1995, 21. Jahrgang (Pdf)

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1995, 21. Jahrgang (Pdf) Rundfunk und Geschichte 21. Jahrgang Nr. 2/3 April/Juli 1995 Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte - ln memoriam Winfried B. Lerg - Ostdeutsche Identität in Fernsehmagazinen - »Saarkampf« und NS-Rundfunkpropaganda - Kriegsende 1945 im europäischen Rundfunk - Lutz Bertram und die Stasi - Bibliographie zum zweiten Golfkrieg Besprechungen Zitierweise: RuG - ISSN 0175-4351 Redaktion Ansgar Diller IMarianne Ravenstein Autoren der längeren Beiträge Antje Enigk, Universitat Leipzig, Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft. Augustusplatz 9, 04109 Leipzig. Christoph Heinzle, Journalist, SaargemOnder Str. 119, 66119 Saarbrücken. Dr. lngrid Pietrzynski, Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am Main - Berlin, Rudower Chaussee 3, 12489 Berlin. r: Prof. Dr. ROdiger Steinmetz, Universitat Leipzig, Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft, Augustusplatz 9, 04109 Leipzig. Redaktionsanschrift Dr. Ansgar Diller, Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am Main - Berlin, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main, Tel. 069-15687212, Fax 069-15687200. Dr. Marianne Ravenstein, Institut für Publizistik der Universitat MOnster, Bispinghof 9- 14, 48143 MOnster, Tel. 0251-834262, Fax 0251-838394. Redaktionsbeirat Dr. Wolf Bierbach, Dr. Michael Crone, Dr. Edgar Lersch. Redaktionsassistenz: Dr. Stefan Niessen. Redaktionsschluß: 5. Juli 1995. Hergestellt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rundfunkarchiv. Inhalt 21. Jahrgang Nr. 2 I 3- April I Juli 1995 ln memoriam Winfried B. Lerg (1932- 1995) (Wolf Bierbach) 103 Aufsätze Anlje Enigk I Rüdiger Steinmetz Ostdeutsche ldentitc::it im westdeutsch dominierten Programm Bedingungen eines doppelten Dualismus 107 Christoph Heinzle Großeinsatz im »Saarkampf« Testlauf für die nationalsozialistische Rundfunkpropaganda 117 Dokumentation Das Kriegsende 1945 im europäischen Rundfunk Aus den Berichten der schweizerischen Abhör-»Gruppe Ohr« (Ansgar Diller) 132 Nachrichten und Informationen 26. Jahrestagung des Studienkreises in Baden-Baden (5.- 7. Oktober 1995) 155 Ein neuer Band der Schriftenreihe des Studienkreises Gewerkschaften und Rundfunk (Felicitas Merkel) 156 Schwarzes Brett Konstellationen. Literatur um 1955 Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs (Edgar Lersch) 158 Quellen zur Geschichte des Berliner Rundfunks (Aiexander Greguletz) 159 Marginalien zum »Schwarzen Kanal« (Jörg-Uwe Fischer) 161 Schicksal spielen im Schatten der Macht Der Moderator Lutz Bertram und die Stasi (lngrid Pietrzynski) 164 Rundfunkgeschichte im Film »Radio Star: die AFN-Story« (Oliver Zöllner) 167 Helmuth M. Backhaus (1920- 1989) (Hans-Uirich Wagner) 169 Kari-Heinz Mosgraber (1922- 1995) (lngrid Pietrzynski) 171 Hochschulrundfunk in Nordrhein-Westfalen (Oliver Zöllner) 172 IAMHIST-Konferenz in Berlin 1995 (Wilhelm van Kampen) 173 102 Rundfunk und Geschichte 21 (1995) Bibliographie Der zweite Golfkrieg Zum soziokulturellen, historischen, politischen, medialen sowie ethischen Kontext (Christian Filk) 174 Besprechungen Susanne Schüssler: Ernst Hardt (Hans-Uirich Wagner) 186 David Bankier: Die öffentliche Meinung im Hitler-Staat (Ansgar Diller) 187 Herbert Kundler: RIAS Berlin (Werner Schwipps) 188 Harry Pross: Memoiren eines Inländers (Ansgar Diller) 189 Bernd MüHender I Achim Nöllenheit (Hrsg.): Am Fuß der blauen Berge (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 190 Walter Wüllenweber: Wir Fernsehkinder (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 190 SVAG. Upravlenie propagandy 1945- 1949 (dt. : SMAD. Hauptabteilung für Propaganda 1945- 1949) (Wolfgang Mühl-Benninghaus) 191 Michael Minholz I Uwe Stirnberg: Der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst (Ansgar Diller) ' 192 Jutta Hammann: Nachrichten für das globale Dorf (Christian Filk) 192 Stephan Ruß-Mohl: Der I-Faktor (Ansgar Diller) 193 Ernest W. B. Hess-Lüttich (Hrsg.): Medienkultur-Kulturkonflikt (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 194 Keith Skues: Pop Went the Pirates (Oliver Zöllner) 195 Deutsches Rundfunkarchiv (Hrsg.): Tondokumente zu Buch und Literatur 1945 - 1949 (Hans-Uirich Wagner) 195 Deutsches Rundfunkarchiv (Hrsg.): Literaturverfilmungen des Deutschen Fernsehfunks 1952- 1991 (Reinhold Viehoff) 196 ln memoriam Winfried 8. Lerg (1932 - 1995) Noch im Februar dieses Jahres habe ich einen längeren Rundfunkbeitrag mit ihm verabredet. Winfried B(ernhard) Lerg, 1 den Freunde kurz WBL nannten, machte mir den Vorschlag, man müsse sich im Rahmen der vielen Erinne­ rungssendungen zum Kriegsende in Europa vor 50 Jahren auch einmal mit den amerikanischen Vernehmungsoffizieren beschäftigen. Vor allem Saul Kussiel Padover, ein Zivilangehöriger des »Publicity and Psychological War­ fare Detachment« der zwölften amerikanischen Heeresgruppe, sei eine hochinteressante Persönlichkeit gewesen. Der bereits 1920 aus Österreich in die USA ausgewanderte Jude habe viel Material über die Einstellungen der Deutschen im Jahr 1945 hinterlassen. Die Frage erübrigte sich: Natürlich hatte WBL alles Material schon seit Jahren in Kopie in seinem Archiv.2 Ein Jäger und Sammler im Dienste der Wissenschaft ist WBL zeitlebens gewesen. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zeugen vom Erfolg seiner Spurensuche. Auch und gerade die »Mitteilungen« des Studienkreises Rund­ funk und Geschichte haben solche »WBLs« geschmückt. Der langjährige Vorsitzende des Studienkreises, Friedrich P(eter) Kahlenberg, hat zum 60. Geburtstag von Lerg geschrieben, Termine für Redaktionssitzungen der »Mitteilungen« seien häufig nach dem avisierten Eintreffen neuer »WBLs« bestimmt worden.3 Zurück zum letzten langen Telefonat mit WBL. Ausführlich erzählte er mir dabei auch von einer bevorstehenden Reise nach Moskau. Er sei Mitbegrün• der eines deutsch-russischen Instituts für Publizistik; daß er der Initiator war, verschwieg er bescheiden. Vorausgegangen war einige Zeit zuvor ein einwö• chiger Forschungsbesuch in Moskau (zusammen mit Marianne Ravenstein). Eine umfangreiche inhaltsanalytische Untersuchung über die »Sowjetische Publizistik zwischen Öffnung und Umgestaltung« war das Ergebnis dieser von Lerg geknüpften Kontakte.4 Das Institut in Moskau ist gegründet worden. Den verabredeten Beitrag konnte WBL bei mir aber nicht abliefern. Er ist am 15. April 1995 in Münster im Alter von 62 Jahren an den Spätfolgen einer Virus­ infektion gestorben. * Sommersemester 1964. Ich habe mich an der Westfälischen Wilhelms-Uni­ versität in Münster mit Hauptfach Publizistik eingeschrieben. Das lfP, das Insti­ tut für Publizistik, befand sich damals noch am Domplatz. Direkt daneben das bischöfliche Generalvikariat, schräg gegenüber der mächtige Dom. Zum Prin­ zipalmarkt mit dem Rathaus waren es gerade einmal zwei Minuten Fußweg. Durch eine schwere Eichentür kam man in das Institut und dort zunächst in ein hohes Foyer mit einer Sitzgruppe im Bauhaus-Stil. Auf den Tischen davor die wichtigsten Tageszeitungen, Pflichtlektüre für die kaum 150 Haupt- und Ne­ benfachstudenten, die wohl alle einmal Redakteur - möglichst Chefredakteur - bei Presse, Funk oder Fernsehen werden wollten. Gegenüber der Sitzgruppe ein dunkler, ausgehöhlter Baumstamm, eine afrikanische Buschtrommel, dar­ über Holzmasken - Zeichen für das besondere Interesse, das der kommis­ sarische lnstitutsdirektor, Hendricus (Henk) Johannes Prakke, der afrikani­ schen Publizistik widmete. Der Verleger aus dem niederländischen Assen hatte im Sommersemester 1960 die Leitung des Instituts in schwieriger Zeit übernommen. Der 1946 eingesetzte erste Nachkriegsdirektor, Walter Hage- mann, war zuvor seines Amtes enthoben worden und aus politischen und per­ sönlichen Gründen nach Berlin-Ost übergesiedelt. Was dem Erstsemester aber vor allem auffiel, das waren drei studentische Hilfskräfte bzw. Assistenten: Franz Dröge - heute Professor an der Universität in Bremen-, Michael Sehrnelke- jetzt Inhaber des Lehrstuhls für Kommunika­ tionstheorie in Salzburg - und vor allem Winfried B. Lerg. WBL war es, der an der Seite von Prakke die von mir besuchten Pro-, Haupt- und Oberseminare betreute. Und dabei war WBL häufig strenger als Prakke. Von jedem Semina­ risten wurde erwartet, daß er die in zwei bis drei Durchschlägen in der Insti­ tutsbibliothek auszulegenden Arbeiten gelesen hatte - Seminararbeiten wur­ den nämlich nicht referiert, sondern nur diskutiert. Prakke reagierte sichtlich enttäuscht, wenn einer von uns die Arbeiten nicht gelesen hatte. WBL konnte auch schon mal bissig werden: »An der Pädagogischen Hochschule sind noch Studienplätze frei.« Wenn er aber merkte, daß wir noch Lücken hatten und Wege im universitären Dschungel suchten, dann war WBL hilfsbereit wie kein anderer, gab Hinweise auf Literatur oder auch Archivbestände. Er ging dabei weit über die dienstlichen Verpflichtungen, zunächst als studentische Hilfskraft und von 1960 an als planmäßiger wissenschaftlicher Assistent, hinaus. Vier Jahre später promovierte er bei Henk Prakke mit einer umfangreichen Arbeit über die Entstehungsgeschichte des Rundfunks in der Weimarer Republik, s die in ihrer Genauigkeit und außerordentlichen sprachlichen Präzision noch heute Gültigkeit hat. Sie ist Grundlage für viele Einzelstudien gewesen, von denen WBL nicht wenige angeregt und auch betreut hat. Er selbst hat sie 1980 mit einer weiteren Monumentalarbeit, die die Zeit bis 1933 darstellt, fort­ geschrieben.S Einem ganz anderen Thema, nämlich der »unvermittelten Kommunikation« und »Dem Gespräch«, widmete er sich in seiner Habilitati­ onsschrift 1969.7 Sehrnelke hat bei der Trauerfeier für Lerg am 21. April dieses Jahres be­ richtet: Während die mejsten der Studenten damals eine journalistische Karrie­ re angestrebt hätten- er selbst zunächst auch-,
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