Maria Anna Mozart
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Mozart, Maria Anna Maria Anna Mozart dortigen großen Erfolgen ließ sich Leopold Mozart in Ehename: Maria Anna Freiin / Freifrau von Berchtold zu Salzburg beurlauben und ging mit der gesamten Familie Sonnenburg auf eine mehr als dreijährige Reise (Juni 1763 bis Novem- ber 1766). Hier erregte Maria Anna Mozart durch ihr Kla- * 30. Juli 1751 in Salzburg, Österreich vierspiel größte Aufmerksamkeit. Die Reise ging über † 29. Oktober 1829 in Salzburg, Österreich Deutschland nach Frankreich, England, Holland und in die Schweiz. Nach einer weiteren Konzertreise nach Wi- Pianistin, Klavierpädagogin, Nachlassverwalterin en (September 1767 bis Januar 1769) musste Maria Anna Mozart in Salzburg bleiben, da sie inzwischen im heirats- „…daß mein Mädl eine der geschicktesten Spilerinnen in fähigen Alter und eine berufliche Pianisten-Laufbahn für Europa ist, wenn sie gleich nur 12. Jahre hat…“ (Leopold sie nicht vorgesehen war. 1772 wird in der Familienkorre- Mozart, 28. Juni 1764, Mozart-Briefe I, S. 154). spondenz erstmals von ihrer pädagogischen Tätigkeit be- richtet. 1775 reiste sie zusammen mit dem Vater nach Profil München zur Premiere von „La finta gardiniera“ KV 196 Als Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart stand sie ihres Bruders. zunächst ebenfalls im Rampenlicht: als Wunderkinder Um 1780/81 machte sie die Bekanntschaft mit Franz Ar- wurden beide in ganz Europa bestaunt. Nach 1769 durfte mand d’Ippold, der sie sehr verehrte und dessen Zunei- sie allerdings nicht mehr als Virtuosin reisen, da sie sich gung von ihr wahrscheinlich erwidert wurde. Warum ei- nun auf ein bürgerliches Leben vorzubereiten hatte. Sie ne Heirat nicht zustande kam, ist bislang nicht eindeutig blieb in Salzburg künstlerisch aktiv soweit es die Umstän- zu klären. 1781 reiste sie wiederum mit dem Vater nach de zuließen, und war für ihren Bruder noch während des- München, um der Premiere von „Idomeneo“ KV 366 bei- sen Wiener Zeit (ab 1781) die wichtigste Ansprechpartne- zuwohnen. rin in pianistischen Belangen. Nach ihrer Heirat (1784) Im Mai 1781 schlug ihr inzwischen in Wien lebender Bru- zog sie zusammen mit ihrem Mann Johann Baptist von der Wolfgang vor, (mit Franz d’Ippold) nach Wien zu Berchtold zu Sonnenburg nach St. Gilgen, wo sie sich kommen, um hier als Klavierlehrerin und Pianistin zu le- nur noch mühsam ihren künstlerischen Freiraum erhal- ben. Dieser Vorschlag wurde nicht in die Tat umgesetzt. ten konnte. Nach dem Tod ihres Mannes (1801) kehrte Stattdessen heiratete sie am 23. August 1784 den zweifa- sie nach Salzburg zurück, wo sie wieder als Klavierlehre- chen Witwer und Vater von fünf Halbwaisen Johann Bap- rin tätig war. tist von Berchtold zu Sonnenburg und zog mit ihm nach St. Gilgen. Am 15. Juli 1785 kam das erste gemeinsame Orte und Länder Kind, Leopold Alois Pantaleon, zur Welt. Leopold Mo- In Salzburg geboren ging sie zusammen mit ihrem Bru- zart hatte bestimmt, dass seine Tochter in Salzburg ent- der Wolfgang Amadeus sowie mit den Eltern bis 1769 binden solle und behielt den Säugling auch nach der Ge- mehrfach auf Konzertreisen. Nach ihrer „Wunder- burt bei sich. Maria Anna Berchtold zu Sonnenburg kehr- kind“-Zeit blieb sie zunächst in Salzburg und folgte nach te nach St. Gilgen zurück. ihrer Heirat ihrem Mann nach St. Gilgen. Nach dessen Im Mai 1787 kam Maria Anna nach Salzburg, um ihren Tod kehrte sie nach Salzburg zurück, wo sie auch starb. todkranken Vater zu pflegen, der am 28. Mai 1787 starb. Am 22. März 1789 kam Maria Annas zweites Kind zur Biografie Welt, getauft auf den Namen Johanna Maria Anna Elisa- In der Nacht vom 30. auf den 31. Juli 1751 wurde Maria beth, genannt Jeanette (gest. 1. September 1805). Am 22. Anna (Walburga Ignatia) in Salzburg geboren. 1758 er- November 1790 folgte die Geburt des dritten Kindes, Ma- hielt sie ersten Klavierunterricht von ihrem Vater, dem ria Barbara (gest. 26. April 1791). Salzburger Vicekapellmeister Leopold Mozart. Im Jahr Nachdem am 5. Dezember 1791 ihr Bruder Wolfgang darauf legte dieser für sie ein Notenbuch an. Nachdem Amadeus Mozart in Wien gestorben war, wurde Maria der Vater das außerordentliche Talent der Tochter und Anna von Berchtold zu Sonnenburg im April 1792 von des 1756 geborenen Sohnes erkannt und bereits früh ge- Friedrich Schlichtegroll um biografische Informationen fördert hatte, ging er 1762/63 erstmals mit seinen beiden über ihren Bruder gebeten. Zwischen 1798-1807 ist ein („Wunder“-)Kindern auf Reisen, um ihr Talent am Briefwechsel mit dem Leipziger Verlagshaus Breitkopf & Münchner und am Wiener Hof vorzustellen. Nach den Härtel in Zusammenhang mit Werken ihres Bruders be- – 1 – Mozart, Maria Anna legt. ne ähnliche Reise an den Wiener Hof unternommen; Kai- Nachdem am 26. Februar 1801 ihr Mann Johann Baptist serin Maria Theresia schenkte bei dieser Gelegenheit bei- von Berchtold zu Sonnenburg gestorben war, zog Maria den Kindern je ein Gala-Kleid. Im Januar 1763 kehrte Anna im Oktober desselben Jahres zurück nach Salzburg die Familie nach Salzburg zurück, um bereits im Mai zu und nahm ihre Unterrichtstätigkeit wieder auf. der über dreijährigen Westeuropa-Reise wiederum aufzu- 1821 erhielt sie Besuch von ihrem Neffen, dem inzwi- brechen. schen als Musiker tätigen Franz Xaver Wolfgang Mozart. Von dieser Reise sind erstmals auch handschriftliche Do- Zwei Jahre später übergab sie Familienbriefe an ihre kumente von Maria Anna Mozart überliefert (vgl. Gef- Schwägerin Constanze Nissen, verw. Mozart, geb. We- fray 1998). Unzählige Konzerte und Auftritte der beiden ber, die eine erste umfangreiche Mozart-Biographie vor- Wunderkinder erregten überall höchstes Erstaunen. Dar- bereitete. 1825 erblindete sie und starb am 29. Oktober über hinaus nutzt die Familie die Reise auch als Bildungs- 1829 in Salzburg. Nach Querelen mit ihrer Schwägerin reise: Überall wurden Besichtigungen unternommen, Constanze Nissen um das Familiengrab hatte sie 1827 und über den Kontakt mit Musikerpersönlichkeiten in nochmals ihr Testament geändert und wurde nach ihrem Mannheim, Paris, London und andernorts lernten die letzten Willen nicht neben Vater Leopold und Tochter Kinder auch die unterschiedlichen musikalischen Stile Jeanette auf dem Friedhof St. Sebastian in Salzburg begr- vor Ort kennen. Für die Reise hatte Leopold Mozart so- aben, sondern auf dem Friedhof St. Peter (ebda.). wohl eine eigene Kutsche als auch ein Reiseklavier ange- schafft, um das Reisen und die ständig weiterbetriebene Mehr zu Biografie musikalische Ausbildung beider Kinder so angenehm In der Nacht vom 30. auf den 31. Juli 1751 in Salzburg als wie möglich zu machen. Tochter des Hofviolinisten Leopold und seiner Frau An- Auf der Rückreise von London erkrankte Maria Anna in na Maria Mozart, geb. Pertl, geboren, wuchs Maria Anna Den Haag so schwer an Bauchtyphus, das man ihr be- (genannt „Nannerl“) im heute als „Mozart-Geburtshaus“ reits die letzte Ölung verabreichte. Drei Monate dauerte bekannten Haus in der Getreidegasse 9 auf. Am 27. Janu- die vollständige Genesung, dann wurde die Reise über ar 1756 kam das letzte Kind des Ehepaares Mozart auf Frankreich und die Schweiz fortgesetzt. Am 29. Novem- die Welt, Nannerl und Wolfgang waren die einzigen über- ber 1766 kehrte die Familie nach Salzburg zurück. lebenden Kinder. Am 11. September 1767 brach die ganze Familie wieder- 1758 erhielt Maria Anna erstmals Klavierunterricht von um nach Wien auf, da Leopold Mozart anlässlich der be- ihrem Vater. Im Juli 1759 legte dieser für sie ein Noten- vorstehenden Hochzeit Ferdinands IV. von Neapel mit buch an (“Pour le Clavecin ce Livre appartient a Made- der 16-jährigen Erzherzogin Josepha sowohl Auftritts- moiselle Marie Anne Mozart, 1759“). Dass Maria Anna möglichkeiten für beide Geschwister als auch Kompositi- von Anfang an eine dezidiert pianistische Ausbildung er- onsaufträge für Wolfgang Amadeus Mozart erhoffte. In hielt, während ihr Bruder eine wesentlich breitere musi- Wien brach allerdings eine Blatternepidemie aus, der kalische Unterweisung durch den Vater bekam, ist deutli- auch die Braut zum Opfer fiel. Die Familie Mozart floh ch zu erkennen (vgl. Rieger 1990, S. 67ff.). Ob dieses Aus- aus Wien, doch beide Mozart-Kinder erkrankten an den bildungsmuster den Fähigkeiten der Kinder entsprach Blattern, die in Olmütz auskuriert wurden. Erst am 5. Ja- oder einer zeittypischen, geschlechtsspezifischen Unter- nuar 1769 kehrte die Familie nach Salzburg zurück. Es scheidung, ist nicht dokumentiert. Letzteres liegt freilich sollte die letzte Reise von Maria Anna Mozart als Klavier- nahe: Einerseits setzte sich Vater Leopold intensiv mit virtuosin sein; von nun an reiste der Vater mit dem Sohn den pädagogischen Theorien François Fénelons ausein- allein, Maria Anna blieb mit ihrer Mutter zu Hause in andersetzte, der für eine derartige Unterscheidung plä- Salzburg. Mehrfach scheinen die beiden Frauen gegen dierte. Andererseits war eine geschlechtsspezifische musi- diese Entscheidung aufbegehrt zu haben, mehrfach ver- kalische Ausbildung (mit Blick auf die später mögliche suchte Leopold Mozart die beiden zu trösten: Er schickte Berufswahl) auch bei anderen Geschwistern üblich, wie ihnen beispielsweise den Rat, stattdessen Reisebeschrei- etwa der Fall von Nancy und Stephen Storace zeigt. bungen von Johann Georg Keyssler zu lesen, „damit du Im Januar 1762 brach Leopold mit seiner Familie zu ei- [damit ist die Ehefrau Anna Maria gemeint] wenigst im ner ersten Reise an den Münchener Hof, um seine Kin- Zimmer reisen kannst, wenn du gleich nicht bey uns der dem musikliebenden Kurfürsten Maximilian III. zu bist“ (Mozart-Briefe, Bd. I, S. 304). präsentieren.