Vanessa Petzold

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Vanessa Petzold 2014 ARBEITSPAPIER – WORKING PAPER 148 Vanessa Petzold „Building a nation is also dreaming together” Das Cinquantenaire der Demokratischen Republik Kongo ARBEITSPAPIERE DES INSTITUTS FÜR ETHNOLOGIE UND AFRIKASTUDIEN WORKING PAPERS OF THE DEPARTMENT OF ANTHROPOLOGY AND AFRICAN STUDIES AP IFEAS 148/2014 Herausgegeben von / The Working Papers are edited by: Institut für Ethnologie und Afrikastudien, Johannes Gutenberg-Universität, Forum 6, D-55099 Mainz, Germany. Tel. +49-6131-3923720; Email: [email protected]; http://www.ifeas.uni-mainz.de http://www.ifeas.uni-mainz.de/92.php Geschäftsführende Herausgeberin / Managing Editor: Eva Spies ([email protected]) Copyright remains with the author. Zitierhinweis / Please cite as: Vanessa Petzold (2014): „Building a nation is also dreaming together” – Das Cinquantenaire der Demokratischen Republik Kongo. Arbeitspapiere des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Work- ing Papers of the Department of Anthropology and African Studies of the Johannes Gutenberg University Mainz) 148. Vanessa Petzold: „Building a nation is also dreaming together” – Das Cinquantenaire der Demokratischen Republik Kongo Zusammenfassung Dieses Arbeitspapier beschäftigt sich mit den Feiern zum fünfzigsten Jubiläum der Unabhängigkeit in der Demokratischen Republik Kongo im Jahr 2010. Im Mittelpunkt steht die staatliche Inszenierung des Unab- hängigkeitsjubiläums als „Wende“ auf dem Weg zu einer besseren Zukunft. Im Kontext der gegenwärtigen ökonomischen, politischen und sozialen „Misere“ im Kongo interpretiert die Autorin diese Inszenierung als Versuch, trotz verbreiteter Kritik an der Regierung und generell am Staatsversagen, populäre Nationalgefüh- le zu mobilisieren und den Zusammenhalt der Nation zu stärken. Die Arbeit beruht auf einem dreimonatigen Praktikum bei einem Unterkomitee (dem comité scientifique) der Kommission, die die Feiern im Auftrag der Regierung ausgerichtet hat. Zentrales Ergebnis ist, dass das durchaus ausgeprägte Nationalgefühl der Kon- golesen – zumindest in der Metropole Kinshasa – wesentlich auf der heraufbeschworenen Erfahrung ge- meinsamen Leidens beruht und sich in stark religiös geprägten Zukunftsträumen niederschlägt. Diese Hoff- nungen richten sich vor allem auf die Möglichkeiten eines ressourcenreichen Nationalstaats. Abstract This working paper deals with the celebrations of the fiftieth jubilee of independence of the Democratic Republic of Congo in 2010. The paper focuses on the state’s staging of the jubilee as a turning point on its way into a better future. The author interprets the performance of the jubilee in the context of the present economic, political and social misery in the Congo as an attempt to mobilise popular national feelings and to strengthen national cohesion, in spite of wide criticism on the government and on the failure of the state in general. The paper is based on a three months internship at a sub-organisation (the comité scientifique) of the committee which organised the celebrations on behalf of the government. The central finding is that a distinct national feeling of the Congolese does exist, at least in the metropolis of Kinshasa, and that it is largely based on the evoked experience of common suffering. It is reflected in religiously influenced “dreams” of the future, i.e. in hopes which are placed in the prospects of a resource-rich national state. Die Autorin Vanessa Petzold studierte von 2008 bis 2013 Ethnologie und Volkswirtschafts- lehre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. E-Mail: [email protected] AP IFEAS 148/2014 Inhalt Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................... 2 1. Einleitung ...................................................................................................................................... 3 2. Darstellungen der Vergangenheit ........................................................................................... 21 2.1 „Le roi des Belges devait nécessairement être là“ – Die umstrittene Inszenierung einer historischen Freundschaft ............................................................................................... 24 2.2 „Sur terre, on n’est pas saint“ – Der Blick auf die vergangenen fünfzig Jahre ........... 31 3. Die Erstellung einer Gegenwartsdiagnose der Nation ......................................................... 48 3.1 „Ç’a montré que nous avons quand même une sécurité“ – Die Parade am 30. Juni 2010 ...................................................................................................................................... 49 3.2 „Il n’y a pas un niveau de richesse particulier pour fêter!“ – Über die Inklusivität der Feiern und der Nation................................................................................... 61 4. Zukunftsvisionen beim Wendepunkt Cinquantenaire ........................................................ 79 4.1 „L’essentiel reste à faire“ – Diskurse um die Zukunft der Nation ............................... 80 4.2 „C’est bon de faire rêver les gens à un possible futur positif“ – Bildliche Vorstellungen von der Zukunft ............................................................................................... 88 5. Fazit ........................................................................................................................................... 102 Literaturverzeichnis .................................................................................................................... 105 Anhang .......................................................................................................................................... 109 1 AP IFEAS 148/2014 Abbildungsverzeichnis Abb. 1 u. 2: Das neue Denkmal für Joseph Kasa-Vubu in Kinshasa und eine Nah- aufnahme der Plakette im Sockel der Statue. Fotos: Vanessa Petzold….........................................................................S. 42 Abb.3: Der Place du Cinquantenaire eine Weile nach dem Abbruch der Parade am 30.6.2010. Aufgenommen von der Ehrentribüne aus, mit Blick auf das Journalistenpodest. Foto: Vanessa Petzold....................................S. 56 Abb. 4: Der neue 500 Franc Congolais Geldschein, mit dem Logo des Cinquan- tenaire ..........................................................................................................S. 76 Abb. 5: Das kongolesische Cinquantenaire-Logo, entworfen von Fao Kitsa. Abfotografiert von Vanessa Petzold.......................................................S. 88 Abb. 6: Plakat in Kinshasa. Foto: Vanessa Petzold............................................S. 92 Abb. 7: Plakat in Kinshasa. Foto: Vanessa Petzold............................................S. 93 Abb. 8: Werbeposter zum Cinquantenaire der DR Kongo. Foto: Vanessa Petzold...............................................................................S. 94 Abb. 9 u. 10: Cinquantenaire-Poster an zentralen Plätzen in Kinshasa. Fotos: Vanessa Petzold .......................................................................S. 95/96 Abb. 11: Werbeposter zum Cinquantenaire der DR Kongo. Foto: Vanessa Petzold...............................................................................S. 97 2 AP IFEAS 148/2014 1. Einleitung „Cinquantenaire! Tu vois? Cinquantenaire?!“ rief mein kongolesischer Bekannter Dave bei vielen Gelegenheiten, wenn wir wieder mal durch ein Viertel fuhren, in dem es wegen Stromausfalls dunkel war oder wir Studierende Wasserkanister zum Wohnheim schleppen sahen. „C’est sur la base de ce qui est positif qu’on construit une nation.“ sagte mir ein Professor in einem Interview anlässlich eben desselben Cinquantenaires. „La science n’est pas innocent“ ergänzte Isidore Ndaywel È Nziem, Professor für Geschichte an der Universität in Kinshasa, das entscheidende Zwi- schenstück, mit dem er sich in diesem Spiel der Interpretationen selbst als Akteur positionierte. Seine Aussage traf er bei der Präsentation seines Buches Nouvelle histoire du Congo im Mai 2010. Ihm zufolge hätte man auch ein Buch darüber schreiben kön- nen, dass Kongolesen nicht fähig seien, zusammen zu leben. Dies sei jedoch nicht sein Ziel gewesen, fügte er erklärend hinzu.1 Obwohl diese drei Aussagen aus verschiedenen Situationen kommen, die in keinem Zusammenhang zueinander stehen, verdeutlichen sie dennoch recht treffend die drei wesentlichen Aspekte der Kontroverse um das Cinquantenaire der Demokratischen Republik Kongo: Kritik an der Armut, Optimismus und die Bedeutung der Vergan- genheit. Ergänzen lässt sich dies mit einer weiteren Äußerung Professor Ndaywels, der als einer der Hauptverantwortlichen für die Organisation der Jubiläumsfeierlich- keiten einen Zeitzeugen der Unabhängigkeit für das Fernsehen interviewte: „L’avenir, c’est vraiment mon sujet“. 1 Bei diesem Arbeitspapier handelt es sich um die überarbeitete Version meiner Hausarbeit zur Erlangung des Grades einer Magistra Artium, die ich im Fach Ethnologie im Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften 2013 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eingereicht habe. Teile dieser Arbeit sind aus dem 2010/11 verfassten Bericht über die For- schung, auf der diese Arbeit aufbaut, übernommen. Weiterhin sind Teile dieser Arbeit bereits erschienen in Petzold (2011). 3 AP IFEAS 148/2014 Geschichtskenntnisse zu vergrößern, gleichzeitig aber zu einer positiven Bilanz der vergangenen fünfzig Jahre zu gelangen, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ver- mittelt, das war eine große Herausforderung
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