Reinold

Ein Ritter für Europa Beschützer der. Stadt Dortmund

Funktion und Aktualität eines mittelalterlichen Symbols für Frieden und Freiheit

1. Internationale Reinoldustage Dortmund 8. bis 12. Januar 2003

herausgegeben von Beate Weifenbach

Logos Verlag Berlin xoyoS ýý ýýýýý Rechtssymbol? - Heiliger oder Roland, Symbol für die Karlslegende Dieter Pötschke (Historische-Brandenburgische Kommission Potsdam)

1. Rolandlegende und die rechtliche Bedeutung der Rolande

Fälschungen von Urkunden gehörten im Mittelalter zum Alltag. Historiker ha- ben sehr diffizile Methoden der Urkundenkritik entwickelt, um nicht nur Urkun- denfälschungen, sondern auch ganze Fälscherschulen nachzuweisen. Die Fälschung von Stellen einer Chronik ist schon schwerer nachweisbar: Chroniken unterlie- gen keinen Formkriterien wie Urkunden, stammen selten aus Kanzleien - deren Schreibstil bekannt ist und die vergleichbare Schriftstücke liefern - und schließ- lich musste ihre Echtheit nicht bestätigt werden. Gefälschte Aussagen in Urkun- den und erzählenden Chroniken fanden dennoch durch Erzählungen, Abschriften, überlieferte Sagen und Lieder oft weite Verbreitung. Dass falsche Aussagen im mittelalterlichen Denken oft Glauben fanden, ist nicht verwunderlich, da es eine kritische Geschichtswissenschaft noch nicht gab. ' Hinzu kommen noch sagenhafte Ausschmückungen selbst von wahren Aussagen. Ein schönes Beispiel für eine Le- gendenbildung bietet das Rolandslied. Zunächst muss festgestellt werden, dass die einzige quellenmäßig gesicherte, zeitgenössische Erwähnung des historischen Ro- land in der Biographie Kaiser Karls zu finden ist, die von Einhard2 verfasst wurde. Einhard, der im Kloster Fulda seine Ausbildung genoss und in jungen Jahren an Karls Hof kam, berichtete:

In quo proelio Eggihardus regiae mensae praepositus, Anshelmus comes palatii et Hroudlandus Brittannici limitis praefectus cum alliis conplu- ribus interficiuntur. (In diesem Kampfe fielen Eggihard, des Königs Truchseß, Anselm der Pfalzgraf und Hroudland, der Befehlshaber im bretonischen Grenzbezirk, mit vielen anderen. )3

Nach einer Grabinschrift war dies am 15. August 778.4 Weitere schriftliche Erwähnungen dieses gibt es nicht s

1Im Gegensatz zur Mathematik, in der schon im klassischen Altertum eine Aussage (Satz, Theorem) nur dann als wahr angesehen werden durfte, wenn auch ein Beweis dazu geliefert werden konnte. ZEINHAnn, Das Leben Kaiser Karls. 3. Aufl. bearbeitet von W. WATTENBACH. Leipzig 1893. S. 18 fügt Wattenbach, der vorzügliche Kenner der Quellen mittelalterlicher Geschichte, als Anm. 1 hinzu: berühmte Roland, hier " Der welcher geschichtlich nur erwähnt wird. 3Einhard, Das Leben Kaiser Karls des Großen, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschich- te. 1. Teil. Bearb. v. R. RAU. Berlin 1955, S. 157-211, hier S. 178-179. 4Ebd. Bemerkenswert ist, dass die Worte Hroudlandus Brittannici limitis praefectus in der Klasse B der Handschriften, in denen Einhards Bericht überliefert ist, fehlen. Einhards Biogra- phie des Kaisers ist Bestandteil der Reichsannalen, deren überlieferte Handschriften 1895 durch Friedrich Kurze, dem damaligen Herausgeber der Reichsannalen, in fünf Gruppen A-E eingeteilt wurden. Die Gruppe A wird durch eine (heute verlorene) Handschrift vertreten, die als die älte- ste gilt und in der Roland auch genannt wird. Die Gruppe B ist durch mehrere Handschriften vertreten, die aber sämtlich den Text im Jahre 813 abbrechen. ,'Die Identität dieses Präfekten Karls des Großen mit einem Grafen Rotholandus als Zeugen einer Urkunde Karls aus dem Jahre 772 und dem auf einem Denar, der vor dem Jahre 790

175 176 I)i(ýrýýr l'ýýýt:(like

Die Rolandlegende wurde dann durch das französische und das deutsche Ro- Bearbeitungen der Rolandsage (z. landslied, aber auch durch die zahlreichen B. in der Sächsischen Weltchronik, der Braunschweiger Reimchronik usw. ) auch östlich Jahre! des Rheins verbreitet. Und zwar offensichtlich mündlich über 300 Das erst Rolandslieds, die 'Chanson de Roland', kurz vor 1100 entstandene altfranzösische Buch: Zeilen Tausende macht aus der Legende ein ganzes aus zwei wurden von Zeilen.? Roland kommt als Sagengestalt in der 'Chanson de Roland', in dem 'Rou- lantes Liet', im 'Orlando furioso' oder 'Orlando innamorato' vor, aber auch in französischen, deutschen, vielen anderen und späteren epischen italienischen, spa- Texten. nischen, skandinavischen, flämischen, englischen und portugiesischen Noch Brasilien 8 heute rühmen ihn volkstümliche Erzähler sowohl in als auch in Sizilien.

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Abb. 1: Bremer Roland von 1404. Nach- dem die Erwähnung eines Rolands in der Chronik zu 1366 in von Rynesberch und wf rhene wohl eine Fälschung ist, handelt es ýý Sich hier wohl um den ältesten Bremer Roland und zugleich den ältesten erhaltenen Roland.

im fränkischen Königsreich mit dem Namen RODLAN umlief, ist unsicher, vgl. Rita LEJEUNE/ Jacques STIENNON. Die Rolandsage in der mittelalterlichen Kunst. 2 Bde. Brüssel 1966, hier Bd. 1, S. 9. Bd. 1, Leipzig 1900 (französischer 6E. STENGEL, Das altfranzösische Rolandslied. Text); Ru- Übersetzung dolf BESTH01tN (Hg. ), Das Rolandslied. Bremen 1981 (deutsche des französischen Textes). 7Bei BESTHORN (wie Anm. 6) 304 Verse mit je ca. 13 Zeilen, bei STENGEL (wie Anm. 6) 4002 Zeilen. 8BESTHORN (wie Anm. 6), S. 10. Roland - Heiliger oder Rechtssymbol? 177

In der Folgezeit entstand eine Reihe von Rolanddarstellungen an und in Kirchen. Diese Verbreitung des Rolandbildes seit deni 12. /13. Jahrhundert wurde umfassend von Rita Lejeune und Jacques Stiennon im Jahre 1966 in ganz Westeu- ropa nachgewiesen. Es ist Winfried Trusen zu folgen, wenn er darin die Verehrung Rolands als Heiligen sieht.

Abb. 2: Ausschnitt 1larckt 13iemmeii-, der Topographia Gerinaniae des Matthaeus vom ... in aus Merian der Mitte des 17. Jahrhunderts: hat Markt, in dessen Mitte aus ,,... einen großen weiten eines Kaisers und eines Königs Bildnis, das bloße Schwert der Gerechtigkeit in der Hand hal- tend, zu sehen ist. " (Text aus den Zeiller-Merianschen Topographien). Auch damals schaute der Roland auf den Dom. Einer der ganz seltenen Stiche des 17. Jahrhunderts, auf denen überhaupt (B) ein Roland und ein Pranger (C) zu sehen ist - hier sogar ein zweistöckiger Pranger.

Davon zu unterscheiden sind die bisher 52 nachgewiesenen Rolandstandbil- der, die sich zumeist auf dem Marktplatz der Rolandorte befanden bzw. sich noch heute befinden. Rolande sind oft überlebensgroß, aus Stein (so in Bremen, Bran- denburg, Halberstadt. . Prag, Dubrovnik, Riga usw. ) oder Holz (so in Nordhausen, Questenberg hei Sondershausen, Potzlow bei Prenzlau usw. ). Sie tragen meist ein offenes Schwert über der Schulter und eine Ritterrüstung der jeweiligen Errichtungszeit. Noch heute sind 32 Rolandstandbilder zwischen Bederkesa und Riga, zwischen Prenzlau und Dubrovnik. der ehemaligen Republik Ragusa, erhalten. Der älteste Roland ist zum Jahre 1342 in nachweisbar. Der jüngste Roland wurde am 16.4.2002 in Gardelegen errichtet. Häufig wurde nun versucht, die Verbreitung und die rechtliche Bedeutung der Rolandstandbilder mit dem Rolandslied in Verbindung zu bringen. Zwar deuten bisher der Name jedenfalls bei den nur und - ältesten erhaltenen Rolanden - die ritterartige Kleidung einen Zusammenhang an. Wir können aber davon ausgehen, dass hei unseren Rolandstandbildern der historische Roland und der Held der Lieder gemeint ist. In der bisherigen Rolandforschung nahm man an. sich auf die frühen Roland- erwähnungen verlassen zu können und suchte vergeblich nach tatsächlich vorhan- denen Privilegien für die Rolandsorte, rechtlichen die der jeweilige Roland sym- Kritik kam bolisieren sollte. in letzter Zeit höchstens dann auf, wenn es um die 178 I )i(, t (ýr l'()t ý,chkc

t mie-lý. .

Abb. 3: Rolands Tod. Die Miniatur stammt aus einer ehemals umfangreichen bebilder- ten Texthandschrift, die u. a. Strickers Epos Karl der Große" Stricker" ist .. enthielt. Der in Kunstname eines um 1220-1250 wahr- Österreich , cheinlich in wirkenden Dichters fränkischer Herkunft. In seinem Frühwerk über Karl den Großen behandelt er die ins Legendäre erhobenen historischen Ereignisse um den spanischen Feldzug gegen die Sara- zenen im Jahre 778. Der Stoff war seit dem 12. Jh. im französischen `Chanson de Roland' und in dem deutschen Rolandslied des Pfaf- fen Konrad literarisch vorgeformt. Der ster- bende Roland erschlägt einen Sarazenen mit seinem Horn Olifant. (Quelle: Der Stricker. Berlin Staatsbibliothek Preußischer Kulturbe- sitz, Ms. Germ. Fol. 623. fol. 22v. )

Frage ging, ob alle Rolande das gleiche Recht symbolisieren (monistische Theorien) oder ob Rolande an verschiedenen Orten auch verschiedene Bedeutungen symbo- lisiert haben könnten. Die letzte große Monographie zur Thematik von Antonius David Gathen konnte feststellen, dass der Roland Recht" nur das symbolisiert. Auffassungen, dass Rolande das :Marktrecht. die hohe Gerichtsbarkeit oder gar die Reichsunmittelbarkeit symbolisieren, sind als unbeweisbar abzulehnen. Inso- fern hat die Rolandforschung nicht nur inhaltliche Probleme, sondern vor allem 9 ein methodologisches Problem. Der Würzburger Kirchenrechtshistoriker Winfried Trusen brachte wieder Be- wegung in die Rolandforschung und entwickelte in den 80er Jahren des vorigen Auffassung, dass Rolandstandbilder Jahrhunderts die unsere das Kaiserrecht sym- ` bolisieren würden. Aber Trusens These erklärt nicht

" ob die Rolandstandbilder einen Bedeutungswandel über die Jahrhunderte erfahren haben

. wieso die Rolandstandbilder mit dem Kaiserrecht in Verbindung gebracht wurden

9Zu den Einzelheiten vgl. Dieter PÖTSCHKE. Zu einigen methodologischen Problemen der Rolandforschung, in: Nordharzer Jahrbuch 11 (1986), S. 17-26. l0Winfried TRUSEN, Die Rechtsspiegel und das Kaiserrecht, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Abteilung 102 (1985), S. 12-59; DERS., Der Roland germanistische Heilige" (Hg. ), und das Kaiserrecht, in: Kurt EBERT Festschrift Nicolaus Grass. Innsbruck 1986, S. 395- in: Handwörterbuch deutschen Rechtsgeschichte, 406; DERS., Art. Rolandsäulen, zur hg. von Adalbert ERLER/Ekkehard KAUFMANN. Berlin 1971ff. (abgekürzt HRG), hier Bd. 4, Sp. 1102- 1106. Roland - Heiliger oder Rechtssymbol? 179

" wer diesen Zusammenhang nahe legte

" insbesondere an welchem Ort dies zum ersten Male erfolgt sein könnte und

" wie sich der Glaube von der kaiserlichen Symbolkraft von diesem Ort aus in Europa ausbreitete.

Ich werde hier nachweisen, dass der noch heute weit verbreitete Glaube, Ro- lande seien ursprünglich Rechts-, genauer Freiheitssymbole der jeweiligen Orte, sehr wahrscheinlich auf ein Bremer Gedicht und eine Bremer Fälschung zum Jah- re 1366 zurückgeht. ` Zwar werde ich mich hier aus Platzgründen hauptsächlich dem Bremen" beschäftigen, die Ergebnisse mit Fall aber sind zunächst auch auf die Familie" der durch ihre Formenverwandtschaft der jeweils Ro- Bremer ersten lande definierten Familie (Zerbst, Halberstadt, Nordhausen, Calbe, Quedlinburg, Brandenburg usw. ) übertragbar.

2. Karlstradition und Rolandstandbilder Auf dem Marktplatz der uckermärkischen Stadt Prenzlau befand sich seit dem Jahre 1496 ein steinerner Roland12, bis ein Sturm ihn im Jahre 1737 umwarf und er in Stücke zerbrach. Einer alten Überlieferung nach hatte Karl der Große der Stadt eine Reihe von Privilegien erteilt. Die bisherige Rolandforschung konnte aber keine Antwort auf die Frage geben, wie es an verschiedenen Orten zu der gleichartigen Überlieferung einer derartigen Karlslegende kommen konnte, dass sie mit Privilegien Kaiser Karls ausgestattet seien, obwohl die Orte doch meist erst Jahrhunderte später entstanden. Die na- heliegende Antwort, dass diese Erklärungen für die Errichtung der Rolandsäulen historisch schlicht falsch sind, kann - zumindest die Einwohner der Rolandorte, aber auch den Rechtshistoriker und den Volkskundler - nicht befriedigen. Im 13. Jahrhundert verbreitete sich die fälschliche Auffassung, dass das gel- tende Recht von den Kaisern Karl und Konstantin abzuleiten sei. Sächsische und märkische Städte leiteten ihre Rechte, die oft dem Landrecht des Sachsenspiegels verwandt waren, ebenfalls von Kaiser Karl ab. Die Mark Brandenburg war einst mit immerhin 15 Rolanden das weltliche Hauptverbreitungsgebiet dieser hölzernen 13 und steinernen Riesen. Rolande fanden und finden wir in märkischen Orten wie Stendal, Buch, Brandenburg, Berlin, Prenzlau, Potzlow, Angermünde und anderen Orten. Dies ist bisher ungenügend erklärt.

11Zur detaillierten Begründung Dieter PÖTSCHKE, Fälschung vgl. - Dichtung - Glaube. Wie aus Rolanden Rechtssymbole wurden, in: DERB. (Hg. ), Stadtrecht, Roland und Pranger. Beiträge zur Rechtsgeschichte von Halberstadt, , Bremen und Städten der Mark Brandenburg. Berlin 2002. (Harzforschungen Bd. 14), S. 177-237. 12PreuBisches Geheimes Staatsarchiv Berlin, Prov. Brandenburg, Rep. 16 III, p. 4a I. Blatt 68R. 13Zu den Rolanden Dieter PÖTSCHRE, märkischen vgl. Roland und Recht. Ursprung und recht- liche Bedeutung insbesondere der Rolandstandbilder, märkischen in: DERS., Rolande, Kaiser und Recht. Zur Rechtsgeschichte des Harzraumes und seiner Umgebung. (Harzforschungen Bd. 11). Berlin 1999, S. 44-132. I)itt(-r 1'61, 180 clike

FIRITRTY;zuL RIM"M

t0i3Llýh CIkf9't! E : ýýjaAkLih1'I'r.;. LIX ýirtls Abb. 4: Der Roland des heutigen Dorfes Buch . DT.. I11K_ CýAlliý'. }iM. NH. A, 7PN CI. - I bony dem Jahre 1580. Buch besaß FISI7. 'E MEW F" I. :s nie volle iA'IAN'ry; l.: ypL7'E. l1f. tNY. Stadtrechte. Es gehörte schon früh der Fami- IRtI.. YL2Vt. p: C1.. 4; N7r. 1'MV LrJL. T0: 4Y. 3 DAW. EJIAT. lie Buch, der Johann bR. Y. - von aus auch von Buch, w'r. e yantzI IP rAFob ý b. A- der Verfasser der Glosse zum Sachsenspiegel, ..,'L. NIL i. ..ýa+y, ýa. ia, hervorging. (Kupfer aus Bekmanns Branden- burger Geschichte)

Zwar konnte der ikonographische Ursprung der Rolande nach über 375 Jah- liegt den bereits ren Rolandforschung geklärt werden14 - er in genannten westeu- England Frankreich bis ropäischen Rolanddarstellungen von über Italien an Kir- Grabmälern. Dort chenfenstern, Kapitellen, Portalen und wurde er - wie 'Musen Heiliger Im Deutschland überzeugend nachwies - als verehrt. nördlichen wurde er Rechtssymbol ` Aber historisch- aber nicht als Heiliger, sondern als verehrt. seine rechtliche Bedeutung war bisher unklar.

14Dieter PÖTSCHKE, Rolande als Problem der Stadtgeschichtsforschung, in: Jahrbuch für die (1988), S. 4-45; im Anschluss Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 37 an die Arbeiten von (wie Anm. TRUSEN (wie Anm. 10) und LEJEUNE/STIENNON 5); zustimmend Bernd Ulrich HUCKER, `Hanse Städte Bünde'. Der hansestädtische Roland, in: Ausstellungskatalog Hg. von Mathias PUHLE, Magdeburg 1996, S. 474-494. hierzulande die Verehrung als Heiliger. Vgl. TRUSEN, Der 15Trusen behauptete auch Heilige" Heiliger Roland (wie Anm. 10); gegen eine Verehrung Rolands als insbesondere im Erzbistum Magdeburg, da bisher die Belege sämtlich fehlen, Dieter PÖTSCHKE, Rolande als Problem (wie Anm. 14). Roland - Heiliger oder Rechtssymbol? 181

Die Rolanderwähnung in der Bremer 3. Chronik zu 1366 - eine Fälschung

Bisher war die Forschung davon ausgegangen. dass der älteste bisher bekannte Hin- weis auf die rechtliche Bedeutung der Rolandstandbilder und die erste Erwähnung eines Rolandes in Bremen der Bremer Chronik von Rynesberch und Schene ent- stammte. Diese berichtet zum Jahre 1366. dass der Holzroland von den Leuten des Erzbiscliof-ý AI lit . ' v rhraunt Urorden sei.

Abb. 5: Rolund rosa 13r(rn(n raus dem Jahre 1404

Die Rolanderwähnung für Bremen zu 1366 muss aber sehr wahrscheinlich als Fälschung angesehen werden. Die Gründe dafür sind:

1. Die Rolanderwähnung von 1366 in der Chronik von Rynesberch und Schene ist schon allein deshalb verdächtig. weil die in der Chronik auch enthaltenen Erwähnungen eines Rolandes zu 1111 und 1307 erwiesenermaßen Fälschun- gen und Einschübe sind.

2. Der Bremer Roland wird an keiner unverdächtigen anderen Stelle früher erwähnt, er war also in Bremen und außerhalb offensichtlich auch nicht be- kannt. Im benachbarten Hainburg wird der dortige Roland zwischen 1342 und 1389 immerhin 43(! ) 'Mal an unverdächtiger Stelle erwähnt es han- delte sich also dort um ein in der Stadt wohlbekanntes Denkmal finit dein Namen Roland. .,

3. Der Bremer Konflikt von 1366 war in erster Linie ein innerstädtischer Kon- flikt und nicht ein Streit der Stadt mit dem Erzbischof wegen der Freiheit der Stadt.

4. Die Chronik von Rynesberch und Schene wurde gefälscht, uni den gefälschten Urkunden (zu 1111 und 1307) eine zusätzliche Legitimierung durch die Ge- schichtsschreibung zu verschaffen. Dazu passt der zum Jahre 1366 erstmalig hergestellte Zusammenhang zwischen dem Bremer Roland und der vryheit. 182 1)ictcr l'(')t; (-like

4. Die Bremer Gedichte und der Roland Gedichte In der oberen Halle des Bremer Rathauses sind bemerkenswerte rudi- ` Gemälde der Halle mentär überliefert. Das dazugehörige stammt zwar erst aus dein Jahre 1532, aber die Verse sind vom Inhalt her wesentlich älter. Schwarzwälder datierte sie in das Jahr 140,1.

Abb. 6: Der Schild des Rolandes von Bremen vom lrifang des 14. Jahrhunderts. Der Schild wurde nach W. Stein erst um 1420 angebracht. Nachdem nun die Rolanderwähnung zu 1366 in der Chronik von Rynes- berch und Schene mit dem dort erwähnten Zusam- menhang von Freiheit und Roland sehr wahrscheinlich als Fälschung angesehen werden muss, handelt es sich bei dieser Schildumschrift um den ältesten Hinweis ei- nes Zusammenhanges zwischen Roland und Freiheit.

Ein in diesen Gedichten enthaltener Vierzeiler erweist sich als Quelle der Schild- umschrift am Roland, die also nicht ohne Vorbild entstanden ist. Da eine Quelle der Schildumschrift bisher nicht bekannt war, bedürfen die Gedichte einer genaueren Analyse. In den Gedichten, deren ursprüngliche Fassung in der Chronik von Rynesberch und Scheue enthalten ist, spricht der Heilige Karl17 die folgenden \Vorte:

ock Karl und Willehad de beyden heren. de hir int landt unse apostele weren.

Gnad unde vrigheit ofenbar, bat van uns Wilhad vurwar, desser olden hovetstadt to eren. des dancket Gode unde deme heren!

Vergleichen wir dies mit dem Text der Schildumschrift des Bremer Rolands, so Ähnlichkeit fällt eine starke auf. Die weithin sichtbare, kunstvolle Umschrift auf dem Schilde, die erst um 1420 an dem Roland angebracht wurde, lautet:

Vryheit do ik ju openbar, de Karl und menich vorst vor war, desser stede ghegheven hat, Des danket gode is min radt.

16Ursprüngliche Fassung bei Herbert SCHWARZWÄLDER.Die Gedichte in der oberen Halle des Bremer Rathauses und ihre ursprüngliche Fassung, in: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 77 (1954), S. 31-55. 17Er wurde übrigens tatsächlich unter Kaiser Friedrich 1. im Jahre 1165 heilig gesprochen. Roland - Heiliger oder Rechtssymbol? I ,-,: t

Wie ist diese Ähnlichkeit zu dem Gedicht in der Chronik zu erklären? Warum ist sie bisher der Rolandforschung nicht aufgefallen?

Abb. 7: Gestalt zwischen den Füßen des Ro- lande: von Bremen von 1404. Es könnte ein Geistlicher sein, der aber teilweise von den Füßen getreten wird. Der Roland schaute auch schon immer zum Dom. Dies mag eine ironi- sche Aussage über das Verhältnis der Stadt zu den Domgeistlichen zu dieser Zeit sein.

Lassen Sie uns zunächst nach den historischen Quellen des gesamten Gedichtes fragen. Natürlich ist zunächst die Chronik selbst an erster Stelle zu erwähnen. Da aber Gedichte und Teile der Chronik im wesentlichen auf Scheue zurückgehen, dürften beiden die gleichen historischen Quellen zugrunde liegen. Weitere Quellen sind folgende:

1. Der weitaus größte Teil der Gedichte über die Gründung von Stift und Stadt Bremen bezieht sich auf die Bremische Bistumschronik (Historia Archiepis- coporum Bremensium). ls Die auf die gleiche Quelle zurückgehenden Stellen in Gedichten und Chronik stimmen z. T. wörtlich überein.

2. Wähl dank der Mitwirkung von Ratsmitgliedern ist ein Bezug auf zwei Ur- kunden - das auf 1111 gefälschte Henricianum19 und das echte Barbarossa- privileg20 - hergestellt worden.

dann 3. Unbekannte - vielleicht urkundliche, aber auf jeden Fall gefälschte oder be- falsch verstandene - Quellen wurden für eine angebliche Zollbefreiung nutzt.

Tatsache ist. dass Karl der Große selbst nie in Bremen war und diesem Ort auch keine nachweislichen Privilegien erteilt hat. Urn die Vormachtstellung Bremens gegenüber anderen Städten zu dokumen- tieren

" sollte Bremen angeblich schon seit 1111 das Recht besitzen, den kaiserlichen Schild zu tragen

" wurde also um 1420 ein Schild mit dem kaiserlichen Adler am Roland ange- bracht

181n J. M. LAPPENBERG. Geschichtsquellen des Erzstiftes und der Stadt Bremen. Bremen 1841, S. 7ff. 19Bremisches Urkundenbuch. Hg. von R. EHMCK und W. von BIPPEN. Bd. 1-7, Bremen 1873- 1993 (abgekürzt UB Bremen), hier Bd. 1, n. 28, S. 30. 20UB Bremen (wie Anm. 19), Bd. 1, n. 65, S. 71. 184 [)iý tý 1 ['ýýt<

" wurde für die Schildumschrift kurzerhand ein Teil des oben beschriebenen Gedichtes aus der Chronik umformuliert und vom Rat als offizielle Schildum- schrift genehmigt (denn ohne Zustimmung des Rates ist die Anbringung des Schildes nicht denkbar).

Somit beruht die Schildumschrift Privilegien nicht auf tatsächlich erteilten - literarischen es sei denn gefälschten - sondern ist rein Ursprungs und wurde durch dem Gedicht 1404 im Sinne der beiden Umformulieren" aus von erzeugt, ganz erwähnten Urkundenfälschungen! Professor Schwarzwälder, Bremer Chronist und Bürger, beurteilt die Fälschun- freundlich: Reichsadler die Umschrift [auf dem Schild des Ro- gen sehr Der und lands von 1404], die sich auf die von Karl dem Großen und anderen Fürsten verliehene Freiheit bezieht, weisen auf den in den Urkundenfälschungen und in der Stadtchronik angedeuteten Bürgerstolz hin. "21 Oh allerdings systematische Fälschungen nur ein Zeichen von Bürgerstolz oder für ganz andere Motive sind, soll hier nicht weiter verfolgt werden. Damit kommen wir zu einem für die Rolandforschung zentralen, neuen Ergeb- Der Zusammenhang Rolandstandbildes nis: eines zur veyheit wurde sehr wahr- scheinlich nicht 1366, sondern erst in den Jahren 1404/1420 in Bremen formuliert und ist rein literarischen Ursprungs.

5. Karlstradition und Karlslegende Bereits die Welfen den glaubten, nicht nur von Sachsenkaisern abzustammen, son- dern auch direkt von Karl dem Großen. 22 Im hohen Mittelalter ist der Glaube an Abstammungen in direkter Linie oder gar die Rückführung des herrschenden Rechts auf Karl den Großen keine Seltenheit. Dass das damals bestehende Recht der Sachsen Kaiser betont bereits auf Karl zurückgeht, der zwischen 1220 und 1232 verfasste Sachsenspiegel:

Nun, wo wir bekehrt sind und Gott uns wieder angenommen hat, halten wir sein Gesetz und seine Gebote, die uns seine Propheten und fromme Leute vom geistlichen Stand gelehrt wie auch die christlichen Könige gesetzt haben: Konstantin und Karl, von denen das Land Sachsen noch immer sein Recht herleitet.

Im Grunde genommen haben wir es bei dem hauptsächlichen Motiv für die Errichtung der Rolandstandbilder mit einer Verknüpfung zweier Legenden zu tun. Da ist zunächst die Legende von dem schwerttragenden Helden Roland, der tapfer den kämpfenden Truppen Kaiser Karls den Rücken frei hält. Unsere Rolandstand- bilder stellen wirklich Roland dar, wie er mit dem bloßen Schwerte wacht. Das Schwert spielt ja auch im deutschen Rolandslied eine zentrale Rolle. Auf der anderen Seite ist da Kaiser Karl, von dem die Franken und Sachsen ihr Recht ableiten. Da Städte sich durch besondere Rechte vom umliegenden Lande

21Herbert SCHWARZWÄLDER,Geschichte der Freien Hansestadt Bremen. Bd. 1-5. Bremen 1995ff., Bd. 1, S. 21. 22Bernd Ulrich HUCKER, Kaiser Otto IV. (Schriften der MGH 34). Hannover 1990, S. 123, Anm. 91. Roland - Heiliger oder Rechtssymbol: ' 185

Abb. 8: Karl der Große als Kirchenstifter mit den Gesichtszügen Kaiser Wilhelms I. (! ) als Sieger über die Heiden. Bremer Dom Nordsei- te. (19. Jh. )

unterscheiden, nimmt es nicht Wunder. wenn sie ihr Recht nach mittelalterlicher Vorstellung ebenfalls von Karl ableiten - unabhängig davon, oh es den Ort zu dieser Zeit überhaupt schon gegeben hat. In der Synthese beider Legenden steht dann der steinerne oder hölzerne Ro- land für die Rechte. die der jeweilige Ort von Kaiser Karl und manchem Fürsten fürwahr ableitete. Wir dürfen daher künftig der historisch überlieferten Bezeich- für Standbilder Bedeutung beimessen ini nung Roland" unsere etwas weniger Vergleich zu dem Motiv für die Errichtung derselben und ihrer Rolle als Denk- mal oder Antiquität der jeweiligen Stadt. Anders ausgedrückt: die Wirkungsge- schichte des Rolandgedankens wird von der modernen Rolandforschung in den Vordergrund gerückt. Die Wirkungsgeschichte haben Dietlinde Munzel-Everling und Bernd-Ulrich Hucker eingehender untersucht. Dennoch müssen Kriterien ent- wickelt werden, nach denen der brasilianische Roland in der Stadt Rolandia / Brasilien (20. Jh. ) oder der Roland von Oebisfelde (19. Jh. ) nicht zur engen Ro- landfamilie gezählt werden. Zunächst verbirgt sich hinter der Auffassung, dass die Rechte und Privilegien vieler Städte von Kaiser Karl verliehen wurden (sog. Kaiserrecht), die Überliefe- bei Karls Biographen Einhard: Doch ließ Völkern rung .. er von allen unter seiner Herrschaft das noch nicht aufgeschriebene Recht zusammenstellen und niederle- gen. "23 Die Auffassung, dass das Recht der Sachsen ein Privileg Konstantins war, das von Karl bestätigt wurde, finden wir schon früh ini Magdeburger Raum. In den Jahren 1250-1270 war dies auch in der ältesten Fassung des Weichbildrechtes

23EINHARD (wie Anm. 3), hier S. 201; Eike vox REPGOR', Der Sachsenspiegel. Hg. von Claus- dieter SCHOTT. Zürich 1984,31996, S. 30 (deutsche Übertragung). I)(tfl P()taI 186 Ik'

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Abb. 9: Kopie des Rolands von Bremen in Rolandia/Bmsilien, das als deutsche Siedlung 1932 gegründet wine. Der Roland in Rolan- dia - immerhin von 4/5 der Größe des Ori- ginalrolands - wurde 1953 von Bildhauer und Steinmetzmeister Ernst Stoltenberg Stein . aus gehauen. Stoltenberg hatte in den 30er Jahren die Ausbesserung und Wiederaufrichtung des Bremer Rolands geleitet.

nachzulesen. 24 Auch Johann von Buch als Verfasser der ersten Glosse zum Sach- senspiegel ging von der fälschlichen Annahme aus, dass das sächsische Landrecht 25 ein den Sachsen 810 erteiltes Privileg Karls des Großen sei. Damit hat aber die Glosse wesentlich zur Verbreitung des Gedankens vorn Kaiserrecht beigetragen.

Übertragung 6. Zur der Bremer Idee auf andere Orte

Zunächst wäre zu konstatieren. dass also in Bremen ein Roland im Jahre 1404, also (1342). erst nach den Rolanden von Hamburg Zerbst (138526), Calbe (1381), Berlin (um 1397), Greifswald (1398), Neustadt Brandenburg (1402) und gleichzeitig mit Elbing (1404) nachweisbar ist. Nach unseren bisherigen Erkenntnissen wurde also wahrscheinlich ein Roland zuerst in Hamburg errichtet und dieser Gedanke auf die genannten Orte noch im 14. Jahrhundert übertragen. Bremen hat seinen Roland erst im Jahre 1404 errichtet, dann aber den größten und prächtigsten. Auch in Figuren. für die anderen Orten entstanden rolandähnliche oft eine frühe Bezeich- (Halle. Göttingen, 27 nung als Roland nicht nachweisbar ist \Vittenberg). Nun tritt das nächste Problem auf: wenn also Rolande sehr wahrscheinlich erst seit Anfang des 15. Jahrhunderts die Karlslegende bzw. das Kaiserrecht symbolisieren, welche

24TRUSEN, Rechtsspiegel (wie Anm. 10), S. 28. 25Gerliard BUCHDA, Art. Landrechtsglosse, in: HRG 2, Sp. 1540-1545. 26Nicht erst 1403, hier wäre Gathens Tabelle zu ergänzen, vgl. Antonius David GATHEN, Rolande als Rechtssymbole. Der archäologische Bestand und seine rechtshistorische Deutung. (Neue Kölner rechtswissenschaftliche Abhandlungen. Heft 14). Berlin 1960, S. 119. 27Vgl. HUCRER. Kritische Annotationen (wie Anm. 14). Roland - Heiliger oder Rechtssvrnbol? lýi

Abb. 10: Im Jahre 1477 unterlag die Stadt im Kampf gegen die Äbtisssin Hedwig von Sach- sen und ihre Brüder Kurfürst Ernst und Her- zog Albrecht den Beherzten von Sachsen. Der Roland wurde 1460 nach dem Vorbild des Hal- berstädter Rolands errichtet und trug damals noch einen Adler im Schild.

Bedeutung hatten dann die Rolande in den Orten, in denen ein Roland früher nachweisbar ist? Hierfür gibt es keine quellenmäßigen Belege, daher kann hier nur mit Überlegungen gearbeitet werden, bis neue Quellen aufgedeckt werden. Variante A) Rolande symbolisieren auch dort die Karlslegende bzw. das Kai- serrecht. Dafür gibt es aber im Gegensatz zur These Trusens keinerlei Hinweise Gegenteil. Das Bremer Gedicht (oder legt dass - im von 1404 später) nahe, mit der Umdichtung zur Schildumschrift dieser Zusammenhang erstmals hergestellt wurde. Auch andere Städte glaubten ja. ihre Rechte von Kaiser Karl dein Großen ableiten zu können. Aber durch Rolande symbolisiert wurde dieses Recht erst mit dem Bremer Roland. also frühestens 1404/1420. Variante B) Die genannten Rolande hatten vorher eine andere Bedeutung, so wie wohl auch die Rolande in , Göttingen und Halle; für den letzteren ist erst 1426 die Bezeichnung Roland nachweisbar. 28 B1) Es könnten Spielrolande wie in Magdeburg und 1384 in Berlin gewesen sein. B2) Sie könnten zunächst Heilige dargestellt haben, für die Statuen errichtet wurden. die dann aber als Rolande bezeichnet wurden. B3) Die frühen Rolandstandbilder stellen nichts anderes als den Helden des Rolandsliedes dar. Aus den angeführten Gründen möchte ich mich der Variante B3) anschließen,

28Zum Roland in Halle vgl. Theodor GOERLITZ. Der Ursprung und die Bedeutung der Rolands- S. Heiner LCch. Der bilder. 1934, 150-163: Roland und das Burggrafengericlit zu Halle, in: E. DONNERT (Hg. ), Europa in der Frühen Neuzeit, Festschrift für Günter Mühlpfordt, Band 1,1997, S. 61-81: GATHEN (wie Anm. 26), S. 17 sieht den Hallenser Roland als ursprüngliches Denkmal für den Burggrafen von Magdeburg an. 188 I ): ýrý r I'liký nach der die frühen Rolande vor 1404 verehrungswürdige Denkmäler für den Hel- den Roland aus dem Rolandslied sind.

7. Ergebnisse

Abb. 11: Gürtel des Bremer Rolands (Düsing) r, ut lauteschlagendem Engel und Rosen

Fälschung

Die Rolanderwähnung für Bremen in der Chronik von Rynesberch und Schere zum Jahre 1366 muss sehr wahrscheinlich - wie auch die Rolanderwähnungen zu 1111 Vor der und 1307 - als Fälschung angesehen werden. allem aber dort erwähnte Zusammenhang zwischen Roland und Freiheit ist in den Bereich der Fabel und Fälschung zu verweisen.

Dichtung

Der in den genannten Gedichten hergestellte Zusammenhang zwischen den Frei- heiten von Bremen, Roland und Karl dem Großen ist rein literarischen Ursprungs. Diese Dichtung geht wohl auf ein Spiel zurück, das in Bremen öffentlich aufgeführt wurde bzw. ist ein Einschub in den Spieletext. Die um 1420 angebrachte Umschrift auf dem Schild des Rolands ist ebenso Gedicht dem Jahre 1404 literarischen Ursprungs - sie geht auf ein aus oder wenig Fälscher der Chronik später zurück. Sie wurde - wahrscheinlich vom von Rynes- Willehad Kaiser Karl berch/Schene - von Bischof auf umgewidmet.

Glaube

Erst mit einem Bremer Gedicht und der Schildumschrift vom Beginn des 15. Jahr- hunderts wird ein Zusammenhang zwischen Roland und Freiheit hergestellt. Da- mit erst setzt der Volksglaube ein, dass Rolande Symbole des von Kaiser Karl dein Großen verliehenen Rechts sind. Seitdem erst werden Rolandfiguren und Freiheit nachweislich in einen Zusammenhang gebracht! Und zwar in einen falschen: Ro- lande sollen danach eine Freiheit symbolisieren, die Karl und mancher Fürst der jeweiligen Rolandstadt gegeben hat. Kaufleute, die nach Bremen kamen, wuss- ten also zu berichten, dass dort Roland die kaiserlichen Privilegien symbolisieren Roland - Heiliger oder Rechtssymbol? I S!) würde. Und zwar ganz offiziell im Auftrag des Rates: Auf dem Markplatz und un- ter Verwendung des kaiserlichen Schildes, angebracht an einem überlebensgroßen auf ai fiere Ort(' iil)PI'trýlh('ll.

" ýýý Abb. 12: Kati do r (: roj; f im Ff strr d(r Au- 'btdrule von Strasbourg (12. Jh. ). Original im llusee de l'muvre Notre Dame

Schlussfolgerung

Die Akzeptanz und weite Verbreitung der Rolandbilder und des Sachsenspiegels sind also gleichermaßen Zeichen der großen Verehrung Kaiser Karls des Großen im hohen und späten Mittelalter. Aber sie wenden sich an verschiedene Zielgruppen - die Standbilder an die Bürgerschaft und das breite Volk, die Rechtshandschriften an die Juristen. Richter und Gelehrten.

Bildnachweis: Abb. 1: D. Pötschke 2002: Abb. 5,6,7,8,11: D. Pötschke 2001; Abb. 9: Herbert Kuke, Bremerhaven, 1980; Abb. 10: D. Pötschke 2000.