Erinnerungsorte Und Erinnerungskulturen ; Konzepte Und Perspektiven Für Die Sprach- Und Kulturvermittlung
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Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Jörg Roche (München), Jürgen Röhling (Tirana/Berlin) Uwe Koreik (Bielefeld) Erinnerungsorte und Erinnerungskulturen als Themen der Sprach- und Kulturvermittlung 1 2. Grundlagen der Erinnerungsorte und Erinnerungskulturen Uwe Koreik (Bielefeld), Jörg Roche (München) Zum Konzept der „Erinnerungsorte“ in der Landeskunde für Deutsch als Fremdsprache – eine Einführung 9 Daniel Reimann (Würzburg) Erinnerungskulturen und Transkulturalität am Beispiel der romanischen Schulsprachen (Französisch, Spanisch, Italienisch) 28 Mark J.Webber (Toronto) Memorial Sites as Educational Sites: An Ethical-Rhetorical Approach 59 Barbara von der Lühe (Berlin/Nanjing) Erinnerungsfilme und historische Diskurse in Deutschland und China über das Massaker in Nanking 73 3. Länder, Regionen, Sprache Roger Fornoff (Belgrad) Mythos Batak. Zur Kontoverse um einen bulgarischen Erinnerungsort 93 Hans-Ulrich Lempert (Wien/Berlin) Leere Piedestale – der 20. Februar 1991 und der Sturz der Enver-Hoxha-Statue als Erinnerungsort 105 Marita Roth (Berlin) Sprache als Erinnerungstopos. Der Kampf um die albanische Schrift und die albanischsprachige Schulbildung 118 1 Genc Lafe (Lecce) Erinnerungsorte in der albanischen Sprache – ein Überblick 132 Zaur Gasimov (Mainz) Sprache als Erinnerungsort in der Ukraine, Georgien und Aserbaidschan 143 4. Unterrichtsprojekte – Dokumentation Elida Tabaku (Tirana) Teaching about Places of Memory as Part of Teacher Education Programs: Problems and Suggestions 154 Brikena Kadzadej (Tirana), Mario de Matteis (Tirana/Elbasan) Erinnerungsorte in Albanien: Ergebnisse einer Umfrage 162 Christian Schramek (Regensburg) Tschernobyl als Erinnerungsort der ukrainischen Nation? Einige Überlegungen aus kultursemiotischer Sicht 168 2 Einleitung – Erinnerungsorte und Erinnerungskulturen als Themen der Sprach- und Kulturvermittlung Jörg Roche (München), Jürgen Röhling (Tirana/Berlin), Uwe Koreik (Bielefeld) Bei einem vom DAAD, der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Botschaft der Bun- desrepublik Deutschland geförderten Symposium, das von den Universitäten Tirana, München und Bielefeld im November 2009 in Tirana (Universität Tira- na) durchgeführt wurde, standen fachliche und fachpolitische Aspekte der Er- innerungsorte im Zentrum der Beschäftigung. Vor allem interessierte, inwiefern das Konzept der Erinnerungsorte auch für eine moderne Landeskunde in der Germanistik Albaniens und der angrenzenden Länder verwertbar ist und ent- wickelt werden kann. Damit hatte das Symposium eine fachpolitische Zielsetz- ung: es sollte helfen zu klären, inwiefern durch den Einfluss moderner Deutsch- landstudien den Germanistiken in der Region (gleichzeitig exemplarisch für die Auslandsgermanistik allgemein) wichtige Impulse für die Zukunft gegeben wer- den können. Zur Klärung dieser Frage wurden Beiträge präsentiert, die das Kon- zept der Erinnerungsorte in seinen theoretischen Grundzügen und in verschiede- nen Anwendungsszenarien darlegten. Wichtig schien es dabei, auch die Grund- züge nationaler Geschichtsschreibung und nationalen Geschichtsverständnisses aus verschiedenen (inter-)kulturellen Perspektiven zu betrachten. So sollten etwa albanische Erinnerungsorte und der Wandel der Betrachtungs- und Interpretati- onsweisen über die Jahrzehnte (vor, in und nach der Ära des Kommunismus) dargestellt werden, um damit das Konzept der Erinnerungsorte erstmals exem- plarisch für Albanien zu erproben. Historiker, Literaturwissenschaftler, bildende Künstler, Linguisten, Sozialwissenschaftler, Medienwissenschaftler und Didak- tiker aus verschiedenen Ländern beteiligten sich an dem interdisziplinären Dia- log in Tirana. Das Konzept der Erinnerungsorte stammt bekanntlich aus Frankreich, wo es von Pierre Nora unter Berufung auf Theoretiker des kollektiven Gedächtnisses wie Maurice Halbwachs und andere entwickelt wurde. Nicht Fakten und Zahlen allein sind für das Verständnis von Geschichte wichtig, sondern die kontinuierli- che Konstruktion und Rekonstruktion von Personen, Orten und Ereignissen, die als Teil des kollektiven Gedächtnisses einer Nation hervorgehen und einen Be- zugsrahmen für die nationale Identität bilden. Der Wandel der Zeiten und der beteiligten Ethnien bringt es jedoch mit sich, dass sich divergente, wandelnde und oft konfliktreiche Betrachtungsalternativen formen, die trotz ihres augen- scheinlichen Wahrheitsgehaltes einem Verstehens- und Verständigungsprozess im Wege stehen. So werden Erinnerungsorte und Erinnerungskulturen zu einem genuinen Ar- beitsbereich Sprache und Kultur vermittelnder Fächer, wie sie die (Auslands-) Germanistiken darstellen. In den Deutschlandstudien (German Studies) rücken daher zunehmend Bereiche in den Mittelpunkt, die über die traditionelle Arbeit mit Texten hinausgehen oder dieser erweiterte Dimensionen eröffnen. Dieser Band will diese Entwicklungen abbilden und einem größeren Publi- kum zugänglich machen. Er versammelt daher einige der Beiträge des Symposi- 3 ums in überarbeiteter Fassung. Diese Sammlung wurde durch weitere grund- legende Beiträge ergänzt, die durch den Tiranaer Diskurs angestoßen wurden oder parallel dazu entstanden sind. Es handelt sich bei diesen Beiträgen um wei- tere fachliche oder regionale Perspektiven, die geeignet sind, wichtige Impulse für die weitere Diskussion in den sprach- und kulturvermittelten Fächern zu ge- ben. Der Inhalt des Bandes ist unterteilt in vier Kategorien: Dem einleitenden Beitrag von Koreik und Roche folgen eine Reihe von Beiträgen, die die Thema- tik der Erinnerungskulturen und Erinnerungsorte aus verschiedenen theoretisch begründeten Perspektiven und jeweils mit einem anderen geografischen Schwer- punkt betrachten. In dem sich daran anschließenden Teil folgen eine Reihe von Beiträgen zu spezifischen Ländern, Regionen und Aspekten des Themas. Daran schließen sich Beiträge an, die sich vorwiegend mit Aspekten der Didaktik und den Möglichkeiten einer Umsetzung im Unterricht beschäftigen. Projektberichte und eine kurze Dokumentation der Tagung (Programm) schließen den Band ab. An dieser Stelle sei allen Beiträgerinnen und Beiträgern und allen Teilneh- merinnen und Teilnehmern der Tagung für ihre vielfältigen Beiträge gedankt. Dank gebührt darüber hinaus dem DAAD, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Uni- versität Tirana und der Deutschen Botschaft Tirana für ihre großzügige Unter- stützung. Ferner sei all denen gedankt, die aktiv zu dieser Publikation beige- tragen haben: die Autorinnen und Autoren und die Münchner und Bielefelder Redaktionskräfte: Veronika Bojdova und Ayla Karaca. 1. Grundlagen der Erinnerungsorte und Erinnerungskulturen Uwe Koreik (Bielefeld) und Jörg Roche (München) beleuchten grundsätzlich das Konzept der „Erinnerungsorte“, das schrittweise auch seinen Einsatzort im DaF-Unterricht und in der Germanistik – vor allem im Ausland – gefundent hat. Begünstigend dafür war die langjährige fächerübergreifende Auseinandersetz- ung mit dem Konzept eines „kollektiven Gedächtnisses“ und eine Hinwendung, vor allem auch in der Geschichtswissenschaft, zur Auseinandersetzung mit der Erinnerung allgemein. „Erinnerungsorte“ erlauben, den kollektiven und indivi- duellen Konstruktions- und Rekonstruktionscharakter von Kulturen – besser Kulturräumen – zugänglich und reflektierbar zu machen, auch wenn damit Ge- fahren einer nicht selten zu oberflächlichen Betrachtungsweise oder auch Ge- fahren der (politischen) Instrumentalisierung verbunden sind. Der Beitrag von Daniel Reimann (Würzburg) Erinnerungskulturen und Transkulturalität am Beispiel der romanischen Schulsprachen (Franzö- sisch, Spanisch, Italienisch) geht der Frage nach, inwieweit sich französische, spanische und italienische Erinnerungsorte als Unterrichtsgegenstände eines auch um die historische Dimension bereicherten schulischen Fremdsprachen- unterrichts eignen und einen Beitrag zur Entwicklung transkultureller kommuni- kativer Kompetenz leisten können. Dabei werden in einem ersten Schritt zen- trale Ergebnisse des kulturwissenschaftlichen Diskurses um Erinnerungskulturen aus romanistischer Perspektive resümiert, bevor die fremdsprachendidaktischen Implikationen des Konzepts der Erinnerungsorte untersucht werden. Sodann werden Erinnerungsorte Frankreichs, Spaniens und Italiens vorgestellt und an- 4 hand ausgewählter unterrichtspraktischer Beispiele zum Französischen, Spani- schen und Italienischen inhaltliche, mediale und methodische Perspektiven der Einbeziehung von Erinnerungsorten vom fremdsprachlichen Anfangs- bis in den Fortgeschrittenenunterricht aufgezeigt. Mark J. Webber (Toronto) zeigt in seinem Beitrag Memorial Sites as Educational Sites: An Ethical-Rhetorical Approach Wege auf, wie man der Erinnerung an den Holocaust, dieser Verleugnung des Ethischen schlechthin, durch Reflexion und ethisches Verhalten, also gerade dem, was in der Behand- lung des Themas oft abhanden gekommen ist, gerecht werden kann. In For- schung und Lehre, aber auch in der Gestaltung und Praxis von Gedenkstätten und Gedenkkulturen, stellen sich vielseitige und ineinander verwobene ethische Anforderungen, die dieser Beitrag beleuchtet. Es wird untersucht, inwiefern die Verbindung von Rhetorik und Ethik das Verständnis von Gedenkstätten als Lernorten bereichern kann. In dem Beitrag kommen sowohl theoretische Posi- tionen der interkulturellen und interdisziplinären German Studies als auch Erfahrungen mit dem trinationalen Projekt „Learning from the Past – Teaching for the Future“ zur Sprache. Dieses Projekt führt Lehramtsstudierende aus Deutschland, Kanada und Polen zusammen, um ein transatlantisches Netzwerk von fähigen