02|2020

Das Magazin des KRH Klinikums Region Hannover

ALLES HELDEN

Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsalltag des KRH Personals stark verändert. Beschäftigte geben Einblicke. Aus Verantwortung gemeinsam für gute Medizin.

DANKE an alle, die uns zurzeit tatkräftig unterstützen!

Unsere Ärztinnen und Ärzte* Unser P egepersonal Unser Verwaltungspersonal Unsere Lehrkräfte Unsere Azubis Unsere Servicekräfte Unsere Reinigungskräfte Alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter*

*(m/w/d) krh.de #gemeinsamstark » Editorial

Inhalt

04 Kurz notiert

Neues aus den KRH Häusern

06 Neuer Mitarbeiteralltag

Alles Helden

12 Interview zu Covid-19

Dr. med. Matthias Bracht, Geschäftsführer Medizin, Eine große Gefahr für die Atemwege Dipl.-Kffr. Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur, Michael Born, Geschäftsführer Personal (v. l.) » Corona

2020 ist bisher ein außergewöhnlich dramatisches Jahr. Ein Virus hat es innerhalb weniger Wochen geschafft, uns allen unsere Grenzen auf- zuzeigen. Bisher sind wir in Deutschland und auch in der Region 14 Seelische Gesundheit ­Hannover vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen. Das hat auch mit dem schnellen und bedachten Handeln aller Verantwortli- Nichts muss jetzt perfekt sein chen bei uns, in den anderen Kliniken und auch bei den Behörden zu tun. 16 Beschaffungsmanagement In einem beispiellosen Kraftakt haben sich unsere Profis im KRH auf diese besondere Situation und die sichere Versorgung von Corona-­ Lehren aus der Krise Patienten eingestellt. Die Arbeitsabläufe in allen Bereichen unserer Kliniken wurden binnen kurzer Frist komplett neu organisiert, um den 18 Herzinfarkt und Schlaganfall Herausforderungen gerecht werden zu können. Die KRH Kranken­ häuser haben bislang mehr als die Hälfte aller stationären Corona-­ Notfall bleibt Notfall Patienten in der Region versorgt. Auch in echten Krisenzeiten können sich die Menschen in der Region auf ihr kommunales Krankenhaus­ 19 Hilfsbereitschaft unternehmen verlassen. In der aktuellen Ausgabe beschreiben wir, wie sich der Kranken- Freiwillige im Einsatz gegen Corona hausalltag durch Corona verändert hat. Wir stellen Mitarbeiter ver- schiedener Berufsgruppen vor, die an „vorderster Front“ im Corona­ 20 Corona-Diagnostik geschehen aktiv sind. Zudem beschäftigt sich das CURA-Magazin unter anderem mit der Diagnostik bei Verdacht auf das Virus und Ein CT liefert genaue Bilder den Widrigkeiten bei der Beschaffung von Schutzausrüstung. Ein Hinweis zur Gestaltung der Corona-CURA: Aufgrund des Ab- 22 KRH intern standsgebots und der stark eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten in den Krankenhäusern sind die meisten Fotos spontan entstandene Digital normal Momentaufnahmen.­ 23 Der besondere Arzt Wir wünschen eine erkenntnisreiche Lektüre. Ihre KRH-Geschäftsführung Danke, Prof. Dr. Brunkhorst!

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 3 » Kurz notiert

VITALDATENMESSUNG DER ZUKUNFT Mehr Zeit für Pflege dank Digitalisierung

In der Corona-Pandemie haben sie sich Jahres werden sie in allen somatischen reicht nun das digitale Vitaldatenmess- bewährt: Die neuen digitalen Vital­ Kliniken des Klinikums Region Hanno- gerät.“ Durch die unmittelbare Übertra- daten­mess­geräte sind zurzeit schon ver zur Verfügung stehen. gung in die digitale Patientenkurve auf einigen Corona-Stationen innerhalb Die Geräte sind nicht nur Leichtgewich- gäbe es kein lästiges Notieren und des KRH im Einsatz. Im Laufe dieses te, sondern auch wahre Alleskönner – späteres Eintragen am stationären mobil auf Rollen können mit ihnen Rechner mehr – „und dadurch auch Blutdruck, Sauerstoffsättigung und weniger händische Fehler.“ Körpertemperatur gemessen werden. Damit werden die Untersuchungen im Und das Beste: In Zukunft können Daten KRH komplett digital abgebildet und es mit ihrer Hilfe direkt nach der Messung bleibt mehr Zeit für den Kontakt mit per WLAN in die digitale Patientenkurve den Patienten. übertragen werden. Im Klinikum Siloah, Klinikum Robert „Es wird eine riesige Arbeitserleichte- Koch Gehrden und Klinikum Großburg- rung für unsere Pflegefachkräfte“, wedel kann es bald schon mit der betont Hans Röbbecke, Bereichsleiter vollständig digitalisierten Messung und Medizintechnik im KRH. „Wo früher drei Dokumentation der Vitalparameter Geräte von Untersuchung zu Untersu- losgehen, die anderen Häuser folgen chung geschleppt werden mussten, im Anschluss.

KRH KLINIKUM AGNES KARLL PILOTPROJEKT KLINIKUM NORDSTADT Erneut Gütesiegel für „Lernende Station“ Endoprothetikzentrum öffnet im Sommer

Sechs Jahre ist die Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin im Die „Lernende Station“ am KRH Klinikum KRH Klinikum Agnes Karll Laatzen bereits als Endoprothetikzentrum der Nordstadt bietet ab Sommer einen Maximalversorgung zertifiziert – und konnte dieses Gütesiegel jetzt erneut bei praxisorientierten Lernort für die der Überprüfung durch externe Gutachter wiedererlangen. Durch die Zertifi- Aus- und Weiterbildung von Pflege­ zierung wird bestätigt, dass das Team um Chefarzt Prof. Dr. Oliver Rühmann, kräften, Altenpflegern und -pflegerin- den Leitenden Arzt Dr. Thomas Berndt und Sektionsleiter Christoph Bartsch nen sowie Medizinstudierenden. „Sie bei der Versorgung von Patienten mit künstlichen Gelenken die höchsten bietet unter interdisziplinärer Begleitung Qualitätsstandards erfüllt. Hierzu gehören sowohl die Implantation von von Ärzten, Therapeuten und Praxis­ künstlichen Hüft- und Kniegelenken als auch der Wechsel bereits vorhandener anleitern ein neues Modell der Zusam- Prothesen. menarbeit beim Lernen und Lehren“, Um als Zentrum der Maximalversorgung anerkannt zu werden, müssen jährlich sagen Ann-Christin Hartung und Ina mindestens 200 Hüft- und Knie-Endoprothesen implantiert und 50 sogenannte Wieben, wissenschaftliche Referentin- Wechseloperationen (Austausch von Prothesen) vorgenommen werden. Im nen der Pflegedirektion und examinier- Endoprothetikzentrum des KRH Klinikums Agnes Karll Laatzen werden seit te Pflegefachkräfte. „Es war uns wichtig, Jahren bis zu 700 solcher Eingriffe pro Jahr vorgenommen. Neben den entspre- einen Ort zu schaffen, an dem unter chenden OP-Zahlen müssen außerdem weitere strikte Qualitätsindikatoren anderem in Projekten und Vorträgen eingehalten werden: Zum Beispiel wird jede Komplikation dokumentiert, gelernt und geforscht werden kann“, so bewertet und kontrolliert. Pflegedirektor Sascha Rehberg.

4 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 Eisgutscheine für das Personal der Siloah-­ Intensivstationen: Pflegedienstleiter Klaus Reneberg (v. l.), Dietmar Mähler, Bereichs­ leiter Intensiv- und Weaningstation, und Kerstin Boerrigter, Stationsleitung Weaning- zentrum, freuen sich über die private Spende.

Eine Auswahl aus Dutzenden Spenden: Eine Privatperson aus Hildesheim schenkte Pflegekräften im KRH Klinikum Siloah 70 Zehn-Euro-Gutscheine, die in einer Eisdiele in Hannover-Linden einlösbar sind. 100 Freikarten für „system- relevante Mitarbeiter“ im KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge spendete das Neustädter Badeland Balneon. Das Lehrter Restaurant Mediterrano lieferte eine Woche lang täglich 30 bis 40 Pizzen für das Personal im KRH Klinikum SPENDENWELLE FÜR KRH KRANKENHÄUSER . Der Geschäftsführer von Berg-Metallbau in schenkte dem Lehrter Klinikum 150 Kaffeepackungen. Das Pizza, Kekse und KRH Klinikum Laatzen bekam dreimal 150 Portionen frisch gepressten Saft – diese Aktion organisierte eine Privat­ Eisgutscheine fürs Personal person gemeinsam mit dem Leine-Center, einem Saftladen Das Klinikum Region Hannover bedankt sich sehr herzlich und dem Messe-Catering. Die Confiserie Hussel in für eine Vielzahl an Spenden und Geschenken von Privat­ ließ Patienten in der KRH Psychiatrie Wunstorf zu Ostern personen und Firmen in der Corona-Krise. Von Süßigkeiten Schokohasen zukommen. Auch Großunternehmen gehörten und Pizzen über Getränke und Hautpflegemittel bis hin zu zu den Wohltätern: Bahlsen schenkte dem gesamten KRH selbst genähten Alltagsmasken oder Visieren aus dem eine große Menge Keksriegel, Beiersdorf stattete das 3-D-­Drucker reicht das Spektrum der Zuwendungen an die Klinikpersonal mit Nivea-Creme aus, ebenfalls in großer KRH Krankenhäuser in Hannover und dem Umland. Menge , Melitta stellte Schutzmasken zur Verfügung.

KRH KLINIKUM SILOAH Prof. Dr. Jan Jakob Menne leitet Nephrologie

Die Klinik für Nephrologie, Angiologie und Rheumatologie am KRH Klinikum ­Siloah wird seit April von Prof. Dr. med. Jan Jakob Menne geleitet. Der neue Chef­arzt war zuletzt Oberarzt mit Leitungsfunktion in der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der Medizinischen Hochschule Hannover. Menne tritt die Nachfolge von Prof. Reinhard Brunkhorst an, der in den verdienten Ruhe- stand gegangen ist (siehe Porträt Seite 23). „Ich freue mich sehr, dass wir für unsere renommierte und weit über die Grenzen der Region nachgefragte Klinik so schnell einen so geeigneten neuen Chefarzt haben finden können“, erklärt Dr. Matthias Bracht, KRH Geschäftsführer Medizin. Der 52-jährige Menne war Prof. Dr. Jan Jakob Menne, maßgeblich an der Erarbeitung der Nationalen Versorgungsleitlinie zur Behand- Chefarzt Klinik für Nephrologie, lung der diabetischen Nephropathie und an der Erforschung neuer Therapie- Angiologie und Rheumatologie, strategien des therapieresistenten Bluthochdrucks beteiligt. KRH Klinikum Siloah

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 5 » Neuer Mitarbeiteralltag

»Alles Helden

6 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 Seit Ende Februar hat sich in den KRH Krankenhäusern coronabedingt fast alles verändert. Binnen kurzer Zeit wurden Arbeitsabläufe und Stationen komplett neu organisiert und Hygieneregeln verschärft, um Corona-Patienten sicher versorgen zu können. Stellvertretend für alle Beschäftigten stellen wir sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die von ihrem Arbeitsalltag in Pandemiezeiten berichten.

Isabelle Renger Die Vorbereitung auf die befürchtete Welle von Covid-19-Patienten im KRH Klinikum Siloah erlebte Oberärztin Dr. Isabelle Renger als „sehr schnell und sehr gut“. Binnen weniger Tage wurden zwei Stationen für Corona-Patienten leer geräumt, eine weitere wurde vorsorglich reserviert und der Corona-Bereich abgeriegelt. „So eine positive Dynamik habe ich noch nie erlebt.“ Die 38-jährige Lungenfachärztin übernahm die Leitung der Corona-Stationen, in denen die Patienten in Einzelzimmern isoliert behandelt werden können. Natürlich habe es anfangs auch unter Ärzten Unsicherheit gegeben, wie sich die Lage entwickeln würde, aber das Team der Lungenklinik sei gut geschult: „Angst hatten wir nicht.“ Mit der Mehrarbeit könne sie umgehen: „Man muss die Dinge nehmen, wie sie sind, und sich nicht zu sehr aufregen.“ Im täglichen Austausch mit den Intensivstationen, der zentralen Notaufnahme und weiteren Klinik- bereichen habe sich schnell eine „richtig gute professionelle Routine“ im Umgang mit Corona entwickelt. So sei bei manchen Covid-19-Patienten beispielsweise auffällig gewesen, dass „sie trotz schlechter Vitalwerte ihre Luftnot selbst nicht bemerkten“. Umso wichtiger sei in diesen Fällen die fachlich gebotene Beatmungstherapie. Glücklicherweise war die ers- te Infektionswelle begrenzt, Mitte Mai konnte eine der beiden Corona-­ Stationen wieder „normal“ belegt werden.

Michael Pfingsten Auf der nur für Covid-19-Patienten reservierten Intensivtation im KRH Klinikum Agnes Karll Laatzen tragen die Pflegekräfte durch­gehend komplette Schutzausrüstung, die mehrmals täglich gewechselt wird: „Man ist schnell durchgeschwitzt, es ist schon anstrengend“, sagt Michael ­Pfingsten, der 30 Jahre Berufserfahrung mitbringt. Die vielfach auf künst- liche Beatmung angewiesenen Patienten seien sehr krank, der Pflegeauf- wand deutlich höher als bei „normalen“ Intensivpatienten, betont ­Pfingsten. Zum Glück habe es gut geklappt, das Personal mit eigenen Kräften aus anderen Stationen aufzustocken, die zu Corona-Zeiten weniger gefordert seien: „Das ging alles sehr flexibel.“ Die Laatzener Intensiv­station mit neun Behandlungsplätzen hatte über Wochen mehr be­atmungs­pflichtigen Patienten als fast alle KRH Krankenhäuser. Tröstlich seien menschliche Begegnungen am Rande des Arbeitsalltags: „Der Ehemann einer Patien- tin, die seit vier Wochen bei uns liegt, kommt jeden Tag in den Klinik- park, um seiner Frau trotz des Besuchsverbots nahe zu sein. Als es ihr langsam besser ging, konnte sie ihrem Mann vom Fenster aus zuwinken.“

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 7 » Neuer Mitarbeiteralltag

Natascha Bursy Reinigen und desinfizieren im Drei-Schicht-Betrieb und mit voller Schutzausrüstung, also Haube, Schutzbrille, Maske, Kittel und Einweg- handschuhen: Das ist für Natascha Bursy und ihre Kolleginnen seit Be- ginn der Corona-Pandemie der neue Arbeitsalltag. Die alleinerziehende Mutter eines elfjährigen Sohnes arbeitet im Frühdienst von 5.30 bis 13 Uhr in der Zentralen Notaufnahme des KRH Klinikums Robert Koch Gehrden, alle 14 Tage auch am Wochenende. Nach jeder Untersu- chung eines Corona-Verdachtsfalls muss der Behandlungsraum kom- plett gereinigt werden, dies wird Endreinigung genannt. Die Anzahl der Endreinigungen in voller Schutzmontur stieg mit Beginn der Corona-­ Pandemie rapide an, Bursy ist neben der Notaufnahme jetzt auch zu- sätzlich für den CT-Raum verantwortlich, wo die Corona-Patienten radio­logisch untersucht werden: „Es ist deutlich mehr zu tun. Wenn ich Feierabend habe, bin ich kaputt.“ Anfangs hätten einige im Team Angst vor dem Virus gehabt, „auch ich ein bisschen“. Doch nach einigen ­Tagen sei die Arbeit unter Corona-Bedingungen schon fast Routine. Grund zur Panik gebe es nicht, sagt die 47-Jährige, die dank ihres besonnenen ­Charakters Ruhe und Sicherheit ausstrahlt. Sie spürt, wie wichtig der Reinigungsdienst in diesen Zeiten ist: „Wir dürfen nicht fehlen. Ohne uns könnte die Behandlung nicht stattfinden, ungereinigte Räume sind gesperrt.“

Karin Kobusch Dr. Karin Kobusch ist ein Glücksfall in diesen Zeiten. Die erfahrene Anästhesistin, die seit November 2019 Leitende Oberärztin für Kranken­ haushygiene im KRH ist, hat über viele Jahre Intensivstationen in den ehemaligen KRH Häusern Oststadt und Siloah geleitet und kennt den klinischen Alltag bestens. Schon Ende Januar, als noch kaum jemand an den weltweiten Ausbruch der Pandemie glaubte, hatte sie eine Ahnung

» VIER FRAGEN AN UNSERE HELDEN

TRÄUMEN SIE SCHON VON CORONA?

Renger: Nein, das ist mir Gott sei Dank Natürlich nehme ich das Thema wieder machen kann, wie reisen und erspart geblieben. gedanklich mit nach Hause, wie viele die Familie in Köln besuchen. Bursy: Ja, am Anfang der Krise. Mein andere aus dem KRH. Der Austausch Heinisch: Ich schlafe abends mit dem Sohn hatte Angst, seine Mutter zu mit den Kollegen auch abends und an Gedanken an Corona und Kontakt­ verlieren. den Wochenenden mit immer wieder listen ein und wache morgens mit Pfingsten: Ja, leider! Ich kenne das neuen Fragen zu Corona basierend auf ähnlichen Gedanken auf. nicht von mir und finde es ziemlich permanenter Erreichbarkeit ist nach Ebbeler-Bischoff: So weit ist es noch lästig. Eigentlich wache ich morgens wie vor sehr intensiv. nicht. Aber man beschäftigt sich lieber mit positiven Gedanken auf. Horbach: Nein, davon träume ich noch natürlich auch in seiner Freizeit Kobusch: Direkt träumen nicht. nicht. Eher davon, was ich nach Corona weiterhin mit dem Thema.

8 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 HATTEN SIE IN IHREM BERUFSLEBEN SCHON VERGLEICHBAR FORDERNDE ZEITEN WIE GEGENWÄRTIG? Renger: Die Zeit mit der Schweinegrip- ruhigeren Plätzchen im KRH Horbach: Die Zeiten sind in der Pflege pe habe ich auch als sehr anstrengend ­umgesehen. eigentlich immer fordernd. Durch die in Erinnerung. Sie war aber nicht im Kobusch: Diese Pandemie ist schon strengen Hygieneauflagen ist man zum Geringsten mit der aktuellen Situation etwas ganz Besonderes und an Umdenken gezwungen. Das Positive zu vergleichen. Das hier war absolutes Intensität und Vielfalt der begleitenden an der Sache ist, dass es nicht langwei- Neuland! Themen mit nichts zu vergleichen, was lig wird. Bursy: Nein. Zum Glück habe ich keine ich beruflich bisher erlebt habe. Heinisch: So gefordert und gefragt war Kopfschmerzen mehr und das erste Allerdings ist es auch ungeheuer ich in meinem Berufsleben noch nie. Chaos ist vorbei. spannend, was sich da so Tag für Tag Ich hoffe, dass ich das nicht noch mal Pfingsten: Nein, nie! Wenn solche tut … Ich lerne täglich neue Menschen erleben muss. Aber man wächst mit Ausnahmesituationen öfter passieren im Konzern kennen, was nach wie vor den Aufgaben, man wird mit jeder würden, hätte ich mich nach einem Spaß macht. Situation klüger, souveräner.

und initiierte zusammen mit dem KRH Einkauf eine deutliche Aufsto- ckung der ­Bestände von Schutzausrüstung. Am 29. Februar gab es in der Region Hannover dann die erste bestätigte Infektion. Und zu den ersten Beratungen des Krisenstabs der Region im Regionshaus wurde Karin Kobusch als ausgewiesene Expertin an einem Sonntagmorgen um 6.30 Uhr hinzugerufen. Seit Anfang März ist Kobusch praktisch immer im Dienst, auch an Wochenenden: „Ich komme mit fünf bis sechs Stun- den Schlaf aus.“ Aus allen KRH Häusern erreichen die Kranken­haus­ hygienikerin täglich Fragen zu Schutzausrüstung, Hygieneregeln und Strategien im Umgang mit Corona-Patienten. Sie bekommt täglich mehr als 100 E‑Mails, dazu ungezählte Telefonanrufe, und sitzt in den zen­ tralen Arbeitsgruppen. Dennoch bleibt sie auch nach monatelangem Ausnahmezustand konzentriert und berät ruhig und sachlich. „Mir macht es Spaß, Dinge voranzubringen und zu gestalten.“

Meik Horbach Seit März änderte sich der Arbeitsalltag für den Krankenpfleger Meik Horbach coronabedingt fast komplett: neue Kollegen im Team, Patien- ten aus anderen Fachkliniken auf Station, Maskenpflicht für alle Be- schäftigten. Bei den Veränderungen der Arbeitsabläufe ging es zum Beispiel um die räumliche Trennung von Covid-19-Patienten und -Ver- dachtsfällen von anderen Patienten. Der 28-Jährige, der gemeinsam mit einer Kollegin Manager der internistischen Station 16 im KRH Klini- kum Gehrden ist, kam mit dem Umbruch gut zurecht. „Nach einer ers- ten Phase der Anspannung haben wir uns an die neuen Bedingungen gewöhnt, wir halten fest zusammen.“ Anfang Mai war er dann aber plötzlich selbst betroffen. Bei einem Patienten, dem Horbach wenige Minuten nahe war, wurde mit zeitlicher Verzögerung das Virus nach­ gewiesen. Der engagierte Pfleger galt somit als Kontaktperson. Ein Corona-­Test hatte ein negatives Ergebnis, Symptome hatte er auch nicht.

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 9 » Neuer Mitarbeiteralltag

WAS GIBT IHNEN KRAFT, DIE ARBEIT AM LIMIT ZU SCHAFFEN? Renger: Im Krankenhaus arbeitet man Einsatz bringen. Der Gedanke an Dinge besser zu machen und souverä- eigentlich immer irgendwie am Limit, hoffentlich bald wieder bessere Zeiten ner handeln zu können. Die Team­ und wenn es „nur“ bezogen auf die hilft, die Arbeit am Limit zu schaffen. arbeit. Der Gedanke, nicht mit allem personelle Besetzung ist. Wenn man da Kobusch: Die Ziele und die Möglichkeit allein dazustehen und mich mit keine intrinsische Motivation hat, ist es zu gestalten, motivieren mich intrin- anderen Berufsgruppen austauschen schwer. Mir – wie vielen anderen im sisch und geben mir die Kraft, bis an zu können. Gesundheitswesen – ist es wichtig, mein Limit gehen zu können – ebenso Ebbeler-Bischoff:Die reibungslose Menschen zu helfen. Wenn man das die Verwirklichung dieser Ziele, die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen erfüllt sieht, hält man schon einiges Optimierung von Prozessen und die und Kollegen meiner beiden zu aus. Und natürlich gibt mir mein Wertschätzung, die mir an vielen betreuenden Kliniken – KRH Klinikum persönliches Umfeld Kraft. Stellen entgegengebracht wird. Mein Robert Koch Gehrden sowie KRH Klini- Bursy: Ich bin ein Arbeitstier, ich privates Umfeld, der Wechsel von kum Neustadt am Rübenberge –, und schaffe das. An- in Entspannung und regelmäßige zwar von der Reinigungskraft bis zum Pfingsten:Ich arbeite in einem sportliche Aktivitäten sind die Basis für Ärztlichen Direktor, sowie auch mit Weltklasseteam! Der Job hat mir bis das Aufladen der Akkus. meinem gesamten Team im IMK März Freude bereitet und ich war Horbach: Der Zusammenhalt des (Institut für medizinische Mikrobiologie immer gern hier. Das KRH Klinikum Teams auf der Station, der wirklich und Krankenhaushygiene). Darüber Agnes Karll Laatzen ist seit 30 Jahren außergewöhnlich ist, und Gespräche hinaus natürlich mein Mann und meine mein Arbeitsplatz, und ich wurde mit Freunden und Familie. Auch Sport gesamte Familie, die mir den Rücken immer gut behandelt. Darum muss ich hilft beim Abschalten vom Alltag. frei halten, mich auffangen und mich, jetzt etwas zurückgeben und vollen Heinisch: Durch neue Erfahrungen wo sie können, unterstützen.

In enger Abstimmung mit der Gesundheitsbehörde wurde ihm schließ- lich freigestellt, unter strengen Schutzregeln weiterzuarbeiten: „Das war mein Wunsch.“ Corona bestimmt auch das Privatleben des Kranken- pflegers. Seine Freundin, die wegen einer Immunschwächekrankheit zur Risikogruppe zählt, besucht er nur mit Abstand, auch auf persönli- che Kontakte zur Familie verzichtet Horbach vorsorglich.

Nicole Heinisch Als der Krankenschwester Nicole Heinisch im März die neue Aufgabe als Pandemiebeauftragte im KRH Klinikum Nordstadt gemeinsam mit einer Kollegin übertragen wurde, konnte niemand genau wissen, was auf die beiden konkret zukommen würde. Als „Corona-Mädchen für alles“ waren sie die zentralen Ansprechpartnerinnen für das ganze Krankenhaus: „Das Telefon klingelte in den ersten Wochen den ganzen Tag ohne Pause.“ Auch an Wochenenden hatten sie durchgehend Bereit- schaftsdienst. In ständiger Abstimmung mit dem Team der Klinik­ hygiene, mit der Klinikleitung und mit der Gesundheitsbehörde gaben sie zum Beispiel Auskunft zu Quarantäneregeln für Mitarbeiter, die Kontakt zu Corona-Infizierten oder -Verdachtsfällen hatten. Das jewei- lige Risiko wird dabei nach Richtlinien des Robert-Koch-Instituts in drei Kategorien eingeteilt. Nur wer negativ getestet und symptomfrei

10 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 ist, hat unter strengen Auflagen die Möglichkeit, seinen Dienst fortzu- setzen. Die 49-jährige Heinisch, die seit 30 Jahren auf Station und in den vergangenen Jahren in der Pflegedokumentation tätig ist, war als „Detektivin“ gefragt. „Wir ermitteln die Kontaktpersonen, bis zu 50 Personen können da zusammenkommen. Das war manchmal wie im Krimi.“

Rita Ebbeler-Bischoff Vor der Pandemie kümmerte sich Rita Ebbeler-Bischoff, Assistenz- ärztin der Inneren Medizin im KRH Klinikum Robert Koch Gehrden, mit 50 Prozent ihrer Arbeitszeit um die Krankenhaushygiene in den KRH Kliniken in Gehrden und Neustadt am Rübenberge. Seit März ist sie ausschließlich als Hygiene­ärztin an beiden Standorten tätig: „Wir haben zum Glück sehr früh angefangen, uns in allen Bereichen auf den Umgang mit diesem neuen Virus vorzubereiten.“ Der Bedarf an Infor- mationen über Covid-19 war von Anfang an riesengroß. Seitdem wur- den konkrete Verhaltensregeln in Abstimmung mit der KRH Leitung und dem zentralen Kranken­haus­hygiene-­Team mit der Leitung der je- weiligen Klinik umgesetzt – natürlich immer nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts. „Welche Schutzausrüstung muss wer wann und wo zwingend tragen?“ war dabei nur eine von vielen wichtigen Fragen. „Das Feedback war sehr gut, die Kolleginnen und Kollegen aller Berufsgruppen zogen mit.“ Für Ebbeler-Bischoff war Hygiene schon lange ein hoch spannendes Thema, das praktisch jeden Winkel eines Krankenhauses betrifft und die Basis für gute Medizin und Pflege ist. Mit Sicherheit habe diese Pandemie dazu beigetragen, das Bewusst- sein für die Bedeutung der Hygiene in Krankenhäusern deutlich zu stärken, lautet ein positives Zwischenfazit der Hygiene­ärztin. Bernhard Koch

HABEN SIE WÜNSCHE, DIE SIE SICH NACH DER CORONA-KRISE AUF JEDEN FALL ERFÜLLEN MÖCHTEN? Renger: Ja. Besonders schön wäre es, Bedeutung der spür- und sichtbaren Heinisch: Familie und Freunde treffen wenn ich irgendwann meine Hochzeit Haltungsänderung im Rahmen der und sich auch mal wieder in den Arm nachholen könnte. Krise im Kontext der Bedeutung für die nehmen. Urlaub machen, Konzerte und Bursy: Ich freue mich, wenn alles Organisation weiterdenken. Außerdem Biergärten besuchen, falls es für wieder locker wird. würde ich die unterbrochenen Sprach- Letzteres dann nicht schon zu kalt ist. Pfingsten:Nein, ich habe keine kurse gern wiederaufnehmen. Ebbeler-Bischoff: Endlich wieder Wünsche, die an die Corona-Krise Horbach: Da ich schon ein wenig von unbeschwert gemeinsame Zeit mit der gekoppelt sind! Meine Bedürfnisse sind der Welt gesehen habe, bin ich eher Familie und mit Freunden verbringen. die gleichen wie vor der Krise. bescheiden, was das Reisen angeht. Ich Ich möchte wieder Fortbildungen und Kobusch: Mit dem Abstand und der wäre froh, wenn ich wieder meine Kongresse im In- und Ausland besu- möglichen Gelassenheit eine Reise ans Familie und Freunde in Ostwestfalen chen können. Ach ja, und verreisen Meer, und dann mal in Ruhe über die und im Rheinland besuchen könnte. wäre schön. Unbeschwert. Sorglos.

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 11 » Interview

»Covid-19 ist für die Atemwege eine große Gefahr

Der erfahrene Pneumologe und Chefarzt am KRH Klinikum Siloah, Prof. Dr. Thomas Fühner, erklärt, warum dies so ist – und wie Heilung bei Betroffenen trotzdem gelingen kann.

Herr Prof. Dr. Fühner, bitte erläutern Sie Manche Menschen reagieren fast gar nicht uns einmal kurz: Was genau richtet das auf das Virus, andere dagegen kämpfen an neuartige Virus SARS-CoV-2 in der der Beatmungs­maschine um ihr Leben. Lunge an? Warum ist das so? SARS-CoV-2 kann bis zu akutem Lungen­ Das haben wir bisher nicht genau verstanden. versagen führen. Häufiger sind jedoch milde Mehr als zwei Drittel der Patienten mit schweren Verläufe. Allerdings scheint mit dem Alter, bei Krankheitsverläufen sind männlich. In einer ak- Männern und bei Vorerkrankungen das Risiko tuellen Studie aus den Niederlanden steht die hö- für einen schweren Krankheitsverlauf zu ­steigen. here Konzentration eines bestimmten Enzyms im Im Krankenhaus haben wir Patientinnen und Blut der Männer im Fokus. Dieses Enzym er- ­Patienten ab ­einer Virus­pneumonie (Anmerkung möglicht dem Virus, gesunde Zellen zu infizie- der Redaktion: virus­be­dingte Lungenentzün- ren. Junge und gesunde Menschen haben mögli- dung) mit sichtbaren Symptomen.­ cherweise ein leistungsfähigeres Immunsystem

12 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 und sind deswegen weniger betroffen – das ist aber Speku- die Lunge nur sehr langsam zu erholen. Wer ein schwe- lation. Wir hatten aber auch relativ junge Patienten wie den res Lungenversagen erfahren hat, sollte sich von einem 53-jährigen Stefan Bierwirth, der inzwischen genesen ist, Lungenfacharzt kontrollieren lassen. Ob die Folgen der allerdings kaum die benannten Risikofaktoren trägt. wirklich langfristig sind, werden wir abwarten müssen. Er ist sportlich und litt unter keinen Vorerkrankungen. Also auch dies ist möglich. Die Zahl der Beatmungsplätze konnte auch an den Kliniken des KRH erhöht werden, doch ihre Worin unterscheidet sich eine „normale“ Bedienung ist hochkomplex. Was passiert dort? Lungenentzündung von jener, wie sie Ihnen bei Intensivmedizin ist sehr komplex. Hier arbeiten mehrere Covid-19 begegnet? hoch spezialisierte Berufsgruppen zusammen unter Ein- Unter der „normalen“ Lungenentzündung verstehen wir satz modernster technischer Möglichkeiten. Bei ­Covid-19 meistens eine bakterielle Lungenentzündung. Virus­ kommt ein Infektionsrisiko für die Teams hinzu. Das ist pneumonien sind seltener, und sie führen auch bei ande- für uns in Grenzen nicht ungewöhnlich. Doch das häufige ren Viren häufig zu schweren Erkrankungen. Bei Tragen und Wechseln der Schutzkleidung ist auch eine ­Covid-19 sind in der Regel beide Lungenflügel betroffen, physische Belastung. Auf den Intensivstationen werden bei bakteriellen Lungenentzündungen trifft es häufig nur die Patienten häufig in ein künstliches Koma gelegt und einen Flügel oder ein Lungensegment. Ein Haupt­ über mehrere Tage bis hin zu Wochen beatmet. Wenn die problem ist, dass wir gegen Viren wenige Medikamente Lungen besonders kritisch sind, müssen die Patienten zur Verfügung haben. Den jungen Mann, der sich inzwi- zum Teil für einige Stunden auf den Bauch gedreht wer- schen wieder erholt hat, mussten wir zwischenzeitlich den. Hier ist dann der Gasaustausch in dem schwer ge- auf einer Intensivstation betreuen. schädigten Organ eine Zeit lang günstiger. In dieser Zeit müssen wir sehr darauf achten, dass keine weiteren Kom- Zum Glück können immer mehr Menschen nach plikationen auftreten. Wir bestimmen zudem unter ande- ihrer Genesung aus dem Krankenhaus entlassen rem mehrfach am Tag verschiedene Blutwerte. werden. Haben sie wirklich alles überstanden? Beatmung an sich funktioniert zudem nicht wie das na- Es können Spätfolgen auftreten. Wir haben aber noch türliche Atmen. Bei der natürlichen Atmung erzeugen wir keine Übersicht. Aber bei einigen Patienten scheint sich im Brustkorb durch Anspannen der Atemmuskulatur ei- nen Unterdruck. Die Luft strömt dann passiv ein. Die Be- atmungsmaschine aber presst mit zum Teil hohem Druck Luft in die Lungen. Das kann schädlich sein. Je länger und je massiver das Lungenversagen ist, desto größer ist das Risiko. Wenn die Beatmungsbedingungen zu ange- spannt sind, setzen wir in seltenen Fällen vorübergehend eine künstliche Lunge ein, bei der das Blut direkt mit Sauer­stoff angereichert wird.

Wer ­Covid-19 überstanden hat, hat es hinter sich? Wahrscheinlich ja. Ob sich das Virus irgendwann so sehr verändert, dass eine erneute Infektion möglich ist, wissen wir im Moment allerdings nicht. Rebekka Neander

Prof. Thomas Fühner (l.) mit dem genesenen Patienten Stefan Bierwirth­ bei einer Video-Patientenakademie zur Corona-Behandlung auf der Terrasse

des KRH Klinikums Siloah. Video zum Link

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 13 » Seelische Gesundheit Seelische Gesundheit

Wechsel des Blickwinkels: Verängstigte sollten Atem- schutzmasken nicht als Symbol der Gefahr, sondern besser als Zeichen der Sicher- heit und Solidarität sehen.

»Nichts muss jetzt perfekt sein

Isolation, Verunsicherung, Bedrohung – die Corona-Pandemie ist eine große Belastung auch für die seelische Gesundheit. Ein Patentrezept dagegen ist nicht in Sicht – und doch gibt es Grund zur Hoffnung.

14 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 ine Pandemie ist für alle hart. kung der Atemluft zählten auch sie Wer keine Familie um sich hat zu „den Symbolen, den Ritualen, die E oder haben darf, seine Freun- sich Menschen schaffen, um sich Si- de nicht treffen kann, für den wird cherheit zu geben“. Bei ihrem An- Trost in solcher Zeit zur Mangelwa- blick auf der Straße erinnerten sich re. Und damit befällt das Coronavi- die Passanten nicht nur stetig an die rus einen empfindlichen Nerv. „Sozi- neuen Regeln zur Eindämmung der ale Unterstützung ist einer der Pandemie. Die Masken zeigten auch, Hauptfaktoren für seelische Gesund- „dass diese Bedrohung uns alle heit“, sagt Prof. Dr. Iris ­Tatjana ­gemeinsam betrifft. Das stärkt – zu- Prof. Dr. Iris Tatjana Graef-­Calliess, Graef-Calliess. Die Ärztliche Direk- mindest bei den allermeisten Ärztliche Direktorin und Chef­ torin der KRH Psychiatrie Wunstorf, ­Me n s c h e n – a u c h d a s Gemeinschafts­ ärztin der Klinik für Allgemein­ hält sich nicht mit Schönfärberei auf: gefühl und die Solidarität.“ psychiatrie und Psycho­therapie, „Daran ist in Zeiten einer Kon- Dabei hat Arnd Hill als Geronto­ KRH Psychiatrie Wunstorf taktsperre nichts zu ­ändern.“ psychiater besonders die älteren Ihr Kollege Dr. Arnd Hill, Chef­ Menschen im Blick. „Die Öffentlich- arzt der Klinik für Geronto­ keit diskutiert inzwischen viel darü- psychiatrie und Psychotherapie in ber, was Leben wert ist und dass wir Wunstorf, weist auf besorgniserre- auch und gerade die alten Menschen gende Faktoren auch für die Arbeit schützen sollen. Jedoch gibt es im im Klinikum hin: „Wir legen in un- Diskurs diesbezüglich auch kritische serer Arbeit großen Wert darauf, die Stimmen.“ Auch Iris Tatjana Angehörigen und das direkte Umfeld Graef-Calliess sorgt sich angesichts in die Therapie miteinzubinden. All der zunehmenden Spaltung der Ge- das fällt in Zeiten eines Besuchsver- sellschaft. „Nicht alle erleben eine Dr. Arnd Hill, Chefarzt, Klinik für botes sehr viel schwerer, wird manch- Pandemie gleich“, mahnt sie. „Wer Gerontopsychiatrie und Psycho- mal sogar unmöglich.“ Ohnehin län- einen Garten hat, erträgt die Kon- therapie, KRH Psychiatrie gere Behandlungszeiten als in rein taktsperre natürlich gelassener als Wunstorf somatischen Kliniken weiteten sich jemand, der sich in einer kleinen durch Abstands- und Hygienevor- Wohnung zudem noch um seinen Job schriften zusätzlich aus. Sorgen machen muss.“ Sie wirbt des- Alles in allem keine erfreuliche halb um Verständnis für die vielleicht Die Angst, die Covid-19 in uns allen ­Situation. Und doch sehen beide andere Lage des Nächsten und lobt auslöse, sei nicht in fünf Minuten ab- ­Mediziner einen Silberstreif am zugleich die spürbar gesteigerte Be- zulegen. Darin sind sich beide einig. ­Horizont. Denn schon allein in der reitschaft in der Not, bislang Unmög- Doch der Blick weg von der Erwar- Erkenntnis, dass Angst und Verunsi- liches umzusetzen. tung, die vielleicht andere an einen cherung in einer solchen ­Phase voll- Dabei denkt Graef-Calliess nicht richteten, hin zu den kleinen Dingen, kommen natürlich sind, liege bereits vordringlich an die allseits herauf­ „dies kann ein Ansatz sein für späte- eine gewisse Erleichterung. „Wir beschworene Digitalisierung. „Die re Tage“, sagt die Ärztliche Direkto- ­dürfen Angst haben“, sagt Graef-­ virtuelle Begegnung wird nie den rin. „Wir haben in der Krise auch im Calliess. Denn die Bedrohung durch persönlichen Kontakt ersetzen kön- Klinikum Menschen aus vielleicht das neue Virus „ist nicht sichtbar nen“, betont die erfahrene Fach­ärztin. zuvor fremden Bereichen in ihrer Ar- und es hat keine zeitliche Vielmehr seien Denkprozesse ganz beit ganz neu schätzen gelernt“, sagt ­Perspektive“. grundsätzlich auf einmal schneller. Hill. Ein Ansatz, der jedem Men- Schon kleine Dinge können jedoch „Wir sind hier im Klinikum bei allen schen in vermeintlich isolierenden Halt geben. „Nehmen Sie die All- Sicherheitsabständen inhaltlich viel Zeiten eine ganz neue Solidarität tagsmasken“, sagt Hill. Neben den stärker zusammengerückt“, ergänzt schenke. physikalischen Effekten zur Ablen- Arnd Hill. Rebekka Neander

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 15 » Beschaffungsmanagement »Lehren aus der Krise

Desinfektionsmittel, Masken, Anzüge – wie kann sich ein Krankenhausverbund wappnen, wenn weltweit plötzlich alle die gleichen Dinge brauchen? Die Lösung ist eine Mischung aus Geschick, Glück und dem Blick in die Vergangenheit.

In der KRH Zentralapotheke werden in Corona-Zeiten Desinfektionsmittel selbst hergestellt.

16 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 ot macht erfinderisch. delte sich im Laufe der Zeit natürlich Flaschen für die Ständer nicht mehr Dr. Thomas Vorwerk und und ging in Wellen.“ Unvermutete Lö- zu bekommen“, berichtet der Chef­ N Claus Burdach können über sungen taten sich auf, sagt Burdach. apotheker. Zug um Zug stellten Apo- diesen Sinnspruch wahrscheinlich „Kleine innovative Firmen produzier- theke und Kliniken um. „Heute fül- ganz eigene Lieder singen, wenn sie ten im 3-D-­Druck Schutzartikel für len wir aus 1000-­Liter-­Gebinden, die auf die zurückliegenden Monate bli- uns.“ Zugleich jedoch landeten auch wir mit unserer Produktion füllen, cken. Denn ohne die in ihren Berei- weniger seriöse Angebote mit „Hor- jeweils Fünf-Liter-Kanister zentral chen gänzlich neu gefundenen Abläu- rorpreisen“ im Posteingang – teilwei- ab, aus denen dann auf Station die fe, Ideen und Konzepte wären die se bis zu 20-fach höher als sonst am kleinen Spender nachgefüllt werden.“ Menschen in den Kliniken des KRH Markt üblich. Pro Woche sind dies KRH-weit meh- der Pandemie wohl schutzlos ausge- Auch für die von Dr. Thomas Vor- rere Tausend Liter. liefert gewesen. werk geleitete Zentralapotheke des Zeitgleich ging Burdachs Team „Bereits Ende Januar hatten wir KRH geriet die Pandemie zur He­ ­angesichts der zunehmend unseriösen ein mögliches Risiko identifiziert“, rausforderung. Denn auch Desinfek- Angebote dazu über, vor Bestellun- blickt Burdach zurück, „auch wenn tionsmittel – sowohl für Hände als gen zunächst Proben zu ziehen und wir damals nicht wussten, was wirk- auch für die Fläche – waren binnen gemeinsam mit der Arbeits­sicherheit lich auf uns zukommt.“ Claus weniger Tage weltweit Mangelware. und der Hygiene zu prüfen. Burdach leitet im KRH das Beschaf- „Die Bundesregierung setzte per All- Dass es in den Kliniken des KRH fungsmanagement. Sein Bereich gemeinverfügung Anfang Februar letztlich zu keinen fatalen Engpässen stellt sicher, dass jederzeit alle Ver- eine EU-Verordnung außer Kraft und gekommen ist, führt Burdach auch brauchs- und Investitionsgüter an ih- erteilte uns damit die Erlaubnis, zu- auf die bereits vor der Pandemie auf- rem Platz sind. Als die Nachrichten mindest Desinfektionsmittel für die gebaute Lagerkooperation des KRH im Januar immer mehr darauf hin- Hände selbst herzustellen.“ Das KRH mit anderen größeren Krankenhaus- deuteten, dass Covid-19 nicht allein konnte sich dank noch verfügbarer trägern in der Region zurück. „Auch für China zum Problem wird, läute- Gerätschaften schnell selbst helfen. mithilfe der Region Hannover waren ten in Hannover die Alarmglocken. „Wir hatten sowohl noch die Anlage wir bei den Bestellungen großer Denn die Lieferlage, so Burdach, als auch die dafür notwendigen Mengen im intensiven Austausch.“ veränderte sich dramatisch. Selbst Räumlichkeiten, um es selbst herzu- Der Chefapotheker hält rück­ Standardmaterialien waren auf ein- stellen“, sagt Vorwerk. blickend fest: „Niemand kann per- mal nicht mehr wie gewohnt erhält- Die immer wieder nötige Suche manent sein Lager für die Spitzen lich. „Wir suchten alternative Liefe- nach neuen Lieferanten der Basis­ einer Pandemie füllen.“ Dennoch, so ranten, aber bei denen war es noch stoffe geriet allerdings schnell ebenso auch Thomas Vorwerk, „sollten wir viel enger.“ Zeitgleich stiegen die zur Detektivarbeit wie die Beschaf- unser Kapital vermehrt in Lager­ Angebotspreise „auf das Acht- bis fung vermeintlich simpler Gegen- bestände investieren.“ Zehnfache“. In einer übergeordneten stände. „Irgendwann waren auch die Rebekka Neander Taskforce mit Geschäftsführung, den Klinikdirektorien und Verantwortli- chen aus allen Bereichen „haben wir alle Belange zusammengetragen: von der Materialbeschaffung bis zur Krankenversorgung“. Im Beschaffungsmanagement ging es in täglichen Runden stets um die- selben Fragen: „Wer sucht welche Ma- terialien? Gibt es alternative Produk- te?“ Am Anfang war alles knapp: Masken, Anzüge, Schürzen, Brillen, Qualitätskontrolle: Dr. Bernd Plenz (Team Arbeitssicherheit) und Michael Tupfer und Handschuhe. „Das wan- Bode (Team Einkauf, v. l.) überprüfen Atemschutzmasken.

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 17 » Herzinfarkt und Schlaganfall

»Notfall bleibt Notfall Das Besuchsverbot und der Ausnahmebetrieb in den Krankenhäusern schreckten in den vergangenen Wochen viele potenzielle Patienten vom Aufsuchen der Notaufnahmen ab. Bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen kann dies für Betroffene gefährliche Folgen haben.

ie ersten vier Stunden sind haben“, resümiert Prof. Dr. Andreas entscheidend. Neurologen, Franke. Ähnlich ist es bei den Neuro- D die Spezialisten für Nerven, logen. „Lähmungen oder Taubheits- haben den Satz „Zeit ist Hirn“ ge- gefühle an Armen und Beinen ver- prägt. Die Kardiologen, die Herzspe- schwinden nicht wieder, die zialisten, sagen: „Zeit ist Muskel.“ Beeinträchtigungen bleiben“, fasst Gemeint ist der Herzmuskel. Sowohl Prof. Dr. Katharina Hein zusammen. beim Herzinfarkt als auch beim Beide sind der Überzeugung: Das Schlaganfall wird ein Blutgefäß ver- Risiko, sich bei einem Krankenhaus- stopft. Herzgewebe oder Teile des aufenthalt mit dem Coronavirus zu Prof. Dr. Katharina Hein, Gehirns werden nicht ausreichend infizieren, steht in keinem Verhältnis Chefärztin der Klinik für mit Blut und damit mit Sauerstoff zu dem Wagnis, bei einem Schlagan- Neurologie am KRH Klinikum versorgt und sterben unwiederbring- fall oder Herzinfarkt zu hoffen, dass Agnes Karll Laatzen lich ab. Verhindert werden kann bei- die Symptome von selbst verschwin- des nur durch eine möglichst schnelle den. Daher raten die Spezialisten, im Untersuchung und eine unmittelbar Ernstfall den Rettungsdienst zu eingeleitete Therapie. Die Verstop- alarmieren. „Die Rettungskräfte kön- fung muss mit Medikamenten oder nen die Symptome sehr gut einschät- mittels Katheter beseitigt werden. zen und eine erste Diagnostik veran- Die Kardiologen im KRH Klini- lassen“, erklärt Franke. „Das bedeutet, kum Region Hannover sehen bereits dass die Patienten mit Verdacht auf die Folgen, wenn Menschen zu spät einen Schlaganfall oder Herzinfarkt in die Behandlung kommen. „Die direkt in die spezielle Stroke oder Pumpfunktion ist häufiger schon ein- Chest Pain Unit gebracht werden kön- Prof. Dr. Andreas Franke, geschränkt oder es liegen Rhythmus­ nen und die Therapie schnellstmög- Chefarzt der Klinik für Kardiologie, störungen vor, die wir in der Form lich beginnt“, ergänzt Hein. Rhythmologie und internistische schon seit Jahren nicht mehr gesehen Steffen Ellerhoff Intensivmedizin

CHEST PAIN UNIT Mehr Informationen Spezialisierte Diagnostik- und Therapieeinheit zur Versorgung von Patienten mit akuten finden Sie im Video der ­Brustschmerzen an den KRH Standorten: Siloah, Nordstadt, Gehrden, Neustadt, Laatzen, KRH Patientenakademie ­Großburgwedel, Lehrte. unter: STROKE UNIT Spezialisierte Diagnostik- und Therapieeinheit zur schnellen Versorgung von Patienten mit Verdacht auf einen Schlaganfall – Stroke Units gibt es an den KRH Standorten Nordstadt und Laatzen. Teleneurologische Stroke Units gibt es in Gehrden, Neustadt und in Großburgwedel.

18 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 » Hilfsbereitschaft

Freuen sich über rund 350 Helfer: Dirk Amelung (r.) und Thomas Rieger vom KRH MobilTeam.

Ehrenamtliche Helfer im KRH Klinikum Großburgwedel: Lydia Voogd, Studentin der Molekularen Rettungs­sanitäterin Julia Hildebrand und Louis Wenzel. Medizin, war im KRH Klinikum Neustadt Er hatte ein Freiwilliges Soziales Jahr im Klinikum gemacht. am Rübenberge im Einsatz.

»Freiwillig im Einsatz gegen Corona

Das KRH bittet um Unterstützung – und Hunderte Helfer melden sich

ebruar 2020: Die erste Pandemiewelle erreicht die Region Hannover, und die Krankenhäuser be- reiten sich intensiv vor. Situationen, wie sie in Norditalien stattgefunden haben, sollen unbedingt F verhindert werden. Das Klinikum Region Hannover rechnet mit einem erhöhten Bedarf an Ar- beitskräften und versendet einen Appell an ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und es kom- men Hunderte positive Antworten. Mit rund 350 freiwilligen Helfern schließt das KRH MobilTeam Ver- träge ab, um im Akutfall die Häuser des KRH unterstützen zu können. Lydia Voogd ist eine der freiwilligen Helferinnen. Die 26-Jährige aus Otternhagen studiert derzeit in Göttingen Molekulare Medizin und hat vorher im KRH als Gesundheits- und Krankenpflegerin gearbei- tet. Im April war sie im Klinikum Neustadt am Rübenberge im Einsatz. „Für mich hat das super gepasst, weil zum einen meine Vorlesungen nicht stattfanden, zum anderen aber auch, weil ich den Pflegeberuf wirklich immer toll fand und es auch vermisst habe, direkt mit Patientinnen und Patienten zu arbeiten“, betont Voogd. Nikolas Gerdau

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 19 »Corona-Diagnostik Interview Prof. Fühner

»Wissen, wenn wir sehen

Dass auch den Kliniken des KRH Notstände wie in Italien oder Spanien erspart geblieben sind, hat eine Menge mit gezielter Diagnostik zu tun. Covid-19 hat dabei viele Abläufe auf den Kopf gestellt.

in Kratzen im Hals. Ein trockener Husten. KRH Instituts Abläufe und Gerätschaften auf Oder einfach unfassbar müde? Die ersten SARS-CoV-2 um. „Wir konnten auch von den lang E Symptome, mit denen sich Sars-CoV-2 im gewachsenen Kooperationen, unter anderem mit menschlichen Körper bemerkbar macht, können der Leibniz-Universität Hannover und der KRH-­ nichts sein – oder alles. Die Fragen aller Fragen eigenen Laborgesellschaft, profitieren, um mög- beantwortet unter anderem der sogenannte PCR- lichst große Laborkapazitäten zu schaffen.“ Test. PCR steht für „Polymerase Chain Reaction“: Für die Kontrolle des Krankheitsverlaufs werte- Mit einem Abstrich aus der oberen Mund-­Nasen-­ ten die Experten im Institut Blutproben auf Anti- Höhle kann das Erbgut des Virus aufgenommen körper des Virus aus. Sowohl die Tests zur Aus- und im Labor vervielfältigt und damit nachgewie- wertung der Abstriche als auch der Nachweis der sen werden. „Sobald wir die Sequenzen dieses Antikörper war laut Mai ein fortlaufender Prozess, ­Virus über das Robert-Koch-Institut bekommen in dem die Nachweise hochspezifisch weiter­ hatten, konnten wir unsere Analysegeräte darauf entwickelt wurden. Die für Covid-19 hochgefahre- einstellen“, sagt Dr. Uwe Mai, Leiter des zentralen nen Kapazitäten federte das Team ab, „weil wir KRH Instituts für Medizinische Mikrobiologie durch den Verzicht auf elektive (nicht dringliche, und Krankenhaushygiene. Anm. d. Red.) Eingriffe in der Grundlast weniger Der Startschuss für sein Team fiel allerdings Einsendungen hatten“, erläutert der Instituts­ schon bedeutend früher. „Ende Januar haben wir direktor. „Wir haben unser Personal auf die Dring- bereits unseren internen Pandemieplan hochgefah- lichkeit der Pandemie umgestellt.“ ren“, berichtet Uwe Mai. Nach den Erfahrungen Für den Krankheitsverlauf und dessen Pro­­- mit bisherigen SARS-Viren oder auch den Ehec- g­nose rückte im Laufe der Pandemie auch die oder Schweinegrippe-Infektionen war den Exper- Radio­logie mit ihren bildgebenden Verfahren in ten mit Blick auf China klar: „Da kommt etwas.“ den Mittelpunkt der Diagnostik. Im Gegensatz zu Die vorsichtige, aber schnelle Umsetzung auch mit den bislang bekannten, meist bakteriellen Lun- der Geschäftsführung war gut, so Mai. Letztlich genentzündungen reicht bei Covid-19 keine nor- kam nichts, „was uns überrascht hätte“. male Röntgenaufnahme. „Wir haben sehr schnell Um möglichst schnell möglichst viele der einge- gelernt, dass wir hier gleich mithilfe einer Com- henden Abstriche analysieren zu können, richteten putertomografie, also eines CT, schon die nicht nur die insgesamt 20 Fachkräfte des am ­kleinsten Veränderungen in der Lunge aufspüren KRH Klinikum Nordstadt angesiedelten zentralen müssen“, berichtet Dr. Götz Voshage. Der Chef­

20 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 arzt im Institut für diagnostische und inter­ ventionelle Radiologie am KRH Klinikum ­Robert Koch Gehrden ist zugleich Sprecher der KRH Fachgruppe Radiologie. „Bei einer Lungenentzündung, die durch Vi- ren verursacht wird, sehen wir andere Bilder als bei einer bakteriellen Pneumonie“, erläutert der Facharzt. Und: „Das CT liefert viel genauere Bil- der, sodass wir schon sehr frühzeitig feinste Ver- änderungen sehen können.“ Dies sei gerade bei einer Infektion, gegen die es bislang keine Medi- CT-Befund bei Covid-19: Die entzündlichen Veränderungen kamente zur Linderung gibt, immens wichtig. sind im Röntgenbild einer Computertomografie als weiße Typisch für die durch SARS-CoV-2 verursachte Schlieren und als dichter weißer Saum zu erkennen. Lungenentzündung seien sogenannte Milch­glas­ eintrübungen vor allem an den Randbereichen der Lunge. Zudem seien stets beide Lungenflügel betroffen. „Mit dem CT können wir frühestmöglich et- was aussagen über den Krankheitsverlauf“, sagt Götz Voshage. „Und in Kombination mit einer Reihe anderer Ergebnisse verschiedener Unter- suchungen auch etwas zur Prognose.“ Zudem habe sich der Umstieg auf die CT-Untersuchung an einer unvermuteten Stelle als überaus hilf- reich erwiesen. „Die Fälle, in denen ein Patient mit Verdacht auf eine Lungenembolie einem CT Dr. Götz Voshage, Chefarzt Dr. Uwe Mai, Direktor unterzogen wurde und sich dabei eine Covid-19-­ des Instituts für diagnostische­ KRH Institut für Erkrankung offenbarte, waren nicht so selten“, und interventionelle Medizinische­ Mikrobiologie so der Radio­loge. Radiologie,­ KRH Klinikum und Krankenhaushygiene Rebekka Neander Robert Koch Gehrden

KRH Cura | Ausgabe 02|2020 21 » Blindtext

Impressum

KRH Cura Das Magazin des KRH Klinikums Region Hannover

Herausgeberin KRH Klinikum Region Hannover GmbH Stadionbrücke 6, 30459 Hannover Telefon: (0511) 906 6500, Fax: (0511) 906 6519 Internet: www.krh.de, E-Mail: [email protected] Konzeption & Realisation © Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG August-Madsack-Straße 1, 30559 Hannover www.madsack-agentur.de Virtuelle Patientenakademie zum Thema „Gelenkschmerz und die Wartezeit Auflage auf eine Behandlung“ auf Youtube und Facebook: Chefarzt PD Dr. Marc Schult, 165.000 Exemplare Projektleitung Moderator Steffen Ellerhoff, Pain Nurse Claudia Schröder, Physiotherapeut Steffen Ellerhoff, Annika Kamißek Jannis Klava und Chefarzt Dr. Achim Elsen (v. l.). Redaktionsleitung Bernhard Koch, Annika Kamißek Layout & Satz Nadine Blasche Autoren dieser Ausgabe Bernhard Koch, Steffen Ellerhoff, Nikolas Gerdau, Rebekka Neander, Lennart Dreyer Fotos & Grafik » Digital normal Stefan Gallwitz, iStock (feellife, Chinnapong, Algefoto), Maren Kolf, Martin Bühler, Steffen Ellerhoff, Bernhard Koch. Fast alle Fotos zeigen orona made me do it. Ein Corona war hier ein Katalysator. Personen, Örtlichkeiten sowie Motive des KRH Klinikums Region Hannover. Ein besonderer Satz, der viele Menschen in Formate wie die Montagsvisite am Dank gilt den KRH Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen, die sich hierfür zur Verfügung gestellt haben. dieser Zeit prägt. Es werden KRH Klinikum Siloah oder Infoaben- C Bildbearbeitung Apps heruntergeladen, Webcams auf- de für Geburtshilfe am KRH Klini- Siegfried Borgaes Druck gebaut und Internetleitungen im kum Robert Koch Gehrden mussten Frank Druck GmbH & Co. KG, Dauer­modus genutzt. Was privat abgesagt werden. Dann kam die Idee, Industriestraße 20, 24211 Preetz Anzeigen funktioniert, um die Liebsten zu se- diese als Livestream in die Wohn­ KRH Klinikum Region Hannover GmbH, Steffen Ellerhoff, Telefon: (0511) 906 6500, hen, das funktioniert auch im Kran- zimmer der Interessierten zu bringen. E-Mail: [email protected], gültige Anzeigenpreisliste 2016 kenhaus. KRH. Digital normal. Über Youtube und Face­book können Bezug KRH Cura erscheint vierteljährlich. Erhältlich ist Es ist für viele der Griff zum Smart- Sie live dabei sein, Fragen stellen und die jeweils aktuelle Ausgabe als Beilage der phone oder zur Webcam, um Social auf dem neuesten Stand bleiben. Dazu Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse und in den Krankenhäusern des Distancing zu betreiben und die Lie- verstärkte sich die Nutzung des Siilo-­ KRH Klinikums Region Hannover. Direkt­versand oder Lieferung einzelner Ausgaben durch den ben am anderen Ende der Leitung zu Messengers, einer Art Whatsapp fürs Verlag ist leider nicht möglich. Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion des sehen, sich gegenseitig etwas zu zei- Krankenhaus, nur mit Datensicherheit Inhalts ganz oder teilweise nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin gen oder die Mimik wahrzunehmen. nach europäischer Norm und der Be- und gegen Honorar. Für unverlangt eingesandte Ärztinnen und Ärzte in den KRH schränkung auf den Medizinsektor. Manuskripte oder sonstiges Material übernimmt die Redaktion keine Haftung. Eine Rücksen- ­Kliniken schicken ihre Test­ergebnisse Krankenhausärzte können mit dieser dung ist nicht möglich. der Visite direkt per WLAN an die App über eine riesige Datenbank mit Redaktionsschluss dieser Ausgabe war der 5. Juli 2020. digitale Patienten­kurve. Pflegekräfte niedergelassenen Ärzten in Kontakt Gender-Erklärung messen Blutdruck, Sauer­stoff­sättigung kommen, schnell und sicher. Die Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Magazin teilweise die Sprachform des und Temperatur mittels eines roll­ Kommunikation der Zukunft – schon generischen Maskulinums angewandt. Es wird baren Geräts – und per Knopfdruck heute. Lennart Dreyer an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen sind die Werte gespeichert (siehe Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll. ­Seite 4). Influencer zeigen über Insta­ gram ihren Arbeitsalltag, Werbung wird über Face­book ziel­gruppen­ gerecht an die Nutzer gebracht. Der Arbeitsalltag im KRH ist digital. Video zum Link

22 KRH Cura | Ausgabe 02|2020 » Der besondere Arzt

» Danke, Prof. Dr. Brunkhorst! Ein leidenschaftlicher Mediziner, engagierter Manager, Wissenschaftler, Fachautor, hoch kompetent, gestaltungsfreudig, mit viel Empathie für seine Patientinnen und Patienten: Nierenspezialist Prof. Dr. Reinhard Brunkhorst ist seit April im Ruhestand.

s fällt mir schon ein bisschen schwer, auf das seiner wissenschaftlichen Arbeit auf zahlreiche ver- Krankenhaus zu verzichten“, sagt der 67-jäh- öffentlichte Publikationen zurückblicken, er ist E rige Brunkhorst, der 21 Jahre im Klinikum Heraus­geber von Fachbüchern und setzt sich außer- Region Hannover in vielfachen Führungspositionen dem kritisch mit der Medizin auseinander. tätig war. Er bleibt zumindest halbtags Leitender Wie kann ein einzelner Mensch so viele Aufgaben Arzt des KfH-Nierenzentrums am Pelikanplatz in gleichzeitig schaffen? „Ich hatte das große Glück, im- Hannover-List und übt dort weiterhin seinen gelieb- mer die richtigen Leute um mich zu haben, die mich ten Beruf aus. hervorragend unterstützten und mir den Rücken frei Brunkhorst, gebürtiger Hannoveraner, wechselte hielten. Dafür bin ich sehr dankbar.“ im April 1999 nach 20 Jahren an der Medizinischen Zu den größten Herausforderungen seines Berufs­ Hochschule Hannover, wo er zuletzt Leitender weges zählt die Ehec-Epidemie 2011, als ein tücki- Oberarzt in der nephrologischen Klinik war. Er sches Darmbakterium fast 4000 Deutsche infizierte wurde Chefarzt für Nierenheilkunde, Angiologie und 53 Todesopfer forderte. Der Erreger schädigte und allgemeine Innere Medizin im damaligen Ost- vor allem die Niere. Brunkhorst war als Präsident stadtkrankenhaus. der Fachgesellschaft für Nierenerkrankungen ge- Zeitgleich begann seine leitende Tätigkeit als fragt wie heute Prof. Dr. Christian Drosten. Ein per- Nierenspezialist im KfH-Dialysezentrum auf dem sönliches Lob von Bundeskanzlerin Angela Merkel Oststadtgelände. Managementaufgaben waren ihm zählte zu den Folgen seines Einsatzes in der Krise. nicht fremd: Er wurde zusätzlich Ärztlicher Direk- Die „Tages­schau“ berichtete über ihn. tor im Klinikum Oststadt und später, ebenfalls zu- Bernhard Koch sätzlich zum Chefarztposten, Geschäftsführer Me- dizin des Klinikums Hannover, dem Vorläufer des 2005 gegründeten Klinikums Region Hannover. Damit war er der Chef der Ärzte in einem der größ- ten kommunalen Klinikumsverbünde Deutschlands und dabei ein streitbarer Manager. Auf die Aufzählung aller weiteren Führungs­ ämter Brunkhorsts wird an dieser Stelle aus Platz- mangel verzichtet. Nur eine ganz kleine Auswahl: Mitglied des KRH Aufsichtsrates, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Geschäfts- führer der bundesweiten Akademie Niere, Vorsit- zender des Vereins Ihope, der medizinischen Aus- tausch mit Afrika fördert. Der Mediziner kann in

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