Forum Demokratieforschung Beiträge Aus Studium Und Lehre

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Forum Demokratieforschung Beiträge Aus Studium Und Lehre Working Paper No 12 Forum Demokratieforschung Beiträge aus Studium und Lehre Working Paper‐Reihe im Fachgebiet Demokratieforschung am Institut für Politikwissenschaft der Philipps‐Universität Marburg Working Paper No 12 Zum antimuslimischen Rassismus im Dominanzfeminismus Eine diskurstheoretisch fundierte frame‐Analyse von Alice Schwarzers Beiträgen in "Der Schock. Die Silvesternacht in Köln." Bachelorarbeit im Studiengang Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der Philipps‐Universität Marburg Patricia Rams Titelbild: Füllhorn von Christel Irmscher (Original: Acryl auf Leinwand 1997) Impressum Forum Demokratieforschung, Working Paper Reihe im Fachgebiet Demokratieforschung Am Institut für Politikwissenschaft an der Philipps‐Universität Marburg, Beiträge aus Studium und Lehre Herausgeberinnen: Prof'in Dr. Ursula Birsl, Matti Traußneck (M.A. Politologin) Working Paper No 12 (Februar 2018) ISSN 2197‐9490 http://www.uni‐marburg.de/fb03/politikwissenschaft/institut/lehrende/birsl/forumdemokratie Kontakt: Prof'in Dr. Ursula Birsl Matti Traußneck Philipps‐Universität Marburg Institut für Politikwissenschaft Wilhelm‐Röpke‐Str. 6G DE‐35032 Marburg E‐Mail: [email protected]‐marburg.de [email protected]‐marburg.de Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................. 7 2. Zur Anlage der Arbeit ........................................................................................................ 9 2.1. Intersektionalität als Analyseperspektive ........................................................................ 9 2.2 Antimuslimischer Rassismus und Geschlecht ................................................................ 11 2.2.1 Die Konstruktion von Eigenem und Anderem im antimuslimischen Rassismus ........ 12 2.2.2 Reflexiver, kulturalistischer Neo-Rassismus ............................................................... 14 2.2.3 Zur Vergeschlechtlichung antimuslimisch rassistischer Diskurse .............................. 16 2.3 Zwischenfazit .................................................................................................................. 18 3. Eine frame-Analyse von Alice Schwarzers ‚Islamkritik' ............................................... 20 3.1 Methodik und empirisches Material ............................................................................... 20 3.1.1 Die diskurstheoretisch fundierte frame-Analyse ......................................................... 20 3.1.2 Operationalisierung ..................................................................................................... 22 3.1.3 Charakterisierung des Materials .................................................................................. 23 3.2 Storylines - Argumentationsweisen und Deutungsmuster von Alice Schwarzers ‚Islamkritik' in ‚Der Schock. Die Silvesternacht von Köln.' ...... 24 4. Zu den anti-emanzipatorischen Effekten einer dominanzfeministischen Perspektive ...................................................................... 33 4.1 ‚Neuer Realismus' feministischer Wendung und ‚Governance Feminism' .................... 33 4.2 Postkolonialer, okzidentalistischer Hauptwiderspruchsfeminismus .............................. 36 5. Fazit .................................................................................................................................... 40 6. Ausblick ............................................................................................................................. 41 Literatur ............................................................................................................................... 42 Anhang zu Kapitel 3.2: Tabelle zur Herleitung der frames ............................................ 47 5 6 1. Einleitung Es wurde also offensichtlich, dass der Feminismus, gleich welchen Widerspruch er gegen die weiße männliche Vorherrschaft in westlichen Gesellschaften vorbrachte, sich außerhalb dieser Grenzen vom Kritiker des Systems der weißen männlichen Vorherrschaft zu dessen gefügigem Diener machte. Leila Ahmed (1993: 154f.) Im aktuellen deutschen und europäischen Migrations- und Integrationsdiskurs, ebenso wie in der Einwanderungspolitik, ist eine konservative, rechtsliberale Perspektive dominant, der zu- folge Zuwanderung und migrantische Präsenz als eine Bedrohung des auf christlichen, abend- ländischen1 Werten basierenden Zusammenlebens gelten. Dieses wiederum bedürfe einer wehrhaften Demokratie und einer massiven sicherheitspolitischen Aufrüstung zur Verteidi- gung nach innen und außen. Dieses Narrativ ist deutlich auf den Islam und Muslim_innen fokussiert und wird zentral von der Mobilisierung bzw. Instrumentalisierung von feministi- schen Forderungen nach Gleichberechtigung bestimmt, die mit einer Kritik am Islam als frau- en*feindlich2 und patriarchal verbunden sind (vgl. Farris 2012: 185). Der Verweis auf das in Deutschland/Europa herrschende, vermeintlich egalitäre, Genderregime dient der rassistischen Hierarchisierung von Eigenem und Anderem, ebenso wie der Aufwertung des westlichen, eu- ropäischen Selbst und geht auf koloniale Konstruktionen des Orients zurück (vgl. Ahmed 1993: 113). Die Hauptakteurinnen dieses Diskurses sind, neben rechtspopulistischen, nationa- listischen Parteien und neoliberalen europäischen Regierungen, in Deutschland vor allem weiße deutsche Feministinnen, allen voran Alice Schwarzer, oder Frauen* aus muslimischen Communities, wie Necla Kelek (vgl. Karakayali 2011: 135). Die vorliegende Arbeit widmet sich einer rassismuskritischen und feministischen Betrachtung des hier skizzierten Diskurses anhand einer frame-Analyse3 von Alice Schwarzers Diskursbei- trägen in dem von ihr herausgegebenen Sammelband "Der Schock. Die Silvesternacht in Köln". Dieses empirische Material wird hinsichtlich des Themas dieser Arbeit als besonders gewinnbringend aufgefasst, da in Anlehnung an Daniela Marx die These formuliert werden kann, dass hier hegemoniale, antimuslimisch rassistische Argumentationen, die sich eher „am rechten Rand“ der Massenmedien einordnen lassen, mit einer explizit feministischen Selbst- positionierung verknüpft werden (Marx 2006: 209f.).4 Davon ausgehend kann die folgende zentrale Fragestellung entwickelt werden, die es in der Analyse zu stellen und zu beantworten gilt: Ob und inwiefern wird die untersuchte feministi- sche Position, aufgrund der hier reproduzierten antimuslimischen Ressentiments, ihres eman- 1Begriffe wie 'der Islam', 'der Westen', 'abendländisch', 'orientalisch' oder 'das Eigene' und 'das Andere' werden hier kursiv geschrieben, um ihrer hegemonialen Wahrnehmung als prädiskursive Essenzen entgegen zu wir- ken und auf ihren Konstruktionscharakter aufmerksam zu machen (siehe Kapitel 2.2.1.). 2In der vorliegenden Arbeit wird ein Stern (*) hinter 'Mann*' und 'Frau*' und 'männlich*' und 'weiblich*' gesetzt, um die soziale Konstruiertheit von (Zwei-)Geschlechtlichkeit, der dekonstruktivistischen Perspektive dieser Arbeit folgend, zu verdeutlichen. Zudem wird, entgegen des generischen Maskulinums und der zweige- schlechtlichen Strukturiertheit der deutschen Sprache, mit dem Unterstrich (_) gegendert, um die existierende Geschlechtervielfalt sichtbar und benennbar zu machen. 3Um Ungenauigkeiten aufgrund einer freien Übersetzung zu vermeiden und aufgrund der Entstehung frame- analytischer Ansätze im US-amerikanischen Raum, werden hier die englischen Begriffe, wie frame, framing devices, reasoning devices etc. verwendet. 4In der Studie von Marx, auf die sich hier bezogen wird, spricht diese nicht explizit von antimuslimischem Ras- sismus, sondern von "orientalistischen", "universalistischen", "eurozentristischen", "dichtomisierenden" oder "abwertenden" Konstruktionen. Dem Verständnis von Rassismus dieser Arbeit folgend (vgl. Kapitel 2.2.1; 2.2.2.), können solche hier jedoch als rassistische ausgewiesen werden. 7 zipatorischen Potenzials enteignet – dem Kernelement jeden Feminismus', der sich grundle- gend durch einen auf Befreiung und Emanzipation ausgerichteten Impetus auszeichnet? Zum Zweck der Beantwortung dieser Frage soll zuerst eine (gesellschafts-)theoretische Per- spektive für die Analyse und ihre Auswertung entwickelt werden. Mit der Erarbeitung eines intersektionalen Zugangs in Kapitel 2.1 wird eine integrierte Lektüre möglich, die entgegen vorherrschender Diskurse, die den Fokus meist ausschließlich auf eine bestimmte Unterdrü- ckungsform legen, Verschränkungen und Verwobenheiten von Herrschaftsverhältnissen ana- lysierbar macht. Daraufhin folgt eine Einführung in Edward Saids 'Orientalism' und das hier theoretisch verfasste Konzept des 'Othering', das auch in aktuellen antimuslimisch rassisti- schen Diskursen reproduziert wird. Hier können historische, diskursive Kontexte aktueller 'islamkritischer'5 Diskurse aufgezeigt und eine dekonstruktive, hegemoniekritische Perspekti- ve entwickelt werden, die nach den Funktionen von Rassismus für das rassisierende Subjekt fragt. Daran schließen weitere Ausführungen zum zugrundeliegenden Verständnis vom 'mo- dernen antimuslimischen Rassismus' an. Auch diese stellen eine Interpretationsfolie für die später folgende Analyse und Auswertung dar und sollen den Blick für rassistische Argumen- tationsweisen und Effekte des Analysematerials schärfen. Der theoretische Teil schließt da- raufhin mit der Darstellung der Vergeschlechtlichung antimuslimisch rassistischer Diskurse und einer Betrachtung der Funktion und Ausgestaltung feministischer,
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