14 Beiträge Über die zweimalige Emigration von Samuel Mitja Rapoport aus Wien (1937 und 1952) Einige Archivnotizen HANS MIKOSCH/GERHARD OBERKOFLER

ans Goldenberg (*1946), Leiter mit seinen Eltern nach Wien, wo er die dern muß Teil einer revolutionären, des Instituts für Medizinische Volksschule und das Bundesrealgymna- selbständigen, spießerfeindlichen inne- HChemie der Wiener Universität, sium Wien V von 1922/23 an besuchte. ren Haltung sein. Nach meiner Meinung bedauert in seinem Nachruf auf Samuel Das tönt etwas idyllisch, war es aber ist gerade diese Dialektik von äußerer Mitja Rapoport (1912–2004)1, dass es nicht. Die Rapoport mussten wegen der Disziplin und geistiger Selbständigkeit nach 1945 nicht gelungen sei, diesen be- prekären finanziellen Situation häufig ih- das häufigste und aktuellste Problem der deutenden Pionier der medizinisch-bio- re Wohnung wechseln, der kleine Rapo- Entwicklung der Studenten.“7 chemischen Forschung in Wien zu halten: port sprach nur Russisch und etwas He- Die 1906 gegründete Biochemische „Die Medizinische Fakultät der Univer- bräisch. Die Schulleistungen im Gymna- Zeitschrift war eines der führenden Jour- sität Wien begab sich damit der Chance, sium waren insgesamt ziemlich flau, was nale des Faches. Friedrich, der die mikro- unmittelbar an die internationale Entwick- über die Begabung von Kindern zunächst chemische Abteilung am Wiener Institut lung der modernen Biochemie anzusch- nicht viel aussagt. Das Reifezeugnis da- für medizinische Chemie leitete, hatte ließen und einem der wenigen heimge- tiert vom 24. Juni 1930 und weist als vom Chemie in Graz studiert, dort die Metho- kehrten Emigranten eine entsprechende Chemieprofessor Dr. Georg Sachs mit den von Friedrich Emich (1860–1940) Arbeitsmöglichkeit zu bieten“. Die Beru- „sehr gut“ benotete Hausarbeit das Fach und Nobelpreisträger Fritz Pregl (1869– fung von Rapoport sei, so Goldenberg, Chemie aus mit dem behandelten Thema: 1930) kennengelernt und war nach einem „auf Grund einer Intervention durch die Die Superoxyde in der anorganischen zweijährigen Aufenthalt am Kaiser Wil- Regierung der USA verwehrt“ worden. Chemie. Das Zeugnis ist mit zwei „sehr helm Institut für Kohlenforschung in Erst Jahre später habe Wien durch Hans gut“-Noten in Chemie und mosaischer Mühlheim an der Ruhr seit 1923 am Wie- Tuppy (*1924) den Anschluss an die mo- Religionslehre, diese unterrichtete Dr. ner Institut für medizinische Chemie derne Biochemie gefunden. Tuppy hatte Oskar Karpelis, eher durchschnittlich.4 tätig. Das Institut für medizinische Che- 1948 in Wien promoviert und konnte Mit dem Wintersemester 1930/31 begann mie führte Arbeiten auf dem Gebiet der dann mit einem Stipendium des British Rapoport an der Wiener philosophischen physiologischen und pathologischen Councils zu dem nur sechs Jahre älteren Fakultät das Chemiestudium, wechselte Chemie aus, war für den Unterricht der Fred Sanger (*1918), Chemie-Nobel- aber nach zwei Semestern an die medizi- Mediziner im I. und II. Semester verant- preisträger der Jahre 1958 und 1980, nach nische Fakultät, wo er an dem von Fürth wortlich sowie für vorgeschrittene Medi- Cambridge gehen, um dort die neuesten geleiteten Institut für medizinische Che- ziner und „wissenschaftliche Arbeiter“, Entwicklungen bei der Analyse von Pept- mie Arbeitsmöglichkeiten für das an der außerdem auch für den Unterricht der iden, mit denen Tuppy sich auf Anregung Universität sonst nicht vertretene, aber Pharmazeuten und Physikatskandidaten. von Friedrich Wessely (1897–1967) be- ihn besonders anziehende Fach Bioche- Es hatte in der Wiener Währingerstraße schäftigt hatte, kennen zu lernen. Tuppy mie sah. Er promovierte am 26. Juni 1936 480 Arbeitsplätze für Anfängermedizi- nahm die in Cambridge erlernten Metho- zum Dr. med. Schon in seinem zweiten ner, 34 für Vorgeschrittene und wissen- den 1951 mit nach Wien zurück und eta- Studienjahr wurde ein selbständiger Bei- schaftliche Arbeiter sowie 132 für Phar- blierte, was im Österreich der Nach- trag von Rapoport durch seine Coautor- mazeuten und Physikatskandidaten.8 kriegszeit mit seinen ziemlich unfairen schaft bei einem Artikel für die Bioche- Obschon Rapoport alle Eigenschaften, Karrierestrukturen ein seltener Glücksfall mische Zeitschrift über die Mikroacetyl- die für die Entwicklung zu einem erfolg- war, die Biochemie auf Weltniveau.2 Ein bestimmung von Alfred Friedrich (1896– reichen Naturwissenschaftler notwendig besonderer Glücksfall war es auch für Ra- 1942), diesem wurde 1938 die Lehrbe- sind, wie Begeisterungsfähigkeit, Lei- poport, auf Vermittlung des Vorstandes fugnis stillgelegt,5 anerkannt (1932).6 Als stungswille und Mut, Probleme aufzugrei- der Medizinischen Chemie in Wien (seit 60-Jähriger hat Rapoport einmal einige fen und mit Konzentration zu verfolgen, 1929) Otto von Fürth (1867–1938)3, der für Studenten zu geltende Normen in der in reichem Maße besaß, nahm er sich als Jude von den Nazis aus der Universität Zeitschrift der FDJ Forum so beschrie- Zeit, sich mit seinem gleichaltrigen vertrieben wurde und bald darnach ver- ben, vielleicht in Erinnerung an seine ei- Freund Jura Soyfer (1912–1939) im poli- starb, 1937 ein Stipendium an das Child- gene Studienzeit: „Sicher darf man diese tischen Kampf für eine sozialistische Zu- ren's Hospital in Cincinatti (Ohio) zu er- Frage nicht vereinfachen, aber im Prin- kunft zu betätigen, zuerst in den Reihen halten. Das ersparte Rapoport nach dem zip kann nur die Moral der Arbeiterklas- der „Akademischen Legion“ der Sozial- Einmarsch der Hitlerwehrmacht in Öster- se, verkörpert in ihren besten Vertretern, demokratie und nach deren im Februar reich die Flucht aus Wien, wenn diese Maßstab für ein Mitglied der sozialisti- 1934 offenkundig gewordenen und von ihm denn überhaupt gelungen wäre. schen Intelligenz sein, mag es selbst aus Soyfer in seinem Romanfragment „So der Arbeiterklasse kommen oder nicht. starb eine Partei“9 beschriebenen Versa- Kindheit und Jugend in Wien Dazu gehört die unbedingte Anerkennung gen in den Reihen der Kommunisten. Es Samuel Rapoport wurde am 17. No- einer äußeren Disziplin, sei es am Ar- kam zu mehreren polizeilichen Anhaltun- vember 1912 in Woczysk (südwestlich beitsplatz oder in der gesellschaftlichen gen und Abstrafungen.10 Im Sommer von Kiev) im zaristischen Russland gebo- Organisation. Diese Einstellung hat 1934 begleitete Rapoport seine Mutter bei ren und kam im Alter von sieben Jahren nichts mit Kadavergehorsam zu tun, son- einem Verwandtenbesuch in den USA,

3/08 Beiträge 15 um dort Möglichkeiten für ein Stipendi- student Engelbert Broda (1910–1983) sich, organisiert in der illegalen kommu- um abzuklären. Das ist nicht ungewöhn- nach Wien zurückgekehrt. Er war im nistische Partei Österreichs, für ein unab- lich, weil osteuropäische Juden immer ir- Frühjahr 1933 an seinem Arbeitsplatz im hängiges, demokratisches Österreich ein- gendeinen Verwandten in den USA hat- Berliner Institut für physikalische Chemie gesetzt haben, gehörte auch der Musik- ten. Joseph Roth (1894–1939) schreibt in verhaftet und „wegen kommunistischer wissenschaftler Georg Knepler (1906– seinem Essay „Ein Jude geht nach Ameri- Betätigung“ am 11. Juli 1933 vom Uni- 2003), der, im Jänner 1934 wegen des Be- ka“, dass es schwer sei, „eine jüdische Fa- versitätsstudium in Deutschland ausge- sitzes von mehreren Exemplaren der Zei- milie im Osten zu finden, die nicht ir- schlossen worden.16 Broda konnte seine tung Die Rote Fahne verhaftet, schon gendeinen Vetter, irgendeinen nach den Februarereignissen Onkel in Amerika besitzen wür- nach London emigrieren mus- de“.11 Die ersten Arbeiten von ste.17 Es ist bemerkenswert, dass Rapoport beziehen sich auf das in den Erinnerungen des Chemi- Gebiet der biochemischen Analy- kers Hans Friedmann (1914– se. Im Juni 1934 war er vom In- 2006), der viel über den Perso- stitutsvorstand Fürth als Coautor nenkreis des illegalen Roten Stu- bei einer in der Biochemischen dentenverbandes (RSV) Zeitschrift publizierten Arbeit schreibt, Rapoport nicht vor- über den Einfluss des Dinitrophe- kommt und auch Soyfer nur nolfiebers auf den Gewebsei- randständig erwähnt wird. Dafür weißzerfall angeführt worden, werden von Friedmann vielleicht um ihm den Weg in die Gschichterln vom Arbeiter und USA zu erleichtern, weil darüber späteren herausragenden Juri- am pharmakologischen Institut sten der österreichischen Arbei- der Stanford University in San terklasse Eduard Rabofsky Francisco geforscht wurde.12 Ra- (1911–1994) erzählt.18 poport stand in einer Publikati- Die Schriften von Karl Marx onsreihe mit den besten Bioche- und wurden mikern dieser Zeit, im selben von Rapoport und Soyfer ein- Jahrgang 1934 veröffentlichte gehend studiert, nicht im Sinne auch der berühmte sowjetische eines studentischen Bildungser- Biochemiker Alexander Iwano- lebnisses, sondern als Methode witsch Oparin (1894–1980).13 zur Analyse der Wirklichkeit In Kontakt mit Rapoport und und Anleitung zum Handeln. Soyfer war Marika Szécsi (1914– Deshalb wird das Kapital weni- 1984), deren Mutter aus der be- ger Einfluss genommen haben kannten Familie Polanyi stamm- Samuel „Mitja“ Rapoport als Referent am Symposium der als vielmehr das Kommunisti- te. Michael Polanyi (1891–1976), Alfred Klahr Gesellschaft zu Ehren von Walter Hollitscher sche Manifest oder Der Acht- Abteilungsleiter am Kaiser-Wil- am 20. Oktober 2001 in Wien. zehnte Brumaire des Louis Bo- helm-Institut für Physikalische naparte. Der Anti-Dühring, wo Chemie und Elektrochemie in - Dissertation in Wien bei Hermann Mark die Prinzipien der marxistischen Weltan- Dahlem, hat sich, um seiner Kündigung (1895–1992) beenden. Weil er auch vom schauung von Engels, der sich eingehend zuvorzukommen, nach der Machtüber- klerikalen Rechtsregime in Österreich für alle Fortschritte in den Naturwissen- nahme der Nazis in Deutschland zur Emi- verfolgt und verhaftet wurde, emigrierte schaften interessierte, dargestellt wer- gration an die Universität Manchester ent- Broda über die Tschechoslowakei in die den, ist Rapoport früh begegnet. Er lern- schlossen.14 Das wurde wegen der persön- Sowjetunion (1934/35) und kehrte Ende te, wie sich aus der Behandlung konkre- lichen Zusammenhänge im Kreis der Fa- 1936 nach einer vom Regime Kurt ter Fragestellungen die Methode der ma- milie Szécsi in Wien und so auch von Ra- Schuschnigg (1897–1977) eigentlich für terialistischen Dialektik selbst herausbil- poport sicher ausführlich diskutiert. In die Nazis bestimmten Amnestie nach Wi- det. Die enthusiastische Begeisterung für Manchester lehrte der vielseitige Polanyi en zurück. Wir können annehmen, dass die von der Presse und den Kulturinstitu- nicht Chemie, sondern Philosophie und sich Broda und Rapoport schon damals tionen seiner Heimatstadt wenig ge- Soziologie. Er nahm antikommunistische als junge Kommunisten zur Kenntnis ge- schätzten Vorlesungen von Karl Kraus Positionen ein und profilierte sich gesell- nommen haben. Broda musste nach dem (1874–1936) erreichte bei den jungen schafts- und wissenschaftspolitisch als Einmarsch der Deutschen Wehrmacht im Marxisten Rapoport und Soyfer viel- Gegner des marxistisch orientierten Phy- Frühjahr 1938 Wien fluchtartig verlassen. leicht nicht jenes Ausmaß wie beim sikers, Kristallographen und späteren In England war Broda vom Dezember linksliberalen Chemiker Erwin Chargaff Friedenskämpfers John Desmond Bernal 1941 bis August 1946 im Cavendish-La- (1905–2002), der dazu anmerkt, dass in (1901–1971). Umso verwunderlicher ist, boratory und an der Universität Liverpool dieser Begeisterung „verzweifelter Pro- dass ihm 1952 die Annahme einer Beru- unter der Leitung von Nobelpreisträger test“ steckte.19 Aber natürlich blieben fung nach Chicago nicht möglich wurde, James Chadwick (1891–1974) auf ver- diese Vorlesungen beiden unvergessen. weil ihm die US-Behörden kein Visum schiedenen Gebieten der radioaktiven 1935 ist Rapoport alleiniger Autor ei- erteilt hatten, wie er seiner früheren Mit- Chemie, der Elektrochemie und der Kern- nes Beitrags in der Biochemischen Zeit- arbeiterin Erika Cremer (1900–1996) mit- physik als Forscher tätig. Zu dem Kreis schrift, in der er berichtet, dass ihm eine teilte.15 Aus Berlin ist 1933 der Chemie- junger fortschrittlicher Intellektueller, die neue kolorimetrische Bestimmung der

3/08 16 Beiträge Glycerinsäure gelungen sei, beruhend Rapoport beendete in Cincinnati ein neuen Ausgabe dieses Briefes geschrie- auf deren blauen Farbreaktion mit Zusatzstudium der Chemie mit dem Dok- ben.30 Den revolutionären amerikani- Naphthoresorcin und konzentrierter torat der Philosophie (Chemie) am 9. Juni schen Befreiungskrieg (1775–1783) hat Schwefelsäure auszuarbeiten.20 Ende 1939, wurde dann Associate am Kinder- Lenin als „einen der ersten und größten 1936 (8. Dezember) sandte Rapoport spital in Cincinnati, 1942 provisorischer wirklichen Freiheitskriege in der Ge- vier Studien und eine vorläufige Mittei- Leiter einer eigenen physiologisch-che- schichte der Menschheit, einen der weni- lung derselben Zeitschrift ein.21 So wie mischen Abteilung und 1946 definitiver gen wirklich revolutionären Kriege in der bei dem von ihm als bedeutendsten Na- Chef dieser Abteilung. Im selben Jahr Geschichte der Menschheit“ bezeich- turwissenschaftler auf dem Gebiet der übernahm er auch die Leitung des chemi- net.31 Von Präsident Harry S. Truman experimentellen Biologie des 20. Jahr- schen Laboratoriums des Kinderspitals (1884–1972) wurde Rapoport für seine hunderts eingeschätzten Otto Warburg dieser Universität. Schon 1938 war die wissenschaftlichen Verdienste um die (1883–1970)22 war die exakte Messung erste Veröffentlichung von Rapoport in Rettung von US-Soldatenleben das „Cer- der Schlüssel für alle seine Arbeiten. Es den USA im angesehenen Journal of Bio- tificate of Merit“ verliehen, was die höch- muss Rapoport aufgefallen sein, dass bei logical Chemistry erfolgt, gemeinsam mit ste an Zivilisten verliehene Auszeich- der Biochemischen Zeitschrift ein Wech- George Martin Guest (1898–1966). Wie nung der USA ist. In Cincinnati hatte Ra- sel ab 1934 (Band 280) in der Herausge- die ausgewiesene Referenzliteratur zeigt, poport die gleichaltrige, aus dem Ham- berschaft eingetreten war, indem der knüpfte Rapoport unmittelbar an seine burger Bürgertum stammende Ärztin In- Biochemiker Carl Neuberg (1877–1956), Wiener Forschungen an. Auf dem Kon- geborg Syllm, die 1938 aus der zu den Pionieren der dynamischen gress der amerikanischen Gesellschaft für fliehen hatte müssen, kennen gelernt, bei- Biochemie zählt, im Auftrag der Nazis Biochemie in Baltimore am 2. April 1938 de wurden Lebenspartner und politische von Wolfgang Grassmann (1898–1978) hat er diese vorgestellt.26 Im selben Band Kampfgefährten.32 Seine klinischen Ar- verdrängt worden war.23 Neuberg wurde dieses US-Journals sind die beiden aus beiten führten 1949 zur Aufklärung des 1934 zur Niederlegung aller Ämter ge- Prag stammenden altösterreichischen Wesens der japanischen Kinderkrankheit zwungen und konnte 1939 auf Umwegen Medizin-Nobelpreisträger des Jahres „Ekiri“ als eine durch Kombination von nach den USA emigrieren. 1947 Gerty Therese Radnitz-Cori infektiösen und chemischen Faktoren (1897–1957) und Carl Ferdinand Cori verursachte bakterielle Ruhr, die Emigration und Remigration (1896–1984) sowie Chargaff vertreten. hauptsächlich Kinder von zwei bis sechs 1937 konnte Rapoport als „Scholar“ in Berühmt ist der mit seiner technischen Jahren befiel und eine Mortalität von 30 Cincinnati an der „Children's Hospital Assistentin Janet Luebering entdeckte bis 50% mit sich brachte. Die Familie Research Foundation“, einem Institut, das „Rapoport-Luebering-Zyklus“ (1951).27 Rapoport war in den USA etabliert, hoch zur Universität von Cincinnati gehörte Es waren mehrere Arbeiten über die phy- angesehen und fühlte sich wohl. Da be- und der Lehrkanzel für Kinderheilkunde sikalischen, osmotischen und chemischen gann mit dem Kalten Krieg unter dem angegliedert war, gleich an der Spitzen- Veränderungen der Erythrozyten Kommando des Senators Joseph McCar- forschung teilhaben. Zuerst wollte er nur während der Konservierung von Voll- thy (1908–1957) eine hysterische und ex- ein Jahr bleiben, wegen der Okkupation blut, die im Ergebnis zur Ausarbeitung treme Kampagne gegen tatsächliche und Österreichs durch Hitlerdeutschland wur- einer Lösung geführt hatten, die die Auf- vermeintliche Kommunisten. Mitja und den es Jahre, die für ihn wissenschaftlich, bewahrung von Vollblut für etwa 30 Ta- , die inzwischen drei politisch und privat goldene Jahre waren. ge ermöglichte. Das war eine bahnbre- Kinder hatten, waren unmittelbar gefähr- Mit einem von ihm verschafften Affidavit chende Verlängerung der Haltbarkeit von det. Vielleicht wären die Verfolgungen kam Szécsi im Frühherbst 1937 nach, bei- Blutkonserven, was für die Versorgung zu umgehen gewesen, wenn beide ihren de heirateten, die Ehe wurde 1946 ge- von Kriegsverwundeten eminent wichtig sozialistischen Idealen öffentlich abge- schieden, Szécsi kehrte 1948 nach Wien war. Populärwissenschaftlich hat Rapo- schworen hätten. Das lehnten beide ab. und dort in den Schoß der Sozialdemokra- port diese Prozesse in seinem in mehrere Als sich bei Anhörungen die Inhaftierung tie zurück.24 Am 21. Februar 1938 hat Sprachen übersetzten Büchlein „Was das von Rapoport abzeichnete, entschloss Soyfer aus Wien an Mitja und Marika Ra- Blut vermag“ dargestellt.28 sich das Ehepaar Rapoport mit ihren drei poport nach Cincinnati in einem ausführ- Rapoport ist der sehr kleinen Gruppe Kindern und einem noch ungeborenen licheren Brief geschrieben, er schreibe der Kommunistischen Partei der USA in vierten Kind aus den USA zu fliehen. Ge- über Arbeiterresolutionen für die Unab- Cincinnati beigetreten und blieb politisch legenheit dazu bot der VI. International hängigkeit Österreichs und hoffe, dass die aktiv, was zunächst kein größeres Pro- Congress of Pediatrics in Zürich im Juli Schuschnigg-Regierung auf die Arbeiter blem wurde, weil die USA Verbündeter 1950, der der erste Internationale Pädia- zugehen werde: „Vielleicht wird die Linie der Sowjetunion im Kampf gegen den triekongress nach dem Zweiten Welt- einer Heranziehung der Arbeiterschaft Hitlerfaschismus war. In den klassenbe- krieg war und an dem Rapoport einen (die nun schon völlig frei von Nazieinflüs- wussten Gruppen der amerikanischen Ar- Vortrag halten sollte. sen ist), ihrem Druck entsprechend, fort- beiterklasse war der „Brief an die ameri- gesetzt werden, da sie ja das einzige Ge- kanischen Arbeiter“ von Wladimir Il- Angebot an die Wiener Medizin gengewicht bilden kann. Vielleicht kann jitsch Lenin (1870–1924)29 bekannt: Die- Rapoport konnte annehmen, dass für von hier aus ein Widerstand kommen“. ser war im Dezember 1918 in einer Zeit- ihn als international renommierten Wis- Soyfer dachte in Erinnerung an Heinrich schrift veröffentlicht worden, die von den senschaftler in dem von den Alliierten Heine (1797–1856) an eine Emigration auf internationalistischen Positionen ste- befreiten Wien, in dem er im August nach Paris.25 Das gelang ihm nicht mehr, henden Sozialisten in New York heraus- 1950 ankam, ein angemessener Arbeits- er wurde bei einem versuchten Grenzü- gegeben wurde. Der führende amerikani- platz im Interesse des Wiederaufbaus der bertritt verhaftet. am 16. Februar 1939 sche Kommunist Gus Hall (1910–2000) österreichischen Wissenschaft möglich kam Soyfer im KZ Buchenwald um. hat noch 1971 eine Einleitung zu einer sein werde. Der in Rio de Janeiro leben-

3/08 Beiträge 17 de, weltbekannte Chemiker Fritz Feigl einem 84 Nummern umfassenden Schrif- (1891–1971), in den 1920er Jahren an der tenverzeichnis „mit Zustimmung des In- Wiener Technischen Hochschule als Ha- stitutsvorstandes Professor Dr. Gustav bilitand abgelehnt und 1938 aus Wien Schubert“ beim Professorenkollegium vertrieben, war da skeptischer und mein- der Medizinischen Fakultät der Wiener te, dass die österreichischen Hochschul- Universität um Aufnahme des Verfahrens nazis und die nicht weniger gefährlichen zur Habilitierung für das Fach „Physiolo- Sympathisanten der Nazis sich in ihrer gie mit besonderer Berücksichtigung der Haltung kaum geändert haben werden.33 Biochemie“ ein, änderte das Ansuchen Engelbert Broda, der Ende Mai 1947 als aber noch im Amtszimmer des von Karl österreichischer Patriot nach Wien Fellinger (1904–2000) geleiteten Deka- zurückgekehrt ist, wurde zwar 1948 an nats ohne Bezugnahme auf die Zustim- der Wiener philosophischen Fakultät für mung des Institutsvorstandes Schubert physikalische Chemie habilitiert, musste um auf Habilitierung für das Fach „Medi- sich dann aber an der Universität, die ihm zinische Chemie mit besonderer Berück- den Aufbau und die Leitung der Radio- sichtigung der physiologischen und pa- chemischen Abteilung zu danken hatte, thologischen Chemie“. Beigegeben war sikalische Chemie und Elektrochemie in wegen seiner Haltung als Kommunist neben den üblichen Unterlagen die Er- Berlin Dahlem, seit 1949 Vorstand des In- mühsam als Lehrbeauftragter und „Assis- klärung von Schubert (31. Mai 1951), stituts für Medizinische Chemie war und tent“ durchfretten, ehe er 1964 ad person- dass die von Rapoport in Aussicht ge- ein Pionier der österreichischen Krebsfor- am zum wirklichen außerordentlichen nommenen Vorlesungen im Hörsaal des schung ist, um Erstattung eines Referats Universitätsprofessor ernannt wurde. Physiologischen Instituts abgehalten wer- sowie eines Kurzreferats (28. Juni 1951). Noch vom 30. April 1963 datiert sein Ge- den können und daß dem Bewerber auch Beide bekundeten grossen Respekt vor such um „Anstellung als Assistent“. das vorhandene Material an Tafeln und den biochemischen, physiologischen und Knepler, 1946 aus der Emigration in sei- Diapositiven zur Verfügung stehe. Für experimentellen wie klinischen Untersu- ne Heimatstadt zurückgekehrt, fand, weil seine Lehrtätigkeit wollte Rapoport Vor- chungen Rapoports und formulierten am an der Universität die Altnazis wie Erich lesungen ankündigen zu den Themen 1) 31. Oktober 1951: „Die beiden Referenten Schenk (1902–1974), der mit Hilfe der Wasser- und Salzhaushalt des menschli- sind der Ansicht, daß diese Arbeiten den Gestapo die wertvolle Bibliothek seines chen Körpers, 2) Neue Probleme des Anforderungen für die Verleihung der ve- Vorgängers Guido Adler (1855–1941) Zellstoffwechsels und 3) Physiologisch- nia legendi für das Fach Medizinische beschlagnahmen hatte lassen,34 ihn abzu- chemisches Denken in der Klinik. Als Chemie mit besonderer Berücksichtigung wehren wussten, überhaupt keine ange- Wohnsitzerklärung gab Rapoport Seelos- der physiologischen und pathologischen messene akademische Position und emi- gasse 20 in Wien 13 an; die Magistratsab- Chemie vollauf entsprechen.“ Aus dem grierte 1949 abermals, diesmal nach Ber- teilung 62 der Stadt Wien hatte ihm be- Referat ist herauszulesen, dass die Wiener lin. Dasselbe tat 1949 Walter Hollitscher scheinigt, dass er in der Nazi-Registrie- Medizinische Fakultät mit Rapoport An- (1911–1986), der, aus dem britischen rungsliste nicht verzeichnet sei (23. Mai schluss an die moderne wissenschaftliche Exil nach Wien zurückgekehrt, als Wis- 1951). Das Amt der Wiener Landesregie- Biochemie gewinnen werde. Über diesen senschaftskonsulent der Gemeinde Wien rung stellte Rapoport am 31. März 1951 Stand des Verfahrens wurde Rapoport und Abteilungsleiter am Institut für Wis- eine Bestätigung aus, dass er am 30. De- nicht informiert. senschaft und Kunst von den opportuni- zember 1950 die Erklärung abgegeben Der Habilitationsreferent Seelich bean- stischen sozialdemokratischen Wissen- hat, „der österreichischen Republik als tragte am 22. Oktober 1951 im Dekanat, schaftlern scharf angegriffen worden getreuer Staatsbürger angehören zu wol- „man möge, um die Sache nicht länger zu war.35 Die Wiener SPÖ verhängte ein de len“, wodurch er von diesem Tage an die verzögern, vor der nächsten Prof[esso- facto Berufsverbot über die Widerstands- Österreichische Staatsbürgerschaft erwor- ren]. Kollegiumssitzung am 28.11.1951 in kämpferin und Architektin Margarete ben hat. Auch seine Ehefrau Ingeborg so- Form einer außerordentlichen Sitzung des Schütte-Lihotzky (1897–2000).36 Die Hi- wie ihre gemeinsamen (noch nicht eigen- ständigen Ausschusses über das Habil[ita- storiker Leo Stern (1901–1982), der wie berechtigten) Kinder Tom (17. Juni 1947 tions-]. Ansuchen abstimmen“. Dass die Rapoport aus der stammte, und in Cincinnati), Michael (2. Oktober 1948 Habilitation von Rapoport in der Wiener Eduard Winter (1896–1982) versuchten, in Cincinnati), Susan (15. Oktober 1949 Medizinischen Fakultät dennoch hängig um noch ein Beispiel über den Boykott in Cincinnati) und Lisa Maria (17. No- blieb und dadurch seine Anstellung in von fortschrittlichen Wissenschaftlern im vember 1950 in Wien) erlangten dadurch Wien erfolgreich hintertrieben wurde, ist eben von den deutschen Faschisten be- die österreichische Staatsbürgerschaft. der fehlenden Zivilcourage der Mehrheit freiten Wien zu bringen, nach 1945 ver- Das Habilitationsverfahren für Rapoport der Wiener Medizinischen Fakultät zuzu- geblich irgendwie Fuß zu fassen und begann korrekt. Dekan Fellinger bat Gu- schreiben. Seit Anfang 1951 (5. Jänner) mussten Berufungen in die SBZ anneh- stav Schubert (1897–1976), der als Sude- wurden in Wien Meldungen von Seiten men. Die Sozialisten in Wien distanzier- tendeutscher 1945 von Prag nach Wien des International News Service kolpor- ten sich auch bei inhaltlicher Überein- gekommen ist und, zuerst an der Tierärzt- tiert, wonach Rapoport Kontakte zu Bro- stimmung immer scharf von den Kom- lichen Hochschule tätig, seit 1950 an der da hätte, der als Kommunist den Einsatz munisten, „um nicht“, wie sich Hugo Medizinischen Fakultät Vorstand des Phy- der Atombombe durch die USA als ag- Pepper erinnert, „als Agenten und fellow siologischen Instituts war, und den aus gressiven Akt gebrandmarkt und die travellers zu gelten“.37 Am 31. Mai 1951 Graz stammenden Franz Seelich (1902– friedliche Verwendung der Atomenergie reichte Rapoport, der mit seinen Erspar- 1985), der, von 1940 bis 1945 Abteilungs- durch die Sowjetunion begrüßt habe. Das nissen einige Zeit aushalten konnte, mit leiter am Kaiser Wilhelm Institut für Phy- Chemische Institut, an dem Broda wirke,

3/08 18 Beiträge werde in amtlichen Berichten als „Bruts- Politisches Asyl in Berlin (DDR) und beschloss nach kontroverser Diskus- tätte fanatischer Kommunisten“ beschrie- sion in ihrer Sitzung vom 28. Mai 1952, ben. Ende 1951 berichtet Fellinger auf Die von der KPÖ bei den Hochschul- dem Staatssekretariat mitzuteilen, dass sie Wunsch des als Dekan des Studienjahres behörden der DDR eröffnete Möglichkeit in diesem Vorgang „eine Beeinträchti- 1951/52 amtierenden Vorstandes des pa- an die Berliner Humboldt-Universität zu gung nicht nur ihres verbrieften Vorschla- thologisch-anatomischen Instituts Her- gehen, wurde von Rapoport politisch ger- grechts“ erblicke, sondern sich auch mann Chiari (1897–1969), der sich wegen ne wahrgenommen, auch wenn er persön- außerstande sehe, „die Verantwortung für des ins Stocken geratenen Habilitations- lich viel lieber in Wien geblieben wäre. Berufungen zu tragen, die sie nicht emp- verfahrens bei Fellinger erkundigt hatte, Eine angebotene Stelle am Weizmann-In- fohlen hat“. Es könne „auch nicht im Sin- dass „ungefähr um Weihnachten 1950“ stitut in Rehovot in Israel – Rapoports El- ne der betreffenden Dozenten sein, ohne ein „Prof. Williams von der Jus Fakult. in tern war 1938 die Ausreise nach Palästina Wissen und Willen der Fakultät auf einen USA“ bei ihm gewesen sei und ihm „ern- geglückt, die ältere Schwester lebte seit Lehrstuhl der Humboldt-Universität ge- ste Bedenken gegen eine evtl. Anstel- Jahren in Tel Aviv – hatte er als Interna- setzt zu werden“. Das war üblicher akade- lung“ von Rapoport mitgeteilt habe – „da- tionalist und Gegner des Zionismus abge- mischer Schmus, der aber die wider- mals handelte es sich nicht um die Habili- lehnt. Im Februar 1952 übersiedelte die sprüchliche Situation an der Universität tierung“. In einer späteren Unterredung Familie Rapoport, der sich seine der Wie- deutlich illustriert. Das Staatssekretariat habe derselbe Professor darauf hingewie- ner Fakultät vorgelegten Dokumente wie ging damit nicht ungeschickt um, viel- sen, „dass seiner Information nach Doz. Reifezeugnis und Doktordiplom am leicht hat es aber insgesamt ein bisserl zu Rapoport politisch (kommunistisch) tätig 21. Februar 1952 retournieren hatte las- wenig das Festhalten bürgerlicher Wissen- sei und dass der Fakultät durch eine An- sen, nach Berlin. Die Humboldt-Univer- schaftler am schönen Schein akademi- stellung desselben ernste Schwierigkeiten sität in der 1949 entstandenen Deutschen scher Freiheit unterschätzt. Der von der erwachsen können. Ich [d. i. Fellinger] er- Demokratischen Republik war natur- Berliner Fakultät eingereichte Vorschlag widerte ihm, dass wir als wissenschaftli- gemäß keine sozialistische Gelehrtenin- für Hans Deuticke (1898–1976) in Göttin- ches Institut an politischen Fragen nicht sel, vielmehr waren an ihr viele kleinbür- gen, Horst Hanson (1911–1978) in Halle unmittelbar interessiert seien und ich aus- gerliche Wissenschaftler tätig, die, auch und Erich Strack (1897–1988) in Leipzig serdem um konkretere Unterlagen bitten wenn sie versuchten, die Lehren aus dem sei, so das Staatssekretariat, nicht zu ver- müsste. Weiteres hat sich in der Angele- Nazifaschismus zu ziehen, erhebliche Re- wirklichen. Es habe, so das Staatssekreta- genheit während meiner Dekanszeit nicht serven gegenüber den Intentionen der riat, das Recht, „Männer vorgeschlagen ereignet“ (12. Dezember 1951). Fellinger neuen sozialistischen deutschen Staatsor- zu bekommen, die erstens wirklich die Ab- war ein Star der Wiener Medizin und ori- gane mit sich schleppten. Begrüßt wurde sicht haben, zu kommen, zweitens sich der entierte als solcher auf weltweite Dienst- die Familie Rapoport besonders von Hol- Wertschätzung vor allem ihrer eigenen leistungen gegenüber den Eliten.38 Dekan litscher, der an der Berliner Universität Fachkollegen erfreuen“. Rosenthal holte Chiari notierte sich Stichworte (o.D.) für den Lehrstuhl für Philosophie innehatte, Erkundigungen ein und teilte seiner Fakul- eine Vorsprache beim zuständigen Sekti- diesen aber noch 1952 schlagartig wegen tät in ihrer Sitzung vom 20. Juni 1952 mit, onschef Otto (Baron) Skrbensky, der als des Verdachts, dass er in Beziehungen zu Deuticke denke nicht daran, zu kommen, ehemaliger austrofaschistischer Kommis- Noel Field (1904–1970) gestanden hätte, Hanson werde für Berlin von namhaften sär für die Aufrechterhaltung der Diszi- verlassen und ziemlich abgebrannt nach Vertretern als nicht geeignet erklärt und plin unter den Studierenden an den Hoch- Wien zurückkehren musste. Die Krimi- Strack würde in Leipzig eine erhebliche schulen kommunistische Studenten vom nalaffaire Noel Field war ein Riesenerfolg Lücke aufreißen, was kein Dienst für Leh- Studium an den österreichischen Hoch- des CIA. Ob und in welcher Form der re und Forschung in der DDR sei. Dass schulen ausgeschlossen hatte, dass seine ziemlich eitle Robert Havemann (1910– Deuticke nicht in die DDR übersiedeln Fakultät in einer moralischen Zwangslage 1982), der Dissertations- und Habilitati- wollte, ist verständlich, war er doch Nazi- sei, Rapoport sei fachlich gut (Pluszei- onsreferent des Wunschassistenten Hollit- parteigänger und in Kriegsforschungspro- chen), doch gebe es gegen seine persönli- schers und späteren Wahlösterreichers jekten zu Kampfstoffen der Hitlerwehr- che Eignung Bedenken. Chiari, der seit Werner Haberditzl (1924–1981) war, an macht tätig gewesen.41 Der wissenschaftli- 1936 Wiener Ordinarius war und bei dem diesen Intrigen gegen Hollitscher beteiligt che Leistungsausweis von Rapoport stand Rapoport als Student eine Prüfung abge- gewesen ist, ist aktenmäßig nicht beleg- außer Diskussion, zumal der Bonner Phy- legt haben musste, war über seine weitere bar. Die US-amerikanische Besatzungs- siologische Chemiker Wilhelm Dirscherl amtliche Vorgangsweise unsicher. Als macht, die interessiert war an der Restau- (1899–1982) betont hatte, dass dessen Ar- Wissenschaftler mit internationaler Repu- ration des deutschen Finanzkapitals, das beiten „einen vorzüglichen Eindruck“ ma- tation – er gehörte der American Medical den Hitlerfaschismus an die Macht ge- chen und ihn „als einen produktiven For- Association an – war ihm die innovative bracht hatte, versuchte Positionen an der scher“ ausweisen würden. Rosenthal wies Bedeutung von Rapoports Forschungen Humboldt Universität auszubauen. Dazu noch in Bezug auf die angeblich geringe präsent, er hat selbst an seinem Institut hatte sie als Mosaikstein ihrer generellen Lehrerfahrung von Rapoport darauf hin, neue Forschungsrichtungen wie eine Ab- Spaltungspolitik die „Freie Universität“ dass dieser „sich bei den inzwischen statt- teilung für Blutgruppenserologie und hi- als Gegenuniversität gründen lassen. Ra- gefundenen Verhandlungen über die Stu- stochemische Arbeiten installiert.39 Am poport wurde im Frühjahr 1952 vom dienpläne nach dem Urteil aller Kommis- 29. April 1952 holte Chiari bei der Wie- Staatssekretariat als „kommissarischer sions-Teilnehmer als hervorragend ver- ner Ärztekammer Auskunft ein, ob Rapo- Platzhalter“ für den Lehrstuhl für Physio- siert gezeigt hat“. Die Fakultätsmehrheit port dort als Facharzt oder als praktischer logische Chemie eingesetzt.40 Die Berli- blieb bei ihrer Opposition gegen Rapoport, Arzt bekannt sei, diese teilte am 6. Mai ner Medizinische Fakultät im Dekanat der von Rosenthal in der Sitzung vom 1952 mit, Rapoport sei bei der Ärztekam- von Wolfgang Rosenthal (1884–1971) 29. Oktober 1952 als „Professor mit voll- mer für Wien nicht bekannt. wollte das mehrheitlich nicht akzeptieren em Lehrauftrag für physiologische Che-

3/08 Beiträge 19 mie und kommissarischer Direktor des Die Wiener Fakultät ging auf die Bitte wicklungs- und zellphysiologischen Phä- Physiologisch-Chemischen Instituts“ vor- von Rapoport auf Abschluss der Habilita- nomenen und dem Stoffwechsel“. Und gestellt worden war. Sie schlug in ihrer tion nicht ein, versuchte auch nicht ir- weiter: „Wir glauben, auf Grund dieser Sitzung vom 17. Dezember 1952 den Ro- gendeine Lösung zu suchen, sondern zog Arbeiten sagen zu können, daß Professor stocker Professor für Pharmakologie und sich auf die ihr angenehme formelle Posi- Rapoport für die Zukunft Gutes erwarten physiologische Chemie Peter Holtz tion zurück, es fehle die gesetzliche Vor- lässt, vor allem, wenn er über die organi- (1902–1970), der zu dieser Zeit schon fest aussetzung der Ortsansässigkeit und es sei satorischen Schwierigkeiten, die in der zur Republikflucht entschlossen gewesen eine Habilitation ehrenhalber nicht vorge- Beengtheit seines Institutes liegen, hin- sein dürfte,42 primo loco vor, an zweiter sehen. Immerhin, Chiari beglückwünsch- auskommt“. Dann resümierten beide Stelle Rapoport und Strack. te Rapoport zu seiner Berufung auf den Gutachter ablehnend: „Jedoch darf man Das schlechte Gewissen der Wiener Me- Berliner Lehrstuhl, was ja nichts kostete. unseres Erachtens nicht übersehen, daß dizinischen Fakultät über das quasi einge- Rapoport stieg rasch zu den wissen- Professor Rapoport trotz einer Fülle von stellte Habilitationsverfahren von Rapo- schaftlichen Zierden der DDR-Wissen- Veröffentlichungen im Bereich der phy- port hielt sich in Grenzen, gegen Ende schaft empor. Er bildete zu Beginn seiner siologischen Chemie noch nicht eine sol- 1952 wollte sie aber irgendwie den Akten- Tätigkeit spezielle Zirkel für Studenten che wissenschaftliche Prägung erfahren vorgang abschließen. Dekan Chiari erkun- zum Studium der neuesten Erkenntnisse hat, daß man unwillkürlich mit seinem digte sich deshalb bei Rapoport mit mit Blick auf die Sowjetwissenschaft, um Namen eine ganz bestimmte Vorstellung Schreiben vom 24. November 1952 an sei- seine Studenten als junge Wissenschaft- von einer größeren Leistung auf einem ne frühere Wiener Wohnung in der See- ler mit sozialistischer Verantwortung her- speziellen Gebiet oder gar einer bahn- losgasse, ob er sein Ansuchen um Habili- anzuziehen.43 Das Zentralkomitee der brechenden Leistung verbindet“. Das tierung noch aufrecht halte: „Dies deswe- SED sah in Rapoport „ein Vorbild, in war starker Tobak, auch wenn die Gut- gen, weil Sie seit längerer Zeit nichts mehr dessen Persönlichkeit sich die Einheit achter abschwächten, dieser Mangel hän- von sich haben hören lassen und vor allem von Forschung, Lehre, sozialistischer Er- ge „mit äußeren Hemmungen in seiner mehreren Herren der Fakultät gegenüber ziehung und gesellschaftlicher Aktivität wissenschaftlichen Entwicklung“ zusam- sich bereits vor Monaten mit dem Hinweis beispielhaft verwirklichen“.44 Ingeborg men. Langenbeck und Mothes regten an, verabschiedet haben, dass Sie nach Berlin Rapoport wurde nach ordentlichem Ver- die Abstimmung über Rapoports Wahl zu gehen.“ Dieser Brief wurde von der Post fahren als Kinderärztin (Neonatologie) an verschieben, auf etwa zwei Jahre. Sie sei- retourniert, weshalb Dekan Chiari am die Charité berufen. 1962 erschien von en im übrigen der Meinung, dass vor ei- 18. Dezember 1952 dasselbe Schreiben Rapoport in erster Auflage (Berlin) sein ner Wahl von Rapoport zunächst erwo- eingeschrieben nach Berlin Niederschön- „den Studenten, deren Nichtwissen und gen werden sollte, ob Hanson in Halle hausen (Kuckhofstraße 45) adressierte. Neugierde der ständige Stachel eines und Strack in Leipzig „nicht mindestens Rapoport antwortet am 28. Jänner 1953: Lehrer sind“ gewidmetes berühmte, in ebenbürtig sind“. Das Gutachten von „Spektabilität! mehrere Sprachen übersetzte und im Langenbeck und Mothes verbarg, das In Beantwortung Ihres Schreibens er- Osten wie im Westen genützte Lehrbuch darf unterstellt werden, Vorbehalte ge- laube ich mir, Ihnen mitzuteilen, dass ich für Studierende und Ärzte „Medizinische genüber dem österreichischen Juden Ra- ursprünglich nur auf begrenzte Zeit in Biochemie“ (9. A. 1987). Es gilt als Mu- poport, der sich aus von tiefer wissen- die DDR fuhr, um unter günstigeren Be- sterbeispiel für ein modern aufgebautes schaftlicher Einsicht getragener kommu- dingungen, als ich sie in Wien vorfand, didaktisches Werk. Im letzten Kapitel nistischen Überzeugung für die Entwick- Forschungs- und Lehrtätigkeit auszuü- werden heute hoch aktuelle Probleme der lung des sozialistischen Bildungssystems ben. Mein fester Wunsch blieb es aber, in Ernährung der Menschheit erörtert. Trotz in der DDR einsetzte. Wahrscheinlich ist meinem Heimatlande Österreich und an seiner Bedeutung für die Wissenschaft in das auch der Grund, weshalb Rapoport der Universität, an der ich studierte, der DDR wurde Rapoport erst 1969 (4. nie Mitglied der Deutschen Akademie der tätig sein zu dürfen. Darin schien es mir September) zum ordentlichen Mitglied Naturforscher Leopoldina geworden ist, wohl begründet, mein Habilitations-An- der Deutschen Akademie gewählt.45 Die deren Präsident seit 1954 Mothes durch suchen nicht zurückzuziehen. Inzwischen beiden in Halle wirkenden Akademiemit- zwanzig Jahre über war. hat die medizinische Fakultät der Hum- glieder Wolfgang Langenbeck (1899– 1969 waren Antragsteller in der Berli- boldt-Universität Berlin mich auf den 1967) und Kurt Mothes (1900–1983), ner Akademie für die Zuwahl von Rapo- Lehrstuhl für Physiologische Chemie be- der, ein Pionier der Bearbeitung von port der Pharmakologe Friedrich Jung rufen. Ich stelle es Ihnen anheim, was für pflanzenphysiologischen Problemen mit (1915–1997), der Gynäkologe Helmut Konsequenzen daraus zu ziehen sind; ob chemischen Methoden, mit der sozialisti- Kraatz (1902–1983) und der Biochemiker Sie das nun schon über 1 ½ Jahre schwe- schen Wissenschaftspolitik in der DDR Karl Lohmann (1898–1978), die neben bende Habilitationsverfahren zum Ab- nicht zurande kam, meinten 1956 der herausragenden wissenschaftlichen schluss bringen wollen und mir, wenn (22. November) gutächtlich gegenüber Leistungen von Rapoport auch dessen un- auch sehr verspätet, die Anerkennung der Klasse für Chemie, Geologie und ermüdlichen Einsatz für die Entwicklung meiner fachlichen Qualifikation erteilen Biologie der Berliner Akademie, dass die der sozialistischen Gesellschaft in der wollen – eine Geste, für die ich Ihnen, wissenschaftlichen Veröffentlichungen DDR würdigten. Viele Jahre später gehör- Spektabilität, und der hohen medizini- von Rapoport „von methodischem Ge- ten Jung und Rapoport zu den Mitinitiato- schen Fakultät sehr dankbar wäre – oder schick und von einem scharfen Verstand ren der Leibnizsozietät (1993).46 Die poli- ob Sie das Verfahren auch weiterhin ru- zeugen, insbesondere bieten die jüngeren tische Würdigung in einem Wahlvor- hen lassen wollen oder gar mit abschlä- Veröffentlichungen mehrere wertvolle schlag einer Akademie mag für öster- gigem Bescheid beenden wollen Ansätze, sowohl für die Beurteilung be- reichische Akademiemitglieder irritierend Ich verbleibe mit dem Ausdruck tiefster stimmter Hemmungsmechanismen wie sein, weil in ihren Wahlvorschlägen das Hochachtung / Ihr / S. Rapoport m. p.“ auch der Zusammenhänge zwischen ent- gesellschaftspolitische Engagement vor-

3/08 20 Beiträge nehm verschwiegen wird. Aber gerade Anmerkungen: Adsorption an Eiweißniederschlägen. Biochemi- dieses ist als informeller Hintergrund bei 1/ www.meduniwien.ac.at/index.php?id=420& sche Zeitschrift 272 (1934), 317–323. Wahlvorschlägen stets präsent. Viele Jah- datum=20040720094051; über Rapoport Eber- 14/ Eckart Henning/Marion Kazemi: Chronik der re nach 1945 hatten im österreichischen hard Hofmann: Samuel Mitja Rapoport wird 90 Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Gelehrtenolymp noch immer die alten Jahre alt. BIOspektrum 6/02, 728f.; Thomas Wissenschaften. Berlin 1988, 69f. Nazikader das Sagen. Der Rektor der Schönfeld: Samuel Mitja Rapoport (1912–2004) 15/ Gerhard Oberkofler: Erika Cremer. Ein Le- Wiener Universität in den Jahren 1938 bis – In memoriam. Mitteilungen der Alfred Klahr ben für die Chemie. Innsbruck/Wien, 17–25. 1945 Fritz Knoll (1883–1981), der stolz Gesellschaft, Nr. 3/2004. Eine „jüdische Iden- 16/ Paul Broda/Gitta Deutsch/Peter Markl/Tho- darauf war, seine Universität „rasch und tität“ von Rapoport wird von Brunhild Fölsch und mas Schönfeld/Helmuth Springer-Lederer: En- gründlich von all jenen Professoren und Walter Grünzweig betont: Marxismus, Exil und gelbert Broda. Wissenschaft. Verantwortung. Dozenten befreit [zu haben], die als Leh- jüdische Identität. Der Biochemiker Samuel Mitja Frieden. Ausgewählte Schriften. Wien 1985; Ger- rer an einer nationalsozialistischen Hoch- Rapoport. Das Jüdische Echo. Europäisches hard Oberkofler/Peter Goller: Engelbert Broda schule nicht geeignet waren“,47 amtierte Forum für Kultur und Politik. Wien 2000, 337– (1910–1983). Konturen aus seinem Leben. Hg. von 1959 bis 1964 als Generalsekretär der 345; Gisela Jacobasch/Lothar Rohland (Hg.): von der Zentralbibliothek für Physik. Wien 1993. Österreichischen Akademie. 1964 wurde Samuel Mitja Rapoport (1912–2004) (Nachdruck 17/ Gerhard Oberkofler: Über das musikwissen- ein fanatischer Naziideologe der ersten des Tagungsprotokolls über das Festkolloqium schaftliche Studium von Georg Knepler an der Stunde wie Harold Steinacker zum 90. Geburtstag des Ehrenpräsidenten der Wiener Universität. Mitteilungen der Alfred Klahr (1875–1965) sogar zum Ehrenmitglied Leibniz-Sozität, Prof. Dr. med. Dr. phil. Dr. h. c. Gesellschaft, Nr. 3/2006. der philosophisch-historischen Klasse der mult. Samuel Mitja Rapoport, am 28. November 18/ Erinnerungen … Hans Friedmann. Privat- Österreichischen Akademie der Wissen- 2002 in Berlin. Sitzungsberichte der Leibniz-So- druck. Wien o.J. schaften gewählt, er galt in deren Reihe zietät 28, Jg. 2003, H. 2). Berlin 2004 ; Wolfgang 19/ Erwin Chargaff: Das Feuer des Heraklit. Ski- als einer der Großen der österreichischen L. Reiter: Naturwissenschaften und Remigration. zzen aus einem Leben vor der Natur. Samm- Geschichtswissenschaft, „dessen Licht bis In: Sandra Wiesinger-Stock/Erika Weinzierl/Kon- lung Luchterhand 1989, 44. zur Neige des Lebens geleuchtet hat und stantin Kaiser (Hg.), Vom Weggehen. Zum Exil 20/ Über die Bestimmung der Summe von Glyko- in seinen Werken Altösterreichs ge- von Kunst und Wissenschaft. Wien 2006, koll und Serin. Aus dem Institut für medizinische schichtliches Bild weiter im Dienst der 177–218, über Rapoport 196–198. Chemie in Wien. Eingegangen am 11. Juli 1935. Wahrheit mitbestimmen wird“.48 Dage- 2/ Österreichische Zentralbibliothek für Physik Biochemische Zeitschrift 281 (1935), 30–36. gen wurde Wolfgang Gröbner (1899– (Konzept Peter Graf): 1924 – ein guter Jahr- 21/ Blutglykolyse und Phosphorglycerinsäure. 1980), dessen großartigen Ideen in der gang. Alfred Bader. Franz Ferdinand Cap. Mich- Vorläufige Mitteilung. Biochemische Zeitschrift ganzen mathematischen Welt bekannt ael J. Higatsberger. Otto Hittmair. Karl Schlögl. 289 (1937), 290f.; Über die Bestimmung der sind,49 wegen seiner Kritik an der römisch Hans Tuppy. Eine Ausstellung der Österreichi- Glycerinsäure in freier und veresterter Form. katholischen Religion und wegen seines schen Zentralbibliothek für Physik. Wien 2004. Ebenda 406–410; Über Phosphorglycerinsäure öffentlich gemachten Atheismus aus- 3/ Kurt Mühlberger: Dokumentation Vertriebene als Transportsubstanz des Blutphosphors und drücklich nicht in die Österreichische Intelligenz 1938. Der Verlust geistiger und ihr Verhalten bei experimenteller Ammonchlori- Akademie der Wissenschaften gewählt.50 menschlicher Potenz an der Universität Wien dazidose. I. Ebenda, 411–415; II. Ebenda 416– An die Wahl des unermüdlichen und er- von 1938 bis 1945. Wien 2. A. 1993, 22. 419; Zur Frage der Phosphorbindung in Phos- folgreichen Weltwissenschaftlers Rapo- 4/ Das Rainergymnasium wurde 1945 durch ei- phorproteinen. Ebenda 420–424. Alle mit dem port, der seine Zugehörigkeit zur Bewe- nen Bombentreffer schwer beschädigt, sämtli- Vermerk „Aus dem Institut für medizinische gung für die sozialistische Umgestaltung che Unterlagen sind damals verbrannt. Im Jah- Chemie der Universität Wien“ und „Eingegan- der Gesellschaft immer aufrechterhalten resbericht 1953 (75 Jahr Feier) sind die Abituri- gen am 8. Dezember 1936“. hat und für den der Mensch im Mittel- entennamen von 1886 bis 1918 und von 1946 22/ [Samuel] Rapoport/[Peter] Langen/[Eberhard] punkt seiner Überlegungen und Aktivitä- bis 1953 verzeichnet, die Zeit 1919 bis 1945 Hofmann: Die Bedeutung Otto Warburgs für die ten war, wurde in der Österreichischen fehlt. Frdl. Auskunft von OStR Mag. Anton Kroh, Entwicklung der Biochemie, Zellbiologie und Me- Akademie zu keinem Zeitpunkt gedacht. Administrator des Rainergymnasiums! dizin. SB der Akademie der Wissenschaften der Rapoport kam immer wieder gerne zu 5/ Mühlberger, Dokumentation Vertriebene In- DDR. Mathematik – Naturwissenschaften – Tech- Besuch in seine Heimatstadt Wien, er telligenz 1938, 20. nik. Jg. 1985, Nr. 3/N. Berlin 1985, 5. ging mit seinen freundschaftlichen Kon- 6/ Biochemische Zeitschrift 251 (1932), 432–446. 23/ Hinderk Conrads/Brigitte Lohff/Tim Ripper- takten dorthin sorgsam um. Als engster 7/ Forum 10. 2. Maiheft 1972. ger: Carl Neuberg – Biochemie, Politik und Ge- Freund Jura Soyfers war er vielfach Gast 8/ Personalstand der Universität Wien für das schichte. Stuttgart 2006. und Referent bei Veranstaltungen zu Eh- Studienjahr 1937/38. Wien 1937, 107. 24/ DÖW Sammlung Marika Szécsi/Mitja Rapo- ren dieses österreichischen Dichters, 9/ Jura Soyfer: Werkausgabe. Hg. von Horst port. Nr. 21066. 2001 nahm er an einem von der Alfred Jarka. Band III. Wien/Frankfurt a. M. 2002. 25/ Der Brief von Soyfer an Mitja und Marika Klahr Gesellschaft veranstalteten Sym- 10/ Im Namenverzeichnis zu den Strafakten des Rapoport vom 21. Februar 1938 ist abgedruckt posium über Walter Hollitscher teil, und Landesgerichts für Strafsachen Wien ist der Na- in: Jura Soyfer. Sturmzeit. Briefe 1931–1939. eine späte Freude und Genugtuung war me von Rapoport nicht verzeichnet. Frdl. Aus- Werkausgabe. Hg. von Horst Jarka. Band IV. Ingeborg Rapoport und ihm ein Empfang kunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs! Wien/Frankfurt a. M. 2002, 157–160. an der Technischen Universität Wien 11/ Zitiert nach Joseph Roth: Juden auf Wan- 26/ 124 (1938), 599–607: Effects of overdosage durch deren Rektor Peter Skalicky aus derschaft. DTV 2006, 86. of irradiated ergosterol in rabbits: changes of di- Anlaß der neunzigsten Geburtstage des 12/ Biochemische Zeitschrift 272 (1934), 81–87. phosphoglyceric acid in the blood cells. Professorenehepaares; an dieser akade- 13/ A. Oparin, S. Manskaja und I. Glasunow 27/ The Journal of Biological Chemistry 189 mischen Ehrung im Jänner 2003 nahmen (Aus dem Biochemischen A. Bach-Institut des (1951), 683–694 (Glycerate–2,3–Diphosphatase). unter anderen auch Hans Tuppy und Volkskommissariats für Gesundheitswesen in 28/ Wissenschaft und Technik verständlich dar- Thomas Schönfeld teil. Moskau): Die Inaktivierung der Amylase durch gestellt 14/15. Berlin 1953.

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29/ Lenin, Werke 28 (1975), 48–62. Wolfgang Gröbner (1899–1980). Mathematiker über ihren Einfluß auf Prothrombin- […] und Fibri- 30/ Gus Hall: Der amerikanische Imperialismus und Freidenker. In: Österreichische Mathematik nogenspiegel […] des Plasmas brachten. 3. Ar- in der Welt von heute. Eine Einschätzung wich- und Physik. Wolfgang Gröbner – Richard von beiten über die physikalischen, osmotischen und tiger Fragen und Ereignisse unserer Zeit. Berlin Mises – Wolfgang Pauli. Hg. von der Zentralbi- chemischen Veränderungen der Erythrozyten 1976, 114–126. bliothek für Physik. Wien 1993, 9–49. während der Konservierung von Vollblut […], die 31/ Werke 29 (1976), 337. 50/ Bei den Frühjahrswahlen 2008 der Österreichi- zur Ausarbeitung einer Konservierungsflüssigkeit 32/ Ingeborg Rapoport: Meine ersten drei Le- schen Akademie wurde ein beflissentlicher Skri- führten, die die Aufbewahrung von Vollblut auf et- ben. Erinnerungen. Berlin 2002. bent und Aktenkopist im Dienst des Propaganda- wa 30 Tage ermöglicht. 4. Eine ausgedehnte Se- 33/ Gerhard Oberkofler/Peter Goller: Fritz Feigl apparats des EU-Großreiches aus Hildesheim rie über die Ausscheidung von Wasser und Elek- (1891–1971). Notizen und Dokumente zu einer zum korrespondierenden Mitglied der philoso- trolyten durch die Nieren. Dazu gehören Untersu- wissenschaftlichen Biographie. Hg. von der phisch-historischen Klasse im Ausland gewählt! chungen, in denen die Abhängigkeit der Harn- Zentralbibliothek für Physik in Wien. Wien 1994. menge während der osmotischen Diurese im 34/ Yukiko Sakabe: Die Bibliothek von Guido Anhang Wassermangelzustand von der Quantität des Adler. Mitteilungen der Alfred Klahr Gesell- 1) 1951 10 31. Wien. Gustav Schubert und Franz ausgeschiedenen harnfähigen Gutes nachgewie- schaft, Nr. 1/2007. Seelich legen ihr Kurzreferat über das Habilitati- sen wurde […]; Bobachtungen über Ionenanta- 35/ Peter Goller/Gerhard Oberkofler: Walter onsansuchen von Samuel Rapoport vor. gonismus, die die Möglichkeit der Bedeutung Hollitscher. Briefwechsel mit Otto Neurath elektrostatischer Faktoren für die Ausscheidung (1934–1941), in: Alfred Klahr Gesellschaft. Original. Maschineschrift. Eigenhändige Unter- der Anionen im Harn aufwerfen […]; Untersu- Quellen & Studien 2000. Wien 2000, 119–140. schriften. Archiv der Universität Wien. Die Aus- chungen über den Einfluß der Nerven auf die 36/ Margarete Schütte-Lihotzky: Erinnerungen lassungen im Text betreffen die Ziffern des von Niere, die zur Auffindung einer direkten Nerven- aus dem Widerstand. Das kämpferische Leben Rapoport beigelegten Verzeichnisses seiner wirkung auf die Ausscheidung von Elektrolyten einer Architektin von 1938–1945. Wien 1994. Veröffentlichungen. im Harn führten […]; der Nachweis, daß die Flüs- 37/ In: SPÖ – Was sonst? Die Linke in der SPÖ. sigkeit in den proximalen Nierenkanälchen mit Geschichte und Bilanz. Wien 1983, 29–41, 36. […] Die Arbeiten Dr. Rapoports lassen sich am dem Plasma isotonisch ist […]; und schließlich 38/ Karl Fellinger: Arzt zwischen den Zeiten. besten nach den Arbeitsgebieten in biochemi- der Hinweis auf das Bestehen eines biologischen Wien/Hamburg 1984. sche, physiologische und experimentelle, und Arbeitsmaximums der Niere, das während der 39/ Nachruf von Franz Brücke, in: Almanach der klinische Untersuchungen einteilen. osmotischen Diurese erreicht, aber nicht über- ÖAdW für das Jahr 1970. Wien 1971, 315–330. Biochemische Arbeiten. 1. Die ersten […] und schritten wird […]. Andere nierenphysiologische 40/ Humboldt Universität zu Berlin. Archiv. Akten einige der späteren Arbeiten […] beziehen sich Arbeiten sind im Zusammenhang mit den be- der Medizinischen Fakultät (Sitzungsprotokolle). auf das Gebiet der chemischen Analyse. 2. Eine sprochenen Forschungen entstanden […]. Der Personalakt Rapoport ist noch nicht freigege- größere Gruppe befaßt sich mit dem Stoffwech- Klinische Arbeiten. Diese umfassen 1. eine Stu- ben, weshalb vorerst nur die Ergebnisse der Fa- sel der Diphosphorglyzerinsäure und verwand- die der Säuglingstoxikosen […], die zur Ent- kultätssitzungen rekonstruiert werden können. ter Verbindungen. Ihre Ergebnisse umfassen deckung und Definition des sogenannten posta- 41/ Ralf Forsbach: Die Medizinische Fakultät Studien über den Mechanismus des Zerfalls der zidotischen Zustands, der durch eigentümliche der Universität Bonn im „Dritten Reich“. Mün- Diphosphorglyzerinsäure […]; ihrer Rolle im Io- chemische Veränderungen des Blutes und eine chen 2006, 89. nengleichgewicht der Erythrozyten […]; die Auf- besondere Symptomatologie gekennzeichnet ist, 42/ Christina Witte: „Ungestört wissenschaftlich findung eines Enzyms, der Diphosphorglyzerat- führte; 2. den Nachweis der Existenz und klini- weiterarbeiten…“. Der Pharmakologe Peter mutase […]; die Entdeckung der Phytinsäure schen Bedeutung der Hyperosmose und Hyper- Holtz (1902–1970). Greifswald (Dissertation der als bedeutenden Bestandteil der Vogelerythro- elektrolytämie bei Säuglingskrankheiten […]; 3. Medizinischen Fakultät). 1978. zyten […], und Untersuchungen über ihre Ver- Studien über die Rolle der Hyperventilation als 43/ Alfred Erck/Lothar Läsker/Helmut Steiner: So- teilung und Stoffwechsel […]. 3. Eine Serie von wichtiger Faktor in der Entstehung der Exsikko- zialismus und wissenschaftliches Schöpfertum (= Untersuchungen über die Fraktionen des säu- sen […]; 4. Untersuchungen über das weitver- Wissenschaft und Gesellschaft 8). Berlin 1976, 33. relöslichen Phosphors von Leber und Niere […]. breitete Vorkommen und die klinische Bedeutung 44/ Neues Deutschland vom 27. November Von ihren Ergebnissen mögen die Beobachtun- der Neugeborenentetanie […]; 5. die Ausarbei- 1972 („ZK gratuliert Genossen Prof. Dr. Dr. Sa- gen einer direkten Insulinwirkung auf die Vertei- tung von rationellen Methoden der parenteralen muel M. Rapoport“). lung des Leberphosphors, und der Nachweis, Flüssigkeits- und Ernährungstherapie […]; und 6. 45/ Akten der Berlin-Brandenburgischen Akade- daß die Lebernukleotide eine Mischung von ver- Aufklärung des Wesens der japanischen Kinder- mie der Wissenschaften. Personalia Rapoport. schieden hoch phosphorylierten Abkömmlingen krankheit „Ekiri“ […], die einer Kombination von Frau Prof. Dr. Ingeborg Rapoport war so freund- der Adenylsäure, deren Phosphorylierungsgrad infektiösen und chemischen Faktoren entspringt. lich, die Erlaubnis zu deren Benützung zu geben! vom Nahrungszustand abhängt, erwähnt wer- Die von Herrn Dr. S. Rapoport vorgelegten und 46/ Werner Scheler/Peter Oehme: Zwischen den. 4. Studien über die chemische Natur des hier referierten Arbeiten zeigen nicht nur die Be- Arznei und Gesellschaft. Zum Leben und Wir- Mekoniums, die ergaben, daß es hauptsächlich fähigung sondern auch das besondere Interes- ken des Friedrich Jung (= Abhandlungen der aus Mukopolysacchariden besteht, die hohe se des Gesuchstellers für wissenschaftliche Ar- Leibniz-Sozietät 8). Berlin 2002. Blutgruppenwirksamkeit besitzen […]. beit. Die beiden Referenten sind der Ansicht, 47/ Jahrbuch der Deutschen Studentenschaft Physiologische und experimentelle Arbeiten. daß diese Arbeiten den Anforderungen für die an den Ostmarkdeutschen Hochschulen 1. Untersuchungen über die Veränderungen der Verleihung der venia legendi für das Fach: Me- 1938/39, 60. Diphosphorglyzerinsäure unter verschiedenen dizinische Chemie mit besonderer Berücksichti- 48/ Franz Huter: Harold Steinacker. Österreichi- Bedingungen, unter denen experimentelle Azido- gung der physiologischen und pathologischen sche Akademie der Wissenschaften. Almanach se, diabetische Koma, Nierenschädigungen, Ra- Chemie vollauf entsprechen, für das Jahr 1965. Wien 1966, 306–335. chitis, und Unterbindung des Pylorus anzuführen Univ. Prof. Dr. G. Schubert, Vorstand des Phy- 49/ Peter Goller/Gerhard Oberkofler: „… daß sind […]. 2. Studien über die Wirkung der Salizy- siologischen Institutes der Universität Wien. auf der Universität für die Lehre, die dort vertre- late, die die Aufklärung über die von ihnen be- Univ. Prof. Dr. F. Seelich, Vorstand des Med. ten wird, wirkliche Gründe gegeben werden!“ wirkte primäre respiratorische Alkalose […] und Chem. Inst. D. Univ. Wien.

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2) 1969 07 08. Berlin. Die Mitglieder der Unter seinen zahlreichen Buchpublikationen ist dingungslos – auch während der Emigration in die Deutschen Akademie der Wissenschaften besonders sein Lehrbuch der Physiologischen USA – für die Ziele der kommunistischen Weltbe- zu Berlin Friedrich Jung, Helmut Kraatz und Chemie hervorzuheben. Es hat international wegung eingesetzt. Folgerichtig wurde er zur Karl Lohmann beantragen die am 4. Sep- größtes Aufsehen erregt und dürfte derzeit das Emigration aus seinem Heimatland Österreich ge- tember 1969 erfolgte Zuwahl von Samuel beste bestehende Lehrbuch seines Faches sein. zwungen und später aus der USA ausgewiesen. Mitja Rapoport als ordentliches Mitglied der Es ist ein Musterbeispiel für ein nach modernen Er ist Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei, Deutschen Akademie der Wissenschaften didaktischen Gesichtspunkten aufgebautes deren Ziele er unentwegt mit großer eigener Initia- anlässlich des 20. Jahrestages der Deut- Lehrbuch, welches im übrigen sehr konsequent tive und mit großem Verantwortungsbewußtsein, schen Demokratischen Republik. Gutach- auf der Basis der dialektisch-materialistischen sowohl im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit an ten von Friedrich Jung o. D. Naturphilosophie aufbaut. Es wurde von sowjeti- der Berliner Universität, im Rahmen seiner staatli- schen und englischen Verlagen übernommen. chen Verantwortungen und schließlich auch im Original. Maschineschrift. Eigenhändig Unter- Große Bedeutung für die Förderung des interna- allgemeinen gesellschaftlichen Leben durchzu- schrift von Friedrich Jung (Institut für Pharmako- tionalen wissenschaftlichen Austausches hat das setzen versucht. Dementsprechend haben ihm logie). Akademiearchiv. Berlin-Brandenburgi- von ihm veranstaltete Symposion über Struktur seine Genossen regelmäßig auch verantwortliche sche Akademie der Wissenschaften. und Funktion der roten Blutzelle, das 1967 zum Leitungsfunktionen übertragen. Er war Mitglied V. Mal abgehalten wird und Wissenschaftler aus der Universitäts- und Fakultätsparteileitung. Professor Rapoport, Direktor des Instituts für Bio- allen Ländern der Erde in die DDR geführt hat. 4. Die hervorragenden Leistungen von Prof. Ra- logische und Physiologische Chemie der Hum- 2. Wissenschaftsorganisatorische Leistungen. poport auf wissenschaftlichem Gebiet wurden boldt-Universität und Lehrstuhlinhaber für Phy- Prof. Rapoport ist Mitglied des Forschungsrates vielfältig ausgezeichnet, insbesondere mit ei- siologische Chemie, ist heute international als ei- der DDR und Vizepräsident des Rates für Pla- nem Nationalpreis. Er ist Träger der Hufeland- ner der profiliertesten und erfolgreichsten Vertre- nung und Koordinierung beim Minister für das Ge- medaille, des Vaterländischen Verdienstordens ter der europäischen Biochemie anerkannt. sundheitswesen. Seine Fähigkeiten Probleme der und des Ordens Banner der Arbeit, welche ihm 1. Wissenschaftliche Leistungen. Planung und Leitung der Wissenschaft zu erfas- in Hinblick auf erfolgreiche Arbeit im staatlichen Bereits vor Aufnahme einer Tätigkeit in der DDR sen war bereits bei der Ausarbeitung des soge- Gesundheitswesen und der staatlichen Wissen- hat Prof. Rapoport durch Entdeckung des 2–3 Di- nannten Weimarer Perspektivenplans eine ent- schaftsorganisation verliehen wurden. phosphoglycerinsäuregehaltes in den roten Blut- scheidende Hilfe. Sie ist weiterhin wirksam ge- Mit dieser Zuwahl von Prof. Rapoport in die körperchen einen wesentlichen Beitrag zur Bio- worden bei der Ausbildung der Bildungskonzepti- Deutsche Akademie der Wissenschaften würde chemie des Blutes geleistet. Im Zuge dieser Ar- on, bei der gesamten prognostischen und Pla- diese für ihre Arbeit einen Wissenschaftler ge- beiten ergab sich die Entwicklung einer Blutkon- nungsarbeit der Gebiete Biologie und Medizin. winnen, der unserer Republik treu verbunden ist servierungslösung, die von hoher praktischer Be- Persönliche Energie und Einsatzfreude, wie eine und insbesondere unermüdlich, wie auf der deutung war und durch die US-Behörden mit ei- umfassende Einsicht in alle vorliegende Probleme Grundlage höchster Sachkenntnis um die Ent- ner hohen staatlichen Auszeichnung anerkannt charakterisieren seine diesbezügliche Tätigkeit. wicklung unseres Staates zu einer vollendeten wurden. Von großer Bedeutung waren ferner sei- Innerhalb der Medizinischen Fakultät der Hum- sozialistischen Menschengemeinschaft kämpft. ne damaligen Studien über physiologische Pro- boldt-Universität hat Prof. Rapoport durch Ent- Sie würde einen Wissenschaftler gewinnen, der zesse in der Niere. Die Biochemie der roten Blut- wicklung seines Instituts zum sozialistischen In- auf Grund seiner wissenschaftlichen und wis- zelle und insbesondere die Regelung des Blut- stitut ein hervorragendes Vorbild gegeben. Aus senschaftsorganisatorischen Leistungen inter- körperchenstoffwechsels bzw. allgemein Vorgän- diesem Arbeitskollektiv sind zahlreiche begabte national als einer der hervorragendsten Vertre- ge bei der Zellentwicklung, beim Zellwachstum Schüler herausgewachsen. Prof. Rapoport hat ter der jungen und bewußten DDR-Wissen- und bei der Zellalterung stehen im Vordergrund wesentlichen Anteil an der Studienreform Medi- schaft gilt. Er wird auf Grund seiner wissen- seiner Arbeiten seit Übernahme des Lehrstuhls zin und der Entwicklung moderner und effekti- schaftlichen wie seiner gesellschaftlichen Quali- für Physiologische Chemie an der Humboldt-Uni- verer Formen der ärztlichen Ausbildung. fikation bei der Verwirklichung der großen Ziele, versität. Die Entdeckung stoffwechselregulieren- Für die Entwicklung des wissenschaftlichen Le- welche sich die Deutsche Akademie der Wis- der spezifischer Faktoren während der Erythro- bens in der DDR hat sich Prof. Rapoport stets mit senschaften im Zuge des vollendeten Aufbaus zytenreifung hat international großes Aufsehen außerordentlicher Intensität und großem Erfolg des Sozialismus in der DDR setzt, entscheiden- erregt. Außerordentlich systematisch ist von ihm eingesetzt. Wesentliche Erfolge sind hierbei die de Beiträge zu leisten vermögen. die Veränderung der Aktivität und der Gehalt von Gründung der Berliner Physiologischen Gesell- Prof. Dr. F. Jung Enzymsystemen in sich entwickelnden Zellen als schaft der DDR, die Schaffung der Acta biologica Beitrag zur Lenkung und Steuerung des Leben- et med[ica]. germanica, an denen er maßgeblich sprozesses untersucht worden. Besonders inter- beteiligt war. Rückhaltlos hat er innerhalb der in- www.klahrgesellschaft.at essante Ergebnisse zeigten sich vor allem bei ternationalen Organisationen für die Durchset- – Informationen über Ziele und Aktivitä- der Analyse der SH-abhängigen Enzymsysteme. zung der Rechte der DDR-Wissenschaftler ten der ALFRED KLAHR GESELLSCHAFT. Im Zuge dieser Arbeiten ergaben sich wesentli- während vieler Jahre sich eingesetzt und auch – Sämtliche Beiträge aus den Mitteilun- che Konsequenzen für die medizinische Diagno- dabei entsprechende Erfolge erzielt. Er tritt kon- gen der Alfred Klahr Gesellschaft der stik. Es ist ihm zu verdanken, daß in der DDR sequent und aktiv im internationalen Wissen- Jahrgänge 1994–2008 im Volltext. Produktionsmöglichkeiten für eine Reihe wichtiger schaftsbetrieb als Vertreter unserer Republik auf – Übersicht über aktuelle und bisherige Biochemikalien geschaffen wurden und auf dieser und setzt sich ebenso konsequent für eine enge Veranstaltungen der ALFRED KLAHR Basis für die Klinik modernste enzymatische Te- freundschaftliche und kollektive Arbeit der Wis- GESELLSCHAFT seit 1993. ste entwickelt wurden. Die systematische Anwen- senschaftler aus den sozialistischen Ländern ein. – Beiträge und Bibliographien zur dung dieser Teste durch die von ihm geleitete Ar- Mit aus diesem Grunde genießt er speziell in der Geschichte der KPÖ. beitsgruppe hat große Bedeutung bei der Analyse UdSSR ein außerordentlich hohes Ansehen. – Publikationen des Verlages der der Epidemiologie der Virushepatitis gewonnen, 3. Politische und gesellschaftliche Aktivität. ALFRED KLAHR GESELLSCHAFT und sie wird für die Bekämpfung dieser Erkrankung Professor Rapoport ist seit 1934 Mitglied einer Bestellmöglichkeit. von entscheidender Bedeutung sein. kommunistischen Partei und hat sich seither be-

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