfen und eine Zielrichtung für die gezielte Entwick­ lung einer Technologie-Förderung zu entwickeln, wurde 1999 im Auftrag der Bremerha­ vener Stadtverordnetenversammlung durch die BIS eine Studie zur Beurteil ung der Chancen, der inhaltlichen Ausrichtung und des Flächenbedarfs eines möglichen Tech­ nologie-Parks an zwei im europäischen Ausland tätige Gutachter vergeben. Bei der Ana­ lyse der Ausgangssituation wurde auf Basis einer Unternehmensbefragung (30 Bremer­ havener Unternehmen und 20 Unternehmen / Institutionen aus Frankreich und England) folgende wesentlichen Stärken und Schwächen Bremerhavens herausgearbeitet:

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Abb. 6. Stärken und Schwächen Bremerhavens als Technologie-Standort Stärken Schwächen Außensicht: Außensicht: - Kein Image I Bild von der Stadt - Kein Image I Bild von der Stadt - "Sail" als großer und weithin bekannter - Fish-Town mit "Fish-Mafia" Erfolg - Image "stinkender Fisch" - im Tourismus aktiv - Werften krise - Standort Autoumschlag ("Autolieferant") - Kein Seebad - Traditionelle Industriestadt - In Bremerhaven lebt die "B lue collar class" , - "Vorort" von New York (Auswanderer- "Arbeiterstadt" IAmerikahafen) - Verwechselung "Bremerhaven" und "Bre- mer Hafen", "Minderwertigkeitskomplexe" wegen fehlender Hafenhoheit

Stärken Schwächen Innensicht: Innensicht: - Fischerei als Tradition - Stadt der Arbeitslosen - Maritimes Klima - Stadt ohne Werften - Einmalige Seelage - Festivalisierte Stadt - Leistungsfähigkeit im Schiffbau - Zoo am Meer, Schifffahrtsmuseum Quelle: Machbarkeitsstudie eines luK-Parks in Bremerhaven, Fr. Dr. Peters (SQW, Vereinigtes Königreich) und Hr. Dr. Mayer (Promotech CE I, Frankreich), 1999

Neben dem o. g. BRIG sind in Bremerhaven das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), die Hochschule Bremerhaven, das Designlabor Bremerhaven sowie das Technologie-Transfer-Zentrum an der Hochschule Bremerhaven (TTZ) vor­ handen und in der Stadt auf lokaler und überregionaler Ebene in unterschiedlichen Fachbereichen der Forschung und Entwicklung - teilweise auch international - aktiv. Als Ergebnis lässt sich aufgrund der dargestellten Wirtschaftdaten dennoch festhalten, dass Bremerhaven trotz guter Ansätze, den Strukturwandel mit seinen negativen Fo lge­ wirkungen offensichtlich noch lange nicht überwunden hat und dies - nicht zuletzt auf­ grund der schwierigen Randlage der Seestadt - auch nur mit Unterstützung des Landes Bremen und einer entsprechenden Strukturpolitik des Bundes und der Europäischen Union gelingen kann. Die oben beschriebene wirtschaftliche Strukturschwäche führt seit den 80er Jahren zu einer anhaltenden Massenarbeitslosigkeit, die zum Teil bis zu 100 % über dem bundes­ deutschen Niveau lag . Der Arbeitsmarkt Bremerhavens ist fortlaufend durch eine hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Mit einer jahresdurchschnittlichen Arbeitslosenquote von 19,5 % für das Jahr 1999 liegt Bremerhaven vergleichbar auf dem Niveau des ost­ deutschen Bundesgebietes (19 %) und damit deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt (11 ,7 %). Mit 20,7 % (1998) wird in Bremerhaven die höchste Arbeitslosenquote6 in allen kreisfrei­ en Städten der alten Bundesländer erreicht. Sie wird nur noch von vier ostdeutschen Städten übertroffen. Seitdem sinkt die Arbeitslosenquote. Waren 1999 noch 19,3 % ar­ beitslos, sind es aktuell noch 17,2 %.

6 Die Arbeitslosenquote ist hier auf den Anteil der Arbeitslosen an allen Arbeitnehmern bezogen.

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Dabei ist allerdings anzumerken, dass der Rückgang im Frühjahr 2000 zu Teilen durch eine Neuberechnung der Bezugsbasis hervorgerufen wird, wodurch die Zahl geringfügig Beschäftigter deutlich angewachsen ist. Für das Land Bremen wird durch diesen Effekt ein Rückgang der Quote um 0,6 % bei den zivilen Erwerbspersonen genannt. Der reale Rückgang der Arbeitslosigkeit ist dementsprechend deutlich geringer? Der Anteil der Langzeitarbeitslosen schwankt bei Werten um 42 %, der Anteil arbeitslo­ ser Frauen liegt um 38 %. Demgegenüber steigt der Anteil der Ausländer unter den Ar­ beitslosen in den letzten Jahren kontinuierlich an, während der Anteil von Jugendlichen unter 25 Jahren zurückgeht.

Abb. 7. Arbeitsmarktentwicklung in der Stadt Bremerhaven 1990 - 1999

Jahr 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Arbeitslosenquote 1) 15,5 13,8 13,9 16,1 17,8 18,4 20,0 21,0 20,9 19,5 Arbeits- 2 51 .992 53 .718 53.663 52.136 50.641 48.854 47.113 45.244 44.110 44.128 plätze )

1) Arbeitslose in % der abhängigen zivilen Erwerbspersonen

2) anhand sozialversicherungspflichtig beschäftigter Arbeitnehmer, Stand 30. Juni Quelle: Statistisches Landesamt Bremen

Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Arbeitslosenzahlen höher wären, wenn nicht - neben der Alterung der Gesellschaft - zugleich das Erwerbspersonenpotenzial durch die "Stille Reserve" und eine verstärkte Fernabwanderung insbesondere der jungen Ein­ wohner gemindert würde.

Abb. 8. Profil der Arbeitslosigkeit in Bremerhaven 1995 - 2000

Stand Anteil Langzeit- Frauenanteil Ausländeranteil Anteil Jugendliche arbeitslose unter 25 Jahren Juni 1995 nla 38,1 12,2 13,5 Juni 1996 39,3 37,9 12,6 13,6 Juni 1997 43,4 38,5 14,3 11,7 Juni 1998 42,2 38 ,5 14,1 11 ,3 Juni 1999 43,8 38,5 14,6 10,0 Juni 2000 41 ,5 38,5 14,7 9,0 Quelle: Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, versch. Jahrgänge

Die Finanzschwäche Bremerhavens lässt sich auch an der Entwicklung der Steuerein­ nahmen belegen. Im Vergleich zu westdeutschen Städten ähnlicher Größenordnung (110.000 bis 160.000 Einwohner) hat Bremerhaven die zweitniedrigsten Steuereinnah­ men pro Einwohner zu verzeichnen. Nur Bottrop li egt mit 1.002 DM pro Einwohner noch unter den Bremerhavener Einnahmen von 1.082 DM . In der Entwicklung nimmt Bremer­ haven die viertletzte Position hinter Salzgitter, , Heidelberg und ein, die aber all e ein doch deutlicher höheres Steuereinnahmenniveau pro Einwohner besitzen.

? Landesarbeitsamt Niedersachsen-Bremen, Presseinformation vom 09.05.2000

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Abb. 9. Steuertabelle - Bremerhaven im Vergleich mit anderen dt. Städten Städte Steuereinnahmen Gewerbesteuern je Einwohner Entwicklung je Einwohner Entwicklung 1997 1991 -1997 1997 1991 -1997 Bremerhaven 1.082 DM 504 DM 331 DM -51 DM Bottrop 1.002 DM 578 DM 324 DM 16 DM 2.022 DM 1.075 DM 1.083 DM 326 DM Heidelberg 1.391 DM 465 DM 634 DM -126 DM Offenbach 1.601 DM 616 DM 682 DM -96 DM Oldenburg 1.327 DM 721 DM 638 DM 193 DM Osnabrück 1.435 DM 613 DM 759 DM 104 DM Pforzheim 1.538 DM 385 DM 689 DM -315 DM 2.067 DM 1.005 DM 1.209 DM 365 DM Remscheid 1.589 DM 481 DM 734 DM -227 DM Salzgitter 1.177 DM 316 DM 446 DM -237 DM 1.730 DM 699 DM 905 DM 28 DM Wolfsburg 2.272 DM 863 DM 1.378 DM 145 DM Würzburg 1.829 DM 794 DM 825 DM 122 DM

Quelle: Tabelle vom DSSW übermittelt

Die daraus resultierende Finanzschwäche Bremerhavens schränkt die Handlungsfähig­ keit der Stadt für die Kommunalpolitik deutlich ein , zumal der Bremerhavener Haushalt neben der schlechten Einnahmesituation auch durch die durch hohe Arbeitslosigkeit entstandenen enormen Kosten im Sozialhilfebereich (in 1998 über 10 Mio . DM, d. h. rd . 80E? DM/Einwohner 8) belastet wird . Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich Bremerhaven in einer hoch­ problematischen Lage befindet. Die weitgehende Vernichtung der traditionellen ökono• mischen Basis der Stadt hat dazu geführt, dass Bremerhaven heute "durch mangelnde Wirtschaftsdynamik, gravierende Strukturschwächen, Beschäftigungsabbau, Einwohner­ verluste, überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit und wachsende Finanznot der öffent• lichen Haushalte gekennzeichnet ist"9.

8 Bruttoausgaben der Sozialhilfe gem . Bundessozialhilfegesetz, Stadt Bremerhaven: Statist. Kurzberi cht 6/00

9 Wehling, Walter (1998) , S. 9: Die Bedeutung des Ocean Park-Projektes vor dem Hintergrund der wirt­ schaftlichen Situation Bremerhavens. In : Bremer Zeitschrift für Wirtschaftspolitik (BZW) , 4/98 , 7-41 Seite 26 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

1.2 Lage, Abgrenzung und räumliche Gliederung des Programmgebiets

Das URBAN-Programmgebiet liegt im zentralen Bereich Bremerhavens. Es schließt nördlich und östlich an die Stadtmitte Bremerhavens an und hat seinen räumlichen Schwerpunkt in den verdichtet bebauten Siedlungsteilen des Stadtteils Lehe (siehe Kar­ te 1). Es umfasst weiterhin den Flussraum der stadtquerenden Geeste mit den uferbe­ gleitenden Brach-, Frei- und Siedlungsflächen, die sich teilweise im Gebiet des benach­ barten Stadtteiles Geestemünde befinden (vgl. Karte 2 und Karte 3) . Der westliche Teil des Programmgebietes mit der Hafenindustriebrache Neuer Hafen und den östlich an­ schließenden Wohngebieten gehört zum Ortsteil Mitte-Nord. Die Fläche des Gesamtge­ bietes beträgt rd. 326 ha.

Die Abgrenzung des Programmgebietes von den übrigen Siedlungsteilen erfolgt nach folgenden Kriterien: o Maß der baulichen Verdichtung (Urbanität) Die im Programmgebiet befindlichen Wohn- und Mischgebiete (Wohnen und Gewer­ be) sind mehrgeschossig und überwiegend geschlossen bebaut. Einfamilienhausge­ biete mit offener Bauweise wurden nicht berücksichtigt o Homogenität der Bebauungsstruktur Die bebauten Gebietsteile weisen, bis auf wenige Ausnahmen, blockartige Bebau­ ungsstrukturen mit einem engen Straßenraster auf. Der Anteil der inneren Freifläche ist gering. o Defizitäre Gewerbe- und Industrieflächen Im Programmgebiet befinden sich ausschließlich Gewerbe- und Industrieflächen mit erheblichen Entwicklungsrückständen (Brachen). o Defizitäre Freiflächen- und Umweltsituation Die in den Programmgebieten einbezogenen Freiflächen sind entweder nicht oder unzureichend für eine Freiflächennutzung erschlossen . Die ökologischen Qualitäten sind überwiegend gering ausgeprägt. Die Umweltsituation ist durch Emissionen be­ lastet. o Defizitäre soziale Situation Große Teile des bebauten Programmgebietes sind bereits Gegenstand von kom ­ pensatorischen Maßnahmen zum Abbau von Kriminalität, Ausgrenzung und schuli­ schen Entwicklungsdefiziten.

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Das Programmgebiet gliedert sich in drei markante Teilgebiete: 1. Verdichtete Wohngebiete in Lehe-Goethestraße und Lehe-Klushof (nördliches Pro­ grammgebiet) H. Hafenorientierte Wohn- und Gewerbegebiete im westlichen Teil am Neuen Hafen III. Flussbezogene Siedlungs- und Freiräume beiderseits der Geeste im östlichen Teil des Programmgebietes.

Die städtebauliche Struktur wird dabei geprägt durch: o den mäandrierenden Fluss Geeste mit uferbegleitender Bebauung, Brachflächen aus früherer Werftnutzung und freien Landschaftsräumen mit zum Teil problemati­ schen ökologischen Altlasten bzw. Sanierungsflächen. o verdichtete Gebiete des Stadtteils Lehe mit überwiegender Wohnnutzung, die durch Altbauten dominiert sind, sowie Gebiete des Stadtteils Mitte, die überwiegend durch Nachkriegsbebauung geprägt werden. o die Industrie- und Gewerbeflächen am Neuen Hafen, wobei sich brachliegende Areale mit (noch) genutzten Bereichen abwechseln und den Zugang zum Hafenbe­ cken sowie zur Weser verhindern. Durch die Stadtteilsanierung Lehes ab den 70er Jahren konnte in dem nördlichen Teil des Antragsgebiets eine Verbesserung der Wohnqualität und die Aufwertung des Wohnumfelds erreicht werden. Es wurden verkehrsberuhigte Bereiche mit Einstellflä­ chen und Grünzonen geschaffen und eine aufwendige Blockentkernung vorgenommen. Mit einer Baumbepflanzung erhielten Teile des Quartiers den ursprünglichen alleeartigen Charakter zurück. Die Kinderspielplätze an der Goethestraße wurden im Zuge dieser Sanierung neu gestaltet. Die Sanierungsmaßnahmen im Ortsteil Goethestraße wurden 1992 abgeschlossen. Das Sanierungsgebiet Klushof steht vor dem Abschluss. Die Gebäudestruktur wird in diesem Gebiet durch die um die Jahrhundertwende ent­ standenen Wohnquartiere bestimmt. Insbesondere die Ortsteile Goethestraße, Twisch­ kamp und Klushof verfügen über einen hohen Anteil Altbauten mit einer Geschosshöhe von vier und fünf Geschossen. Durch die Schließung von Baulücken nach dem zweiten Weltkrieg wechseln sich Alt- und Neubauten ab, sodass die Quartiere Wohnungen mit unterschiedlichen Qualitätsstandards aufweisen. Der südliche Teil des Programmgebietes weist größtenteils eine andere Gebäudestruk• tur auf. In den Ortsteilen Mitte-Nord, Mitte-Süd und den Randgebieten von Geestemün• de-Nord wurden in den fünfziger Jahren eine Vielzahl von Neubauten geschaffen. Das Gebiet galt in den sechziger Jahren als gute Wohngegend im Ausstrahlungsbereich des Zentrums mit fußläufiger Entfernung zur Haupteinkaufsstraße.

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Karte 2. Lage des Programmgebietes innerhalb des Stadtgebietes Bremerhaven

~'-IJ~~SEESTADT BREMERHAVEN ~~~

BREMERHAVEN Hauptverkehrsstrassennelz Stand: 1999 URBAN - Programmgebiet •••••• Kartengrund lage: Kataster­ und Vermessungsamt Lage des Programmgebietes innerhalb des Bearbeitung: Stadtgebietes Bremerhaven Stadtplanungsamt 61/2 August 2000 ~ ______Stadtgrenze Bremerhaven

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Karte 3. Stadt- und Ortsteile im Programmgebiet

WESER

URBAN - Programmgebiet Kartengrundlage: Kataster­ Stadt- und Ortste il e im Programmgebiet und Vermessungsamt Bearbeitung: Stadtplanungsamt 61/2 Stadtteil-, bzw .. Augusti 2000 Ortsteilgrenze ®

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Die Abgrenzung des Programmgebietes entspricht dabei weitgehend nicht den Ortsteil­ grenzen, sondern umfasst ein zusammenhängendes Gebiet, das durch wirtschaftliche und soziale Problemlagen gekennzeichnet ist und in dem niedergehende Industrien Bra­ chen hinterließen. Die gleichzeitig vorhandenen Entwicklungspotenziale konnten bisher nicht genutzt werden. Nur ein Ortsteil liegt ganz im Untersuchungsgebiet, er bildet dessen nordwestliche Grenze (Nr. 134-Goethestraße). Weitere fünf Ortsteile sind zu mehr oder weniger gro­ ßen Anteilen durch das Antragsgebiet abgedeckt. Im Stadtteil Lehe sind dies neben dem genannten Ortsteil Goethestraße noch Nr. 133-Twischkamp und Nr.135-Klushof. Wei­ terhin sind beide Ortsteile des Stadtteil s Mitte mit Te ilbereichen vertreten (Nr.141 -Mitte­ Süd; Nr.142-Mitte-Nord). Vom Stadtteil Geestemünde - südlich der Geeste - beschränkt sich das Antragsgebiet auf Teile des Ortsteils Nr. 211 -Geestemünde-Nord. Ein kleiner und unbewohnter Teil erstreckt sich schließlich auf das Gebiet der stadtbremischen Ü• berseehäfen in Bremerhaven, westlich des Ortsteils 142-Mitte-Nord. Über diese ortsteilbezogene Betrachtung hinaus kann das Antragsgebiet kleinräumig binnendifferenziert betrachtet werden. Insgesamt ist die Unterteilung in 20 Teilgebiete unterhalb der Ortsteilebene möglich. Durch die Abweichung von den Ortsteilgrenzen ist es jedoch nicht möglich, auf ein breites Set von standardisierten sekundärstatistischen Materialien zurückzugreifen . Die vorhandenen Daten sind nur durch Sonderauswertung zu ermitteln und som it in ihrer Interpretationstiefe begrenzt. Da die für die Gesamtstadt maßgeblichen demographischen und sozioökonomischen Prozesse auch im Programmgebiet und den tangierten Ortsteilen ihren Niederschlag finden, werden die vorliegenden Daten im Verhältnis zu den gesamtstädtischen Ver­ gleichswerten vorgestellt. Diese Binnendifferenzierung wird notwendig, da kleinräumig spezifische Problem lagen und unterschiedliche Entwicklungsrichtungen deutlich werden.

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1.3 Bevölkerungsentwicklung im Programmgebiet

Im URBAN-Programmgebiet leben zurzeit knapp 23.000 Menschen. Es umfasst damit die Hälfte der Einwohner der durch das Programmgebiet tangierten sechs Ortsteile und ein Fünftel der gesamten Stadtbevölkerung. Die Zusammensetzung der Bevölkerung in den vom Programmgebiet tang ierten Ortstei­ len stellt sich zurzeit wie folgt dar:

Abb. 10. Bevölkerung im Programmgebiet

Ortsteil Bevölkerung (Stand 30.06.2000)

männlich weiblich in sgesamt Twischkamp 2.328 2.329 4.657 Goethestraße 4.069 4.041 8.110 Klushof 5.183 5.267 10.450 Geestemünde Nord 3.595 3.428 7.023 Mitte-Süd 2.305 2.626 4.931 Mitte-Nord 3.656 3.960 7.616 Summe 21 .136 21 .651 42.787 in v. H. der Gesamtzahl 49,4 50,6 100 Stadt Bremerhaven 58.929 61 .923 120.868 in v. H. der Gesamtzahl 48,8 51 ,2 100

Quelle: Statistisches Amt und Wahlamt der Stadt Bremerhaven gem. Fortschreibung

In diesen sechs Ortsteilen ist - wie im gesamten Stadtgebiet - in den letzten 10 Jahren ein erheblicher Einwohnerrückgang festzustellen . Die nach der politischen Wende in der ehemaligen DDR 1989 verzeichneten Wanderungsgewinne durch Übersiedler wirkten sich in Bremerhaven nur gering aus. Der Beginn der hier vorliegenden Datenreihen zeigt den Höhepunkt der Einwohnerzahlen um 1992. Danach setzte sich der auch schon in den 80er Jahren beobachtete Trend des Einwohnerrückgangs fort. Die Dynamik des Schrumpfungsprozesses ist in den Ortsteilen - bis auf eine Ausnahme - stärker als im städtischen Durchschnitt, wo die Einwohnerzahl zwischen 1991 und 1998 um 4,8 % abnahm. Die Ausnahme stellt der Ortsteil Klushof dar. Bis Mitte der 90er Jahre wuchs dessen Einwohnerzahl erheblich an. Trotz des nach 1996 auch dort einset­ zenden Bevölkerungsrückgangs lag Ende 1998 die Einwohnerzahl über der von 1991 . Ursächlich für diese Sonderentwicklung von Klushof ist die Schließung mehrerer Baulü• cken, unter anderem durch Projekte im sozialen Wohnungsbau.

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Abb. 11. Entwicklung der Einwohnerzahlen 1991 - 1998

Ortsteile Stadt Bre- merhaven Jahre Twisch- Goethe- Klushof Geestem.- Mitte-Süd Mitte-Nord kamp straße Nord 1991 5.719 9.892 10.90 8.044 5.522 8. 767 130.938 8 1992 5.585 10.011 11 .10 8.056 5.629 8.768 131 .468 1 1993 5.637 10.099 11 .29 7.966 5.564 8.804 131.492 2 1994 5.428 9.871 11 .73 7.813 5.363 8.748 130.847 2 1995 5.34 7 9.621 11.81 7.645 5.423 8.583 130.400 9 1996 5.205 9.127 11.76 7.563 5.413 8.509 128.944 2 1997 5.009 8.753 11.37 7.398 5.349 8.250 126.915 1 1998 4.942 8.513 11 .04 7.256 5.205 8.018 124.686 5 Saldo -777 -1.379 137 -788 -317 -749 -6.252 '91 -'98 , absolut Saldo -13,6 -13,9 1,3 -9 ,8 -5,7 -8,5 -4,8 ,91-'98, in% Für 1999 liegen die Einwohnerzahlen bisher nur in Form der Altersgruppenstatistik vor. Deren Daten wei­ chen von der später korrigierten Ausweisung im Statistischen Jahrbuch ab und sind daher hier nicht mit aufgenommen. Sie signalisieren mit ca . 120.000 Einwohnern jedoch eine wei~ere Beschleunigung des Ein­ wohnerrückgangs. Quelle: Statistisches Landesamt Bremen : Statistische Jahrbücher des Landes Bremen, verschiedene Jahre, eigene Berechnungen

Der insgesamt deutliche Einwohnerrückgang bleibt nicht ohne Folgen für die Ortsteile wie auch die Stadt. Mit zunehmender Dynamik kann er in Entleerungstendenzen kumu­ lieren, die wiederum mit oft räumlich konzentrierten Vermietungsschwierigkeiten oder sogar Leerständen einhergehen. Weiterhin sind die schon gezeigten negativen Auswir­ kungen auf die lokale Kaufkraft und damit auf die Versorgungsinfrastruktur zu nennen. Findet dieser Einwohnerrückgang in Form selektiver Wegzüge statt, ist mit einer Ver­ stärkung segregativer Tendenzen in der Stadt durch soziale "E ntmischung" zu rechn en.

1.3.1 Altersstruktur

In der Altersstrukturverteilung sind teilweise erh ebliche Abweichungen vom städtischen Durchschnitt erkennbar. Während insbesondere Mitte-Süd und Geestemünde-Nord über geringe Anteil e von Kindern und Jugendlichen verfüg en, sind diese in den Ortsteilen Goethestraße und Klushof überdurchschnittlich vertreten . Auf der anderen Seite der Altersskala zeigt sich ein Spiegelbild der Situation bei Kindern und Jugendlichen, denn Mitte-Süd und Geestemünde-Nord erweise n sich als Wohngebi ete mit hohem Senioren­ anteil , für die kinderreichen Gebiete gilt das Gegenteil.

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Damit sind die beiden süd lichsten Ortsteile als demographisch "alt" zu bezeichnen, wäh• rend Goethestraße und Klushof als "junge" Wohnstandorte gelten können.

Abb. 12. Altersstruktur 1998

Ortsteile Stadt Bre- merhaven Alter in Twisch- Goethe- Klushof Geestem.- Mitte-Süd Mitte- Jahren kamp straße Nord Nord 0 - 9 7,1 12,5 11,6 5,9 5,1 9,6 9,9 10 - 19 8,8 11,5 11,5 7,5 5,7 10,4 10,9 20 -29 11,7 15,2 13,1 13,2 13,5 14,2 11 ,6 30 -49 29,5 31,6 30,6 26,9 23 ,8 30,1 28,9 50 - 64 22,6 16,4 17,7 22 ,3 23,0 17,5 20,0 >= 65 20,2 12,8 15,4 24,1 28,9 18,2 18,6 insg. 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 N = 4.658 8.333 10.601 6.359 4.896 7.651 120.419 Quelle: Statistisches Amt und Wahlamt Bremerhaven, verschiedene Jahre, eigene Berechnungen

Die kleinräumige Betrachtung bestätigt dieses Bild: Die zum Ortsteil Mitte-Süd gehören• den Teilgebiete um die Deichstraße, die Prager Straße sowie die Marienkirche erreichen hohe Seniorenanteile von über 64-jährigen, wobei für das Gebiet um die Prager Straße mit 40 % der insgesamt höchste Seniorenanteil Teilräume des Programmgebietes zu verzeichnen ist. Außerhalb von Mitte-S üd hat in Mitte-Nord das jedoch dünn besiedel­ te Gebiet um die Rudloffstraße einen hohen Seniorenanteil. Die kinderreichen Gebiete sind neben dem ganzen Ortsteil Goethestraße, die Wohnge­ biete um den Saarplatz, im Ortsteil Klushof sowie westlich der Gi ldemeisterstraße im Ortsteil Mitte-Nord. Es ist auf der Ebene der Ortsteile eine langfristig stabile demographische Struktur nach­ zuweisen. Der rückblickende Vergleich zeigt für 1987 ein im Grundsatz ähnliches Mus­ ter. Damals lebten jedoch noch mehr junge Erwachsene bis 35 Jahren in der Stadt, wie auch die Abweichungen zum Stadtmittel tendenziell etwas geringer ausfielen. Dieses zumindest über gut eine Dekade im Grundsatz stabile Muster zeigt sich auch bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung, also den Geburten- und Sterbefällen pro Jahr, sowie dem daraus resultierenden Saldo. Goethestraße und Klushof, die beiden alters­ strukturell "jungen" Ortsteile, weichen folgerichtig vom stadtweiten natürlichen Bevölke­ rungsrückgang ab. Für Goethestraße ist sogar ein stabiler Geburtenüberschuss auszu­ weisen . Während Mitte-S üd und Geestemünde-Nord einen dauerhaften Überschuss an Sterbefällen zu verzeichnen haben, ist für den Ortsteil Twischkamp die stärkste Dynamik erkennbar: Lag er zu Beginn der 90er Jahre noch gleichauf mit der städtischen Entwick­ lung , hat er inzwischen den zweithöchsten natürlichen Einwohnerrückgang der hier be­ trachteten Ortsteile. Dort spielt der Rückgang der Geburtenrate wie der Anstieg der Sterbeziffern zu gleichen Anteilen eine Rolle.

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1.3.2 Innerstädtisch e Wanderungen

Die Betrachtung von Fluktuationsziffern, also die Summe der Zu- und Wegzüge in einer bestimmten Region pro Jahr sagt etwas über die Dynamik aus, mit der die Bevölkerung sich räumlich neu gruppiert. Diese Daten können Indikatoren für spezifische soziale Probleme sein . Neben der möglichen "Entleerungen" von Räumen können hohe Fluktua­ tionsraten auf Probleme des Wohnungsmarktes hinweisen. Hier wird auf die innerhalb der Stadt stattfindenden Wanderungsbewegungen Bezug genommen. Umzüge über die Stadtgrenzen spielen demgegenüber quantitativ eine geringere Rolle. Bis auf den Ortsteil Geestemünde-Nord, bei dem unterdurchschnittliche innerstädtische Wanderungsbewegungen und Umzüge zu verzeichnen sind , wechselten mehr als ein Fünftel der Ortsteilbewohner 1999 ihre Wohnung. Entweder zogen sie aus einem ande­ ren Ortsteil der Stadt neu in den jeweiligen Ortsteil hinein, verließen ihn zugunsten einer anderen Wohnung in der Stadt oder zogen innerhalb des Ortsteils um, ohne dabei des­ sen Grenzen zu überschreiten. Die meisten ortsteilübergreifenden Wanderungen finden mit den benachbarten Ortstei­ len statt, sodass der mit Abstand größte Teil dieser innerstädtischen Wanderungen in­ nerhalb der vom Programmgebiet tangierten Ortsteile durchgeführt wird. Im Vergleich mit allen Ortsteilen der Stadt Bremerhaven liegen die hier betrachteten - bis auf Geestemünde-Nord - 1998 sämtlich im oberen Bereich der Wanderungsfrequenzen. Goethestraße erreicht dabei den mit Abstand höchsten Wert der gesamten Stadt. In Quartieren mit langfristig stabil hohen Quoten von Wohnungswechseln bilden sich deutlich schwerer stabile Nachbarschaften heraus. Außerdem führen häufige Mieter­ wechsel oftmals zu steigenden Mieten, da Vermieter in solchen Situationen bei entspre­ chender Marktlage Mieterhöhungen leichter durchsetzen können. Belegungsbindungen von Wohnraum, die mietpreisstabilisierend wirken, sind im Programmgebiet und den hier beschriebenen Ortsteilen nur marginal vorhanden. Durch die Berechnung der mittleren Wanderungsfrequenz über mehrere Jahre können statistische "Ausreißer" für einzelne Jahre relativiert werdenlO . Bei der Betrachtung der letzten fünf Jahre (1995 - 1999) bestätigt sich das für 1998 gezeigte Ergebnis. Die Ent­ wicklung der innerstädtischen Wanderungen erweist sich in diesem Zeitraum als weitge­ hend stabil.

10 Eine solche Situation kann entstehen, wenn beispielsweise in einem Jahr eine größere Anzahl Wohnun­ gen neu auf den Markt kommt, in den Folgejahren dies jedoch nicht geschieht. In der Zeitspanne des Erstbezugs sind dann überdurchschnittliche Wanderungsquoten zu beobachten. Seite 35 URBAN II -Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Abb. 13. Innerstädtische Wanderungsquoten 1999 im Vergleich zu den durch­ schnittlichen Quoten 1995 -1999 (j eweils in % der Einwohnerzahl)

Ortsteile Twisch- Goethe- Klushof Geestem.- Mitte-Süd Mitte- kamp straße Nord Nord Wanderungen 1999 insg. 26,6 35,4 28,4 17,9 26,5 26,5 (Weg-/Zuzüge und innerörtl. Wand.) nur innerörtliche 4,6 7,6 5,0 1,3 2,7 4,8 Wanderungen 1999 Wanderungen 1995 - 1999 insg. 26,5 36 ,0 28,4 16,7 26,0 25,4 (Weg-/Zuzüge und innerörtl. Wand.) nur innerörtliche Wanderungen 1995 - 3,2 7,4 4,4 1,4 2,0 4,2 1999 Für die Wanderungsdaten der Jahre 1995 bis 1999 wurde das arithmetische Mittel gebildet und auf die Einwohnerzahlen von 1998 bezogen. Quelle: Statistisches Amt und Wahlamt Bremerhaven, eigene Berechnungen

Die anderen Ortsteile Bremerhavens zeigen - bis auf die de facto kaum bewohnten Ortsteile Fischereihafen und Weddewarden - einen geringeren Bevölkerungsaustausch. Durchschnittlich für die letzten 5 Jahre erreichen hier Geestendorf (23,3 %) , Bürgerpark (21,9 %), Grünhöfe (21,0 %) sowie Leherheide-West und Eckernfeld (20,S % bzw. 20,1 %) die höchsten Werte. Die Bedeutung und Richtung, die Bevölkerungsverschiebungen für die Ortsteile nach sich ziehen, werden durch den Saldo der absoluten Zu- und Abwanderungen ersichtlich. Während sich für Geestemünde-Nord in den letzten 10 Jahren weitgehend ein Null­ summenspiel ergibt, also Zu- und Wegzüge sich annähernd die Waage halten, ist für die meisten Ortsteile eine erhebliche Dynamik nachzuweisen. Der Neuzugang an Wohnun­ gen und die Bevölkerungszunahme im Ortsteil Klushof Mitte der 90er Jahre spiegelt sich im positiven Wanderungssaldo wider. Demgegenüber zeigen insbesondere Mitte-Süd und Goethestraße langjährig einen er­ heblichen abwanderungsbedingten Einwohnerrückgang. Inwieweit dieser Rückgang lediglich zu einer statistischen Verringerung der Haushalts­ größen geführt hat oder die Zahl der Haushalte selbst zurückgeht, kann an hand der vor­ liegenden Registerdaten der Verwaltung nicht geklärt werden. Sollte letzteres zutreffen, müssten Wohnungsleerstände eine Folge sein.

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1.3.3 Ausländische Wohnbevölkerung und Asylbewerber/Flüchtlinge

Erst in den 70er Jahren stieg die Zahl der ausländischen Einwohner Bremerhavens durch Zuzug von Gastarbeitern und den folgenden Familienzusammenführungen. Bis 1976 stieg die Quote in der Stadt auf ca. 6 % an, bei der nächsten Volkszählung 1987 wurden 7 % ausgewiesenl1 . Ende 1999 waren 10,1 % der Bewohner ohne deutschen Pass. Die sechs Ortsteile liegen heute überwiegend nah beim städtischen Durchschnitt. Nur für Geestemünde-Nord und Goethestraße gilt dies nicht. Während im erstgenannten Ortsteil die Zahl der Ausländer nu r die Hälfte des für die Stadt ermittelten Wertes er­ reicht, sind im Ortsteil Goethestraße gut 21 %, also mehr als jeder Fünfte, ausländischer Nationalität. Da auf Stadtteilebene für Lehe ein Wert ausgewiesen wird, der genau dem städtischen Mittel entspricht, kann Goethestraße als einer der Schwerpunkte ausländi­ schen Lebens gelten. Dies wirkt sich auch auf den additiven Wert aller sechs Ortsteile aus: Während 35 % aller Einwohner Bremerhavens in diesen Ortsteilen leben, sind es immerhin 43 % aller Ausländer. Allerdings ist dabei zu beachten, dass "Ausländer" in der amtlichen Statistik über den Nichtbesitz des deutschen Passes definiert werden; aufgrund der zunehmenden Einbür­ gerungen von Migranten ist eine Differenz zwischen Staatsangehörigkeit und "kulturel­ len" Orientierungen zu konstatieren. Gerade unter kleinräumigen Betrachtungen muss davon ausgegangen werden, dass die autochthonen Bewohner die Zahl der Ausländer in ihren Quartieren als höher wahrnimmt, als sie statistisch ausgewiesen sind. Auf Ebene der Teilgebiete wird eine kleinräumig starke Konzentration der ausländischen Wohnbevölkerung deutlich. Die segregativen Tendenzen gelten im Ortsteil Goethestra­ ße insbesondere für das Gebiet um die Eichendorffstraße (26,7 %) und den südlichen Bereich des Ortsteils. Den höchsten Anteil ausländischer Wohnbevölkerung hat jedoch ein kleines Gebiet in Mitte-Nord, zwischen Rudloff- und Bürgermeister-Smidt-Straße (28,2 %) . Altersstrukturell weicht die ausländische Bevölkerung deutlich von der insgesamt vorge­ fundenen Struktur ab. Die nichtdeutschen Einwohner sind jünger, nichtdeutsche Senio­ ren hingegen kaum anzutreffen. Die höchsten Werte erreichen junge Erwachsene zwi­ schen 20 und 35 Jahren, also in der Familiengründungsphase oder kurz danach. Neben einem sehr geringen Ausländeranteil bei Senioren ist ein hoher Anteil von Kin­ dern und Jugendlichen insbesondere im Ortsteil Goethestraße festzustellen. In einigen Altersgruppen sind ein Drittel aller Kinder nichtdeutscher Nationalität. Dieser Umstand sollte speziell bei der Konzeption von schulischen Hilfen oder Bildungsmaßnahmen be­ achtet werden. Die Berücksichtigung der Belange ausländischer Bewohner muss gerade in diesem Kontext besondere Beachtung finden . Dem entsprechen die im Rahmenkon­ zept zur Schulsozialarbeit 1997 ermittelten Daten für den Ortsteil Goethestraße. Dort wird an den beiden Grundschulen der höchste Ausländeranteil aller Bremerhavener Grundschulen mit 41,5 % bzw. 30,2 % nachgewiesen.

11 vergl. Kirk, Matthias; Petrowsky, Werner (2000) : Kontinuität und Wandel in einer Gartenstadt - Armuts­ lagen in Bremerhaven-Grünhöfe im Kontext einer "schrumpfenden Stadt", Universität Bremen, ZWE "Ar­ beit und Region", =Forschungsbericht Nr. 13= Seite 37 URBAN-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Karte 4. Anteil ausländischer Wohnbevölkerung 1999

~ Gesamt­ '\(f stadt

WESER

URBAN - Programmgebiet Kartengrundlage : Kataster­ Ausländische Wohnbevölkerung 1999 und Vermessungsamt Bearbeitung: Stadtplanungsamt 61/2

5%bis 10% bis 01 August 2000 ~ V V Uber·· 15 10 V 10 % 15 %

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Kleinräumig zeigt sich, dass die Anteile ausländischer Kinder und Jugendlicher in der ausländischen Wohnbevölkerung im westlichen und südlichen Bereich des Ortsteils Goethestraße überrepräsentiert sind (Gebiete um die Eichendorffstraße, Geibeistraße sowie im südlichen Teil des Ortsteils). In Mitte-Nord, im Wohngebiet um die Gildemeis­ terstraße, leben jedoch die meisten ausländischen Kinder und Jugendlichen im gesam­ ten Programmgebiet (35,1 % der ausländischen Bewohner sind dort unter 18 Jahre, im städtischen Durchschnitt sind es 26,8 %). Die Gebiete mit den höchsten Anteilen deutscher Kinder und Jugendlicher decken sich im Übrigen nur teilweise mit den kinderreichen Wohnstandorten ausländischer Bewoh­ ner. Die demographische Verteilung der deutschen Wohnbevölkerung zeigt die größten Anteile von Kindern und Jugendlichen in der Mitte des Ortsteils Klushof (um den Saar­ park und den Wilhelm-Kaisen-Platz) sowie an der Gnesener Straße. Das Gebiet mit dem mit Abstand höchsten Anteil von Kindern und Jugendlichen ist jedoch auch bei den deutschen Bewohnern das Wohngebiet um die Gi ldemeisterstraße (26,4 % unter 18 Jahre, im städtischen Durchschnitt sind es 17,4 %). Es ist davon auszugehen, dass die meisten ausländischen Bewohner türkischer Natio­ nalität sind. Für die Stadt Bremerhaven wird für 1999 ein Anteil türkischer Bewohner von 42 % an all en Menschen ohne deutschen Pass ausgewiesen. Die nächstgrößere Grup­ pe sind Portugiesen mit 11 %. Daten für Asylbewerber und Flüchtlinge li egen nur auf Stadtteilebene vor. Sie leben viel­ fach in Gemeinschaftsunterkünften der Stadt. Dementsprechend ist eine Konzentration auf die wenigen Stadtteile zu beobachten, in denen sich diese Unterkünfte befinden. Der vom Programmgebiet in erheblichem Umfang abgedeckte Stadtteil Lehe erreicht dabei den städtischen Mittelwert (Einwohneranteil von 0,7 %) mit 0,6 % knapp, "Mitte" liegt demgegenüber deutlich höher (2 ,3 %).

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1.4 Wirtschaft und Arbeitsmarkt im Programmgebiet

1.4.1 Wirtschaftstätigkeit und Gewerbestruktur

Der wirtschaftliche Strukturwandel in Bremerhaven (vgl. Kapitel 1.1) hatte auch für das Programmgebiet verheerende Konsequenzen. Es kam zum schlagartigen Verlust von Arbeitsplätzen und dem Brachfall großflächiger Industrie- / Gewerbestandorte. So wird auch das Areal des Neuen Hafens an der Weser zurzeit gewerblich kaum genutzt. Dort befinden sich hauptsächlich hafenwirtschaftliche Gewerbebrachen mit auslaufender Nutzung. Gleiches gilt für große Bereiche an der Geeste. Hier befand sich ein Werftbe­ trieb, der ebenfa ll s dem Strukturwandel zum Opfer fiel. Die nach diesem Zusammenbruch erheblich geschwächte und in ihrer Entwicklungs­ möglichkeit aufgrund der strukturell en und infrastrukturellen Schwierigkeiten einge­ schränkten Wirtschaftstätigkeit hat äußerst negative Auswirkungen auf das lokale Ar­ beitsplatzangebot und, daraus folgend, auf das Sozialgefüge und die Motivation der Menschen im Programmgebiet. Die Schaffung wirtschaftlicher Perspektiven ist deshalb eine Schlüsselaufgabe, durch die in der Bevölkerung im Programmgebiet ein Klima der Zuversicht geschaffen und die Eingliederung in das wirtschaftliche und soziale Leben entscheidend gefördert werden kann. Dabei beinhalten die oben beschriebenen Brachflächen an zentralen und - durch die Lage am Wasser - städtebaulich reizvollen Standorten jedoch auch das zentrale Poten­ zia l für zukünftige Nutzungen und damit für die Entwicklung des Programmgebiets. Aber nicht nur die großflächigen Brachen sind ein Kennzeichen für die schwierige wirt­ schaftliche Situation im Programmgebiet. Auch die Situation des Einzelhandels und klei­ ner Gewerbetreibenden im Gebiet ist zunehmend schwierig. Dabei gibt es im Pro­ grammgebiet im Verhältnis zur Innenstadt durchaus vorhandene Subzentren. So lassen sich im nördlichen Programmgebiet zwe i Hauptgeschäftsachsen aufzeigen. Östlich befindet sich die Hafenstraße; eine weitere Geschäftsachse ist die Bürgermeis• ter-Smidt-Straße. Die Gewerbestruktur dieser beiden Geschäftsachsen ist vielfältig. Ne­ ben Einzelhandelsgeschäften, wie Bäckereien, Fleischereien, Elektrofachgeschäften etc. findet sich eine Reihe von Dienstleistungsunternehmen. Weiterhin gibt es in diesem Ge­ biet mehrere Cafes, Kneipen, Restaurants und Bistros. Der Stadtteil Lehe gilt als "Knei­ penviertel" Bremerhavens. Im nördlichen Teil des Programmgebiets schließt sich das "Rotlichtviertel" an. Diese Struktur geht auf die traditionelle Prägung durch Schifffahrt und Hafen zurück. Laut aktueller Zählung des ansässigen Gewerbes befinden sich in der Hafenstraße 83 Einzelhandelsgeschäfte, 72 Dienstleistungsunternehmen (inklusive Banken, Sparkassen und Postfilialen) sowie 1a Arztpraxen, Apotheken und Geschäfte des medizinischen Bedarfs. Sieben Geschäftsräume waren zum Zeitpunkt der Zählung nicht genutzt und standen leer. Ein ähnliches Mischgewerbe findet sich auch in der Bürgermeister-Smidt­ Straße - im Abschnitt zwischen Lloydstraße und der nördlichen Grenze des Programm­ gebietes, der Straße "Am Gitter". Hier ergab die Zählung folgendes Bi ld: 36 Einzelhan­ delsgeschäfte; 24 Dienstleistungsunternehmen; 29 Cafes, Kneipen, Restaurants und Bistros; 11 Arztpraxen, Apotheken und Geschäfte des medizinischen Bedarfs sowie 1 Handelsunternehmen. In der Bürgermeister-Smidt-Straße standen ebenfalls sieben Ge­ schäftsräume leer. Die Gewerbezählung zeigt, dass den Bewohnern der Ortsteile Goethestraße, Klushof, Twischkamp und Mitte-Nord durch diese beiden Geschäftsachsen ein breites Spektrum von Einzelhandelsunternehmen und Dienstleistungsbranchen in fußläufiger Nähe zu ihrem Wohnort zur Verfügung steht.

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Auffällig ist aber, dass sich keine Geschäfte mit einem höherwertigen Warenangebot in diesem Bereich befinden. Juweliergeschäfte oder exklusivere Modeboutiquen sind bei­ spielsweise kaum vorhanden. Zudem konzentriert sich das Gewerbe besonders auf die­ sen beiden Geschäftsachsen. In den kleineren Nebenstraßen haben sich kaum Ge­ schäfte angesiedelt. Ein Zentrumscharakter mit überörtlicher Ausstrahlung muss daher für diesen Teil des Programmgebietes verneint werden, auch wenn Lehe traditionell das einzige Nebenzentrum der Stadt war. Das Gewerbe ist heute also auf die Nahversor­ gung der Bewohner mit Waren des täglichen Bedarfs ausgerichtet. Im südlichen Bereich des Programmgebietes, ·im Stadtteil Mitte, befindet sich, abgese­ hen von der zentralen Einkaufsstraße der Stadt, ein gemischt genutztes Stadtviertel mit Wohnen und Gewerbe. Die wirtschaftlichen Aktivitäten entsprechen dabei in weiten Ab­ schnitten nicht der Lagegunst, die diesem innenstadtnahen Viertel zukommen könnte. Hier zeigt sich die durch Massenarbeitslosigkeit und Einwohnerrückgang begründete ökonomische Schwäche besonders deutlich. Die bestehenden wirtschaftlichen Aktivitäten in diesem Bereich des Programmgebietes beschränken sich vorwiegend auf Kleingewerbe, wie Autoreparaturwerkstätten, Geträn• kemärkte etc. Bedingt durch die ursprüngliche industrielle Nutzung des Geesteuferberei­ ches haben sich einige Betriebe in den Hinterhöfen angesiedelt. Höherwertige Dienst­ leistungsunternehmen fehlen in diesem Bereich des Zentrums. Die teilweise umgesetz­ ten Bebauungskonzepte nach dem Krieg sahen eine weitgehende Trennung von Woh­ nen sowie Gewerbe und Dienstleistungseinrichtungen vor. Daten über die Entwicklung der Gewerbestruktur im Zeitverlauf liegen nicht vor. Durch die Aussagen der an der Programmentwicklung beteiligten Akteure aus dem Programm­ gebiet wurde jedoch deutlich, dass sich die Angebotsqualität und -vielfalt zunehmend verschlechtert, alteingesessene Geschäfte verschwinden und die Fluktuation insgesamt ansteigt. Wie gezeigt, ist die Gewerbestruktur insbesondere im nördlichen Teil des Programmge­ bietes einseitig auf die Versorgung der Wohnbevölkerung mit Gütern des täglichen Be­ darfs ausgerichtet. Die Marktmechanismen von Nachfrage und Angebot haben zu einem Verlust des höherwertigen Gewerbes geführt, damit ist auch die überregionale Attraktivi­ tät verloren gegangen. Als Ursache für diese Entwicklung sind die zurückgehende Kauf­ kraft und Abwanderungstendenzen in der Bewohnerschaft auszumachen.

1.4.2 Internetpräsenz von Bürgern und Unternehmen

Den Bürgern der Seestadt Bremerhaven steht eine ganze Reihe öffentlicher Zugangs­ möglichkeiten ins Internet zur Verfügung. Mit Stand Sommer 2001 haben 6 Internet­ Cafes in Bremerhaven geöffnet, die jeweils ca.10-20 Terminals vorhalten. Zwei dieser Internet-Cafes sind sogar im Programmgebiet URBAN gelegen. Auch die Stadtbibliothek plant in Zukunft Internetzugänge herzustellen. Sie ist mit einer AußensteIle im Programmgebiet vertreten. Die Hochschule und das Alfred-Wegener­ Institut für Polarforschung stellen einzelne Terminals öffentlich bereit. Diese beiden Insti­ tutionen befinden sich jedoch außerhalb des URBAN-Gebietes. Geschätzt sind von den rd . 100 öffentlichen Internet-Zugängen in Bremerhaven etwa 20 bis 30 im URBAN-Programmgebiet verfügbar. Dies entspricht einem Anteil von ca . 0,85- 1,3 Zugangsmöglichkeiten pro 1.000 Einwohner. Der Referenzwert für das gesamte Stadtgebiet liegt etwas niedriger bei etwa 0,85 Zugängen pro 1.000 Einwohner. Im Bereich "Öffentlicher Netzzugang" kann zusammenfassend von einer nahezu gleich­ mäßigen Versorgung der Stadtteile gesprochen werden, die bei rd. 1 Zugang pro 1.000 Einwohner liegt.

Seite 41 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Zur Analyse der Netzpräsenz Bremerhavener Unternehmen werden zwei organisierte Datenbanken im www. herangezogen, da sie systematische Auswertungen erlauben. Hierbei werden die Zielgruppen gewerbliche und private Kunden unterschieden. A) Business to Business Im Rahmen des Projektes "Regionales Informations-System" (www. regis-online.de) haben sich 17 Landkreise und Sechs kreisfreie Städte unter anderem zur Gestal­ tung einer gemeinsamen Unternehmens-Datenbank (UNS) in Nordwestdeutschland zusammengefunden. ReglS verzeichnet mittlerweile rd. 60.000 Seitenabrufe / Wo­ che. Die Datenbank UNS ist dabei als strategisches Werkzeug der Wirtschaftsförderung im Bereich "Business to Business" innerhalb von ReglS ausgelegt. Mit Stand Früh­ jahr 2001 präsentiert UNS 5.600 Unternehmen aus dem produzierenden Bereich, Handwerk, Handel und Dienstleistungen. In Bremerhaven sind in den letzen zwei Jahren für über 320 lokale12 Unternehmen verschiedener Größenklassen differenzierte UNS-Profile erstellt worden. Etwa % der UNS-Unternehmen in Bremerhaven sind über e-mail zu erreichen, 55% der Unternehmen verfügen über eigene WWW-Domänen. 60 Unternehmen (19% der UNS-Teilnehmer aus der Seestadt) haben als Ge­ schäftsadresse Straßen angegeben, die im URBAN-Gebiet verlaufen. Von den 60 UNS-Teilnehmern im URBAN-Programmgebiet haben 40 eigene WWW-Präsentationen erstellt (=67%), 51 Unternehmen verfügen über e-mail (=85%). Die UNS-Teilnehmer im Programmgebiet verfügen im gesamtstädtischen Vergleich überdurchschnittlich häufig über eigene WWW-Adressen oder e-mail. Dabei ist je­ doch zu berücksichtigen, dass durch dass Programmgebiet einige Hauptverkehrs­ straßen laufen, die teilweise außerhalb des Programmgebiets in Gewerbegebieten münden.

B) Business to Consumer Im Zuge der Eigendarstellung der Seestadt (www.bremerhaven.de) im Internet wird Unternehmern die Möglichkeit gegeben, sich selbst in eine Unternehmens­ Datenbank einzutragen. Dies Datenbankprojekt zielt direkt auf den Endkunden (Bu­ siness to Consumer). Bis Frühjahr 2001 haben rund 1.000 Unternehmen aus Bre­ merhaven und der allernächsten Umgebung die Teilnahme realisiert. Das Spektrum reicht dabei vom Freiberufler bis zum Großbetrieb. Filialisten sind ebenfalls vertre­ ten . Eine Umlage der Einträge auf die knapp 1.000 Straßen Bremerhavens ergab eine Zuordnungsquote von 80% . Der Anteil, der nicht zugeordnet werden konnte beträgt 20% (Nieders. Umland / Stadtbremisches Überseehafengebiet Bremerhaven). Von den 800 zu Bremerhaven zugeordneten Unternehmen haben 230 Adressen (Straßen) angegeben, die im Programmgebiet URBAN verlaufen. Von diesen 230 Betrieben sind wiederum knapp 3% überregionale Filialisten.

12 einschI. Stadtbremisches Überseehafengebiet Bremerhaven

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Abb. 14. Verteilung von Unternehmensprofilen über die Internet-Seite der Stadt Bremerhaven

B to C - Datenbank .. www.bremerhaven.de .. Verteilung v. 1.000 Unternehmensprofilen im Frühjahr 2001 Bearbeitung: Stadtplanungsarri 61/2

Umland / Sonstige 20% Rest Stadtgebiet BRHV 57%

URBAN-Gebiet Filialistenl Großunternehmen 1%

URBAN-Gebiet KMU 22%

Über ein Fünftel der Datenbank-Teilnehmer sind im Programmgebiet URBAN online über "bremerhaven.de" erreichbare KMU oder selbständige Einzelunternehmer/ Freibe­ rufler.

1.4.3 Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslose

Die schon beschriebene wirtschaftliche Strukturschwäche Bremerhavens, die sich auch in einer dauerhaft hohen Arbeitslosigkeit ausdrückt, betrifft das Programmgebiet in be­ sonderem Maße. Bezugspunkt der folgenden Erhebung ist 06/2000. Während im Programmgebiet 19,2% aller Bremerhavener leben, sind es 25,7% aller arbeitslos gemeldeten Bewohner der Stadt; die Konze ntration der arbeitslos gemeldeten Ausländer ist besonders hoch. Knapp ein Drittel (29,7%) aller arbeitslos gemeldeten Ausländer Bremerhavens leben im Programmgebiet.

Abb. 15. Dichte ausgewählter Gruppen Arbeitsloser im Programmgebiet, in %

Einwohneranteil arbeitslos arbeitslos arbeitslos arbeitslos arbeitslos Langzeit- gemeldete gemeldete gemeldete gemeldete gemeldete arbeitslose insgesamt Frauen Ausländer Arbeiter < 25 Jah- re Anteil des Pro- 19,2 25,7 20,7 29,7 26,9 25,3 24,6 grammgebiets in der Stadt Bre- merhaven Quelle: Stadt Bremerhaven; Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen

Seite 43 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Auf Ebene des Programmgebietes ist keine genaue Berechnung von Arbeitslosenquoten möglich, da die hierfür notwendigen Basisdaten zur Erwerbstätigkeit (u. a. SV­ Beschäftigte) nicht verfügbar sind. Stattdessen wird eine Rechengröße zugrunde gelegt, die die Zahl der Arbeitslosen auf die Zahl der Erwerbsfähigen (15 bis unter 65 Jahre) bezieht. Dort sind nicht nur Beamte und Selbständige mit erfasst, sondern auch Perso­ nen, die nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, insbesondere Ehefrauen in der Hausfrauenrolle. Damit ist die errechnete Maßzahl niedriger als die nach der üblichen Methode errechnete Arbeitslosenquote. Die hier gewählte Rechengröße erlaubt trotz­ dem eine Annäherung an die gesellschaftliche Relevanz von Arbeitslosigkeit, da sie Strukturvergleiche zwischen den Teilgebieten einerseits, sowie zwischen dem Pro­ grammgebiet und der Gesamtstadt andererseits ermöglicht. Für die Stadt Bremerhaven errechnet sich ein Wert von 11,3% Arbeitslosen an allen Erwerbsfähigen, im Programmgebiet liegt er mit 14,8% deutlich höher. Dieser wird in den kinderreichen Wohngebieten13 (vgl. Kap. 1.3.1) sogar noch übertroffen (16,8%).

Abb. 16. Arbeitslose an allen Erwerbsfähigen in der Stadt Bremerhaven, dem Pro­ grammgebiet sowie kinderreicher Teile des Programmgebietes, in %

Anteil Arbeitsloser an Anteil arbeitsloser Anteil arbeitsloser Aus- allen Erwerbsfähigen Frauen an allen er- länder an allen er- werbsfähigen Frauen werbsfähigen Auslän- dern Bremerhaven 11 ,3 8,9 15,0 Programmgebiet 14,8 9,9 15,6 kinderreiche Teile des 16,3 10,2 16,6 Programmgebietes Quelle: Stadt Bremerhaven; Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen

Auch bei den Arbeitsmarktteilgruppen Frauen und Ausländer steigt mit zunehmender Kleinräumigkeit die Arbeitslos igkeit an, jedoch etwas geringer. Aus der Differenz wird deutli ch, dass der steigende Anteil Arbeitsloser an den Erwerbsfähigen hauptsächlich von Deutschen und Männern ausgelöst wird . Die gen auen Gründe können jedoch nur mit einer Erhebung u. a. der verdeckten Ar­ beitslosigkeit von Frauen und Ausländern im Programmgebiet ermittelt werden. Die Tabelle auf der folgenden Seite zeigt diese Daten - nach Ortsteilzugehörigkeit ge­ gliedert - für die einzelnen Teilgebiete. Sehr kleine Gebiete mit unter 30 Arbeitslosen sind hier jedoch aus Gründen der Validität und des Datenschutzes nicht berücksichtigt worden.

13 Als kinderreiche Gebiete werden im Kapitel 1.3.1 neben dem gesamten Ortsteil Goethestraße die Wohngebiete um den Saarplatz im Ortsteil Klushof sowie westlich der Gildemeisterstraße im Ortsteil Mit­ te -Nord identifiziert. Seite 44 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Abb. 17. Arbeitslose an allen Erwerbsfähigen im Programmgebiet, kleinräumige Gliederung Anteil Arbeitsloser Anteil arbeitsloser Anteil arbeitsloser Anteil Langzeit- an allen Erwerbsfä- Frauen an allen Ausländer an al len arbeitslose an allen higen, in % erwerbsfähigen erwerbsfähigen Arbeits-losen, in % (Anzahl Arbeitslose Frauen, in % Ausländern, in % absolut) IM ORTSTEIL TWISCHKAMP 13350 13,9 8,7 11 ,2 51,2 Rilkeweg (203\ 13360 16,6 12,4 12,4 43,5 Weichselstraße (147\ IM ORTSTEIL GOETHESTRASSE 13410 20,5 13,9 16,0 36,3 Eichendorffstraße (182\ 13430 12,0 6,6 18,0 29,7 Ge ibeistraße (64\ 13420 15,4 9,3 18,6 31,1 Gothestr.-Nord (106\ 13440 17,4 1.1.1 19,2 37,9 Goethestr.-Mitte (441\ 13450 15,9 10,1 11 ,2 39,8 Gnesener Straße (196) IM ORTSTEIL KLUSHOF 13580 17,5 12,9 18,4 27,3 Saarpark (99) 13560 15,9 10,3 18,3 44,4 Stadtpark (270) 13590 9,4 n/a n/a 41 ,7 Wilhelm-Kaisen-Platz (36) IM ORTSTEIL MITTE-SUD 14150 10,1 7,3 n/a 40,0 Prager Straße (40) 14120 21,9 12,8 26,2 48,0 Marien-Kirche (173) IM ORTSTEIL MITTE-NORD 14260 11,8 9,6 13,4 35,8 Hannastraße (201) 14240 12,4 5,6 10,6 40,7 Gildemeister- (113) straße West Stadt 11,3 8,9 15,0 41,7 Bremerhaven (9,180) (3.529) (1.345) (3,826) Erwerbsfähige sind Einwohner im Alter von 15 bis unter 65 Jahren. Sehr kleine städtische Teilgebiete, in denen insgesamt weniger als 30 Arbeitslose vorkommen, wurden hier nicht ausgewiesen. Ebenso wurden dort keine Werte ausgewiesen, wo die absolute Zahl in einer Zelle unter 10 lag. Unterstrichene Hervorhe­ bungen kennzeichnen die Teil gebiete, in denen die Werte mindestens 10% über dem gesamtstädtischen Durchschnitt liegen. Que lle: Stadt Bremerhaven; Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen '

Die Teilbereiche des Untersuchungsgebietes im Stadtteil Lehe (Ortsteile Twischkamp, Goethestraße und Klushof) überschreiten den städtische Durchschnitt fast überall deut­ lich und können als besonders von Arbeitslosigkeit betroffen identifiziert werden. Dies gilt außerdem auch für das Gebiet um die Marienkirche im Stadtteil Mitte. Die Betrach­ tung der beiden Teilgruppen des Arbeitsmarktes bestätigt dieses Bi ld: In den Kernberei­ chen der Ortsteile Goethestraße und Klushof sind auch die Quoten der arbeitslosen Frauen und der Ausländer ohne Arbeitsplatz besonders hoch. Ergänzt wird dieser Prob­ lemschwerpunkt auch hier vom Wohngebiet um die Marienkirche.

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Langzeitarbeitslosigkeit ist - wie schon gezeigt - in Bremerhaven häufig anzutreffen. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen liegt zurzeit bei 41,7%. Besonders hohe Quoten zeigen sich in den Gebieten Rilkeweg und Marienkirche. Hier befinden sich Wohnblöcke der öffentlichen Wohnungsversorgung mit hoher Konzentration von dauer­ haft aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossenen Personen, was sich auf den Durchschnitt der Gebiete auswirkt. Bei den anderen Gebieten liegt die Quote der Langzeitarbeitslosen zwar unter dem Stadtdurchschnitt - allerdings bei einem sehr hohen Niveau der Arbeitslosigkeit insge­ samt. Das heißt, die arbeitsmarktstatistisch erfasste Arbeitslosigkeit ist weniger verfes­ tigt als man erwarten könnte. Dies kann ein Alterseffekt sein, da es sich um demogra­ phisch junge Gebiete handelt und jüngere Arbeitslose einerseits mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben als Ältere, andererseits auch von Maßnahmen der Arbeitsmarktpoli­ tik eher erreicht werden. Die Quote der Langzeitarbeitslosigkeit hat al lerdings für den Prozess einer dauerhaften Arbeitsmarktausgrenzung nur eine begrenzte Aussagekraft, da jede - auch kurzzeitige - Unterbrechung der Arbeitslosigkeit statistisch als Neubeginn von Arbeitslosigkeit erfasst wird. Bisher wurden die Besonderheiten der räumlichen Ausprägung von Arbeitslosigkeit im Programmgebiet betrachtet. Die interne Struktur der gemeldeten Arbeitslosen bietet ei­ nen weiteren Zugang zur Analyse.

Abb. 18. Binnenstruktur der Arbeitslosigkeit bei ausgewählten Gruppen in der Stadt Bremerhaven, dem Programmgebiet sowie kinderreicher Teile des Programmgebietes in % Anteil Ante il Anteil Anteil Anteil Frauen Ausländer Arbeiter Arbeitslose Langzeit- < 25 Jahre arbeitslose Bremerhaven 38,4 14,7 68,5 10,7 41,7 Programmgebiet 31,0 16,9 71,8 10,5 40,0 Kinderreiche Teile 29,5 20,5 77,2 11,7 36,3 des Programm- gebietes Quelle: Stadt Bremerhaven; Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen

Es fällt auf, dass die Binnenstruktur der arbeitslos Gemeldeten im Programmgebiet von den städtischen Werten abweicht. Dies gilt insbesondere für Frauen, Ausländer und Ar­ beiter. Während die höheren Anteile bei den Ausländern und Arbeitern aus der anderen Sozialstruktur erklärbar sind, ist der unterdurchschnittliche Anteil von Frauen bei den arbeitslos Gemeldeten nicht einfach auf die Sozialstruktur zurückzuführen. Dies kann vielmehr ein indirekter Effekt von verdeckter Arbeitslosigkeit' sein, wenn man bedenkt, dass insbesondere Mütter während der Kindererziehung dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen und dementsprechend auch nicht in der Arbeitslosenstatistik erscheinen. Als Hinweis für diesen Zusammenhang kann gesehen werden, dass in den kinderreichen Teilen des Programmgebiets die oben beschriebenen Differenzen noch deutlicher zutage treten. Die Analyse des Leistungsbezugs gibt Hinweise auf die finanzielle Situation der von Ar­ beitslosigkeit Betroffenen. In den Arten des Leistungsbezugs (Arbeitslosengeld als Ver­ sicherungsanspruch und Arbeitslosenhilfe als eine einer Bedürftigkeitsprüfung unterzo­ genen Leistung) spiegelt sich neben der rechtlichen auch eine geldliche Hierarchie wi­ der.

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Abb. 19. Leistungsbezug Arbeitsloser, bezogen auf alle Arbeitslosen in % Arbeitslosengeld Arbeitslosenhilfe Frauen ohne Be- Männer ohne (ALG) (ALH I) und Eing lie- zug Bezug derungshilfen (EG- (ohne ALG , ALHI , (ohne ALG , ALHI , HI) EGH I) EGHI) Bremerhaven 34,1 53,1 29 ,2 2,6 Programmgebiet 30,2 60,0 24,7 3,1 Kinderreiche Teile 28,0 61,4 22,9 5,7 des Programm- [gebietes Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen

Im Vergleich zum städtischen Durchschnitt ist der Ante il von ALG-Beziehern an den Ar­ beitslosen im Programmgebiet deutlich geringer; dies gilt noch mehr in den kinderrei­ chen Teilen. Umgekehrt ist der Anteil der Leistungsempfänger von ALHI und EGHI (wo­ bei letztere quantitativ keine Rol le spielen) dort weit höher als in der Gesamtstadt. Man kann also davon ausgehen, dass die Arbeitslosen im Programmgebiet insgesamt auch geringere Einkünfte haben. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die geschlechtliche Differenz bei den arbeits­ los Gemeldeten ohne Leistungsbezug. Während bei Männern diese Gruppe marginal ist, macht diese Gruppe ca. ein Vi ertel all er arbeitslos gemeldeten Frauen aus. Dies li egt im Wesentli chen an der Bedürftigkeitsprüfung des ALHI-Bezugs, da verheiratete arbeitslos gewordene Frauen in der Regel ausgesteuert werden, da ihr Ehegatte Einkommen be­ zieht. Der re lative Rückgang dieser Gruppe im Programmgebiet und mehr noch in den kinderreichen Te il en dürfte mit dem schon erwähnten Effekt der verdeckten Arbeitslosig­ keit zusammenhängen, da viele Frauen ihre Arbeitslosigkeitsmeldung nach der Aus­ steuerung nicht mehr erneuern.

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Karte 5. Grundkarte und Arbeitslosigkeit 1999

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1.5 Soziale Verhältnisse und Kultur im Prog rammgebiet

Aus der Statistik des Arbeitsamtes Bremerhaven, hier Bestand an Arbeitslosen nach Berufsgruppen geht hervor, dass folgende Berufsgruppen in besonderem Maße von Arbeitslosigkeit bedroht sind: • Schlosser, Mechaniker • Warenkaufleute • Verkehrsberufe • Verwaltungs- und Büroberufe • Ernährungsberufe • Sozial- und Erziehungsberufe. Die genannten Gruppen stellen etwa die Hälfte aller Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk. Die Entwicklung der Zahlen in diesen Gruppen ist von 1996 bis Mitte 2000 rückläufig , allerdings auf der Basis eines immer noch hohen Bestandes. Die Wiedereingliederungs­ chancen für Langzeitarbeitslose werden dann als günstig beurteilt, wenn sie auf der Grundlage der vorliegenden Förderprogramme erfolgen. Aufgrund der aktuellen Stabilisierung der Auftragslage im Werftenbereich sowie der günstigen Entwicklung des Hafenumschlags und der Nahrungsmittelindustrie konzent­ riert sich die Nachfrage der Unternehmer derzeit in den Berufsgruppen Schlos­ ser/Mechaniker, Verkehrs- und Ernährungsberufe. Für Verwaltungs- und Büroberufe werden aktuell verbesserte Berufschancen durch das zum Jahresende an den Markt gehende und im Programmgebiet liegende Ca li-Center gesehen. Mit der Arbeitslosigkeit und der allgemein wirtschaftlich schwierigen Lage geht im Pro­ grammgebiet nachweislich auch die armutsbedingte soziale Ausgrenzung, eine abneh­ mende Motivation sowie ein Rückgang kultureller Aktivitäten einher. Hierfür liegen verschiedene Indikatoren vor, die insgesamt eine problematische Tendenz für das Programmgebiet bzw. die hier betrachteten Ortsteile sichtbar macht.

1.5.1 Armut Die schon beschriebene hohe und andauernde Arbeitslosigkeit drückt sich in einer zu­ nehmenden Verarmung der Haushalte aus. Als Indikator hierfür kann die Sozialhilfedich­ te dienen, da die Bezieher solcher Leistungen üblicherweise am unteren Ende der Ein­ kommensskala anzusiedeln sind. Bremerhaven hat mit Abstand den höchsten Anteil von Sozialhilfeempfängern in Deutschland (13,8 % 1997), wobei die Quote der weiblichen Sozialhilfeempfänger diese mit 15,7 % übertrifft und damit sogar noch deutlicher vor allen Städten in Deutschland rangiert14. Kleinräumig stellt sich die Situation teilweise noch dramatischer dar. Die drei Leher Ortsteile weisen Empfängerquoten auf, die über dem hier ermittelten Durchschnitt der Stadt (11,3 %) liegen. Goethestraße erreicht sogar den zweithöchsten Anteil in Bremer­ haven, dort bezieht mehr als jeder fünfte Einwohner Leistungen des Sozialamtes (23,S %) . Mitte-Nord liegt nur leicht über dem städtischen Wert, Mitte-Süd etwas darun­ ter.

14 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (1999), S. 80ff: Aktuelle Daten zur Entwicklung der Städte, Kreise und Gemeinden. Ausgabe 1999. Bonn: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung =Berichte; Bd. 3= Seite 49 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Lediglich Geestemünde-Nord weist eine erheblich unterdurchschnittliche Quote von So­ zialhilfeempfängern auf (5,6 %), dort ist jedoch nur ein kleiner Teil des Ortsteils im ge­ planten URBAN-Gebiet enthalten (vgl. Karte 6) .

Seite 50 URBAN-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituati on

Karte 6. Sozialleistungs- und Transferbezug 1998

Gesamt­ stadt

WESER

URBAN - Programmgebiet Kartengrundlag e: Kataster­ Sozialleistungs-/Transferbe zug 1998 und Vermessungsamt Bearbeitung: Anteil Q;) Anteil Anteil ~ Stadtplanungsamt 61/2 ® . HLU-Empfänger/ August 2000 ~ HLU-Empfänger/ 5,7% HLU-Empfänger/ 11,3% 23,5% Einwohner bis 10% Einwohner 10-15% Einwohner über 15%

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Abb. 20. Soz ialhilfeübers icht auf Ortsteilebene, Empfänger von "laufender Hilfe zum Lebensunterhalt" (HLU), Ende 1998

Einwohner Empfänger Quote Weddewarden 717 25 3,5 Königsheide 5.644 169 3,0 Fehrmoor 2.688 61 2,3 Leherheide West 10.047 2.398 23,9 Speckenbüttel 3.274 26 0,8 Eckernfeld 5.451 279 5,1 Twischkamp 4.942 673 13,6 Goethestraße 8.513 1.997 23,5 Klushof 11.045 1.773 16,1 Schierholz 5.007 351 7,0 Buschkämpen 754 26 3,4 Mitte Süd 5.205 544 10,5 Mitte Nord 8.018 960 12,0 Geestemünde Nord 7.256 411 5,7 Geestendorf 12.193 1.125 9,2 Geestemünde Süd 3.470 257 7,4 Bürgerpark 5.594 745 13,3 Grünhöfe 7.743 1.495 19,3 Schiffdorferdamm 2.340 45 1,9 Surheide 3.123 101 3,2 Dreibergen 5.955 497 8,3 Jedutenberg 5.406 170 3,1 Fischereihafen 301 21 7,0 Stadt Bremerhaven 124.686 1.4149 11,3 Aufgrund von nicht den Ortsteilen zuzuordnenden Empfängern liegt die Zahl um ca . 10% zu niedrig. Ob diese fehlenden Personen jedoch gleichmäßig über die Stadt verteilt sind, ist unklar. Auch auf Stadtebene sind die den Ortsteilen nicht zuzuordnenden Personen nicht berücksichtigt. Grau unterlegt sind die Ortsteile, die vom geplanten URBAN-Gebiet tangiert werden . Feit hervorgehoben sind Ortsteile mit über dem Stadtdurchschnilt liegenden Empfängerquoten. Quelle: Statistisches Amt und Wahlamt Bremerhaven, eigene Berechnungen

Der Vergleich mit Daten aus dem Jahr 1990 verdeutlicht die Stabilität der sozialen Prob­ lemlagen in den nördlichen Ortsteilen des Programmgebietes. Dort lagen die Werte - bis auf Klushof - auch damals über dem städtischen Mittel von 6,1 %, die anderen Ortsteile des Stadtteils Mitte und Geestemünde-Nord teilweise deutlich darunter. Weitere Indikatoren für die geringe finanzielle Leistungsfähigkeit sind die auf Stadtebene vorliegenden Daten zur Einkommenssituation. Im Vergleich der bundesdeutschen Städ­ te zeigt sich, dass in Bremerhaven wenig verdient wird.

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Die monatliche Lohn- und Gehaltssumme je Beschäftigten in der Industrie li egt mit 4.174 DM auf dem drittniedrigsten Niveau15.

lt Als Ausdruck der ökonomischen Schwäche ("sich-nicht-Ieisten-können ) ist weiterhin die sehr niedrige Zahl der PKWs zu werten (392 PKW je 1.000 Einwohner 1997). Nur in , /Saale und li egt dieser Wert niedriger. In den Städten mit vergleich­ barer Größe ist die PKW-Dichte um 20 % - 60 % höher16 .

Abb. 21. PKW-Dichte in kreisfreien Vergleichsstädten der alten Bundesländer

Einwohner PKW je 1.000 Veränderung Ende 1997 Einwohner 1991-1998 Ende 1998 in % Remscheid 120.639 500 6,6 120.987 530 3,7 Bottrop 121 .565 500 11 ,2 Wolfsburg 122.798 636 6,3 Bremerhaven 123.815 392 3,2 Regensburg 125.085 532 10,3 Würzburq 126.392 475 5,1 Bund (nur alte Länder) 523 12,9 Alle kreisfreien Städte der alten Bundesländer mit Einwohnerzahlen zwischen 120.000 und 130.000. Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 1999, Seite 215f.

Nach vorläufigen Berechnungen hat sich bis heute der Bestand an PKWs nur leicht er­ höht. Kleinräumig kann neben der ökonomischen Lage auch die demographische Struk­ tur der Bevölkerung eine Rolle spielen, da diese über die Stadt nie gleich verteilt ist. Be­ stimmte Altersgruppen (Kinder, alte Menschen) verfügen noch nicht oder nicht mehr über Autos. Es fällt auf, dass im Ortsteil Goethestraße in den letzten Jahren die im Vergleich mit Abstand niedrigsten Werte zu verzeichnen sind und damit die schon geringe PKW­ Quote der Stadt nochmals erheblich unterschritten wird. Auch in der gesamtstädtischen Betrachtung aller Ortsteile erweist sich dieser Wert als der geringste in ganz Bremerha­ ven. Leherheide-West mit dem zweitniedrigsten Wert verfügt immerhin über 305 PKW pro 1.000 Einwohner. Mitte-Nord nähert sich diesen Werten über die letzten Jahre hin­ weg an und unterschreitet inzwischen ebenfalls das städtische Mittel deutlich. Der Ortsteil Grünhöfe, der Gegenstand einer aktuellen Sozialstudie der Universität Bre­ men war und erhebliche Armutslagen aufweist, erreicht eine PKW-Dichte von 314 PKW17.

15 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (1999), S. 136ff: Aktuelle Daten zur Entwicklung der Städ• te , Kreise und Gemeinden. Ausgabe 1999. Bonn: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung =Berichte; Bd . 3=

16 ebenda, S. 206ff.

17 Kirk, Matthias; Petrowsky, Werner (2000): Kontinuität und Wandel in einer Gartenstadt - Armutslagen in Bremerhaven-Grünhöfe im Kontext einer "schrumpfenden Stadt", Universität Bremen, ME "Arbeit und Reg ion", =Forschungsbericht Nr. 13=

Seite 53 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Abb. 22. PKW-Dichte 1996 - 1998

450 U1i Brerren / Regon" 400

L.. ~ 350 ..c 0 300 c~ üJ 0 250 0 ~ ...... 200 '+- ffi 150 a...~ 100 50 0

1f'~ s!' ~f?} .~ roCj "'~ c#'~ ",,::>"::> ' ,,~ '

Quelle: Statistisches Landesamt Bremen: Statistische Jahrbücher des Landes Bremen, verschiedene Jah­ re, eigene Berechnungen

Daten vor 1996 wurden nicht kleinräumig ausgewiesen, somit sind längere Zeitreihen nicht verfügbar. Als mögliche Erklärungen sind für die Goethestraße einerseits die über­ durchschnittliche Zahl von Kindern und Jugendlichen zu nennen. Gleichzeitig ist - wie hier gezeigt - die Quote der Sozialhilfeempfänger die zweithöchste aller Ortsteile Bre­ merhavens. Hier können also sowohl demographische wie auch Armutseffekte eine Rol­ le spielen. Für Mitte-Nord gilt bei des in dieser Form nicht. Die demographische Struktur entspricht dem städtischen Durchschnitt und Sozialhilfeempfänger sind nur leicht überrepräsen­ tiert.

1.5.2 Kriminalitäts- und Drogenproblematik

Die polizeiliche Kriminalstatistik für die Stadt Bremerh aven weist 1994 die Ortsteile Twischkamp und Goethestraße als Brennpunkte bei Rauschgiftdelikten aus. Ein noch gravierenderes Ergebnis erg ibt sich für den Bereich der Straßenkriminalität. Die Ortsteile Mitte-Süd, Mitte-Nord, Klushof und Geestemünde-Nord belegen in der Rangliste der 23 Ortsteile Bremerhavens die Plätze 1 bis 4.

Se ite 54 URBAN II -Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Aus der wissenschaftlichen Begutachtung des Bremerhavener Drogenhilfesystems lässt sich entnehmen, dass ca. 1.000 Personen mit problematischem Drogenkonsumverhal­ ten in der Stadt leben18. Da sich zwei Brennpunkte bei den Rauschgiftdelikten im nördlichen Teil des Programm­ gebietes konzentrieren, muss davon ausgegangen werden, dass sich hier auch ein Schwerpunkt der Drogenszene Bremerhavens befindet. Als Drogenhilfeeinrichtung befindet sich im Programmgebiet der "Kontaktladen" in der Heinrichstraße (Ortsteil Goethestraße). Die zuletzt für das Jahr 1999 erhobenen Daten der Kriminalitätsstatistik für die Gesamt­ stadt Bremerhaven weisen insgesamt 15.000 Delikte aus. Dies entspricht einer Quote von 1250 Delikten pro 10.000 Einwohner.

18 Hartfiel, S. (1998), S. 58: Evaluation des Bremerhavener Drogenhilfesystems, Abschlussbericht, Bremer Institut für Drogenpolitik (B ISDRO), Universität Bremen Seite 55 URBAN-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Karte 7. Übersicht Rauschgiftdelikte und Straßenkriminalität

'. WESER

URBAN - Programmgebiet - -- Kartengrundlage: Kataster­ Rauschg iftdelikte und Straßenkriminalität und Vermessungsamt Bearbeitung: Häufigkeit von Häufigkeit von ~ Stadtplanungsamt 61/2 Rauschg iftdelikten 1 Strassenkrimin alität nach Rang der 23 nach Rang der 23 August 2000 ~ Orts teile Bremerhavens Ortsteile Bremerhavens

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1.5.3 Bildungsdaten und Stellung im Beru f

Die Daten zur Bildungsstruktur basieren auf der Volkszählung 1987 und sind somit in­ zwischen veraltet. Sie können aber als Orientierungsrahmen dienen, da trotz Fluktuation und natürlicher Bevölkerungsentwicklung nicht von einer grundlegenden Strukturverän­ derung ausgegangen werden kann . Die demographischen Strukturen haben in den letz­ ten 10 Jahren keine tiefgreifenden Veränderungen im Verhältn is von Programmgebiet zu Gesamtstadt erkennen lassen, sie sind weitgehend stabil.

Abb. 23. Bildungsstruktur nac h Ortsteilen, Volkszählung 1987, in % Ortsteile Stadt Schulabschluss Twisch- Goethe- Klushof Geestem.- Mitte- Mitte- Bremerh aven kamp_ straße Nord Süd Nord Volks- u. Haupt- 71 ,6 67,7 64,5 50,6 54,8 56 ,6 62 ,7 schule Realschule 18,3 19,8 22,0 31,1 26,6 23,8 22,3 Abitur 6,6 9,6 10,4 15,5 16,2 16,2 11,6 insg. 96,5 97,1 96,9 97 ,2 97,6 96,6 96,6 ohne Schulab- 3,5 2,9 3,1 2,8 2,4 3,4 3,4 schluss insg. 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 N = 3.659 6.332 7.119 5.505 3.577 5.832 87.218 Die Daten beziehen sich auf Einwohner im erwerbsfähigen Alter (15 - 65 Jahre). Quelle: Statistisches Landesamt Bremen, Volkszählung 1987, eigene Berechnungen

Die 1987 ebenfalls im Rahmen der Volkszählung erhobene Stellung mit Beruf ergänzt dieses Bild . In den Ortsteilen Lehes wohnten im Vergleich zur Stadt überdurchschnittlich viele Arbeiter, hingegen eher wenig Selbständige, Beamte und Angestellte.

Im Hinblick auf die Schulabbrecher wird die Situation für das gesamte Stadtgebiet Bre­ merhavens in der nachfolgenden Tabelle dargestellt. Dabei ist festzustellen, dass von den 49 Schulabbrechern des Schuljahres 1999/2000 sind fo lgendermaßen auf die bei­ den Hauptschulen im Programmgebiet verteilen:

H gesamt Abbrecher % Lessingschule 149 10 6,71 Körnerschule 145 7 4,83

Auffällig ist der kontinuierliche Rückgang der Schulabbrecherquote seit Beginn der Neunziger Jahre für die Stadt Bremerhaven insgesamt. Für die im Stadtteil Lehe befind­ lichen Hauptschulen (Lessing- und Körnerschule) liegen die Quoten weit oberhalb, bzw. oberhalb des aktuellen Bremerhavener Durchschnitts.

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Abb. 24. Schulabbrecherquote der allgemeinbildenden öffentlichen Bremerhavener Schulen - Hauptschule Schulabbrecher, d. h. Schüler, die ohne Schulabschluss die Schule verl assen, kommen in der Regel an den allgemeinbildenden Schulen lediglich im Bereich der Hauptschule vor und sind in der nachstehenden Übersicht unterstrichen markiert.

Schul- H7 H8 H9 H10 Schüler Abgänger darunter Abbrecher Abbrecher in % jahr Hauptschule Hauptschule gesamt gesamt 90/91 354 419 393 213 1379 403 88 6,38 91/92 325 449 400 222 1396 364 87 623 92/93 334 403 41 6 314 1467 423 68 4,64 93/94 336 403 380 326 1445 41 2 57 3,94 94/95 305 366 405 340 141 6 389 74 5,23 95/96 251 352 364 365 1332 409 66 4,95 96/97 284 304 354 312 1254 361 79 6,30 97/98 293 330 306 300 1229 364 64 5, 21 98/99 299 347 327 245 1218 335 65 5,34 99/00 317 331 312 280 1240 329 49 3,95 00/01 297 359 330 263 1249 n. n. be- n. n. bekannt n. n. beka nnt kannt

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1.5.4 Infrastrukturelle Einrichtungen und kulturelle Aktivitäten

Im Hinblick auf die medizinische Versorgung für die Stadt Bremerhaven li egt die Quote derzeit (2001) bei 1,9 Ärzte pro 1000 Einwohner (nur niedergelassene Ärzte). In dem gesamtstädtischen Gebiet bestehen 38.000 Mitgliedschaften in Sportvereinen und ca. 10.000 Mitgliedschaften in kulturellen Vereinen. Für das Programmgebiet lässt sich folgende Situation feststellen: Entsprechend der zentralen Lage befinden sich die Volkshochschule sowie die Stadtbib­ liothek im Stadtteil Mitte. Ebenso liegen das Stadttheater, das Schiffahrtsmuseum und der Zoo am Meer in unmittelbarer Nähe des Programmgebietes im Stadtteil Mitte. Nördlich der Geeste, im Ortsteil Klushof, li egen die Stadthall e, die Eislaufhalle und die Stadtverwaltungszentrale. In nordwestlicher Randlage des Programmgebietes schließt die Bezirkssportanlage Pestalozzistraße an. Das Programmgebiet verfügt über 11 Schulen, wobei sich vier Schulen im Ortsteil Goe­ thestraße konzentrieren. Derzeit zeichnet sich in der Stadt generell die Schließung ver­ schiedener Schulen ab, wovon sich auch einige im Programmgebiet befinden (z. B. die Deichschule). Da hierüber jedoch noch keine abschließende Entscheidung getroffen wurde, können derzeit keine konkreten Angaben über die EntWicklung der Schulen im Programmgebiet gemacht werden. Im Stadtteil Lehe gibt es 17 Kindertageseinrichtungen mit insgesamt 1.101 Plätzen für Kinder von 3 bis 6 Jahren. Davon entfallen auf das Programmgebiet 5 Einrichtungen, die 292 Plätze anbieten. Die Versorgungsquote für den gesamten Stadtteil Lehe liegt mit 81 % rund neun Prozent unter der Gesamtquote für die Stadt Bremerhaven. Da ca. die Hälfte der Einwohner Lehes im Programmgebiet wohnen und dort gleichzeitig überdurchschnittlich viele Kinder leben, ist eine Unterversorgung in diesem Teil Lehes abzuleiten. Im Stadtteil Mitte gibt es nur 5 Kindertageseinrichtungen, mit insgesamt 342 Plätzen. Die Versorgungsquote für den Stadtteil liegt mit 91 % im städtischen Durchschnitt. Der Großteil der Kindertagesstätten wird durch freie Träger betreut; eine wird vom Amt für Jugend und Soziales getragen. Hortplätze für Schüler im Alter von 6 bis 12 Jahren stehen im gesamten Stadtgebiet nur in geringem Umfang zur Verfügung. Im Stadtteil Lehe werden 135 Plätze angeboten, davon entfallen nur 40 auf das Programmgebiet. Im Stadtteil Mitte befinden sich 76 Hortplätze.

Plätze in Kindergärten/Krippen per 1000 Einwohner in Bremerhaven: Die Zahlen für das Jahr 2001: Kindergärten: 25,3 Plätze pro 1000 Einwohner Kinderkrippen: 0,43 Plätze pro 1000 Einwohner Kinderhorte: 5 Plätze pro 1000 Einwohner

Im Ortsteil Goethestraße befinden sich zwei Kinderspielplätze, die im Zuge der Stadtteil­ sanierung Lehes neu gestaltet wurden. Des weiteren befinden sich kleinere Spielplatz­ flächen an der Grundschule Deichstraße und der Theodor-Storm-Schule.

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Für Senioren befinden sich mehrere Angebote insbesondere im Stadtteil Lehe; die Ar­ beiterwohlfahrt Bremerhaven betreibt in diesem Bereich drei Altentagesstätten sowie zwei Senioren-Cafes und 3 Altenpflegeheime. Darüber hinaus hat auch das Sozialzent­ rum der AWO mit dem ambulanten Pflegedienst seinen Standort in Lehe. Dort befindet sich außerdem eine städtische Tagesstätte für Senioren ("Die Kogge"). Im Stadtteil Mitte liegt eine weitere städtische Einrichtung der Sen iorenbetreuung . Im Programmgebiet sind als größte Veranstaltungsorte vor allem die o. g. Stadt- und die Eislaufhall e vorhanden. Hier finden jedoch vorwiegend Veranstaltungen mit regionalen und überregionalen Charakter statt, die wenig Bezug zum Programmgebiet und den dortigen Akteuren haben. Auch lokale Sportvereine wie der REV Bremerhaven (Eisho­ ckey), die in Bremerhaven und im Umland einen hohen Bekanntheitsgrad genießen, haben "nur" ihren Vereinssitz und Trainingsort im Programmgebiet. Weitergehende Kon­ takte oder sogar eine konkrete Zusammenarbeit mit Bewohnern oder anderen Akteuren aus dem Programmgebiet existieren kaum . In den letzten Jahren haben sich vor allem der Pferdestall, das Capitol und der Lehe­ Treff als Orte für kulturelle Aktivitäten herausgebildet. So betreibt der Verein Kunst und Nutzen e. V. über einem ehemaligen Pferdestall in der Gartenstraße ein Atelier, in dem national und international anerkannte Künstler für eine begrenzte Zeit wohnen und arbei­ ten . Dabei stellt die Stadt Bremerhaven den Künstlern jeweils für ein Jahr ein Stipendi­ um zur Verfügung. Zudem dient der Pferdestall auch als Veranstaltungsraum für Lesun­ gen, Vorträge oder Theater- und Musikaufführungen. Insgesamt wird jedoch auch hier eher ein Publikum angesprochen, dass nicht aus dem angrenzenden Programmgebiet stammt. Im Capitol in der Hafenstraße betreibt die Angestelltenkammer Bremen, Geschäftsstelle Bremerhaven, unter dem Logo "ak-kulturell" ein professionelles Kleinkunsttheater. Ziel­ setzung ist die Förderung einer lebendigen Stadt- und Theaterkultur. Dabei kommen vorwiegend Gastspiele namhafter Künstler der Bereiche Kabarett, Satire und Comedy aus Europa zur Aufführung. Der Lehe-Treff wird vom Amt für Jugend und Fam ilie der Stadt Bremerhaven betrieben und spricht mit seinem Programm vorwiegend Kinder und Jugendliche aus dem Pro­ grammgebiet an. Aber auch für Erwachsene, insbesondere deutsche und ausländische Frauen, bietet der Lehe-Treff Aktivitäten und Kurse an. Darüber hinaus gibt es im Programmgebiet diverse Werbegemeinschaften oder infor­ melle "Straßen-Bündnisse", die sich mit wechselnder Besetzung und Häufigkeit für di­ verse Aktionen engagieren. Ein lebendiges kulturelles Leben, das auch die verschiede­ nen Nationalitäten der Bewohner und Gewerbetreibenden des Programmgebiets bein­ haltet, ist derzeit nicht zu erkennen.

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Karte 8. Infrastruktureinrichtungen im Programmgebiet

I GE ME IN B E0 A RF SE I N RI C·HTUN GEN IM UR BAN - PRO GR A MM G E B lET

I flI Sc hule CI Kirche, kirchI. Einri c htung 0 Sp orlli c he Einrich t ung

o Kultur elle Einrichtung CJ Soz i oi e Einrich t ung D Grünflä che Porkonloge

o Öffentliche Verw o liung lW Grünfläche Sportpla t z R'fl Dauerkleingarten

Karte : Stadtplanungsamt Bremerhaven, Maß~taß 1:13 .000 --- Grefll.e Prog .-Qßb i e l

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1.6 Umweltsituation im Programmgebiet

Der Aktionsrahmen "Nachhaltige Stadtentwicklung" in der Europäischen Union formuliert bei den Zielsetzungen des Schutzes der städtischen Umwelt neben den unmittelbaren umweltschutzrelevanten Aspekten der Luft- und Bodenqualität, der Lärmbelastung und Abfallwirtschaft auch die Belange der ressourceneffizienten Siedlungsstruktur, des Schutzes und Verbesserung der bebauten Umgebung sowie des Flächenverbrauchs. In der anschließenden Analyse der Umweltsituation wird dieser breite Ansatz verfolgt, so­ dass einleitend die nutzungs- und siedlungsrelevanten Fragen erörtert werden, bevor auf die einzelnen Umweltbelastungen im Programmgebiet näher eingegangen wird.

1.6.1 Siedlungsdichte

Nach dem Landschaftsprogramm Bremen, Teil Bremerhaven (1991), handelt es sich bei einem Großteil des Programmgebietes um mit Grünflächen unterversorgte Siedlungsbe­ reiche. Diese Erkenntnis wird durch einen statistischen Vergleich auf Ebene der geplan­ ten also zukünftigen Nutzung im Programmgebiet gestützt. Hierzu wird der Entwurf zum Flächennutzungsplan der Seestadt herangezogen. Auf gesamtstädtischer Ebene wird durch den mit dem Landschaftsprogramm abge­ stimmten Flächennutzungsplanentwurf ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Grün- und Wohnflächen angestrebt. Die wichtigsten Aufgaben der Grünflächen im In­ nenbereich der Stadt und damit im Programmgebiet sind u.a.: o Gliederung und Auflockerung der Baumassen (Gestaltung des Orts- und Land- schaftsbildes ) o Ausgleich des städtischen Kleinklimas (Grünflächen als Kaltluftbahnen) o Aufnahme wohnnaher Erholungs- und Freizeiteinrichtungen Ein quantitativ ausgeglichenes Flächenverhältnis für das hochverdichtete URBAN­ Programmgebiet kann aufgrund der gegebenen Zentralität planerisch nicht sichergestellt werden. Die Siedlungs- und Verkehrsflächen im Programmgebiet werden die Grünflä• chen auch in Zukunft an Fläche überwiegen (vgl. Abb. 25 und Abb. 26).

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Abb. 25. Geplante Flächennutzung in ha

Geplante Flächennutzung im Vergleich (ha) FNP- Entwurf Urban-Gebiet 2000 Gesamtstadt

Wohnbauflächen 1645,S 118,2

Verkehrsflächen 371 ,8 30,S Grünflächen/Flächen zur Pflege von Natur und 1570,8 33,9 Landschaft Andere Flächennutzungen 2229,4 157,8

Summe (ha) 5817,6 340,4

WasserfI . nicht berücksichtigt

Abb. 26. Geplante Flächennutzungen in Prozent

Verhältnis ausgewählter geplanter Flächennutzungen zueinander im URBAN· Gebiet 2000 Grünflächen I Flächen zur Pflege von Natur und Landschaft 19%

Verkehrsflächen 17%

Verhältnis ausgewäh lter geplanter Flächennutzungen zuein ander in Bremerhaven 2000

Wohnbauflächen Grünflächen I 46% Flächen zur Pflege von Natur und Landschaft 44%

VerkehrsflächenI 10%

Quelle: Stadtplanungsamt Bremerhaven

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Aufgrund der hohen Bebauungsdichte weist das Programmgebiet also einen unter­ durchschnittlichen Anteil an privaten und öffentlich zugänglichen Grünflächen auf. Dies gilt insbesondere, da die vorhandenen Freifl ächenpotenziale an der Geeste nicht zu­ gänglich bzw. erlebbar mit dem Programmgebiet verbunden sind. Dies stellt sowohl aus Perspektive der Erholungssuchenden als auch aus Sicht des Umweltschutzes ein erheb­ li ches Problem dar. Aufgrund der geringen Grünflächenanteile im Programmgebiet ist ein großräumiges Bio­ top-Verbundsystem erst recht nicht vorhanden. Dabei ist der tidebeeinflusste Unterlauf der Geeste einer der wenigen Bereiche innerhalb des besiedelten Stadtgebietes mit ökologisch wichtigen Brackwasserzonen. Diese Uferbereiche sind jedoch durch die e­ hemalige Werftnutzung erheblich vorbelastet. Trotzdem besitzt die Geeste noch gewisse Verbundfunktion. Mit ih ren Randzonen ist sie als potenzielle Hauptvernetzungsachse für den Biotopverbund von der Innenstadt bis in die Niederung hinein daher von herausragender Bedeutung für das Programmgebiet. Die Geesteufer sind im Hinblick auf die Entwicklung eines leistungsfähigen, kleinräumi­ gen Verbundsystems besonders im skizzierten Abschnitt der alten Industriebrachen re ­ levant und mit bestehenden Biotopstrukturen zu verknüpfen. Mit der "Entwicklung des Geesteufers" kann neben der Schaffung von Erholungsbereichen also zudem ein wichti­ ger Beitrag zum Biotopverbund innerhalb des besiedelten Bereiches geleistet werden.

1.6.2 Verkehrssituation

In der langgestreckten Stadtstruktur Bremerhavens grenzt das Programmgebiet im Nor­ den an die Innenstadt an und wird infolgedessen in Ost-West-Richtung durch den zent­ ralen Autobahnzubringer Mitte sowie in Nord-Süd-Richtung durch die dazugehörigen Verteilerstraßen zerschnitten. Aus diesem Grund leidet das Gebiet erheblich unter den Folgen dieses Durchgangsverkehrs. Hinzu kommt in den Bereichen der Subzentren der entsprechende Zielverkehr. Aufgrund des geringen PKW-Besatzes im Programmgebiet (vgl. Kapitel 1.5.1) ist in den Bewohnern selbst weniger die Ursache für die hohe Ver­ kehrsbelastung zu sehen. Die wesentlichsten Umweltbelastungen im Programmgebiet gehen daher auch von den Hauptverkehrsstraßen aus, die in längeren Abschnitten Verkehrsstärken von 10.000 bis zu 30.000 Kfz pro Tag aufweisen. Es handelt sich dabei zum großen Teil um Durch­ gangsverkehr aber auch um Ziel-/Quellverkehr. Die Problemschwerpunkte befinden sich in den geschlossen bebauten Teilen der Hafen­ und Stresemannstraße. Hier werden die gesetzlich zu lässigen Grenzwerte der Lärmim• missionen zum Teil erheblich überschritten (vgl. Karte 9 und Karte 10). Dies betrifft so­ wohl die Tag- als auch die Nachtwerte. Dies ist insofern von besonderer Bedeutung, da verschiedene Studien belegen, dass sich die Lärmproblematik aus Sicht von Bewohnern inzwischen allgemein zum bedeutendsten Umweltproblem entwickelt hat. Da diese Belastung jedoch in erster Linie aus der o. g. Stadtstruktur resultiert, ist weder kurz- noch mittelfristig eine deutliche Verbesserung für das Programmgebiet realisierbar. Daher gilt es insbesondere, im Programmgebiet Rückzugsmög li chkeiten für die Bewoh­ ner zu schaffen. Die Straßenzüge des Programmgebiets werden auf einer Streckenlänge von 9,2 km von Bussen des Öffentlichen Personennahverkehrs befahren (Stadtbusverkehr der Bremer­ havenBus). Die angegebenen Streckenlänge bezieht sich auf eine Fahrtrichtung, die Streckenabschnitte werden Z.T. von mehreren Buslinien befahren .

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Alle 12 Stadtbuslinien (zzgl. 1 Nachtbuslinie) verkehren im Programmgebiet auf unter­ schiedlichen Routen i.W. in Nord-Süd-Richtung. Das Programmgebiet ist im Wesentli­ chen also. räumlich gut durch den ÖPNV erschlossen. Eine Ausnahme (Haltestellenein­ zugsbereich > 400 m) stellt der bislang unbebaute Geestebogen und eine Fläche an der Ecke Pestalozzi-/ Kistnerstrasse dar. Im Jahr 2000 gab es 12,96 Mio. beförderte Personen im gesamten Bedienungsgebiet des Stadtbusverkehrs der BremerhavenBus, die in gewissem Umfang auch das Umland mit bedient. Die Benutzerzahlen bezogen auf das Programmgebiet (Ziel-/Quell- oder Durchgangsverkehr) lassen sich dagegen nicht feststellen. Grundsätzlich gilt, dass die meisten Haltestellen im Tagesverkehr 4 und z.T. deutlich mehr Abfahrten je Stunde und Richtung haben, d.h. für einen Takt von ( < ) 15 min . ist von einer mittleren Wartezeit kleiner 7,5 min auszugehen. Die mittlere Reisegeschwindigkeit für das gesamte Bedienungsgebiet des Stadtbusver­ kehrs (BremerhavenBus) liegt bei 19,1 km/ho Im Programmgebiet existieren entlang der meisten Hauptverkehrsstraßen Radverkehrs­ an lagen. Netzlücken gibt es insbesondere in Abschnitten der Rickmers- und Hafenstras­ se. Für die Hafenstrasse soll die Lücke - auch im Zusammenhang mit URBAN II - ge­ sch lossen werden. Die Radwegenetzlänge (bestehend aus straßenbegleitenden* Rad ­ wegen und Radfahrstreifen sowie selbständig geführten Rad- bzw. Rad-/ Gehwege) beträgt im Programmgebiet 26,6 km (Summe der Längen von Richtung und Gegenrichtung) Strategische Aussagen zur Verkehrsentwicklung sind den Leitlinien für die Generalver­ kehrsplanung in Bremerhaven (GVP 95) zu entnehmen. Als Ziele sind darin formuliert: SichersteIlung der Mobilität, Entlastung von Verkehrsimmissionen, Erhöhung der Ver­ kehrssicherheit und schonender Umgang mit Landschaft und Natur. Das Konzept orien­ tiert sich an folgenden Kernpunkten: • Konzentration des Kfz-Verkehrs dort, wo seine Störwirkung und sein Gefährdungs- potential gering sind: • Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs • Förderung des Fußgänger- und Radverkehrs • Berücksichtigung von Landschaft und Natur bei der Netzgestaltung und der Trassie- rung Bremerhaven ist aufgrund der bedeutenden Hafenfunktionen in starkem Maße vom Lkw­ Verkehr belastet. Nicht zu letzt vor diesem Hintergrund und den vorgenannten Zielen so llen Güterverkehre, die nicht auf andere Verkehrsträger verlagert werden können aus sensiblen, verdichteten Stadtteilen ferngehalten werden. Um ein weiteres Anwachsen dieser in starkem Maße lärm- und abgasintensiven Verkehre auch im Programmgebiet zu unterbinden, erfolgen derzeit konkrete planerische Schritte zu einem leistungsfähigen Ausbau des Überseehafenzubringers, über den insbesondere weitere Hafenentwicklun­ gen an das überregionale Verkehrsnetz angebunden werden. Auch für die Anbindung der geplanten Technologie-Park Entwicklungen am Alten/Neuen Hafen sind die eingangs genannten Strategien von Bedeutung.

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Karte 9. Belastung durch Kraftfahrzeuge

WESER

URBAN - Programmgebiet Kartengrundlage: Kataster­ Vorhandene Verkehrsbelastungen und Vermessungsamt Bearbeitung: > 10.000 Kfz / Tag Stadtplanungsamt 61/2 > 20.000 Kfz / Tag August 2000 ~

> 30.000 Kfz / Tag

Seite 66 URB AN-Brelllerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituati on

Karte 10. Lärmbelastung - Tag

WESER

URBAN - Programmgebiet - -- Kartengrundlage: Kataster­ Lärmimm issionen [dB (A)] -ausgewäh lte Punkte - Tag und Vermessungsamt Bearbeitung: >69dB(A) > 64 dB (A) Stadtplanung samt 61/2 Grenzwerte erheblich Grenzwerte August 2000 ~ 6) überschritten [>+6 dB (A)) überschritten

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1.6.3 Altlasten

Infolge der industriellen und gewerblichen Nutzung der vorhandene Brachflächen in der Vergangenheit weisen diese Altlastenrückstände oder einen Altlastenverdacht auf. Die Beseitigung dieser Umweltbelastungen ist jedoch Voraussetzung zur Realisierung einer Nachnutzung der betroffenen Areale und damit zur Entwicklung des Programmgebiets. Im Programmgebiet bzw. am Rande bestehen heute zwei bereits gutachterlich unter­ suchte Altlastenflächen sowie eine Altlastverdachtsfläche, jeweils im Bereich von Werft­ bzw. Hafenbrachen (vgl. Karte 11).

Standort Neuer Hafen Am Südende des Neuen Hafens hat sich zwischen 1930 und 1950 ein großes Tanklager befunden, das vermutlich im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Das betroffene Gebiet wurde durch zwei Sondierbohrungen erkundet. Die Analyse der Bodenproben zeigte starke Belastungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen und Benzin auf. Für die Sanierung der Altlasten im Bereich Neuer Hafen, die sfch teilweise im Bereich des geplanten Technologie-Parks (spätere Bauabschnitte) befinden, stehen Mittel aus dem Investitionssonderprogramm des Landes Bremen zur Verfügung. Mit einem Beginn der Sanierung ist in Kürze zu rechnen.

Standort ehemaliges Rickmersgelände Im Untergrund des geplanten Gewerbe- und Wohngebietes konnten ausgehend von der ehemaligen Werftnutzung insbesondere Schwermetalle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe nachgewiesen werden. Im südlichen Bereich der Werftbrache wur­ den Abfälle aus dem Betrieb der Werft und hausmüllähnliche Abfälle angetroffen. Die genannten Belastungsstoffe haben das im Gelände befindliche Stauwasser (ca. 1 m unter der Oberfläche) bereits beeinträchtigt. Eine Gefährdung des Ökosystems der be­ nachbarten Geeste ist jedoch nicht zu erwarten. Die Sanierung der Altlasten auf dem Gelände der ehemaligen Rickmers-Werft wird be­ reits im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirt­ schaftsstruktur durchgeführt, ebenso wie die orientierende Untersuchung für das Gelän• de Geeste-Metallbau.

Standort Geeste-Metallbau Als Ergebnis der laufenden orientierenden Altlastenuntersuchung werden aufgrund des ehemaligen Werftbetriebes ähnliche Schadstoffbelastungen im Boden erwartet wie auf dem Gelände der ehemaligen Rickmers-Werft. Die Sanierung und Herrichtung des Standortes Geeste-Metallbau soll im Rahmen des Ziel 2 Programms erfolgen. Die Sanierung der genannten drei Standorte ist für die Entwicklung des Programmgebie­ tes insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht von zentraler Bedeutung. Alle drei Flächen befinden sich in stadtzentraler Lage und sind über das bestehende Hauptverkehrsstra­ ßennetz auf kurzem Wege erreichbar. Die unmittelbare Orientierung zum Wasser ist ebenfalls bei jedem Standort gegeben.

Seite 68 URB AN-Bremerhaven 2000-2006 Charakteristik der Ausgangssituation

Karte 11. Altlastenübersicht

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URBAN - Programmgebiet - -- Kartengrundlage: Kataster­ Altlasten - Flächen mit gutachtlich nachgewiesenen und Vermessungsamt Bearbeitung: umweltgefährdenden Stoffen / Altlasten-Verdachtsflächen Stadtplanungsamt 61/2 Alter Hafen II Rickmersgelände A Verdachtsnäche August 2000 ~ ...... I Neuer Hafen (ehemalige Werft) ~III Geeste Metallbau

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1.7 Chancengleichheit von Frauen und Männern im Stadt- und Pro- grammgebiet

Im Stadt- und im Programmgebiet leben über 50 % Frauen, deren Situation in diesem Kapitel, insbesondere hinsichtlich der Chancengleichheit im Arbeitsmarkt, gesondert betrachtet werden so ll. Für die Stadt Bremerhaven ist festzustellen, dass von insgesamt 15.518 Sozialhilfeemp­ fängern (Stand 31.12.1998) 8.875 Frauen waren und davon 920 nicht deutsch, d. h. rd. 60 % der Sozialhilfeempfänger sind weiblich. Aufgrund der Altersstruktur - die größten Gruppen liegen in den Altersbereichen "unter 7 Jahren" und ,,25 bis 50 Jahre" - liegt der Schluss nahe, dass es sich zu einem großen Teil um (alleinerziehende) Mütter mit Kin­ dern handelt. In diesem Zusammenhang ist auf die geringe Anzahl an Hortplätzen im Programmgebiet hinzuweisen, die eine Berufstätigkeit von Müttern - unabhängig in wei­ chem Tätigkeitsfeld - zusätzlich erschwert. Bei den Arbeitslosen im Stadtgebiet stellt sich das Verhältnis umgekehrt dar, rd . 61 ,5 % der Arbeitslosen sind Männer und rd . 38,5 % Frauen. Wenn man die "versteckte Arbeits­ losigkeit" bei Frauen berücksichtigt, scheint das Verhältnis daher ausgewogen. Für das Programmgebiet lassen sich einige Problemgebiete feststellen, in denen Frauen - be­ zogen auf die Erwerbstätigen - besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind (vgl. Kapitel 1.4.3). Aufgrund der allgemeinen Angaben über das Stadtgebiet und der Tatsache, dass der Bevölkerungsanteil von Frauen im Programmgebiet ebenfall s im städtischen Durch­ schnitt li egt, ist insgesamt jedoch nicht von einer signifikanten Abweichung auszugehen. Bei arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sind Frauen in Bremerhaven dagegen stark unterrepräsentiert; dies gilt auch im Vergleich zur Stadt Bremen. Bei den Arbeitsbe­ schaffungsmaßnahmen sind 66,1 % Männer und 33,9 % Frauen vertreten. Im Rahmen der Strukturanpassungsmaßnahmen sind sogar 69,1 % Männer und nur 30,9 % Frauen. Auch bei den Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung sind Männer mit 64,9 % ge­ genüber Frauen mit 35,1 % deutlich stärker vertreten. Darüber hinaus gibt es generell nach wie vor erhebliche Unterschiede, in welchen Berei­ chen Frauen arbeiten. So ist festzustellen, dass die Beschäftigungsquote von Frauen in Bremen noch 1997 im "Verarbeitenden Gewerbe" bei 19 % und im privaten Dienstleis­ tungssektor bei 62 % lag. Dies deutet angesichts des geringen Dienstleistungsbesatzes in Bremerhaven (vgl. Kapitel 1.1.3) momentan auf eine besonders schwierige Situation von Frauen hin. Gleiches gilt für die Bildungs-/Ausbildungssituation. Insbesondere in den wachstums­ starken technologieintensiven Bereichen sind Frauen auch in Bremen/ Bremerhaven nach wie vor stark unterrepräsentiert. In der Hochschule Bremerhaven, in der neben Betriebswirtschaft überwiegend technische Studiengänge angeboten werden (z. B. In­ formatik, Medieninformatik, Wirtschaftsingenieure, Lebensmitteltechnik), waren im Win­ tersemester 98/99 1.207 Studierende eingeschrieben, davon gerade 231 Frauen, d. h. 19 %. Bei den Studienanfängern lag der Frauenanteil jedoch bereits bei 32,3 %. Auch bei den Ausbildungsberufen stellt sich die Situation im Lande Bremen ähnlich dar. Die häufigsten Ausbildungsberufe von Frauen liegen zwar im Dienstleistungssektor, je­ doch kaum in technologieintensiven Bereichen. Die zehn am stärksten durch Frauen besetzten Ausbildungsberufe im Lande Bremen sind für 1998: Arzthelferin, Bürokauf­ frau, Kauffrau im Einzelhandel, Zahnarzthelferin, Friseurin, Rechtsanwalts- und Notar­ fachangestellte, Kauffrau im Groß- und Außenhandel, Industriekauffrau, Speditionskauf­ frau, Kauffrau für Bürokommunikation. Aufgrund der sonstigen Angaben für Bremerha­ ven und das Programmgebiet sind auch hier keine besonderen Abweichungen von die­ ser Struktur zu erwarten.

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1.8 Syn optische SWOT Analyse

Aus den Erkenntnissen der vorangegangenen Bestandsanalyse lassen sich zusammen­ fassend folgende Stärken/Schwächen bzw. Chancen/Risiken definieren:

1.8. 1 Funktionalität un d Infrastruktur im Prog rammgebiet

Stärken Sc hwäc hen - Zentrale Lage innerhalb des Stadtge- - Kontinuierlicher Rückgang der Bevölke- biets rungszahl - Heterogener Charakter aufgrund ge- - Hoher Anteil von (geringen) Transfer- mischter Flächennutzungen einkommen - Großes Nachfragepotenzial aufgrund - Arbeitsplatzanzahl rückläufig verdichtet bebauter Wohngebiete - Großflächige Industriebrachen, kosten- - Größenstruktur der Wirtschaft geprägt intensive Umnutzung aufgrund von Alt- durch kleine und mittlere Unternehmen lasten - Vorhandensein von Subzentren wie - Versorgungslücken bei Gütern des mit- der Hafenstraße/Ernst-Reuter-Platz tel- und langfristigen Bedarfs, schwieri- - Teile des Programmgebiets sind als ge Lage des Einzelhandels aufgrund förmlich festgelegte Sanierungsgebiete der geringen Kaufkraft im Gebiet ausgewiesen - Leerstände bei vorhandenen Gewerbe- räumen Chancen Risiken - Bildung eines attraktiven und konkur- - abnehmende Qualität bei dem Einzel- renzfähigen Unterzentrums handelsangebot - Dienstleistungs- und Versorgungsfunk- - Zunahme von Kriminalität und Vanda- tionen für die einkommensstärkeren li smus Umlandbewohner ausbauen - Zunahme der Konkurrenz im Einzel- - Entwicklungsfähige historische Stadt- handel durch weitere Ausweisungen bildqualitäten (Urbanität) zur Stärkung von Sondergebieten im Umland des Subzentrums nutzen - zunehmende verkehrliche Belastung - Qualifizierungspotenziale durch Bildung - weiterer Imageverfall eines Stadtteilmanagements gezielt entwickeln - Imageverbesserung durch positive Entwicklungen im Sinne eines lebens- werten urbanen Raumes mit vielfältigen Angeboten (Wohnen, Arbeiten, Kultur, Versorgung, Erholung) und Nutzung der Lage am Wasser

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1.8.2 Technologie- und Innovationspotenzial im Programmgebiet

Stärken Schwächen - Erfolgreicher Ansatz eines technologie- - Schlechtes Image Bremerhavens als orientierten Gründungszentrums Technologiestandort (BRIG) - Mangelnde Konkurrenzfähigkeit ge- - Hoher Anteil an ausgründungsbereiten genüber den entwickelten Hightech- Unternehmen im BRIG Standorten Hamburg und Bremen - Ausbaustandard der Hochschule Bre- - Geringes Qualifizierungsniveau ehe- merhaven und des Technologietrans- maliger Industriebeschäftigter/ Lang- fers zeitarbeitsloser - Vorhandenes Qualifizierungspotenzial - Geringes Potenzial an Existenzgrün- im Multimediasektor dern Chancen Risiken - Integrierte Gewerbeflächenstandorte - Abwanderung wachstumsträchtiger mit maritimen Lagequalitäten für die Unternehmen und Fachleute aus der Ansiedlung von arbeitsplatzintensiven Stadt und der Region Unternehmen verfügbar - Anhalten der Strukturkrise im produzie- - Standortvorteile durch räumliche Nähe renden Sektor (insb. Schiffbau) der Faktoren Wohnen und Arbeiten so- - Fortdauer der Wachstumsschwäche im wie Zentrumsnähe Dienstleistungssektor, - Nutzung vorhandener Ansätze und - Nicht ausreichendes Qualifizierungspo- Stärkung durch Netzwerke tenzial/nicht ausreichende Bereitschaft - Bildung einer regionalen Technologie- zur Qualifizierung kompetenz durch die Zusammenfüh- rung von Unternehmen/Gründern in ei- nem Park - Bereitstellung von preisgünstigen Räumen für Existenzgründer - Ausbau des TeChnologietransfers zur Stärkung der Innovationsfähigkeit von Bremerhavener Unternehmen - Entwicklung von abgestuften Qualifizie- rungsprogrammen zur Integration von Jugendlichen, Frauen und Arbeitslosen in zukunftsorientierte Unternehmensbe- reiche

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1.8.3 Arbeitsmarkt und Qualifizierungsstruktur im Programmgebiet

Stärken Schwächen - Institutionen der Qualifizierung im Pro- - überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit grammgebiet mit teilweise ungünstiger Struktur - - geringes Qualifizierungsniveau ehe- maliger Industriebeschäftigter - geringes Bildungsniveau der Jugendli- chen - Chancen Risiken - Entwicklung von Qualifizierungspro- - weitere Abwanderung qualifizierter Ar- grammen zur Integration in den ersten beitskräfte mangels lokaler Arbeitsplät- Arbeitsmarkt im Verbund mit lokalen ze und anderer Benachteiligung des Wirtschaftsunternehmen Programmgebiets - Beschäftigungsimpulse durch Heran- - unzureichendes Qualifikationspotenzial führung an neue Technologien und ar- und Qualifizierungsniveau der Arbeit- beitsplatzintensive Dienstleistungen nehmer / Arbeitssuchenden - Stärkung der kommunikativen Kompe- - zunehmende Langzeitarbeitslosigkeit tenz der Bewohner und Gewerbetrei- benden im Umgang mit neuen Medien und den Potenzialen der Kommunikati- onsgesellschaft

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1.8.4 Umwelt und Erholung im Programmgebiet

Stärken Schwächen - Landschaftlich attraktives Umfeld zur - Stark versiegelte und hoch verdichtete Nordseeküste und zur Geesteniede- Wohngebiete rung - Großer Anteil an Hauptverkehrsstraßen - Unterdurchschnittlicher Motorisierungs- mit Durchgangsverkehr grad der Bevölkerung im Programmge- - Unterdurchschnittlicher Grünflächenan- biet teil - Seeklima mit häufigem Luftaustausch - Altlastenstandorte Chancen Risiken - Erschli eßung der Geesteniederung und - Zunahme der Motorisierung der Hafenareale für Freizeit- und Erho- - Flächenversiegelung durch Bebauung lungsnutzungen von Freiflächen - Ökologische Regenerierung von Fluss- - Einschränkung der Freiflächennutzung ufern durch die Beseitigung von Altlas- durch Vandalismus und Kriminalität ten

1.8.5 Chancengleichheit von Frauen und Männern

Stärken Schwächen - Lebenserfahrung von Frauen - Wenig ausgebildete Frauen in wachs- - hohes Bildungsniveau von jungen tumsstarken technologieintensiven Be- Frauen reichen Chancen Risiken - Förderung von Frauenarbeitsplätzen - Andauernde Wachstumsschwäche im durch Entwicklungsmaßnahmen im Dienstleistungssektor Dienstleistungs- und Einzelhandelsbe- - Nicht ausreichende Qualifizierungs- reich möglichkeiten / Bereitschaft - Entwicklung von frauenspezifischen Qualifizierungsprofilen u. a. zur Förde- rung von Existenzgründungen - Gezielte Unterstützung von Frauen beim Aufbau eines Technologie-Park und - Soziale Absicherung von Frauenberufs- tätigkeit (z. B. durch die Bereitstellung von Hortplätzen)

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1.8.6 Zusammenfassende Herleitung von Kriterien der Benachteiligung des Pro­ gramm gebiets

Die Benachteiligung des Programmgebiets lässt sich auf Basis der vorgenommenen SWOT-Analyse an hand folgender Kriterien zusammenfassend darstellen:

Kriterium Erfüllungsgrad Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt Geringe Wirtschaftstätigkeit in Folge besonders starkem strukturellen Wirtschaftswandels • Hohe Arbeitslosenquote • Hohe Langzeitarbeitslosenquote

Hohe Jugendarbeitslosigkeit

Soziales Problematische Bevölkerungsentwicklung (quantitativ) • Problematische Bevölkerungsentwicklung (soziale Mischung) • Ökonomische und soziale Ausgrenzu ng • Hohe Kriminalität und verbreiteter Vandalismus D Niedriges Bildungsniveau • Hoher Umstellungsbedarf aufgrund lokaler wirtschaftlicher und sozia­ ler Schwierigkeiten • Niedriges Qualifizierungsniveau • Hoher Anteil an ausländischer Wohnbevölkerung

Umwelt Altlastenstandorte

Starke Verkehrsbelastung Hohe Siedlungsdichte •

Erläuterung der Symbole

• Besondere Problem lage im überwiegenden Teil des Programmgebiets

~ Besondere Problem lage in ein igen Teilen des Programmgebiets o sekundäre Relevanz

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1.9 Besonderer Umstellungsbedarf aufgrund lokaler wirtschaftlicher und sozialer Schwierigkeiten

Die hier zusammengestellten Daten lassen erkennen, dass die für die Stadt Bremerha­ ven zentralen Prozesse sich auch im Programmgebiet niederschlagen. Sie können mit dem Begriff der "schrumpfenden Stadt" umschrieben werden. Dieser Begriff meint dabei nicht nur den an Dynamik gewinnenden Bevölkerungsrückgang, sondern auch damit in Zusammenhang stehende Entwicklungen. Sie können durch die folgenden verschiede­ nen Indikatoren aus den Ortsteilen und der Stadt belegt werden: • anhaltende Massenarbeitslosigkeit aufgrund des weitgehenden Zusammenbruchs der industriellen Basis • Schrumpfung auch des tertiären Sektors bzw. Beschäftigungsrückgang in Dienstleis- tungsberufen • geringe Haushaltseinkommen und damit geringe finanzielle Ressourcen • starke Angewiesenheit auf sozialstaatliche Transferleistungen • Gefährdung der vorhandenen Infrastruktur aufgrund der geringen Kaufkraft Als Ergebnis dieser Entwicklungen gehen die finanziellen Gestaltungsspielräume der Stadt zurück und die Möglichkeiten dieser Entwicklung entgegenzuwirken werden ein­ geschränkt. Gleichzeitig nimmt jedoch der Bedarf an neuen und innovativen Arbeitsplät• zen, infrastrukturellen Investitionen sowie Qualifizierung zu, die überwiegend mit staatli­ chen Mitteln finanziert oder initiiert werden müssen. Der lokal festgestellte Bedarf an Intervention variiert dabei jedoch und manifestiert sich in heterogenen Profilen der sechs Ortsteile. Vor dem beschriebenen Hintergrund der Probleme im gesamten Stadt- und Programmgebiet kristallisieren sich insbesondere die folgenden Punkte und Gebiete heraus.

1.9.1 Brennpunkt im Norden des Programmgebietes

Es liegen verschiedene Hinweise vor, dass die sozialen Problemlagen im Stadtteil Lehe, im nördlichen Teil des Programmgebietes, deutlicher ausgeprägt sind als im Stadtteil Mitte oder in Geestemünde-Nord. Es sind beispielhaft der überdurchschnittliche Ein­ wohnerrückgang in den Leher Ortsteilen - mit Ausnahme der Sonderrolle von Klushof wegen der erheblichen Bautätigkeit in den 90er Jahren - zu nennen. Weiterhin die sehr hohe Sozialhilfedichte in Lehe sowie die überdurchschnittlichen Integrationserfordernis­ se ausländischer Einwohner. Die höchsten Einwohneranteile sowohl von deutschen wie ausländischen Kindern und Jugendlichen werden in den Ortsteilen Goethestraße und Klushof erreicht. Auch die Bildungsdaten aus der Volkszählung zeigen in allen nördli­ chen Ortsteilen überdurchschnittliche Defizite in der schulischen Bildung auf. Eine Besonderheit ste llt das Wohngebiet um die Gi ldemeisterstraße in Mitte-Nord dar. Es weicht erheblich von dem sonst vorgefundenen sozialstrukturellen Profil des Ortsteils ab. Dort konzentrieren sich kinderreiche deutsche und ausländische Familien gleicher­ maßen. Von daher ist auch dort von einem erhöhten Armutsrisiko auszugehen. Der südliche Teil des Programmgebietes, zu dem neben Geestemünde-Nord und Mitte­ Süd auch mit Einschränkungen Mitte-Nord gezählt werden kann, ist durch einen gerin­ geren Einwohnerrückgang, unterdurchschnittliche Sozialhilfequoten, kaum bessere Bil­ dungsstruktur und höhere Versorgungsquoten mit Kindertagesstätten gekennze ichnet.

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1.9.2 Ortsteil Goethestraße als potentielles Armutsgebiet

Der Ortsteil Goethestraße ist als besonders problematisch anzusehen, es kann dort eine massive Konzentration sozialer Problem lagen nachgewiesen werden : • höchster Einwohnerrückgang der sechs Ortsteile • höchster Anteil von Kindern und Jugendlichen, bei gleichzeitig sehr hohen Anteilen ausländischer Kinder und Jugendlicher, was besondere Anforderungen an das schu­ lische Bildungswesen stellt • unterdurchschnittliche schulische Bi ldungsabschlüsse • höchste Sozialhilfedichte der beschriebenen Ortsteile, zweithöchste der Stadt • geringste PKW-Dichte der Stadt als weiterer Hinweis auf Verarmungsprozesse • mit Abstand höchste Quote von Wohnungswechseln bei gleichzeitig erheblichen Wanderungsverlusten Die auf Basis der vorliegenden amtlichen Registerdaten gewonnenen Hinweise auf Ver­ armungsprozesse lässt die besondere Berücksichtigung des Ortsteils Goethestraße bei den vorgeschlagenen URBAN-Projekten mit sozialer Zielstellung sinnvoll erscheinen. Zusätzlich zu den genannten Spezifika des Ortsteils bietet die kleinräumige Betrachtung der Teilgebiete des Ortsteils Goethestraße Anlass zu der Vermutung, dass "Insell agen" mit konzentrierten sozialen Problemen und deutlichen Segregationstendenzen bestehen (Ballung kinderreicher Familien und ausländischer Wohnbevölkerung).

1.9.3 Entwicklungspotenziale im Programmgebiet Die analytische Betrachtung der Programmgebietsteile zeigt neben Problemschwer­ punkten auch bislang nicht bzw. nicht ausreichend genutzte Potenziale auf. Sie verteilen sich räumlich auf drei Gebietsteile: A. Die zur Weser orientierten Hafenbrachflächen an der Ostseite des Neuen Ha­ fens. Sie befinden sich in einer städtebaulich äußerst reizvollen Lage zwischen großstädtischer Bebauung und Fluss. Sie eignen sich aufgrund ihrer zentralen Lage im Stadtgebiet zur Entwicklung von wirtschaftlichen Aktivitäten, die für die gesamte Stadtentwicklung Bremerhavens von großer Bedeutung sind. B. Der landschaftlich reizvolle Flussraum der durch das Programmgebiet mäandrie­ renden Geeste mit den Brachflächen zweier ehemaligen Werften und dem bis­ lang unzureichend entwickelten Übergangsbereich zum Stadtteilzentrum Lehe. Die Fortführung der gebietsweise bereits eingeleiteten Vernetzung von geeste­ begleitenden Entwicklungsinseln eröffnet für das Programmgebiet vielfältige Chancen einer wirtschaftlichen und städtebaulichen Neuorientierung in sbesonde­ re unter Einbeziehung privater Investitionstätigkeit. C. Das historisch gewachsene Stadtteilzentrum Lehe, das in seiner jetzigen langge­ streckten Struktur einer eindeutigen Zentrumsbildung und urbanen Aufwertung bedarf, um gegenüber der Konkurrenz großflächiger Märkte am Stadtrand beste­ hen zu können. Die räumlich-funktionale und programmatische Verbindung zwischen Problemgebieten und Entwicklungsräumen im URBAN-Programmgebiet soll auf der Basis eines integrier­ ten Handlungskonzeptes vorgenommen werden.

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1.10 Gebietsauswahlverfahren

Wie die vorangegangenen Ausführungen gezeigt haben, erfüllt das beschriebene Gebiet in der Stadt Bremerhaven die in den "Urban II Leitlinien" genannten Kriterien. Für den Vergleich mit anderen ebenfalls förderbedürftigen Stadtgebieten verabredeten Bund und Länder in ihrer Sitzung am 19. Januar 2000 ein Verfahren, nach dem die Auswahl der 12 deutschen URBAN li-Städte in 2 Stufen erfolgen sollte. In der ersten Stufe wurden die von den Ländern dem Bund vorgelegten 30 PGI -Entwürfe von einem unabhängigen Experten vor dem Hintergrund der URBAN-Leitlinien auf die Förderwürdigkeit der vorgeschlagenen städtischen Gebiete und den Programminhalt (Problemstellung, Lösungsstrategien, innovativer Ansatz, Finanzierung usw.) ausgewer­ tet. Da hiernach immer noch mehr PGI den Kriterien entsprachen als Deutschland der Kommission vorschlagen konnte, bestand die Notwendigkeit, weitere Kriterien ausfindig zu machen, die einerseits sachgerecht, andererseits aber auch objektiv nachvollziehbar gewesen sind. Als solche wurden die allgemeine wirtschaftliche Strukturschwäche der jeweiligen Stadt sowie ihre allgemeine Finanzkraft herangezogen. Die wirtschaftliche Strukturschwäche der Städte lässt sich aus dem Gesamtindikator erkennen, der zur Ermittlung der Förder­ gebiete der Bund-Länder Gemeinschaftsaufgabe zu Verbesserung der regionalen Wirt­ schaftsstruktur gebildet worden ist. Der Gesamtindikator umfasst als Einzelindikatoren die durchschnittliche Arbeitslosenquote, das Einkommen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten pro Kopf, die Infrastrukturausstattung, die Arbeitsplatzprognose und die Entwicklung der Arbeitslosenquote. Neben der wirtschaftlichen Strukturschwäche wurde auf die Finanzkraft der Städte ab­ gestellt, ebenfalls ein sachgerechtes und objektiv nachvollziehbares Kriterium. Es steht außer Zweifel, dass die Beseitigung von Missständen in den Städten in erster Linie Auf­ gabe der Städte selbst ist, und zwar sowohl hinsichtlich der Maßnahmen als auch ihrer Finanzierung. Die URBAN-Initiative ist daher nicht nur ein Programm, das hinsichtlich der Maßnahmen europäischen Mehrwert schaffen will, sondern auch ein Programm, das die jeweilige Stadt finanziell unterstützt. Damit war auch zu berücksichtigen, inwieweit die betreffende Stadt finanziell in der Lage ist, den Herausforderungen mit eigenen Mit­ teln zu begegnen. Bliebe dieser Aspekt unberücksichtigt, so wären Mitnahmeeffekte nicht auszuschließen. Die zur Feststellung der Finanzkraft erforderlichen Daten wurden den Veröffentlichungen zur laufende Raumbeobachtung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) entnommen. Unter Heranziehung dieser Aspekte wurde auch die Stadt Bremerhaven (Land Bremen) in die Auswahl aufgenommen, da sie sich sowohl im Hinblick auf die Strukturschwäche als auch ihre Finanzkraft als besonders förderungswürdig herausgestellt hatte. Innerhalb Bremerhavens haben die in Kapitel 1 dargestellten Kriterien, d.h. insbesonde­ re die Aussagen in den Kapiteln 1.4.3 und 1.5.1, zur Auswahl des Programmgebiets geführt. Näheres hierzu findet sich in Kapitel 1.8.6 Zusammenfassende Herleitung von Kriterien der Benachteiligung des Programmgebiets.

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2. Strategie und Schwerpunkte

2.1 Programmstrategie Die vorangegangenen Analysen haben gezeigt, das sich das Programmgebiet in einer Phase des wirtschaftlichen und sozialen Niedergangs befindet. Andererseits bestehen aber auch Stärken und Chancen, die für eine erfolgreiche Stabilisierung genutzt werden können. Die Folgen der anhaltenden Strukturschwäche der altindustriell geprägten Stadt Bre­ merhaven äußern sich in den Stadtvierteln mit einem hohen Anteil gering qualifizierter Bewohner in besonders drastischer Weise: Der überdurchschnittlich hohe Anteil von Arbeitslosengeld- und Sozialhilfebezieher, die eingetretene Verarmung von Familien, die sich insbesondere in fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendli­ chen niederschlagen sowie Kriminalität und Vandalismus im öffentlichen Raum sind deutliche Zeichen einer massiven Krise. Die durch das Investitionssonderprogramm (ISP) des Landes Bremen (vgl. Kapitel 2.7.1) ausgelöste wirtschaftliche Erholung hat in der Stadt Bremerhaven noch keine durch­ schlagende Wirkung gezeigt, da sich wesentliche Projekte noch in der Planungsphase bzw. in der Anfangsphase der Realisierung befinden. Für das Programmgebiet sind nach einem erfolgreichen Abschluss dieses Programms nur dann grundlegende Besse­ rungen zu erwarten, wenn es in den nächsten Jahren gelingt, den massiven Abwärts• trend zu stoppen und Anschluss an das bestehende Wirtschaftsniveau Bremerhavens zu finden . Insgesamt droht dem Programmgebiet eine negative Entwicklungsspirale, die sowohl von innen als auch von außen angespannt wird . Zum einen führt die interne Kumulation von städtebaulichen, ökonomischen und sozialen Problemen dazu, dass das Pro­ grammgebiet zunehmend mit einem negativen Image belastet ist, das sowohl die An ­ siedlung neuer Unternehmen erschwert und die Entwicklung eines eigenständigen so­ zialen und kulturellen Lebens verhindert. Zum anderen ist es einem äußerst massiven Entwicklungsdruck durch massive Wohnbebauung und Ansiedlung großer Dienstleistungs- , Gewerbe- und Handelseinrichtungen im Umland ausgesetzt. Hierzu ist die Entwicklung und Realisierung einer eigenständigen, auf die endogenen Stärken und Chancen im Programmgebiet aufbauenden Strategie erforderlich. Langfris­ tig erfolgreich kann dieser Weg vor dem Hintergrund der aufgezeigten Probleme im Stadtgebiet und der gesamten Region jedoch nur sein , wenn auch exogene Potentiale genutzt und in das Programmgebiet integriert werden. Nur auf diese Weise kann für das Programmgebiet die nötige Zugkraft entwickelt werden . Als Bausteine einer derartigen Konzeption bieten sich ausgehend von der SWOT­ Analyse folgende Bereiche an: o Technologie und Innovation und hier insbesondere die Nutzung der Chancen der Informationsgesellschaft stellen für das Programmgebiet einen Sch lüsselfaktor für die Schaffung von Arbeitsplätzen dar. Die positive Entwicklung von Unternehmen im BRIG sprechen dafür, diesen Ansatz über einen speziell en Technologie-Park weiter­ zuentwickeln.

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o Die Qualifikation der Bewohner im Programmgebiet ste llt eine wichtige Vorausset­ zung für die Nutzung von neuen oder freiwerdenden Arbeitsplätzen dar. Angesichts der ungünstigen Ausgangssituation ist die Entwicklung von Qualifizierungsprogram­ men erforderlich, die stufenweise angewendet werden können und auf einer realisti­ schen Basis beginnen. Aufgrund der festgestellten Problemkonstellationen in den Ortsteilen Goethestraße und Mitte-Nord soll hier ein räumlicher Schwerpunkt der Ak­ tivitäten gesetzt werden. Dabei bietet der relativ geringe Anteil von Langzeitarbeits­ losen die Chance auf eine Initiierung erfolgreicher Stabilisierungspfade speziell der nur temporär Erwerbslosen . o Dienstleistung und Handel sind im Programmgebiet aufgrund der lokalen Einkom­ mensverhältnisse und mangelnder urbaner Qualitäten in einer wirtschaftlich äußerst schwierigen Situation. Eine Beendigung des Trade-down und die Einleitung einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung sind aus eigener Kraft nicht realisierbar. Es ist vielmehr notwendig, durch ein öffentliches Investitionsprogramm für eine Trendwen­ de zu sorgen. Hierbei sind die besonderen Merkmale (Alleinstellungsmerkmale) des Stadtteilzentrums Lehe gezielt aufzuwerten. o Ein wesentliches Kriterium für eine erfolgreiche Ansiedlung von Dienstleistungen ist eine hohe Lebens- und Umweltqualität. Insofern stellt sich wegen der dicht bebauten Stadtviertel im Programmgebiet die Notwendigkeit, die randlich gelegenen Industrie­ brachen mit ihren Uferabschnitten ökologisch nachhaltig aufzuwerten und für eine Freizeitnutzung zu ersch li eßen. Zusammenfassend lassen sich folgende Sektoren nennen, die aufgrund der sozioöko­ nomischen Analyse für den lokalen Umstellungsprozess von besonderer Bedeutung sind: o Förderung von Technologie und Innovation zur Entwicklung einer speziellen regiona­ len Kompetenz, um die Chancen der weltweit sich entwickelnden EDV­ Anwendungen wirtschaftsnah zu nutzen. Die Platzierung dieser Nutzungen im Be­ reich von Industriebrachen kann gleichzeitig Sinnbild für den Strukturwandel inner­ halb des Programmgebietes werden. o Stärkung von Dienstleistungen, um den Anschluss an das allgemein bestehende Niveau zu finden und Beschäftigungsmöglichkeiten auszuschöpfen. o Durch den Ausbau von natürlichen Umweltqualitäten im Bereich von ehemaligen Werftnutzungen können für die Bewohner wichtige Erholungsbereiche nachhaltig re­ generiert werden. o Die Integration von wirtschaftlich benachteiligten Gruppen in den Wirtschaftsprozess kann durch gezielte Qualifikationsmaßnahmen gefördert werden. Zielsetzung ist eine Erhöhung der Chancengleichheit, ein Abbau von Ausgrenzung und die Schaffung einer wirtschaftlichen und sozialen Perspektive im Programmgebiet, insbesondere in den Ortsteilen Goethestraße und Mitte-Nord. Diese vielfältigen Ziele, Handlungsansätze, Projekte und Projektideen der unterschiedli­ chen Akteure und Handlungsfelder, von denen angenommen werden kann, dass durch ihre Zusammenführung, Weiterentwicklung und punktuelle Unterstützung im Rahmen der URBAN-Initiative für das Programmgebiet ein Mehrwert im Sinne der strategischen Programmziele erreichbar ist, werden im folgenden im Rahmen einer URBAN­ Programmstrategie zu Programmschwerpunkten verdichtet. Zielsetzung ist die Erarbei­ tung eines schlüssigen Programmaufbaus und die Untersetzung mit geeigneten Maß• nahmen.

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Abb. 27. Erarbeitung der Programmstrategie

Charakteristik der Ausgangssituation ISWOT-Analysel

~I Stärken und Schwächen Profili

Programmziele IStrategische Zielel

~I Operative Zielel

Programmstrategie IProgrammschwerpunktel

~I Maßnahmenl

~I Projektel

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2.2 Programmziele

Die im Kapitel 1.1 dargestellte Wirtschafts- und Finanzsitu ation Bremerhaven, hier ins­ besondere die mit Mitte der Neunziger Jahre zu beobachtende Verringerung der Be­ schäftigungszahlen und die im Verg leich zur BRD weit unterdurchschnittliche Brutto­ wertschöpfung, lassen sich kurzfristig nicht umkehren. Eine Strategie, die eine Trend­ wende innerhalb der nächsten 6 Jahre als Ziel proklamiert, erscheint angesichts der Ausgangsdaten unrealistisch. Die Programmstruktur für das URBAN-Gebiet Bremerhavens nennt deshalb als überge• ordnetes Ziel eine Stabi li sierung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und Her­ stellung der Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Standorten im Stadtumland. Die Ableitung der Programmziele beinhaltet dabei eine strateg ische und eine operative Komponente. Die strategischen Zielen setzen an den ermittelten Stärken und Schwä­ chen des Programmgebiets an und werden in den folgenden Programmzielkatalog über• führt.

Abb. 28. Ableitung der strategischen Programmziele

Kriterien Strategische Ziele

Stärkung des wirtschaftlichen Wohlstands Geringe Wirtschaftstätigkeit I D und der Beschäftigung

Förderung der Chancengleichheit, soziale Schwierige soziale Lage D Eingliederung und Erneuerung, Stärkung der Identifikation mit dem Gebiet

Schutz und Verbesserung der Umwelt und Geschädigte Umwelt I D Erholungsfunktion

Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, Funk­ Problematische Stadtteilentwicklung o tionalität und Attraktivität des Gebiets

Wiederbelebung historisch wertvoller Funk­ Gefährdung des kulturellen Erbes o tionen und Infrastruktur

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Dieser Zielkatalog wird durch operative Ziele konkretisiert und instrumentalisiert, um für die im Programmgebiet im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative URBAN zu verfolgenden strategischen Ziele => eine handhabbare Basis für die Erarbeitung der Programmschwerpunkte zu schaf­ fen, => erste Ansätze für die Ableitung integrativer Maßnahmen zu formulieren, => eine Prüfung der Kohärenz mit den relevanten Programm leitlinien und geltenden Grundsätzen der Gemeinschaftspolitiken vornehmen zu können, => mögliche Zielkonflikte rechtzeitig zu erkennen, => ein Indikatorensystem zur Überprüfung der angestrebten Effekte definieren zu kön - nen (erfolgt in der Ergänzung zur Programmplanung). Vor diesem Hintergrund konnten diverse operative Ziele für die URBAN Gemeinschafts­ initiative in Bremerhaven im Verlauf des Programmplanungsprozesses erarbeitet wer­ den. Diese stehen in unmittelbarer Verbindung mit den definierten Programmschwer­ punkten und werden daher im folgenden Kapitel benannt.

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Abb. 29. URBAN 11 Bremerhaven 2000-2006: Programmstruktur

Hauptziel: Stabilisierung der wirtsch aftlichen und sozialen Entwicklung und Herstellung der Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Standorten im Stadtumland Strategische Ziele Querschnittsaspekte => Stärkung des wirtschaftlichen Wohlstand s und der Beschäftigung o Förderung der Chancengleichheit von Frauen .! Q) => Förderung der Ch ancengleichheit, soziale Eingliederung und Ern euerung, o Förderung der kulturellen Entwicklung N Stärkung der Identifikation mit dem Gebiet o Förderung ein er nachhaltigen ökologischen Entwick­ => Schutz und Verbesserung der Umwelt und Erh olungsfunktion lung => Erhöhung der Wettbewerbsfähigkei t, Funktionalität und Attraktivität des Gebiets => Wiederbelebung hi stori sch wertvoller Funktionen und Infrastruktur

operative Ziele

Q) 1"------,, , ~ -C l ! ::l Wirtschaftliche Entwick­ Arbeitsmarkt und Soziales Städtebauliche Ern eue­ C. Technische Hilfe ~ lung rung / Ökologie i I

~ L ______J J: CJ CIJ

,.. ------~, , , , , Qualifizierung / Existenz­ Revitalisierung Stadtteil­ c T ech nolog ieförderung i, Begleitung, Bewertung i, Q) gründung zentrum , , , , E , , J: .. _------~ C\'I f------.. ------...... -----...... -----1 caC C\'I Soziale Maßnahmen Publizität, Erfahrungsau s- ::!: Stadtteilmanagement Entwicklung Geesteufer i i im Programmgebiet i tausch I L ______J

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2.3 Programmschwerpunkte

Die für das Programmgebiet erarbeiteten operativen Ziele knüpfen an die festgestellten vorhandenen Schwächen an und sind auf die Erreichung der strategischen Programm­ ziele ausgerichtet und werden somit in die Programmstrategie integriert. Als Rahmen und tragende Säulen der Programmstrategie wurden Programmschwerpunkte definiert und Maßnahmen zu deren Umsetzung entwickelt (vgl. Darstellung vorherige Seite). Die Programmschwerpunkte beinhalten die zu verfolgenden Zielsetzungen und grundle­ genden Überlegungen zur Ausgestaltung und Durchführung der Maßnahmen. Auch die Maßnahmen leiten sich aus den Stärken und Schwächen des Programmgebiets ab und greifen zah lreiche angedachte Projekte, Maßnahmenvorschläge und Ideen unterschied­ licher Akteure auf, die die Stadt Bremerhaven im Rahmen der URBAN-Initiative verfol­ gen möchte und in ein Maßnahmen programm überführt. Eine detaillierte Beschreibung der Maßnahmen hinsichtlich der Kohärenz, der relevanten Indikatoren, des Finanzie­ rungsplans sowie der Begleit- und Publizitätsmaßnahmen erfolgt in der Ergänzung zur Programmplanung. Die in der Analyse des Programmgebietes dargelegten Lebensumstände der Bewohner und Gewerbetreibenden lassen sich nur verbessern, wenn es gelingt, eine arbeitsplatz­ schaffende wirtschaftliche Entwicklung einzuleiten, hierzu passende arbeitsmarktpoliti­ sche und soziale Maßnahmen zu ergreifen und gleichzeitig die Wohnqualität durch eine städtebauliche, ökologische und kulturelle Erneuerung deutlich anzuheben. Die gegen­ seitige Bedingtheit der fo lgenden Programmschwerpunkte ist deshalb konstitutiv für die vorgeschlagene Programmstruktur: 1. Wirtschaftliche Entwicklung H. Arbeitsmarkt I Soziales III. Städtebauliche Erneuerung I Ökologie IV. Begleitung I Technische Hilfe Nur eine enge Verzahnung dieser Handlungsbereiche schafft die Voraussetzungen zur Schaffung eines Mehrwerts, der Synergien erzeugt und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung des Programmgebietes beiträgt. Die Verknüpfung der Handlungsfelder soll durch die Beachtung der Querschnittsaspekte o Förderung der Chancengleichheit von Männern und Frauen o Förderung einer nachhaltigen ökologischen Entwicklung o Förderung der kulturellen Entwicklung bei der Konzeptionserstell ung und Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen inhalt­ lich gefördert werden. Gegenüber den Maßnahmen des Ziel-2 Programms unterscheidet sich das Konzept des URBAN II Programms Bremerhaven mit dem Flaggschiffprojekt Technologie-Park, das in Kapitel 4.1.1 beschrieben wird, daher aus mehreren Gründen deutli ch. Kerngedanke der URBAN Strategie in Bremerhaven ist der o.g . integrative Ansatz, der sowohl zu einer engen Verknüpfung der Schwerpunkte wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitsmarkt I Soziales als auch mit der Bevölkerung im Programmgebiet führen soll. Dabei wird an verschiedener Stelle auf endogenen Potenzialen im Programmgebiet auf­ gebaut.

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Wie unter Kapitel 1.8.2 Technologie- und Innovationspotenzial im Programmgebiet dar­ gestellt gibt es im Bremerhavener Innovations- und Gründerzentrum (BRIG) einen Anteil an kleinen Technologie-Unternehmen, die an ihrem jetzigen Standort zu geringe Ent­ wicklungsperspektiven haben und daher umziehen wollen . Dies betrifft sowohl die in­ haltlichen als auch die räumlichen Möglichkeiten. Um diese Unternehmen im Programm­ und Stadtgebiet halten zu können, soll die Chance genutzt werden, einen brachgefalle­ nen, integrierten Gewerbeflächenstandort, mit maritimer und daher fast einmaliger La­ gequalität als Technologie-Park zu entwickeln. Die bisher vorhandenen oder in (Aus-)Gründung befindlichen Technologie-Unternehmen sind jedoch nur ein Baustein des Konzepts. Obwohl sich der Technologie-Park inhaltlich überwiegend auf Unternehmen aus dem Bereich T.I.M.E. (Telekommunikation, Informa­ tionstechnologie, Multimedia u. Entertainment) konzentrieren wird , bedeutete dies nicht, dass diese Wissensbereiche nur Firmen aus dieser Branche zugänglich sind . Über die im folgenden dargestellte Verbindung des Technologie-Park-Managements, des Stadt­ teilmanagements und des ACL werden Bewohner und Gewerbetreibende des Pro­ grammgebiets an diese neuen Technologien. herangeführt und innerhalb ihrer eigenen Geschäftsfelder davon profitieren können. Auf diese Weise werden sowohl diverse Wirt­ schaftsbereiche als auch die Bewohner in den Schwerpunkt 1 einbezogen. Zur Erreichung dieser Zielsetzung soll en die folgenden AnlaufsteIlen eingerichtet wer­ den, die sich in Ihren Aktivitäten und Zielgruppen ergänzen: Das Technologie-Park-Management (vgl. Kapitel 4.1.1) wird zum einen Ansprechpartner für die Unternehmen im Technologie-Park sein. Dabei geht es insbesondere darum, Unternehmen in der Gründungs- und Entwicklungsphase mit branchenspezifischen Fachwissen zu unterstützen. Dies betrifft z.B. den Aufbau von Netzwerken zum Wis­ sens- und Erfahrungsaustausch, den Wissenstransfer zwischen Hochschule (inkl. ange­ gliederter Forschungseinrichtungen) und Unternehmen oder das Aufzeigen von Entwick­ lungsperspektiven durch die Analyse künftiger Trends. Zum anderen Das Stadtteilmanagement (vgl. Kapitel 4.1 .2) ist dagegen erster Ansprechpartner für die "traditionellen" Gewerbetreibenden im Programmgebiet. Hierbei handelt es sich in erster Linie um vorhandene oder neu zu gründende kleine Unternehmen aus Einzelhandel, Gastronomie oder nicht störendem Gewerbe. Hinzu kommen Vereine und Insititutionen, wie beispielsweise Werbegemeinschaften der Einzelhändler oder Gastronomen, in de­ nen sich engagierte Bewohner und Gewerbetreibende um "ihren" Stadtteil als Wohn­ und Arbeitsort bemühen. Gemeinsam mit diesen gilt es für das Stadtteil management, sowohl für das einzelne Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen als auch zusammen mit möglichst vielen anderen Akteuren eine positive Perspektive für das Pro­ grammgebiet zu entwickeln und in vielen Schritten gemeinsam umzusetzen. Dies ist nach Erfahrungen in den URBAN I Programmen jedoch nur in Verbindung mit einer Vielzahl von Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit ("Imageverbesserung) und der Unter­ stützung kultureller Aktivitäten als ein wichtiger Beitrag zur Identitätsstiftung nachhaltig wirksam . Neben der eher traditionellen (zulässigen) Beratungstätigkeit (z.B. Vermittlung von Räumlichkeiten oder Nachfolgefragen) soll jedoch auch bei den kleinen und mittleren Unternehmen das Interesse an neuen Technologien geweckt und deren wirtschaftlichen Nutzen für das einzelne Unternehmen gemeinsam aufgespürt werden. Dazu gilt es ent­ weder über Qualifizierungsmaßnahmen oder direkte Unternehmenskontakte /­ gründungen die jeweils angemessenen Kontakte herzustellen.

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In Ergänzung zum Technologie-Park- und Stadtteilmanagement soll das Activity-Center­ Lehe (vgl. Kapitel 4.2) - nicht als neuer Träger, sondern als dringend erforderliche Koor­ dinierungsstelle - insbesondere eine offene AnlaufsteIle für die Bewohner des Pro­ grammgebiets werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtteil- und Technologie­ Parkmanagement soll aber auch fortlaufend der Qualifizierungsbedarf auf Seiten der Gewerbetreibenden ermittelt werden. Hierauf aufbauend sind miUfür die geeigne­ ten/betroffenen Bewohner und Unternehmen zielgruppenspezifische Qualifizierungs­ maßnahmen zu entwickeln und durchzuführen. Dabei sollen bei Bedarf über das Tech­ nologie-Park-Management möglichst viele Verbindungen mit dort bereits ansässigen Unternehmen genutzt werden. In Ergänzung zu den Qualifizierungsmaßnahmen sollen zudem für unterschiedliche Zielgruppen Beschäftigungsmaßnahmen koordiniert und umgesetzt werden. Auf diese Weise entsteht die Chance über eine Beschäftigungsmaßnahme den (Wieder-)Einstieg in ein geregeltes Leben sowie über eine passgenaue Qualifizierung die Anbindung an den Arbeitsmarkt und ggf. sogar an neue Technologien zu finden. Eine entscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Zusammenarbeit des Stadtteil­ managements und des ACL ist jedoch, die enge Kooperation, die sich auch in gemein­ sam genutzten Räumlichkeiten widerspiegeln soll . Nicht zuletzt durch die räumliche Nä­ he kann der erforderliche Informationsaustausch und Abstimmungsprozess gesichert und unnötige Überschneidung vermieden werden . Neben diesen sehr direkt auf den Arbeitsmarktbereich bezogenen Vorhaben, ist ferner eine Vielzahl an weiteren Aktivitäten geplant, die dazu beitragen sollen, den Bewohnern und Gewerbetreibenden einen unkomplizierten Zugang zu dem Technologie-Park, den dort ansässigen Unternehmen sowie neuen Technologien zu ermöglichen und das Flaggschiffprojekt somit verstärkt in das Programmgebiet zu integrieren. Hierzu gehören u.a. Feste und Veranstaltungen im Technologie-Park, die Teilnahme von Unternehmen aus dem Technologie-Park an Straßenfeiern oder Veranstaltungen an anderen Orten im Programmgebiet oder die Zusammenarbeit mit den Schulen im Programmgebiet. Durch dieses neue integrative Modell (Technologie-Park-Management, Stadtteilmana­ gement und ACL) können die endogenen Potenziale im Programmgebiet genutzt wer­ den und es kann eine nachhaltige Entwicklung über die Programmlaufzeit hinaus initiiert werden.

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In Verbindung mit den genannten inhaltlichen Programmschwerpunkten konnten folgen­ de operative Ziele definiert und quantifiziert werden:

Schwerpunkt Operative Ziele Quantifizierung Wirtschaftliche Ent- Initiierung und Weiterentwicklung der Sicherung und Schaffung von 400 wicklung technologieintensiven Bereiche mit Arbeitsplätzen dem Ziel Gründer- und Beschäfti- Ansiedlung bzw. Gründung von 50 gungszuwachs in dieser Branche Betrieben aus den Bereichen Schaffung von Möglichkeiten zur T.I.M.E., Gewerbe, Handel und Verlagerung und Ansiedlung von Dienstleistung Unternehmen aus technologie- Schaffung bzw. Umbau von rd. intensiven Branchen 4.000 qm geeigneter Büroräume Beratung und Unterstützung von Existenzgründungen kann derzeit noch nicht quantifiziert werden* Erhöhung der Identifikation mit dem nicht quantifizierbar Programmgebiet Verbesserung des Images des Pro- grammgebiets Arbeitsmarkt und Verbesserung der Qualifikation von Qualifizierung von 120 Personen Qualifizierung benachteiligten Bewohnern sowie Vermittlung von rd. 200 Personen in der Gewerbetreibenden sozialversicherungspflichtige Be- Belebung der lokalen Ökonomie mit schäftigung (erster u. zweiter Ar- dem Ziel Gründer- und Beschäfti- beitsmarkt) gungszuwachs Beteiligung von Frauen in Höhe von Stärkung der endogenen Potenziale 50 % an den Qualifizierungsmaß- der lokalen Akteure nahmen Beratung und Unterstützung von Existenzgründungen kann derzeit noch nicht quantifiziert werden* Stärkung von Partnerschaften zwi- schen relevanten Institutionen im nicht quantifizierbar Bereich Beschäftigung Städtebauliche Er- Urbane Aufwertung des Programm- neuerung und Öko- gebiets, Erhöhung der Aufenthalt- logie qualität und Stärkung des Einzel- handels durch Neuschaffung und Umgestaltung des Subzentrums Umgestaltung von 7.500 qm hoch- wertiger Frei- und Nutzflächen Erhöhung der Umwelt- und Erho- lungsqualität durch Einbindung der Geeste und Schaffung öffentlicher Aufenthalts- und Freizeitflächen Alle Schwerpunkte Vernetzung der Aktivitäten und Ak- nicht quantifizierbar teure im Programmgebiet zur Opti- mierung von Synergieeffekten

* Die Quantifizierung, soll im Rahmen des programmbegleitenden Monitorings erfolgen.

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Karte 12. Vernetzung der Planungsaktivitäten

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2.4 Strategische Bedeutung des Programmgebietes URBAN 11 für Bremer­ haven

Die Indikatorenanalyse des Wirtschaftsstandortes Bremerhaven und die sozioökonomi­ sche Beschreibung des Programmgebietes haben die tiefgreifenden Strukturprobleme der Stadt und ihre Auswirkungen auf die Lebenssituation in den Wohngebieten in aller Deutlichkeit aufgezeigt. Die Anfang der Neunziger Jahre von der Stadt Bremerhaven eingeleitete Gegenstrategie umfasst schwerpunktmäßig folgende Aktionsschwerpunkte: • Ausbau touristisch wirksamer Infrastrukturen zur Nutzung der Seestadtpotenziale für Arbeitsplätze im tertiären Sektor, insbesondere durch Umnutzung brachgefallener Hafenareale. • Strukturell e Verbesserung urbaner Qualitäten durch die Verlagerung des Busver­ kehrs aus der Innenstadt-"Fußgängerzone". Hierdurch soll der oberzentrale Ein­ kaufs- und Dienstleistungsstandort "Stadtmitte" langfristig gesichert werden. • Entwicklung von attraktiven Gewerbe- und Industriegebietsflächen im Fischerei- und Überseehafenareal u. a. zur Realisierung großflächiger Ansiedlungen. • Massive Ausweitung von Bauflächen für Einfamilienhäuser in Bremerhaven zur Min- derung des Wegzugsvolumens einkommensstarker Haushalte ins Umland. Die Wirksamkeit der einzelnen Aktionsschwerpunkte ist zum heutigen Zeitpunkt wegen unterschiedlicher Planungs- und Realisierungsverläufe noch nicht abschließend zu beur­ teilen. Für die Innenstadtaufwertung ist eine Resümierung gänzlich ausgeschlossen, da eine Umsetzung der Planungen erst vor wenigen Monaten begonnen hat. Feststellen lässt sich jedoch, dass die beabsichtigte Stärkung der Wirtschafts- und Finanzkraft und insbesondere die Verbesserung der Beschäftigungssituation noch nicht eingetreten sind. Der jährliche Rückgang der Bremerhavener Einwohnerzahl um ca. 2000 Personen und der weiterhin negative Trend in der Arbeitsplatzentwicklung legt dringend nahe, weitere Aktionsschwerpunkte zu erschließen und den Umfang der Planungsaktivitäten zu erwei­ tern. Dies soll in dem nachfolgend dargestellten Programmgebiet URBAN geschehen. In der Karte 12 sind die räumlichen Schwerpunkte der bereits laufenden Investitionsvor­ haben (Tourismus- und Innenstadtentwicklung) und das geplante URBAN- Programm­ gebiet dargestellt. Es wird kenntlich , dass sich die laufenden Aktivitäten auf einen schmalen Korridor entlang der Weser und den anschließenden Innenstadtkernbereich beziehen . Die inhaltliche Ausrichtung der beiden Maßnahmen betont sektorale Aspekte. Eine Integration unterschiedlicher Politikfelder war bislang, bis auf Einzelaspekte, nicht vorgesehen. Die aus der Karte ersichtliche mantelartige Anlagerung des URBAN- Programmgebietes an die bestehenden Entwicklungsgebiete, die Einbeziehung benachteiligter Wohngebie­ te und des Geesteflussraumes in das Programmgebiet dient folgenden Zwecken: o Eine Integration unterschiedlicher Handlungsfelder so ll über das URBAN- Pro­ grammgebiet hinaus befördert werden. o Eine Polarisierung zwischen aufwendig gestalteten Tourismus- und Einkaufswelten und benachteiligten Wohngebieten so ll durch geeignete Entwicklungsmaßnahmen vermieden werden. o Die Entwicklungspotenziale der eher abseitig gelegenen Industriebrachen am Neuen Hafen und an der Geeste so ll en stärker ins Blickfeld gerückt werden . o Lokale Entwicklungsinseln in den Stadtteilen so ll en flankierend zur Innenstadtent­ wicklung gestärkt und vernetzt werden.

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Der Flussraum der Geeste, der bislang als Grenzraum zwischen den Bremerhavener Stadtteilen betrachtet wird, so ll zukünftig eine Verbindungsfunktion übernehmen. Insgesamt gesehen, soll das URBAN-Programm die San ierungsaktivitäten des Landes Bremen innerhalb der Stadt Bremerhaven auf eine breitere inhaltliche und räumliche Basis ste ll en. Hierfür bietet das ausgewählte Programmgebiet eine geeignete Grundla­ ge.

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2.5 Räumlich-funktionelle Integration anderer Maßnahmen in das URBAN 11 Programmgebiet

In der folgenden Karte 13 ist die beabsichtigte räumlich-funktionelle Verknüpfung zwi­ schen URBAN finanzierten Maßnahmen (gelber Hintergrund) unter Hervorhebung der Flaggschiffmaßnahme Technologie-Park und den aus anderen öffentlichen Programmen bzw. aus privaten Mitteln zu finanzierenden Maßnahmen (blauer Hintergrund) darge­ stellt. Aus der Karte wird deutlich, dass eine Vielzahl von erwünschten Maßnahmen­ wechselwirkungen wesentliche Grundlage des Bremerhavener URBAN-Antrages ist und bei der Abgrenzung des URBAN-Programmgebiets eine entscheidende Rolle gespielt hat. Als räumliche Schwerpunkte für Maßnahmensynergien haben sich primär zwei Pro­ grammgebietsbereiche herauskristallisiert:

Synergieschwerpunkt Stadtmitte Die zur Weser orientierte Stadtmitte mit dem Gebiet Alter/Neuer Hafen ist der räumliche Schwerpunkt der Bremerhavener Investitionstätigkeit zur Aufwertung der Innenstadt und zur Entwicklung einer überregionalen touristischen Anziehungskraft. Beide Maßnahmen werden aus einem Investitionssonderprogramm des Landes Bremen mit einem Volumen von ca. 350 Mio. DM gespeist und sollen private Investitionen in vergleichbarer Höhe auslösen . Gegenstand der Planungen ist u. a. die Herstellung von attraktiven Verbin­ dungen zum im Programmgebiet URBAN befindlichen Geesteufer. Als objektbezogene Maßnahmen sind in der südlichen Stadtmitte eine Umnutzung des ehemaligen Stadt­ badgebäudes und eine touristisch orientierte Dockrekonstruktion vorgesehen. Beide Maßnahmen befinden sich im Sichtbereich des Fährhausgebäudes, dessen Erneuerung die städtebauliche Aufwertung des Geestemündungsabschnittes vollendet. Die touristische Entwicklung des Hafenbeckens am Neuen Hafen bildet den städtebauli• chen Übergang zwischen der Innenstadt und dem URBAN-Flaggschiffprojekt Technolo­ gie-Park, das auf der Ostseite des Neuen Hafens platziert werden soll. Die konkrete Nutzungsentwicklung im räumlichen Anschlussbereich zum Technologie-Park soll des­ halb intensiv abgestimmt werden. Die im Technologie-Park vertretenen Sparten Multimedia und Entertainment bilden inte­ ressante Anknüpfungspunkte für eine Nutzungsentwicklung auch im Übergang zu touris­ tischen Aktivitäten.

Synergieschwerpunkt Lehe Die räumliche Integration der verdichtet bebauten, benachteiligten Wohngebiete Lehes und der flussbezogenen Industriebrachen und Freiflächen im Oberlauf der Geeste eröff• net für das Programmgebiet völlig neue Entwicklungsperspektiven . Mit der Umnutzung der ehemaligen Werftbrachen für Gewerbe-, Dienstleistungs- und Wohnzwecke sowie der Herstellung attraktiver Verbindungen zwischen den Entwicklungsgebieten und dem Stadtteilzentrum Lehe entsteht ein neues städtisches Gefüge, dass dem Geestefluss­ raum aus seiner jahrzehntelangen industriellen Hinterhofsituation befreit. Dieser Urbani­ sierungsprozess soll unter Beachtung vorhandener, ökologisch wertvoller Flussuferräu­ me erfolgen.

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Karte 13. Maßnahmen im Programmgebiet - Übersicht

URBAN - Projektvorschlag Bremerhaven Bundesland Bremen

Dalum 2507.2000

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Die vorgesehene Arbeitsteiligkeit zwischen URBAN- und nicht URBAN finanzierten Maß­ nahmen sieht einen Schwerpunkt privater Investitionstätigkeit mit den Maßnahmen "Wohnen an der Geeste" und "Arbeiten an der Geeste" im südlichen, zur Stadtmitte ori­ entierten Flussabschnitt vor (ehemaliges Rickmers-Werftgelände). Im nördlichen Fluss­ abschnitt sind Ziel-2-Maßnahmen zur Erschließung des ehemaligen Geestemetallbau­ Geländes für Gewerbe und Dienstleistungen sowie zur Aufwertung des zentralen Bre­ merhavener Festplatzes vorgesehen, die durch eine kleinere städtische Maßnahme zur Realisierung eines Flächenangebotes für Dienstleistungsbetriebe ergänzt werden soll . Aus dem URBAN-Programm sollen die infrastrukturellen Verbindungen zwischen den genannten Entwicklungsstandorten, ein ökologischer Grundsatzbeitrag zur Ufersanie­ rung an beiden ehemaligen Werftstandorten und die Aufwertung des Stadtteilzentrums Lehe finanziert werden . Mit diesen Investitionen verbunden ist die Weichenstellung für die zukünftige Öffnung Lehes zum Geesteraum. Insgesamt ist festzustellen, dass die Strategie mit ihren Schwerpunkten und Maßnah­ men der URBAN" Gemeinschaftsinitiative die o.g. Aktivitäten der Stadt Bremerhaven und des Landes Bremen ergänzt und die langfristig angestrebte Bewältigung des Struk­ turwandels unterstützt.

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2.6 Erfahrungshintergrund mit anderen EU-Programmen In der zurückliegenden Förderperiode wurden in Bremerhaven folgende Aktionen zur lokalen Entwicklung über den EFRE finanziert: • Diverse Maßnahmen im Rahmen des Ziel-2-Programms (1994 - 99) • Das städtische Pi lotprojekt "Multifunktionales Dienstleistungszentrum" (DLZ) in Bre- merhaven-G rünhöfe Darüber hinaus wurden bei der Konzeption des vorliegenden URBAN li -E ntwurfs auch die Erfolge bei der Umsetzung anderer EU-Programme berücksichtigt, so insbesondere aus URBAN I (1994 - 99).

Ziel-2-Programm (1994 - 99) Mit der Ersten Evaluierungsbilanz zu den EF RE-Maßnahmen der Ziel-2-Förderung (1994 - 99) insbesondere der Phase III (1994 - 96) im Land Bremen 19 li egen für Bre­ merhaven folgende Ergebnisse vor: Von 1994 - 96 flossen ca . 32% bzw. mehr als 38 Mio. DM der Ziel-2-Fördermittel in die Seestadt. Damit wurde Bremerhaven, entsprechend dem regionalwirtschaftlichen Prob­ lemdruck, bezogen auf seinen Einwohneranteil an der gesamten Bevölkerung im bremi­ schen Ziel-2-Gebiet (rd. 31 %) leicht überproportional berücksichtigt. Innerhalb aller vier Programmschwerpunkte des zurückliegenden Ziel-2-Programms wurden Projekte in Bremerhaven gefördert und konnten Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert werden. Die leicht überproportionale Berücksichtigung Bremerhavens innerhalb der Ziel-2- Förderung ist insbesondere auf zwei zentrale Projekte (Fischereihafen Ostseite und Geesteufer/City ) zurückzuführen, die zusammengenommen bereits mehr als 2/3 bzw. ca . 68% der in der Stadt eingesetzten Fördermittel auf sich vereinten. Durch die Sanierung der Ostseite des Fischereihafens konnten von 1994 - 96 nicht nur 150 neue Arbeitsplätze direkt geschaffen werden . Das Projekt trug außerdem auch, e­ benso wie die Neugestaltung des Geesteufers und der Bau des City , zur Aufwer­ tung des Gewerbeflächenangebotes und zur Steigerung der touristischen Attraktivität bei. Das Projekt City Port hat das Ziel "Erschließung des nördlichen Geesteufers für Was­ sersporttouristen und die Innenstadtbevölkerung" erreicht. Darüber hinaus wurden städ• tebauliche Anstoßeffekte erzielt, wie z. B. die derzeit in der Realisierung befindliche Be­ bauung auf der Rickmershalbinsel, die wiederum in einem funktionalen Verh ältnis zur URBAN li-Maßnahme "Entwicklung Geesteufer" steht. Bis vor kurzem nicht befriedigend gelöst war das Management des Wassersportzentrums City Port, das auf zu viele unter­ sch ied liche Zuständigkeiten verteilt war. Für das URBAN li -Programm ist hieraus die Konsequenz gezogen worden , Managementfragen zu Beginn des Projekts einer Lösung zuzuführen.

19 BAW Institut für Wirtschaftsforschung GmbH: Erste Evaluierungsbilanz zu den EFRE-Maßnahmen im Rahmen der Ziel-2-Förderung (1994-99) insbesondere der Phase 111 (1994-96) im Land Bremen, Regio­ nalwirtschaftliche Studien 16, Bremen 2000

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Städtisches Pilotprojekt "Multifunktionales Oienstleistungszentrum" (OLZ) in Bremerhaven-Grünhöfe Aufgrund eines Wechsels der politischen Mehrheitsverhältnisse in der Stadt Bremerha­ ven ist das Pilotprojekt kurz vor Genehmigung durch die EU-Kommission ein schwieri­ ges Projekt gewesen. Es gab eine langwierige Debatte um einzelne Programm bestand­ tei le, die nicht nur vordergründig sachlich hinterlegt war. Als Konsequenz für URBAN 11 ist bereits der erste Vorentwurf des Programms in die politische Abstimmung einge­ bracht worden. Alle weiteren Schritte erfolgten/erfolgen, neben der Einbindung der loka­ len Akteure, ebenfalls "in Tuchfühlung" zur politischen Führung der Stadt. Eine Evaluierung der Anfangsphase des Projekts2o machte auf strukturell e Defizite im Projektmanagement, in der Einbeziehung des Aktivierungspotentials im Quartier (Em­ powerment) und in der Öffentlichkeitsarbeit aufmerksam. Hinsichtlich des Projektmana­ gements hat das städtische Amt für Jugend und Fami lie einen Vorschlag entwickelt. Mit der Umsetzung einer neuen Projektkoordinierung wird sich der bisherige lokale Projekt­ träger, das Stadtplanungsamt Bremerhaven, aus dem Projekt zurückziehen. Das man­ gelnde Em powerment ist als notwendige zeitli ch befristete Übergangserscheinung zu identifizieren. Die Anfangsphase einer intensiven Zusammenarbeit von sieben unter­ schiedlichen Maßnahmeträgern mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Akteuren bedarf zwangsläufig einer gewissen Zeit zur internen Abstimmung und Koordinierung der Vor­ gehensweise. Erst nach einem erfolgreichen Ablauf dieser Phase, ist eine Nutzung ex­ terner Potenziale überhaupt sinnvoll zu organisieren. Bedingt durch den Trägerwechsel werden sich im laufenden Jahr auch einige Änderungen in der Öffentlichkeitsarbeit er­ geben, die eine effektivere Zusammenarbeit der Träger zum Ziel haben. Ein weiteres Problemfeld war die Einh altung des Budgets. Hier sind für URBAN 11 durch den Einsatz einer bewährten Finanzcontrollinginstitution für den Schwerpunkt "Städte• bau und Ökologie" bereits Konsequenzen gezogen worden.

URBAN I-Programm (1994 - 96) für Bremen-Gröpelingen Mit dem URBAN I-Programm für Gröpelingen erfolgte eine eindeutig e Schwerpunktset­ zung auf wirtschaftstrukturpolitische Maßnahmen, da bereits existierende Maßnahmen in diesem Bereich nicht stadtteilspezifisch eingesetzt wurden und nicht sehr umfassend zugunsten der städtischen Problemgebiete wirkten. Durch die wirtschaftliche Belebung sollten die Einkommens- und damit die Lebensbedingungen im Stadtteil verbessert wer­ den. Mit einem EFRE-Fördervolumen von rd . 6,8 Mio. € konnten von 1994 - 96 insgesamt 11 Projekte realisiert werden, die sich ihrerseits in über 20 Teilprojekte untergliederten. Aus dem ESF konnten - abgestimmt auf die EFRE-Planungen - insgesamt 8 Projekte im Bereich Qualifizierung finanziert werden. Das Flaggschiffprojekt des Gröpelinger URBAN-Programms war die Sanierung und an­ sch ließende Neunutzung des Lichthauses, ein für den Stadtteil symbol- und geschichts­ trächtiges Gebäude. Nachdem das bereits verfallene und jahrelang leerstehende Ge­ bäude zunächst von Künstlern provisorisch als Ort für experimentelle Kunst genutzt wurde, bietet es nun Existenzgründern im Bereich digitale Medien und Dienstleistungen Räume, Chancen und die notwendige Infrastruktur. Das Lichthaus hat sich zu einem lebendigen Zentrum für Kunst, Kultur und neue Medien entwickelt, in dem ca. 70 Ar­ beitsplätze neu entstanden.

20 Kirk, Matthias; Petrowsky, Werner; Lichtblau , Ulrike: Bericht zur Evaluierung des städtischen Pilotprojek­ tes der Europäischen Union: "Multifunktionelles Dienstleistungszentrum" (DLZ) in Bremerhaven­ Grünhöfe, Bremen/Bremerhaven, 2001 Seite 96 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Strategie und Schwerpunkte

Eine Diplomarbeit zum Thema "Bürgerbeteiligung im Rahmen des URBAN­ Programms"21 kam zu dem Ergebnis, dass mit der Umsetzung des Gröpelinger URBAN­ Programms positive Ergebnisse und Wirkungen erzielt wurden die zeig en, dass Bürger• beteiligung bei der Erneuerung von benachteiligten Stadtteil en zwingend erforderlich ist. Die Bürger sind demnach mittlerweile optimistischer und haben eine andere Einstellung zu ihrem Stadtteil als vor der Realisierung von URBAN. Kritisch bemerkt wurde jedoch, dass eine Beteili gung der Bürger nur ansatzweise stattgefunden hat. Soziale Randgrup­ pen und Ausländer, die in Gröpelingen immerhin 20% der Stadtteilbevölkerung ausma­ chen, konnten gar nicht erreicht und damit auch nicht beteiligt werden. Im Verlauf der Programmdurchführung konnte jedoch die Grundlage für langfristige Beteiligungsstruktu­ ren gelegt und das Kommunikationsnetz zwischen Verwaltung und Quartier sowie inner­ halb der Strukturen konnte ausgebaut werden. Die positiven Erfahrungen, die bei URBAN I mit dem skizzierten Flaggschiffprojekt ge­ macht wurden, sollen in URBAN II mit dem Flaggschiffprojekt Technologiepark Bremer­ haven wiederholt werden. Positiv ist insbesondere die Ausstrahlung des Lichthauses auf das gesamte Programm­ gebiet sowie seine Leitfunktion für kleinere Projekte zu bewerten. So wurde die Linden­ hofstraße durch umfangreiche Sanierungsarbeiten zur neuen Mitte des Stadtteils, was durch den Standort Lichthaus am "Kopf' der Lindenhofstraße wesentlich unterstützt wurde. Durch eine Mischung von neuen Wohnungen und einem breitgefächerten Ein­ zelhandels- und Dienstleistungsangebot wurde der zentrale Stadtteilbereich Gröpelin­ gens gestärkt und weist darüber hinaus eine gehobene Aufenthaltsqualität auf. Mit dem Bau des Torhauses entstand eine prägnante städtebauliche Dominante, die den südli ­ chen Eingang ins Quartier markiert. Deren "Erfolg " ergibt sich insbesondere daraus, dass die dort angebotenen Funktionen eng auf die Nutzung des Lichthauses abgestimmt sind und diese sinnvoll ergänzen. Im Zuge der Umsetzung dieser städtebaulichen Maßnahmen verbesserte sich auch die Versorgung der Bevölkerung mit verschiedenen Dienstleistungen. So konnte beispiels­ weise ein neuer Buchladen eröffnet und eine neue Bezirksbibliothek gebaut werden. Qualifizierungsinitiativen wurden gegründet und verschieden Aufgaben der Sanierung konnten von ehemaligen Langzeitarbeitslosen übernommen werden, die auf ABM-Basis beschäftigt wurden. Insgesamt leistete das URBAN I-Programm - und hier das Projekt Il Lichthaus" - einen wesentlichen Beitrag zur regionalen und überregionalen Imageverbesserung Gröpelin• gens, die wiederum für die zu künftige, nun nicht mehr durch URBAN unterstützte Ent­ wicklung Gröpelingens von immenser Bedeutung ist. Auch innerhalb des Quartiers ist eine höhere Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil festzustellen.

21 Neuenfeld, Henrike: Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung. Eine empirische Untersuchung zur Bür­ gerbeteiligung im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN am Beispiel von Bremen­ Gröpelingen, Göttingen, 2000 Seite 97 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Strategie und Schwerpunkte

2.7 Kohärenz der URBAN Strategie Bremerhaven

2.7.1 Übereinstimmung mit den Landesprogrammen

Sowohl das Land Bremen als auch die Stadt Bremerhaven leiden erheblich unter den Folgen des Strukturwandels. Das Land Bremen hat daher verschiedene Programme zur Überwindung dieser negativen Folgewirkungen und zur Stärkung der Finanzkraft des Landes und seiner beiden Städte aufgelegt. Hierbei handelt es sich insbesondere um das Wirtschaftsstrukturpolitische Aktionsprogramm 0NAP) und das Investitionssonder­ programm (ISP). Um spezifischen Problemen gerecht zu werden, gibt es innerhalb des ISP zudem diverse Schwerpunktprojekte. Insgesamt ist die Zielsetzung des URBAN li-Programms Bremerhaven dahingehend zu definieren, das andere laufende und geplante Vorhaben der Landesprogramme im Pro­ grammgebiet nicht ersetzt, sondern vielmehr um ergänzende Elemente erweitert und somit in ihrer Wirkung verstärkt werden (vgl. Karte 13).

2.7. 2 Querschnittsaufgabe Chancengleichheit

Der Förderung der Chancengleichheit von Männern und Frauen kommt in der neuen Förderperiode des EU-Strukturfonds ein besonderer Stellenwert zu. Durch den Ansatz des sog. gendermainstreaming sollen bei allen Maßnahmen im politischen und wirt­ schaftlichen Bereich querschnitthaft die möglichen Auswirkungen auf Frauen und Män­ ner in Planung, Durchführung, Begleitung und Bewertung berücksichtigt werden. Die Gemeinschaftspolitik der Europäischen Union kennt fünf Bereiche, in denen die Strukturfonds zur Chancengleichheit beitragen können: • Besserer Zugang zu und Teilhabe an allen Ebenen des Arbeitsmarktes • Gleichstellung in der allgemeinen und beruflichen Bildung, vor allem beim Erwerb von Fachkompetenzen und beruflichen Qualifikationen • Vermehrte Beteiligung von Frauen an der Gründung und am Wachstum von Unter- nehmen • Vereinbarkeit von Familie und Beruf • Stärkere Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen Auch der beschäftigungspolitische Aktionsplan der Bundesrepublik Deutschland (Säule IV Förderung der Chancengleichheit von Männern und Frauen) und die landbrem ischen Ziel-2- und Ziel-3-Programme für die Förderperiode 2000 - 2006 formulieren Chancen­ gleichheit als Schwerpunkt- bzw. Querschnittziel. Das URBAN-Programm für Bremerhaven begreift Chancengleichheit als Querschnitt­ aufgabe und sieht darüber hinaus - insbesondere im Schwerpunkt Arbeitsmarkt und So­ ziales - spezielle Maßnahmen für Frauen mit dem Ziel vor, ihn en über Qualifizierung und Vermittlung den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Jede Maßnahme und jedes Projekt der verschiedenen URBAN-Schwerpunkte so ll auch vorab auf seine ge­ sch lechtsspezifische Relevanz hin überprüft werden. Sicherzustell en ist, dass zumindest keine negativen Auswirkungen auf das Ziel der Chancengleichheit eintreten. Wie die Evaluierung der früheren bremischen Ziel-2-Programme ergeben hat, lassen sich bei Maßnahmen, die überwiegend infrastrukturellen Charakter haben, nur wenige Ansatzpunkte für die Umsetzung frauenspezifischer Aspekte finden . Personenbezogene Maßnahmen, wie z. B. Qualifizierungen, bieten dafür größere Ansatzpunkte.

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Von den im URBAN-Schwerpunkt III Städtebauli che Erneuerung / Ökologie beschriebe­ nen Infrastruktur-Maßnahmen lassen sich vermutlich keine Auswirkungen auf die Gleichstellung von Männern und Frauen erwarten; sie sind folglich als geschlechtsneut­ ral einzuordnen. Aufgrund der beschriebenen Problemlagen und Chancen ist mit einer Strategie im Schwerpunkt I Wirtschaftliche Entwicklung, die vor allem auf die Entwicklung des Dienst­ leistungssektors zielt, dagegen zu erwarten, dass auch die Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen erheblich verbessert werden. Dies gilt insbesondere, wenn damit Qualifizie­ rungsmaßnahmen verbunden sind, die Frauen den Zugang zu den wachstumsstarken, technologieintensiven Dienstleistungsbereichen erleichtern. Im URBAN-Schwerpunkt I Wirtschaftliche Entwicklung wird zudem beim Flaggschiffpro­ jekt Technologie-Park dem Ziel der Chancengleichheit besondere Aufmerksamkeit ge­ widmet. So soll beispielsweise dem Park-Management explizit die Förderung der Chan­ cengleichheit als wichtige Aufgabe übertragen werden. Durch enge Zusammenarbeit mit den Frauenbeauftragten der Hochschule Bremerhaven, mit der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau, Büro Bremerhaven (ZGF), der Beratungsstell e für Existenzgründerinnen des Arbeitsförderungs-Zentrums und anderen Multiplikatorinnen soll die gezielte Ansprache, Anwerbung und Unterstützung von weibli­ chen Existenzgründerinnen im T.I.M.E. -Sektor unterstützt werden. Dieser Ansatz zielt darauf, eine vermehrte Beteiligung von Frauen an der Gründung und am Wachstum von Unternehmen zu erreichen. Bei den Maßnahmen im Schwerpunkt II Arbeitsmarkt und Soziales wird eine fünfzigpro­ zentige Beteiligung von Frauen an allen Maßnahmen, mindestens aber eine Beteiligung in Höhe ihres Anteils an den Arbeitslosen angestrebt (besserer Zugang von Frauen zu und Teilhabe an allen Ebenen des Arbeitsmarktes). Bei Beratung und Vermittlung des Activity-Centers kann eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf dadurch erreicht werden, dass Unterstützung bei der Vermittlung von Kinderbetreuung angeboten und vermehrt Teilzeitarbeitsplätze akquiriert werden.

Frauenspezifische Fördermaßnahmen Im Schwerpunkt 11 Arbeitsmarkt und Soziales wenden sich verschiedene Maßnahmen direkt an Frauen, um ihrer Benachteiligung am Arbeitsmarkt entgegen zu wirken. So sind spezielle Qualifizierungen für Frauen bei den "Neuen Technologien" vorgesehen und für die Zielgruppe der Sozialhilfeempfängerinnen mit geringer Qualifikation ein be­ sonderes Qualifizierungs- und Vermittlungs projekt. Damit wird die Gleichstellung von Frauen beim Erwerb von Fachkompetenzen und beruflichen Qualifikationen unterstützt. Bei Begleitung und Bewertung des URBAN-Programms im Schwerpunkt IV wird die Querschnittaufgabe Chancengleichheit regelmäßig auf ihre Umsetzung hin überprüft und Anregungen für die weitere Entwicklung und Förderung diskutiert.

2.7.3 Querschnittsaufgabe Ökologie

Die Maßnahmen und Projekte/Operationen des URBAN Programms sollen sich am Prinzip der ökologischen Nachhaltigkeit orientieren. Dies beinhaltet die Bestrebung, die Erfüllung der gegenwärtigen Bedürfnisse ohne negative Auswirkungen auf künftige Ge­ nerationen zu gewährleisten und folglich eine effiziente Nutzung und Schonung von na­ türlichen Ressourcen zu fördern . Die Zielsetzungen der EU zum Schutz und zur Verbes­ serung der Umwelt hin zu lokaler und globaler Nachhaltigkeit kommen im Rahmen der URBAN Initiative insbesondere bei den folgenden Maßnahmen und Projekten zum Tra­ gen:

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Schutz und Verbesserung der bebauten Umwelt Revitalisierung von Brachflächen und Gebäuden bei dem Flaggschiffprojekt Technolo­ gie-Park.

Förderung ressourcenminimierender Siedlungsstrukturen, Minimierung des Flä• chenverbrauchs und der Zersiedlung Revitalisierung von Brachflächen und Gebäuden bei dem Flaggschiffprojekt Technolo­ gie-Park und der Revitalisierung des Stadtteilzentrums Lehe.

Schaffung von Grünflächen in städtischen Gebieten Entwicklung des Geesteufers inklusive Umsetzung der ökologischen Uferregenerierung.

Bei der Durchführung des Programms wird also dem Aspekt des Umweltschutzes um­ fassend Rechnung getragen. Der Umweltschutzgedanke wird als Querschnittsziel in allen Programmteilen verankert und darüber hinaus im Rahmen des Schwerpunktes 111 "Städtebauliche Erneuerung und Ökologie" besonders hervor gehoben. Im Folgenden wird der aktuelle Sachstand der Umsetzung der EG-Umweltschutz­ Richtlinien wiedergegeben, für die das Land Bremen im Rahmen seiner Zuständigkeiten verantwortlich ist:

Richtlinien Umsetzung 85/337/EWG (UVP-Richtlinie- Anhang 2) Für eine Umsetzung auf Bundesebene liegt ein Referentenentwurf des Bundesumwelt- 97/11/EG (Änderung der UVP RL) ministeriums vor. Zeitnah wird eine Lan- 96/61/EU (IPPC Richtlinie) desregelung angestrebt. 90/313/EWG (Umweltinformationsrichtlinie ) Umweltinformationsgesetz (UIG) v. 8.7. 1994 (BGBI. I S. 1490) 76/160/EWG ('Badegewässerrichtlinie') Verordnung über die Qualität der Badege- wässer v. 21 .5.1999 (Gesetzblatt der FHB S. 71 v. 4.6.1999) 91/676/EWG (Nitratrichtlinie ) Verordnung über Anforderungen an Anla- gen zum Lagern und Abfüllen von Jauche, Gülle, Festmist und Silagesickersäften v. 23.4.1997 (Gesetzblatt der FHB S. 170 v. 9.5.1997) 91/271/EWG/98/15EU Verordnung über die Behandlung von Kommunalem Abwasser v. 23.4.1997 (Behandlung Kommunaler Abwässer) (Gesetzblatt der FHB S. 172 v. 9.5.1997) 79/409/EWG ('Vogelschutzrichtlinie') Gesetz über Naturschutz und Landschafts- pflege (Bundesnaturschutzgesetz) 92/43/EWG (sog. FFH - Richtlinie) 26.8.1998 (BGBII S. 2995 v. 29.9.1998)

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Bezüglich der Umsetzung der UVP-Richtlinie (85/337/EWG und 97/11/EG) befindet sich das entsprechende nationale Gesetz noch im Verfahren; mit einer Beschlussfassung kann in 2001 gerechnet werden. Die zuständigen Behörden der Freien Hansestadt Bre­ men haben Vollzugshinweise zur Beachtung der Richtlinie 97/11 l EG 1999 an all en rele­ vanten Stellen gegeben. Über die "UVP-Leitstelle" des Senators für Bau und Umwelt, der zu diesem Zweck mit den entsprechenden Ressorts und Stellen zusammenarbeitet, ist die faktische Anwendung der UVP-Richtlinie für alle in Frage kommenden Vorhaben innerhalb des Landes gewährleistet. Bezüglich der Umsetzung der IPPC-Richtlinie (96/61/EU) befindet sich das entspre­ chende nationale Gesetz noch im Verfahren; mit einer Beschlussfassung kann in 2001 gerechnet werden. Die zuständigen Behörden der Freien Hansestadt Bremen haben Vollzugshinweise zur Beachtung der Richtlinie an alle relevanten Stellen gegeben. Der Senator für Bau und Umwelt, der zu diesem Zweck mit den entsprechenden Ressorts und Stell en zusammenarbeitet, gewährleistet die faktische Anwendung der IPPC­ Richtlinie (Direktwirkung) für alle in Frage kommenden Vorhaben innerhalb des Landes. Die Europäische Kommission hat am 28. Oktober 1999 eine mit Gründen versehene Stellungnahme gemäß Artikel 226 des EG-Vertrages an die Bundesrepublik Deutsch­ land gerichtet, die die nationale Umsetzung der "Abwasser-Richtlinie" (91/271/EWG) beanstandet. In Bremen wurde die bezeichnete Richtlinie - auch unter Zugrundelegung der in der "Begründeten Stellungnahme der Kommission" vom 28.10.1999 dargelegten Kriterien - vollständig umgesetzt. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wird Bremen im Rah­ men der dort aufgeführten Kritik auch nicht genannt. Mangels Beanstandungen sind Änderungsvorschriften nicht erforderlich. Die Umsetzung der Badegewässerrichtlinie erfolgte im Lande Bremen mit der Verord­ nung über die Qualität der Badegewässer vom 21.05.1999 (BremBGI. S. 71) . Beanstan­ dungen seitens der Kommission liegen nicht vor. Gründe hierfür sind auch nicht ersicht­ lich. Die Umweltinformationsrichtlinie ist durch das Umweltinformationsgesetz (UIG) vom 08.07.1994 in deutsches Recht umgesetzt worden. Mit Runderlass des Senators für Umweltschutz und Stadtentwicklung vom 02.12.1992 sind Hinweise zur unmittelbaren Anwendung der Umweltinformationsrichtlinie in Bremen erlassen worden. Bezüglich der Anmeldung von Gebieten nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH, RL 92/43/EWG) ist der Sachstand, dass in einer ersten Tranche auf der Grundlage ei­ nes Beschlusses des Senats der Freien Hansestadt Bremen vom 16.06.98 der Gebiets­ vorschlag "Untere Wümme" (NSG "Untere Wümme" und Teilflächen des NSG "Borgfel­ der Wümmewiesen", 445 ha) am 22.06.1998 an das Bundesumweltministerium mit der Bitte um Weiterleitung an die EU-Kommission gemeldet wurde. In der zweiten Tranche wurden mit Beschluss vom 14.12.1999 drei weitere Gebiete vom Senat festgelegt und mit Schreiben vom 17.01 .2000 an das Bundesumweltministerium gemeldet: • Kuhgrabensee (vollständig gemeldet als Vogelschutzgebiet), 31,5 ha • Grambker Feldmarksee (vollständig gemeldet als Vogelschutzgebiet), 23,0 ha • Heide und Heideweiher auf der Rekumer Geest, 23,0 ha

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In der dritten Tranche wurden auf Beschluss des Senats vom 28.03.00 zwei weitere Gebiete gemäß der FFH-Richtlinie mit Schreiben vom 10.04.2000 an das Bundesum­ weltministerium gemeldet. Dieser letzten Meldung sind externe Gutachten zur Entschei­ dungsfindung vorausgegangen. • Werderland, ca. 392,5 ha • Oberblockland und der Waller Feldmark, ca . 555,5 ha Somit sind insgesamt ca. 1.470 ha FFH-Flächen von Bremen zur Meldung vorgeschla­ gen. Dies entspricht rund 3,6 % der Landesfläche. Eine Anmeldung weiterer Gebiete seitens des Landes Bremen ist nicht vorgesehen . Die Gebietsanmeldung bei der Euro­ päischen Kommission gem. Artikel 4 (1) der FFH-Richtlinie und gem. Artikel 4 der Vo­ gelschutzrichtlinie erfolgte durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Dezember 2000, nachdem die fachliche Bewertung auf nationaler Ebene abgeschlossen war.

2.7.4 Einordnung der Maßnahmen in die Europäische Beschäftigungsstrategie

Die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen ist ein zentrales Thema des URBAN Programms Bremerhaven. Der Schwerpunkt I ist gänzlich auf die Verbesserung der wirtschaftlichen Basis im Programmgebiet ausgerichtet und wird durch weitere Maß­ nahmen in den Schwerpunkten 11 und 111 entsprechend ergänzt. Die Schaffung von Vor­ aussetzungen für die Wirtschaft, vorhandene Arbeitsplätze zu sichern bzw. neue entste­ hen zu lassen und die Förderung von Einzelpersonen (z. B. Qualifizierung) das vorran­ gige Ziel der Schwerpunkte I und 11. Bezogen auf die Hauptprioritäten der Gemein­ schaftsinitiative lassen sich folgende Schnittstellen zu der Europäischen Beschäfti­ gungsstrategie festhalten:

Aktive Arbeitsmarktpolitiken zur Förderung der Beschäftigung Diesem Politikbereich widmen sich insbesondere die beiden Maßnahmen des Schwer­ punktes 11 Arbeitsmarkt und Soziales. Durch neue Formen und Modelle dezentraler Be­ schäftigungsförderung sollen hier sozialräumlich orientierte Beschäftigungsansätze rea­ lisiert werden. Es sollen sowohl Beschäftigungsförderungsprojekte für benachteiligte und ausgegrenzte Gruppen umgesetzt als auch der gebiets- und aufgabenbezogene Einsatz von Sozialhilfeempfängern umgesetzt werden.

Eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung Zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts der Gesellschaft sieht die Stadt Bremerha­ ven die Notwendigkeit, Aktionen zu unterstützten, die benachteiligten Gruppen auch in den Arbeitsmarkt besser integrieren. Insbesondere im Rahmen des Schwerpunktes 11 so ll daher durch gezielte Zielgruppenauswahl und -ansprache die Chancen für eine be­ rufliche und soziale (Wieder-)Eingliederung infolge der Teilnahme an Qualifizierungspro­ jekten verbessert werden.

Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, Qualifikation und Mobilität durch lebens­ langes Lernen Dieser Bereich umfasst Aktionen, die darauf abzielen, den Zugang zum Erwerb berufli­ cher Fähigkeiten zu erleichtern sowie die Diversifizierung und Verbesserung der berufli­ chen Ausbildung zu fördern. Um die Heranbildung qualifizierter und anpassungsfähiger Arbeitskräfte zu unterstützen, greift das Bremerhavener URBAN Programm neben der Problematik der benachteiligten sozialen Gruppen auch die Erfordernisse der lebenslan­ gen Weiterbildung auf.

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Zugleich steht die gebietsspezifische Problemorientierung im Zentrum der Strategie. Durch die Verbindung von endogenen und exogenen Entwicklungspotenzialen soll en die zu insta llierenden Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote das vorhandene Wissen nutzen und mit weiterführenden , zukunftsfähigen Entwicklungen verschmelze n.

Förderung der Anpassungsfähigkeit des Unternehmergeistes Die Stadt Bremerhaven wird im Rahmen des URBAN Programms in Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern zur Modernisierung der Arbeitsorganisation und zur Bündelung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen beizutragen. Ein besonderer Kernansatz liegt deswegen darin, die Anpassungsfähigkeit, die aus neuen Technologien und neuen Marktbedingungen resultieren, zu unterstütze n. Um geeignete Instrumente zu schaffen werden Netzwerke erprobt, die nicht zur Erreichung der Zielgruppen beitra­ gen, sondern auch bei der Feststellung des Qualifikationsbedarfs, der Entwicklung neuer Beratungsleistungen und Qualifizierungsprojekten maßgeblich mitwirken sollen .

2.7.5 Mehrwert zu den Mainstream-Programmen

Der zentrale Mehrwert zu den Mainstream-Programmen liegt in der Brückenfunktion, die URBAN zu vorhandenen Ansätzen der Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Ar­ beitsmarktpolitik bilden soll. o Strategieorientierung: Technologie-Park als Initial für private Folgeinvestitionen im luk-Bereich und lokaler Arbeitsplatzentwicklung bei regionaler Ausrichtung auf Logis­ tik und Lebensmittelverarbeitung mit überregionaler Entwicklungsperspektive o Synergieorientierung: Integration von Ansätzen der Stadtteilentwicklung, der Wirt­ schaftsförderung sowie der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und Konzentration des Mitteleinsatzes o Beteiligungsorientierung: Aufnahme von Beteiligungsmodellen für Bürger und Wirtschafts- und Sozialpartner im Rahmen der Begleitstrukturen zum Programm o Problemorientierung: Bezug zur lokalen Entwicklungspotenzialen (Bedarf für Exis- tenzgründer und Firmenerweiterungen) Wie diese Ansprüche realisiert werden so llen , wird in Kapitel 2.3 Programmschwerpunkte und Kapitel 4 genauer erörtert. Insgesamt ist die Zielsetzung des URBAN li-Programms Bremerhaven dahingehend zu betrachten, das weitere laufende und geplante Programme der zielgebietsbezogenen EU-Interventionen im Programmgebiet nicht ersetzt, sondern vielmehr um ergänzende Elemente erweitert und somit in ihrer Wirkung verstärkt werden (vgl. Karte 13). Grundlage für die Entwicklung einer Strategie für das Bremerhavener URBAN­ Programmgebiet sind die von der Kommission am 29.04.2000 verabschiedeten Leitlinien für die Gemeinschaftsinitiative URBAN 11 sowie der am 28.10.1998 beschlossene Akti­ onsrahmen für eine nachhaltige Stadtentwicklung in der Europäischen Union. Die in den Leitlinien genannte Zielsetzung "Förderung der Ausarbeitung und Anwendung von besonders innovativen Strategien für die wirtschaftliche und soziale Wiederbele­ bung" ist allerdings nicht als einmali ge "kreative" Arbeit bei der Programmfindung einzu­ lösen. Sie bedarf vielmehr, wie in der zweiten Zielsetzung (b) von der Kommission dar­ gelegt, eines intensiven Austausches von Erfahrung und Know-how während des ge­ samten Programmzeitraumes.

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In Bremerhaven sind im Rahmen der Realisierung des Städtischen Pilotprojektes "Multi­ funktionales Dienstleistungszentrum" gemäß Artikel 10 EFRE erste Erfahrungen mit ei ­ nem europäischen Informationsaustausch gesammelt worden (vgl. Kapitel 2.6). Sie sind in das Pi lotprojekt eingeflossen und haben zu deutlich besseren Ergebnissen insbeson­ dere in den Bereichen Präsentation, Projektmarketing und Öffentlichkeitsarbeit geführt. Diese positiven Erfahrungen sollen in den URBAN li-Austausch eingebracht werden. Durch einen intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch mit den anderen europä­ ischen URBAN-Projekten soll die nachfolgend vorgestellte Strategie optimiert werden. Als besonderen Aspekt des Bremerhavener URBAN-Projektvorschlages ist beabsichtigt, Strategien zur Heranführung von sozial und bildungsmäßig benachteiligten Bewohner­ gruppen an moderne Arbeitstechnologien zur Diskussion zu stellen. Für einen europäischen Austausch ebenfalls interessant ist das Thema: "Räumlich• funktionelle Integration anderer Maßnahmen in das URBAN-Progammgebiet, bzw. der angestrebte Mehrwert zu den Mainstream-Programmen. Der Aufbau einer kommunalen oder regionalen Steuerungskompetenz zur Optimierung privater und öffentlicher Investi­ tionsvorhaben ist angesichts der auf europäischer Ebene bestehenden Vielzahl unter­ sch iedlicher Förderungsansätze von grundsätzlicher Bedeutung. Der erste Schritt hierzu ist die Definition von Synergieschwerpunkträumen. Als dritter Aspekt zur Entwicklung eines Pilotprojekt-/Flaggschiff-Projektcharakters könn• ten die besonderen Formen der Bremerhavener Bürgerbeteiligung herangezogen wer­ den: In Bremerhaven haben sich verstärkt in den Neunziger Jahren informelle Gruppen, die sogenannten Stadtteilkonferenzen gegründet. Sie beteiligen sich mittlerweile sehr intensiv an Planungsdiskussionen (u . a. auch zur Vorbereitung des URBAN-Projektes) und sind fester Bestandteil der Stadtteilöffentlichkeit geworden. Im Rahmen eines euro­ päischen Austausches könnte erörtert werden, auf welche Weise informelle Gruppen in die URBAN-Strategie einbezogen werden könnten.

2.7.6 Übereinstimmung mit der europäischen Wettbewerbspolitik

Gemäß Artikel 19, Abs. 3 a) der Verordnung 1260/99 des Rates vom 21. Juni 199922 und den Leitlinien der Gemeinschaftsinitiative URBAN 11 vom 28. April 200023 entspre­ chen die Maßnahmen des PGI Bremerhaven für die Jahre 2000 - 2006 den Gemein­ schaftspolitiken und den aufgrund der Verträge erlassenen Rechtsakten. Dies gilt insbe­ sondere für die Gemeinschaftsregeln in Bezug auf staatliche Beihilfen; das PGI sieht keine Förderung von Unternehmen vor, die oberhalb der "De-minimis"-Grenzen erfolgt und damit einer Notifizierung unterliegen würde.

22 Mitteilung der Kommission an die Mitgliedstaaten vom 28 . April 2000 über Leitlinien für eine Gemein­ schaftsinitiative betreffend die wirtschaftliche u. soziale Wiederbelebung der krisenbetroffenen Städte und Stadtrandgebiete zur Förderung einer dauerhaften Städteentwicklung-URBAN " (2000/C 141/04); in: ABI. : C 141 vom 19. Mai 2000, 8-17

23 Verordnung (EG) Nr. 1260/1999 des Rates mit allgemeinen Bestimmungen über die Strukturfonds vom 21 .06.99; in: ABI. L 161 vom 26. Juni 1999, 1-42 Seite 104 URBAN II -Bremerhaven 2000-2006 Strategie und Schwerpunkte

Abb. 30. Übersicht beihilferechtlicher Regelungen bei den geplanten Maßnahmen: Nr. der Titel der staatl. Beihilferegelung oder der Nr. der Referenz des Laufzeit Maßnahme staatlichen Ad-hoc-Beihilfe staatlichen Genehmigungs- der Rege- Beihilfe schreibens lung 4.1.1 Im Rahmen dieser Maßnahme wird keine staatliche Beihilfe im Sinne des Artikels 87 Absatz 1 des EG-Vertrags gewährt. 4.1.2 Im Rahmen dieser Maßnahme wird keine staatliche Be ihilfe im Sinne des Artikels 87 Absatz 1 des EG-Vertrags gewährt. 4.2.1 Im Rahmen dieser Maßnahme wird keine staatliche Beihilfe im Sinne des Artikels 87 Absatz 1 des EG-Vertrags gewährt. 4.2.2 Im Rahmen dieser Maßnahme wird keine staatliche Beihilfe im Sinne des Artikels 87 Absatz 1 des EG-Vertrags gewährt. 4.3.1 Im Rahmen dieser Maßnahme wird keine staatliche Beihilfe im Sinne des Artikels 87 Absatz 1 des EG-Vertrags gewährt. 4.3.2 Im Rahmen dieser Maßnahme wird kein e staatliche Beihilfe im Sinne des Artikels 87 Absatz 1 des EG-Vertrags gewährt.

Verantwortliche Behörde für die Kontrolle über die Einhaltung der europäischen Wett­ bewerbsregeln ist der Senator für Wirtschaft und Häfen des Landes Bremen. Da dieser auch als Verwaltungsbehörde für die URBAN-Förderung fungiert, kann zwischen den diese Funktionen ausübenden Einheiten innerhalb der Behörde jederzeit eine schnelle und verlässliche Abstimmung erfolgen. Das Bremerhavener URBAN-P rogramm 2000 - 2006 ist auf Investitionen in die allge­ meine wirtschaftsnahe Infrastruktur ausgerichtet und ist somit beihilferechtlich nicht rele­ vant. In diesem Sinne erfolgt auch die konzeptionelle und tatsächliche Ausgestaltung des Technologie-Parks. Zeigt sich im Zuge der Umsetzung, dass Maßnahmen oder Operationen entgegen der jetzigen Planung einen beihi lferechtlich re levanten Charakter einnehmen, würde deren Förderung aus dem URBAN-Programm nicht beginnen, bevor nicht eine Genehmigung der EU-Kommission hierfür eingeholt ist. Dies kann sowohl neue Förderprogramme betreffen wie auch Ad -hoc-Beihilfen. Falls erforderlich, wird dies auch mit einem Antrag auf Änderung des URBAN-Programms verbunden. Sofern es im Zuge der Um setzung dieses URBAN-Prog ramms zu Verkäufen von Bauten und Grundstücken kommen sollte, geschieht dies nur unter Beachtung der Mitteilung der Kommission betreffend staatlicher Beihilfen bei Verkäufen von Bauten oder Grundstü­ cken durch die öffentliche Hand (AbI. Nr. C 209/03 v. 10.07.97) . Derzeit si nd entspre­ chende Verkäufe jedoch nicht vorg esehen .

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Bezüglich des Verfahrens zur Einhaltung der Kumulierungsgrenze bei "De-m inimis­ Beihilfen" sei folgendes angemerkt:

I. Allgemeines Die Vereinbarkeit von finanziellen Zuwendungen mit dem gemeinschaftlichen Beih ilfe­ recht wird im Rahmen des Bewilligungsverfahrens von der fachlich zuständigen Behörde des Landes Bremen geprüft und sichergestellt. Das bedeutet insbesondere: • Soweit im Rahmen dieses Programms staatliche Beihilfen bewilligt werden sollen, beachtet die bewilligende Behörde insbesondere die im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. L 10 von 13.01.2001 S. 20 - 42 veröffentlichten Verordnungen der Kommission vom 12. Januar 2001 über die Anwendung der Artikel 87 und 88 EG-Vertrag auf "De-minimis"-Beihilfen (Verordnung (EG) Nr. 69/2001), auf staatliche Be ihilfen an kleine und mittlere Unternehmen (Verordnung (EG) Nr. 70/2001) und auf Ausbildungsbeihilfen (Verordnung (EG) Nr. 68/2001). Soweit danach erforderlich, werden im Bewilligungsbescheid Hinweise auf die Vereinbarkeit der Beihilfe mit der jeweils einschlägigen Verordnung der Kommission aufgenommen. • Die Behörden und Bewilligungsstell en des Landes Bremen und der Stadt Bremerha­ ven sind verpflichtet, bei der Durchführung die jeweils einschlägigen Regelungen der Europäischen Kommission einzuhalten. Dies gilt bei der Kumulierung von Beihilfen unterschiedlicher Zweckbestimmung wie auch bei der Kumulierung von Beihilfen derselben Zweckbestimmung im Rahmen unterschiedlicher Beihilfeprogramme ein und derselben (nationalen, regionalen oder lokalen) Ebene oder unterschiedlicher Ebenen. • Die Empfängerin der operationellen Mittel ist verpflichtet, den Verkauf von Bauten und Grundstücke durch die öffentliche Hand im Rahmen des Programms in Überein• stimmung mit der Mitteilung der Kommission betreffend staatlicher Beihilfen bei Ver­ käufen von Bauten und Grundstücken durch die öffentliche Hand (Amtsblatt der Eu­ ropäischen Gemeinschaften Nr. C 209 vom 10.07 .1997, S.3) so abzuwickeln, dass staatliche Beihilfen grundsätzlich ausgeschlossen werden.

11. Einhaltung der "De-minimis"-Regelungen Für die Gewährung von "De-minimis"-Beihilfen ist ein bundeseinheitliches System zur Kontrolle der Kumulierung der Finanzmittel eingerichtet worden. Die dazu erarbeiteten Musterdokumente basieren auf den Ergebnissen einer im Kreis der Beihilfereferenten des Bundes und der Länder vereinbarten Bund-Länder-Arbeitsgruppe. Die Einhaltung des "De-minimis"-Schwellenwertes wird in folgender Weise sichergestellt: Bei der Gewährung einer "De-minimis"-Beihilfe wird dem Beihilfeempfänger gegenüber klargestellt, dass es sich hierbei um eine "De-minimis"-Beihilfe handelt. Bei Beantragung einer weiteren "De-minimis"-Beihilfe muss der Beihilfeempfänger alle in den vergange­ nen drei Jahren erhaltenen "De-minimis"-Beihilfen angeben, damit sichergestellt werden kann, dass der Gesamtbetrag der erhaltenen "De-minimis"-Beihilfen den Schwellenwert von 100.000 EURO innerhalb von drei Jahren nicht überschreitet. Der Beihilfeempfänger wird in dem Bewilligungsbescheid darauf hingewiesen, dass seine Angaben subventi­ onserhebliche Tatsachen und damit strafbewehrt sind.

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Um dieses Verfahren zu vereinfachen, wurde eine so genannte "De-minimis"­ Bescheinigung entwickelt, die dem jeweiligen Bewilligungsbescheid hinzugefügt werden soll und dem Beihilfeempfänger anzeigt, welche "De-minimis"-Beihilfen er in den ver­ gangenen drei Jahren erhalten hat und in welcher Höhe der Schwellenwert bereits aus­ geschöpft ist. Die "De-minimis"-Bescheinigung ist als Nachweis bei zukünftigen Bean­ tragungen für die vergangenen "De-minimis"-Beihilfen vorzulegen.

Weitere Erfordernisse im Zusammenhang mit der Bewilligung von " De-minimis" ­ Beihilfen: Die Einhaltung der 3-Jahres-Höchstbetragsregelungen wird durch entsprechende An­ tragstellung und Bewilligungsbedingungen/-auflagen dem Empfänger auferlegt. Dabei ist folgendes Verfahren zu beachten:

A) Antragsgestaltung: Es sind die dem Antragsteller gewährten "De-minimis"- Beihilfen (unabhängig vom Beihil­ fegeber) der letzten drei Jahre nach Bewilligungsdatum und Höhe abzufragen, ebenfalls die z. Z. laufenden Beihilfeanträge. Die Angaben sind als "subventionserheblich" zu be­ zeichnen.

B) Bewilligungsbedingungen/-a uflagen: Im Bewilligungsbescheid/Zuwendungsvertrag ist festzulegen: Ziff. ... Der Beihilfeempfänger/Kreditnehmer erhält durch die Beihilfe/Bürgschaft eine "De-minimis"-Beihilfe gemäß den Beihilferegeln in der Europäischen Union (Verordnung (EG) Nr. 69/2001 der Kommission vom 12. Januar 2001 über die Anwendung der Artikel 87 und 88 EG-Vertrag auf "De­ minimis"-Beihilfen, Amtsblatt der EG L 10 vom 13. Januar 2001 , S. 30 - 32), deren Subventionswert sich auf DM/EURO ...... beläuft. Der Subventionswert aller "De- minimis"-Beihilfen, die der Beihilfeempfänger/Kreditnehmer innerhalb von drei Jah­ ren ab dem Zeitpunkt der ersten "De-minimis"-Beihilfe erhält, darf den Gegenwert von EURO 100.0001DM 195.583 nicht überschreiten.

Ziff.... Verstöße gegen Förderungsvoraussetzungen a) b) Die als Anlage ,X' beigefügte "De-minimis"-Bescheinigung ist 1 0 Jahre vom Unter­ nehmen aufzubewahren und auf Anforderung der Europäischen Kommission der Bundesregierung, der Landesverwaltung oder der bewilligenden Stelle innerhalb von einer Woche oder einer in der Anforderung festgesetzten längeren Frist vorzulegen. Wird die Bescheinigung innerhalb der Frist nicht vorgelegt, entfällt rückwirkend die Bewilligungsvoraussetzung und die Beihilfen zuzüglich Zinsen werden zurückgefor­ dert.

Ziff.. .. Subventionserhebliche Tatsachen Unrichtige, unvollständige oder unterlassene Angaben, die subventionserhebliche Tatsachen betreffen und dem Zuwendungsempfänger zum Vorteil gereichen, sind gemäß § 264 StGB als Subventionsbetrug strafbar. Auf die besonderen Mitteilungs­ pflichten nach § 3 des Subventionsgesetzes wird hingewiesen.

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Im Rahmen der Wettbewerbsregelungen sind ferner die Richtlinien über öffentliche Be­ schaffungs-, Dienstleistungs- und Werkaufträge sowie deren Ausweitung auf die bisher ausgenommenen Sektoren bei Ausschreibungen für die Vergabe öffentlicher Aufträge zu beachten. Der Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen hat in diesem Zu ­ sammenhang einen Leitfaden zur Vergabe öffentlicher Aufträge nach dem Gesetz ge­ gen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) erstellt (aktuelle Version vom 19.04.2001), der auch bei der Umsetzung des URBAN li-Programms in Bremerhaven berücksichtigt wer­ den soll. Hierin sind u.a. die Grundlagen des Vergaberechts, die Vergabegrundsätze und das Vergabeverfahren beschrieben. Die Vergabevorschriften des GWB sind dann anzuwenden, wenn der zu vergebende Auftrag die europaweit (in den oben genannten Richtlinien) festgelegten Schwellenwerte in Abhängigkeit von der Art der Leistung übersteigt. Die Europäische Kommission hat eine Richtlinie erlassen, mit der ab dem 1. Mai 2002 Standardformulare zur Bekanntmachung öffentlicher ·Aufträge eingeführt werden. 24 Die­ se gelten für all e öffentlichen Aufträge, die gemäss den EU-Richtlinien für offene und wettbewerbliche Vergabeverfahren im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften ver­ öffentlicht werden. Sofern diese Standardformulare für die Umsetzung der Maßnahmen im Rahmen des URBAN li-Programms Anwendung finden können, sollen diese dort zum Einsatz kommen.

2.7.7 Stadtentwicklung, Informationsgesellschaft und Regionalentwicklung

Neben den genannten EU-Politiken spielten für die Ausgestaltung des PGI insbesondere folgende Publikationen der Europäischen Kommission eine Rolle: • Nachhaltige Stadtentwicklung in der Europäischen Union: Ein Aktionsrahmen; Mittei­ lung, Brüssel 1998; • Informationsgesellschaft und Regionalentwicklung 25 Der neue Programmplanungs­ zeitraum 2000-2006: Themenpapier 2: Informationsgesellschaft und Regionalent­ wicklung (EFRE-Interventionen 2000/2006: Kriterien für die Programmbewertung; Brüssel (02.08.99) Während im erstgenannten Dokument eine Reihe programmatischer Ansätze zur Förde• rung der Städte in der EU fokussiert werden, die auf früheren Mitteilungen der Europäi• schen Kommission aufbauen und für die Gemeinschaftsinitiative URBAN II und ihre Aus­ richtung von Bedeutung sind, hat die Kommission in ihrem Themenpapier zur Informati­ onsgesellschaft deren Rolle für die Regionalentwicklung hervorgehoben und regt darin insbesondere zu Projekten im Zusammenhang mit der Strukturfondsförderung an. Gleichzeitig ist es sinnvoll , die so geplanten Aktivitäten auch in Verbindung zur e­ europe-lnitiative26 der Kommission zu setzen und diese ebenfall s in die weitere Ausges­ taltung einfließen zu lassen . In diesem Sinn ist das Bremerhavener URBAN-Programm durch die Maßnahme 1.1 (Errichtung eines Gründer- und Infrastrukturzentrums für KMU im Bereich Informations- und Kommunikations-Multimedia) und 2.1 (Qualifizierungs­ maßnahmen) zu verstehen.

24 http://www.eu-kommission.de/html/12-presse/index_00_01 .asp?2511 (Pressemitteilun g vom 18.09.2001 )

25 http://www.inforegio.cec.eu .inUwbdoc/docoffic/working/sf2000_de.htm

26 26 eEurope 2002 Aktionsplan, (http://europa.eu.inUinformation_society/eeurope/index_de.htm)

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Weitere operationelle Programme, die für das URBAN-Fördergebiet für die Periode 2000-2006 bereits vorgelegt worden sind, betreffen die EFRE-Förderung im Rahmen des Ziel 2, den Europäischen Sozialfonds (ESF) - Ziel 3, den Europäischen Ausrich­ tungs- und Garantiefonds (EAGFL), Abteilung Ausrichtung und das Finanzinstrument für die Ausrichtung der Fischerei (FIAF). Der Plan für das EPPD betreffend das Ziel 2 wurde durch den Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen über das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie am 28. April 2000 bei der Europäischen Kommission eingereicht und wird ist am 22.03.2001 genehmigt worden (Entscheidung K (2001) 774) . Die geplanten Inter­ ventionen (ca . 113 Mio. an € EFRE-Mitteln für die Ziel-2-Gebiete im Land Bremen) betreffen die Stadt Bremerhaven insgesamt und damit auch das URBAN li-Gebiet; Syn­ erg ien in Bezug auf das PG I ergeben sich durch die Gesamtheit der Maßnahmen, ins­ besondere durch den Schwerpunkt 2 ("Stärkung des Dienstleistungssektors"). Der Plan für das EPPD im Bereich des Ziel 3 des ESF auf Grundlage der Verordnung (EG) 1784/99 wurde mit einem Bremen betreffenden Teil im November 1999 durch das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung eingereicht. Das das Land Bremen betreffende ESF-Volumen dürfte sich auf ca. 94 Mio. € belaufen. Der Plan des Landes Bremen zur Entwicklung des ländlichen Raumes im Hinblick auf den EAGFL und auf Grundlage der Verordnung (EG) 1257/99 wurde Ende Dezember 1999 eingereicht. Das Färdervolumen beläuft sich hier auf ca. 10,5 Mio. €. Der Plan zur Umsetzung von Maßnahmen des FIAF im Land Bremen auf Grundlage der Verordnung (EG) 1264/99 wurde ebenfalls bereits eingereicht und dürfte sich auf einen Förderbetrag von ca. 24 Mio. € belaufen.

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3. Einbeziehung der Ex-Ante Bewertung

Gemäß der Leitlinien zur URBAN Gemeinschaftsinitiative umfasst das PG I auch eine EX-Ante-Bewertung, die der Analyse der Stärken und Schwächen des betreffenden Ge­ bietes sowie der erwarteten Auswirkungen dient. Vor diesem Hintergrund wurden durch den Senator für Wirtschaft und Häfen (SfWH) des Landes Bremen Angebote von unab­ hängigen qualifizierten Gutachtern über die Erstellung einer so lchen Bewertung einge­ holt und der Auftrag Mitte Juli 2000 dann in Abstimmung mit dem Referat für Wirtschaft der Stadt Bremerhaven an die MR Regionalberatung vergeben. In diesem Kapitel soll nun die Einbeziehung der Ex-Ante-Bewertung in die Erstellung des PGI dargestellt werden. Die Ex-Ante-Bewertung selbst ist dem PGI als eigenständi• ge Anlage beigefügt. Grundsätzlich ist anzumerken, dass die Entwicklung des PG I und die Erarbeitung der Ex-Ante-Bewertung in einem interaktiven Prozess stattgefunden hat, der durch Kommu­ nikation und Kooperation geprägt war. Dadurch konnten bereits verschiedene Hinweise des Ex-Ante Gutachters aufgenommen und in den PGI-Entwurf integriert werden. Im Folgenden werden die wesentlichen Aspekte der Kooperation im Zeitverlauf zusammen­ fassend dargestellt, um den Abstimmungsprozess nachvollziehbar abzubilden . Unmittelbar nach der Auftragsvergabe fand ein erstes Gespräch des SfWH mit dem Gutachter statt. Hierbei wurde vor all em der Zeitrahmen besprochen, die Aufgabenstei­ lung konkretisiert und der erste PGI -Entwurf mit Stand vom 17.07.2000 an den Gutach­ ter übergeben. Auf dieser Basis fand Ende Juli 2000 ein zweites Gespräch mit dem Gutachter, der AG URBAN Bremerhaven (Referat für Wirtschaft, Stadtplanungsamt, Arbeitsförderungszent• rum des Landes Bremen, Bremerhavener Gesellschaft für Stadtentwicklung und Investi­ tionsförderung mbH) sowie Vertretern des SfWH, des Senators für Bau und Umwelt und des Senators für Arbeit, Jugend, Gesundheit, Soziales und Frauen statt. Hierbei wurde der erste PGI-Entwurf vom 17.07.2000 diskutiert. Als ein wesentlicher Kritikpunkt wurde dabei angemerkt, dass die Programmgebietsanalyse sowie die anschließende Ableitung der Strategie, der Ziele, der Schwerpunkte und der Maßnahmen in sich schlüssig, mit Daten belegt und damit nachvollziehbar überarbeitet werden sollte. Zudem wurde sei­ tens des Gutachters die fehlende Quantifizierung der Ziele und einer SWOT -Analyse bemängelt. Da die wesentlichen Anmerkungen des Gutachters akzeptiert wurden, fand eine ent­ sprechende Ergänzung und Umstrukturierung des PGI-Entwurfs statt. In einem ersten Schritt wurde u. a. das Kapitel 2 Strategie und Schwerpunkte dahingehend überarbeitet, dass nicht mehr die gesamtstädtische Entwicklungsstrategie an erster Stelle vor der Strategie für das Programmgebiet stand. Statt dessen wurde das Kapitel so aufgebaut, dass zunächst die Strategie für das Programmgebiet geschildert wird. Im Anschluss daran wird dann die Einordnung in die gesamtstädtische Entwicklung srichtung sowie weitergehende Strategien und Programme (Land Bremen, Bundesrepublik Deutschland, Europäische Union) vorgenommen. Durch die Überarbeitung des ersten PGI-Entwurfs vom 17.07.2000 wurde somit im Aus­ tausch mit dem Ex-Ante-Gutachter der PGI-Entwurf mit Stand vom 24.08.2000 erstellt, der vom Senator für Wirtschaft und Häfen an das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und das Deutsche Seminar für Städtebau und Wohnungswesen (DSSW) gesandt wurde. Bezug nehmend auf diesen PGI-Entwurf vom 24.08.2000 wurde dann zum 07.09.2000 eine Ex-Ante-Bewertung durch den Gutachter vorgelegt, die ebenfalls an das BMWi und das DSSW übermittelt wurde.

Se ite 110 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Einbeziehung der Ex-Ante Bewertung

In Abstimmung mit dem SfWH und der AG URBAN erfolgte seitens der PGI Ersteller eine erste Einschätzung der Ex-Ante-Bewertung. Die wesentlichen Kritikpunkte der Ex­ Ante-Bewertung bezogen sich nach wie vor auf die Vollständigkeit und Nachvollziehbar­ keit der Abschnitte Analyse/Bewertung, Strategie, Zielsetzung und Maßnahmen. Diese Anmerkungen wurden auch weiterhin akzeptiert und nachgearbeitet. Als ein be­ sonderer Aspekt ist dabei jedoch die Schwierigkeit bei der Beschaffung von programm­ gebietsgenauen Daten über die Arbeitslosenstatistik zu nennen. Da diese trotz erhebli­ cher Anstrengungen der Stadt Bremerhaven nur mit großer zeitlicher Verzögerung von der Bundesanstalt für Arbeit geliefert wurden , war die Vervollständigung der sozioöko­ nomischen Analyse leider erst mit Erstellung des aktuellen PGI möglich. Ein wichtiger Diskussionspunkt zwischen den Programmerstellern, dem Gutachter und dem Senator für Wirtschaft und Häfen betraf die Herleitung der strategischen Überle­ gungen für das Flaggschiffprojekt. Auch hier konnten die Anregungen aus der Ex-ante Evaluierung des Gutachters aufgegriffen werden. In dem Gutachten wurde vorgeschla­ gen, die strategischen Ausführungen weiter zu vertiefen und in einen klareren Bezug zur sozioökonomischen Analyse zu setzen und den räumlich-integrierten Ansatz darzustel­ len , da nur so die Ziele für die Entwicklung des URBAN-Fördergebiets in Bremerhaven sinnvoll entwickelt werden können. Auch die durch den Ex-Ante-Bewerter geäußerte Befürchtung, dass durch dass Projekt Technologie-Park und das Stadtteilmanagement erst mittel- bis langfristige Effekte zu erwarten sind, wurde bereits in die zeitliche Koordinierung der einzelnen Maßnahmen einfließen lassen. Aus diesem Grund wurde schon auf eigenes Risiko mit der Realisie­ rung des Technologie-Parks begonnen. Voraussetzung für die vollständige Umsetzung der Maßnahme ist zunächst die Schaf­ fung der notwendigen baulichen Hülle. In einem ersten Schritt wurde hierfür ein histori­ sches Gebäude durch den Projektträger angekauft und befindet sich derzeit im Umbau. Bereits zum 2. Quartal im Jahr 2002 können dann die ersten Unternehmen einziehen. Etwa ein Jahr später soll dann auch der Neubau bezugsfertig sein . Aufgrund dieser zügigen Umsetzung der Maßnahmen ist nach unserer Auffassung kurz­ fristig , d.h. innerhalb der Programmlaufzeit, durchaus mit spürbaren Effekten zu rech­ nen. Dies betrifft sowohl die unmittelbar im Technologie-Park geschaffenen Arbeitsplät­ ze (IITechnologie"-Unternehmen und Dienstleister - wie z.B. Gastronomie) als auch durch Sickereffekte entstehende Arbeitsplätze im gesamten Programmgebiet. Die Diskussion über diese Punkte führte aufseiten des Programm erstellenden Refera­ tes für Wirtschaft dazu, dass die zu entwickelnden Maßnahmen schon in dieser Phase einer kontinuierlichen Überprüfung in Hinblick auf Strategie und Zielsetzung unterzogen wurden. Ab Anfang Oktober lagen darüber hinaus die Anmerkungen des DSSW vor, das seiner­ seits eine Vorabprüfung des Entwurfs vorgenommen hat. Die vom DSSW vorgeschlage­ nen Anmerkungen wurden bei der Überarbeitung des PGI -Entwurfs vom 24.08.2000 ebenfalls berücksichtigt. Abschließend wurden die wesentlichen Änderungen des PGI -Entwurfs mit dem Gutach­ ter abgestimmt und in Folge dieser kooperativen Verfahrensweise wurde der vorliegen­ de PGI-Entwurf mit Stand vom 23.10.2000 sowie die Ex-Ante-Bewertung mit Stand vom 30.10.2000 erarbeitet.

Seite 111 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Inhaltliche Ausgestaltung der Schwerpunkte - Maßnahmen

4. Inhaltliche Ausgestaltung der Schwerpunkte - Maßnahmen

4.1 Schwerpunkt I - Wirtschaftliche Entwicklung

Die in diesem Programmschwerpunkt zusammengefassten Maßnahmen zielen in erster Linie darauf, die Folgen des wirtschaftlichen Strukturwandels im Programmgebiet durch eine neue und langfristig tragfähige Neuorientierung abzumildern. Die Prioritäten liegen dabei zum einen auf einer zeitgemäßen Rückführung vorhandener Industrie- und Gewerbebrachflächen in das Funktionsgefüge des Programmgebiets, zum anderen sollen marktbeständige innovative Arbeitsplätze und Unternehmen erhal­ ten und neu geschaffen werden. Angestrebt ist eine direkte Verknüpfung dieser beiden Zielsetzungen des Programmschwerpunktes, indem das Förderinstrumentarium der URBAN Gemeinschaftsinitiative auf eine technologie-orientierte Nachnutzung durch die Verbindung von exogenen und endogenen Potenzialen ausgerichtet wird. Auf diese Weise so llen die Grundlagen für die wirtschaftliche Stärkung und die Motivati­ on der Bewohner und Gewerbetreibenden im Programmgebiet gelegt werden. Die zu erwartenden positiven Entwicklungen auf die Wertschöpfung und Beschäftigung sind darüber hinaus Voraussetzung für die Entfaltung der Attraktivität des Programmgebiets auch auf dem Freizeit- und Kulturfeld. Eine enge Verknüpfung aller Programmschwerpunkte ist jedoch zwingend erforderlich, um spürbare Verbesserungen im Programmgebiet zu erreichen. Aus diesem Grund soll durch die Errichtung eines Technologie-Park-Managements, eines Stadtteil manage­ ments (beide im Schwerpunkt I) sowie der Errichtung eines Beratungs- und Qualifizie­ rungszentrums (im Schwerpunkt 11) im Programmgebiet die organisatorische Vorausset­ zung für die Bildung eines übergreifenden Netzwerkes gebildet werden. Somit soll die immanente Distanz zwischen einem benachteiligten Stadtteil mit seinen Bewohnern und Gewerbetreibenden einerseits und einem technologieorientierten Gewerbepark anderer­ seits aufgehoben und eine Integration erreicht werden. Dabei werden alle drei Einheiten dieses Netzwerkes innerhalb ihrer jeweiligen Aufgabenfelder insbesondere zur Integrati­ on der Querschnittsaufgabe "Verbesserung der Chancengleichheit" beitragen. Die im Folgenden beschriebenen Maßnahmen im Schwerpunkt I Wirtschaftliche Ent­ wicklung entsprechen in den Begriffen der EU auch bereits den vorgesehenen Projek­ ten/Operationen, die jeweils im Ergänzungsdokument zur Programmplanung näher er­ läutert werden.

4.1.1 Technologieförderung - Flaggschiffprojekt Technologie-Park

Ausgangssituation und Herleitung der Maßnahme Im Rahmen der Analyse hat sich gezeigt, dass Bremerhaven nach wie vor massiv unter den Folgen des wirtschaftlichen Strukturwandels leidet und sich das Programmgebiet aufgrund innerstädtischer Segregationsprozesse zu einem Kristallisationspunkt wirt­ schaftlicher, sozialer, städtebaulicher und ökologischer Problemfelder herausbildet. Die­ se Krisensituation lässt sich nicht allein durch kleinteilige wirtschafts- und arbeitsmarkt­ politische Maßnahmen bewältigen. Im Rahmen des URBAN Projektes wird daher in der Strategie auf ein Flaggschiffprojekt gesetzt, das in der engen Verzahnung mit den Schwerpunkten Arbeitsmarkt/Soziales und Städtebauliche Erneuerung und Ökologie die notwendige Zugkraft für die wirtschaft­ liche und soziale Stabilisierung des Programmgebiets entwickeln kann .

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Wie die Indikatorenanalyse deutlich gezeigt hat, ist der tertiären Sektor in der Seestadt Bremerhaven stark unterrepräsentiert. Gerade diesem Bereich werden jedoch die bes­ ten Wachstums- und Zukunftsperspektiven attestiert. Innerhalb des tertiären Sektors wiederum nimmt der technologieintensive Bereich der Telekommunikation, Informations­ technologie, Multimedia und Entertainment (T.I.M.E) eine herausragende Stellung ein . Gemeinsam mit dem BRIG und anderen Akteuren im Programmgebiet, der BIS, exter­ nen Gutachtern sowie dem Referat für Wirtschaft der Stadt Bremerhaven und dem Se­ nator für Wirtschaft des Landes Bremen wurde daher das Konzept für einen T.I.M.E. orientierten Technologie-Park im Programmgebiet erarbeitet. Dies geschah insbesonde­ re vor dem Hintergrund, dass die bereits im BRIG und damit im Programmgebiet ansäs• sigen Unternehmen Wachstumsambitionen haben, die weder innerhalb des BRIG noch an anderer Stelle in Bremerhaven befriedigt werden können . Gleiches gi lt für Unterneh­ mensgründungen, die sich im Zusammenhang mit der Hochschule und dem TTZ ab­ zeichnen. Zudem ergab die Analyse einen markanten Bestand an Brachflächen im Programmge­ biet, der bisher keiner langfristig tragfähigen Nachnutzung zugeführt werden konnte und die erlebbare Verbindung mit den Wasserläufen Weser und Geeste verhindert. Dies stellt nicht nur ein städtebauliches Problem dar, sondern birgt zug leich ökologische und Sicherheitsgefahren, da die immer stärker verfallenden Areale unkontrollierbar sind. Au­ ßerdem werten sie das Programmgebiet in hohem Maße ab - ein zusätzliches Hindernis für private Aktivitäten und Investitionen im Programmgebiet. Auf der anderen Seite stellen gerade diese Brachflächen in städtebaulich reizvoller Lage am Wasser und in der Nähe des Stadtzentrums mit das größte Entwicklungspotenzial des Programmgebiets dar.

Zielsetzung Durch Konzentration und Umstrukturierung soll in städtebaulich integrierter Lage ein räumlicher Kernbereich gebildet werden, der optimale Bedingungen für die nachhaltige Weiterentwicklung und den Aufbau technologieintensiver und wachstumsstarker Bran­ chen bietet. Bedeutsamste Maßnahme und deshalb Flaggschiffprojekt des URBAN­ Programms ist deshalb die Entwicklung eines Technologie-Parks, um die bestehenden räumlichen Entwicklungsengpässe schnellstmöglich zu beseitigen und gleichzeitig Be­ dingungen für eine optimale Weiterentwicklung dieses arbeitsplatzintensiven Sektors zu schaffen. Die ungenutzten Gewerbebrachen im Programmgebiet bieten durch die attraktive Lage die notwendigen Potenziale für das Flaggschiffprojekt. Dies gilt insbesondere für das Areal am Neuen Hafen, der mit seinem maritimen Flair sowohl beste Ausgangsbedin­ gungen für die Entwicklung eines Technologie-Parks bietet als auch für die (Re-)Integration der Weser bzw. des früheren Hafens in das Programmgebiet. Hierdurch wird der Wohnwert gesteigert, Aufenthaltsqualität entwickelt und das Motto "Leben und Arbeiten am Wasser" im Programmgebiet realisiert. Daher wurde für das Flaggschiffpro­ jekt ein Standort im früheren Hafenbereich an der Westseite des Programmgebiets aus­ gewählt, der zugleich eine beispielgebende Wirkung für die restlichen Flächen in diesem Bereich und für die Brachfläche Geeste-Metallbau entwickeln soll.

Um die aufgezeigte Benachteiligung von Frauen in den technologieintensiven Bereichen abzubauen, beinhaltet das geplante und im Fo lgenden beschriebenen Technologie­ Park-Management zudem explizit die Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern.

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Maßnahmen beschreibung Die Maßnahme Technologieförderung beinhaltet im Rahmen des URBAN II Programms das Flaggschiffprojekt Technologie-Park. Ergänzend hierzu sollen jedoch diverse natio­ nale Projekte in dem Technologie-Park stattfinden. Im Folgenden wird zunächst ein kur­ zer Überblick über diese Gesamtkonzeption gegeben. Anschließend werden die Bau­ steine des URBAN Flaggschiffprojektes näher erläutert.

URBAN 11 Projekte Flaggschiffprojekt Technologie-Park • Umbau eines historischen Gebäudes, um möglichst zeitnah zur Realisierung zu gelangen und erste Ergebnisse zu erzielen • Neubau eines modernen Gebäudes, um den notwendigen Flächenbedarf zu erfüllen • Einrichtung eines Technologie-Park-Managements, zur Unterstützung der Grün• der/Unternehmen und als Partner für das StadtteilmanagementlACL (Näheres hierzu unter Kapitel 4.1.2 und 4.2)

"Nationale" Projekte Volkshochschule (Vhs) - virtuell Basierend auf einem Vorgängerprojekt im Bereich Erwachsenenbildung planen die Volkshoch­ schulen des Landes Bremen in enger Kooperation mit der Deutschen Telekom AG im Technolo­ giepark Bremerhaven die Gründung einer Betreibergesellschaft mit dem Ziel, eine Plattform und ein Produkt "eLearning" bundesweit anzubieten. Auf diese Weise sollen Bildungseinrichtungen und Bildungsanbieter in die Lage versetzt werden, eLearning Angebote kostengünstig und quali­ tativ hochwertig in Form von Präsenzseminaren bereitzustellen und Dienstleistungen im Zusam­ menhang mit dem Produkt Lernen zu vermarkten. Eine Studie des Deutschen Volkshochschul­ verbandes vom Mai 2001 belegt, dass in den Volkshochschulen in hohem Maß der Bedarf nach einem solchen zentralen Dienstleister für eLearning besteht. Das Unternehmen vhs-virtuell wird alle notwendigen administrativen und technischen Infrastruk­ turen sowie eLearning-lnhalte in Form von Trainings- und Ausbildungsangeboten vorhalten. Den Bremerhavener Bürgerinnen und Bürgern werden damit hochwertige und technisch stets aktuelle eLearning Angebote "vor Ort" ermöglicht. Insbesondere in Verbindung mit den üblichen Qualifi­ zierungs- und Weiterbildungsangeboten der VHS ergeben sich somit auch für die Bewohner und Gewerbetreibenden im URBAN Programmgebiet vielfältige Möglichkeiten , von dieser Einrichtung zu profitieren.

Die Kaufmännischen Lehranstalten in Bremerhaven: Berufsfachschule Informatik Wie in der Charakterisierung der Ausgangssituation dargestellt, ist in Bremerhaven ein Ungleich­ gewicht von Angebot und Nachfrage in der IT-Berufsausbildung zu verzeichnen. Folgende Fakto­ ren verstärken diesen Trend:

die wirtschaftlich ungünstige Situation des regionalen Umfeldes die generelle Zurückhaltung der Wirtschaft in der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen der Mangel an Informationen über die neuen IT -Ausbildungsberufe die Möglichkeit der Unternehmen, Engpässe im DV-Bereich durch Einkauf von Fremdleistun­ gen zu kompensieren.

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Als Lösungsangebot zum Ausgleich diese Ungleichgewichtes bieten die Kaufmännischen Lehr­ anstalten in Bremerhaven ihren einjährigen Bildungsgang "Berufsfachschule Informatik" an . Die­ ser Bildungsgang wendet sich an Jugendliche, die ein Interesse an EDV/lnformatik und kauf­ männischer Tätigkeit haben. Er soll die Schülerinnen und Schüler auf eine nachfolgende Ausbil­ dung im Bereich der Informations- und Telekommunikationsberufe vorbereiten. Die Berufsab­ schlussprüfung am Ende der dualen Ausbildung kann um eine Prüfung zum Erwerb der Fach­ hochschulereife ergänzt werden. Schwerpunkte der Ausbildung ist die Datenverarbeitung mit den Themenbereichen Betriebssysteme, Datenbanken, Datennetze (u .a. Internet), Programmierung . Im 2. Halbjahr der Ausbildung ist ein zweimonatiges Praktikum vorgesehen. Aufgrund der räumli­ chen Nähe zu den Firmen ist der Standort "Technologiepark" für den Ausbildungsgang optimal. ttz-I nstitut Im Technologietransferzentrum (ttz) an der Hochschule Bremerhaven soll ein neues Institut für angewandte Forschung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien gegrün­ det werden. Die technologischen Angebote des Institutes sol len sich eng an den Bedürfnissen der regionalen Industrie ausrichten. Damit ergänzt das ttz das Angebot an Transferdienstleistun­ gen durch den Bereich der TIME-Technologien, da ein Institut für angewandte luK-Technologien an der Hochschule bislang noch nicht existiert. Das Portfolio des In stituts wird aus folgenden Bausteinen zusammengesetzt sein : Dienstleistungen in angewandter Forschung und Entwicklung, Agenturfunktion Verbundprojekte mit regionalen Unternehmen Drittmittelakquisition luK-Forum für Bremerhaven Beratung und Gutachten Personaltransfer Als Standort für dieses Institut wird ausdrücklich der Technologiepark bevorzugt, um in räumli• cher Nähe zu den Firmen und Institutionen aus der luK-Branche Synergieeffekte schaffen zu können. Als Einrichtung der Hochschule soll das Institut darüber hinaus Jugendliche aus dem Programmgebiet ansprechen, um für eine Ausbildung in der luK-Branche zu werben. datenschutz nord GmbH In enger Kooperation mit dem Landesbeauftragten für den Datenschutz, der seinen Dienstsitz in Bremerhaven hat, hat die Freie Hansestadt Bremen im April 2001 die datenschutz nord GmbH gegründet. Sie bietet über die Landesgrenzen hinaus u.a. folgende Dienstleistungen im Bereich Datenschutz und Datensicherheit an :

Erstellung von Datenschutz- und Sicherheitskonzepten Beratung und praktische Unterstützung von betrieblichen und Konzern- Datenschutzbeauftragten Beratung und Unterstützung von Mitarbeitervertretungen Datenschutz-Audit Beratung von Multimedia-Projekten Evaluierung der Sicherheits maßnahmen Fortbildungsveranstaltungen Zielgruppe sind Unternehmen der Region , aber auch öffentliche Stellen, die bei der Verarbeitung personenbezogener Daten oder bei der Kon zeption datenschutzkonformer EDV-Verfahren kom­ petente und praxisrelevante Unterstützung benötigen.

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Damit bietet das Unternehmen ein bundesweit bislang einzigartiges Dienstleistungsangebot an ; so ist es denn auch folgerichtig das politische Ziel, Bremen im Rahmen eines Landesprogramms zur Förderung von neuen Technologien zu einem Datenschutz-Standort auszubauen . Den Bür• gerinnen und Bürgern Bremerhavens bietet sich auf diese Weise eine zusätzliche Möglichkeit, sich über Datenschutzaspekte "vor Ort" zu informieren.

Abschließend lässt sich feststellten, dass diese ergänzend zu dem URBAN Projekt Technologie­ Park zu realisierenden Projekte diverse Möglichkeiten zur Integration der Bewohner und Gewer­ betreibenden im Programmgebiet bieten ,. Dies gilt insbesondere, wenn - wie vorgesehen - die vielfältigen Bestandteile über das Technologie-Park- und Stadtteilmanagement sowie über das ACL in das Gesamtprogramm eingebunden werden .

Das städtebauliche Konzept (vgl. Karte 14) sieht vor, die Ostseite des Neuen Hafens zu einem Technologie-Park zu entwickeln. Dabei sollen die Investitionen im Rahmen des URBAN Projekts im Norden und Süden dieses Gebietes die Entstehung zweier Keimzel­ len für eine solche Entwicklung ermöglichen und als Schlüsselinvestitionen die Addition privatwirtschaftlicher Aktivitäten auf den Flächen dazwischen initiieren. Angesichts der beschriebenen schwierigen Situation in Bremerhaven erscheint dies notwendig, um eine Trendwende in der Entwicklung dem Bereich der technologieintensiven Dienstleistungen einzuleiten und privates Kapital für Folgeinvestitionen zu mobilisieren. Insgesamt soll der Technologie-Park an der Ostseite des neuen Hafens entstehen. Da­ bei sollen sich öffentliche und private Investitionen ergänzen. Um der o. g. Zielsetzung gerecht zu werden und auch privates Kapital für weitere Bauabschnitte zu mobilisieren, soll je ein Vorhaben im Norden und eines im Süden des Technologie-Parks im Rahmen des URBAN Projekts realisiert werden. Um die vorhandenen endogenen Potenziale zu nutzen und dem dringenden Handlungs­ bedarf Rechnung zu tragen soll zunächst ein historisches Backsteingebäude an der Schifferstraße als "Keimzelle" im südlichen Randbereich des Neuen Hafens hergerichtet werden. Das ehemalige Postgebäude stammt aus der Gründerzeit (Jahrhundertwende) und durch seine Wiederherrichtung und Umnutzung für den Technologiebereich als "Kommunikations-Haus", wird die Symbiose von Historie und Hightech beispielhaft do­ kumentiert. In einem zweiten Schritt soll die Errichtung eines neuen Gebäudes mit ca . 4.000 qm Nutzfläche im Norden des Neuen Hafens erfolgen. Mit seinem integrierten maritimen Standort und der damit möglichen engen Vernetzung von Wohnen-leben-Arbeiten unterscheidet sich der geplante URBAN Technologie-Park im Deutschlandweiten Vergleich erheblich von den bisher üblichen Technologie-Parks und bietet somit optimale Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung.

Seite 116 URB AN-Bremerhaven 2000-2006 Inllaltliche Ausgestaltw1g der Schwerpunkte- Maßnahmen

Karte 14. Entwicklung Technologiepark

Geplante Standorte des Flaggschiff-Projektes Techno logiepark innerha lb des Programmgebietes

ll {/ Standort Kai @ Anlage m'i1~ II Standort "Keimze lle" Schifferstraße ~~

--- Grenze URBAN - Programmgebiet ------. 200 Meter Bearbeitung: Stadtplanungsamt 61/2 , August 2000

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Auf diese Weise kann der künftige Technologie-Park in seiner gesamten Ausdehnung in das Programmgebiet integriert werden. Zudem wird somit der Rahmen für private Inves­ titionen geschaffen, die sich in der Folge zwischen beiden Gebäuden ansiedeln können . Bedarfsorientiert ist dementsprechend ergänzend zu der URBAN Gemeinschaftsinitiati­ ve die schrittweise Erweiterung des Technologie-Parks zu planen und zu realisieren . Bei dem Park so ll es sich auch nicht nur um einen Gründerpark handeln, daher werden sowohl kleine, junge Unternehmen, ebenso aber bereits bestehende Unternehmen auf­ genommen. Der Technologie-Park soll nicht nur "reine" Informations- und Kommunikati­ onstechnologie- Unternehmen aufnehmen, da Informations- und Kommunikationstech­ nologie eine Querschnittstechnologie darstellt. Einnahmen aus der Vermietung sollen zur Deckung der entstehenden Kosten verwendet werden. Austausch und Kommunikation der kreativen Menschen im Park sowie mit den Bewoh­ nern des Programmgebiets ist erklärtes Ziel des Konzeptes und soll weitestgehend durch eine entsprechende architektonische Gestaltung in den öffentlichen Bereichen unterstützt werden. Das inhaltliche Kernelement des Technologie-Parks besteht daher aus der Schaffung eines Technologie-Park-Managements, das in enger Zusammenarbeit mit dem Stadt­ teilmanagement und dem Activity-Center-Lehe (ACL) (vgl. Kapitel 2.3) die enge Ver­ knüpfung der einzelnen Aktivitäten in den Programmschwerpunkten erreichen soll. Kristallisationspunkt all er Aktivitäten im Technologie-Park wird also das über URBAN zu realisierende Technologie-Park-Management sein, dessen Aufgabe insbesondere aus den folgenden Punkten besteht: • Existenzgründerberatung im T.I.M.E.-Bereich • Unterstützung der Netzwerkbildung zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen • Schnittstelle zu dem Stadtteilmanagement und den Maßnahmen im Schwerpunkt II Arbeitsmarkt und Qualifizierung sowie weiteren Akteuren im Programmgebiet und der Wirtschaftsförderung • Förderung der Chancengleichheit Die gesamten genannten Aktivitäten werden so gebündelt, dass Synergien entwickelt und umgesetzt werden können. Dabei ist das Park-Management als Partner des Stadt­ teilmanagements (vgl. Kapitel 4.1 .2) zu verstehen. Beide werden daher ihre Aufgaben in enger Zusammenarbeit realisieren. Während das Stadtteilmanagement die Funktion übernimmt die Aktivitäten und Akteure im Programmgebiet zu vernetzen, hat das Park­ Management zum Ziel, die Aktivitäten und Akteure im T.I.M.E.-Bereich unter dem Dach des Technologie-Parks miteinander zu verknüpfen. Diesem Grundsatz-Konzept lag die folgende Ausgangssituation zu Grunde: In den bis­ herigen Diskussionen über das Flaggschiffprojekt vor Ort hat sich vor all em gezeigt, dass eine Vielzahl von Bewohnern und Gewerbetreibenden für sich selbst kaum Berüh­ rungspunkte mit einem Technologie-Park erkennt. Sie sehen daher auch von sich aus keine Veranlassung, das Gebäude zu betreten oder gar mit dort ansässigen Unterneh­ men und Institutionen Kontakt aufzunehmen. Um den angestrebten Zielen und Mehrwert gegenüber dem Ziel 2 Programm trotzdem gerecht zu werden ist es daher zwingend erforderlich, die Bewohner und Gewerbetreibenden durch eine Vielzahl von Aktivitäten an die neuen Technologien heranzuführen.

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Zum einen kann dies beispielsweise über nachfolgende Aktionen passieren: • Übernahme einer Schulpatenschaft (Technologie-Park - Schule im Programmge­ biet) • Vermittlung von Praktikumplätzen für Schüler aus dem Programmgebiet • Durchführung von Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen im Technologie­ Park oder durch dort ansässige Unternehmen • Durchführung von Informationsveranstaltungen im Technologie-Park oder im Pro- grammgebiet mit Unternehmen aus dem Technologie-Park Derartige Vorhaben können bei der "richtigen" Ansprache sowohl die Gewerbetreiben­ den (z.B. zum Thema E-Commerce oder Internetauftritt) als auch die Bewohner (z.B. Praktika) erreichen, Ihnen mögliche und auch für sie sinnvolle Nutzungen der neuen Technologien aufzeigen sowie Beziehungen zu Untenehmen im Technologie-Park ver­ mitteln. Zum anderen sollen jedoch außerdem Aktivitäten durchgeführt werden, die nicht einen unmittelbar erkennbaren Bezug zu neuen Technologien haben. Dies können u.a. fol­ gende Veranstaltungen sein: • Einrichtung eines "Tags der offenen Tür" im Technologie-Park in Verbindung mit einem Fest • Nutzung des geplanten Gastronomie-Neranstaltungsbereiches im Technologie-Park z.B. für die Stadtteil konferenz, Ausstellungen (Schüler-Malwettbewerb o.ä.) oder kleine Konzerte von/für Bewohner des Programmgebiets • Nutzung der Lage am Wasser für einen Open-Air Kino Abend im/am Technologie- Park Mittels solcher bürgerorientierter Aktivitäten kann der Technologie-Park auch unabhän• gig von "lernbezogenen" Veranstaltungen erlebt und in das "freizeitbezogene" Stadtteil­ leben integriert werden. Grundsätzlich ist jedoch zu bedenken, dass diese Aktionen nicht im Vorfeld vorge­ schrieben werden können, da sie im Wesentlichen in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen und Institutionen im Technologie-Park sowie - über das Stadtteilmana­ gement - mit den Bewohnern und Gewerbetreibenden im Programmgebiet entwickelt werden sollen. Zur Akzeptanz und damit zur Erreichung der gewünschten Ergebnisse ist dieser Beteiligungsprozess eine zwingende Voraussetzung. Außerdem ist damit zu rechnen, dass sich die Anforderungen während der Programmlaufzeit von sechs Jahren verändern werden und entsprechend angepasst werden müssen. Mit diesem integrativen, interdisziplinären und damit innovativen Konzept soll die Annäh­ rung der Bewohner und Gewerbetreibenden auch an den wachstumsstarken technolo­ gieintensiven Sektor ermög licht werden und den bisherigen Widerspruch von "H ightech­ Technologie" und benachteiligten "Stadtteilen / Bevölkerungsgruppen" abm ildern.

Zielgruppe und Endbegünstigte Die Zielgruppen bestehen traditionell aus Existenzgründern und Spin-Offs in der Bran­ che der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie der Medien. Mit dem Technologie-Park-Management und dem Stadtteil management sowie dem Acti­ vity-Center-Lehe (vgl. Kapitel 4.2) als Schnittstell en, soll en die Bewohner und Gewerbe­ treibenden des Programmgebiets in die Aktivitäten des Parks integriert werden, sodass Schwellenängste gegenüber einer derartigen hoch technisierten Einrichtung abgebaut werden. Infolgedessen ist davon auszugehen, dass eine Vielzahl an Bewohnern und vor all em Gewerbetreibenden aus dem Programmgebiet an Maßnahmen und Veranstaltun­ gen im Technologie-Park teilnimmt. Seite 119 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Inhaltliche Ausgestaltung der Schwerpunkte - Maßnahmen

Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit den vorgesehenen Qualifizierungsmaß­ nahmen (vgl. Kapitel 4.2.1). Mittels der oben dargestellten geplanten Aktivitäten sollen schließlich neben den technologieorientierten Unternehmen auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) anderer Wirtschaftsbereiche (Handel, Gastronomie etc.) angespro­ chen und an die für sie sinnvoll nutzbaren neuen Technologien herangeführt werden. Darüber hinaus sollen mit dem attraktiven Standortangebot aber auch bereits etablierte Unternehmen von außerhalb Bremerhavens gewonnen werden. Ebenso sind Unterneh­ mensumsiedlungen bei räumlichen oder technischen Engpässen am bisherigen Standort beabsichtigt, wie es sich derzeit u. a. bei Unternehmen im BRIG abzeichnet. Natürlich sollen zudem Transfereinrichtungen, Multimedia-Kompetenzzentren, Institute aus Wis­ senschaft und Forschung sowie Träger der beruflichen Bildung und der IT- und Medien­ qualifizierung für eine Ansiedlung im Technologie-Park akquiriert werden. Um die Chancengleichheit von Frauen, die in den bisher genannten Zielgruppenberei­ chen stark unterrepräsentiert sind, zu verbessern, sollen insbesondere Vorhaben von Frauen in dem geplanten Park unterstützt werden. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in den geplanten Qualifizierungsmaßnahmen wider, die eng mit dem Technologie-Park ver­ knüpft sind (vgl. Kapitel 4.2.1). Insgesamt wird von dem Vorhaben erwartet, die regionalen Potenziale zu stärken, die Wachstumschancen der Informations- und Kommunikationstechnologien zu nutzen und auf diese Weise den Standort Bremerhaven aufzuwerten. Endbegünstigte ist die Stadt Bremerhaven.

Verantwortlich für die Realisierung Die in Bremerhaven mit der Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung beauftragte BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung GmbH, eine Gesellschaft der Stadt Bremerhaven und des Landes Bremen, wird die Umsetzung des Projektes koordinieren. Es werden das BR IG , die Bremerhavener luK-Unternehmen, die Hochschule Bremerha­ ven, die Weiterbildungsträger und interessierte gesell schaftliche Gruppen eingebunden.

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4.1.2 Stadtteilmanagement

Ausgangssituation und Herleitung der Maßnahme Wie bereits in Kapitel 1 beschrieben, ist die Situation im Programmgebiet durch anhal­ tende Bevö lkerungsabwanderungen, zunehmende Leerstände bei Wohnungen und Ge­ werberäumen bzw. einem häufigen Wechsel der Gewerbetreibenden aus Handel und Gastronomie (insbesondere in der "Alten Bürger" und der Hafenstraße) gekennzeichnet. Ebenso nehmen Jugendkriminalität und Vandalismus mehr und mehr zu . Infolgedessen lässt sich feststellen, dass große Teile des Programmgebiets einen verschmutzten und verwahrlosten Eindruck vermitteln. In der Summe verdeutlichen diese Faktoren, nicht nur das zunehmend schlechte Image, sondern dokumentieren darüber hinaus, die abnehmende Identifikation der Bewohner und Gewerbetreibenden mit ihrem Wohn- und Arbeitsumfeld und infolgedessen die sin­ kende Motivation für eigene Aktivitäten. Zudem scheitern viele Versuche an der Hilflo­ sigkeit, sich in dem System von Vorschriften und wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu bewegen. Dies verstärkt das Gefühl mangelnder Einflussmöglichkeiten gegenüber den dargestellten wirtschaftlichen, städtebaulichen, sozialen und kulturellen Defiziten im Programmgebiet, das mittlerweile bei nahezu allen Bewohnern und Akteuren Platz ge­ griffen hat. Diese Situation lässt sich nur durch ein koordiniertes und konzeptorientiertes Vorgehen begegnen.

Zielsetzung Im Rahmen des URBAN Programms soll durch die Schwerpunktsetzung neben der städtebaulichen Entwicklung auch die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Wiederbele­ bung des Programmgebiets gefördert werden . Hierzu soll ein Stadtteilmanagement mit dem Schwerpunkt "wirtschaftliche Belebung" aufgebaut werden. Intention der Maßnah• me ist es, die ansässigen Bewohner und Gewerbetreibenden, d.h. in erster Linie die "traditionellen" KMUs, bei der Identifizierung, Formulierung und Lösung der quartiersbe­ zogenen Probleme zu unterstützen und die daraus hervorgehenden Initiativen effektiv und zielgerichtet zu koordinieren. Die Zielsetzung des Stadtteilmanagements besteht infolgedessen vor allem darin, die Stadtteilidentifikation zu erhöhen, das Image des Programmgebiets anzuheben und der weiteren Verwahrlosung durch die Aufwertung des Programmgebiets entgegenzuwirken. Zu diesem Zweck soll eine gesunder Branchenmix - insbesondere ein breit gefächertes Angebot in den Bereichen Handel, Dienstleistungen und Gastronomie - etabliert werden und ein attraktives Nebenzentrum in Ergänzung der Innenstadt entwickelt werden . Dieses Ziel so ll in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern und Gewerbetreibenden im Programmgebiet erreicht werden . Denn es gilt in erster Linie, die Identifikation der Bewohner und Gewerbetreibenden mit dem Stadtteil zu erreichen. Das geplante Marke­ ting des Stadtteilmanagements ist deswegen zunächst als ein identitätsstiftender Mo­ ment der Stadtteilentwicklung zu sehen . In einem weiteren Schritt wird dann jedoch die Übernahme bzw. Weiterentwicklung der Marketingaktivitäten von Gewerbetreibenden, Vereinen, Initiativen und Institutionen im Stadtteil sowie die Vermarktung des Pro­ grammgebiets angestrebt. Auf diese Weise soll privates Potenzial zur Entwicklung des Programmgebiets mobilisiert werden . Zudem soll über das Stadtteil management eine Schnittstell e zum Technologie-Park ge­ schafften werden, die gemeinsame Projekte mit anderen Akteuren im Programmgebiet initiiert.

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Bei allen Aktivitäten des Stadtteil managements ist eine intensive Kooperation mit den städtischen Akteuren der Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung (Referat für Wirt­ schaft der Stadt Bremerhaven, Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH) sowie der Städtischen Wohnungsgesellschaft mbH zur Nut­ zung von Synergieeffekten vorgesehen.

Maßnahmen beschreibung Um einze lne Maßnahmen zur Belebung des Stadtteils, zur Kaufkraftbindung, zur Ver­ besserung des Wohnumfelds sowie zur Verbesserung der Nahversorgung, der Ver­ kehrssituation und der Kommunikation im Programmgebiet zielgerichtet zu realisieren, ist die Errichtung eines Stadtteilmanagements vorgesehen. Das Stadtteilmanagement ist vor all em erster Ansprechpartner für die kleinen und mittle­ ren Unternehmen im Programmgebiet. Hierbei handelt es sich sowohl um vorhandene oder neu zu gründende Unternehmen aus den Handel, Gastronomie und nicht stören• dem Gewerbe. Hinzu kommen Vereine und Institutionen, in denen sich engagierte Bür­ ger und Gewerbetreibende um "ihren" Stadtteil als ihren Wohn- und Arbeitsort bemühen. Wesentliche Aufgabenfelder des Stadtteilmanagements werden dabei die folgenden Punkte darstellen: o Stärkung und Entwicklung der wirtschaftlichen Struktur im Stadtteil, o Organisation der Zusammenarbeit mit dem Flaggschiffprojekt Technologie­ Park/Schnittstelle für Träger von Qualifizierungsmaßnahmen (vgl. Kapitel 4.1.1), o Öffentlichkeitsarbeit zur Entwicklung und Stärkung des Stadtteilimages o Organisation und Unterstützung von sozialen und kulturellen Aktivitäten im Pro­ grammgebiet o Zusammenarbeit mit dem "City-Skipper" (Stadtteilmanagement zur Stärkung des Einzelhandels in der Innenstadt Bremerhavens) zur Abstimmung geplanter Aktivitä• ten

Einzelne Aktivitäten könnten beispielsweise sein: • Entwicklung einer Akquisitionsstrategie zur Vervollständigung des Angebots in Zu - sammenarbeit mit der BIS und dem Referat für Wirtschaft, • Integration ausländischer Geschäftsleute, • Existenzgründer-Stammtisch, • Unterstützung bei der Vermittlung von Ausbildungsplätzen durch geeignete Informa- tionsveranstaltungen gemeinsam mit Unternehmen, Vereinen, Institutionen, • Aufbau eines Informationssystems über verfügbare Gewerberäume im Stadtteil • PR-Aktivitäten, enge Kooperation mit dem Pressesprecher der Stadt Bremerhaven • Initiierung von stadtteilbelebenden kulturellen Veranstaltungen, • Werbliche Unterstützung von Veranstaltungen anderer Akteure im Programmgebiet, • Abstimmung und Koordination stadtteilrelevanter Veranstaltungen, • Akquisition von Sponsoren für Veranstaltungen, • Sprechzeiten für Bewohner und andere Interessierte • Beschwerdemanagement bei diversen Problemen (verschmutzte Einkaufsstraßen, Verkehrsregelungen, Kriminalität und Vandalismus), • Verknüpfung der Stadtteil kultur mit "überörtlicher" Kultur,)

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Hier gilt jedoch ebenfalls, dass diese Aktionen nicht im Vorfeld vorgegeben werden kön­ nen, da sie im Wesentlichen in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern und Gewer­ betreibenden im Programmgebiet entwickelt werden sollen und müssen, damit sie ak­ zeptiert werden und zu dem gewünschten Ergebnissen führen . Außerdem ist zu erwar­ ten, dass sich die Anforderungen während der Programmlaufzeit von sechs Jahren ver­ ändern werden und entsprechend angepasst werden müssen. Auch die geplanten kulturellen Aktivitäten können einen wichtigen Beitrag zur Identitäts• stiftung und Integration sowie letztlich zur Imageverbesserung leisten. Während sich die Querschnittsaufgaben Chancengleichheit überwiegend in den Punkten "Technologie­ Park-Management" und "Qualifizierung" wiederfindet, so ist die Querschnittsaufgabe Förderung kultureller Aktivitäten daher in erster Linie Aufgabe des Stadtteilmanage­ ments. Um diese vielfältigen Aufgaben wahrzunehmen, ist es unerlässlich, dass der/die Stadt­ teilmanager/in im Programmgebiet angesiedelt ist. In diesem Zusammenhang ist auch die notwendige enge Kooperation mit dem Activity-Center-Lehe (vgl. Kapital 4.2) zu be­ rücksichtigen. Aus diesem Grund so ll vor Ort ein Stadtteil management aufgebaut werden, das die ver­ schiedenen Akteure mit vielfältigen Ansätzen zu eigenen Unternehmungen motiviert, um die Identifizierung mit dem Stadtteil zu unterstützen, das Image zu verbessern und somit zur wirtschaftlichen Revitali sierung und Stärkung des Programmgebiets beizutragen. Die Integration der ausländischen Bewohner und Gewerbetreibenden ist explizit Bestandteil dieser Aufgaben. Die Vernetzung der im Programmgebiet aktiven Gruppen und Einzelakteure ist für die Aufgaben des Stadtteil managements unabdingbar. Darüber hinaus besteht eine beson­ dere Funktion des Stadtteilmanagements darin, ein enges Zusammenspiel der Maß• nahmen Technologie-Park, ACL (vgl. Kapitel 4.2) und Stadtteilzentrum zu organisieren. Zum Abbau von Schwellenängsten gegenüber High-Tech-Institutionen bzw. zur offensi­ ven Nutzung neuer urbaner Plätze sollen hierauf abgestellte Aktivitäten durchgeführt werden .

Zielgruppe und Endbegünstigte Zielgruppe sind die Bewohner und Gewerbetreibenden - insbesondere aus Handel und Gastronomie - des Programmgebiets; d.h. in erster Linie die KMUs aus diversen Wirt­ schaftsbereichen. Das Stadtteil management wird im Programmgebiet nachhaltig die Strukturveränderun­ gen unterstützen und die Zielgruppen miteinander vernetzen. Auf diese Weise wird die reibungslose Durchführung von Einzeimaßnahmen gefördert und das "Wir-Gefühl" im Stadtteil gestärkt. Die Anzahl von Aktivitäten der Akteure aus dem Stadtteil wird sicher­ lich ansteigen und leerstehende Gewerberäume werden abnehmen. Insgesamt wird sich die Stadtteilidentifikation erhöhen und das Im age des Programmgebiets verbessern. Endbegünstigte ist die Stadt Bremerhaven.

Verantwortlich für die Realisierung Stadt Bremerhaven, Referat für Wirtschaft

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4.2 Schwerpunkt 11 - Arbeitsmarkt und Soziales

Die in diesem Programmschwerpunkt vorgesehenen Maßnahmen gehen von den in den Ortsteilen des Programmgebietes anzutreffenden Problem lagen und besonders betrof­ fenen Zielgruppen aus und schlagen eine Brücke zum Schwerpunkt "Wirtschaftliche Entwicklung" mit seinem Flaggschiffprojekt Technologie-Park und zum Schwerpunkt "Städtebauliche Erneuerung / Ökologie". Dabei soll , basierend auf den vorhandenen endogenen Potenzialen im Programmgebiet, innerhalb der Maßnahmen ein aufeinander abgestimmtes Paket an Projek­ ten/Operationen aufgelegt werden, das die unterschiedlichen Zielgruppen mit differen­ zierten Handlungsansätzen bei ihrer arbeitsmarktlichen und sozialen Integration unter­ stützt, zur wirtschaftlichen Be lebung der URBAN-Ortsteile beiträgt und kulturelle Aktivitä­ ten entfalten hilft, die die Lebensqualität in Lehe und Mitte-Nord verbessern. Hierbei sol­ len insbesondere Ansätze gewählt werden , die eine Aktivierung der Bewohner/innen und speziell er Zielgruppen ermöglichen und ihnen Anreize bieten, sich an der Programmge­ bietsentwicklung aktiv zu beteiligen. Eine Strategie, die die von den Ortsteilakteuren benannten Problem lagen aufgreift, macht es erforderlich, Projekte/Operationen mit unterschiedlichen Zugangsvorausset­ zungen aufzulegen. Dies beinhaltet sowohl niederschwellige Angebote für besonders ausgegrenzte Personengruppen, als auch anspruchsvoll e Qualifizierungen im Bereich der Neuen Technologien oder Unterstützung bei der direkten Vermittlung in den Ar­ beitsmarkt. Die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen des URBAN-Programms ordnen sich ein in die Europäische Beschäftigungsstrategie und die Schwerpunkte des Beschäftigungspoliti­ schen Aktionsplans der Bundesrepublik Deutschland (NAP). Durch Beratung, Vermitt­ lung und Qualifizierung soll beispielsweise die Beschäftigungsfähigkeit verbessert wer­ den (Säule 1), durch Unterstützung von Existenzgründungen im Programmgebiet die Entwicklung des Unternehmergeistes verfolgt werden (Säule 2). Berufsbegleitende Qua­ Iifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte und Geschäftsinhaber fördern die Anpassungs­ fähigkeit der Unternehmen (Säule 3); frauenspezifische Qualifizierungsmaßnahmen und Frauenförderung als Querschnittsaufgabe leisten einen Beitrag zur Chancengleichheit von Frauen und Männern (Säule 4) . Die vorgesehenen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen ergänzen die bisherige Ziel 3- Förderung des Landes, da sie in einer konzertierten Aktion die lokalen Akteure und Quartiersbewohner bereits in den Planungsprozess integriert (bottum-up-Prinzip) und somit für ein "Wir-Gefühl" im URBAN-Gebiet sorgt, dass dazu beträgt, die wirtschaftliche und soziale Situation des Gebiets zu verbessern und einen spiralförmigen Aufwärtstrend einzu leiten. Dadurch, dass sie sich auf ein begrenztes lokales Umfeld mit besonderen Problemlagen beziehen, sind sie in der Lage, die dort vorhandenen Fehlentwicklungen gezielt zu bekämpfen. Die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen werden eng mit dem unter Förderschwerpunkt "wirtschaftliche Entwicklung" geplanten Technologie-Park-Management und dem Stadt­ teilmanagement abgestimmt sein und damit zielgerichtet zu einer Verknüpfung von ar­ beitsmarktpolitischen mit sozialen und kulturellen Aktivitäten führen (vgl. Kapitel 4.1). Es ist beabsichtigt, damit auch die städtebauliche, ökologische und kulturelle Aufwertung des Stadtteils zu verfolgen. Gerade diese vielfältige und mehrschichtige Verknüpfung macht den Mehrwert gegenüber dem Ziel 3-Programm aus. Weiterhin wird über das Stadtteilmanagement die Integration der ausländischen Bewohner und Gewerbetreiben­ den sichergestellt.

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Daneben wird mit Schaffung eine neuen Organisationsstruktur, dem Activity-Center Le­ he (vgl. Abb. 31), die die Vernetzung und Verbesserung der Aktivitäten bei der Qualifi­ zieru ng ermöglicht, den Betroffenen ein niedrigschwelliger Zug ang ermög li cht. Bei der Entwicklung von Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen werden so­ wohl die lokalen Bedarfe der Betriebe als auch die Arbeitslosenstruktur einbezogen. Die dort entwickelten Maßn ahmen werden sich von den sog enannten Mainstreaming­ Projekten der Zielförderung dadurch abheben, dass sie die Anforderungen modernen Projektmanagements erfü ll en müssen und verpflichtet werden , den Mehrwert zur Ziel 3- Förderung zu belegen indem sie ihre Ziele qualitativ und quantitativ beschreiben. Eine begleitende Erfolgskontrolle rundet den qualitativen Mehrwert der Projekte ab. Vorrangig werden Projekte gefördert, die zur Ausarbeitung und Durchführung von besonderen in­ novativen Strategien für eine nachhaltige Entwicklung eingesetzt wird . Wie auch im Ziel 3 Programm werden all e geplanten arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten einschließlich des Activity-Centers Lehe durch einen Wettbewerbsaufruf bekannt ge­ macht, um all en potentiellen Anbietern gleiche Startchancen zu ermöglichen. Die Pro­ jektauswahl findet durch beauftragte Gese ll schaften statt. Die Auswahl hat sich an den Ausführungen des PGI zu orientieren. Bevo rzugt so ll en Projekte gefördert werden, die im URBAN-Gebiet mit den Betroffenen entwickelt wurden. Die vorgeschlagenen qualifizierenden, sozialen und kulturellen Maßnahmen zielen ins­ gesamt auf eine nachhaltige Verbesserung der Arbeits- und Lebensqualität in den Ortsteilen. Zusam men mit den wirtschaftlichen und städtebaulichen Aktivitäten bewirken sie im Sinne der definierten Ziele (vgl. Kapitel 2.2) eine Revitalisierung der Nebenzent­ ren Lehe und Mitte-Nord und verm itteln den Bewohnerinnen und Bewohnern neue Per­ spektiven.

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Abb. 31. Strategie und Zielsetzung vom Activity-Center-Lehe und Sozialen Maß• nahmen

in Kooperation mit Stadtteilmanagement

Activity-Center Lehe Soziale Maßnahmen Offene AnlaufsteIle, im Beratung u. Orientierung, Koordina­ Programmgebiet tion u. Projektentwicklung, Vermittlung

Qualifizierung des Arbeitskräftepoten­ Beschäftigungsprojekt für ehemalige zials Drogenabhängige

Qualifizierung von Frauen Zusätzliche Kinder- und Jugendsozialar­ beit

Qualifizierungs- und Beschäftigungs• Computer-CenterI projekt für arbeitslose Quartiersbe­ soziales Arbeitstraining wohner/innen zusätzliche Betreuungsarbeit

Schaffung von neuen Beschäftigungsmöglichkeiten, Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bewohnerinnen und Be­ wohner, Imageverbesserung und Aufwertung der URBAN-Ortsteile

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4.2.1 Qua lifizieru ng und Existenzgründung

Ausgangssituation und Herleitung der Maßnahme Das Programmgebiet ist gekennzeichnet durch einen zunehmenden Funktions- und Qualitätsverlust. Die noch vorhandenen Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe leiden besonders unter der fehlenden Kaufkraft und Aufenthaltsqualität im Programmgebiet. Eine Ursache ist die hohe Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit, die spezie ll in den Ortsteilen Lehe-Goethestraße, Lehe-Klushof und Mitte-Nord ein gravierendes sozia­ les Problem mit all seinen negativen Auswirkungen auf die Betroffenen und die Gese ll ­ schaft darstellt. Erfahrungen aus anderen benachteiligten Stadtteilen Bremerhavens (Grünhöfe, Leherheide) haben jedoch gezeigt, dass eigens auf die Bedarfe dieser Grup­ pe und die Belange des Ortsteils zugeschnittene arbeitsmarktpolitische Projekte einen erfolgreichen Ansatz bieten, verfestigte Ausgrenzungen aus dem Erwerbsleben aufzu­ brechen. Derartige Projekte fehlen bislang im URBAN-Programmgebiet, werden aber von all en beteiligten Akteuren für arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitisch sinnvoll und not­ wendig erachtet. Erschwert wird diese Situation dadurch, dass sich zurzeit vielfältige Einrichtungen mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen um die Arbeitslosen in der Stadt kümmern. Für die Arbeitslosen resultieren aus dieser Struktur eine Vielzahl von AnlaufsteIlen, die im Be­ darfsfall nacheinander, mitunter mehrmals kontaktiert werden müssen. Die Struktur und unterschiedlichen Aufgabenbereiche dieser Stellen machen es den Arbeitslosen nicht leicht, sich in diesem System zurechtzufinden. Zudem ist das URBAN-Programmgebiet durch eine große Anzahl arbeitsloser Frauen und Sozialhilfeempfängerinnen gekennzeichnet, die durch die bisherigen Weiterbil­ dungsangebote jedoch nicht gezielt angesprochen und nicht somit nicht erreicht werden . Bisher fehlt in den URBAN-Ortsteilen eine RegiesteIle, die Aktivitäten im Bereich der Arbeitsmarktintegration zusammenfasst, besondere Zielgruppen ausmacht, für diese neue Angebote entwickelt und geeignete Arbeitslose direkt in den 1. Arbeitsmarkt ver­ mittelt und für die anderen (z. B. Berufsrückkehrerinnen oder Langzeitarbeitslose) erfor­ derliche Anpassungsqualifizierungen organisiert.

Zielsetzung Aufgrund der vielfältigen Defizite in diesem Schwerpunkt besteht das Kernelement die­ ser Maßnahme in der Schaffung einer Organisationsstruktur, die die Vernetzung und Optimierung der programmgebietsbezogenen Aktivitäten bei der Qualifizierung und Exis­ tenzgründung ermöglicht. Diese Zielsetzung so ll vor allem durch das geplante Activity­ Center-Lehe erreicht werden. Um eine größere Nähe zu den Betroffenen herzustellen , soll das ACL gemeinsam mit dem Stadtteilmanagement zentral im Programmgebiet an­ gesiedelt werden. Durch die Herauslösung dieser Unterstützungsstruktur aus den gro­ ßen Verwaltungseinheiten Arbeitsamt und Sozialamt so ll ein niederschwelliger Zugang für die Betroffenen, aber auch eine verbesserte Effektivität und Effizienz der Unterstüt­ zungsangebote erreicht werden. Im Zusammenhang mit der Schaffung der notwendigen organisatorischen Vorausset­ zungen, werden in den Maßnahmen Qualifizierung und Existenzgründung insbesondere die folgenden inhaltlichen Prioritäten verfolgt:

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Um die Funktionalität und Qualität des Programmgebiets aufzuwerten, sollen die vor­ handenen Subzentren an der Hafenstraße und der "Alten Bürger" durch Qualifizie­ rungsmaßnahmen der Gewerbetreibenden wiederbelebt und konkurrenzfähig gemacht werden. Dieses Vorhaben spricht im Handlungsfeld 2 ("Unternehmertum und Beschäfti­ gungsbündnisse" besonders die Schwerpunkte "Unterstützung für Unternehmen, Han­ del, Genossenschaften ... " und "Fortbildung im Bereich der neuen Technologien ... " an . Zudem sollen Arbeitslose und langzeitarbeitslose Bewohnerinnen und Bewohner sowohl in ortsteilbezogenen Einsatzfeldern als auch in technologieorientierten Qualifizierungs­ projekten ihre beruflichen Perspektiven verbessern. Als besonders erfolgreich hat sich dabei ein Ansatz erwiesen, der Beschäftigung und arbeitsbegleitende Qualifizierung miteinander verbindet. Mit dieser Maßnahme wird im URBAN-Handlungsfeld 2 ("Unter­ nehmertum und Beschäftigungsbündnisse") der Schwerpunkt "Unterstützung für be­ schäftigungswirksame Projekte auf lokaler Ebene" angesprochen. Im Rahmen des URBAN-Programms soll in den Ortsteilen Lehe-Goethestraße, Lehe­ Klushof und Mitte-Nord ein zusätzlicher Förderschwerpunkt auf die Verbesserung der Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben gelegt werden. Zielsetzung ist es, Frauen über Kenntnisse in Informations- und Kommunikationstechnologien neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen oder - wie z. B. bei Frauen im Erziehungsurlaub oder Berufs­ rückkehrerinnen - Qualifikationen zu erhalten bzw. auf den neuesten Stand zu bringen, um die Rückkehr in das Erwerbsleben zu erleichtern. Sämtliche Projekte, die sich mit der Qualifizierung in dem Bereich Neue Technologien befassen richten sich im URBAN-Handlungsfeld 6 insbesondere auf die "Unterstützung des Gebrauchs von Informations- und Kommunikationstechnologien im Zusammenhang mit Bildung und Fortbildung, Beschäftigungsmöglichkeiten und Kultur" sowie "Fortbil­ dung und Einrichtungen zur Unterstützung von Telearbeit sowie des Gebrauchs von Internet und anderen Telematikanwendungen". Dies gilt insbesondere, da es sich so­ wohl um einen wachstumsstarken Bereich als auch eine wichtige Basis für diverse "kon­ ventionelle" Berufsfelder handelt.

Maßnahmenbeschreibung Das ACL kooperiert intensiv mit dem über URBAN geplanten Stadtteilmanagement; bei­ de arbeiten insbesondere bei der Betriebsansprache eng zusammen. Vom ACL aus sollen in erster Linie neue, bedarfsgerechte Qualifizierungsmaßnahmen und Beschäfti• gungsprojekte initiiert und auf den Weg gebracht werden. Das ACL fungiert dabei als zentrale AnlaufsteIle für Bewohnerinnen und Bewohner und arbeitsmarktpolitischer Ak­ teure in den URBAN-Ortsteilen. Das ACL wendet sich aber auch an kleine und mittel­ große Betriebe, die bei der Personal beschaffung durch passgenaue Arbeitsvermittlung und bei der Personalentwicklung durch die Organisation betriebsbezogener Weiterbil­ dungsmaßnahmen unterstützt werden können. Dem ACL kommt also eine wichtige Matchingfunktion zwischen arbeitsuchenden Be­ wohnerinnen/Bewohnern und Betrieben als potenziellen Arbeitgebern zu. Insofern zeichnet sich das ACL durch Nähe zum 1. Arbeitsmarkt aus. Das ACL spricht mit seinen Aktivitäten sowohl das URBAN-Handlungsfeld 2 ("Unter­ nehmertum und Beschäftigungsbündnisse"), hier: "Unterstützung für beschäftigungs­ wirksame Projekte auf lokaler Ebene" und " .. . bedarfsgerechte Beratung für Geschäfts­ leute und neugegründete Unternehmen" als auch im Handlungsfeld 3 ("Integration von ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen und erschwinglicher Zugang zu Basisdienstleis­ tungen") die "bedarfsgerechte Beratung ... " und die "Förderung von integrierten bzw. an­ gepassten Aus- und Weiterbildungsschemata im Hinblick auf die Wiedereingliederung von benachteiligten und ausgegrenzten Personen" an.

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Bei den inhaltlichen Aufgaben in den Maßnahmen Qualifizierung und Existenzgründung sollen folgende Aspekte einbezogen und in konkreten Projekten/Operationen umgesetzt werden: Die Qualifizierung muss berücksichtigen, dass viele Projektteilnehmer lernungewohnt sind, Vorbehalte gegen Unterricht haben oder schlechte Erinnerungen mit Schule ver­ binden. Deshalb soll die Qualifizierung projekt- und handlungsbezogen erfolgen und anknüpfend an die individuellen Wissensdefizite zusätzlichen Stütz- und Förderunterricht beinhalten. Einen wichtigen Baustein stellt beispielsweise die berufsbegleitende Qualifizierung der Beschäftigten und der Geschäftsinhaber zur Anpassung an die modernen wirtschaftli­ chen Erfordernisse dar. Die Beschäftigten sollen darin geschult werden, den gewachse­ nen Anforderungen in diesen Bereichen gerecht zu werden. Themen wie EDV-Einsatz im Betrieb, Internet und E-Commerce, Kundenorientierung, aber auch Marketing sind hier zu nennen. Neben firmenübergreifenden Modulen zu speziellen Themen können auch auf die Bedarfe einzelner Firmen zugeschnittene Kompaktseminare angeboten werden. Auch Existenzgründungen in den Leher Ortsteilen und in Mitte-Nord sollen im Rahmen von URBAN besonders gefördert werden. Spezielle Qualifizierungs- und weitere Exis­ tenzförderungsmaßnahmen sollen die Verbesserung des Images und der Attraktivität der Subzentren im Rahmen von URBAN sowie die Ansiedlung von neuen Geschäften unterstützen. Begleitend zu den verschiedenen Qualifizierungsprojekten soll eine sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stattfinden, die professionelle Hilfestel­ lung bei persönlichen Problemen, Unterstützung bei der persönlichen Orientierung und der weiteren Berufswegplanung bietet. Ergänzend zu Qualifizierungsvorhaben sollen insbesondere für die Langzeitarbeitslosen auch Beschäftigungsprojekte aufgelegt werden. Diese sollen direkt in den Ortsteilen des URBAN-Programmgebiets durchgeführt werden und somit zur Verbesserung des Wohnumfeldes beitragen. Dabei sollen mögliche Beschäftigungsfelder miteinander ver­ netzt und von den Bewohnerinnen und Bewohnern und ansässigen Einrichtungen aktiv mitgestaltet werden. Auch die ortsansässigen Sportvereine sollen in die Aktivitäten ein­ bezogen werden. Als wichtige Multiplikatoren vor Ort können sie auch ggf. Projektbedar­ fe anmelden oder beispielsweise geförderte Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Speziell für die unterschiedliche Gruppe der Frauen sollen zur Verbesserung der Chan­ cengleichheit diverse Projekte/Operationen für die jeweilige konkrete Zielgruppe aufge­ legt werden. Vorgesehen sind z. B. spezielle Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich "Neue Technologien für Frauen" oder Gesundheits- und Pflegeberufe, die auf die Bedar­ fe unterschiedlicher Frauengruppen zugeschnitten werden sollen (z. B. alleinerziehende Frauen, junge Mütter, Berufsrückkehrerinnen, Frauen im Erziehungsurlaub, Aussiedle­ rinnen, ausländische Frauen). Insbesondere Berufsrückkehrerinnen, Aussiedlerinnen und Ausländerinnen verfügen oftmals über Schul- und Berufsabschlüsse, auf die aufge­ baut werden kann; ihre Berufschancen lassen sich z. B. durch eine Heranführung an die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien erheblich verbessern. Eine kompetente Einführung in den Einsatz neuer Technologien kann auch für Existenz­ gründerinnen von Vorteil sein. Wie Erfahrungen aus Bremen zeigen, besteht auch bei ausländischen Frauen zunehmend ein Potenzial für die Eröffnung eigener Geschäfte, das durch entsprechende Beratung, Qualifizierung und begleitendes Coaching gefördert werden kann. Durch geeignete Maßnahmen soll dieses Potenzial auch in den URBAN­ Ortsteilen Goethestraße, Klushof und Mitte-Nord aufgegriffen und genutzt werden.

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Für die Zielgruppe Sozialhilfeempfängerinnen und langzeitarbeitslose Frauen mit gerin­ ger Qualifikation ist ein Projekt "Arbeit für Frauen aus benachteiligten Stadtteilen, Schwerpunkt Lehe/Mitte-Nord" geplant. Ziel des Vorhabens ist es, über eine maßge• schneiderte Qualifizierung und integrierte Betriebspraktika arbeitslose Sozialhil­ feempfängerinnen und langzeitarbeitslose Frauen in neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse des 1. Arbeitsmarktes passgenau zu vermitteln. Insgesamt wird durch den Aufbau des ACL die notwendige Struktur geschaffen, um die einzelnen Projekte/Operationen der Maßnahmen Qualifizierung und Existenzgründung optimal aufeinander abzustimmen und mit den Maßnahmen Flaggschiffprojekt Techno­ logie-Park und Stadtteilm anagement (vgl. Kapitel 4.1) zu kombinieren.

Zielgruppe und Endbegünstigte Ebenso vielfältig wie die aufgezeigten Stärken und Schwächen im Programmgebiet ist die Zielgruppe bei der Maßnahme Qualifizierung und Existenzgründung. Sie umfasst sowohl die Beschäftigten in Einzelhandel und Gastronomie, kleine und mittlerer Unter­ nehmen, Existenzgründer aus allen Personengruppen sowie speziell (Langzeit-) Arbeits­ lose und Sozialhilfeempfänger. Hinzu kommt die in sich stark zu differenzierende Ziel­ gruppe der Frauen. Für die Frauen wird insbesondere die Heranführung an neue Technologien, die Verbes­ serung der Integration ins Erwerbsleben, die Erschließung von neuen Beschäftigungs• feldern sowie die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf angestrebt. Als Ergebnis der Qualifizierungsmaßnahmen sollen auch die (Langzeit-) Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt (re-) integriert, ihre Weiterbildungsbereitschaft soll geweckt und berufs­ praktische Kenntnisse/Fertigkeiten sollen vermittelt/erworben werden. Grundsätzlich wird durch die Qualifizierungsmaßnahme und die Förderung von Exis­ tenzgründungen die Wiederbeschaffung, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Steigerung der Qualität im Programmgebiet erwartet. Endbegünstigte ist die Stadt Bremerhaven.

Verantwortlich für die Realisierung Geeignete Ämter, Institutionen und Einrichtungen mit den erforderlichen Erfahrungen

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4.2.2 Soziale Maßnahmen

Ausgangssituation und Herleitung der Maßnahme Die Analyse der Ausgangssituation im Programmgebiet hat gezeigt, dass sich die sozia­ len Probleme - insbesondere resultierend aus der hohen Arbeitslosigkeit und wirtschaft­ lichen Schwächung der Bevölkerung - insbesondere in zwei Problemgruppen konzent­ rieren. Die soziale Situation der Kinder und Jugendlichen im URBAN-Programmgebiet ist ge­ prägt durch Arbeitslosigkeit der Eltern, Armut und soziale Benachteiligung. Aus den Schulen gibt es Informationen über Familien, die bereits in der 3. Generation von Sozi­ alhilfe leben. Schulen und andere Institutionen stellen bei den verantwortlichen Erwach­ senen zunehmend Hilflosigkeit und Unfähigkeit bei der Erziehung der Heranwachsenden fest. Zusätzlich wird die Beobachtung gemacht, dass Kinder und Jugendliche zu Nach­ barn, auf die Straße oder auf das Schulgelände abgeschoben werden; teilweise dürfen sie von deutlich vor dem Schulunterricht bis zum Einbruch der Dunkelheit die elterliche Wohnung nicht betreten. Fehlernährte Kinder und Kinder ohne Frühstück, Schulbrot und Mittagessen finden sich vermehrt in den URBAN-Ortsteilen. 1997 wurde die "Lehe-Konferenz" als Gesprächsrunde ins Leben gerufen, in der sich Leitungen und Verantwortliche unterschiedlicher Ämter und Institutionen mit der Situati­ on der Kinder und Jugendlichen in den Ortsteilen auseinandersetzen, Problembereiche benennen, Lösungsansätze erarbeiten und umsetzen. Das von der "Lehe-Konferenz" entwickelte Rahmenkonzept zur Schulsozialarbeit hat über den Schulunterricht hinaus ein freiwilliges und offenes Angebot für die Kinder und Jugendlichen in den Ortsteilen entwickelt. Durch die Betreuungsarbeit wird der Bandenbildung und der Entwicklung und Auswei­ tung der Kinder- und Jugendkriminalität entgegengewirkt. Ebenfalls hat diese sozialpä• dagogische Arbeit positive Auswirkungen auf die Verringerung des Drogenkonsums und des Drogenhandels im Umfeld der Schulen. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Redu­ zierung von Zerstörung und Vandalismus innerhalb und außerhalb der beteiligten Schu­ len. Die bestehenden Kapazitäten reichen aber bei weitem nicht aus. Der Bedarf ist deutlich größer. Alle Betreuungsbereiche sind bis an die Grenzen des vertretbaren ausgelastet. Zwei Schulen in den Brennpunktgebieten konnten bisher überhaupt nicht mit Betreu­ ungspersonal ausgestattet werden, obwohl der Bedarf unbestritten ebenfalls vorhanden ist. Weitere zusätzliche Betreuungsangebote sind daher dringend erforderlich. Als zweite Problemgruppe innerhalb des Programmgebiets lassen sich Drogenabhängi­ ge bzw. ehemalige Drogenabhängige ausmachen. Im Programmgebiet ist daher auch bereits der Kontaktladen für Drogenabhängige, ehemalige Drogenabhängige und Substi­ tuierte in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt ansässig. Der Kontaktladen ist ein nie­ derschwelliges Angebot der Drogenhilfe und dient u. a. dazu, Drogenkonsumen­ ten/innen den Aufenthalt in einem Cafe sowie soziale, juristische und medizinische Ba­ sishilfen anzubieten. Von den Mitarbeitern des Ladens wird jedoch dringender Bedarf gesehen, vermehrt Be­ schäftigungsmöglichkeiten für ihr Klientel anzubieten. Dies gilt insbesondere, da die Drogenabhängigen extrem von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Gemäß einer Befragung im Jahr 1998 waren mehr als 54 % der Befragten von Sozialhilfe abhängig, knapp 33 % von Arbeitslosengeld- oder - hilfe. Nur knapp 8 % der Drogenkonsumentinnen waren noch erwerbstätig

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Die Arbeitslosigkeit dieser Personengruppe übersteigt also die Arbeitslosenquote in der Stadt Bremerhaven, die im Jahr 1998 bei 20,9 % lag, bei weitem! In Bremerhaven gibt es bisher keine gezielten Beschäftigungs- und Qualifizierungsan­ gebote für ehemalige Drogenkonsumenten/innen, die ihrer ganz besonderen persönli­ chen Situation Rechnung tragen und ihnen über sinnvolle Arbeit, begleitende sozialpä• dagogische Betreuung und vorsichtige, an den jeweiligen individuellen Möglichkeiten ansetzende Qualifizierung eine neue Berufs- und Lebensperspektive eröffnen.

Z ielsetzung Durch zusätzliche finanzielle URBAN-Mittel sollen neben der Ausweitung der vorhande­ nen Betreuungs-Kapazitäten ergänzende gezielte und differenzierte Programme entwi­ ckelt, durchgeführt und ausgewertet werden, die es ermöglichen, besonders gravierende Probleme zu bearbeiten. Dadurch besteht die Chance, die aufgebauten Netzwerke der gemeinsam agierenden und kooperierenden Personen und Institutionen weiterzuentwi­ ckeln und auch übergreifende Perspektiven zu entwickeln. Zielsetzung der Aktivitäten im Bereich der Kinder- und Jugendsozialarbeit ist es, die er­ folgreich begonnenen Arbeitsansätze weiter zu entwickeln und auszuweiten. Dadurch soll entscheidend dazu beigetragen werden, die soziale Situation der Kinder- und Ju­ gendlichen im URBAN-Programmgebiet zu verbessern, dem Abgleiten in Kriminalität und Drogenkonsum vorzubeugen, neue Freizeitperspektiven zu entwickeln , aber auch auf Ausbildung und Arbeit hin zu orientieren. Ziel der geplanten Aktivitäten im Bereich der Drogenarbeit ist die soziale und berufliche Integration von ehemaligen Drogenabhängigen und Substituierten, ihre Eing liederung in den Arbeitsmarkt. Dieses Ziel wird sich aufgrund der Komplexität der Problemlagen si­ cherlich nur in kleinen Schritten erreichen lassen.

Ma ßnahmen beschrei bu ng Zur Unterstützung und Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendsozialarbeit im Pro­ grammgebiet sind verschiedene Projekte/Operationen vorgesehen. Insbesondere schwierige Schülerinnen und Schüler, Schulschwänzer/innen und poten­ tielle Schulverweigerer sollen möglichst präventiv durch interessante Arbeitsprojekte, wie z.B. die Aufbereitung von gebrauchten Personalcomputern, angesprochen und in­ tegriert werden. Straffälligen Jugendlichen sollen u. a. in einem Sozialen Arbeitstraining Schlüsselqualifi­ kationen vermittelt werden, die ihnen den Einstieg in das Erwerbsleben erleichtern hel­ fen . Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei die Unterstützung von benachteiligten Ju­ gendlichen ohne- Schul- und Berufsabschluss einnehmen. Das Soziale Arbeitstraining zielt ab auf die Stärkung des Selbstbewusstseins, die Ver­ mittlung von Schlüsselqualifikationen, das Erleben von Selbstwirksamkeit, die Förderung vorhandener Kompetenzen, Orientierungshilfen zur Berufswahl, die Förderung der Moti­ vation, einen Schulabschluss nachzuholen, und auf konkrete Arbeitsprojekte. Mit zusätzlichen finanziellen Mitteln aus URBAN sollen zudem die bestehenden Kapazi­ tätsengpässe in der Betreuung ausgeweitet werden . Die Einbeziehung zusätzlicher Schulen und neuer Aktivitäten verstärken maßgeblich die sich deutlich abzeichnenden Erfolge der bisherigen Arbeit und führen damit zu einer Verbesserung der Situation der Kinder und Jugendlichen in den URBAN-Ortsteilen.

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Mit den vorgesehenen Projekten/Operationen im Bereich Kinder- und Jugendsozialarbeit werden das URBAN-Handlungsfeld 2 ("Unternehmertum und Beschäftigungsbündnis­ se"), hier: "Bereitstellung von alternativen Betreuungsmöglichkeiten und sonstig en Dienstleistungen im besonderen für ältere Menschen und Kinder" und das Handlungs­ feld 6 ("Entwicklung des Potenzials der Technologien der Informationsgesellschaft"), hier: "Unterstützung des Gebrauchs von Informations- und Kommunikationstechnologien im Zusammenhang mit Bildung und Fortbildung, Beschäftigungsmöglichkeiten und Kul ­ tur" besonders angesprochen. Die vorgesehene Maßnahme für ehemalige Drogenabhängige und Substituierte soll e­ benfalls unterschiedliche, aufeinander abgestimmte Bausteine beinhalten. Zunächst geht es darum, die betroffenen Personen wieder an regelmäßige Arbeit heranzuführen und ihnen z. B. bei der Durchführung von Arbeiten im handwerklich-kreativen Bereich Erfo lg serlebnisse zu vermitteln. Nach erfolgreicher Stabilisierung kann die Vermittlung in Beschäftigungsprojekte des sog. 2. Arbeitsmarktes, in Qualifizierungsmaßnahmen oder in Betriebspraktika erfolgen. Nach Möglichkeit so ll en durch weiterführende Qualifikationen die beruflichen Perspekti­ ven verbessert werden. Hierbei soll eng mit den Bremerhavener Weiterbildungs-, ggf. Beschäftigungsträgern und anderen Akteuren zusammengearbeitet werden, um deren Know-how oder Ausstattung mitzubenutzen und flexibel auf die jeweiligen Bedarfe der Zielgruppe eingehen zu können. Wichtig ist auch der Aufbau enger Kooperationsbezie­ hungen zu potentiellen Arbeitgebern, um Übergänge in den sog . 1. Arbeitsmarkt anbah­ nen zu können. Im Rahmen der URBAN Gemeinschaftsinitiative im Programmgebiet - dem URBAN­ Handlungsfeld 3 "Integration von ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen ..." hier: "Rehabi­ litationszentren für Drogenabhängige" folgend - sol l deshalb ein entsprechendes nie­ derschwelliges Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebot für ehemalige Drogenab­ hängige und Substituierte initiiert werden .

Zielgruppe und Endbegünstigte Als Zielgruppe können generell die Kinder und Jugendlichen sowie die Drogenabhängi• gen bzw. ehemaligen Drogenabhängigen im Programmgebiet betrachtet werden. Für die Kinder und Jugendlichen wird durch die geplanten Projekte/Operationen nicht nur die generelle Verbesserung ihrer Situation, sondern auch die Aneignung beruflicher Qualifikationen, die Förderung lebenslangen Lernens, der verbesserte Zugang zu mo­ dernen Technologien und die Heranführung straffällig gewordener Jugendlicher an Ar­ beit/Ausbildung erwartet. Für die Drogenabhängigen bzw. ehemaligen Drogenabhängigen wird vor allem die Ent­ wicklung neuer Lebens- und Berufsperspektiven sowie die Integration in den Arbeits­ markt als Ergebnis angestrebt. Insgesamt wird die verbesserte Integration der Zielgruppen durch die Reduzierung der auffälligen Probleme zu einer Verbesserung der Lebens- und Arbeitsumstände aller Be­ wohner und Gewerbetreibenden im Programmgebiet beitragen. Somit wird sowohl die Identifikation mit dem Programmgebiet als auch das Image des Gebietes gestärkt und zur Erreichung der beschriebenen Ziele (vgl. Kapitel 2) maßgeblich beigetragen. Endbegünstigte ist die Stadt Bremerhaven.

Verantwortlich für die Durchführung Geeignete Ämter, Institutionen und Einrichtungen mit entsprechenden Erfahrungen in der Suchtkrankenhilfe sowie der Kinder- und Jugendarbeit

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4.3 Schwerpunkt 111 - Städtebauliche Erneuerung und Ökologie

Innerhalb dieses Programmschwerpunktes sollen die vorhandenen Defizite in der Funk­ tionalität und Versorgungsqualität abgebaut und damit die Bewohner und Gewerbetrei­ benden stärker an das Programmgebiet gebunden und die Konkurrenzfähigkeit gegen­ über dem Umland gestärkt werden. Die Prioritäten liegen dabei auf einer Wiederbelebung des historischen Stadtteilzentrums sowie einer Entwicklung von Erholungsräumen an der Geeste und deren Reintegration in das Funktionsgefüge des Programmgebiets. Angestrebt wird eine direkte Verknüp­ fung dieser beiden Zielsetzungen des Programmschwerpunktes, indem die beiden Maß­ nahmen unter Nutzung der aufgezeigten endogenen Potenziale städtebaulich miteinan­ der verbunden und werden. Darüber hinaus werden insbesondere im Zu'sammenspiel mit den im Schwerpunkt I Wirtschaftliche Entwicklung geplanten Maßnahmen (vgl. Kapi­ tel 4.1) positive Wechselwirkungen zur Erreichung der gesetzten Ziele (vgl. Kapitel 2) erwartet. Bei den unter diesem Schwerpunkt vorgeschlagenen Maßnahmen Revitalisierung Stadt­ teilzentrum Lehe/Entwicklung des Geesteufers handelt es sich jeweils um Schlüssel• maßnahmen, die in einem direkten Zusammenhang mit bereits geplanten öffentlichen und privaten Projekten stehen, bzw. private und öffentliche Fo lgeinvestitionen auslösen sollen. Die im Folgenden beschriebenen Maßnahmen im Schwerpunkt 111 Städtebauliche Er­ neuerung und Ökologie entsprechen in den Begriffen der EU auch bereits den vorgese­ henen Projekten/Operationen, die jeweils im Ergänzungsdokument zur Programmpla­ nung näher erläutert werden.

4.3.1 Revitalisierung Stadtteilzentrum Lehe

Ausgangssituation und Herleitung der Maßnahme Lehe hat seinen historischen Ursprung in einem mittelalterlichen Straßendorf, dass sich heute nördlich der Hafenstraße befindet. Die Gründung Bremerhavens (1827), die ra­ sche Entwicklung der Hafenanlagen und des Arbeitskräftebedarfs, löste die bäuerliche Struktur Lehes auf und ersetzte sie durch mehrgeschossige Wohnbezirke, die sich west­ lich und östlich der Verbindungsstraße zum Hafen, der Hafenstraße, konzentrierten. Die Hafenstraße selbst wurde Geschäftsstraße mit einer Gesamtlänge von 1,7 km. Lehe war von 1920 - 1924 selbständige Stadt. Bedingt durch die nahezu vollständige Zerstörung der heutigen Bremerhavener Innen­ stadt im 2. Weltkrieg erlebte Lehe ebenso wie das zweite Bremerhavener Nebenzentrum Geestemünde in den Sechziger und Siebziger Jahren eine geschäftliche Blüte. Sie fand Ausdruck in zwei Kaufhäusern die sich nördlich des Ernst-Reuter-Platzes befanden. Dieser Platz selbst ist seit ca. 90 Jahren traditioneller Standort des Leher Wochenmark­ tes. Der Ausbau der Bremerhavener Innenstadt in den Siebziger und Achtziger Jahren mit einer 800 m langen Fußgängerzone und einer, die beiden Kaufhäuser verbindenden Mall führte zu einer Abwanderung zahlreicher Leher Fachgeschäfte und zur Sch ließung der beiden Leher Kaufhäuser. Die 1978 und 1987 eingeleiteten Sanierungen der beiden großen Leher Wohngebiete beiderseits der Hafenstraße (Goethestraße und Klushof) haben vorübergehend zu einer Stabilisierung des größten Bremerhavener Stadtteilzent­ rums geführt. Eine städtebauliche Aufwertung des Zentrums ist bis auf einzelne Baulü­ ckenschli eßungen jedoch nicht vorgenommen worden.

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Der im Zuge der Werften krise 1992 einsetzende deutliche Rückgang der Beschäfti• gungszahlen führte zeitlich versetzt ab Mitte der Neunziger Jahre zu einer starken Be­ völkerungsfluktuation in den verdichtet bebauten Sanierungsgebieten. Die Ortsteile Le­ he-G oethestraße und Lehe-Klushof wurden zum Wohnstandort einkommensschwacher Gruppen und z. T. auch von Randgruppen. Der seitdem verstärkt zu beobachtende Prozess des "Trade-d own" an der Hafenstraße äußert sich derzeit in einer schlechten bzw. Nichtvermarktbarkeit von ca. 2.000 m2 La­ deneinzelhandelsfläche, einem häufigen Wechsel von Geschäftsinhabern und einem schlechten Besatz des Wochenmarktes mit Ausnahme der Frühjahrssaison. Zur man­ gelnden Attraktivität der geschäftlichen Angebote addiert sich die völlig unzureichende urbane Qualität von Straßen- und Platzräumen, die bis auf wenige Teilabschnitte durch Betonplatten und Asphaltflächen definiert werden. Urbane Plätze mit Aufenthaltsqualität, die zur Steigerung der Identifikation mit dem Programmgebiet betragen könnten, existie­ ren nicht.

Zielsetzung für das Stadtteilzentrum Lehe Eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Stadtteilzentrums ist zu erreichen, wenn es gelingt, die einkommensstärkeren Käuferschichten zumindest teilweise wieder zurück• zugewinnen. Dies betrifft sowohl die in Lehe wohnenden, als auch die ins Umland ab­ gewanderten Käufer, die regelmäßig die Hauptverkehrsstraße Hafenstraße nutzen. Um zumindest für Teileinkäufe gegenüber der Konkurrenz großflächiger Märkte bestehen zu können, sind die besonderen Merkmale (Alleinstellungsmerkmale) historisch gewachse­ ner Einkaufs- und Dienstleistungsbereiche zu entwickeln. Hierzu gehören ortsbildprä• gende Gebäude, Platzanlagen, Parks und Eingangssituationen ebenso wie besondere Nutzungen (z. B. Wochenmärkte, Cafes mit Ausblickmöglichkeiten, etc.), als auch ge­ stalterische Details wie Brunnen, Statuen, etc. Sie geben gewachsenen Orten einen unverwechselbaren Charakter und heben sie von künstlich geschaffenen Einkaufswelten ab. Als weiterer Aspekt zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit ist eine Verbesserung funktio­ naler Aspekte notwendig. Hierzu gehören das Angebot möglichst direkt anfahrbarer Parkplätze in ausreichender Anzahl, eine leichte und angenehme fußläufige Erreichbar­ keit für nichtmotorisierte Kunden sowie einkaufsbezogene Serviceleistungen in akzep­ tabler Entfernung.

Maßnahmebeschreibung Es wird vorgeschlagen, den Ernst-Reuter-Platz zum erkennbaren Stadtteilmittelpunkt Lehes umzugestalten. Für diesen Zweck sind unter anderem folgende städtebaulichen Aktivitäten notwendig (vgl. Karte 15): o Erweiterung der Platzfläche und Errichtung einer Überdachung als besondere Attrak­ tion für die Wochenmarktnutzung und als weithin sichtbares Signal für die Stadtteil­ mitte. o Öffnung der Platzränder zu den stadtteildominanten historischen Gebäuden ein­ schließlich der Einrichtung von Spiel- und Verweilmöglichkeiten und einer techni­ schen I nfrastruktur für Veranstaltungen. o Integration der ÖPNV-Anbindung und des nördlich gelegenen Stadtparks Lehe an den Ernst-Reuter-Platz. Hierdurch wird auch das Wohngebiet Lehe-Klushof besser angeschlossen. Im südlich anschließenden Saarpark soll die Wegverbindung zum Geesteoberlauf/Stadthallenareal benutzerfreundlicher ausgebaut werden.

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o Umgestaltung der angrenzenden Hafenstraße im erweiterten Platzbereich als Initi­ alm aßnahme für eine urbane Gestaltung der Geschäftsstraße und eine Fortsetzung auf der Grundlage einer privaten Fin anzierung. Als begleitende Maßnahmen sind eine aktive Einbeziehung der Platzfläche in die kultu­ rellen Veranstaltungen und Aktionen des Stadtteilm anagements, der Aufbau einer öko• logischen Behandlung der während der Markttage anfall enden Wertstoffe/Abfälle, eine Qualifizierungsoffensive für die Beschäftigten im Dienstleistungs-/Einzelhandelssektor und eine Förderung von Existenzgründerinnen eingeplant (vgl. Kapitel 4.1 .2.und 4.2)

Zielgruppe und Endbegünstigte Die Zielgruppe besteht insbesondere aus den Einzelhänd lern , Dienstleistern, Marktkauf­ leuten sowie den Beschäftigten und Kunden des Stadtteilzentrums, mit denen die Maß­ nahme grundsätzlich bereits abgestimmt ist. Als Ergebnis wird ein deutlicher Rückgang der Geschäftsleerstände, die Zunahme der Beschäftigtenzahlen, eine Umsatzsteigerung sowie die Zunahme privater Investitionen in den Gewerbeobjekten und im Geschäftsumfeld erwartet. Endbegünstigte ist die Stadt Bremerhaven.

Verantwortlich für die Realisierung Stadt Bremerhaven, Stadtplanungsamt

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4.3.2 Entwicklung Geesteufer

Ausgangssituation und Herleitung der Maßnahme Die begrenzte Verfügbarkeit von Grünflächen im Programmgebiet bei gleichzeitig hoher Verkehrsbelastung bedingt die Erfordernis auf die qualitative Ausstattung, Zugängli ch­ keit und Nutzbarkeit der Grünflächen für die Bürgerinnen und Bürger als Erholungsräu­ me besonderes Augenmerk zu richten. In den Wohnbereichen des Programmgebiets lassen sich derartige Rückzugsräume mit hoher ökologischer Qualität allein aufgrund der Siedlungsdichte nicht schaffen. Daher soll die Nähe der Wohngebiete zur Geeste genutzt werden, um diesen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, denn durch die exponierte, zentrale Lage inmitten verdichteter Stadtteile (vgl. Kapitel 1.6.1) haben die Geesteufer große Bedeutung wegen des Man­ gels an allg emein nutzbaren Grünflächen in räumlicher Nähe. Zudem stellen sie, insbe­ sondere in den Abschnitten der ehemalig en Rickmerkwerft sowie der ehemaligen Schi­ chau-Seebeck-Werft (letzte Nutzung durch Geeste-Metallbau), ein Erlebnispotenzial durch kulturhistorische Zeichen (Kaimauer, Kran, Slip-Anlagen) dar. Die Geeste hat da­ her beträchtliche Bedeutung einerseits als Binnenschifffahrtsweg, andererseits als Frei­ zeitgewässer. Zudem besteht hier ein Bereich der ruhigen Erholung mit der Möglichkeit, den Fluss und die Gezeiten zu erleben. Im Unterlauf ist die Geeste vom Tidenhub der Weser bzw. Nordsee beeinflusst. In die­ sem Bereich ist das Flussufer zum Teil mit Steinschüttungen befestigt. Entlang der obe­ ren Wasserlinie findet sich ein lückenhafter Bewuchs mit Flutrasenarten und salzertra­ genden Pflanzenarten. Oberhalb schließen Schilf- und Rohrglanzgrasbestände sowie nährstoffreiche Säume an . Auf dem Abschnitt der Geeste zwischen Mündung und Ein­ mündung des Bederkesa-Geeste-Kanals wächst wegen des Schiffsverkehrs kaum Was­ servegetation. Der Deich und die Böschung werden regelmäßig gemäht. Insgesamt ist das Gebiet auch als potenziell faunistisch wertvoll zu betrachten. Aufgrund überwiegend steil bzw. naturfern ausgebildeter Uferböschungen sowie zusätzlicher star­ ke Tidebewegung wird das ökologische Potenzial erheblich beeinträchtigt.

Zielsetzung für die Uferregeneration Im Rahmen der Entwicklung des Geesteufers li egt deshalb der Schwerpunkt darauf, die Gewässerufer für die Allgemeinheit zu öffnen. Besonders wird auf die Schaffung von freiraumbetonten Verbindungen zum Landschaftsraum Geesteniederung hingewiesen. Vor allem aber soll die Entwicklung von naturnahen Uferbereichen ermöglicht werden, um mit einer langen Grenzlinie von Wasser und Land den Wechsel von Ebbe und Flut stärker zu betonen bzw. die Bedeutung von Bremerhaven als "Stadt am Wasser" über­ haupt sicht- und erlebbar zu machen. Aufgrund der mangelhaften Biotopsituation (vgl. Kapitel 1.6.1) sollen bei der Entwicklung des Geesteufers die ökologischen Potenziale genutzt und verstärkt werden . Die Uferab­ schnitte beider Werftstandorte sind noch völlig (ehemalige Schichauwerft), bzw. teilwei­ se (ehem. Rickmers-Werft) von Altanlagen des Schiffbaus geprägt. Soweit nicht Rud im ente als stadtbildprägende Symbole erhalten werden (Kräne!), wer­ den sie zugunsten einer ökologischen Konzeption zukünftigen Uferentwicklungen wei­ chen. Zielsetzung ist es daher zudem , den Flusslandschaftsraum Geeste in seiner natür­ lichen Funktion zu stärken. Hierz u ist insbesondere eine Regeneration der Uferbereiche notwendig.

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Als übergeordnetes räumliches Ziel wird darüber hinaus angestrebt, einen Biotopver­ bund vom Innenstadtbereich bis zum Wilden Moor über Polder Bramel- Ost, Polder Löhmoor, Altluneberger- und Flein sensee zu entwickeln . Dabei soll schrittweise ein "Park" mit auetypischen Strukturen sowie kulturhistorischer Bedeutung an den Geesteufern geschaffen werden.

Maßnahmenbeschreibung Die Entwicklung des Geesteufers als Rückzugsraum so ll im Einzelnen durch die Öffnung von Uferbereichen sowie die Anlage eines Uferweges erreicht werden. Hinzu kommt unter anderem die Schaffung von Aufenthaltsplätzen an der Geeste, die Sichtbarma­ chung der historischen Werftnutzung und die ökologische Gestaltung der Uferbereiche. Für den Aufbau des angestrebten Erholungsbereichs und des Biotopverbundsystems so llen zunächst die naturfernen Elemente beseitigt werden. Anschließend gilt es, in ers­ ter Linie die ökologischen Belange mit denen der Erholungssuchenden und der Schiff­ fahrt abzustimm en und mit den beteiligten Akteuren ein tragfähiges Konzept zu entwi­ ckeln und umzusetzen. Als verbindendes Element zwischen Erholung und Ökologie so ll en z. B. die verschiede­ nen ökologischen Besonderheiten durch Schautafeln entlang des Uferweges verdeut­ licht werden .

Zielgruppe und Endbegünstigte Ebenso wie bei der Entwicklung der Geestepromenade besteht die Zielgruppe aus In­ vestoren, Beschäftigten und Bewohnern des Programmgebiets sowie allgemein Erho­ lungssuchenden. Mit den o. g. Maßnahmen wird die deutliche Verbesserung der Erholungsmöglichkeiten im Programmgebiet sowie des Gewässer- und Landschaftsbildes und der ökologischen Uferfunktionen erwartet. Zudem kann auf diese Weise ein qualitativ besseres Umfeld für private Investitionen geschaffen werden . Insbesondere im Zusammenhang mit geplan­ ten anderen Vorhaben entlang der Geeste, die außerhalb der URBAN Gemeinschaftsini­ tiative finanziert werden (vgl. Karte 13), ist von ein er intensiveren Nutzung der ufernahen Freiräume für Erholungszwecke auszugehen. Endbegünstigte ist die Stadt Bremerhaven.

Verantwortlich für die Realisierung Stadt Bremerhaven, Stadtplan ungsamt

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4.4 Schwerpunkt IV - Technische Hilfe Innerhalb dieses Schwerpunktes ist vorgesehen, zum einen eine entsprechende Organi­ sationsstruktur innerhalb der zuständigen städtischen Verwaltungsebene zu installieren, die sich für einen reibungslosen Ablauf bei der Planung, Durchführung und Begleitung des Programms und der Maßnahmen verantwortlich zeichnet. Zum anderen ist geplant, durch gezielte Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit den Bekanntheitsgrad der URBAN Gemeinschaftsinitiative zu steigern und die Akzeptanz der Bevölkerung für die entsprechenden Interventionen auszubauen. Die Erfahrungen, die in diesem Zu­ sammenhang gesammelt werden, sollen im Sinne eines Austausches der jeweiligen "best practice" mit den Erfahrungen anderer URBAN Städte oder ähnlicher projektdurch­ führender Stellen ausgetauscht und zur Optimierung der einzelnen Interventionen und Maßnahmen bei der Begleitung, Planung und Bewertung möglichst aktuell und zielorien­ tiert umgesetzt werden . Maßnahmen zur Vorbereitung, Beurteilung, Begleitung und Bewertung erfolgen grund­ sätzli ch im Sinne von Artikel 19, Abs. 3e) der Verordnung (EG) Nr. 1260/99 des Rates vom 21. Juni 1999. Hiernach sollen solche Maßnahmen gefördert werden, die zusätzlich zur Durchführung und Optimierung des Programms erforderlich sind. Darunter fallen in erster Linie Maßnahmen der programmbegleitenden Bewertung, insbesondere der Halbzeitbewertung, der Programmverwaltung, insbesondere der elektronischen Datener­ fassung und - übermittlung der Finanzdaten, der Beg leitung durch den Beg leitausschuss und damit verbundener Aktivitäten sowie der Durchführung einschlägiger Publizitäts­ maßnahmen (vgl. Kapitel 7.6). Bei der Umsetzung werden die Bestimmungen der Regel Nr. 11 der Verordnung Nr. 1685/2000 eingehalten. Insbesondere wird der dort unter Punkt 2.5 angegebene Höchstbetrag von - 5% des gesamten Strukturfondsbeitrages für die unter Punkt 2.1 genannten Aufgaben - nicht überschritten. Dies wird bereits dadurch sichergestellt, dass für die gesamte "technische Hilfe" nicht mehr als 5% vorgesehen sind . Aus diesem An­ satz werden demnach auch die Ausgaben gemäß Punkt 3 der o.g. Verordnung bestrit­ ten .

4.4.1 Begleitung und Bewertung

Ausgangssituation und Herleitung der Maßnahme Ausgehend von den Erfahrungen mit ähnlichen Programmen (z. B. dem Ziel 2- Programm und dem Dienstleistungszentrum Grünhöfe) haben das Land Bremen und die Stadt Bremerhaven gemeinsam eine Struktur zur effektiven Umsetzung des URBAN " Programms entwickelt.

Zielsetzung Ziel ist es, eine Organisationsstruktur aufzubauen, die eine wirksame Realisierung der geplanten Maßnahmen gewährleistet und die größtmögliche Effektivität bei der Vorberei­ tung, Durchführung, Begleitung und Bewertung der Maßnahmen ermöglicht. Zugleich sollen die Verwaltungsbehörde und die Stadt Bremerhaven durch den Einsatz von ex­ ternen Gutachtern bei dem Ausbau und der Betreuung von Begleit-, Bewertungs- und Umsetzungssystemen unterstützt werden. Durch die Schaffung eines Projektcontro ll ings in der Stadt Bremerhaven soll zudem die Koordinierung der Interventionen untereinan­ der und fondsübergreifend verbessert und ggf. mit anderen Finanzierungsquellen ver­ bunden werden .

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Maßnahmen beschreibung Zur Durchführung des Programms ist in Bremerhaven eine Organisationsstruktur ge­ wählt worden, die den vielschichtigen Ansprüchen an die Gemeinschaftsinitiative ent­ spricht. Zur weiteren Beschreibung vergleiche Kapitel 7 Durchführungsbestimmungen. Durch den Senator für Wirtschaft und Häfen als Verwaltungsbehörde, d.h. das Referat 24, sowie durch die Stadt Bremerhaven, d.h. hier das Referat für Wirtschaft, sind zur Durchführung der unter Ziffer 2.1 Regel 11 der Verordnung Nr. 1685/2000 genannten Aufgaben wahrzunehmen. Hierunter sind im Einzelnen u.a. die folgenden Aktivitäten zu verstehen: • Vertretung gegenüber Bund und Kommission, • Erstellen des Ergänzungsdokuments, • Organisation des Begleitausschusses, • Information und Beratung der umsetzenden Ste ll en, • Bewertung einzelner Projekte hinsichtlich ihrer Förderfähigkeit, • Monitoring betreffend Mittelbindungen und Auszahlungen, • Vorbereitung von Zahlungsanträgen bei der EU-Kommission, • Erhebung und Zusammenfassung von Evaluierungsdaten, • Vorbereitung und Beg leitung der Halbzeitbewertungen, • Mitwirkung bei der Ex-Post-Evaluierung, • Mitwirkung bei Finanzkontrollen. Hinzu kommen Ausgaben für diverse - im Zusammenhang mit der Begleitung und Be­ wertung - extern zu erstellende Untersuchungen bzw. Gutachten, wie z.B. die Habzeit­ bewertung oder die Ex-Post-Evaluierung (vgl. Kapitel 6.3 Bewertung) sowie Ausgaben für die Sitzungen des Begleit- und Lenkungsausschusses.

Zielgruppe und Endbegünstigte Endbegünstigte ist vor allem die Stadt Bremerhaven aber auch die Verwaltungsbehörde.

Verantwortlich für die Realisierung Der Senator für Wirtschaft und Häfen des Landes Bremen als Verwaltungsbehörde so­ wie das Referat für Wirtschaft der Stadt Bremerhaven als koordinierende Stelle vor Ort (vgl. Abb. 34 Organigramm Steuerungsstruktur).

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4.4.2 Öffentlichkeitsarbeit und Erfahrungsaustausch

Ausgangssituation und Herleitung der Maßnahme Ebenso, wie bei der Maßnahme 4.4.1 spielen auch für die Entwicklung dieser Maßnah­ me die Erfahrungen mit ähnlichen Programmen (z. B. dem Ziel 2-Programm und dem Dienstleistungszentrum Grünhöfe) eine wichtige Ro ll e. Darauf aufbauend wurde von der Verwaltungsbehörde und den Akteuren in Bremerhaven (Referat für Wirtschaft, Stadt­ planungsamt) gemeinsam ein Konzept für Veröffentli chungen und zur Gestaltung des angestrebten Erfahrungsaustausches erarbeitet.

Zielsetzung Durch diese Maßnahme so llen die Ausstrahlungs- und Multiplikatoreneffekte der Inter­ vention, insbesondere durch die Informationsverbreitung sowi e lokalen, regionalen , nati­ onalen und internationalen Erfahrungsaustausch verstärkt werden. Zudem so ll die Akzeptanz der Intervention bei den lokalen Akteuren verstärkt werden.

Maßnahmebeschreibung Im Rahmen dieser Maßnahme sollen in sbesondere die folg enden Aktivitäten umgesetzt werden: • Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen das Gesamtprogramm betreffend (Veröffent­ lichung PGI, Web-S ite etc.) • Durchführung und Beteiligung an Veranstaltungen (Sem inare, Tagungen etc.), die dem nationalen und europäischen Erfahrungsaustausch dienen Näheres zu den Publizitätsmaßnahme ist auch unter Kapitel 7.6 Publizitätsmaßnahmen für das URBAN Programme zu finden. Eine detailliertere Beschreibung der vorgesehe­ nen einzelnen Aktivitäten wird Bestandteil des Ergänzungsdokuments zur Programm­ planung sein.

Zielgruppe und Endbegünstigte Endbegünstigte ist zuerst die Intervention selbst und dann die Verwaltungsbehörde so­ wie die Stadt Bremerhaven.

Verantwortlich tür die Realisierung Der Senator für Wirtschaft und Häfen des Landes Bremen als Verwaltungsbehörde so­ wie das Referat für Wirtschaft der Stadt Bremerhaven als koordinierende Stell e vor Ort (vgl. Abb. 34 Organigramm Steuerungsstruktur).

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4.5 Maßnahmenübersicht

Schwerpunkt I Wirtschaftliche Entwicklung

Maßnahme Technologieförderung

ProjekUOperation Flaggschiffprojekt Technologie-Park, Technologie-Park- Management

Problem Folgen des wirtschaftlichen Strukturwandels Zielsetzung Aufbau eines langfristig funktionsfähigen Technologie-Parks zur Verbesserung der Situation im Programmgebiet durch Nutzung exogener und endogener Potenziale. Endbegünstigte Stadt Bremerhaven Maßnahmenbeschreibung Aufbau eines Technologie-Parks durch die Realisierung zweier "Keimzellen", Vernetzung mit anderen Maßnahmen über das Technologie-Park-Management Gesamtkosten ca. 10 Mio. €, d.h. rd. 90,7 % des Schwerpunktes I Finanzierung Durchführungszeitraum 2001 - 2006 Erwartete Ergebnisse Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, Unterstützung des wirtschaftlichen Strukturwandels, Stärkung des Pro- grammgebiets Träger BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH Zusammenhang mit an- 4.1 .2, 4.2.1 deren Maßnahmen

Maßnahme Stadtteilmanagement

ProjekUOperation Stadtteilmanagement

Problem Fehlende Identifikation mit dem Programmgebiet, schlechtes Image, Qualitätsverlust Zielsetzung Erhöhung der Identifikation mit dem Programmgebiet, Ver- besserung des Images, Vernetzung von Aktivitäten Endbegünstigte Stadt Bremerhaven Maßnahmenbeschreibung Aufbau eines Stadtteilmanagements vor Ort, das gemein- sam mit den Akteuren im Programmgebiet die o. g. Ziele umsetzt Gesam'tkosten ca. 1,024 Mio. €, d.h. rd . 9,3 % des Schwerpunktes I Fin anzierung Durchführungszeitraum 2001 - 2006 Erwartete Ergebnisse Identifikation mit dem Programmgebiet und Imageverbesse- rung desselben, Erhöhung der Qualität Träger Referat für Wirtschaft der Stadt Bremerhaven Zusammenhang mit an- 4.1.1,4.2.1,4.3.1 deren Maßnahmen

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Schwerpunkt 11 Arbeitsmarkt und Soziales

Maßnahme Qualifizierung und Existenzgründung

Projekt/Operation ACL, diverse Qualifizierungs- und Existenzgründungsprojek- te für unterschiedliche Zielgruppen

Problem Folgen des wirtschaftlichen Strukturwandels, Hohe Arbeits- losigkeit, Abnehmende Qualitäten im Programmgebiet Zielsetzung Endbegünstigte Stadt Bremerhaven Maßnahmenbeschreibung Aufbau des ACL als Organisationseinheit, Durchführung verschiedener Qualifizierungs- und Existenzgründungspro- jekte Gesamtkosten ca. 3,3 Mio. €, d.h. rd. 79,8 % des Schwerpunktes II Finanzierung Durchführungszeitraum 2001 - 2006 Erwartete Ergebnisse Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, Unterstützung des wirtschaftlichen Strukturwandels, Stärkung des Pro- grammgebiets Träger Unterschiedliche geeignete Träger Zusammenhang mit an- 4.1.1, 4.1.2 deren Maßnahmen

Maßnahme Soziale Maßnahmen im Programmgebiet

Projekt/Operation Niederschwellige Beschäftigungsprojekte, zusätzliche Ange- bote in der Kinder- und Jugendarbeit

Problem Hoher Anteil sozial benachteiligter Gruppen im Programm- gebiet, Ausgrenzung dieser Gruppen Zielsetzung (Re-)integration dieser Gruppen in das wirtschaftliche, sozia- le und kulturell e Leben im Programmgebiet Endbegünstigte Stadt Bremerhaven Maßnahmenbeschreibung Durchführung niederschwelliger Beschäftigungsprojekte für ehemalige Drogenabhängige, Durchführung von Arbeitspro- jekten für Kinder- und Jugendliche, Soziales Arbeitstraining für straffällig gewordene Jugendliche, Aufbau einer zusätzli- chen Betreuungsarbeit Gesamtkosten ca. 0,804 Mio. €, d.h. rd . 20 ,2 % des Schwerpunktes 11 Finanzierung Durchführungszeitraum 2001 - 2006 Erwartete Ergebnisse Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation der Zielgruppen durch Reintegration, Aufbau einer Basis für wei- terführende Qualifizierungsprojekte, Aufwertung des Pro- grammgebiets Träger Unterschiedliche geeignete Träger Zusammenhang mit an- 4.2.1 deren Maßnahmen

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Schwerpunkt 111 Städtebauliche Erneuerung und Ökologie

Maßnahme Revitalisierung Stadtteilzentrum Lehe

Projekt/Operation Revitalisierung des Stadtteilzentrums Lehe

Problem Folgen des wirtschaftlichen Strukturwandels, Verlust von Funktionalität und Qualität des Subzentrums Zielsetzung Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Stadtzentrum und dem Umland Endbegünstigte Stadt Bremerhaven Maßnahmenbeschreibung Städtebauliche Aufwertung des Stadtteilzentrums Lehe zu einem lebendigen urbanen Platz und Verbesserung der In- tegration in das Programmgebiet Gesamtkosten ca. 2,8 Mio. €, d.h. rd . 75,9 % des Schwerpunktes 111 Finanzierung Durchführungszeitraum 2001 - 2006 Erwartete Ergebnisse Schaffung eines funktionsfähigen Subzentrums und Verbes- serung der Konkurrenzfähigkeit Träger Stadtplanungsamt der Stadt Bremerhaven Zusammenhang mit an- 4.1.2, 4.3.2 deren Maßnahmen

Maßnahme Entwicklung des Geesteufers

Projekt/Operation Entwicklung des Geesteufers

Problem Hoch verdichtete Struktur und Verkehrsbelastungen im Pro- grammgebiet bei geringen öffentlichen Erholungsmöglichkei- ten, keine ökologischen Qualitäten Zielsetzung Schaffung von Erholungsbereichen und ökologischen Quali- täten im Bereich des Geesteufers Endbegünstigte Stadt Bremerhaven Maßnahmen beschreibung Schaffung von Zugangs- und Aufenthaltmöglichkeiten am Ufer der Geeste, Durchführung der ökologischen Uferrege- nerierung Gesamtkosten ca. 0,908 Mio. €, d.h. rd . 24,1 % des Schwerpunktes 111 Finanzierung Du rchfü h ru ngszeitrau m 2001 - 2006 Erwartete Ergebnisse Integration der Wasserflächen in das Programmgebiet, Er- höhung der Identifikation und des Lebensgefühls im Pro- grammgebiet, Verbesserung der Ökologie Träger Stadtplanungsamt der Stadt Bremerhaven Zusammenhang mit an- 4.2.1, 4.1 .2 deren Maßnahmen

Seite 145 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Inhaltliche Ausgestaltung der Schwerpunkte - Maßnahmen

ISc hwerpunkt IV IT echnische Hilfe

Maßnahme Begleitung und Bewertung

Projekt/Operation Aufgabenwahrnehmung gem. Ziffer 2 Regel 11 der Verord- nung Nr. 1685/2000

Problem Ordnungsgemäße und effektive Umsetzung des Programms Zielsetzung Schaffung einer angemessenen Organisationsstruktur Endbegünstigte Stadt Bremerhaven, Verwaltungsbehörde Maßnahmenbeschreibung Aufbau der Organisationsstruktur und dadurch Umsetzung der O.g . Aufgaben Gesamtkosten ca. 0,75 Mio. €, d.h. rd . 75 % des Schwerpunktes IV Finanzierung Durchführungszeitraum 2001 - 2006 Erwartete Ergebnisse Effektive Umsetzung des Programms Träger Senator für Wirtschaft und Häfen als Verwaltungsbehörde, Referat für Wirtschaft der Stadt Bremerhaven Zusammenhang mit an - es besteht ein unmittelbarer Zusammenhang mit allen ande- deren Maßnahmen ren Maßnahmen

Maßnahme Öffentlichkeitsarbeit und Erfahrungsaustausch

Projekt/Operation Umsetzung der Öffentlichkeitsarbeit und des Erfahrungsaus- tausches

Problem Zielsetzung Verstärkung der Ausstrahlungs- und Multiplikatoreneffekte und Erhöhung der Akzeptanz Endbegünstigte Intervention, Stadt Bremerhaven, Verwaltungsbehörde Maßnahmenbeschreibung Durchführung von Öffentlichkeitsarbeit u. Publikationen, Durchführung und Beteiligung am europäischen und natio- nalen Erfahrungsaustausch Gesamtkosten ca. 0,25 Mio. €, d.h. rd. 25 % des Schwerpunktes IV Finanzierung Durchführungszeitraum 2001 - 2006 Erwartete Ergebnisse vgl. Zielsetzung Träger Senator für Wirtschaft und Häfen als Verwaltungsbehörde, Referat für Wirtschaft der Stadt Bremerhaven Zusammenhang mit an- es besteht ein unmittelbarer Zusammenhang mit allen ande- deren Maßnahmen ren Maßnahmen

Seite 146 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Finanzbestimmungen und Finanzplan

5. Finanzbestimmungen und Finanzplan

Die für das URBAN li-Programm Bremerhaven zur Verfügung stehenden EFRE-Mittel belaufen sich zwischen 2000 (2001) und 2006 auf insgesamt 9,914 Mio. €. Über die Schwerpunkte, Maßnahmen und die Programm laufzeit hinweg wird dieser Betrag um jeweils den gleichen Betrag durch Mittel des Landes Bremen und der Stadt Bremerha­ ven ergänzt, sodass für die öffentlichen Ausgaben des Programms das Verhältnis der EFRE- zu den komplementären Mitteln 50 zu 50 und das gesamte Programmvolumen damit 19,828 Mio. € (öffentliche Mittel) beträgt. Die Zugrundelegung eines einheitlichen EFRE -Beteiligungssatzes führt zu einem transparenten und vereinfachten Verwaltungs­ verfahren, u. a. weil damit Programmänderungen und Mittelumschichtungen zwischen den Schwerpunkten nicht zu Änderungen des Programmvolumens führen. Im Bereich der Förderung öffentlicher Infrastrukturinvestitionen werden absehbar aus­ schließlich solche Projekte gefördert, die keine "beträchtlichen Netto-Einnahmen" im Sinne des Art. 29 Abs. 4 der Grund-Verordnung erzielen und daher auch nicht über Rückflüsse zu einer Erhöhung der nationalen Haushalte führen. Diese Einschätzung basiert auf der Umsetzung vergleichbarer Maßnahmen und Operationen in der vorange­ gangenen Förderperiode. Auch auf diese infrastrukturellen Maßnahmen soll daher der einheitliche Kofinanzierungssatz von 50 % an EFRE-Mitteln angewendet werden . Sollte die Prüfung eines Einzelfalles zu einem anderen Ergebnis führen, so würde selbstver­ ständlich ein geringerer Fördersatz gewählt oder auf die Durchführung dieser Operation verzichtet. Die öffentlichen Mittel, die das Land Bremen zur Kofinanzierung bereitstellen wird, stammen aus den Haushalten des Senators für Wirtschaft und Häfen und des Senators für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales. Zur Kofinanzierung einzelner Pro­ jekte können auch noch weitere öffentliche Stellen herangezogen werden. Der Einsatz privater Mittel zur Kofinanzierung ist nicht vorgesehen, sie können aber als ergänzende Beiträge zu den Gesamtkosten auftreten, vor allem in Verbindung mit der Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen . Die Bewirtschaftung der EFRE-Mittel erfolgt dabei ausschließlich über den Senator für Wirtschaft und Häfen (Verwaltungsbehörde). Im Sinne der Finanzkontrolle soll für die EFRE-Mittel eine getrennte Verbuchung bei der Verwaltungsbehörde, bei nachgeordne­ ten Stellen und den Endbegünstigten erfolgen. In der Finanztabelle (vgl. Abb. 32) erfolgt die Darstellung der vorgesehenen Finanzmittel nach Schwerpunkten und Jahren. Die Tabellen sind in € ausgedrückt. Bis zur verbindli­ chen Einführung des € als alleinige Währungseinheit im Jahr 2002 werden öffentliche Mittelbewilligungen etc. noch in DM ausgeführt werden. Das URBAN li-Programm wird ausschließlich in € verwaltet werden, DM-Beträge werden zum festen Wechselkurs (1 € = 1,95583 DM) umgerechnet. Für Anpassungen und Änderungen des Programms sind lediglich die Tabellen in € verbindlich. Wie aus der Finanztabell e (vgl. Abb. 32) hervorgeht, betragen die Gesamtausgaben dieses vorliegenden Programms (Strukturfondsmittel / komplementäre öffentliche natio­ nale Mittel/private Mittel) auf insgesamt Mio. € 19,828. Die gesamten öffentlichen Aus­ gaben, die gleichzeitig die zuschussfähigen Kosten darstellen, belaufen sich auf Mio. €. 19,828. Der Anteil der EFRE-Mittel beträgt daran Mio. € 9,914. Die gesamten Programmmittel (öffentliche Ausgaben) für den Schwerpunkt 1 - Wirt­ schaftliche Entwicklung - belaufen sich auf rd. Mio. € 11 ,024. Dies entspricht ca . 55,5 % des Programmvolumens. Die Interventionen erfolgen in den Bereichen 164 (Gemeinsa­ me Dienste für Unternehmen) bzw. 324 (Dienste und Anwendungen für KMU) der Kate­ gorisierung für die Strukturfondsausgaben.

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Die gesamten Programmmittel (öffentliche Ausgaben) für den Schwerpunkt 2 - Arbeits­ markt, Soziales und Kultur - belaufen sich auf rd. Mio. € 4,104. Dies entspricht ca . 20,7 % des Programmvolumens. Die Interventionen erfolgen in den Bereichen 21, 23, 24 und 25 (Humanressourcen) der Kategorisierung für die Strukturfondsausgaben. Die gesamten Programmmittel (öffentliche Ausgaben) für den Schwerpunkt 3 - Städte• bauliche Erneuerung/Ökologie - betragen rd . Mio. € 3,708. Dies entspricht ca. 18,79 % des Programmvolumens. Die Interventionen erfolgen im Bereich 352 (Sanierung städti• scher Bereiche) der Kategorisierung für die Strukturfondsausgaben. Für Begleitung/technische Hilfe sind rd . Mio. € 0,991 vorgesehen. Dies entspricht ca . 5 % des Programmvolumens. Die Interventionen erfolgen in den Bereichen 411 und 412 (Planung, Umsetzung, Bewertung) der Kategorisierung für die Strukturfondsausgaben. Die Inanspruchnahme von EIB- und/oder EGKS-Darlehen durch Private unterliegen dem Bankgeheimnis und sind der Landesregierung nicht bekannt. Soweit es den öffentlichen Bereich angeht, werden vom bremischen Finanzsenator zurzeit keine EIB-Mittel in An­ spruch genommen.

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Abb. 32. Finanztabelle für Programme im Rahme einer Gemeinschaftsinitiative, aufgeschlüsselt nach Schwerpunkten und Jahren

Tabelle 1: Finanztabelle für Programme im Rahmen einer Gemeinschaftsinitiative, aufgeschlüsselt nach Schwerpunkten und Jahren Referenznummer der Kommission fOr die GI URBAN 11 Programm Bremerhaven: 2000.0E.16.0.PC.101 . Titel: PGI-Entwurf Bremerhaven (0) inMio. € Offenlliche Ausgaben Gemeinschafts Nationale Beleiligung - öffenlliche Ausgaben Sonslige SchwerpunkVJahr Gesamtkosten beteiliqunq Privatsektor Finanzinstru EIB-Darlehen Insgesamt Zentralbe Regional- Kommunal- Andere (zu mente EFRE Insgesaml hörden behörden behörden spezifizieren) 1. Wirtschaftliche Entwicklung 11,024 11,024 5,51 2 5,512 Intervenl lonsborciche; 2000 0.000 0.000 0.000 0.000 164.324 2001 1.646 1.646 0.623 0.823 2002 1.868 1.868 0.934 0.934 2003 1.888 1.868 0.934 0.934 2004 1,884 1.884 0.942 0,942 2005 1.884 1.884 0.942 0.942 2006 1,874 1,874 0.937 0.937 2. Arbeitsmarkt und Soziales 4,104 4,104 2,052 2,052 Inlervcn!lonsbe rciche; 2000 0.000 0.000 0.000 0.000 21. 23. 24. 25 2001 0.612 0.612 0.306 0.306 2002 0.696 0.896 0.348 0.348 2003 0.696 0.696 0.348 0,348 2004 0.700 0.700 0.350 0.350 2005 0.700 0.700 0.350 0.350 2006 0.700 0.700 0.350 0.350 3. Städtebau und Okologie 3,708 3,708 1,854 1,854 Inlervenlionsbe reich: 2000 0.000 0.000 0.000 0.000 352 2001 0.554 0.554 0.277 0.277 2002 0.628 0.628 0.314 0.314 2003 0.628 0.628 0,314 0.314 2004 0.634 0.634 0.317 0.317 2005 0.634 0,634 0.317 0.317 2006 0.630 0.630 0.315 0.315 4. Technische Hilfe 0,992 0,992 0,496 0,496 InterventIonsbe re lehe : 2000 0.000 0.000 0.000 0.000 411,412 2001 0.148 0,148 0.074 0,074 2002 0.168 0.168 0.084 0.084 2003 0.168 0.168 0.084 0,084 2004 0.170 0.170 0.085 0.085 2005 0,170 0.170 0.085 0.085 2006 0,168 0.168 0.084 0.084 2000 - 2006 2000 0.000 0.000 0,000 0.000 2001 2.960 2.960 1.480 1.480 2002 3.360 3.360 1.680 1.680 2003 3.360 3.360 1.680 1.680 2004 3.388 3.388 1,694 1.694 2005 3.388 3.388 1.694 1.694 2006 3.372 3.372 1.686 1.686 Insgesamt 19,828 19,828 9,914 9,914

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AdditionalitätlZusätzlichkeit Es ist Ziel der Bundesregierung, nach der Stop- und Go-Politik der vorangegangenen Jahre, der aktiven Arbeitsmarktpolitik mehr Gewicht zu verleihen und sie zu verstetigen. Nach der Verstärkung des Präventivgedankens in der Arbeitsmarktpolitik (s. beschäfti­ gungspolitische Leitlinie 2) und der Vermittlung von Arbeitslosen in das Erwerbsleben so ll der gesetzlich vorgeschriebene Vorrang von aktiven arbeitsmarktpolitischen Maß­ nahmen vor passiven Leistungen stärker als bisher umgesetzt werden (vgl. Nationaler Aktionsplan für Beschäftigung 1999, S. 26). Im Förderzeitraum 1994 bis 1999 standen im Jahresdurchschnitt rd. 11,150 Mio. € für Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung. Ausgehend vom Ziel der Bundesregierung , die aktive Arbeitsmarktpolitik zu verstetigen, wird für den Zeitraum 2000 - 2006 unter Status-quo-Bedingungen von einem Jahresdurchschnitt von 12,309 Mio. € ausgegangen.

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Abb. 33. Finanztabelle öffentlicher Strukturausgaben

Zusammenfassung öffentlicher Strukturausgaben oder Ausgaben gleicher Art in den Nicht-Ziel-1-Regionen (in Mio. EURO und Preisen von 1999)

Jährlicher Durchschnitt 1994 - 1999 Jährlicher Durchschnitt 2000 - 2006 davon: Nicht durch davon: Nicht durch öffentliche Insge- GFK die EU kofi- Insgesamt Insgesamt öffentliche EPPD die EU kofi- Insgesamt Unter- samt nanziert Unternehmen nanziert nehmen Nat. + EU Nat. + EU EU Nat. Nat. Nat. Nat. + EU Nat. + EU EU Nat. Nat. Nat. 13=11+12 1 2 3 4 5 6 7=5+6=2-4 8 9 10 11 12 =8-10 Berufli che Bil- dung, Fortbil- dung, Ar- 11 .150 0 350 450 10.350 10.800 12.309 0 709 870 10.730 11.600 beitsmarktpoli- tik Insgesamt

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6. Partnerschaft, Begleitung und Bewertung

6.1 Entwicklung des Programms

Um ein akzeptiertes und langfristig tragfähiges Programm zu entwickeln, das auf die tatsächlichen Probleme der Bevölkerung abgestimmt ist, wurde von Anfang an großer Wert auf die Beteiligung der Bewohner, Gewerbetreibenden und verschiedener weiterer Akteure in der Stadt und im Programmgebiet gelegt. Bereits zu Beginn der Programmaufstellung hat das Stadtplanungsamt eine sogenannte "Programmkonferenz" durchgeführt. Grundlage war ein städtebaulicher Ansatz, für den auf der Programmkonferenz Veränderungsbedarfe und Planungsziele für das Stadtteil­ zentrum Lehe benannt werden sollten. Hierzu eingeladen waren die örtlichen Interessensgruppen aus der Wirtschaft (Groß• markt Bremen, Werbegemeinschaft Lehe, Vereinigung des Taxengewerbes, etc.), die Stadtteilkonferenz Lehe27 als Sprachrohr der Bevölkerung, Vertreter der an den Platz angrenzenden Institutionen (Lessingschule, Pauluskirche) sowie die technischen Ämter der Bauverwaltung. Als Ergebnis der Programmkonferenz ist ein Zielkatalog aufgestellt worden. Der auf dieser Basis erstellte Maßnahmenentwurf ist in einer weiteren Gesprächsrunde im Detail mit den o. g. Betei ligten erörtert worden. Dabei wurden Verbesserungsvor­ schläge eingearbeitet und im Wesentlichen ist eine Konsensbildung erzielt worden. Bei der Erarbeitung von Maßnahmen im Bereich "wirtschaftliche Entwicklung" wurden zudem Fachleute aus der Wirtschaft wie die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investi­ tionsförderung und Stadtentwicklung mbH oder das Bremerhavener Innovations- und Gründerzentrum GmbH (BRIG) eingebunden. Gemeinsam mit diesen Akteuren, verbun­ denen Unternehmen (z. B. den Mietern des BRIG) und Institutionen (z. B. Vo lkshoch­ schule) wurde das Konzept für das Flaggschiffprojekt und das Stadtteilmanagement entwickelt. Dieses Konzept wurde wiederum mit den Bewohnern und Gewerbetreiben­ den im Programmgebiet sowie der Lokalpo litik abgestimmt. Auch die im Schwerpunkt Arbeitsmarkt und Soziales aufgeführten URBAN-Maßnahmen sind im Sinne eines Bottom-up-Ansatzes entwickelt worden. Sie basieren auf Vorschlä­ gen von Stadtteil-Akteuren, die in ihrer langjährigen Arbeit mit den sozioökonomischen Problemlagen und sozialen Defiziten in den URBAN-Ortsteilen (wie z. B. hohe Langzeit­ arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Sozialhilfe bei den Erwachsenen, drohende Ver­ wahrlosung von Kindern und Jugendli chen) konfrontiert worden sind und dringliche Handlungsbedarfe formuliert haben. Auf Grundlage dieser Bedarfe wurden entsprechende Maßnahmen im Bereich Arbeits­ markt und Soziales konzipiert. Die so entwickelten Maßnahmen wurden den Stadtteilak­ teuren in Gesprächsrunden und auf der Lehe-Konferenz28 vorgestellt und mit ihnen dis­ kutiert, neue Ideen wurden aufgegriffen und Anregungen in den Programmentwurf ein­ gearbeitet.

27 In Bremerhaven existieren auf Stadtteilebene die sogenannten "Stadtteil konferenzen" als ein Zusam­ menschluss von Bürgern und Gewerbetreibenden der Stadtteile, die ihre Interessen über einen se lbst­ gewählten Sprecher in die Lokalpolitik einbringen. Die Stadtteilkonferenzen verfügen jedoch über keine formalen Kompetenzen, sie sind also informell eingebunden.

28 Die Lehe-Konferenz ist ein Zusammenschluss von Städtischen Ämtern (überwiegend aus den Bereichen Jugend/Familie/GesundheitlSoziales), die ihre Strategie und Maßnahmen in Lehe abstimmen und einen Erfahrungsaustausch pflegen. Seite 152 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Partnerschaft, Begleitung und Bewertung

Durch dieses Verfahren wird gewährleistet, dass die Maßnahmen auf breite Resonanz stoßen und ansetzend an den Problem lagen passgenau Lösungswege vorschlagen. In der Öffentlichkeit konzentrierte sich die Diskussion der URBAN-Programmatik zuerst (April 2000) auf das sog. Flaggschiffprojekt Technologiepark. Sie wurde in mehreren Sitzungen der Stadtteilkonferenz Lehe, auf Parteiversammlungen und in der Zeitung ausgetragen. Die Beiträge der Bewohner und Gewerbetreibenden bezogen sich auf fol­ gende Hauptfragestellung: Ist ein Technologiepark für Informations- und Kommunikationstechnologie ein geeigne­ tes Instrument, um den Problemen in Lehe zu begegnen? Die von den Bewohnern geäußerten Analysen zur sozialen Situation in Lehe, zur dorti­ gen Qualifikationsstruktur, zur Drogenproblematik, etc. stimmen weitgehend mit den Untersuchungsergebnissen dieses Antrages überein. Verschiedenartige Auffassungen gab es jedoch bei der Frage, welche Strategien den in Schwierigkeiten geratenen Be­ wohnern helfen können. Für zah lreiche Diskussionsteilnehmer war (ist) es schlichtweg nicht vorstellbar, dass eine langzeitarbeitslose Büroangestellte, eine Erzieherin, ein Ver­ käufer nach einer entsprechenden Ausbildungsmaßnahme in einem High-Tech­ Unternehmen der IT-Branche arbeitet. Die hierbei zu überwindenden Schwell en sind nach Auffassung vieler Diskussionsteilnehmer zu hoch . Ursache für die überzeichnete Einschätzung dieser modernen Unternehmenstypen sind insbesondere die durch Medien transportierten Bilder. Als alternative Strategieansätze wurde vornehmlich eine Wiederbelebung traditioneller Branchen angeregt (Einzelhandel, Dienstleitungen, Kleingewerbe, etc). Die hierzu vor­ liegenden Vorschläge (insbesondere die Maßnahme "Stadtteilmanagement") wurden von den Gewerbetreibenden und Bewohnern einhellig begrüßt. Einigkeit bestand letzt­ lich aber in der Einschätzung, dass die Wirkung dieser Maßnahmen, d.h. ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosenzahlen, nicht zu erwarten ist und die Probleme im Pro­ grammgebiet kaum mildern wird, da diese Branchen teilweise unter einem enormen Konkurrenzdruck durch großflächige Anbieter stehen. Zusammengefasst gilt es festzustellen, dass sowohl das Programm in seiner Gesamt­ heit als auch die einzelnen Maßnahmen infolge eines breit angelegten Partizipationspro­ zesses entstanden sind. Im Verlauf der weiteren Entwicklung des Programmentwurfs und der einzelnen Maßnahmen wurden fortlaufend Gespräche bei diversen Veranstal­ tungen (Kirche, Stadtteilkonferenz Lehe, Ortsverbände der Parteien etc.) geführt. Hier fanden lebhafte Diskussionen statt, in deren Verlauf verschiedenen Anregungen oder Änderungswünsche formuliert wurden. Durch diesen integrativen Prozess ist der heutige Programmentwurf entstanden, der bei den meisten Beteiligten auf große Zustimmung stößt. Aufgrund dieser guten Erfahrungen bei der Entwicklung des Programms, wird auch bei dessen Weiterentwicklung und Umsetzung großer Wert auf Transparenz und Akzeptanz gelegt. Nach Abschluss der fachlichen Planungen durch die Akteure im Fördergebiet wurde ein erster Entwurf des Programms folgenden Wirtschafts- und Sozialpartnern sowie anderen Einrichtungen in Bremerhaven zur Stellungnahme vorgelegt: o der Industrie- und Handelskammer Bremerhaven o den Arbeitgeberverbänden Bremerhaven o dem Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Bremerhaven o der Deutschen Angestelltengewerkschaft o dem Arbeitsamt Bremerhaven o der Handwerkskammer Bremerhaven

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o den Arbeitnehmerkammern in Bremerhaven o dem Umweltschutza mt beim Magistrat der Stadt Bremerhaven o dem Gesamtverband für Natur- und Umweltschutz Unterweser e. V. o der Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau in Bremer­ haven o dem Bremer Frauenausschuss e. V.

Die angesprochenen Einrichtungen und Verbände haben den vorliegenden Programm­ entwurf zur Kenntnis genommen und ihrerseits keine Anmerkungen eingereicht.

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6.2 "Begleit-/Lenkungsausschuss"

Das Programm wird gem. Artikel 8, 17-19 und 34-37 der Verordnung (EG) 1260/9929 und Punkt 22 der Leitlinien zur Durchführung der Gemeinschaftsinitiative URBAN 11 30 durch den "Begleitausschuss für das URBAN li-Programm Bremerhaven 2000-2006" begleitet, der formel l mit der Programmgenehmigung konstituiert werden soll. Der Be­ gleitausschuss nimmt dabei die Aufgaben des Lenkungsausschusses gem. Punkt 23 der Leitlinien zu URBAN 11 31 wahr. Zur Begleitung selbst wird für die Maßnahmen des Pro­ gramms ein System materieller und finanzieller Indikatoren erstellt, um über den Pro­ grammfortschritt und die Effekte der Maßnahmen fortlaufend zu berichten und erste Be­ wertungen vornehmen zu können. Dieses System wird unter 7.4 beschrieben und ist darüber hinaus Gegenstand einer ausführlichen Darstellung im Ergänzungsdokument. Gemäß den Artikeln 35 und 37 der Verordnung (EG) Nr. 1260/1999 des Rates mit all­ gemeinen Bestimmungen über die Strukturfonds besteht die vorrangige Aufgabe des Begleitausschusses nach seiner Konstituierung darin, die Effektivität und Qualität der Interventionen der Strukturfonds zu gewährleisten. Zu diesem Zweck • bestätigt er die Ergänzung zur Programm planung bzw. spätere Anpassungen; • prüft und bi lligt er Kriterien für die Auswah l der 'Operationen' innerhalb der im Pro­ gramm vorgesehenen 'Maßnahmen'; • überprüft er regelmäßig die Fortschritte bezüg l. der spezifischen Interventionsziele; • prüft er die Ergebnisse der Durchführung, insbesondere die Erreichung der Ziele bei den verschiedenen Maßnahmen sowie die Halbzeitbewertung nach Artikel 42 der Verordnung (EG) Nr. 1260/1999 des Rates mit all gemeinen Bestimmungen über die Strukturfonds; • prüft und bi ll igt er den Jahresbericht über die Durchführung des Programms und den Schlussbericht; • prüft und billigt er jeden Vorschlag zur inhaltli chen Änderung der Kommissionsent­ scheidung; • kann er der durchführenden Behörde Programmanpassungen oder Änderungen vor­ schlagen im Rahmen des Artikels 34 (3) der Verordnung (EG) Nr. 1260/1999 des Rates mit allgemeinen Bestimmungen über die Strukturfonds. Der Begleitausschuss trifft seine Beschlüsse einvernehmli ch. Entscheidungen über An­ passungen und Änderungen, die die Du'rchführung des Programms in finanzieller Hin­ sicht betreffen, können in Übereinstimmung mit den geltenden Vorschriften nur die Stei­ len treffen, die an der Finanzierung der jeweils betroffenen Programm bestandteile direkt beteiligt sind. Insbesondere kann der Ausschuss keine Beschlüsse fassen, die in die Finanzhoheit der Europäischen Komm ission, der durchführenden Behörde oder anderer Stell en eingreifen und in deren Verantwortung fa ll en. Darüber hinaus informieren sich die Mitglieder des Begleitausschusses und die Partner fortlaufend über Tatbestände, die mit der Durchführung des Programms in Zusammen-

29 Verordnung (EG) Nr. 1260/1999 des Rates mit allgemeinen Bestimmungen über die Strukturfonds vom 21 .06.99; in: ABI. L 161 vom 26. Juni 1999,1-42

30 Mitteilung der Kommission an die Mitgliedstaaten vom 28 . April 2000 über Leitlinien für eine Gemein­ schaftsinitiative betreffend die wirtschaftliche und soziale Wiederbelebung der krisenbetroffenen Städte und Stadtrandgebiete zur Förderung einer dauerhaften Städteentwicklung -URBAN II (2000/C 141/04); in: ABI. : C 141 vom 19. Mai 2000, 8-17

31 Ebenda, S. 12

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hang stehen und z. B. Verwaltungsvorschriften und -verfahren, die Entwicklung der Wirt­ schaft und des Arbeitsmarktes und relevante öffentliche oder private Interventionen auf regionaler, nationaler oder EU-Ebene betreffen. Der Vorsitz informiert den Begleitaus­ schuss und die Partner analog zu den Berichtspfli chten gegenüber der Kommission über den Verlauf des Programms sowie über geplante Publizitätsmaßnahmen und deren Er­ gebnisse. Im Sinne einer programmübergreifenden Koordinierung werden der Ausschuss und die Partner auch über Maßnahmen informiert, die im Rahmen des Europäischen Sozial­ fonds, insbesondere Ziel 3 und Gemeinschaftsinitiative EQUAL, des EFRE-finanzierten Ziel-2-Programms für Bremen und Bremerhaven sowie des Finanzinstrumentes für die Ausrichtung der Fischerei (FIAF) und ggf. weiterer Strukturfondsinterventionen im För­ dergebiet durchgeführt werden.

Im Begleitausschuss führt di~ Verwaltungsbehörde den Vorsitz. Ihm gehören als stimm­ berechtigte Mitglieder die finanzierenden Stellen im Land Bremen und Vertreter der Stadt Bremerhaven und als beratende Mitglieder Vertreter des Bundes, der Europäi­ schen Kommission und als weitere Mitglieder Vertreter der Wirtschafts- und Sozialpart­ ner sowie der für Umweltschutz und Chancengleichheit zuständigen Stell en an . Die Verwaltungsbehörde stellt sicher, dass der Austausch in fach lichen und organisatori­ schen Fragen mit dem Begleitausschuss zur Verwaltung des PGI geWährleistet ist. Dem Begleitausschuss sollen neben den Vertretern der EU insbesondere die folgenden Mitg li eder angehören: • der Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen (Verwaltungs­ behörde), • der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales der Freien Hanse- stadt Bremen • der Senator für Bau und Umwelt • das Referat für Wirtschaft beim Magistrat der Stadt Bremerhaven • das Stadtplanungsamt des Magistrats der Stadt Bremerhaven • die BIS Bremerhavener Gesell schaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (Gesell schaft des Landes Bremen und der Stadt Bremerhaven) • das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie • die Industrie- und Handelskammer Bremerhaven, • die Kre ishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde, • der Deutsche Gewerkschaftsbund • die Deutsche Angestelltengewerkschaft • das Arbeitsamt Bremerhaven • die mit Gleichstell ungsfragen befasste Behörde in Bremerhaven Zudem ist vorgesehen, die Bewohner und Gewerbetreibenden im Programmgebiet über die Teilnahme des Sprechers der StadUeilkonferenz (vgl. Kapitel 6.1) zu beteiligen. Im Begleitausschuss wird im Sinne der Chancengleichheit für eine ausgewogene Beset­ zung mit männlichen und weiblichen Mitgliedern Sorge getragen. Der Beg leitausschuss führt die in Artikel 35 der Verordnung (EG) 1260/99 genannten Aufgaben aus und achtet insbesondere auf die Effizienz und Qualität der Durchführung der Intervention. Darüber hinaus passt er das Programm an die laufenden Gegebenheiten an bzw. schlägt der Europäischen Kommission Programmänderungen vor. Im Rahmen der bestehenden Fristen wird sich der Beg leitausschuss eine Geschäftsordnung geben und seine Arbeit formal aufnehmen.

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6.3 Bewertung Die Halbzeitbewertung, deren Umsetzung auf der Grundlage des diesbezüglichen Ar­ beitspapiers32 der Kommission erfolgen soll, wird bis Ende 2003 unter Berücksichtigung der Ex-Ante-Bewertung erste Ergebnisse des Programms, ihre Re levanz und die Ver­ wirklichung der angestrebten Ziele messen. Bei dieser Bewertung werden die in der Er­ gänzung zur URBAN II -Programmplanung festgelegten Maßnahmeindikatoren verwen­ det. Gegebenenfall s müssen aufgrund der Bewertungsergebnisse Korrekturmaßnahmen in der Programmierung vorgenommen werden, um die Effizienz des Programms zu stei­ gern. Im Zuge der Vorbereitung der Bewertung wird voraussichtlich, wie von der Kommission in o.g. Arbeitspapier zur Halbzeitbewertung empfohlen, eine Lenkungsgruppe gebildet werden , die im Verlauf der Evaluierung als beratendes Gremium fungieren könnte. Die Erstellung der Ausschreibungsunterlagen und Auswahl eines Gutachters erfolgt durch die Verwaltungsbehörde in Abstimmung mit dem Magistrat Bremerhaven.

32 Kommission der Europäischen Gemeinschaft: Der neue Programmplanungszeitraum 2000-2006: metho­ dische Arbeitspapiere. Arbeitspapier XX: Die Halbzeitbewertung der Strukturfondsinterventionen. Brüs­ sel,05.12.2000 Seite 157 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Durchführungsbestimmungen

7. Durchführungsbestimmungen

7.1 Verwaltungsbehörde, Za hlstelle und Zah lungsweg

Die für das PGI URBAN II Bremerhaven für die Jahre 2000 - 2006 zuständige Verwal­ tungsbehörde i. S. des Artikels 9 n) der Verordnung (EG) 1260/99 ist:

Der Senator für Wirtsch aft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen Zweite Schlachtpforte 3 0-28195 Bremen

Ansprechpartner sind Herr Sven Wiebe (Tel. ++49 421 3 61 86 20, E-Mail: swie­ [email protected]) oder Frau Corinna Lüdemann (Te l. ++49 421 3 61 8625, E-Mail: [email protected]). Es ist beabsichtigt, Befugnisse der Verwaltungsbehörde auf die. Stadtverwaltung Bre­ merhaven zu übertragen. Art und Umfang dieser Aufgaben-Delegation werden gemäß Art. 5 der Verordnung 438/2001 bis spätestens drei Monate ab Genehmigung der Inter­ vention näher dargelegt. Die Gesamtverantwortung obliegt aber selbstverständlich wei­ terhin der Verwaltungsbehörde. Sie wird deshalb zumindest für das finanzie ll e Monito­ ring und Controlling zuständig sein und darüber hinaus - da sie auch für Ziel-2 verant­ wortlich ist - etwaige Doppelfinanzierungen ausschli eßen. Ferner achtet sie auf das Funktionieren des Verwaltungs- und Kontrollsystems und auf die Einhaltung der sonsti­ gen Gemeinschaftsvorschriften. Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung Bremerhaven ist:

Magistrat der Stadt Bremerhaven Frau Claudia Kuhn Referat für Wirtschaft Bürgermeister-Smidt-Straße 16-18 27568 Bremerhaven Tel.: ++49471 - 5902691 Fax.: ++49471 - 5902800 E-Mail: [email protected]

Die Informationen zu Inhalten und zur Verwaltung des PGI werden laufend aktualisiert über die Web-Site:

www.europa-bremen .de/efre

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Im Rahmen einer Vereinbarung zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und den für den EFR E zuständigen Verwaltungsbehörden der Länder wurde als Zahlstelle i. S. des Artikels 9 0) der Verordnung (EG) 1260/99 für die deutschen URBAN li -Programme das

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Postfach 5160 D-65726 Eschborn bestimmt.

Dabei stellt sich der Zahlungsweg für die EFRE-Mittel wie folgt dar: Zahlungen von Brüssel nach Berlin: Bundeskasse Berlin Landeszentralbank Berlin u. Brandenburg BLZ: 100 000 00 Konto: 10001039 Haushaltsstelle: Kapitel 6006 Titel 272 05

Zahlungen von Berlin nach Bremen: Bremer Landesbank BLZ: 290 500 00 Konto: 1070115000

Die Benennung der auf Bundesebene eingerichteten Zahlstelle im Sinne von Artikel 9 Buchstabe 0) der Verordnung (EG) 1260/1999 des Rates entbindet die auf Landesebe­ ne zuständigen Stellen nicht von ihrer Verpflichtung, für die Erfüllung der sich aus Arti­ kel 32 der Verordnung (EG) 1260/1999 ergebenden Aufgaben zu sorgen. Dies gilt ins­ besondere für die Vollständigkeit und Richtigkeit der von ihnen abzugebenden Beschei­ nigungen und Erklärungen im Sinne von Artikel 32 Absatz 3 und 4 der Verordnung (EG) 1260/1999. Für die Freie Hansestadt Bremen wird der Senator für Wirtschaft und Häfen, Referat 03/Haushalt die Funktion der Zahlstelle übernehmen. Dort werden die Aufgaben gem. Art. 9 der VO 438/2001 wahrgenommen. Dieses Referat ist von allen Dienststellen, die Zahlungsanträge bewilligen, unabhängig. Die Unabhängigkeit ist somit gewährleistet. Von dort aus erfolgen die Zahlungen an die Stadt Bremerhaven, Referat für Wirtschaft. Zahlungen von Bremen nach Bremerhaven: Städtische Sparkasse Bremerhaven BLZ: 292 500 00 Konto: 1 100 009 Einnahme-Haushaltsstelle: 6782/385 13 Ausgabe-Haushaltsstelle: 6782/790 07 Die detaillierte Darlegung über die Organisation auf Landesebene erfolgt in der nach Art. 5 der VO 438/2001 abzugebenen Mitteilung.

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7.2 Regelungen zur Verwaltung des PGI

Im Folgenden werden die Regelungen für die Verwaltung des PGI beschrieben. Für die Steuerung des Programms (siehe Abb. 34) sind neben dem Senator für Wirtschaft und Häfen als Verwaltungsbehörde, der Magistrat der Stadt Bremerhaven (Referat für Wirt­ schaft), der Beg leitausschuss und weitere fachlich zuständige Stell en eing ebunden. In s­ besondere dem Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales und dem Stadtplanungsamt Bremerhaven kommt für die Koordinierung der Schwerpunkte 2 und 3 des Programms die Aufgabe zu, die Projekte (Operationen) inhaltlich und organisato­ risch zu begleiten . Die Aufgaben des Beg leitausschusses sind ausführli ch in Kapitel 6 beschrieben.

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Abb. 34. Organigramm Steuerungsstruktur U RB A N -P ro 9 ra m m B re m e rh ave n 2000 -2 006: S te u e ru n 9 s s tru k tu- r

BMWi · srwH , SfAFGJS , Magistrat Europäische Bundesminislerium für Wirtschafl • BIS , Amter f. Stadtplanung , Kom mission und Technologie Arbeitsm arkt, Soziales und Kultur BAW und Umwelt Bindesamt für. Wirlschaft • Arbeitsam t ~ / • Fra ueng le ich ste Ilun g sste lIe Zahlstelle • Wirtschafts- und Sozialpartner iS von Art 90) der VO 1260/99 Sen a to r fü r Wirts c haft und H ä fe n URBAN Begleit- und Lenkungs­ • N .N . (SfW H) .. ausschuss Brem erhaven .~ V e rw a Itu n g s b e h ö rd e ...... \ ...... , .. /!...... iS Art. 9 n) VO 1260/99 Berichte , finanzielle 1 Berichle . Programm­ Abwick lun g ! änderung e n etc . · Finanzkontrolle ... \ ...... , ...... ;; ...... 'Begleilung , Bewerlung , Publizität eie ...... ~ .. Pro gram m koo rd Inieru n g Magistrat der Stadt Brem erhaven Referat für Wirtschaft ...... Ü berreg io na le und EU -weite ~ . Vernetzung des Programmes [A...... _ __ ----1 Wirts c ha ftlic h e Arbeitsmarkt und Städtebauliche Erneu­ ! Entwicklung Soziales erung/Ökologie .. Mitgliedschaft in nationalen URBAN-Netzwerk (DSSW) Koordinierung: SfW H Koordinierung: SfAFGJS Koordinierung: Stad tpia­ und BIS nungsam t • Mitarbeit im EU-Netzwerk der i-oII ...... ~ URBAN-li-Städte 'Flaggschiff Ir-Park .Q u alifizieru n g/E x is ten z­ 'S tadtteilzentrum • Tagungen etc. grUndung 'Entwick/ung Geesteu fer 'Sozia/e Maßnahm en Im Program m gebiet

i ...... · . :::'~.~;;~~;~1:;f:~·~ · /·t~~::· : : :· J"' "''''''''''''''''''''''''''''''-t...... ·.. ·...... t ...... ·...... ·.. ·..

...... +...... +...... +...... Anträ ge

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Für die Annahme und Prüfung von Anträgen (siehe Abb. 35) sind - je nach Maßnahme bzw. Projekt - seitens der Verwaltungsbehörde beauftragte Gesellschaften, Fachreferate beim Senator für Wirtschaft und Häfen oder andere Stellen zuständig. Die Zuständigkeit der Gesellschaften ist in entsprechenden Beleihungsverträgen geregelt. Im Folgenden wird der Ausdruck ,die zuständige Stelle' verwendet, wenn die Fachrefera­ te , Gesellschaften oder andere Stellen gemeint sind . Rahmenentscheidungen über größe­ re Programme oder Vorhaben des Landes, in denen URBAN li-Mittel verwendet werden sollen, werden in Form von Deputationsvorlagen von der Deputation für Wirtschaft bzw. nach Befassung der entsprechenden parlamentarischen Gremien des Landes bzw. der Stadt Bremerhaven beschlossen. Die zuständigen Stellen agieren innerhalb dieser Ent­ scheidungen. Die zuständigen Ste llen prüfen den eingegangenen Antrag fachlich und rechnerisch und leiten ihn parallel zwecks Überprüfung der EU-Förderfähigkeit weiter an das fondsverwal­ tende Referat beim Senator für Wirtschaft und Häfen (EFRE-Referat) , das zentral für die Verwaltung der EFRE-Mittel zuständig ist. Ebenfall s parallel wird die Bereitstellung der Kofinanzierungsmittel sichergestellt, z. B. durch das Haushaltsreferat des Senators für Wirtschaft und Häfen, den Senator für Arbeit, Frauen, Jugend, Gesundheit und Soziales oder die Stadt Bremerhaven. Das EFRE-Referat prüft, ob das im Antrag beschriebene Projekt (Operation) nach den geltenden Verordnungen und sonstigen Bestimmungen, die für den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gelten, und den spezifischen Vorgaben des Bremerhavener URBAN li-Programms förderfähig ist. Dabei werden auch die Kriterien für die Bestimmung der Qualität einzelner Operationen angewendet, die der Begleitausschuss festgelegt hat. Handelt es sich um ein Projekt (Operation) aus einem bereits als EU-förderfähig bestimm­ ten Bereich des PGI, wird die Prüfung durch die zuständige Stelle vorgenommen. Im Fa lle einer (möglichen) URBAN II-Kofinanzierung wird das Projekt bei der MitteIbindungspla­ nung berücksichtigt.

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Abb. 35. Ablauf Antragsbearbeitung

Verwaltungsverfahren und Europä.is~he '---+BMWi/BAFA'---+ Landeshaus­ finanzielle Abwicklung KommissIon halt Bremen des URBAN li-Programms

Fördervorhabenl Endbegünstigte

...... r------~-, Haushaltsreferat EFRE-Referat

Fi nanzierbarkeits­ Prüfung der EU­ Prüfung prüfung Förderfähigkeit

geplante WFA-Vorlage f··· ··...... · ...... ~ ...... Mittelbindung '-r-__A_P..-V_--"T--I ··· ················;

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Meldebogen .... .1...... 1...... " ...... +- ...... Mittelbindung

Haushaltsmittel

Berichte Registrierung Zahlungen Zahlungen

Berichte I···.. ·.... ·.. ··· ···· ...... ···.. ···· .. ·~· .... ·· ············ .. ···· ...... EU-Komm iss ion

Verwendungs nachweis ..... l...... ~ Schlussberichte I Publizität Mittelabforderung EU AbkOrzungen: APV: Antragsprüfvermerk j Begleitung BAFA: Bundesamt filr Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ~ BIG: Bremer InvestItIonsgesellschaft ~ BIS: Bremerhavener Gesellschaft für Investltions- ~ förderung und StadtentwIcklung ~ Evaluierung BMWi: Bundesministerium fOr Wirtschaft und i Technologie i FR: Fachreferate der Ressorts ] WFA: W1rtschaftsförderungsausschOsse Finanzkontrolle

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Im Anschluss an die Entscheidung, das Projekt (Operation) zu fördern, wird durch die zuständige Stelle ein Bewilligungsbescheid für den Zuwendungsempfänger ausgefertigt. Hier erfolgt also die letztendliche Entscheidung über die Förderung des Projekts, nach­ dem die - wie ausgeführt - erforderli chen Abstimmungen durchgeführt und die notwendi­ gen Zustimmungen eingeholt wurden. Der Bewilligungsbescheid unterliegt neben den Bestimmungen des Landeshaushalts­ rechts bestimmten Besonderheiten bezüglich der Förderung im Rahmen der Struktur­ fondsverordnungen. Auf Grundlage der Bewilligung wird ein Meldebogen für EU­ geförderte Projekte (Operationen) ausgefüllt und an das EFRE-Referat gesandt. Dieses nimmt aufgrund des Meldebogens die Mittelbindung vor, d. h., die für dieses Projekt ge­ nannte Summe ist jetzt verbindlich innerhalb des PG I eingesetzt. Die Projektdaten werden in die elektronische Datenverwaltung des Förderprogramms aufgenommen. Der Zuwen­ dungsempfänger hat i. d. R. Zahlungsanträge an die zuständige Stelle zu richten . Diese veranlasst nach sachlicher und rechnerischer Prüfung die Auszahlung an den Zuwen­ dungsempfänger. Die Daten über getätigte Zahlungen werden dem EFRE-Referat nach Ablauf eines Quar­ tals (oder früher) übermittelt. Dieses richtet seinerseits je Maßnahme Zahlungsanträge über das BAW an die Generaldirektion Regionalpolitik der Europäischen Kommission. Die Verwendungsnachweisprüfung erfolgt durch die zuständige Stelle. Das EFRE-Referat bereitet für die Verwaltungsbehörde Jahresberichte an die EU vor. Für diese Berichte werden die Projektdaten zusammengeführt, entsprechend aufbereitet und der EU über­ mittelt. Die Verwaltungsbehörde wird regelmäßig die Jahresberichte abfassen, im Jahr 2003 die Zwischenbewertung in Auftrag geben und alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um den Ablauf des Programms zu optimieren. Mit Abschluss der Zahlungen erstellt die Ver­ waltungsstelle die Schlussabrechnung und übermittelt einen Abschlussbericht über das Gesamtprogramm an die EU . Die Pflichten für die geförderten Unternehmen und Einrich­ tungen hinsichtlich der Information und Publizität ergeben sich aus der Publizitätsverord• nung der Europäischen Kommission33 (siehe auch Kapitel 7.6).

33 Verordnung (EG) Nr. 1159/2000 der Kommission vom 30 . Mai 2000 über die von den Mitgliedstaaten zu treffenden Informations- und Publ izitätsmaßnahmen für die Interventionen der Strukturfonds in : ABI. L 130 vom 31 . Mai 2000, 30-37 Seite 164 URBAN II-Bremerhaven 2000-2006 Durchführungsbestimmungen

7.3 Begleit- und Bewertungssystem

Nach Art. 36 der Verordnung 1260/1999 (Absatz 1) des Rates mit den allgemeinen Be­ stimmungen über die Strukturfonds34 nehmen die Verwaltungsbehörde und der Begleit­ ausschuss die Begleitung an hand materieller und finanzieller Indikatoren vor, die im PGI oder in der Ergänzung zur Programmplanung festgelegt werden. Sämtliche in diesem Kapitel 7.3 vorgestellten Indikatoren sind daher zunächst als Vor­ schlag zu betrachten. Sie werden in der Ergänzung zur Programm planung weiter präzi­ siert und müssen insbesondere durch den noch zu konstituierenden Begleitausschuss entsprechend Art. 35 der VO 1260/99 bestätigt werden. Darüber hinaus ist die auch noch die Vergleichbarkeit bei der Begleitung und Bewertung der deutschen URBAN " Programme herzustellen. Hierzu wurde auf der letzten URBAN Netzwerktagung in vereinbart, die nächste Konferenz im Herbst 2001 abzuwar­ ten , da dort das Thema der Indikatoren diskutiert werden soll.

7.3.1 Sozioökonomisch e Kontextindikatoren

Um die Beschreibung der sozioökonomischen Situation im Programmgebiet zu ergänzen, wurde die folgende Liste der kontextbezogenen Indikatoren erstellt. Grundlage für die unten stehenden Zahlen sind die Angaben aus Kapitel 1 Charakteristik der Ausgangssitu­ ation. Eine Vielzahl an Informationen liegt jedoch nicht exakt bezogen auf das Programmgebiet vor, so dass - soweit möglich - die vorhandenen Zahlen auf das Gebiet heruntergebro­ chen wurden. Falls dies nicht machbar bzw. sinnvoll war, wurde auf Daten für die Ge­ samtstadt zurückgegriffen. Es handelt sich daher überwiegend um ca . - Angaben. Einschränkungen wurden kleinge­ druckt in Klammern verdeutlicht. Bei einer Fortschreibung dieser Kontextindikatoren ist dieser Aspekt im Interesse der Nachvollziehbarkeit und Aussagekraft zu berücksichtigen.

Minimalset 2000 2001 . . . . 2006 1 Zahl der Einwohner im Programmgebiet (in Tausend) 23

2 2 Betreffende Fläche (km ) 32,6 3 Arbeitslosigkeit

- Arbeitslosenquote gesamt (in % bezogen auf alle Er- 14,8 werbstätigen) - Anteil in Prozent der Langzeitarbeitslosen an den 40 Arbeitslosen 4 Zahl der Unternehmen Ue 1000 Einwohner) keine Angaben 5 Prozentsatz der von Sozialtransfers abhängigen Bevöl- 16 kerung (nur Sozialhilfe und HLU) 6 Prozentsatz der Zuwanderer / ethnischen Minderheiten / 14 Flüchtlinge an der Gesamtbevölkerung (nur ausländisch e Einwohner)

34 Verordnung (EG) Nr. 1260/1999 des Rates mit allgemeinen Bestimmungen über die Strukturfonds vom 21 .06.99; in: ABI. L 161 vom 26. Juni 1999, 1-42 Seite 165 URBAN II -Bremerhaven 2000-2006 Durchführungsbestimmungen

7 Bildung / Erziehung - Schulabbrecherquote (nur Anteil in Proze nt der 5,8 Hauptschulabgänger) - Plätze in Kindergärten / Krippen per 1.000 Einwoh- 25 ner (nur bezogen auf die Stadt Bremerhaven)

8 Kriminalität/Sicherheit (Delikte pro 10.000 Einwohner - nur 1250 bezogen auf die Stadt Bremerhaven)

9 Demographische Situation - Anteil der Bevölkerung unter 19 Jahren 19% - Anteil der Bevölkerung über 64 Jahren 20%

10 Mittlere Wohnfläche (m 2 pro Einwohner) keine Angaben 11 Umwelt / öffentlicher Nahverkehr - Anteil der Grünflächen an der Gesamtfläche 19 % - Streckenlänge Nahverkehr in km 9,2

zusätzliche Indikatoren 2000 2001 .... 2006 12 Anteil der Verkehrsflächen an der Gesamtfläche 17 % 13 Verkehr

- Anzahl der Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs (nur 12,96 bezogen auf die Stadt Bremerhaven) Mio. - Länge der Fahrradwege in km 26,6 - mittlere Wartezeit auf öffentliche Verkehrsmittel in < 7,5 Minuten - mittlere Geschwindigkeit des öffentlichen Nahver- 19 kehrs in km/h 14 Soziale Infrastrukturen - Gesundheit (Ärzte pro 1000 Einwohner - nur bezogen auf die 1,9 Stadt Bremerhaven)

- Freizeit (Mitglieder in Vereinen sportlicher und kultureller Aus- 10.000 richtunQ - nur bezoQen auf die Stadt Bremerhaven) 15 Informationsgesellschaft - öffentlich zugängliche Internet-Zugänge (pro 1.000 0,85 - Einwohner) 1,3 - Za hl der KMU/freien Berufe mit Internet-Präsenz 280

I weitere Indikatoren ...

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7.3.2 Hauptindikatoren

Für die Begleitung und Bewertung des URBAN 11 Programms sind Indikatoren auf Pro­ gramm- und Schwerpunktebene vorzusehen. Dementsprechend sollen mit Beginn der Maßnahmen die folgenden Hauptindikatoren für das Bremerhavener URBAN 11 Programm fortlaufend ermittelt werden. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Daten - bis auf eine Ausnahme - nicht zur Beschreibung der aktue ll en Situation im Programmgebiet vor­ liegen bzw. mit einem angemessenen Aufwand erhoben werden können.

Hauptindikatoren 2001 2002 .... 2006 Zielgröße nach Programmbeendi- gung 1. Zahl geschaffener Arbeitsplätze (Frau- 400 (direkt u. indi- en/ Männer) rekt) 2. Zahl der Existenzgründungen 50 3 Anzahl unterstützter KMU Beratung und Un- terstützung von Existenzg rü nd u ngen kann noch nicht quantifiziert werden 4. Zahl der Teilnehmer an Bildungs-/ 120 Qualifizierungsmaßnahmen 5. Geschaffene oder aufgewertete Grün- flächen (m2) Fläche im Jahr 2000: 33 ,9 ha (vgl. 7.500 qm Frei- und Abb. 25 Geplante Flächennutzung in Nutzfläche ha) 6. Fläche anderer geschaffener oder aufgewerteter öffentlicher Räume 7. Fläche geschaffener oder aufgewerte- 4.000 qm (sofern ter öffentlicher Gebäude der Technologiepark als öffentliches Ge- bäude zu werten ist)

7.3.3 Maßnahme-Indikatoren

Die unten dargestellten Tabellen der Indikatoren zur Begleitung und Bewertung der Maß­ nahmen stellen eine erste Übersicht über die Indikatoren dar, die im Rahmen der Beglei­ tung erhoben werden könnten. Eine endgültige Festlegung der Indikatoren kann erst nach Konkretisierung der Maßnah­ men mit deren spezifischen Zielen erfolgen. Des weiteren sind die hier vorgestellten Indi­ katoren zunächst als "vorläufig" zu betrachten, da sie - wie einleitend erläutert - einer vorherigen Bestätigung durch den Begleitausschuss bedürfen. Mit der weitergehenden Konkretisierung der Maßnahmen in der Ergänzung zur Programm planung kann dann ein logisches und konsistentes Indikatorensystem entwickelt werden.

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Entsprechend ihrer Stellung in der Wirkungskette lassen sich mehrere Indikatorenberei­ che bilden , wie sie in Anlehnung an die Empfehlungen der Kommission und des Arbeits­ papiers 335 gegeben wurden: Outputindikatoren beziehen sich auf die geleistete Tätigkeit und werden am besten in physikalischen oder finanziellen Einheiten gemessen. Ergebnisindikatoren beziehen sich auf die direkten und unmittelbaren Auswirkungen einer Maßnahme. Sie stellen Informati­ onen über die Veränderung der Leistungsfähigkeit eines Begünstigten dar. Wirkungsindi­ katoren beziehen sich auf die Wirkung einer Maßnahme über das unmittelbare Ergebnis hinaus. Dabei kann zwischen Wirkungen unterschieden werden, die sich nach einer ge­ wissen Zeit einstell en und solchen, die eine längerfristige Auswirkung haben und einen größeren Tei l der Bevölkerung betreffen. Grundsätzlich soll bei personenbezogenen Indikatoren nach Frauen und Männern unter­ schieden werden, um die angestrebte Realisierung der Chancengleichheit bei der Aus­ wertung erfassen und ggf. gegensteuern zu können. Für die Begleitung des Programms ist es ferner erforderlich, die einzelnen Maßnahmen des URBAN-Programms den Interventionsbereichen, die über Anhang IV, Nr. 3 der VO 438/2001 vorgegeben sind , zuzuordnen ("Kodierung"). Dies geschieht in der Ergänzung zur Programmplanung.

35 Indikatoren für die Bewertung und Begleitung: Eine indikative Methode (,Methodisches Arbeitspapier 3') ; Schreiben der Kommission (DG XVI-991 01 050 vom 29.06.1999) Seite 168 URBAN II -Bremerhaven 2000-2006 Durchführungsbestimmungen

Schwerpunkt I - Wirtschaftliche Entwicklung

Maßnahme 4.1.1. Techno ogieförderung - FlaMschiff~ro·ekt Techno o-'yie-Park Output Er-gebn isse Wirkun_gen

Ankauf und Umbau eines ~ Umfang der Flächen in ~ Geschaffene/g es icherte Gebäudes und weiterer qm Arbeitsplätze Strukturen für Unternehmen ~ Anzahl der angesiedelten ~ Weitere Ansiedlungen im im Bereich T. I.M .E. Betriebe nach Umfeld des Zentrums Erstellung eines Gebäudes (private Investitionen) und weitere Infrastrukturen - Branchen ~ Um satzerhöhung bei den für Unternehmen im Bereich - Neugründungen T. I.M.E angesiedelten Betrieben - Erweiterungen in % (2 Jahre nach Ab- Beratung und Unterstützung schluss der Maßnahme) von Unternehmen durch das - Übergreifende Dienst- Technologie-Park­ leistungen Management

Ma ß na h me 41... 2 S ta d ttel· 1managemen t Output Ergebnisse Wirkungen

~ Anzahl der erreichten ~ Geschaffene/gesicherte Beratung und Unterstützung Betriebe nach Arbeitsplätze von Gewerbetreibenden - Branchen ~ Neuansiedlungen im durch das Stadtteilmanage- Stadtteil/Entwicklung der - Betriebsgröße ment gewerblichen Flächen ~ Anzahl der Projekte ~ Umsatzerhöhung in den ~ Anzahl erreichter Perso- angesiedelten / beratenen nen Betrieben in % (2 Jahre nach Abschluss der Maß- nahmel

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Schwerpunkt 11 - Arbeitsmarkt und Soziales

Maßnahme 4.2.1 Qualifizierung und Existenzgründung Output Ergebnisse W irkungen Durchführung von Beratungs- => Anzahl der durchgeführ- => (Reduzierung der Arbeits- und Qualifizierungsmaßnah- ten Projekte losenquote im Stadtteil men sowie Förderung von um x %) Teilnehmer/innen, Grün- Existenzg ründungen => der/innen nach => Anteil der vermittelten Arbeitslosen in den ersten - Geschlecht Arbeitsmarkt an den Bera- - Alter tenen / Qualifi zierten - Bildungsstand => Zah l der geschaffenen Arbeitsplätze (Existenz- - Dauer Arbeitslosigkeit gründungen nach Ge- => Erfolgreiche Beratungen / schlecht) Qualifizierungen "Überlebensrate" der Angabe der Branche (E- => Existenzgründungen nach xistenzgründungen) 3 Jahren

Maßnahme 4.2.2: Soziale Maßnahmen Output Ergebnisse Wirkungen Durchführung von Maßnah- => Anzahl durchgeführter => Reduzierung der Quote men für besondere Zielgrup- Projekte von Sozialhilfebeziehern pen im Programmgebiet im Programmgebiet um Anzahl der Teil neh- => x% mer/innen nach Reduzierung der "Wande- - Geschlecht => rungsquote" in x % - Alter - Bildungsstand => Dauer Arbeitslosigkeit

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Schwerpunkt 111 - Städtebauliche Erneuerung und Ökologie

M a ß na h me 431, , , R'eVlta r'ISlerung Sta d ttel'I zentrum L e h e Output Ergebnisse Wirkungen Durchführung städtebaulicher => Anzahl durchgeführter Pro- => Geschaffene / gesi- Maßnahmen jekte cherte Arbeitsplätze im Programmgebiet => Neue Handelsflächen in qm (Märkte) => Weitere Ansiedlungen (private Investitionen) => Zufriedenheitsanalyse (Um- frage)

M a ß na h me 432, , , E n tw'IC kl ung d es G ees t eu f ers Output Ergebnisse Wirkungen Schaffung eines innerstädti- => Biologisch wertvolle Flä- => Verbesserung der schen Biotopverbundes chen in qm Wasserqualität der Geeste => Nutzung für Freizeitaktivitä- ten (Messungen)

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7.4 Bereitstellung, Weiterl eitung und Kontrolle der Finanzmittel

Im Hinblick auf die Bereitstellung und Weiterleitung der Fin anzmittel im Rahmen des PG I gilt folgendes:

~ Die Gemeinschaftsmittel (einmaliger Vorschuss und folg ende Zah lungen) werden von der Bundeszahlstell e direkt an die Landeshauptkasse der Freien Hansestadt Bremen und von dort an den Senator für Wirtschaft und Häfen oder andere finanzierende SteI­ len, wie insbesondere den Magistrat Bremerhaven, weitergeleitet. Diese Behörden haben bei Eingang der Gemeinschaftsmittel bereits entweder se lbst oder über die be­ auftragten Stell en Zahlungen im Rahmen der geförderten Projekte (Operationen) ge­ leistet.

~ Der Senator für Wirtschaft und Häfen, der Senator für Arbeit, Frauen, Jugend, Ge­ sundheit und Soziales, die Stadt Bremerhaven und andere Ste ll en sind durch eigene Mittel an der komplementären Finanzierung des PGI und se iner Maßnahmen beteiligt. Gemeinschaftsmittel und komplementäre Mittel soll en den durchführenden Stell en nach Möglichkeit im Ra hmen eines Bescheides zugewiesen werde, in dem auf beide Quellen aufmerksam gemacht wird. In Fällen , in denen zwei oder mehr Bescheide zur Durchführung eines Vorhabens notwendig werden (z. B. bei Projekten, in denen Mittel der Bundesanstalt für Arbeit eing esetzt werden), so ll jeweil s wechselseitig auf die Fi­ nanzierung (aus URBAN und anderen Quellen) hingewiesen werden . Für die laufende Vorausschätzung der Zahlungen in den jeweiligen Haushaltsjahren wird folgendes Verfahren angewendet: Die festgelegten Mittelbindungen für das jeweilige Jahr werden auf Maßnahmeebene gegen den Mittelabfluss der Vorjahre abgeg lichen. Endbe­ günstigte bzw. beauftrage Stellen werden innerhalb einer festzulegenden Frist um Ein­ schätzung des Mittelbedarfs gebeten. Diese wird mit den Planzahlen verglichen, die unter Umständen entsprechend zu korrigieren sind. Auf dieser Basis werden die Bedarfszahlen an die Europäische Kommission gemeldet. Bezüglich der Verfahren zur Kontrolle der Durchführung des PG I gilt folgendes: Für die Durchführung der Interventionen wird das nationale Recht betreffend die Gewäh­ rung öffentlicher Zuwendungen , insbesondere die Landeshaushaltsordnung und ihre Be­ stimmungen, angewendet. Für die Finanzkontrolle der Strukturfondsinterventionen gelten besondere Bestimmungen, die in den Artikeln 38 und 39 der Verordnung (EG) 1260/99 und der Verordnung (EG) 438/2001 festgelegt sind . Nach der Verordnung (EG) 438/2001 wurde beim Senator für Wirtschaft und Häfen eine "unabhängige Stelle" eingerichtet, die die Kontrolltätigkeiten in diesem Sinn ausführt und darüber regelmäßig Bericht erstattet. Diese Stelle wi rd auch die Kontrollen von mindestens 5% der zuschussfähig en Ausgaben nach Artikel 10 Verordnung 438/2001 durchführen. Darüber hinaus wird die Ei nh altung der Gemeinschaftsvorsch ri ften durch interne Verwal­ tungskontrollen einschließlich der Dienst- und Fachaufsicht der vorg esetzten Behörden und durch externe Kontrollen des Landesrechnungshofs sichergestellt. Strukturfondsmittel werden als Einn ahmen und Ausgaben in den Landes- und Kommunalhaushalt eingestellt. Dadurch unterliegen sie den üblichen Kontrollmechanismen der Haushalte, zu denen die Kontrolle durch den Landtag und die Landesrechnungshöfe gehört (externe Kontrolle). Des Weiteren findet auch eine interne Kontrolle dadurch statt, dass die am Bewilligungs­ verfahren beteiligten Stell en im Rahmen ihrer rechtlichen Kompetenzen sicherzustellen und zu prüfen haben, dass Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung der Mittel verhindert, aufgedeckt, gemeldet und geahndet und die auf solche Unregelmäßigkeiten zurückzufüh­ renden Verluste wieder eingebracht werden. Außerdem müssen die Rechtmäßigkeit und Rechtzeitigkeit von Zah lungen gewährleistet und Vorkehrungen für eine unabhängige Revision getroffen werden.

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Beim Auftreten von Unregelmäßigkeiten kommt die Verordnung (EG) Nr. 448/2001 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 1260/1999 des Rates hinsichtlich des Verfahrens für die Vornahme von Fin anzkorrekturen bei Strukturfondsinterventionen zur Anwendung. Grundlage für die Kontrolle ist die Landeshaushaltsordnung (LHO), deren Vorschriften im Wesentlichen der Bundeshaushaltsordnung (BHO) entsprechen, sowie die einschläg igen Verwaltungsvorschriften und entsprechende Förderrichtlinien oder -programme des Lan­ des Bremen. Hier sind beispielsweise auch Prüfungen der Vorhaben vor Ort möglich. So werden im Zusammenhang mit den Strukturfondsinterventionen hauptsächlich folgen­ de Kontrollen durchgeführt: => Die von den Antragstellern vorgelegten Anträge werden von den einzelnen Bewilli­ gungsbehörden im Rahmen von Verwaltungsprüfungen und teilweise auch vor Ort beim Begünstigten geprüft. => Im Rahmen der investiven Maßnahmen ist nach Abschluss eines Vorhabens die Vor­ lage eines Verwendungsnachweises vorgeschrieben. Diese Nachweise werden in der Regel von den zuständ igen Stellen anhand der Buchführung und den dazugehören­ den Originalbelegen geprüft. Der Landesrechnungshof der Freien Hansestadt Bremen nimmt seit 1997 an Koordinie­ rungssitzungen mit dem Europäischen Rechnungshof und dem Bundesrechnungshof teil, deren Ziel die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Ebenen ist.

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7.5 Computerunterstützter Datenaustausch

In Bezug auf den computerg estützten Austausch der zur Erfüllung der Verwaltungs-, Beg leitungs- und Bewertungsanforderungen notwendigen Daten kann angegeben wer­ den , dass Bund und Länder sich zum Zeitpunkt der Programmerstellung noch in der Pha­ se der Entwicklung entsprechender Datenbank- und Übermittlungsprogramme befinden. Diese Entwicklung so ll all er Voraussicht nach mit Genehmigung des PG I abgeschlossen werden, so dass der computerunterstützte Datenaustausch dann möglich wäre . Bremen hat sich im Jahr 1999 erfolgreich an einem Modellversuch zum elektronischen Datenaustausch mit der Kommission beteiligt. Derzeit wird ein Datenbankprogramm ent­ wickelt, das die Neuerungen für die Förderphase 2000 - 2006 berücksichtigt und die Ü­ bermittlung von Finanzdaten per E-Mail/lntern et vorsieht. Auch bei der Gemein schaftsinitiative URBAN II sind Bremen und - soweit erforderlich - auch Bremerhaven jewe il s im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereit, sich an dem oben beschriebenen computergestützten Datenaustausch zu beteiligen. Dies sollte be­ reits ab 2002 möglich sein.

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7.6 Publizitätsmaßnahmen für das URBAN 11 Programm Hinsichtlich der Informations- und Publizitätsvorschriften für das PGI wird die Verwal­ tungsbehörde die durch die Publizitätsverordnung36 bestimmten Maßnahmen ergreifen, um die allgemeine und die Fachöffentlichkeit über die Interventionen, ihre Durchführung und ihre Wirkungen zu informieren. Sie wird insbesondere weitere Stellen, die mit der Verwaltung des Programms beauftragt sind, und die Endbegünstigten auf ihre Pflichten hinsichtlich der Information über die Intervention der Gemeinschaft hinweisen. Zu diesem Zweck wird die Verwaltungsbehörde eng mit den beteiligten Stellen vor Ort zusammenarbeiten, damit die Kohärenz der Informationsmaßnahmen gewahrt ist. Der Senator für Wirtschaft und Häfen und die anderen am PGI Beteiligten werden dabei zum einen auf bewährte Formen der Öffentlichkeitsarbeit, wie Broschüren, Tagungen, Informationsveranstaltungen etc. zurückgreifen, die bereits in der Förderperiode 1994 - 1999 angewendet wurden , zum anderen sollen in der Phase 2000 - 2006 verstärkt auch neue Medien, vor allem das Internet, genutzt werden , um eine breite und aktuelle Informa­ tionswirkung entfalten zu können . Dafür wurde im April 2000 die Web-Site www.europa­ bremen.de/efre eingerichtet, die über das URBAN-Programm und andere Aktivitäten der EU informiert. Die Information der Fachöffentlichkeit soll aufbauend auf den Erfahrungen und der Mit­ gliedschaft in entsprechenden Netzwerken (URBAN-Netzwerk des Deutschen Seminars für Städtebau und Wirtschaft, Berlin; Mitg li edschaft im IQ-net der Universität Strathclyde, Glasgow) weiter intensiviert und im Sinn des Austausches über best practices genutzt werden . Hierbei ist insbesondere an die Teilnahme an und Durchführung von entspre­ chenden Tagungen gedacht.

Eine Konkretisierung dieser Aktivitäten sowie weitere Maßnahmen hinsichtlich der Publizi­ tät werden in einem Kommunikationsaktionsplan dargestellt, der Bestandteil des Ergän­ zungsdokuments zur Programmplanung ist.

36 Verordnung (EG) Nr. 1159/2000 der Kommission vom 30. Mai 2000 über die von den Mitgliedstaaten zu treffenden Informations- und Publizitätsmaßnahmen für die Interventionen der Strukturfonds, in : AB I. L 130 vom 31 . Mai 2000, 30-37 Seite 175 UR BAN II-Bremerhaven 2000-2006 Anhang

Anhang

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