DAS EVANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES LEBEN LEITFADEN FÜR DEN SCHÜLER

Religion 150 DAS EVANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES LEBEN – LEITFADEN FÜR DEN SCHÜLER

Religion 150

Erstellt vom Bildungswesen der Kirche (CES) Herausgeber: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Salt Lake City, Utah, USA Schicken Sie Anmerkungen und Verbesserungen, auch die von Druckfehlern, an: CES Curriculum, 50 E. North Temple Street, Floor 8, Salt Lake City, UT 84150-2722, USA. E-Mail: [email protected]

© 2004 Intellectual Reserve, Inc. Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany. Genehmigung: Englisch 8/03, Übersetzung 8/03. Das Original trägt den Titel: The Gospel and the Productive Life Student Manual German INHALT

Einführung in den Schülerleitfaden ...... IV

Kapitel 1 Der Erlösungsplan für die Kinder des himmlischen Vaters ...... 1

Kapitel 2 Die Führung durch den Geist ...... 8

Kapitel 3 Zielsetzung und Zeiteinteilung ...... 18

Kapitel 4 Der kluge Umgang mit Geld ...... 25

Kapitel 5 Der Glaube an Jesus Christus gibt uns die Kraft, für uns und andere zu sorgen...... 35

Kapitel 6 Für sich selbst, die Familie und andere sorgen...... 42

Kapitel 7 Talente und Fähigkeiten erkennen und entwickeln ...... 48

Kapitel 8 Jeder von uns kann zum Aufbau des Reiches Gottes auf Erden beitragen ...... 55

Kapitel 9 Auf die Weise des Herrn unabhängig werden ...... 62

Kapitel 10 Trachtet nach Wissen durch Studium und Glauben ...... 70

Kapitel 11 Einen Ehepartner für die Ewigkeit wählen und selbst zu einem solchen werden ...... 78

Kapitel 12 Die Gesetze für körperliche Gesundheit befolgen ...... 86

Kapitel 13 „Dies alles wird dir Erfahrung bringen“...... 94

Kapitel 14 Bündnisse einhalten ...... 102

Kapitel 15 Einander dienen ...... 110

Die Familie – eine Proklamation an die Welt ...... 118 IV

erkennen. Das wiederhergestellte Evangelium be- EINFÜHRUNG IN DEN fasst sich nicht nur mit geistigen Wahrheiten. Viele geistige Grundsätze finden im zeitlichen Bereich SCHÜLERLEITFADEN Anwendung, und unser zeitliches Leben beeinflusst Wenn wir in unserem Leben Evangeliumsgrund- oftmals unsere Fähigkeit, geistig zu wachsen. Präsi- sätze anwenden, können wir in geistiger und zeit- dent James E. Faust von der Ersten Präsidentschaft licher Hinsicht produktiver werden. Das Evange- sagte: „Außerdem müssen wir vorausschauend le- lium lehrt uns, unser Bestes zu geben, um uns auf ben. Vorausschauend leben bedeutet, dass wir mit eine erfolgreiche Zukunft vorzubereiten und uns unserem Einkommen auskommen und für die Zu- gleichzeitig an der Gegenwart zu erfreuen. Es lehrt kunft vorsorgen. ... Wir sollen unsere Angelegen- uns, den Vater im Himmel um Hilfe zu bitten, da- heiten so regeln, dass wir die Berufungen, die wir mit wir unser Potenzial entfalten, sodass wir auch jetzt und in Zukunft erhalten, besser annehmen für andere etwas tun können und selbst vorbildlich können.“ (Der Stern, Juli 1997, Seite 43.) glaubenstreue Heilige der Letzten Tage sind. Dies Der Zweck dieses Leitfadens ist es, Ihnen dabei zu verlangt von uns Gottvertrauen und Einsatz. helfen, die Grundsätze zu verstehen und anzuwen- Der Erretter sagte, dass er der gute Hirte ist, der seine den, die im Kurs „Das Evangelium und ein erfülltes Schafe kennt. Er bezeugte: „Ich bin gekommen, da- Leben“ vermittelt werden. Jedes Kapitel beginnt mit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Jo- mit einer Einleitung, gefolgt von einem Abschnitt hannes 10:10.) Die „Fülle“ eines solchen Lebens ist mit der Überschrift „Grundsätze, die verstanden das ewige Leben – auf ewig als Familie in der Gegen- werden sollen“. Darin sind alle Grundsätze aufge- wart Gottes zu leben (siehe LuB 132:19,20,24,55). führt, um die es in dem Kapitel geht. Darauf folgen Das ewige Leben ist durch das Sühnopfer möglich. „Ergänzende Schriftstellen und Aussagen“ für jeden Grundsatz der Lektion. Die Aussagen sind den Das Sühnopfer des Erretters kann auch unserem Worten der Propheten und Apostel unserer Evange- irdischen Leben mehr Fülle verleihen. Elder Joseph liumszeit und anderer Führer der Kirche entnom- B. Wirthlin, ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf men. Wenn Sie diese inspirierten Worte lesen und Apostel, erklärte: „Das Sühnopfer Jesu Christi hat darüber nachdenken, wird Ihnen klar werden, wie dem Erretter die Macht gegeben, euch zu helfen, Sie die Grundsätze des Evangeliums besser anwen- zu dem jungen Mann zu werden, von dem er weiß, den können. dass ihr es werden könnt.“ (Liahona, Januar 2000, Seite 47.) Unser geistiges Wachstum muss durch un- Der nächste Absatz, mit dem Titel „Anwendung seren zeitlichen Fortschritt ergänzt werden. Es ist und Beispiele“, enthält Fallstudien und Fragen, die für Sie sehr wichtig, dass Sie sich weiterbilden und zum Thema gehören. Im Abschnitt „Punkte zum schulen, um besser für Ihre Familie sorgen und zu Nachdenken“ finden sich zusätzliche Fragen, die Hause, in der Kirche und im Gemeinwesen dienen Ihnen dabei helfen, die Grundsätze zu verstehen zu können. und anzuwenden. Der Abschnitt „Eindrücke und Anmerkungen“ bietet Ihnen Raum, sich zu notie- Der Kurs „Das Evangelium und ein erfülltes Leben“ ren, was Ihnen in den Sinn kommt, und Fragen zu soll Ihnen dabei helfen, die Wechselwirkungen beantworten, die im Unterricht gestellt werden. zwischen dem Geistigen und dem Zeitlichen zu

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 1

ben Reich mit denen haben, die sich ihren ersten KAPITEL 1 Stand bewahren; und diejenigen, die sich ihren zwei- DER ERLÖSUNGSPLAN ten Stand bewahren, werden Herrlichkeit auf ihr Haupt hinzugefügt bekommen für immer und im- FÜR DIE KINDER DES mer.“ (Abraham 3:24-26.) HIMMLISCHEN VATERS

EINLEITUNG

Der himmlische Vater hat eine Fülle der Freude. Er liebt seine Kinder und möchte, dass wir wie er wer- den. Er hat den Erlösungsplan aufgestellt, der auch der Plan des Glücklichseins genannt wird, um es uns zu ermöglichen, die gleiche Freude zu erfah- ren. Wenn unser Verständnis vom Plan des himm- lischen Vaters wächst und wir seine Gebote halten, werden wir ihm ähnlicher. Der himmlische Vater erklärt den Erlösungsplan. GRUNDSÄTZE, DIE VERSTANDEN WERDEN SOLLEN „Gott [sprach] mit den Menschen und tat ihnen den Plan der Erlösung kund, der von Grundlegung • Der himmlische Vater hat einen Erlösungsplan der Welt an bereitet worden war; und dies tat er aufgestellt. Aus diesem geht hervor, woher wir ihnen kund gemäß ihrem Glauben und ihrer Um- kommen, wir hier sind und was mit uns kehr und ihren heiligen Werken.“ (Siehe Alma nach dem Erdenleben geschieht. 12:30.) • Wenn uns unsere Rolle im Erlösungsplan klar ist, „Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herr- können wir in einer Welt voller Ungerechtigkeit lichkeit – die Unsterblichkeit und das ewige Leben Glauben entwickeln und Freude finden. des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39). • Weil wir den Erlösungsplan kennen, können wir Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf mit unseren irdischen Problemen besser zurecht- Apostel: „Wir können uns zwar nicht mehr daran kommen. erinnern, aber wir haben, bevor wir auf diese Erde gekommen sind, in der Gegenwart Gottes, des Ewi- ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN gen Vaters, und seines Sohnes, Jesus Christus, ge- UND AUSSAGEN lebt. Wir haben vor Freude gejauchzt, als uns ge- stattet wurde, zur Erde zu kommen, um einen Der himmlische Vater hat einen Erlö- Körper zu erhalten und im Plan Gottes für unser sungsplan aufgestellt. Aus diesem geht Glücklichsein weiter Fortschritt zu machen. Wir hervor, woher wir kommen, warum haben gewusst, dass wir hier geprüft werden wür- wir hier sind und was mit uns dem den. Wir waren entschlossen, gehorsam zu leben, Erdenleben geschieht. sodass wir zu unserem Vater zurückkehren und für immer bei ihm leben können. Ein Teil dieser Prü- „Wir wollen von diesen Stoffen nehmen, und wir fung besteht darin, dass es hier so viel scheinbar wollen eine Erde machen, worauf diese wohnen Interessantes zu tun gibt, dass wir den Hauptzweck können; und wir wollen sie hierdurch prüfen und unseres Daseins vergessen könnten. Der Satan ar- sehen, ob sie alles tun werden, was beitet sehr darauf hin, dass das We- auch immer der Herr, ihr Gott, ihnen sentliche ungetan bleibt.“ (Der Stern, gebietet; und diejenigen, die sich ihren „Das Erdenleben Juli 1997, Seite 57.) ersten Stand bewahren, werden hinzu- ist sehr kurz, gefügt bekommen; und diejenigen, die aber unermesslich Elder Joseph B. Wirthlin vom Kol- sich ihren ersten Stand nicht bewah- wichtig.“ legium der Zwölf Apostel: „In einer ren, werden keine Herrlichkeit im sel- Ratsversammlung im Himmel, in der

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 2 D ER E RLÖSUNGSPLAN FÜR DIE K INDER DES HIMMLISCHEN VATERS wir alle anwesend waren, hat [Jesus Christus] den auf die Verdienste und die Barmherzigkeit Christi großen Plan des Glücklichseins angenommen, den verlassen, dauerhaft den geistigen Tod und emp- unser Vater für seine Kinder aufgestellt hatte. Er fangen die Erhöhung im celestialen Reich.“ wurde vom Vater auserwählt, diesen Plan in die Tat („Give Heed unto the Word of the Lord“, Ensign, umzusetzen. Er führte die Mächte des Guten gegen Juni 2000, Seite 25.) den Satan und dessen Anhänger und focht einen Präsident Boyd K. Packer, Amtierender Präsident Kampf um die Menschenseelen aus, der schon be- des Kollegiums der Zwölf Apostel: gann, bevor diese Welt geformt worden war, und der sich auch heute noch „Wenn ihr sterbt, werdet ihr in die Geisterwelt eingelassen [siehe Lehren fortsetzt. Heute wie damals stehen wir „Wenn wir das des Propheten Joseph Smith, Hg. Joseph auf der Seite Jesu.“ (Siehe Der Stern, Evangelium Jesu Januar 1997, Seite 68.) Fielding Smith, 1983, Seite 316]. Für die Christi kennen und Rechtschaffenen bedeutet das Glück- Die Erste Präsidentschaft und das ihm als unserem lichsein, ein Paradies. Für die Schlech- Kollegium der Zwölf Apostel: „Die Fa- Erretter und Erlöser ten bedeutet das Elend (siehe 2 Nephi milie ist von Gott eingerichtet. Die Ehe nachfolgen, beein- 9:10-16; Alma 40:7-14). Im einen wie zwischen Mann und Frau ist wesentlich flusst das jeden im anderen Zustand lernen wir weiter für seinen ewigen Plan.“ („Die Familie – Aspekt unseres und sind wir für unser Handeln verant- eine Proklamation an die Welt“, Lia- wortlich (siehe LuB 138:10-22). hona, November 2010, Rückumschlag.) Lebens.“ Wenn dann mit allen gleichermaßen Elder Joseph B. Wirthlin: verfahren worden ist, wird das Urteil „Wir wissen, dass wir ein nachirdisches Leben gefällt (siehe Mosia 3:18; siehe auch Lehren des Pro- ohne Ende haben werden und dass wir die Art die- pheten Joseph Smith, Seite 223). Es gibt bei der Aufer- ses Lebens dadurch bestimmen, wie wir hier auf Er- stehung eine bestimmte Reihenfolge (siehe 1 Ko- den denken und handeln. Das Erdenleben ist sehr rinther 15:21-23). Die Herrlichkeit, die man erhal- kurz, aber unermesslich wichtig. … ten wird, hängt vom Gehorsam gegenüber den Wir wissen, dass der Tod ein notwendiger Über- Gesetzen und Verordnungen im Plan unseres Vaters gang ist. Er ereilt früher oder später jeden von uns. ab (siehe 1 Korinther 15:40-42). Unser sterblicher Körper wird zur Erde zurückkeh- Diejenigen, die durch Umkehr rein geworden sind, ren, und unser Geist wird in die Geisterwelt zu- werden ewiges Leben erlangen und in die Gegen- rückkehren. Kraft des Sühnopfers des Erretters wer- wart Gottes zurückkehren. Sie werden erhöht als den wir alle auferstehen. Jeder von uns wird vor ‚Erben Gottes und sind Miterben Christi‘ (Römer dem Gericht des erhabenen Jehova stehen und ge- 8:17; siehe auch LuB 76:94,95; 84:35; 132:19,20; mäß seinen Taten auf der Erde belohnt werden. siehe auch Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite Wenn wir jede irdische Entscheidung im Hinblick 381).“ (The Play and the Plan, CES-Fireside für junge auf diese Wiederherstellung und dieses Gericht tref- Erwachsene, 7. Mai 1995). fen, nutzen wir unsere irdische Prüfungszeit weise Wenn uns unsere Rolle im Erlösungsplan und werden in dieser Welt Frieden und in der zu- klar ist, können wir in einer Welt voller künftigen Welt ewiges Leben finden.“ (Siehe Der Ungerechtigkeit Glauben entwickeln und Stern, Juli 1998, Seite 14, 17.) Freude finden. Elder L. Tom Perry vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Der Herr vollbrachte durch Jesus Christus „Und seine Frau, Eva, hörte das alles und war ein Sühnopfer, um die Auswirkungen des Falls zu froh und sagte: Wenn wir nicht übertreten hätten, überwinden. Das Sühnopfer ist das Mittel, wodurch so hätten wir nie Nachkommen gehabt und hätten ein unvollkommener Mensch mit einem vollkom- nie Gut und Böse erkannt, auch nicht die Freude menen Gott versöhnt wird. Das Sühnopfer ermög- unserer Erlösung und das ewige Leben, das Gott al- licht allen, die auf der Erde gelebt haben, eine Auf- len gibt, die gehorsam sind.“ (Mose 5:11.) erstehung und bringt sie in die Gegenwart Gottes „Adam fiel, damit Menschen sein können, und zurück, um gerichtet zu werden. Darüber hinaus Menschen sind, damit sie Freude haben können.“ überwinden diejenigen, die die Grundsätze des (2 Nephi 2:25.) Evangeliums annehmen und anwenden und sich

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER E RLÖSUNGSPLAN FÜR DIE K INDER DES HIMMLISCHEN VATERS 3

lichen Leben beanspruchen können. Wenn wir von Schuldgefühlen zerrissen und gepeinigt werden, wenn Kummer uns niederbeugt, kann Christus uns heilen. Wir wissen zwar nicht bis ins Letzte, wie das Sühnopfer Christi zustande kam, aber wir kön- nen trotzdem den Frieden Gottes erfahren, ,der al- les Verstehen übersteigt‘ [Philipper 4:7].“ (Liahona, Juli 2001, Seite 26.) Elder Richard G. Scott: „Ich verheiße Ihnen: Durch Ihren Gehorsam und den beständigen Glau- ben an Jesus Christus und Ihren Einblick in den ge- samten Plan des Glücklichseins werden auch die Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf wichtigen Teile dieses Plans, die sich für Sie noch Apostel: „Wenn wir das Evangelium Jesu Christi nicht erfüllt haben, zur vom Herrn bestimmten kennen und ihm als unserem Erretter und Erlöser Zeit Ihnen gehören. Ich verheiße Ihnen auch, dass nachfolgen, beeinflusst das jeden Aspekt unseres Sie schon jetzt in bedeutsamer Weise geistig wach- Lebens und alle unsere Entscheidungen. Wer nach sen und glücklich sein können. Leben Sie als Toch- dem Plan des himmlischen Vaters lebt, möchte ter oder Sohn Gottes nach besten Kräften so nach keine Informationen aufnehmen, die gesetzwidrig dem Plan, wie es Ihnen möglich ist.“ (Siehe Der oder unschicklich sind. Er ruiniert auch nicht Stern, Januar 1997, Seite 72.) durch Unkeuschheit oder den Genuss von schäd- lichen Substanzen seine geistige Empfänglichkeit. Weil wir den Erlösungsplan kennen, kön- Er sucht auch nicht nach Schlupflöchern in der nen wir mit unseren irdischen Problemen Lehre, damit er einen Grund hat, sich den ordi- besser zurechtkommen. nierten Führern der Kirche zu widersetzen, und rät- „Ich gebe den Menschen Schwäche, damit sie de- selt nicht an den schlichten Wahrheiten des Evan- mütig seien; und meine Gnade ist ausreichend für geliums herum. Er versucht nicht, einen Lebensstil alle Menschen, die sich vor mir demütigen; denn zu rechtfertigen, der dem Plan des Glücklichseins wenn sie sich vor mir demütigen und Glauben an zuwiderläuft. Wenn er aber so etwas tut, wird er mich haben, dann werde ich Schwaches für sie stark niemals den inneren Frieden und die Freude fin- werden lassen.“ (Ether 12:27 [Seminarschriftstelle].) den, die das evangeliumsgemäße Leben mit sich bringt. Alle Kinder des himmlischen Vaters können „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und sich gebeterfüllt darum bemühen, zu erkennen, schwere Lasten zu tragen wer sie sind, und können wirklich glücklich wer- habt. Ich werde euch den, indem sie Gottes Gebote befolgen und bis ans Ruhe verschaffen. Ende ausharren.“ (Der Stern, Juli 1995, Seite 22.) Nehmt mein Joch auf Präsident Boyd K. Packer: „Aus irgendeinem euch und lernt von mir; Grund glauben wir, das Sühnopfer gelte nur am denn ich bin gütig und Ende des sterblichen Lebens, zur Erlösung vom Fall, von Herzen demütig; so vom geistigen Tod. Aber es ist noch viel mehr. Es werdet ihr Ruhe finden ist eine allgegenwärtige Macht, die wir auch im täg- für eure Seele.

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 4 D ER E RLÖSUNGSPLAN FÜR DIE K INDER DES HIMMLISCHEN VATERS

Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist Ihrer Rasse, Kultur und Traditionen Ihr Erbe mit- leicht.“ (Matthäus 11:28-30.) bekommen haben. Diese Familie kann ein reiches Elder Bruce R. McConkie vom Kollegium der Erbe und große Freude mit sich bringen. Trotzdem Zwölf Apostel: liegt es bei Ihnen zu bestimmen, ob ein Teil dieses Erbes aufgegeben werden muss, weil es sich gegen „Mit stetem Vertrauen auf den Herrn müssen wir den Plan des Glücklichseins des Herrn auswirkt.“ von der Welt unabhängig werden. Wir müssen selb- (Der Stern, Juli 1998, Seite 98.) ständig sein. Mit der Entscheidungsfreiheit, die Gott uns gegeben hat, müssen wir an unseren eigenen Präsident Gordon B. Hinckley, der fünfzehnte wirtschaftlichen und zeitlichen Problemen arbeiten. Präsident der Kirche: „Ihr steht vor großen Heraus- forderungen. Ihr bewegt euch auf eine Welt voll er- Wir sind auf der Erde, um zu arbeiten, um lange, bitterten Wettbewerbs zu. Ihr müsst euch eine so hart, mühsam zu arbeiten, um zu arbeiten, bis uns gute Ausbildung verschaffen, wie ihr nur könnt. der Rücken schmerzt und die müden Muskeln sich Der Herr hat uns darin unterwiesen, wie wichtig verspannen – um all unsere Tage zu arbeiten. In Bildung ist. Sie qualifiziert euch für größere Mög- dieser irdischen Bewährungszeit sollen wir unser lichkeiten. Sie befähigt euch, in der großen Welt Brot im Schweiße unseres Angesichts essen, bis wir der Möglichkeiten, die vor euch liegt, etwas Sinn- zu dem Staub zurückkehren, von dem wir einst ge- volles zu tun. Wenn ihr studieren könnt und wollt, nommen wurden. dann tut das. Wenn ihr nicht studieren wollt, dann Arbeit ist das Gesetz des Lebens; sie ist der alles be- besucht eine Berufsschule oder andere Bildungsein- herrschende Grundsatz für einen Heiligen. Wir kön- richtung, um eure Fähigkeiten zu vertiefen und zu nen nicht anderen die Bürde auferlegen, für unse- erweitern.“ (Der Stern, Juli 1997, Seite 49.) ren Unterhalt zu arbeiten, solange wir körperlich selbst dazu in der Lage sind. Vom Staat zu leben ANWENDUNG UND BEISPIELE bringt viele Übel mit sich. Fleiß, Sparsamkeit und Präsident Marion G. Romney von der Ersten Präsi- Selbstachtung sind wesentlich für die Errettung. dentschaft sagte: „Vor ein paar Monaten saß ich in Wir müssen unsere Gesundheit erhalten, unseren einem Flugzeug neben einem Herrn aus dem Fer- Garten bepflanzen, unsere Nahrung einlagern, uns nen Osten. Nachdem wir einige Nettigkeiten aus- selbst weiterbilden und schulen, um die tägliche getauscht hatten, erzählte er mir als Antwort auf Arbeit zu bewältigen. Niemand kann unsere Erret- meine Frage von seiner geschäftlichen Tätigkeit. tung für uns erarbeiten, sei es zeitlich oder geistig. Daraufhin fragte er mich nach der meinen. Dies Wir sind hier auf der Erde, um uns der Bedürfnisse führte natürlich zu einem Gespräch über das Evan- unserer Angehörigen anzunehmen. Ehefrauen ha- gelium. Er hatte keine Religion, auch wenn seine ben einen Anspruch auf die Unterstützung ihres Mutter, wie er anmerkte, Christin war. Er hatte Ehemannes, Kinder auf die ihrer Eltern, Eltern auf keine Vorstellung von Gott, keine Ahnung, ob er die ihrer Kinder, Brüder auf die ihrer Brüder und ein vorirdisches Dasein gehabt hatte oder ob er Verwandte auf die ihrer Angehörigen.“ (Frühjahrs- nach seinem Tode weiterleben würde. Er sah kei- Generalkonferenz 1979.) nen Sinn im Leben, außer hart zu arbeiten und ei- nen ‚angemessenen Lebensstandard‘ zu erreichen. Elder Richard G. Scott: „Ich möchte Sie so sehr Nachdem wir über einige grundlegende Wahrhei- dazu auffordern, in Ihrer Seele die Erkenntnis ganz ten des Evangeliums gesprochen hatten, antwor- tief zu verankern, dass Ihr jetziges Leben Teil eines tete er: ‚Solche Vorstellungen gäben einem mit Si- viel größeren Planes ist, den der Herr für Sie hat. cherheit ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt.‘“ Während des Vorherdaseins lebten Sie gemäß einem (Frühjahrs-Generalkonferenz 1976.) Teil dieses Plans. Sie waren dort mutig und kamen hierher, weil Sie wachsen und noch glücklicher sein • Wie kann das Wissen um den Erlösungsplan des wollten. Wie Sie sich jetzt entscheiden, beeinflusst, himmlischen Vaters den Herausforderungen des wie gut Sie diesen göttlichen Plan erfüllen, den er Erdenlebens einen Sinn und eine Perspektive ver- für Sie hat.“ (Liahona, Januar 2000, Seite 105.) leihen? Elder Richard G. Scott: „Der himmlische Vater hat dafür gesorgt, dass Sie in eine bestimmte Fa- milie geboren wurden, durch die Sie hinsichtlich

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER E RLÖSUNGSPLAN FÜR DIE K INDER DES HIMMLISCHEN VATERS 5

• Wie würde sich die Welt verändern, wenn alle begriffen, dass wir Söhne und Töchter des himm- lischen Vaters sind?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

In der Gegend, wo Carlos wohnt, ist das Leben für viele Menschen schwer. Als ein neubekehrtes Mit- glied der Kirche ist er von seiner neu gefundenen Religion begeistert. So viele Lebensfragen wurden ihm jetzt beantwortet. Eines jedoch bereitet ihm noch Schwierigkeiten. Viele Menschen auf der gan- zen Welt und sogar in seinem eigenen Land besit- zen mehr materielle Güter als die Menschen, die er kennt. Er fragt sich, warum dies so ist. Wieso lässt Gott es zu, dass so viele gute Menschen um ihren Lebensunterhalt kämpfen müssen, wenn wir uns alle für seinen Plan entschieden haben, bevor wir zur Erde kamen? • Wie würden Sie Carlos’ Frage beantworten?

• Welchen Rat würden Sie Carlos geben?

PUNKTE ZUM NACHDENKEN

• Inwiefern unterscheidet sich der Erlösungsplan in der Frage, wer wir sind, von anderen Religio- nen und Weltanschauungen? • Auf welche Weise kann uns das Wissen um den Erlösungsplan dabei helfen, mit Prüfungen und Unrecht umzugehen?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 6 D ER E RLÖSUNGSPLAN FÜR DIE K INDER DES HIMMLISCHEN VATERS

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER E RLÖSUNGSPLAN FÜR DIE K INDER DES HIMMLISCHEN VATERS 7

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 8

• Die Führung durch den Heiligen Geist steht allen KAPITEL 2 würdigen Mitgliedern der Kirche offen. DIE FÜHRUNG DURCH • Durch Beten kann man erreichen, dass der Geist DEN GEIST einen führt. ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN EINLEITUNG UND AUSSAGEN Unser ganzes Leben lang treffen wir viele wichtige Entscheidungen. Einige Entscheidungen betreffen Der Heilige Geist kann uns Trost, Frieden alltägliche Angelegenheiten, bei denen wir nicht und Führung schenken. unbedingt bis in jede Einzelheit die Führung des „Der Beistand aber, der Heilige Geist, ... der wird Herrn benötigen. Und doch hat der Herr uns ver- euch alles lehren und euch an alles erinnern, was heißen, dass wir uns an ihn wenden können, wenn ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14:26.) wir Hilfe und Führung brauchen. Der Heilige Geist erfüllt im Erlösungsplan die besondere Aufgabe, die „Du [bist] durch den Geist der Wahrheit erleuch- Kinder des himmlischen Vaters zu segnen und zu tet worden … inspirieren. Uns wurde verheißen: „Und durch die Habe ich deinem Sinn nicht Frieden ... zugespro- Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem chen? Welch größeres Zeugnis kannst du haben als wissen, ob es wahr ist.“ (Moroni 10:5.) von Gott?“ (LuB 6:15,23.) Präsident Ezra Taft Benson, der dreizehnte Präsi- „Denn siehe, abermals sage ich euch, wenn ihr dent der Kirche, erklärte: „Der Heilige Geist ist ein auf dem Weg eintretet und den Heiligen Geist Geschenk vom himmlischen Vater. Der Heilige empfangt, wird er euch alles zeigen, was ihr tun Geist hilft euch, das Rechte zu wählen. Der Heilige sollt.“ (2 Nephi 32:5.) Geist schützt euch vor dem Schlech- Elder Robert D. Hales vom Kolle- ten. Er flüstert euch mit einer leisen, „Wir brauchen den gium der Zwölf Apostel: „Wir brau- feinen Stimme zu, dass ihr das Rechte chen den Heiligen Geist als ständigen Heiligen Geist als tun sollt. Wenn ihr Gutes tut, dann Begleiter, damit er uns hilft, bei den ständigen Begleiter, fühlt ihr euch auch gut; dann spricht täglich anstehenden Entscheidungen der Heilige Geist zu euch. Der Heilige damit er uns hilft, eine bessere Wahl zu treffen. Unsere Geist ist ein wunderbarer Begleiter. Er bei den täglich Jungen Männer und Jungen Damen ist immer da, um euch zu helfen.“ (Der anstehenden werden mit dem Hässlichen der Welt Stern, Juli 1989, Seite 84.) Entscheidungen geradezu überschüttet. Wenn sie den Diese geistige Führung steht Ihnen in eine bessere Wahl Geist mit sich haben, gibt ihnen das allen Bereichen Ihres Lebens zur Ver- zu treffen.“ die Kraft, dem Bösen zu widerstehen, fügung, einschließlich Ausbildung, gegebenenfalls umzukehren und wie- Beruf und Ehe. der auf den engen und schmalen Pfad zu gelangen. Keiner unter uns ist gegen die Versu- GRUNDSÄTZE, DIE chungen des Widersachers gefeit. Wir brauchen die VERSTANDEN WERDEN SOLLEN Stärkung, die uns durch den Heiligen Geist zuteil- wird. Mutter und Vater müssen gebeterfüllt den • Der Heilige Geist kann uns Trost, Frieden und Heiligen Geist einladen, in ihrem geweihten Zu- Führung schenken. hause zu wohnen. Die Gabe des Heiligen Geistes

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST 9 hilft jedem in der Familie, sich weise zu entschei- als hätte man einen Körper ohne Immunsystem.“ den – jene Entscheidungen zu treffen, die dazu bei- (Liahona, Juli 2001, Seite 70.) tragen, dass man mit seiner Familie zum himmli- schen Vater und zu seinem Sohn, Jesus Christus, Die Führung durch den Heiligen Geist zurückkehrt, um dort für immer bei ihnen zu le- steht allen würdigen Mitgliedern der ben.“ (Liahona, Januar 2001, Seite 8f.) Kirche offen. „Wer sich in meinem Namen taufen lässt, dem wird der Vater den Heiligen Geist geben.“ (2 Nephi 31:12.) „Gott [lässt den Heiligen Geist] denjenigen zu- teilwerden ..., die ihn lieben und sich vor ihm rein machen.“ (LuB 76:116.) Elder Henry B. Eyring, damals Mitglied des Kolle- giums der Zwölf Apostel: „Damit Sie den Heiligen Geist als Begleiter haben können, müssen Sie wür- dig sein und sich durch das Sühnopfer Jesu Christi gereinigt haben. So wird durch Ihren Gehorsam gegenüber den Geboten, durch Ihren Wunsch, seinen Willen zu tun, und dadurch, dass Sie voll Elder James E. Faust, damals Mitglied des Kollegi- Glauben bitten, bestimmt, wie unmissverständlich ums der Zwölf Apostel: „In unserer unsicheren Welt Sie der Meister führen kann.“ (Liahona, November ist der Einfluss des Heiligen Geistes wohl die beste 2002, Seite 76.) Garantie für inneren Frieden. Weitaus mehr als jede chemische Substanz kann er uns den Sinn erweitern Elder Joseph B. Wirthlin vom Kollegium der und dazu beitragen, dass wir uns wohlfühlen. Er Zwölf Apostel: wird die Nerven beruhigen; er wird unserer Seele „Der Heilige Geist kann euch bei jedem rechtschaf- Frieden verschaffen. Er kann uns bei unseren Bemü- fenen Bestreben – auch in der Schule und unter eu- hungen, besser zu werden, beistehen. Von ihm kön- ren Freunden – behilflich sein. nen Offenbarungen kommen, die uns vor einer dro- henden Gefahr warnen oder vor Fehlern bewahren. Die Hauptaufgabe des Er kann unsere natürlichen Sinne schärfen, sodass Heiligen Geistes be- wir klarer sehen, genauer hören und uns an das er- steht jedoch darin, innern, woran wir uns erinnern sollen. Er hilft uns, vom Vater im Him- so glücklich zu sein, wie wir nur sein können.“ mel und von seinem (Siehe Der Stern, Juli 1989, Seite 29.) Sohn, Jesus Christus, Zeugnis zu geben. Präsident James E. Faust Wenn ihr euch be- von der Ersten Präsident- müht, die Gebote zu schaft: „Wer diese Geistes- halten, wird der Hei- gabe besitzt und würdig ist, lige Geist euch hel- kann bei allem, was er tut – fen, mehr vom Vater im Himmel und von Jesus sowohl in geistiger als auch Christus zu erfahren. Er wird euch den Verstand er- in zeitlicher Hinsicht – grö- leuchten, während ihr jeden Tag über die heiligen ßere Einsicht erlangen, das Schriften nachsinnt und darin lest. Leben wird reicher, und er kann sich bei allem führen lassen. Der Heilige Geist Die Eingebungen des Heiligen Geistes können gibt uns Zeugnis von der Wahrheit; er prägt unserer euch durch eine leise, sanfte Stimme zuteilwerden. Seele ein, dass es Gottvater und seinen Sohn, Jesus Ihr könnt nicht in [den Menschen] hineinwach- Christus, wirklich gibt, und das mit solcher Gewiss- sen, zu [dem] ihr werden sollt, ohne euch vorher heit, dass keine irdische Macht oder Gewalt uns über die Dinge der Welt zu erheben, die lautstark von dieser Erkenntnis trennen kann. Die Gabe des eure Aufmerksamkeit fordern. So ist beispielsweise Heiligen Geistes nicht zu besitzen ist ungefähr so, manche Musik der Welt erniedrigend, vulgär und

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 10 D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST unangebracht, und sie übertönt die Eingebungen Bedürfnis, herauszufinden, was Gott wollte. In sol- des Heiligen Geistes. Wenn ihr eurem Körper Stoffe chen Fällen kann sich die Antwort des liebevollen zuführt, die der Herr im Wort der Weisheit unter- himmlischen Vaters dem Sinn durch die leise, sagt hat, hält euch dies davon ab, die Eingebungen sanfte Stimme kundtun und uns ins Herz geschrie- des Heiligen Geistes zu fühlen und zu erkennen. ben werden.“ (Liahona, Januar 2001, Seite 100.) Ein unreines und unkeusches Leben schwächt die Elder Dallin H. Oaks: Eingebungen des Geistes. Erhebt eure Gedanken „Wir empfangen nicht immer dann Inspiration über das Vulgäre und Unsittliche. Vermeidet anstö- oder Offenbarung, wenn wir darum bitten. Manch- ßige Fernsehprogramme und Filme, schlechte Sei- mal dauert es einige Zeit, bis die Offenbarung ten im Internet und jegliche Form von Unterhal- kommt, und manchmal müssen wir uns auch auf tung, die Unsittlichkeit und Gewalt darstellen oder unser Urteilsvermögen und die Einsichten verlas- dazu anregen. Meidet Pornografie wie eine tödli- sen, die wir durch Studieren und Überlegen erlan- che, ansteckende Krankheit und Sünde. Ihr könnt gen. Wir können Geistiges nicht erzwingen. Das es euch nicht leisten, nach ihrer Ge- muss auch so sein. Würde uns der Va- fangenschaft und Sklaverei süchtig zu ter im Himmel bei jeder Frage sofort werden. Sie vertreibt den Heiligen „Wir können erleuchten und uns in allem leiten, Geist und seinen Einfluss aus eurem Geistiges nicht selbst wenn es wichtig ist, wäre der Leben.“ (Siehe Liahona, Januar 2000, erzwingen.“ Zweck unseres Daseins, nämlich Er- Seite 48.) fahrung zu erlangen und Glauben zu Elder Dallin H. Oaks vom Kolle- entwickeln, verfehlt. Wir müssen Ent- gium der Zwölf Apostel: „Wir werden für Einge- scheidungen treffen und ihre Folgen spüren, damit bung und Offenbarung empfänglich, wenn wir wir Selbstvertrauen und Glauben entwickeln. den Geboten Gottes gehorchen, beten und den Lehren der lebenden Propheten Beachtung schen- ken.“ („Scripture Reading and Revelation“, Ensign, Januar 1995, Seite 7.)

Durch Beten kann man erreichen, dass der Geist einen führt. „Bittet den Vater in meinem Namen, voll Glau- ben darauf vertrauend, dass ihr empfangen werdet, dann werdet ihr den Heiligen Geist haben, der alles kundtut, was … ratsam ist.“ (LuB 18:18.) „Den Geist empfangt ihr durch das Gebet.“ (LuB 63:64.) Präsident James E. Faust: „Es gibt gewisse Richtli- nien und Vorgaben, an die man sich halten muss, wenn man Offenbarung und Inspiration empfan- gen möchte. Dazu gehört: Man muss sich erstens aufrichtig und ehrlich bemühen, Gottes Gebote zu halten. Man muss zweitens geistig so eingestimmt sein, dass man eine Botschaft von Gott empfangen kann. Man muss drittens Gott demütig und instän- Manchmal erhalten wir selbst bei Entscheidungen, dig bitten. Und man muss sich viertens mit festem die uns äußerst wichtig erscheinen, keine Antwort Glauben um Antwort bemühen.“ (Liahona, März auf unser Gebet. Das bedeutet aber nicht, dass es 2002, Seite 5f.) nicht gehört wurde. Es bedeutet lediglich, dass wir wegen einer Entscheidung gebetet haben, die wir aus Elder Henry B. Eyring: „Ich habe erlebt, wie Ge- dem einen oder anderen Grund ohne Offenbarung bete erhört werden. Die Antworten waren dann am treffen sollen – vielleicht haben wir um Hilfe bei deutlichsten, wenn meine Wünsche zum Schwei- der Entscheidung zwischen zwei gleichermaßen an- gen gebracht wurden durch das überwältigende nehmbaren oder nicht annehmbaren Möglichkeiten

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST 11 gebetet. Es gibt nicht auf jede Frage eine richtige und Der Vater im Himmel hat uns nicht auf die Erde ge- eine falsche Antwort. Auf viele Fragen gibt es nur sandt, damit wir versagen, sondern damit wir glän- zwei falsche oder zwei richtige Antworten. … zenden Erfolg haben. Es scheint paradox, aber das Jemand, der Führung bei einer Entscheidung zwi- ist der Grund, warum es manchmal so schwer ist, schen zwei Alternativen sucht, die für den Herrn Antworten auf ein Gebet zu erkennen. Einige gehen gleichermaßen annehmbar sind, wird wahrschein- durchs Leben und verlassen sich dabei nur auf ihre lich keine Antwort erhalten. So gibt es Zeiten, in eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten. Andere denen wir in zwei verschiedenen Bereichen pro- wiederum trachten durch Beten und Inspiration da- duktive Arbeit leisten können. Beide Antworten nach, zu erkennen, was zu tun ist. Sie können gege- sind richtig. Gleichermaßen offenbart benenfalls Kraft empfangen, die ihre uns der Geist des Herrn höchstwahr- eigenen Fähigkeiten übersteigt. scheinlich nichts, wenn die Angele- „Der himmlische Ein Gespräch mit dem himmlischen genheit unbedeutend ist. ... Ich Vater hat uns nicht Vater ist nichts Geringfügiges. Es ist glaube, der Herr erwartet von uns, auf die Erde ge- eine heilige Angelegenheit. Es beruht dass wir die meisten unserer Entschei- sandt, damit wir auf unveränderlichen Prinzipien. dungen mithilfe der Intelligenz und versagen.“ Wenn wir vom himmlischen Vater Erfahrung treffen, die er uns gegeben Hilfe erhalten, geschieht dies auf- hat. Als einmal jemand den Prophe- grund von Glauben, Gehorsam und ten Joseph Smith in einer bestimmten Angelegen- der rechten Anwendung unserer Entscheidungsfrei- heit um Rat fragte, äußerte sich der Prophet: ‚Es ist heit. etwas Großes, von Gott etwas zu erfragen oder in Es ist falsch zu denken, dass jedes Gebet sofort er- seine Gegenwart zu gelangen; wir haben Angst, uns hört wird. Einige Gebete erfordern größte Anstren- ihm in Angelegenheiten zu nähern, die von wenig gungen unsererseits. Es stimmt, manchmal erhal- oder keiner Bedeutung sind.‘ [Lehren des Propheten ten wir Eindrücke, wenn wir uns eigentlich gar Joseph Smith, Hg. Joseph Fielding Smith, 1983, Seite nicht darum bemüht haben – im Allgemeinen 24.]“ (The Lord’s Way, 1991, Seite 36ff.) dann, wenn wir etwas wissen müssen und es auf Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf keine andere Weise in Erfahrung hätten bringen Apostel: können.

1. Wann erhört Gott unsere Gebete? Wir sind hier auf Erden, um Erfahrungen zu ma- chen, die wir sonst nicht hätten machen können. „Mir gegenüber saß eine schluchzende Frau. Mit Trä- Wir erhalten Gelegenheiten, uns zu entwickeln nen in den Augen erzählte sie mir: ‚Ich weiß nicht und geistig Fortschritt zu machen. Dazu müssen mehr, was ich glauben soll.‘ Sie sprach davon, wie wir lernen, Wahrheit richtig anzuwenden. Unser sie mehrere Tage lang gerungen und gebetet hatte, Glück hängt entscheidend davon ab, wie wir Her- um eine für ihr Leben wichtige Entscheidung zu ausforderungen begegnen und mit Schwierigkeiten treffen, doch ohne Erfolg. Sie klagte: ‚Ich weiß nicht, fertig werden.“ was ich tun soll. Wenn Sie mir sagen, was ich tun soll, werde ich es tun.‘ Mit der Hand auf den heili- 2. Wie sollen wir beten? gen Schriften sagte sie: ‚Gott hat uns gesagt, dass er „Um das Beten besser zu verstehen, habe ich auf uns helfen werde. Er erhört die Gebete aller ande- den Rat anderer gehört, über die heiligen Schriften ren. Warum gibt er mir keine Antwort?‘ nachgedacht und mich gründlich mit dem Leben Wenn man innerlich aufgewühlt ist, ist es schwer, der Propheten und anderer befasst. Doch was mir ohne fremde Hilfe wieder klar zu sehen. Ich bete am meisten half, war die Vorstellung von einem darum, dass ich Ihnen, die Sie vergleichbare Ge- Kind, das sich vertrauensvoll an seinen liebevollen, fühle hegen, helfen kann. gütigen, weisen und verständnisvollen Vater wen- Wenn auf unser dringendes Beten scheinbar keine det, der möchte, dass wir erfolgreich sind. Antwort erfolgt, kann es sein, dass wir einige Machen Sie sich keine Sorgen darüber, wie Sie Ihre Wahrheiten in Bezug auf das Beten nicht verste- Gedanken formulieren. Sprechen Sie den himmli- hen, oder wir nehmen die Antwort, wenn sie schen Vater einfach an. Er hört jedes Gebet und be- kommt, nicht wahr. antwortet es auf seine Weise.

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 12 D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST

Wenn wir ihm ein Problem erläutern und eine Lö- im Glauben. Gehe nicht leichtfertig mit all diesem sung vorschlagen, antwortet er manchmal mit Ja um; bitte nicht um das, was du nicht solltest. … und manchmal mit Nein. Oft gibt er keine Ant- Gemäß deinem Glauben wird dir geschehen.‘ (LuB wort; nicht weil er kein Interesse hat, sondern weil 8:10,11; Hervorhebungen hinzugefügt.) er uns liebt, und zwar auf vollkommene Weise. Er möchte, dass wir Wahrheiten, die er uns gegeben ‚Im Glauben‘ bitten bedeutet, den heiligen Vater hat, anwenden. Um wachsen zu können, müssen voller Vertrauen fragen. Wie auch einige von uns wir uns selbst zutrauen, richtige Entscheidungen zu erkannte Oliver nicht die Antworten auf Gebete, treffen. Wir müssen tun, was wir als richtig empfin- die der Herr ihm schon gegeben hatte. Um ihm den. Im Laufe der Zeit wird er antworten. Er wird und auch uns die Augen zu öffnen, wurde durch uns nicht im Stich lassen. Joseph Smith folgende Offenbarung gegeben: Was ich über unsere Beziehung zum Vater im Him- ‚Gesegnet bist du um deswillen, was du getan hast; mel gesagt habe, entspricht ganz und gar den Tat- denn du hast mich gefragt, und siehe, sooft du ge- sachen. Es gibt nichts, was er nicht über uns weiß. fragt hast, hast du von meinem Geist Belehrung emp- Er weiß um alles, was wir brauchen, und könnte fangen. Wäre es nicht so gewesen, so wärst du nicht uns alle Antworten geben. Aber da er unser ewiges an den Ort gekommen, wo du jetzt bist. Glück im Auge hat, fordert er uns auf, die richtigen Siehe, du weißt, dass du mich gefragt hast und ich Entscheidungen zu treffen. deinen Verstand erleuchtet habe; und nun sage ich Manchmal verhalten wir uns, ähnlich einem Kind, dir dies alles, damit du weißt, dass du durch den nicht richtig; wir handeln unvernünftig und haben Geist der Wahrheit erleuchtet worden bist.‘ (LuB das Gefühl, dass wir den himmlischen Vater wegen 6:14,15; Hervorhebungen hinzugefügt.) eines Problems nicht ansprechen können. Wenn Wenn Sie das Gefühl haben, dass Gott auf Ihr Ge- die Kommunikation gestört ist, ist es wunderbar, ei- bet keine Antwort gegeben hat, denken Sie über nen Fürsprecher zu haben, der sich für uns einsetzt, diese Schriftstelle nach – und suchen Sie dann in wenn wir seinen Ratschlägen folgen und umkehren. Ihrem Leben aufmerksam nach Beweisen, ob er Ih- Und das ist unser älterer Bruder, der Erlöser.“ nen nicht schon geantwortet hat.“

3. Wie können wir erkennen, 5. Wie erreicht die Antwort das Herz dass unsere Gebete erhört werden? und den Verstand? „Vielleicht sind die Erfahrungen Oliver Cowderys „Um einem jeden dabei zu helfen, die bereits vorhan- aufgeschrieben worden, um uns begreiflich zu ma- denen Antworten zu erkennen, hat der Herr gesagt: chen, wie man betet und wie man Antworten auf ‚Wenn du ein weiteres Zeugnis begehrst, dann das Gebet erkennt. Oliver Cowdery wurde gesagt: denke in deinem Sinn an die Nacht, da du im Her- ‚So gewisslich der Herr lebt, ... ebenso gewiss wirst zen zu mir geschrien hast und wissen wolltest, ob du Kenntnis empfangen von allem, was auch immer diese Dinge wahr seien. du im Glauben erbittest, mit ehrlichem Herzen und im Habe ich deinem Sinn nicht Frieden in dieser Angele- Vertrauen darauf, dass du Kenntnis empfangen wirst … genheit zugesprochen?‘ (LuB 6:22,23; Hervorhebung Ich werde es dir in deinem Verstand und in deinem hinzugefügt.) Herzen durch den Heiligen Geist sagen.‘ (LuB 8:1,2; Der Herr gewährt uns weitere Einsicht, indem er Hervorhebungen hinzugefügt.) uns empfiehlt, ein Problem erst im Verstand durch- Wenn wir im Herzen Eindrücke erhalten, können zuarbeiten und dann zu fragen, ob es recht sei: wir unseren Verstand gebrauchen, um sie entweder ‚Wenn es recht ist, werde ich machen, dass dein rational erklären zu wollen oder um ihnen Beach- Herz in dir brennt; darum wirst du fühlen, dass es tung zu schenken. Gehen Sie nicht leichtfertig mit recht ist. etwas um, was Sie vom Herrn empfangen.“ Wenn es aber nicht recht ist, wirst du keine sol- 4. Welche Rolle spielt der Glauben dabei, chen Gefühle haben, sondern du wirst eine Gedan- Antworten auf unsere Gebete zu empfangen? kenstarre haben.‘ (LuB 9:8,9; Hervorhebungen hin- „Oliver erhielt weitere Belehrungen: ‚Denke daran: zugefügt.)“ Ohne Glauben kannst du nichts tun; darum bitte

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST 13

6. Was, wenn es dauert, bis wir die ersehnte Nephi war nach zwei fehlgeschlagenen Versuchen Antwort erhalten? immer noch voller Zuversicht. Ohne alle Antwor- „Es ist sehr wichtig zu wissen, dass der Herr auch ten zu wissen, schlich er in die Stadt und auf La- auf eine dritte Weise Gebete erhört, nämlich indem bans Haus zu. Er bemerkte: ,Ich wurde vom Geist er keine Antwort gibt, wenn das Gebet gesprochen geführt; ich wusste nicht im Voraus, was ich tun worden ist. Wieso macht er das? sollte‘, und dann fügt er bedeutsamerweise hinzu: ‚Dennoch ging ich weiter.‘ (1 Nephi 4:6,7; Er ist unser vollkommener himmlischer Vater. Er Hervorhebung hinzugefügt.) liebt uns mehr, als wir begreifen können. Er weiß, was für uns am besten ist. Er sieht von Anfang an Nephi war willens, es immer wieder zu versuchen das Ende. Er möchte, dass wir so handeln, dass wir und alles in seiner Macht Stehende zu tun. Er be- die Erfahrungen machen können, die wir brauchen: kundete Glauben daran, dass ihm geholfen werden würde. Er ließ sich nicht entmutigen. Aber eben Wenn er mit Ja antwortet, schenkt er uns Vertrauen. weil er handelte, dem Herrn vertraute, gehorsam Wenn er mit Nein antwortet, möchte er Fehlverhal- war und seine Entscheidungsfreiheit richtig an- ten ausschließen. wandte, wurde er geführt. Schritt um Schritt wurde Wenn er keine Antwort gibt, möchte er, dass unser er zum Erfolg geführt und, mit den Worten seiner Glaube an ihn und unser Gehorsam gegenüber sei- Mutter, ihm wurde ‚Macht gegeben ..., das zu voll- nen Geboten zunimmt und dass wir bereit sind, ge- bringen, was der Herr ihnen geboten hat.‘ (1 Nephi mäß der Wahrheit zu handeln. Von uns wird er- 5:8; Hervorhebung hinzugefügt.) wartet, dass wir Eigenverantwortung zeigen, indem Nephi wusste, dass er dem Herrn vertrauen, Glau- wir einer Entscheidung folgen, die im Einklang mit ben ausüben und handeln musste, um Schritt für seinen Lehren steht und die nicht vorher bestätigt Schritt Hilfe zu bekommen. Weder murrte er noch worden ist. Wir sollen nicht einfach dasitzen und bat er um eine vollständige Erklärung, sondern, warten oder murren, nur weil der Herr nicht ge- bitte achten Sie darauf, er wartete nicht untätig auf sprochen hat. Wir müssen handeln. Hilfe. Er handelte! Indem er ein geistiges Gesetz be- Meistens ist das, wofür wir uns entschieden haben, folgte, wurde er inspiriert und empfing weitere richtig. Er bestätigt uns auf seine Weise, dass wir Hilfe zum Handeln.“ die richtige Entscheidung getroffen haben. Diese 8. Wie können wir verhindern, dass unsere Bestätigung zeigt sich im Allgemeinen durch die persönlichen Wünsche den Einfluss des Hilfen, die man bekommt. Wir erkennen sie, wenn Geistes beeinträchtigen? wir geistig gesinnt sind. Sie kommen wie kurze „Manchmal nehmen wir Antworten auf ein Gebet Briefe von einem liebevollen Vater als Beweis dafür, nicht wahr, weil wir so versessen auf eine Bestäti- dass wir uns richtig entschieden haben. Wenn wir gung unserer Wünsche warten. Wir erkennen ein- voller Vertrauen etwas unternehmen, was nicht fach nicht, dass der Herr möchte, dass wir etwas richtig ist, lässt er es uns rechtzeitig wissen. Wir anderes tun. Achten Sie darauf, dass Sie nach sei- nehmen diese Hilfe in Form von beunruhigenden nem Willen trachten. Gefühlen wahr.“ Ich gebe zu, dass ich mich nur mit richtigen Ent- 7. Wie können wir für die Eingebungen des scheidungen auskenne, die in Rechtschaffenheit Geistes geistig aufnahmebereiter sein? und voll Vertrauen zum himmlischen Vater getrof- „Nephis Anstrengungen, die Platten aus Messing fen werden. Die Prinzipien lassen sich nicht anwen- zu erlangen, zeigen, wie diese Prinzipien wirken. den, wenn die Entscheidungsfreiheit nicht in Über- Als die älteren Brüder gebeten wurden zu gehen, einstimmung mit dem Willen Gottes gebraucht murrten sie und erhielten keine Hilfe. Nephi er- wird. Wenn wir von einer Sünde nicht umkehren, hielt die Zusicherung: ,Der Herr wird dich begüns- sind wir auf uns selbst angewiesen. Wir können aber tigen, weil du nicht gemurrt hast.‘ (1 Nephi 3:6.) davor bewahrt bleiben, wenn wir umkehren.“ Nephis Aussage: ,Ich will hingehen und das tun‘ zeigt seine positive Einstellung, nämlich zu han- 9. Auf welche Weise kommt die Antwort am häufigsten? deln und Erfolg zu haben, indem er geistige Ge- setze anwandte (siehe 1 Nephi 3:7). „Wenn wir nach Inspiration trachten, um eine richtige Entscheidung zu treffen, gibt der Herr uns

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 14 D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST sanft Anregungen. Von uns wird erwartet, dass wir habe ein Problem: Ich habe versucht, dem himmli- nachdenken, Glauben ausüben, arbeiten, manch- schen Vater für all meine Segnungen zu danken, mal ringen und dann handeln. Selten wird eine aber ich habe das Gefühl, als wäre es zu keiner Ver- vollständige Antwort in einer sehr wichtigen Ange- ständigung gekommen. Würden Sie mir bitte dabei legenheit oder zu einem komplexen Problem auf helfen, ihm zu sagen, wie dankbar ich bin?‘ einmal gegeben. Eher kommt sie Stück für Stück, Die Ratschläge, was das Beten betrifft, sind rich- ohne dass das Ende abzusehen ist.“ tig. Ich habe das im Laufe meines Lebens gründ- 10. Welche Rolle spielt in unserem Gebet die lich überprüft. Ich habe herausgefunden, dass die Dankbarkeit gegenüber dem Herrn? manchmal scheinbar unüberwindlichen Hinder- nisse in der Verständigung eine große Hürde dar- „Was beim Beten am wichtigsten ist, stellen, die man vertrauensvoll neh- habe ich bis zum Schluss aufbewahrt. men muss. Es ist die Dankbarkeit! Das aufrichtige „Wenn wir nach Wenn Sie Gottes Hilfe in Anspruch Bemühen, unserem lieben Vater im Inspiration trach- nehmen wollen, dann sorgen Sie da- Himmel zu danken, löst wunderbar ten, um eine rich- friedvolle und liebevolle Empfindun- für, dass Ihr Leben in Ordnung ist, Ihr tige Entscheidung gen und ein erhöhtes Selbstwertgefühl Beweggrund richtig ist und Sie willens zu treffen, gibt aus. Wie schwierig die Umstände auch sind, das zu tun, was er Ihnen sagen sein mögen: Aufrichtige Anerkennung der Herr uns sanft wird – denn er wird Ihre Gebete wirk- lässt uns voller Dankbarkeit sein. Anregungen.“ lich erhören. Er ist Ihr liebevoller Va- ter im Himmel; Sie sind sein geliebtes Wie kommt es, dass die Ärmsten der Kind. Er liebt Sie auf vollkommene Armen eher wissen, wie man dem Herrn Dankbar- Weise und möchte Ihnen helfen. keit zeigt? Im Hochland von Guatemala können die Mitglieder kaum existieren. Es erfordert große Im Namen Jesu Christi. Amen.“ (Siehe Der Stern, Opfer, zum Tempel zu fahren. Sie brauchen für ei- Januar 1990, Seite 28ff.) nen Besuch ein Jahr Vorbereitung. Sie arbeiten hart, bringen Opfer, um Geld zu sparen, sparen ANWENDUNG UND BEISPIELE auch am Essen, weben, färben und nähen neue Zu der Zeit, als der Prophet Joseph Smith in Har- Kleidung. Sie gehen aus den Bergen zu Fuß eine mony/Pennsylvania gerade das Buch Mormon weite Strecke, überqueren den See Isabel und fah- übersetzte, war Oliver Cowdery Schullehrer in ren dann ohne viel zu essen mit dem Bus. Müde Palmyra im Staat New York. Oliver erfuhr von der und völlig erschöpft kommen sie am Tempel an. Arbeit des Propheten und fühlte sich dazu bewegt, Sie schrubben sich, bis sie glänzen, ziehen sich ihre ihm zu helfen. Er begab sich nach Pennsylvania neue Kleidung an und gehen ins Haus des Herrn. und begann dort, Joseph Smith als Schreiber zu Wenn sie sich weiße Kleidung angezogen haben, dienen. Einige Tage später bat er Joseph, den Herrn werden sie durch den Geist belehrt, empfangen die zu fragen, ob er das Richtige tat. Der Herr gab zur heiligen Handlungen und gehen die Bündnisse ein. Antwort: „Gesegnet bist du um deswillen, was du Eine der Frauen aus dem Hochland war durch den getan hast; denn du hast mich gefragt, und siehe, Geist und die Bedeutung des Endowments tief be- sooft du gefragt hast, hast du von meinem Geist rührt. Als sie den celestialen Saal betrat, sah sie, Belehrung empfangen. Wäre es nicht so gewesen, wie die anderen mit ehrfürchtig geneigtem Kopf so wärst du nicht an den Ort gekommen, wo du dasaßen. Ganz unschuldig kniete sie sich, ohne auf jetzt bist.“ (LuB 6:14.) Der Herr lobte Oliver Cow- die anderen zu achten, am Eingang des Raumes dery für seine persönlichen Gebete und gab ihm zu hin. Sie neigte ihren Kopf, schluchzte und schüt- verstehen, dass er durch den Geist bereits Antwor- tete zwanzig Minuten lang dem Vater im Himmel ten auf seine Gebete erhalten hatte. ihr Herz aus. Schließlich, ihr Kleid war durch die Tränen nass geworden, hob sie den Kopf. Die Tem- peloberin fragte einfühlsam: ‚Kann ich Ihnen be- hilflich sein?‘ Und sie antwortete: ‚Ja, bitte! Ich

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST 15

• Warum erkennen wir manchmal nicht die Füh- schon zum Erfolg führen. Jetzt steht er vor mehre- rung durch den Heiligen Geist? ren lebenswichtigen Entscheidungen, die weiter reichen als alles bisherige. • An wen kann Emeka sich wenden, wenn er Hilfe sucht?

• Was sind laut Lehre und Bündnisse 6:15,23 zwei Arten, auf die Offenbarung kommt, die wir aber vielleicht nicht erkennen? • Was kann er in geistiger Hinsicht unternehmen, bevor er diese Entscheidungen trifft?

• Beschreiben Sie, wie Sie für den Geist empfäng- licher werden können, wenn Sie für die Schule oder die Arbeit beten. • Wie kann der Heilige Geist Emeka helfen, sobald dieser sich nach besten Kräften bemüht hat?

Emeka steht nur noch einen Monat vor seinem Highschool-Abschluss. Er hat sich nie besonders PUNKTE ZUM NACHDENKEN Gedanken darüber gemacht, was er nach seinem Abschluss tun möchte. Seine ganze Aufmerksam- • Welche Wahrheiten hat der Heilige Geist Ihnen keit galt dem Lernen, dem Sport und seinen Freun- bereits bezeugt? den. Emekas Familie verfügt nur über begrenzte • Wie können Sie wissen, dass Sie vom Geist beein- Mittel und kann ihn nicht finanziell unterstützen, flusst werden? wenn er auf eine Universität oder Berufsfachschule geht. Er merkt, dass er am Scheideweg steht: Wie er • Was können Sie tagtäglich tun, um den Einfluss, sich jetzt entscheidet, wird einen tiefgreifenden den der Heilige Geist auf Ihr Leben nimmt, zu Einfluss auf den Rest seines Lebens haben. Er hat vergrößern? bei allem, was er gemacht hat, immer geglaubt, dass harte Arbeit und eine positive Einstellung

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 16 D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE F ÜHRUNG DURCH DEN G EIST 17

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 18

KAPITEL 3 ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN UND AUSSAGEN ZIELSETZUNG UND ZEITEINTEILUNG Wenn wir uns lohnende Ziele setzen, ge- ben wir unserem Leben eine Richtung. EINLEITUNG „Du sollst deine Zeit nicht müßig vertun, auch sollst du nicht dein Talent vergraben, sodass es Ziele können uns helfen, unserem Leben den rich- nicht bekannt wird.“ (LuB 60:13.) tigen Kurs zu geben und uns auf das, was wertvoll und erstrebenswert ist, zu konzentrieren, damit wir nicht länger „hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen“ sind (Epheser 4:14). Elder Marvin J. Ashton, der dem Kollegium der Zwölf Apostel angehörte, sagte einmal: „Die Rich- tung, in die wir uns bewegen, ist wichtiger als un- ser derzeitiger Standort. Ziele sollten immer so hoch gesteckt sein, dass wir uns strecken müssen, um sie zu erreichen.“ (Herbst-Generalkonferenz 1983; siehe auch Ensign, November 1983, Seite 63.) Wenn wir unsere Ziele kennen, kommt es darauf an, dass wir unsere Zeit weise einteilen. In einem Kirchenlied heißt es: „Wenn einer von euch einen Turm bauen will, Die Zeit vergeht im Fluge setzt er sich nicht zuerst hin und rechnet, ob und kehrt nicht mehr zurück, seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?“ Sie kommt und eilt vorüber; (Lukas 14:28.) nutze den Augenblick! Bischof John H. Vanderberg, damals Wenn du nicht darauf achtest, Präsidierender Bischof der Kirche: „Ich entfliehet dir die Zeit, „Setzen Sie weiß, dass man sich unbedingt Ziele denn rasch fließt unser Leben sich wohl aus- setzen muss, um glücklich zu leben. ins Meer der Ewigkeit. gewogene Ziele“ Das Ziel ist jedoch nur Teil der ge- [„Die Zeit vergeht im Fluge“, wünschten Vorgehensweise. Wir müs- Gesangbuch, Nr. 143.] sen wissen, welchen Weg wir zu nehmen haben, Wenn wir unser Leben planen und unsere Zeit um ans Ziel zu gelangen. In vielen Fällen setzen wir sinnvoll nutzen, wird der Herr uns segnen und uns langfristige Ziele, vernachlässigen jedoch die stärken, damit wir in seinem Reich besser dienen kurzfristigen. Für die kurzfristigen Vorhaben benöti- können. gen wir Selbstdisziplin in unserem Handeln – wir lernen, wenn es Zeit zum Lernen ist, schlafen, GRUNDSÄTZE, DIE wenn es Zeit zum Schlafen ist, lesen, wenn es Zeit VERSTANDEN WERDEN SOLLEN zum Lesen ist, und so weiter – und lassen dabei keine zeitlichen Überschneidungen zu, um für die • Wenn wir uns lohnende Ziele setzen, geben wir Zeit, die wir einer bestimmten Tätigkeit gewidmet unserem Leben eine Richtung. haben, den vollen Lohn und die vollen Segnungen • Wir müssen uns in vielen verschiedenen Berei- zu erhalten.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1966.) chen Ziele setzen. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf • Wenn wir unsere Zeit einteilen, bekommen wir un- Apostel: ser Leben in den Griff und können besser dienen. „Erstens: Denken Sie über Ihr Leben nach, und le- gen Sie Ihre Prioritäten fest. Nehmen Sie sich regel- mäßig die Zeit, gründlich darüber nachzudenken,

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER Z IELSETZUNG UND Z EITEINTEILUNG 19 wohin Sie gehen und was Sie brauchen, um dort- seine Gebote zu halten. Von der Vorbereitung Jesu hin zu gelangen. Jesus, unser Vorbild, hat sich oft auf seine Mission steht in den Schriften: Er ,wuchs an einen einsamen Ort zurückgezogen, um zu be- heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand ten (siehe Lukas 5:16). Wir müssen das gelegentlich Gefallen bei Gott und den Menschen‘ (Lukas 2:52). auch tun, um uns geistig zu erneuern, so wie der Das umfasst vier Hauptgebiete, in denen wir uns Erretter es getan hat. Schreiben Sie auf, was Sie je- Ziele setzen sollen: im geistigen, intellektuellen, den Tag erledigen wollen. Denken Sie, wenn Sie körperlichen und zwischenmenschlichen Bereich. den Plan mit den täglichen Aufgaben festlegen, in ‚Darum: Was für Männer sollt ihr sein?‘, fragt der erster Linie an die heiligen Bündnisse, die Sie mit Herr, und er gibt zur Antwort: ‚Wahrlich, ich sage dem Herrn geschlossen haben. euch: So, wie ich bin.‘ (3 Nephi 27:27.) Da gibt es Zweitens: Setzen Sie sich kurzfristige Ziele, die Sie nun ein Ziel, an dem wir ein Leben lang arbeiten erreichen können. Setzen Sie sich wohl ausgewo- müssen: seinen Weg gehen, uns – so wie er es ge- gene Ziele – nicht zu viele und nicht zu wenige, tan hat – in jeder Tugend vervollkommnen, ihn nicht zu hohe und nicht zu niedrige. Schreiben Sie suchen und daran arbeiten, dass unsere Berufung die Ziele auf, die Sie erreichen können, und arbei- und Erwählung Bestand hat.“ (Siehe „Verzweifelt ten Sie dann gemäß ihrer Wichtigkeit daran. Wir nicht“, Der Stern, März 1987, Seite 6f.) sollen darum beten, dass der Herr uns Elder Joseph B. Wirthlin vom Kolle- beim Zielesetzen führt.“ (Der Stern, gium der Zwölf Apostel: „Ein Mara- „Ihr müsst jetzt Juli 1987, Seite 11.) thonläufer setzt sich bestimmte Ziele. vorausschauen Elder Ben B. Banks, damals in der Ihr müsst jetzt vorausschauen und und euch überle- Präsidentschaft der Siebziger, erzählte euch überlegen, was ihr mit eurem gen, was ihr mit von einer Radtour, die er zusammen Leben anfangen wollt. Entscheidet mit seiner Familie unternommen eurem Leben an- euch ganz klar, was ihr in einem Jahr, hatte: „Am dritten Tag unserer Reise fangen wollt.“ in fünf Jahren, in zehn Jahren und lernte ich, dass es uns zwar manch- darüber hinaus sein wollt. Empfangt mal schwerfällt, bergauf zu fahren, euren Patriarchalischen Segen und be- dass es aber von unserer Einstellung abhängt, wie müht euch, der darin enthaltenen Verheißungen wir damit umgehen. An jenem Tag überquerten wir würdig zu leben. Der Patriarchalische Segen ist ei- dreimal die kontinentale Wasserscheide und über- ner der wichtigsten Führer durch das Leben, die ein wanden einen Höhenunterschied von circa 1400 Mitglied der Kirche haben kann. Schreibt eure Ziele bis 2500 Metern. Wenn man mit dem Fahrrad auf und überdenkt sie häufig. Haltet sie euch stän- steile Bergpässe erklimmt, braucht man die richtige dig vor Augen, schreibt euren Fortschritt auf, und Einstellung, um die richtige Höhe zu erreichen. Im fasst eure Ziele je nach den Umständen neu. Euer Leben ist es genauso. Indem ihr euch lohnende höchstes Ziel muss ewiges Leben sein – solches Ziele setzt und sie im Auge behaltet, könnt ihr Leben, wie Gott es führt, die größte aller Gaben mehr Selbstdisziplin bekommen und viel erreichen. Gottes.“ (Der Stern, Januar 1990, Seite 67.) Ja, manchmal stieß ich fast an meine Grenzen, als Elder Marvin J. Ashton: „Mögen wir uns gerade- ich da die steilen Berge hinauffuhr, aber ich gab wegs daran begeben, uns am Evangelium ausgerich- nicht auf, weil ich das Ziel vor Augen hatte.“ tete Ziele zu setzen – und zwar in dem Bewusstsein: (Liahona, Juli 2002, Seite 47.) Wenn wir von unseren Talenten Gebrauch machen, Präsident Ezra Taft Benson, der dreizehnte Präsi- wenn wir unseren Mitmenschen helfen, nach Frie- dent der Kirche: „Jedes Kind Gottes, das das Alter den trachten, nicht überempfindlich oder überkri- der Verantwortlichkeit erreicht hat, soll sich Ziele tisch sind, dann wird uns zu unseren Fähigkeiten setzen, und zwar kurzfristige und langfristige. Wer Stärke um Stärke dazugegeben und wir gehen gera- voranschreitet, um erstrebenswerte Ziele zu errei- dewegs auf mehr Wachstum, Glück und ewige chen, kann seine Beklemmung überwinden; und Freude zu.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1983.) sobald er ein Ziel erreicht hat, kann er sich andere Präsident Gordon B. Hinckley, der fünfzehnte setzen. An manchen Zielen müssen wir ständig ar- Präsident der Kirche: „Fangt jetzt an, euch solche beiten. Jede Woche, wenn wir vom Abendmahl Ziele zu setzen, die euch glücklich machen – eine nehmen, verpflichten wir uns, den Namen Christi Ausbildung in dem Beruf, den ihr euch ausgesucht auf uns zu nehmen, immer an ihn zu denken und habt, was es auch sein mag; eine Mission, auf der

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 20 Z IELSETZUNG UND Z EITEINTEILUNG ihr euch völlig dem Herrn anheimgeben und sein schweren Sünden ist, und die Befriedigung darüber, Werk verrichten könnt; eine zukünftige Eheschlie- dass man edle Wünsche beherzt in die Tat umge- ßung im Haus des Herrn mit einer wundervollen, setzt hat. Weiterhin habe ich festgestellt, dass mein lieben Frau, derer ihr aufgrund eurer Lebensweise Leben bisher nicht so verlaufen ist, wie ich es gerne würdig seid.“ (Der Stern, Juli 1997, Seite 49.) sehen würde. Ich lege daher die folgenden Grund- sätze nieder, nach denen ich mich hinfort bemühen Wir müssen uns in vielen verschiedenen werde, mein Leben zu gestalten. Der allmächtige Bereichen Ziele setzen. Gott, mein Schöpfer, möge mir dabei helfen.‘ „Damit ihr noch vollkommener unterwiesen Dann schrieb er siebzehn Entschlüsse nieder. Fast seiet ... in dem, was sowohl im Himmel als auch acht Monate später, am Dienstag, dem 25. August auf der Erde und unter der Erde ist; dem, was gewe- 1891, übertrug er sie in sein gebundenes Tagebuch. sen ist, dem, was ist, dem, was sich in Kürze bege- Hierin sollte er festhalten, was er in den schwieri- ben muss; dem, was daheim ist, dem, was in der gen Jahren erlebte, als er als auswärtiger Student Fremde ist; den Kriegen und den Verwirrungen der aus dem Utah-Territorium an der Harvard-Univer- Nationen und den Strafgerichten, die auf dem sität in Cambridge, Massachusetts, studierte. Er be- Lande lasten; und auch einer Kenntnis von Län- gann damit, dass er die siebzehn Entschlüsse in dern und von Reichen.“ (LuB 88:78,79.) sein Tagebuch eintrug, von denen er sich in seinem Leben leiten lassen wollte. ‚Meine Entschlüsse: 1. Die Religion soll mir als Wissenschaft aller Wis- senschaften während meines ganzen Lebens das wichtigste Anliegen sein. 2. Ich werde täglich im Verborgenen zu Gott beten. 3. Ich werde täglich über Gott und seine Eigen- schaften nachdenken und versuchen, ihm gleich zu werden. 4. Ich werde Licht, Weisheit und Erkenntnis an- nehmen, wo auch immer und wie auch immer sie mir angeboten werden. Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel: „[Ihr müsst] persönliche Ziele in jedem der 5. Ich werde mich niemals schämen, mich zu mei- folgenden vier Bereiche erreichen: geistige Entwick- nen Grundsätzen, meinen Anschauungen und mei- lung, physische Entwicklung, Bildung und Ausbil- ner Religion zu bekennen, sobald ich vollkommen dung sowie persönliche Entwicklung, Entwicklung von ihrer Richtigkeit überzeugt bin. als Staatsbürger und Mitglied der Gesellschaft.“ 6. Ich werde keine Zeit verschwenden, sondern sie (Liahona, Januar 2002, Seite 44.) weise nutzen. Elder G. Homer Durham von den Siebzigern: 7. Ich werde im Essen und Trinken streng Maß „Am 2. Januar 1891 setzte sich ein neunzehnjähriger halten. Einwanderer aus Norwegen in seinem Haus in Logan 8. Ich werde nie etwas tun, was ich auch in der City, Kreis Cache im Utah-Territorium, hin und letzten Stunde meines Lebens nicht tun würde. schrieb auf einige linierte Blätter die folgenden Zeilen: 9. Ich werde täglich das Wort Gottes lesen, damit ‚Mir ist klar geworden, dass ich so schwach bin wie ich seinen Willen erfahre und daraus Trost, Kraft alle anderen Menschen – vielleicht schwächer als und Mut schöpfe. viele andere. Auch habe ich erkannt, dass man nur 10. In allem, was ich erzähle, werde ich nichts als dann glücklich werden kann, wenn man ein lauteres die reine und schlichte Wahrheit sagen. Herz und ein gutes Gewissen hat, den Herrn fürch- tet und seine Gebote hält. Außerdem ist mir klar ge- 11. Ich werde stets tun, was ich für meine Pflicht worden, was einen im Alter glücklich macht, näm- halte und was zum Besten meiner Mitmenschen ist. lich auf ein Leben zurückzublicken, das frei von

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER Z IELSETZUNG UND Z EITEINTEILUNG 21

12. Ich werde mein Leben nach Leibeskräften le- er dadurch den Preis gewinne; darum muss alles in ben, damit ich nicht eines lebendigen Todes sterbe. Ordnung getan werden.“ (Mosia 4:27.) 13. Ich werde niemals durch meine Wort oder mein „Hört auf, müßig zu sein; hört auf, unrein zu Verhalten versuchen, anderen meine Meinung auf- sein; hört auf, Fehler aneinander zu finden; hört zuzwingen, sondern diese lediglich darlegen und auf, länger als nötig zu schlafen; geht früh zu Bett, meine Argumente anderen gegenüberstellen. damit ihr nicht müde seiet; steht früh auf, damit 14. Ich werde mich bemühen, die Gewohnheit zu ihr an Körper und Verstand gestärkt seiet.“ (LuB überwinden, aufzubrausen, laut zu werden, unge- 88:124 [Seminarschriftstelle: LuB 88:123,124].) duldige Bewegungen zu machen und was sonst Präsident Thomas S. Monson von der Ersten noch meine Mitmenschen kränken und mir selbst Präsidentschaft: schaden könnte. „Unser Haus soll auch ein Haus der Ordnung sein. ... 15. Ich werde für keinen einzigen Augenblick Wir müssen Zeit für unsere Familie, Zeit für unsere meine Pflicht gegenüber meiner Mutter verges- Arbeit, Zeit zum Lernen, Zeit zum Dienen, Zeit zur sen, die mich zu dem gemacht hat, was ich bin, Entspannung und Zeit für uns selbst schaffen, vor und zu dem machen wird, was ich sein werde, allem aber Zeit für Christus. denn sie hat mir ihre besten Jahre geopfert, und Dann ist unser Haus ein Haus der Ordnung.“ („Sich ich bin es ihr schuldig, dass ich sie nach besten ein Haus für die Ewigkeit bauen“, Der Stern, Okto- Kräften ehre, achte und liebe, und ich werde ber 1999, Seite 6.) auch stets meinen Pflichten gegenüber meinem Bruder sowie gegenüber all meinen Verwandten Präsident Gordon B. Hinckley: und Bekannten nachkommen. „Jeder von uns trägt in vier Bereichen Verantwor- 16. Ich werde jede Aufgabe, die ich beginne, zu tung. Erstens haben wir Verantwortung für unsere Ende führen, und ich werde, bevor ich eine Pflicht Familie. Zweitens sind wir unserem Arbeitgeber übernehme, sorgfältig prüfen, was meine Aufgabe gegenüber verantwortlich. Drittens tragen wir ist und welche Folgen daraus entstehen. Verantwortung gegenüber dem Werk des Herrn. Viertens sind wir für uns selbst verantwortlich. 17. Ich werde immer daran denken, dass die Män- ner und Frauen, denen ich begegne, meine Brüder Ihre Familie dürfen Sie auf keinen Fall vernachlässi- und Schwestern sind und dass ich mich erst um gen. Sie ist Ihr kostbarster Besitz. Ihre Frau und Ihre den Balken in meinem eigenen Auge kümmere, Kinder haben ein Anrecht auf die Aufmerksamkeit ehe ich versuche, den Splitter aus dem Auge mei- des Ehemanns und Vaters. Letztlich nehmen wir ja nes Nächsten zu ziehen.‘ die Familie ins künftige Leben mit. Um den Wort- laut einer Schriftstelle abgewandelt wiederzugeben: Auch heute täten alle jungen Männer und Frauen gut ‚Was nützt es einem Menschen, wenn er der Kirche daran, ihr Leben in ähnlicher Weise zu bewerten. … treu dient, dabei aber seine Familie einbüßt?‘ (Siehe Der junge Mann, der diese Zeilen schrieb, ... hieß Markus 8:36.) John Andreas Widtsoe. … Legen Sie gemeinsam mit Ihrer Familie fest, wann Im März 1921 berief ihn Präsident Heber J. Grant Sie mit ihr wie viel Zeit verbringen wollen. Halten zum Apostel, ein Amt, das er ein langes und ereig- Sie sich dann daran. Bemühen Sie sich, dass nie et- nisreiches Leben lang bis zu seinem Tod inne- was dazwischenkommt. Betrachten Sie das als hei- hatte.“ („Faith, the Greater Knowledge“, New Era, lig. Fühlen Sie sich daran gebunden. Sehen Sie es August 1978, Seite 4ff.) als schöne Zeit an, die Sie sich verdient haben. Halten Sie den Montagabend als Familienabend Wenn wir unsere Zeit einteilen, bekom- heilig. Behalten Sie sich einen Abend vor, den Sie men wir unser Leben in den Griff und allein mit Ihrer Frau verbringen. Planen Sie einen können besser dienen. gemeinsamen Urlaub mit der ganzen Familie. „Und seht zu, dass dies alles in Weisheit und Zweitens: Ihre Verantwortung gegenüber Ihrem Ge- Ordnung geschieht; denn es ist nicht erforderlich, schäft oder Ihrem Arbeitgeber. Sie haben eine Ver- dass der Mensch schneller laufe, als er Kraft hat. pflichtung. Seien Sie Ihrem Arbeitgeber gegenüber Und weiter, es ist ratsam, dass er eifrig sei, auf dass ehrlich. Erledigen Sie während Ihrer Arbeitszeit

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 22 Z IELSETZUNG UND Z EITEINTEILUNG keine Aufgaben für die Kirche. Verhalten Sie sich derbare Einteilung seiner Zeit, dafür, dass er nie- ihm gegenüber loyal. Er bezahlt Sie und erwartet, mals einen Augenblick vergeudet hat, seine Augen- dass Sie etwas leisten. Sie brauchen einen Arbeits- blicke des Nachsinnens eingeschlossen. Selbst seine platz, um für Ihre Familie sorgen zu können. Ohne Sekunden bezeugen seine Treuhandschaft.“ (Früh- Arbeit zu haben, können Sie auch in der Kirche jahrs-Generalkonferenz 1976; siehe auch Ensign, nicht wirkungsvoll dienen. Mai 1976, Seite 27.) Drittens: die Verantwortung gegenüber dem Herrn Elder John Longden, ein Assistent der Zwölf Apos- und seinem Werk. Teilen Sie sich Ihre Zeit so ein, tel: „Nur beschäftigt zu sein, ist nicht unbedingt dass Sie Ihren Aufgaben in der Kirche nachkom- ein Beweis dafür, dass man seine Zeit weise ge- men können. Machen Sie sich als Erstes klar, dass braucht. Es gibt eine Zeit für mentale und geistige jeder Beamte viele Helfer hat; daran Entwicklung und auch zum Entspan- wurden wir heute erinnert. Der Pfahl- nen; eine Zeit der Gottesverehrung, präsident hat zwei fähige Ratgeber. „Es gibt eine Zeit eine Zeit, um unsere Dankbarkeit Die Präsidentschaft hat den Hoherat für mentale und zum Ausdruck zu bringen für unsere mit engagierten, fähigen Männern. Sie geistige Entwick- Fähigkeit, zu arbeiten und zu denken haben Sekretäre, die nach Bedarf ein- lung und auch und zu beten und zu helfen und gesetzt werden können. Jeder Bischof zum Entspannen.“ zu träumen und zu lachen und zu hat Ratgeber. Sie müssen ihn in sei- planen und zu lernen.“ (Frühjahrs- nem Amt entlasten. Er hat den Ge- Generalkonferenz 1966.) meinderat und andere, denen er Aufgaben übertra- Präsident Spencer W. Kimball, der zwölfte Präsi- gen kann und muss. Er hat die Mitglieder seiner dent der Kirche: „Jesus hat uns ... klargemacht, wie Gemeinde und je mehr er an sie delegiert, desto wichtig es ist, dass wir mit unserer Zeit richtig um- leichter wird seine Last und umso mehr wächst gehen. Das heißt nicht, dass es keine Freizeit geben ihr Glaube. darf – denn es ist wichtig, dass wir uns entspannen Der Präsident eines jeden Priestertumskollegiums und erholen –, aber wir dürfen unsere Zeit nicht hat sowohl Ratgeber als auch die Mitglieder des vergeuden. ... Wenn wir weise mit unserer Zeit um- Kollegiums. So ist es auch in der FHV. Kein Bischof gehen, gehen wir letztendlich auch weise mit uns kann, wenn es darum geht, sich der Bedürfnisse selbst um.“ (The Teachings of Spencer W. Kimball, der Mitglieder der Gemeinde anzunehmen, die Hg. Edward L. Kimball, 1982, Seite 482.) Rolle der FHV-Leiterin übernehmen. ANWENDUNG UND BEISPIELE Viertens: Jede Führungskraft der Kirche hat eine Verpflichtung gegenüber sich selbst. Man braucht Vorschläge zur Planung eines Tagesablaufs: ausreichend Ruhe und sportliche Betätigung. Man 1. Nehmen Sie sich jeden Morgen in Ruhe und braucht etwas Erholung. Man muss Zeit zum Stu- gebeterfüllt Zeit, um zu planen. dium haben. Jeder Beamte der Kirche muss in den heiligen Schriften lesen. Er benötigt Zeit zum 2. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie an diesem ernsthaften Nachsinnen und um sich allein Ge- Tag erledigen müssen. danken zu machen. Wo es möglich ist, muss er mit 3. Machen Sie sich eine Liste mit den Aufgaben, seiner Frau, sooft sich die Gelegenheit bietet, in die Sie erledigen müssen. den Tempel gehen.“ („Freuen wir uns, dass wir die- 4. Setzen Sie Prioritäten auf Ihrer Liste. nen dürfen!“, Weltweite Führerschaftsversammlung, Juni 2003, Seite 25.) 5. Teilen Sie Ihre Zeit klug ein, damit Sie die wichtigsten Aufgaben erledigen können. Elder Neal A. Maxwell, damals Assistent der Zwölf Apostel: „Ich danke Jesus dafür, dass er sich PUNKTE ZUM NACHDENKEN über die öffentliche Meinung hinwegsetzte, und dafür, dass er nicht nur ertragen hat, dass ihm kein • Was sind die obersten zehn Prioritäten in Ihrem Dank entgegengebracht wurde, sondern auch die Leben? Wahrheit verkündet hat, obwohl er im Voraus wuss- • Inwiefern sind sinnvolle Ziele wichtig, um das te, dass Missverständnisse und Fehldarstellungen ewige Leben zu erreichen? die Folge sein würden. Ich danke ihm für die wun-

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER Z IELSETZUNG UND Z EITEINTEILUNG 23

• Wie können Sie Ihre Zeit besser einteilen? • Mit welch weniger wichtigen Aktivitäten verbrin- gen Sie zu viel Zeit? • Warum ist der kluge Umgang mit der Zeit von Bedeutung für die Ewigkeit?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 24 Z IELSETZUNG UND Z EITEINTEILUNG

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 25

KAPITEL 4 „Siehe, jetzt, bis des Menschen Sohn kommt, sagt man ,heute‘; und wahrlich, es ist ein Tag des Opferns DER KLUGE UMGANG und ein Tag, dass mein Volk gezehntet werde; denn wer gezehntet ist, wird bei seinem Kommen nicht MIT GELD verbrannt werden.“ (LuB 64:23 [Seminarschriftstelle].)

EINLEITUNG

Der Herr hat uns viele Mittel gegeben und segnet uns, wenn wir sie klug verwenden. Wir müssen bei der Verwendung und Wiederbeschaffung der Mittel, mit denen der Herr uns gesegnet hat, ein gutes Urteilsvermögen an den Tag legen (siehe LuB 104:13-18). Das Zahlen des Zehnten und Ehr- lichkeit in finanziellen Angelegenheiten bringen den fortlaufenden Segen des Herrn.

GRUNDSÄTZE, DIE Die Zehntenerklärung VERSTANDEN WERDEN SOLLEN • Den Zehnten und die übrigen Spenden zu zahlen Präsident Gordon B. Hinckley, damals Zweiter Rat- bringt Segnungen. geber in der Ersten Präsidentschaft: „Es ist eine Tatsa- che, dass der Zehnte das Finanzgesetz des Herrn ist. • Unnötige Schulden zu vermeiden und für die Er gab es uns durch Offenbarung. Es ist ein göttliches Zukunft zu sparen bewahrt uns vor finanzieller Gesetz mit einer großartigen und wunderbaren Ver- Abhängigkeit. heißung. Es lässt sich auf jedes Mitglied der Kirche • Ehrlichkeit in finanziellen Angelegenheiten zeugt beziehen, das ein Einkommen hat. Es trifft auf die von unserer Integrität. Witwe in ihrer Armut genauso zu wie auf den wohl- • Wenn wir uns mit unserer Familie beraten, kön- habenden Mann mit seinen Reichtümern.“ („The nen wir besser entscheiden, wie wir unser Geld Widow’s Mite“, Brigham Young University 1985-86 verwenden. Devotional and Fireside Speeches, 1986, Seite 9.) Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN Apostel: UND AUSSAGEN „Denen, die ehrlich und glaubenstreu nach dem Gesetz des Zehnten leben, verheißt der Herr eine Den Zehnten und die übrigen Spenden zu Fülle von Segnungen. Manche dieser Segnungen zahlen bringt Segnungen. sind zeitlicher Art, so wie der Zehnte zeitlich ist. „Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, da- Aber wie die äußeren heiligen Handlungen der mit in meinem Haus Nahrung vorhanden ist. Ja, Taufe und des Abendmahls erfordert auch das Ge- stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr bot, den Zehnten zu zahlen, Opferbereitschaft in der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die zeitlichen Dingen, die letztlich große geistige Seg- Schleusen des Himmels öffne und Segen im Über- nungen mit sich bringen. … maß auf euch herabschütte. Die zeitlichen und die geistigen Segnungen, die mit Den Fresser wehre ich von euch ab, damit er nicht dem Zehnten einhergehen, sind ganz auf uns und die Früchte eurer Äcker vertilgt und damit der unsere Familie zugeschnitten, gemäß dem Willen des Weinstock auf eurem Feld nicht ohne Ertrag bleibt, Herrn. Aber um sie zu empfangen, müssen wir das spricht der Herr der Heere. Gesetz befolgen, auf dem sie beruhen. (Siehe LuB 130:20,21.)“ (Liahona, November 2002, Seite 27.) Dann werden alle Völker euch glücklich preisen; denn ihr seid ein glückliches Land, spricht der Herr Elder Ronald E. Poelman von den Siebzigern: der Heere.“ (Maleachi 3:10-12 [Seminarschriftstelle: „Kann man es denn als Opfer ansehen, den Zehn- Maleachi 3:8-10].) ten zu zahlen? Ja, wenn man sich die Bedeutung

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 26 D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD der beiden lateinischen Begriffe vor Augen hält, ebenfalls zehn Prozent. Der himmlische Vater liebt aus denen das englische Wort sacrifice (Opfer) abge- beide, und wir können erhobenen Hauptes daste- leitet ist. Diese beiden Begriffe (sacer und facere) be- hen.‘“ (Der Stern, Januar 1999, Seite 67.) deuten zusammen ,heilig machen‘. Das, was wir dem Herrn mit dem Zehnten zurückgeben, wird Unnötige Schulden zu vermeiden und für wirklich heilig gemacht, und wer gehorsam ist, die Zukunft zu sparen bewahrt uns vor wird erbaut.“ (Der Stern, Juli 1998, Seite 90.) finanzieller Abhängigkeit. Präsident Gordon B. Hinckley, damals Erster Rat- „Bezahle die Schulden, die du beim Drucker ein- geber in der Ersten Präsidentschaft: „Ich will nicht gegangen bist. Befreie dich aus der Knechtschaft.“ sagen, dass, wenn Sie den Zehnten zahlen, alle Ihre (LuB 19:35.) Träume in Erfüllung gehen – ein schönes Haus, ein „Und weiter, wahrlich, ich sage euch in Bezug großes Auto, ein Ferienhaus am Meer. Der Herr öff- auf eure Schulden: Siehe, es ist mein Wille, dass ihr net uns die Schleusen des Himmels so, wie wir es brau- all eure Schulden bezahlt.“ (LuB 104:78.) chen, und nicht so, wie wir es begehren. Wenn wir den Zehnten zahlen, um reich zu werden, dann tun wir Präsident J. Reuben Clark Jr. von der Ersten Präsi- es aus den falschen Beweggründen. dentschaft: „Wenn Sie Schulden machen, sind die Der eigentliche Zweck des Zehnten be- Zinsen Ihr ständiger Begleiter – den steht darin, der Kirche die Mittel zu „Wir müssen beim ganzen Tag und die ganze Nacht sind verschaffen, die sie braucht, um das Zehnten ehrlich vor sie da; Sie können ihnen nicht ent- kommen; Sie können sich nicht von Werk des Herrn zu tun. Der Segen für dem Herrn sein.“ den, der gibt, ist eine zweitrangige ihnen befreien. Zinsen hören weder Gegenleistung, die nicht einmal in auf Schmeicheleien noch auf Forde- materieller Form erfolgt.“ („Das Gesetz des Zehnten rungen oder Befehle, und wenn Sie sich ihnen in – ein heiliges Gesetz“, Der Stern, Mai 1991, Seite 4.) den Weg stellen, ihren Weg kreuzen oder ihre Forde- rungen nicht erfüllen können, werden Sie zer- Elder Joseph B. Wirthlin vom Kollegium der malmt.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1938.) Zwölf Apostel: „Wir müssen beim Zehnten ehrlich vor dem Herrn sein. Die treuen Heiligen haben er- fahren, dass er die Schleusen des Himmels öffnet und Segen im Übermaß auf sie herabschüttet (siehe Maleachi 3:10). Beim Zehntenzahlen geht es nicht so sehr um das Geld, sondern um den Glauben. Wir wollen ein Zehntel unseres Ertrags dem Herrn zurückgeben (siehe LuB 119:4) und uns niemals da- durch des Betrugs am Herrn schuldig machen, dass wir nicht den Zehnten zahlen. Und dann müssen wir auch an die Notleidenden denken und zu ihrer Unterstützung großzügig das Fastopfer zahlen.“ (Der Stern, Juli 1990, Seite 29.) Präsident James E. Faust von der Ersten Präsident- schaft: „Das Gesetz des Zehnten ist ganz einfach: Präsident Gordon B. Hinckley, der fünfzehnte Wir zahlen jährlich ein Zehntel unseres Ertrags Präsident der Kirche: [siehe LuB 199:4], wobei ,Ertrag‘ von der Ersten Prä- „Wir treten in der ganzen Kirche für Selbständigkeit sidentschaft als ,Einkommen‘ definiert worden ist. ein. Selbständigkeit kann es nicht geben, wenn auf Was genau nun zehn Prozent unseres Einkommens einem Haushalt hohe Schulden lasten. Wenn man ausmacht, das klären wir persönlich mit unserem einem anderen verpflichtet ist, ist man nicht unab- Schöpfer. Es gibt da keine starren Regelungen. Ein hängig und auch nicht frei von Knechtschaft. … neues Mitglied aus Korea sagt dazu: ,Beim Zehnten macht es nichts aus, ob man reich oder arm ist. Man Präsident Faust würde Ihnen dies nicht selbst er- zahlt zehn Prozent, und keiner muss sich schämen, zählen. Vielleicht kann ich es erzählen, und er wenn er nur wenig verdient. Wer viel Geld verdient, kann es mir dann später heimzahlen. Er hatte eine zahlt zehn Prozent. Wer kaum etwas verdient, zahlt Hypothek auf seinem Haus, für die er 4 Prozent

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD 27

Zinsen bezahlte. Viele Menschen hätten ihm er- seid, werdet ihr euch nicht fürchten“, Der Stern, Ja- klärt, er sei dumm, die Hypothek zu tilgen, wo der nuar 1996, Seite 32.) Zinssatz so niedrig war. Aber bei der Elder Marvin J. Ashton vom Kolle- ersten Gelegenheit, als etwas Geld da „Wir brauchen Dis- gium der Zwölf Apostel: war, beschlossen er und seine Frau, ziplin, um im Rah- die Hypothek zu tilgen. Seit dem Tag „Ein Kalender zur Rückzahlung von ist er schuldenfrei. Deshalb lächelt er men unserer finan- Schulden kann Ihnen helfen, Ihre und pfeift bei der Arbeit. ziellen Möglichkei- Schulden zu reduzieren beziehungs- ten zu bleiben.“ weise keine unnötigen Schulden zu Ich bitte Sie inständig, ... sehen Sie machen. Zeichnen Sie mehrere Spalten sich den Zustand Ihrer Finanzen an. auf ein Blatt Papier. In die erste Spalte Ich bitte Sie inständig, seien Sie in Ihren Ausgaben von links schreiben Sie die Monatsnamen, und zwar bescheiden, meiden Sie Schulden, so gut Sie kön- beginnend mit dem kommenden Monat. Über die nen, bezahlen Sie Ihre Schulden, so rasch Sie kön- zweite Spalte schreiben Sie den Namen des Gläubi- nen, und befreien Sie sich aus der Knechtschaft. … gers, dessen Kredit Sie zuerst tilgen wollen. Das kann Wenn Sie Ihre Schulden bezahlt haben, wenn Sie der Kredit mit dem höchsten Zinssatz oder der frühes- etwas gespart haben, auch wenn es nur wenig ist, ten Fälligkeit sein. Tragen Sie in die Spalte die mo- dann werden Sie für Ihre Frau und Ihre Kinder eine natlichen Raten ein, die gezahlt werden müssen, bis Zuflucht haben, wenn die Stürme über Ihrem Haus der Kredit getilgt ist (siehe Abbildung). Über die heulen, und Sie werden im Herzen Frieden haben. dritte Spalte schreiben Sie den Namen des nächsten Das ist alles, was ich dazu sagen möchte, aber ich Gläubigers, dessen Kredit Sie tilgen wollen, und tra- sage es mit allem Nachdruck, dessen ich fähig bin.“ gen in die Spalte die monatlichen Beträge ein, die da- (Der Stern, Januar 1999, Seite 65f.) für erforderlich sind. Wenn Sie den ersten Kredit zu- Elder James E. Faust, damals Mitglied des Kolle- rückgezahlt haben, addieren Sie den ersparten Betrag giums der Zwölf Apostel: „Der Ratenkauf zu einfa- zu dem monatlichen Betrag hinzu, den Sie dem zwei- chen Bedingungen hält viele Menschen mit guten ten Gläubiger zurückzahlen. Setzen Sie dies so lange Absichten in einer Lage gefangen, die sie weder vor- fort, bis alle Kredite getilgt sind.“ („Tipps für die Fa- ausgesehen noch beabsichtigt hatten. Kreditkarten, milienfinanzen“, Liahona, April 2000, Seite 45.) Scheckkarten und alle Arten von Verbraucherkredi- ten darf man nur sehr selten und dann sehr klug in KALENDER ZUR RÜCKZAHLUNG VON SCHULDEN Anspruch nehmen. Vollständige Barzahlung ist in guten wie in schlechten Zeiten noch stets ein ver- 1. 2. 3. 4. Gesamt- nünftiger Grundsatz, denn ein Ratenkauf bringt im- Kredit Kredit Kredit Kredit zahlung mer hohe Zinsen mit sich.“ („Doing the Best Things April 10 20 30 40 100 in the Worst Times“, Ensign, August 1984, Seite 43.) Mai 10 20 30 40 100 Elder L. Tom Perry vom Kollegium der Zwölf Juni 10 20 30 40 100 Apostel: „Machen Sie keine übermäßigen Schulden. 40 Notwendige Schulden sollen nur gemacht werden, Juli 10 20 30 100 nachdem Sie ernsthaft nachgedacht und gebetet August 30 30 40 100 und die bestmögliche Beratung eingeholt haben. September 30 30 40 100 Wir brauchen Disziplin, um im Rahmen unserer fi- Oktober 30 30 40 100 nanziellen Möglichkeiten zu bleiben. Wir haben den 40 weisen Rat erhalten, Schulden wie die Pest zu mei- November 60 100 den. Präsident J. Reuben Clark hat die Mitglieder Dezember 60 40 100 furchtlos und wiederholt aufgefordert, tätig zu wer- Januar 60 40 100 den: ,Leben Sie im Rahmen Ihrer Mittel. Zahlen Sie Februar 100 100 Ihre Schulden zurück. Bleiben Sie schuldenfrei. Le- 100 gen Sie für schlechte Tage zurück, wie es sie immer März 100 gegeben hat und geben wird. Gewöhnen Sie sich an, April noch sparsamer, fleißiger und genügsamer zu sein.‘ [Herbst-Generalkonferenz 1937.]“ („Wenn Ihr bereit

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 28 D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD

Ehrlichkeit in finanziellen Angelegen- hindurch erteilt hat.“ (Finding Peace in Our Lives, heiten zeugt von unserer Integrität. 1995, Seite 141f.) „Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Wenn wir uns mit unserer Familie bera- Menschen gegenüber auf Gutes bedacht!“ (Römer ten, können wir besser entscheiden, wie 12:17.) wir unser Geld verwenden. „Und sie zeichneten sich auch durch ihre Hin- „Und weiter, wahrlich, ich sage euch: Ein jeder, gabe an Gott und auch an die Menschen aus; denn der verpflichtet ist, selbst für seine Familie zu sor- sie waren völlig ehrlich und untadelig in allem; gen, soll für sie sorgen, und er wird keineswegs und sie waren fest im Glauben an Christus, ja, bis seiner Krone verlustig gehen; und er soll in der ans Ende.“ (Alma 27:27.) Kirche arbeiten.“ (LuB 75:28.) Elder Thomas S. Monson, damals Mitglied des Elder James E. Faust: Kollegiums der Zwölf Apostel: „In einer Ausgabe „Das gemeinsame Aufstel- von Nation’s Business erschien ein umfassender Be- len des Haushaltsplans er- richt mit dem Titel: ,Was dazugehört, wenn man zeugt eine besondere Einig- erfolgreich sein will‘. Der Bericht wurde von den keit, genauso wie das Ab- Herausgebern der Zeitschrift nach eingehenden halten eines Familienrates. Umfragen über die Eigenschaften verfasst, die man Wir müssen bei der Lage- sich aneignen muss, um sich als Führungskraft den rung unseres Jahresvorrats Erfolg zu sichern. Führende Geschäftsleute, Päda- an Lebensmitteln, Klei- gogen und Berater nahmen dazu Stellung, welche dung und anderen Ge- Eigenschaften eine Führungskraft benötigt. In der brauchsgütern zusammen- Abschlussbewertung trat zutage, dass fast alle arbeiten. In Krisenzeiten Teilnehmer der Umfrage Integrität oder deren brauchen und schätzen wir besondere Liebestaten Spielarten wie Ehrlichkeit oder gesunde Moral- noch mehr als sonst. Wenn nur wenig Geld da ist, vorstellungen an erster Stelle nannten. Eine Füh- können wir unseren Kindern leichter beibringen, rungskraft, die integer ist und durch ihr Beispiel mit Geld vernünftig umzugehen und für die Zu- führt, wird niemals von einer enttäuschten Ju- kunft zu sparen. Wir können unsere Familie daran gend die höhnischen Worte zu hören bekommen: erinnern, lieber die ewige Perspektive im Auge zu ‚Jeder sagt uns, was wir tun sollen, aber keiner behalten, statt sich auf weltlichen Besitz und tut es selbst.‘“ (Be Your Best Self, 1979, Seite 116.) Wohlstand zu konzentrieren. Familienorganisatio- Elder Joseph B. Wirthlin: nen sind sehr nützlich, wenn es darum geht, dem Einzelnen die Hilfe zukommen zu lassen, die er „Mein Vater ... war absolut ehrlich. Er war der gan- braucht. Es ist auch wichtig, dass wir lernen, die zen Familie ein großes Vorbild. Hilfe unserer Familie dankbar anzunehmen.“ (Der Als ich ungefähr sieben Jahre alt war, schickte mich Stern, April 1983, Seite 184.) mein Vater einmal zu einer Eisen- und Haushalts- Elder Gene R. Cook von den Siebzigern: „Im Fa- warenhandlung, um etwas zu besorgen. Er gab mir milienrat sind wir regelmäßig die Punkte des Haus- fünf Dollar, mit denen man damals sehr viel kau- haltsplans durchgegangen, die teilweise von den fen konnte. Als ich nach Hause zurückkehrte und Kindern beeinflusst wurden, wie beispielsweise meine Einkäufe abrechnete, zählte er das Wechsel- Nebenkosten, Lebensmittel, Musikunterricht, Aus- geld und entdeckte, dass der Angestellte einen Feh- bildungskosten und so weiter. Daraus ist ihnen ler gemacht und mir einen Dollar zu viel heraus- schnell klar geworden, dass sie nicht alles haben gegeben hatte. Das Geschäft war etwa anderthalb konnten, was sie wollten, sondern dass sie mit ei- Kilometer von unserem Haus entfernt, aber er be- nem Budget auskommen mussten. Als sie das bei stand darauf, dass ich die gesamte Strecke zurück- ihrer Familie Monat um Monat beobachteten, woll- gehen und das Geld zurückgeben sollte. ten sie es selbstverständlich auch so machen. Es Das war eine gute Lektion. ... Sie war charakteris- fiel ihnen dann umso leichter, als sie auf sich allein tisch für die Lektionen über Ehrlichkeit, die er uns gestellt oder verheiratet waren.“ (Raising Up a Fa- Kinder unsere gesamte Kindheit und Jugendzeit mily to the Lord, 1993, Seite 252.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD 29

Präsident Spencer W. Kimball, der zwölfte Präsi- kann davon abhängen, ob sie das Geldausgeben ge- dent der Kirche: „Wenn zwei Menschen wollen, nauso gut gelernt haben wie das Geldverdienen. … dass ihre Ehe Bestand hat, müssen beide, Mann Denken Sie gründlich darüber nach, was Sie an und Frau, gemeinsam einen ausführlichen Haus- Autos, Kleidung, Freizeitgestaltung, für Wohnung haltsplan aufstellen und sich dann genau daran und Urlaub oder womit Sie Ihre Kinder eines Tages halten. So manche Ehe geht beim Einkaufen zu- sonst noch versorgen wollen, wirklich benötigen. grunde – wenn nämlich unvorhergesehene Käufe ... Die Kostendifferenz zwischen dem, was die Welt getätigt werden. Bedenken Sie, dass die Ehe eine für nötig hält, und dem, was Ihre Kinder wirklich Partnerschaft ist und dass sie höchstwahrscheinlich brauchen, könnte Ihnen die zusätzliche Zeit ein- nur als solche erfolgreich sein kann. Die Familie bringen, die Sie als Vater und Mutter mit ihren muss gemeinsam planen und sich gemeinsam be- Kindern brauchen, um sie heim zu ihrem Vater im herrschen.“ (Herbst-Generalkonferenz 1975.) Himmel zu bringen. Präsident Spencer W. Kimball: „Jede Selbst größte Sparsamkeit beim Geld- Familie muss einen Haushaltsplan ha- ausgeben und sorgfältigste Berufspla- ben. Wir würden in dieser Kirche und „Jede Familie muss nung mögen nicht ausreichen, um in unserem Geschäft nicht einen Tag einen Haushalts- den Erfolg zu sichern, aber es könnte ohne Budget auskommen. Wir müssen plan haben.“ dazu reichen, Ihnen den inneren Frie- ungefähr wissen, was wir einnehmen, den einzubringen, der mit dem Wis- und wir müssen ganz genau wissen, sen einhergeht, dass Sie als Versorger was wir ausgeben werden. Der Erfolg der Kirche ist und Behüter Ihr Bestes gegeben haben.“ (The Fami- unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Füh- ly, CES-Fireside für junge Erwachsene, 5. November rer der Kirche diese Dinge sehr sorgfältig überwa- 1995) chen. Wir geben nichts aus, was wir nicht haben.“ Elder Marvin J. Ashton: (Herbst-Generalkonferenz 1975.) „Jede Familie muss genau wissen, wie viel Geld Elder L. Tom Perry: „Legen Sie so regelmäßig, wie jeden Monat zur Verfügung steht und was in den Sie Ihren Zehnten zahlen, auch einen Betrag für einzelnen Kategorien des Familienbudgets ausgege- zukünftige Bedürfnisse Ihrer Familie beiseite.“ (Der ben werden kann. Bewahren Sie alle Kassenzettel Stern, Januar 1996, Seite 32.) auf; so erleichtern Sie sich die Verwaltung des Bar- Elder Henry B. Eyring, damals Mitglied des Kolle- gelds und die Buchführung über Ihre Ausgaben. giums der Zwölf Apostel: Schreiben Sie jede Ausgabe gewissenhaft auf, und „Die Kosten für den Kauf eines Hauses steigen im stimmen Sie Ihre Bargeldausgaben jeden Monat Vergleich zum Durchschnittseinkommen, und es mit den Barabhebungen vom Bankkonto ab. ist schwieriger geworden, seinen Arbeitsplatz zu be- Wenn Sie ein Haus kaufen wollen, die Ausbildung halten. Aber es gibt noch anderes, woran der junge finanzieren oder andere größere Investitionen täti- Mann und die junge Frau, die sich auf die Versor- gen müssen, sollten Sie dafür so wenig Schulden gung ihrer zukünftigen Familie vorbereiten, den- wie möglich machen und die sich daraus ergeben- ken könnten. Das Einkommen ist nur ein Teil da- den finanziellen Verpflichtungen bedenken. Bezah- von. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Ehepaare, len Sie langlebige Güter sowie Urlaubsreisen nur die unter Geldmangel leiden, Lösungen aufgreifen, bar. Vermeiden Sie Ratenkredite und gehen Sie mit die das Einkommen der Familie in die Höhe trei- Ihrer Kreditkarte vorsichtig um. Eine Kreditkarte ben, dann aber feststellen, dass es noch immer dient im Grunde nur der Bequemlichkeit; sie darf nicht reicht, ganz gleich, wie hoch es ist? Es gibt weder nachlässig noch gedankenlos eingesetzt wer- eine altbekannte Formel, die ungefähr so lautet: den. Wenn Sie mehrere Kreditkarten in Gebrauch Einkommen fünf Dollar und Ausgaben sechs Dol- haben, steigt das Risiko, dass Sie übermäßig viele lar: Elend. Einkommen vier Dollar und Ausgaben Schulden machen, erheblich. Kaufen Sie gebrauchte drei Dollar: Glück. Gegenstände, bis Sie sich neue, qualitativ hochwer- Ob ein junger Mann seine Familie versorgen und tige leisten können. Wenn man Billigangebote kauft, trotzdem bei ihr sein kann und ob eine junge Frau stellt man hinterher fast immer fest, dass sie unter bei ihren Kindern bleiben und sie umsorgen kann, dem Strich sehr viel teurer sind.

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 30 D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD

Sparen Sie einen bestimmten Prozentsatz Ihres • Zuvor in diesem Kapitel hat Präsident Spencer Einkommens.“ (Das liebe Geld – Anleitung für die W. Kimball erklärt, dass die Kirche keinen einzi- Familienfinanzen, Broschüre, 2006, Seite 6.) gen Tag ohne ein Budget auskommen würde. In- wiefern ist die Handhabung der eigenen Finan- ANWENDUNG UND BEISPIELE zen und der Finanzen der Familie genauso wich- tig wie die der finanziellen Belange der Kirche? Elder Marvin J. Ashton hat gesagt: „Ich habe mich vor kurzem mit einem sympathi- schen jungen Paar unterhalten. Die beiden wollten in einer Woche heiraten. Ihre Augen glänzten vor Vorfreude auf dieses wichtige Ereignis, und man sah ihnen an, dass sie einander sehr liebten. Beide hatten eine Ausbildung am College absolviert, sie stammten aus einer guten Familie und hatten ei- nen ähnlichen kulturellen Hintergrund. Es machte richtig Freude, ihre Persönlichkeit zu sehen, ihre Pläne zu hören und sich auszumalen, welches Po- • Warum ist es in ehelichen und familiären Ange- tenzial in ihnen steckte. Die Verlobung der beiden legenheiten wichtig, wie man mit dem Geld ruhte allem Anschein nach auf einer gesunden umgeht? Grundlage für die Ewigkeit. Während des Gesprächs gaben sie allerdings auf eine meiner Fragen eine Antwort, die mich beunruhigte. Ich hoffe, dass die Befürchtungen, die ich geäußert, und die Vorschläge, die ich gemacht habe, sie dazu bewogen haben, ihre Vorstellung von der Ehe noch einmal zu über- denken. Auf die Frage: ‚Wer verwaltet denn in eurer Ehe das Geld?‘, gab die junge Frau zur Antwort: ‚Wahrschein- Elder Joe J. Christensen, damals in der Präsident- lich er.‘ Er wiederum sagte: ‚Darüber haben wir noch schaft der Siebziger, hat gesagt: gar nicht gesprochen.‘ Diese Antworten überraschten „Mein Vater hatte viele Jahre lang die Angewohn- und beunruhigten mich. heit, jedes Jahr auf ein neues Auto zu wechseln. Wie wichtig sind der Umgang mit Geld und die Re- Als kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die Getreide- gelung der finanziellen Angelegenheiten in der Ehe preise anstiegen, waren wir eines Tages überrascht, und im Familienleben? Ich möchte Ihnen die Ant- als Vater in einem ziemlich teuren Auto nach Hau- wort geben: Ungeheuer wichtig.‘“ (Das liebe Geld, se gefahren kam. Seite 1.) Eines Morgens fragte meine Mutter: ‚Wie viel mehr • Warum war Elder Ashton Ihrer Meinung nach als der alte hat der neue Wagen gekostet?‘ darüber beunruhigt, dass dieses Paar noch Mein Vater sagte es ihr, und sie antwortete: ‚Das nicht darüber gesprochen hatte, wer das Geld alte Auto hat mich immer dorthin gebracht, wohin verwaltet? ich wollte. Wir hätten den Differenzbetrag jemand geben sollen, der ihn nötiger hat als wir.‘ Und genau das taten sie. Im folgenden Jahr stieg Vater auf ein günstigeres Auto um, und die beiden blieben weiterhin großzügig. Wenn wir uns nicht vorsehen, kann es leicht ge- schehen, dass unsere Wünsche zu Bedürfnissen werden.“ (Der Stern, Juli 1999, Seite 10.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD 31

• Welche Lektion über Finanzen hat Elder • Welchen Rat würden Sie diesem Paar geben? Christensen aus diesem Erlebnis seiner El- tern gelernt?

• Was müssen sie tun, um auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet zu sein? • Worin besteht der Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen?

PUNKTE ZUM NACHDENKEN

• Was kann uns dabei helfen, den Unterschied • Inwiefern werden wir durch das Zahlen des zu erkennen? Zehnten und der Opfergaben geistig und zeitlich gesegnet? • Wie wirkt sich das Vermeiden unnötiger Schul- den auf den Seelenfrieden aus? • Warum ist es so wichtig, dass Sie ehrlich in Ihren geschäftlichen Angelegenheiten sind? • Wie kann die gemeinsame Finanzplanung mit der Familie zu mehr Einigkeit führen?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN Serge und Nadine warteten lange, bevor sie heirate- ten. Sie schlossen ihre Ausbildung ab und haben nun beide eine Stelle mit mittlerem Einkommen. Sie waren daran gewöhnt, mit einem kleinen Bud- get auszukommen. Jetzt, da sie mehr Geld haben, fängt jeder an, sich Sachen zu kaufen, die er angeb- lich braucht und schon immer haben wollte. Es fällt ihnen auf, dass ihre Einkäufe oft teurer wer- den, als sie dachten. Wenn einer sich etwas holt, führt es oft dazu, dass der andere meint, er müsse jetzt auch etwas haben. Nach und nach sind Schul- den angewachsen. Letzte Woche erfuhr Nadine, dass sie schwanger ist. Sie hatte schon immer die Absicht, als Mutter zu Hause zu bleiben.

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 32 D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD 33

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 34 D ER KLUGE U MGANG MIT G ELD

BUDGET FÜR 20

EINKOMMEN geplant tatsächlich

Lohn/Gehalt (nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben) Sonstige Einnahmen Gesamteinnahmen

AUSGABEN geplant tatsächlich Spenden an die Kirche Sparen Lebensmittel Miete bzw. Abzahlungsrate (für Wohneigentum) Nebenkosten Unterhalt Kraftfahrzeug/ öffentliche Verkehrsmittel Kreditraten Versicherungen Medikamente/ medizinische Hilfsmittel Kleidung Sonstiges

Gesamtausgaben Einkommen abzüglich der Ausgaben

Ein Budget hilft Ihnen, Ihre Ausgaben zu planen und zu überprüfen. Stellen Sie es für einen bestimmten Zeitraum auf (beispielsweise eine Woche, zwei Wochen oder einen Monat), und zwar entsprechend Ihren Zahlungsverpflichtungen. Stimmen Sie die Ausgaben mit den Einnahmen ab, und geben Sie weniger aus, als Sie verdienen.

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 35

KAPITEL 5 ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN UND AUSSAGEN DER GLAUBE AN JESUS CHRISTUS GIBT UNS DIE Glaube an den Herrn Jesus Christus ver- leiht einem die Macht, geistig zu wachsen KRAFT, FÜR UNS UND und mit zeitlichen Angelegenheiten zu- ANDERE ZU SORGEN rechtzukommen. „Wegen Eures Eifers und eures Glaubens und eu- EINLEITUNG rer Geduld mit dem Wort, es zu nähren, ... werdet ihr bald die Frucht davon pflücken, die höchst Glaube an den Herrn Jesus kostbar ist.“ (Alma 32:42.) Christus ist der erste Grund- „Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau satz des Evangeliums (siehe nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen 1. Glaubensartikel). Wenn auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine wir auf den Herrn vertrauen Pfade.“ (Sprichwörter 3:5,6 [Seminarschriftstelle].) und seine Hilfe in geistigen wie auch zeitlichen Dingen Elder Henry D. Taylor, ein Assistent der Zwölf erbitten, erhalten wir seine Apostel: „Meine lieben Brüder und Schwestern, Hilfe und Segnungen. die Verheißungen des Herrn gehen in Erfüllung. Er öffnet wahrhaftig die Schleusen des Himmels Wir müssen Glauben an und schüttet seinen Segen auf diejenigen herab, Jesus Christus haben und die treu sind und seine Gebote halten; doch es ge- darüber hinaus alles in un- schieht auf seine Weise. Diese Segnungen können serer Macht Stehende tun, um unsere rechtschaffe- finanzieller oder zeitlicher Art sein oder eine Fülle nen Wünsche zu verwirklichen. Dies erfordert an Segnungen im geistigen Bereich, die Kraft, manchmal, dass wir über einen langen Zeitraum Frieden und Trost schenken. Seine Segnungen hinweg glaubenstreu leben und uns anstrengen. werden uns vielleicht auf ungewöhnliche und un- Moroni hat gesagt: „Denn ein Zeugnis empfangt erwartete Weise zuteil, sodass wir sie dann viel- ihr erst, nachdem euer Glaube geprüft ist.“ (Ether leicht nicht einmal als Segnungen erkennen; doch 12:6.) Wenn wir arbeiten, beten und im Glauben die Verheißungen des Herrn gehen in Erfüllung.“ an Jesus Christus ausharren, um unsere Lage zu (Frühjahrs-Generalkonferenz 1974.) verbessern, wird der Herr uns helfen. Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf GRUNDSÄTZE, DIE Apostel: „Man braucht viel Glauben und Mut, um VERSTANDEN WERDEN SOLLEN dem himmlischen Vater beim Beten zu sagen: ‚Nicht wie ich will, sondern wie du willst.‘ Der • Glaube an den Herrn Jesus Christus verleiht ei- Glaube, auf den Herrn zu vertrauen und auszuhar- nem die Macht, geistig zu wachsen und mit zeit- ren, bringt große Kraft mit sich. Man- lichen Angelegenheiten zurechtzu- che sagen vielleicht, wenn unser kommen. „Der Glaube, auf Glaube stark genug ist, können wir • Der Herr hat verheißen, dass er den Herrn zu vielleicht die Umstände ändern, die uns dabei helfen wird, für uns zu vertrauen und aus- uns Drangsal und Prüfungen bringen. Soll unser Glaube die Umstände ver- sorgen. zuharren, bringt ändern, oder soll er dazu beitragen, • Der Herr gebietet uns nicht in al- große Kraft dass wir sie ertragen? Wir können lem. Wir müssen uns voll Eifer be- mit sich.“ gläubig darum beten, dass Ereignisse mühen, Gutes zu tun. in unserem Leben sich ändern oder • Wenn wir uns glaubensvoll an den weniger schlimm werden, aber wir Herrn wenden, lässt er uns erkennen, wie wir dürfen nicht vergessen, dass am Ende jedes Gebets unser Leben verbessern und anderen helfen der Gedanke steht: ‚Dein Wille [geschehe].‘ (Mat- können. thäus 26:42.) Zum Glauben an den Herrn gehört es

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 36 D ER G LAUBE AN J ESUS C HRISTUS GIBT UNS DIE K RAFT, FÜR UNS UND ANDERE ZU SORGEN auch, dass man auf den Herrn vertraut. Der eine Vollzeitmission zu erfüllen. Aber Sie sollen ei- Glaube, der uns ausharren lässt, beruht darauf, dass nes wissen: All das gehört zum Anpflanzen, und wir den Willen des Herrn und das akzeptieren, was die Ernte besteht aus glaubenstreuen, eifrigen Fa- wir durch die bisherigen Erfahrungen gelernt ha- milien, geistiger Sicherheit, Frieden und ewigem ben.“ (Der Stern, Juli 1998, Seite 88.) Leben.“ (Faith Precedes the Miracle, 1972, Seite 11; siehe Herbst-Generalkonferenz 1952.) Elder Howard W. Hunter, damals Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel: „Wir müssen uns mit den einfachen, fundamentalen Wahrheiten auseinandersetzen, die uns der Herr gelehrt hat, und nicht mit strittigen Themen. Unser Gottver- trauen muss echt und darf nicht spekulativ sein. Das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi kann einen dynamischen, bewegenden Einfluss ausüben. ... Eine der größten Stärken der Religion der Mormonen besteht in ebendieser Umsetzung des Glaubens in das tägliche Denken und Verhal- ten.“ (Herbst-Generalkonferenz 1970.) Präsident Thomas S. Monson von der Ersten Prä- sidentschaft: „Sollte sich jemand zu schwach füh- Der Herr hat verheißen, dass er uns dabei len, den in die falsche Richtung oder abwärts füh- helfen wird, für uns zu sorgen. renden Kurs seines Lebens zu ändern, oder sollte „Ich, der Herr, [habe] beschlossen ... für meine sich jemand vielleicht aus der größten Furcht, Heiligen zu sorgen. … Die Erde ist voll, und es ist nämlich der Furcht vor dem Versagen, nicht bes- genug vorhanden, ja, dass noch übrig bleibt.“ (LuB sern wollen, für den gibt es keine tröstlichere Zusi- 104:16,17.) cherung als die Worte des Herrn: ‚Meine Gnade „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann ist‘, sagte er, ‚ausreichend für alle Menschen, die werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöff- sich vor mir demütigen; denn wenn sie sich vor net.“ (Matthäus 7:7.) mir demütigen und Glauben an mich haben, dann werde ich Schwaches für sie stark werden lassen.‘ Präsident Brigham Young, der zweite Präsident [Ether 12:27.]“ (Liahona, Juli 2000, Seite 58f.) der Kirche: „Mein Glaube bewegt mich nicht dazu, zu meinen, der Herr werde uns mit Spanferkeln, Präsident Spencer W. Kimball, damals Präsident fertig geschmierten Butterbroten und so weiter ver- des Kollegiums der Zwölf Apostel: „Es erfordert sorgen; er gibt uns die Fähigkeit, das Getreide an- Glauben – Glauben, der nicht sieht –, wenn junge zubauen, uns die Früchte der Erde zu beschaffen, Menschen trotz finanzieller Unwägbarkeiten gleich Wohnungen zu bauen, uns ein paar Bretter zu be- darangehen, eine Familie zu gründen. Die junge sorgen, damit wir eine Kiste bauen können, und Frau muss Glauben haben, wenn sie für ihre Fami- wenn die Ernte kommt und er uns das Getreide lie sorgt, anstatt arbeiten zu gehen, vor allem, schenkt, müssen wir es bewahren – wir müssen den wenn die Ausbildung des jungen Mannes noch Weizen aufheben, bis wir Vorrat für ein, zwei, fünf nicht beendet ist. Es erfordert Glauben, den Sab- oder sieben Jahre haben, bis das Volk genug Le- bat zu heiligen, wenn man noch mehr arbeiten bensnahrung gesammelt hat, dass es für sich selbst könnte, wenn man noch mehr verdienen könnte, und für diejenigen, die um ihrer Sicherheit willen wenn man noch etwas verkaufen könnte. Es erfor- herkommen, Brot hat.“ (Lehren der Präsidenten der dert großen Glauben, den Zehnten zu zahlen, Kirche: Brigham Young, Seite 226.) wenn die Mittel begrenzt und die finanziellen An- sprüche groß sind. Es erfordert Glauben, zu fasten Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf und das Familiengebet zu beachten und das Wort Apostel: „Ich bezeuge, dass der Herr Ihnen in Ih- der Weisheit zu halten. Es erfordert Glauben, heim- rem Handlungsbereich und im Rahmen Ihrer Ver- lehren zu gehen, als Pfahlmissionar zu dienen oder antwortung ... Hilfe zukommen lassen wird. Wenn einen anderen Dienst zu leisten, wenn dafür Opfer Sie es brauchen und es verdienen, können Sie sich gebracht werden müssen. Es erfordert Glauben,

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER G LAUBE AN J ESUS C HRISTUS GIBT UNS DIE K RAFT, FÜR UNS UND ANDERE ZU SORGEN 37 göttlicher Eingebungen Elder Bruce R. McConkie vom Kollegium der erfreuen und wissen, Zwölf Apostel: was Sie tun müssen, „Wir haben also zwei Möglichkeiten. Einerseits sol- und wenn nötig auch len wir uns vom Geist der Inspiration und der Of- die Kraft und Befähi- fenbarung leiten lassen. Andererseits sollen wir gung erhalten, es dann [hier auf der Erde] von unserer Entscheidungsfrei- zu tun. Joseph Smith heit Gebrauch machen, das heißt, selbst bestim- lernte die Fähigkeit, men, was wir tun. Diese beiden Möglichkeiten der Führung des Herrn müssen einander sinnvoll ergänzen. … zu folgen, dadurch zu vervollkommnen, dass er selbst sich in Disziplin übte. Während er wuchs und durch Im Glauben beten … schließt jedoch ein, dass den Herrn darin geschult wurde, wie er die ihm gege- man vorher selbst alles unternimmt, wozu man im- benen Aufgaben erfüllen konnte, erlaubte er es seinen stande ist, um das erstrebte Ziel zu erreichen. Wir Wünschen, seiner Bequemlichkeit oder den Überre- sollen unsere Entscheidungsfreiheit anwenden, mit dungskünsten anderer Menschen nicht, diese Bereit- der wir ausgestattet worden sind. Wir sollen alle schaft zu beeinträchtigen. Lassen Sie uns seinem Bei- unsere Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kräfte einset- spiel folgen.“ (Liahona, Januar 2000, Seite 107.) zen, um das Gewünschte zu erlangen. Worin dieses im Einzelfall besteht, ist ohne Belang. … Der Herr gebietet uns nicht in allem. Zunächst wird von uns erwartet, dass wir alles tun, Wir müssen uns voll Eifer bemühen, was wir können; erst dann sollen wir den Herrn Gutes zu tun. um eine Antwort bitten, das heißt um eine Bestäti- „Denn siehe, es ist nicht recht, dass ich in allem gung, dass wir zu der richtigen Schlussfolgerung gebieten muss; denn wer in allem genötigt werden gelangt sind. („Agency or Inspiration – Which?“, muss, der ist ein träger und nicht ein weiser Knecht, Speeches of the Year: BYU Devotional Addresses, darum empfängt er keinen Lohn. 1972–73, Seite 109f., 113.) Wahrlich, ich sage: Die Menschen sollen sich voll Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ih- Apostel: „Jeder Präsident der Kirche – ausgerüstet rem eigenen, freien Willen tun und viel Recht- mit dem Heiligen Geist als ständigem Begleiter – schaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist übernimmt in einem Alter, wo die meisten Männer ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können. pensioniert sind, eine gewaltige Arbeitslast. Präsi- Und insofern die Menschen Gutes tun, werden sie dent Hinckley schlägt ein Tempo an, das es bisher keineswegs ihres Lohnes verlustig gehen.“ (LuB noch nicht gegeben hat. ... Sein anstrengender Ter- 58:26-28 [Seminarschriftstelle: LuB 58:26,27].) minplan wird von dem festen Entschluss diktiert, sich ‚voll Eifer‘ dem Aufbau des Reich Gottess ‚zu widmen‘. Schon oft habe ich ihn sagen hören: ‚Ich weiß nicht, wie ich etwas erledigen kann, ohne mich hinzuknien und um Hilfe zu bitten und dann aufzustehen und an die Arbeit zu gehen.‘ Unerschütterlicher Glaube, harte Arbeit und an- steckender Optimismus – das ist unser Prophet.“ (Der Stern, Januar 1998, Seite 16f.) Elder Joseph B. Wirthlin vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Wir dürfen in unserer Beziehung zu unse- rem Ehemann oder unserer Ehefrau, unseren Eltern oder unseren Kindern nicht wankelmütig sein. Wol- len wir uns an unseren Kindern erfreuen, wenn sie größer sind und wir nicht so viel zu tun haben? Wie steht es mit der kostbaren Freundschaft, die vergeht, weil wir den langen, verständnisvollen Brief zwar planen, aber niemals schreiben und abschicken? Be- suchen wir glaubenstreu regelmäßig den Tempel?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 38 D ER G LAUBE AN J ESUS C HRISTUS GIBT UNS DIE K RAFT, FÜR UNS UND ANDERE ZU SORGEN

Denken Sie an die Bücher, die wir lesen wollen, an ben hineinwachsen. ... Als glaubenstreue Mitglie- die Impulse zu guten Taten, denen wir nachgeben der der Kirche werden diese Menschen den Zehn- wollen, und an die guten Zwecke, für die wir uns ten und die sonstigen Spenden zahlen, und die einsetzen wollen. Packen wir unseren Koffer immer Kirche wird dort, wo sie leben, ihretwegen be- mit dem, was wir im Leben am höchsten schätzen, trächtlich erstarken. … treten die Reise aber nie an? Kommt das Morgen Und mit großer Wahrscheinlichkeit wird so jemand niemals? Entschließen wir uns, dass wir heute an- sein Leben lang treu und aktiv bleiben.“ (Liahona, fangen wollen zu leben – nicht morgen, sondern Juli 2001, Seite 62, 67.) heute – in dieser Stunde, wo wir noch Zeit haben!“ (Der Stern, Juli 1998, Seite 17.) Elder Marvin J. Ashton vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Wir müssen wissen, wie, was, wo und wa- Präsident James E. Faust von der rum wir uns ändern wollen. Das Ersten Präsidentschaft: „Glaube erfor- Evangelium Jesu Christi kann uns dert Handeln. Wenn ihr euch bereit- „Glaube erfordert Handeln.“ helfen, kurzfristige, mittelfristige und macht, den Lebensweg zu gehen, langfristige Ziele zu setzen, indem es könnt ihr über eure Träume und Er- uns lehrt, wer wir sind, woher wir wartungen hinaus belohnt werden. kommen, warum wir hier sind und wohin wir ge- Aber um das zu erreichen, müsst ihr sehr hart ar- hen. Jemand, der diese Erkenntnis besitzt, hat beiten und sparen, müsst klug und wachsam sein. mehr Kraft zur Verfügung, um sich zu ändern.“ Ihr müsst lernen, weltlichem Vergnügen zu entsa- (Siehe Der Stern, Mai 1980, Seite 108.) gen. Ihr müsst den Zehnten treu zahlen; ihr müsst das Wort der Weisheit halten; ihr müsst frei sein Präsident Gordon B. Hinckley: von sonstigen Abhängigkeiten. Ihr müsst in jeder „Brüder, es ist unsere feierliche Pflicht und unbe- Hinsicht keusch und sittlich rein sein. Ihr sollt streitbar unsere Verantwortung, die Schwachen zu alle Berufungen, die an euch ergehen, annehmen stützen, die herabgesunkenen Hände emporzuhe- und treu erfüllen. Beständigkeit und Mühe nützen ben und die müden Knie zu stärken (siehe LuB euch mehr als ein brillanter Verstand.“ (Der Stern, 81:5). Wir müssen den Menschen helfen, selbstän- Januar 1998, Seite 44.) dig und erfolgreich zu werden.

Wenn wir uns glaubensvoll an den Herrn Ich glaube, der Herr wenden, lässt er uns erkennen, wie wir möchte sein Volk nicht unser Leben verbessern und anderen hel- zu einem Leben in Ar- mut verurteilt sehen. fen können. Ich glaube, er möchte, „Und wenn Menschen zu mir kommen, so zeige dass die Glaubens- ich ihnen ihre Schwäche. ... denn wenn sie sich treuen die guten Dinge vor mir demütigen und Glauben an mich haben, der Erde genießen. Er dann werde ich Schwaches für sie stark werden las- möchte, dass wir alles sen.“ (Ether 12:27 [Seminarschriftstelle].) tun, um ihnen zu hel- „Darum sei treu; ... steh den Schwachen bei, hebe fen. Und er wird auch die herabgesunkenen Hände empor, und stärke die uns dabei segnen. Ich bete demütig darum, dass müden Knie.“ (LuB 81:5.) dieses Unternehmen erfolgreich wird, und ich bitte Sie um Ihren Glauben, Ihre Gebete und Ihr Inter- Präsident Gordon B. Hinckley, der fünfzehnte esse dafür.“ (Liahona, Juli 2001, Seite 67.) Präsident der Kirche: Elder Henry B. Eyring, damals „Diese jungen Männer und Frauen Mitglied des Kollegiums der Zwölf „Sie können in ei- können sich durch die auf dem Ar- Apostel: „Die Hirten Israels müssen beitsmarkt verwertbaren Fertigkeiten ner anderen Seele von Liebe motiviert sein. Das mag aus der Armut befreien, in der sie und kein Feuer entzün- anfangs schwierig scheinen, weil wir Generationen vor ihnen gelebt ha- den, wenn es nicht den Herrn vielleicht noch nicht gut ben. Sie werden besser für ihre Fami- in Ihrer Seele kennen. Wenn wir jedoch mit einem lie sorgen können. Sie werden in der brennt.“ Körnchen Glauben an ihn anfangen, Kirche dienen und in Führungsaufga- wird unsere Liebe zu ihm und den

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER G LAUBE AN J ESUS C HRISTUS GIBT UNS DIE K RAFT, FÜR UNS UND ANDERE ZU SORGEN 39

Menschen dadurch wachsen, dass wir den Scha- fen dienen. Sie entwickelt sich aus den einfachen Dingen, die jeder Hirt tun muss. Wir beten für je- des einzelne der Schafe, für die wir verantwort- lich sind. Wenn wir fragen: ‚Sag mir bitte, wer mich braucht?‘, bekommen wir die Antwort. Uns wird ein Gesicht oder ein Name in den Sinn • Wie können das tägliche Schriftenstudium, eine kommen. Oder wir treffen zufällig jemanden und Mission und eine Ausbildung Fernando helfen, wissen, dass dies kein Zufall ist. In solchen Au- geistig und zeitlich zu wachsen? genblicken spüren wir die Liebe des Erretters für sie und für uns. Wenn Sie über seine Schafe wa- chen, wird Ihre Liebe zu ihm zunehmen. Und da- durch wachsen auch Ihr Vertrauen und Ihr Mut.“ (Liahona, Juli 2001, Seite 47.) Präsident Harold B. Lee, der elfte Präsident der Kirche: „Sie können eine andere Seele nur dann er- heben, wenn Sie selbst auf höherem Grund stehen als sie. Wenn Sie einen Menschen retten wollen, müssen Sie ganz sicher sein, dass Sie selbst das Bei- Mary ist schon ihr Leben lang in der Kirche aktiv. spiel geben, das ihm zeigt, wie er sein soll. Sie kön- Sie hat ein starkes Zeugnis vom Evangelium und nen in einer anderen Seele kein Feuer entzünden, hat viele Male gespürt, dass ihre Gebete erhört wenn es nicht in Ihrer Seele brennt. ... Wer von wurden. Sie hat ein großes Vertrauen und großen uns, ganz gleich in welchen Umständen er sich be- Glauben an den Herrn. In den letzten beiden Jah- finden mag, hat noch nie der Stärkung bedurft?“ ren hat sie darum gebetet, welche Arbeitsstelle sie (Frühjahrs-Generalkonferenz 1973.) annehmen soll. Während sie weiter auf Antworten ANWENDUNG UND BEISPIELE wartet, wachsen ihre Schulden an. • Wie segensreich kann es für Mary sein, wenn sie Fernandos Familie lebt seit vielen Jahren in dersel- die Warnungen des Erretters befolgt: „Es ist nicht ben Stadt. Das Leben hat sich seit vielen Generatio- recht, dass ich in allem gebieten muss“ (LuB nen nur wenig geändert. Als Fernando siebzehn 58:26) und „die Menschen sollen sich voll Eifer war, lernte seine Familie das Evangelium kennen einer guten Sache widmen“ (Vers 27)? und trat der Kirche bei. Fernando möchte wissen, was er tun kann, damit er besser auf die Zukunft vorbereitet ist. • Was würden Sie Fernando raten?

• Welchen Rat würden Sie Mary geben?

• Welche Rolle spielt der Glaube, wenn wir uns auf die Zukunft vorbereiten?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 40 D ER G LAUBE AN J ESUS C HRISTUS GIBT UNS DIE K RAFT, FÜR UNS UND ANDERE ZU SORGEN

PUNKTE ZUM NACHDENKEN

• Wie kann das Wissen darüber, wie der Erretter anderen gedient hat, sich auf Ihren Glauben aus- wirken, dass er auch Ihnen helfen wird? • Für welche konkreten Bedürfnisse sollten Sie in Ihren Gebeten um Hilfe bitten? • Woran merken Sie, dass der Herr Ihnen eingibt, anderen zu helfen?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D ER G LAUBE AN J ESUS C HRISTUS GIBT UNS DIE K RAFT, FÜR UNS UND ANDERE ZU SORGEN 41

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 42

und dann Geistiges, und das ist das Letzte meines KAPITEL 6 Werkes … FÜR SICH SELBST, DIE Darum, wahrlich, ich sage euch: Für mich ist alles geistig, und niemals, zu keiner Zeit, habe ich euch FAMILIE UND ANDERE ein Gesetz gegeben, das zeitlich ist, weder irgendei- SORGEN nem Menschen noch den Menschenkindern, auch nicht Adam, eurem Vater, den ich erschaffen EINLEITUNG habe.“ (LuB 29:31,32,34.)

Für uns selbst, für die Familie und andere materiell „Und siehe, alles hat zu sorgen, ist wichtig für unser Wachstum und um sein Gleichnis, und alles glücklich im Evangelium zu sein. Ein wichtiger Teil ist erschaffen und ge- unserer Aufgabe besteht darin, uns selbst und an- macht worden, dass es dere zu Christus zu bringen (siehe 1 Timotheus 5:8; von mir Zeugnis gebe, LuB 75:28). sowohl das, was zeitlich ist, als auch das, was geistig ist; das, was oben in den Himmeln ist, und das, was auf der Erde ist, und das, was in der Erde ist, und das, was unter der Erde ist – oben wie unten: Alles gibt Zeugnis von mir.“ (Mose 6:63.) Elder Howard W. Hunter, damals im Kollegium der Zwölf Apostel: „Der Mensch unterscheidet zwischen Zeitlichem und Geistigem, wahrscheinlich weil er während des Erdenlebens, das zwischen dem Vorherdasein und dem geistigen Leben hiernach liegt, nicht die volle Bedeutung seines Handelns während der GRUNDSÄTZE, DIE Jahre versteht, die er auf der Erde verbringt. Für VERSTANDEN WERDEN SOLLEN den Herrn ist alles geistig und zeitlich; und die Gesetze, die er gibt, sind folglich geistig, denn • Es gibt eine Verbindung zwischen Zeitlichem sie betreffen geistige Wesen. und Geistigem. Jeder Abschnitt unseres Lebens liegt daher im Inter- • Unsere Prioritäten sollen Evangeliumsgrundsätze esse der Kirche. Das großartige Wohlfahrtsprogramm widerspiegeln. der Kirche verdeutlicht diesen Grundsatz. Die Kirche ist daran interessiert, was wir an gesellschaftlichem • Der Vater sorgt dafür, dass die Familie alles hat, Umgang, an Erholung, an Aus- und Weiterbildung, was sie zum Leben und für ihren Schutz braucht. im Familienleben, in geschäftlichen Angelegenhei- Die Mutter ist in erster Linie für das Umsorgen ten und allem, was wir tun, brauchen. und die Erziehung der Kinder zuständig. Unsere Handlungen beim Gottesdienst am Sabbat ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN lassen sich nicht von unserem Handeln an Arbeits- UND AUSSAGEN tagen trennen, indem man die einen religiös und das andere zeitlich nennt. Beide sind geistig. Gott Es gibt eine Verbindung zwischen Zeit- hat sie dazu bestimmt, denn sie bestehen aus den lichem und Geistigem. Gedanken und Handlungen auf unserem Weg durch diesen Teil der Ewigkeit. Somit werden „Denn durch die Macht meines Geistes habe ich es unsere geschäftlichen Tätigkeiten, unsere täglichen erschaffen; ja, alles, Geistiges und auch Zeitliches – Arbeiten, unser Berufsleben und alles, was wir tun, erst Geistiges, dann Zeitliches, und das ist der An- Teil des lebenden Evangeliums.“ (Herbst-General- fang meines Werkes; und wiederum erst Zeitliches konferenz 1961.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER F ÜR SICH SELBST, DIE F AMILIE UND ANDERE SORGEN 43

Elder Joseph B. Wirth- Unsere Prioritäten sollen Evangeliums- lin vom Kollegium der grundsätze widerspiegeln. Zwölf Apostel: „Das Zeitliche und das Geis- „Trachte nicht nach Reichtum, sondern nach tige sind untrennbar Weisheit, und siehe, die Geheimnisse Gottes wer- miteinander verbunden. den sich dir entfalten, und dann wirst du reich ge- Wenn wir von unserer macht werden. Siehe, wer ewiges Leben hat, ist Zeit, unseren Talenten reich.“ (LuB 11:7.) und unseren Mitteln ge- „Einer von ihnen ... fragte ihn: Meister, welches ben, um uns der Bedürf- Gebot im Gesetz ist das wichtigste? nisse der Kranken anzu- Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen nehmen, den Hungrigen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele Nahrung zu geben und und mit all deinen Gedanken. die Abhängigen zu lehren, auf eigenen Beinen zu stehen, werden wir geistig reich, und zwar weitaus Das ist das wichtigste und erste Gebot. mehr, als wir uns vorstellen können.“ (Siehe Der Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Stern, Juli 1999, Seite 90.) Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus Präsident Spencer W. 22:35-39.) Kimball, der zwölfte Prä- Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf sident der Kirche: „Wir Apostel: haben mit vielem zu „Jesus hat zum Thema Prioritäten gesagt: ,Trachtet tun, was auf den ersten nicht nach den Dingen dieser Welt, sondern trach- Blick nicht geistig er- tet zuerst danach, das Reich Gottes aufzubauen und scheint, doch hat vor seine Rechtschaffenheit aufzurichten, dann wird dem Herrn alles geisti- euch dies alles hinzugefügt werden.‘ (Matthäus gen Wert, und er erwar- 6:38; Joseph-Smith-Übertragung.) tet, dass wir zuhören und gehorchen und ,Trachtet zuerst danach, das Reich Gottes aufzu- seine Gebote befolgen.“ (Herbst-Generalkonferenz bauen‘ – damit ist gemeint, dass Gott und sein Werk 1977.) oberste Priorität haben müssen. Das Werk Gottes be- steht darin, das ewige Leben seiner Kinder zustande Joe J. Christensen, der später den Siebzigern ange- zu bringen (siehe Mose 1:39), und dazu gehören das hörte: „Ich fand einen Physikkurs äußerst inspirie- Geborenwerden, das Umsorgen, das Erziehen und rend und gelangte zu einer größeren Ehrfurcht vor Siegeln der Kinder des himmlischen Vaters. Alles an- der Schöpfung in einem Geologiekurs. Ich werde dere ist dem nachgeordnet. ... Wie jemand gesagt das meiner Ansicht nach religiöse Bildungserlebnis hat: Wenn wir das Reich Gottes nicht an die erste nie vergessen, das ich hatte, als ich mich unter ei- Stelle setzen, ist es letztlich nebensächlich, wofür nem der überzeugendsten und anspruchsvollsten wir uns stattdessen entschieden haben. … Lehrer, die mir an der Brigham-Young-Universität je begegnet sind, mit der spanischen Grammatik, Sti- Unsere Prioritäten kommen am deutlichsten darin listik und Literatur befasste. Ich stellte fest, dass zum Ausdruck, wie wir unsere Zeit nutzen. Jemand meine Erfahrungen mit Psychologie und Philoso- hat einmal gesagt: ,Drei Dinge kehren nie zurück: phie für mich zu Quellen wurden, die meinen Glau- der verschossene Pfeil, das gesprochene Wort und ben stärkten und ihn alles andere als zunichte die verpasste Gelegenheit.‘ Wir können die Zeit, die machten. Und ohne verlegen zu werden gestehe uns jeden Tag bemessen ist, nicht noch einmal ab- ich, dass ich durch etwas, was ich als geistiges Erleb- laufen lassen oder zurücklegen. Mit der Zeit verhält nis bezeichnen möchte, nämlich die Schönheit aus- es sich so: Wir haben nur eine Möglichkeit, uns zu gewählter Poesie, Literatur und Musik, geschaffen entscheiden, und dann ist sie für immer dahin. … von wahren Meistern, gelegentlich feuchte Augen Was die Prioritäten bei den ganz großen Entschei- bekam.“ („True Education – True Religion“, Ensign, dungen des Lebens angeht (wie Ausbildung, Be- Januar 1980, Seite 74.) ruf, Wohnort, Ehe oder Kinder), sollten wir uns fragen, welche ewigen Konsequenzen die jeweilige

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 44 F ÜR SICH SELBST, DIE F AMILIE UND ANDERE SORGEN

Entscheidung hat. Manche Entscheidungen, die seiner Krone verlustig gehen; und er soll in der für das Erdenleben wünschenswert scheinen, ber- Kirche arbeiten.“ (LuB 75:28.) gen inakzeptable Risiken für die Ewigkeit in sich. Präsident Gordon B. Hinckley, damals Erster Rat- Bei allen solchen Entscheidungen brauchen wir geber in der Ersten Präsidentschaft: inspirierte Prioritäten, von denen wir uns so lei- ten lassen müssen, dass es uns und unserer Fa- „Vor vielen Jahren forderte Präsident Stephen L. milie in Ewigkeit Segnungen einbringt.“ (Siehe Richards, damals Ratgeber in der Ersten Präsident- Liahona, Juli 2001, Seite 101f.) schaft, von dieser Kanzel aus eindringlich: ,Der Vater muss wieder das Oberhaupt der Familie wer- Elder Richard G. Scott den.‘ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1958.) Ich vom Kollegium der wiederhole seinen eindringlichen Aufruf an alle Zwölf Apostel: „Überle- Väter. Sie haben die grundlegende und unaus- gen Sie in stillen Augen- weichliche Pflicht, an der Spitze Ihrer Familie zu blicken, in denen Sie in stehen. Das impliziert weder Diktatur noch unge- sich gehen, was unser rechte Herrschaft. Das bringt den Auftrag mit sich, Vater im Himmel und dass der Vater den Bedürfnissen seiner Familie Ge- sein geliebter Sohn als nüge tut. Diese Bedürfnisse gehen über Nahrung, die wesentlichen Prio- Kleidung und Wohnung hinaus. Dazu gehört, dass ritäten des Lebens be- man rechtschaffen führt und – sowohl durch Bei- trachten. Betrachten Sie spiel als auch durch Weisung – grundlegende Prin- Ihr Leben, um sicherzu- zipien wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Dienen, Ach- stellen, dass es in jeder tung für andere und die Einsicht vermittelt, dass Hinsicht mit ihnen im wir für das, was wir in diesem Leben tun, Rechen- Einklang ist. Wenn ich mein Land und andere Teile schaft ablegen müssen, und zwar nicht nur einan- der Welt bereise, sehe ich, wie viel Wunderbares der, sondern auch dem Gott des Himmels, der un- den unterschiedlichen Kulturen entspringt. Trotz- ser ewiger Vater ist. dem wird all das Gute manchmal von den negati- ven Einflüssen überschattet, die sich aus den Tradi- Jede Mutter muss verstehen, dass sie keine größere tionen ergeben, die mit den Lehren des Meisters im Segnung hat als die Kinder, die ihr der Allmächtige Widerstreit stehen.“ (Der Stern, Juli 1998, Seite 99.) geschenkt hat; dass sie keine größere Mission hat als die, die Kinder in Licht und Wahrheit, Ver- Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der ständnis und Liebe großzuziehen; dass nichts sie Zwölf Apostel: „Wenn unsere Prioritäten in Ord- glücklicher machen wird, als zu sehen, dass sie nung sind, bekommen wir mehr Kraft auszuhar- sich zu jungen Männern und Frauen entwickeln, ren. Und wenn diese Prioritäten Teil Ihrer selbst die die Grundsätze der Tugend in Ehren halten geworden sind, schützen sie Sie davor, ,über Bord‘ und frei sind vom Makel der Unsittlichkeit und zu gehen. Sie schützen Sie davor, jemand zu betrü- von der Schande der Kriminalität.“ (Siehe Der gen – ob in der Ehe, in der Kirche oder im Leben.“ Stern, Januar 1994, Seite 57.) (Der Stern, Juli 1997, Seite 71.)

Der Vater sorgt dafür, dass die Familie alles hat, was sie zum Leben und für ih- ren Schutz braucht. Die Mutter ist in ers- ter Linie für das Umsorgen und die Erzie- hung der Kinder zuständig. „Wer aber für seine Verwandten, besonders für die eigenen Hausgenossen, nicht sorgt, der verleug- net damit den Glauben und ist schlimmer als ein Ungläubiger.“ (1 Timotheus 5:8.) „Und weiter, wahrlich, ich sage euch: Ein jeder, der verpflichtet ist, selbst für seine Familie zu sor- gen, soll für sie sorgen, und er wird keineswegs

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER F ÜR SICH SELBST, DIE F AMILIE UND ANDERE SORGEN 45

Die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf Es ist das Ziel der Kirche, den Mitgliedern dabei zu Apostel: „Gott hat es so vorgesehen, dass der Vater helfen, dass sie für sich selbst sorgen. Wo es not- in Liebe und Rechtschaffenheit über die Familie wendig ist, stellt sie auch Lebensmittel, Kleidung präsidiert und dass er die Pflicht hat, und anderes, was zum Leben notwen- dig ist, bereit, damit die Mitglieder dafür zu sorgen, dass die Familie alles „Arbeit ist das Ge- hat, was sie zum Leben und für ihren sich nicht den Almosen und den setz des Lebens.“ Schutz braucht. Die Mutter ist in ers- Übeln Babylons zuwenden.“ (Früh- ter Linie für das Umsorgen und die jahrs-Generalkonferenz 1979.) Erziehung der Kinder zuständig. Vater und Mutter müssen einander in diesen heiligen Aufgaben als ANWENDUNG UND BEISPIELE gleichwertige Partner zur Seite stehen. Behinde- Während seiner Mission spürte Hans den Geist in- rung, Tod und sonstige Umstände mögen eine in- tensiver als je zuvor in seinem Leben. Er arbeitete dividuelle Anpassung erforderlich machen. Bei Be- hart und erreichte, was er vor seiner Mission nie- darf leisten die Angehörigen Hilfe.“ („Die Familie – mals für möglich gehalten hätte. Nun, da er von eine Proklamation an die Welt“, Liahona, Novem- seiner Mission nach Hause zurückgekehrt ist, setzt ber 2010, Rückumschlag.) er sich keine Ziele mehr und ist unsicher, was er als Präsident Spencer W. Kimball: „Unser Vater im Nächstes tun sollte. Himmel hat den Eltern die Pflicht auferlegt, dafür • Welchen Rat würden Sie Hans geben? zu sorgen, dass ihre Kinder gut ernährt, gepflegt und gekleidet, gut erzogen und belehrt werden. Die meisten Eltern geben ihren Kindern ein Ob- dach; sie pflegen sie, wenn sie krank sind, sie ge- ben ihnen schützende und bequeme Kleidung und dazu Nahrung, damit sie gesund sind und wachsen. Aber was tun sie für ihre Seele?“ (The Teachings of Spencer W. Kimball, Hg. Edward L. Kimball, 1982, Seite 332.) Elder Bruce R. McConkie vom Kollegium der Zwölf Apostel: Einige Ihrer Nachbarn fangen an, die Kirche zu kri- tisieren, weil sie meinen, sie sei zu restriktiv und „Arbeit ist das Gesetz des Lebens; sie ist der alles erwarte zu viel von ihren Mitgliedern. Sie meinen, beherrschende Grundsatz für einen Heiligen. Wir dass Religion auf den Sonntag beschränkt ist und können nicht anderen die Bürde auferlegen, für unter der Woche nicht wichtig ist. Schließlich müs- unseren Unterhalt zu arbeiten, solange wir kör- sen alle die Woche über in der Welt leben und soll- perlich selbst dazu in der Lage sind. Vom Staat ten sich nicht um Geistiges kümmern müssen. zu leben bringt viele Übel mit sich. Fleiß, Spar- samkeit und Selbstachtung sind wesentlich für • Was können Sie Ihren Nachbarn über die Bezie- die Errettung. hung von „Weltlichem“ und „Geistigem“ sagen? Wir müssen unsere Gesundheit erhalten, unseren Garten bepflanzen, unsere Nahrung einlagern, uns selbst weiterbilden und schulen, um die tägliche Arbeit zu bewältigen. Niemand kann unsere Erret- tung für uns erarbeiten, sei es zeitlich oder geistig. Wir sind hier auf der Erde, um uns der Bedürfnisse unserer Angehörigen anzunehmen. Ehefrauen ha- ben einen Anspruch auf die Unterstützung ihres Ehemannes, Kinder auf die ihrer Eltern, Eltern auf die ihrer Kinder, Brüder auf die ihrer Brüder und Verwandte auf die ihrer Angehörigen.

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 46 F ÜR SICH SELBST, DIE F AMILIE UND ANDERE SORGEN

PUNKTE ZUM NACHDENKEN

• Was sind die fünf wichtigsten Prioritäten in Ihrem Leben? • Welche Ihrer Prioritäten scheinen zeitlich zu sein? Inwiefern können sie als geistige Prioritäten betrachtet werden? • Inwiefern kann es helfen, sie als geistig zu betrachten, um sie zu erreichen? • Warum ist es wichtig für Gott, dass wir materiell für uns selbst, unsere Familie und andere sorgen?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER F ÜR SICH SELBST, DIE F AMILIE UND ANDERE SORGEN 47

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 48

res außerordentlichen Glaubens und ihrer guten KAPITEL 7 Werke berufen und vorbereitet; zuallererst war es TALENTE UND ihnen überlassen, Gut oder Böse zu wählen; weil sie nun das Gute erwählt und überaus großen FÄHIGKEITEN ERKENNEN Glauben ausgeübt haben, sind sie durch eine hei- lige Berufung berufen, ja, durch jene heilige Beru- UND ENTWICKELN fung, die zusammen mit einer vorbereitenden Erlö- sung und gemäß derselben für so jemand bereitet EINLEITUNG worden ist.“ (Alma 13:3.) Der Herr hält uns dazu an, unsere Talente und Fähigkeiten zu entwi- ckeln. Dies erfordert oft Geduld, Selbstdisziplin und eifrige Anstrengung. Durch unseren Fort- schritt erkennen wir un- ser Potenzial vollständi- ger und können andere besser unterstützen.

GRUNDSÄTZE, DIE VERSTANDEN WERDEN SOLLEN „Ich nahm wahr, dass sie sich auch unter den Ed- • Wir kommen mit einer einzigartigen Kombina- len und Großen befunden hatten, die am Anfang tion von Talenten und Fähigkeiten auf die Welt, ausgewählt worden waren, Herrscher in der Kirche die eine Folge unserer Entwicklung im vorirdi- Gottes zu sein. schen Dasein ist. Schon ehe sie geboren wurden, erhiel- • Wenn wir uns auf den Geist verlas- „Wenn wir aus ten sie mit vielen anderen in der Welt sen, hilft uns der Herr, unsere Ta- dem Vorherdasein der Geister ihre ersten Unterweisun- lente und Fähigkeiten zu erkennen auf die Erde gelan- gen und wurden darauf vorbereitet, zu der vom Herrn bestimmten Zeit und zu entwickeln. gen, bringen wir hervorzukommen und in seinem • Der Herr hilft uns dabei, Zweifel die Charakterzüge Weingarten für die Errettung der und Ängste zu überwinden, wenn und Talente mit, Menschenseelen zu arbeiten.“ wir ihn bei der Entwicklung unserer die wir dort ent- (LuB 138:55,56.) Talente und Fähigkeiten um Hilfe wickelt haben.“ bitten. Elder Bruce R. McConkie vom Kollegium der Zwölf Apostel: • Wer seine Talente und Fähigkeiten entwickeln will, muss an sich selbst arbeiten. „Alle menschlichen Geister haben, als sie sich noch in der Gegenwart des Ewigen aufhielten, Nei- ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN gungen, Talente, Kompetenzen und Fähigkeiten je- UND AUSSAGEN der Art und Ausprägung und jeden Grades heraus- gebildet. Während jener vergangenen langen Le- Wir kommen mit einer einzigartigen bensspanne entstand eine unendliche Vielfalt an Kombination von Talenten und Fähigkei- Talenten und Fähigkeiten. Im Laufe der Zeitalter ten auf die Welt, die eine Folge unserer glich schließlich kein Geist mehr einem anderen. Entwicklung im vorirdischen Dasein ist. Mozart wurde Musiker, Einsteins Interesse galt vor allem der Mathematik, Michelangelo wandte seine „Und dies ist die Weise, nach der sie ordiniert Aufmerksamkeit der Malerei zu. … Abraham und wurden – sie waren von Grundlegung der Welt an Mose, ja alle Propheten, trachteten nach dem Ta- gemäß dem Vorherwissen Gottes und aufgrund ih- lent der Geistigkeit und erlangten sie auch. …

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER T ALENTE UND F ÄHIGKEITEN ERKENNEN UND ENTWICKELN 49

Wenn wir aus dem Vorherdasein auf die Erde gelan- Wenn wir uns auf den Geist verlassen, gen, bringen wir die Charakterzüge und Talente hilft uns der Herr, unsere Talente und Fä- mit, die wir dort entwickelt haben. Richtig, wir ver- higkeiten zu erkennen und zu entwickeln. gessen, was zuvor geschehen ist, weil wir hier sind, um geprüft zu werden, aber die Kompetenzen und „Denn allen ist nicht Fähigkeiten, die wir dort besaßen, wohnen uns jede Gabe gegeben; denn noch immer inne. Mozart ist noch immer Musiker, es gibt viele Gaben, und Einstein behält sein mathematisches Können, Mi- jedem Menschen ist chelangelo sein künstlerisches Talent und Abraham, durch den Geist Gottes Mose und die übrigen Propheten behalten ihre geis- eine Gabe gegeben. tigen Gaben und Fähigkeiten. … Alle Menschen – Einigen ist die eine gege- so grenzenlos vielfältig in ihren Gaben und ihrer ben, und einigen ist eine Persönlichkeit – nehmen ihre Entwicklung dort wie- andere gegeben, damit al- der auf, wo sie sie unterbrachen, als sie die himmli- len dadurch genutzt sei.“ schen Sphären verließen.“ (The Mortal Messiah, 4 (LuB 46:11,12.) Bd., 1979–1981; Band 1, Seite 23, 25.) „Und weiter ermahne Elder Bruce R. McConkie, damals ein Siebziger: ich euch, meine Brüder, „In diesem früheren Leben, im vorirdischen Da- die Gaben Gottes nicht sein, haben wir verschiedene Kompetenzen und Ta- zu leugnen, denn ihrer lente entwickelt. Manche haben sich in einem Be- sind viele; und sie kom- reich entwickelt, manche wieder in einem anderen. men vom selben Gott. Der wichtigste Bereich überhaupt war der geistige: Und diese Gaben wer- die Fähigkeit, das Talent, das Vermögen, Wahrheit den auf verschiedene zu erkennen.“ (Making Our Calling and Election Sure, Weise zuteil; aber es ist Brigham Young University Speeches of the Year, derselbe Gott, der alles 25. März 1969, Seite 5f.) in allen bewirkt; und sie Elder Joseph Fielding Smith, damals ein Mitglied werden durch die Kund- des Kollegiums der Zwölf Apostel: „In dem langen gebungen des Geistes Zeitraum des vorirdischen Daseins haben wir nicht Gottes an die Menschen nur unsere verschiedenen Eigenschaften entfaltet gegeben, um ihnen zu nützen.“ (Moroni 10:8.) und gezeigt, ob wir würdig und tüchtig sind oder Elder Marvin J. Ashton vom Kollegium der Zwölf nicht, sondern wir haben auch in einer Sphäre ge- Apostel: lebt, wo unser Fortschritt beobachtet werden konnte. … Unter diesen Umständen war es ganz natürlich, „Ich finde es sehr schlimm, wenn jemand der Mei- dass unser ewiger Vater die Würdigsten aussuchte nung ist, er habe keine Talente oder Gaben. Wenn und zu Führern berief und dass er die wir uns, sei es aus Ärger oder Entmu- tigung, aufgrund unserer entwürdi- Fähigkeiten jedes Einzelnen begutach- „Gott hat jedem tete.“ (Der Weg zur Vollkommenheit, genden Selbsteinschätzung der Ver- von uns ein oder 1970, Seite 42.) zweiflung hingeben, so ist das ein mehrere besondere trauriger Tag für uns und auch ein Elder L. Tom Perry vom Kollegium Talente gegeben.“ trauriger Tag in den Augen Gottes. der Zwölf Apostel: „Im vorirdischen Zu dem Schluss zu kommen, dass wir Dasein wurden wir über den Erlö- keine Gaben hätten, nur weil wir uns sungsplan des Vaters belehrt und erfreuten uns hinsichtlich unserer Figur, unserer Intelligenz, un- der Entscheidungsfreiheit. Durch Anwendung seres Notendurchschnitts, unseres Reichtums, unse- dieser Entscheidungsfreiheit entwickelten Män- rer Macht, unserer Stellung oder unserer äußeren ner und Frauen im Laufe der Zeit unterschiedli- Erscheinung beurteilen, das ist nicht nur unfair, che Wünsche, Talente und Fähigkeiten, und es sondern auch unvernünftig. … gab keinen Geist, der blieb, wie er war.“ (Give Heed unto the Word of the Lord, CES-Fireside für Gott hat jedem von uns ein oder mehrere beson- junge Erwachsene, 2. Mai 1999, Seite 2.) dere Talente gegeben. … Es ist unsere Aufgabe, die Gaben festzustellen, die Gott gegeben hat, und

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 50 T ALENTE UND F ÄHIGKEITEN ERKENNEN UND ENTWICKELN darauf aufzubauen. Wir dürfen nicht vergessen, wicklung vollzieht sich in Kreisen, die in einer auf- dass jeder von uns als Abbild Gottes erschaffen steigenden Spirale von Fähigkeit und Einsicht auf- worden ist, dass es keine unwichtigen Menschen einander aufbauen. Das ist oft nicht leicht, aber es gibt. Jeder Mensch ist für Gott und für seine Mit- ist immer von Nutzen. Wenn ihr den Weg der menschen von Bedeutung. … Rechtschaffenheit geht, werdet ihr stark und ge- Lassen Sie mich aufs Geratewohl einige Gaben her- winnt an Einsicht und Selbstachtung. Ihr entdeckt ausgreifen, die nicht immer offenkundig oder be- verborgene Talente und unbekannte Fähigkeiten. achtenswert, die jedoch sehr wichtig sind ...: die Euer ganzer Lebensweg verläuft anders, nämlich Gabe zu fragen; die Gabe zuzuhören; die Gabe, auf so, dass ihr glücklich seid und die Absichten des die sanfte, leise Stimme zu hören; die Gabe, weinen Herrn erfüllt.“ (Der Stern, Juli 1991, Seite 34.) zu können; die Gabe, Streit zu vermeiden; die Gabe, liebenswürdig zu sein; die Gabe, unnütze Wiederho- lungen zu vermeiden; die Gabe, nach dem zu trach- ten, was rechtschaffen ist; die Gabe, nicht zu urtei- len; die Gabe, sich an Gott zu wenden, um Führung zu erlangen; die Gabe, ein Jünger zu sein; die Gabe, sich um andere zu kümmern; die Gabe, nachsinnen zu können; die Gabe, zu beten; die Gabe, machtvoll Zeugnis zu geben; die Gabe, den Heiligen Geist zu empfangen. Wir dürfen nicht vergessen, dass jedem Menschen durch den Geist Gottes eine Gabe gegeben ist. Es Der Herr hilft uns dabei, Zweifel und ist unser Recht und unsere Aufgabe, unsere Gaben Ängste zu überwinden, wenn wir ihn bei anzunehmen und andere daran teilhaben zu las- der Entwicklung unserer Talente und sen.“ (Der Stern, Januar 1988, Seite 17.) Fähigkeiten um Hilfe bitten. Präsident James E. Faust von der Ersten Präsident- „Fürchte dich nicht, schaft: „Wir müssen einsehen, dass unsere natür- denn ich bin mit dir; hab lichen Gaben und Fähigkeiten begrenzt sind, doch keine Angst, denn ich wenn sie durch die Inspiration und Führung des bin dein Gott. Ich helfe Heiligen Geistes vergrößert werden, nimmt unser dir, ja, ich mache dich Potenzial um ein Vielfaches zu. Wenn wir wirklich stark, ja, ich halte dich etwas Nützliches tun wollen, brauchen wir Hilfe von mit meiner hilfreichen einer Macht, die über unsere hinausgeht. Euch jun- Rechten.“ (Jesaja 41:10.) gen [Leuten] stehen große Möglichkeiten offen, und „Mit ganzem Herzen ihr könnt Segnungen erlangen, die weit über das vertrau auf den Herrn, hinausgehen, was ihr zu träumen oder zu hoffen bau nicht auf eigene Klugheit.“ (Sprichwörter 3:5 wagt. Eure Zukunft birgt vielleicht weder Ruhm noch [Seminarschriftstelle: Sprichwörter 3:5,6].) Reichtum in sich, aber sie kann euch etwas viel Dau- erhafteres und Erfüllenderes bringen. Elder Richard G. Scott: Denkt daran: Was wir in diesem Leben „In vielerlei Hinsicht ist die Welt wie „Was wir in diesem tun, findet ein Echo in der Ewigkeit.“ ein Dschungel voller Gefahren, die (Liahona, Juli 2002, Seite 52.) Leben tun, findet euren Körper verletzen oder verstüm- Elder Richard G. Scott vom Kolle- ein Echo in der meln können, die euren Verstand ver- gium der Zwölf Apostel: Ewigkeit.“ sklaven oder zerstören können oder eure Moral schwächen können. Es „Macht Jesus Christus, seine Lehren und war beabsichtigt, dass seine Kirche zum Mittelpunkt eures Lebens. Richtet alle eine Herausforderung ist, nicht, damit ihr versagt, Entscheidungen danach aus. sondern, damit ihr es schafft, indem ihr überwindet. Dieser Grundsatz hilft euch durch Prüfungs- und Überall müsst ihr schwere und wichtige Entschei- Entwicklungszeiten hindurch. Eine Aufwärtsent- dungen treffen. Es gibt zahlreiche Versuchungen,

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER T ALENTE UND F ÄHIGKEITEN ERKENNEN UND ENTWICKELN 51 zerstörerische Einflüsse und heimtückische Gefahren. liums werden Ihnen die Kraft verleihen, den Bünd- Ich bin überzeugt: Wenn heute jemand nicht die nissen, die Sie mit dem Herrn eingegangen sind, Hilfe des Herrn sucht, werden ihm viele ernste Pro- treu zu sein und mit Ihren Stärken und Talenten bleme nicht erspart bleiben können, egal, wie talen- freudig zum Aufbau des Reiches Gottes hier auf der tiert, wie stark oder wie intelligent er auch sein mag. Erde beizutragen! Brüder und Schwestern, Ihr Zeug- Ich wiederhole: Stellt euch der nis von Jesus Christus ist der aller- Welt nicht ganz allein. Vertraut auf wichtigste Anker, den Sie nur haben „Stellt euch der den Herrn!“ (Der Stern, Juli 1989, können und mit dessen Hilfe Sie Welt nicht ganz al- Seite 33f.) standhaft und unerschütterlich an lein. Vertraut auf Grundsätzen der Rechtschaffenheit Präsident Gordon B. Hinckley, der den Herrn.“ festhalten können, ungeachtet der fünfzehnte Präsident der Kirche: Herausforderungen und Versuchun- „Früher einmal, vor langer Zeit, war gen, die die Zukunft bringen mag.“ ich in eurem Alter. … Ich habe mir über die Schule (Anchor to the Soul, CES-Fireside für junge Erwach- Gedanken gemacht und darüber, wohin sie führen sene, 6. September 1992; vergleiche „Der Anker würde. Es war die Zeit der schrecklichen Wirt- der Seele“, Der Stern, September 1994, Seite 41ff.) schaftskrise. Ich habe mich gefragt, wie ich meinen Lebensunterhalt verdienen sollte. … Wer seine Talente und Fähigkeiten entwickeln will, muss an sich selbst Ihr also steht heute an der Schwelle zum Erwach- arbeiten. sensein. Auch ihr macht euch Gedanken über die Schule. Ihr macht euch Gedanken über das Heira- „Wahrlich, ich sage: Die Menschen sollen sich ten. Ihr macht euch Gedanken über vieles. Ich ver- voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus heiße euch, dass Gott euch nicht im Stich lässt, ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Recht- wenn ihr, geführt von seinen Geboten, auf seinen schaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist Pfaden wandelt. in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln kön- nen. Und insofern die Menschen Gutes tun, wer- Dies ist eine Zeit, wo den sie keineswegs ihres Lohnes verlustig gehen.“ euch viel offensteht. (LuB 58:27,28 [Seminarschriftstelle: LuB 58:26,27).) Ihr habt das Glück, jetzt zu leben. Noch nie Der Prophet Joseph zuvor in der Geschichte Smith: „Da rief der Herr der Menschheit ist das [im Gleichnis des Erretters Leben so voller Mög- von den anvertrauten Ta- lichkeiten und Heraus- lenten] seine Knechte zu- forderungen gewesen.“ sammen und gab ihnen, („Rat und Gebet eines Propheten für die Jugend“, jedem nach seinen Fähig- Liahona, April 2001, Seite 30.) keiten, Talente, die sie während seiner längeren Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Abwesenheit nutzbringend Apostel: „Bitten Sie den Vater im Himmel, Sie mit verwenden sollten. Als er heimkehrte, forderte er Glauben und Mut zu segnen, dann wird er Ihnen Rechenschaft. So ist es auch jetzt. Unser Herr ist helfen, alle Herausforderungen durchzustehen, die nur eine Zeit lang abwesend; und danach wird er Ihnen begegnen mögen. Er wird Ihnen helfen, Ein- einen jeden aufrufen, Rechenschaft abzulegen; und samkeit zu meistern, Gefühle wie Verzweiflung und wo fünf Talente anvertraut worden waren, werden Hoffnungslosigkeit sowie persönliche, emotionale, zehn gefordert werden, und derjenige, der keine finanzielle und sogar geistige Rückschläge. Er wird Vermehrung zustande gebracht hat, wird als Sie stärken, wenn Sie sich von allem, was Ihre Zeit schlechter Knecht ausgestoßen werden, während und Aufmerksamkeit erfordert, ganz einfach über- die Getreuen ewige Ehren genießen werden.“ fordert fühlen. Er wird Sie befähigen, treu in jeder (Siehe Lehren des Propheten Joseph Smith, Hg. Aufgabe zu dienen, die Sie von den Führern der Joseph Fielding Smith, Seite 70.) Kirche bei Ihnen vor Ort erhalten. Ihr Glaube und Ihr Wissen von der Wiederherstellung des Evange-

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 52 T ALENTE UND F ÄHIGKEITEN ERKENNEN UND ENTWICKELN

• Was kann mit unseren Talenten passieren, wenn wir sie nicht fortwährend entwickeln und ande- ren zugute kommen lassen?

Präsident James E. Faust: „Manch einer mag Yia hat eine schwierige Woche hinter sich. An meinen, dass er seine Stärken und Fähigkeiten der Universität läuft es nicht so gut. Seine Fami- entdeckt, wenn er auf des Messers Schneide lebt. lie ist nicht glücklich darüber, dass er sich vor Vielleicht hält er das auch für eine Methode, seine einigen Monaten der Kirche angeschlossen hat. Identität oder Männlichkeit zu finden. Seine Iden- Seine Freunde auf der Arbeit meiden ihn, seit er tität findet man aber nicht, wenn man nach Ner- der Kirche angehört, weil er nichts mehr mit venkitzel trachtet und beispielsweise absichtlich ihnen gemeinsam macht, was seine Maßstäbe und unnötigerweise das Leben oder die Seele aufs Spiel setzen würde. Er überlegt, die Arbeits- irgendwie in Gefahr bringt, sei es physisch oder stelle zu wechseln, hat aber das Gefühl, nicht sittlich. Es gibt ohnehin schon so viele Risiken, sehr qualifiziert zu sein. Er hat Angst vor der denen ihr ganz von selbst ausgesetzt werdet, dass Zukunft. ihr nicht erst noch danach suchen müsst. Eure • Wie könnten Sie ihm helfen und ihm Mut ma- Stärke und Identität kommt daher, dass ihr euer chen, sein Potenzial zu erkennen? Priestertum ehrt, eure Talente entwickelt und dem Herrn dient. Ein jeder von euch muss sehr hart ar- beiten, um sich für sein ewiges Potenzial zu quali- fizieren. Es wird nicht leicht sein. Das Finden eu- rer wahren Identität fordert eure Fähigkeiten weit mehr, als eine gefährliche Steilwand hochzuklet- tern oder mit Auto oder Motorrad umherzurasen. Es braucht all eure Kraft, euer Stehvermögen, eure Intelligenz und euren Mut.“ (Der Stern, Januar 1996, Seite 40.) PUNKTE ZUM NACHDENKEN ANWENDUNG UND BEISPIELE • Inwiefern kann es Ihrem Selbstvertrauen dienen, Lesen Sie das Gleichnis vom anvertrauten Geld wenn Sie Ihre Talente und Fähigkeiten ent- in Matthäus 25:14-30. Erklären Sie, was mit wickeln? den unterschiedlichen Dienern geschah und weshalb. • Wie können Sie Ihre Talente in Ihrem Beruf einsetzen? • Welche Fertigkeit würden Sie gern entwickeln, über die Sie derzeit noch nicht verfügen? • Wie könnten Sie mithilfe Ihres Patriarchalischen Segens Ihre Talente erkennen?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER T ALENTE UND F ÄHIGKEITEN ERKENNEN UND ENTWICKELN 53

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 54 T ALENTE UND F ÄHIGKEITEN ERKENNEN UND ENTWICKELN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN L EITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 55

KAPITEL 8 „Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles JEDER VON UNS KANN andere dazugegeben.“ (Matthäus 6:33.) ZUM AUFBAU DES REICHES GOTTES AUF ERDEN BEITRAGEN

EINLEITUNG

Jede Evangeliumszeit diente dem Zweck, das Reich Gottes auf Erden aufzubauen. Das Reich Gottes auf „Halte meine Gebote, und trachte danach, die Erden ist die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letz- Sache Zions hervorzubringen und zu festigen. ten Tage. Es besteht überall dort, wo es Mitglieder der Kirche gibt. Wir tragen zum Aufbau des Reiches bei, Siehe, ich spreche zu dir und auch zu all jenen, die wenn wir danach trachten, im Herzen rein zu sein den Wunsch haben, dieses Werk hervorzubringen (siehe LuB 97:21), Gottes Geboten gehorchen und und zu festigen.“ (LuB 12:6,7.) engagiert dienen. Der Herr hat gesagt: „Trachtet nicht Elder Ezra Taft Benson, damals ein Mitglied des nach den Dingen dieser Welt, sondern trachtet zuerst Kollegiums der Zwölf Apostel: „Meine Brüder, mö- danach, das Reich Gottes aufzubauen und seine gen wir uns als Älteste in Israel bereitmachen, dazu Rechtschaffenheit aufzurichten.“ (Schriftenführer, beizutragen, Zions Grenzen zu erweitern und zu Joseph-Smith-Übertragung, Matthäus 6:38.) befestigen, seine Pfähle zu vergrößern und das Reich aufzubauen. Gott erwartet, dass wir uns erhe- GRUNDSÄTZE, DIE ben und leuchten, weil wir das Salz der Erde sind, VERSTANDEN WERDEN SOLLEN das Licht der Welt und, wie ich glaube, auch die Hoffnung der Welt, denn wir sind die Treuhänder • Wenn wir rechtschaffen leben, tragen wir zum der offenbarten Wahrheit Gottes.“ (Frühjahrs- Aufbau des Reiches Gottes bei. Generalkonferenz 1955.) • Durch die Tätigkeit in der Kirche Elder Bruce D. Porter von den Sieb- werden der Einzelne und die Fami- „Gott erwartet, zigern: „Persönliches Gebet, Studium lie gestärkt. dass wir uns erhe- und Nachsinnen sind unerlässlich für • Wir sollen bereitwillig dienen, wo ben und leuchten.“ den Aufbau des Reiches in uns. In immer wir uns befinden. stillen Augenblicken, wenn wir nach- • Wenn wir im Reich Gottes dienen, denken und Zwiesprache mit dem werden wir gesegnet. Allmächtigen halten, beginnen wir, ihn als unse- ren Vater zu erkennen und zu lieben.“ (Liahona, ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN Juli 2001, Seite 98.) UND AUSSAGEN Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Wenn wir den Taufbund und die Gabe des Wenn wir rechtschaffen leben, tragen wir Heiligen Geistes verstehen, ändert sich unser Leben zum Aufbau des Reiches Gottes bei. und etablieren wir uns in völliger Treue gegenüber dem Reich Gottes. Wenn wir dann vor Versuchun- gen stehen, erinnert uns der Heilige Geist, wenn wir zuhören, daran, dass wir versprochen haben, an unseren Erretter zu denken und die Gebote Gottes zu befolgen.“ (Liahona, Januar 2001, Seite 7.) Präsident Gordon B. Hinckley, der fünfzehnte Präsident der Kirche: „Das Zeugnis ist das, was das Leben der Menschen ändert, wenn sie in die Kirche kommen. Es treibt die Mitglieder an, im Dienst

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 56 J EDER VON UNS KANN ZUM A UFBAU DES R EICHES G OTTES AUF E RDEN BEITRAGEN des Herrn alles andere aufzugeben. Es ist die leise, Feuer. Wenn sie sich von der Wärme und dem ermutigende Stimme, die ohne Unterlass diejeni- Geist der aktiven Mitgliedschaft in der Kirche ent- gen stützt, die bis zum letzten Tag ihres Lebens im fernen, tragen sie nicht mehr zum Ganzen bei, Glauben wandeln.“ (Der Stern, Juli 1998, Seite 78f.) sondern ändern sich in der Isolation. So wie die Glut, die man aus der Hitze des Feuers entfernt, Durch die Tätigkeit in der Kirche werden verlieren sie die Wärme und den Geist, wenn sie der Einzelne und die Familie gestärkt. sich von der Intensität des Geistes, den die aktive „Und die Kirche versammelte sich oft, um zu fas- Mitgliedschaft erzeugt, entfernen.‘“ (Siehe Der ten und zu beten und miteinander über das Wohl- Stern, Januar 1998, Seite 48f.) ergehen ihrer Seele zu sprechen. Elder Robert L. Backman von den Siebzigern riet, Und sie versammelten sich oft, um zum Gedächtnis wir sollten uns das Ziel setzen, in der Kirche immer des Herrn Jesus Brot und Wein zu sich zu nehmen. aktiv zu bleiben: Und sie waren streng darauf bedacht, dass es unter „[In der Kirche aktiv zu sein] wird euch einen festen ihnen kein Übeltun gebe.“ (Moroni 6:5-7.) Halt geben wie nichts anderes auf Erden, denn es bietet euch die Möglichkeit, die wahre Bedeutung Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf des Glücklichseins selbst zu entdecken, und es gibt Apostel: „Durch meine aktive Teilnahme am Kir- euch die Gewissheit, dazuzugehören, gleich, wohin chenleben erhielt ich über die Jahre hinweg Rat- ihr geht, denn ihr habt Brüder und Schwestern, die schläge und die inspirierende Führung seitens der euch lieben und unterstützen. Ihr werdet etwas über Führer der Kirche. Ich habe gelernt, wie ich mich die Brüderlichkeit im Evangelium Jesu Christi erfah- als Ehemann, als Vater und als Führer in der Fa- ren: Ihr werdet ihn als euren Erlöser kennenlernen, milie verhalten soll. Immer wieder habe ich bei und ihr werdet die Flamme eures Zeugnisses weiter- Pfahl- und Generalkonferenzen, in den Kollegien hin hell leuchten lassen. des Priestertums und in Sonntagsschulklassen von guten, erfahrenen Vätern und Müttern und Denkt darüber nach, was euch [solch ein Ziel ein- Großeltern gelernt und bin von ihnen motiviert bringt]. Wenn Versuchungen kommen – und sie wer- worden. den bestimmt kommen – werdet ihr vorbereitet sein. Ihr werdet die Entscheidung im Voraus getroffen ha- Ich habe mich bemüht, diese Lehren zu befolgen, ben: … ‚Ich werde in der Kirche Gottes immer aktiv damit ich besser mit denen umgehen lerne, mit de- sein! … Stellt euch einmal vor, wie viele andere Ent- nen ich für die Ewigkeit verbunden bin.“ (Liahona, scheidungen ihr bereits gefällt habt, wenn ihr [diese Juli 2002, Seite 38.) grundlegende Entscheidung] im Voraus fällt: dass ihr Präsident Thomas S. Monson von der Ersten Prä- das Wort der Weisheit befolgen und euch sittlich rein sidentschaft: „Vor vielen Jahren hat Joseph Lyon halten werdet, dass ihr die Versammlungen besuchen aus Salt Lake City mir etwas erzählt, was er von ei- und den Zehnten zahlen werdet, dass ihr euch mit nem Geistlichen einer anderen Kirche gehört hatte, dem Evangelium beschäftigen werdet und so weiter. der vor der Bankiersvereinigung von Salt Lake ei- Ihr werdet bei keinem wichtigen Grundsatz Kompro- nen Vortrag gehalten hatte. … Er [erzählte] eine misse schließen. Ihr werdet euer Leben in der Hand Geschichte, die ich immer als ‚Heiße-Kohlen-Ge- haben, und ihr werdet euch des inneren Friedens er- schichte’ bezeichne. Er beschrieb einen warmen freuen, den man erlangt, wenn man Gottes Gebote Kamin, in dem das Holz hell brannte und wo jetzt hält.“ (Siehe Der Stern, April 1981, Seite 94.) die glühenden Kohlen weiter Wärme abgaben. Er Präsident Ezra Taft Ben- erklärte, wenn man eine Messingzange in die Hand son, der dreizehnte Präsi- nehme, könne man ein Stück glühende Kohle aus dent der Kirche: „Seien Sie dem Feuer nehmen. Dieses Stück Glut werde dann vorbildlich im Kirchenle- langsam blass und schließlich schwarz. Es glühe ben. Halten Sie den Sabbat nicht mehr. Es gebe keine Wärme mehr ab. Wenn heilig, besuchen Sie Ihre man aber das schwarze, kalte Stück Kohle in die le- Versammlungen, befolgen bendige Glut zurücklegte, würde es wieder hell und Sie das Wort der Weisheit, warm. Abschließend sagte er: ‚Die Menschen sind zahlen Sie den Zehnten und andere Opfergaben, auch ein bisschen so wie die Kohlen in einem unterstützen Sie Ihre Führer und halten Sie auch

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER J EDER VON UNS KANN ZUM A UFBAU DES R EICHES G OTTES AUF E RDEN BEITRAGEN 57 sonst die Gebote. Dienen Sie freudig Elder M. Russell Ballard vom Kolle- und dankbar in jeder Berufung, die „Dienen Sie freudig gium der Zwölf Apostel: „Jedes Mit- Sie empfangen. Leben Sie so, dass Sie und dankbar in je- glied kann bereitwillig seine Zeit und einen Tempelschein bekommen kön- der Berufung, die seine Talente für den Aufbau des Rei- nen, und genießen Sie den heiligen, Sie empfangen.“ ches Gottes auf der Erde einsetzen. angenehmen Geist, den man ver- Kein Mitglied der Kirche soll es ver- spürt, wenn man oft den Tempel be- säumen, seinen Glauben auszuüben sucht.“ (Siehe Der Stern, Juli 1988, Seite 47.) und den Geist zu spüren, den ein demütiges Opfer Präsident David O. McKay, der neunte Präsi- mit sich bringt. Wenn ich sehe, wie viel Gutes die dent der Kirche: „In der Kirche erkennt man an Heiligen in Südamerika mit ihren kärglichen Mit- vermehrter Beteiligung an den Aktivitäten der teln zustande bringen, dann wird mir erst bewusst, Kirche, den Wunsch, an Geistigkeit – der höchs- wie viel mehr viele von uns in anderen Teilen der ten Errungenschaft der Seele – teilzuhaben. Junge Welt tun könnten. Wir dürfen nie die folgende Menschen wünschen sich das.“ (Frühjahrs-Gene- Lehre des Erretters vergessen: ‚Wem viel gegeben ralkonferenz 1961.) wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden’ (Lukas 12:48). Er hat uns reichlich gesegnet.“ (Der Wir sollen bereitwillig dienen, wo immer Stern, Januar 1988, Seite 75.) wir uns befinden. Wenn wir im Reich Gottes dienen, „Und siehe, ich sage euch dies, damit ihr Weis- werden wir gesegnet. heit lernt, damit ihr lernt, dass, wenn ihr im Diens- te eurer Mitmenschen seid, ihr nur im Dienste eu- „Darum, wenn ihr den Wunsch habt, Gott zu res Gottes seid.“ (Mosia 2:17 [Seminarschriftstelle].) dienen, seid ihr zu dem Werk berufen; denn siehe, das Feld ist schon weiß, zur Ernte bereit; und siehe, Elder Russell M. Nelson wer seine Sichel mit aller Macht einschlägt, der legt vom Kollegium der Zwölf einen Vorrat an, sodass er nicht zugrunde geht, Apostel: „Ich [spende] den sondern seiner Seele die Errettung bringt.“ (LuB Heiligen der Letzten Tage 4:3,4.) in aller Welt Beifall, die be- reitwillig dienen, um das „Denn so spricht der Herr: Ich, der Herr, bin Reich Gottes aufzubauen. barmherzig und gnädig zu denen, die mich fürch- Genauso achte ich diejeni- ten, und es freut mich, die zu ehren, die mir in gen, die still ihre Pflicht Rechtschaffenheit und in Wahrheit bis ans Ende erfüllen, auch wenn dienen. schwere Prüfungen über sie kommen.“ (Siehe Der Groß wird ihr Lohn sein und ewig wird ihre Herr- Stern, Juli 1988, Seite 30.) lichkeit sein.“ (LuB 76:5,6.) Elder Marvin J. Ashton vom Kollegium der Zwölf Elder Dale E. Miller von den Siebzigern: „Wenn Apostel: „Manche Berufungen und Aufträge in der wir unsere Zeit, unsere Talente und unsere Mittel Kirche mögen anfangs unbedeutend und unwichtig einsetzen, um Zion aufzubauen, wird unser Herz erscheinen, doch lässt jeder Auftrag, den man be- rein, unsere Weisheit nimmt zu, celestiale Gewohn- reitwillig ausführt, die Liebe zum Herrn wachsen. heiten beginnen sich auszubilden, und der Heilige Wir lernen Gott lieben, indem wir ihm dienen und Geist macht uns bereit, die Gegenwart des Vaters ihn erkennen.“ (Der Stern, Oktober 1981, Seite 43.) und des Sohnes zu empfangen. Indem wir unsere Präsident Boyd K. Packer, Amtierender Präsident Sichel einschlagen, ernten wir zwei Anteile – für des Kollegiums der Zwölf Apostel: „Ich sehe da uns selbst und für das Reich Gottes.“ (Der Stern, Juli zwei Arten des Dienens: zum einen den Dienst, 1998, Seite 31.) den man leistet, wenn man berufen wird, in der Präsident Marion G. Romney von der Ersten Kirche zu dienen, und zum anderen den Dienst, Präsidentschaft: „Ich erinnere mich noch, wie mir den man bereitwillig den Menschen in seiner Um- [Elder] Melvin J. Ballard vor langer Zeit – es ist gebung leistet, weil man gelernt hat, sich um an- jetzt über sechzig Jahre her – die Hände auflegte dere zu kümmern.“ (Der Stern, Januar 1998, Seite 6.) und mich als Missionar einsetzte. In dem Segen, den er mir gab, sagte er, für jede Brotrinde, die

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 58 J EDER VON UNS KANN ZUM A UFBAU DES R EICHES G OTTES AUF E RDEN BEITRAGEN man dem Herrn gebe, bekomme man einen ganzen Elder Dale E. Miller: Laib zurück. Und genau so habe ich es auch erlebt.“ „Brüder und Schwestern, es muss die vorrangige (Siehe „Fasten, ein Segen”, Der Stern, Dezember 1982, Absicht in unserem Leben sein, am Aufbau des Rei- Seite 3.) ches des Herrn mitzuwirken. Es ist wohl vernünftig anzunehmen, dass wir uns im vorirdischen Dasein dazu bereit erklärt haben. Die wesentlichen Ent- scheidungen in Bezug auf unsere Ausbildung, Be- rufslaufbahn, Ehe, die Verwendung unserer Zeit, unserer Talente und Mittel sollen gebeterfüllt dar- auf beruhen, wie wir am besten dem Meister die- nen, sein Reich aufbauen und in ihm vollkommen werden. Wir können Zion auf unterschiedliche Weise auf- bauen. In einer Hinsicht ist Zion geografisch zu verstehen, mit einem Zentrum, während seine Grenzen sich erweitern, bis es die Erde erfüllt. Wir Elder Derek A. Cuthbert von den Siebzigern: erweitern die Grenzen Zions, indem wir andere am „Dienen verändert den Menschen. Es läutert, rei- Evangelium teilhaben lassen. Das gehört hier zu nigt, vermittelt einen tieferen Einblick und macht unseren Aufgaben. uns besser. Es bringt uns dazu, nicht nur an uns, In einer anderen Hinsicht ist Zion als Organisation sondern an andere zu denken. Es bewegt uns, zu verstehen, in der wir arbeiten, um durch unsere die Nöte anderer vor unseren zu be- Berufungen die Pfähle zu stärken. rücksichtigen. Rechtschaffener Dienst „Dienen … macht Jeder Pfahl steckt seinerseits fest im spiegelt wahre Christusliebe, wie der Boden des Evangeliums und gewährt uns besser.“ Erretter sie zeigte, wider. … Schutz und Zuflucht, sodass die Jün- Durch das Dienen können wir wahre ger Christi vertrauensvoll gegen die Werte und Prioritäten festlegen, indem wir zwi- Schlingen des Widersachers auftreten können. Der schen dem Wert materieller Dinge und dem, was Pfahl schafft die Grundlage dafür, das Volk Gottes anhaltenden, ja ewigen Wert hat, unterscheiden. … auf der Erde zu vervollkommnen.“ (Siehe Der Stern, Durch das Dienen können wir eine rechtschaffene Juli 1998, Seite 31.) Tradition schaffen. … ANWENDUNG UND BEISPIELE Durch das Dienen können wir Egoismus und Sünde überwinden. … Frank hat auf Mission hart gearbeitet und das Ge- fühl gehabt, den Herrn dadurch gut zu vertreten, Durch das Dienen können wir Liebe und Dankbar- dass er diente und sich verpflichtet hatte, die Mis- keit entwickeln. Dadurch lernen wir Menschen, sionsregeln einzuhalten. Seit seiner Mission fühlt ihre Lage, ihre Probleme, Hoffnungen und Wün- er sich nicht mehr so motiviert, die Gebote zu hal- sche kennen. … ten, und hat schon eine Weile den Geist des Herrn Durch das Dienen können wir dem Erretter Dank nicht mehr verspürt. Er fragt sich, weshalb der Ein- erweisen. … fluss des Herrn während seiner Mission offenbar Durch das Dienen werden unsere Wünsche und so stark war und nun anscheinend so weit entfernt unsere Energie in die rechten Bahnen gelenkt. … ist. Schließlich hat er doch durch seinen Einsatz auf Mission zum Aufbau des Reiches Gottes beige- Durch das Dienen können wir uns reinigen und tragen! Er meint, nun sei jemand anders an der heiligen. … Reihe, zu dienen – und er sollte einfach heiraten Rechtschaffenes Dienen [bringt uns] Christus näher, und sein Leben weiterleben. fördert unsere geistige Gesinnung und hilft auch an- • Welche Probleme könnte Frank aufgrund dieser deren dabei. Dadurch bereiten sich die Mitglieder Einstellung möglicherweise bekommen? würdig vor, Zion zu der vom Herrn bestimmten Zeit zu erlösen.“ (Siehe Der Stern, Juli 1990, Seite 9f.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER J EDER VON UNS KANN ZUM A UFBAU DES R EICHES G OTTES AUF E RDEN BEITRAGEN 59

PUNKTE ZUM NACHDENKEN

• Was empfinden Sie als Ihre wichtigste Aufgabe im Hinblick auf den Aufbau des Reiches Gottes? • Auf welche Weise stellen Sie dem Herrn Ihre Ta- lente für den Aufbau seines Reiches zur Verfügung? • Welche Segnungen haben Sie bereits erhalten, • Was würden Sie ihm empfehlen, damit er in weil Sie in der Kirche aktiv sind? seinem Leben wieder den Einfluss des Geistes • Wie können Sie die Einstellung erlangen und verspürt? erhalten, gern im Reich Gottes zu dienen?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

Cindy sitzt eines Sonntags in der Versammlung und betrachtet ihren Bischof auf dem Podium. Er dient bereits seit mehreren Jahren gewissenhaft. Sie fragt sich, warum er wohl so bereitwillig derart viel von seiner Lebenszeit für diese Berufung opfert. • Was denken Sie, warum Cindys Bischof wohl so handelt?

• Was erfahren andere durch unsere Bereitschaft zu dienen über unseren Glauben?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 60 J EDER VON UNS KANN ZUM A UFBAU DES R EICHES G OTTES AUF E RDEN BEITRAGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER J EDER VON UNS KANN ZUM A UFBAU DES R EICHES G OTTES AUF E RDEN BEITRAGEN 61

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 62

Ja, ich weiß, dass Gott dem gern gibt, der bittet.“ KAPITEL 9 (2 Nephi 4:34,35.) AUF DIE WEISE DES „Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen HERRN UNABHÄNGIG auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine WERDEN Pfade“ (Sprichwörter 3:5,6 [Seminarschriftstelle]). Elder Bruce R. McConkie, damals ein Siebziger: EINLEITUNG „Unabhängigkeit ist, wenn sie richtig verstanden und „Als Jünger Christi müssen wir uns dafür einsetzen, angewandt wird, eine erstrebenswerte und edle Tu- dass für die Bedürftigen gesorgt wird – und zwar mit gend. Wenn man jedoch den Herrn dabei vergisst, unserer Zeit, unseren Talenten und un- wird sie zu einem Laster, das die Men- seren Mitteln. Dieser Aufgabe können schen vom rechten Weg abbringt. Die „Tun Sie alles, was wir besser nachkommen, wenn wir uns Heiligen sollten sich zum Beispiel zu- bemühen, selbständig zu werden, denn Sie können, und trauen, ihr Leben durch eigenes Kön- niemand kann etwas geben, was er überlassen Sie den nen und Urteilsvermögen sowie eigene selbst nicht besitzt. Wenn wir das, was Rest dem Herrn.“ Anstrengung zu bestreiten und genauso der Herr uns geschenkt hat, klug nut- auch mehr Glauben und göttliche Ei- zen, können wir besser zum Werk des genschaften zu erwerben, ihre Erret- Herrn beitragen und für andere Menschen sorgen.“ tung zu erarbeiten und alle Prüfungen dieser irdi- (Vorsorge auf die Weise des Herrn – Wohlfahrt: Anleitung schen Bewährungszeit zu bestehen. Sie sollten wissen, für Führungsbeamte, Seite 3.) dass der Herr seine Kinder nicht vor Aufgaben stellt, die sie nicht bewältigen können, und dass die üb- Mithilfe des Vaters im Himmel können wir den lichen Prüfungen und Bedrängnisse des Lebens zum Herausforderungen des Erdenlebens voll Zuversicht ewigen System gehören. Normalerweise sollten Mit- und innerem Frieden begegnen und auf die Weise glieder der Kirche persönliche Entscheidungen selbst des Herrn unabhängig werden. Dazu müssen wir treffen und so die Entscheidungsfreiheit, die der All- unter anderem erkennen, dass wir in allem auf die mächtige ihnen verliehen hat, nutzen. Sie sollten Hilfe des Herrn angewiesen sind. nicht zum Bischof oder anderen laufen, um Anlei- tung einzuholen. GRUNDSÄTZE, DIE VERSTANDEN WERDEN SOLLEN Doch trotz alledem ist der Mensch nie ganz unab- hängig. Er kann nicht allein auf sich selbst, auf den • Zu rechtschaffener Unabhängigkeit gehört, dass wir Arm des Fleisches bauen, denn der Herr ist sein Rat- an den Erretter glauben und uns auf ihn stützen. geber und sein Befreier. Von ihm muss er sich führen und leiten lassen, und von ihm muss er Inspiration • Das Evangelium lehrt uns, in zeitlicher Hinsicht empfangen. Wenn der große Schöpfer sich nicht be- unabhängig zu werden, geistig zu wachsen und reit erklärt hätte, seine Geschöpfe zu erretten, wäre auch anderen dabei zu helfen. der Erlösungsplan nichtig und Unabhängigkeit in • Wir tragen Verantwortung dafür, uns zu verbessern. vollkommenster Ausprägung ohne Wert.“ (Mormon • Unabhängigkeit bedeutet auch, dass man seine Doctrine, 2. Auflage, 1966, Seite 701f.) Fertigkeiten und Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen entwickelt.

ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN UND AUSSAGEN

Zu rechtschaffener Unabhängigkeit ge- hört, dass wir an den Erretter glauben und uns auf ihn stützen. „O Herr, ich habe auf dich vertraut, und ich werde auf dich vertrauen immerdar. …

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER A UF DIE W EISE DES H ERRN UNABHÄNGIG WERDEN 63

Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf dem abhängig machen – den Herrn allein ausge- Apostel: „Bitten Sie den Vater im Himmel, Sie mit nommen –, dann merken wir sofort, dass auch un- Glauben und Mut zu segnen, dann wird er Ihnen sere Handlungsfreiheit eingeschränkt ist. Präsident helfen, alle Herausforderungen durchzustehen, die [Heber J.] Grant hat erklärt: ‚Nichts zerstört die In- Ihnen begegnen mögen. Er wird Ihnen helfen, Ein- dividualität eines Mannes, einer Frau oder eines samkeit zu meistern, Gefühle wie Verzweiflung und Kindes so sehr wie der Mangel an Selbständigkeit.’ Hoffnungslosigkeit sowie persönliche, emotionale, (Relief Society Magazine, Oktober 1937, Seite 627.)“ finanzielle und sogar geistige Rückschläge. Er wird (Siehe Der Stern, Januar 1992, Seite 60.) Sie stärken, wenn Sie sich von allem, was Ihre Zeit und Aufmerksamkeit erfordert, einfach nur überfor- Das Evangelium lehrt uns, in zeitlicher dert fühlen. Er wird Sie befähigen, treu in jeder Auf- Hinsicht unabhängig zu werden, geistig gabe zu dienen, die Sie von den Führern der Kirche zu wachsen und auch anderen dabei zu bei Ihnen vor Ort erhalten. Ihr Glaube und Ihr Wis- helfen. sen von der Wiederherstellung des Evangeliums wer- „Ich werde von den Reichtümern derjenigen un- den Ihnen die Kraft verleihen, den Bündnissen, die ter den Andern, die mein Evangelium annehmen, Sie mit dem Herrn eingegangen sind, treu zu sein den Armen meines Volkes, die vom Haus Israel und mit Ihren Stärken und Talenten freudig zum sind, weihen.“ (LuB 42:39.) Aufbau des Reiches Gottes hier auf der Erde beizu- tragen! Brüder und Schwestern, Ihr Zeugnis von Je- sus Christus ist der allerwichtigste Anker, mit dessen Hilfe Sie standhaft und unerschütterlich an Grund- sätzen der Rechtschaffenheit festhalten können, ungeachtet der Herausforderungen und Versu- chungen, die die Zukunft bringen mag.“ (Anchor to the Soul, CES-Fireside für junge Erwachsene, 6. September 1992, Seite 4; vergleiche „Der Anker der Seele“, Der Stern, September 1994, Seite 43.) Elder Joseph B. Wirthlin vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Nutzen Sie Ihren Einfallsreichtum, Ihre Kraft, Ihre Stärke, um Ihren Herausforderungen zu begegnen. Tun Sie alles, was Sie können, und Präsident Spencer W. Kimball, der zwölfte Präsi- überlassen Sie den Rest dem Herrn. Präsident Ho- dent der Kirche: „Arbeit macht glücklich und ward W. Hunter hat gesagt: ‚Wenn unser Leben und bringt Selbstachtung und Wohlstand. Jede Leistung unser Glaube Jesus Christus und sein wiederherge- wird durch Arbeit vollbracht. Sie ist stelltes Evangelium zum Mittelpunkt das Gegenteil von Müßiggang. Uns ist haben, kann nichts auf Dauer schief „Unabhängigkeit geboten worden, zu arbeiten (siehe gehen. Wenn allerdings unser Leben und Selbständig- Genesis 3:19). Wenn wir versuchen, nicht den Erretter und seine Lehren keit sind für unser zeitliches, gesellschaftliches, seelisches zum Mittelpunkt hat, kann kein sons- und geistiges Wohlergehen durch Al- tiger Erfolg auf Dauer richtig sein.’ geistiges und zeitli- mosen zu erlangen, verletzen wir das (The Teachings of Howard W. Hunter, ches Wachstum göttliche Gesetz, dass wir für alles, Hg. Clyde J. Williams, 1997, Seite 40.)“ entscheidend.“ was wir bekommen, arbeiten sollen. (Liahona, Juli 2000, Seite 73.) Arbeit muss ein beherrschender Elder L. Tom Perry vom Kollegium Grundsatz im Leben der Mitglieder sein (siehe LuB der Zwölf Apostel: „Unabhängigkeit und Selb- 42:42; 75:29; 68:30-32; 56:87).“ (Herbst-General- ständigkeit sind für unser geistiges und zeitliches konferenz 1977.) Wachstum entscheidend. Wenn wir in eine Situa- Präsident Spencer W. Kimball: tion geraten, wo unsere Selbständigkeit bedroht ist, werden wir auch unsere Freiheit bedroht finden. „Für das soziale, seelische, geistige, körperliche und Wenn wir uns von irgendetwas oder irgendjeman- wirtschaftliche Wohlergehen ist in erster Linie

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 64 A UF DIE W EISE DES H ERRN UNABHÄNGIG WERDEN jeder selbst verantwortlich, dann seine Familie und ner oder zwei würden krank, und wir hätten dann die Kirche, sofern er ein treues Mitglied ist. überhaupt keine Medikamente zur Verfügung, Ein wahrer Heiliger der Letzten Tage, der körper- was müssten wir dann tun? Gemäß meinem lich und seelisch imstande ist zu arbeiten, wird Glauben den allmächtigen Herrn bitten, einen die Aufgabe, für seinen Unterhalt und den Unter- Engel zu schicken, um die Kranken zu heilen. halt seiner Familie zu sorgen, niemals einem an- Das ist unser Vorrecht.’ deren aufbürden, ohne dazu gezwungen zu sein. Wenn es uns so ergeht, dass wir an nichts heran- Er wird sich, solange er es kann, mit der Hilfe des kommen, womit wir uns selbst behelfen können, Herrn selbst seiner eigenen geistigen und zeit- dann dürfen wir an den Herrn und seine Diener lichen Bedürfnisse sowie derjenigen seiner Fami- herantreten, die alles tun können. Aber es ist un- lie annehmen (siehe 1 Timotheus 5:8).“ (Herbst- sere Pflicht, das, was in unserer eigenen Macht Generalkonferenz 1977.) steht, zu tun.“ („How to Receive a Blessing from Elder Harold B. Lee, damals ein Mitglied des Kol- God“, Improvement Era, Oktober 1966, Seite 896.) legiums der Zwölf Apostel: Präsident Gordon B. Hinckley, der fünfzehnte „Wenn Sie die Segnung haben wollen, knien Sie Präsident der Kirche: „Wir treten in der ganzen sich nicht einfach hin und beten darum. Bereiten Kirche für Selbständigkeit ein. Selbständigkeit Sie sich auf jede denkbare Weise vor, die Ihnen kann es nicht geben, wenn auf einem Haushalt möglich ist, um sich würdig zu machen, damit Sie hohe Schulden lasten. Wenn man einem anderen die Segnung erlangen, nach der Sie trachten. verpflichtet ist, ist man nicht unabhängig und auch nicht frei von Knechtschaft.“ Brigham Young veranschaulichte dies (Der Stern, Januar 1999, Seite 65f.) folgendermaßen: ‚Angenommen, Sie „Lasst uns unser Elder Boyd K. Packer vom Kolle- kommen hierher zu einigen Men- Bestes tun und gium der Zwölf Apostel: schen und fragen, was ihnen fehlt, täglich besser und sie antworten: „Ich weiß es „Offenbar entwickelt sich bei uns die werden.“ nicht, aber wir haben entsetzliche Seuche Ratsucheritis, die die geistige Magen- und Rückenprobleme und Kraft der Kirche auslaugt, genauso wie fühlen uns insgesamt sehr angegriffen, und wir die einfache Erkältung die Menschheit mehr Kraft wünschten, Sie würden uns die Hände auflegen.“‘ kostet als jede andere Krankheit. Er fragte diejenigen: ‚Haben Sie Heilmittel ange- Manche mögen das für nicht so schwerwiegend wandt?’ – womit er Kräuter und all das meinte, halten. Es ist aber sehr schwerwiegend! was die Pioniere eben hatten. ‚Nein’, erwiderten sie, ‚wir möchten, dass die Ältesten uns die Hände Einerseits raten wir den Bischöfen, darauf zu ach- auflegen; wir haben Glauben, geheilt zu werden.’ ten, dass die Wohlfahrtshilfe nicht missbraucht Präsident Young erklärte: ‚Das ist gemäß meinem wird. Andererseits verteilen manche Bischöfe Rat- Glauben schon sehr inkonsequent. Wenn wir schläge wie Almosen, ohne zu bedenken, dass das krank sind und den Herrn bitten, uns zu heilen Mitglied seine Probleme selbst lösen soll. und alles für uns zu tun, was getan werden muss, Es gibt viele chronische Fälle – Menschen, die un- dann könnte ich, so wie ich das Evangelium des entwegt Rat suchen, die erhaltenen Ratschläge aber Erretters verstehe, den Herrn genauso gut bitten, nicht befolgen. meinen Weizen und Mais wachsen zu lassen, ohne Ich habe gelegentlich bei einer Unterredung auch dass ich den Boden pflüge und die Saat in die Erde Folgendes gefragt: bringe. Konsequent finde ich es dagegen, wenn ich jedes Heilmittel anwende, das ich kenne, und ‚Sie wollen Rat von mir haben. Haben Sie vor, den wenn ich meinen Vater im Himmel im Namen Rat zu befolgen, den ich Ihnen gebe, wenn wir Ihr Jesu Christi bitte, die Anwendung zu heiligen, da- Problem sorgfältig durchdacht haben?’ mit mein Körper geheilt werde.’ Das überrascht sie ziemlich. Darüber hatten sie nie Er fuhr fort: ‚Nehmen wir dagegen an, wir wären nachgedacht. Normalerweise verpflichten sie sich im Gebirge unterwegs, und alles, woran wir als dann, den Rat zu befolgen. … Nahrung herankämen, wäre etwas Wild, und ei-

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER A UF DIE W EISE DES H ERRN UNABHÄNGIG WERDEN 65

Wir sind sehr beunru- Kinder am Dienst füreinander und für unsere Mit- higt über das Ausmaß menschen zu beteiligen.“ (Frühjahrs-Generalkonfe- an Beratung, das wir renz 1986.) in der Kirche zu brau- Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf chen scheinen. Unsere Apostel: „Lasst uns unser Bestes tun und täglich Mitglieder werden besser werden. Wenn sich unsere Unvollkommen- abhängig. heiten zeigen, können wir weiter daran arbeiten, Wir dürfen nicht un- sie abzulegen. Wir können unsere eigenen und die zählige Beratungsstellen Schwächen geliebter Menschen leichter vergeben. einrichten, ohne gleich- Wir können getröstet und nachsichtig sein. Der zeitig das Prinzip der Herr lehrt: ‚Ihr seid jetzt noch nicht imstande, die seelischen Selbständig- Gegenwart Gottes auszuhalten, … darum fahrt fort keit und der Unabhän- in Geduld, bis ihr vollkommen geworden seid.’ gigkeit des Einzelnen zu (LuB 67:13.)“ (Der Stern, Januar 1996, Seite 80.) betonen.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1978.) Elder Joseph B. Wirthlin: „Ziehen Sie doch beim Wir tragen Verantwortung dafür, Beten gelegentlich Bilanz, uns zu verbessern. und fragen Sie sich, wie „Wahrlich, ich sage: Die Menschen sollen sich rechtschaffen Sie wirklich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus sind und ob Sie die Prinzi- ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Recht- pien des Evangeliums Jesu schaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist Christi wirklich befolgen. in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln kön- Wir können selbst wissen, nen. Und insofern die Menschen Gutes tun, werden wie der Herr es weiß, wo wir uns verbessern müs- sie keineswegs ihres Lohnes verlustig gehen.“ (LuB sen. Wir müssen die Grundsätze einhalten. Wenn 58:27,28 [Seminarschriftstelle: LuB 58:26,27].) es uns in materieller, äußerlicher Hinsicht gut geht, Der Prophet Joseph Smith: „Wir meinen, dass wie sieht es mit unserem Inneren aus? Ist unser Gott den Menschen mit einem Verstand geschaffen Leben für den Herrn annehmbar? Sind wir willens, hat, der imstande ist zu lernen, und mit einer Fähig- unsere Sünden zuzugeben und die Anstrengung keit, die sich in gleichem Maß erweitert, wie man zu unternehmen, dass wir sie aufgeben, umkehren dem Licht, das vom Himmel her dem Denkvermö- und die Kurskorrektur vornehmen, die uns auf gen mitgeteilt wird, Eifer und Beachtung schenkt. den engen und schmalen Weg zurückbringt?“ Je näher der Mensch zur Vollkommenheit gelangt, (Der Stern, Januar 1991, Seite 62.) umso klarer wird sein Blick und umso größer seine Unabhängigkeit bedeutet auch, dass man Freude, bis er das Böse in seinem Leben überwunden seine Fertigkeiten und Fähigkeiten in ver- und jeglichen Wunsch nach Sünde verloren hat und schiedenen Bereichen entwickelt. wie die Alten an einem Punkt des Glaubens anlangt, wo er von der Macht und Herrlichkeit seines Schöp- fers eingehüllt und emporgehoben wird, um bei ihm zu wohnen. Wir meinen aber auch, dass dies ein Punkt ist, den noch niemand in einem Augenblick erreicht hat.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, Hg. Joseph Fielding Smith, Seite 52f.) Bischof Robert D. Hales, damals Präsidierender Bischof der Kirche: „Heute werden wir gebeten, Arbeit, Selbständigkeit, vorausschauende Lebens- weise, Geben und Sorge für die Armen zu lehren und zu praktizieren, ein noch großzügigeres Fa- stopfer zu spenden, um den Bedürftigen zu helfen, unserem Nächsten mehr zu dienen und unsere

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 66 A UF DIE W EISE DES H ERRN UNABHÄNGIG WERDEN

„Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit unsere Talente weiterzuentwickeln und die gött- nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den lichen Eigenschaften zu entfalten, die in uns Menschen.“ (Lukas 2:52.) schlummern. Wir sind zufriedener, wenn die Ar- beit unseren Interessen und Fähigkeiten ange- Bildung messen ist und unsere Bedürfnisse befriedigt. Der „Wenn wir Wissen und Weisheit besitzen, sind wir Herr hat uns geboten, dass wir arbeiten und für imstande, Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden das sorgen, was wir und die Unseren brauchen und bessere Entscheidungen zu treffen. Außerdem (siehe Genesis 3:17-19; 1 Timotheus 5:8; LuB können wir Gott und unsere Mitmenschen besser 42:42; 56:17). Um selbständig zu werden, müssen verstehen und bringen ihnen mehr Liebe entge- wir: gen. Der Herr hat uns geboten, uns Wissen anzu- • uns einen guten Beruf aussuchen und uns eignen (siehe LuB 88:77-80,118; 93:53; 130:18,19; darin ausbilden lassen 131:6). Um selbständig zu werden, müssen wir: • durch Schulung und Erfahrung ein fähiger Mit- • besser lesen, schreiben und rechnen lernen arbeiter werden • die heiligen Schriften und andere gute Bücher • fleißig, arbeitswillig und vertrauenswürdig sein lesen • für unseren Lohn/unser Gehalt und die uns zu- • lernen, unsere Mitmenschen zu verstehen und teilwerdenden Sozialleistungen ehrliche Arbeit uns ihnen verständlich zu machen leisten“ • jede Gelegenheit nutzen, uns mehr Wissen an- (Siehe Vorsorge auf die Weise des Herrn, Seite 6.) zueignen“ Präsident Gordon B. Hinckley: „Jeder soll, (Siehe Vorsorge auf die Weise des Herrn – Wohlfahrt: das lehren wir, für sich selbst tun, was er kann. Anleitung für Führungsbeamte, Seite 6.) Wenn seine Rücklagen erschöpft sind, soll er sich Gesundheit an seine Familie wenden. Wenn die Familie ihm „Wir sind unter anderem dazu auf die Erde ge- nicht helfen kann, springt die Kirche ein. Und kommen, um einen Körper zu erhalten, denn wenn die Kirche einspringt, möchten wir ihm ohne Körper könnten wir nicht so werden wie vor allem erst einmal geben, was er unmittelbar der himmlische Vater. Der Herr hat uns gebo- braucht, und ihm dann so lange helfen, wie er ten, unseren Körper und auch unseren Sinn ge- Hilfe braucht, ihm dabei aber auch helfen, sich sund zu erhalten (siehe 1 Korinther 3:16,17; weiterzubilden, Arbeit zu finden, eine Möglich- LuB 88:124; 89), denn dann können wir besser keit zu finden, wieder auf die Beine zu kommen. für uns sorgen und anderen dienen. Um selb- Darum geht es bei diesem großen Wohlfahrtspro- ständig zu werden, müssen wir: gramm.“ (Liahona, Januar 1997, Seite 51.) • das Wort der Weisheit befolgen Umgang mit unseren Mitteln • regelmäßig Sport treiben „Wir müssen kluge Treuhänder sein und die Mittel, mit denen der Herr uns gesegnet hat, ver- • für regelmäßige Gesundheits- und Zahnpflege nünftig einsetzen und vermehren (siehe Matthäus sorgen 25:14-30; 2 Nephi 9:51; LuB 59:16-21; 104:11-18, • unser Zuhause und unsere Umgebung hygie- 78,79; 119). Um selbständig zu werden, müssen nisch sauber halten wir: • alle Stoffe und Verhaltensweisen meiden, • den Zehnten und die anderen Spenden zahlen die dem Körper und dem Verstand schaden • uns vor unnötigen Schulden hüten und für die könnten“ Zukunft sparen (Siehe Vorsorge auf die Weise des Herrn, Seite 6.) • allen eingegangenen Verpflichtungen nach- Beruf kommen „Wenn wir einen guten Beruf haben, können wir • sparsam mit unseren Mitteln umgehen und durch unsere Arbeit für unsere Familie und für Verschwendung vermeiden andere Menschen sorgen, wie der Herr es gebo- • unsere Zeit gut nutzen ten hat. Ein guter Beruf ermöglicht es uns auch,

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER A UF DIE W EISE DES H ERRN UNABHÄNGIG WERDEN 67

• bereit sein, den Menschen zu dienen, die in • alles in unserer Macht Stehende tun, um uns Not sind, indem wir ihnen mit unserer Zeit, Veränderungen anzupassen und von Schick- unseren Talenten oder unseren Mitteln helfen“ salsschlägen zu erholen“ (Siehe Vorsorge auf die Weise des Herrn, Seite 7.) (Siehe Vorsorge auf die Weise des Herrn, Seite 7.)

Elder Joseph B. Wirth- ANWENDUNG UND BEISPIELE lin: „Gehen wir klug mit unserem Geld Jussuf hat kürzlich seine Mission ehrenvoll been- um? Geben wir weni- det. Er ist entmutigt, weil er keine Arbeit hat und ger aus, als wir verdie- seine Ausbildung noch beenden muss. nen? Vermeiden wir • Was würden Sie Jussuf raten? unnötige Schulden? Folgen wir dem Rat der Brüder, ‚uns einen Vorrat an genügend Lebensmitteln, Kleidung und, wenn möglich, Brennstoff für mindestens ein Jahr anzulegen’ [Brief von der Ersten Präsidentschaft, 24. Juni 1988]? Lehren wir unsere Kinder, das, was sie ha- ben, zu schätzen und nicht zu verschwenden? Lehren wir sie zu arbeiten? Verstehen sie die Bedeutung des heiligen Gesetzes des Zehnten? PUNKTE ZUM NACHDENKEN Haben wir eine ausreichende Ausbildung und eine entsprechende Arbeit? Sorgen wir für un- • In welchen Bereichen müssen Sie noch selbstän- sere Gesundheit, indem wir nach dem Wort der diger werden? Was müssen Sie in diesen Berei- Weisheit leben? Sind wir frei von den nachteili- chen tun, um das zu erreichen? gen Auswirkungen schädlicher Substanzen?“ • Gibt es jemanden, dem Sie auf irgendeine Weise (Der Stern, Juli 1999, Seite 91f.) helfen können, selbständiger zu werden? Wie? Zwischenmenschliche, seelische und geistige Stärke EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN „Wir müssen uns bemühen, ein rechtschaffenes Leben zu führen, ein gutes Verhältnis zu unserer Familie und zu anderen Menschen zu pflegen und eine positive Einstellung zu uns selbst zu haben (siehe Matthäus 7:1,2,12; Lukas 10:27; LuB 64:9, 10). Um selbständig zu werden, müssen wir: • die heiligen Schriften und die Worte der leben- den Propheten studieren • Gottes Gebote halten und die Ratschläge der Führer der Kirche befolgen • Glauben an Christus üben und Demut entwickeln • häufig und inständig beten • ein gutes Verhältnis zu unserer Familie, unseren Nachbarn und unseren Freunden pflegen • allem aus dem Weg gehen, was uns sittlich und geistig herabwürdigen könnte • auf wertvolle Ziele hinarbeiten

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 68 A UF DIE W EISE DES H ERRN UNABHÄNGIG WERDEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER A UF DIE W EISE DES H ERRN UNABHÄNGIG WERDEN 69

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 70

Himmel als auch auf der Erde und unter der Erde KAPITEL 10 ist; dem, was gewesen ist, dem, was ist, dem, was TRACHTET NACH WISSEN sich in Kürze begeben muss; dem, was daheim ist, und dem, was in der Fremde ist; den Kriegen und DURCH STUDIUM UND den Verwirrungen der Nationen und den Strafge- richten, die auf dem Lande lasten; und auch einer GLAUBEN Kenntnis von Ländern und von Reichen – damit ihr in allem bereit seiet, wenn ich euch abermals EINLEITUNG aussende, um die Berufung, zu der ich euch beru- Elder Henry B. Eyring, damals Mitglied des Kollegi- fen habe, und die Mission, mit der ich euch beauf- ums der Zwölf Apostel, sagte zum Thema Bekeh- tragt habe, groß zu machen.“ (LuB 88:78-80.) rung: „Die Veränderung, die sich daraus ergibt, ist der Wunsch, noch besser zu werden, mehr Licht zu erlangen und anderen umfassender zu dienen. Die- ser Wunsch führt immer dazu, dass man dringend dazulernen möchte – Wahres, Nützliches und Schö- nes.“ (Education for Real Life, CES-Fireside für junge Erwachsene, 6. Mai 2001, Seite 1.) Wir müssen unser ganzes Leben lang nach Wissen und Weisheit trachten, im Unterricht und auch darüber hinaus. Lernen bereichert das Leben und befähigt uns, Gott und anderen besser zu dienen.

GRUNDSÄTZE, DIE VERSTANDEN WERDEN SOLLEN Elder Henry B. Eyring: „Der Herr und seine Kirche setzen sich seit jeher • Wir sollen nach Wissen und Weisheit trachten. für Bildung ein, damit wir ihm und den Kindern • Geistiges Wissen ist wichtiger als weltliches Wissen. des himmlischen Vaters noch besser dienen kön- • Bildung ist der Schlüssel zu vielen Möglichkeiten. nen. Für jeden von uns, wie unsere Talente auch aussehen, hat er vorgesehen, dass wir dienen. Um • Der Herr führt uns zu Wissensgebieten, durch die gut zu dienen, ist Lernen immer notwendig – nicht wir anderen besser dienen können. nur einmal oder über eine begrenzte Zeit, sondern • Lernen ist eine Lebensaufgabe. kontinuierlich. … Ersparen Sie sich unter anderem bitte unbedingt ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN eine tragische Erfahrung: nämlich zu spät zu erken- UND AUSSAGEN nen, dass Sie die Gelegenheit verpasst haben, sich auf eine künftige Aufgabe vorzubereiten, von der Wir sollen nach Wissen und Weisheit nur der Herr wissen konnte! Die Möglichkeit, eine trachten. Fremdsprache zu erlernen, ist ein Beispiel dafür – „Sucht Worte der Weisheit aus den besten Bü- für mich leider ein schmerzliches. Mein Vater chern; trachtet nach Wissen, ja, durch Studium wurde in Mexiko geboren. Er wuchs mit Spanisch und auch durch Glauben.“ (LuB 88:118.) als Muttersprache auf. Ich habe über zwanzig Jahre bei ihm zu Hause gewohnt, ihn aber „Lehrt eifrig, und meine Gnade leider nicht ein einziges Mal gebeten, wird mit euch sein, damit ihr noch „Wir betrachten mir auch nur ein Wort Spanisch bei- vollkommener unterwiesen seiet in es als religiöse zubringen. Heute bin ich im Kollegium Theorie, in Grundsätzlichem, in der Verpflichtung, der Zwölf Apostel Hauptverbindungs- Lehre, im Gesetz des Evangeliums, nach Bildung mann für die Belange der Kirche in allem, was das Reich Gottes be- zu streben.“ in Mittelamerika sowie in Kolumbien, trifft und was ratsam ist, dass ihr Venezuela und Ecuador. Es war kein es versteht; in dem, was sowohl im

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER T RACHTET NACH W ISSEN DURCH S TUDIUM UND G LAUBEN 71

Zufall, dass ich in eine Familie hineingeboren Möglichkeiten und Fähigkeiten. Ich glaube, beim wurde, wo der Vater Spanisch sprach! Streben nach Bildung ist das eigene Verlangen Aber es gab noch so eine Möglichkeit: Mein Vater einflussreicher als Institutionen und der eigene war ein wunderbarer Lehrer. Er war Chemiker. Er Glaube stärker als der Intellekt.“ (Der Stern, Januar hatte im Keller sogar eine Tafel für uns Kinder ste- 1993, Seite 4.) hen. Er wollte mir unbedingt Mathematik beibrin- Elder Russell M. Nelson: „Immer wenn man sich gen, und er bemühte sich stundenlang, mir zu über Kräfte, die sich einem entgegenstellen, empor- helfen, schwierige Aufgaben für meinen Physik- heben will, braucht man Energie. Das gilt auch für kurs zu lösen. Er bat mich inständig, mir öfter Ge- uns. Wer etwas in Angriff nimmt, braucht die Kraft danken um diese Angelegenheiten zu machen, die und den Willen, bis ans Ende auszuharren. Der Sie- damals so uninteressant und unwichtig schienen. ger eines Fünfkilometerlaufs steht erst nach fünf Jahre später berief mich der Herr in die Präsidie- Kilometern fest, nicht schon nach zwei. Wenn Sie rende Bischofschaft der Kirche, wo ich für den IT- mit dem Bus nach Boston fahren wollen, steigen Bereich zuständig wurde. Wie sehr hätte ich da- Sie nicht schon früher aus. Wenn Sie Ihre Ausbil- von profitieren können, hätte ich den Rat befolgt, dung beenden wollen, geben Sie nicht mittendrin den ich Ihnen heute gebe!“ (Education for Real auf, und Sie zahlen auch nicht für eine Mahlzeit Life, Seite 2f.) in einem eleganten Restaurant und gehen, sobald Präsident Gordon B. Sie von der Vorspeise gekostet haben.“ (Der Stern, Hinckley, der fünfzehnte Juli 1997, Seite 70.) Präsident der Kirche: „Ihr Geistiges Wissen ist wichtiger steht vor großen Heraus- als weltliches Wissen. forderungen. Ihr bewegt euch auf eine Welt voll er- „Es ist gut, gelehrt zu sein, wenn man auf Gottes bitterten Wettbewerbs zu. Ratschläge hört.“ (2 Nephi 9:29 [Seminarschrift- Ihr müsst euch eine so stelle: 2 Nephi 9:28,29].) gute Ausbildung verschaf- Präsident James E. fen, wie ihr nur könnt. Faust von der Ersten Der Herr hat uns darin unterwiesen, wie wichtig Präsidentschaft: „Ver- Bildung ist. Sie qualifiziert euch für größere Mög- gessen Sie nicht: Die lichkeiten. Sie befähigt euch, in der großen Welt Wunder der modernen der Möglichkeiten, die vor euch liegt, etwas Sinn- Wissenschaft und Tech- volles zu tun. Wenn ihr studieren könnt und nik erhöhen uns nicht. wollt, dann tut das. Wenn ihr nicht studieren Bei der Vorbereitung wollt, dann besucht eine Berufsschule oder andere auf die Zukunft stehen Bildungseinrichtung, um eure Fähigkeiten zu ver- wir heute vor der gro- tiefen und zu erweitern.“ (Der Stern, Juli 1997, ßen Herausforderung, Seite 49.) in geistiger Hinsicht aufgeklärter zu sein. All die Elder Henry B. Eyring: „Wir brauchen weder neuen, sich entwickelnden intellektuellen Errun- moderne Technologien noch viel Geld, um die genschaften müssen gewiss durch große Anstren- Augenblicke, die wir heute noch verschwenden, gungen und Lerneifer gemeistert werden. … Aber als Gelegenheit zum Lernen zu nutzen. Man kann technisches Wissen ist erst dann wirklich nützlich, einfach ein Buch und Papier und Stift dabeihaben. wenn es einen geistigen Sinn erhält. Ich bin sicher, Das genügt. Aber man muss entschlossen sein, die der Herr erwartet von uns, dass wir es zum Segen freie Zeit, die man jetzt noch einfach verstreichen der Menschheit und dazu nutzen, seine Absichten lässt, zu nutzen.“ (Education for Real Life, Seite 4). voranzubringen, aber erst, wenn wir diese hohen Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Ideale zu unserem Ziel und Wunsch machen, kön- Apostel: „Weil uns der menschliche Verstand heilig nen wir die Technologie in diesem Sinne nutzen.“ ist, betrachten wir es als religiöse Verpflichtung, (Der Stern, Juli 1999, Seite 21f.) nach Bildung zu streben. Aber jeder hat andere

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 72 T RACHTET NACH W ISSEN DURCH S TUDIUM UND G LAUBEN

Elder Henry B. Eyring: geben Sie geistigem Lernen den Vor- „Wenn wir geistiges rang und vernachlässigen dennoch „Wenn wir geistiges Lernen an die ers- Lernen an die erste nicht die weltliche Bildung. Tatsäch- te Stelle setzen, entbindet uns das na- lich arbeiten Sie dann härter an Ih- türlich nicht davon, uns weltliche Bil- Stelle setzen, ent- rer weltliche Bildung, als Sie es ohne dung anzueignen. Im Gegenteil, das bindet uns das diese geistige Sichtweise täten.“ verleiht dem Erwerb von weltlicher nicht davon, uns (Education for Real Life, Seite 3.) Bildung Sinn und motiviert uns, här- weltliche Bildung ter dafür zu arbeiten. Wenn wir dem anzueignen.“ Elder L. Tom Perry vom Kollegium Lernen auf geistigem Gebiet immer der Zwölf Apostel „Wenn wir für un- den richtigen Stellenwert beimessen, ser weltliches Lernen eine geistige Ba- müssen wir einige schwere Entscheidungen dazu sis schaffen, werden wir nicht nur die Naturgesetze fällen, wie wir unsere Zeit einteilen. Normalerweise besser verstehen, sondern wir werden einen tiefen wissen wir, wann ein Referat oder eine Projektar- Einblick in Kunst, Sprachen, Technologie, Medizin, beit abzugeben ist, und kennen die Termine für Gesetze und menschliches Verhalten erlangen, wie Prüfungen. Wir wissen auch, wann der Sabbat an- wir ihn uns nie zuvor hätten vorstellen können.“ steht und wann die Institutsklasse stattfindet. Wir (Liahona, Mai 2002, Seite 14.) wissen, wann es morgens und abends Zeit für das Gebet ist. Wir wissen, wie lange wir in den heiligen Bildung ist der Schlüssel Schriften lesen müssen, bis wir anfangen, den Hei- zu vielen Möglichkeiten. ligen Geist zu spüren. Wir wissen auch, wie viele „Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz oder, mit Stunden wir – auch an Vorbereitung – ungefähr anderen Worten, Licht und Wahrheit.“ (LuB 93:36.) brauchen, um in der Kirche zu dienen. „Wenn ihr bereit seid, werdet ihr euch nicht fürchten.“ (LuB 38:30.) Präsident Gordon B. Hinckley: „Den Jugendlichen möchte ich sagen: Eignet euch so viel Bildung an, wie ihr nur könnt. Erwerbt sowohl theoretische als auch praktische Fertigkeiten. Bildung ist der Schlüs- sel zu vielen Möglichkeiten. Der Herr hat uns, den Mitgliedern seiner Kirche, die Verpflichtung aufer- legt, zu studieren und Geistiges und ebenso auch Zeitliches zu erlernen. Eignet euch all die Bildung an, die euch möglich ist, auch wenn das bedeutet, dass ihr in eurer Jugend große Opfer auf euch neh- men müsst. Ihr werdet ein Segen für eure Kinder sein. Ihr werdet ein Segen für die Kirche sein, weil Wenn uns klar ist, wie das Leben in Wirklichkeit ihr diesem Werk Ehre macht.“ (Teachings of Gordon ist, planen wir ein, wann und wo wir all dies tun. B. Hinckley, 1997, Seite 172.) Es wird Engpässe geben, wo die Zeit einfach nicht auszureichen scheint. Es wird immer wieder vor- Präsident Gordon B. Hinckley: kommen, dass eine Angelegenheit sich vor eine an- „Ihr steht an der Schwelle der wettbewerbsorientier- dere drängt. Aber niemals dürfen wir uns bewusst testen Gesellschaft, die die Welt je gesehen hat. Ihr dafür entscheiden, Geistiges für uns seid von Wettbewerb umgeben. Ihr grundsätzlich zweitrangig werden zu braucht so viel Bildung, wir ihr euch „Bildung ist der lassen – niemals. Das endet immer nur aneignen könnt. Verzichtet auf ein tragisch. Zwar mag das zunächst nicht Schlüssel zu vielen Auto; bringt jedes erdenkliche und er- offensichtlich oder gar das gesamte Er- Möglichkeiten.“ forderliche Opfer, sodass ihr euch für denleben lang nicht klar erkennbar die Arbeit in der Welt qualifizieren sein. Aber vergessen Sie nicht: Es geht könnt. Im Großen und Ganzen zahlt euch die Welt Ihnen nicht nur um Bildung für dieses Leben, son- das, was ihr ihrer Meinung nach wert seid, und euer dern für das ewige Leben. Wenn Ihnen diese Tatsa- Wert steigt, wenn ihr eine gute Ausbildung habt und che völlig klar wird, weil Sie sie geistig betrachten, in eurem Fachgebiet Erfahrung erlangt.

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER T RACHTET NACH W ISSEN DURCH S TUDIUM UND G LAUBEN 73

Ihr gehört zu einer Kirche, die lehrt, wie wichtig Bil- Präsident Howard W. Hunter, der vierzehnte Prä- dung ist. Ihr habt vom Herrn den Auftrag erhalten, sident der Kirche: „Ich möchte Ihnen etwas sagen, euren Verstand, euer Herz und eure Hände zu bil- was meiner Meinung nach sehr wichtig ist. Ihr den. Der Herr hat gesagt: ‚Lehrt eifrig [von] dem, ganzes Leben hindurch werden Sie Entscheidungen was sowohl im Himmel als auch auf treffen müssen. Wie gut Sie zwischen der Erde und unter der Erde ist; dem, den verschiedenen Alternativen wäh- was gewesen ist, dem, was ist, und „Der Herr möchte, len, wird bestimmen, wie erfolgreich dem, was sich in Kürze begeben muss; dass ihr euren Ver- und glücklich Sie sind. Einige Ent- dem, was daheim ist, und dem, was stand und eure scheidungen, die Sie treffen, werden in der Fremde ist; den Kriegen und Hände schult.“ entscheidend sein und können den den Verwirrungen der Nationen und ganzen Verlauf Ihres Lebens bestim- den Strafgerichten, die auf dem Lande men. Bitte beurteilen Sie die Alterna- lasten; und auch einer Kenntnis von Ländern und tiven im Lichte der Lehren Jesu Christi. Damit Sie von Reichen – damit ihr in allem bereit seiet‘ (siehe das tun können, müssen Sie seine Lehren kennen LuB 88:78-80). und verstehen. In dem Maß, wie Sie Glauben Wohlgemerkt, das sind üben und würdig leben, sodass Sie Inspiration nicht meine Worte. empfangen können, werden Sie bei den wichtigen Das sind die Worte des Entscheidungen, die Sie treffen, geführt werden.“ Herrn, der euch liebt. (Der Stern, Juli 1998, Seite 97f.) Er möchte, dass ihr eu- ren Verstand und eure Hände schult und so während eures Lebens guten Einfluss ausüben könnt. Wenn ihr das tut und ehrenhaft ausgezeich- nete Leistungen erbringt, werdet ihr der Kirche Ehre machen, denn ihr werdet als rechtschaffen, fähig und gewissenhaft angesehen. … Seid klug. Der Herr möchte, dass ihr euren Ver- stand und eure Hände schult – in welchem Fachge- biet auch immer. Ob ihr nun Kühlschränke repa- riert oder die Arbeit eines hoch qualifizierten Chi- rurgen macht – ihr müsst lernen. Strebt nach der Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf besten Ausbildung, die es gibt. Macht aus euch Apostel: „Es erfüllt mich mit tiefer Ehrfurcht, dass eine rechtschaffene Arbeitskraft in der Welt, die der himmlische Vater und sein geliebter Sohn be- vor euch liegt. Ich sage es noch einmal: Ihr werdet reit, ja, darauf bedacht sind, dass wir von ihnen der Kirche Ehre machen, und aufgrund eurer Aus- lernen. Das Erlangen von geistiger Erkenntnis ist bildung werdet ihr reich gesegnet werden. kein mechanischer Prozess, sondern ein heiliges Anrecht, das auf geistigen Gesetzen beruht. Ich be- Es steht zweifelsfrei fest, dass sich eine gute Ausbil- zeuge, dass Sie inspirierte Hilfe erlangen können. dung auszahlt. Meine lieben jungen Freunde, rui- Bitten Sie den ewigen niert euch nicht das Leben. Wenn ihr das nämlich Vater demütig darum. tut, dann müsst ihr immer und immer wieder da- Trachten Sie nach göttli- für zahlen.“ (Siehe „Rat und Gebet eines Propheten chem Licht. Üben Sie für die Jugend“, Liahona, April 2001, Seite 34ff.) Glauben an Jesus Christus. Der Herr führt uns zu Wissensgebieten, Trachten Sie danach, auf durch die wir anderen besser dienen seinen Rat zu hören und können. seine Gebote zu befolgen. Er wird Sie segnen und „[Der Heilige] Geist … wird … euch alles zeigen, Sie auf dem Weg durch was ihr tun sollt.“ (Siehe 2 Nephi 32:5.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 74 T RACHTET NACH W ISSEN DURCH S TUDIUM UND G LAUBEN diese bisweilen so trügerische Welt führen.“ (Der einem lebenslangen Vorgang geworden. In unserer Stern, Januar 1994, Seite 82.) Zeitplanung muss genügend Zeit vorgesehen sein, um uns für das Heute und die Zukunft weiterzubil- Lernen ist eine Lebensaufgabe. den.“ (Siehe Der Stern, Januar 1996, Seite 31f.) „Jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir uns Präsident Gordon B. Hinckley: in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in „Jeder Mensch hat die wichtige Fähigkeit in sich, der Auferstehung hervorkommen. weiterzulernen. Wenn wir nicht an einer schweren Und wenn jemand in diesem Leben Krankheit leiden, können wir – unab- durch seinen Eifer und Gehorsam mehr hängig vom Alter – lesen, studieren „Wir dürfen nie Wissen und Intelligenz erlangt als ein und uns an den Schriften wunderba- anderer, so wird er in der künftigen aufhören, uns rer Männer und Frauen laben. … Welt um so viel im Vorteil sein.“ (LuB weiterzubilden.“ Uns Mitgliedern der Kirche gilt eine 130:18,19 [Seminarschriftstelle].) herrliche Verheißung des Herrn: ,Was Elder Henry B. Eyring: von Gott ist, das ist Licht; und wer Licht empfängt „Wer aufhört zu lernen, kann niemals lebenslang und in Gott verbleibt, empfängt mehr Licht; und auf bedeutsame Weise dienen. Ein großer Lehrer jenes Licht wird heller und heller bis zum vollkom- lernt stets. Eine Krankenschwester ist beständig ge- menen Tag.‘ (LuB 50:24.) fordert, sich mit Neuem auseinanderzusetzen – Ist das nicht eine herrliche seien es nun Geräte oder Verfahren. In jeder Bran- Aussage? Dieser Vers gehört che verändert sich der Arbeitsplatz so rasch, dass zu meinen Lieblingsschrift- unser heutiges Wissen morgen nicht mehr genü- stellen. Hier geht es um gen wird. Fortschritt, um Entwick- Wir dürfen nie aufhören, uns weiterzubilden. lung, um den Weg, auf Wenn wir am Examenstag zur Tür hinausgehen dem man zum Gott wird. und danach nie mehr lernen, werden wir versagen. Er steht in Zusammenhang Da es schwer ist, zu entscheiden, welches Wissen mit den folgenden Versen: ‚Die Herrlichkeit Gottes wir tatsächlich benötigen, brauchen wir göttliche ist Intelligenz oder, mit anderen Worten, Licht und Hilfe, um zu erkennen, welche der unzähligen ver- Wahrheit.‘ (LuB 93:36.) ‚Und wenn jemand in die- schiedenen Lernziele wir am sinnvollsten verfolgen sem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr sollten. Außerdem heißt das, dass wir keine Zeit da- Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so mit vergeuden können, uns zu amüsieren, wenn wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil wir die Möglichkeit haben, zu lesen oder etwas an- sein.‘ (LuB 130:18,19.) ‚Jeglicher Grundzug der In- zuhören, wodurch wir etwas Wahres und Nützli- telligenz, den wir uns diesem Leben zu eigen ma- ches lernen können. Beständiger Wissensdurst wird chen, wird mit uns in der Auferstehung hervor- unser Markenzeichen sein.“ (Education for Real Life, kommen.‘ (LuB 130:18.) Seite 4.) Diese herrlichen Verse beinhalten aber auch eine Elder L. Tom Perry: „Die Welt ändert sich schnell, wichtige Aufgabe: Wir müssen weiter Fortschritt und vieles veraltet in sehr kurzer Zeit. Wir sind ge- machen. Wir müssen unablässig lernen. Gott nötigt, uns ständig auf die Zukunft vorzubereiten. selbst hat uns aufgefordert, uns immer neues Wis- Wenn wir nicht auf dem Laufenden bleiben, verlie- sen anzueignen.“ (Siehe „Ein Gespräch mit Allein- ren wir in unserem Beruf den Anschluss. Stellen Sie stehenden Erwachsenen“, Der Stern, November sich einmal vor, wie viele Patienten ein Zahnarzt 1997, Seite 22.) hätte, der heute noch dieselben Geräte und Techni- Präsident Gordon B. Hinckley: ken einsetzte wie vor zehn Jahren. Wie erginge es „Man hört nie auf zu lernen. Wir müssen lesen, be- einem Geschäftsmann, der sich ohne Einsatz von obachten und alles in uns aufnehmen. Wir müssen Computern im Wettbewerb behaupten wollte? über das, was wir aufnehmen, nachdenken. Ich Oder einer Baufirma, die sich nicht über die neu- glaube, dass sich der Verstand, das Herz und die esten Materialien und Verfahrensweisen infor- Seele des Menschen ständig weiterentwickeln. Ich mierte? Weiterbildung ist notwendigerweise zu glaube an Fortschritt. Ich glaube an Wachstum.

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER T RACHTET NACH W ISSEN DURCH S TUDIUM UND G LAUBEN 75

Nichts belebt den Verstand mehr, als wenn man Interessen und Möglichkeiten Sie auch haben, wie ein schwieriges Problem analysiert und dann löst, auch immer Sie Ihrer Meinung nach Ihrer Familie wenn man mit etwas nahezu Unlösbarem ringt und Ihrer Gesellschaft am besten dienen können.“ und dann doch eine Lösung findet. (Siehe Der Stern, Januar 1993, Seite 4.) Deshalb, und weil Tempo und Komplexität des Le- • Was bedeutet Ihnen folgende Aussage Elder Nel- bens es erfordern, können wir es uns nicht leisten, sons: „Die Vorbereitung auf den Beruf ist einem nicht weiter zu lernen, zu wachsen und voranzu- nicht zu lang, wenn man weiß, was man mit sei- schreiten. Unsere persönliche Entwicklung – emo- nem Leben anfangen will“? tional, geistig und ebenso intellektuell – darf nicht zum Stillstand kommen. Es gibt so viel zu lernen und so wenig Zeit dafür.“ (Standing for Something, 2000, Seite 62.)

ANWENDUNG UND BEISPIELE

Elder Russell M. Nelson hat gesagt: „Jemand, der impulsiv ‚von der Schule abgeht’ und seine Ausbildung abbricht, [verwirklicht nicht] die Möglichkeiten, die in ihm stecken. • Welche Vorteile bringt es, sich besser auf die Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich vor Berufslaufbahn vorzubereiten? vielen Jahren als ungebildeter Jugendlicher einen festen Entschluss gefasst habe. Ich hatte zur Weihnachtszeit einen Gelegenheitsjob. Die Arbeit war monoton, und jede Stunde und jeder Tag gin- gen nur langsam vorüber. Damals habe ich mir fest vorgenommen, eine Ausbildung zu absolvieren, die mich besser auf das Leben vorbereitete. Ich beschloss, weiter zur Schule zu gehen und für meine Ausbildung zu sorgen, als hinge mein Leben davon ab. Temzie ist gerade von Mission zurückgekehrt. Bei Als ich später Pfahlpräsident war, wurde ich oft seiner neuen Arbeit kann er viele Fertigkeiten, die von jungen Leuten befragt, denen es um ihre Aus- er sich auf Mission angeeignet hat, anwenden. Er bildung ging. Manche fragten mich, wie lange es verdient genug für seinen Lebensunterhalt, aber dauere, bis man Arzt sei. ‚Normalerweise braucht eine Familie wird er mit dieser Arbeit nicht ernäh- man ein achtjähriges Studium’, antwortete ich. ren können, wenn er einmal heiratet. Da er im ‚Und wenn man sich spezialisieren will, kann das Moment keine Aussichten hat zu heiraten, hat er noch weitere fünf Jahre oder länger dauern, je beschlossen, seine Ausbildung jetzt noch nicht nachdem, was man werden will.’ fortzusetzen. Da er nicht lernen muss, kann er Manchmal kam dann die folgende Reaktion: ‚Das mehr von seiner Freizeit genießen. sind ja dreizehn Jahre oder noch mehr? Das ist mir • Welchen Rat würden Sie Temzie geben? zu lang!’ ‚Das kommt ganz darauf an’, lautete meine Antwort. ‚Die Vorbereitung auf den Beruf ist einem nicht zu lang, wenn man weiß, was man mit seinem Leben anfangen will. Wie alt wirst du denn in dreizehn Jahren sein, wenn du nichts für deine Ausbildung tust? Genauso alt, egal, ob du geworden bist, was du wolltest, oder nicht!’ Mein Rat lautet heute also genauso wie damals: Bilden Sie sich weiter, wo immer Sie sind, welche

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 76 T RACHTET NACH W ISSEN DURCH S TUDIUM UND G LAUBEN

PUNKTE ZUM NACHDENKEN

• Was hat Lernen mit Glücklichsein zu tun? • Was ist mit der Aussage gemeint, dass wir es uns nicht leisten können, nicht weiter zu lernen? • Inwiefern beeinflusst es Ihren Lerneifer zu wis- sen, dass die Kenntnis, die wir in diesem Leben erwerben, mit uns im künftigen Leben hervor- kommen wird (siehe LuB 130:18)? • In welchen Bereichen Ihres Lebens kommen Sie voran, wenn Sie sich mehr Bildung aneignen?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER T RACHTET NACH W ISSEN DURCH S TUDIUM UND G LAUBEN 77

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 78

KAPITEL 11 GRUNDSÄTZE, DIE VERSTANDEN WERDEN SOLLEN EINEN EHEPARTNER FÜR • Es ist förderlich für eine Ehe, wenn Mann und DIE EWIGKEIT WÄHLEN Frau gemeinsame Werte und Interessen haben. UND SELBST ZU EINEM • Wir müssen uns darauf vorbereiten, der best- SOLCHEN WERDEN mögliche Ehepartner zu sein. • Wir sollen bei der Wahl unseres Ehepartners die EINLEITUNG Bestätigung durch den Herrn anstreben. • Die Proklamation zur Familie ist eine Orientie- Wenn wir im Tempel heiraten und würdig leben, rungshilfe bei der Bewertung unserer Einstellung sind wir für die Ewigkeit aneinander gesiegelt. Des- und der unseres zukünftigen Ehepartners. halb wählen wir, wenn wir uns für einen Ehepart- • Mann und Frau tragen die feierliche Verantwor- ner entscheiden, nicht nur, mit wem wir das Er- tung, einander und ihre Kinder zu lieben und zu denleben gemeinsam verbringen, sondern auch die umsorgen. Ewigkeit. Unsere Beziehung zu unserem Ehepartner beeinflusst uns und unsere Nachkommen lebens- ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN lang und hat ewige Auswirkungen. UND AUSSAGEN

Es ist förderlich für eine Ehe, wenn Mann und Frau gemeinsame Werte und Interes- sen haben. „Beugt euch nicht mit Ungläubigen unter das gleiche Joch!“ (2 Korinther 6:14.) Präsident Spencer W. Kimball: „Ich habe die Jugendlichen auch vor den vielen Gefahren einer Eheschließung außerhalb der Kir- che gewarnt, und mit aller meiner Kraft warnte ich die jungen Menschen vor den Sorgen und Enttäu- schungen, die mit einer Eheschließung außerhalb der Kirche einhergehen, und vor den traurigen Au- Präsident Kimball, der zwölfte Präsident der Kirche, genblicken, die fast ausnahmslos kommen, wenn hat gesagt: „Bei der Auswahl des Lebensgefährten ein gläubiger Mensch einen ungläubigen Partner für das irdische Dasein und für die Ewigkeit ist es heiratet. Ich habe darüber gesprochen, was die Kir- ganz gewiss unerlässlich, gründlich zu planen und che von ihren Mitgliedern hinsichtlich Zeit, Kraft nachzudenken, zu beten und zu fasten, damit man und Mitteln verlangt, auch über die Tiefgründigkeit gerade bei dieser Entscheidung zuver- der geistigen Beziehung, die nach der lässig zum richtigen Ergebnis kommt. Eheschließung und mit den Kindern Für eine gute Ehe müssen die Partner „Für eine gute Ehe immer fester wird; über die Wider- geistig und seelisch miteinander har- müssen die Partner sprüche, die einer solchen falschen monieren. Entscheidungen dürfen geistig und seelisch Partnerwahl unweigerlich folgen, dar- nicht nur aufgrund von Gefühlen ge- miteinander har- über, dass diese und noch viele an- troffen werden; der Verstand und das monieren.“ dere Gründe beredt für eine Ehe Herz, gestärkt durch Fasten und Be- innerhalb der Kirche sprechen, wo ten sowie ernsthaftes Nachdenken, Mann und Frau aus dem gleichen geben dem Betroffenen die größtmögliche Umfeld stammen, die gleichen Ideale und Grund- Chance auf eine glückliche Ehe.“ („Einigkeit in sätze haben, einen gemeinsamen Glauben, gemein- der Ehe“, Liahona, Oktober 2002, Seite 36.) same Hoffnungen, Ziele und vor allem, dass diese

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER E INEN E HEPARTNER FÜR DIE E WIGKEIT WÄHLEN UND SELBST ZU EINEM SOLCHEN WERDEN 79

Ehe ewig bestehen kann, wenn beide Partner wür- dürfen, aber wenn beide Vertragspartner ihren vollen dig in den heiligen Tempel kommen, um sich sie- Anteil an Verantwortung übernehmen, werden sie so geln zu lassen. … zufrieden und glücklich sein wie durch nichts sonst Wir [empfehlen], jemanden zu heiraten, der ... in im Leben.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1980.) etwa aus den gleichen wirtschaftlichen und sozialen Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Verhältnissen stammt und einen vergleichbaren Apostel: Bildungsstand hat (einige dieser Punkte sind nicht „Um eine ewige Ehe zu schließen, ist mehr not- zwingend notwendig, aber wünschenswert), und wendig als ein hübsches Gesicht oder eine attrak- dass er vor allem auch die gleiche religiöse Über- tive Figur. Da gibt es mehr zu bedenken als die zeugung hat.“ („Marriage and Divorce“, Seite 142ff.) Frage, ob jemand beliebt ist oder Charisma be- Präsident N. Eldon Tanner von der Ersten Präsi- sitzt. Wenn ihr nach einem ewigen Partner bezie- dentschaft: hungsweise nach einer ewigen Partnerin sucht, „Wenn junge Leute mich um Rat fragen, was das dann sucht nach jemand, der die wesentlichen Werben umeinander und die Ehe anbelangt, emp- Eigenschaften entwickelt, die zum Glück führen: fehle ich ihnen normalerweise, sich folgende Fra- eine tiefe Liebe zum Herrn und zu seinen Gebo- gen zu stellen: ten – der Entschluss, danach zu leben – freund- lich und verständnisvoll, bereit, anderen zu ver- geben, willens, von sich selbst zu geben – der Wunsch, eine Familie zu haben, die durch wun- derbare Kinder vollendet wird, und der feste Ent- schluss, sie zu Hause in den wahren Grundsätzen zu unterweisen. Ein wesentlicher Punkt für die Wahl einer zu- künftigen Frau ist ihr Wunsch, Frau und Mutter zu werden. Sie soll die heiligen Eigenschaften entwickeln, die Gott seinen Töchtern geschenkt hat, damit sie eine großartige Frau und Mutter werden kann: Geduld, Freundlichkeit, Liebe zu Kindern, der Wunsch, lieber für ihre Kinder zu sorgen, als eine berufliche Karriere anzustre- Was für eine Mutter oder was für einen Vater sollen ben. Sie soll eine gute Ausbildung erwerben, um meine Kinder haben? sich auf die Anforderungen des Mutterseins Was für ein Vater oder was für eine Mutter werde vorzubereiten. ich selbst sein? Ein zukünftiger Ehemann soll außerdem sein Möchte ich mit jemandem nur deshalb zusammen Priestertum ehren und es dazu einsetzen, anderen sein, weil er oder sie beliebt ist, oder blicke ich tie- zu dienen. Sucht nach einem Mann, der seine fer und suche Stärken wie Geistigkeit und Anstand? Rolle als Ernährer der Familie akzeptiert, der fähig ist, dieser Aufgabe nachzukommen, und eifrig be- Bin ich mir im Klaren über unsere Gemeinsamkei- müht ist, sich auf die Erfüllung dieser Aufgabe vor- ten und Unterschiede, was familiäre und kulturelle zubereiten. Herkunft und Intelligenz angeht? Ich empfehle euch, viele mögliche Kandidaten, die Bin ich bereit, mich an bestehende Unterschiede noch dabei sind, diese Eigenschaften zu entwickeln, anzupassen? nicht zu ignorieren, indem ihr nach dem sucht, der Ist mir klar, dass dies vor der Ehe geschehen muss? darin vollkommen ist. Ihr werdet diese vollkommene Solche Überlegungen sind sicherlich hilfreich, um Person ziemlich sicher nicht finden. … Diese Eigen- einen guten Partner für die Ewigkeit auszusuchen. schaften lassen sich am besten gemeinsam, als Mann Nach der Heirat gibt es dann zwar viele Pflichten, die und Frau, vervollkommnen.“ (Der Stern, Juli 1999, nicht auf die leichte Schulter genommen werden Seite 29f.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 80 E INEN E HEPARTNER FÜR DIE E WIGKEIT WÄHLEN UND SELBST ZU EINEM SOLCHEN WERDEN

Wir müssen uns darauf vorbereiten, zu gründen und Kinder aufzuziehen. Alle, die sich der bestmögliche Ehepartner zu sein. für diese Segnungen würdig machen, werden sie zu der vom Herrn bestimmten Zeit hier oder im Jen- „Die Ehe ist dem Menschen von Gott verordnet.“ seits erhalten.“ (Der Stern, Januar 1999, Seite 80f.) (LuB 49:15.) Elder Richard G. Scott: „Ein würdiger Charakter Wir sollen bei der Wahl unseres Ehepart- wird am besten dadurch geformt, dass man sein Le- ners die Bestätigung durch den Herrn ben lang beständig richtige Entscheidungen trifft, anstreben. die auf den Lehren des Herrn beruhen. Ich möchte „Aber siehe, ich sage dir: Du musst es mit dei- kurz zu denen sprechen, die sich auf die schöne nem Verstand durcharbeiten; dann musst du mich Zeit der Entdeckung vorbereiten, in der man um- fragen, ob es recht ist, und wenn es recht ist, werde einander wirbt und die dann zur ewigen Ehe führt. ich machen, dass dein Herz in dir brennt; darum Das kann eine wunderschöne Zeit des Wachsens wirst du fühlen, dass es recht ist. und gemeinsamen Erlebens sein. Eine Zeit, in der ihr eure Gedanken, euer Verhalten und eure Pläne Wenn es aber nicht recht ist, wirst du keine sol- auf zwei Personen konzentrieren solltet: die Eltern chen Gefühle haben, sondern du wirst eine Gedan- eurer zukünftigen Kinder. Bereitet euch darauf vor, kenstarre haben, die dich das vergessen lassen gute Eltern zu werden, indem ihr während dieser wird, was falsch ist.“ (LuB 9:8,9.) Zeit des Werbens in Gedanken und Tat immer völ- lig würdig seid.“ (Der Stern, Juli 1999, Seite 29.) Elder Henry B. Eyring, damals Mitglied des Kolle- giums der Zwölf Apostel: „Es gibt manches, womit wir jetzt beginnen können und was damit zu tun hat, dass wir für die geistigen und materiellen Be- dürfnisse einer Familie sorgen. Es gibt manches, was wir jetzt tun können, um uns vorzubereiten, lange ehe der Bedarf besteht, damit wir in dem Bewusstsein, dass wir alles getan haben, was wir können, inneren Frieden haben können.“ (Siehe „Die Familie“, Der Stern, Oktober 1998, Seite 19.) Priestertumsführer raten heimkehrenden Missio- naren, sich in der Kirche aktiv zu beteiligen, ihre • Elder Richard G. Scott: Ausbildung oder ihre Anstellung wieder aufzuneh- „Indem ihr Entscheidun- men, den Zehnten und die übrigen Spenden zu gen trefft, die mit ewiger zahlen, am Institut teilzunehmen und sich auf eine Wahrheit in Einklang ste- Tempelehe vorzubereiten. Sie empfehlen keinen hen, entwickelt ihr einen konkreten Zeitraum für die Heirat. Die Ehe ist et- rechtschaffenen Charakter was so Wichtiges, dass man dies erst nach sorg- und immer mehr Kraft, der fältigem und gebeterfülltem Nachdenken ent- Versuchung zu widerstehen. Ihr könnt gewiss sein, scheiden darf. das Gott euch dabei hilft, eure würdigen Entschei- dungen auszuführen. Ihr qualifiziert euch dafür, Elder Richard G. Scott: „Wenn Sie alleinstehend vom Geist geführt zu werden. Diese Inspiration sind und keine echte Aussicht auf eine celestiale hilft euch nicht nur, den richtigen Ehe haben, dann leben Sie so, dass Weg zu wählen, sondern warnt euch Sie ihrer würdig sind. Beten Sie da- bei Bedarf auch vor Versuchungen, die „Die richtigen Ent- rum. Akzeptieren Sie den Zeitplan ihr sonst gar nicht erkannt hättet. Die scheidungen, die des Herrn. Weichen Sie in keiner richtigen Entscheidungen, die ihr jetzt ihr jetzt trefft, hel- Weise von Ihren Grundsätzen ab, trefft, helfen euch außerdem bei der fen euch bei der denn das würde ausschließen, dass Sie diese Segnung auf dieser oder Vorbereitung darauf, im Tempel an Vorbereitung dar- der anderen Seite des Schleiers emp- einen würdigen Partner beziehungs- auf, im Tempel ge- fangen. Der Herr kennt die Absich- weise eine würdige Partnerin gesiegelt siegelt zu werden.“ zu werden, eine eigene ewige Familie ten Ihres Herzens. Seine Propheten

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER E INEN E HEPARTNER FÜR DIE E WIGKEIT WÄHLEN UND SELBST ZU EINEM SOLCHEN WERDEN 81 haben erklärt, dass Sie diese Segnung erhalten Dreierlei an diesem Ti- werden, wenn Sie sich ständig darum bemühen, DIE FAMILIE tel ist es wert, dass wir EINE PROKLAMATION sich dafür bereit zu machen. Wir wissen nicht, ob AN DIE WELT gründlich darüber

DIE ERSTE PRÄSIDENTSCHAFT UND DER RAT DER ZWÖLF APOSTEL das auf dieser oder der anderen Seite des Schleiers W DER KIRCHE JESU CHRISTI DER HEILIGEN DER LETZTEN TAGE nachdenken. Erstens IR, DIE ERSTE PRÄSIDENTSCHAFT und der Rat der Zwölf Pfl icht, ihre Kinder in Liebe und Rechtschaffenheit zu erzie- Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hen, sich ihrer physischen und geistigen Bedürfnisse anzuneh- verkünden feierlich, dass die Ehe zwischen Mann und Frau von men und sie zu lehren, dass sie einander lieben und einander sein wird. Aber leben Sie entsprechend. Beten Sie Gott verordnet ist und dass im Plan des Schöpfers für die ewige dienen, die Gebote Gottes befolgen und gesetzestreue Bürger das Thema, die Fami- Bestimmung seiner Kinder die Familie im Mittelpunkt steht. sein sollen, wo immer sie leben. Mann und Frau – Mutter und Vater – werden vor Gott darüber Rechenschaft ablegen müs- LLE MENSCHEN – Mann und Frau – sind als Abbild Gottes er- A sen, wie sie diesen Verpfl ichtungen nachgekommen sind. schaffen. Jeder Mensch ist ein geliebter Geistsohn oder eine ge- darum.“ (Der Stern, Juli 1999, Seite 31.) liebte Geisttochter himmlischer Eltern und hat dadurch ein gött- DIE FAMILIE ist von Gott eingerichtet. Die Ehe zwischen Mann lie. Zweitens die liches Wesen und eine göttliche Bestimmung. Das Geschlecht und Frau ist wesentlich für seinen ewigen Plan. Kinder haben ist ein wesentliches Merkmal der individuellen vorirdischen, ein Recht darauf, im Bund der Ehe geboren zu werden und irdischen und ewigen Identität und Lebensbestimmung. in der Obhut eines Vaters und einer Mutter aufzuwachsen, die die Ehegelübde in völliger Treue einhalten. Ein glückli- M VORIRDISCHEN DASEIN kannten und verehrten die Geistsöhne I ches Familienleben kann am ehesten erreicht werden, wenn und -töchter Gott als ihren Ewigen Vater und nahmen seinen Adressaten, die ganze die Lehren des Herrn Jesus Christus seine Grundlage sind. Plan an, nach dem seine Kinder einen physischen Körper Elder Gerald N. Lund von den Siebzigern: „Als Erfolgreiche Ehen und Familien gründen und sichern ihren erhalten und die Erfahrungen des irdischen Lebens machen Bestand auf den Prinzipien Glaube, Gebet, Umkehr, Verge- konnten, um sich auf die Vollkommenheit hin weiterzuent- bungsbereitschaft, gegenseitige Achtung, Liebe, Mitgefühl, wickeln und letztlich als Erben ewigen Lebens ihre göttliche Arbeit und sinnvolle Freizeitgestaltung. Gott hat es so vorge- Bestimmung zu verwirklichen. Durch den göttlichen Plan Welt. Und drittens die- sehen, dass der Vater in Liebe und Rechtschaffenheit über die des Glücklichseins können die Familienbeziehungen über ich 16 Jahre alt und nicht klug genug war, sonder- Familie präsidiert und dass er die Pfl icht hat, dafür zu sor- das Grab hinaus Bestand haben. Heilige Handlungen und gen, dass die Familie alles hat, was sie zum Leben und für Bündnisse, die in einem heiligen Tempel zugänglich sind, ihren Schutz braucht. Die Mutter ist in erster Linie für das ermöglichen es dem Einzelnen, in die Gegenwart Gottes zu- Umsorgen und die Erziehung der Kinder zuständig. Vater jenigen, die die Pro- rückzukehren, und der Familie, auf ewig vereint zu sein. und Mutter müssen einander in diesen heiligen Aufgaben als lich viel zu wissen, berührte der Geist mein Herz DAS ERSTE GEBOT, das Gott Adam und Eva gab, bezog sich gleichwertige Partner zur Seite stehen. Behinderung, Tod und darauf, dass sie als Ehemann und Ehefrau Eltern werden sonstige Umstände mögen eine individuelle Anpassung er- konnten. Wir verkünden, dass Gottes Gebot für seine Kinder, forderlich machen. Bei Bedarf leisten die Angehörigen Hilfe. sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern, noch immer klamation herausgege- IR WEISEN WARNEND DARAUF HIN , dass jemand, der die in Kraft ist. Weiterhin verkünden wir, dass Gott geboten hat, W Bündnisse der Keuschheit verletzt, der seinen Ehepartner und mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, welche dass die heilige Fortpfl anzungskraft nur zwischen einem oder seine Nachkommen misshandelt oder missbraucht oder Mann und einer Frau angewandt werden darf, die rechtmä- seinen familiären Verpfl ichtungen nicht nachkommt, eines ßig miteinander verheiratet sind. Tages vor Gott Rechenschaft ablegen muss. Weiter warnen ben haben und die wir WIR VERKÜNDEN, dass die Art und Weise, wie sterbliches wir davor, dass der Zerfall der Familie über die Menschen, Frau man heiratet. Damals fing ich an zu beten, Leben erschaffen wird, von Gott so festgelegt ist. Wir bekräf- Länder und Völker das Unheil bringen wird, das in alter und tigen, dass das Leben heilig und in Gottes ewigem Plan von neuer Zeit von den Propheten vorhergesagt worden ist. wesentlicher Bedeutung ist. WIR RUFEN die verantwortungsbewussten Bürger und MANN UND FRAU tragen die feierliche Verantwortung, einan- Regierungsvertreter in aller Welt auf, solche Maßnahmen zu als Propheten, Seher dass der Herr für mich die Frau finden würde, mit der und ihre Kinder zu lieben und zu umsorgen. „Kinder sind fördern, die darauf ausgerichtet sind, die Familie als Grund- eine Gabe des Herrn.“ ( Psalm 127:3. ) Eltern haben die heilige einheit der Gesellschaft zu bewahren und zu stärken. Diese Proklamation wurde von Präsident Gordon B. Hinckley im Rahmen seiner Ansprache bei der Allgemeinen Versammlung und Offenbarer bestä- der ich eine ewige Ehe eingehen konnte. Diese Ge- der Frauenhilfsvereinigung verlesen, die am 23. September 1995 in Salt Lake City stattfand. bete wurden erhört, und alles, woran wir uns in tigen. All dies bedeu- unserer Familie mit unseren Kindern und Enkeln tet, dass die Familie für uns von größter Wichtig- erfreuen, ist größtenteils meiner Frau zu verdan- keit ist und dass alles, was in der Proklamation ken.“ (Liahona, Juli 2002, Seite 96.) steht, jedem in der Welt helfen kann und dass die Proklamation der Verheißung entspricht, in der der Die Proklamation zur Familie ist eine Herr sagt: ‚Sei es durch meine eigene Stimme oder Orientierungshilfe bei der Bewertung durch die Stimme meiner Knechte, das ist das- unserer Einstellung und der unseres selbe.’ (LuB 1:38.)“ (Siehe „Die Familie“, Der Stern, zukünftigen Ehepartners. Oktober 1998, Seite 12.) „Was ich, der Herr, gesagt habe, das habe ich Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf gesagt, … sei es durch meine eigene Stimme oder Apostel: „Um die Gebote kennen und halten zu durch die Stimme meiner Knechte, können, müssen wir Jesus Christus und die Prophe- das ist dasselbe.“ (LuB 1:38 [Semi- ten Gottes kennen und ihnen folgen. narschriftstelle: LuB 1:37,38]). „Die Familie muss Wir sind alle vor kurzem mit einer wichtigen Botschaft von Propheten für uns von größter „Nichts tut Gott, der Herr, ohne unserer Zeit gesegnet worden, die den Wichtigkeit sein.“ dass er seinen Knechten, den Prophe- Titel trug: ‚Die Familie – eine Prokla- ten, zuvor seinen Ratschluss offenbart mation an die Welt’ (siehe Der Stern, hat.“ (Amos 3:7 [Seminarschriftstelle].) Januar 1996, Seite 93). Diese Proklamation warnt Elder Henry B. Eyring: uns vor dem, was geschieht, wenn wir nicht bei uns zu Hause, in unserem Gemeinwesen und in „Da unser Vater seine Kinder liebt, lässt er uns unserem Land die Familie stark machen. Jeder nicht im Ungewissen darüber, was in diesem Leben Priestertumsträger und jeder Bürger muss sich auf- am wichtigsten ist und wo unsere Aufmerksamkeit merksam mit dieser Proklamation befassen.“ (Der uns glücklich und Gleichgültigkeit uns traurig ma- Stern, Juli 1996, Seite 34f.) chen kann. Manchmal sagt er jemandem etwas di- rekt, durch Inspiration. Aber außerdem teilt er [es] Elder L. Aldin Porter von der Präsidentschaft der uns … durch seine Diener mit. … Er tut dies so, Siebziger: „Ich möchte vorschlagen, dass Sie sich dass selbst diejenigen, die keine Inspiration spüren, diese Proklamation sehr gründlich zu Gemüte füh- wissen können, falls sie überhaupt zuhören, dass ren, denn sie wird Ihnen sehr helfen, wenn Sie ihnen die Wahrheit gesagt worden ist und dass sie Ihre eigene Familie gründen wollen. Nun eine gewarnt worden sind. Warnung: Wenn Ihr Wunschpartner mit den darin verkündeten Lehren nicht übereinstimmt, müssen Der Titel der Proklamation zur Familie lautet: ‚Die Sie wissen, dass es gefährlich wäre, sich lebens- Familie – eine Proklamation an die Welt – Die Erste länglich an ihn oder sie zu binden.“ („Search the Präsidentschaft und der Rat der Zwölf Apostel der Prophets”, CES-Fireside für junge Erwachsene, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage’ 4. Februar 2001, Seite 1.) (Der Stern, Oktober 1998, Seite 24).

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 82 E INEN E HEPARTNER FÜR DIE E WIGKEIT WÄHLEN UND SELBST ZU EINEM SOLCHEN WERDEN

Mann und Frau tragen die feierliche Umstände – sind die Eltern bereit, auf nur eine ein- Verantwortung, einander und ihre Kinder zige Sache zu verzichten und die gesparte Zeit und zu lieben und zu umsorgen. die Talente stattdessen der Familie zu widmen? El- tern und Großeltern, gehen Sie Ihre Zeitplanung „Der Mann soll seine Pflicht gegenüber der Frau und Ihre Prioritäten sorgfältig durch, und sorgen erfüllen und ebenso die Frau gegenüber dem Sie dafür, dass die wichtigste Beziehung Ihres Le- Mann.“ (1 Korinther 7:3.) bens die meiste Zeit bekommt! Selbst Brigham „Doch im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Young, der sich dem Herrn geweiht hatte, wurde Mann noch den Mann ohne die Frau.“ (1 Korin- vom Herrn gesagt: ‚Sorge … besonders für deine ther 11:11.) Familie.’ (Siehe LuB 126:3.) Manchmal sind es die Gewissenhaften, die dieser Botschaft am meisten Präsident Gordon B. Hinckley, damals Erster Rat- bedürfen!“ (Siehe Der Stern, Juli 1994, Seite 79f.) geber in der Ersten Präsidentschaft: „Wie schön ist doch die Ehe eines jungen Mannes und einer jungen Frau, die ihr gemeinsames Leben damit beginnen, dass sie im Haus des Herrn am Al- tar knien und einander für Zeit und alle Ewigkeit Liebe und Treue geloben. Wenn dieser Familie Kin- der beschert werden, so werden sie genährt und be- hütet, geliebt und mit dem Gefühl gesegnet, dass der Vater die Mutter liebt. In einer solchen Umge- bung finden sie Frieden und Kraft und Sicherheit. Indem sie den Vater beobachten, entwickeln sie Achtung vor den Frauen. Ihnen werden Selbstbe- herrschung und Selbstdisziplin beigebracht, und das macht sie stark, sodass sie später dem Unglück entgehen. Die Jahre ziehen dahin. Die Kinder gehen aus dem Elder M. Russell Ballard Jr., damals von den Sieb- Haus, eines nach dem anderen. Vater und Mutter zigern: „Es erfüllt mich mit tiefer Ehrfurcht, wenn sind wieder allein. Aber sie haben einander, kön- ich bedenke, welch großes Vertrauen der Vater im nen miteinander sprechen, sich aufeinander verlas- Himmel in Sie und in mich setzt, wenn er uns die sen, einander etwas geben, können sich gegenseitig irdischen Eltern seiner ewigen Geistkinder sein ermutigen und segnen. Dann kommt der Herbst lässt. Wir dürfen nie vergessen, dass er sehr an je- des Lebens mit seinem befriedigenden, frohen dem von uns interessiert ist, und wir müssen wis- Rückblick. Durch all die Jahre sind sie einander sen, wie wichtig jeder Mensch im ewigen Plan Got- treu ergeben gewesen. Sie haben einander respek- tes ist. Wenn wir das wissen, können wir uns im tiert, haben Rücksicht genommen. Nun gibt es eine Gebet vertrauensvoll an ihn wenden und für unsere gewisse Gereiftheit, alles ist milder geworden, wie heilige Aufgabe als Eltern seine Führung erbitten. Er es sich in einer heiligen Beziehung eben so ent- sagte: ‚Dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit – wickelt. Sie wissen, dass der Tod jederzeit kommen die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Men- kann, gewöhnlich zuerst nur zu einem, sodass eine schen zustande zu bringen.’ (Mose 1:39.) Diese Aus- kurze oder längere Trennung eintritt. Aber weil ihre sage drückt in meinen Augen am besten aus, welch Gemeinschaft unter der Vollmacht des ewigen Pries- wichtige Rolle die irdischen Eltern im großen und tertums gesiegelt worden war und sie so gelebt ha- ewigen Plan des Lebens für jedes ihrer Kinder ein- ben, dass sie der Segnungen würdig sind, wissen sie nehmen.“ (Herbst-Generalkonferenz 1978.) auch, dass es bestimmt eine wunderschöne Wieder- Präsident Gordon B. Hinckley, der fünfzehnte vereinigung geben wird.“ (Der Stern, Januar 1992, Präsident der Kirche: „Ich glaube, dass jedes Kind Seite 51.) das Recht hat, in eine Familie hineingeboren zu Elder Neal A. Maxwell vom Kollegium der Zwölf werden, wo es willkommen ist, wo es gehegt und Apostel: „Offensichtlich spiegelt die Familie unsere geliebt wird und wo es Eltern – einen Vater und Prioritäten wider. In Anbetracht der gegenwärtigen eine Mutter – hat, die einander treu sind und ihre

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER E INEN E HEPARTNER FÜR DIE E WIGKEIT WÄHLEN UND SELBST ZU EINEM SOLCHEN WERDEN 83

Kinder lieben. … Stellen Sie sich … der Schlauheit wen ich heiraten soll? Ich möchte bei einer so der Welt entgegen! Die Unterhaltungsmacher und wichtigen Entscheidung keinen Fehler machen.“ modernen Schriftsteller wollen Ihnen etwas ande- • Ist es möglich, dass man vom Heiligen Geist ge- res einreden. Doch die Weisheit der Jahrhunderte führt wird, ohne es zu merken? Wie kann man zeigt klar und deutlich, dass man mehr Glück, das herausfinden? mehr Sicherheit, mehr Seelenfrieden und mehr echte Liebe findet, wenn man sich vor der Ehe an die altbewährten Maßstäbe der Tugend hält und nach der Heirat absolut treu ist.“ (Siehe „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Der Stern, Januar 1996, Seite 89.)

ANWENDUNG UND BEISPIELE

Sylvie war begeistert, dass Marc gefragt hatte, ob er sie zu Hause besuchen kommen könne. Er ähnelte ihrem Vater so sehr – er war gutaussehend, sport- • Welchen Rat würden Sie Bill und Elizabeth geben? lich und beliebt. Obwohl er kein Mitglied der Kir- che war, war Sylvie sich sicher, dass er ihre Mutter beeindrucken würde. Er war höflich, und Sylvie fand ihn weitaus interessanter als alle jungen Män- ner in der Kirche, die sie kannte. Sylvies Mutter er- innerte sich, dass sie für ihren Mann ähnlich emp- fand, als sie sich kennenlernten. Sie blickte ihrer Tochter in die Augen und sagte: „Ich möchte, dass du weißt, dass es mir weitaus wichtiger war, dass dein Vater sich dem Evangelium verpflichtet hatte, als sein gutes Aussehen oder sonstige Eigenschaf- PUNKTE ZUM NACHDENKEN ten.“ Sylvie erwiderte: „Ich weiß einfach, dass Marcs • Was sollte bei Ihrer Vorbereitung auf die Ehe Liebe zu mir ihn zum Evangelium hinführen wird, höchste Priorität erhalten? und dass er sich der Kirche anschließen wird.“ • Welche Eigenschaften sollten Sie und Ihr Ehe- • Was würden Sie Sylvie hinsichtlich dieser Bezie- partner Ihrer Meinung nach unbedingt haben? hung raten? • Wie sehr hilft der Glaube Ihnen dabei, ein besse- rer Ehepartner und ein besserer Vater oder eine bessere Mutter zu werden?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

Bill und Elizabeth sind seit etwa einem Jahr fest zu- sammen. Beide sind Ende zwanzig. Sie waren auf Mission und sind in der Kirche aktiv. Sie sind gern beisammen und sprechen oft über die Möglich- keit, zu heiraten. Allerdings haben sie beide nicht das Gefühl, der Heilige Geist habe ihnen eingege- ben, einander zu heiraten. Sie fragen sich beide: „Warum gibt der Herr mir nicht die Inspiration,

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 84 E INEN E HEPARTNER FÜR DIE E WIGKEIT WÄHLEN UND SELBST ZU EINEM SOLCHEN WERDEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER E INEN E HEPARTNER FÜR DIE E WIGKEIT WÄHLEN UND SELBST ZU EINEM SOLCHEN WERDEN 85

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 86

KAPITEL 12 Präsident Thomas S. Monson von der Ersten Prä- sidentschaft: „Der Apostel Paulus hat gesagt: ‚Wisst DIE GESETZE ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? … Gottes Tempel ist heilig, FÜR KÖRPERLICHE und der seid ihr.’ (1 Korinther 3:16,17.) Nahrhafte GESUNDHEIT BEFOLGEN Mahlzeiten, regelmäßige körperliche Betätigung und genug Schlaf sind für einen gesunden Körper EINLEITUNG ebenso nötig, wie ständiges Studium der heiligen Schrift und Beten Verstand und Geist stärken.“ Jeder von uns ist ein Geistkind Gottes und tritt (Der Stern, Januar 1991, Seite 44.) das Erdendasein an, um einen physischen Körper Präsident David O. McKay, der neunte Präsident zu erhalten; dieser Körper ist ein Geschenk von der Kirche: Gott und wird letztlich zu einem auferstandenen „Der gesunde Mensch, Körper werden. der auf sein körperli- Der Apostel Paulus beschreibt den Körper als Tem- ches Wohlergehen pel Gottes (siehe 1 Korinther 3:16,17; 6:19,20; siehe achtet, ist stark und auch LuB 93:33-35). Wir alle müssen uns bemühen, voller Energie. Sein unseren Körper gesund zu erhalten, indem wir uns Körper ist ein Tempel, richtig ernähren, uns regelmäßig körperlich betäti- ein angemessener gen, uns um kompetente medizinische Versorgung Wohnort für seinen kümmern und nach dem Wort der Weisheit leben. Geist. … Das ist förderlich für unsere Arbeit, im Familienle- Körperliche Leiden ben und beim Dienst in der Kirche. hindern uns daran, GRUNDSÄTZE, DIE von unseren Fähigkei- VERSTANDEN WERDEN SOLLEN ten und Möglichkeiten in vollem Umfang • Ein gesundheitsförderndes Verhalten ist wichtig, Gebrauch zu machen wenn man nach dem Evangelium leben will. und bedrohen sogar manchmal unser Leben. Des- halb müssen wir auf unseren Körper achten und • Das Wort der Weisheit ist ein wichtiger Bestand- die Gesetze befolgen, die uns Gesundheit und teil des Gesundheitsgesetzes des Herrn. Glück verheißen.“ („The ‚Whole’ Man“, Improve- • Richtige Ernährung, Erholung und Bewegung ment Era, April 1952, Seite 221.) haben viele positive Auswirkungen Präsident Gordon B. Hinckley, der auf die Gesundheit. „Der Körper ist fünfzehnte Präsident der Kirche: „Der • Wir müssen Substanzen und Hand- der Tempel des Körper ist der Tempel des Geistes. lungsweisen meiden, die für unse- Geistes.“ Der Körper ist heilig. Er ist als Abbild ren Körper und unseren Geist Gottes erschaffen. Wir müssen für ihn schädlich sind. sorgen und ihn zu guten Zwecken nutzen. Ja, wir müssen für ihn sorgen und das, was ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN wir als Wort der Weisheit bezeichnen, das ja unser UND AUSSAGEN Gesundheitskodex ist, hilft uns dabei sehr.“ (Der Stern, Januar 1997, Seite 46.) Ein gesundheitsförderndes Verhalten ist Patricia T. Holland, eine ehemalige Ratgeberin in wichtig, wenn man nach dem Evangelium der JD-Präsidentschaft: leben will. „Wer eine Zeitung oder Zeitschrift liest, wird stän- „Die Elemente sind die Wohnstätte Gottes; ja, dig daran erinnert, dass durch die richtige Ernäh- der Mensch ist die Wohnstätte Gottes, nämlich rung, geeignete körperliche Betätigung und viel ein Tempel; und welcher Tempel auch immer ent- Ruhe unsere tägliche Leistungsfähigkeit ebenso wie weiht wird, jenen Tempel wird Gott zerstören.“ unsere Lebensdauer zunimmt. Aber allzu viele von (LuB 93:35.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE G ESETZE FÜR KÖRPERLICHE G ESUNDHEIT BEFOLGEN 87 uns schieben selbst diesen minimalen Aufwand Und ich, der Herr, gebe ihnen die Verheißung, dass hinaus, weil wir meinen, Familie, Mitmenschen der zerstörende Engel an ihnen vorübergehen wird und unsere vielen sonstigen Aufgaben gingen vor. wie an den Kindern Israel und sie nicht töten wird.“ Dabei setzen wir dadurch genau das aufs Spiel, was (LuB 89:18-21 [Seminarschriftstelle].) diese Menschen am meisten an uns brauchen – Präsident Gordon B. Hinckley: „Seht im Wort nämlich dass wir so gesund, munter und glücklich der Weisheit mehr als nur eine Nebensächlich- wie möglich sind. … keit. Ich halte es für das bemerkenswerteste Do- Deshalb sollten wir meiner Ansicht nach unbedingt kument zum Thema Gesundheit, das ich kenne. einsehen, dass wir die Zeit und Mühe wert sind, die Der Prophet Joseph Smith empfing es 1833, als nötig sind, um das volle Maß unserer Erschaffung über richtige Ernährung noch nicht allzu viel be- auszuschöpfen, anstatt zu glauben, das sei selbst- kannt war. Je weiter die Wissenschaft heute aber süchtig, falsch oder schlecht. In Wirklichkeit ist es kommt, desto mehr bestätigt es sich, dass die unerlässlich für unsere geistige Entwicklung. Grundsätze im Wort der Weisheit richtig sind.“ Mein ältestes Kind versuchte mir diesen Grundsatz (Der Stern, Juli 1998, Seite 56.) vor Jahren nahezubringen. Es ging mir nicht sehr gut an dem Tag, für den ich meinem damals dreijäh- rigen Sohn einen Besuch im Zoo versprochen hatte. Als meine Schmerzen noch schlimmer wurden, sagte ich schließlich frustriert zu meinem Sohn: ‚Matthew, ich weiß nicht, ob wir in den Zoo gehen und uns um dich kümmern oder ob wir zu Hause bleiben und uns um deine Mutter kümmern sollen!’ Er schaute mit seinen großen braunen Augen kurz zu mir hoch und sagte dann nachdrücklich: ‚Mama, ich denke, du solltest dich um dich kümmern, damit du dich um mich kümmern kannst!’ Er war schon in so jungen Jahren weise genug zu wissen, wie ihm letztlich am besten gedient war! Solange wir uns Präsident Boyd K. Packer, Amtierender Präsident nicht um uns kümmern, ist es fast unmöglich, sich des Kollegiums der Zwölf Apostel: angemessen um andere zu kümmern.“ („The Many „Das Wort der Weisheit erlegt den Mitgliedern der Faces of Eve“, aus: Jeffrey R. Holland und Patricia T. Kirche Einschränkungen auf. Bis heute gelten diese Holland, On Earth As It Is in Heaven, 1989, Seite 66f.) Richtlinien für jedes Mitglied und für jeden, der Das Wort der Weisheit ist ein wichtiger sich der Kirche anschließen möchte. Sie sind so zwingend vorgeschrieben, dass niemand getauft Bestandteil des Gesundheitsgesetzes werden darf, der sich nicht zuerst bereit erklärt, da- des Herrn. nach zu leben. Niemand bekommt eine Berufung „Ein Wort der Weisheit zum Nutzen ... der Heili- als Lehrer oder Führer, wenn er diese Richtlinien gen … – zeigt es doch die Ordnung und den Willen nicht annimmt. Wer in den Tempel gehen will, Gottes in Bezug auf die zeitliche Errettung aller wird gefragt, ob er das Wort der Weisheit hält. Tut Heiligen in den letzten Tagen – gegeben als Grund- er es nicht, kann er das Haus des Herrn erst betre- satz mit einer Verheißung.“ (Siehe LuB 89:1-3.) ten, wenn er völlig würdig ist. „Und alle Heiligen, die sich dieser Worte erinnern Wir wissen, dass junge Leute im Allgemeinen keine und sie befolgen und tun und die in ihrem Wandel Einschränkungen mögen. Ob ihr es glaubt oder den Geboten gehorchen, werden Gesundheit emp- nicht: Auch wir waren mal jung und wir wissen, fangen in ihrem Nabel und Mark für ihre Knochen wie das ist. und werden Weisheit und große Schätze der Er- Der Widerstand gegen jede Art von Einschränkung kenntnis finden, selbst verborgene Schätze, und unserer Handlungsfreiheit ist in unserer Gesellschaft werden laufen und nicht ermüden und werden ge- fast schon üblich. Unser gesamtes Gesellschaftssys- hen und nicht ermatten. tem könnte sich selbst zerstören, weil es so besessen

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 88 D IE G ESETZE FÜR KÖRPERLICHE G ESUNDHEIT BEFOLGEN davon ist, die Freiheit von der Verantwortung zu Ein Bischof hat mir von einer Frau erzählt, die trennen, und weil man meint, Entscheidungen wegen des Tempelscheins zu ihm kam. Auf die ohne Rücksicht auf die Folgen treffen zu können. … Frage, ob sie das Wort der Weisheit halte, antwor- Das Wort der Weisheit wurde ‚als Grundsatz mit tete sie, sie trinke gelegentlich eine Tasse Kaffee. Sie einer Verheißung’ gegeben (LuB 89:3). sagte: ‚Bischof, das bedeutet doch Das Wort Grundsatz ist in dieser Offen- nicht, dass sie mich nicht in den barung sehr bedeutsam. Ein Grundsatz „Ein grundlegender Tempel gehen lassen, oder?’ Worauf ist eine ewige Wahrheit, eine Gesetz- Zweck des Wortes er antwortete: ‚Schwester, Sie werden mäßigkeit, eine Regel, wonach man der Weisheit doch nicht zulassen, dass eine Tasse sein Leben ausrichten kann. Grund- [hat] mit Offen- Kaffee zwischen Ihnen und dem Haus des Herrn steht.’“ (Der Stern, Juli sätze werden für gewöhnlich nicht bis barung zu tun.“ ins kleinste Detail erklärt. Dadurch 1990, Seite 46.) steht es jedem frei, anhand einer ewi- Richtige Ernährung, Erholung gen Wahrheit, eines Grundsatzes, seinen Weg selbst und Bewegung haben viele positive Aus- zu finden.“ (Der Stern, Juli 1996, Seite 17f.) wirkungen auf die Gesundheit. Elder Boyd K. Packer vom Kollegium der Zwölf „Hört auf, müßig zu sein; hört auf, unrein zu Apostel: sein; hört auf, Fehler aneinander zu finden; hört „Ich [bin] zu der Erkenntnis gelangt, dass ein auf, länger als nötig zu schlafen; geht früh zu Bett, grundlegender Zweck des Wortes der Weisheit damit ihr nicht müde seiet; steht früh auf, damit mit Offenbarung zu tun hat. ihr an Körper und Verstand gestärkt seiet.“ (LuB Schon von ganz klein auf lehren wir euch, Tee, Kaf- 88:124 [Seminarschriftstelle: LuB 88:123,124].) fee, Alkohol, Tabak, Rauschgift und alles andere zu Obst, Gemüse, Getreide und bekömmliche Kräu- meiden, was eurer Gesundheit schaden könnte. ter sind gut für uns. Wir sollen nur selten Fleisch Und ihr wisst, dass wir sehr beunruhigt werden, essen (siehe LuB 89:10-17). wenn wir erfahren, dass sich der eine oder andere Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf von euch damit abgibt. Apostel: Wenn sich jemand unter dem Einfluss „Eine gute körperliche Verfassung von Drogen oder Alkohol befindet wird durch regelmäßiges körperliches und kaum versteht, was man ihm sagt, „Eine gute körperli- Training gefördert, das allerdings der wie kann er dann für die Eingebungen che Verfassung individuellen Leistungsfähigkeit ange- des Geistes empfänglich sein, die seine wird durch regel- passt sein und Spaß machen sollte. … feinsten Gefühle ansprechen? mäßiges körper- Wie vieles, was gut ist, ist Sport nütz- So wertvoll das Wort der Weisheit liches Training lich, wenn er weise und maßvoll be- auch als ein Gesundheitsgesetz ist, so gefördert.“ trieben wird. Ich möchte aber zur kann es doch geistig für euch von viel Vorsicht mahnen, es nicht zu über- größerem Wert sein als in körperlicher treiben. Es ist dumm zu glauben, Hinsicht.“ (Der Stern, Mai 1980, Seite 34f.) wenn ein bisschen von einer Sache gut ist, sei ganz Präsident Gordon B. Hinckley, damals Erster Rat- viel davon deshalb besser!“ (Twenty Questions, An- geber in der Ersten Präsidentschaft: sprache an Religionslehrer, 13. September 1985, Seite 4.) „Ist es nötig, das Wort der Weisheit zu befolgen? Die führenden Brüder meinen seit langem, ja. Das Elder Joe J. Christensen, damals in der Präsident- Befolgen des Wortes der Weisheit hat mit der Sorg- schaft der Siebziger: falt für den eigenen Körper zu tun, von dem der „Suchen Sie sich eine Sportart oder eine andere an- Herr sagt, dass er ein Tempel, die Wohnstätte des strengende körperliche Betätigung aus, die zu Ihrer Geistes, ist. Er hat gesagt: ‚Ja, der Mensch ist die Situation und körperlichen Kondition passt und Wohnstätte Gottes, nämlich ein Tempel; und wel- betreiben Sie sie regelmäßig. Bringen Sie den Kreis- cher Tempel auch immer entweiht wird, jenen lauf in Schwung und trainieren Sie die wichtigsten Tempel wird Gott zerstören.’ (LuB 93:35.) Muskeln. Wenn Sie angemessen lange und intensiv

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE G ESETZE FÜR KÖRPERLICHE G ESUNDHEIT BEFOLGEN 89 trainieren, trägt das dazu bei, dass Sie in allen an- inspiriert zu werden, erhalte ich immer in den frü- deren Lebensbereichen erfolgreicher sind. hen Morgenstunden mehr Unterstützung als zu je- Ich weiß nicht, worauf der anderen Tageszeit. Diesen Rat zu befolgen hat Ihre Wahl fällt. Ich per- mir im Laufe der Jahre enorm genutzt.’ (Siehe Joe sönlich bevorzuge Rac- J. Christensen, To Grow in Spirit, Salt Lake City, quetball oder langsa- Deseret Book Co., 1983, Seite 27f.) mes bis schnelles Lauf- Sie können selbst Ähnliches erleben. Sie können training. … Sie müssen sich ändern, selbst wenn Sie sich für einen ‚Nacht- sich natürlich selbst menschen’ halten. Gewöhnen Sie es sich innerhalb entscheiden – aber ent- von 21 Tagen an. Worauf es letztlich ankommt, ist, schließen Sie sich, sich dass Sie sich ganz fest entschließen und dass die Ver- regelmäßig körperlich nunft die Oberhand über die Matratze gewinnt.“ zu betätigen. … (Resolutions, CES-Fireside für junge Erwachsene im Einige von Ihnen bekommen nicht den nötigen College-Alter, 9. Januar 1994, Seite 5.) Schlaf. Manche haben die Angewohnheit, spät ins Wir müssen Substanzen und Handlungs- Bett zu gehen und viel länger zu schlafen, als der weisen meiden, die für unseren Körper Organismus es tatsächlich braucht, sodass Ihnen und unseren Geist schädlich sind. so manche persönliche Inspiration entgeht, die Sie sonst bekommen könnten. „Siehe, wahrlich, so spricht der Herr zu euch: In- folge der Schlechtigkeit und der bösen Absichten, Vorausgesetzt, man hat genug geschlafen, kann es die im Herzen von verschwörerischen Menschen in äußerst wertvoll sein, Frühaufsteher zu sein. Vor Jah- den letzten Tagen vorhanden sind und sein wer- ren wurden Barbara und ich gebeten, Präsident Rom- den, habe ich euch gewarnt und warne euch im ney und seine Frau von Provo nach Salt Lake City zu Voraus, indem ich euch durch Offenbarung dieses fahren, wo sie wohnten. Auf dem Weg erzählte Präsi- Wort der Weisheit gebe.“ (LuB 89:4.) dent Romney einige persönliche Erlebnisse aus dem Jahre 1941, als er gerade als Generalautorität berufen Präsident Gordon B. Hinckley: worden war. Er war damals Pfahlpräsident und hatte „Manche haben sogar die Entschuldigung vorge- die Generalkonferenz besucht, wo er als Generalauto- bracht, im Wort der Weisheit sei nicht von Drogen rität berufen wurde, ohne vorher davon gewusst zu die Rede. Was für eine elende Ausrede! Im Wort der haben. Er war aufgewühlt und sehr nervös. Er hatte Weisheit wird auch nicht gesagt, dass man nicht in das Gefühl, Rat zu benötigen, und wandte sich daher ein leeres Schwimmbecken oder von einer Auto- an Elder Harold B. Lee, der neu im Kollegium der bahnbrücke springen soll. Aber zweifelt jemand Zwölf Apostel und ein früherer Mitarbeiter als Pfahl- daran, dass das lebensgefährlich wäre? Schon der präsident war. Er bat ihn um Rat, wie er als General- gesunde Menschenverstand verbietet es. autorität erfolgreich sein könnte. Aber unabhängig vom Wort der Weisheit gibt es Elder Lee erwiderte: noch einen von Gott genannten Grund, warum ‚Wenn Sie als Generalautorität erfolgreich sein wir solche Substanzen meiden sollen. müssen, gebe ich Ihnen nur einen Rat: Gehen Sie Ich bin davon überzeugt, dass wir Gott beleidigen, früh schlafen und stehen Sie früh auf. Wenn Sie wenn wir Drogen nehmen, denn er ist unser Schöp- das tun, werden sowohl Körper als auch Geist aus- fer. Wir sind als sein Abbild erschaffen. Unser herr- geruht sein, und früh, in den stillen Morgenstun- licher Körper ist das Werk seiner Hände. Kann den, werden Sie mehr Erleuchtung und Inspiration irgendjemand glauben, er dürfe diesen Körper ab- empfangen als zu irgendeiner anderen Tageszeit.‘ sichtlich verletzen und verstümmeln, ohne damit Präsident Romney fuhr fort: dessen Schöpfer zu beleidigen? Immer und immer wieder wird uns gesagt, dass der Körper die Wohn- ‚Von dem Tag an setzte ich diesen Rat um, und ich stätte des Geistes ist. Er ist ein Tempel und dem weiß, dass es funktioniert. Wann immer ich ein Herrn heilig. Im Buch Mormon wird von einem ernstes Problem habe oder einen Auftrag, der Krea- schrecklichen Konflikt zwischen den Nephiten und tivität erfordert, und ich hoffe, vom Heiligen Geist

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 90 D IE G ESETZE FÜR KÖRPERLICHE G ESUNDHEIT BEFOLGEN den Lamaniten berichtet. Dort heißt es in Bezug auf Elder Russell M. Nelson: die Nephiten, die ein starkes Volk gewesen waren, „Aus einem anfänglichen Experiment, das man für ‚dass sie schwach geworden waren so wie ihre Brü- nebensächlich hält, kann ein Teufelskreis werden. der, die Lamaniten, und dass der Geist des Herrn sie Das Ausprobieren wird zur Gewohnheit. Die Ge- nicht mehr bewahrte; ja, er hatte sich von ihnen wohnheit wird zur Abhängigkeit. Die Abhängigkeit zurückgezogen, weil der Geist des Herrn nicht in wird zur Sucht. Sie macht sich erst ganz allmählich unheiligen Tempeln wohnt’ (Helaman 4:24). bemerkbar. Die knechtenden Ketten der Gewohn- Alma belehrte das Volk von Zarahemla: Der Herr heit sind zu schwach, als dass man sie spürt, ehe ‚wohnt nicht in unheiligen Tempeln; auch kann sie zu stark sind, um noch zerbrochen zu werden. Schmutziges oder etwas, was unrein ist, nicht in das Drogen sind das heutige ‚Linsengemüse’, für das je- Reich Gottes aufgenommen werden’ (Alma 7:21). mand seine Seele verkauft. Keine Familie ist von Wer will bezweifeln, dass die Einnahme von Drogen, dem Risiko frei. … die den Verstand und den Körper zerstören, etwas Es steht uns frei, Drogen zu nehmen oder nicht. Unheiliges ist? Glaubt jemand, dass der Geist Gottes Aber nachdem wir uns einmal entschieden haben, in unserem Körper, der ja ein Tempel ist, wohnen eine abhängig machende Droge zu nehmen, sind kann, wenn dieser Körper durch solche Substanzen wir an die Folgen dieser Entscheidung gebunden. … verunreinigt ist? Gibt es heute Abend hier einen Jun- gen, der mit Drogen spielt? Er soll sich vornehmen, ‚Der Geist und der Körper sind die Seele des Men- und zwar so fest er kann, dass er sie nie wieder an- schen’ (LuB 88:15). Sowohl der geistige als auch rührt.“ (Siehe Der Stern, Januar 1990, Seite 46.) der körperliche Hunger müssen gestillt werden. Eine der größten Herausforderungen des Lebens Elder Boyd K. Packer: besteht darin, so weit zu kommen, dass uns der „Rauschgiftsucht dient den Absichten geistige Hunger wichtiger wird als des Fürsten der Finsternis, denn sie der körperliche. Ihre Willenskraft „Ihre Willenskraft unterbricht die Verbindung zum Heili- wird stark, wenn Sie sie mit dem gen Geist der Wahrheit. Heute hat der wird stark, wenn Willen des Herrn vereinen. Widersacher einen unfairen Vorteil. Die Sie sie mit dem Die Sucht nach irgendeiner Substanz Sucht kann den Willen des Menschen Willen des Herrn versklavt nicht nur den Körper, son- außer Kraft setzen und seine sittliche vereinen.“ dern auch den Geist.“ (Siehe Der Freiheit vernichten. Sie kann einem die Stern, Januar 1989, Seite 5f.) Entscheidungsfähigkeit rauben. Die Entscheidungsfreiheit ist eine zu grundsätzliche Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Lehre, als dass sie so einer Gefahr ausgesetzt werden Apostel: dürfte. … „Vor einigen Jahren fragte mich einer unserer Ich flehe Sie alle an: Beten Sie, damit irgendwo, Söhne, was denn an der Idee, Tabak und Alkohol irgendwie die Möglichkeit gefunden wird, den mal auszutesten, nicht gut sei. Er kannte das Wort menschlichen Körper von der Sucht zu befreien. der Weisheit und er wusste auch von den Auswir- kungen dieser Substanzen auf die Gesundheit, Nicht nur das menschliche Leid oder sogar das doch er wollte wissen, warum er sie nicht einfach menschliche Leben stehen auf dem Spiel, sondern mal für sich selbst ausprobieren sollte. Ich antwor- alle persönlichen, gesellschaftlichen, politischen tete ihm, wenn er etwas ausprobieren wolle, solle und geistigen Freiheiten, um die die Menschheit er doch auf einen Bauernhof gehen und ein wenig Jahrhunderte gerungen hat. Auf dem Spiel steht al- Mist essen. Entsetzt sagte er: ‚Pfui, davon wird man les, was mit dem Blut von Märtyrern erkauft wor- doch krank!’ den ist. Die Entscheidungsfreiheit selbst ist in Ge- fahr! Wenn wir alle inständig beten, wird der Herr ‚Schön, dass du so darüber denkst’, gab ich zurück, uns gewiss helfen. Lehren Sie mit diesen Gebeten ‚aber warum probierst du es nicht einfach mal aus, Ihre Kinder Gehorsam gegenüber dem Wort der damit du es aus eigener Erfahrung weißt? Wenn Weisheit. Es ist ihre Rüstung und wird sie vor Ge- du die eine Sache ausprobieren willst, von der du wohnheiten schützen, die die Fähigkeit, Offenba- weißt, dass sie nicht gut für dich ist, warum ver- rungen zu empfangen, beeinträchtigen.“ (Siehe suchst du es nicht ebenso bei einer anderen Sa- Der Stern, Januar 1990, Seite 13.) che?’ Dieser Vergleich, der zeigt, wie dumm es ist,

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE G ESETZE FÜR KÖRPERLICHE G ESUNDHEIT BEFOLGEN 91

‚etwas mal selbst ausprobieren’ zu wollen, erwies sich bei dem sechzehnjährigen Jungen als sehr er- folgreich.“ (Der Stern, April 1994, Seite 32.)

ANWENDUNG UND BEISPIELE

Perry ist zu einer Abschlussfeier eingeladen. Es klingt so, als würde es lustig werden, aber er weiß PUNKTE ZUM NACHDENKEN nicht, ob es dort alkoholische Getränke geben • Was tun Sie, um gesund zu bleiben? Müssen Sie wird. Er möchte den Abend wirklich gern mit sei- sich gesundheitsfördernde Verhaltensweisen an- nen Freunden verbringen. gewöhnen? Falls ja, was müssen Sie tun, um • Was sollte Perry tun? diese Veränderungen erfolgreich vorzunehmen? • Inwiefern kann Ihre physische Gesundheit sich auf Ihre geistige Gesundheit auswirken? • Wie können Sie feststellen, wie viel Schlaf Sie be- nötigen? • Inwiefern ist Ihr Körper ein Tempel Gottes (siehe 1 Korinther 3:16)? Was können Sie tun, um die- sen Tempel zu achten und für ihn zu sorgen?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN Ngozis jüngere Schwester fragt sie: „Warum kann ich Alkohol und Tabak nicht wenigstens einmal probieren, damit ich weiß, wie das ist? Ich werde es ja nie wieder tun. Was schadet es schon, wenn es bei dem einzigen Mal bleibt?“ • Was würden Sie Ngozi raten, ihrer Schwester sagen?

Josés Angehörige sind keine Mitglieder der Kirche. Sie waren nicht ganz einverstanden, als er sich der Kirche anschloss, und haben jetzt den Eindruck, dass er auf sie herabschaut. Sie versuchen oft, ihn zum Trinken und Rauchen zu verleiten. Er ist frus- triert, aber entschlossen, sich an seine Grundsätze zu halten. Er will seine Eltern nicht verurteilen, möchte aber, dass sie besser auf sich Acht geben. • Welchen Rat würden Sie José geben?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 92 D IE G ESETZE FÜR KÖRPERLICHE G ESUNDHEIT BEFOLGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER D IE G ESETZE FÜR KÖRPERLICHE G ESUNDHEIT BEFOLGEN 93

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 94

Leid, Hoffnungslosigkeit, Sünde und Tod. Es würde KAPITEL 13 Widerstände und Unglück geben.“ (Liahona, Juli „DIES ALLES WIRD DIR 2002, Seite 72.) Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf ERFAHRUNG BRINGEN“ Apostel: „Da wir wissen, dass wir uns auf der Erde befinden, um zu lernen und Glauben zu entfalten, EINLEITUNG muss uns auch klar sein, dass es in allem einen Zum Plan des Herrn für seine Kinder gehört auch Gegensatz geben muss. Beim Familienrat sagte meine das Leben in einem der Sterblichkeit unterworfe- Frau einmal: ‚Wenn ihr meint, jemand hätte eine nen Umwelt, wo es in allen Dingen einen Gegen- vollkommene Familie, kennt ihr ihn einfach nicht satz gibt (siehe 2 Nephi 2:11). Wenn wir wissen, gut genug.’“ (Siehe Der Stern, Juli 1999, Seite 40.) dass Widerstände und Schwierigkeiten ein norma- Elder Neal A. Maxwell ler Bestandteil des Lebens sind, können wir Prüfun- vom Kollegium der Zwölf gen meistern, indem wir dem Herrn treu bleiben Apostel: „Das Erdenleben und auf seine Hilfe vertrauen. Wenn wir uns über bietet uns oft Gelegen- Schwierigkeiten erheben, werden unsere Schwä- heit, Christus ähnlicher chen in Stärken verwandelt (siehe Ether 12:27 zu werden, indem wir [Seminarschriftstelle]). zuerst erfolgreich mit den Herausforderungen des GRUNDSÄTZE, DIE Lebens zurechtkommen, VERSTANDEN WERDEN SOLLEN die allen Menschen eigen sind [1 Korinther 10:13]. • Schwierigkeiten sind Teil unseres irdischen Daseins. Darüber hinaus haben • Die Herausforderungen des Erdenlebens können wir unsere maßgeschneiderten Prüfungen wie uns helfen, zu wachsen. Krankheit, Einsamkeit, Verfolgung, Betrug, Ironie, • Wenn wir den Glauben an Jesus Christus be- Armut, falsche Zeugen, unerwiderte Liebe und so wahren, hilft uns dies, Probleme zu lösen und weiter.“ (Siehe Der Stern, Januar 1998, Seite 23.) Schwierigkeiten zu überwinden. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf • Wir müssen bis ans Ende ausharren. Apostel: „Viel Unglück schaffen die Menschen sich selbst. Das Herz der Menschen erkaltet, und der ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN Geist des Satans beherrscht ihr Handeln. Jesus UND AUSSAGEN Christus hat das Leid unserer Zeit vorhergesehen und gesagt: ‚Die Liebe der Menschen wird erkalten, Schwierigkeiten sind Teil unseres und das Übeltun wird überhandnehmen’ (LuB irdischen Daseins. 45:27). Gewalttätigkeit, Unmoral und anderes Übeltun nehmen auf der Erde überhand. Viel Un- „Denn es muss notwendigerweise so sein, dass es glück rührt vom Umgang mit der Entscheidungs- in allen Dingen einen Gegensatz gibt. Wenn nicht, freiheit her.“ (Siehe Der Stern, Juli 1995, Seite 21.) mein Erstgeborener in der Wildnis, könnte Recht- Elder Joseph B. Wirthlin vom Kollegium der schaffenheit nicht zustande gebracht werden, auch Zwölf Apostel: „Der Herr weiß sehr wohl, dass wir nicht Schlechtigkeit, weder Heiligkeit noch Elend, sterbliche Menschen sind. Er kennt unsere Schwä- weder Gutes noch Böses.“ (2 Nephi 2:11.) chen. Er versteht, womit wir tagtäglich zu kämpfen „Mein Volk muss in allem geprüft werden, damit haben. Er kennt sehr wohl die Versuchungen, de- es vorbereitet sei, die Herrlichkeit zu empfangen, nen wir aufgrund unserer irdischen Neigungen die ich für es habe.“ (LuB 136:31.) und Leidenschaften ausgesetzt sind. Paulus schreibt Bischof Richard C. Edgley von der Präsidierenden in seinem Brief an die Hebräer, dass der Erretter Bischofschaft: „Ich glaube, uns allen war klar, dass ‚mit unserer Schwäche’ mitfühlen kann, denn er wir, wenn wir auf die Erde kommen, allen Erfahrun- ist ‚in allem wie wir in Versuchung geführt worden’ gen des Erdenlebens ausgesetzt wären, einschließlich (Hebräer 4:15).“ (Der Stern, Juli 1996, Seite 32.) der weniger erfreulichen Prüfungen wie Schmerz,

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER „DIES ALLES WIRD DIR E RFAHRUNG BRINGEN“ 95

Die Herausforderungen des Erdenlebens sozusagen durch das Feuer des Schmelzers – all das können uns helfen, zu wachsen. Unbedeutende in unserem Leben verglüht wie tau- bes Gestein, und unser Glaube wird stark, glänzend „Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden und geläutert. … den Gehorsam gelernt.“ (Hebräer 5:8.) Diese Veränderung kommt durch eine Läuterung Elder John B. Dickson von den Siebzigern: „Un- zustande, die uns oftmals schmerzhaft und grau- sere Herausforderungen mögen körperlicher, geis- sam erscheint. Aber so kann die Seele in den Hän- tiger, wirtschaftlicher oder seelischer Art sein, den des Meisters wie weicher Ton werden, und er wenn wir darin aber Gelegenheiten und Hilfen kann ein Leben voller Glauben, Schönheit und für unseren Fortschritt sehen und nicht Hinder- Kraft, ein Leben von Wert daraus formen.“ (Früh- nisse und Stolpersteine, werden unser Leben und jahrs-Generalkonferenz 1979.) unser Wachstum wunderbar sein. Mir ist klar ge- worden, dass es zwischen den Herausforderungen Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf sehr ruhig ist, aber dass wahres Wachstum, über Apostel: das ich mich gefreut habe, immer mit einer Her- „Leiden und Ungemach tragen eher zu unserer ausforderung verbunden ist.“ (Der Stern, Januar notwendigen Bekehrung bei als Wohlbefinden und 1993, Seite 40.) Ruhe [siehe 2 Nephi 2:2; LuB 121:7,8]. Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Die meisten von uns erfahren ein gewisses Maß an Apostel: „Gerade wenn alles gut zu laufen scheint, dem, was in den heiligen Schriften der ‚Feuerofen werden wir plötzlich von Schwierigkeiten überhäuft, der Bedrängnis’ genannt wird (Jesaja 48:10; 1 Nephi die alle gleichzeitig auftreten. Wenn 20:10). Manche sind vollauf damit be- diese Prüfungen keine Folge Ihres Un- schäftigt, sich um ein benachteiligtes „Wahres gehorsams sind, dann zeigen sie nur, Familienmitglied zu kümmern. An- dass der Herr denkt, dass Sie bereit Wachstum, über dere erleiden den Verlust eines gelieb- sind, weiter zu wachsen (siehe Sprich- das ich mich ge- ten Menschen, oder ein rechtschaffe- wörter 3:11,12). Deshalb gibt er Ihnen freut habe, ist im- nes Ziel, beispielsweise zu heiraten Erfahrungen, die Ihr Wachstum, Ihre mer mit einer oder ein Kind zu bekommen, bleibt Erkenntnis und Ihr Mitgefühl vermeh- Herausforderung unerreicht oder in weiter Ferne. Wie- ren, wodurch Sie zu Ihrem immerwäh- verbunden.“ der andere kämpfen mit persönlichen renden Nutzen geläutert werden. Sie Beeinträchtigungen oder mit Gefüh- von dort, wo Sie sind, dorthin zu brin- len der Ablehnung, Unzulänglichkeit gen, wo der Herr Sie haben möchte, das erfordert ei- oder Niedergeschlagenheit. Durch die Gerechtigkeit nige Anstrengung, die im Allgemeinen mit Unbeha- und Barmherzigkeit unseres liebevollen Vaters im gen und Schmerz verbunden ist.“ (Der Stern, Januar Himmel kann die Läuterung und Heiligung, die 1996, Seite 15.) durch solche Erfahrungen ermöglicht wird, uns Elder Neal A. Maxwell, damals von der Präsident- helfen, so zu werden, wie Gott uns haben will.“ schaft der Siebziger: „Durch Bedrängnisse können (Siehe Liahona, Januar 2001, Seite 41f.) wir milder und sanfter werden, und sie können Schwester Mary Ellen Smoot, damals Präsiden- züchtigend wirken (siehe Alma 62:14). Wir halten tin der Frauenhilfsvereinigung: „Man muss nicht Züchtigung oft für etwas, womit wir bestraft wer- erst alt werden, um herauszufinden, dass das Le- den sollen, so wie von einem menschlichen Lehrer, ben selten so läuft, wie man es sich vorstellt. Je- der reizbar und verärgert über uns ist. Dabei ist der erlebt Unglück und Bedrängnisse. Kennen Sie Züchtigung durch Gott doch eine Lernerfahrung, irgendjemanden, der nicht gern etwas an sich wie sie ein liebevoller Vater vermittelt (siehe Hela- oder seinen Lebensumständen ändern würde? man 12:3).“ (All These Things Shall Give Thee Expe- Und trotzdem bin ich sicher, dass Sie viele ken- rience, 1979, Seite 39.) nen, die im Glauben vorangehen. Sie werden Elder James E. Faust, damals ein Mitglied des von diesen Menschen angezogen und durch sie Kollegiums der Zwölf Apostel: inspiriert und durch ihr Beispiel sogar gestärkt.“ (Liahona, Juli 2002, Seite 13.) „Wenn wir Schmerzen und Qual ertragen und Schweres tapfer überstehen müssen, gehen wir

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 96 „DIES ALLES WIRD DIR E RFAHRUNG BRINGEN“

Welt ‚die Freude unserer Erlösung und das ewige Leben, das Gott allen gibt, die gehorsam sind’ [Mose 5:11], gekannt.“ (Siehe Der Stern, Januar 1997, Seite 81.)

Wenn wir den Glauben an Jesus Christus bewahren, hilft uns dies, Probleme zu lö- sen und Schwierigkeiten zu überwinden. „Und nun, meine Söhne, denkt daran, denkt daran, dass es auf dem Fels unseres Erlösers ist, und das ist Christus, der Sohn Gottes, dass ihr eure Grundlage bauen müsst; damit, wenn der Teufel seine mächtigen Winde aussenden wird, ja, seine Pfeile im Wirbelsturm, ja, wenn all sein Hagel und sein mächtiger Sturm an euch rütteln, dies keine Elder Joseph B. Wirthlin: Macht über euch haben wird, euch in den Abgrund „Ich bezeuge, dass er, der für alle Menschen gelitten des Elends und des endlosen Wehs hinabzuziehen, hat, der sein Leben hingegeben hat, um die Kranken und zwar wegen des Felsens, auf den ihr gebaut zu heilen und die Trostlosen zu trösten, auch Ihre seid, der eine sichere Grundlage ist, und wenn die Not, Ihre Zweifel und Ihre seelische Qual kennt. Menschen auf dieser Grundlage bauen, können sie nicht fallen.“ (Helaman 5:12 [Seminarschriftstelle].) ‚Ja’, fragt sich die Welt dann wohl, ‚aber warum schläft er dann, während mich der Sturm um- „Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen braust? Warum stillt er den Sturm nicht? Warum neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie lau- lässt er mich leiden?’ fen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“ (Jesaja 40:31.) Vielleicht finden Sie eine Antwort, wenn Sie einen Schmetterling betrachten. Im Puppenstadium ist er Elder Joseph B. Wirthlin: „Selbst wenn der Wind ganz fest im Kokon eingeschlossen und muss sich des Unglücks weht, hält der Glaube uns fest in der erst mit aller Macht daraus befreien. Der Schmet- Hoffnung verankert. Der Herr hat verheißen: ‚Ich terling könnte ja denken: Warum muss ich denn so werde euch nicht als Waisen zurücklassen.’ [Johan- leiden? Warum kann ich nicht ganz einfach im Hand- nes 14:18.] Und es heißt: ‚Er wird [uns unsere] Be- umdrehen ein Schmetterling werden? drängnisse zum Gewinn weihen.’ [2 Nephi 2:2.] Auch wenn die Prüfungen überwältigend scheinen, Solche Gedanken laufen den Absichten des Schöp- können wir aus der sicheren Verheißung des Herrn fers zuwider. Durch die Anstrengung, die der Kraft und Hoffnung schöpfen: ‚Fürchtet euch nicht Schmetterling auf sich nimmt, um aus dem Kokon und erschreckt nicht …, denn nicht eure, sondern zu schlüpfen, entwickelt er sich, sodass er fliegen Gottes Sache ist der Krieg.’ [2 Chronik 20:15.]“ kann. Ohne dieses Ungemach hätte er nie die (Siehe Der Stern, Januar 1999, Seite 30.) Kraft, das zu werden, was in ihm steckt. Er würde nie die Kraft entwickeln, etwas Besonderes zu wer- Elder M. Russell Ballard: „Wenn ich überall in der den.“ (Liahona, Juli 2000, Seite 72.) Kirche unterwegs bin, sehe ich Mitglieder, die im Schmelzofen der Anfechtung geprüft werden. Ich Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf sehe Mitglieder, die gebrechlich sind. Ich sehe Ehe- Apostel: „Ohne Schwierigkeiten, ohne Einschrän- männer, Ehefrauen, Eltern, die hinsichtlich ihrer kungen und Herausforderungen zu leben – ohne Ehepartner oder ihrer Kinder unter schwierigen einen Gegensatz in allen Dingen [2 Nephi 2:11], Umständen leben, Umständen, die sie nicht än- wie Lehi sagt – wäre seltsamerweise aber tatsäch- dern können. Jeder von uns kommt hin und wie- lich weniger lohnend und veredelnd, als sich im der in unerfreuliche Situationen, erlebt Widerstand Leben immer wieder Schwierigkeiten, Enttäuschun- und Bedrängnisse, die wir nicht abwenden können. gen und Kummer zu stellen. Wie schon Eva gesagt Manchen Umständen kann man nur mit Zeit, Trä- hat, hätten weder sie noch Adam noch irgendeiner nen, Beten und Glauben begegnen. Für uns wie für von uns ohne die Schwierigkeiten der gefallenen

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER „DIES ALLES WIRD DIR E RFAHRUNG BRINGEN“ 97

Hyrum mag der Friede erst dann kommen, wenn Tatsache, dass der verwundete Christus kommt, um wir uns selbst dazu bringen können, zu sagen: uns zu retten. Er, der die Narben des Opfers, die ‚Doch was kann ich tun? … Dein Wille geschehe, Wunden der Liebe, die Sinnbilder der Demut und o Herr.’“ (Siehe Der Stern, Januar 1996, Seite 8.) Vergebungsbereitschaft trägt, ist der Herrscher über Elder Robert D. Hales: „Mir wurde auch bewusst, unsere Seele. Die Beweise für den Schmerz, den er wie wenig es bringt, wenn man sich ständig über während seines Erdenlebens ertragen hat, sind – das Warum, Was wäre, wenn oder Wenn ich doch nur und zweifellos voller Absicht – dazu bestimmt, den Gedanken macht, denn darauf gibt es im Erdenle- Menschen Mut zu machen, denen das Leben eben- ben wahrscheinlich keine Antwort. Um vom Herrn falls Schmerzen und Wunden zufügt, vielleicht so- getröstet zu werden, muss man Glauben üben. Fra- gar ebenfalls im Haus ihrer Freunde.“ (Christ and gen wie Warum denn ich? Warum meine Familie? the New Covenant: The Messianic Message of the Book Warum gerade jetzt? lassen sich eben kaum beant- of Mormon, 1997, Seite 259). worten. Sie lenken uns von unserer geistigen Ge- Präsident Spencer W. Kimball, der zwölfte Präsi- sinnung ab und können unseren Glauben zerstö- dent der Kirche: „Vergessen wir nicht: Wenn wir ren. Wir müssen unsere Zeit und Kraft darauf ver- nach dem Evangelium leben und dem Rat der Füh- wenden, unseren Glauben zu stärken, indem wir rer der Kirche folgen, werden wir gesegnet und uns dem Herrn zuwenden und ihn um die Kraft können viele Probleme vermeiden, die die Welt bitten, die Schmerzen und Prüfungen dieser Welt plagen. Der Herr weiß, welchen Herausforderungen zu überwinden und bis ans Ende auszuharren, wir gegenüberstehen. Wenn wir seine Gebote hal- um einen tieferen Einblick zu erlan- ten, haben wir ein Anrecht auf himm- gen.“ (Siehe Der Stern, Januar 1999, lische Weisheit und Segnungen, um „Um vom Herrn ge- Seite 16.) damit fertig zu werden.“ (Frühjahrs- tröstet zu werden, Generalkonferenz 1980.) Elder Richard G. Scott: „Wenn Sie muss man Glau- mit Beschwernissen kämpfen, kom- Präsident Howard W. Hunter, da- ben üben.“ men Ihnen viele Fragen in den Sinn. mals Präsident des Kollegiums der Manche sind nützlich, andere nicht. Zwölf Apostel: „Warum wollt ihr Fragen wie ‚Warum muss das mir passieren? Wa- euch die Last des Lebens allein aufbürden, fragt rum muss ich das jetzt erleiden? Womit habe ich Christus, oder sie mit vergänglichen Mitteln das verschuldet?’ führen Sie in eine Sackgasse. Es tragen, die bald nachgeben werden? Dem, der bringt gar nichts, Fragen zu stellen, die im Gegen- schwere Lasten zu tragen hat, gibt das Joch satz zum Willen Gottes stehen. Fragen Sie lieber Christi – nämlich die Macht und der Friede, die ‚Was soll ich tun? Was soll ich daraus lernen? Was man verspürt, wenn man Seite an Seite mit Gott soll ich ändern? Wem soll ich helfen? Wie kann steht – die Stütze, das Gleichgewicht und die ich auch in schwierigen Zeiten meine vielen Seg- Kraft, seinen Herausforderungen zu begegnen nungen nicht vergessen?’ Bereit zu sein, unsere in- und in seinen Aufgaben in den schwersten Situa- nigsten persönlichen Wünsche dem Willen Gottes tionen des Erdenlebens auszuharren.“ (Siehe zuliebe zu opfern, das ist sehr schwer. Wenn wir je- Der Stern, Januar 1991, Seite 15f.) doch mit wirklicher Überzeugung beten ‚Bitte lass mich deinen Willen erkennen’ und ‚Dein Wille ge- Wir müssen bis ans Ende ausharren. schehe’, dann können wir wirklich die größtmögli- „Dein Ungemach und deine Bedrängnisse wer- che Hilfe vom himmlischen Vater erhalten.“ (Der den nur einen kleinen Augenblick dauern, und Stern, Januar 1996, Seite 15.) dann, wenn du gut darin ausharrst, wird Gott dich Elder Jeffrey R. Holland: „Die Wunden an seinen in der Höhe erhöhen; du wirst über alle deine Händen und Füßen und in seiner Seite sind ein Feinde triumphieren.“ (LuB 121:7,8.) Zeichen dafür, dass hier auf der Erde selbst den Rei- „Sei geduldig in Bedrängnissen, denn du wirst nen und Vollkommenen Schmerzliches zugefügt viele haben; aber ertrage sie, denn sieh, ich bin wird, ein Zeichen dafür, dass Bedrängnisse eben mit dir, ja, bis ans Ende deiner Tage.“ (LuB 24:8.) nicht der Beweis dafür sind, dass Gott uns nicht liebt. Es ist eine wichtige, Hoffnung einflößende

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 98 „DIES ALLES WIRD DIR E RFAHRUNG BRINGEN“

Elder Henry B. Eyring, damals Mitglied des Kolle- schwanken und entwurzelt zu werden. Ein Mit- giums der Zwölf Apostel: glied, dessen Wurzeln sich nur an der Oberfläche des Evangeliums befinden, muss sie tiefer senken, „Wenn uns ein Schicksals- bis sie das Muttergestein unter der weichen schlag trifft oder auch nur Ackerkrume erreichen.“ (Der Stern, Januar 1995, droht, dann können un- Seite 68.) sere Angehörigen uns ins Herz schauen und sehen, Elder Robert D. Hales: „Damit wir bis ans Ende ob wir auch wirklich wis- ausharren können, müssen wir wissen, wer wir sen, was zu wissen wir be- sind – Kinder Gottes, die den Wunsch haben, nach hauptet haben. Unsere dem Erdenleben in seine Gegenwart zurückzukeh- Kinder werden uns beob- ren. Wir müssen um den Zweck des Lebens wissen, achten; sie werden die Be- nämlich bis ans Ende ausharren und ewiges Leben stätigung des Geistes füh- erlangen. Wir müssen gehorsam sein, den Wunsch len, dass wir nach dem le- haben und entschlossen sein, alles zu ertragen, und ben, was wir gepredigt haben; sie werden sich an alles vom Standpunkt der Ewigkeit aus sehen. Die- diese Bestätigung erinnern und die Geschichte über ser Standpunkt erlaubt es uns, während des Erden- Generationen hin weitergeben. lebens Gegensätze zu überwinden und schließlich den verheißenen Lohn und die Segnungen ewigen Eine solche Geschichte gehört zu meinem Ver- Lebens zu erlangen.“ (Siehe Der Stern, Juli 1998, mächtnis. Großmutter Eyring erfuhr von einem Seite 87.) Arzt in dessen Praxis, dass sie an Magenkrebs ster- ben werde. Mein Vater, ihr ältester Sohn, hatte sie Elder Joseph B. Wirthlin: „Während ihr euer Le- dort hingefahren und wartete auf sie. Wie er mir ben auf Gehorsam gegenüber dem Evangelium auf- erzählt hat, sagte sie auf dem Heimweg: ‚Komm, baut und danach strebt, eure Ziele zu erreichen, Henry, wir wollen guten Mutes sein! Lass uns Kir- lasst euch nicht durch Fehlschläge und Enttäu- chenlieder singen!’ Sie sangen ‚O mein Vater’ und schungen entmutigen. Bedenkt: ‚Es muss notwen- ‚Kommt, Heilge, kommt’, wo es im letzten Vers digerweise so sein, dass es in allen Dingen einen heißt: ‚Und trifft uns Tod, bevor wir Gegensatz gibt.’ (2 Nephi 2:11.) Ihr sind am Ziel …’ (Gesangbuch, Nr. 19). wachst und lernt, indem ihr Hinder- „Das Leben vom nisse überwindet. Der Herr hat uns Ich war nicht dabei, aber ich stelle Standpunkt der alle ermahnt, seine Gebote zu halten mir vor, dass sie laut sangen (be- Ewigkeit aus zu se- und bis ans Ende auszuharren (siehe sonders gut singen konnten sie LuB 14:7).’“ (Siehe Der Stern, Juli 1994, nicht), aber mit Glauben und ohne hen erlaubt es uns, Seite 35.) Tränen. Einen Teil der letzten Monate Gegensätze zu ihres Lebens verbrachte sie im Haus überwinden.“ Elder Neal A. Maxwell: „Um etwas ihres ältesten Kindes, einer Tochter. gut zu bestehen, muss man so sanft- Tante Camilla hat mir gesagt, dass mütig sein, dass man trotz allen Leids Großmutter sich nur ein einziges Mal beklagt hat; aus seinen Erfahrungen lernt. Anstatt Prüfungen und auch dann war es kein richtiges Beklagen; sie einfach nur zu bestehen, müssen wir es zulassen, sagte nur, dass es wehtat.“ (Siehe Der Stern, Juli dass sie uns durchdringen, und zwar so, dass sie 1996, Seite 60.) dadurch zu unserem Guten geheiligt werden. Ebenso lernen wir immerwährendes Mitgefühl, Elder Joseph B. Wirthlin: „Ein glaubenstreues wenn wir diejenigen trösten, die gerade ‚dies alles’ Mitglied soll wie eine Eiche sein und seine Wurzeln durchmachen, was uns Erfahrung bringen und tief in den fruchtbaren Boden der grundlegenden zum Guten dienen kann (siehe LuB 122:7), und Prinzipien des Evangeliums senken. Wir müssen ihnen beistehen.“ (The Neal A. Maxwell Quote die einfachen, grundlegenden Wahrheiten kennen Book, 1997, Seite 101) und danach leben und dürfen sie nicht verkompli- zieren. Unsere Grundlage muss solide und tief ver- ANWENDUNG UND BEISPIELE wurzelt sein, sodass wir den Winden der Versu- chung, der Irrlehre, der widrigen Umstände und Elder James E. Talmage vom Kollegium der Zwölf Angriffe des Widersachers standhalten, ohne zu Apostel erzählte ein Erlebnis, das er in einem

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER „DIES ALLES WIRD DIR E RFAHRUNG BRINGEN“ 99 abgeschiedenen Zimmer hatte, wohin er sich oft • Nennen Sie Segnungen, die aus folgenden Prü- zum Schreiben zurückzog: fungen erwachsen können: Verlust von Reich- „Einmal kam eine wilde Biene aus den nahe gele- tum, Krankheit, Einsamkeit, Ablehnung. genen Bergen ins Zimmer geflogen. Während der nächsten Stunden oder so erfreute ich mich immer wieder an ihrem Summen. Das kleine Insekt spürte, dass es gefangen war, fand aber trotz aller Anstren- gungen nicht den Weg durch das nur teilweise ge- öffnete Fenster nach draußen. Als ich das Zimmer verlassen und abschließen wollte, machte ich vor- her das Fenster weit auf und versuchte – erst ein- mal vorsichtig und dann immer nachdrücklicher – die Biene durch das Fenster in Freiheit und Sicher- John arbeitet seit sechs Monaten in einer Fabrik. heit zu scheuchen. Mir war nämlich klar, dass sie Eines Tages unterrichtet ihn sein Vorgesetzter, dass sterben musste, wenn sie im Zimmer blieb, so wie die Fabrik aufgrund finanzieller Schwierigkeiten die andere Insekten gestorben waren, die in diesem Hälfte der Arbeiter entlassen muss. Er teilt John Zimmer mit seiner trockenen Luft gefangen gewe- mit, dass dieser zu denjenigen gehört, die entlassen sen waren. Doch je mehr ich mich bemühte, die werden. Biene nach draußen zu scheuchen, desto heftiger widersetzte sie sich. Ihr vorher friedliches Summen • Welche Schwierigkeiten stehen John bevor? verwandelte sich in ein wütendes Brummen; ihre hektischen Flugbewegungen wurden feindselig und bedrohlich. Als meine Aufmerksamkeit einmal kurz nachließ, stach sie mir in die Hand – in die Hand, die ihr den Weg in die Freiheit zeigen wollte. Schließlich ließ sie sich auf einer Lampe an der Decke nieder, wo ich sie nicht mehr erreichen und ihr nicht mehr helfen konnte. Der Stich verursachte einen scharfen Schmerz, erweckte in mir aber eher Mit- • Was sollte er tun? leid als Zorn. Ich kannte ja die unausweichliche Strafe für ihren törichten Widerstand und Trotz und musste sie nun ihrem Schicksal überlassen. Drei Tage später ging ich wieder in das Zimmer und fand den vertrockneten, leblosen Körper der Biene auf dem Schreibtisch. Sie hatte ihren Eigen- sinn mit dem Leben bezahlt.“ („Drei Gleichnisse: Die törichte Biene, der Nachtexpress und die bei- den Lampen“, Liahona, Februar 2003, Seite 36f.) • Inwiefern ist der Widerstand der Biene gegen die Hilfe damit vergleichbar, wie wir manchmal auf • An wen kann er sich um Hilfe wenden? Schwierigkeiten reagieren?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 100 „DIES ALLES WIRD DIR E RFAHRUNG BRINGEN“

PUNKTE ZUM NACHDENKEN

• Warum sind Schwierigkeiten ein wesentlicher Bestandteil unserer Bewährung? • Wie können die Herausforderungen des Lebens uns Gelegenheit bieten, zu wachsen? • Was bedeutet es, sich in schwierigen Zeiten an den Herrn zu wenden?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER „DIES ALLES WIRD DIR E RFAHRUNG BRINGEN“ 101

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 102

Grundsätze und Verordnungen werden durch ei- KAPITEL 14 nen Bund empfangen. Mitglieder der Kirche, die BÜNDNISSE EINHALTEN solche Bündnisse schließen, versprechen, sie zu eh- ren und zu achten. Zum Beispiel: Die Mitglieder EINLEITUNG schließen bei der Taufe einen Bund mit dem Herrn und erneuern diesen Bund, indem sie am Abend- Heilige Handlungen zu empfangen und Bündnisse mahl teilnehmen. Weitere Bündnisse werden im einzuhalten ist im Plan des himmlischen Vaters Tempel geschlossen. Das Volk des Herrn ist ein unerlässlich. Die heiligen Schriften bezeichnen das Volk, das Bündnisse schließt, und wer seine Bünd- Volk Gottes oft als ein „Bundesvolk“. Die Segnun- nisse mit dem Herrn hält, wird dafür reich geseg- gen des Herrn übertreffen unsere menschlichen Er- net.“ (Siehe Schriftenführer, „Bund“, Seite 27.) wartungen. Um in der Gegenwart des himmlischen Vaters zu leben, müssen wir alle notwendigen heili- gen Handlungen empfangen und alle erforderli- chen Bündnisse halten.

GRUNDSÄTZE, DIE VERSTANDEN WERDEN SOLLEN

• Ein Bund ist ein heiliges Versprechen zwischen Gott und seinen Kindern. • Wenn wir unsere Bündnisse ehren, können wir unser göttliches Potenzial ausschöpfen. • Priestertumsvollmacht ist notwendig, um die Bündnisse und die heiligen Handlungen, die zur Erlösung führen, zu empfangen. Elder Jack H. Goaslind, damals von den Siebzi- • Wenn wir unsere Bündnisse ehren, bereitet uns gern: „Ein Bündnis ist ein Vertrag oder eine Über- dies darauf vor, ewiges Leben zu empfangen. einkunft zwischen zwei oder mehr Parteien, wobei jede Seite sich einem oder mehreren bestimmten ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN Grundsätzen verpflichtet. In der Kirche verstehen UND AUSSAGEN wir unter einem Bündnis eine Übereinkunft, die wir als Mitglieder treffen und wofür wir Segnungen erhalten, die der himmlische Vater all denen ver- Ein Bund ist ein heiliges Versprechen heißen hat, die sich bereitwillig dafür entscheiden, zwischen Gott und seinen Kindern. nach seinen Geboten zu leben. Wir sprechen oft „Jeder, der dieser Kirche Christi angehört, soll von Bündnissen im Zusammenhang mit dem Tem- darauf bedacht sein, alle Gebote und Bündnisse der pel, aber jedes Mitglied der Kirche geht auch bei Kirche zu halten.“ (LuB 42:78.) der Taufe ein Bündnis ein. Dies erneuern wir jede „Und wir sind willens, mit unserem Woche, wenn wir würdig vom Abend- mahl nehmen.“ („Covenants“, Church Gott den Bund einzugehen, seinen „Die Heiligen der News, 13. Februar 1993, Seite 8.) Willen zu tun und seinen Geboten in Letzten Tage sind allem, was er uns gebieten wird, zu ein Bundesvolk.“ Elder Henry B. Eyring, damals Mit- gehorchen, alle unsere übrigen Tage.“ glied des Kollegiums der Zwölf Apos- (Mosia 5:5.) tel: „Die Heiligen der Letzten Tage „[Ein Bund ist] eine Übereinkunft zwischen Gott sind ein Bundesvolk. Vom Tag der Taufe an und an und dem Menschen, wobei beide Parteien aber allen geistigen Marksteinen des Lebens versprechen nicht gleichgestellt sind. Gott legt die Bedingungen wir Gott etwas, und Gott verheißt uns etwas. Gott des Bundes fest, und der Mensch willigt ein, das zu hält sich immer an die Verheißungen, die er durch tun, was Gott von ihm erwartet. Gott verheißt dem seine bevollmächtigten Diener ausspricht; die ent- Menschen dann für seinen Gehorsam bestimmte scheidende Prüfung unseres Lebens besteht jedoch Segnungen. darin, ob wir mit ihm Bündnisse eingehen und sie

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER B ÜNDNISSE EINHALTEN 103 dann auch einhalten.“ (Der Stern, Januar 1997, filtert man die Schadstoffe heraus. Bündnisse mit Seite 29.) Gott helfen uns, aus unserem Sinn jene Unrein- Elder L. Tom Perry vom Kollegium der Zwölf heiten herauszufiltern, die uns schaden könnten. Apostel: „Der Vater im Himmel wusste, dass es nö- Wer sich dafür entscheidet, auf alles zu verzich- tig ist, seine Kinder an das zu erinnern, was er uns ten, was ungöttlich ist [siehe Moroni 10:32], ver- verheißen hat, wenn wir seine Gebote halten. liert nichts von Wert und erlangt die Herrlichkeit Wenn der Herr einen solchen Bund schließt, ver- des ewigen Lebens. Bündnisse schränken uns heißt er uns dafür, dass wir bestimmte Gebote be- nicht ein; sie heben uns vielmehr empor, und folgen, Segnungen. Von Anfang an wurde für uns zwar über die Grenzen dessen hinaus, was wir ein Plan aufgestellt. Im Mittelpunkt dieses Plans selbst tun und sehen können.“ (Siehe Liahona, steht unser Herr, Jesus Christus.“ (Der Stern, Juli Juli 2001, Seite 38.) 1996, Seite 54.) Elder Joseph B. Wirthlin vom Kollegium der Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Zwölf Apostel: „Gott ist wahrhaftig unser Vater, der Apostel: „Wenn wir von Zeit zu Zeit die Bündnisse Vater des Geistes aller Menschen. Wir sind buch- durchdenken, die wir mit dem Herrn geschlossen stäblich seine Abkömmlinge und als sein Abbild haben, hilft uns das, unsere Prioritäten zu ordnen gestaltet. Wir haben von ihm göttliche Eigenschaf- und Gleichgewicht in unser Leben zu bringen. Wir ten geerbt. Dass wir unsere Beziehung zum himm- werden uns klar darüber, wo wir um- lischen Vater kennen, hilft uns, un- sere göttliche Wesenheit und die in kehren und unser Leben ändern müs- „Ein Bündnis mit sen, damit sichergestellt ist, dass wir uns steckenden Möglichkeiten zu ver- Gott schränkt der Verheißungen würdig sind, die stehen. Die Lehre, dass Gott unser Va- mit unseren Bündnissen und heiligen nicht ein, sondern ter ist, legt eine solide Grundlage für Verordnungen einhergehen. Wir sol- schützt.“ unsere Selbstachtung. Das Lied „Ich len uns ja selbst unsere Errettung erar- bin ein Kind von Gott“ (Gesangbuch, beiten, und dazu gehört, dass wir gut Nummer 202) drückt diese Lehre ganz planen und sorgsam, aber mutig an die Verwirkli- einfach aus. Kann es jemandem, der weiß, dass chung gehen.“ (Der Stern, Juli 1987, Seite 11.) Gott sein Vater ist, an Selbstachtung mangeln? Ich kenne Menschen, die die feste Gewissheit haben, Wenn wir unsere Bündnisse ehren, kön- dass dies wahr ist, und andere, die es nur ober- nen wir unser göttliches Potenzial aus- flächlich und intellektuell erfassen. Der Gegensatz schöpfen. in ihrer Einstellung und die praktische Auswirkung dieser Einstellung ist erstaunlich offenkundig.“ „Durch [die Herrlichkeit und Kraft Christi] wur- (Siehe Der Stern, Januar 1992, Seite 13.) den uns die kostbaren und überaus großen Verhei- ßungen geschenkt, damit ihr … an der göttlichen Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Natur Anteil erhaltet.“ (Siehe 2 Petrus 1:4.) Zwölf Apostel: „Ein Freund der Kirche hört nicht nur unser Zeugnis von Christus …, sondern das „Gesegnet bist du, da du meinen immerwähren- Echo weiterer Zeugnisse aus früherer Zeit – auch den Bund angenommen hast, ja, die Fülle meines sein Zeugnis vom Herrn, denn damals stand er auf Evangeliums, ausgesandt unter die Menschenkin- der Seite der Glaubenstreuen, die sich ihren ersten der, damit sie Leben haben und zu Teilhabern der Stand bewahrt und das Recht auf den zweiten Herrlichkeit werden können, die in den letzten Ta- Stand verdient haben. Wir dürfen niemals verges- gen offenbart werden sollen, wie es die Propheten sen, dass dieser Freund zu den Tapferen gehört und Apostel in alten Tagen geschrieben haben.“ hat, die einst den Satan durch die Kraft ihres Zeug- (LuB 66:2.) nisses besiegt haben! Wenn er andere von der erlö- Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der senden Mission Christi Zeugnis geben hört, hat Zwölf Apostel: „Mit jeder heiligen Handlung des dies etwas Vertrautes an sich; es ruft ein Echo der Tempels ist ein Bündnis verbunden – eine Verhei- Wahrheit hervor, die er bereits kennt.“ (Siehe ßung. Ein Bündnis mit Gott schränkt nicht ein, „Missionsarbeit und das Sühnopfer“, Liahona, sondern schützt. Dieser Gedanke ist nicht neu: Oktober 2001, Seite 29.) Wenn beispielsweise das Trinkwasser unrein ist,

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 104 B ÜNDNISSE EINHALTEN

Elder Dallin H. Oaks Priestertumsvollmacht ist notwendig, vom Kollegium der um die Bündnisse und die heiligen Hand- Zwölf Apostel: „All die lungen, die zur Erlösung führen, zu emp- unzähligen sterblichen fangen. Menschen, die schon zur „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs ge- Erde gekommen sind, ben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch haben sich für den Plan im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden des Vaters entschieden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ und dafür gekämpft. (Matthäus 16:19 [Seminarschriftstelle: Matthäus Viele von uns haben mit 16:15-19].) dem Vater auch in Bezug auf das, was wir auf Erden tun wollten, einen „Dieses größere Priestertum vollzieht das Evange- Bund geschlossen.“ (Siehe Der Stern, Januar 1994, lium und hat den Schlüssel der Geheimnisse des Seite 67.) Reiches inne, nämlich den Schlüssel der Gotteser- kenntnis. Der Prophet Joseph Smith: „Jeder, der die Beru- fung hat, den Bewohnern der Erde geistlich zu die- Darum wird in seinen Verordnungen die Macht des nen, wurde schon vor der Grundlegung der Welt Göttlichen kundgetan. im großen Rat im Himmel zu diesem Zweck ordi- Und ohne seine Verordnungen und die Vollmacht niert. Ich nehme an, dass ich im großen Rat zu des Priestertums wird die Macht des Göttlichen ebendiesem meinem Amt ordiniert wurde.“ (Lehren den Menschen im Fleische nicht kundgetan.“ (LuB des Propheten Joseph Smith, Hg. Joseph Fielding 84:19-21.) Smith, Seite 371f.) Elder Robert D. Hales: „Denken Sie nur, Brüder Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf und Schwestern – das Priestertum ist wiederherge- Apostel: „Ein ewiges Band [entsteht] nicht einfach stellt worden! Es ist heute auf Erden. … Die Erste infolge der Siegelungsbündnisse, die Präsidentschaft und das Kollegium wir im Tempel schließen. Wie wir uns der Zwölf sind heutige Apostel des in diesem Leben verhalten, bestimmt, „Das Priestertum Herrn Jesus Christus. Unter der Lei- was wir in der vor uns liegenden ist die größte tung dieser Propheten, Seher und Of- Ewigkeit sein werden. Um die Seg- Macht auf der fenbarer, die die Schlüssel in dieser nung der Siegelung zu erlangen, die Erde.“ Evangeliumszeit innehaben, haben der himmlische Vater uns gegeben die Priestertumsträger in der Kirche hat, müssen wir die Gebote halten das Recht, im Namen Gottes zu han- und uns so verhalten, dass unsere Familie gern in deln. Als seine bevollmächtigten Diener haben sie alle Ewigkeit mit uns zusammenleben möchte.“ den Auftrag, hinauszugehen und andere durch die (Siehe Der Stern, Januar 1997, Seite 62.) Macht und Vollmacht des Priestertums zu segnen Präsident James E. Faust von der Ersten Präsi- und ihnen alle Bündnisse, heiligen Handlungen dentschaft: und Segnungen des Priestertums zugänglich zu machen.“ (Der Stern, Januar 1996, Seite 29.) „Wenn ihr euer Potenzial voll ausschöpfen wollt, müsst ihr vier heilige Grundsätze beachten, Präsident James E. Faust: „Das Priestertum ist die und zwar: größte Macht auf der Erde. Durch das Priestertum sind Welten erschaffen worden. Um diese heilige 1. Ehrfurcht vor der Gottheit. Kraft zu schützen, handeln alle Priestertumsträger 2. Die Familienbeziehungen achten und in Ehren nach der Anweisung dessen, der die Schlüsselge- halten. walt des Priestertums innehat. Diese Schlüsselge- 3. Die Verordnungen und Bündnisse des heiligen walt bringt Ordnung in unser Leben und in die Priestertums ehren und befolgen. Organisation der Kirche. Für uns ist die Macht des Priestertums die Macht und Vollmacht, die Gott 4. Euch selbst als Sohn Gottes achten.“ (Liahona, uns übertragen hat, nämlich in seinem Namen für Juli 2001, Seite 53.) die Errettung seiner Kinder zu handeln. Das Wesen der Priestertumsverantwortung besteht darin, sich

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER B ÜNDNISSE EINHALTEN 105 um andere zu kümmern. Es ist die Macht, zu seg- Elder Russell M. Nelson: „Die heiligen Handlun- nen, zu heilen und die heiligen Handlungen des gen des Tempels, die Bündnisse, Endowments und Evangeliums zu vollziehen. Am meisten wird die Siegelungen ermöglichen es dem Einzelnen, sich rechtschaffene Priestertumsvollmacht in den eige- mit dem Herrn zu versöhnen, und der Familie, nen vier Wänden gebraucht. Sie muss mit viel über den Schleier des Todes hinaus aneinander ge- Liebe ausgeübt werden. Das gilt für alle Priester- siegelt zu bleiben. Wer die Tempelbündnisse hält, tumsträger – Diakone, Lehrer, Priester, Älteste, macht sich für das ewige Leben würdig, die größte Hohepriester, Patriarchen, Siebziger und Apostel.“ von allen Gaben, die Gott dem Menschen gibt (Der Stern, Juli 1997, Seite 41.) [siehe LuB 14:7]. Ewiges Leben ist mehr als Un- Elder David B. Haight sterblichkeit. Ewiges Leben ist Erhöhung im höchs- vom Kollegium der Zwölf ten Himmel – jenes Leben, das Gott führt.“ (Siehe Apostel: Liahona, Juli 2001, Seite 38.) „Am 3. April 1836 er- Elder Joseph B. Wirthlin: „Im heiligen Tempel schienen im Tempel zu kommen die Ideale Glaube, Hoffnung und Nächs- Kirtland dieselben Wesen tenliebe vielleicht am deutlichsten zum Ausdruck. vom Himmel, die dem Wir erfahren dort viel über den Sinn des Lebens, Erretter und seinen drei verpflichten uns erneut als Jünger Christi, indem Aposteln auf dem Berg wir mit ihm heilige Bündnisse eingehen, und sie- erschienen waren. Sie übertrugen dem Propheten geln unsere Familie über die Generationen hinweg Joseph Smith und Oliver Cowdery zusätzliche Pries- für die Ewigkeit aneinander. Wenn wir im Tempel tertumsvollmacht und Schlüssel für den Aufbau der das Endowment empfangen und häufig zurückkeh- Kirche, bevor Christus kommt, um für immer auf ren, um die heiligen Handlungen für unsere ver- Erden zu regieren. Mose erschien und storbenen Vorfahren zu vollziehen, stärkt das unseren Glauben und un- brachte die Schlüssel der Sammlung „Indem wir den Israels. Elias stellte die Bündnisse und sere Hoffnung und festigt die Liebe in heiligen Bündnis- die Vollmacht wieder her, die Abra- uns. Wir empfangen das Endowment ham gegeben worden waren. Elija sen des Tempels ge- voll Glauben und Hoffnung darauf, brachte die Schlüssel und die Macht, horchen, machen dass wir den Plan des Herrn für seine das Herz der Väter den Kindern und wir uns bereit für Kinder verstehen, dass wir die gott- das Herz der Kinder ihren Vätern zu- das ewige Leben.“ gegebenen Möglichkeiten, die wir als zuwenden. (Siehe LuB 110:11-16.) Kinder des himmlischen Vaters in uns haben, verwirklichen, und dass wir Dieselben Schlüssel des Reiches Gottes, die Petrus, bis ans Ende treu sind und die Bündnisse, die wir Jakobus und Johannes innehatten – sie bildeten in eingehen, halten.“ (Siehe Der Stern, Januar 1999, der Evangeliumszeit der Zeitenmitte die Erste Präsi- Seite 31.) dentschaft – [sind] Joseph Smith und allen nachfol- genden Präsidenten der Kirche übertragen [wor- Elder Henry B. Eyring: den].“ (Herbst-Generalkonferenz 1980.) „Ich weiß, dass die Schlüssel des Melchisede- Wenn wir unsere Bündnisse ehren, berei- kischen Priestertums von tet uns dies darauf vor, ewiges Leben zu denen, die sie vom Erret- empfangen. ter empfangen haben, wiederhergestellt worden „Seid treu, haltet meine Gebote, dann werdet ihr sind. … Ich gebe feierlich das Himmelreich ererben.“ (LuB 6:37.) Zeugnis, dass dies die „Du bist mein Knecht, und ich mache den Bund wahre Kirche Jesu Christi mit dir, dass du ewiges Leben haben sollst.“ (Mosia ist, in der uns die Verord- 26:20.) nungen und Bündnisse „Darum schenke all diesem Beachtung, und sei offenstehen, deren Annahme und Einhaltung in eifrig im Halten meiner Gebote, dann wirst du zu diesem Leben inneren Frieden schenkt und in der ewigem Leben gesegnet werden.“ (LuB 30:8.) künftigen Welt ewiges Leben sichert.“ (Der Stern, Januar 1997, Seite 32.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 106 B ÜNDNISSE EINHALTEN

Elder Russell M. Nelson: „Die Gabe der Unsterb- ANWENDUNG UND BEISPIELE lichkeit, die der Erretter gewährt, erstreckt sich auf alle, die je gelebt haben. Aber seine Gabe des ewi- Edson ist ein neugetauftes Mitglied der Kirche. Er gen Lebens erfordert, dass man umkehrt und ge- schätzt die Gemeinschaft in der Kirche sehr und nau festgelegten Verordnungen und Bündnissen freut sich darauf, jeden Sonntag die Versammlungen gehorcht. Die grundlegenden Verordnungen des zu besuchen. Er bemüht sich sehr, die Bündnisse zu Evangeliums symbolisieren das Sühnopfer. Die halten, die er bei der Taufe geschlossen hat. Er arbei- Taufe durch Untertauchen ist ein Sinnbild für den tet noch daran, einige weniger gute Gewohnheiten Tod, die Grablegung und die Auferstehung des Er- aus den Jahren, bevor er das Evangelium kennenge- lösers. Wer das Abendmahl nimmt, erneuert den lernt hat, abzulegen. Wegen dieser Unvollkommen- Taufbund und gleichzeitig auch das Andenken an heiten fühlt Edson sich oft unwürdig, vom Abend- das geschundene Fleisch des Erretters und an das mahl zu nehmen. Blut, das er für uns vergossen hat. Die heiligen • Über welche Passagen der Abendmahlsgebete Handlungen des Tempels versinnbildlichen unsere könnten Sie mit Edson sprechen, damit er diese Versöhnung mit dem Herrn und siegeln die Fami- heilige Handlung besser verstehen kann? (Siehe lie für immer aneinander. Indem wir den heiligen LuB 20:77,79.) Bündnissen des Tempels gehorchen, machen wir uns bereit für das ewige Leben – die größte von allen Gaben Gottes [siehe LuB 14:7].“ (Der Stern, Januar 1997, Seite 34.) Schwester Bonnie Parkin, Präsidentin der FHV: „Bündnisse – bindende Versprechen zwischen uns und dem himmlischen Vater – sind für un- seren ewigen Fortschritt wesentlich. Schritt für Schritt lehrt er uns, ihm ähnlich zu werden, in- dem er uns in seinen Dienst stellt. … Wie oft • Was würden Sie ihm erklären, das ihm hilft, seine denken Sie darüber nach, dass Ihre Bündnisse Bündnisse besser einzuhalten, ohne entmutigt zu über das Erdenleben hinausreichen und Sie mit werden? dem Göttlichen verbinden? Bündnisse zu schlie- ßen ist Ausdruck eines bereitwilligen Herzens; Bündnisse zu halten ist Ausdruck eines treuen Herzens. … Natürlich zeigen wir durch unser Tun, wer wir wirklich sind. Jedes Mal, wenn wir jemandem lie- bevoll, geduldig, freundlich und großzügig begeg- nen, halten wir also unsere Bündnisse, indem wir sagen: ‚Hier bin ich, sende mich!’ … Die geistige Redlichkeit, unsere Bündnisse zu hal- • Was bedeuten dem Herrn unsere Wünsche in un- ten, entsteht dadurch, dass wir beständig die heili- serem Bestreben, seine Gebote zu halten? (Siehe gen Schriften studieren, beten, dienen und Opfer Mosia 4:27; LuB 137:9.) bringen. Diese einfachen Schritte nähren unsere Seele, sodass wir sagen können: ‚Sende mich, einer Schwester mit ihrem Neugeborenen zu helfen; sende mich, einen Schüler zu lehren, der Hilfe braucht; sende mich, einen Außenseiter zu lieben. Sende mich, wo du mich auch brauchst und wann du mich brauchst.’“ (Liahona, November 2002, Seite 103ff.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER B ÜNDNISSE EINHALTEN 107

Moua war kürzlich im Tempel, um ihr Endowment zu empfangen. Sie war begeistert und dankbar für eine derartige Segnung. Sie war überwältigt von dem Erlebnis, und ihr wurde gesagt, dass von ihr nicht erwartet würde, beim ersten Mal alles zu ver- PUNKTE ZUM NACHDENKEN stehen. Sie bekam das starke Gefühl, zu bezeugen, dass die Bündnisse, die sie an jenem Tag einging, • Welche heiligen Handlungen haben Sie empfan- richtig sind. Jetzt fragt sie sich, was sie tun muss, gen? Welche konkreten Bündnisse sind Sie dabei um das Erlebte noch besser zu verstehen, und wie jeweils eingegangen? sie mehr erfahren kann. • Weshalb ist es so wichtig, Bündnisse zu schließen • Welchen Rat können Sie Moua geben? und einzuhalten, um Erhöhung zu erlangen? • Worin unterscheiden sich Bündnisse mit dem Herrn von Verträgen zwischen Menschen? • Wie können Sie das Einhalten von Bündnissen zu einem bedeutsameren Teil Ihres Lebens machen?

EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN

Elder Boyd K. Packer vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Die Erste Präsidentschaft be- richtet dem Kollegium der Zwölf Apostel häufig, dass sie, wenn sie einen Mann und seine Ehefrau eingeladen haben, um mit ihnen darüber zu bera- ten, ob sie eine Missionsberufung annehmen oder nicht, als prompte Antwort erhalten: ‚Wir waren im Tempel!’ Was heißen soll: Wir unterstehen ei- nem Bündnis. Der Begriff Bündnis ist ein machtvol- ler, motivierender Begriff.“ (The Holy Temple, 1980, Seite 166.) • Warum wirkt Ihrer Meinung nach der Begriff Bünd- nis so motivierend auf Heilige der Letzten Tage?

• Inwiefern haben die Bündnisse, die Sie eingegan- gen sind, Ihr Leben beeinflusst?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 108 B ÜNDNISSE EINHALTEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER B ÜNDNISSE EINHALTEN 109

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 110

Wir verlieren das Leben, indem wir unseren Mit- KAPITEL 15 menschen dienen und sie aufbauen. Das ist die EINANDER DIENEN einzige Methode, wirklich und auf Dauer glücklich zu sein. Das Dienen ist nicht etwas, was wir auf der EINLEITUNG Erde ertragen, um uns das Anrecht auf das celesti- ale Reich zu verdienen. Das Dienen ist der Wesens- Jünger Jesu Christi erkennen die Bedürfnisse ande- kern des erhöhten Lebens im celestialen Reich. rer und sind bestrebt, ihnen zu dienen. Überall in Wir wissen doch, dass das Dienen unserem Vater unserer Umgebung gibt es Menschen, deren Leben im Himmel Erfüllung bringt, und wir wissen auch, wir bereichern können, indem wir unsere Talente dass wir dort sein wollen, wo er ist – warum muss für sie einsetzen. Wir können sie in uns dann geboten werden, einander Zeiten des Kummers trösten und auf- zu dienen? Wie herrlich wird der Tag muntern. Manchmal hilft es jeman- „Alle Mitglieder sein, an dem das alles ganz natürlich dem schon, ein Problem zu lösen oder der Kirche sind geschieht, weil unser Herz rein ist. schwierige Umstände zu ertragen, durch Bündnisse Dann werden wir kein Gebot mehr wenn wir einfach nur unser Zeugnis verpflichtet, zu brauchen, weil wir selbst erfahren ha- geben oder die Sichtweise des Evangeli- dienen.“ ben werden, dass wir nur dann wirk- ums ansprechen. Der Herr segnet seine lich glücklich sind, wenn wir selbstlos Kinder durch unsere Bemühungen. dienen. Nutzen wir doch Freiheit, die wir dadurch erlangen, dass wir selbständig geben GRUNDSÄTZE, DIE und dienen! VERSTANDEN WERDEN SOLLEN Erkennen wir, wie bedeutsam Selbständigkeit ist, • Die Diener des Herrn und die heiligen Schriften wenn wir sie als Voraussetzung für das Dienen be- verlangen von uns, einander zu dienen. trachten und wissen, dass Dienen genau das ist, • Jeder braucht irgendwann einmal Hilfe. was einen Gott ausmacht? Wenn man nicht selb- ständig ist, kann man nicht seinem angeborenen • Wir können einander auf vielfältige Weise Drang nachgehen und dienen. Wie können wir et- dienen. was geben, wenn nichts da ist? Das Essen für einen • Es muss ein Leben lang unser Bestreben sein, Hungrigen kann nicht aus einem leeren Regal ge- anderen zu dienen. nommen werden. Geld zur Unterstützung eines Be- dürftigen kann nicht aus einem leeren Geldbeutel ERGÄNZENDE SCHRIFTSTELLEN genommen werden. Unterstützung und Verständ- UND AUSSAGEN nis können von niemandem kommen, dessen Seele Hunger leidet. Anleitung kann von niemandem Die Diener des Herrn und die heiligen kommen, der nichts gelernt hat. Und vor allem Schriften verlangen von uns, einander zu kann geistige Führung von niemandem kommen, dienen. der geistig schwach ist. „[Lehrt eure Kinder], einander zu lieben und ein- Es besteht eine wechselseitige Abhängigkeit zwi- ander zu dienen.“ (Siehe Mosia 4:15.) schen dem, der hat, und dem, der nicht hat. Ist je- mand erst einmal wiederhergestellt oder selbstän- „Darum sei treu; steh in dem Amt, das ich dir dig, reicht er anderen die helfende Hand, und der bestimmt habe; steh den Schwachen bei, hebe die Kreislauf beginnt wieder von vorn. herabgesunkenen Hände empor, und stärke die müden Knie.“ (LuB 81:5.) Wir alle sind in einigen Bereichen selbständig, in anderen sind wir von anderen abhängig. Daher Präsident Marion G. Romney von der Ersten müssen wir uns alle bemühen, anderen in den Be- Präsidentschaft: reichen zu helfen, in denen wir stark sind. Gleich- „Der Herr sagt: ‚Wer das Leben gewinnen will, wird zeitig dürfen wir uns aber nicht durch unseren es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen Stolz davon abhalten lassen, Hilfe von anderen verliert, wird es gewinnen.’ (Matthäus 10:39.) dankbar anzunehmen, wenn wir wirklich in Not

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER E INANDER DIENEN 111 sind. Denn damit würden wir jemand anderem die Elder Carl B. Pratt von den Siebzigern: „Wir sind Chance nehmen, etwas zu tun, was ihn heiligt.“ ganz gut darin, Berufungen zu erfüllen, Versamm- (Herbst-Generalkonferenz 1982.) lungen zu besuchen, den Zehnten zu zahlen, aber Präsident Gordon B. haben wir auch gelernt, wirklich nach dem zweit- Hinckley, damals Erster wichtigsten Gebot zu leben: ‚Du sollst deinen Ratgeber in der Ersten Nächsten lieben wie dich selbst’? (Matthäus 22:39.) Präsidentschaft: „Jedem Das können wir nicht einfach dem Ältestenkolle- von uns ist von Gott die gium oder den Besuchslehrerinnen übertragen, Pflicht auferlegt, einander sondern es muss aus dem Herzen eines jeden wah- die Last abzunehmen und ren Jüngers Christi kommen, nämlich eines Men- einander zu stärken, zu schen, der automatisch und ohne darum gebeten ermutigen und aufzu- worden zu sein danach Ausschau hält, wie er sei- bauen, ineinander das nen Mitmenschen dienen und sie erbauen und Positive zu suchen und dieses Positive hervorzuhe- stärken kann.“ (Der Stern, Januar 1998, Seite 12.) ben.“ (Let Faith Replace Our Fears, CES-Fireside für junge Erwachsene, 6. März 1994, Seite 7.) Jeder braucht irgendwann einmal Hilfe. Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf Apostel: „In den Offenbarungen der Letzten Tage Apostel: „Mann und Frau tragen die feierliche Ver- hat der Herr uns geboten: ‚Steh den Schwachen antwortung, einander und ihre Kinder zu lieben und bei, hebe die herabgesunkenen Hände empor, und zu umsorgen. … Die Eltern haben die heilige Pflicht, stärke die müden Knie.’ (LuB 81:5.) In einem ande- ihre Kinder in Liebe und Rechtschaffenheit zu erzie- ren Abschnitt des Buches Lehre und Bündnisse hat hen, sich ihrer physischen und geistigen Bedürfnisse er uns angewiesen, wir sollten uns „voll Eifer einer anzunehmen, sie zu lehren, dass sie einander lieben guten Sache widmen und vieles aus [unserem] eige- und einander dienen, die Gebote Gottes befolgen nen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit und gesetzestreue Bürger sein sollen, wo immer sie zustande bringen“ (LuB 58:27). … In der Tat sind leben.“ („Die Familie – eine Proklamation an die alle Mitglieder der Kirche Jesu Christi durch Bünd- Welt“, Liahona, November 2010, Rückumschlag.) nisse verpflichtet, zu dienen.“ (Herbst-Generalkon- Präsident Harold B. Lee, der elfte Präsident der ferenz 1984.) Kirche: „Wer von uns, welche Position er auch in- Elder Henry B. Eyring, damals Mitglied des Kolle- nehatte, hatte es noch nicht nötig, gestärkt zu wer- giums der Zwölf Apostel: „Zu diesem Gehorsam ge- den?“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1973.) hört immer auch der Dienst am Nächsten. Wenn Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf wir Gott dienen, lernen wir teilweise auch das emp- Apostel: „Das Leben in der heutigen Welt kann so finden, was Gott empfindet, und so lernen wir ihn kompliziert und die Schwierigkeiten können so kennen.“ (Liahona, Januar 2002, Seite 18.) überwältigend sein, dass wir Menschen gar nicht Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf damit fertig werden. Wir brauchen alle die Hilfe Apostel: „[Jesu] absichtliche Gegenüberstellung von des Herrn.“ (Der Stern, Januar 1992, Seite 79.) Juden und Samaritern soll uns ganz klar machen, Elder Russell M. Nelson dass wir alle der Nächste des anderen sind, dass wir vom Kollegium der Zwölf einander lieben und achten, ehren und dienen sol- Apostel schildert, was Prä- len, auch wenn wir noch so verschieden sind – sident Gordon B. Hinckley auch in religiöser, politischer oder kultureller Hin- als junger Missionar erlebt sicht.“ (Siehe Liahona, Januar 2002, Seite 40.) hat: „Kurz nachdem Elder Elder Henry B. Eyring: „[Der Erretter] hat uns be- Hinckley die Arbeit in rufen, anderen zu dienen, damit wir unseren ebenso England aufgenommen wie ihren Glauben stärken können. Er weiß, dass wir hatte, verließ ihn der Mut, ihn kennenlernen, wenn wir ihm dienen.“ (Siehe und er schrieb seinem Va- Liahona, Juli 2000, Seite 79.) ter. Die weise Antwort sei- nes Vaters auf diesen Brief

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 112 E INANDER DIENEN schloss mit den Worten: ‚Vergiss dich selbst und geh Wir können einander auf vielfältige an die Arbeit.’ [Sheri L. Dew, Go Forward with Faith: Weise dienen. The Biography of Gordon B. Hinckley, 1996, Seite 64.] Dank seinen Eltern und dem entscheidenden Ent- „Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem schluss zu bleiben, beendete Elder Hinckley seine Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu Mission ehrenvoll. Heute sagt er oft, dass er alles sorgen, wenn sie in Not sind.“ (Jakobus 1:27.) Gute, was er seitdem erlebt hat, dieser Entscheidung „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu es- verdankt. Während der Mission entwickelte er gute sen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu Gewohnheiten; er lernte zu studieren, zu arbeiten, trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und sich mitzuteilen, sparsam zu sein, sich die Zeit einzu- ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und teilen und noch mehr. Damals lernte er, dass für den ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und Herrn nicht unmöglich ist [siehe Jeremia 32:17; Lu- ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und kas 1:37].“ (Der Stern, Januar 1998, Seite 15.) ihr seid zu mir gekommen. … Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner gerings- ten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25:35,36,40; [Seminarschriftstelle: Matthäus 25:40].) Präsident James E. Faust von der Ersten Präsi- dentschaft: „So sprach der Erlöser: ‚Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hin- gibt.’ [Johannes 15:13.] Viele von uns bringen ihre Selbstlosigkeit freilich nicht auf solch dramatische Weise zum Ausdruck, doch kann Selbstlosigkeit für einen jeden von uns Elder Marvin J. Ashton vom Kollegium der Zwölf bedeuten, die richtige Person zur richtigen Zeit am Apostel: „Menschen aller Altersbereiche brauchen richtigen Ort zu sein, um jemandem einen Dienst Hilfe. Manche seiner Schafe sind jung und einsam zu erweisen. Fast jeder Tag bringt uns Gelegenhei- und haben sich verirrt. Andere sind erschöpft, be- ten, an anderen selbstlos zu handeln. Die Möglich- trübt und vom Alter erschöpft. Manche befinden keiten, so zu handeln, sind unbegrenzt und kön- sich in unserer Familie oder Nachbarschaft, andere nen auch einfach in einem freundlichen Wort, ei- an den Enden der Erde, wo wir mit ner helfenden Hand oder einem unserem Fastopfer helfen können. gütigen Lächeln bestehen. … Manche hungern nach Nahrung. An- „Menschen aller Ich möchte bezeugen, dass der größte dere hungern nach Liebe und Anteil- Altersbereiche und erfüllendste Dienst, den wir leis- nahme.“ (Herbst-Generalkonferenz brauchen Hilfe.“ ten können, der Dienst für den Meis- 1981.) ter ist. Von allen Beschäftigungen, Elder Dallin H. Oaks: „Als die Heiligen sich dann denen ich in meinem Leben nachgegangen bin, in den Gebirgstälern niederließen, gründeten sie war keine so lohnend oder befriedigend wie die sofort den Ständigen Auswanderungsfonds, um Erfüllung einer Berufung zum Dienen in der Kir- den Armen zu helfen, von Winter Quarters aufzu- che. Jede war anders. Jede hat mir unterschiedliche brechen. Später wurde auch denen geholfen, die Segnungen gebracht.“ (Liahona, November 2002, aus Europa kamen. Wenigstens die Hälfte derer, die Seite 21f.) zu den Heiligen gereist kamen, hätte ohne die Hilfe Elder Dallin H. Oaks: der Führer und der Mitglieder, die entschlossen waren, jeden einzubeziehen, der sich in Zion sam- „Millionen … dienen von zu Hause aus in ihren meln wollte, nicht kommen können.“ (Der Stern, Aufgaben in der Kirche. Beispielsweise die [vielen Januar 1998, Seite 75.) tausend] Bischofschaften und Zweigpräsidentschaf- ten und die treuen Präsidentschaften der Kollegien

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER E INANDER DIENEN 113 und Leitungen der Frauenhilfsvereinigung, der Pri- Präsident Thomas S. marvereinigung und der Jungen Damen, die mit Monson von der Ersten ihnen und unter ihrer Leitung dienen. Ebenso Präsidentschaft: „[Durch Millionen von treuen Lehrern in den Gemeinden, unser Dienen] können Zweigen, Pfählen und Distrikten. Und denken Sie wir Menschen aufrichten, an die hunderttausenden Heimlehrer und Besuchs- Frierende kleiden, Hung- lehrerinnen, die das Gebot des Herrn befolgen, ‚im- rige speisen, Trauernde mer über die Kirche zu wachen und bei ihnen zu trösten und andere auf- sein und sie zu stärken’ (LuB 20:53). … richten.“ (Siehe Der Stern, In der Kirche Jesu Christi Juli 1990, Seite 42.) der Heiligen der Letzten Es muss ein Leben lang unser Bestreben Tage ist selbstloses Die- nen schon zur Tradition sein, anderen zu dienen. geworden. Die Kirche „Ich [wünsche], weil ich zu euch gesagt habe, zeichnet sich ja gerade dass ich meine Tage in eurem Dienst verbracht auch dadurch aus, dass habe, nicht damit zu prahlen ...; denn ich habe wir in den tausenden ört- nur im Dienste Gottes gestanden. lichen Gemeinden und Und siehe, ich sage euch dies, damit ihr Weisheit den regionalen Pfählen, Distrikten und Missionen, lernt, damit ihr lernt, dass, wenn ihr im Dienste die sie betreuen, keine bezahlten oder hauptamt- eurer Mitmenschen seid, ihr nur im Dienste eures lichen Geistlichen haben. Es ist ein wesentlicher Gottes seid.“ (Siehe Mosia 2:16,17 [Seminarschrift- Teil des Planes Gottes für seine Kinder, dass die stelle: Mosia 2:17].) Führung und die Arbeit in seiner Kirche von seinen Kindern geleistet wird, die großzügig von ihrer Zeit „Darum, o ihr, die ihr geben, um Gott und ihren Mitmenschen zu die- euch in den Dienst Got- nen.“ (Siehe Liahona, November 2002, Seite 69.) tes begebt, seht zu, dass ihr ihm mit eurem gan- Elder James M. Paramore von der Präsidentschaft zen Herzen, aller Macht, der Siebziger: „Die Kirche hilft uns, Selbstsucht und ganzem Sinn und aller Unsicherheit zu überwinden, indem wir ein Leben Kraft dient, damit ihr am lang anderen Menschen auf vielfache Weise die- letzten Tag ohne Tadel nen. Einige unserer schönsten Erinnerungen bezie- vor Gott stehen mögt.“ hen sich auf persönliche Bindungen, die sich im (LuB 4:2.) gemeinsamen Dienen ergeben.“ (Siehe Der Stern, Juli 1988, Seite 9.) Elder M. Russell C. Tay- lor von den Siebzigern: Schwester Betty Jo N. Jepsen von der PV-Präsi- dentschaft: „Alles, was wir tun, um unseren Mit- „[Dient] ein Leben lang. … Das Dienen zeigt euch menschen zu dienen, zeigt, dass wir die Einladung im Leben die Fenster anstelle von Spiegeln, die im- des Erretters, zu ihm zu kommen, annehmen wol- mer nur euer eigenes Bild reflektieren.“ (Siehe Der len. Wie wäre es, wenn wir einmal überprüften, Stern, Juli 1989, Seite 42.) wie es um unseren Dienst am Nächsten bestellt ist? Elder Robert L. Backman von den Fragen wir uns: Besuche ich meine Siebzigern: „Mögt ihr erkennen, dass Freundin, die das Haus nicht mehr „In der Kirche Jesu dies eure Welt ist, eine schöne Welt verlassen kann? Tue ich den Mund Christi der Heiligen mit unbegrenzten Möglichkeiten, sich auf, um die Wahrheit zu verteidigen der Letzten Tage ist zu entfalten, zu lernen und zu die- und zu bezeugen? Gebe ich von mei- nen. Macht sie doch zu einer besseren selbstloses Dienen nen weltlichen Gütern ab? Widme ich Welt, indem ihr euch jetzt bereit- einen Teil meiner produktiven Zeit schon zur Tradi- macht und euer ganzes Leben lang meinen Kindern? Erfülle ich meine tion geworden.“ großzügig dient – als Zeichen dafür, Berufung in der Kirche gern?“ (Siehe dass ihr den Vater im Himmel und Der Stern, Januar 1993, Seite 70.)

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 114 E INANDER DIENEN seinen Sohn liebt.“ (Herbst-Generalkonferenz Bischof Vaughn J. Featherstone, damals in der Präsi- 1980.) dierenden Bischofschaft, gab folgende Schilderung Elder M. Russell Ballard: „Sobald jemand erst- von Bruder Les Goates wieder. Bruder Goates’ Vater mals zu einem Amt im Priestertum ordiniert wird, George baute westlich von Lehi in Utah Zuckerrüben muss er sich dazu verpflichten, sein Leben lang im an. 1918, als sich die beschriebene Begebenheit zu- Reich Gottes zu dienen. Junge Männer müssen trug, starben bei der Epidemie der Spanischen Grippe von ihrem Vater, Bischof und Priestertumsberater weltweit über 20 Millionen Menschen. liebevoll und einfühlsam darin unterwiesen wer- „,Der Winter kam in diesem Jahr früh, sodass ein den, dass das Priestertum bedeutet, zu dienen.“ Großteil der Zuckerrüben in der Erde festfror‘, („The Greater Priesthood: Giving a Lifetime of Ser- schreibt Bruder Goates. ,Mein Vater und mein Bru- vice in the Kingdom“, Ensign, September 1992, der Francis bemühten sich verzweifelt, dem gefro- Seite 72.) renen Boden jeden Tag eine Ladung Zuckerrüben Elder Richard G. Scott, damals von der Präsident- zu entreißen.‘ Eines Tages bekamen sie einen An- schaft der Siebziger: „Ich weiß, dass [Gott] lebt. Ich ruf, dass Georges neunjähriger Enkel Kenneth ,an liebe ihn mit jeder Faser meines Wesens. Mit Ihnen der gefürchteten Grippe erkrankt war, und zwar so gemeinsam möchte ich mein Leben dafür nutzen, schwer, dass er schon nach wenigen Stunden ver- dem Vater zu dienen und seine Kinder zu er- storben war‘. George wurde gebeten, nach Ogden bauen.“ („Four Fundamentals for Those Who Teach zu kommen und den Jungen nach Lehi zu holen, and Inspire Youth“, in Old Testament Symposium damit er dort beerdigt werden konnte. Speeches, 1987, Seite 6.) Als George das Haus seines Sohnes Charles erreichte, stellte er fest, dass dieser ebenfalls krank war. Charles ANWENDUNG UND BEISPIELE bat seinen Vater, den Jungen mitzunehmen und am nächsten Tag wiederzukommen, um ihn abzuholen. Manuel, Marta und ihre Kinder hatten drei Jahre ,Vater brachte Kenneth nach Hause, fertigte in sei- lang im Ausland gelebt, als Manuel Missionspräsi- ner Zimmermannswerkstatt einen Sarg an und [hob dent war. Währenddessen hatten sie anderen treu mit meinem Bruder] Franz und zwei freundlichen gedient. Da sie ihr Haus verkauft hatten, um auf Nachbarn das Grab [aus]. Mission gehen zu können, hatten sie Vorkehrun- gen dafür getroffen, nach ihrer Rückkehr ein klei- Kaum waren sie vom Friedhof zurück, klingelte das nes Haus zu mieten. Telefon erneut.‘ Sie erfuhren, dass Charles verstor- ben war und vier seiner kleinen Kinder ebenfalls Als sie ihr neues Zuhause betraten, waren sie scho- erkrankt waren. Charles’ Leichnam wurde mit dem ckiert, Möbel, hergerichtete Betten, Geschirr in den Zug nach Lehi befördert, aber tags darauf musste Schränken und mit Lebensmitteln gefüllte Regale George wieder nach Ogden, um eine Enkelin abzu- vorzufinden. Manuel und Marta setzten sich im holen, die siebenjährige Vesta, die mittlerweile ver- Kreise ihrer Lieben im Wohnzimmer hin und wein- storben war. Bevor er mit Vesta Lehi erreicht hatte, ten. So lange hatten sie anderen gedient, und nun kam bereits ein weiterer Anruf, dass eine ihrer dienten andere ihnen. Sie knieten dankbar zum Fa- kranken Schwestern, die fünfjährige Elaine, eben- miliengebet nieder. falls verstorben war. Also unternahm George ,die • Nach welchen Hinweisen darauf, dass Menschen herzzerreißende Fahrt erneut, um innerhalb einer in unserem Umfeld unseren Dienst brauchen, Woche ein viertes Mitglied seiner Familie nach könnten wir Ausschau halten? Hause zu holen und zu begraben‘. Am nächsten Tag sagte George zu seinem Sohn Francis: ‚Komm, mein Sohn, wir gehen am besten aufs Feld und sehen nach, ob wir noch eine Ladung Zuckerrüben aus dem Boden bekommen, bevor er noch tiefer gefroren ist.’ … Als sie die Saratoga-Straße hinunterfuhren, kam ih- nen ein Wagen nach dem anderen mit einer gro- ßen Ladung Zuckerrüben entgegen – die Nachbarn fuhren sie zur Fabrik. …

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER E INANDER DIENEN 115

Auf dem letzten Wagen war … Jasper Rolfe. Er • Welche Möglichkeiten zu dienen haben Mitglie- winkte uns fröhlich zu und rief: ‚Das sind alle, On- der der Kirche? kel George!’ • Was kann man konkret tun, um außerhalb der Mein Vater wandte sich zu Francis und sagte: ‚Ich Kirchenorganisation zu dienen? wünschte, das wären alles unsere.’ • Wie kann man feststellen, wem man dienen soll? Als sie am Tor zur Farm anlangten …, war keine ein- zige Zuckerrübe mehr auf dem gesamten Feld. Da EINDRÜCKE UND ANMERKUNGEN dämmerte es ihm, was Jasper Rolfe gemeint hatte, als er ausrief: ‚Das sind alle, Onkel George!’ … Darauf setzte sich Vater auf einen Berg Zucker- rübenkraut – dieser Mann, der innerhalb von nur sechs Tagen vier seiner Lieben nach Hause geholt, Särge gezimmert, Gräber ausgehoben und sogar ge- holfen hatte, die Verstorbenen einzukleiden – … und weinte wie ein kleines Kind. Anschließend stand er auf, wischte sich mit sei- nem großen roten Halstuch die Augen, schaute zum Himmel hinauf und sagte: ‚Danke, Vater, für die Ältesten aus unserer Gemeinde!’“ (Frühjahrs- Generalkonferenz 1973.) • Warum war Bruder Goates wohl so berührt von dem Dienst, den man ihm erwiesen hatte?

• Was können Sie aus der Tatsache lernen, dass die Ältesten nicht erst darauf warteten, dass Familie Goates sie wegen der Rüben um Hilfe bat?

PUNKTE ZUM NACHDENKEN

• Inwiefern sind Verständnis und Mitgefühl eine Art des Dienens?

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 116 E INANDER DIENEN

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER E INANDER DIENEN 117

D AS E VANGELIUM UND EIN ERFÜLLTES L EBEN – LEITFADEN FÜR DEN S CHÜLER 118 DIE FAMILIE EINE PROKLAMATION AN DIE WELT

DIE ERSTE PRÄSIDENTSCHAFT UND DER RAT DER ZWÖLF APOSTEL W DER KIRCHE JESU CHRISTI DER HEILIGEN DER LETZTEN TAGE IR, DIE ERSTE PRÄSIDENTSCHAFT und der Rat der Zwölf Pfl icht, ihre Kinder in Liebe und Rechtschaffenheit zu erzie- Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hen, sich ihrer physischen und geistigen Bedürfnisse anzuneh- verkünden feierlich, dass die Ehe zwischen Mann und Frau von men und sie zu lehren, dass sie einander lieben und einander Gott verordnet ist und dass im Plan des Schöpfers für die ewige dienen, die Gebote Gottes befolgen und gesetzestreue Bürger Bestimmung seiner Kinder die Familie im Mittelpunkt steht. sein sollen, wo immer sie leben. Mann und Frau – Mutter und Vater – werden vor Gott darüber Rechenschaft ablegen müs- LLE MENSCHEN – Mann und Frau – sind als Abbild Gottes er- A sen, wie sie diesen Verpfl ichtungen nachgekommen sind. schaffen. Jeder Mensch ist ein geliebter Geistsohn oder eine ge- liebte Geisttochter himmlischer Eltern und hat dadurch ein gött- DIE FAMILIE ist von Gott eingerichtet. Die Ehe zwischen Mann liches Wesen und eine göttliche Bestimmung. Das Geschlecht und Frau ist wesentlich für seinen ewigen Plan. Kinder haben ist ein wesentliches Merkmal der individuellen vorirdischen, ein Recht darauf, im Bund der Ehe geboren zu werden und irdischen und ewigen Identität und Lebensbestimmung. in der Obhut eines Vaters und einer Mutter aufzuwachsen, die die Ehegelübde in völliger Treue einhalten. Ein glückli- M VORIRDISCHEN DASEIN kannten und verehrten die Geistsöhne I ches Familienleben kann am ehesten erreicht werden, wenn und -töchter Gott als ihren Ewigen Vater und nahmen seinen die Lehren des Herrn Jesus Christus seine Grundlage sind. Plan an, nach dem seine Kinder einen physischen Körper Erfolgreiche Ehen und Familien gründen und sichern ihren erhalten und die Erfahrungen des irdischen Lebens machen Bestand auf den Prinzipien Glaube, Gebet, Umkehr, Verge- konnten, um sich auf die Vollkommenheit hin weiterzuent- bungsbereitschaft, gegenseitige Achtung, Liebe, Mitgefühl, wickeln und letztlich als Erben ewigen Lebens ihre göttliche Arbeit und sinnvolle Freizeitgestaltung. Gott hat es so vorge- Bestimmung zu verwirklichen. Durch den göttlichen Plan sehen, dass der Vater in Liebe und Rechtschaffenheit über die des Glücklichseins können die Familienbeziehungen über Familie präsidiert und dass er die Pfl icht hat, dafür zu sor- das Grab hinaus Bestand haben. Heilige Handlungen und gen, dass die Familie alles hat, was sie zum Leben und für Bündnisse, die in einem heiligen Tempel zugänglich sind, ihren Schutz braucht. Die Mutter ist in erster Linie für das ermöglichen es dem Einzelnen, in die Gegenwart Gottes zu- Umsorgen und die Erziehung der Kinder zuständig. Vater rückzukehren, und der Familie, auf ewig vereint zu sein. und Mutter müssen einander in diesen heiligen Aufgaben als DAS ERSTE GEBOT, das Gott Adam und Eva gab, bezog sich gleichwertige Partner zur Seite stehen. Behinderung, Tod und darauf, dass sie als Ehemann und Ehefrau Eltern werden sonstige Umstände mögen eine individuelle Anpassung er- konnten. Wir verkünden, dass Gottes Gebot für seine Kinder, forderlich machen. Bei Bedarf leisten die Angehörigen Hilfe. sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern, noch immer IR WEISEN WARNEND DARAUF HIN , dass jemand, der die in Kraft ist. Weiterhin verkünden wir, dass Gott geboten hat, W Bündnisse der Keuschheit verletzt, der seinen Ehepartner dass die heilige Fortpfl anzungskraft nur zwischen einem oder seine Nachkommen misshandelt oder missbraucht oder Mann und einer Frau angewandt werden darf, die rechtmä- seinen familiären Verpfl ichtungen nicht nachkommt, eines ßig miteinander verheiratet sind. Tages vor Gott Rechenschaft ablegen muss. Weiter warnen WIR VERKÜNDEN, dass die Art und Weise, wie sterbliches wir davor, dass der Zerfall der Familie über die Menschen, Leben erschaffen wird, von Gott so festgelegt ist. Wir bekräf- Länder und Völker das Unheil bringen wird, das in alter und tigen, dass das Leben heilig und in Gottes ewigem Plan von neuer Zeit von den Propheten vorhergesagt worden ist. wesentlicher Bedeutung ist. WIR RUFEN die verantwortungsbewussten Bürger und MANN UND FRAU tragen die feierliche Verantwortung, einan- Regierungsvertreter in aller Welt auf, solche Maßnahmen zu der und ihre Kinder zu lieben und zu umsorgen. „Kinder sind fördern, die darauf ausgerichtet sind, die Familie als Grund- eine Gabe des Herrn.“ ( Psalm 127:3. ) Eltern haben die heilige einheit der Gesellschaft zu bewahren und zu stärken.

Diese Proklamation wurde von Präsident Gordon B. Hinckley im Rahmen seiner Ansprache bei der Allgemeinen Versammlung der Frauenhilfsvereinigung verlesen, die am 23. September 1995 in Salt Lake City stattfand. GERMAN

4 02365 99150 2 36599 150