»wattenmeer« Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer Ausgabe 2 | 2014

Missklang – Legale Meeresverschmutzung durch Paraffine Anklang – Neue Pellwormer Schutzstation Wohlklang – KüstenTon-Konzert mit hochkarätiger Besetzung Editorial 2

EDITORIAL Inhalt Liebe Paraffinverschmutzung Wattenmeerfreunde, im Nationalpark Wattenmeer 3 in diesen Tagen ist „unser Kleines“ fünf Naturschutzverwaltung. Küstenton – Benefizkonzerte für die Schutzstation 4 geworden. Kommt der Bürgermeister bei Die Auszeichnung ist eine große Verant- Die Stiftung zu Gast normalen menschlichen Geburtstagen am wortung für alle beteiligten Staaten. Sie ist in der Arche Wattenmeer 7 90sten zum Gratulieren, haben sich zur Symbol einer gemeinsamen Idee, die nur Gemeinsam für das Weltnaturerbe 7 Feier der halben Dekade „Weltnaturerbe ihren Wert behält, wenn Bevölkerung und Nationalparkstation Friedrichskoog Wattenmeer“ Landesministerin und evange- politische Entscheidungsträger dahinter renoviert 7 lischer Bischof angesagt. stehen. Wie schnell solche Prozesse kippen Stranddistel 8 Und sie haben einen besonderen Grund können, zeigt die bedenkliche Entwicklung Nachruf Gerd Kühnast 9 zur Freude: Seit dem 23. Juni ist nun das in Australien. Hier will die Regierung einen Zählung auf dem Blauort-Sand 10 gesamte internationale Wattenmeer Welt- milliardenteuren Hafen mitten im Weltnatur- naturerbe. Vom dänischen Esbjerg bis erbe „Great Barrier-Reef“ errichten. Eines Nationalparkstationen Büsum und 11 zum niederländischen Den Helder hat die der größten Naturwunder dieser Erde, das Mischwatt 12 UNESCO eines der größten küstennahen auch wir gern und oft als Referenz für die Feuchtgebiete der Erde durchgängig als erreichte Bedeutung des Wattenmeeres in Titelbild: Erbe der Menschheit ausgezeichnet. der öffentlichen Wahrnehmung nennen. Ein fast zwei Kilometer langer Dünen- und Salzwiesen- Als letzte Bausteine kamen jetzt das dä- Beharrlichkeit ist angesagt. Die deutsche streifen hat sich in den letzten Jahren am der nische Wattenmeer und große Offshore-Flä- Ölindustrie und die niederländischen Gas- dänischen Insel Rømø neu gebildet. Ein Beweis für die Dynamik des Watts auch im neuen dänischen Teil des chen hinzu, die Niedersachsen dem gemein- felder mussten beim Welterbeantrag einfach Weltnaturerbes. (Foto: Martin Stock) samen Erweiterungs-Antrag beisteuerte. ausgeklammert werden, als ob sie nicht vor- Das grenzüberschreitende Welterbege- handen wären. Die Fischerei hat noch einen Impressum & Kontakt biet ist die Krönung jahrzehntelanger An- langen Weg bis zur Nachhaltigkeit vor sich, V. i. S. d. P. : Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e. V. strengungen für großflächige Schutzgebie- und schon in 100 Jahren könnte durch den Hafenstr. 3, 25813 Husum te im Wattenmeer. Bereits beim Start der Meeresspiegelanstieg die Besiedlung dieser [email protected] www.schutzstation-wattenmeer.de Schutzstation vor über 50 Jahren hatten die Region auf die eiszeitliche Geestgrenze zu- Tel.: 04841 / 6685-46 Gründerväter großräumige Naturreservate rückgeworfen werden. Fax: 04841 / 6685-39

an der Nordseeküste gefordert. Wenn in 85 Jahren die übernächste Ge- Redaktion: Christof Goetze, Rainer Schulz Über 20 Jahre hat es gebraucht, bis aus neration das Prädikat „Weltnaturerbe Wat- Mitarbeiter dieser Ausgabe: Rainer Borcherding, der Antragsidee, auf die sich die drei Wat- tenmeer“ mit dem gleichen Stolz wie wir Leonie Flug, Friedel Twenhöven Fotos: Archiv Schutzstation Wattenmeer, R. Borcherding, tenmeerstaaten 1991 verständigt hatten, führt, sind wir unserem heutigen Anspruch H. Bunte, P. Fänger, S. Gettner, V. Hennig, G. Panskus (4o), nun Wirklichkeit geworden ist. Dazwischen gerecht geworden. Zu Recht würden dann H. J. Rickert (5u, 5r), R. Schill (4u, 5l, 6), R. Schulz, K. Sprenger (IG Baupflege), A. v. Neer, M. Stock (Titel) lagen viele Jahre politischen Tauziehens nicht nur Bischof und Ministerin zum Feiern Comic aus: Hannes Mercker, Pinsel zwischen Ebbe & Flut, um wirtschaftliche Interessen, Hamburger kommen. Pellworm Verlag, ISBN 978-3-936017-19-9 Graphik und Gestaltung: Jan Wichmann | jones-design.de Sorgen um die Elbvertiefung, dänische Vor- behalte und bewundernswertes Durchhalte- Ihr Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten vermögen und Optimismus der staatlichen Druck: klimaneutral, mineralölfreie Farben auf 100 % Recycling-Papier

Christof Goetze

DE-345-122291 Faltblatt-Verteiler gesucht! Für die Verbreitung unserer Faltblätter im Hinterland der Westküste suchen wir Helfer. Nord-Ostsee-Sparkasse Bei Interesse bitte bei unserer r.) melden. IBAN: DE 47 2175 0000 0000 0062 62 Geschäftsstelle (s. SWIFT (BIC): NOLADE21NOS

SPENDEN- KONTO 3 Naturschutz

Legale Meeresverschmutzung dank wachsweicher Gesetze Tonnenweise Paraffin im Nationalpark Wattenmeer

Mehrere Fußbälle passen locker in diesen Paraffin- klumpen, der im Frühjahr an die Sylter Küste trieb.

Die weiche Masse, zu der das Gemisch aus langkettigen Kohlenwasserstoffen unter 50 Grad Celsius erstarrt, wird vom Gesetzge- ber als ungefährlich für Mensch und Umwelt deklariert. Der Stoff hält sich aber leider nicht an diese Vorgaben. „Im Paraffin sind Öle und andere Stoffe enthalten, die nicht nur für See- vögel bedenklich sein können“, sagt Gaus. Wir kommen bei vielen Gelegenheiten mit Schutzstationen auf der Insel betreut. „Unse- Die Kosten für die Abfuhr und Entsorgung ihnen in Berührung: Paraffine sind Grundlage re Freiwilligen haben Klumpen gefunden, die dieser einzelnen Groß-Verunreinigung wird von Salben und Cremes, sie isolieren Kabel sogar größer als Fußbälle sind“, berichtet er. wahrscheinlich das Land Schleswig-Holstein oder sorgen als Kerzen für romantische Stim- „In diesem Fall hat ein Frachter wahr- übernehmen. Bei der schleichenden Ver- mung. Transportiert wird dieser vielseitige, scheinlich innerhalb des Nationalparks schmutzung, wie sie zum Beispiel Anfang aus Erdöl gewonnene Grundstoff per Schiff seine Tankreste direkt in das Wattenmeer Juni wieder am Wenningstedter Strand zu von den Raffinerien zur Weiterverarbeitung. gepumpt“, sagt Silvia Gaus, die eine regelmä- beobachten war, bleiben die Inselkommunen Steht eine neue Ladung an, wählen manche ßige Erfassung der Spülsäume koordiniert. auf den Entsorgungskosten sitzen. Kapitäne für die notwendige Tankreinigung Die Wasserschutzpolizei fahndete auf über „Auch die Spülung der Tanks muss endlich die Nordsee, statt die Dienste der Abfallhöfe 60 Schiffe nach dem Übeltäter. Bisher konnte in der gesamten Nord- und Ostsee verboten im nächsten Hafen in Anspruch zu nehmen. In er noch nicht ermittelt werden. „Zusätzlich zur werden“, sagt Gaus. Außerdem solle man den diesem Frühjahr haben Sylturlauber die Fol- illegalen Entsorgung kommt die schleichende Kapitänen besser auf die Finger sehen. „Die gen der billigen Entsorgungsmethode erlebt: Belastung mit Paraffinen“, erklärt die Biologin. ordnungsgemäße Entsorgung der Tankinhal- Auch nach einer ordnungsgemäßen Reini- te muss an Bord umfassender dokumentiert Über 70 Kubikmeter Paraffin gung im Hafen verbleibe eine Restmenge des werden“, fordert die Naturschützerin und hofft, verschmutzen in einer einzigen Stoffs in den Tanks. Das könne beispielsweise dass dem Gesetzgeber möglichst bald ein Woche auf die Strände. als Anhaftung an den Wänden sein. Wird der Licht aufgeht. bereits gereinigte Tank nun auf See mit Meer- „Es ist unfassbar, dass nach fast 30 Jah- wasser durchgespült, lösen sich die klebrigen ren Nationalpark Wattenmeer solche Bilder Batzen von den Wänden und gelangen ins an unserer Küste noch möglich sind“, em- Meer. „Außerhalb der Zwölfseemeilen-Zone pört sich Stationsleiter Tilo Kortsch, der die ist das sogar legal“, erläutert Gaus. Kooperation 4

KüstenTon – Hochkarätiger Einsatz für aktiven Klimaschutz

Das Berliner Bläsertrio (Holger Straube, Fabian Schäfer, Tibor Reman) mit Rainer Schulz, Sabine Gettner und Initiator Wolfgang Hinzpeter

Unter dem Namen „KüstenTon“ präsen- ve Madsen (*1940) ganz andere Bilder im tierten sich die seit 2011 von dem Brat- Kopf. Man konnte sich vorstellen, an einem schisten Wolfgang Hinzpeter organisier- norwegischen Fjord zu sitzen. Getragene, ten Westküsten-Kammermusiktage dieses melancholische Stimmung wechselte sich mit schnellen, übermütig wirkenden Tonfolgen ab. Nach dem zweiten Divertimento von Mozart Jahr neu. „KüstenTon“ steht für die Koope- Alle drei Musiker wurden als Solisten im Stück applaudierten die Zuhörer derart begeistert, ration der Schutzstation Wattenmeer mit gefordert und konnten ihre Meisterschaft un- dass das Trio „ganz überraschend“ noch eine der NaturTon-Stiftung der Staatskapelle ter Beweis stellen. Zugabe spielte. Ein wunderbares Konzert! Berlin. Diese fördert mit Benefiz-Konzerten Victor Bruhns (1904–1996), Fagottist der Auf der anschließenden Wanderung zum Klima- und Umweltschutzprojekte. Staatskapelle, komponierte 1971 das Trio Leuchtturm erläuterte Stationsleiter Rainer op. 49, drei moderne Sätze mit ähnlicher Klang- Schulz insbesondere Aspekte von Land- Am Wochenende 14. und 15. Juni spielten farbe wie bei Madsen und manchmal an leichte schaftsgeschichte und Küstenschutz. Schon die Berliner Musiker in der Kirche St. Stepha- Klänge russischer Tanzmusik erinnernd. heute liegt das Binnenland von Westerhever nus in Westerhever und im Dünen-Hus in St. Die sechs kurzen Sätze des Divertisse- zwei Meter unterhalb der Salzwiesen außen- Peter-Ording zugunsten der Schutzstation ments für Trio d'anches von Erwin Schulhoff deichs. Ein schneller steigender Meeres- Wattenmeer. Schirmherr Professor Dr. Dr. h.c. (1894-1942) konnten gute Laune zaubern. spiegel drohe dem Küstenschutz hier bald Hans Joachim Schellnhuber, Physiker und Mal hell, freundlich, schnell, schon fast jazz- Grenzen setzen. Man könne jedoch auch von Leiter des Instituts für Klimafolgenforschung artig, dann wieder erzählend, tänzerisch mit den alten Eiderstedtern lernen, wie knappe Potsdam, sprach am Sonntag über Klima- bayrischen Melodien und auch japanisch an- Ressourcen effizient einzusetzen sind. So schutz und Meeresspiegelanstieg. mutende Klangfolgen. brauchten nicht nur die typischen Haubar- ge besonders wenig Holz, sondern Samstag | Westerhever selbst die Küchenrezepte waren mit In Westerhever spielte das Berliner Bläser- nur kurz aufzukochender Grütze trio mit Fabian Schäfer (Oboe), Tibor Reman (Klarinette) und Holger Straube (Fagott). Wunderbar aufeinander abgestimmt brachten sie zu Beginn und am Ende ihres Konzertes je ein Divertimento von Wolfgang Amadeus Mozart, Nr. 1 B-Dur KV 439b und Nr. 2 B-Dur, KV 439b zu Gehör. Wirkte das erste Diver- timento melodiös und leicht dahin fließend, Das Konzert im Warftgarten so schuf die Serenata monellasca von Tryg- Schon heute stünde ohne den Deich bei Sturmfluten das Wasser in Westerhever vier bis fünf Meter hoch. 5 Kooperation

oder „Wiensupp mit Klümp“ oft sehr energie- Der Meeresspiegelanstieg werde auch Ei- sparend. derstedt ereilen. Der Mensch beeinflusse das Bei strahlendem Sonnenschein bot sich da- Klima inzwischen so stark, dass die Folgen nach den Besuchern ein eindrucksvoller Blick weit über natürliche Schwankungen hinaus vom Leuchtturm auf die Salzwiesen und die gingen und in vollem Umfang kaum abzuse- vom Hochwasser umspülte Sandbank. Krö- hen seien. Dann zitierte er Papst Franziskus, nender Abschluss in fast familiärer Stimmung der in einer bemerkenswerten Rede gesagt war ein letztes Stück des Bläsertrios im Wind- hatte: „Wenn wir die Schöpfung zerstören, schutz des Warftgartens. wird sie uns zerstören.“ Selber fügte er dann wenig später schlicht erklärend hinzu: Sonntag | St. Peter-Ording Am Sonntag begrüßte Wolfgang Hinzpeter „Es reicht nicht zu sagen: Die die Gäste zu einem besonderen Wechsel- anderen sollen an die Zukunft spiel von Kammermusik und Naturwissen- denken. – Nein, wir müssen!“ schaft. Zum Auftakt erklang das Allegro des Hornquintetts in Es-Dur KV 407 von Wolf- Nachdenklich hatte Hans Joachim Schelln- gang Amadeus Mozart, gespielt von Markus huber schon jetzt gemacht. Das Fagottquar- Bruggaier (Horn), Andreas Jentzsch (Violine), tett Opus 46,1 (1804) von Franz Krommer Joost Keizer und Wolfgang Hinzpeter (je- (1759-1831) mit Holger Straube auf dem Fa- weils Bratsche) sowie Aleisha Verner (Cello). gott, zwei Bratschen und Cello schaffte Inne- Nichts hätte besser passen können, spielen halten und leitete über zum nächsten Teil des sich doch Horn und Violine in diesem Ein- Vortrages.

gangssatz ein Mollthema zu. In einem höchst interessanten historischen Professor Schellnhuber präsen- Bogen von der Eiszeit bis heute stellte Prof. tiert die Entscheidung, vor der wir stehen: „weiter wie bisher“ Schellnhuber in klarer und eindrucksvoller mit einem globalen Temperatu- Weise naturwissenschaftliche Grundlagen ranstieg um vier bis fünf Grad oder effektiver Klimaschutz mit vor. Mit ihnen zeigte er auf, wie seit Beginn einer Begrenzung des Anstiegs der Sesshaftigkeit vor 15.000 Jahren die Erd- auf zwei Grad. bevölkerung zugenommen hat und wie sich ihr Handeln seit der industriellen Revolution in der Kohlenstoff-Story der menschlichen Zivili- sation auf die Umwelt ausgewirkt hat. Wenn wir so weiter machten wie bisher, werde die Prof. Schellnhuber und Harald Förster in Temperatur bis 2100 um vier bis fünf Grad Diskussion mit Mitgliedern der CCS-Bürger- initiative steigen. Ein damit verbundener Meeresspie- gelanstieg um 20 Meter wäre unser Ende. Hans Joachim Schellnhuber wagte es dann, Den sogenannten „Klimaskeptikern“ erteilte den Klanggenuss bei diesem interessanten er eine klare Absage. „Physik ist Realität. Die künstlerisch wissenschaftlichen Experiment gleichen Naturgesetze, auf die wir uns verlas- „zu stören und zu unterbrechen“. Der Wissen- schaftler, der gerade durch Papst Franziskus für die „Pontifikalakademie der Wissenschaf- ten zur Bewahrung der Schöpfung“ berufen wird, brachte unter dem Titel „Meer und mehr Nachhaltigkeit“ Erderwärmung, Meeresspie- gelanstieg und Zukunftsperspektiven zur Sprache. Er persönlich sei Anfang der 1990er Jahre bei Forschungsarbeiten in Ostfriesland in die Thematik des Meeresspiegelanstiegs „hineingeschliddert“ und habe sich seither in- Andreas Jentzsch, Joost Keizer, Markus Bruggaier, tensiv weiter damit beschäftigt. Wolfgang Hinzpeter und Aleisha Verner spielen das Hornquintett von Mozart Kooperation 6

Getreu dem Motto „KüstenTon – Mit allen Sinnen Meer genießen“ hielt es im warmen Sand bei den Dünenführungen kaum noch jemanden in den Schuhen.

energiebedarf über Photovol- taik und Windenergie gedeckt werden kann. In diesem Jahr starte zwar die 20. große Kli- Kohlenstoff gelangt vor allem in Nordamerika, makonferenz in Lima, die Welt Europa und Ostasien in die Atmosphäre. Daher sind wir auch besonders für den Klima- werde aber nicht auf dem di- schutz verantwortlich. plomatischen Parkett gerettet werden. Die Zivilgesellschaft sen, wenn wir Auto fahren oder im Flugzeug könne hingegen den inneren Druck erhöhen. Benefizkonzertes, bei dem alle Beteiligten auf fliegen, ergeben mit 95–98 prozentiger Wahr- Die Verantwortung liege bei jedem Einzelnen. ihre Gage verzichtet haben. Der Erlös aus scheinlichkeit diese drastischen Folgen“. Wer nicht wolle, dass irgendwo weit weg auf dem Kartenverkauf geht in den Ausbau des Gelänge es hingegen, den Temperaturan- der Erde wegen des Meeresspiegelanstiegs Nationalpark-Hauses St. Peter-Ording. stieg auf zwei Grad zu begrenzen, bedeutete Menschen ertrinken, der müsse aus schierer Nach einem kurzen Empfang im Natio- das immer noch einen globalen Meeres- Einsicht „Solidarität mit Unbekannt“ üben. nalparkhaus ging es mit dem Hitzlöper zum spiegelanstieg um eineinhalb Meter. An der „Fernstenliebe“ nannte er das. Und doch ist Strandübergang Köhlbrand. Natur pur erleb- Wattenmeerküste wisse man, was allein das es Nächstenliebe. Hinsichtlich der Nachhal- ten die Teilnehmer auf geführten Dünenwan- bedeuten könne. tigkeit brachte er es so auf den Punkt: In der derungen. Was hinter dem „die Schöpfung Das Oboenquartett in F-Dur KV 370 von Wirtschaft gilt: „Töte deine Kunden nicht!“ bewahren“ steht, war hier direkt zu erle- Mozart mit Fabian Schäfer auf der Oboe Für uns alle muss gelten: „Tötet eure Kinder ben.

gemeinsam mit Violine, Bratsche und Cello nicht!“ – Deutlicher ging es nicht. Rainer Schulz brachte wieder gedanklichen Abstand. Mitten Besser hätte man den Abschluss dann (Zusammengestellt aus Material des im für die Oboe besonders virtuosen Rondo nicht gestalten können als mit den beiden Jahrbuchs St. Peter-Ording: www.jb-spo.de) wechselt sie für kurze Zeit in den Vierviertel- noch ausstehenden Sätzen des Hornquintetts takt, die Streicher aber bleiben im Sechsach- zu Beginn. So konnte sich das beeindruckte tel, ein Beispiel für Polyrhythmik. Zufall oder Publikum erst ganz dem serenadenhaften An- Herzlichen Dank! Absicht bei der Auswahl der Musikstücke? dante mit sanfter Kantilene und danach dem KüstenTon ist nur durch die Unterstützung – Wie ist es denn mit unserem Einklang mit mit typischem Hornruf eingeleiteten Rondo vieler Helfer zustande gekommen. der Natur bestellt? hingeben. Zuallererst sei Wolfgang Hinzpeter als Initiator Ausgehend von der Frage „Was können wir Sabine Gettner, Leiterin des Nationalpark- gedankt, den Musikern der NaturTon-Stiftung und Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Joachim Schellnhu- tun?“ nahm Prof. Schellnhuber auf die Debat- hauses in der Dünen-Therme, dankte im ber. Ihr Engagement war die Grundlage des te mit Mitgliedern der Bürgerinitiative gegen Namen der Schutzstation Wattenmeer. Die Projekts. Die Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording und Naturschutzgesellschaft ist Nutznießer dieses Verpressung von CO² und Fracking vor Be- die Kirchengemeinde Westerhever-Poppenbüll ginn der Veranstaltung Bezug stellten die Aufführungsorte und Personal. und plädierte für eine große Finanziell oder mit Sachspenden unterstützten uns: Nord-Ostsee-Sparkasse, Hotel Aalernhüs, globale Transformation zur Bio-Apartments Dünenzeit, Gaida Kommuni- Nachhaltigkeit. Deutschland kation, EDEKA Zentralmarkt K. Johst, Bäckerei Siercks und Bionade. habe gezeigt, dass an guten Im Marketing, bei den Leuchtturmführungen, Tagen schon jetzt der Tages- der Unterbringung der Musiker, der Fotodoku- mentation und in vielen anderen Dingen halfen Jürgen Birkigt, Rolf Zimmermann, Lisa Bolz, Beate Leibrandt, Karin Scher, Werner Burck, Reinhard Schill, Georg Panskus, Hans Jörg Rickert, Kriemhild Schrey und die Freiwilligen- teams der Schutzstation.

Beim Empfang im Nationalpark-Haus St. Peter-Ording N W 7 TIO AT TA T Nachrichten S E Z N T M U H E

C E

S R STIFTUNG Gemeinsam Nationalpark-Station in Die Stiftung in der Arche für das Weltnaturerbe Friedrichskoog renoviert Wattenmeer auf Sylt Verein , Schutzstation Watten- Mit viel Fleiß, Elan und ohne großen fi- meer und Mellumrat haben eine verbesserte nanziellen Aufwand hat das Friedrichskoo- Zusammenarbeit in Naturschutz und Umwelt- ger Team die Ausstellung der kleinen Natio- bildung verabredet. nalpark-Station in den alten Containern am Auf einer ersten gemeinsamen Sitzung Hafen erneuert. Unterstützt wurden Désirée, am 11.6.14 beschlossen die Vorstände der Franziska, Jakob und Sarah u. a. von Werner drei Umweltvereine eine Intensivierung der Rohwedder, an der Küste den meisten nur als Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Schutz- „Polli“ bekannt. Der ehemalige Fischer, See- station Wattenmeer und Verein Jordsand hundjäger und Versorger der Vogelwärter auf unterzeichneten während des Treffens eine legte selber Hand an und organisier- Das Wattenmeer für kommende Generati- detaillierte Kooperationsvereinbarung. te zugleich weitere Hilfe durch den Gemein- onen zu erhalten und die Schutzstation Wat- Besonders dort, wo die Schutzgebiete di- de-Bauhof. Mit neuen Infotafeln ist die kleine tenmeer bei dieser Aufgabe zu unterstützen. rekt aneinander grenzen, wollen sich beide Ausstellung jetzt wieder auf einem aktuellen Dieses Ziel hat sich unsere Stiftung auf die Vereine gegenseitig unterstützen. Ein gutes Stand. Umfangreichere Sanierungsarbeiten Fahnen geschrieben. So war naheliegend, Beispiel ist die Kegelrobben-Betreuung auf wurden bewusst weggelassen, denn schon ihren Unterstützern das einmalige Projekt oder die logistische Unterstützung länger ist ein Umzug nach Friedrichskoog- der „Arche Wattenmeer“ auf Sylt am 10. Juni für Hallig von Hooge aus. Erste Spitze im Gespräch. Durch die Diskussionen 2014 bei einer Stiftungsexkursion vorzustel- Schritte hatten beide Verbände bereits vor rund um die Schließung des Hafens waren len. Gemeinsam mit Schutzstation-Biologin einem Jahr unternommen, als die Jordsand- diese Überlegungen jedoch ins Stocken ge- Kirsten Thiemann und Stiftungsvorsitzendem Mitarbeiterin Christel Grave in das Gemein- raten. Dietrich Richter beobachteten die Gästen in schaftsbüro im Nationalparkhaus Husum ein- den Aquarien die spannende Unterwasser- zog (siehe »wattenmeer 1 | 2014«). welt des Helgoländer Felswatts und erfuhren Auch die Freiwilligenschulung steht auf auf dem Arche-Deck, welche Tiere Noah einst der Agenda der Zusammenarbeit. So werden nicht auf die Arche mitnehmen konnte. Wirk- seit Jahren die Bundesfreiwilligen beider Ver- lich jeder kann etwas zum Schutz der Meere bände im Nationalpark-Seminarhaus Hooge tun? Die Teilnehmer sind nach dieser Veran- auf ihren Dienst vorbereitet. Jordsand und staltung davon fest überzeugt. Schutzstation vereinbaren außerdem einen intensiveren fachlichen Austausch zu Natur- schutzthemen und die Erarbeitung gemeinsa- mer Stellungnahmen. Alle drei Vereine bringen zusammen fast 250 Jahre Naturschutzerfahrung in die Ko- „Polli“ Rohwedders Rede operation ein, die aber nicht immer span- zur Eröffnung nungsfrei verliefen. Eine gute Voraussetzung (von links: Wilhelm Gehrts (Stationsbetreuer), Werner für ein Gelingen ist daher das freundschaftli- „Polli“ Rowedder, Knut che Verhältnis, das Vorstandsmitglieder und Hellinger (Vereinsvorstand und Stationsbetreuer), Mitarbeiter seit vielen Jahren verbindet. Pastor Dirk Sobott, Bür- germeister Roland Geiger, Franziska sowie das Team und Gäste.

Oben: Biologin Kirsten Thiemann (2.v.l.) erläutert den Stiftern das einmalige Arche-Konzept Erstes gemeinsames Unten: Stiftungsvorsitzender Dietrich Vorstandstreffen der Richter mit Stationsleiter Tilo Kortsch drei Umweltvereine und Linda Rehder (FÖJ) Pflanzen 8

Die Stranddistel Eryngium maritimum

Wo ist sie zu finden?

In früheren Jahrzehnten war die Stranddis- Die Stranddistel wächst, wie ihr Name schon tel eine sehr populäre Blume der Nord- und sagt, in Strandnähe. Besonders geschütztere Ostseeküsten, die wegen ihrer stacheligen Lagen der Weißdünen, also etwas hinter der Schönheit oft als Urlaubsmitbringsel gepflückt Strandlinie, sind ihr Lebensraum. Hier steht wurde. Bald avancierte sie zu einer Wappen- sie einzeln oder in kleinen Gruppen zwischen pflanze des Naturschutzes, denn ihr Rück- den Strandhaferbüscheln. Durch eine kräfti- gang war unübersehbar. Jahrelang zierte sie ge, bis zwei Meter lange Pfahlwurzel versorgt die Titelseite der „Roten Liste der Pflanzen die Stranddistel sich mit Wasser aus dem Dü- Schleswig-Holsteins“. nensand. Trotz aller Schutzbemühungen nahm bei Die Art ist auf die natürliche Dynamik der der Stranddistel aber nur eines zu: ihre Ge- Küste angewiesen. Denn sie kann nur dort fährdung. Durch Abpflücken, Ausgraben und existieren, wo der Sand noch frisch ist und Kaninchenverbiss ist die Art heute in ganz Nährsalze aus dem Meer enthält. Landein- Eine stachelige Schönheit der nordischen Schleswig-Holstein sehr selten und stark ge- wärts in alten oder auch in für den Küsten- Küsten ist die Stranddistel. Sie trägt blaue fährdet. schutz bepflanzten und festgelegten Dünen Blütenköpfe auf einem Busch wehrhaft be- An der Ostsee schützt man mit einem gedeiht sie nicht mehr. dornter Blätter. Jedes Blatt ist in sich gewellt Ring aus Steinen den empfindlichen Stamm Die Blüten der Distel sind ein Magnet für und mit mehreren Zacken versehen, die in der Stauden gegen Kaninchenfraß. Um die Schmetterlinge und andere Insekten. Die rei- langen, spitzen Dornen enden. Die ganze Bestände zu regenerieren, werden auf Sylt fen Samen fallen ab September aus den Blü- Pflanze ist durch eine feine Wachsschicht zurzeit Pflanzen aus Samen mühsam aufge- tenköpfen und werden vom Wind und hohen bläulich-weiß bereift und zeigt damit eine für päppelt und im Alter von etwa einem Jahr an Fluten verbreitet.

Pflanzen recht ungewöhnliche Färbung. geeigneten Standorten wieder ausgesetzt. Rainer Borcherding, Rainer Schulz

Hätten Sie gedacht, dass … Falls Sie an den Sandstränden zwischen Sylt und St. Peter-Ording ▪▪die oberirdischen Teile der Pflanze jeden Winter verwelken und eine Stranddistel sehen (nicht in im Frühjahr komplett neu nachwachsen? den Dünen danach suchen!), teilen ▪▪abgepflückte Blütenstände nicht durch nachwachsende neue Sie den Standort bitte unseren Sta- Triebe ersetzt werden? tionen vor Ort mit. ▪▪die bläuliche Wachsschicht ein Verdunstungs- und Sonnenschutz ist? Wasser kann nicht durch das Wachs heraus, Sonnenstrahlen werden reflektiert. ▪▪die extrem harten Blätter ein Schutz gegen Flugsand sind, der scharf wie ein Sandstrahlgebläse wirkt? ▪▪Stranddisteln beim illegalen Ausgraben leicht zerstört werden, da die lange Pfahlwurzel abreißt? ▪▪die Distel frühestens im zweiten Jahr, oft noch später blüht und sich nur sehr langsam durch Samen ausbreitet? ▪▪die Pflanzengattung Eryngium (Mannstreu) weltweit verbreitet ist? Manche Arten wie der Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) verbreiten ihre Samen als Bodenroller oder Steppenläufer, indem der reife oberirdische Pflanzenteil bei starkem Wind abbricht und

dann über den Boden davon rollt. Mit ihrer graugrünen Farbe und den in Spitzen endenden Blättern ist die Stranddistel unverwechselbar. 9 Personen

Gerd Kühnast ist gestorben

Bei unserem letzten Gespräch ging es um ins Alter eine fast kindliche Freude an der Na- Vogelschutz. Gerd hatte gerade eine Saatkrä- tur erhalten. Einmal, bei einem gemeinsamen he zum Ausstopfen gebracht, die im Husumer Ausflug ins Kirchengras, ließ er sich unver- Schlosspark den wütenden Vergrämungsver- mittelt auf den Rücken ins Gras fallen. „Man suchen einiger Anwohner zum Opfer gefallen muss sich die Welt auch mal aus dieser Per- war. Er ärgerte sich über soviel Unverstand spektive ansehen“. Er freute sich, dass in sei- und das Unvermögen das Faszinierende an ner Hattstedter Marsch, in der er aufgewach- diesen Vögeln wahrzunehmen. Er konnte sich sen war, nach langen Jahren des Rückgangs herrlich aufregen, aber er verwandelte seinen der Klappertopf wieder in voller Blüte stand. Unmut in Engagement. Die Zeitung hatte er Seine Bemühungen hatten Früchte getragen. schon informiert, den Leserbrief schon ge- Wie kann man dieses Leben charakteri- schrieben. sieren? Vor die Aufgabe gestellt, für die Na- 1958, noch als PH-Student, war Gerd turschutzverbände einen Nachruf in den Hu- Vogelwart auf Scharhörn. Dort wurde aus sumer Nachrichten zu verfassen, entschied seinem Interesse für die Ornithologie, lei- ich mich für ein Gedicht von Christian Mor- denschaftlicher Forscherdrang. Er machte genstern: Heimat. Gerd hat diesem Begriff, Hochwasserzählungen, als noch niemand an der unserer Generation immer noch schwer Zivis oder einen Nationalpark dachte. Später, über die Lippen kommt, einen positiven als er fünf Jahre lang mit seiner Familie auf Klang gegeben – die nordfriesische Natur, lebte und neun Halligkinder unterrich- die Landschaft mit den alten Häusern und die tete, setzte er seine Studien fort. Er hatte als Menschen mit ihren verschiedenen Sprachen ordentlicher „Orni“ selbstverständlich eine und politischen Ansichten. Er hat uns eine Beringungserlaubnis. Die Fangnetze standen kämpferische und seine sehr sympathische unten an der Warft – alle gefangenen Vögel Heimatliebe vorgelebt. wurden vermessen und beringt. In unserem Friedel Twenhöven Gespräch erzählte er, das er seine alten Be- ringungslisten jetzt an Angelika Kühn, die heute auf Oland lebt, weitergegeben habe. Die könne ja mal die Zählungen fortsetzen. Er habe dazu keine Zeit mehr, er müsse noch sein Langeneßbuch fertig machen. Heimat In diesem letzten Zusammentreffen erken- ne ich in der Rückschau die Konstanten von Nach all dem Menschenlärm und -dust Gerds Persönlichkeit: Er war leidenschaftli- in dir, geliebtes Herz, zu ruhn, cher Naturschützer. Er ging auf die Barrika- so meine Brust an deiner Brust, den, wenn es um den Erhalt unserer Land- du meine Heimat nun! schaft ging. Dafür nahm er vieles in Kauf. Wie viele Sitzungen in seiner Partei, in den Gre- Stillherrlich glänzt das Firmament mien des Kreistages und in seinen Vereinen in unsrer Augen dunklen Seen, hat dieser Mann durch gestanden? Nein, das des Lebens reine Flamme kennt ist der falsche Ausdruck. Es waren ja seine kein Werden und Vergehn.

Sitzungen, in denen er etwas verändern woll- Christian Morgenstern te. Er ging politischem Streit nicht aus dem Weg; wenn es sein musste, kämpfte er allein auf weiter Flur. Andererseits hatte er sich bis Aus den Stationen 10

636 Große Brachvögel 2 Grünschenkel und 7 Tiefflieger Am ersten Mai war es endlich soweit. Zum da im Laufe des Tage insgesamt sieben Flie- ersten Mal dieses Jahr ging es zum Blauort- ger teilweise ziemlich tief ihre Bahnen ziehen. sand. Eigentlich sollten wir schon früher dort- Endlich auf der Sandbank angekommen, hin laufen, aber es hat nie vom Wetter, den stellen wir fest, dass die Schlickgras-Flecken Zählergebnis vom 1.5.2014 Veranstaltungen oder den Gezeiten gepasst. vor Blauort eindeutig kleiner und weniger ge- Obwohl wir uns alle vier darauf freuten, wie- worden, dafür aber mehrere kleine Priele ent- 468 Austernfischer: der auf „unserer“ Sandbank zu sein, hatten standen sind. Auch der Sand selber hat sich Silbermöwe: 61 wir ein komisches Gefühl im Magen, weil verändert. Im Süden und Westen ist er ein Alpenstrandläufer: 692 niemand genau wusste, wie und ob Blauort Stück kleiner und insgesamt wahrscheinlich Pfuhlschnepfe: 18 nach den Stürmen im vergangenen Herbst flacher geworden. Nachdem wir unsere Sa- und Winter noch existiert (siehe auch »Wat- chen abgestellt haben und ein zweites Früh- Großer Brachvogel: 636 tenmeer« 1 | 2014). stück hatten, laufen wir erst mal hinaus zur Mantelmöwe: 9 Von Büsum ging es um halb sieben mit alten Blauort-Bake. Die Sandbank hat sich in Knutt: 1 dem Fahrrad die knapp zehn Kilometer zum den letzten Jahren weit von dem diesem alten Kiebitzregenpfeifer: 61 Blauort-Einstieg. Dabei waren die schweren Seezeichen entfernt. Rucksäcke auf unseren Rücken nicht die Zurück bei den Rucksäcken breiten wir Grünschenkel: 2 angenehmsten Begleiter. In ihnen war unsere Sachen aus und machen es uns in Essen, Trinken, Schlafsack, etwas zum den Schlafsäcken gemütlich. Es ist eine der beschäftigen und natürlich Spektiv, Sta- schönsten Erfahrungen meines Freiwilli- tiv, Zählbuch, Zähluhr und Fernglas. genjahrs, mit drei guten Freunden auf einer Nachdem wir unsere Fahrräder an- Sandbank zu liegen und darauf zu warten, geschlossen, die Wasserschutzpolizei dass das Wasser einen komplett einspült. und die Schleuse angerufen, wohl Anderthalb Stunden vor Hochwasser zie- oder übel die warme lange Hose ge- hen wir dann endlich mit Spektiv, Stativ, gen eine kurze getauscht und unsere Zähluhren, Zählbuch und Stift bewaffnet los. Schuhe verstaut haben, geht es los Wir zählen die Vögel, die hier bei uns im Wat- durchs Watt und über Lahnungen tenmeer Rast machen und sich Fettpolster zum ersten von zwei Prielen. Ei- anfressen, um den langen Weg in ihre arkti- gentlich sind wir zwei Stunden vor schen Brutgebiete bewältigen zu können oder Niedrigwasser viel zu früh am ers- hier bei uns brüten. ten Priel. Weil wir aber nicht wissen, Nach der Zählung müssen wir wieder war- Leonie, Luise und Abbo vor der wie es auf Blauort aussieht, ist das ten, bis wir uns zwei Stunden vor Niedrig- alten Blauort-Bake eigentlich ganz gut so. Beim Durch- wasser auf den Rückweg machen können. queren ist der Priel noch verdammt Auch hierbei heißt es wieder kurze Hosen kalt und uns steht das Wasser bis an, Rucksäcke geschultert und die sechs über die Knie. Danach sind es noch Kilometer ans Festland gelaufen. Von dort sechs Kilometer bis nach Blauort. geht es mit dem Fahrrad zurück in der Hoff- Wir schauen immer wieder auf dem nung, dass Zuhause bereits warmes Essen GPS-Gerät, ob wir wirklich auf dem auf dem Tisch steht. Dann sind nur noch die richtigen Weg sind. Zugleich geht Tiefflieger zu melden und man kann bald da- der Blick immer wieder in die Luft, nach in sein Bett fallen. Nach der Zählung eine verdiente Mittagspause Leonie Flug (BFD, Büsum) 11 Unterstützen

Spendenprojekt: Nationalpark- Nationalpark-Station und Haus Pellworm neue Unterkünfte in Büsum Herzlichen Dank Direkt an der blauen Welterbe-Infosäule an der für Ihre Unter- Perlebucht steht unsere Nationalpark-Station stützung!

Die Einrichtung wirkt noch provisorisch. Im neuen Projekt wollen Am 21. Mai eröffneten wir in der „Al- wir sie professionell ten Post“ am Hafen Tammensiel das überarbeiten neue Nationalpark-Haus. In drei Räu- men bieten ein großes offenes Aquari- um, verschiedene weitere Becken sowie verschiebbare Infotafeln und zahlreiche Bereits im letzten Sommer richteten wir in kleine und große Exponate umfassende Büsum in einem Container am Hauptstrand Informationen über die Natur der Insel „Perlebucht“ eine provisorische Nationalpark- und des vorgelagerten Süderoogsands. Station ein (siehe auch Ausgabe 3 | 2013). Bei der Eröffnungsfeier gratulierten nicht Diese wollen wir jetzt gemeinsam mit einer nur die Kinder der örtlichen Junior-Ran- Designerin so gestalten, dass man nicht nur ger-Gruppe sondern auch Bürgermeister, Die Büsumer Station kurz die wichtigsten Informationen zum Natio- Pastor und zahlreiche weitere Gäste von in Stichworten: nalpark und zu unserem Angebot vor Büsum der Insel und vom Festland. erhalten, sondern auch länger bleiben und ▪▪Das Betreuungsgebiet reicht vom Eider- Herzlichen Dank an BINGO! Die Um- verschiedene Themen vertiefen kann. sperrwerk bis Helmsand in der Meldorfer weltlotterie und alle Unterstützer, die mit Da die Nationalpark-Station im Sommer- Bucht. ihrer Spende zur Umsetzung dieses schö- halbjahr bislang schon täglich vier Stunden ▪▪Zu den Aufgaben gehören die Brutvogelkar- nen Projekts beigetragen haben. geöffnet ist, mussten wir unser Team ent- tierung, die Rastvogelzählungen alle 14 Tage, die Wattkartierung sowie das Spül- sprechend vergrößern. Weil das Wohnhaus saum-Monitoring und allgemeine Kontrollen. am Fischereihafen hierfür eigentlich zu klein Eine Besonderheit sind die Vogelzählungen ist, wollen wir das Nebengebäude (früher auf dem Blauortsand (siehe links). Garage und Wattwerkstatt) zu Wohnräumen ▪▪Das Veranstaltungsangebot ist geprägt durch umbauen. Die „Engelbert und Hertha Albers- enge Kooperationen. Für die Jugendherber- Stiftung“ hat hierfür bereits eine großzügige ge, in der auch eine unserer FÖJ-Stellen Spende zugesagt. Ebenso werden wir einen angesiedelt ist, bieten wir neben Watt- und Förderantrag bei der BINGO-Umweltlotterie Nachtwanderungen z. B. auch Wattlabor und stellen. Wir würden uns freuen, wenn Sie die- Wattbasteln an. Im Sturmflut-Erlebniszen- ses Projekt ebenfalls mit einer Spende unter- trum „Blanker Hans“ zeigen wir viermal pro stützen. Woche verschiedene öffentliche Vorträge „Volles Haus“ bei der Eröffnung. Hinter den Junior-Rangern u. a. sowie die „Watt-Experimente-Show“. (von rechts) Dr. Gerd Meurs (Nationalparkverwaltung), Knut Ihre Spende hilft: Hellinger (Vorstand), Harald Spendenkonto: 62 62 Förster (Geschäftsführer), unsere früheren Nachbarn vom Oster- BLZ: 217 500 00 schütting sowie Bürgermeister Bank: Nord-Ostsee-Sparkasse Jürgen Feddersen und Gisela Jansen vom Fremdenverkehrs- IBAN: DE47 2175 0000 0000 0062 62 verein. BIC: NOLADE21NOS

Der Anbau mit der ehe- maligen Wattwerkstatt bietet Platz für dringend benötigte Unterkünfte Mischwatt 12

Kostenlose Spenden bei Suchen und Einkäufen Gast aus Holland Neues Angebotsfaltblatt im Internet Co Verdaas, neuer Vorsitzender des Unser Angebotsfaltblatt „Wat(t) erleben“ ist Bei Einkäufen im Internet lässt ein Wadden-Sea-Board besuchte die neu gestaltet. Neben den zahlreichen Veran- kleiner Umweg mehrere Prozent des Station Westerhever. staltungen „draußen“ im Welterbe zwischen Umsatzes zur Spende werden. Im Rahmen seines Antrittsbesuchs bei der Elbe und Sylt stellen wir das wetterunabhän- Einfach bei www.clicks4charity.net schleswig-holsteinischen Nationalparkverwal- gige Angebot unserer Nationalpark-Häuser „Schutzstation tung kam Co Verdaas am 16. April auch an und Stationen vor. Neu ist auch ein Ausblick Wattenmeer“ den Leuchtturm. Der Niederländer koordiniert auf das kommende, virtuelle Watterlebnis mit wählen und dann als Vorsitzender des Wadden-Sea-Board die dem „BeachExplorer“. bei über 1800 Zusammenarbeit der drei Wattenmeerstaaten Das Faltblatt soll nicht nur an der Westküs- Anbietern wie gewohnt einkaufen. 4–8 % und die Vorbereitung der nächsten Minister- te, sondern möglichst an vielen touristisch des Umsatzes gehen an clicks4charity und konferenz in drei Jahren. interessanten Stellen in ganz Schleswig- hiervon 80 % als Spende an uns. Nach einem Blick vom Turm stellten im Holstein und Hamburg (Tourist-Informationen, Warftgarten Rainer Schulz und Werner Burck Museen, Naturschutz-Stationen …) verteilt Seit 2013 sind wir auch beim Suchportal als haupt- und ehrenamtliche Stationsleiter werden. Wer selber www.benefind.de als gemeinnützige Or- und Eva, Johanna, Linus und Max als der- vor Ort Blätter aus- ganisation regis- zeitiges Freiwilligenteam ihre Aufgaben und legen möchte, kann triert. Dort einfach deren praktische Umsetzung vor. Insbeson- diese gern bei unse- „Schutzstation dere die weitgehend eigenverantwortliche rer Geschäftsstelle Wattenmeer“ Arbeitsweise des jungen Teams beeindruckte anfordern. Mail oder als Organisation auswählen – und schon Verdaas sichtlich. Anruf genügt. fließen mit jeder erfolgreichen Web-Suche 0,5 ct als Spende in unsere Arbeit. Klingt wenig, hat aber einzelnen Vereinen schon über 8.000 € eingebracht. Mehr hierzu un- ter „Mit uns aktiv“ auf unserer Website.

Das Welterbe im Blick: Co Verdaas (rechts) mit unserem Stationsteam