Sitzungsberichte Der Leibniz-Sozietät, Jahrgang 2013, Band
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SITZUNGSBERICHTE LEIBNIZ-SOZIETÄT DER WISSENSCHAFTEN Akademischer Festakt anlässlich des 100. Geburtstags von Prof. Dr. Ingeborg Rapoport (* 2.9.1912) Prof. Dr. Mitja Rapoport (27.11.1912-7.7.2004) Herausgegeben von Johann Gross & Gisela Jacobasch BAND 115 JAHRGANG 2013 SITZUNGSBERICHTE LEIBNIZ -SOZIETÄT DER WISSENSCHAFTEN Band 115, Jahrgang 2013 tra fo verlag, ISSN 0947-5850 ISBN 978-3-89626-5-0 Akademischer Festakt anlässlich des 100. Geburtstags von Prof. Dr. Ingeborg Rapoport (* 2.9.1912) Prof. Dr. Mitja Rapoport (27.11.1912-7.7.2004) Inhalt 01 Karl Max Einhäupl Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Charité 02 Jan-Hendrik Olbertz Grußwort des Präsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin 03 Dieter B. Herrmann Begrüßung durch den Altpräsidenten der Leibniz-Sozietät 04 Bernd Arlt Begrüßung durch den Vorsitzenden des Alumni-Clubs der Charité 05 Gisela Jacobasch Begrüßung durch die Vorsitzende der Tagung 06 Eberhard Hofmann Samuel Mitja Rapoport und die klassische Periode der Biochemie 07 Roland R. Wauer Inge Rapoport – Nestorin der deutschen Neonatologie 08 Herbert Hörz Samuel Mitja Rapoport und die Leibniz-Sozietät 09 Tom Rapoport Zum 100. Geburtstag meiner Eltern 10 Burkhard Schneeweiß Meine Oberärztin wird 100! 11 D. Gmyrek, R. Koch, Ch. Vogtmann, Annette Kaiser, Annette Friedrich Warum Risikoadjustierung von Qualitätsmerkmalen?, demonstriert am Qualitätskriterium neonatale Spätinfektion 12 Mario Rüdiger Paradigmenwechsel in der Neonatologie 13 Johann Gross Molekulare Mechanismen von Schwerhörigkeit und Tinnitus 14 Hartmut Kühn, Tankred Schewe Lipoxygenasen als lipidperoxidierende Enzyme. Die Rolle von S.M. Rapoport als Nestor der deutschen Lipoxygenaseforschung 15 Charles Coutelle Von der klassischen Biochemie zur pränatalen Gentherapie. Die Entwicklung der Molekularen Humangenetik im Rückblick eines beteiligten Zeitzeugen 16 Gisela Jacobasch Flavonoide – ein Geschenk der Pflanzen 17 Cornelius Frömmel Strategisches Forschungsmanagement – Garant oder Tod der Forschungsfreiheit? - - - Der gedruckte Band kann beim trafo Verlag bestellt werden Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 115(2013), 7–9 der Wissenschaften zu Berlin Karl Max Einhäupl Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Charité Liebe Frau Rapoport, liebe Familie Rapoport, verehrter Herr Olbertz, verehrter Herr Herrmann, verehrter Herr Alt, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte zunächst einmal Herrn Wauer sehr herzlich für die Organisation dieser wundervollen Veranstaltung danken. Ich blicke in einen übervollen Hörsaal mit interessierten Menschen und freue mich, Sie im Namen der Cha- rité begrüßen zu dürfen. Verehrte Frau Rapoport, es erfüllt uns mit Stolz, hier heute Ihre Verdienste sowie die Ihres bereits verstorbenen Mannes in einem wissenschaftlichen Symposium zu würdigen! Als ich gebeten wurde, einige Worte zur Begrüßung zu sagen, sprangen mir sofort drei Punkte ins Auge: Erstens eine Geschichtsstunde des 20. Jahr- hunderts, die von den zu Ehrenden unmittelbar und ganz persönlich erlebt wurden. Zweitens die aufrechte Haltung und das Bekenntnis zu humanistischen Idealen, die das Ehepaar Rapoport ganz wesentlich geprägt haben. Und drittens die wesentlichen Eigenschaften eines Wissenschaftlers, For- schungsthemen nachhaltig voranzutreiben: Mobilität und die Bereitschaft, Forschung nicht nur als abstrakte und theoretische Disziplin zu verstehen son- dern tatsächlich den Impetus zu haben, Forschungsergebnisse in für Menschen anwendbare Praxis umzusetzen. Das zeichnet einen Wissenschaftler aus heu- tiger Sicht aus und war bei Ihnen und Ihrem Mann ganz intensiv ausgeprägt. Dass wir heute hier sitzen, ist sicherlich ein Thema, das mit Nachhaltig- keit viel zu tun hat, denn vieles von dem, was von Mitja und Inge Rapoport geschaffen wurde, ist bis heute nicht nur Standard in Berlin, sondern in ganz Deutschland und letztendlich in der ganzen Welt. Wenn ich ganz kurz zurückkommen darf auf die Geschichtsstunde, ver- ehrte Frau Rapoport, Ihr Leben ist für Außenstehende eine Geschichtsstunde 8 Karl Max Einhäupl des 20. Jahrhundert. 1912 in die damals deutsche Kolonie Kamerun geboren, oder aber wie Ihr Mann geboren in Galizien in eine Zeit, in der die Welt im Umbruch gewesen ist. Ihr Geburtsort war damals eine der deutschen Koloni- en und wie wir heute wissen, hat der deutsche Kolonialismus nicht nur posi- tive Spuren hinterlassen. Kurz nach Ihrer Geburt zogen Sie zurück nach Deutschland. Es war dann die Flucht aus Deutschland zu NS-Zeiten, die dazu geführt hat, dass Sie in den USA neue Wurzeln gefunden und sich dort beruf- lich weiterqualifiziert haben. Die politische, antikommunistische Entwick- lung in den Vereinigten Staaten zur McCarthy Ära, die im Kalten Krieg gipfelte und eine weitere Epoche des 20. Jahrhunderts geprägt hat, führte da- zu, dass Sie ein weiteres Mal vertrieben wurden aus einem Land, in das sie hoffnungsvoll gegangen waren. Es war letztendlich der Kampf Ihres verehr- ten Ehemannes gegen die Unterdrückung der Afroamerikaner, der Sie zurück nach Europa führte. Sie haben sich entschieden, in die damalige DDR zu gehen und ich glau- be, das war ein großer Glücksfall für uns alle, die wir heute hier versammelt sind. Denn dort haben Sie sich wirklich entfalten und ihre Wirkung letztend- lich auch durchsetzen können. Und es war dann schlussendlich die Wieder- vereinigung, die dazu führte, dass wir heute aus ganz Deutschland hier sitzen und diese Feier mit Ihnen gemeinsam begehen. Wenn ich mir die Frage stelle, was ich einem jungen Wissenschaftler mit- geben würde, der die Frage stellt, was denn die wichtigsten Punkte sind, die es im Leben zu beachten gilt, so würde ich aus Ihrem Leben drei Punkte her- vorheben wollen: Erstens die Bereitschaft, Positionen zu korrigieren, wenn man erkannt hat, dass sie vielleicht nicht so zutreffen. Zweitens die Bereitschaft, Freiheit und Frieden zu verteidigen, auch dann, wenn es möglicherweise einer Karriere im Weg stehen könnte; und drittens: Sie brauchen als junger Wissenschaftler Vi- sionen, Sie brauchen die Möglichkeit und die Fähigkeit und den Willen, diese umzusetzen, indem Sie an die Grenzen des vorhandenen Wissens gehen und versuchen, diese zu erweitern. Sie, verehrte Frau Rapoport haben dies ganz entschieden getan, indem Sie ein neues Gebiet, die Perinatologie, entwickelt und zu einem weltweiten Standard gebracht haben. Ihr Mann hat das getan, indem er die Biochemie zu einem konkreten Fach gemacht hat, das die Grundlage über viele Jahrzehnte gewesen ist, molekulare Biologie besser zu verstehen und damit letztendlich auch eine Basis geschaffen hat für die Medizin des 21. Jahrhunderts. Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Charité 9 Ich möchte Ihnen ganz persönlich nicht nur dafür danken, dass Sie all das getan haben, sondern auch dafür danken, dass Sie heute hier im Alter von stattlichen 100 Jahren unter uns sind und uns die Gelegenheit geben, Sie, aber auch Ihren verehrten Mann, zu ehren. Wir, die Charité sind stolz darauf, dass wir uns auf Sie berufen können und werden ihr Andenken sowie das Ihres Mannes in Ehren halten und weiter treiben. Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 115(2013), 11–13 der Wissenschaften zu Berlin Grußwort Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin Sehr geehrte Frau Rapoport, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist mir eine Freude, heute ein Grußwort anlässlich dieser Festveranstaltung halten zu dürfen. Ich tue das nicht nur aus der Verpflichtung meines Amtes als Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin heraus, sondern auch aus zeithistorischen Gründen: Denn wenn ich in das Auditorium schaue, dann sehe ich natürlich, dass - bei allem Respekt - viele bereits emeritierte Kolle- ginnen und Kollegen gekommen sind, um als Weggefährten Ihnen, verehrte Frau Rapoport, und Ihrem Mann, die Ehre zu erweisen. Ihre Gäste sind wie Sie selbst das Gedächtnis der Charité, das uns an gute und weniger gute Zei- ten der Berliner Universitätsmedizin erinnert. Sie sind das Fundament, auf dem die jeweils junge Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern bzw. Ärztinnen und Ärzten ihre Maßstäbe und Orientierungen fin- det. Um so mehr freue ich mich, dass uns heute der Anlass zusammengeführt hat, den hundertsten Geburtstag von Frau Rapoport zu feiern, ihres Gatten zu gedenken und gleichzeitig vielleicht auch einen Moment der Besinnung auf unser bewegtes 20. Jahrhundert zu legen. Denn es ist in der Tat so, wie es Herr Einhäupl gesagt hat: Ihr Leben ist eine Art Spiegelbild einer Epoche, die vol- ler Dynamik und Wirren, aber auch voller Glanz war. Beides – sozusagen in einem Atemzug – zu nennen, ist gewiss schwierig. Die Charité gedenkt mit dieser Feierstunde heute zweier herausragender wissenschaftlicher Repräsen- tanten eben dieses Jahrhunderts. Wenn man sich vor Augen führt, verehrte Frau Rapoport, dass Sie neben einem erfüllten Berufsleben gemeinsam mit Ihrem Mann auch noch vier Kin- der großgezogen haben, dann nötigt mir das großen Respekt ab. Ich habe ge- lesen, dass und vor allem warum Sie 1950 von einem Kongress in der Schweiz nicht nach Amerika zurückkehrten. Angehörige meiner Generation 12 Jan-Hendrik Olbertz können sich kaum vorstellen, wie es ist, sich auf einer Reise zu entscheiden, um der eigenen Sicherheit und der Sicherheit der Familie Willen eher ins Un- gewisse als nach Hause zu fahren. Es hing mit der McCarthy-Kommission zusammen, die mehr oder weniger wahllos Kommunisten verfolgte – im Grunde fast eine Art von Paranoia, die man sich indessen aus den zeithistori- schen Zusammenhängen durchaus