Quartierspiegel Lindenhof 2020 Lindenhof Ist Eines Von 34 Quartieren in Der Stadt Und Eines Von Vieren Im Kreis 1
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Quartierspiegel Lindenhof 2020 Lindenhof ist eines von 34 Quartieren in der Stadt und eines von vieren im Kreis 1. Aber wussten Sie auch, dass sich Zürich weiter unterteilen lässt, nämlich in 216 statistische Zonen? Dies erlaubt einen noch detaillier teren Blick auf die demografischen, wirtschaftlichen und baulichen Struk turen der Stadt. Die Quartiere sind je nach Grösse und Bebauung in 3 bis 16 statistische Zonen aufgeteilt. Bei der Namensgebung der statistischen Zonen wurden vor allem wichtige 1 Plätze und Stras sennamen verwen det, um die räumliche Orientierung zu erleichtern. Die Einteilung in sta tistische Quartiere und Zonen folgt nicht immer den im Alltag gängigen Quartierbezeichnungen und Abgren zungen. Statistische Zonen: 1 Schipfe 2 Münsterhof 3 Stadthaus 2 3 0 250 m 500 m Das Quartier In Kürze Lindenhof ist einzig- artig! Was es so 1009 besonders macht, Personen erfahren Sie in diesem Quartier- 26,7ha spiegel sowie – Fläche angereichert mit 840 vielen weiteren Wohnungen Details – unter: stadt-zuerich.ch/ 29,0% quartierspiegel Ausländer/-innen 13511 Arbeitsplätze 3 Lindenhof Das Lindenhofquartier ist mauer und den davor um 1300 angelegten das wohl älteste besiedelte Fröschengraben. Quartier der Stadt: In römi- Das Oetenbachkloster der Dominikanerinnen scher Zeit hiess Zürich «Turi- wurde hinter dem Lindenhof errichtet. Nach der Reformation wurde das Kloster in Staats- cum» und war eine Siedlung besitz überführt. Im Jahr 1637 eröffneten die mit befestigtem Kastell auf Zürcherinnen und Zürcher in den ehemaligen Klosterräumlichkeiten ein Zucht- und Waisen- dem Lindenhof. Im Frühmit- haus, wo sie neben Waisen auch Landstrei- telalter kamen Siedlungs- cher und Straffällige unterbrachten. Da diese kerne bei der Kirche gemeinsame Einrichtung die Zukunftsaussich- ten der Waisen stark beeinträchtigte, wurde St. Peter und beim Fraumün- 1771 nördlich des ehemaligen Klosters ein sterkloster hinzu. neues Waisenhaus errichtet, das heute ins Amtshaus I integriert ist und die Hauptwache Das Quartier Lindenhof liegt an der Limmat der Stadtpolizei beherbergt. und umfasst das Gebiet vom Flussufer bis zur Bahnhofstrasse und vom See bis zum Bahn- Schleifung der Stadtmauer hofplatz. Frühere Namen für dieses Quartier Die linksufrige mittelalterliche Befestigung waren «Kleine Stadt» oder «Mindere Stadt». Zürichs umfasste neben der eigentlichen Mauer auch eine Befestigung am Ausfluss der Erste Besiedelung Limmat aus dem See, acht Türme sowie das Beim Lindenhofquartier handelt es sich um Rennweg- und das Augustinerbollwerk das wohl älteste besiedelte Quartier der entlang dem Fröschengraben und einen Turm Stadt. So wurden am Rennweg keltische Sied- und ein Bollwerk am Sihlkanal. Der Abbruch lungsreste gefunden, die sich bis in die Zeit dieser ehemaligen Verteidigungsanlagen kurz vor Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. setzte im frühen 19. Jahrhundert ein. datieren lassen. In römischer Zeit hiess Zürich «Turicum». Es war eine Siedlung mit befestig- Der Zürcher Bahnhof lag 1847 bei seiner Eröff- tem Kastell auf dem Lindenhof, Hafen und nung nicht nur ausserhalb der mittelalterli- Im Quartier gibt es Thermen beim Weinplatz und einer Brücke, chen Stadtmauer, sondern auch ausserhalb die unterhalb der heutigen Rathausbrücke der ehemaligen barocken Schanzen. Eine über die Limmat führte. Im Frühmittelalter direkte Zufahrt von der Stadt zum Bahnhof erweiterte sich dieser Ort durch Siedlungs- existierte lange nicht. 1860 engagierte die 32 Brunnen. Stadt deshalb den 27-jährigen Arnold Bürkli kerne bei der Kirche St. Peter und beim Frau- münsterkloster, im Hochmittelalter durch die als Stadtingenieur, um diese Verbindungen beiden Klöster Augustiner und Oetenbach. herzustellen. 1863 wurden die Bahnhofbrücke errichtet und der Schanzengraben in die Sihl Das Augustinerkloster lag zwischen Augusti- abgeleitet. 1864 begann man den schlecht Durch 21 fliesst Quellwasser. nerhof und Bahnhofstrasse, und zwar auf der durchfluteten und deshalb wohl ziemlich übel- Höhe der heutigen Bank Bär. Die Klosteran- riechenden Fröschengraben vom Bahnhof bis lage grenzte direkt an die neu errichtete Stadt- zum Paradeplatz zuzuschütten und die 4 5 – zunächst Fröschengrabenstrasse genannte «vil volkes» ertrank. Die Brücke ist wiederauf- – elegante Bahnhofstrasse zu errichten. So gebaut worden, und mit einer Prozessionsord- verlegte sich das bisherige Stadtzentrum von nung wurde sichergestellt, dass sich so ein der Gemüsebrücke auf die andere Seite des Unfall nicht mehr wiederholen konnte. Quartiers, an Bahnhofplatz und Bahnhof- Zwischen 1602 und 1605 wurde die Brücke strasse. auf die doppelte Breite erweitert. Trotzdem stürzte sie im 17. Jahrhundert zweimal ein, Das Gebiet um die Urania das eine Mal unter dem Gewicht einer Korn- Da sich damit das bisher ziemlich abgelegene fuhre, das andere Mal während dem Jahr- Zuchthaus nun an bester Lage befand, markt. 1882 wurde sie durch eine Eisenkon- verlegte der Kanton die Anstalt 1901 aus der struktion ersetzt, die 1972 abgebrochen Stadt Zürich nach Regensberg und verkaufte wurde und der wuchtigen Betonbrücke von das Grundstück der Stadt, die dort das städti- Architekt Manuel Pauli und Ingenieur Edy sche Verwaltungszentrum zu errichten ge- Toscano Platz machte. Aus Gründen des dachte. Nach einer Volksabstimmung folgte Hochwasserschutzes wird auch diese Brücke 1903 der Abbruch. Auch der Hügelzug in den nächsten Jahren wieder abgebrochen, zwischen dem Lindenhof und dem Waisen- der Durchfluss hier an der engsten Stelle der haus wurde fast bis auf Limmatniveau abgetra- Limmat vertieft und eine neue Brücke errich- gen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der tet. Sihlkanal aufgefüllt, ein bis dahin gewerblich genutztes Gewässer, das vom Sihlhölzli durch Mit seinen repräsentativen die heutige Uraniastrasse und die Beaten- Ursprungsort der Stadtbesiedelung: der Lindenhof gasse an den Beatenplatz führte, wo es in die Salons zog der Gasthof zum (Bild: BAZ_031455) Limmat einmündete. Die so entstandene Schwert Berühmtheiten wie Uraniastrasse konnte bis an die Limmat verlän- gert und mit der neu errichteten Rudolf-Brun- Goethe, den jungen Mozart Brücke verbunden werden. und Casanova an. Das von Stadtbaumeister Gustav Gull Während der Abschluss der Brücke auf der geplante Verwaltungszentrum sah ein pompö- rechten Limmatseite heute durch das Rathaus ses Stadthaus in der Senke zwischen Linden- und die 1824/25 errichtete Hauptwache gebil- hof und Waisenhaus vor sowie einen Kranz det wird, wird die linke Seite dominiert durch von Annexbauten vom Beatenplatz bis zur das Haus zum Schwert, dessen vorderer Teil Obstmarkt auf der neu erbauten Uraniastrasse, um 1908 (Bild: BAZ_101166, Ernst Linck) Rathausbrücke. 1911 wurde mit dem Bau seit den Jahren 1344/45 auf einem Ständer- begonnen. Vollendet wurden nur das Amts- bau über der Limmat errichtet wurde. An haus II am Bahnhofquai und die Amtshäuser dieser privilegierten Lage ist im 15. Jahrhun- III und IV an der Lindenhofstrasse. Dann dert der Gasthof zum Schwert erbaut und brach der Erste Weltkrieg aus, und der Stadt 1762/63 umfassend umgebaut worden. Mit Zürich fehlte in dessen Folge das Geld, um seinen repräsentativen Salons zählte der Gast- Der alte Stadthausplatz im Kratzquartier die Bauten fortzusetzen. So blieb der Stadt hof gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu den (Bild: BAZ_100807) der Bau des Stadthauses erspart, und die besten Hotels Europas und wurde auch von Schipfe, die dem Projekt ebenfalls zum Opfer so prominenten Personen wie Goethe, dem gefallen wäre, blieb der Nachwelt erhalten. jungen Mozart und Giacomo Casanova aufge- sucht. Heute dient das Gebäude als Das ehemalige Stadtzentrum Geschäftshaus. Die erste und über Jahrhunderte hinweg einzige fahrbare Brücke über die Limmat war Zwischen Rennweg und Münsterhof die 1221 erstmals erwähnte «nidere Brugg», Wenig verändert wurde das Gebiet entlang eine ziemlich schmale Holzkonstruktion. An des Rennwegs und der Augustinergasse, aber Pfingsten 1375 trafen sich zwei Prozessionen Luftaufnahme der Amtshäuser der städtischen auch jenes um die Peterhofstadt und den Verwaltung, um 1947 (Bild: BAZ_021303, Otto Schait) auf der Brücke, und keine wollte zurück. Weinplatz, Wühre, Storchengasse und In Daraufhin brach die Brücke zusammen, und Gassen bis hin zum Münsterhof. Der Grossteil 6 7 der Bausubstanz stammt allerdings aus neue- Der umgestaltete Münsterhof wurde Anfang Das Quartier um 1934 rer Zeit. War diese Gegend noch lange eine 2019 eingeweiht. Es entstand eine grosszü- ruhige Wohngegend, so spürte man seit den gige Flanierzone mit einem sehr auffälligen 1960er-Jahren die Nähe zur Bahnhofstrasse. Brunnen. Da der gesamte Boden des Platzes Die Läden begannen sich immer stärker auf versiegelt worden ist, kann es dort im Luxusprodukte auszurichten, und Wohnraum Sommer sehr heiss werden. Deshalb disku- wurde in Büros umgewandelt oder von den tiert man im Moment darüber, ob nicht auch nahen Banken erworben, welche dort Expats Bäume gepflanzt werden sollten. einquartierten. Im Geviert Rennweg, Widder- und Augustinergasse entstand zwischen 1990 Den östlichen Abschluss des Münsterhofes 935 Fr./m² Land 63 % Reformierte und 1995 durch die Vereinigung von acht bildet heute das Zunfthaus zur Meise, das Der Quadratmeter Land kostete damals Seither ist der Anteil der Reformierten im Wohnhäusern das heutige Hotel Widder. zwischen 1752 und 1757 nach den Plänen des Baumeisters David Morf errichtet wurde. 935 Franken. Zum Vergleich: An der Quartier auf 28 Prozent zurückgegangen. In grösserem Stil bezahlbaren Wohnraum Nicht unwesentlich beeinflusst wurde die Bahnhofstrasse