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BoalClslEckhardt Fuchs

:....T:. -.'- Historisches Wörterbuch der Philosophie, John Patrick Diggins a l-L':.:,":" :n: \1. Kammen (Hrsg.). The Past Before l:f = ::":. Cnited States. IthacaILondon 1980. S. 45.

K:..::..--. ~.:}: Joa-::him Günther. in: Spuren Nr. 26/27. Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung ~( bis zur Reagan-Ära =., c.::::j·e,ru.a.! History und Histoire des Mentalitts ~ : ~ -". S 144-162. hier S. 146. ~c.r .'.oe:} 1~.;(1-1930, in: Neue Politische Litera- 1. Einleitung

,-,~~.:..<~...;c·:on. Fran~urt l·.. a. M. 1985. S. 289. Die Rolle der Intellektuellen in der amerikanischen Geschichte ist so umstritten wie die der japanischen Intellektuellen, über die ich aller­ dings außer dem Buch von Tatsuo Arima ,The Failure of Freedom: A Portrait of Modern Japanes Intellectuals"l fast nichts weiß. Als ich Arimas ausgezeichnetes Buch las, war ich erstaunt, so viele Parallelen zwischen amerikanischen und japanischen Intellektuellen zu finden: der gleiche Hang zur Entfremdung von der konventionellen Politik und normalen Gesellschaft, der gleiche mutige, aber wirkungslose Versuch, Kunst, Literatur und Philosophie als Mittel zur Reformie­ rung der sozialen Ordnung zu benutzen, die gleiche Sorge um den geringeren Status des eigenen Landes verglichen mit den entwickel­ teren und kulturell reicheren Nationen Westeuropas und die gleiche Ambivalenz gegenüber einer transzendenten Doktrin, sei es der Mar­ xismus, das Christentum oder der Buddhismus und die orientalische Philosophie, wobei die letztere das asketische Ideal der Trans­ zendentalisten Neu-Englands in den dreißiger Jahren des 19. Jhs. und der Beatniks in in den fünfziger Jahren unseres Jahr­ hunderts bildete. Was der amerikanische und japanische Intellektuelle gemeinsam zu haben scheinen, ist das Los, daß sein Wissen im Wider­ spruch zu seinen Wünschen steht. 2 Aber was verstehen wir eigentlich unter dem Begriff des Intellektuellen? Allgemein wird er auf jene be­ zogen, die über das außergewöhnliche Talent verfügen, die Macht des geschriebenen Wortes auszuüben. Aber viele, die als Intellektuelle bezeichnet werden, würden die Anwendung dieses Begriffes auf ihre Person ablehnen. So ist einst der britische Philosoph Bertrand Russel nach seiner Definition des Intellektuellen gefragt worden: "I have never called myself an intellectual, and no one has dared to call me one in my presence", lautete seine Antwort, "I think an intellectual may be defined as a person who pretends to have more intellect than he has,

COMPARATIV. Heft 6/1995, S. 15-43 15 Die Intellektuellen in den USA von der AJ. John Patrick Diggins

nunft. Vorsehung und moralische \-;;:r.:1.Dr and.I hope this ~efinition does not fit me. "3 Richard Hofstadter spotte­ deutung wahrer Tugend. Als ~1itgiJedle te elllm~l, daß em Intellektueller eine Person ist, die gern leichte Ant­ die mit Gnade gesegnet worden ""arelC worten m schwere Fragen umwandelt.4 Wenn sich auch noch so viele stisch-geistigen Erfahrung umerzcg;;:n h Intellektuelle scheuen, eine Definition aufzustellen, sollte aber her­ lektuellen eines Status von Predigen: aJ: vorgehoben werden, daß der Begriff zur Zeit der Dreyfus-Affäre Rolle der Führer und Philosophen "" J.e (1898-1906) entstanden ist, als sich die radikale intellektuelle Gemein­ Edwards bestand darin. die Bedeutung i schaft Frankreichs erhob, um die Republik vor ihren reaktionären Fein­ indem sie die Wege Gottes zum ~1;;:ns..:br: den zu schützen. Die Affäre beobachtend, warnte der amerikanische ~eu-Englands dauerte aber nur z""el G Philosoph William James vor der Rolle der Intellektuellen in der Ge­ kann in solchen Ereignissen ges;;:hel sellschaft: "We 'intellectuals' in America must all work to keep oUf Covenant (1661), als die Kinder der er precious birthright of individualism and freedom free from these laubnis zur Taufe ohne vorherige Bekehr ~nstitutions [church, army, aristocracy, royality]. Every great institution 1,\'irheraft Hysterie (1690-169·h als die IS perforce a means of corruption - whatever good it rnay do. Only in :nend als zu mittelalterlich und abergJ3I the free personal relations is full ideality to be found. "5 Ein halbes den Anstrengungen und Strapazen des t Jahrhundert später, als der amerikanische Intellektuelle weniger an den, Mit dem Beginn der Aufklärung lD der Erhaltung seiner Individualität als am Engagement für kollektiven ,,-a die Welt des John Winthorp zu \e1 Protest interessiert war, beschrieb der LiteraturwissenschaftIer Lionel Franklin zu erfassen. Man wandte Sich Trill~ng das Phänomen als "Gegenkultur", womit er meinte, daß der ten ab, um von der Wissenschaft und ~ SchrIftsteller und der Künstler immer darauf abziele, den bestehenden Lebens wurde nun nicht mehr so sehI Status quo anzugreifen.6 In letzter Zeit bezieht sich der Begriff des Erfolg gesehen, nicht in den inneren ~t~ Intellektuellen eindeutig auf den Kritiker, der lieber ablehnt als bestä­ ;;:xternen "pursuit of happiness", ti~t, auf den entfremdeten Außenseiter, der sich negativ und antagoni­ Während der Herrschaftskrise der stIsch zur Gesellschaft verhält. Aber die Rolle des Intellektuellen in des 18. Jhs. spielte der Calvinismus n Amerika ist nicht immer oppositionell gewesen. Die Unzufriedenheit der Amerikanischen Revolution stanO des Intellektuellen ist ein relativ junges Phänomen, das seine Wurzeln s,:hen und vielen anderen Revolutione im 19. Jh. hat. Um diese Entwicklung zu verstehen, ist es notwendig, der Philosophen im Widerstand gegen an den Beginn der amerikanischen Geschichte zurückzukehren, in das Kolonien. Obwohl einige Pfarrer. "" ie 17. und 18. Jh., als sich die amerikanischen "men of letters" eins mit iigiöse Pflicht der Unterordnung unter ihrer Gesellschaft und Regierung fühlten. :en. folgten die meisten Amerikaner J jes Widerstandes gegen eine unpopulaI 2. Die Verschmelzung von Macht und Intellekt und ihr Zusam­ :ung. den puritanischen Vertrag aurre.: menbruch: das 17. und 18. Jahrhundert der Korruption Europas zu schützen. ~ :nas Paine und Thomas Jefferson. libeI In ~er ~rühesten Phase der amerikanischen Geistesgeschichte, des ':le Gesetze der Natur als auch auf dJ Punta~smus Neu-Englands, waren Männer von Bildung und Gelehr­ jie Grundlagen der natürlichen ~1en.." samkeIt unerläßlich. Während dieser Periode, etwa zwischen 1630 und -\merikanische Revolution nun taL.--acl dem Vorabend der Aufklärung bis zum Ende des17. Jhs., wurde das :st. die "von unten" in die Geschieht Leben v?r.al~em in theologischen Begriffen aufgefaßt, und alle Aspekte Handwerker und kleinen Farmer - d) der calvmI~tIschen Theologie erforderten die rigoroseste Analyse und s,:hen Geschichtsschreibung bilden -. InterpretatIOn: das Wesen des Vertrages mit Gott, Glaube und Ver-

16 Itroc. Diggins Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung bis zur Reagan-Ära x ::: :T1~ •. , Richard Hofstadter spotte­ nunft, Vorsehung und moralische Verantwortung, Ursünde und die Be­ . e:::·e Person ist. die gern leichte Ant­ deutung wahrer Tugend. Als Mitglieder der "Auserwählten", jener, w.:=.e:c. -Wenn sich auch noch so viele die mit Gnade gesegnet worden waren und sich einer inneren my­ 'l::;::,:'D äufzustellen, sollte aber her­ stisch-geistigen Erfahrung unterzogen hatten, erfreuten sich die Intel­ k~:-::1 Z;Jr Zeit der Dreyfus-Affäre lektuellen eines Status von Predigern und moralischen Wächtern. Die ± ~e :-:;dikale intellektuelle Gemein­ Rolle der Führer und Philosophen wie John Winthorp und Jonathan R..~~:-::;; \ or ihren reaktionären Fein­ Edwards bestand darin, die Bedeutung der Existenz zu interpretieren, t--a.:::~::J. \I, arme der amerikanische indem sie die Wege Gottes zum Menschen erklärten. Der Puritanismus ~ R:::e c.er Intellektuellen in der Ge­ Neu-Englands dauerte aber nur zwei Generationen. Sein Niedergang .-\...-:-JC:-:':2 mu stall work to keep our kann in solchen Ereignissen gesehen werden wie dem Halfway ~b~ 2..:;d freedom free from these Covenant (1661), als die Kinder der ersten Siedlergeneration die Er­ 71..-:" ~':' ä.iir: i. Ever)' great institution laubnis zurTaufe ohne vorherige Bekehrung erhielten, und in der Salem - ... :-..2'=\ er good it may do. Only in Withcraft Hysterie (1690-1694), als die puritanische Theologie zuneh­ : h:.e~:,:. to be found."5 Ein halbes mend als zu mittelalterlich und abergläubig angesehen wurde, um mit :L~.I:~s.:hoe Intellektuelle weniger an den Anstrengungen und Strapazen des täglichen Lebens fertig zu wer­ [ a.I s ~T. Engagement für kollektiven den. Mit dem Beginn der Aufklärung im frühen 18. Jh. begann Ameri­ der L c.erarurv.issenschaftler Lionel ka, die Welt des John Winthorp zu verlassen, um die von Benjamin

ni"""U:~r-. ',l, omit er meinte, daß der Franklin zu erfassen. Man wandte sich vom Glauben und den Schrif­ 'I'!e:" ~-:::L:f a~ziele. den bestehenden ten ab, um von der Wissenschaft und Natur zu lernen. Der Zweck des T Ze:: bezieht sich der Begriff des Lebens wurde nun nicht mehr so sehr in der Errettung, sondern im Cm:.:~r. der lieber ablehnt als bestä­ Erfolg gesehen, nicht in den inneren Mysterien der Seele, sondern dem :=Jle;. der sich negativ und antagoni­ externen "pursuit of happiness". bei dJe Ra] Je des Intellektuellen in Während der Herrschaftskrise der sechziger und siebziger Jahre 're!i ge',l,es.en. Die Unzufriedenheit des 18. Jhs. spielte der Calvinismus noch eine bedeutende Rolle. In nges Phanomen. das seine Wurzeln der Amerikanischen Revolution standen, anders als in der Französi­ :mg Z;J \ erstehen. ist es notwendig, schen und vielen anderen Revolutionen, viele Geistliche an der Seite Ges..:hi·cnre zurückzukehren, in das der Philosophen im Widerstand gegen die britische Herrschaft in den ;aIDs.ch-,?i} -.rnen of letters" eins mit Kolonien. Obwohl einige Pfarrer, wie etwa Jonathan Boucher, die re­ U:hh"~ ligiöse Pflicht der Unterordnung unter die souveräne Autorität predig­ ten' folgten die meisten Amerikaner John Wise in der Befürwortung Ir lIDd Intellekt und ihr Zusam­ des Widerstandes gegen eine unpopuläre Regierung als einer Verpflich­ mttuodert tung, den puritanischen Vertrag aufrechtzuerhalten und Amerika vor der Korruption Europas zu schützen. Noch einflußreicher waren Tho­ b""s.:h-.?o Geistesgeschichte, des mas Paine und Thomas Jefferson, liberale Denker, die sich sowohl auf t \ta....::ler \ on Bildung und Gelehr­ die Gesetze der Natur als auch auf die Gesetze Gottes bezogen, um r Pe7-:~oi::? etwa zwischen 1630 und die Grundlagen der natürlichen Menschenrechte zu verfassen. Ob die r...:cn Ende jesI 7. Jhs., wurde das Amerikanische Revolution nun tatsächlich vonjenen gemacht worden p-'i'fen ällfgefaßt. und alle Aspekte ist, die "von unten" in die Geschichte eintraten, durch die Arbeiter, ier..e!"2 jie rigoroseste Analyse und Handwerker und kleinen Farmer - die den Gegenstand der marxisti­ :"a:ge-s :r.J! Gott. Glaube und Ver- schen Geschichtsschreibung bilden -, oder nicht, soll hier nicht erör­

17 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA von oor AI. tert werden; man kann aber kaum leugnen, daß sie durch Intellektuel­ zu zeigen, warum es notwendig \~ a:-. ~u: le und Gelehrte geführt worden ist, durch jene, die fähig waren, die litik" zu begründen. die \'om kla"""hc; Gründe zu artikulieren, die dem Recht auf Revolution seine philoso­ wich und trotzdem die Freiheit ffin an Argument~ phische Legitimität gaben. brauchen hier nicht die der f In dieser Periode der Revolution und der folgenden Verfassung kam listen, jener, die die Amerikaner \ on der Amerika wahrscheinlich so nah an das asiatische Ideal des Intellektu­ rimentes" zu überzeugen suchten. .lilZl. ellen heran wie niemals wieder. In der klassischen asiatischen Zivili­ ten. daß sowohl jene, die die Verias;.urJ d~r sation wurde von den "men of letters" gefordert, die Welt der Ereig­ die sie ablehnten, die Annahme Au: nisse zu interpretieren und Verantwortung für die öffentlichen Ange­ ker die Verantwortung hat. sein überTai legenheiten zu übernehmen. Der Brahmane diente als Führer in Indi­ zu nutzen, die Lektionen der Ge--.:h,h::bl ~h~r en, die Mandarine befehligten die wichtigsten öffentlichen Einrich­ gung der Macht zu kontrollieren, tungen in China, und in Japan wurden verschiedene Gelehrte, ob der sehen Geschichte sollte der politi-:..:he Spiritualist Bushido oder der Sozialist Tanemakuhito (jene, die die wie im goldenen Zeitalter der Gründun: Saat legten), als Führer angesehen, die das Denken und Handeln ver­ \10ment der politischen Gründung .\m: einigen und die Theorie dazu bringen konnten, sich auf die Wirklich­ Ironie statt, die in der modemen Ges..:b keit zu beziehen. fast unbemerkt geblieben ist.- Worin N Im Amerika zur Zeit der Gründerväter finden wir etwas vor, das ellen in dieser "neuen Politikwiss.ens man als die kompletteste Verschmelzung von Macht und Intellekt be­ würde er überhaupt irgendeine Rolle 51 zeichnen kann. Die Revolution rief die Gründer auf zu demonstrieren In "The Federalist", Nr. 10. spn.::ht argu~m warum gegen eine illegitime Autorität Widerstand geleistet werde~ Die Anti-Föderalisten hatten .::hanismen in der neuen Verfassung l1K muß und warum nicht nur von Vernunft und Argumenten, sondern und die Schlichtung aufeinanderprallei auch von Macht und selbst Gewalt Gebrauch gemacht werden kann, den. denn solche Probleme könnten d um die Freiheit zu bewahren. Die Ausarbeitung der Verfassung erfor­ werden. Madison erwiderte auf diese derte von ihren Schöpfern, etwas Gegenteiliges zu demonstrieren: ~nlightened statesmen will be able to nämlich zu zeigen, warum das neue föderale System die Ausdehnung :md render them all subservient to der zentralisierten Macht einer neuen, nationalen Regierung erforder­ ,tatesmen will not always be at the b te und warum die Amerikaner dem neuen System als dem besten Mit­ ,pricht, ist im wesentlichen. daß. ( tel, ihre Freiheiten und ihre Interessen zu schützen, Gehorsam leisten Verfassungsschöpfer aus Männern \01 sollten. Die Schöpfer der Verfassung agierten so als Gelehrte und als jiese ihre Fähigkeit nutzen müssen. UI Staatsmänner. Die meisten von ihnen sind in Amerika oder im Aus­ :-en. die Männer solchen Kalibers n)c land ausgebildet worden, und unter denjenigen, die an den hitzigen :iemals wieder auf ihr Erscheinen zj, Debatten am Verfassungskonvent in Philadelphia teilnahmen, befan­ :Twralische Qualitäten, sondern die _\I den sich zwei Universitätspräsidenten und drei Professoren. In der Tat war ' "A Defense of the Constitutions of the Government jle die Republik fortsetzt. Anders als der Soziologe Karl ~l.: of the United States of America" ein Versuch, auf die französischen ':'Je amerikanischen Schöpfer den lote Kritiker des neuen amerikanischen Regierungssystems zu antworten, ':~r Gesellschaft, das fähig ist sich ul indem er sein umfassendes Wissen über die antiken und modemen :":.>litische Passionen zu erheben. um Traditionen der politischen Philosophie von Machiavelli bis Mon­ :: 'oe auf die Regierungsangelegenheitf tesquieu darlegte. Alexander Hamilton und James Madison boten eine ;:ng so weit vorzuschlagen, daß \lan ähnliche intellektuelle Leistung in "The Federalist", denn sie hatten

18 Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA von der AUfklärung bis zur Reagan-Ära lUm leugnen, daß sie durch Intellektuel­ zu zeigen, warum es notwendig war, eine "neue Wissenschaft der Po­ ~D ist. durch jene, die fahig waren, die litik" zu begründen, die vom klassischen Erbe der "civic virtue" ab­ rn Recht auf Revolution seine philoso­ wich und trotzdem die Freiheit mit anderen Mitteln bewahrte. Wir brauchen hier nicht die Argumente der Föderalisten und Anti-Födera­ mon und der folgenden Verfassung kam listen, jener, die die Amerikaner von der Ablehnung des neuen "Expe­ h ar: das asiatische Ideal des Intellektu­ rimentes" zu überzeugen suchten, anzuführen. Es genügt festzuhal­ r. fr:. Je:- klassischen asiatischen Zivili­ ten, daß sowohl jene, die die Verfassung unterstützten als auch jene, r-~ . - gdordert. die Welt der Ereig­ die sie ablehnten, die Annahme der Aufklärung teilten, daß der Den­ :iIII:!IO> :r.-..;.ng für die öffentlichen Ange­ ker die Verantwortung hat, sein überragendes geistiges Können dazu B';"·l('-,~-e i::r dienre als Führer in Indi­ zu nutzen, die Lektionen der Geschichte zu verstehen, um die Bewe­ ~.~tt:gslen 6e .. öffentlichen Einrich­ gung der Macht zu kontrollieren. Niemals wieder in der amerikani­ .'Jr~: ·'eis..:b..iedene Gelehrte, ob der schen Geschichte sollte der politische Intellekt so brillant scheinen ),~E2· S~ TaIlemakuhito (jene, die die wie im goldenen Zeitalter der Gründungsphase. Aber genau in diesem :::,~ ~ Je::... Denken und Handeln ver­ Moment der politischen Gründung Amerikas fand eine Art versteckter "I.TI§:e: kC'lL.1Ien. sich auf die Wirklich- Ironie statt, die in der modernen Geschichts- und Politikwissenschaft fast unbemerkt geblieben ist.? Worin bestand die Rolle des Intellektu­ UDde:-.. .'ller finden wir etwas vor, das ellen in dieser "neuen Politikwissenschaft"? Oder genauer gesagt, ~lzung ~lacht von und Intellekt be­ würde er überhaupt irgendeine Rolle spielen? iei die Gründer auf zu demonstrieren, In "The Federalist", Nr. 10, spricht Madison diese Frage direkt an. moritat Widerstand geleistet werden Die Anti-Föderalisten hatten argumentiert, daß viele strukturelle Me­ Vernunft und Argumenten, sondern chanismen in der neuen Verfassung nicht für die Kontrolle der Macht ,alt Gebrauch gemacht werden kann, und die Schlichtung aufeinanderprallender Interessen gebraucht wür­ All~irung e der Verfassung erfor­ den, denn solche Probleme könnten durch gebildete Männer geklärt 'aS Gegenteiliges zu demonstrieren: werden. Madison erwiderte auf dieses Argument, daß "to say that ~ f:~~ S:-srem die Ausdehnung enlightened statesmen will be able to adjust these clashing interest, =-cm.. I'aDc'm.e;:; Regierung erforder­ and render them all subservient to the public good. Enlightened ~ 5:.'~::: • als dem besten Mit­ statesmen will not always be at the helm."8 Was Madison hier aus­ =-er Z1 ~~Q_ Gehorsam leisten spricht, ist im wesentlichen, daß, obwohl seine Generation der ~ bp:::-~ '-C ~s Gelehrte und als Verfassungsschöpfer aus Männern von Vernunft und Tugend besteht, ~ f;:::": ..:·\.r:;erika oder im Aus­ diese ihre Fähigkeit nutzen müssen, um eine Verfassung zu konstruie­ er ~~e-.:g~:l_ ':::!e an den hitzigen ren, die Männer solchen Kalibers nicht braucht, denn Amerika kann pa.~:~..:3. t" teilnahmen, befan­ niemals wieder auf ihr Erscheinen zählen. Künftig würden es nicht -=:!: ::;.::.: ±-e: Professoren. In der Tat moralische Qualitäten, sondern die "Maschinerie der Regierung" sein, ie C:cs::::-,r;.ions of rhe Government die die Republik fortsetzt. cm \e-rsu.:h. auf die französischen Anders als der Soziologe Karl Mannheim im 20. Jh. betrachteten ~:pemng5systems I zu antworten, die amerikanischen Schöpfer den Intellektuellen nicht als ein Mitglied ~ ~b""T die antiken und modernen der Gesellschaft, das fähig ist, sich über ökonomische Interessen und ~je \on Machiavelli bis Mon­ politische Passionen zu erheben, um eine "desinteressierte" Perspek­ Jmn und James Madison boten eine tive auf die Regierungsangelegenheiten anzubieten. lohn Adams selbst I- The Federalist", denn sie hatten ging so weit vorzuscWagen, daß Männer von überdurchschnittlichem

19 Die Intellektuellen in den USA von der Ai.I John Patrick Diggins

Reichtum und Intellekt einem "Ostrakismus" unterworfen werden soll­ te die ältere elitäre Tradition der Pc

20 iltncl( Diggins Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung bis zur Reagan.Ära ~dk.ismus" unterworfen werden soll- te die ältere elitäre Tradition der Politik, die sein Gegner mit der deka­ un.j damir unfähig sein würden, auf 1Ite1~;~nren ~1itglieder denten Müßigkeit der Aristokratie verband. Jackson dagegen stand für des Unterhau­ den egalitären Volkshelden mit gewöhnlichem Intellekt, der keine for­ ~rL' I:: gewisser Hinsicht könnte man male Ausbildung brauchte. Beginnend mit der Demokratie Jacksons 1r'r'::''::.:ng Amerikas die intellektueJJe war nun jeder Amerikaner, der sich für ein offizielles Amt bewarb, rc Lrüpas ~-erglichen wurde, Gestal­ ~ benachteiligt, wenn er seinen hohen Intellekt herausstellte, und ge­ .-\r:L:-Fo-Jeralisten mit einem unter­ priesen, wenn er mit seiner bescheidenen Herkunft prahlen konnte, m c- I;.; krzn. Aber die Ironie besteht sei es ein Blockhaus oder die Wohnung über einem Krämerladen. Po­ ~= of leners" dahin brachten, ein l2 ~nCn.. litik war nun nicht länger die Domäne der vornehmen Klasse. das keine Aktivität des Intel­ Transzendentalismus: In den dreißiger und vierziger Jahren des 19. ~ U'-l- :l:1·d fanzusetzen. Was in der Jhs. entwickelte sich der Transzendentalismus in Neu-England zur ein­ r PL.;..-~1Jsmus -. bekannt wurde, der flußreichsten geistigen Bewegung Amerikas und bildete in gewisser \ oc I.Gteressen politischer Gruppie­ Hinsicht den Gegenpart zur europäischen Romantik. Verschiedene ;er:. L.:Jd sein eigenes Gegengewicht Führer dieser Bewegung, vor allem Ralph Waldo Emmerson und Henry D. Thoreau, lehnten das politische und religiöse Leben zugunsten ei­ nes "höheren" Lebens für die Poesie und die Philosophie ab. Wenn ImJdJen: das 19. Jahrhundert der amerikanische Intellektuelle eine Rolle in der Gesellschaft spielte, dann konnte sie nicht in der Sphäre der öffentlichen Angelegenheiten :rxkrte sj.:-h im 19. Jh. erheblich. Er gefunden werden. Obwohl viele Transzendentalisten den Kreuzzug :tner Jer -'arion oder deren politi­ für die Abschaffung der Sklaverei unterstützten und sich gegen die icklungen fanden in den Jahren vor Ungerechtigkeiten der kapitalistischen Gesellschaft und gegen den 'l1:ruger:. den Gelehnen an die Peri­ .en. Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von 1846 aussprachen, blickten nur wenige auf die Politik als ein nobles Geschäft. In ihren Essays ~n Erneuerungsbewegungen, die ~lger über "The American Scholar", "Politics", "CiviI Disobedience" und Jahre des 19. Jhs. hinwegfeg_ "The Future of the Republic" erklärten Emerson und Thoreau, warum ~amen ritar .}es Intellekts im der die Verfassung und die Regierung, die sie umsetzte, so wenig getan di~ )en \'emunft als Grundlage des hauen, das Volk aufzurichten, den Geist der Freiheit zu fördern, den des gebilderen Pfarrers zugunsten Westen zu entwickeln und das Land aufzubauen sowie vor allem den L.f.aocb von K.anzelthe

21 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA von I der, der ein solches Etikett rechtfertigt, auf der richtigen Seite der ent­ is the man of wealth. Commerce IS sprechenden politischen Kontroversen gestanden haben muß. Dies war the world are those of commerce. die Annahme der Aufklärung des 18. Jhs., als allgemein geglaubt wurde, rington bezeichnete das Gilded.-\ ge. daß die Fähigkeit der Vernunft tugendhafte Denker hervorbringen zig war sein unverfrorener \-1ateri: würde, die sich selbst der Förderung der Freiheit widmen würden. Der blik, lamentierte Parrington. wurde 16 "mind of the South" in den Jahren vor dem Bürgerkrieg widersprach werden. Der Held Amerikas 'A ar jedoch dieser Annahme. Während jener Jahre wurden sich Denker des gewissenhafte Staatsmann oder der Südens zunehmend ihrer "besonderen Institution", der Sklaverei, be­ ge Reiche, das Subjekt von ThOf"5.lJ wußt. Angesichts der Attacken durch die Intellektuellen der Nordstaaten Theory of the Leisure Class" I 1899. nutzten sie ihr Talent, um ihre spezifische Lebensweise zu verteidi­ Köln 1976). In einer kommerzieller gen, die die egalitären Prinzipien der Unabhängigkeitserklärung ver­ des Reichtums und das Konsum\c letzte, die als den "sheet anchor" der amerikani­ keinen zentralen Platz für den Intel schen Republik bezeichnete. schmerzhafter als Henry Adams. Solche politischen Denker des Südens wie John C. Calhoun, George Henry Adams, der Enkel \on J, Fitzhugh and William Gilmore Simms bildeten einen "geweihten Zir­ Präsidenten der Vereinigten StaaI kel", der den Süden als eine überlegene Zivilisation rechtfertigte. Amerikas zweitem Präsidenten. UlK Calhoun zeigte, daß die 1787 geschriebene Verfassung hinsichtlich Lincolns Minister in England 'A ahn des Schutzes von Minderheiten versagt hatte, und dabei dachte er na­ rikas brillantester Historiker. der . türlich nicht an die schwarzen Sklaven, sondern an die weißen nationalen Geschichte litt. In der fr Südstaatler, deren begründetes Anrecht auf Sklavenarbeit durch die beobachtete Adams, wurde die poli! zahlenmäßig anwachsende Mehrheit der Nord- und Weststaaten be­ men, die in solche Berufen wie ~ droht wurde. Die Intellektuellen des Südens beriefen sich auf die Bi­ ratur ausgebildet waren...In polio bel und die Antike, um zu zeigen, daß die Sklaverei eine "natürliche" expression; it was the old Ciceroni Angelegenheit sei. Besonders Fitzhugh hat mit seinem Postulat, daß that produced the long line of ~e1 der Sklave unter den Bedingungen der "paternalistischen" Plantagen­ men to represent them because thI aristokratie des Südens besser lebte als der Lohnarbeiter im Norden, and they chose the best they had. ­ der durch den Industriekapitalismus ausgebeutet wurde, die Aufmerk­ gerkrieg waren die besten und hells samkeit gegenwärtiger marxistischer Historiker auf sich gezogen. Die zwei neuen Entwicklungen beiseiu einzigartige Rolle des Intellektuellen in den Südstaaten bestand darin, des Finanzkapitalismus sowie der daß er abzulehnen hatte, was anderswo in Amerika bejaht wurde: Ver­ stiegs der Parteibosse. Adams \eTU nunft, Fortschritt, Gleichheit und Gerechtigkeit. 14 Auch nach dem Bür­ beit seiner eigenen Vorfahren. als _ gerkrieg fühlten sich sowohl der Intellektuelle im Norden als auch der re", weil sie versagt hatte. das zu n Intellektuelle im Süden vom Zentrum der Macht entfremdet. Obwohl hatten: kontrollierte Mach!. Durch die Südstaatler mit der Verteidigung der Sklaverei und der Tugenden derdriften der Macht hatte die Ver der Plantagenaristokratie für eine verlorene Sache gekämpft hatten, fragmentiert, daß sich der Staat je. begannen auch die Nordstaatler zu fühlen, daß ihre Sache in der Nach­ Gegenzug Entscheidungen im Sirn kriegsära hoffnungslos war. Mit dem Triumph des Industriekapita­ nutzte der Kapitalismus Bestechun: ~ lismus im Norden begann der nouveau riche Macht und Prestige zu teibosse, um seine illegalen Ziele fordern. Im Gilded Age der achtziger Jahre, so beobachtete Oliver lehrte Max Weber, der die Vereini~ ame~ WendeIl Holmes, "the man who commands the attention ofhis fellows und die Operationen der

22 ~I-S Die Intellektuellen in den USA von der AUfklärung bis zur Reagan.Ära

. ~ .:er richtigen Seite der ent­ is the man of wealth. Commerce is the great power. The aspiration of g'e"-:2!",ctcn haben muß. Dies war the world are those of commerce."15 Der Historiker Vernon L. Par­ ~_ ~.. .l11gemein geglaubt wurde, rington bezeichnete das GildedAge als "the great barbecue", so schmut­ ,,-c.~:e Denker hervorbringen zig war sein unverfrorener Materialismus. Die amerikanische Repu­ :-r F::~:...'-)eit v. idmen würden. Der blik, lamentierte Parrington, würde ihre Seele verkaufen, um reich zu 16 : je=:-. B:rrgerkrieg widersprach werden. Der Held Amerikas war nicht der produktive Arbeiter, der '1" J~~:, '.:.urden sich Denker des gewissenhafte Staatsmann oder der "man of letters"; es war der müßi­ In-'..~~::0n··. der Sklaverei, be­ ge Reiche, das Subjekt von Thorstein Veblens herrlicher Satire "The := 1:::= ::,e,,-:uelien der Nordstaaten Theory ofthe Leisure Class" (1899, deutsch: Theorie der feinen Leute, is..:~ ~'='ensweise zu verteidi­ Köln 1976). In einer kommerziellen Gesellschaft, die durch die Macht C~~.Lgigkeit5>erklärung ver­ des Reichtums und das Konsumvergnügen dominiert wurde, gab es _5...~: ~"}.:h0r- der amerikani­ keinen zentralen Platz für den Intellektuellen, und niemand fühlte das schmerzhafter als Henry Adams. ns .... Je ]·:,hn C. Calhoun. George Henry Adams, der Enkel von John Quincy Adams, dem sechsten b::.:e:e,- e:"en _geweihten Zir­ Präsidenten der Vereinigten Staaten, Großenkel von John Adams, ~~ Zc'. i:i~tion rechtfertigte. Amerikas zweitem Präsidenten, und Sohn von Charles Francis Adams, ~!X' V:,rfa.. sung hinsichtlich Lincolns Minister in England während des Bürgerkrieges, bleibt Ame­ :1 ~::e. ,nd dat-ci dachte er na­ rikas brillantester Historiker, der zugleich am meisten unter seiner 31" er:. s,:,ndern an die weißen nationalen Geschichte litt. In der frühen amerikanischen Republik, so m a:.:: S;Jayenarbeit durch die beobachtete Adams, wurde die politische Führung von jenen übernom­ die:" ~xJ- und Weststaaten be­ men, die in solche Berufen wie Recht, Medizin, Wirtschaft oder Lite­ -.u.ie::.- ~riefen sich auf die Bi­ ratur ausgebildet waren. "ln politics the system required competent 5e S;;':a\erei eine ..natürliche" expression; it was the old Ciceronian idea of govemment by the best eh ~: :rut ~mem Postulat. daß that produced the long line of New England statesmen. They chose . -+'"mer----alistis.chen" Plantagen­ men to represent them because they wanted to be well represented, i5 ~ L0hnarbeiter im Norden, and they chose the best they had."17 Aber im Amerika nach dem Bür­ l~g-e':'le:H=t \loLlrde. die Aufmerk­ gerkrieg waren die besten und hellsten Köpfe durch das Auftreten von -li-qcncr auf sich gezogen. Die zwei neuen Entwicklungen beiseite gedrängt worden, der Entstehung TI de:: Sudst33ten bestand darin. des Finanzkapitalismus sowie der ,,Maschinenpolitik" und des Auf­ ) ~n .-\..."T'Je:-:~ bejaht wurde: Ver­ stiegs der Parteibosse. Adams verurteilte die Verfassung, die Handar­ cbrr~IL ':\uch nach dem Bür­ beit seiner eigenen Vorfahren, als "trügerisch" und als eine "Schimä­ ekn.l\el:e TI ~orden als auch der re", weil sie versagt hatte, das zu tun, was ihre Schöpfer versprochen der 't.s.::hr entfremdet. Obwohl hatten: kontrollierte Macht. Durch die Trennung und das Auseinan­ ie:r Sru,. eiel und der Tugenden derdriften der Macht hatte die Verfassung die nationale Autorität so ~J::= 5.2JChe gekämpft hatten, fragmentiert, daß sich der Staat dem Supreme Court überließ, der im Ja:.. .i:...:, u-:e 5.ache in der Nach­ Gegenzug Entscheidungen im Sinne des Big Business fällte. Und so 1 T:-::.;., ..,:(, .ies I.ndustriekapita­ nutzte der Kapitalismus Bestechung, Patronage, Lobbyismus und Par­ teibosse, um seine illegalen Ziele zu erreichen. Wie der deutsche Ge­ ~ ,"=.'':( "3I.:hr und Prestige zu r lJt..-e. s..~ beobachtete Oliver lehrte Max Weber, der die Vereinigten Staaten im Jahre 1904 besuchte ~ =e ",::ention ofhis fellows und die Operationen der amerikanischen Politik beobachtete. aner­

23 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA va kannte auch Adams, daß die klassische Trennung von politischer und des Geistes und des Wones. t-.e\i ökonomischer Sphäre nicht länger bestehen konnte. Denn der Partei­ delns wurde. Wilson, Professor fL chef selbst war ein "Kapitalist", der einfach Stimmen kaufte und ver­ Ökonomie, Präsident der Princeu kaufte. Adams konnte mit Weber auch darin übereinstimmen, daß Po­ der Bücher über Amerikas poliu litik und Ethik unvereinbar waren und daß sich der empfindliche In­ verbreitete Vorurteil gegenUber , tellektuelle von der "Politik als Berufung" fernhalten sollte. Nach und abstrakt sei, um in der ka);';ul; Adams würde die Union von korporativem Kapitalismus und politi­ sein, umzustoßen. Er schien die k scher Maschinerie die alten republikanischen Ideale seiner Vorfahren was man als die "Wisconsin idea" für immer zunichte und die "men of letters" überflüssig machen. Ge­ die mit Gouverneur Roben LaFI legentlich fand Adams Zuflucht vor seiner Verzweiflung in seinen akademische Gelehne seine Dier Reisen. 1886 besuchte er Japan und schrieb seine Eindrücke über die den Staat ausdehnen könnte. :\be Tempel, die stickige Augusthitze, die Zeremonie des Ocha-no-yu und gination von Amerikas intellek."1Ue den würdevollen Fünfuhrtee nach Hause, und er beklagte sich fort­ Festhalten an der Lassez-Faire-\\l:: während, daß er es nie lernen würde, mit gekreuzten Beinen auf den Rhetorik zu religiös und moralis.ti Fersen zu sitzen. Aber wieder zurück in Amerika gab es mehr, wor­ Theodor Roosevelt aus. der r.eru über man klagen konnte. Er war nun überzeugt, daß die Politik, die der Regierung zur Disziplinierung einmal als ehrenvoller Beruf für den Intellektuellen angesehen wor­ Rider", der die Betrügereien der I den war, alle Scham verloren hatte. "Politics have ceased to interest wie er die materiellen Annehrnli.: me", schrieb er an Hanry Cabot Lodge, "I am satisfied that the machine mus verachtete. can't be smashed this time. As I feared, we have ourselves saved it by Viele der jungen Collegeabsoe a foolish attempt to run it, which we shall never succeed in. The caucus von Roosevelts ,,Neuem ~atio~ and the machine will outlive me... When the day comes on which it Staat, der den IndustriekapitalislIl will be considered as disgraceful to be seen in a caucus as to be seen in Allgemeinwohl zu dienen. Die an a gambling house or brothel, then my interest will wake up again and scher Mittel zu erneuern eriordel legitimate politics will get a new birth."18 Diese "neue Geburt" be­ fentlichen Angelegenheiten teilDi gann mit dem Aufkommen des Progressivismus um die Jahrhundert­ daß sie in die politische .\1a.'ChiJ wende. Die wachsende Forderung nach einer Reform der amerikani­ den Parteibossen zusammenaI"beit schen politischen und ökonomischen Institutionen brachte den ameri­ und Max Weber sah Roosewlt d kanischen Intellektuellen zurück in das Zentrum des öffentlichen Le­ als ein Schicksal, das die Erfullun bens. Mit dieser Veränderung war auch eine Neuorientierung der Per­ te. Im Gegenteil, Roosevelt \l,;m; spektive und der Überzeugungen verbunden. Die Rolle des Intellektu­ sich auf die harte und schwieri21 ellen war nicht länger die eines Moralisten, sondern die eines Wissen­ Schattenwelt der Salonbesitz.er. S schaftlers. Seine Aufgabe bestand nun nicht einfach darin, den Kapi­ derer Kuppler. "Our more intellec talismus zu verdammen, sondern ihn zu reorganisieren. "often shrink from the raw coarseo life as if they were women··. das 4. Das 20. Jahrhundert: Vom Progressivismus zum Marxismus standen auf gleicher Stufe mit TI Allgemeinwohl bedrohte - poli ti So Woodrow Wilson war der erste moderne Präsident, den man als tismus, Klassenkonflikte. Rassenh genuinen Intellektuellen bezeichnen kann. Wie die Gründerväter John tiger Individualismus -. bedrohte, Adams, Thomas Jefferson und James Madison war Wilson ein Mann Roosevelt war überzeugt. daß je

24 )99 -s Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung bis zur Reagan-Ära

re T~e::::Jng \on politischer und des Geistes und des Wortes. bevor er ein Mann des politischen Han­ ~te:: konme. Denn der Partei­ delns wurde. Wilson, Professor für Rechtswissenschaft und Politische m:2I.::-: Summen kaufte und ver­ Ökonomie, Präsident der und Autor grundlegen­ . da!:: u1x'reinstimmen, daß Po­ der Bücher über Amerikas politische Institutionen. schien das weit­ j ~, 'r.:h der empfindliche In­ verbreitete Vorurteil gegenüber dem Intellektuellen, der zu trocken ~..11.';;:f:- femhalten sollte. Nach und abstrakt sei. um in der kalkulierten Welt der Politik erfolgreich zu !G'':-:1: Kapitalismus und politi­ sein. umzustoßen. Er schien die lebende Verkörperung dessen zu sein. llls..:he:: Id.:-aJe seiner Vorfahren was man als die ..Wisconsin idea" bezeichnet hat, eine Denkerschule. ~,- uDenlüssig machen. Ge­ die mit Gouverneur Robert LaFolette begann. der glaubte, daß der s,e;xr \"erzweiflung in seinen akademische Gelehrte seine Dienste als spezialisierter ..Experte" auf ::trr:~b ;.eine Eindrücke über die den Staat ausdehnen könnte. Aber Wilson verstand es nicht. die Ima­ UreI,:,Ilie des Ocha-no-yu und gination von Amerikas intellektueller Gemeinschaft einzufangen. Sein 'll5oe. '.l::': er beklagte sich fort­ Festhalten an der Lassez-Faire-Wirtschaft erschien reaktionär und seine mI: .:eiJeuzten Beinen auf den Rhetorik zu religiös und moralistisch. Weit größere Ausstrahlung übte In .\.-.":.1.rerika gab es mehr, wor­ Theodor Roosevelt aus, der berühmte ..trust-buster", der die Macht u...~ugt. daß die Politik. die der Regierung zur Disziplinierung des Big Business nutzte, der "Rough Lnre;ld.Tcle llen angesehen wor­ Rider", der die Betrügereien der politischen Korruption ebenso haßte Po:'::::.:, h.ase ceased to interest wie er die materiellen Annehmlichkeiten des bürgerlichen Kapitalis­ .J 3.'7. '.2lristied that the machine mus verachtete. L "c h3' e ourselyes saved it by Viele der jungen Collegeabsolventen Amerikas waren begeistert aIJ :le" er succeed in. The caucus von Roosevelts ..Neuem Nationalismus", einem starken politischen bren :he da: comes on which it Staat, der den Industriekapitalismus wieder dazu bringen würde, dem ~ :0 a .:aucus as to be seen in Allgemeinwohl zu dienen. Die amerikanische Republik mittels politi­ ~e,t .,. iU wake up again and scher Mittel zu erneuern erforderte auch, daß die Bürger an den öf­

:h- - j DJese ..neue Geburt" be­ fentlichen Angelegenheiten teilnehmen, selbst wenn dies bedeutete, -s.~;' "DU, um die Jahrhundert­ daß sie in die politische Maschinerie eingebunden werden und mit ±! einer Reform der amerikani­ den Parteibossen zusammenarbeiten mußten. Anders als Henry Adams n:s.nt:.:tJonen brachte den ameri­ und Max Weber sah Roosevelt die moderne Politik strukturell nicht ~ Ze::r:um des öffentlichen Le­ als ein Schicksal, das die Erfüllung der politischen Ideale durchkreuz­ 1 eiDe :"'euorientierung der Per­ te. Im Gegenteil, Roosevelt wandte sich an die jungen Amerikaner, m.ie::. Dll{' Rolle des Intellektu­ sich auf die harte und schwierige Lokalpolitik einzulassen, auf die ~n. :s.ooJern die eines Wissen­ Schattenwelt der Salonbesitzer, Stadträte, Handlanger, Fixer und an­ rn..i:r emfach darin. den Kapi­ derer Kuppler...Our more intellectual men", beklagte sich Roosevelt, ~ reL"'f"ganisieren. ..often shrink from the raw coarseness and the eager struggle ofpolitical life as if they were women", das hieß, Kultiviertheit und Feingefühl 'esshismus zum 'Iarxismus standen auf gleicher Stufe mit Tugend und Pflicht. Was immer das Allgemeinwohl bedrohte - politische Korruption, mangelnder Patrio­ ieme Pra.sideoL den man als tismus, Klassenkonflikte, Rassenhaß, korporative Macht oder habsüch­ mJr.. \\je Jie Gründerväter John tiger Individualismus -. bedrohte auch die Zukunft der Republik. Und '-f.s:::,,=,s .,. ar Wilson ein Mann Roosevelt war überzeugt, daß der junge Intellektuelle seine Männ­

25 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA Y'C lichkeit und "Virilität" im Kampf gegen diese Kräfte unter Beweis ofheroism and saintliness", zu in stellen konnte. 19 "Tugend" zu fördern. Der Held Viele der Intellektuellen, die 1914 die Herausgabe der "New harn Lincoln vor Augen. Beindn Republic" begannen, waren durch Roosevelts Botschaft inspiriert. rika wegen seines politischen ur Einige von ihnen hatten einflußreiche Bücher geschrieben: Herbert dere hinsichtlich der Skla\erei. n Croly, der liberale Herausgeber des Magazins, hatte "The Promise of and depth ofhis moral insight-., American Life" veröffentlicht, Walter Weyl brachte "The New lichte, an die Geschichte mit Tat; Democracy" heraus, und Walter Lippmann hatte zwei Texte für das quality of being magnaminous i.5 amerikanische Volk verfaßt: "A Preface to Politics" und "Drift and one which is least natural."': :\b; Mastery". Alle stellten sich Wilson und seinem Bekenntnis zum des - christliches Konzept \'on f Jeffersonschen Individualismus entgegen, eine Haltung, die den mus, der es hervorgebracht haue. Intellekuellen der "neuen Freiheit", der sich die Unternehmer und Ka­ daß der Patriotismus und der GE pitalisten erfreuten, untergeordnet hätten. Statt dessen wollten sie die alten Griechenland und im ltalie­ amerikanische Politik vom Erbe Jeffersons befreien, das die politi­ storische Analogie für den amen sche Kultur der amerikanischen Geschichte bis dahin geprägt hatte. ten. Als der Erste Weltkrie::: al Über die Überwindung der Schwächen des Individualismus hinaus Republic", um für die Imer.-ent strebten sie nach der Umformung des mechanistischen Politiksystems, den Kongreß trat. um die Kriegs das die Autoren der Federalist Papers hinterlassen hatten, das Erbe und andere Herausgeber begeisu des liberalen Pluralismus, das die Regierung als eine fast selbst­ rikanischen Republik mit der iot/: regulierende "Routine" ansah, die keiner Führung von Seiten der in­ Republic" identifizien. und die tellektuellen Klasse bedurfte. Sie glaubten, daß sie, ausgehend von Schicksal des Progresshismus m der durch William James und John Dewey entwickelten Philosophie dem Versailler Vertrag brach d.le des Pragmatismus, eine empirischere Art von Politik etablieren könn­ der Nationalismus - wie Randol ten, so daß die Regierung ein Instrument sozialer Kontrolle und durch warnt hatten - eher als reaktioßi den Kanon der Wissenschaften angeleitet würde. Besonders Croly und wurde. Die ,,New Republic \\l.ll Lippmann waren Elitisten und bezogen sich manchmal auf die Idee dem Ergebnis all der Anstrengun des Philosophen George Santayana von einer "sozialistischen Aristo­ in der Geschichte wirkenden Kr;: kratie". Weil sie die Führung der Massen durch einige wenige Aufge­ der rechten Diktaturen in Italien. klärte bevorzugten, haben einige Historiker geschlußfolgert, daß der zwanziger Jahren schien es. d< nationalistische Elitismus der Intellektuellen der "New Republic" ironischerweise - den Boden fur Keime des "Faschismus" trug.20 Es ist wahr, daß die Autoren der ,,New reitet hatte. Republic" einen stark zentralisierten Staat bevorzugten und an die Während der Erste Wehkneg wiederbelebende Macht des Nationalismus und der Rolle des Besten nierte, unterhöhlte die Russi~he und Klügsten glaubten. Aber sie waren auch für die Arbeiterschaft indem sie diese von einem det und glaubten noch an die Werte von Vernunft und Wissenschaft. Sie monstrum transformiene. das ~ sahen sich in der Tat gleichsam als ein intellektueller Samurai, eine sollte. , Floyd Oe] hochgebildete Klasse, die die Macht des Geistes nutzt, um für soziale "The Masses", haben 1917 Lern Gerechtigkeit zu kämpfen. In der Schlußpassage von "The Promise of Jahre 1921 und dem Vorabend Ii: American Life" rief Croly den einfachen Bürger auf, "the ability of ben sich die verbliebenen ~f jtgh. exceptional fellow-countrymen", die "offer hirn acceptable examples schen Linken" von Greenwich Y

26 -'5!9 -'5 Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung bis zur Reagan-Ära

~:J .i:es.e Kräfte unter Beweis ofheroism and saintliness", zu imitieren und damit "Erhabenheit" und "Tugend" zu fördern. Der Held und Heilige Croly hatte dabei Abra­ l~ jle Herausgabe der "New ham Lincoln vor Augen. Beindruckt von Lincolns Bereitschaft, Ame­ 0Crs.e \ e1es Botschaft inspiriert. rika wegen seines politischen und moralischen Versagens, insbeson­ ~ Bu.:::'er geschrieben: Herbert dere hinsichtlich der Sklaverei, zu kritisieren, pries Croly "the sincerity 4f:az:::-. hane ..The Promise of and depth ofhis moral insight", die es dem politischen Führer ermög­ lter We:- I brachte "The New lichte, an die Geschichte mit Takt und Mitgefühl heranzutreten. "The orIlaü-.'"'. :une zwei Texte für das quality of being magnaminous is both the consummate virtue and the lI..--e ro PoJitics" und "Drift and one which is least natural."21 Aber Crolys - sich an Lincoln anlehnen­ un': seinem Bekenntnis zum des - christliches Konzept von Politik ist bald durch den Nationalis­ geger.. eine Haltung, die den mus, der es hervorgebracht hatte, unterminiert worden. Croly glaubte, r SlIC h .:..re C mernehmer und Ka­ daß der Patriotismus und der Gemeinschaftsgeist, die vermutlich im ten.. S:.an dessen wollten sie die alten Griechenland und im Italien der Renaissance herrschten, die hi­ ::Ts.ollS befreien. das die politi­ storische Analogie für den amerikanischen Nationalismus sein könn­ ru.:nte bIS dahin geprägt hatte. ten. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, nutzte er daher die "New en des Individualismus hinaus Republic", um für die Intervention einzutreten; und als Wilson vor ne:h.anisti sehen Politiksystems, den Kongreß trat, um die Kriegserklärung 1917 zu fordern, waren er "! r"':merlassen hatten, das Erbe und andere Herausgeber begeistert. Jetzt wurde die Zukunft der ame­ teperu:lg als eine fast selbst­ rikanischen Republik mit der intellektuellen Verantwortung der "New Der Fuhrung von Seiten der in­ Republic" identifiziert, und die Zeitschrift identifizierte dafür das .ur-ten. daß sie. ausgehend von Schicksal des Progressivismus mit der Zukunft des Nationalismus. Mit e-- ey entwickelten Philosophie dem Versailler Vertrag brach diese Gleichung jedoch zusammen, als ,\n \ on Politik etablieren könn­ der Nationalismus - wie Randolph Bourne und Thorstein Veblen ge­ ~[ 5-0zialer Kontrolle und durch warnt hatten - eher als reaktionär denn als fortschrittlich angesehen .iet '.lourde. Besonders Crolyund wurde. Die ,,New Republic" wurde bitter enttäuscht von Wilson und en si..:h maochrnal auf die Idee dem Ergebnis all der Anstrengungen, die Welt durch die Kontrolle der Ifl elllef _sozialistischen Aristo­ in der Geschichte wirkenden Kräfte zu retten. Mit dem Aufkommem ;en dur.::h einige wenige Aufge­ der rechten Diktaturen in Italien, Ungarn, Polen und anderswo in den orik~ geschlußfolgert, daß der zwanziger Jahren schien es, daß der Liberalismus in der Welt ­ ~-e:len der ..New Republic" ironischerweise - den Boden für den herannahenden Faschismus be­ iIOahr. d.aß jie Autoren der ,,New reitet hatte. So..ar bevorzugten und an die Während der Erste Weltkrieg die Idee des Liberalismus untermi­ :s.mus und der Rolle des Besten nierte, unterhöhlte die Russische Revolution die Idee des Sozialismus, en auch für die Arbeiterschaft indem sie diese von einem demokratischen Traum in ein Partei­ .ern:~J.ft und Wissenschaft. Sie monstrum transformierte, das später ein totalitärer Alptraum werden Ln u:::te:iei.:rueller Samurai, eine sollte. Max Eastman, Floyd DelI und John Reed, Herausgeber von es GeIstes nutzt. um für soziale "The Masses", haben 1917 Lenins Sieg gefeiert. Mit Reeds Tod im JÖFa-,~e von _The Promise of Jahre 1921 und dem Vorabend der Machtergreifung Stalins 1924 ha­ ren Burger auf. ..the ability of ben sich die verbliebenen Mitglieder der - wie ich sie nenne - "Lyri­ .Dffer bm acceptable examples schen Linken" von Greenwich Village entweder vom Bolschewismus

27 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA YCI losgesagt oder all ihr Interesse an Politik und Revolution verloren.22 einzutreten und sich selbst dem p Daher verdienen die zwanziger Jahre das Etikett der "verlorenen Ge­ frühen dreißiger Jahren fühlten neration". Die Haltung dieser Generation von Intellektuellen war nicht sehen Intellektuellen zum Komr nur antipolitisch, sondern auch antisozial und antiwissenschaftlich. wie . Granville H Ernest Hemingways "A Farewell To Arms" widerspiegelte diese Des­ ten 1932 die Kommunistische Pa: illusionierung über alle politischen Angelegenheiten; Sinclair Lewis' le in die Parteimitglieder eint:llli "Main Street" vermittelte die Verachtung des Autors für die Mittel­ dete sich auch eine neue Gru~ klassengesellschaft; Joseph Wood Krutchs "The Modern Temper" ver­ aus dem Milieu der jüdis.::hen wies auf die unerfüllten Versprechungen der wissenschaftlichen Tech­ stammte. Die neuen Zeitsdmfte nik; F. Scott Fitzgeralds "The Great Gatsby" stellte die Fallstricke und Monthly" artikulierten. anders al Täuschungen des "amerikanischen Traumes" von Reichtum und Macht stantisch-liberalen ,,New Republ bloß. In der Tat betrachtete man die eigentliche Idee Amerika als eine Perspektive auf die Literatur und hoffnungslose Sache, und in Harold Sterns Anthologie "American As ki als den wahren Erben der Okro A Civilization" drängten einige Autoren den amerikanischen Schrift­ Dekade" bestand so darin. daß , steller, Künstler und Musiker, die Vereinigten Staaten zu verlassen, sowjetische und prostalinisti Sdli um ein besseres und stimulierendes kulturelles Umfeld in Europa zu Journale dagegen eine streng an finden. Malcolm Cowleys "Exile's Return", eine Offenbarung des Li­ Aber die antistalinistische LirlU teraten, der nach Frankreich und Italien auswanderte, machte deut­ aus, die als fast fanatisch am:~ bevorstehende~ lich, daß der Intellektuelle in Amerika keine konstruktive Rolle über­ Traum von der v.. nehmen konnte. waren die prokommunistis.chen . Aber die historische Bedeutung der "verlorenen Generation" ist Partei, die etwa 100.000 \til!!lied Abg~5dli: angefüllt mit Ironie. In den frühen zwanziger Jahren hatten sich die ten einflußreich wurde. meisten Schriftsteller selbst davon überzeugt, daß Literatur und Kul­ tern, von denen viele im Auslane tur in Amerika nicht gedeihen konnten. Aber am Ende des Jahrzehnts schen ethnischen Minderhei ten a.C hatte Amerika eine der größten literarischen Blütezeiten seiner Ge­ größten Teil entweder Mitläufer. , schichte erlebt, eine echte Wiedergeburt, die Hemingway, Lewis, eine gute Sache für Rußland. ab William Faulkner, Eugene O'Neill und T. S. Eliot den Nobelpreis ein­ russische Sympathisanten. die .:lic brachte und den Modernismus in der Poesie von Ezra Pound, E. E. hielten, aber noch sehr beeindru.: Cummings und Hart Crane kreierte. Für die "verlorene Generation" der Stalinischen Fünfjahrplane ...: sollte sich die Rolle des Intellektuellen weg von der Politik und Ge­ Der Kommunismus wirkte au.i sellschaft bewegen und nach innen kehren, um die ästhetischen Werte aus einer Reihe von Gründen. EJ. der literarischen Technik zu entwickeln. Der Einfluß der Ideen Freuds seit den zwanziger Jahren viele L in den zwanziger Jahren schien auch die Beschäftigung des Schrift­ kas Zwei-Parteien-System schaut stellers mit sich selbst zu sanktionieren. Die modernistische Ästhetik Depression der kommunistischen auf Seiten der Intellektuellen der Mittelklasse ermutigte diese zu dem Be emotionelle Befriedigung dan Glauben, daß eine Art von Erlösung durch die perfekte Anordnung zu können, und vielleicht so!:::ar I der Wörter erreicht werden könnte.23 Aber der ästhetische Geist der fremdung des Intellektuellen ~on "verlorenen Generation" brach mit dem Wall Street-Desaster und dem wunden werden könnte. Indem s) Aufkommen der Weltwirtschaftskrise am Ende der Dekade zusam­ land identifizierte, konnte er tur e men. Der Intellektuelle war nun dazu aufgerufen, wieder in die Welt ökonomischen Krise, die den Re

28 ~q;"'S Die Intellektuellen in den USA von der AUfklärung bis zur Reagan-Ära lei: :'::1-:: Revolution verloren.22 einzutreten und sich selbst dem politischen Kampf zu widmen. In den 3.15 E~lken der .. verlorenen Ge­ frühen dreißiger Jahren fühlten sich viele der führenden amerikani­ .2"ü \ 0:: IrHellektuellen war nicht schen Intellektuellen zum Kommunismus hingezogen. Schriftsteller :"ZJ'::': und antiwissenschaftlich. wie John Dos Passos, Granville Hicks und Edmund Wilson unterstütz­

rrr.l.~ - ',l" hierspiegelte diese Des­ ten 1932 die Kommunistische Partei, obwohl nur wenige Intellektuel­ 1gekgenheiten: Sinclair Lewis' le in die Parteimitglieder eintraten. Während der dreißiger Jahre bil­ 4ng j~, .-\utors für die Mittel­ dete sich auch eine neue Gruppe radikaler Intellektueller heraus, die :.:hs _The \-fodem Temper" ver­ aus dem Milieu der jüdischen und osteuropäischen Immigranten

~ Ce:- \lo issenschaftlichen Tech­ stammte. Die neuen Zeitschriften "Partisan Review" und "Modern 1St-:- - ~tellte die Fallstricke und Monthly" artikulierten, anders als die eher einheimischen und prote­ ~,- \ on Reichtum und Macht stantisch-liberalen ,,New Republic" und ,,Nation", eine marxistische ~n[!lC~ Idee Amerika als eine Perspektive auf die Literatur und Politik und unterstützten Leo Trotz­ .erL.~-\cülC']ogie ..American As ki als den wahren Erben der Oktoberrevolution. Eine Ironie der "roten ~ Ce::: aInerikanischen Schrift­ Dekade" bestand so darin, daß die liberalen Zeitschriften eine pro­ ~.r:.:gten S~ten zu verlassen, sowjetische und prostalinistische, die genuin radikal-marxistischen ;]nrrel;ö l'mfeld in Europa zu Journale dagegen eine streng antistalinistische Haltung einnahmen. :nrn-. eine Offenbarung des Li­ Aber die antistalinistische Linke machte nur eine kleine Minderheit .eD 3.:l~',l" .IDdene. machte deut­ aus, die als fast fanatisch angesehen wurde, weil sie noch Trotzkis i:.el;;e ;;onsrruktive Rolle über­ Traum von der bevorstehenden Weltrevolution teilte. Weit zahlreicher waren die prokommunistischen Liberalen und die Kommunistische ~ _\ erJo:enen Generation" ist Partei, die etwa 100.000 Mitglieder umfaßte und in den Gewerkschaf­ Im.z~ger Jahren hatten sich die ten einflußreich wurde. Abgesehen von den kommunistischen Arbei­ :TZ...""'Ug-'c. .:aß Literatur und Kul­ tern, von denen viele im Ausland geboren waren oder von einheimi­ - .-\~r aJil Ende des Jahrzehnts schen ethnischen Minderheiten abstammten, waren die Liberalen zum ~-:''le: Bltitezeiten seiner Ge­ größten Teil entweder Mitläufer, die glaubten, daß der Kommunismus bun.. dJe Hemingway. Lewis, eine gute Sache für Rußland, aber nicht für Amerika sei, oder pro­ T S ElJol den ~obelpreis ein­ russische Sympathisanten, die die kommunistische Doktrin für falsch PoeSie \ on Ezra Pound, E. E. hielten, aber noch sehr beeindruckt von der ökonomischen Leistung 24 :m d)e _\ erlorene Generation" der Stalinischen Fünfjahrpläne waren. Cl "'~g \ on der Politik und Ge­ Der Kommunismus wirkte auf den amerikanischen Intellektuellen ren.. ilIT. jje asthetischen Werte aus einer Reihe von Gründen. Einer bestand darin, daß er - seitdem L Der Emrluß der Ideen Freuds seit den zwanziger Jahren viele Intellektuelle verächtlich auf Ameri­ die ~h.iliigung des Schrift­ kas Zwei-Parteien-System schauten und sich so während der Großen ~ DIe ~-...iernistische Ästhetik Depression der kommunistischen Bewegung anschlossen - eine gro­ !kl.as.~ ~utigte diese zu dem ße emotionelle Befriedigung darüber, sich zu einer Sache bekennen ~ -LT.e ~rfekte Anordnung zu können, und vielleicht sogar die Illusion bescherte, daß die Ent­ -\re" .jer ~thetische Geist der fremdung des Intellektuellen von der Arbeiterklasse schließlich über­ 1 wa= S~~-Desaster und dem wunden werden könnte. Indem sich der Intellektuelle mit Sowjetruß­ MI: En2se der Dekade zusam­ land identifizierte, konnte er für ein Land eintreten, das nicht nur der mig~.;::·eL \lo ieder in die Welt ökonomischen Krise, die den Rest der Welt plagte, zu widerstehen

29 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA YCI schien, sondern das sich als das letzte Bollwerk gegen Hitler und die nett von Ökonomen, Anwalten.. Bedrohung einer Aggression der Nazis stellte. Darüber hinaus began­ ihre Expertisen als Mittel im K nen viele Intellektuelle, Bücher mit dem Ziel zu schreiben, den Mar­ sehen wollten. Während der Zeit xismus mit den politischen und kulturellen Traditionen Amerikas zu sich die amerikanischen lmellek' vereinbaren. In der Geschichtsschreibung erschien die amerikanische Regierungsbehörden und in der Geschichte als ein industrielles Schlachtfeld, auf dem es von Klassen­ Bedürfnisse nach öffentlicher ..\f konflikten wimmelte. Linke Zeitschriften waren voll mit Beiträgen Energiegewinnung, HaushalL'

30 )99I'''S Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung bis zur Reagan-Ära

. ß.,~ ::-.. erk gegen Hitler und die nett von Ökonomen, Anwälten, Professoren und Sozialarbeitern, die S 5-.:=:: ce. Darüber hinaus began­ ihre Expertisen als Mittel im Kampf gegen die Depression genutzt ~L: Z;el zu schreiben, den Mar­ sehen wollten. Während der Zeit des "New Deal" institutionalisierten :t'~e:: Traditionen Amerikas zu sich die amerikanischen Intellektuellen politisch in einer Anzahl von u:::cg e;~hien die amerikanische Regierungsbehörden und in der Beamtenschaft als Antwort auf die nr:e:J.. auf dem es von Klassen­ Bedürfnisse nach öffentlicher Arbeit, sozialer Sicherheit, Energie und :fte:: '.. aren voll mit Beiträgen Energiegewinnung, Haushaltsanalyse und ökonomischer Planung. In ~ Pt.::O"So0ph Sidney Hook schrieb der Tat erwies sich die Regierungsarbeit als ein Glücksfall für die ,!.an. -, um den Amerikanern zu Hochschulabsolventen, die einen Job suchten. Eine Universitätszeitung ler P:-3.grnatismus John Deweys beschrieb die Notlage der "ausgesperrten Generation": er:Jse :~n Prinzip der "Praxis" I sing in praise of college der pr.ll:tis.chen Erfahrung. Die Of M.A.'s and Ph.D.'s exehen. sowohl als Vorhut der But in pursuit of knowledge 25 n.:J::Ief naher an die große Bewe­ We are starving by degrees. Während der Jahre des Zweiten Weltkrieges setzten die amerika­ reL5:g;:r Jahren ..eine Krise des nischen Intellektuellen ihre Arbeit in den Regierungsbehörden fort oder nn ~l dieser Stelle nicht beant­ traten dem Office 01 Strategie Service als Übersetzer, ideologische ~ Em',l, i.:kJungen statt, die viele Ratgeber oder Spezialisten für die Gegenspionage bei. Dies taten auch S SK:: ;)er Kommunismus selbst zahlreiche aus Europa geflüchtete Intellektuelle, deren eigener Bei­ Pnljs :0 einem Krisenstadium trag für die Kriegsführung und die amerikanische Kultur überaus hoch ~ 'tcosuuer Schauprozesse von war. Es waren die wissenschaftlichen Intellektuellen, Physiker wie der ::Jen B~ot-achtern die Frage auf­ Däne Niels Bohr, der Deutsche Albert Stein und der Italiener Enrico melk Feinde. sondern loyale Fermi, die wesentlich zur Entwicklung der Atombombe beitrugen. Aber ~ Personen wie Wissenschaft­ die enge Beziehung zwischen Regierung und intellektueller Gemein­ 'oo.-e ·.eruneilte. Der spanische schaft brach nach dem Weltkrieg zusammen. Karl Marx hatte einmal Ie DeslUusionierung. als Stalin gesagt, daß, wer immer über die Produktionsmittel verfügte, auch die is.tis..:heo Führer in AndaJusien Macht kontrollierte. Der wissenschaftliche Intellektuelle kontrollierte lSSi.,-h- DeuL'Che Nichtangriffs­ nun die Mittel der Zerstörung. Mit dem Kalten Krieg ab den späten ~rauI..:s \on der Volksfront, die vierziger Jahren wurde das amerikanische Volk nervös und mißtrau­ :huc:len vereinigen sollte. Für isch. Konnte dem Intellektuellen vertraut werden? r 'i1> 3.!" die :\gonie des Selbst­ :.SiLand \ erurteilten und began­ s. Der Kalte Krieg, McCarthyismus und das Schicksal des Intel­ berzecgungen zu überprüfen. lektuellen TV>.xken. daß alle amerikani­ ~= r3d.ikalisiert wurden und Eines der Resultate des Kalten Krieges und der antikommunistischen l:lU' t>ek.lli.Dten. Eine ansehnli­ Hysterie der Nachkriegsära bestand darin, den Intellektuellen als je­ ~er:~.3 i:J.re Stellen als Profes­ manden anzusehen, der verdächtig war als loyaler Bürger sowie naiv ~lX~·.e:: fu.r den ..New Deal" und unbrauchbar als potentieller Staatsmann. In den fünfziger Jahren JC~=",d G. Tugwell undA.A. schienen die zwei Niederlagen des demokratischen Kandidaten Adlai I:L'-. eInem Inoffiziellen Kabi- Stevenson gegen den Republikaner Dwight D. Eisenhower eine Wie­

31 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA 'fC derholung der Niederlage John Quincy Adams' gegen Andrew Jackson dent mit verschiedenen Formen I 1828 zu sein - noch einmal wählte das amerikanische Volk einen mi­ und einige ihre Ulusionen über d litärischen Kämpfer statt eines brillanten, geistreichen Intellektuellen. als die Wahrheit ans Licht kam Vor diesem Hintergrund und der Attacke des Senators Joseph McCarthy 1945 mit Jalta, 1948 mit der _Ve gegen die Liberalen der Ivy League als sogenannte subversive Ele­ -, bewahrten. Aber der ameriU1:i mente schrieb Richard Hofstadter "Anti-Intellectualism in American sonderen Anschuldigungen ausg Life". Die "verlorene Generation" der zwanziger Jahre lehnte Ameri­ Während der McCarthy-.\ra "1 ka ab und ging nach Europa, aber auch die Nachkriegsgeneration fühlte getarnter Kommunist betra.:hteL sich durch Amerika abgelehnt, hatte aber keinen Platz, irgendwo hin­ stützte, vielleicht sogar als 5pior zugehen. Das letztere Phänomen wurde durch Amerikas führende sen Unwissenheit in bezug auf Wochenzeitung, die "Time", kommentiert. Eisenhowers Sieg, so Leser und Studenten faIschlidlt: schrieb die "Time", "discloses an alarming act long suspected: there is Sicht auf die russischen En(\!> id: a wide and unhealthy gap between the American intellectuals and the zu akzeptieren. people."26 Dieser "Graben" entstand am Beginn des Kalten Krieges In den fünfziger Jahren harre 1945, als bis dahin gehütete Geheimnisse über die Konferenz von Jal­ als Schriftsteller, Lehrer und off ta veröffentlicht wurden und Intellektuelle gezwungen waren, Partei selbst zu verteidigen, und es ist ~ zu ergreifen. Konservative Republikaner und ex-kommunistische In­ ihren Arbeitsplatz verloren habe1 tellektuelle beschwerten sich, daß Roosevelt die osteuropäischen Staa­ denen "Komitees zur Umersucbll 2 z~eitf ten in Jalta "verkauft" hätte. Liberale Demokraten antworteten, daß sammenzuarbeiten. ' Der Roosevelt nicht ein einziges Gebiet preisgegeben hätte, das nicht schon ter mit dem Vietnamkrieg. Die Si warf der Old Left der dreißiger längst von der Roten Armee okkupiert worden war. Aber prosowjetische meidlich gemacht zu haben. ind Demokraten wie der Handelsminister Henry Wallace gingen viel wei­ Jahren versucht hätte...[0 outdo . ter und argumentierten, daß die russische Kontrolle über Osteuropa und weil sie selbst mit der CL\ II aus Sicherheitsgründen notwendig sei und daß die amerikanische und gungen zusanunengearbeitet h.a11J englische Politik der Stärke Stalin nur zu einer solchen Haltung pro­ vozieren würde. Left dem amerikanischen Inr.elif Die Debatte im Kalten Krieg polarisierte die intellektuelle Gemein­ genüber dem Kommunismus \·0 schaft. Die rechtsgerichteten Intellektuellen erklärten, daß die Sowjets harte und so feindliche Position darauf abzielten, die Welt zu erobern - so die These des Buches "The eine positive Reaktion gegenüt Struggle for the World" des einstigen Trotzkisten . Der eingestimmt war. Beiden VOr-1 linke Flügel war genauso sicher, daß sich die Sowjets dem Frieden der historischen Abfolge. und der Sicherheit verschrieben hätten - eine Position jener Amerika­ Die Intellektuellen, die sich d ner, die Wallace und der Progressive Party-Bewegung 1947/48 beige­ ten schon lange vor der .McCarth treten waren. Wie die Debatte über George Kennans Theorie des Viele sind während ihrer 5rudioe Containment und Walter Lippmanns Kritik an ihr zeigte, waren selbst radikalisiert, aber bis zum Ende die liberalen Intellektuellen in gewissen Maße untereinander zerstrit­ entzaubert worden. So versucbl ten.27 Die Jahre des Kalten Krieges stellten für den amerikanischen als dem amerikanischen Volk in MOSCD~­ Intellektuellen eine Periode der Anklage, Schuld und Selbstbe­ men wie ,,Mission to schuldigung dar. Teilweise waren diese Gefühle auf die Tatsache zu­ und die heroische Führung Sr.a rückzuführen, daß viele Intellektuelle in ihren jungen Jahren als Stu­ antikommunistische Linke. die

32 ~1'99ns Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung bis zur Reagan-Ära

, ,-\~,,' gegen Andrew Jackson dent mit verschiedenen Formen des Radikalismus geliebäugelt hatten ~ arrrrikanische Volk einen mi­ und einige ihre Illusionen über die Sowjetunion bis zu dem Zeitpunkt, sen.. fez ;'[Teichen Intellektuellen. als die Wahrheit ans Licht kam - 1939 mit dem Nichtangriffspakt, I:.e -k-' Senators Joseph McCarthy 1945 mit Jalta, 1948 mit der "Vergewaltigung" der Tschechoslowakei ah ;.-c'genannte subversive Ele­ -, bewahrten. Aber der amerikanische Intellektuelle sah sich zwei be­ .DJt:- I=:ellecruaJism in American sonderen Anschuldigungen ausgesetzt, die es zu berücksichtigen gilt. :" r" r..ziger Jahre lehnte Ameri­ Während der McCarthy-Ära wurde der Intellektuelle entweder als .:bc ~ 3.:hk.riegsgeneration fühlte getarnter Kommunist betrachtet, der heimlich die Sowjetunion unter­ re keinen Platz. irgendwo hin­ stützte, vielleicht sogar als Spion, oder als ein liberaler "Tölpel", des­ .rrdc Jur.:h Amerikas führende sen Unwissenheit in bezug auf die Realitäten des Stalinismus seine er::Je..-L Eisenhowers Sieg, so Leser und Studenten fälschlicherweise dazu führte, eine gemäßigte ru.n~ .11 long suspected: there is Sicht auf die russischen Entwicklungen während und nach dem Krieg ~ Ar.-Jm-.:an intellectuals and the zu akzeptieren. a.:l: Beginn des Kalten Krieges In den fünfziger Jahren hatte sich der amerikanische Intellektuelle ~.5C :.:~r die Konferenz von Jal­ als Schriftsteller, Lehrer und öffentliche Figur gegen diese Vorwürfe :uelk geZ\\.ungen waren, Partei selbst zu verteidigen, und es ist geschätzt worden, daß einige Tausend Irr unJ e~-kommunistischeIn­ ihren Arbeitsplatz verloren haben, weil sie es ablehnten, mit verschie­ 'ioIe.. eir die osteuropäischen Staa­ denen "Komitees zur Untersuchung unamerikanischen Verhaltens" zu­ 28 : DeTl0k:raren anrv.'orteten, daß sammenzuarbeiten. Der zweite Vorwurf erfolgte ein Jahrzehnt spä­ 'isg-eg-e~n häne. das nicht schon ter mit dem Vietnamkrieg. Die New Left-Generation der sechziger Jahre koc:rn ..... ar, .-\ber prosowjetische warf der Old Left der dreißiger Jahre vor, den Kalten Krieg unver­ He::.r: Wallace gingen viel wei­ meidlich gemacht zu haben, indem sie in den vierziger und fünfziger ~-nc Kontrolle über Osteuropa Jahren versucht hätte, "to outdo the Right in its anti-communist zeal", und .:..lß die arnerikanische und und weil sie selbst mit der CIA in ihren konterrevolutionären Anstren­ : zu e:Jer -.olchen Haltung pro­ gungen zusammengearbeitet hatte.29 Während, ironischerweise, die Old Left dem amerikanischen Intellektuellen eine zu weiche Haltung ge­ ene dJ·e imellekruelle Gemein­ genüber dem Kommunismus vorwarf, hielt ihm die New Left eine zu eBen erklanen. daß die Sowjets harte und so feindliche Position vor, daß das amerikanische Volk auf - ;,0. d.le These des Buches "The eine positive Reaktion gegenüber McCarthy und seiner Hexenjagd 'rotzl..:;.te:l James Burnham. Der eingestimmt war. Beiden Vorwürfen mangelt es an der Genauigkeit s).."'t ~e Sowjets dem Frieden der historischen Abfolge. - e~ P·osition jener Amerika­ Die Intellektuellen, die sich dem Kommunismus widersetzten, hat­ ~-Be... egung 1947/48 beige­ ten schon lange vor der McCarthey-Ära diese Position eingenommen. Ge(l~rge Kennans Theorie des Viele sind während ihrer Studienzeit in den frühen dreißiger Jahren ritU: 3:l rn zeigte. waren selbst radikalisiert, aber bis zum Ende des Jahrzehnts von der Sowjetunion ~ 'f"~c untereinander zerstrit­ entzaubert worden. So versuchte während des Zweiten Weltkrieges, ieE~= :'t.r den amerikanischen als dem amerikanischen Volk im Magazin "Life" und in solchen Fil­ ..G.a.::e, S.:huld und Selbstbe­ men wie ,,Mission to Moscow" noch Wunder über die Sowjetunion e Ge:='~e auf die Tatsache zu­ und die heroische Führung Stalins erzählt wurden, eine wachsende !l! ;~= .·:.:ngen Jahren als Stu- antikommunistische Linke, die sich aus verschiedenen ex-kommuni­

33 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA Y'C stischen oder unbeirrbaren demokratischen Sozialisten zusammensetz­ zuliebe unterdrückt wurde. C>e'5oC te, vergeblich, in ihren kleinen und obskuren Publikationen die Ame­ sehen Teilnehmer über die Darm: rikaner vor dem sowjetischen Totalitarismus zu warnen. Sie waren im fen, und eine kleine Gruppe \ er: Unterschied zu Roosevelt, Truman und dem amerikanischen Volk kaum Gegenkonferenz im Haus \facJ von der Haltung der Sowjetunion nach dem Krieg überrascht. heraus entstand das AmenL-ar. Seit der Aufklärung im 18. Jh. hatten sich viele westliche Intellek­ (ACCF), ein Gegenstück zum K tuelle nicht als Anwälte eines engen Patriotismus und eines nationali­ Berlin durch solche Schriftstelle stischen Chauvinismus gesehen, sondern als "Weltbürger". Ende des de, dem Autor von ,.Darkness 0 19. und Anfang des 20. Jhs. bekräftigte der Marxismus die Überzeu­ chologischen Roman über die ~1 gung, daß der Intellektuelle, der "Ingenieur der Seele", internationa­ "The God That Failed". einer :\1 listisch orientiert sei und sich den universalen Werten der Wahrheit, und europäischen Ex-Komrnuni Freiheit und Gerechtigkeit widmen würde. Diese große Hoffnung, die Schriftsteller Richard Wright ~1 immer mehr ein Traum als Realität war, brach wie ein Kartenhaus auf eine andere Gruppe von Intel1ekJ einem Treffen zusammen, das im April 1949 im New Yorker Waldorf Democratie Action (ADA!. die Astoria Hotel stattfand, nämlich der "Conference of Scientific and Arbeiterführern, Rechtswissen...-..: Cultural Workers for World Peace". sten bestand. Die ADA konnte Einige der weltberühmtesten Intellektuellen nahmen an der Kon­ die Notwendigkeit, den Wohlf2 ferenz teil. Die amerikanischen Teilnehmer, angeführt durch den Phi­ schäftigungsgesellschaft zu eD losophen Hook, den anarchistischen Kopf Dwight MacDonald und Schwarze und andere \lindem den alten Radikalen von Greenwich Village Max Eastman, forderten, Worin sie sich aber deutlich \01 daß sich die Konferenz dem Gegenstand der kulturellen Freiheit wid­ Haltung zur Sowjetunion. Die P1 men sollte, besonders dem Schicksal des russischen Schriftstellers Boris Sowjetunion auf dem richtigen' Pastemak, dessen Werke durch Stalin verboten worden waren. Zum Prosperität befunden häne. bis. Erschrecken des amerikanischen Komponisten Aaron Copland ant­ Stalin dazu zwang, militant zu an wortete der russische Komponist Dimitri Schostakowitsch mit einer gen zu bringen. Intellektue Ue c Verteidigung der sowjetischen Attacken auf Igor Strawinski und an­ Arthur ScWesinger Jr. widersprar. dere Musiker, die mit neuen symphonischen Kompositionen experi­ ofAmerican History" und ..11le ' mentierten, deren abstrakte Noten für "die breiten Massen" unverständ­ Stalins totalitäres System aus del lich seien. Amerikanische Wissenschaftler wie H. J. Muller, Nobel­ den organisatorischen Taktiken preisträger in Genetik und früher ein Freund russischer Genetiker, griff liberalen politischen InstitunoD die Dominanz der Lehre Trofin Lyssenkos in der Sowjetunion an, ei­ durch die der Autorität widerst2 nes Agronomen, der darauf bestand, daß die Evolution durch innere kann. genetische Mechanismen voranschritt, eine These, die den neuesten Die meisten Intellektuellen ( Erkenntnissen der Molekularbiologie widersprach. Henry Wallace Stalinisten, die das Bedürfnis ha äußerte, zu seiner Ehre, einige Skepsis gegenüber der Lehre Lyssenkos on mit der Sowjetunion zu vene auf der Konferenz, und Hook erklärte, daß die Gesetze der Wissen­ Politik des Containment auf .-\5] schaft universal wären und keine nationalen Grenzen oder politischen nige hatten Vorbehalte. ob die a Erfordernisse kennen würden. Aber den amerikanischen Intellektuel­ krieg richtig war. Was die anuk len wurde es nicht gestattet, ihre eigenen Vorträge auf der Konferenz seite drängte, war der \lcCam zu halten. Als deutlich wurde, daß der Intellektuelle dem Weltfrieden Mittelpunkt erbitterter Debatre Überzeugungen rückte.

34 Oo'99'ns Die Intellektuellen in den USA von der AUfklärung bis zur Reagan.Ära

~~::: Sozialisten zusammensetz­ zuliebe unterdrückt wurde, beschwerten sich die meisten amerikani­ ~k:.rren Publikationen die Ame­ schen Teilnehmer über die Dominanz der Kommunisten auf dem Tref­ m~rr.:.:..~ zu warnen. Sie waren im fen, und eine kleine Gruppe verließ die Tagung und hielt ihre eigene j je;:} l.'1ierikanischen Volk kaum Gegenkonferenz im Haus MacDonaIds ab. Aus dieser Minitagung ± ~T. Krieg überrascht. heraus entstand das Ameriean Committee on Cultural Freedom :ren ~[.:~ \iele westliche Intellek­ (ACCF), ein Gegenstück zum Kongreß für kulturelle Freiheit, der in Par:i,e':Emus und eines nationali­ Berlin durch solche Schriftsteller wir Arthur Koestler gegründet wur­ jern 21.15 _Weltbürger". Ende des de, dem Autor von "Darkness of Moon", einem eindringlichen psy­ ~ .jer -"lanismus die Überzeu­ chologischen Roman über die Moskauer Prozesse, und Mitautor von ~mecr der Seele", internationa­ "The God That Failed", einer Aufsatzsammlung von amerikanischen ri'o'e~en Werten der Wahrheit, und europäischen Ex-Kommunisten, unter denen sich der schwarze tilrdte Diese große Hoffnung, die Schriftsteller Richard Wright befand,3D In der Zwischenzeit hatte sich alr. :.r-3IlC h \I, ie ein Kartenhaus auf eine andere Gruppe von Intellektuellen organisiert, die Amerieans for iJ : ~9 im ~ew Yorker Waldorf Democratie Action (ADA), die aus früheren New Deal-Liberalen, . _C 2·::ference of Scientific and Arbeiterführern, Rechtswissenschaftlern und akademischen Speziali­ sten bestand, Die ADA konnte mit den Progressiven Wallaces über ÜlektuelJeo nahmen an der Kon­ die Notwendigkeit, den Wohlfahrtsstaat zu erweitern, eine Vollbe­ ~. angefuhn durch den Phi­ schäftigungsgesellschaft zu entwickeln und die Bürgerrechte auf K~f [}... ight .\lacDonald und Schwarze und andere Minderheiten auszudehnen, übereinstimmen. ,llla.ge -"fa.,. Eastrnan, forderten, Worin sie sich aber deutlich von den Progressiven absetzte, war die iDd der !..ulrurellen Freiheit wid­ Haltung zur Sowjetunion. Die Progressiven behaupteten, daß sich die ::5 ru"~L,hcn Schriftstellers Boris Sowjetunion auf dem richtigen Weg zum Fortschritt, zu Frieden und 1 'erboten worden waren. Zum Prosperität befunden hätte, bis Amerikas "aggressive" Außenpolitik mp:'ilHen .-\aron Copland ant­ Stalin dazu zwang, militant zu antworten und die Freiheit zum Schwei­ nHn ~hO'Stakowitsch mit einer gen zu bringen. Intellektuelle der ADA wie und ;.er: 2.:':: Igor Strawinski und an­ Arthur ScWesinger Jr. widersprachen dieser Behauptung in "The Irony ci5-:be:: KomJXlsitionen experi­ ofAmerican History" und "The Vital Center". Sie argumentierten, daß .dle t-o:-eiten \-lassen" unverständ­ Stalins totalitäres System aus den utopischen Illusionen von Marx und aft].er 'Iloie H. J. Muller, Nobel­ den organisatorischen Taktiken Lenins entstanden war, die beide die reund ~sis.cher Genetiker, griff liberalen politischen Institutionen des russischen Volkes ablehnten, n&:0'S :.n der Sowjetunion an, ei­ durch die der Autorität widerstanden und Macht kontrolliert werden d3B dJe Evolution durch innere kann. t. eme These. die den neuesten Die meisten Intellektuellen des ACCF und der ADA waren Anti­ e lIo:dersprdCh. Henry Wallace Stalinisten, die das Bedürfnis hatten, Amerika bei seiner Konfrontati­ ~::u t-oer der Lehre Lyssenkos on mit der Sowjetunion zu verteidigen. Wenige aber glaubten, daß die ~. daJil· die Gesetze der Wissen­ Politik des Containment auf Asien ausgedehnt werden sollte, und ei­ Galen Grenzen oder politischen nige hatten Vorbehalte, ob die amerikanische Intervention im Korea­ ~ a:TIJenka.nis.chen Intellektuel­ krieg richtig war. Was die antikommunistische Linke allerdings bei­ r:n V,=,'l"trige auf der Konferenz seite drängte, war der McCarthyismus, ein Gegenstand, der in den mr~.ektuelle dem Weltfrieden Mittelpunkt erbitterter Debatten zwischen den Intellektuellen aller Überzeugungen rückte. 35 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA va

Die McCarthy-Hysterie zwang die Mitglieder des ACCF und der 6. Amerika in den achtziger J; ADA, in solchen Kontroversen wie über den Loyalitätseid, das Recht ellen" und die Neokonsen,. der Kommunisten, zu lehren, die Richtigkeit des 5. Amendment und die Prozesse gegen Intellektuelle wie Robert Oppenheimer und Owen Zwei neuere Entwicklungen in 0. Lattimore Partei zu ergreifen. Die Frage der öffentlichen Stellungnah­ zu einigen Veränderungen in da me zu McCarthy erwies sich als noch polarisierender. Die Mehrheit Niedergang dessen, was man .:lie der Mitglieder beider Organisationen glaubte, daß es notwendig war, te, und der Aufstieg der :\eokoo McCarthy als Bedrohung nicht nur der bürgerlichen Freiheit, sondern stration unterstützten. Die5-C ~ld der Grundlagen des Antikommunismus selbst zu verurteilen. Die der verbunden, denn der ZU54IIlI Schwierigkeit mit dem McCarthyismus bestand darin, so beobachtete New Yorker einst charaktenstis.: der Herausgeber der "Partisan Review", Philip Rahv, daß er die Men­ der Generation der sechzü!er Jahi schen fälschlicherweise zu der Annahme führte, daß der Kommunis­ viele ältere Linksintelle~elle da mus vor allem eher eine Bedrohung in Amerika als für Amerika dar­ sich selbst mit den Neokonsenal stellte. Andere Mitglieder, besonders die Ex-Trotzkisten Burnham und sich nie zuvor in der amerikanis.cl' Eastrnan, sahen wenigstens zum Teil eine innere Bedrohung, und wäh­ sident soviel Unterstützung bei , rend sie McCarthy selbst widerwärtig fanden, glaubten sie doch, daß freut wie Reagan. Wie kon;re dJi der antikommunistische Druck gegen mögliche Staatsfeinde in der Der plötzliche Aufstieg der Regierung und anderen Institutionen aufrecht erhalten bleiben sollte. sechziger Jahre hatte jeden llberr Noch andere, wie Irving Kristol, verneinten, daß McCarthy Bürger­ ziologen vorausgesagt. daß die 2 rechte gefährdete, und Hook rechtfertigte das "Smith Act" (das Mit­ servativ, apathisch und und sem glieder der Kommunistischen Partei aufforderte, sich als Agenten ei­ frühen sechziger Jahren schl0s.So ner ausländischen Regierung registrieren zu lassen) und das Recht der Nordens, verstört durch die Emd Universitäten, kommunistische Lehrer zu entlassen. Bald begann eine Amerika, den schwarzen Fuhrer große Debatte darüber, wer eine größere Gefahr für die amerikanische Sitzstreiks an, um gegen die Dis Freiheit darstellte, der Kommunismus oder der McCarthyismus. Die monstrieren. Viele weiße .-ULi\i! Literaturwissenschaftlerin Diane Trilling und der Soziologe David jungen John F. Kennedy inspirier Riesman kamen zu dem Schluß, daß beide die Freiheit gefährdeten. tier" schien sich nach seinem T(X Bis 1955 erlebte das ACCF Austritte sowohl von den Linken als auch Präsident Lyndon B. Johnson f, den Rechten. Der Historiker Schlesinger trat nach dem Protest zu­ gramm sozialer Reformen. das da rück, daß das ACCF in seiner Besessenheit mit dem Antikommunis­ Ungerechtigkeiten der amerik.an mus - lange nachdem die Bedrohung der inneren Verschwörung vor­ Aber die wachsende Opposition J bei war - die kulturelle Freiheit aus den Augen verloren hätte. Burnham die amerikanische Jugend \on und Eastrnan legten ihre Mitgliedschaft aus entgegengesetzten Grün­ sechziger Jahre wurden die jungl den nieder, worauf sie sich mit dem jungen Yale-Absolventen, William ten sich dem Marxismus und der Buckley Jr., verbanden, um die neue konservative Wochenzeitung gleichen Zeit richtete sich die Ge "" herauszubringen. von freier Sexualität. Hippies un: täten im ganzen Land. be~[ZteD Lehrveranstaltungen und pro\oz. Polizei. Der Intellektuelle. insOe elle mit seiner Vorliebe für ruhig

36 ~199'lS Die Intellektuellen in den USA von der AUfklärung bis zur Reagan-Ära lIe \t:glieder des ACCF und der 6. Amerika in den achtziger Jahren: die "New Yorker Intellektu­ ~: .ien Loyalitätseid, das Recht ellen" und die Neokonservativen :hc;keit des 5. Amendment und R0r:.en Oppenheimer und Owen Zwei neuere Entwicklungen in der amerikanischen Geschichte haben t.g:e .:c offentliehen Stellungnah­ zu einigen Veränderungen in der Rolle der Intellektuellen geführt: der :h :-e:~~ierender. Die Mehrheit Niedergang dessen, was man die ,,New Yorker Intellektuellen" nann­ I pa..:..; t'-te. daß es notwendig war, te, und der Aufstieg der Neokonservativen, die die Reagan-Admini­ =t" t-Llrgerlichen Freiheit, sondern stration unterstützten. Diese beiden Phänomene waren eng miteinan­ mu~ 5-elbst zu verurteilen. Die der verbunden, denn der Zusammenbruch der Solidarität, die für die us t-e~t.and darin. so beobachtete New Yorker einst charakteristisch war, ist auf eine Radikalisierung • -. P'n.iJip Rahv. daß er die Men­ der Generation der sechziger Jahre zurückzuführen, eine Episode, die tlrn:: :'uhne. daß der Kommunis­ viele ältere Linksintellektuelle dazu führte, nach Rechts zu driften und Ln .-\..~ als für Amerika dar­ sich selbst mit den Neokonservativen zu identifizieren. Vielleicht hat he Ex-Trotzkisten Burnham und sich nie zuvor in der amerikanischen Geschichte ein konservativer Prä­ ~ne InJefe Bedrohung, und wäh­ sident soviel Unterstützung bei der intellektuellen Gemeinschaft er­ ; f.i.n..;.eD. glau bten sie doch, daß freut wie Reagan. Wie konnte dies passieren? 'D m:~liche Staatsfeinde in der Der plötzliche Aufstieg der New Left und der Gegenkultur der au:re-.:bt erhalten bleiben sollte. sechziger Jahre hatte jeden überrascht. Im Jahrzehnt davor hatten So­ ~:r:rer:. daß \teCarthy Bürger­ ziologen vorausgesagt, daß die zukünftige Studentengeneration kon­ ugu -:a.s _Smith Act" (das Mit­ servativ, apathisch und und selbstzufrieden sein würde. Aber in den :!IU.f.'xJ.erce. sich als Agenten ei­ frühen sechziger Jahren schlossen sich einige weiße Studenten des TeD r.:. !~~n I und das Recht der Nordens, verstört durch die Entdeckung von Rassismus und Armut in t" Zll e::c.uas'-Cn. Bald begann eine Amerika, den schwarzen Führern der Bürgerrechtsmärsche und den :re Gefahr tur die amerikanische Sitzstreiks an, um gegen die Diskriminierung am Arbeitsplatz zu de­ .s oder der \tcCanhyismus. Die monstrieren. Viele weiße Aktivisten fühlten sich durch die Wahl des lling und der Soziologe David jungen John F. Kennedy inspiriert, und seine Vision einer "New Fron­ ~ldc J..i.e Freiheit gefährdeten. tier" schien sich nach seinem Tod in der Idee der "Great Society" von !oQ'ilIo 001 \ on den Linken als auch Präsident Lyndon B. Johnson fortzusetzen, einem gewaltigen Pro­ ng-er trat nach dem Protest zu­ gramm sozialer Reformen, das darauf abzielte, die Ungleichheiten und enDel[ röt dem :\ntikommunis­ Ungerechtigkeiten der amerikanischen Gesellschaft zu überwinden. de'r mnoeren \"erschwörung vor­ Aber die wachsende Opposition gegen den Vietnamkrieg entfremdete l.-\u.g-en \ erloren hätte. Burnham die amerikanische Jugend von der Regierung, und im Laufe der ll1 3llS entgegengesetzten Grün­ sechziger Jahre wurden die jungen Amerikaner militanter und wand­ ~ Y.3.k-.-\bsolventen, William ten sich dem Marxismus und dem Traum von der Revolution zu. Zur e c::-:..s.en ative Wochenzeitung gleichen Zeit richtete sich die Gegenkultur auf Drogen und den Traum von freier Sexualität. Hippies und Neue Linke stürmten die Universi­ täten im ganzen Land, besetzten die Rektorenbüros, unterbrachen die Lehrveranstaltungen und provozierten Auseinandersetzungen mit der Polizei. Der Intellektuelle, insbesondere der akademische Intellektu­ elle mit seiner Vorliebe für ruhiges Arbeiten und Nachdenken, wurde

37 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA V'CI zum Feind des jungen Radikalen mit seiner Neigung für direkte Akti­ hatte, abgesehen von einigen DIS. on. Und die amerikanische Universität, die früher als eine Quelle des der Amerikanischen Geschi.:hte, Liberalismus und auch als eine Zitadelle der Bildung geschätzt wur­ als eine intellektuelle Kraft in Je de, wurde von studentischen Aktivisten nun als reaktionäre Behörde Der Neokonservatismus enL" der herrschenden Klasse angesehen. scheinungen, die seine Anhange Während der sechziger Jahre bildeten die "New Yorker Intellektu­ siebziger Jahre in den innenpoli ellen" die einflußreichste Gemeinschaft der Kulturkritiker - Schrift­ Illusionen in der Außenpolitik be steller, Poeten, Essayisten, Philosophen und Künstler, die durch das tellektuelle glaubte, daß der .-\ngJ Erscheinen der "Partisan Review" prominent wurden. Autoren wie aufAmerikas ökonomische und ;: Edmund Wilson, Philip Rahv, Diane Trilling, Mary McCarthy, Irving Autorität und ein Nachlassen .ler Howe, Dwight MacDonald, William Barrett, Sidney Hook, Hannah zeugungen verursacht häne, :\bt Arendt und Alfred Kazin verfügten über Autorität, wenn sie über Lite­ rung angriffen, forderten sie zu ratur, Dramatik, Philosophie, Geschichte, Kunst, Musik und den Film programm, um die LebensbedlD~ schrieben. Obwohl sie die Bürgerrechtsbewegung, die Kampagne ge­ zu verbessern. Diese Forderung gen Armut und die Opposition gegen den Vietnamkrieg unterstützten, die Regierung zu "the victim of verbitterten die eindringlichen Forderungen der New Left nach einer mehr Menschen vom politi~ben Transformation der amerikanischen Gesellschaft von unten, ihr Ge­ zu bekommen, was sie von ihm f brauch revolutionärer marxistischer Platitüden und ihre Verachtung daß sich die meisten Neokofi..--.er' gegenüber der Old Left viele der älteren New Yorker Intellektuellen. ternehmertum verpflichtet fuhlu Einige wenige jüdische Intellektuelle wie Nathan Glazer und Norman lehnten und der Ökonomie des La Podhoretz, die früher den schwarzen Protest gegen den Rassismus einräumten. Solch ältere PrograJ unterstützt hatten, wurden nun zu Kritikern von Programmen wie der sie für wertvoll, um von der Re "affirmative action" und der offenen Zulassung für Minderheiten an die Programme, die in den radik< Colleges und Universitäten. Irving Kristol, ein anderes Mitglied der ren, wie das Schulbussystem. ALi "Alten Linken", der eingewandert war und am City College of New minderjährigen Kindern US\l, .. 3l York arbeitete, begann, die höhere Kultur zu schätzen, die die Radika­ konservativen. Der Neokomer len der sechziger Jahre angegriffen hatten. Dies trifft auch auf den aktion auf den Gang der Ereign Kunstkritiker Hilton Kramer zu. Beide begannen, das Magazin "The werden. Senator Daniel P. ~{oyr New Criticon" herauszugeben, um eine Gegenstimme zu dem modi­ krat blieb) und die fühere BOlS( schen Radikalismus und Marxismus zu etablieren, die an verschiede­ Nationen, Jean Kirkpatrick. z.ah.l nen Universitäten, deren jüngere Fakultätsmitglieder aus der Genera­ Beide übten scharfe Kritik an Pr tion der sechziger Jahre stammten, über Einfluß verfügten. Podohretz mit Schuldgefühlen behafteten 5 hat "Commentary" zu einer konservativen Zeitschrift gemacht, und digung des Vietnamkrieges die \~ Joseph Epstein tat dasselbe mit dem einst beherrschenden "The Ame­ besondere Carters Rede an der 1 rican Scholar". Selbst die "Partisan Review", früher die Plattform des 1977 verstimmte die Neokons.er Trotzkismus und des Appells zu einem permanenten revolutionären Amerikanern erzählt, daß sie nu!] Kampf, äußerte sich skeptisch gegenüber allen linken Bewegungen, of that inordinate fear of COrruTJI besonders gegenüber den Sandinisten in Nicaragua. Während so die any dictator who joined us in th.:i älteren New Yorker Intellektuellen als eine kulturelle Elite unterge­ auf, sich Amerika in dem _grot gangen waren und der Marxismus viel von seinem Einfluß verloren ökonomischen Grabens anzu~-t

38 lI: :>19'Qlns Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung bis zur Reagan-Ära

:< s,c:n~r ~eigung für direkte Akti­ hatte, abgesehen von einigen Disziplinen wie der Literaturtheorie und ,ti.L~:~ früher als eine Quelle des der Amerikanischen Geschichte, setzte sich der Neokonservatismus a.::.c:;.~ j~r Bildung geschätzt wur­ als eine intellektuelle Kraft in der Reagan-Ära durch. x=:: rL:1 als reaktionäre Behörde Der Neokonservatismus entstand als eine direkte Reaktion auf Er­ scheinungen, die seine Anhänger als die Exzesse der sechziger und :lece::':}e .Sew Yorker Intellektu­ siebziger Jahre in den innenpolitischen Programmen und die naiven :b.2..-': .:er Kulturkritiker - Schrift­ Illusionen in der Außenpolitik bezeichneten. Der neokonservative In­ :'Oe:: J"J Künstler. die durch das tellektuelle glaubte, daß der Angriff der Radikalen der sechziger Jahre Ff"";}'C''::1~nt wurden. Autoren wie auf Amerikas ökonomische und politische Institutionen eine Krise der . Tr-:::::1g. \fary McCarthy, Irving Autorität und ein Nachlassen der auf älteren Werten basierenden Über­ D B~~~_ Sidney Hook, Hannah zeugungen verursacht hätte. Aber während die Radikalen die Regie­ be-r .... uto-ritäL wenn sie über Lite­ rung angriffen, forderten sie zugleich von ihr ein riesiges Reform­ chz. Kunst. \fusik und den Film programm, um die Lebensbedingungen der Armen und Minderheiten m.s~·ol.~gung. die Kampagne ge­ zu verbessern. Diese Forderungen, so die Neokonservativen, haben den \ lzmamkrieg unterstützten, die Regierung zu "the victim of overload" gemacht, wenn mehr und ~ng-en .kr Se\\' Left nach einer mehr Menschen vom politischen System das Recht erwarteten, all das Ge-s,c:];;.:-haft yon unten, ihr Ge­ zu bekommen, was sie von ihm forderten. Es ist wichtig zu erwähnen, P:~j'Jjcn und ihre Verachtung daß sich die meisten Neokonservativen nicht so sehr dem freien Un­ ~n ~z'.Io Yorker Intellektuellen. ternehmertum verpflichtet fühlten, daß sie den New Deal völlig ab­ ~ v.;.e '.1L1an Glazer und Norman lehnten und der Ökonomie des Laissez-Faire eine vorherrschende Rolle n Pre·t~St g~gen den Rassismus eimäumten. Solch ältere Programme wie die Sodal Security hielten "itil~ \ on Programmen wie der sie für wertvoll, um von der Regierung unterstützt zu werden. Aber : Z;.l]ass'.mg: für \finderheiten an die Programme, die in den radikalen sechziger Jahren entstanden wa­ (..-1S:·e':. ein anderes Mitglied der ren, wie das Schulbussystem, Affirmative Action, Hilfe für Mütter mit ar !.:J~ 3..n1 City College of New minderjährigen Kindern usw., bildeten die Zielscheibe der Neo­ drur zu s.chätzen. die die Radika­ konservativenY Der Neokonservatismus kann auch als wütende Re­ bomerl Dies trifft auch auf den aktion auf den Gang der Ereignisse in der Außenpolitik interpretiert je ~f3..nnen. das \1agazin "The werden. Senator Daniel P. Moynihan (obwohl er ein liberaler Demo­ me Gegenstimme zu dem modi­ krat blieb) und die fühere Botschafterin der USA bei den Vereinten ru e-ut-be:en. die an verschiede­ Nationen, Jean Kirkpatrick, zählten zu seinen wichtigsten Vertretern. ulms~!;:iederaus der Genera­ Beide übten scharfe Kritik an Präsident Carters Entscheidung, in der le" Eefuß verfugten. Podohretz mit Schuldgefühlen behafteten Stimmung in der Periode nach Been­ tti.. ~:: Zeitschrift gemacht, und digung des Viemamkrieges die Verteidigungsausgaben zu senken. Ins­ In.."-t t1etx-rrs.chenden ,.The Ame­ besondere Carters Rede an der Universität von Notre Dame im Mai e\k"- -. früher die Plattform des 1977 verstimmte die Neokonservativen. Hier hatte der Präsident den ~ ?t'rTr'..anenren revolutionären Amerikanern erzählt, daß sie nun von ihrer Furcht befreit wären, "free ui~ .i!Jen linken Bewegungen, of that inordinate fear of communism which once led us to embrace l !l: ~:·c3:3g:ua. Während so die any dictator who joined us in that fear". Er rief die Sowjetunion dazu ~ -e:::.e ~..:Jrurelle Elite unterge­ auf, sich Amerika in dem "großen Abenteuer" des Zuschüttens des ~; .. :: s,clxm Einfluß verloren ökonomischen Grabens anzuschließen, der den Norden vom Süden

39 John Patrick Diggins Die Intellektuellen in den USA Y'l trennte, und die Ost-West-Kontroverse zu beenden. Moynihan wollte werden kann, müßte. um \011 zu darauf konkrete Beweise sehen, daß der Kalte Krieg sich tatsächlich Völker in Polen, Ungarn und a! militärisch wie ideologisch seinem Ende näherte. Auch Kirkpatrick kommunistischen Regierungen b antwortete auf die Politik der Carter-Administration mit einem heute nicht die sowjetischen Panzer an berühmten Aufsatz, der damals vom Präsidentschaftskandidaten Interessante an ihrem Aufsatz be Reagan gelesen worden war. Der Aufsatz hieß "Dictatorships and der amerikanischen Politik einer Double Standards" und erschien in "Commentary" im November 1979. "Händlern" des Geistes und Wo Kirkpatrick konzentrierte sich darin besonders auf zwei Länder, um gorien und Ideologien in die Im den Amerikanern die Illusionen von Carters Außenpolitik dramatisch In gewisser Hinsicht hat sid vor Augen zu führen: Iran und Nicaragua. über die Rolle des Intellekruelk Sowohl der Iran des Schahs als auch Somozas Nicaragua waren geschlossen. Denn im 18. Jh. VI, Diktaturen, räumte Kirkpatrick ein. Beide Führer waren nicht durch mund Burke und der Staatsman freie Wahlen an die Macht gekommen, beide stützten sich oft auf das sehen Revolution ablehne nd ge Kriegsrecht und inhaftierten oder folterten sogar ihre Gegner, und keine eine demokratische Alternatiye " versuchte, die Eigentums- und Machtverhältnisse zu verändern. Gleich­ Intellektuelle wie Thomas Paine zeitig waren Iran und Nicaragua begrenzte Diktaturen in dem Maße, Glauben geführt zu haben. daß ' daß der Schah und Somoza oppositionelle Parteien und Zeitungen to­ me selbst aus dem scheußLicbe lerierten, und beide Regime waren streng antikommunistisch. Aber könnte. die Carter-Adminstration ging von der naiven Annahme aus, daß zu In den achtziger Jabren urr-<.er beiden Regimen demokratische Alternativen existieren würden und konservativen Intellektuellen dI unterstützte sie daher letztlich nicht. Kirkpatrick dagegen glaubte, daß mens im amerikanischen kLllrure tanks". Die Heritage Founda.-l0 solche liberalen Annahmen historisch keine Grundlage hätten. Als tute in Washington, D.C. beherb Beweis verwies sie darauf, daß es "no instance of a revolutionary förderten deren Publikationen. f socialist or communist society being democratized" gab, während tierte Hoover Institute an der St rechtsgerichtete Autokratien die Fähigkeit besäßen, auf Druck zu rea­ gieren und bestimmte Formen der Liberalisierung zuzulassen. Die ge­ Education unter William Benne genwärtigen Regierungen in Vietnam, Kambodscha und Laos seien ven Themen aufgenommen. Als viel repressiver als die der gestürzten früheren Führer. Dies träfe auch konservativen selbst als diejen auf das Rote China, verglichen mit Taiwan, und Nordkorea, vergli­ stischen Druck abschirmten. djj chen mit Südkorea, zu, so schloß sie ihren Aufsatz, und vielleicht erneut geltend machten und d.ii würden die neuesten Ereignisse auf den Philippinen und Haiti weitere sehen und ihrer aufdringlichen Beweise für ihre Argumentaion liefern. Woher stammten die falschen ten. Annahmen Amerikas? "Only intellectual fashion and the tyranny of Es wäre ein Fehler. hier ITUl RightlLeft thinking prevent intelligent men of good will from per­ Neokonservatismus die domino: ceiving the facts that traditional authoritarian governments are less der Reagan-Adminstration eing Neokon~f\ati· repressive than revolutionary autocracies, that they are more suscep­ rung waren die table of liberalization, and that they are more compatible with U.S. vertreten, wo Liberalismus UD Einfluß bei den Studenten k.arJ interests."32 Das Interessante an Kirkpatricks Argumentation ist nicht so sehr deren Stichhaltigkeit. Ihre These, daß ein kommunistisches thisch und karrieristisch eingö Regime permanent besteht und nicht verändert oder umgestoßen steIlem erhielt sich die linke ur

40 ::ll: Dlgglns Die Intellektuellen in den USA von der AUfklärung bis zur Reagan-Ära

~~ z~ beenden. Moynihan wollte werden kann, müßte, um voll zu überzeugen, berücksichtigen, daß die ß .::e:- Kalte Krieg sich tatsächlich Völker in Polen, Ungarn und anderen osteuropäischen Ländern ihre 1 En.ie nahene. Auch Kirkpatrick kommunistischen Regierungen begeistert gestürzt haben würden, wenn T-A':"'"Tl..inistration mit einem heute nicht die sowjetischen Panzer an ihren Grenzen gestanden hätten. Das • ü:TI Pr asidemschaftskandidaten Interessante an ihrem Aufsatz besteht darin, daß sie den falschen Weg :\ufsJ:rz hieB .. Dictatorships and der amerikanischen Politik einer "intellectual fashion" zuschrieb, den ec'JI7IJ:lIentaT)" im November 1979. "Händlern" des Geistes und Wortes, die ihr Land mit falschen Kate­ J be-,-ooders auf zwei Länder, um gorien und Ideologien in die Irre geführt hätten. l C4r..ers :\ußenpolitik dramatisch In gewisser Hinsicht hat sich nun der Kreis unserer Betrachtung rd.Z":l. über die Rolle des Intellektuellen in der amerikanischen Geschichte ~·.:h Somozas Nicaragua waren geschlossen. Denn im 18. Jh. wurden jene, die wie der Philosoph Ed­ Belc.e Führer waren nicht durch mund Burke und der Staatsmann Alexander Hamilton der Französi­ en.. belde sriitzten sich oft auf das schen Revolution ablehnend gegenüberstanden, auch gefragt, ob es erlen 5-Ogar ihre Gegner, und keine eine demokratische Alternative zur Monarchie gäbe. Auch sie klagten "~tn1s.se zu verändern. Gleich­ Intellektuelle wie Thomas Paine an, Amerika faIschlicherweise zu dem ;:renz:~ Dik.ururen in dem Maße, Glauben geführt zu haben, daß die Demokratie wie eine frische Blu­ :)Ilelj~ Panei~n und Zeitungen to­ me selbst aus dem scheußlichen Inneren des Despotismus wachsen s:u~ng antikommunistisch. Aber könnte. .:ier na;\ en :\nnahme aus, daß zu In den achtziger Jahren unseres Jahrhunderts erfreuten sich die neo­ er'u.3.I.:\ eo e"istieren würden und konservativen Intellektuellen der Unterstützung eines neuen Phäno­ Kiri.:.patri.:k dagegen glaubte, daß mens im amerikanischen kulturellen und politischen Leben: den "think .eh keme Grundlage hätten. Als tanks". Die Heritage Foundation und das American Enterprise Insti­ -D.:' Lnstance of a revolutionary tute in Washington, D.C. beherbergten viele konservative Autoren und 19 JeITJoLxlatized" gab, während förderten deren Publikationen, ebenso das stärker international orien­ I~:: bes.aBen. auf Druck zu rea­ tierte Hoover Institute an der Stanford University. Das Department of ~.d:slerung zuzulassen. Die ge­ Education unter William Bennett hatte ebenfalls viele der konservati­ n. ~~>d..-..:ha und Laos seien ven Themen aufgenommen. Als politische Berater sahen sich die Neo­ fnilieren Führer. Dies träfe auch konservativen selbst als diejenigen, die die Regierung vom populi­ Tarlltan. und l'ordkorea, vergli­ stischen Druck abschirmten, die die Werte von Familie und Religion iIe ihreo :\ufsatz. und vielleicht erneut geltend machten und die generell die Erwartungen der Men­ eD Philippinen und Haiti weitere schen und ihrer aufdringlichen Politik von Interessengruppen senk­ 11. 'J,",:,-J:r~.:"" die Frage aufkommen, wie sich die intellektuelle Gemeinschaft zu­ 26 R. Hofstadter, Anti·Intelle,ru':;;:::' künftig zu einem politischen System verhalten sollte, welches sie er­ 27 Die Positionen von Kennan :0:-,: L1? erbt hatte, von dem es sich aber vollkommen entfremdet fühlte. and the Cold War, hrsg. von 1'". G P: 28 Vgl. D. Caute, The Grear Fe3! T:lJe." hower, London 1978. 29 Ch. Lasch, The Cold War n.:: ::.: Ii:: (Übersetzt von Eckhardt Fuchs) History, hrsg. von B. Bems~:.::. ~ Revisited, in: Commentary. S-.'T"- :;.: Carnbridge 1969. 30 J. P. Lash, Weekend at the W:L~-r. I 2 Vgl. J. W. Krutch. The Modem Temper, New York 1929. 31 P. Steinfels. The Neo-COll",-'"r'i1::" e> 3 ZiL nach R. Kirk, The Arnerican Intellectual: A Conservative View, in: The Intellectuals: NewYork 1979. A Controversial Portrait, hrsg. von G. B. de Huszar, New York 1960, S. 309. 32 J. Kirkpatrick, Dictatorship an-:: [):o: 4 R. Hofstadter, Ami-IntellectuaJism in American Life, New York 1962. 45. 5 The Letters of William Jarnes, hrsg. von H. James, Bd. 11, Boston 1920. S. 101f. 33 Orwell wird in einern Berichl ;n;: :r: 6 L. TrilIing, The Liberal Imgaination: Essays in Literature and Society, London 1951. Vgl. Lead Me Not Into PES S~;:L 7 Eine Ausnahme ist M. Diamond, Democracy and the Federalist, in: American Political Science Review 53, 1962, S. 52-68. 8 The Federalist, no. 10. 9 Zu Adams vgl. J. P. Diggins, The Lost Soul of American Politics: Virtue, Self-Interest, and the Foundation of Liberalism, New York 1984. 10 Eine ausgezeichnete Analyse der theoretischen Grundlagen der Schöpfer bietet A. O. Lovejoy, Reflections on Human Nature, Baltimore 1961. Zum intellektuellen Hinter­ grund vgl. die beiden Studien von H. F. May, The Enlightenment in America. New York 1976, und M. White, The Philosophy of the American Revolution, New York 1978. 11 P. Miller, The Life of the Mind in Arnerica, New York 1965. 12 Vgl. R. Hofstadter, Anti-Intellectualism (Anm. 4), S. 158f. 13 Vgl. 1. P. Diggins, The Lost Soul (Anm. 9), S. 192-229.

42 IQ; ~Iggjns Die Intellektuellen in den USA von der Aufklärung bis zur Reagan-Ära

J'I:P-~S In ~ew York im Januar 1986 14 Siehe G. Faust, A Sacred Circle: The Dilemma of the Intellectual in the Old South, R.::,rt~:.ein bemerkte nach dem Kon­ 1840-1860, Baltimore 1977. bn:::g \on 1948 wahrer denn je er­ 15 Holmes wird zitiert in A. Schlesinger Jr., The 1ntellectual and American Society, in: ders., The Crisis of Confidence: Ideas, Power, and Violence in America Today, New i~ to shout with the mob."33 .sia:- York 1969, S. 54. iItg In der Rolle des Intellektuellen 16 V. L. Parrington, The Beginnings ofCritical ReaJism in America, Bd. 111. Main Currents tngen..heit ist hinzuweisen. Im Jahre of American Thought, New York 1958. ife=.. die ..-\merika ein "Regierungs­ 17 H. Adams, The Education of Henry Adams, New York 1931, S. 25. 18 Vgl. M. Weber, Politik aJs Beruf, in: Max Weber Gesamtausgabe, Bd. 17, Tübingen bilaar garantieren und die Freiheit 1992, S. 157-252; Henry Adams an Henry Cabot Lodge, 4.6.1876, in: The Letters of Da'L'TIeD an. daß der Mechanismus Henry Adams, hrsg. von 1. c.Levenson u.a.• Bd. 11, Carnbridge 1982. S. 279. ~i1 j;.e ..\fenschen zu einer Selbst­ 19 Th. Roosevelt, Citizenship in a Republic, in: The Works of Theodor Roosevelt. hrsg. von H. Hagedorn, Bd. XlII. New York 1926, S. 27-35. j.on~ -. 'loI. ie ..\fadison in "The Fe­ 20 Ch. Forcey, The Crossroads of LiberaJism: Croly. Weyl, Lippmann and the Progressi­ ug ;.em ""ürden. Mit dem Beginn ve Era, 1900-1925, New York 1961, S. 30-39. ~n siebziger Jahren reagierten 21 H. Croly, The Promise of American Life, New York 1963, S. 90-94, 427, 453f. Ud _Get go\·ernment off our back". 22 J. P. Diggins, The American Left in the Twentieth Century, New York 1972. 1.D1IT,ung. indem sie behaupteten, 23 Erstaunlicherweise gibt es keine Geschichte der ..verlorenen Generation". Die beste ~ Darstellung bietet M. Cowley, Exile's Return. New York 1934. Volt.: im Grunde gut. Nicht erst 24 1. P. Diggins, Up From Communism: Conservative Odysseys in American IntellectuaJ \"er:'dS~ung im Jahre 1987 ließ so History, New York 1975. ~ mre:kk.-ruelle Gemeinschaft zu- 25 Zit. nach J. P. Diggins, The American Left (Anm. 22), S. 127. n \'ert~ten ~ollte. welches sie er­ 26 R. Hofstadter, Anti-IntellectuaJism (Anm. 4), S. 4. 27 Die Positionen von Kennan und Lippmann sind wiederabgedruckt in: Containment [lo-rr...c,,eD entfremdet fühlte. and the Cold War, hrsg. von Th. G. Patterson, Menlo Park, CaJ. 1973. 28 Vgl. D. Caute, The Great Fear. The Anti-Communist Purge under Truman and Eisen­ hower, London 1978. L~tz! von Eckhardt Fuchs) 29 Ch. Laseh, The Cold War and the IntellectuaJs, in: Dissenting Essays in American History, hrsg. von B. Bernstein, New York 1965; ders., LiberaJ Anti-Communism Revisited. in: Commentary, Sept. 1967, S. 64.

~ Y:n :;.;;' 30 J. P. Lash, Weekend at the Waldorf, in: New Republic, 18.4.1949, S. 10-12. 31 P. Steinfels, The Neo-Conservatives: The Men Who Are Changing American Politics, ..... C~• .<.:::·.~ \""le ..... in: Tbe InteJlecluaJs: New York 1979. ~ H"=.Jr"....~ Ycrt 1960. S. 309. 32 J. Kirkpatrick, Dictatorship and Double Standards, in: Commentary, Nov. 1979, S. 34­ ~ ~~ '~York 1962. 45. k~. &: H. Boston 1920. S. lOIf. 33 Orwell wird in einem Bericht auf der Konferenz des PEN von Edwar Rothstein zitiert. ~ ;n L::"'-::-L.L--: and Society. London 1951. • JD: ~ F-:-~nJis:. in: .-\merican Political Vgl. Lead Me Not Into PEN Station, in: New Republic. 24.2.1986, S. 20-23.

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