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Goldsponsoren Silbersponsoren Kurator © Sg. Groupe de recherche Achac Groupe de recherche © Sg. Fünf prägende Jahrhunderte Prinzessin. Jahrmarkt. Museum [Frankreich], Postkarte, ca.1890. ie Frauen, Männer und Kinder, von denen diese Ausstellung erzählt, kamen aus Asien, Afrika oder © Priv./DR Amerika, von pazifischen Inseln, manchmal auch aus Europa. Sie wurden in Zirkussen und Tavernen zur Schau © Sg. Groupe de recherche Achac Groupe de recherche © Sg. gestellt, auf Jahrmärkten, in Tiergärten, in ethnischen Dörfern, bei Welt- und Kolonialausstellungen. Beinahe Dfünf Jahrhunderte lang (1490-1960) präsentierte man sie dem europäischen, japanischen und amerikanischen Publikum als „Wilde“. Bei diesen „Spektakeln“ gab es Darsteller, Bühnenbilder und Impresarios, Dramen und Inszenierungen. Die vergessene Geschichte Leipziger Industrie- und Werbeausstellung [Deutschland], dieser Schaustellungen liegt im Schnittpunkt von Kolonial- und gemalte Postkarte gezeichnet Thielé, 1897. Wissenschaftsgeschichte, Rassismus und Unterhaltungskultur. Aus aller Welt wurden „interessante“ Individuen herbeigeschafft, meist auf Vertragsbasis, manchmal mit List und Gewalt. Nur im Westen Internationiale Völkerschau in Amiens. Eine Geburt im Dorf [Frankreich], wurden Menschengruppen in so großem Maßstab zur Schau gestellt. Postkarte, 1906. Noch immer wird eine Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe durch diese historische Praxis legitimiert. Noch heute © S g belasten uns die Auswirkungen dieses Tuns. G r o u p e d e r e c h © Sg. Gilles Boëtsch © Sg. e r c h e A c h a c Familienausflug. © Estate Brassaï – RMN/Michèle Bellot – RMN/Michèle © Estate Brassaï © Nationale Universitätsbibliothek Turin © Nationale Universitätsbibliothek Internationale Kolonialausstellung Paris [Frankreich], Fotografie, 1931. 1,4 Milliarden Besucher Sudanesische Dinka Mehr als ein Jahrhundert lang – von der „Hottentottischen [Mailand, Italien], Faltprospekt Venus“ im Jahr 1810 bis in die 1940er-Jahre – lockte die (impression delle Piane), 1895. Schaustellungsindustrie mehr als 1,4 Milliarden Besucher an und beschäftigte weltweit 30.000-35.000 Darsteller. Auch wenn die Besucher für manche der zur Schau gestellten Indi- viduen echte Bewunderung empfanden, wurden die „Menschen- Die menschlichen Rassen. 24 Farbtafeln zoos“ organisiert, um eine klare Grenze zwischen „Zivilisierten“ von Victor Huen [Frankreich], Titelblatt, 1921. und „Wilden“ zu ziehen, eine klare Rangordnung herzustellen. Der „Menschenzoo“ bot meist auch die erste Gelegenheit zu einem Blickkontakt, einer Begegnung mit den „Anderen“. Die Forschungsgruppe ACHAC und die Stiftung Lilian Thuram. Bildung gegen Rassismus möchten mit dieser Ausstellung die Entstehung rassistischer Vorurteile erklären. Wir müssen diese © Sg. Groupe de recherche Achac Groupe de recherche © Sg. Vergangenheit aufarbeiten und verstehen, damit kein Mensch mehr wegen seiner Hautfarbe und kulturellen Herkunft zurück- gewiesen oder diskriminiert wird. Jahrmarkt, Zurschaustellung eines Monsters [Paris, Frankreich], Fotografie von Brassaï, 1931. Mr J. M. Balmer und seine singing boys [Großbritannien], Foto-Postkarte, 1904. © Sg. Groupe de recherche Achac Groupe de recherche © Sg. © Sg. Groupe de recherche Achac Groupe de recherche © Sg. Wir können an Hand der ‚Menschenzoos‘ nachverfolgen, wie rasch sich ein zunächst ausschließlich wissenschaftlicher ” Rassismus in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitete. Le Monde diplomatique (2000) Die Malabaren. Jardin d’Acclimatation [Paris, Frankreich], Plakat gezeichnet G. Smith, 1902. “ Mapuche-Indianer. Südamerika. Im Jardin Parisien [Frankreich], Plakat gezeichnet A. Brun, 1895. Mit Unterstützung von Open Society Foundations BANQUE POPULAIRE Koordination der Ausstellung: Forschungsgruppe Achac (www.achac.com) und der Stiftung Lilian Thuram. Bildung gegen Rassismus (www.thuram.org) unter der Leitung von Emmanuelle Collignon. Grafische Gestaltung: Thierry Palau. Forschung und Dokumentation: Tiffany Roux, Marie-Audrey Boisard und Nicolas Cerclé. Französische Ausstellungstexte: Pascal Blanchard, auf Basis von Arbeiten von Nanette Jacominj Snoep, Éric Deroo, Nicolas Bancel, Sandrine Lemaire und Gilles Boëtsch. Deutsche Ausstellungstexte: Susanne Buchner-Sabathy. Die Ausstellung beruht auf einer Aufsatzsammlung, die in deutscher Sprache 2012 unter dem Titel MenschenZoos. Schaufenster der Unmenschlichkeit im Hamburger Verlag Les Éditions du Crieur Public erschien. Das Projekt basiert zudem auf der Ausstellung und deren Katalog „Die Erfindung des Wilden“ im Pariser Musée du Quai Branly (2011-2012), die unter der Gesamtleitung von Lilian Thuram und der wissenschaftlichen Leitung von Nanette Jacominj Snoep und Pascal Blanchard erarbeitet wurde. Der Hamburger Verlag Les Editions du Crieur Public GmbH ist der exklusive Partner der Forschungsgruppe ACHAC für die Umsetzung und Realisierung der deutschsprachigen Ausstellung, er ist der Kurator der Ausstellung. Diese wurde gezielt für den deutschen Sprachraum überarbeitet und erweitert. Einzelheiten zum Verlag finden Sie unter www.crieur-public.com. Die Schaustellung des Wilden 2 © Library of Congress, Washington © Library of Congress, Von 1492 bis ins 18. Jahrhundert Christoph Kolumbus am Hofe in Barcelona [Spanien], Lithographie gezeichnet L. Prang & Co, 1892. ERSTE KONTAKTE, ERSTE „EXPONATE“ as Jahr 1492 erschüttert die europäische Weltsicht. Die spanischen Eroberer kommen in Kontakt mit amerikanischen Ureinwohnern und halten sie für „Wilde“. Christoph Kolumbus stellt am spanischen Hof sechs Indianer zur Schau und löst damit eine „Modewelle“ aus. Im Jahr 1528 präsentiert Hermàn D Kopenhagen Nationalmuseum, © Dänisches Cortés aztekische Artisten am Hof Karl V. Als der französische König Heinrich II. 1550 in Rouen einzieht, lässt man ihm zu Ehren am Seineufer © Sammlung Stadtbibliothek Rouen/Foto Thierry Ascencio-Parvy Thierry © Sammlung Stadtbibliothek Rouen/Foto Tupinamba-Indianer aus Brasilien auftreten. Zur selben Zeit lässt der spanische König Karl V. seine Gelehrten über die Frage diskutieren, ob die Indianer vernunftbegabt seien und man sie versklaven dürfe oder nicht. Eine Hierarchisierung auf Basis der Hautfarbe etabliert sich. Millionen von Afrikanern werden Opfer des überseeischen Sklavenhandels. Man zeigt die „Wilden“ auch öffentlich. Wegen ihrer außerordentlich starken Körperbehaarung widerfährt dies zum Beispiel sowohl Antonietta Gonsalvus als auch ihrem Vater Petrus Gonsalvus, der im Alter von 10 Jahren an König Heinrich II. „verschenkt“ wurde. Brasilianisches Fest in Anwesenheit von Heinrich II. und Katharina von Medici Im 16. Jahrhundert erfreuen sich auch Kuriositätenkabinette immer [Rouen, Frankreich], Druck, 1550. größerer Beliebtheit in Adel und Hochadel. Im Jahr 1654 werden vier aus Grönland entführte Inuit – drei Frauen und ein Mann – dem dänischen König Friedrich III. präsentiert, was die Begeisterung für © BNF, Paris © BNF, „Exotisches“ weiter anfacht. Die vier Inuit sterben fünf Jahre später in Kopenhagen. Im 17. Jahrhundert steht das Bild des „edlen Wilden“ dem des „blutrünstigen Barbaren“ gegenüber. Immer häufiger werden Menschen in Tavernen und Jahrmarktsbuden zur Schau gestellt. Ende des 18. Jahrhunderts erwacht auch das Interesse der Wissenschaftler. Vier Grönländer [Kopenhagen, Dänemark], Öl auf Leinwand Einzelne Personen werden richtig prominent, beispielsweise der gezeichnet Salomon von Hager, 1654. Polynesier Aotourouv, der 1769 in Paris König Ludwig XV. vorgeführt wird. In London wird 1774 der Polynesier Omaï berühmt. Von nun an gibt es eine Berührungsfläche zwischen der Welt des Spektakels und der Welt der Wissenschaft. Im 19. Jahrhundert wird die Sicht auf außereuropäische Ethnien, wie sie durch diese Schaustellungen Die A-Sam, Chinesen in Frankreich verbreitet wird, immer stärker hierarchisch geprägt. (und ein Kalmücke), Gravur gezeichnet J. B. Racine, in Naturgeschichte des Menschengeschlechts von Julien Joseph Virey [Frankreich], 1800. Der Polynesier Omaï (1774-1776) Im Jahr 1774 erreicht der junge Südseeinsulaner Omaï mit Cooks zweiter Expedition England, wo er zwei Jahre bleibt. Man zieht ihm einen samtenen Mantel an, eine seidene Weste und Hosen aus Satin, unterweist ihn in höfischer Etikette und stellt ihn dem englischen König George II. vor. Bei Hofe wird er mit Hochachtung und Ehrerbietung empfangen. Seine Vornehmheit bestärkt das Londoner Publikum in der Überzeugung, dass Omaï ein Gesandter des Hofs von Otaheite (Tahiti) ist. Er wird © Sammlung des Museums Schloss de Blois. Cliché François Lauginie François de Blois. Cliché © Sammlung des Museums Schloss rasch berühmt, wird gemalt, beschrieben, karikiert und sogar in einer Pantomime dargestellt. © musée du quai Branly, Paris, Foto Claude Germain (Gravur von Langlois, Inv.-Nr. PP0143634) Inv.-Nr. von Langlois, Foto Claude Germain (Gravur Paris, © musée du quai Branly, Omaï, Ureinwohner Ulaieteas [Großbritannien], Radierung gezeichnet Francesco Bartolozzi, 1774. © Muséum d’histoire naturelle, dist. RMN/Bild MNHM, Zentralbibliothek Zentralbibliothek dist. RMN/Bild MNHM, naturelle, © Muséum d’histoire Monster-Schaufenster: Galerie der vergleichenden Achac Groupe de recherche © Sg. Anatomie [Frankreich], Fotografie von Pierre Petit, 1883. Porträt von Antonietta Gonsalvus [Italien], Öl auf Leinwand gezeichnet Lavinia Fontana, 1585. Seit der Renaissance und der Eroberung Amerikas beherrscht Rassismus die Welt: in den Kolonien raubt er den Mehrheiten ihre Würde; in den Zentren Zu den Waffen Frankreichs. [Frankreich], ” kolonialer Macht zwingt er die Minderheiten