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Gabriele und Hubert Raab Die Herausgabe des Buches wurde durch den Landkreis -Friedberg und seinen Landrat Dr. Klaus Metzger ermöglicht.

LANDKREIS AICHACH-FRIEDBERG

Wir danken unseren Sponsoren

Umschlag: Vorderseite (großes Bild): Kapelle St.-Johannes-Gualbertus in Weinsbach; darunter (v. l.): Hubertuskapelle Eismannsberg, Hauskapelle im Schloss Pöttmes, Kapellenbildstock am Weg nach Maria Kappel Rückseite: (v. o): Kapelle „Unsere Liebe Frau in Jerusalem“ bei der Putzmühle, Marienkapelle bei Sirchenried, Kapelle St. Sebastian in Ingstetten, Waldkapelle Maria Verkündigung bei Baar, Salzbergkapelle bei Anwalting, Kreuzbergkapelle bei Haslangkreit.

Abbildungen: Hubert Raab

Kartengrundlage / Geobasisdaten Begleitheft: © Bayerische Vermessungsverwaltung 2019 (www.geodaten.bayern.de)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Wißner-Verlag, Augsburg 2019 www.wissner.com

ISBN 978-3-95786-212-9

Bildbearbeitung: Matthias Gackowski Layout, Satz: Andrea Bayer-Zapf Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. 3 

Vorwort von Landrat Dr. Klaus Metzger Bereits in den drei vorhergehenden Veröffentlichungen „Pilgerwege im Wittelsbacher Land“ und „Spurensuche im Wittelsbacher Land, Band 1 und 2“ war es den Autoren Gabriele und Dr. Hubert Raab eine Herzensangelegenheit, das Wittelsbacher Land als reiche Kulturlandschaft darzustellen. Was wäre Bayern ohne seine Kapellen, Marterl und Feldkreuze? Sie sind Erbe der Vergangenheit, Zeugnisse der Gegenwart, Wegweiser in die Zukunft. Das neue Buch über Kapellen und Kapellenwege im Wittelsbacher Land schließt nun dankenswerterweise diese Lücke.

Das Buch zeigt uns wieder einmal, welch großartige, oftmals versteckte Schätze unser Landkreis bereithält, die noch darauf harren, entdeckt zu werden. Die Kapellen sind auf Wanderwegen gut erreichbar; kurze, einfache Wegstrecken, die gemütlich zu gehen sind, erlauben es zudem, die Landschaft entdeckend zu genießen. So wird bereits der Gang zur Kapelle zum Erlebnis.

Die Autoren lassen im Buch diejenigen zu Wort kommen, die die Kapellen erbaut haben. Dadurch wird die Vergangenheit greifbar und ergänzt vortrefflich die kunst- historische Bedeutung der Bauwerke. Oftmals ist es anrührend zu erfahren, welche Beweggründe manchen Erbauer angetrieben haben.

Mein herzlichster Dank gilt dem Autoren- und Ehepaar Raab für die Aufarbeitung dieser kulturhistorischen Kleinodien unse- res Landkreises. Dank ihres umfangreichen Wissensschatzes und ausgezeichnet detaillierter Recherche entstand ein heraus- ragendes Werk, das unser wunderbares Wittelsbacher Land wieder einmal in bestes Licht rückt und Lust auf beschauliche Entdeckungstouren weckt.

Herzlich Ihr

Dr. Klaus Metzger Landrat  4

Vorwort Die Zerstörung der über Jahrhunderte gewachsenen Kul­ gilt die Kapelle St. Salvator bei Adelzhausen als Autobahn­ turlandschaft ist auch im Wittelsbacher Land eines unse- kapelle. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind die rer augenscheinlichsten Probleme. Der Flächenverbrauch Flurbereinigungskapellen erbaut worden, auch die Protest­ für Industrie, Gewerbe, Wohnen und Verkehr und die fort- kapellen zum Schutz der Heimat. Votivkapellen haben die laufende Intensivierung der Landwirtschaft machen auch Menschen aus Dankbarkeit oder infolge eines Gelübdes vor unserem heimatlichen Lebensraum nicht Halt. In die- oder zum Gedenken errichtet. Die Kapelle Mariä Verkün­ sem Kahlschlag hat ein charakteristischer Bestandteil in digung im Wald bei Baar erbauten dankbare Eltern für den der Kulturlandschaft des Wittelsbacher Landes überlebt: glimpflichen Ausgang eines Unfalls ihrer Tochter. Zahlrei‑ die Kapellen, Marterln und Flurkreuze als Sinnbild des geis- che Kapellen erinnern an Epidemien wie die Wegkapelle in tig-kulturellen Erbes. Ihre Besitzer, Erbauer und Betreuer Pöttmes zur Erinnerung an die Hungerjahre 1816/17. Nach ­haben ein bewundernswert starkes Bewusstsein für das Heiligen, die vielfach um Fürsprache angerufen werden, eigene kulturelle Erbe und sind vom Willen getragen, es der wurden Kapellen geweiht, wie die zahlreichen St.-Johannes- Nachwelt zu erhalten. Viele Kapellen sind in den letzten Jah­ Nepomuk-Kapellen. Die Kriegergedächtniskapelle in Ober­ ren renoviert, einige sogar neu gebaut worden. griesbach, aber auch die Josefskapelle am Europakreuz Kapelle ist in der Definition ein baulich kleiner Bet-, Got­ bei Rinnenthal sind dem Frieden bzw. dem Gedenken der tesdienst- oder Andachtsraum und geht auf den hl. Martin Kriegs­toten gewidmet. Viele Kapellen wurden zur Ehre von Tours zurück. In dem für den Gottesdienst geschaf- Gottes und Mariens errichtet. Jede Kapelle erzählt so ihre fenen Raum am fränkischen Hof wurde seit dem siebten eigene und einzigartige Geschichte. Jahrhundert der Mantel (cappa, Verkleinerung cappella) des Diese reiche Vielgestaltigkeit der Kapellen in unserem hl. Martin aufbewahrt. Im Laufe der Zeit hieß jeder kleine Landkreis kennenzulernen macht es das Buch leicht: Des­ sakrale Bau, freistehend oder als Raum eines Gebäudes, halb sind sie nicht nach Themen oder nach der Landkarte Kapelle. Die am Hofgottesdienst beteiligten meist Geist­ geordnet, sondern alphabetisch. Stimmungsvolle Bilder und lichen nannte man Capellani. Ihre Aufgabe lag oft im sän- informative Texte ermöglichen auch eine „Reise im Kopf“, gerischen Bereich. Später verschob sich der Begriff immer zum beschaulichen Lesen. Ein handlicher Wanderführer mit mehr auch auf die begleitenden Instrumentalmusiker, die den Kapellenwegen leitet mit genauem Streckenverlauf nun ebenfalls als Kapelle bezeichnet wurden. und Länge auf den Entdeckungstouren. Kapellen sind überaus vielgestaltig. Sie reichen von den Neben der Bedeutung der Kapellen als Sinnbild des geis- kleinen sogenannten Kapellenbildstöcken wie z. B. in Gagers tig-kulturellen Erbes unserer Heimat sind Kapellen vor allem bis zu großen Bauten wie z. B. in Algertshausen. aber ein Raum, in dem die Menschen Stille finden und zu Für die Bezeichnung als Kapelle im Buch war die Erklärung Gott beten können. als solche im Denkmalatlas und in den Angaben der jewei- Elvis Presley, der vom 1. Oktober 1958 bis zum 2. März 1960 ligen Pfarrei ausschlaggebend. Aufgenommen wurden in in der 3. US-Panzerdivision in Friedberg/Hessen stationiert der Regel nur die freistehenden Kapellen. Nicht berücksich- war, hat es Mitte der 1960er-Jahre in seinem Lied Crying in tigt wurden z. B. Seitenkapellen in Kirchen (Außenbauten the chapel folgendermaßen ausgedrückt: jedoch schon), Hauskapellen in Krankenhäusern, Heimen und Privathäusern. Auch nur den Begräbnisfeierlichkeiten Take your troubles to the chapel dienende Friedhofskapellen fanden keine Aufnahme. Get down on your knees and pray Allgemein lassen sich für einen Kapellenbau drei funk­ Your burdens will be lighter tionale Aspekte erkennen: Privatkapellen, Wegkapellen und And you‘ll surely find the way. Votivkapellen. Privatkapellen erbauten sich Schlossherren als Schlosskapellen wie z. B. in Pöttmes, Haslangkreit und Wir bedanken uns beim Landkreis Aichach-Friedberg, beson- Winden, aber auch Hofbesitzer wie z. B. in Weinsbach. Auch ders bei Herrn Landrat Dr. Klaus Metzger, und beim Wißner- Dorfgemeinschaften entschlossen sich gemeinsam zum Bau Verlag, vor allem bei Frau Andrea Bayer-Zapf und Herrn einer Kapelle wie z. B. in Reicherstein, Oberschönbach oder Matthias Gackowski für die harmonische Zusammenarbeit Allenberg. Primizkapellen erinnen an das erste Messopfer und professionelle Gestaltung. eines Priesters. Wegkapellen stehen an alten Straßen oder markanten Standorten, wie z. B. in Hergertswiesen an der Friedberg, im Februar 2019 alten Weinstraße. Die Kreuzkapelle an der Straße Tatten­ hausen – Laimering geht auf eine Überdachung eines Weg­ kreuzes zurück, ebenso in Harthausen. Die Stationskapelle zu Unseres Herrn Ruh auf dem Bußberg bei war ursprünglich die vierzehnte Kreuzwegstation auf dem Kreuzweg hierher. Wallfahrtskapellen z. B. sind Maria Alber in Friedberg und St. Ursula in Harthausen. Lourdeskapellen stehen für eine „geistige Pilgerfahrt nach Lourdes“. Heute 5 6 Adelzhausen

Wallfahrtskapelle St. Salvator Wer auf der Autobahn A 8 von München in Richtung Augs‑ Votivbilder ausgestattet. Da die Kirche immer wieder aufge‑ burg fährt, dem eröffnet sich einige Kilometer vor der Aus‑ brochen und beraubt wurde, sah man sich gezwungen, die fahrt Adelzhausen der Blick auf den weithin sichtbaren, reiz- verbliebenen Kunstgegenstände in Sicherheit zu bringen. voll in der hügeligen Landschaft gelegenen achtseitigen Heute sind die wertvollen Figuren wieder in der Kapelle, Zentralbau der Salvatorkapelle. Sie ist für die Autofahrer, gesichert hinter starken Gittern, wie eine Mater dolorosa die auf dem Parkplatz Rast machen und in dem Kirchlein von Johann Caspar Öberl aus Friedberg (1730), in den Nischen eine Kerze anzünden wollen, durchgehend Tag und Nacht eine betende Muttergottes und Johannes, Apostelfiguren geöffnet. in der Art der Bildhauerfamilie Luidl und ein hl. Joseph. Das Dabei ist St. Salvator nicht als Autobahnkapelle errich- Gnadenbild des Salvator mundi steht auf dem Altar unter tet worden. Sie stand schon lange an dem Platz, bevor die dem Kreuz. A 8 gebaut wurde. Südwestlich von Adelzhausen befand Pfarrer Eberhard Weigel von Adelzhausen hält jedes Jahr sich auf einer Anhöhe auf freiem Feld, das 1615 im Besitz des in St. Salvator am Gründonnerstag ab 21 Uhr bis Karfreitag Jesuitenkollegs St. Salvator in Augsburg war, ein Bildstock 7 Uhr eine Gebetsnacht ab, gestaltet von verschiedenen mit dem geschnitzten Gnadenbild des Erlösers. Da viele Gruppen der Pfarreiengemeinschaft. In der Zeit von Ostern Wallfahrer in ihren Anliegen dieses Bild aufsuchten, ließ der bis Ende Oktober findet jeweils am Donnerstag um 18 Uhr folgende Hofmarksherr von Adelzhausen, Graf Johann Franz ein Abendgebet statt, im Mai dafür eine Maiandacht. von Preysing zu Weikertshofen, im Jahre 1671 an der Stelle des Stockes eine erste Kapelle erbauen und übertrug in die- Quelle selbe das Gnadenbild. In ihrer heutigen Form entstand sie Gabriele u. Hubert Raab: St. Salvator bei Adelzhausen, in: Pilgerwege im Wittelsbacher Land, Augsburg 2010, S. 112 ff. 1730 und wurde mit einer Anzahl wertvoller Figuren und Adelzhausen 7

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Lourdeskapelle Nach dem Tod seiner ersten Frau Franziska heiratete Johann Kiefer mit Maria Sommer 1890 in die Jahrhunderte alte ehe- malige Hofmarkswirtschaft ein. Sie erbauten im Jahre 1893 auf ihrer Wiese am Ortsausgang eine Lourdeskapelle. Es ist ein einschiffiger Bau der Neugotik, durch Blenden geglie- dert. In Innern ist im halbrunden Chor die Lourdesgrotte mit der Lourdesmadonna und zu ihren Füßen gleich drei Figu‑ ren von Bernadette Soubirous. Aus der Entstehungszeit der Kapelle stammen auch die beiden Figuren des hl. Josef mit dem Jesuskind und der Mutter Anna mit Maria. In den Jah­ ren nach dem Tod seiner Frau Maria 1913 verkaufte Johann Kiefer sein Anwesen mit der Kapelle an Maria und Josef Hank und zog nach Friedberg. Als Privatier, wohnhaft in der Jahnstraße 17, verstarb er dort 1932. Heute besitzt und pflegt die Familie Goldstein die Lourdeskapelle. Die Pfarrgemeinde Adelzhausen betet im Marienmonat Mai einmal wöchentlich in der Lourdeskapelle den Rosen­ kranz und feiert hier Maiandacht.

Quellen Gemeinde Adelzhausen (Hg.): Adelzhausen im Wandel der Zeit, 2010. Georg Paula: Lourdeskapelle, in: Georg Paula / Christian Bollacher: Land‑ kreis Aichach-Friedberg (Denkmäler in Bayern 87: VII Schwaben), Mün‑ chen 2012, S. 7. 9

Friedhofskapelle zu Ehren des Allerheiligsten Erlösers

Der Schlossherr Maximilian Joseph Graf von Gravenreuth von einer Tonne überwölbt. In der Apsis befindet sich von wollte das Andenken an seine verstorbenen Eltern 1833 mit zwei Stufen erhöht ein bauzeitgleicher Altar mit einem dem Bau einer Familiengruft am südlichen Dorfrand ehren großen Kreuz. Zu beiden Seiten der Apsis stehen in Nischen und zugleich den Friedhof für die Pfarrgemeinde, der sich die Grabdenkmäler für die Eltern des Erbauers, links Karl bisher um die Pfarrkirche befand, hierher verlegen. Für den Ernst Graf von Gravenreuth († 29.9.1826) und rechts sei- Plan konnte er den zu dieser Zeit produktivsten Architekten ner Gemahlin Eleonora, geb. von Zweibrücken († 22.5.1832). der klassizistischen Periode in Schwaben gewinnen, Johann Die Porträtbüsten schuf im Jahre 1858 der bedeutende Michael Voit (1771–1846). Er war zu dieser Zeit Kreisbauins­ Bildhauer Johann von Halbig (1814–1882), von dem u. a. das pektor der Regierung des Oberdonaukreises in Augsburg. kolossale Löwengespann auf dem Siegestor in München Der von ihm errichtete Bau zählt heute mit der ­ebenfalls und der große Löwe an der Hafeneinfahrt in Lindau stam- aus der Hand Voits stammenden Kirche in Bachern und der men. Am 19. September 1833 weihte der Augsburger Bischof Kirche in Griesbeckerzell zu den bedeutendsten Bauwerken Ignaz Albert von Riegg die Kapelle in honorem Sanctissimi der klassizistischen Architektur im Landkreis Aichach-Fried‑ Salvatoris (zu Ehren des Allerheiligsten Erlösers). berg und den seltenen klassizistisch geprägten Adelsmauso­ leen aus der Zeit König Ludwigs I. in Bayern. Quellen Geistesge­schichtlich war mit der Aufklärung eine Philo‑ Georg Paula / Christian sophie eingetreten, die dem Feudalismus mit seinem höfi‑ Bollacher: Landkreis Aichach- Friedberg (Denkmäler in schen Prunk diametral entgegenstand und in der Architek­ Bayern 87: VII Schwaben), tur eine Rückkehr zu wieder einfacheren Formen forderte. München 2012, S. 16. Sie fand man vorbildhaft in der Kunst der Antike, beson- Gabriele u. Hubert Raab: ders im griechischen Tempel. So findet man in den Bauten Spurensuche im Wittelsbacher Voits oft antike Anklänge, noch deutlicher bei seinem Sohn Land, Bd. 2, Augsburg 2015, S. 176 ff. August von Voit, der mit seinen klassizistischen Bauten in Internet: Johann Michael Voit der Regierungszeit König Ludwigs I. München bereicherte. u. Johann von Halbig. In Affing entstand ein schlichter, doch ausdrucksstarker Rechteckbau mit tempelartiger Eingangsfront. Darüber er- hebt sich ein schlanker viereckiger Dachreiter mit geknick‑ tem Spitzhelm. Der pilastergegliederte Innenraum wird 10 Affing

Kapelle St. Michael Gegenüber der Schlossanlage in Affing befindet sich west- (Diese Gott, der hl. Jungfrau Maria und dem hl. Michael lich der vielbefahrenen Straße von Augsburg nach Neuburg geweihte Kapelle wurde im frommen Friedhof der Pfarr‑ die kirchenähnliche, heute profanierte Kapelle St. Michael, kirche von Grund auf errichtet im Jahre 1698.) die zwischenzeitlich der Hofmarksherrschaft bereits als Erbauer war Josef Ignaz von Leyden, der nach der Inschrift Feuerwehrhaus für die freiherrliche Feuerwehr gedient die Kapelle an der Stelle der abgebrochenen Pfarrkirche, die hatte. Über dem geosteten Chor erhebt sich ein viereckiger schlecht, eng und klein, der darum liegende Freithof sumpfig, Turm, dessen oberes Stockwerk durch Säulen an den Ecken naß und wässerig gewesen seien, neu errichten ließ. Der betont wird. Aus Dreiecksgiebeln wächst ein spitz zulaufen- Friedhof wurde erst 35 Jahre später verlegt. der Helm hervor. Bei der Kapelle handelt es sich um ein einschiffiges recht‑ Im Innern nennt eine Inschriftenkartusche an der Empore eckiges Langhaus mit halbrundem Chor unter einer Stich­ die Anfänge der Kapelle: kappentonne. Alle Gratlinien der Gewölbe, auch die Fenster und die Kartuschen sind von frühen Stuckbändern einge- fasst. Auf den breiten Zwickeln sieht man Monogramme SACELLUM HOC DEO DIUÆ VIRGINI MARIA ET von Jesus (IHS) und Maria (MARIA). Das Fresko in der Decken‑ S. MICHAELI SACRUM FUNDITUS IN COEMITERIO mitte zeigt den hl. Michael, wie er mit einem langen Kreuz­ PIO ECCLESIÆ PAROCHIALIS EXSTRUCTUM EST stab Luzifer in die Hölle stößt. ANNO DNI: M.D.C.X.C VIII. Zu beiden Seiten der Inschriftkartusche sind zwei Wap­ pen angebracht. Das leydensche Wappen des Erbauers links zeigt in einem gevierten Schild rechts oben ein rotes, ge- meines Kreuz, links unten drei sechseckige (richtig wäre: achteckige) goldene Sterne, links oben einen aufgerichteten goldenen Löwen mit einem Pfeil und rechts unten einen sil‑ bernen Strauß mit empor hebenden Flügeln und einem Schlüssel. Das rechte Wappen gehört zu seiner Ehefrau Maria Anna Helene, Freifrau von Hoerwarth zu Hohenburg. Es zeigt eine leicht nach rechts (so in der Wappensprache) gekehrte Eule. Die beiden Wappen finden sich auch auf dem Epitaph für beide links im Altarraum der Pfarrkirche. Eine Marmorinschriftentafel mit dem gravenreuthschen Wappen nennt den heutigen Schlossherrn Marian Freiherrn von Gravenreuth, der in den Jahren 1986/87 eine Gesamt­ renovierung der Kapelle durchführte.

Quellen Georg Paula / Christian Bollacher: Landkreis Aichach-Friedberg (Denk‑ mäler in Bayern 87: VII Schwaben), München 2012, S. 20 f. Josef Lindinger / Karl Winkler: Geschichte der Gemeinde Affing mit Ortsteil Hauns­wies 1040–1977, Affing 1977, S. 62 f.