Die Geschichte Der Münchener Secession Bis 1938. Eine
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die geschichte der Bettina Best münchener secession bis 1938 Eine Chronologie Einführung schließlich unvermeidlich. Die Münchener Secession wurde das erste und wichtigste Instrument der Streiter für ein neues Kunst- Vor mehr als einem Jahrhundert entstand 1892 in München eine ideal. Programme und Manifeste, Ideale von zukunftsweisendem der berühmtesten und zukunftsweisendsten Künstlervereinigun- Charakter und neue Gruppenkonzepte bilden die Hauptleistungen gen Deutschlands. Sie gab der Kunstszene eine neue Richtung und und die Exklusivität des secessionistischen Unternehmens. verschaffte der Entwicklung, die mit der Landschaftsmalerei der Schule von Barbizon kurz vor der Jahrhundertmitte des 19. Jahr- hunderts in Frankreich begonnen hatte und in allen Ländern Die Gründung des Vereins Bildender Künstler Münchens. Europas einen Wandel der Kunst auslöste, die Führungsposition. Münchener Secession im Jahre 1892 In Deutschland wurde bis zur Gründung der Münchener Seces- sion das Ausstellungswesen von der staatlichen Organisation der Die Münchener Secession wurde am 4. April 1892 als Verein Bil- deutschen Künstlergenossenschaften dominiert, die in allen grö- dender Künstler Münchens. Münchener Secession3 gegründet. Sie ßeren deutschen Städten seit Mitte des 19. Jahrhunderts die war die erste Gemeinschaft dieses Namens und »die berühmteste Künstlerschaft zusammenführten.1 Die Länderregierungen hatten aller neu gegründeten Vereinigungen«4. Karl Voll verkündete 1892 sich mit ihnen eine nationale Kulturrepräsentanz geschaffen. Die in der Zeitschrift Atelier,5 dass nun nach Paris, wo sich der Salon führende Kunstgattung war die Historienmalerei, die Möglichkeit du Champs du Mars 1890 gespalten hatte, und nach Düsseldorf, zur Selbstdarstellung nationaler Gesinnung bot.2 wo 1891 die erste deutsche Secession, die Freie Vereinigung Düs- Auch in Bayern führte unter Prinzregent Luitpold in der Münche- seldorfer Künstler entstanden war,6 auch München eine Secession ner Künstlergenossenschaft der Historismus die Kunstszene offi- habe.7 ziell an. Er drängte die sehr erfolgreichen anderen Kunstrichtungen Die Gründung war eine Folge der Auseinandersetzungen um die der Münchner Schule, die Freiluftmalerei, den Symbolismus und Internationale Jahresausstellung im Münchner Glaspalast von Neuidealismus an den Rand und schließlich in die Opposition. 1889–1891. Die fortschrittlich gesonnenen Ausstellungsmacher Gegen diese Situation protestierte die fortschrittliche Künstler- wollten dort die internationale Avantgardekunst zeigen, was sie schaft seit Beginn der 1890er-Jahre mit zunehmend lauter werden- mit der konservativ ausgerichteten Münchener Künstlergenos- der Kritik. Die Unbeweglichkeit der Münchener Künstlergenossen- senschaft in Konflikt brachte.8 Im Unterschied zum Berufsverband schaft machte die Schaffung einer alternativen Künstlervereinigung der Künstlergenossenschaft, der unter historistischem und natio- 9 nalem Primat eine bunt gemischte Verkaufsschau für seine Mit- Bei dem 29jährigen Josef Block trafen sich, neben dessen Pro- umfasste Künstler, die später zu großer Bekanntheit gelangen schen Zentren präsentiert werden sollten.20 Zunächst plante man glieder veranstaltete, wollten die Internationalen Jahresausstel- fessor Bruno Piglhein, von der Münchener Akademie die Professo- konnten: Robert Poetzelberger, Wilhelm Trübner, Hans Thoma, Ausstellungen in Berlin und Frankfurt, wo die Münchener Seces- lungen 1889–1891 ein künstlerisches Konzept verwirklichen: End- ren Fritz von Uhde, Hugo Freiherr von Habermann, Paul Hoecker. aber auch Peter Behrens, Lovis Corinth, Peter Halm, Adolf Hölzel, sion bereits Zuflucht gefunden hatte, mit einer Ausstellungsbetei- lich sollte die Landschaftsmalerei, die sich seit den 1870er-Jahren Der junge Aspirant und Goldmedaillengewinner von 1889, Franz Max Liebermann, Hans Olde, Leo Samberger und Tony Stadler. Bis ligung an der Großen Kunstausstellung der Berliner Künstlerge- überall in Deutschland zur führenden Kunstgattung entwickelt Stuck, der 1893 zum jüngsten Professor der Münchner Akademie zum letzten Augenblick wurden Überläufer von der Münchener nossenschaft im Lehrter Bahnhof. hatte, auch im Ausstellungswesen die ihr zustehende Führungs- ernannt wurde, und Heinrich Zügel, der wenige Jahre später, 1895, Künstlergenossenschaft in die eigenen Reihen aufgenommen. Die Secession verstand sich als Gegen-Künstlergenossenschaft rolle übernehmen und den überalterten altmeisterlich geprägten einen Ruf erhielt. Zu ihnen gesellten sich Gotthardt Kuehl, der Am 17. Juni 1892 legte die neue Künstlervereinigung dem Kul- und wollte als solche als eigenständige Organisation in die Deut- Historismus ablösen. Bereits 1891 wurde die aufbegehrende Mün- 1895 an die Dresdener Akademie berufen wurde, und Victor Weis- tusministerium die Statuten, ein Mitgliederverzeichnis von 107 or- sche Künstlergenossenschaft in Berlin aufgenommen werden. Aber chener Künstlerschaft deshalb schon als Secession angesprochen.9 haupt, der im selben Jahr 1895 gemeinsam mit Robert Poetzel- dentlichen Mitgliedern und ein Programm vor, das am 21. Juli 1892 der Antrag der Münchener Secession wurde abgelehnt.21 Die Seces- Die Münchner Kunstszene wurde damals von dem traditionsge- berger und Leopold von Kalckreuth an die Karlsruher Kunstakade- in Form eines Memorandums in den Münchener Neuesten Nach- sionsbewegung war 1892 noch zu wenig organisiert, um sich auf bundenen Kunstverständnis des gründerzeitlichen Malerfürsten mie geholt wurde. Die Runde der elf Künstler vollendeten Ludwig richten veröffentlicht wurde (Text siehe Vorsatzpapier). Das Grün- überregionaler Ebene institutionalisieren zu können. Erst zehn Jahre Franz von Lenbach bestimmt. Seine wortgewaltigen Reden gegen Dill, der 1898 die Neudachauer Schule mitbegründete und 1899 dungsmemorandum forderte die Befreiung der Kunst von den dog- später fand 1903/04 Hans Rosenhagens Vorschlag in der Gründung den ausländischen Modernismus und die hitzigen Debatten in der an die Akademie nach Karlsruhe ging, und Otto Hierl-Deronco, der matischen Kunsturteilen des Traditionalisten Franz von Lenbachs des Deutschen Künstlerbundes seine Verwirklichung. Künstlergemeinschaft der Allotria um die neue Kunst der Freiluft- in München ab 1905 in der Akademie unterrichtete. mit leidenschaftlichen Worten: »Jedes Talent, ob älterer oder Die Stadt Frankfurt bot der heimatlosen Münchner Künstlerge- malerei des Impressionismus veranlassten die Münchener Seces- Im Anschluss an das Treffen verfasste Ludwig Dill einen Aufruf neuerer Richtung . soll seine Blüthe reich entfalten können«17, meinschaft sogar 500000 Goldmark, falls sie in die hessische Me- sionisten 1892 zur Trennung von der Münchener Künstlergenos- an die Münchener Künstlerschaft: »Collegen! . der Kampf, der hieß es dort. Die Secessionisten nahmen von stilistischen Zuwei- tropole übersiedelte. Die Secession dachte aber mehr an das auf- senschaft.10 jahrelang geheim geführt wurde, ist nun mit Erbitterung an der sungen Abstand, propagierten eine Elitekunst und verstanden da- strebende Dresden mit seiner fortschrittlichen Künstlerschaft und Der Beschluss wurde am 29. Februar 1892 im Atelier von Josef Oberfläche entbrannt . .«14 Unterzeichnet von den elf die Bewe- runter »die große und moderne Strömung, die ganz Europa durch- seinem Akademiebetrieb als an die Handelsstadt im Herzen Block gefasst. Dort, bei dem Goldmedaillengewinner im Münche- gung anführenden Künstlern ließ man ihn als Flugblatt unter den fluthete«, die »verjüngte, Licht und Luft athmende Kunst«.18 Deutschlands. In Stuttgart eröffnete der König von Württemberg ner und Berliner Glaspalast von 1890 und 1891,11 trafen sich elf Kollegen kursieren. Die Vereinigung bat die Stadt um Ausstellungsgelegenheit im eine Ausstellung der Secession. Bis sich bei »einem glänzenden Künstler, die die einstigen Drahtzieher der Internationalen Jahres- Im März wandten sich die Künstler an den Rat Paulus, gewan- Kgl. Glaspalast oder an einem anderen alternativen Ort.19 Den ›Ab- Souper«, das Hugo von Habermann in München für Kultusminis- ausstellungen von 1889–1891 waren. Sie gründeten einen »Club nen den Verleger der Münchener Neuesten Nachrichten, Georg trünnigen‹, wie man sie nannte, wurde ein Ausstellungsort in Mün- ter von Müller veranstaltete, alles »zu bester Ordnung« regelte.22 zur Verfolgung derjenigen Maßregeln, welche ihrer Überzeugung Hirth, zusammen mit dem für ihn tätigen Kunstkritiker Fritz von chen von Stadt und Staat jedoch zunächst verweigert. Obwohl die Ein halbes Jahr nach Gründung der Vereinigung wurde sie am nach im Interesse der Münchener Kunst unabhängig von der Mün- Ostini für sich und unterhandelten mit dem Kultusministerium eingeschworene Gemeinschaft gegenüber der mächtigen Institu- 14. Oktober 1892 mit dem Namen Verein Bildender Künstler chener Künstlergenossenschaft erforderlich sind«.12 Die Initiato- sowie Prinzregent Luitpold. tion der Künstlergenossenschaft nur eine verschwindend kleine Münchens e.V., Secession offiziell als Verein in die Stadtregister ren des Clubs waren Künstler aus der naturalistischen Schule,13 Am 4. April 1892 versammelten sich etwas mehr als 100 Gruppe war, stellte diese Secession eine Palastrevolution dar. eingetragen.23 Die Ausstellungsleitung setzte sich zusammen aus die bereits als Vorreiter im etablierten Ausstellungswesen in Mün- Künstler im Kunstgewerbehaus. Nach der Sitzung traten 96 Hans Rosenhagen schlug deshalb einen Zusammenschluss der dem Präsidenten Bruno Piglhein und seinem Stellvertreter Hugo chen, Weimar und Berlin und auch im benachbarten Ausland